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<strong>Adresse</strong> <strong>Marktplatz</strong><br />

Bauen, Besitzen und Bewohnen der Häuser am Jenaer Markt<br />

zwischen 1500 und 1900<br />

Dissertation<br />

zur Erlangung des akademischen Grades<br />

Doctor philosophiae (Dr. phil.)<br />

vorgelegt dem Rat der Philosophischen Fakultät<br />

der Friedrich-Schiller-Universität Jena<br />

von Fanny Rödenbeck, Dipl.-Ing., M. A.<br />

geboren am 7. November 1970 in Dresden.


Gutachter<br />

1. Prof. Dr. Christel Köhle-Hezinger, Lehrstuhl für Volkskunde, FSU Jena<br />

2. Prof. em. Dr. Helmut G. Walther, Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte, FSU Jena<br />

Tag des Kolloquiums: 28. September 2010<br />

Vorsitz: Prof. Dr. Gisela Mettele, Lehrstuhl für Geschlechtergeschichte, FSU Jena<br />

2


Inhalt<br />

Prolog ...................................................................................................................................................... 6<br />

1. Akt: Das 16. Jahrhundert – Aufbruch und Beharren ......................................................................... 16<br />

Zeitschnitt 1: Jena bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts ...................................................................... 16<br />

Bühnenbild 1 ..................................................................................................................................... 17<br />

Marktsüdseite................................................................................................................................ 24<br />

Marktwestseite .............................................................................................................................. 24<br />

Marktnordseite .............................................................................................................................. 25<br />

Marktostseite ................................................................................................................................ 25<br />

Akteure 1 ........................................................................................................................................... 26<br />

Bild 1.1: Markt 16 – Tradition und Kontinuität: Tuchhandel in Jena ................................................ 33<br />

Bild 1.2: Markt 22 – Vom gastfreundlichen Bürgermeister zum Gasthof ......................................... 40<br />

Bild 1.3: Markt 3 – Der Rektor wohnt am Markt. Akademiker im Zentrum der Bürgerstadt ........... 52<br />

Bild 1.4: Markt 7 – Vom Krämerhaus zum Buchladen ....................................................................... 60<br />

Nebenbühne 1: Markt 8 – Vom Tuchhändlerhaus zum Haus des fremden Gelehrten .................... 67<br />

Fazit 1 ................................................................................................................................................ 72<br />

2. Akt: Jena als kleine Residenz- und große Universitätsstadt .............................................................. 75<br />

Zeitschnitt 2: Jena um 1700 .............................................................................................................. 75<br />

Bühnenbild 2 ..................................................................................................................................... 81<br />

Hinter den Kulissen: Die Hausstätten ................................................................................................ 87<br />

Akteure 2 ........................................................................................................................................... 89<br />

Bild 2.1: Markt 16 – Ein Professor baut um ....................................................................................... 90<br />

Bild 2.2: Markt 22 – Ein Gastwirt macht sich unbeliebt .................................................................... 92<br />

Bild 2.3: Markt 3 – Das unauffällige Professorenhaus .................................................................... 102<br />

Bild 2.4: Markt 7 – Ein Stück vom Haus zu vererben ....................................................................... 104<br />

Nebenbühne 2: Markt 11/12 – Mord und Totschlag an der Marktostseite ................................... 110<br />

Fazit 2 .............................................................................................................................................. 114<br />

3. Akt: Jena nach Klassik und Napoleon .............................................................................................. 116<br />

Zeitschnitt 3: Jena kurz nach 1800 .................................................................................................. 116<br />

Bühnenbild 3 ................................................................................................................................... 117<br />

Akteure 3 ......................................................................................................................................... 125<br />

Bild 3.1: Markt 16 – Buchhandel am Markt .................................................................................... 127<br />

Bild 3.2: Markt 22 – Zwei Häuser in einer Hand .............................................................................. 134<br />

3


Bild 3.3: Markt 3 – Legende Hofapotheker Wilhelmi ...................................................................... 139<br />

Bild 3.4: Markt 7 – Starke Witwen .................................................................................................. 146<br />

Nebenbühne 3: Kleine Rathausgasse 3 – Auditorium, Pferdestall und Waschküche ..................... 149<br />

Fazit 3 .............................................................................................................................................. 152<br />

4. Akt: Jenas verspäteter, dann aber rasanter Aufbruch in die Moderne ........................................... 153<br />

Zeitschnitt 4: Jena um 1900 ............................................................................................................ 153<br />

Bühnenbild 4 ................................................................................................................................... 155<br />

Die Akteure 4 ................................................................................................................................... 156<br />

Bild 4.1: Markt 16 – Eine Tischlerwerkstatt ohne große Ambitionen ............................................ 158<br />

Bild 4.2: Markt 22 – Die „Sonne“ als moderner Gasthof ................................................................. 160<br />

Bild 4.3: Markt 3 – Die Hofapotheke als ein Relikt aus alten Zeiten ............................................... 163<br />

Bild 4.4: Markt 7 – Die „Göhre“ kommt endlich zu ihrem Namen ................................................. 165<br />

Nebenbühne 4: Modernes Bauen kontra Heimatschutz, der Neubau des Kaufmanns Kramer ..... 169<br />

Fazit 4 .............................................................................................................................................. 171<br />

Epilog ................................................................................................................................................... 172<br />

Qualifiziertes Häuserbuch ................................................................................................................... 174<br />

Marktwestseite................................................................................................................................ 176<br />

Markt 1 – Rathaus ....................................................................................................................... 176<br />

Markt 2 ........................................................................................................................................ 176<br />

Kleine Rathausgasse 1 ................................................................................................................. 182<br />

Kleine Rathausgasse 3 ................................................................................................................. 190<br />

Markt 3 ........................................................................................................................................ 197<br />

Markt 3a ...................................................................................................................................... 205<br />

Marktnordseite ................................................................................................................................ 209<br />

Markt 4 ........................................................................................................................................ 209<br />

Markt 5 ........................................................................................................................................ 216<br />

Westseite des Markgässchens .................................................................................................... 230<br />

Ostseite des Marktgässchens ...................................................................................................... 233<br />

Markt 6 – Marktmühle ................................................................................................................ 236<br />

Markt 7 ........................................................................................................................................ 239<br />

Marktostseite .................................................................................................................................. 245<br />

Markt 8 ........................................................................................................................................ 245<br />

4


Markt 9/10 ................................................................................................................................... 253<br />

Markt 11 ...................................................................................................................................... 265<br />

Markt 12 ...................................................................................................................................... 275<br />

Markt 13 ...................................................................................................................................... 283<br />

Markt 14 ...................................................................................................................................... 288<br />

Markt 15 ...................................................................................................................................... 292<br />

Markt 16 ...................................................................................................................................... 299<br />

Markt 17 ...................................................................................................................................... 306<br />

Unterm Markt 1 ........................................................................................................................... 314<br />

Marktsüdseite ................................................................................................................................. 324<br />

Unterm Markt 2 ........................................................................................................................... 324<br />

Markt 18 ...................................................................................................................................... 326<br />

Markt 19 ...................................................................................................................................... 333<br />

Markt 20 ...................................................................................................................................... 342<br />

Markt 21 ...................................................................................................................................... 347<br />

Markt 22 ...................................................................................................................................... 353<br />

Markt 23 ...................................................................................................................................... 368<br />

Markt 24 ...................................................................................................................................... 376<br />

Abbildungen ........................................................................................................................................ 382<br />

Quellenverzeichnis .............................................................................................................................. 438<br />

Gedruckte Quellen .......................................................................................................................... 438<br />

Ungedruckte Quellen ...................................................................................................................... 439<br />

Aus den Beständen des Stadtarchivs Jena .................................................................................. 439<br />

Aus den Beständen des Bauaktenarchivs Jena............................................................................ 441<br />

Aus den Beständen des Hauptstaatsarchivs Weimar .................................................................. 441<br />

Aus Beständen der Unteren Denkmalschutzbehörde Jena ......................................................... 441<br />

Als Quellen verwendete Abbildungen ............................................................................................. 441<br />

Literaturverzeichnis ............................................................................................................................. 444<br />

Erklärung ............................................................................................................................................. 449<br />

5


Prolog<br />

„Die Marktplätze einer frühneuzeitlichen Stadt gehören zu den sozial besonders attraktiven<br />

Gebieten. Dies illustriert einen für die städtische Sozialtypographie jener Epoche generell<br />

typischen Befund: Zentralität und Prestige waren aneinander gekoppelt: Je näher eine<br />

Wohnlage dem urbanen Zentrum war, desto größer war ihre Attraktivität, während umgekehrt<br />

eine entlang der Mauern oder gar außerhalb der Befestigungsanlagen gelegene<br />

Wohnung nicht nur räumliche, sondern in vielen Fällen auch gesellschaftliche Randständigkeit<br />

signalisierte.“ 1<br />

Gilt diese These von Ulrich Rosseaux für den gesamten Zeitraum der Frühen Neuzeit und<br />

eventuell auch darüber hinaus uneingeschränkt auch für die Markthäuser Jenas? Gibt es<br />

dabei Abstufungen, Brüche, eventuell auch gegenläufige Entwicklungen?<br />

Unser bisheriges Wissen über die Bewohner und Nutzer der Jenaer Markthäuser geht<br />

nur in wenigen Fällen weiter zurück als bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, als auch in<br />

Jena Adressbücher eingeführt wurden. Gerade durch die großen Fortschritte der Bauforschung,<br />

die besonders durch die Methode der Dendrochronologie Umbauten der Gebäude<br />

teilweise auf Jahre genau datieren kann, wurde dieses Nichtwissen um die Nutzergeschichte,<br />

die oft genug erst den Anlass für bauliche Veränderungen gab, zum Desiderat.<br />

Wer hat in den vergangenen Jahrhunderten in den Häusern am Jenaer Markt gewohnt,<br />

und wem gehörten die Häuser? Waren hier immer die Stadteliten zu Hause? Warum<br />

wurden Häuser gerade in den von den Bauhistorikern festgestellten Jahren<br />

um- oder neugebaut, warum Grundstücke geteilt oder zusammengelegt? War der Markt<br />

durch alle Zeiten ein Schmuckstück der Stadt und bedeutete es ein besonderes Privileg,<br />

hier ein Haus zu besitzen? War hier schon immer ein Ort des Essens, Trinkens und der<br />

Freizeit oder wurde am Markt auch lärmendes oder stinkendes Gewerbe betrieben?<br />

Fragen über Fragen – nicht alle ließen sich in dieser Untersuchung zufriedenstellend<br />

klären. Augenmerk wurde speziell auf das Leben der Hausbewohner gelegt. Das Geschehen<br />

auf dem Platz, der Markt als Ort des Handels, der studentischen Aufzüge und Kämpfe<br />

sowie auch als Richtort wird in der Arbeit nur ganz am Rande thematisiert, da diese<br />

Felder Inhalt eines anderen geplanten Forschungsvorhabens sind. 2<br />

Volkskundliche Forschungen zum gebauten Wohnumfeld haben eine lange Tradition.<br />

Die alte Volkskunde befasste sich dabei vorzugsweise mit dem typischen ländlichen<br />

1 Ulrich ROSSEAUX: Städte in der Frühen Neuzeit. Reihe: Geschichte kompakt. Darmstadt: WBG (Wissenschaftliche<br />

Buchgesellschaft) 2006, S. 99.<br />

2 Die Kustodin des Stadtmuseums Jena Birgitt Hellmann plant eine Veröffentlichung zu diesem Thema, so<br />

dass die an sich wünschenswerte Verknüpfung dieser Themen hier nicht angegangen wird.<br />

6


Wohnhaus bestimmter Regionen 3 und war u.a. auf der Suche nach dem „Urhaus“. Städtische<br />

Wohnhäuser spielten dabei für Volkskundler lange eine untergeordnete Rolle,<br />

wurden bei ausgeprägtem Fassadenschmuck oder repräsentativen Raumgestaltungen<br />

gern den Kunsthistorikern überlassen. Kulturwissenschaftler jüngerer Zeit untersuchten<br />

bevorzugt spezielle Aspekte des Wohnens und Bauens sowie deren Bedeutungsaufladung<br />

durch weitergegebene Wohntraditionen 4 . Daneben entwickelte sich längere Zeit<br />

relativ eigenständig die Bauforschung, die von vielen ihrer Experten, oft aus den Reihen<br />

der Denkmalpfleger, Architekten und Archäologen kommend, als reine materielle Untersuchung<br />

eines Gebäudes, seiner baulichen Schichten und seiner Gefügestruktur verstanden<br />

wurde und wird. Erst die neuere Hausforschung, angeregt und initiiert besonders<br />

von Konrad Bedal 5 , dem langjährigen Leiter des Fränkischen Freilandmuseums in Bad<br />

Windsheim, schuf eine engere Verflechtung von Bauforschung und Auswertung von Archivalien.<br />

In der Weiterführung seiner Anregungen stehen Fred Kaspar und Thomas<br />

Spohn, die über das konkrete Einzelhaus hinaus die Untersuchung eines größeren räumlichen<br />

und sozialen Zusammenhanges, gerade auch bei der Erforschung der in der Alten<br />

Volkskunde vernachlässigten urbanen Wohngebäude fordern. Vorbildhaft für die hier<br />

vorgelegte Studie ist besonders die Untersuchung eines Einzelhauses in engster Verbindung<br />

von baulicher und archivalischer Spurensuche, die beeindruckende Forschung der<br />

Historikerin Olivia Hochstrasser: Ein Haus und seine Menschen 6 . Für ein Ensemble meh-<br />

3 Vgl. u.a. Karl BAUMGARTEN: Das deutsche Bauernhaus. Eine Einführung in seine Geschichte vom 9. bis zum<br />

19. Jahrhundert. Berlin, 1985; sowie speziell für <strong>Thüringen</strong> von Oskar SCHMOLITZKY: Das Bauernhaus in<br />

<strong>Thüringen</strong>. Berlin, Akademieverlag, 1968.<br />

4 Z.B. Wolfgang BRÜCKNER: Kulturgeschichtliche Möbelforschung. VW-Symposium in Würzburg vom 16.-<br />

19.10.1986. In: Bayerische Blätter für Volkskunde 14 (1987), S. 1-18.<br />

Oder:<br />

Marina MÜNCH/Iris HÖFER (Hg.): Möbel in <strong>Thüringen</strong>. Produktion. Gebrauch. Interpretation. Museum für<br />

Volkskunde Erfurt. 2003.<br />

Oder:<br />

Hajo EICKHOFF: Himmelsthron und Schaukelstuhl. Die Geschichte des Sitzens. München, Hanser Verlag,<br />

1993.<br />

Oder:<br />

Nina HENNIG/ Heinrich MEHL (Hg.): Bettgeschichte(n). Zur Kulturgeschichte des Bettes und des Schlafens<br />

(Arbeiten und Leben auf dem Lande, Bd. 5) Schleswig, 1997.<br />

Oder:<br />

Christel KÖHLE-HEZINGER: Wie kam das Grün ins Haus? Anmerkungen zum Verhältnis Mensch – Haus –<br />

Pflanze. In Hessische Blätter für Volks- und Kulturforschung. Neue Folge 34/1998. Marburg, 1998, S.11-34.<br />

Oder:<br />

Thomas SCHÜRMANN/Egbert UEKERMANN: Das verkleidete Fenster. Die Kulturgeschichte der Gardine 1800<br />

bis 2000. Cloppenburg, 1994. Sowie viele weitere Studien.<br />

5 Vgl. besonders Konrad BEDAL: Historische Hausforschung: Eine Einführung in Arbeitsweis, Begriffe und<br />

Literatur (Schriften und Kataloge des Fränkischen Freilandmuseums des Bezirkes Mittelfranken in Bad<br />

Windsheim. Bad Windsheim, 1993; sowie auch sein Aufsatz: Wohnen im hölzernen Gehäus. Zur Geschichte,<br />

Verbreitung und Bedeutung der Bohlenstuben in Süddeutschland. In: Albrecht Bedal/Isabella Fehle<br />

(Hg.): HausGeschichten. Bauen und Wohnen im alten Hall und seiner Katharinenvorstadt. Sigmaringen,<br />

Thorbecke, 1994.<br />

6 Olivia HOCHSTRASSER: Ein Haus und seine Menschen. 1549-1989. Tübingen: Tübinger Vereinigung für<br />

Volkskunde, 1993.<br />

7


erer Gebäude, ganze Straßenzüge oder Plätze existieren vergleichbare Untersuchungen<br />

bisher kaum, sind wegen des zu leistenden Forschungsumfangs und des wohl selten in<br />

solcher Lückenlosigkeit vorhandenen Quellenmaterials wie bei dem von Frau Hochstrasser<br />

untersuchten Hauses wohl auch kaum in größerer Anzahl, zumindest nicht von<br />

Einzelpersonen, zu leisten. Am nächsten kommt diesem wünschenswertem Ziel die Veröffentlichung<br />

von Gerhard Seibold: Häuser und Menschen. 500 Jahre Stadtgeschichte am<br />

Beispiel einer Haller Häuserzeile 7 .<br />

Die Forschungen von Prof. Köhle-Hezinger zur spätmittelalterlichen Stadt am Beispiel<br />

Esslingens 8 sowie weitere Dissertationen zum Bauen und Wohnen unter ihrer Betreuung<br />

9 , wenn auch zu anderen Epochen, aber auch die ebenfalls hier betreute, sehr aufschlussreiche<br />

Dissertation zu Witwen in der Frühen Neuzeit und ihren Wirkungsräumen<br />

und Gestaltungsmöglichkeiten 10 bereiteten den Boden für die hier vorgelegte Untersuchung<br />

zum Bauen und Wohnen am Jenaer Markt.<br />

Die für Jenas Markthäuser, soweit sie die Bombardierungen des Zweiten Weltkrieges<br />

überstanden haben und in den letzten zwei Jahrzehnten umgebaut wurden, glücklicherweise<br />

zumindest für Teilbereiche der Gebäude vorliegenden, meist durch das Bauforschungsbüro<br />

Silbitz unter Leitung von Lutz Scherf durchgeführten, bauhistorischen<br />

Untersuchungen, bildeten ein Gerüst für die Untersetzung mit Fakten aus archivalischen<br />

Studien.<br />

Gerade das bisherige Nichtvorhandensein eines Häuserbuches für Jena machte es unumgänglich,<br />

den Markt mit allen seinen Häusern als Gesamtheit zu betrachten um so<br />

durch die in den alten Steuerbüchern angegebenen Nachbarschaften die jeweiligen Besitzer<br />

verorten zu können. Diese Untersuchung eines größeren Ensembles, und hier mit<br />

dem Markt des Zentrums der historischen Stadt, bot aber auch die Chance, über Aussagen<br />

zu Einzelgebäuden hinaus, Entwicklungen und Tendenzen der Geschichte einer<br />

Stadt in Gänze aufzeigen können und dabei Phasen schneller Veränderungen und Strecken<br />

der Kontinuität zu beobachten.<br />

Eine Dichte, wie sie in der Untersuchung von Frau Hochstrasser zu finden ist, konnte<br />

durch die Bearbeitung einer Vielzahl von Gebäuden mit einer Fülle von familiären Be-<br />

7 Gerhard SEIBOLD: Häuser und Menschen. 500 Jahre Stadtgeschichte am Beispiel einer Haller Häuserzeile.<br />

Beilage zum Jahrbuch des Historischen Vereins für Württembergisch Franken. Schwäbisch Hall, 2007.<br />

8 Christel KÖHLE-HEZINGER: Leben in der mittelalterlichen Stadt. In: Rainer EWALD/Christel KÖHLE-<br />

HEZINGER/ Jörg KÖNEKAMP (Hg.): Stadthausarchitektur und Alltag in Esslingen seit dem 14. Jahrhundert:<br />

Hafenmarkt 8 und 10. Weissenhorn, Konrad Verlag, 1992, S. 64-103.<br />

9 Cortina GENTNER: WohnWenden. Wohn- und Wendegeschichten aus Brandenburg. Münster, Waxmann,<br />

2007.<br />

Und: Margarete MEGGLE: Zwischen Altbau und Platte. Erfahrungsgeschichte(n) vom Wohnen. Alltagskonstruktionen<br />

in der Spätzeit der DDR. Diss. Jena 2004.<br />

10 Gesa INGENDAHL: Witwen in der Frühen Neuzeit. Eine kulturhistorische Studie. Frankfurt/Main, Campus,<br />

2006.<br />

8


ziehungen über vier Jahrhunderte nicht durchgehalten werden. Aber auch für Einzelhäuser<br />

wäre hier in Jena aufgrund der wesentlich dürftigeren Quellenlage 11 eine vergleichbare<br />

Arbeit nicht möglich gewesen. Dafür ergibt sich durch die gleichzeitige Betrachtung<br />

einer Vielzahl benachbarter Gebäude und ihrer Besitzer eine neue Qualität der<br />

Ergebnisse: Das Typische einer Epoche tritt gegenüber dem Einzelfall eines speziellen<br />

Gebäudes mehr in den Vordergrund.<br />

*<br />

Die Begriffe Haus und Häuser werden in dieser Untersuchung, bedingt durch die Angaben<br />

in den hier ausgewerteten Steuerbüchern, die in aller Regel von dem „Wohnhaus“<br />

und dessen Besitzer sprechen, in erster Linie als Synonyme für Gebäude verwandt. Erst<br />

in zweiter Linie steht hier die Bedeutung „Haus“ als Beziehungsgeflecht der Bewohner<br />

im Sinne des Idealkonstrukts der Frühen Neuzeit, wie es von Otto Brunner beschrieben<br />

wird. 12 Damit soll keine Kritik an diesem Modell, das hier als Idealbild und vor allem<br />

auch politisches Modell und nicht als Beschreibung konkreter Wirklichkeit in einem<br />

spezifischen Fall gesehen wird, zum Ausdruck gebracht werden. Vielmehr ergibt sich<br />

diese primäre Begriffseinengung auf die bauliche Hülle aus den zur Verfügung stehenden<br />

Quellen. In einem zweiten Schritt dieser Arbeit wird dann versucht, über das heute<br />

in vielen Fällen noch vorhandene repräsentative Wohnhaus hinaus, zunächst die Hausstätte,<br />

wie sie Fred Kaspar 13 beschreibt, zu analysieren. Er bezieht sich hier auf Thomas<br />

Spohn, der bereits im Jahr 1995 forderte, die Hausforschung auf „1) das Haus in Material<br />

und Konstruktion, 2) das Haus als Produkt und Ware, 3) das Haus als Lebensraum und 4)<br />

die Stadt als Lebensraum“ 14 auszuweiten. Diese Betrachtungsweise führt Kaspar dahin,<br />

dass er für zukünftige volkskundliche Hausforschungen „neben dem einzelnen Gebäude<br />

die Vielzahl von Bauten, die einen Stadtorganismus ausmachen“ 15 in den Mittelpunkt der<br />

Betrachtungen zu stellen wünscht. Zwar nicht für die gesamte Stadt, aber für den Markt<br />

soll in der vorliegenden Untersuchung versucht werden, diesen neueren Forschungsansätzen<br />

zu entsprechen. Neben dem Wohnhaus mit Marktfassade werden daher die ebenfalls<br />

auf dem Grundstück am Markt vorhandenen Nebengebäude und Räumlichkeiten<br />

sowie weitere Immobilien des Hausbesitzers in der Stadt und im Umland, landwirtschaftliche<br />

Flächen, aber auch weitere Gebäude, die teilweise mit dem ausgeübten Gewerbe<br />

des Betreffenden im Zusammenhang stehen, als Gesamtheit einer erweiterten<br />

11 Ausgewertet wurden hauptsächlich die ab 1502 vorliegenden steuerlichen Unterlagen verschiedener<br />

Qualität. Inventare, die über das Innere der Gebäude Aufschluss geben könnten, wurden nicht aufgefunden.<br />

12 Otto BRUNNER: Das „ganze Haus“ und die alteuropäische „Ökonomik“, in: Otto BRUNNER: Neue Wege der<br />

Sozialgeschichte. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1956, S. 33-61.<br />

13 Fred KASPAR: Hausforschung im Kontext. Gefüge und Struktur jenseits des Bauwerks. In: Herbert MAY<br />

und Kilian KREILINGER (Hg.): Alles unter einem Dach. Häuser-Menschen-Dinge. Festschrift für Konrad Bedal<br />

zum 60. Geburtstag. Petersberg: Michael Imhof Verlag, 2004, S. 73-84.<br />

14 Ebenda, S. 74.<br />

15 Ebenda.<br />

9


Hausstätte gesehen. Auch Grabstätten, Gemälde oder andere überlieferte Zeichen des<br />

Wirkens der Hausbewohner der Markthäuser werden, sofern auffindbar, hier mit betrachtet.<br />

Dadurch und durch die Heranziehung aller auffindbaren überlieferten Fakten<br />

zu den konkret verorteten Hausbesitzern sind dann in einigen Fällen auch für das 16.<br />

und 17. Jahrhundert Aussagen zu deren „Haus“ im Brunnerschen Sinne möglich.<br />

Im weitesten Sinne ist daher die Zusammenführung bau- und kulturhistorischer Herangehensweisen<br />

an die Erforschung der Hausgeschichten der Jenaer Markthäuser und eine<br />

Verständigung zwischen den jeweiligen Fachsprachen Ziel der vorliegenden Arbeit.<br />

*<br />

Ein besonderer Schwerpunkt der Untersuchung liegt auf der Frühen Neuzeit. Die Verhältnisse<br />

im 16. und 17. Jahrhundert interessieren besonders, weil in dieser Zeit viele<br />

der überlieferten Häuser am Markt neuerbaut oder umgebaut wurden und durch diese<br />

Arbeit versucht werden soll, Ursachen und Beweggründe für diese Neugestaltungen des<br />

Marktes, die in ähnlichem Umfang erst wieder im beginnenden 20. Jahrhundert erfolgten,<br />

zu finden. Die Zurückverfolgung der Besitzer- und Nutzergeschichten der Häuser in<br />

frühere Jahrhunderte war ohne Untersuchung der Verhältnisse im 19. und späteren 18.<br />

Jahrhundert jedoch nicht möglich. Auch dienten diese als Vergleichsgrundlage bezüglich<br />

der sozialen Zusammensetzung der Markthausbewohner und des Prestiges des Wohnens<br />

am Markt, sind aber nicht selber Kernstücke dieser Untersuchung. Für eine gründlichere<br />

Untersuchung der Verhältnisse im ausgehenden 18. und vor allem im 19. Jahrhundert<br />

müssten gegebenenfalls zusätzlich zu den hier ausgewerteten Steuer-, Kirchen-<br />

und Adressbüchern sowie den bauhistorischen Untersuchungen und den vorhandenen<br />

Bauakten auch weitere Quellen wie Briefe oder Tagebücher und zum Teil eventuell noch<br />

vorhandene Verkaufs- und Versteigerungsankündigungen interpretiert werden. Im<br />

Rahmen dieser Arbeit waren diese Auswertungen nicht zu leisten.<br />

*<br />

Im 16. und 17. Jahrhundert sind Schriftstücke, die uns über die Bewohner Jenas und ihre<br />

Besitzungen unterrichten, hauptsächlich Steuerlisten. Hier werden allerdings normalerweise<br />

nur die Hausbesitzer und nicht alle Bewohner des Hauses aufgeführt. Weitere<br />

Haushaltsmitglieder und Mieter sind üblicherweise nur dann verzeichnet, wenn sie eigene<br />

Grundstücke besitzen. Dieser Umstand ist im 16. Jahrhundert unter der Annahme,<br />

dass der Mehrzahl der Häuser noch einem dem Brunnerschen „ganzen Haus“ angenähertes<br />

System zugrunde liegt, verkraftbar. Problematischer wird die Beurteilung der Verhältnisse<br />

unter ähnlicher Quellenlage dann für das 17. und 18. Jahrhundert. Testamente<br />

und Inventare, die uns über die innere Gliederung, Nutzung und Einrichtung informieren<br />

könnten, sind in Jena nicht erhalten bzw. waren nicht auffindbar.<br />

10


In jedem der Schwörbuch, Güterbuch, Geschossbuch oder auch Steueranschlag genannten<br />

steuerlichen Unterlagen gibt es eine beträchtliche Anzahl von Seiten, die dem Markt gewidmet<br />

sind. Zum Markt im damaligen Sinne gehört jedoch auch ein Teil der von dem<br />

Platz abgehenden Gassen. Manche dieser Steuerlisten wurden offenbar nur in dem Jahr<br />

der Erstellung benutzt, sind dadurch relativ gut lesbar und vermitteln ein genaues Bild<br />

der Verhältnisse zum Zeitpunkt der Niederschrift. Das Ratsgüterbuch von 1686 hingegen<br />

wurde von den Steuerbeamten bis mindestens in das Jahr 1810 weiterverwendet.<br />

Da zur Erhebung der Steuern jedoch nur der jeweils aktuelle Besitzer notwendig war,<br />

wurden die Vorbesitzer teilweise sehr gründlich gestrichen, der neue Name dafür irgendwo<br />

an ein noch freies Fleckchen geschrieben. Auch ist nicht bei jedem neuen Besitzer<br />

ein Erwerbsdatum genannt – für den Beamten galt natürlich immer der einzige nicht<br />

gestrichene Name. Leider ist durch die Vielzahl der Streichungen und die oft unabhängig<br />

von den Häusern am Markt veräußerten weiteren Grundstücke des jeweiligen Vorbesitzers<br />

ein teilweise nahezu unentwirrbares Durcheinander von Namenszügen entstanden.<br />

Zuweilen erkannten die zeitgenössischen Schreiber das auch und begannen an einer<br />

anderen Stelle des Buches mit demselben Haus neu, ohne jedoch immer zu vermerken,<br />

um welches bisherige Haus es sich bei dem Neueintrag handelte. Nicht immer war es<br />

daher möglich, sämtliche Hausbesitzer durch die Jahrhunderte aufzufinden und in die<br />

richtige Chronologie zu bringen. Manches muss dabei Annahme und Wahrscheinlichkeit<br />

bleiben.<br />

Das 18. Jahrhundert ist von der Quellenlage zu den Hausbewohnern her am schwierigsten<br />

und nur sehr grob zu fassen. Da mittlerweile sehr viel Menschen zur Miete wohnen,<br />

in dem 1686 begonnenen Ratsgüterbuch jedoch nur die steuernden Hausbesitzer aufgeführt<br />

werden, wird das Bild hier besonders ungenau. Auch ist in diesem Jahrhundert,<br />

bedingt durch die vielen nachträglichen Einträge in diesem Güterbuch, eine Reihenfolge<br />

oft sehr schwer zu finden. Adressbücher oder ähnliche Unterlagen sind für diese Zeit in<br />

Jena jedoch noch nicht vorhanden. Hier macht sich auch das Nichtvorhandensein einer<br />

modernen Stadtgeschichte Jenas besonders unangenehm bemerkbar: Die aufgefundenen<br />

Namen lassen sich oft weder nach ihrem Wirken in und für die Stadt noch in ihrer sozialen<br />

Stellung einordnen. Zumindest für die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts ist der<br />

Wert der hier vorliegenden Untersuchung daher begrenzt. Hier müsste die Auswertung<br />

von Briefen oder anderen persönlichen Notizen der Bewohner, eventuell durch einen<br />

Germanisten, eine Ergänzung bringen.<br />

Im 19. und 20. Jahrhundert ist die Breite der Quellen natürlich ungleich größer. Hier finden<br />

sich neben Steuerlisten auch regelrechte Einwohnerlisten, Brandkataster und -pläne<br />

16 sowie ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch Adressbücher. Ende des 19.<br />

16 Vgl. Abb. 1, Brandkatasterplan von 1865 (Ausschnitt).<br />

11


Jahrhunderts beginnen dann für die meisten Häuser sogenannte Bauakten, da nun auch<br />

kleinere Umbauten angezeigt und genehmigt werden mussten.<br />

Für heutige Forscher ist es bedauerlich, dass Hausnummern in unserem heutigen Sinn in<br />

Jena erst 1887 eingeführt wurden. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts gab es eine Art Durchnummerierung<br />

der jeweiligen Stadtgebiete, im Falle des Marktes also des Marktbezirkes.<br />

Bereits etwas eher, ab 1828, wurden Brandkatasternummern für die einzelnen Gebäude<br />

der Stadt eingeführt, die am Markt den Bezirksnummern ähneln, ihnen aber nicht entsprechen.<br />

Parallel dazu wurden seit 1810 Steuernummern pro Haus benutzt, die wieder<br />

ähnlich, aber doch anders als die vorher aufgeführten Nummern waren, so dass zwischen<br />

1810 und 1862 für ein und dasselbe Gebäude drei verschiedene Nummern im<br />

Umlauf waren, was die korrekte Zuordnung, vor allem bei häufigem Besitzerwechsel,<br />

nicht einfach macht.<br />

Für die Zeit vor 1810 bleibt zur Lokalisierung eines Gebäudes nur der in den Steuerbüchern<br />

meist angegebene Name mindestens eines Nachbarn des Hausbesitzers bzw. eine<br />

vermerkte markante Lage. Glücklicherweise wird dabei ab 1540, als auch die Identifizierung<br />

durch einen Nachbarn eingeführt wird, im Großen und Ganzen immer dieselbe<br />

Reihenfolge, beginnend an der eigentlich wenig markanten Südostecke des Marktes,<br />

eingehalten. Diese Reihenfolge ist allerdings nirgends vermerkt und erschließt sich erst<br />

im Rückwärtsgang durch die Jahrhunderte. Durch Auswerten der Nachbarschaften entsteht<br />

ein recht genaues Bild bis zurück zur Mitte des 16. Jahrhunderts. Ohne eine Stadtbeschreibung<br />

17 aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert, in der jedes Haus am Markt<br />

nacheinander mit Nachbarn und vor allem einigen Vorbesitzern genannt wird, wäre dieses<br />

Puzzle, besonders für das 18. Jahrhundert, jedoch kaum zu lösen gewesen.<br />

Vor 1540 werden die Besitzer der Häuser am Markt ohne Nachbarn und scheinbar ohne<br />

erkennbare Ordnung aufgeführt, so dass nur in Ausnahmefällen und unter Annahme der<br />

Hausweitergabe innerhalb der Familie ein Zurückverfolgen der Besitzerchronologie bis<br />

um 1500 erfolgen kann.<br />

Um über die Namen der Hausbesitzer und ihren Grundbesitz hinaus noch Aussagen zu<br />

deren Persönlichkeit, Beruf und sozialem Umfeld machen zu können, wurden in dieser<br />

Untersuchung weitere Quellen und zeitgenössische Regionalliteratur ausgewertet. Für<br />

die Zeit vor 1600 konnte hierbei auf die sehr hilfreiche Quellensammlung zu den Jenaer<br />

Einwohnern zwischen 1250 und 1600 von Hans Apel zurückgegriffen werden 18 , der in<br />

dieser alle ihm zur Verfügung stehenden Quellen im Hinblick auf Angaben zu den jeweiligen<br />

Personennamen durchsucht hat. Dadurch werden Verwandtschaften transparent<br />

und berufliche Einbettungen erkennbar.<br />

17 Johann Ernst Basilius WIEDEBURG: Beschreibung der Stadt Jena, Jena: 1785.<br />

18 Hans APEL: Jenas Einwohner aus der Zeit von 1250 bis 1600. Quellenbuch zur Jenaer Sippengeschichte.<br />

Görlitz: Verlag für Sippenforschung und Wappenkunde C. A. Starke, 1937.<br />

12


Für die Zeit vor 1819 berichtet Spangenberg 19 , ausgehend von deren Todestag, einige<br />

Fakten zu den ihm wichtigen Angehörigen der Universität und einigen anderen herausragenden<br />

Persönlichkeiten. Dadurch ist auch die Recherche in den ab 1606 vorliegenden<br />

Kirchenbüchern 20 etwas vereinfacht. Auch aus den Chroniken Beiers 21 , Schmeizels 22 und<br />

von Schreiber/Färber 23 sind Ergänzungen zu den reinen Steuerlisten des Stadtarchives<br />

zu entnehmen. Leider fehlt für Jena bis heute eine moderne Stadtgeschichte, so dass ich<br />

mich in vielen Fällen auf die in den dreißiger Jahren verfasste und 1966 erschienene<br />

Stadtgeschichte von Koch 24 beziehen musste, die ohne jegliche Quellenangaben auskommt.<br />

Ideengebend für die Untersuchung über die Geschichte der Hausbesitzer und -bewohner<br />

waren die für einen Großteil der Markthäuser, die die Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges<br />

überstanden haben, vorliegenden bauhistorischen Untersuchungen aus den letzten<br />

10-15 Jahren. 25 Durch neue Erkenntnisse der Bauforschung, vor allem in der Gefügekunde<br />

und durch die Möglichkeiten der Dendrochronologie konnten Umbaumaßnahmen<br />

teilweise bis auf wenige Jahre genau datiert werden. Ursachen für solche baulichen<br />

Eingriffe aus der Besitzer- und Nutzungsgeschichte der Häuser zu finden, war eine der<br />

Triebfedern der Arbeit.<br />

*<br />

Um die Ergebnisse der Arbeit darstellen zu können wurde ein qualifiziertes Häuserbuch<br />

erstellt, das neben den auffindbaren Namen der Besitzer auch Angaben zu deren Wirken<br />

und verwandtschaftlichen Beziehungen enthält. Außerdem wurden hier, wann immer<br />

nachweisbar, auch weitere Hausbewohner aufgenommen sowie die aus den bauhistorischen<br />

Untersuchungen und Bauakten bekannten Bau- und Umbaudaten eingefügt. Darüber<br />

hinaus wurde versucht, die wichtigsten Entwicklungen anhand von vier Zeitschnit-<br />

19 Johann Christian Jacob SPANGENBERG: Handbuch der in Jena seit beinahe fünfhundert Jahren dahingeschiedenen<br />

Gelehrten, Künstler, Studenten und anderen bemerkenswerten Personen theils aus den Kirchenbüchern,<br />

theils aus andern Hülfsquellen gezogen und nach dem Jahre 1819 geordnet. Jena: Eigenverlag,<br />

1819.<br />

20 Die Jenaer Kirchenbücher liegen für die Zeit von 1606 bis 1903 in digitalisierter Form vor und sind in<br />

der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) einsehbar.<br />

21 Ilse TRAEGER (Hg.): Magister Adrian Beiers Jehnische Chronika. Chronologus Jenensis 1600-1672. Halle:<br />

Druckhaus Freiheit, o.J.<br />

22 Martin SCHMEIZEL: Jenaische Stadt- und Universitäts-Chronik. Herausgeber: Ernst Devrient (1908). Jena:<br />

Bernhard Vopelius, 1758.<br />

23 Carl SCHREIBER und Alexander FÄRBER: Jena von seinem Ursprunge bis zur neuesten Zeit nach Adrian<br />

Beier, Wiedeburg, Spangenberg, Faselius, Zenker u.a. Jena: JUB in Verbindung mit Verlag Christoph<br />

Schmidt, 1996, Unveränd. Nachdruck der Ausgabe von 1850.<br />

24 KOCH, Herbert: Geschichte der Stadt Jena. Unveränd. Nachdr. der Ausg. von 1966. Jena, Stuttgart, Lübeck:<br />

G. Fischer, Ulm 1996.<br />

25 Hauptsächlich handelt es sich um Untersuchungen des Büros für historische Bauforschung und Schadensermittlung<br />

an Holzkonstruktionen Lutz Scherf – Peter Bolze – Thomas Ludwig GbRmbH. Diese Untersuchungen<br />

sind bei der Unteren Denkmalschutzbehörde Jena einsehbar.<br />

13


ten, hier vergleichbar einem Drehbuch Akte genannt, darzustellen. Für diese Momentaufnahmen<br />

wurden für Jena ereignisreiche Zeitabschnitte, die in Bezug auf die Markthäuser<br />

und ihre Besitzer bzw. Bewohner auch quellenmäßig ausreichend dokumentiert<br />

sind, ausgewählt.<br />

Der erste Akt spielt in der entscheidenden Umbruchszeit Jenas von einer traditionellen<br />

Landstadt hin zu einer neuzeitlichen Universitätsstadt von der Mitte bis zum Ende des<br />

16. Jahrhunderts. Hinzu kommt in diesem Abschnitt noch die allgemeine Entwicklung<br />

aus dem Spätmittelalter, das gerade baulich, aber auch in den städtischen Machtstrukturen<br />

in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts noch spürbar ist, hin zu einer durch die<br />

Reformation und einen gesellschaftlichen Aufbruch geprägten Beginn der Neuzeit, der<br />

besonders auch auf baulichem Gebiet sehr markant ist.<br />

Die Widerspiegelung der Zeit zwischen 1660 und 1730 am Jenaer Markt wird im zweiten<br />

Akt untersucht. In diese Zeit fällt die Epoche des kurzlebigen Jenaer Herzogtums, das<br />

durch die Neugestaltung der Verwaltungsstrukturen eine Vielzahl von Quellen lieferte<br />

und durch die Aufbruchsstimmung, die die Erhebung zur Residenz schuf, auch baulich<br />

eine Zeit des Aufschwungs darstellte. Nahezu gleichzeitig mit dieser Residenzstadtzeit,<br />

nur für einige Jahrzehnte länger, erlebte die Jenaer Universität eine Blütezeit. Besonders<br />

was die studentische Frequenz betrifft, aber auch durch einige herausragende Professoren,<br />

stand Jena Ende des 17./Anfang des 18. Jahrhunderts mit an der Spitze aller deutschen<br />

Universitäten. Die Auswirkungen dieser beiden unterschiedlichen Einflüsse auf<br />

die Verhältnisse am Markt werden in diesem zweiten Akt thematisiert.<br />

Die kulturhistorisch interessante Zeit der Weimarer und Jenaer Klassik und auch der<br />

Frühromantik kurz vor und um 1800 hat leider in den steuerlichen und verwaltungsmäßigen<br />

Unterlagen, die die Grundlage dieser Arbeit bilden, keinerlei Niederschlag gefunden.<br />

Besonders ergiebiges Quellenmaterial findet sich hier immer bei wirtschaftlichen<br />

oder politischen Änderungen, die in dieser Zeit aber nicht gegeben sind. Daher<br />

konnte diese spannende Zeit nicht im Mittelpunkt des dritten Zeitschnittes stehen. Lediglich<br />

die Stadtbeschreibung Wiedeburgs 26 , der uns die Namen der Markthausbesitzer<br />

zu seiner Zeit und deren Vorgänger in einer Rundschau des Marktes überliefert, aus dem<br />

Jahre 1785 bildet den Ausgangspunkt des dritten Aktes und einen Angelpunkt der Arbeit.<br />

Die napoleonische und nachnapoleonische Zeit zwischen 1810 und 1835, die allerdings<br />

gegenüber den vorangegangenen Jahrzehnten eine Zeit gewisser Stagnation und<br />

einer Krise der Universität darstellt, liefert, bedingt durch den Einzug neuer Verwaltungsstrukturen<br />

wieder reichlich Quellenmaterial und wurde daher in der vorliegenden<br />

Arbeit als dritter Akt untersucht.<br />

26 WIEDEBURG, Beschreibung, 1785.<br />

14


Der vierte und letzte bearbeitete Zeitraum umfasst die Zeitspanne von kurz vor 1900 bis<br />

zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges und untersucht die Auswirkungen, die die Zeit<br />

der aufstrebenden Industriestadt Jena auf den historischen Mittelpunkt der Stadt hat.<br />

Bei allen vier Akten steht dabei die Frage des Prestiges des Wohnens und Wirtschaftens<br />

am Markt im Raum. Ebenso interessiert, ob und wie allgemeine städtische Entwicklungen<br />

sich jeweils auch an den Markthäusern und seinen Bewohnern widerspiegeln.<br />

Da die Vielzahl der Markthäuser und ihrer Bewohner eine Bearbeitung aller Gebäude<br />

mit der gleichen Intensität nicht ermöglichte, werden in jedem Akt dieselben vier markanten<br />

Gebäude bzw. Hausstätten Markt 3 (ehemalige Hofapotheke), Markt 7 („Alte<br />

Göhre“), Markt 16 („Stadtspeicher“) und Markt 22 („Sonne“) mitsamt ihren Bewohnern<br />

genauer unter die Lupe genommen (jeweils Bild 1-4). Dazu kommt pro Akt ein besonders<br />

auffälliges Gebäude bzw. dessen interessante Bewohner oder hier besonders zeittypische<br />

Entwicklung, das quasi ein Bild auf der Nebenbühne darstellt (jeweils Kapitel<br />

Nebenbühne).<br />

15


1. Akt: Das 16. Jahrhundert – Aufbruch und Beharren<br />

Zeitschnitt 1: Jena bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts<br />

Im tief eingeschnittenen Saaletal, umgeben von unzähligen, sich die Kalkhänge soweit<br />

nur irgend möglich hinaufziehenden Weinbergen liegt eine kleine, knapp 4.000 Einwohner<br />

27 zählende Stadt. Sie ist umschlossen von nahezu ein Quadrat bildenden Mauern, die<br />

ein Gebiet von ca. 15ha umschließen. Vor den drei Stadttoren erstrecken sich noch kleine<br />

Vorstädte – eine mittlere Stadt der Zeit kurz nach 1500, wie es einige vergleichbare<br />

gibt. Der Weinbau und alle damit verbundenen Gewerke sind auffällig stark. Ansonsten<br />

leben die Bürger von Tuchhandel und Gerberei und natürlich von der Verarbeitung<br />

landwirtschaftlicher Erzeugnisse zu Lebensmitteln, hauptsächlich für den Bedarf der<br />

eigenen Bürger.<br />

Recht zeitig, schon im Jahre 1525, haben die Bürger sich hier auf die Seite der neuen lutherischen<br />

Lehren geschlagen und die Klöster aufgehoben. Alles in allem leben die Bewohner<br />

der Stadt aber noch recht mittelalterlich und in althergebrachter Ordnung. Die<br />

Stadträte sind relativ unabhängig in ihrem Wirken. Der Landesherr in Wittenberg/Torgau<br />

bzw. sein mitregierender Bruder in Weimar mischen sich in die internen Angelegenheiten<br />

der Städte kaum ein, auch wenn das Stellen von Truppen oder die Erhebung<br />

von Zusatzsteuern, wie der Türkensteuer zuweilen eine starke Beeinträchtigung der<br />

städtischen Selbstverwaltung darstellen.<br />

Aber nach dem verlorenen Schmalkaldischen Krieg im Jahre 1547, der auch den Verlust<br />

der Residenzen Torgau und Wittenberg und der dortigen Universität, sowie die Gefangennahme<br />

des Landesherren Johann Friedrich des Großmütigen mit sich brachte, ändert<br />

sich in der kleinen Landstadt vieles. Der Hof rückt ganz in die Nähe, in das 20km entfernte<br />

Weimar, und innerhalb der Mauern Jenas zieht 1548 ein in sich autarkes, rechtlich<br />

selbständiges Gebilde ein – eine zunächst noch Hohe Schule genannte, vom Landesherren<br />

gegründete lutherische Universität. Innerhalb weniger Jahre kommen nun in die<br />

Stadt der Händler und Handwerker zusätzlich Professoren, Apotheker, Buchdrucker<br />

und -händler, sowie hunderte von jungen Männern, die mit ihrem oft ungebärdigen Benehmen<br />

das althergebrachte Leben der Bürger gehörig durcheinander wirbeln.<br />

Dieser Wandel spiegelt sich nicht nur in der Zusammensetzung der Stadtbevölkerung<br />

sondern auch in den Gebäuden der Stadt wieder. Waren auch schon in den ersten Jahrzehnten<br />

des 16. Jahrhunderts Neuheiten beim Bau der Wohnhäuser, wie der nun übliche<br />

Stockwerksbau, eingeführt worden, kulminiert das Baugeschehen jetzt in einer regelrechten<br />

Bauwut, um den neuen Bedürfnissen gerecht zu werden und auch neu Kennengelerntes<br />

von außerhalb aufzunehmen. Das Zentrum der alten Bürgerstadt, der Markt,<br />

27 Vgl. KOCH, Geschichte, 1966, hier S. 45.<br />

16


spiegelt diesen Wandel, aber zum Teil auch das Beharren im Althergebrachten wider<br />

und soll daher im Folgenden von diesem spannenden Aufbruch erzählen.<br />

Bühnenbild 1<br />

Leider gibt es für das 16. Jahrhundert keinerlei Stadtpläne oder Ansichten des Jenaer<br />

<strong>Marktplatz</strong>es. Daher ist es nicht ganz einfach, ein Bild des Marktes dieser Zeit vor unseren<br />

Augen entstehen zu lassen. Um sich der baulichen Gestalt des Jenaer Marktes im 16.<br />

Jahrhundert zu nähern, gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten:<br />

Einmal können wir aus den alten Steuerbüchern ab 1540 jeweils den Hausbesitzer mit<br />

mindestens einem Nachbarn oder einer markanten Lageangabe des Hauses entnehmen<br />

und durch das Rückwärtsverfolgen der Besitzernamen von den ersten gedruckten Adressbüchern<br />

der Stadt in der Mitte des 19. Jahrhunderts bis hin zu diesen alten Steuerlisten<br />

die aufgeführten Hausbesitzer mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit einem konkreten<br />

damaligen und damit meist auch einem heutigen Haus zuordnen. Da den Steuerlisten<br />

zuweilen auch etwas über Neubauten oder den finanziellen Wert der Gebäude zu entnehmen<br />

ist, können diese Angaben auch einiges über die Baulichkeiten erzählen. Besonders<br />

aussagekräftig ist hier die sogenannte Türkensteuer aus dem Jahre 1542. 28 Hier<br />

werden u.a. die Markthäuser nach ihrem steuerlichen Wert angeschlagen um daraus die<br />

Höhe der von den jeweiligen Besitzern zu entrichtenden Steuer festlegen zu können. Aus<br />

dieser Aufstellung lässt sich z.B. entnehmen, dass die Gebäude auf der Hausstätte an der<br />

Stelle der heutigen Grundstücke Markt 9/10, die damals einem Besitzer gehörten, am<br />

höchsten veranschlagt wurden und damit als am wertvollsten galten. Die „Sonne“ und<br />

das Haus Rathausgasse 2 stehen jeweils als Einzelhäuser dahinter an zweiter Stelle in<br />

der Wertschätzung. Das Haus westlich der „Sonne“ (wohl Markt 23), das Haus Markt 3<br />

und das Haus Markt 8 werden gemeinsam als im Wert an dritter Stelle liegend veranschlagt.<br />

Besonders wenig wert sind hingegen die Häuser im Markt-/Krämergässchen<br />

und einige schmale Häuser (Markt 13/14) an der Marktostseite.<br />

Als problematisch für die Zuordnung einzelner Häuser zu ihren Besitzern erweist sich<br />

die Tatsache, dass einigen Hausbesitzern nacheinander oder auch gleichzeitig mehrere<br />

Häuser an verschiedenen Stellen des Marktes gehörten, so dass die in den Schwör- bzw.<br />

Steuerbüchern angegebenen Nachbarn an ganz verschiedenen Stellen lokalisiert werden<br />

könnten. Oft werden die Besitzer mehrerer Häuser auch nur an einer Stelle aufgeführt,<br />

der weitere Besitz fällt scheinbar steuerlich zuweilen unter den Tisch, so dass sich in der<br />

Reihe der Häuser weiße Flecken ergeben. Auch gehören zu den unter dem Markt aufgeführten<br />

Häusern in den alten Steuerlisten nicht nur die Gebäude mit der Front zum<br />

Platz, sondern auch die in den kleinen Gassen, die vom Markt abgehen, und in einigen<br />

28 TÜRKENSTEUER VON 1542 FÜR DIE STADT JENA, Staatsarchiv Weimar, Reg Pp. 143, 14.<br />

17


Jahren auch diejenigen am Kreuz. Dadurch ist in manchen Fällen nicht genau zu sagen,<br />

ob ein als Markthaus bezeichnetes Gebäude nicht auch in einer der Gassen liegt oder<br />

eventuell auch ein Hinterhaus gemeint ist. 29<br />

Besonders schwierig ist die Zuordnung konkreter Häuser zu den aufgeführten Namen in<br />

der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, da hier in den Steuerbüchern weder die Nachbarn<br />

genannt werden noch einer erkennbaren Reihung gefolgt wird. Ab 1540 werden<br />

dann die Steuerpflichtigen, allerdings mit einzelnen Ausnahmen, in einer immer gleichen<br />

Reihenfolge, beginnend an der heute wenig markanten Südostecke des Marktes im<br />

Uhrzeigersinn entlang der Seiten des Marktes, aber unterbrochen durch die nicht immer<br />

als solche vermerkten Gassen, aufgeführt. Oft folgen am Ende der Auflistung noch Steuerpflichtige,<br />

die wohl kurz nach der Aufstellung ein Haus am Markt erworben haben<br />

oder zunächst schlicht vergessen wurden. Durch diese auch in späteren Jahrhunderten<br />

beibehaltene Sortierung, die freilich nirgendwo erwähnt wird und sich dem Forscher<br />

erst nach und nach erschließt, und ein gewisses Logikpuzzle mit den spärlichen Angaben<br />

zu Nachbarn (meist ist nur ein Nachbar angegeben) und auffälligen Lagen (z.B. „an der<br />

Ecke“) sind überhaupt Aussagen zur konkreten Zuordnung der Häuser zu den Namen<br />

der Besitzer möglich.<br />

Als zweite Möglichkeit, sich ein Bild der Marktbebauung zu machen, stehen uns kürzlich<br />

erschlossene archäologische und bauhistorische Forschungen zur Verfügung, die zwar<br />

wenig über die Besitzer, aber viel über die Bauform erkennen lassen. Der Jenaer Stadtarchäologe<br />

Matthias Rupp nimmt an, dass der Jenaer Markt schon im 13. Jahrhundert<br />

durch die auffällige Konzentration von steinernen Bauten aus der übrigen städtischen<br />

Bebauung herausragt. Dabei vermutet er in den gefundenen turmartigen Massivbauten<br />

vorrangig brandsichere und repräsentative städtische Anwesen von lobdeburgischen<br />

Ministerialen und kirchlichen Würdenträgern. Steinhäuser als Wohngebäude normaler<br />

Stadtbürger erscheinen ihm in dieser Zeit eher unwahrscheinlich.<br />

Im 13. Jahrhundert lagen zumindest die steinernen Gebäude nicht immer an den heutigen<br />

Marktfluchten. Ob ihnen hölzerne Gebäude entsprechend der heutigen Marktfronten<br />

vorgelagert waren, ist unklar. Eine herausgehobene Stellung scheint in dieser Zeit die<br />

Südwestecke des Marktes an der Einmündung der von Süden in die Stadt hineinführenden<br />

Löbderstraße in den Markt zu bilden. Hier finden sich bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts<br />

mit dem Vorgängerbau des Rathauses an der Südostecke des späteren, 1413(d) 30<br />

fertiggestellten heutigen Gebäudes, dem Steinbau im hinteren Teil des heutigen Marktes<br />

20, dem Steinbau im hinteren Areal des Marktes 22 und seiner palastartigen Erwei-<br />

29 Manchmal werden die Häuser am Kreuz auch bei der Johannisgasse oder auch bei der Saalgasse aufgeführt.<br />

Ich beschränke mich in dieser Untersuchung, außer in begründeten Ausnahmen, auf die Häuser, die<br />

eine Fassade zum Markt haben. Das mag in einigen Fällen schmerzlich sein, lässt aber die Menge der spekulativen<br />

Zuordnungen drastisch abnehmen.<br />

30 (d) bedeutet dendrochronologisch datiert.<br />

18


terung zum Markt und dem steinernen Bau im Hinterhaus des heutigen Markt 24 gleich<br />

fünf steinerne Häuser. Auch im Bereich der Hausstätten des späteren Markt 3 und<br />

Markt 7 gab bzw. gibt es Reste steinerner Häuser aus Stadtgründungszeiten.<br />

Der Jenaer Stadtarchäologe Matthias Rupp nimmt an, dass es zu diesen hochmittelalterlichen<br />

Zeiten noch überwiegend sogenannte Großparzellen gab, die nicht komplett<br />

überbaut waren, im Zuge der weiteren Verdichtung der Stadt in den späteren Jahrhunderten<br />

jedoch in die noch heute bekannten kleineren Parzellen geteilt wurden.<br />

*<br />

Welche Erkenntnisse lassen sich aus diesen archäologischen Erkenntnissen in Verbindung<br />

mit der Auswertung der Steuerbücher für die Verhältnisse am Markt im 16. Jahrhundert<br />

ableiten? Möglicherweise haben sich Reste der Großparzellengliederung, zumindest<br />

in Bezug auf die Besitzverhältnisse, bis ins 16. Jahrhundert erhalten. Es fällt auf,<br />

dass sich direkt neben wahrscheinlich repräsentativen Häusern begüterter Besitzer baulich<br />

vermutlich minderwertigere „Miethäuslein“ 31 des gleichen Besitzers befanden, so<br />

z.B. auf dem Areal des heutigen Markt 9/10, im Bereich des Hauses Unterm Markt 1 und<br />

auf dem Gebiet des heutigen Markt 18/19. Es gibt also ein Nebeneinander von würdigen<br />

Markthäusern und vermieteten „Hütten“, die in enger Nachbarschaft auf der ehemaligen<br />

Großparzelle errichtet wurden.<br />

Interessant und zugleich etwas rätselhaft ist die schon im 13. Jahrhundert herausgehobene<br />

Südwestecke des Marktes. Zumindest in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ist<br />

westlich der „Sonne“ bis zum Rathaus nie ein Hausbesitzer erwähnt. Gab es dort kein<br />

Haus oder wurde es nur nicht besteuert? Wenn man die erste Möglichkeit erwägt, könnten<br />

sich die in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts erwähnten benachbarten Hausbesitzer<br />

der „Sonne“ durchaus auch auf ein Gebäude im hinteren (südlichen) Teil der sehr<br />

langgestreckten Hausstätte, möglicherweise im Bereich des Steinhauses aus dem frühen<br />

13. Jahrhundert, beziehen. Wahrscheinlicher ist aber, dass der Besitzer des westlichen<br />

Nachbarhauses der „Sonne“ in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, möglicherweise<br />

als eine Art Steuervorteil wegen seiner Tätigkeit als Bürgermeister, steuerbefreit war<br />

und deshalb nicht in den ausgewerteten Steuerlisten auftaucht. Als nahezu sicher kann<br />

festgestellt werden, dass sich westlich des späteren Markt 23 vor dem Marstallgebäude<br />

eine Art Gasse oder Einfahrt befand, die, hinter dem Gebäude Markt 23 entlangführend,<br />

die Erschließung des tiefen Grundstückes des „Sonne“ von der Westseite durch das 2,5m<br />

breite Rundbogenportal im hinteren Bereich der Westwand der Sonne ermöglichte. Für<br />

diese Annahme auch für das 16. und 17. Jahrhundert und nicht nur für spätere Zeiten<br />

spricht auch die Lagebezeichnung des von mir als späterer Markt 24 angesehenen<br />

31 So lautet die häufige Bezeichnung in den Schwörbüchern des 16. Jahrhunderts.<br />

19


Wohnhauses des Hans Krohne im Jahr 1669, das „an der Einfahrt der Sonnen“ 32 lokalisiert<br />

wird. Wie soll diese Angabe interpretiert werden, wenn es nicht eine Gasse oder<br />

ähnliches gab? Im Falle einer Einfahrt inmitten der Marktfassade könnte ein Nachbarhaus<br />

nicht an der Einfahrt lokalisiert sein. 33<br />

Für das 16. Jahrhundert können wir wohl von einer nahezu geschlossenen Bebauung<br />

entlang der bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg überlieferten Marktfluchten und<br />

Gassen ausgehen 34 , auch wenn möglicherweise noch nicht überall eine lückenlosen Bebauung<br />

vorhanden ist. Zumindest bei den als noch überkommene Großparzellen angesehenen<br />

Hausstätten ist eine Art Hofeinfahrt vom Markt, hinter der man dann auch zu<br />

den Mietshäusern kommt, anzunehmen. Damit würde der Jenaer Markt Ähnlichkeiten<br />

mit bis heute in ländlich geprägten Kleinstädten überlieferten Plätzen aufweisen, an deren<br />

Fronten sich aufeinanderfolgende Wohnhäuser mit durch Toreinfahrten erschlossenen<br />

Höfen abwechseln. Wahrscheinlich handelt es sich noch um ein recht zusammen<br />

gewürfeltes Bild von repräsentativen Stadthäusern und weniger ansehnlichen Mietshäusern.<br />

Mit einer Front zum Markt standen wahrscheinlich 30 Gebäude.<br />

*<br />

Das 16. Jahrhundert ist in Jena nicht nur durch die Errichtung der Universität, sondern<br />

auch auf baulichem Gebiet eine Zeit großen Umbruchs. Sicher potenzierte sich das Baugeschehen<br />

in Jena besonders durch die Etablierung der Universität in der Mitte des<br />

Jahrhunderts, aber die Veränderungen beginnen schon eher, am Markt spätestens im<br />

Jahr 1495 mit der Errichtung des ältesten, heute noch vorhandenen Fachwerkhauses<br />

neuzeitlicher Konstruktion, des heutigen Haus Markt 8. Hier wurde der älteste heute<br />

erhaltene neuzeitliche Stockwerksbau 35 ausgeführt, der im Unterschied zum mittelalterlichen<br />

Geschossbau weniger Bedarf an langen Bauhölzern für geschossübergreifende<br />

Stützen hatte und damit dem Mangel an Bauholz besser entsprach. Durch das stockweise<br />

Abzimmern wurde auch weniger Platz für das Aufrichten der Gefache benötigt, eine<br />

größere Anzahl von Etagen und prinzipiell ein Auskragen der Obergeschosse auch an<br />

32 GÜTHERBUCH DER STADT JENA VON 1669, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 28, S. 587. Vgl. auch Abb. 14.<br />

33 Üblicherweise erfolgte die Lokalisierung der Häuser in diesem Güterbuch mit z.B. „neben Doct. Wolffen“,<br />

„am Gäßlein“ oder „an der Ecke“.<br />

Näheres über diese „Sonnen“-Zufahrt findet sich bei den jeweiligen „Sonnen“-Kapiteln, in jedem Akt Bild 2.<br />

34 Das Wohnen auf der platzabgewandten Seite der Parzellen, wie es im Mittelalter zumindest teilweise<br />

üblich war (z.B. Markt 16, Markt 20) galt nun offenbar nicht mehr als zeitgemäß.<br />

35 Der neuzeitliche Stockwerksbau unterscheidet sich vom mittelalterlichen Ständergeschossbau insbesondere<br />

dadurch, dass jeder Stock für sich abgebunden wird. Von einer Bodenschwelle bis zur Dachtraufe<br />

durchlaufende Ständer sind dabei nicht mehr vorhanden. Ein Aufstocken ist prinzipiell ohne Höhenbeschränkung<br />

möglich.<br />

20


den Traufseiten über den Straßenraum ermöglicht, auch wenn das letztere in Jena durch<br />

die Stadtordnung aus dem Jahre 1558/60 verboten war 36 .<br />

Durch die Universitätsgründung und die damit einhergehenden gesellschaftlichen Veränderungen<br />

beschleunigte sich auch der Wandel im äußeren Erscheinungsbild und der<br />

inneren Struktur der Häuser enorm: „Die mittelalterlichen Häuser wurden entweder niedergelegt<br />

und durch Neubauten ersetzt oder umfassend überarbeitet. Bauwerke, die bislang<br />

giebelständig zu Plätzen und Gassen ausgerichtet waren, wurden erhöht und bekamen<br />

traufständige Dächer. Neue Nutzungen wirkten auf das Hausgefüge ein. Vormals einfach<br />

gegliederte Handwerker- und Weinbauernhäuser erhielten nun eine differenzierte<br />

Raumstruktur. Erstmals entstanden auch Bauten mit geschossweise getrennten Wohnungen.“<br />

37 90% der heute noch in der Stadt vorhanden Gebäude, die diese Zeit miterlebt<br />

haben, wurden zwischen 1550 und 1600 umgebaut oder komplett neu errichtet. 38<br />

Im Laufe des 16. Jahrhunderts erfolgt bei der Mehrzahl der Gebäude der Umbau von einer<br />

Giebelstellung zum Markt zu einer Traufstellung, wohl meist verbunden mit Aufstockungen,<br />

Überbauungen ehemaliger Einfahrten und anderen Umbauten. Die meisten<br />

Markthäuser werden wohl spätestens in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts neben dem<br />

Erdgeschoss zwei weitere Vollgeschosse gehabt haben, wobei das zweite Obergeschoss<br />

eine Speicher- und Lagerfunktion hatte, daneben möglicherweise aber auch unbeheizte<br />

Kammern für Personal bzw. später zuweilen Stuben und Kammern für Studenten enthielt.<br />

Das äußere Erscheinungsbild der Markthäuser war recht heterogen. Nicht alle Gebäude<br />

hatten eine Sichtfachwerkfassade: Es gab auch alte Gebäude mit zumindest einigen steinernen<br />

Etagen wie die „Sonne“, das Rathaus, die Kleine Rathausgasse 1 und 3 und auch<br />

den Markt 7. Daneben existierten noch „Zweckbauten“ wie das als Kontor- oder Lagerhaus<br />

genutzte Vorderhaus des Markt 16 und vermutlich weitere ähnliche Häuser, zumindest<br />

auf der Marktostseite. Außerdem wurden auch neue Gebäude, wie das repräsentative,<br />

aus ehemals zwei älteren Häusern zusammengefügte spätere Wohnhaus<br />

Markt 3, wahrscheinlich verputzt.<br />

Im Jahre 1540 wurde eine neue Stadtordnung für Jena erlassen und diese um 1558/60,<br />

nach der Etablierung der Universität und dem Erlass einer neuen Landesordnung, noch<br />

36 Gustav RICHTER (Hg.): Eine Jenaer Stadtordnung aus dem 16. Jahrhundert nebst einem Anhange aus dem<br />

17. Jahrh., o. V., 1881, S. 300.<br />

37 Lutz SCHERF: Haus- und Grundrissentwicklung vom Mittelalter bis zum Beginn der Neuzeit in Jena. In:<br />

Entstehung und Wandel mittelalterlicher Städte in <strong>Thüringen</strong>. Erfurter Studien zur Kunst- und Baugeschichte,<br />

Bd. 3, von Mark ESCHERICH, Christian MISCH und Rainer MÜLLER (Hg.), S. 95 - 111. Berlin: Lukas<br />

Verlag, 2001. Hier S. 95.<br />

38 Ebenda, S. 110.<br />

21


einmal in Teilen stark überarbeitet. In dieser Stadtordnung 39 finden sich auch einige<br />

Passagen zu der baulichen Gestalt der Gebäude. Für Neubauten wird zwingend zumindest<br />

ein steinernes Erdgeschoss vorgeschrieben. Strohdeckung wird komplett verboten,<br />

stattdessen wird eine Kombination von Schindeln und Ziegeln vorgeschrieben, aber<br />

auch komplette Ziegeldeckung erlaubt. 40 Die Giebel dürfen nicht mit (Holz)schindeln<br />

oder anderen brennbaren Materialien beschlagen werden. Überhänge und das Auskragen<br />

der oberen Geschosse in den Straßenraum werden komplett untersagt. 41 Gerade<br />

diese Anordnung scheint auch befolgt worden zu sein, mit Ausnahmen wie den Häusern<br />

Markt 8 und Markt 3, die aber zum Zeitpunkt des Erlasses der Stadtordnung schon fertiggestellt<br />

waren, und zum Beispiel der „Rose“. Im Gegensatz zu anderen Städten finden<br />

sich in Jena sonst kaum überhängende Obergeschosse oder Erker.<br />

Vorhangbogenfenster, wie wir sie heute nur noch an der „Alten Göhre“ (Markt 7) finden,<br />

gab es an einigen Häusern am Markt. Noch auf einem Stammbuchbild aus dem Jahre<br />

1715 42 können wir ähnliche steinerne Fenstergewände an den Gebäuden Kleine Rathausgasse<br />

1 (südliches Eckhaus zum Markt – eines der in der Türkensteuer am höchsten<br />

besteuerten Häuser mit einem ähnlichen Treppengiebel wie die Sonne) – hier sogar in<br />

drei Etagen, und am Gebäude Kleine Rathausgasse 3 (nördliches Eckhaus zum Markt)<br />

finden. In beiden Fällen lassen die steinernen Vorhangbogenfenster, die stilistisch in die<br />

Zeit zwischen 1480 und 1520 datiert werden 43 , auch darauf schließen, dass wenigstens<br />

die Marktfassaden dieser Häuser, beim südlichen Eckhaus sogar mindestens bis zum<br />

dritten Obergeschoss, zu dieser Zeit massiv waren.<br />

Statt der noch im 14. Jahrhundert üblichen ungeteilten Grundrisse mit offener Feuerstelle<br />

sind nun, neben den schon mindestens seit dem frühen 15. Jahrhundert existierenden<br />

rauchfrei zu beheizenden Bohlenstuben 44 , vermehrt auch Stubenkammern und Küchen<br />

zu finden. Zumindest in mittelalterlichen Zeiten, wohl aber oft auch noch im 16. Jahr-<br />

39 Gustav RICHTER (Hg.): Eine Jenaer Stadtordnung aus dem 16. Jahrhundert nebst einem Anhange aus dem<br />

17. Jahrh., Jena: o. V., 1881.<br />

40 Ebenda, S. 300: „§54: Auch soll niemands seinn dach hoher vonn vnten auff mit schindel decken, dann dreifach<br />

sondern daruber dasselbe vber dreifach Schindel, lautter mit Ziegel decken, wolt auch einer Durchaus<br />

mit Ziegel decken das stehe ihm frey.“.<br />

Das bedeutet wohl, dass lediglich drei Reihen Schindeln oberhalb der Traufe geduldet wurden. Oberhalb<br />

der Schindeln war, wohl aus Brandschutzgründen, Ziegeldeckung vorgeschrieben. Daneben waren auch<br />

reine Ziegeldächer erlaubt.<br />

41 Ebenda, S. 300: „§52: Die vberhäng ann denn heusernn kegenn denn gassen vnnd strassenn sollen<br />

vorthinne ganntz vund gar verbottenn seinn, bei der Bues eine marck silbers vnnd nichts dester wenger denn<br />

Baw abzuthunn.“<br />

42 „Forum Jenense illuminat. à Brunsvicens. Die Natali Ser. Pr. August. Wilhelm. Duc. Br. et Lüneb. d. 8.<br />

Martii 1715“, Stammbuchblatt, Braunschweigisches Landesmuseum, InvNr. VMB 9763. Vgl. Abb. 16.<br />

43 Vgl. Hans-Joachim KADDATZ: Wörterbuch der Architektur. Reihe Taschenbuch der Künste. Leipzig: E. A.<br />

Seemann Verlag, 1988, S. 267.<br />

44 Die älteste nachgewiesene Bohlenstube Jenas im Hinterhaus des Markt 15 stammt aus dem Jahr<br />

1417 (d). Vgl. Lutz SCHERF, Haus- und Grundrissentwicklung, 2001.<br />

22


hundert, ist das häufig als sogenannte Hohe Halle 45 ausgebildete Erdgeschoss dem Handel<br />

oder Handwerk vorbehalten. Die ersten Holzstuben befinden sich deshalb üblicherweise<br />

im ersten Obergeschoss. Im 16. Jahrhundert werden aber Stuben sowohl im Erdgeschoss<br />

als auch im ersten Obergeschoss gebaut. Zuweilen werden auch Vorder- und<br />

Hinterstuben genannt, die sich wohl auf einer Ebene befanden, wobei das Vorhandensein<br />

von Hinterstuben meist auf angebaute Hofgebäude und dort befindliche Stuben<br />

schließen lässt.<br />

*<br />

Nach den vorliegenden Steuerlisten muss für das 16. Jahrhundert bei der Nutzung der<br />

Markthäuser noch überwiegend von „Einfamilienhäusern“ ausgegangen werden, wobei<br />

sich Familie im Sinne des „ganzen Hauses“ auch auf Gesinde und zuweilen auf Verwandte<br />

erstreckte. Vermietungen an Bürger waren eher als komplett vermietete „Häuslein“ 46<br />

üblich. Eine Ausnahme bildet hier das Vermieten von Stuben an Studenten, das gleich<br />

nach 1548 in großem Maßstab üblich wurde. Aus einer wegen sich häufender Klagen<br />

über Mietwucher nötig gewordenen Taxierung 47 aller Studentenbuden in Jena durch den<br />

städtischen Schosser, zwei Professoren und zwei Stadträte im Jahre 1554 wissen wir,<br />

dass sich von den insgesamt 94 vermietbaren Stuben und zugehörigen Kammern in der<br />

Stadt allein 21 Stuben am Markt befanden. 48 Dabei gab es zuweilen mehrere vermietbare<br />

Stuben in einem Haus. Die studentischen Stuben scheinen dabei meist von mehreren<br />

Personen bewohnt worden zu sein. Wenn man die Verteilung der Stuben am Markt mit<br />

der Wertschätzung der Häuser 12 Jahre zuvor anlässlich der Erhebung der Türkensteuer<br />

von 1542 49 vergleicht, stellt man, ohne Berücksichtigung der wahrscheinlichen baulichen<br />

Veränderungen an vielen der Gebäude, fest, dass die Stuben sich vorzugsweise in<br />

den wertvollsten Häusern am Markt befanden. Möglicherweise kommen hierbei mehrere<br />

Faktoren zusammen. Einerseits war in den größeren Häusern mehr Platz für den Einbau<br />

zusätzlicher Stuben, andererseits gehörten die Besitzer der Häuser wohl meist zu<br />

den geschäftstüchtigeren Zeitgenossen, die sich flexibel auf die neuen Erfordernisse einstellten<br />

und erkannten, welcher Gewinn sich mit den Studenten machen ließ.<br />

45 Der Begriff ist nicht zu verwechseln mit dem niederdeutschen Hallenhaus.<br />

Konrad BEDAL: Historische Hausforschung. Eine Einführung in Arbeitsweise, Begriffe und Literatur. Quellen<br />

und Materialien zur Hausforschung in Bayern, Bd. 6. Bad Windsheim: Fränkisches Freilandmuseum,<br />

1993, S. 105: „In Mitteleuropa besitzt Hallenhaus vorwiegend zwei Bedeutungen. Die erste, nicht so häufige<br />

bezieht sich auf bestimmte Bürgerhäuser Süd- und Mitteldeutschlands mit einem großen und vor allem hohen<br />

Raum im Erdgeschoß, der direkt von der Straße aus durch ein Tor oder eine Tür zugänglich ist.“ (Die<br />

zweite Bedeutung bezieht sich hier dann auf das niederdeutsche Hallenhaus.)<br />

46 So lautet die übliche Bezeichnung in den Steuerbüchern des 16. Jahrhunderts.<br />

47 STUBENTAXIERUNG VOM 20./21. JULI 1554, Kopialbuch 3, Stadtarchiv Jena, Sign. C III, Nr. 3.<br />

48 Vgl. Abb. 4. Vermietbare Stuben am Markt laut Taxierung von 1554.<br />

49 Vgl. Abb. 2. Anschlag der Markthäuser gemäß der Türkensteuer von 1542.<br />

23


Marktsüdseite<br />

Da die Erfassung der Hausbesitzer des Marktes jahrhundertelang (seit 1540) immer an<br />

der eigentlich wenig markanten Südostecke des Marktes beginnt, soll auch diese Umschau<br />

hier beginnen. An der Stelle des heutigen Hauses Unterm Markt 2 ist mit gewisser<br />

Wahrscheinlichkeit die alte Apotheke der Stadt (und später auch der Universität) zu<br />

verorten. Die Besitzerchronologie dieses Gebäudes gehört allerdings zu den am wenigsten<br />

gesicherten Annahmen, da es sehr häufig in den Steuerlisten fehlt, bzw. nicht dem<br />

Markt zugeordnet ist.<br />

Anstelle der vier heutigen Gebäude Markt 18, 19, 20 und 21 gab es im 16. Jahrhundert<br />

fünf Gebäude, wobei aus den Steuerlisten nicht genau hervorgeht, welche zwei Häuser<br />

später zu einem vereinigt wurden. Wahrscheinlich gehörte zur Hausstätte des heutigen<br />

Markt 18 ein westlich anschließendes „Miethäuslein“, das später mit diesem baulich<br />

vereinigt wurde. Die wohlhabendsten Hausbesitzer der Marktsüdseite lebten auf den<br />

Hausstätten, auf denen wir heute die Gebäude Markt 21, Markt 22 und (vermutlich)<br />

Markt 23 finden.<br />

Marktwestseite<br />

In ausgezeichneter Lage nördlich des Rathauses befand sich ebenfalls ein Haus herausgehobener<br />

Besitzer. Zeitweise fiel es als Erbe an die Familie des „Sonnen“-Wirtes, ehe<br />

sich hier der umtriebige Bürgermeister Leonhard Rademacher niederließ. Das nördliche<br />

Nachbarhaus an der Ecke der Kleinen Rathausgasse gehörte ebenfalls während des gesamten<br />

16. Jahrhunderts wohlhabenden und für die Geschicke der Stadt wichtigen Besitzern<br />

und hatte, ähnlich wie die „Sonne“, einen markanten steinernen Treppengiebel. 50<br />

Es ist auffällig, dass bei diesem Haus in den Steuerlisten des 16. und 17. Jahrhunderts<br />

immer viel Wert darauf gelegt wird, dass es aus einem Vorder- und einem Hinterhaus<br />

bestand, wobei die Besitzer offenbar eine Art Eigenrecht 51 an dem Vorderhaus hatten<br />

und nur für das Hinterhaus Grundsteuer an die Stadt zahlten. Westlich anschließend,<br />

noch auf der Südseite der Gasse, finden wir dann ein wohl eher bescheidenes Haus weniger<br />

begüterter Besitzer. Über das Eckhaus nördlich der Gasse sind, außer dass es wie<br />

mindestens auch das Eckhaus gegenüber und die heutige „Alte Göhre“ Vorhangbogenfenster<br />

52 und daher wohl zumindest einen massiven Giebel besaß, kaum Aussagen möglich.<br />

Daran nördlich anschließend stand das Wohnhaus eines Tuchmachers und Bürgermeisters,<br />

das dieser wohl um 1519 beim Erwerb der Hausstätten aus zwei ehemals selbständigen<br />

Gebäuden zu einem breit gelagerten Renaissancehaus umbauen ließ. Nördlich<br />

50 Vgl. „Forum Jenense illuminat. à Brunsvicens. Die Natali Ser. Pr. August. Wilhelm. Duc. Br. et Lüneb. d. 8.<br />

Martii 1715“, Stammbuchblatt, Braunschweigisches Landesmuseum, Inventarnr. VMB 9763. Vgl. Abb. 16.<br />

51 Möglicherweise deutet das darauf hin, dass dieses Grundstück schon in vorstädtischen Zeiten einen<br />

privaten Besitzer hatte und daher nicht als städtisches Lehen betrachtet wurde, wie die meisten anderen<br />

Grundstücke der Stadt.<br />

52 Vgl. „Forum Jenense illuminat. à Brunsvicens. Die Natali Ser. Pr. August. Wilhelm. Duc. Br. et Lüneb. d. 8.<br />

Martii 1715“, Stammbuchblatt, Braunschweigisches Landesmuseum, Inventarnr. VMB 9763. Vgl. Abb. 16.<br />

24


anschließend und etwas in Richtung <strong>Marktplatz</strong> vorspringend befand sich ein weiteres<br />

Haus eher wohlhabender Besitzer. Danach geht die Bebauung durch die Gasse in Richtung<br />

Kreuz. Hier werden Aussagen zu der Anzahl der Gebäude sehr vage, da wohl lange<br />

Zeit einem Besitzer mehrere Gebäude, eventuell sogar auf beiden Seiten der Gasse zum<br />

Kreuz, gehörten, er aber wahrscheinlich auch einige davon vermietete.<br />

Marktnordseite<br />

Für die Marktnordseite, zumindest für den westlichen Abschnitt bis zum heutigen<br />

Marktgässchen 53 , ist es besonders schwer, eine gültige Aussage über die Anzahl der Gebäude<br />

und die zugehörigen Besitzer zu machen. Vom Kreuz bis zur Ecke der Gasse drängen<br />

sich hier bis zu 5 Häuser aneinander, wobei wohl nur die Besitzer des Hauses am<br />

Kreuz und die des Eckhauses zum heutigen Marktgässchen zu den wohlhabenden Bürgern<br />

gezählt werden können. Auf der Westseite des Marktgässchens sind wahrscheinlich<br />

zwei Häuser bis zum Eckhaus zur Saalgasse zu finden, die meist kleineren Handwerkern<br />

gehören. Auf der Ostseite der Gasse, hinter dem heutigen Markt 7, finden wir bis zum<br />

Haus an der Saalgasse ebenfalls zwei wohl kleinere Häuser. Der heutige Markt 7 gehört<br />

wieder einer wohlhabenden Familie und wird zwischen 1554 und 1557 einschneidend<br />

umgebaut. Nordöstlich des Gebäudes, etwa an der Stelle des heutigen Durchganges zur<br />

Saalstraße, befindet sich die verpachtete Marktmühle. Ihre Pächter tauchen nicht immer<br />

in den Steuerbüchern auf, sondern nur, wenn sie noch eigene, zu versteuernde Grundstücke<br />

besitzen.<br />

Marktostseite<br />

Ganz an der Nordostecke des Marktes wurde 1495 das älteste bis heute in Jena überlieferte<br />

neuzeitliche Fachwerkgebäude in Stockwerkbauweise errichtet, das zwei Jahrzehnte<br />

nach seiner Errichtung einem begüterten Bürgermeister und Gewandschneider gehörte,<br />

der es dann an seinen Schwiegersohn, einen in Wittenberg lehrenden Magister<br />

aus Windsheim, vererbte. Dieser vermietete es anscheinend komplett an Studenten.<br />

Südlich an dieses Haus anschließend haben wir es im 16. Jahrhundert wohl noch mit<br />

einem Überbleibsel der mittelalterlichen Großparzellen zu tun. Die heutigen Grundstücke<br />

Markt 9 und 10 gehören einem wohlhabenden Gewandschneider und Händler, der<br />

nach der Höhe seiner fahrenden Habe um die Mitte des Jahrhunderts immer an erster<br />

Stelle in der Stadt steht. Zu seiner Hausstätte gehören sein Wohnhaus und ein oder sogar<br />

zwei Mietshäuser und vermutlich auch weitere Nebengebäude. Auch gehört ihm<br />

noch ein weiteres Haus an der Marktostseite: Das Haus südlich des Eckhauses am Greifgässchen,<br />

der Vorgängerbau des heutigen Markt 12, welches er ebenfalls zeitweise vermietet.<br />

Die Mieter der Mietshäuser auf dieser Großparzelle werden in den Steuerbüchern<br />

einmal wie Hauseigentümer behandelt, ein andermal werden ihre Mietshäuser<br />

vor allem von den Nachbarn ganz selbstverständlich als dem Eigentümer der Großpar-<br />

53 Das heutige Marktgässchen wird in den zeitgenössischen üblicherweise Krämergässchen genannt.<br />

25


zelle gehörig betrachtet. Hier ist scheinbar gerade ein Umschwung im Gange, ohne dass<br />

wir heute genau sagen können, wie die Besitzverhältnisse faktisch waren.<br />

Das südliche Eckhaus zur Greifgasse ist insofern interessant, als dass es über mehrere<br />

Generationen einer Goldschmiedefamilie gehört und sich dort, oder vermutliche eher im<br />

Hinterhaus entlang der Greifgasse, am Ende des 16. Jahrhundert eine bedeutende Druckerei<br />

etablierte. Die heutigen Grundstücke 13 und 14 scheinen eher weniger begüterten<br />

Bürgern gehört zu haben. Die Häuser 15, 16 und 17 gehörten traditionell wohlhabenden<br />

Rats- und Bürgermeisterfamilien, wobei ihre Gewerbe vom Schmied über den<br />

Gerber bis zum Gewandschneider reichten. Das heutige Grundstück Unterm Markt 1<br />

zeigt im 16. Jahrhundert ebenfalls noch Anzeichen einer Großparzelle, hier ausgedehnt<br />

in Richtung Oberlauengasse. Neben dem Wohnhaus des wohlhabenden Besitzers scheint<br />

es ein oder mehrere Mietshäuser gegeben zu haben.<br />

Akteure 1<br />

Wer lebt nun im 16. Jahrhundert in den Häusern am Markt? Überwiegend sind es begüterte<br />

Handwerksmeister und Händler, die zu den wohlhabendsten Bürgern der Stadt<br />

zählen. Von den 30 mit der Fassade zum Markt liegenden Häusern 54 gehören im Laufe<br />

des 16. Jahrhunderts 16 Häuser, und damit mehr als 50%, zumindest zeitweise Bürgermeistern<br />

55 . Nimmt man sämtliche Ratsherren noch dazu, gehörten 22 der 30 Häuser,<br />

und damit fast dreiviertel aller Markthäuser, im Laufe des 16. Jahrhunderts einer dieser<br />

Ratsfamilien. Da sich nur wohlhabende Bürger den „Luxus“ leisten konnten, ihre eigene<br />

54 Zum Markt(bezirk) werden in den alten Steuerlisten auch die Häuser in den Gassen, die zum Markt führen,<br />

gezählt. In den Gassen wohnen meist weniger begüterte Bürger. Daher ist der erste Eindruck der<br />

Markthausbesitzer nicht so wohlhabend, wie er sich bei näherer Betrachtung, zumindest für die Häuser<br />

mit der Front zum Markt ergibt. In dieser Untersuchung werden im Folgenden nur die Häuser, die eine<br />

Front zum Markt haben, als Markthäuser bezeichnet.<br />

55 Zu folgenden Ausführungen vergleiche auch KOCH, Geschichte, 1966, S. 34 – 44. Es gab in Jena spätestens<br />

ab 1395 jeweils drei Räte zu je zwölf Personen: den im aktuellen Jahr sitzenden Rat, der die allgemeinen<br />

Geschäfte des Jahres führte und auch, nachweislich seit 1439, den zukünftigen Rat des kommenden Jahres<br />

wählte, sowie den alten Rat des vergangenen Jahres. Zukünftiger und alter Rat standen dem sitzenden Rat<br />

in komplizierteren Entscheidungen und den Haushaltsabrechnungen bei. Üblicherweise wurden die Mitglieder<br />

des alten Rates im vierten Jahr wieder in den sitzenden Rat gewählt. Die Ratsherren wählten aus<br />

ihrer Mitte die normalerweise zwei Bürgermeister/Ratsmeister. Da die Ratsherren und Bürgermeister<br />

ihre Tätigkeit im Gegensatz zu den Stadtbediensteten unentgeltlich, nur gegen Erstattung ihrer Auslagen,<br />

verrichteten und in der Zeit, in der sie dem sitzenden Rat angehörten, wohl kaum zu ihren privaten Geschäften<br />

kamen, konnten es sich nur Angehörige wohlhabender Familien leisten, sich in den Stadtrat wählen<br />

zu lassen. Um die Geschicke der Stadt nicht nur in die Hände weniger miteinander verwandter Wohlhabender<br />

zu legen, war es in Jena seit 1488 verboten, dass nahe Verwandte gleichzeitig im Rat saßen.<br />

Teilweise scheint es schwierig gewesen zu sein, geeignete Räte und Bürgermeister zu finden, die sich die<br />

verantwortliche Tätigkeit leisten konnten, so dass, verstärkt in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhundert, zu<br />

beobachten ist, dass Bürgermeister teilweise während ihrer aktiven Zeit von gewissen Steuern befreit<br />

waren. Daher tauchen sie in den Schwörbüchern teilweise nicht auf oder sind nur namentlich, aber ohne<br />

Angabe einer Steuerschuld verzeichnet. Ob diese Vergünstigungen einer gewissen Regel folgten, ist mir<br />

nicht ersichtlich.<br />

26


Geschäftstätigkeit für die Zeit ihrer Tätigkeit im Dienste der Stadt für eine bestimmte<br />

Zeit nahezu ruhen zu lassen, spricht das gehäufte Wählen der Besitzer der Markthäuser<br />

in die Position der Bürgermeister für deren Wohlstand.<br />

Ab Mitte des Jahrhunderts wohnt neben den nun hier vermehrt angesiedelten Professoren<br />

auch eine nicht geringe Anzahl von Studenten am Markt. Bereits 1554 gibt es in 14<br />

Häusern am Markt an Studenten bzw. andere Angehörige der Universität vermietbare<br />

Stuben. 56<br />

Auffällig sind auch die vielfältigen verwandtschaftlichen Verflechtungen der Markthausbesitzer,<br />

wobei dadurch, dass zu dieser Zeit noch keine Kirchenbücher geführt werden,<br />

sicher nur ein Bruchteil der verwandtschaftlichen Beziehungen aufzufinden war. 57<br />

Hausbesitz wird in diesem Jahrhundert überwiegend in der Familie weitergeben, wobei<br />

nur in wenigen Fällen die Kontinuität über das gesamte Jahrhundert oder den größten<br />

Teil davon nachweisbar ist. Heraus ragen hier die Familie von Herden, die die spätere<br />

„Sonne“ das ganze Jahrhundert besitzt, die Goldschmiedefamilie Monda, die das spätere<br />

Haus Markt 11 mindestens genauso lange ihr Eigen nennen kann, die Familie Winkler,<br />

die fast das gesamte 16. Jahrhundert das spätere Haus Markt 16 besitzt, die Familie<br />

Sachs, die fast ebenso lange das Haus Markt 7 bewohnt und die Familie Walther/Zimmermann/Rudolf,<br />

bei der sich durch Vererbung über die weibliche Linie zwar mehrfach<br />

der Name ändert, nicht jedoch der Hausbesitz am späteren Markt 23.<br />

Anderen Hausbesitzern scheint die Kontinuität des Besitzes eines bestimmten Hauses<br />

innerhalb der Familie nicht so wichtig gewesen zu sein. Bastian von Brun besaß im Laufe<br />

des 16. Jahrhunderts nacheinander gleich drei verschiedene Markthäuser.<br />

Neben der Familienkontinuität gibt es auch noch eine weitere auffällige Kontinuität der<br />

Hausnutzung auch unabhängig von familiären Konstanten. Ist diese Nutzung durch die<br />

selbe Berufsgruppe beispielsweise bei der im Haus Unterm Markt 2 angesiedelten Apotheke<br />

durch die notwendige spezielle Ausstattung leicht nachvollziehbar, liegt sie bei<br />

Gebäuden wie dem Markt 18 oder dem Markt 3, die nach der Mitte des 16. Jahrhunderts<br />

immer wieder von Professoren oder Gelehrten bewohnt wurden, oder dem mehrfach<br />

von Stadtschreibern bewohnten Markt 20 nicht sofort auf der Hand.<br />

*<br />

In der folgenden Tabelle sollen die am Markt vertretenen Professionen in ihrer Entwicklung<br />

ab der Mitte des 16. Jahrhundert bis zu dessen Ende untersucht werden. Um die<br />

Trends besser erkennen zu können und die Anzahl der unklaren Berufe möglichst gering<br />

56 Vgl. STUBENTAXIERUNG VOM 20./21. JULI 1554, Kopialbuch 3, Stadtarchiv Jena, Sign. C III, Nr. 3.<br />

57 Vgl. Abbildungen Berufsgruppen und feststellbare Verwandtschaften am Markt in den Jahren 1547,<br />

1556 und 1585, Abb. 3, Abb. 5 und Abb. 6.<br />

27


zu halten, werden hier nur die Haushaltsvorstände der Häuser mit der Front zum Markt<br />

ohne Berücksichtigung der Häuser in den Gassen aufgeführt. Auch wurden die Mietshäuser<br />

nicht mit berücksichtigt, da sie zuweilen nur als Nachbargebäude genannt werden,<br />

ohne dass etwas über die Berufe ihrer Bewohner in Erfahrung gebracht werden<br />

konnte. In allen drei Vergleichsjahren handelt es sich daher um 29 Haushaltsvorstände.<br />

Zum anschaulicheren Vergleich empfiehlt es sich, die Abbildungen zu den jeweiligen<br />

Jahren heranzuziehen. 58<br />

Berufe 1547 1556 1585<br />

Gewandschneider 8-9 (27,6-31,0%) 5-6 (17,2-20,7%) 2-3 (6,9-10,3%)<br />

Händler/Krämer 5 (17,2%) 5-6 (17,2-20,7%) 5 (17,2%)<br />

Goldschmiede 2-3 (6,9-10,3%) 2-3 (6,9-10,3%) 1 (3,4%)<br />

Gerber 2-3 (6,9-10,3%) 1 (3,4%) -<br />

Schmiede/Eisenhändler 2 (6,9%) 2 (6,9%) 1 (3,4%)<br />

Gastwirt 1 (3,4%) 1 (3,4%) 1 (3,4%)<br />

Hauskellner 1 (3,4%) - -<br />

Barbier 1 (3,4%) 1 (3,4%) 1 (3,4%)<br />

Schneider 1 (3,4%) - -<br />

Höker - 1 (3,4%) -<br />

Professoren - 4 (13,8%) 3-4 (10,3-13,8%)<br />

Apotheker - 1 (3,4%) 1 (3,4%)<br />

Buchhändler - - 2-3 (6,9-10,3%)<br />

unbekannt 3 (10,3%) 5 (17,2%) 7 (24,1%)<br />

Während der Anteil der allgemeinen Händler/Krämer an den Markthausbesitzern im<br />

Laufe der Jahrzehnte mit etwa fünf Haushalten stabil bleibt, verändert sich der Anteil<br />

der Gewandhändler (Tuchgroßhändler) sehr stark. Diese den Markt mit acht oder neun<br />

Hausbesitzern (um 30%) noch bis zur Mitte des Jahrhunderts dominierende Berufsgruppe<br />

ist am Ende des Jahrhunderts hier nur noch mit zwei oder drei Vertretern<br />

(um 10%) präsent. Die vor Universitätsgründung noch mit zwei oder drei Haushalten<br />

vertretenen Gerber 59 verschwinden bis zum Ende des Jahrhunderts völlig vom Markt.<br />

Hingegen dringen die neuen Stadteliten, die Professoren und Gelehrten, sehr schnell bis<br />

ins Zentrum der Bürgerstadt vor. Bereits 1556, nur wenige Jahre nach der Gründung der<br />

Universität und noch vor der Verleihung der offiziellen kaiserlichen Privilegien, haben<br />

sie hier mindestens vier Häuser erworben. Diese Anzahl bleibt dann bis zum Ende des<br />

Jahrhunderts in etwa stabil. Ebenfalls ab Mitte des Jahrhunderts etabliert sich ein Apotheker<br />

am Markt. Am Ende des Jahrhunderts kommen nun auch noch die für den Bedarf<br />

der akademisch Gebildeten wichtigen Buchhändler dazu, Häuser am Markt zu kaufen. In<br />

58 Abbildungen Berufsgruppen und feststellbare Verwandtschaften am Markt in den Jahren 1547, 1556<br />

und 1585, Abb. 3, Abb. 5 und Abb. 6. In den Abbildungen sind im Gegensatz zur Tabelle alle Gebäude aufgeführt.<br />

Wahrscheinliche, aber nicht sichere Berufszuordnungen sind hier schraffiert dargestellt. Bei doppelten<br />

Zuordnungen, die durch Quellen belegt sind, finden sich mehrfarbige Blockstreifen.<br />

59 Bei Hausbesitz von Gerbern am Markt handelt es sich höchstwahrscheinlich auch im 16. Jahrhundert<br />

schon um eine Trennung von Wohnhaus und Werkstatt. Aufgrund des notwendigen Wassers ist hier kaum<br />

mit Produktionsstätten zu rechnen.<br />

28


den Jahrzehnten seit der Universitätsgründung hatten sie sich zunächst mit der Anmietung<br />

von Läden in den Markthäusern begnügen müssen und tauchen daher in dieser<br />

Statistik zu den Hausbesitzern zunächst nicht auf.<br />

Von 1547 auf 1556 haben innerhalb von neun Jahren 18 von 29 Häusern (62,1%) einen<br />

neuen Besitzer bekommen. Dabei handelt es sich offenbar nur in sechs Fällen (einem<br />

Drittel) um Vererbungen innerhalb der Familie. Die Änderungen in diesen spannenden<br />

Jahren des Umbaus der traditionellen Landstadt zur Universitätsstadt sind augenfällig.<br />

Erklärbar scheint das schnelle Erwerben von Markthäusern durch Professoren und das<br />

gleichzeitige starke Zurückdrängen der bis dahin hier dominanten Gewandschneider<br />

nur durch eine Krise des Tuchhandelsgewerbes ab der Mitte des 16. Jahrhunderts und<br />

ein damit einhergehendes Zurückweichen von diesem lukrativen Standort, verbunden<br />

mit einer auffälligen Verkaufsbereitschaft. 60 Den Professoren wurde in den ersten Jahrzehnten<br />

des Bestehens der Universität das Erwerben von Immobilien allgemein dadurch<br />

erleichtert, dass sie als akademische Bürger nicht zur Zahlung städtischer Steuern, wie<br />

der Grundsteuer, verpflichtet waren. Für die Stadt bedeutete dieser Umstand natürlich<br />

einen finanziellen Verlust, den sie auf Dauer nicht hinzunehmen gewillt war.<br />

*<br />

Besitzer der Markthäuser sind laut den Schwörbüchern des 16. Jahrhunderts die Haushaltsvorstände<br />

und daher überwiegend Männer. Von insgesamt 129 einigermaßen sicher<br />

zuzuordnenden Hausbesitzernamen im Laufe des Jahrhunderts sind 101 (78,3%)<br />

Männer, 25 (19,4%) Frauen und dreimal werden Kinder bzw. unspezifisch Erben aufgeführt.<br />

Bei den Frauen handelt es sich überwiegend um die Witwen der Vorbesitzer. Lediglich<br />

das Haus Markt 16 erbt die Tochter Hans Winklers, Anna, verheiratete Weiße<br />

(die spätere Nickel Wolfingen). Offenbar ist sie wesentlich älter als ihr Bruder Simon<br />

Winkler, der das Haus erst später, möglicherweise nach dem Tod der Schwester, erhält.<br />

Hausbesitz geht aber oft über die weibliche Linie an Schwiegersöhne des Vorbesitzers<br />

über. Hauserwerb durch Frauen ist für diese Zeit am Markt nicht belegbar. Lediglich der<br />

Haustausch zwischen der Witwe des Jacob Kopff und Christoff Druckscherff lässt sich in<br />

diese Richtung interpretieren 61 .<br />

Es gibt aber nicht nur Hausbesitzer am Markt. Vermietungen an Familien sind offenbar<br />

meist als Vermietungen ganzer „Miethäuslein“ üblich. Zuweilen, allerdings nur in wenigen<br />

Fällen, werden uns auch Hausgenossen 62 genannt. Daneben finden wir hin und wie-<br />

60 Vgl. zur Krise der Gewandschneider in Mitteldeutschland Heinrich KRAMM: Studien über die Oberschichten<br />

der mitteldeutschen Städte im 16. Jahrhundert. 2 Teilbände. Mitteldeutsche Forschungen 87/II. Köln,<br />

Wien: Böhlau Verlag, 1981, Bd. 1, hier S. 77.<br />

61 Es handelt sich um das Haus Markt 21 und ein Gebäude auf dem Grundstück des heutigen Markt 4. 142<br />

Besitzt die Witwe Kopff das Haus auf dem Grundstück des Markt 4 und Herr Druckscherff das spätere<br />

Haus Markt 21. 5 Jahre später ist es umgekehrt.<br />

62 Siehe unter Kapitel Bild 1.2: Markt 22 und unter Kapitel Bild 1.4: Markt 7.<br />

29


der Verwandte extra aufgeführt. Sowohl bei Hausgenossen als auch bei separat aufgeführten<br />

Verwandten handelt es sich nur um die wenigen Fälle, in denen diese eigenen<br />

Grundbesitz haben, der versteuert werden muss. Unbemittelte Mieter oder Verwandte<br />

werden in den Steuerbüchern naturgemäß nicht aufgeführt.<br />

Geschossweise getrenntes Wohnen und damit einhergehendes Wohnen zur Miete innerhalb<br />

des Wohnhauses des Besitzers, wie es Ende des 16. Jahrhunderts aus der Oberlauengasse<br />

14/16 anhand der bauhistorischen Untersuchung feststellbar ist, lässt sich<br />

am Markt für die Zeit vor Gründung der Universität nur für die „Sonne“ und für die „Alte<br />

Göhre“ vermuten. In der „Sonne“ sind 1533 als Hausgenossen des Hans(2) von Herden<br />

ein Schuster und Steinmetz sowie ein „Zuckermacher“ 63 belegt. Die Vermietung an diese<br />

dem Namen nach nicht zur Verwandtschaft gehörenden Personen deutet auf eine ältere<br />

Binnengliederung der „Sonne“ mit vermutliche mehreren Stuben hin, von der heute<br />

nichts mehr zu finden ist.<br />

In der späteren „Alten Göhre“ sind 1526 ebenfalls zwei Nichtverwandte des Hausbesitzers<br />

aufgeführt. Es handelt sich um den als zur Miete wohnend aufgeführten Andres<br />

Topffer und die offenbar unverheiratete Kürschnertochter Margareta Topscher, die als<br />

zum Haus des Paul Sachse gehörend, aufgeführt sind.<br />

Ob es weitere Mieter in den Wohnhäusern der Besitzer am Markt gegeben hat, lässt sich<br />

aus den vorliegenden Steuerbüchern weder zweifelsfrei belegen noch widerlegen. Mieter<br />

werden nur dann aufgeführt, wenn sie ein zu versteuerndes Einkommen durch<br />

Handwerk, Handel, fahrende Habe oder Grundstücke haben. Gänzlich Unbemittelte fallen<br />

aus der Aufzeichnung. Türkensteuer müssen 1542 allerdings auch unbemittelte<br />

Hausgenossen zahlen. Davon scheint es aber insgesamt recht wenige zu geben. Ob es sie<br />

am Markt überhaupt gab, muss aufgrund des kaum möglichen Zuordnens der aufgeführten<br />

Namen zu einzelnen Gebäuden unbeantwortet bleiben.<br />

Nach den vorhandenen Quellen ist davon auszugehen, dass Vermietungen von Stuben<br />

innerhalb der Wohnhäuser der Besitzer, wie sie in großer Zahl an Studenten oder auch<br />

Professoren ab 1554 am Markt überliefert sind, erst nach Etablierung der Universität<br />

allgemein üblich wurden. Bereits 1554 gibt es von insgesamt 94 in der Stadt vermietbaren<br />

Stuben mit dazugehörigen Kammern 21 am Markt. 64 Oft werden die hier aufgeführten<br />

Stuben auch keine Bohlenstuben, sondern Fachwerk- oder Bretterstuben, die sich<br />

einfacher in den Obergeschossen einbauen ließen, gewesen sein. Auf den eher dürftigen<br />

Standard mancher dieser Unterkünfte lässt auch das in der Taxierung der Stuben zuweilen<br />

bemängelte Fehlen einer Feuermauer (gemauerter Rauchabzug) schließen. Inwie-<br />

63 Ob es sich hierbei um einen Zuckerbäcker handelt oder was sonst genau unter einem Zuckermacher zu<br />

verstehen ist, bleibt leider unklar.<br />

64 Vgl. STUBENTAXIERUNG VOM 20./21. JULI 1554, Kopialbuch 3, Stadtarchiv Jena, Sign. C III, Nr. 3. und Abb. 4<br />

sowie Fazit 1.<br />

30


weit diese meist aus Stube und Kammer bestehenden Studentenbuden in der Realität<br />

vom Wohnen des Vermieters getrennt waren, muss nach den vorliegenden Unterlagen<br />

spekulativ bleiben. Ein Eingliedern der jungen Burschen auf Zeit in das Haus des Hausherren<br />

im Brunnerschen Sinne erscheint hier durchaus wahrscheinlich.<br />

Zum „ganzen Haus“ der Hausbesitzer zählt auch Gesinde. Aus dem Türkensteuerregister<br />

von 1542 kann man entnehmen, dass am Markt maximal drei Dienstleute pro Haus zu<br />

finden sind. 65 Bei 30 aufgeführten Haushaltsvorständen beschäftigen 20, also zwei Drittel<br />

der Haushalte, Gesinde. Die übrigen können sich entweder kein Personal leisten oder<br />

haben genügend Kinder bzw. Verwandte als Hausgehilfen. Nicht mit im Haushalt lebende<br />

Bedienstete, die möglicherweise nur zeitweise hier beschäftigt waren, bleiben hier,<br />

um die Steuer zu sparen, unberücksichtigt. Nur so lässt sich die geringe Anzahl der<br />

Dienstleute erklären.<br />

Interessant ist die Tatsache, dass sich einige <strong>Marktplatz</strong>anlieger Kühe 66 halten. Zwölf<br />

Kühe und drei Kälber werden auf sieben Markthäuser verteilt im Türkensteuerregister<br />

aufgeführt. Daher, und zur Unterbringung der nicht steuerpflichtigen Pferde, müssen zu<br />

vielen Markthäusern auch Stallungen gehört haben.<br />

*<br />

In älteren Darstellungen zur Jenaer Geschichte wird oft der Begriff Ackerbürgerstadt als<br />

Charakteristikum gebraucht. Der Begriff ist nach Kramm 67 erst mit dem 18. Jahrhundert<br />

aufgekommen, hat aber für die Erscheinung Jenas im 16. Jahrhundert eine gewisse Berechtigung.<br />

„Der Ackerbürger treibt neben dem bürgerlichen Gewerbe Landwirtschaft und<br />

darf mit den einzelnen Grundstücken Rechtsgeschäfte treiben.“ 68 Neben den Ackerbürgern<br />

gab es auch reine Garten-Haus-Besitzer ohne wirkliche landwirtschaftliche Einnahmen.<br />

Dabei konzentrieren sich die Acker- und Hausbesitzer laut Kramm in der Innenstadt, die<br />

landlosen oder Garten-Haus-Besitzer in den Vorstädten. Nur in solchen Städten, die einen<br />

nicht geringen Teil der Einnahmen ihrer Bürger aus landwirtschaftlicher Tätigkeit<br />

ziehen, also z.B. nicht in Handels- oder Bergbaustädten, ist die Größe und der Wert des<br />

Grundbesitzes (mit Ausnahme der Gebäude) wirklich ein gewisser Indikator für den<br />

Reichtum der Bürger. Das scheint im Jena des 16. Jahrhunderts, zumindest bis zur Universitätsgründung,<br />

der Fall zu sein. Es stellt sich die Frage, warum Handwerker, Händler<br />

oder später auch Professoren einen so großen agrarischen Besitz ihr Eigen nannten,<br />

wenn sie doch einem städtischen oder universitären Beruf nachgingen? Muss man hier<br />

65 TÜRKENSTEUER VON 1542 FÜR DIE STADT JENA, Staatsarchiv Weimar, Reg Pp. 143, 14.<br />

66 Leider werden im Türkensteuerregister nur Kühe aufgeführt. Pferde waren nicht steuerpflichtig;<br />

Schweine werden am Markt nicht aufgeführt (sind aber sonst in der Stadt sonst durchaus vorhanden), zu<br />

Ziegen und anderen Kleintieren finden sich keine Angaben.<br />

67 Vgl. KRAMM, Oberschichten, 1981, Bd. 1, hier S. 37.<br />

68 KRAMM, Oberschichten, 1981, Bd. 1, S. 41.<br />

31


den Grundbesitz als Vermögensanlage mangels anderer Möglichkeiten des Geldausgebens<br />

sehen? Oder als eine Form des Beharrens und traditionellen Denkens nach dem<br />

Motto: Ein reicher Mann hat viel Grund? 69<br />

Oder ist der speziell in Jena bevorzugt angebaute Wein und damit der Besitz von vielen<br />

Weinbergen eine Art Zweitwährung? Es gibt schon zu denken, dass das Amt Jena im Jahre<br />

1567 86% der aufgelisteten Weinvorräte aller Thüringer Ämter aufweist (Weimar<br />

nur 13%) 70 , sich aber kaum ein Bürger in den Steuerlisten des 16. Jahrhunderts als<br />

Weinhändler ausweist. Von allen überhaupt zur steuerlichen Veranlagung herangezogenen<br />

Einwohnern waren hingegen 74 bzw. 68 % (1542 bzw. 1557) Weinbergeigentümer.<br />

71 „Der thüringische Weinbau florierte in der Zeit vom Ende des 14. bis zur Mitte des<br />

16. Jahrhunderts, örtlich mit zeitlichen Unterschieden.“ 72 Dabei machten sich seit dem 16.<br />

Jahrhundert „Zeichen der Krise und des Niederganges bemerkbar. Mehrere Ursachen trafen<br />

zusammen, das Mißverhältnis von guten und schlechten Weinjahren, das im positiven<br />

Sinne um 1550 den Höhepunkt erreicht hatte, die Geschmacksverfeinerung für Importweine,<br />

die durch Reisen und neue Kenntnisse von Humanisten und Gelehrten gefördert wurde,<br />

auf der einen und die Konkurrenz des preiswerteren Bieres auf der anderen Seite, die veränderte<br />

Nutzbarmachung des Bodens aus Ernährungsgründen u. a. m.“. 73 Ob und in wieweit<br />

dabei in Jena auch das immer wieder beklagte Plündern der Weinberge durch die<br />

Studenten der Mitte des 16. Jahrhunderts gegründeten Universität eine Rolle spielte,<br />

wäre zu untersuchen.<br />

Die unter dem Sammelbegriff „Markt“ in den Steuerlisten zusammengefassten Bürger<br />

Jenas lagen im besonders guten Weinjahr 1514, für das wir eine genaue Auswertung<br />

nach„erwachsenen“ Eimer Weins besitzen, allerdings nach der durch die Stadt verlaufenden<br />

Hauptachse aus Johannisgasse und Saalgasse, mit 1.326,5 Eimern 74 (das sind<br />

immerhin unvorstellbare knapp 100.000 Liter) abgeschlagen nur an dritter Stelle. 75<br />

69 Anders als beim Erwerb von landwirtschaftlichen Nutzflächen verhält es sich wohl beim Erwerb von<br />

zusätzlichen Häusern über das eigentliche Wohnhaus hinaus und Mühlen, die eher als eine Art frühkapitalistische<br />

Geldanlageform zu betrachten sind.<br />

70 Vgl. KRAMM, Oberschichten, 1981, Bd. 1, hier S. 54.<br />

71 Vgl. KRAMM, Oberschichten, 1981, Bd. 1, hier S. 54. Er bezieht sich hier auf: G. FALK: Der Jenaer Weinbau.<br />

Untersuchungen zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte einer Thüringischen Weinbauernstadt mit besonderer<br />

Berücksichtigung des 15. bis 17. Jahrhunderts. (Jena, Diss. phil. 1955. Masch.)<br />

72 KRAMM, Oberschichten, 1981, Bd. 1, hier S. 56.<br />

73 KRAMM, Oberschichten, 1981, Bd. 1, hier S. 57.<br />

74 Ein Eimer entspricht 71,71 Litern.<br />

75 Ernst DEVRIENT: Urkundenbuch der Stadt Jena und ihrer geistlichen Anstalten, S. 196. Nr. 154:<br />

Stelle Zahl der Besitzer Ortslage Zahl der Eimer Durchschnitt<br />

1. 48 Johannisgasse 2122 ½ 44,2 %<br />

2. 44 Saalgasse 1367 31,0 %<br />

3. 55 Markt 1326 ½ 24,1 %<br />

32


Bild 1.1: Markt 16 – Tradition und Kontinuität: Tuchhandel in Jena<br />

Noch heute ist die ursprüngliche Ausrichtung des späteren Markt 16 hin zur Oberlauengasse<br />

auffällig. Vermutlich handelte es sich zunächst um eine bis dorthin durchlaufende<br />

Parzelle. Oder aber es existierte eine Art Sackgasse von der Oberlauengasse her in<br />

Richtung Markt. Eingang und Einfahrt in das Wohnhaus erfolgten jedenfalls von Osten.<br />

Ältester Teil des heutigen Hauses Markt 16 ist ein tonnengewölbter, 4,60m x 11,90m<br />

großer Kellerraum unter dem heutigen Vorderhaus aus der Zeit vor 1384. Wahrscheinlich<br />

befand sich darüber ein giebelständiger Massivbau mit langrechteckigem Grundriss.<br />

76 Warum der Steinbau spätestens 1384 durch einen Fachwerkbau in Ständergeschossbauweise<br />

77 ersetzt wurde, ist nicht geklärt. Das dem Markt zugewandte 1384 (d)<br />

errichtete, zur Bauzeit aus Erdgeschoss, erstem Obergeschoss, zweitem Obergeschoss<br />

und zwei Dachgeschossen bestehende Haus hatte einen ungegliederten Grundriss und<br />

stand giebelständig zum Markt. 78 Das Nichtvorhandensein einer inneren Gliederung dieses<br />

Vorderhauses und sein rein konstruktives Fachwerk, das nicht auf Sicht ausgelegt<br />

war und meist innenansichtig abgebunden ist, lassen darauf schließen, dass dieser Gebäudeteil<br />

bauzeitlich als eine Art Speicher bzw. Kontor diente und keinen repräsentativen<br />

Charakter hatte. Die Orientierung des Speichergebäudes erfolgte bauzeitlich auf ein<br />

bereits vor 1384 bestehendes Wohngebäude im Osten der Parzelle an der Stelle des heutigen<br />

Hinterhauses.<br />

Dieses vermutliche Massivhaus wurde 1435 (d) durch ein neues Wohnhaus ebenfalls in<br />

Ständergeschossbauweise ersetzt. Auch dieses Haus war nach Osten, weg vom Markt,<br />

ausgerichtet. Dieses heutige Hinterhaus war bauzeitlich das Wohnhaus mit repräsentativer<br />

Fassade und Eingangsportal, lag aber eben nicht direkt am Markt. 79 Ob die gesamte<br />

Hausstätte auch im 16. Jahrhundert noch bis zur Oberlauengasse reichte, wie für die<br />

Bauzeit der Gebäude angenommen werden kann, ließ sich nicht herausfinden.<br />

76 Vgl. SCHERF, Haus- und Grundrissentwicklung, 2007, hier S. 98f.<br />

Vgl. zu den folgenden Ausführungen auch Lutz SCHERF: Markt 16 - ein Zeugnis der Lebensweise und Baukunst<br />

im spätmittelalterlichen Jena. In: Arbeitskreis für Hausforschung (Hg.): Hausbau in <strong>Thüringen</strong> und<br />

angrenzenden Regionen. Jahrbuch für Hausforschung Bd. 48, S. 117 - 130. Marburg: Jonas Verlag, 2002.<br />

77 Die Ständergeschossbauweise ist eine mittelalterliche Fachwerkkonstruktion, bei der die Ständer (Stützen)<br />

von einer Bodenschwelle bis zur Dachkonstruktion durchlaufen. Die Deckenbalken werden eingeschossen<br />

– daher auch der Begriff Geschoss im Gegensatz zum Stockwerk. Bei der Stockwerkbauweise/Rähmbauweise<br />

werden im Gegensatz dazu die Stockwerke einzeln nacheinander abgebunden. Dadurch<br />

sind auch Auskragungen der Obergeschosse an den Traufseiten in den Straßenraum möglich.<br />

Für Hauskonstruktionen in Ständergeschossbauweise sind relativ viele lange und gerade Ständer (Holzstämme)<br />

nötig. Diese hohen Nadelbäume (üblicherweise Tanne) sind am Ausgang des Mittelalters durch<br />

Raubbau der Wälder schon nicht mehr in unbegrenzter Zahl vorhanden. Dieser Umstand und die Tatsache,<br />

dass durch die begrenzte Höhe der gewachsenen Hölzer auch nur begrenzte Haushöhen möglich sind,<br />

trugen zum Übergang zu der neuzeitlichen Stockwerkbauweise an der Wende zum 16. Jahrhundert bei.<br />

78 Vgl. SCHERF, Haus- und Grundrissentwicklung, 2007, hier S. 102.<br />

79 Vgl. Abb. 9. Hier ist die ehemalige Schaufassade gut zu erkennen.<br />

33


Offenbar diente das dem Markt zugewandte Speichergebäude dem Besitzer, möglicherweise<br />

einem Tuchhändler wie auch hundert Jahre später, als ein verlängerter <strong>Marktplatz</strong><br />

in dessen eigentlicher Funktion als ein Platz zum Angebot und Verkauf von Waren.<br />

Als Schauseiten sind im Primärbestand nur die damals wohl noch freistehende nördliche<br />

Traufseite des Wohnhauses und der östliche Giebelschluss desselben anzusehen. Die<br />

anderen Seiten zeigen ein rein konstruktives Fachwerk, das nicht auf Sicht ausgelegt<br />

war, und sind meist innenansichtig abgebunden.<br />

Im zweiten Obergeschoss bildete das neue Wohnhaus eine durchgehende Ebene mit<br />

dem zweiten Obergeschoss (Lagergeschoss) des marktseitigen Kontorhauses. Vermutlich<br />

wurde das Dach des neueren Wohnhauses an das heute nicht mehr vorhandene<br />

Dach des Vorderhauses, das auch die Aussteifung in Längsrichtung übernehmen musste,<br />

konstruktiv angepasst. 80 Im ersten Obergeschoss des Wohnhauses wurde eine bauzeitliche,<br />

konstruktiv von der Hauskonstruktion komplett getrennte, 4m hohe und ca. 30m²<br />

große Bohlenstube eingefügt. Die dadurch mögliche rauchfreie Beheizung eines Raumes<br />

gestattete zeitgemäßen Wohnkomfort. 81<br />

*<br />

Über die Bauherren des Vorder- und Hinterhauses liegen uns keine schriftlichen Überlieferungen<br />

vor. Anhand der Rückverfolgung der Schwörbücher und der Annahme, dass<br />

das Gebäude in der Familie weitergegeben wurde, lässt sich ab 1502 der Bürgermeister<br />

Hans Winkler als Hausbesitzer vermuten. 82 Er wird in den Quellen zwischen 1478 und<br />

1509 in Jena erwähnt. 83 Hans Winkler wird als Bürgermeister, Ratsmann und Schosser<br />

bezeichnet. Auch ist er 1488 Altarmann 84 in St. Michael. Er besitzt neben dem Markthaus<br />

noch ein Haus in der Jenergasse und eine Fleischbank. Möglicherweise ist Hans Winkler<br />

wie sein Sohn und späterer Hauserbe Simon Winkler Gewandschneider, aber auch eine<br />

Tätigkeit als Fleischer ist nicht auszuschließen. Weiter wird in dem Schwörbuch von<br />

1502 auch Magister Er Johann Winkler 85 , ebenfalls Sohn von Hans Winkler, am Markt<br />

80 Zum Markt hin hatte das Lager- bzw. Kontorhaus bauzeitlich möglicherweise einen Vollwalm (Scherf,<br />

Jahrbuch für Hausforschung: Markt 16, S. 117 u. 130).<br />

81 Vgl. BAUHISTORISCHE UNTERSUCHUNG des Büros für historische Bauforschung und Schadensermittlung an<br />

Holzkonstruktionen Scherf – Bolze – Ludwig, April 1997, Untere Denkmalschutzbehörde Jena und Abb. 9.<br />

82 Von 1502 stammt das mit Ausnahme der Geschossbücher von 1406/1407 älteste erhaltene Schwörbuch<br />

(Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 2), das jedoch im Gegensatz zu den ab 1540 herausgegebenen Schwörbüchern<br />

keine Angaben zu den Nachbarn und keine Logik in der Auflistung der Hausbesitzer am Markt erkennen<br />

lässt. Daher sind nur in Ausnahmefällen durch Analyse bekannter verwandtschaftlicher Bezüge<br />

und unter Annahme der Hausweitergabe innerhalb der Familie Aussagen dazu möglich, welches konkrete<br />

Haus die aufgeführten Besitzer besaßen. Im Fall des Markt 16 scheint die Besitzfolge von Bürgermeister<br />

Hans Winkler auf seine Tochter, die Nickel Wolffingen und später seinen Sohn Simon Winkler sehr wahrscheinlich.<br />

83 Alle nachfolgenden Angaben nach APEL, Einwohner, 1937, S. 279.<br />

84 Altarmann = Kirchenvorsteher.<br />

85 Das „Er“ im Namen ist einer Art Ehrentitel für angesehene und gebildete Personen.<br />

34


aber ohne eigenen Hausbesitz, erwähnt. Wahrscheinlich lebt er hier gemeinsam mit seinem<br />

Vater, möglicherweise aber auch im Haus in der Jenergasse, in dem er ebenfalls<br />

genannt ist. Johann Winkler war 1496 in Leipzig immatrikuliert. 86 Er erbt jedoch nicht<br />

das Markthaus in Jena. Entweder ist er nach auswärts verzogen oder schon früh verstorben.<br />

1519 besitzt die Nickel Wolffingen das Haus. 87 Dank Hans Apels unschätzbaren Forschungen<br />

zu den Jenaer Einwohnern wissen wir, dass sie Anna hieß und Hans Winklers<br />

Tochter war. 88 Als sie das Markthaus erbte, war sie bereits zum zweiten Mal verwitwet.<br />

In erster Ehe hatte sie den im Jahre 1502 bezüglich seines zu versteuernden Vermögens<br />

reichsten Mann der Stadt, Celiax Weiße, geheiratet, der vermutlich Gewandschneider<br />

war. In zweiter Ehe war sie mit dem als Ratsmann und Bürgermeister genannten Nickel<br />

Wolffing verheiratet. 1519 stand sie, bereits wieder Witwe, nach dem Werte ihres<br />

Grundbesitzes an dritter Stelle in der Stadt.<br />

Ab 1526 bis mindestens 1556 89 , vermutlich jedoch bis zu seinem Tode1565 oder1566,<br />

ist Simon Winkler, ein weiterer Sohn von Hans Winkler und Bruder der Nickel Wolffingen,<br />

Besitzer des Hauses Markt 16. Auch Simon Winkler studierte wie sein Bruder Johann.<br />

Allerdings war er im Unterschied zu ihm 1519 in Erfurt immatrikuliert. 90 Doch er<br />

schlug keine Karriere als Gelehrter ein, sondern arbeitete als Gewandschneider.<br />

*<br />

Wer waren nun Gewandschneider? Diese Berufsbezeichnung hat nichts mit uns bekannten<br />

Schneidern zu tun, sondern meint in etwa Tuchgroßhändler. Sie waren „durch den<br />

Verschnitt auswärtigen, fremden Gewandes […] charakterisiert“. 91 Der Gewandschneider<br />

war „reiner Händler, sein Geschäft, die Vermittlung zwischen Produzent und Konsument,<br />

d.h. der Vertrieb des von dem auswärtigen Produzenten gewebten Tuches im Kleinen an die<br />

Gesamtheit der Bürger“. 92 „In den meisten nord- und mitteldeutschen Städten haben sich<br />

die Gewandschneiderverbände sehr früh als besonderer Stand aus den ‚mercatores‘<br />

herausgelöst. Durch ihre Macht und ihr Ansehen erwarben sie sich vom Landesherrn oder<br />

Rat weitgehende Privilegien. Rechtlich wurden sie zwar meist den Handwerkerverbänden<br />

zugezählt; tatsächlich aber nahmen sie im Norden fast überall eine weit einflussreichere<br />

86 APEL, Einwohner, 1937, S. 279.<br />

87 SCHWÖRBUCH VON 1519, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 3, S. 128.<br />

88 Diese und die folgenden Angaben zu Anna Wolffingen nach APEL, Einwohner, 1937, S. 284.<br />

89 SCHWÖRBUCH VON 1526, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 4, S. 127, SCHWÖRBUCH VON 1533, Stadtarchiv Jena,<br />

Sign. C II Nr. 5, S. 137, SCHWÖRBUCH VON 1540, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 7, S. 127, SCHWÖRBUCH VON<br />

1547, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 8, S. 113, SCHWÖRBUCH VON 1556, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 9, S.<br />

140.<br />

90 APEL, Einwohner, 1937, S. 279.<br />

91 Mercedes STOEVEN: Der Gewandschnitt in den deutschen Städten des Mittelalters. Berlin und Leipzig:<br />

Rothschild, 1915, S. 3.<br />

92 Ebenda, S. 3f.<br />

35


Stellung ein. Nicht selten fanden sich Mitglieder des Patriziats in ihren Reihen, und ihre<br />

Stimme sprach oft massgebend mit im Rat der Stadt“. 93 Mercedes Stoeven meint, dass<br />

Gewandschneider nur mit fremden Tuchen handelten und keine eigenen Stoffe herstellten<br />

oder herstellen ließen. Für Jena scheint das hingegen nicht zuzutreffen, da die meisten<br />

Gewandschneider auch eigene Färbhäuser und Rähmen 94 besaßen, die ja nur im Zusammenhang<br />

mit einer gewissen Eigenproduktion einen Sinn ergeben. „In Jena standen<br />

die Gewandschneider in einem kurzen Zeitraum, von 1484 bis ca. 1500 an der Spitze von<br />

allen Berufsgruppen in Bezug auf die häufige Vertretung im Rat“. 95 Im Jahre 1489 war der<br />

Reichste der Stadt Jena ein Gewandschneider. 96 Im 16. Jahrhundert stellen die Gewandschneider<br />

am Jenaer Markt die mit Abstand größte Berufsgruppe. Sie gehören dabei zu<br />

den wohlhabendsten Bürgern der Stadt. Da nur die Grundstücke und nicht ihr wohl<br />

meist in Stoffen angelegtes Vermögen besteuert wurden, ist ihr Reichtum in den Steuerlisten<br />

sicher eher unter- als überbewertet.<br />

„Anders als im Lebensmittelgewerbe, das in seinen Zweigen im wesentlichen den Eigenbedarf<br />

der Stadt befriedigte, sind die Sparten der Bekleidungsgewerbe zwar auch auf die<br />

städtische Bedarfsdeckung, jedoch in viel höherem Maße auf Überschußproduktion und<br />

Ausfuhr eingestellt“. 97 Sowohl in großen, als auch in mittleren und kleineren Städten der<br />

Zeit wurde die Wirtschaft durch Tuchmacherei und Gerberei bestimmt. Nach den belegten<br />

Vermögen der Gewandschneider, dem häufigen Hervorgehen des Bürgermeisters<br />

aus ihren Reihen und auch ihrer konzentrierten Niederlassung am Markt lässt sich ablesen,<br />

dass diese auch in Jena überwiegend Großhändler waren, wenn auch, wie ihr Besitz<br />

an Färbhäusern und Rähmen nahelegt, mit gewisser lokaler Produktion. „Der Vermögensstand<br />

von Gewandschneidern ist kaum summarisch in Worte zu fassen. In Mühlhausen<br />

93 Ebenda, S. 4f.<br />

94 Mit dem Begriff Rähmen wird entweder das hölzerne Gestell zum Trocknen der Tuche nach dem Färben<br />

oder Walken oder aber der Platz, auf dem diese Gestelle aufgestellt werden konnten, bezeichnet.<br />

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. 16 Bde. [in 32 Teilbänden]. Leipzig: S. Hirzel<br />

1854-1960. -- Quellenverzeichnis 1971: „rahmen, als gestell der tuchweber“<br />

Dietrich DENECKE, Helga-Maria KÜHN: Göttingen. Geschichte einer Universitätsstadt, Göttingen:<br />

Vandenhoeck & Ruprecht, 1987 S. 105: Rähmen als der Platz, wo die Tuchmacher nach dem Färben ihre<br />

Tuche zum Trocknen aufspannen konnten.<br />

Wolfgang LÖSCH [& al.]: Jenaer Straßen und Gassen. Jena: Jena-Information 1991, S. 43: „Am Rähmen: Verbindungsweg<br />

zwischen Löbdergraben und Am Eisenbahndamm unmittelbar außerhalb des alten Stadtkerns.<br />

Hier stellten früher die Jenaer Tuchmacher, deren Gewerbe im Mittelalter in hoher Blüte stand, zum Spannen<br />

der Tücher Rahmen auf.<br />

Nach einem im Stadtarchiv verwahrten Manuskript sahen diese „Rähmen" wie folgt aus: An einem Querbalken<br />

war eine Reihe von Haken angebracht, an denen die Tuchstücke befestigt wurden. an die untere Kante<br />

des Tuches wurde an ebensolche Haken ein weiterer Querbalken gehängt, so daß sich das Tuch straff spannte.<br />

Die Sammlungen zum „Thüringischen Wörterbuch“ überliefern das Wort Rähmen in der Bedeutung 'Webrahmen',<br />

nur für Coburg.“<br />

95 KRAMM, Oberschichten, 1981, Bd. 1, S. 80, der sich auf Hans APEL: Jenaer Handwerker bis in die Zeit um<br />

1600. 1932, S. 22 bezieht.<br />

96 Laut APEL, Einwohner, 1937, S. 200 ein Hans von Nordhausen.<br />

97 KRAMM, Oberschichten, 1981, Bd. 1, S. 70.<br />

36


scheinen sie über ein mittleres Vermögen nicht hinausgekommen zu sein (zweite Hälfte des<br />

16. Jahrhunderts). Für Erfurt wird noch zu Anfang des Jahrhunderts (1511) ein höheres<br />

Durchschnittsvermögen festgestellt, was später offenbar nicht mehr der Fall war. Nach der<br />

Türkensteuer von 1542 zählten sie in Wittenberg zur vierthöchsten Vermögensgruppe. Daß<br />

der Reichste in der Stadt ein Gewandschneider war, wie in Jena 1489 oder in Dresden 1502,<br />

dürfte schon damals nicht häufig, später noch seltener geworden sein.“ 98<br />

Der Altar der Kapelle im Jenaer Rathaus war den Heiligen Jakob, Urban und Barbara geweiht.<br />

Herbert Koch sieht die Heilige Barbara als Schutzheilige der Tuchmacher<br />

und -händler, den Heiligen Jakob für die Tuchwalker und den Heiligen Urban für die<br />

Winzer. 99 Auch hier spiegelt sich die Gewichtung der Tuchproduktion und des Tuchhandels<br />

in Jena wieder.<br />

Jena steht mit dem Höhe- und Wendepunkt des Tuchhandels am Beginn und bis zur Mitte<br />

des 16. Jahrhunderts nicht allein. Kramm stellt diese Zeit für die Tuchmacherei und<br />

den Gewandhandel als eine allgemeine Umschwungzeit in Mitteldeutschland dar, wobei<br />

die Bedeutung des Tuchhandels nach der Mitte des 16. Jahrhunderts hier allgemein abnahm.<br />

100<br />

In vielen Städten haben „die Gewandschneider einen merkwürdig schillernden, oft wenig<br />

ausgeprägten Charakter gehabt, wohl darauf zurückzuführen, daß sie hier aus dem Tuchmachergewerbe<br />

herausgewachsen, ihm zum Teil noch zugehörig, nominell zu den Zünften<br />

rechneten, dort eindeutig zu den Handelskreisen gehörten“ 101 . […] „Das Kriterium ist letztlich<br />

nicht, wem der eigentliche Tuchausschnitt und -vertrieb im kleinen rechtlich zustand,<br />

worüber viel gestritten worden ist, als vielmehr, ob und wieviel Gewandkammern den Gewandschneidern,<br />

[…], zur Verfügung standen. Deren waren es stets wenige, in größeren<br />

und in Mittelstädten etwa 7-8. […] In Jena sollen es 14 gewesen sein (1537); waren es sie im<br />

eigentlichen Sinne des Wortes?“ 102 Spätestens hier taucht jetzt die Frage nach dem Ort<br />

des Jenaer Gewandhandels auf. „Ein äußeres Zeichen und oft künstlerisches Denkmal des<br />

lokalen und überlokalen Handelns sind die als Kauf- oder Gewandhaus bezeichneten Gebäude<br />

– letztere Bezeichnung ist wohl ein pars pro toto – , die in jener Zeit errichtet oder<br />

umgebaut und erweitert wurden. Sie sind meist selbständige Gebäude, seltener ein Teil des<br />

Rathauses, bzw. dies mehr in der älteren Zeit“. 103 Wo befand sich nun Jenas Gewandhaus?<br />

98 Ebenda, S. 80. Die Aussage zu Jena bezieht sich auf KOCH, H.: Geschichte der Stadt Jena, Bl. 50, einen Hans<br />

von Nordhausen. Siehe auch APEL, Die Einwohner, 1937, S. 200.<br />

99 Vgl. KOCH, Geschichte, 1966, S. 37. Die Altarstiftung geht auf das Jahr 1378 zurück. Allerdings ist die<br />

Heilige Barbara im Allgemeinen nicht als Schutzpatronin der Tuchhändler bekannt. Lediglich im Erzgebirge<br />

taucht sie zuweilen als Schutzpatronin der Tuchmacher auf.<br />

100 KRAMM, Oberschichten, 1981, Bd. 1, S. 77.<br />

101 STOEWEN, Gewandschnitt, zitiert nach KRAMM, Oberschichten, Bd. 1, S. 79.<br />

102 Hans APEL: Jenaer Handwerker bis in die Zeit um 1600. 1932. zitiert nach Kramm, Oberschichten, Bd. 1,<br />

S. 79.<br />

103KRAMM, Oberschichten, 1981, Bd. 1, hier S. 154:<br />

37


Gab es im 16. Jahrhundert trotz der herausragenden Stellung der Tuchhändler im Gegensatz<br />

zu vergleichbaren Städten der Region keines, wie es über hundert Jahre später<br />

Adrian Beier beklagt? 104 Wurden die Stoffe auch in dieser Blütezeit im Rathaus gehandelt?<br />

Ist eventuell das von Schreiber/Färber 105 genannte Stadthaus in der Johannisgasse<br />

ein Gewand- oder Kaufhaus, oder waren die Händler auf ihre Privathäuser angewiesen?<br />

Das würde dann das Weiterbestehen des Vorderhauses des Markt 16 als im Inneren ungegliedertes<br />

Kontorhaus bis ins 17. Jahrhundert erklären. Möglicherweise lassen sich<br />

auch die an der Nordwand des zweiten Obergeschosses/Lagergeschosses des Hinterhauses<br />

des Markt 16 gefundenen Draperieausmalungen mit der Nutzung des Hauses<br />

durch im Tuchgroßhandel beheimatete Hausbesitzer in Verbindung bringen. Bei der<br />

Bemalung, die vermutlich aus der Mitte des 16. Jahrhunderts stammt, wurde ein Auripigment<br />

verwendet, das sich wie ein Schleier auf die Wand legt und den Eindruck von in<br />

Seidenstoffen verwebten Goldfäden imitiert. 106<br />

*<br />

Neben dem Markthaus besaß Simon Winkler das Haus „Zum goldenen Adler“ in der Jenergasse<br />

(wohl ein sogenanntes Kellerhaus), ab 1540 auch ein Färbhaus und Rähmen<br />

und ab 1547 ein Haus in der Johannisgasse und ein Haus unter der Kirche. Im Türkensteuerregister<br />

von 1542 107 wird er mit 868 alten Schock veranschlagt und steht damit<br />

an achter Stelle der Markthausbesitzer. Sein Haus wird mit 300 alten Schock 108 bewertet<br />

und gehört damit zu den durchschnittlich wertvollen Häusern am Markt. Er beschäftigt<br />

1542 einen Tuchknappen, 1547 eine Magd. 1547 steht Simon Winkler nach dem Wert<br />

seines Grundbesitzes an sechster Stelle aller Steuerpflichtigen der Stadt. Da aber sein<br />

Besitz als Tuchgroßhändler sicher zum großen Teil auch in Stoffen angelegt ist, ist er<br />

wahrscheinlich noch wesentlich größer als anhand seines Grundbesitzes anzunehmen.<br />

Chemnitz 1499 Gewandhaus<br />

Zwickau 1522-25 Gewandhaus<br />

Hettstedt 1520-26 Gewand- oder Pelzhaus, Rathaus, Hintergebäude<br />

Merseburg 1524 Gewand- oder Kaufhaus<br />

Weimar 1526 Stadt- oder Kaufhaus<br />

Altenburg 1532/33 Kaufhaus<br />

Schmalkalden 1536 Umwandlung eines Wohnhauses zum Kaufhaus<br />

Gotha 1567 bis 1553 altes Kaufhaus, 1567 Neubau<br />

HHSD (Handbuch der historischen Stätten). 8. 1965 Sachsen, S. 45 (Chemnitz), S. 382 (Zwickau)<br />

HHSD. 9. 1968 <strong>Thüringen</strong>, S. 155 (Gotha), S. 470 (Weimar)<br />

104 Vgl. ARCHITECTUS JENENSIS des Adrian Beier, hg. von Dr. Herbert Koch, Jena: 1936, S. 110.<br />

105 SCHREIBER, Carl/FÄRBER, Alexander: Jena, unveränd. Nachdruck der Ausgabe von 1850, S. 22 und 148.<br />

Schließlich hieß auch das Weimarer Gewandhaus Stadthaus.<br />

106 Nach Aussage von Bauforscher Lutz Scherf.<br />

107 TÜRKENSTEUER VON 1542 FÜR DIE STADT JENA, Staatsarchiv Weimar, Reg Pp. 143, 14.<br />

108 Das Schock ist eine Rechnungsmünze und betrug 60 alte silberne Groschen oder Wilhelminer, welche<br />

unter Kurfürst Friedrich II. von Sachsen und Herzog Wilhelm in Meißen um 1408 bis 1482 zu 160 Stück<br />

auf die Mark geprägt wurden. Aus: H. A. Mascher: Die Grundsteuer-Regelung in Preußen auf Grund der Gesetze<br />

vom 21. Mai 1861. Döring, 1862. Online Fassung.<br />

38


Simon Winkler wird 1543 zum Richter und später, wie sein Vater, mehrfach zum Bürgermeister<br />

erwählt. Bei seiner Wahl in den Rat 1554 muss allerdings der Landesherr<br />

über seine Ratsfähigkeit entscheiden, da Simon Winkler sich zuvor eines sittlichen Vergehens<br />

schuldig gemacht hatte. 109<br />

Obwohl sein Markthaus zu den wenigen heute noch erhaltenen Gebäuden Jenas gehört,<br />

das in der Zeit auch baulich großer Veränderungen nach der Universitätsgründung nicht<br />

umgebaut wurde, hatten verschiedene Universitäten Einfluss auf das Leben der Familie<br />

Winkler. Bereits in der Zeit vor der Gründung der Jenaer Universität ist Simon Winklers<br />

Bruder Johann Caspar Magister und hatte an der Universität Leipzig studiert; Simon<br />

Winkler selbst studierte an der Erfurter Universität, sein Sohn Günther schließlich wird<br />

im Winter 1551 als Guntherus Winclerus an der neu gegründeten Jenaer Universität<br />

immatrikuliert und später als Magister erwähnt. 110<br />

Das Leben in seinem Haus scheint sich noch in den Bahnen des mittelalterlichen Wohnens<br />

abgespielt zu haben. Über Umbauten und bauliche Änderungen im Laufe des 16.<br />

Jahrhunderts ist durch die Bauforschung nichts bekannt. Im Winterhalbjahr spielte sich<br />

das Familien-, wie wohl auch das Geschäftsleben vermutlich in der Stube des Wohnhauses<br />

ab. Über Stubenkammern oder eine weitere Binnengliederung beider Hausteile ist<br />

nichts bekannt.<br />

1535/36 kommt es im Haus von Simon Winkler zu einem Brand. 111 Vermutlich handelt<br />

es sich dabei um einen Brand in seinem Markthaus, da die anderen Häuser, mit Ausnahme<br />

des aber meist als Kellerhaus bezeichneten Gebäudes in der Jenergasse, später<br />

erworben wurden. Brandspuren wurden durch die Bauhistoriker im zweiten Obergeschoss<br />

an der Südostecke in Richtung zum heutigem Markt 17 gefunden.<br />

Schmeizel berichtet uns aus dem Jahre 1547, dass sich der Bürgermeister Simon Winkler<br />

anlässlich der Hochzeit seiner Tochter mit Quirinus Imhoff bei den Stadtbürgern sehr<br />

unbeliebt machte, da er trotz Gefangennahme des Landesherren und darüber herrschender<br />

Trauer ein großes Fest mit 24 Tischen voller Gäste ausrichtete. 112<br />

Nach Simon Winklers Tod 1565 oder 1566 übernimmt seine Witwe Ursula das Markthaus<br />

und ist bis 1572 im Schwörbuch als Hausbesitzerin erwähnt. 113<br />

Spätestens 1585 geht das Haus an Quirinus Becker („Sein Haus neben Martin Müllern und<br />

B. Andreas Steckenberg gelegen“ 114 ) und 1594 an seine Witwe Camilla 115 über. Ob die<br />

109 Alle Angaben zu Simon Winkler siehe APEL, Einwohner, 1937, S. 279. Worin das sittliche Vergehen bestand,<br />

ist nicht erwähnt.<br />

110 Ebenda, S. 280.<br />

111 RECHNUNG DER STADT JENA 1535/36, Hauptstaatsarchiv Weimar, Sign. Bb Nr. 3020, S. 5 u. 88.<br />

112 SCHMEIZEL, Chronik, 1758, S. 9.<br />

113 SCHWÖRBUCH VON 1572, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 11, S. 224.<br />

39


Familie Becker verwandtschaftliche oder berufliche Beziehungen zur Familie Winkler<br />

hatte, war leider nicht zu klären.<br />

Bild 1.2: Markt 22 – Vom gastfreundlichen Bürgermeister zum Gasthof<br />

Der westliche Teil des heutigen Markt 22 gehört zu den ältesten Gebäuden Jenas und<br />

gibt, zumindest was seine frühe Nutzung anbelangt, wohl die größten Rätsel auf. Schon<br />

die Lage des spätromanischen Massivbaus im südlichen Teil des bis zur Stadtmauer reichenden<br />

Grundstückes mit seinem palastartigen, ebenfalls massiven, noch vor Mitte des<br />

13. Jahrhunderts errichteten Anbaus in Richtung Markt ist herausgehoben. Wie bereits<br />

im Kapitel Bühnenbild 1 herausgestellt, befinden sich in der nächsten Umgebung der<br />

„Sonne“ weitere vier mittelalterliche Massivbauten. 116 Damit ist diese durch die Einmündung<br />

der Löbdergasse aus Richtung Süden und die Lage des Rathauses betonte Südwestecke<br />

des Marktes gegenüber den übrigen Marktseiten hervorgehoben.<br />

Leider wurde der vermutlich nachträglich unterkellerte Massivbau auf dem hinteren<br />

Areal des Sonnengrundstückes 1961 im Zusammenhang mit Umbauarbeiten nahezu<br />

komplett abgebrochen. 117 Erhalten ist hingegen der langrechteckige, 20,8m x 9,5m im<br />

Grundriss messende palastartige Steinbau zum Markt 118 , der, erbaut bis zur Mitte des<br />

13. Jahrhunderts, durch seine Abmessungen, die Qualität des Mauerwerkes und seine<br />

herausgehobene Lage zu den bedeutendsten Gebäuden der sich entwickelnden Stadt<br />

gehört haben muss. Der Jenaer Stadtarchäologe Matthias Rupp vermutet hier den „Sitz<br />

des stadtherrlichen Vogtes oder der Territorialherren selbst“. 119<br />

114 SCHWÖRBUCH VON 1585, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 13, S. 240.<br />

115 APEL, Einwohner, 1937, S. 10.<br />

116 Vgl. Matthias RUPP: Zur Entwicklung urbaner Bau- und Siedlungsstrukturen in Jena im 13./14. Jahrhundert.<br />

In: Entstehung und Wandel mittelalterlicher Städte in <strong>Thüringen</strong>. Erfurter Studien zur Kunst-<br />

und Baugeschichte, Bd. 3, von Mark ESCHERICH, Christian MISCH und Rainer MÜLLER (Hg.), Berlin: Lukas<br />

Verlag, 2007, S. 74 - 94.<br />

117 Ebenda, S. 84.<br />

118 Vgl. RUPP, Bau- und Siedlungsstrukturen, 2007.<br />

Erhalten haben sich Teile der Längswände des Erdgeschosses. Diese lassen durch ihre Dicke auf ein mehrgeschossiges<br />

steinernes Gebäude schließen. Es stand giebelständig zum Markt und hatte im südlichen Teil<br />

der Westwand ein 2,3m weites und hohes rundbogiges Tor und in der Mitte der Westwand eine weitere<br />

segmentbogig übermauerte Tür. Diese Befunde deuten auf eine Erschließung des Gebäudes von Westen,<br />

wegen der Lage des Hauptportales am südlichen Mauerende eventuell sogar für eine Ausrichtung des<br />

Gebäudes nach Süden.<br />

119 Ebenda, S. 87f.<br />

40


Auch die Größe des Grundstückes scheint beachtlich. Noch auf Plänen um 1900 ist die<br />

Ausdehnung dieser gewaltigen Hausstätte erstaunlich. 120<br />

„Überformung und Neubau prägen […] die bauliche Entwicklung der Massivbauten im ausgehenden<br />

13./frühen 14. Jahrhundert. Dieser Dualismus widerspiegelt die schrittweise Zurückdrängung<br />

dienstadeliger Funktionsträger innerhalb der Stadtgemeinde sowie deren<br />

Aufgehen im bürgerlichen Stand. Sozialtopographisch kennzeichnen diese Abläufe die<br />

Übernahme zentraler Flächen durch das städtische Patriziat sowie eine Verlagerung adliger<br />

Liegenschaften vom urbanen Mittelpunkt in die Gassenzüge der Stadt“. 121 Diese allgemeine<br />

Entwicklung findet zeitverzögert im letzten Drittel des 14. Jahrhunderts auch am<br />

Markt 22 statt. Der Umbau des Gebäudes erfolgte vermutlich um 1372. Die Jahreszahl<br />

ergibt sich aus dem dendrochronologisch bestimmten Fälljahr der ungestört im aufgehenden<br />

Mauerwerk liegenden Deckenbalken und der als Auflager dienenden bündigen<br />

Mauerlatte des Erdgeschosses. 122 „Bei der Anlage des Hauses handelt es sich um die<br />

traditionelle Form des einraumtiefen Hauses mit Zugang von der Marktseite sowie mehreren<br />

Öffnungen auf der Westseite. Dabei könnte es sich um Zugänge zu einer Gasse, einem<br />

Schlifter oder einem Hofraum gehandelt haben“. 123 Von diesem Massivbau des ausgehenden<br />

14. Jahrhunderts sind die Umfassungsmauern des Erdgeschosses und Teile des ersten<br />

Obergeschosses erhalten. Über ein eventuell vorhandenes zweites Obergeschoss ist<br />

nichts Näheres bekannt. Ob es in diesem Steinhaus im 14. oder 15. Jahrhundert eingestellte<br />

Holzstuben gegeben hat, entzieht sich mangels hinterlassener Spuren unserer<br />

Kenntnis. Obwohl der hier verwendete Begriff „Patriziat“ für Jena eher keine Gültigkeit<br />

haben dürfte, ist doch auch nach dem Umbau des Gebäudes eine herausgehobene Stellung<br />

des Besitzers stark zu vermuten, so dass diese neue Möglichkeit zur Erhöhung der<br />

Wohnqualität durch rauchfrei zu beheizende Räume sicher auch hier genutzt wurde. Da<br />

Holzstuben jedoch, zumindest in dieser Zeit, meist eigenständige, nicht mit dem Gebäude<br />

verbundene Konstruktionen waren, ist nach ihrem Ausbau oft keine Spur für ihr Vorhandensein<br />

mehr zu finden. Feste, mit den Umfassungsmauern verbundene Trennwände<br />

lassen sich jedenfalls nicht nachweisen.<br />

Die Zufahrt zum Hof der „Sonne“ und damit auch zu den Wirtschaftsgebäuden und Stallungen<br />

erfolgte, wie bereits ausgeführt, über eine Art Gasse westlich des späteren<br />

Markt 23. Noch auf einem Stammbuchblatt aus dem Jahre 1762 124 ist diese Gasse gut zu<br />

erkennen. Wahrscheinlich wurde diese Einfahrt in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhun-<br />

120 Vgl. Abb. 39 Lageplan „Sonnen“-Grundstück 1892, Historische Bauakte Markt 22, Blatt 0023.<br />

121 RUPP: Bau- und Siedlungsstrukturen, 2001, S. 93.<br />

122 Vgl. SCHERF, Haus- und Grundrissentwicklung, 2001, hier S. 100.<br />

123 Ebenda, S. 100.<br />

124 Stammbuch Reinhard (368): Einzug Friedrich II. König von Preussen am 2. Dezember 1762 (Nachtdarstellung<br />

der Marktsüdseite), Stb 368, Doppelblatt zw. Bl. 84 u. Bl. 85 (rechte Seite), Stammbuchsammlung<br />

der Herzogin-Anna-Amalia-<strong>Bibliothek</strong> Weimar. Vgl. Abb. 20.<br />

41


derts durch ein sehr schmales Haus 125 mit Tordurchfahrt überbaut, funktionierte aber<br />

noch um 1900 126 als Anfahrt zum „Sonnenhof“. Sogar heute noch kann man diese alte<br />

Zufahrt zur „Sonne“ auf der Westseite des Markt 23 in der Durchfahrt unter dem Gebäude<br />

erahnen.<br />

*<br />

Der erste namentlich fassbare Besitzer des Hauses und damit wohl auch der gesamten<br />

Hausstätte ist der im Schwörbuch von 1502 erstmals am Markt genannte Hans(1) von<br />

Herden. 127 Hans von Herden ist der älteste uns bekannte Vertreter einer bald sehr einflussreichen<br />

Familie Jenas. 128 Ob der Name von Herden auf eine Adelsfamilie hindeutet,<br />

ist unbekannt. Hans(1) von Herden wird von 1453 bis vor 1508 in den Quellen erwähnt.<br />

129 1489 zahlt er die fünfthöchste Summe an Geschoss; 1502 besitzt er mit 30<br />

Äckern den viertgrößten Grundbesitz aller Jenaer. Sein Haus am Markt wird 1502 ausdrücklich<br />

als Haus mit Einfahrt, also wohl auch mit dazugehörigem Hof und Nebengebäuden,<br />

erwähnt. Neben dem Markthaus besitzt er auch noch das Kellerhaus zum „Einsiedel“<br />

in der Jenergasse und eine Fleischbank 130 . Leider ist uns sein Gewerbe nicht<br />

überliefert. Aber er wird als Ratsmann und als Bürgermeister erwähnt. Laut Rechnung<br />

des Amtes Jena aus dem Jahre 1499 131 verzehren bei ihm Gäste des Amtes. Vielleicht<br />

kann man diese Eintragung als ersten Hinweis für eine Tätigkeit als Gastwirt und damit<br />

als Geburtsurkunde des Gasthofes „Sonne“ betrachten. Möglicherweise hat sich in seinem<br />

Haus eine Trinkstube für Ratsmitglieder, wie sie ab der Zeit um 1500 in vielen vergleichbaren<br />

Städten erwähnt werden 132 , befunden. Schließlich gehört die Familie von<br />

Herden zu den Familien, die öfter den Bürgermeister der Stadt stellen. Wahrscheinlich<br />

befand sich diese offizielle Ratstrinkstube jedoch in der Ratszeise im Rathaus. Die Bewirtung<br />

in der „Sonne“ wäre dann ein neues, zusätzliches Angebot gewesen.<br />

125 Vgl. Stich von Ludwig Hess: Der Markt zu Jena, Stadtmuseum Jena, InvNr. 24076. Westlich des Hauses<br />

Markt 23 ist hier ein besonders schmales Haus zu erkennen, das über der ehemaligen Gasse/Einfahrt errichtet<br />

worden ist. Vgl. Abb. 31.<br />

Vgl. auch Katasterplan um 1865, Stadtarchiv Jena, Abb. 1.<br />

126 Vgl. Abb. 39 Lageplan „Sonnen“-Grundstück 1892, Historische Bauakte Markt 22, Blatt 0023.<br />

127 SCHWÖRBUCH VON 1502, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 2, S. 87ff.<br />

128 Ob er nach Jena zugezogen ist, bleibt ungeklärt.<br />

129 Diese und die folgenden Angaben zu Hans(1) von Herden vgl. unter APEL, Einwohner, 1937, S. 113.<br />

130 Eventuell deutete der Besitz einer Fleischbank auf eine Tätigkeit als Fleischer oder gar als Inhaber<br />

einer Garküche hin. Aus solchen Garküchen, wie sie im 17. Jahrhundert in Jena als hinter dem Rathaus<br />

liegend beschrieben wurde, entwickelten sich zuweilen Gasthäuser.<br />

131 Vgl. APEL, Einwohner, 1937, S. 113 und RECHNUNG AMT JENA 1499, Hauptstaatsarchiv Weimar, Bb Nr.<br />

1484.<br />

132 Vgl. KRAMM, Oberschichten, 1981, Bd. 1, hier S. 11.<br />

42


Hans(1) von Herden wird im Erbregister des Amtes Jena vom Jahre 1481 außerdem als<br />

Vormund der Bruderschaft unser liben frauwen aufgeführt. 133 Hans(1) ist Sweher<br />

(= Schwiegervater) von Hans Fritzsch 134 , Jacof von Brun 135 und Ernst Rabizsch. Mit den<br />

Häusern seiner Schwiegersöhne gehören Anfang des 16. Jahrhunderts mindestens drei<br />

Häuser am Markt eng miteinander verwandten Familien. Apel erwähnt, dass Hans von<br />

Herden und seine Frau Margarete kurz vor ihrem Tod 136 dem Dominikanerkloster Stiftungen<br />

vermachten. 137<br />

Nach dem Tod Hans(1) von Herdens bzw. seiner Witwe erbt der Sohn Hans(2) 138 das<br />

Markthaus. Hans(2) findet sich 1496 als Student in Erfurt immatrikuliert. In den Jenaer<br />

Quellen taucht er zwischen 1503 und 1536 auf. Er wird mehrfach als Ratsmann erwähnt.<br />

1519 besitzt er neben der „Sonne“ noch ein weiteres Haus am Markt und zwar das nördlich<br />

neben dem Rathaus gelegene Haus seines mittlerweile verstorbenen Schwagers<br />

Hans Fritzsch. Auch besitzt er das (Keller)haus zum „Rosenlecher“ in der Jenergasse und<br />

ein Haus in der Neugasse. 1519 steht er nach dem Wert seines Grundbesitzes (ohne<br />

Wohnhaus) an sechster und 1526 139 bereits an dritter Stelle aller Steuerpflichtigen in<br />

der Stadt. In der Kostenabrechnung von 1529 über die Visitation in Jena wird erwähnt,<br />

133 Diese und folgende Angaben zu Hans(1) von Herden finden sich unter APEL, Einwohner, 1937, S. 113.<br />

134 Nach APEL, Einwohner, 1937, S. 82 ist Hans Fritzsch begüterter Gewandschneider und ebenfalls Hausbesitzer<br />

am Markt (Markt 2; Von ihm erben die von Herdens dann dieses Haus neben dem Rathaus). 1519<br />

besitzt er zusätzlich zum Markthaus auch zwei Kellerhäuser in der Jenergasse (der „grune Lachs“ und die<br />

„Wynrebe“) und steht nach dem Wert des Grundbesitzes an fünfter Stelle. Er wird als Richter und Bürgermeister<br />

erwähnt und verkauft 1509 117 Schafe.<br />

135 Nach APEL, Einwohner, 1937, S. 34, ist Jacof von Brun (1497-1520 erwähnt) Schwiegersohn des Hans(1)<br />

von Herden, Elisabeth ist seine Frau, Bastian(1) sein Sohn. Neben seinem Markthaus (westliches Eckhaus<br />

zum Marktgässchen) hat er auch Besitz „uffm Sant Ananberge (Erzgebirge?), auch 1519 ein Haus in der<br />

Löbdergasse und Kellerhaus zum „Einsiedel“ in der Jenergasse (als Erbe von Hans von Herden?), treibt<br />

Handel, verkauft Papier und Pflugschar, wird Jacof Brawn alias Koburger genannt (stammt er aus Coburg?);<br />

1502 steht er nach dem Wert der fahrenden Habe an zweiter Stelle und hat den viertgrößten<br />

Grundbesitz.<br />

136 Der Eintrag ist vom 14. 2. 1508. Dabei wird von den vor kurzem Gestorbenen berichtet.<br />

137 APEL, Einwohner, 1937, S. 113. Er bezieht sich auf einen Handschriftenband prov. q 28 und daraus erfolgte<br />

Auszüge von Herbert Koch, die in der ThULB vorhanden sind.<br />

138 Alle Angaben zu Hans(2) aus APEL, Einwohner, 1937, S. 113f.<br />

139 Seine sämtlichen Grundstücke und weiteren Einnahmen laut SCHWÖRBUCH VON 1526, Stadtarchiv Jena,<br />

Sign. C II Nr. 4, S. 115ff seien hier einmal aufgeführt:<br />

„1 Haus in der Jenergasse, der Rosenlecher genannt; 1 Haus in der Neugasse, ist wachbar; 3Acker 1 Viertel<br />

Weinwachs am Hain; 3 Acker 1 Viertel Weinwachs am Ziegenhain; 2 Acker Weinwachs zu Kunitz;[1?] Acker<br />

Weinwachs zu Lichtenhain; 3 Viertel Weinwachs am Schwabsgraben; 3 Viertel Weinwachs am Hirschenberg;<br />

7 Viertel Wiesenwachs auf der Aue; 1 Acker Wiesenwachs auf der Aue; 2 Acker Wiese in der Unteraue; 3 Viertel<br />

Weidicht daran gelegen; 1 Acker Wiese auf der Aue; 1Stück Artland hinter dem Heiligen Kreuz; 3 Artacker<br />

an der Gembde; 7 Viertel Artland in der Aue; 5 Viertel Artland gen Lichtenhain; 1 Scheune hinter dem Heiligen<br />

Kreuz; 1 Hopfengarten hinter dem Heiligen Kreuz“;<br />

viel Getreide und Hülsenfrüchte und Zinsen,<br />

1 Fleischbank,<br />

1 wüsten Weinberg im Munketal.<br />

Dazu sind ihm 7 Fuder Wein erwachsen. 1 Fuder entspricht 12 Eimern à 71,71 Litern. 7 Fuder entsprechen<br />

ca. 6.024 Litern.<br />

43


dass die Visitatoren am 2. 5. 1529 bei dem Wirt Hans von Herden übernachten. 140 „Er<br />

(Hans von Herden, F. R.) ist Wirt in der Sonne, wenn er auch noch nicht ausdrücklich als<br />

solcher genannt wird. Doch kauft 1529 der Sonnenwirt (o. Namensangabe) Bier (für die<br />

Visitatoren, F. R.), das kann nur Hans von Herden sein“. 141<br />

1533 werden im Haus des Hans(2) von Herden ausdrücklich zwei offenbar nicht zur<br />

Verwandtschaft gehörende Hausgenossen (= Mieter) erwähnt 142 und zwar Erhardt Lawber<br />

und Balthasar Weller. Nach Apel 143 ist Erhardt Lawber/Lauer ein Schuster, der auch<br />

schon im Kloster als Steinmetz und Laienbruder tätig war. 1538 wird er als Mälzer genannt<br />

und wohnt ab 1537 mit seiner Frau und Kindern in einem Haus in der Lauengasse.<br />

Balthasar Weller ist nach Apel 144 ein Zuckermacher. Auch er ist ab 1547 mit einem Haus<br />

in der Lauengasse erwähnt. Es handelt sich bei den beiden, neben zwei Mietern in der<br />

späteren „Göhre“ im Jahre 1526, um die einzigen zweifelsfrei nachweisbaren Mieter in<br />

einem Wohnhaus der Hausbesitzer am Markt vor den Veränderungen Mitte des Jahrhunderts<br />

durch die Notwendigkeit der Unterbringung einer Vielzahl von Studenten. Mieter<br />

sind sonst nur in separaten Mietshäusern neben den Wohnhäusern der Hausbesitzer<br />

erwähnt. Die Erwähnung von Hausgenossen lässt auf jeden Fall darauf schließen, dass<br />

die „Sonne“ zu dieser Zeit bereits eine gewisse innere Gliederung besessen haben muss,<br />

wohl auch mit mehreren Stuben, deren Vorhandensein sich jedoch wegen ihrer spurenlosen<br />

Ausbaubarkeit bauhistorisch nicht bisher nicht nachweisen ließ. Ob es sich dabei<br />

um Bohlenstuben oder um einfachere Fachwerk- oder Bretterstuben gehandelt hat,<br />

muss daher auch spekulativ bleiben.<br />

Nach Hans(2) von Herdens Tod übernimmt seine Witwe Anna („Die Hans von Herden“)<br />

145 das Haus. Sie wird von 1537 bis 1542 als Besitzerin erwähnt und steht 1540<br />

nach der Größe ihres Besitzes (mit Wohnhaus) an neunter Stelle. 146 Im Türkensteuerregister<br />

der Stadt von 1542 147 wird die „Sonne“ erstmals ausdrücklich als Gasthof, und<br />

zwar als einziger innerstädtischer 148 , aufgeführt. Der Name „Sonne“ leitete sich nach<br />

Beier von der auf die Fassade aufgemalten Sonne her: „Der Gasthof zur güldenen Sonnen,<br />

liegt am Marcke unweit vom Rathause, hat den Namen von seinem Zeichen, und das ist eine<br />

abgemahlete güldene Sonne“. 149 „An diese Häuser [Gasthöfe, F. R.] hefteten sich feststehende<br />

Namen, gewöhnlich bildliche Beziehungen aus Pflanzen- und Tierwelt. Es gab, jeden-<br />

140 Nach APEL, Einwohner, 1937, S. 113.<br />

141 Ebenda.<br />

142 Vgl. SCHWÖRBUCH VON 1533, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 5, S. 117.<br />

143 Vgl. zu Lawber/Lauer APEL, Einwohner, 1937, S. 162.<br />

144 Vgl. zu Weller APEL, Einwohner, 1937, S. 274.<br />

145 SCHWÖRBUCH VON 1540, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 7, S. 110.<br />

146 Siehe APEL, Einwohner, 1937, S. 113.<br />

147 TÜRKENSTEUER VON 1542 FÜR DIE STADT JENA, Reg Pp. 143, 14, Staatsarchiv Weimar.<br />

148 Daneben werden nur noch der Schwarze Bär und ein Gasthof vor dem Löbdertor erwähnt.<br />

149 BEIER, Architectus Jenensis, 1681, S. 168f.<br />

44


falls in Leipzig, ein Gasthofnamensrecht, dagegen kein allgemeines Häusernamensrecht. 150<br />

Auch in Jena sind nur für Gasthöfe und für die meist in der Jenergasse liegenden sogenannten<br />

Kellerhäuser, die wahrscheinlich neben ihrer Funktion als Weinkeller eine Art<br />

Besenwirtschaften darstellten, Hausnamen überliefert. Das Haus Markt 22 steht im Süden<br />

des Marktes „überstrahlte“ hier möglicherweise auch durch seine Höhe und den<br />

auffälligen Treppengiebel die Nachbargebäude, so dass die Bezeichnung „Sonne“ ganz<br />

treffend gewählt ist.<br />

Das Haus „Zur Sonnen“ wird im Türkensteuerregister von 1542 mit 500 alten Schock<br />

und damit, neben dem Haus Kleine Rathausgasse 1, mit dem zweithöchsten Wert nach<br />

den Häusern des Johann Böttner 151 veranschlagt. Diese beiden mit 500 alten Schock veranschlagten<br />

Häuser waren, wenn man dem Stammbuchblatt von 1715 glaubt, Steinhäuser.<br />

152 Die Höhe des für die Entrichtung der Türkensteuer maßgeblichen Gesamtvermögens<br />

Anna von Herdens liegt mit 1.620 alten Schock an sechster Stelle der Markthausbesitzer.<br />

Außerdem können wir der Auflistung entnehmen, dass es hier mit einem Knecht<br />

und zwei Mägden drei Dienstleute gab. Die „Sonne“ liegt damit am oberen Ende bei der<br />

Beschäftigung von Personal – mehr als drei mit im Haus lebende Dienstleute gab es am<br />

Markt in diesem Jahr nirgends.<br />

Spätestens 1547 ist der Sohn des Hans(2), Philipp von Herden 153 , Besitzer der „Sonne“.<br />

154 Mit Philipp von Herden weitet sich das verwandtschaftliche Netz am Markt aus,<br />

denn er ist Schwiegersohn von Asmus Harre 155 und Schwager von Steffan Clausbeck 156 .<br />

Zunächst besitzt Philipp von Herden nur wenige eigene Grundstücke und bewohnt die<br />

150 WUSTMANN, G.: Gasthöfe, Wirte, Fremde. In: Aus Leipzigs Vergangenheit. 1909, S. 134f. Zitiert nach<br />

KRAMM, Oberschichten, Bd. 1, S. 66.<br />

151 Es handelt sich um die heutigen Grundstücke 9 und 10. Wobei zu berücksichtigen ist, dass hier neben<br />

dem Wohnhaus auch zwei Mietshäuser, die sich ebenfalls dort befinden, mit besteuert werden.<br />

152 Vgl. „Forum Jenense illuminat. à Brunsvicens. Die Natali Ser. Pr. August. Wilhelm. Duc. Br. et Lüneb. d. 8.<br />

Martii 1715“, Stammbuchblatt, Braunschweigisches Landesmuseum, InvNr. VMB 9763, Abb. 16. Mindestens<br />

die Giebel müssen massiv gewesen sein.<br />

Die Ähnlichkeit der Treppengiebel der beiden Häuser ist augenfällig. Das Haus Kleine Rathausgasse 1<br />

muss im 16. Jahrhundert zwingend mindestens eine Steinfassade gehabt haben, da sonst die spätestens in<br />

dieser Zeit gebauten, hier gut zu erkennenden steinernen Vorhangbogenfenster bis ins dritte Obergeschoss<br />

nicht zu erklären sind.<br />

153 Alle Angaben zu Philipp von Herden nach APEL, Einwohner, 1937, S. 114.<br />

154 SCHWÖRBUCH VON 1547, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 8, S. 96.<br />

155 Nach APEL, Einwohner, 1937, S. 104: 1502-47, Tuchmacher, seit 1531 Haus auf dem Markt, nach dem<br />

Wert des Grundbesitzes steht er 1526 an sechster Stelle, 1547 an dritter Stelle, Schwiegersöhne sind Philipp<br />

von Herden (seine Tochter Ursula heiratet 1548 Philipp von Herden) und Stephan Clausbeck, Ratsmann;<br />

von Walpurgis 1535 bis Walpurgis 1536 wohnt Dr. Hieronimus Schurf in seinem Haus.<br />

Er besitzt das Haus Markt 17.<br />

156 Nach APEL, Einwohner, 1937, S. 143, ist er Fischer, auch Stefan Gansaug, der Fischer genannt. Besitzt<br />

auch ein Fischwasser, ein Haus in der Brüdergasse und eins auf dem Heinrichsberg. Seine Tochter Anna<br />

Zahn erbt seinen Grundbesitz.<br />

Da sowohl Harre 1547 als auch Clausbeck 1556 als Nachbar von Andres Heckler bzw. der Hecklerin genannt<br />

werden, liegt die Vermutung nahe, dass Stefan Clausbeck das Haus seines Schwiegervaters übernahm<br />

(heute Markt 17).<br />

45


„Sonne“ mit weiteren Verwandten, die ebenfalls im Schwörbuch aufgeführt werden und<br />

jeweils auch Grundstücke geerbt haben. Doch bereits 1556 gehören ihm neben dem<br />

Wohnhaus und Gasthof zur „Güldenen Sonnen“ noch ein Haus in der Leutragasse, vier<br />

Mietshäuser und ein Rähmen an der Tonnenmühle, ein Färbhaus und viel Grundbesitz.<br />

Später kommen noch zwei Kellerhäuser in der Jenergasse dazu. 1572 steht er nach dem<br />

Wert seines Grundbesitzes (ohne Wohnhaus) an dritter Stelle; 1585 nimmt er mit einem<br />

zu versteuernden Besitz von 4.842 alten Schock die erste Stelle unter 550 Steuerpflichtigen<br />

in der Stadt ein. Die Größe seines Grundbesitzes ist immens: Bereits 1572 handelt es<br />

sich um 80 Acker 157 , 1585 sogar um 110 Acker 158 Land. Das wären dann bei 80 Acker ca.<br />

22,8ha, bei 110 Acker sogar 31,3ha. 159 Zum Vergleich: Der von den Mauern umschlossene<br />

Innenstadtbereich Jenas beträgt etwa 15ha.<br />

Philipp von Herden wird in den Jahren 1570, 1575, 1583, 1585 und 1590-92 als Bürgermeister<br />

genannt. Dabei wird er 1575 nach dem Tode seines Mitbürgermeisters sogar<br />

zum Oberbürgermeister ernannt. In den Kastenrechnungen von 1561, 1562 und 1566<br />

„schenkt [er] Wein in seiner Buxsen“ 160 . Am 15. 11. 1598 stirbt Philipp von Herden im<br />

Alter von 73 Jahren. 161 Seine Frau Ursula, mit der er 44 Jahre verheiratet war, war ihm<br />

bereits am 24. 9. 1592 vorausgegangen. Ihr Grabstein auf dem Johannisfriedhof ist über<br />

157 Nach APEL, Einwohner, 1937, S. 114.<br />

158 APEL, Einwohner, 1937, S. 114, schreibt 110 Acker. Wenn man alle unten aufgeführten Grundstücke<br />

addiert, ergeben sich sogar noch mehr Acker. Entweder handelt es sich um einen zeitgenössischen Rechenfehler<br />

zugunsten von Philipp von Herden oder um Lesefehler meinerseits. Alle Grundstücke laut<br />

SCHWÖRBUCH 1585, Stadtarchiv Jena, Sign. CII Nr. 13, S. 194ff seien hier einmal, besonders auch zum Vergleich<br />

mit den Grundstücken Hans(2) von Herdens aus dem Jahre 1526, aufgeführt:<br />

„1 Kellerhaus in der Jenergasse neben B. Andreas Steckenbergk; 2 Miethäuser gegen die Tonnenmühle und 1<br />

Garten daran; eine Scheune vorm Löbdertor; eine Scheune und Gärtlein in der Zwätzengasse; eine Scheune in<br />

der Grietgasse; eine Scheune und Gärtlein in der Grietgasse; ein Kellerhaus in der Jenergasse neben Bastian<br />

von Brun; [5] Acker Weinwachs am Jenzig; 3 ¼ AckerWeinwachs auch dort; 2 AckerWeinwachs am Steiger; 5<br />

Viertel Weinwachs am Lerchenfeld; 4 Acker Weinwachs am Backedra; 5 Viertel Weinwachs an der Straßen; 3<br />

Acker Weinwachs am Jenertal; 1 Acker Weinwachs daran ; 5 Viertel Weinwachs im Vorder Jenertal; 2 Acker<br />

Weinwachs neben diesem; 2 Viertel Weinwachs auch an diesem; 2 Acker Weinwachs am Hain; 3 Acker Weinwachs<br />

am Mädertal; 2 Acker Weinwachs auch dort; 2 Acker Weinwachs auch dort; 1 Acker Weinwachs […?];<br />

1 Acker Weinwachs im Kleinsch[…?] (insgesamt 32 ¼ Acker Weinwachs)<br />

6 Acker Artfeld am Dornberg; 3 Acker Artfeld am Langenborn; 7 Viertel Artfeld auch dort; 10 Acker Artfeld in<br />

der [Unteraue]; 2 ¼ Acker Artfeld auch dort; 5 Acker Artfeld bei Löbstedt; 10 Acker Artfeld daran; 4 Acker<br />

Artfeld auch dort; 2 Acker Artfeld auch dort; 3 Acker Artfeld auch dort; 11 Acker Artfeld am [Preußer?];<br />

1Acker Artfeld auf der Aue; 3 Acker Artfeld hinter dem Heiligen Kreuz; 10 Viertel Artfeld auch dort; 5 Viertel<br />

Artfeld nach Lichtenhain; 4 Acker Artfeld hinter dem Heiligen Kreuz; 10 Acker Artfeld über den Fuchslöchern;<br />

10 Acker Artfeld auch dort; 4 Acker Artfeld auf der Oberaue; 1 Acker Artfeld auch dort; 4 Acker Artfeld auch<br />

dort (gesamt: 78 [4]/4 Acker Artfeld)<br />

7 Acker Wiesenwachs auf der Oberaue; 1 Garten in der Aue; 5 Viertel Wiesenwachs in der Unteraue; 1 Garten<br />

hinter der Druckerei; 1 Garten an diesem; 1 Krautland hinter St. Jacob;<br />

1 Fleischbank unter dem Rathaus die 4. auf der rechten Hand im Eingang“.<br />

Dazu sind ihm 12 Fuder (entsprechen ca. 10.3026 l) Wein erwachsen.<br />

159 Nach MÜNZEN, MAßE UND GEWICHTE IN THÜRINGEN (Thüringisches Staatsarchiv Rudolstadt, 3. Auflage 2006<br />

– Onlineversion) entsprach im Herzogtum Sachsen-Weimar 1 Acker = 28,49708a ≈ 0,28ha.<br />

160 Zitiert nach APEL, Einwohner, 1937, S. 114.<br />

161 Geboren wurde er demnach 1525.<br />

46


eine Beschreibung der Inschrift durch Adrian Beier überliefert. 162 Zum Zeitpunkt der<br />

Steinsetzung waren bereits fünf Kinder verstorben. Dazu müssen wahrscheinlich auch<br />

drei studierte Söhne der Familie gehört haben: der 1571 in Jena immatrikulierte spätere<br />

Dr. med. Baltasar von Herden, der ebenfalls 1571 in Jena, weiter 1576 in Tübingen und<br />

1577 in Heidelberg eingeschriebene Martinus von Herden und der 1572 in Jena und<br />

1577 in Heidelberg immatrikulierte Wolfgangus von Herden. Es lebten zum Zeitpunkt<br />

der Steinsetzung noch: Jacob, Hans, Ottilia, Katherina, Gertrud, Anna, Barbara und Katharina<br />

die Jüngere 163 . Der Stadtchronist Adrian Beier äußert sich in seinem Architectus<br />

Jenensis wie folgt zu den von Philipp von Herden erreichten Privilegien: „Dieser Gasthoff<br />

allein hat das Privilegium Wein und Bier einzulegen für die frembde Gäste, aber nicht für<br />

die Einheimischen, und solche Freyheit hat erlangt sein Besitzer Philippus von Herden,<br />

Bürgermeister, der verstorben ist An. C. 1598. den 15. Novembr“ 164 . Spätestens hier taucht<br />

die Frage auf, was den Gasthof von den Besenwirtschaften oder Kellerhäusern unterschied.<br />

Gasthaus heißt „im Althochdeutschen kasthus oder gasthus, übersetzt aus diversorium<br />

oder hospitium. Das Gasthaus im Sinne einer Trink- und Speisegaststätte ist das<br />

Wirtshaus, das sich vornehmlich an das städtische Publikum richtet. Doch auch hier verkehren<br />

Gäste oft als Fremde, als nicht-bürgerliche Einwohner ohne eigenen Herd (taberna<br />

meritoria). Der Gasthof ist hierzu gleichbedeutend, beschreibt zusätzlich aber die Lage als<br />

Grundstück bzw. als Hof mit Stallungen. Das Wirtshaus, unter dem wir heute den Ort verstehen,<br />

an dem man zwangslos ‚einen heben geht‘ (mit und ohne Essen), entspricht bis in<br />

162 Herbert KOCH: Die Johann-Georgs-Kirche und der Johannis-Friedhof in Jena. Jena: Vopelius Verlag,<br />

1911, S. 15f:<br />

„Dem weiland Ersamen vnd wolweisen H. Burgermeiser Philipp von Herden vnd der erbarn Tugendsamen<br />

Frawen Ursulen Harren, ihren beiden lieben seligen Eltern haben ihre hinterlassenen Kinder vnd Erben mit<br />

Namen Jacob: Hans: Ottilia: Catherina die Eltere: Gertruda: Anna: Barbara vnd Catharina die Jüngere mit<br />

zuthun Jungfraw Anna Wirn Ihrer seligen Schwester Tochter dis Epitaphium zum christlichen Gedächtnis<br />

setzen lassen v. ist Fraw Ursula ihres Alters im 53. Jahr zuerst nemblich Ao. 1592 am 24. 7bris Herr Philippus<br />

aber hernach Ao 1598 am 15. 9bris , da er das 74. Jahr seines Alters erreichet in Gott seelig entschlaffen: als<br />

beide Personen 44 Jahr mit einander im ehestande gelebet vnd darinnen 13. Kinder gezeuget gehabt, davon 5<br />

zuvor von dieser Welt verschieden gewesen. Gott verleihe Ihnen vnd vns allen zu seiner Zeit eine fröliche<br />

Auffersehung durch Jesum Christum unsern Mitler und Heiland. Amen!“<br />

Möglicherweise gibt es in dem Text bei Beier (einen) Lesefehler: Es erscheint unwahrscheinlich, dass Ursula<br />

zu Beginn der Ehe erst 9 Jahre gewesen ist, wie es sich aus dem überlieferten Text ergibt.<br />

Zu den genannten Kindern schreibt Luise HALLOF: Die Inschriften der Stadt Jena bis 1650. Die Deutschen<br />

Inschriften (hrsg. von den Akademien der Wissenschaften in Berlin). Bd. 33: Berliner Reihe, Bd. 5. Berlin:<br />

Akademie Verlag Berlin in Verb. mit Dr. Ludwig Reichert Verlag Wiesbaden, 1992, S. 105: „Von den genannten<br />

Söhnen ist Jacob am 16. Januar 1609 begraben worden; Hans übernahm den Gasthof (Hans von<br />

Herden wird am 27. November 1599 als „Sonnen“-Wirt genannt. Da der Gasthof später in den Besitz des Martin<br />

Wolfgang Beier überging, hat Hans von Herden möglicherweise Jena verlassen oder ist zwischen<br />

1599/1606 gestorben, da sich in den 1606 beginnenden Kirchenbüchern kein Begräbniseintrag findet.). Die<br />

Töchter heirateten: Anna den Advokaten Hennig Laub; Ottilia den Bürgermeister Martin Wolfgang Beier;<br />

eine der beiden Catharinen im Jahre 1598 Elias Friedrich Volkenant aus Eisenach, und Barbara den Protonotar<br />

Ernst Müller.“<br />

163 Katharina die Jüngere könnte auch eine Enkelin sein, da es unüblich war, einer zweiten Tochter den<br />

gleichen Vornamen zu geben, den eine ältere, noch lebende Tochter bereits trug.<br />

164 BEIER, Architectus Jenensis, 1681, S. 168.<br />

47


die spätere Neuzeit hinein am ehesten den diversen Formen der saisonalen oder ganzjährigen<br />

Schankwirtschaften mit externer oder eigener kleiner Küche.“ 165 Die „Sonne“ durfte<br />

nach Beier nur an Fremde ausschenken, war also keine Konkurrenz für die bisherigen<br />

Schankwirtschaften oder Besenschenken. Ihr großer Unterschied zu ihnen lag wohl in<br />

der Möglichkeit der Unterbringung der Fremden samt ihrer Pferde und dem Angebot<br />

warmer Speisen. Schon Hans(1) von Herden hatte da als Inhaber einer Fleischbank und<br />

möglicherweise auch einer Garküche ganz andere Möglichkeiten als die Schankwirtschaften.<br />

166<br />

Kurz nach dem Übergang des Hauses an Philipp von Herden, vielleicht auch begünstigt<br />

durch den Aufschwung, den die Stadt, und damit sicher auch der Gasthof, durch den Einzug<br />

der Universität genommen hatte, kommt es im Jahre 1557 zu ersten baulichen Veränderungen<br />

im Haus. Im ersten Obergeschoss wird eine 4,0m x 5,7m große Stube, eine<br />

zugehörige Stubenkammer (2,9m x 5,7m) und eine 3,0m x 3,5m große Küche eingebaut.<br />

167 Leider ist uns die bauliche Gliederung/Nutzung des Erdgeschosses zu dieser Zeit<br />

nicht bekannt. Möglicherweise gab es hier eine Trinkstube. 168 Dann könnte man die<br />

neue Einrichtung des Obergeschosses als eine Separierung der Wohnnutzung von der<br />

Gaststube interpretieren. Möglich ist aber auch eine parallele Nutzung der Stube im<br />

Obergeschoss als Wohn- und Gaststube, wie es von vielen Gasthöfen überliefert ist. 169<br />

Dann wäre das Erdgeschoss eventuell noch einer anderen Gewerbenutzung vorbehalten<br />

gewesen. 170 Bei der Veränderung des ersten Obergeschosses wurde die Geschossdecke<br />

um 0,3m angehoben. Dabei bildet die Stubendecke hier ausnahmsweise auch die geschosstrennende<br />

Decke. Ob es vor diesen Umbauten schon ein zweites Obergeschoss<br />

165 Andrea SCHILZ: Frühe Gastlichkeit in Worten und Fakten. S. 24. In: MAY, Herbert und SCHILZ, Andrea<br />

(Hrsg.): Gasthäuser. Geschichte und Kultur. Petersberg: Michael Imhof Verlag, 2004.<br />

166 Vgl. Hans-Jürgen TEUTEBERG: Von der alten Schankwirtschaft zum feinen Restaurant. S. 29. In: MAY,<br />

Herbert und SCHILZ, Andrea (Hrsg.): Gasthäuser. Geschichte und Kultur. Petersberg: Michael Imhof Verlag,<br />

2004.<br />

167 Vgl. SCHERF, Haus- und Grundrissentwicklung, 2007, hier S. 101 u. 104.<br />

168 Sie könnte ohne hinterlassene Spuren entfernt worden sein.<br />

169 Konrad BEDAL schreibt in seinem Aufsatz: Fürstenherbergen, Tavernen und Zapfenwirtschaften. In:<br />

May, Herbert und Schilz, Andrea (Hrsg.): Gasthäuser. Geschichte und Kultur. Petersberg: Michael Imhof<br />

Verlag, 2004, dass sich ein Gasthof baulich und von seiner inneren Gliederung in dieser Zeit kaum von<br />

einem normalen Wohn- und Handwerkerhaus unterschied, allenfalls in der Größe. Man findet hier die<br />

„Gaststube, die durchweg genau die Stelle der sonstigen Wohnstube einnimmt – und in den meisten Fällen<br />

auch zusätzlich als solche gedient hat, da nur selten eine von der Gaststube unabhängige Wohnstube vorhanden<br />

war.“ (S. 65f).<br />

170 Man kann darüber spekulieren, ob Philipp von Herden von Hause aus auch Gewandschneider oder<br />

sonst im Textilgewerbe zu Hause war. Schließlich besaß er u.a. ein Färbhaus und einen Rähmen. Sein Bruder<br />

Peter von Herden war laut APEL, Einwohner, 1937, S. 114 Tuchmacher und wird auch als Baumeister<br />

erwähnt. Dass Philipp von Herden von seiner Tätigkeit als Wirt zu seinem Reichtum kam, ist eher unwahrscheinlich.<br />

Vorstellbar scheint eher, dass er die Beherbergung und Bewirtung von Fremden nur im<br />

Nebenerwerb betrieb. Laut BEDAL: Von Fürstenherbergen, Tavernen und Zapfenwirtschaften, 2004, wurde<br />

ein Gasthaus oft im Nebenerwerb betrieben. Er schreibt: „Selbst zu den großen Gasthäusern dürfte in der<br />

Mehrzahl Landwirtschaft gehört haben … Vielfach gehörten Gasthaus und Metzgerei [wie vielleicht bei<br />

Hans(1) von Herden, F. R.] zusammen.“(S. 61).<br />

48


gab, bleibt unklar. Nach dem Umbau dient das zweite Obergeschoss als erstes Dachgeschoss,<br />

wohl hauptsächlich mit Lagerfunktion.<br />

Mit dem Anwachsen der Bedeutung des Gasthofes und dem zunehmenden Reichtum<br />

Philipp von Herdens wird 1577 auch das Erdgeschoss des Hauses umgebaut. In die bis<br />

dahin möglicherweise noch ungegliederte Hohe Halle von 4m Höhe wird an der nordwestlichen<br />

Ecke eine 3,8m x 6,5m große 3,5m hohe Holzstube mit eigener Stubendecke<br />

eingestellt. Interessanterweise war diese hölzerne, außen mit Lehmschlag abgedeckte<br />

Stubenwand von Markt her hinter einem steinernen Arkadenbogen sichtbar. 171 Vermutlich<br />

haben wir es spätestens jetzt mit einer separaten Trinkstube und damit mit einer<br />

Trennung der gewerblichen und der Wohnfunktion zu tun. 172<br />

Nachfolger Philipp von Herdens als „Sonnen“-Wirt wird zunächst einer seiner Söhne, der<br />

wieder einmal Hans von Herden heißt. 173 Über ihn ist in den Quellen über seine Erwähnung<br />

als „Sonnen“-Wirt vom 27. 11. 1599 hinaus nur bekannt, dass er 1590 einen Studenten<br />

tödlich verletzte und sein Vater für ihn haften sollte. An die Bedeutung seines<br />

Vaters scheint er nicht herangereicht zu haben. Wobei das Bild durch die fehlenden<br />

bzw. wenig ausgewerteten Quellen des frühen 17. Jahrhunderts beeinträchtigt sein<br />

kann. Hallof 174 schreibt, dass Hans von Herden möglicherweise Jena verlassen hat oder<br />

zwischen 1599 und 1606 gestorben ist, da sich im Bestattungsbuch, das ab 1606 vorliegt,<br />

kein Beerdigungseintrag findet. Der Gasthof „Zur Sonne“ geht nach 1599 an Hans<br />

von Herdens Schwager, den Mann seiner Schwester Ottilia, Martin Wolf Beier 175 , über,<br />

der ebenso wie sein Schwiegervater Philipp von Herden mehrfach als Bürgermeister<br />

erwähnt wird, aber bereits 1603 verstirbt. Sein Sohn Philipp Beier folgt ihm als Gastwirt<br />

in der „Sonne“ nach.<br />

*<br />

Hier noch zwei kleine Seitenblicke auf die Nachbarn des „Sonnen“-Wirtes. Zunächst einige<br />

Bemerkungen zu den Besitzern des östlichen Nachbargrundstückes der „Sonne“, das<br />

später oft „Kleine Sonne“ genannt wurde und 1848 nach Abriss des bisherigen Gebäudes<br />

und Neubau baulich mit der Sonne vereinigt wurde.<br />

171 Vgl. SCHERF, Haus- und Grundrissentwicklung, 2007, hier S. 104f und Abb. 10.<br />

172 Vgl. zu den beiden Stuben des 16. Jahrhunderts die Abb. 11 (Modellfoto).<br />

173 Siehe APEL, Einwohner, 1937, S. 114.<br />

174 Vgl. HALLOF, Inschriften, 1992, S. 105f.<br />

175 Laut APEL, Einwohner, 1937, S. 16, wurde Martin Wolf Beier 1550 in Königshofen geboren und starb<br />

1603 in Jena. Er war in erster Ehe mit der Witwe des Jacob Zirold verheiratet, dessen Besitz er 1585 inne<br />

hat. In zweiter Ehe ist er seit vor 1590 mit Philipp von Herdens Tochter Ottilia verheiratet. Sie stirbt 1606.<br />

Beier ist 1585, 1586 und 1592 als Ratsmann, 1592, 1593 Stadtrichter, 1594 und 1600 Bürgermeister erwähnt;<br />

1587-1596 hat er dem Brückenhof als Brückenmeister vorgestanden; hatte ein Wohnhaus in der<br />

Johannisgasse und ein Kellerhaus in der Jenergasse; 1585 steht er nach dem Wert seines Grundbesitzes<br />

(ohne Wohnhaus) an sechster Stelle.<br />

49


Der früheste namentlich bekannt Besitzer ist hier vermutlich Heinz Lendenstreich 176 ,<br />

mit dem 1502 die Liste der Markthausbesitzer beginnt („Syn Huß lehnt und zinst Herman<br />

[Seffardts] Erben“). 177 Heinz Lendenstreich ist in den Quellen zwischen 1453 und 1506<br />

als Krämer erwähnt. 178 Spätestens 1519 und bis mindestens 1533 179 gehört das Haus<br />

seinem Sohn Hans(1) Lendenstreich, der in den Quellen zwischen 1489 und 1535 unter<br />

anderem als Verkäufer von Papier und als Spittelmeister erwähnt wird. 180 Dessen Söhne<br />

sind Hans(2) und Albert Lendenstreich 181 , wobei letzterer die spätere „Kleine Sonne“<br />

vor 1540 besitzt. Im Jahre 1540 ist bereits seine Witwe als Hausbesitzerin erwähnt. 182<br />

Laut Türkensteuerregister von 1542 ist ihr Haus mit 300 alten Schock und damit eher<br />

hoch angeschlagen. Sie hat aber kaum Grundstücke und kein Dienstpersonal. 183 1547<br />

gehört das Haus Wendel Münzer, dem Schwiegersohn von Hans(1) Lendenstreich. 184<br />

Wendel Münzer ist Hauskellner. 185 Er hatte zunächst ein Haus in der Zwätzengasse, seit<br />

1534 in der Saalgasse und wird 1533 als Besitzer zweier Häuser am Predigerkirchhof<br />

(event. am ehem. Dominikanerkloster? F. R.) erwähnt. Er verkauft Wermutwein, Salbenwein<br />

(=Salbeiwein) und Kampwein. 186<br />

1556 187 ist Martin Leubel, Sohn des 1542 zweitreichsten Mannes der Stadt Simon Leubel,<br />

hier Hausbesitzer. Martin Leubel steht 1547 nach dem Wert seines Grundbesitzes<br />

(ohne Wohnhaus) an zwölfter Stelle der Steuerpflichtigen. Er besitzt unter anderem eine<br />

176 Ein Zweig der Familie Lendenstreich, die in Jena ab 1353 nachzuweisen ist, hat es in Saalfeld zu größerer<br />

Bekanntheit gebracht. Valentin Lendenstreich (um 1460 – 1506), gilt als herausragender vorreformatorischer<br />

Bildhauer. Wie genau sein verwandtschaftliches Verhältnis zu dem zeitgleich in Jena lebenden<br />

Heinz Lendenstreich ist, war nicht festzustellen.<br />

177 SCHWÖRBUCH VON 1502, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 2, S. 87. Da bis 1540 keine Nachbarn erwähnt<br />

werden, ist der Schluss auf seinen Hausbesitz nur unter der hier gemachten Annahme der Weitervererbung<br />

des Hauses an seine Erben zulässig. Hermann Seifart und sein Bruder Hans waren Söhne oder Enkel<br />

des Johann Seifart, genannt von Northeim, des Kanzlers zu Weimar (?) (Vgl. APEL, Einwohner, 1937, S.<br />

248).<br />

178 Vgl. APEL, Einwohner, 1937, S. 164.<br />

179 SCHWÖRBUCH VON 1519, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 3, S. 123, SCHWÖRBUCH 1526, Stadtarchiv Jena, Sign.<br />

C II Nr. 4, S. 130, SCHWÖRBUCH VON 1533, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 5, S. 114.<br />

180 APEL, Einwohner, 1937, S. 164.<br />

181 Ebenda.<br />

182 SCHWÖRBUCH VON 1540, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 7, S. 110.<br />

183 TÜRKENSTEUER VON 1542 FÜR DIE STADT JENA, Reg Pp. 143, 14, Staatsarchiv Weimar.<br />

184 SCHWÖRBUCH VON 1547, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 8, S. 95.<br />

185 Johann Georg KRÜNITZ: Oeconomischen Encyclopädie, 1773 bis 1858, Bd. 36, erschienen 1786 (elektronische<br />

Version): „An einigen Höfen, z.B. an dem Chursächsischen, wird der erste Vorgesetzte der Hof=Kellerey,<br />

welcher den Keller=Meister, die Mundschenken, u. s. f. unter sich hat, und unmittelbar unter dem<br />

Ober=Küchen=Meister steht, der Haus=Keller, oder Haus=Kellner, genannt.“<br />

Wendel Münzer zahlt 1547 das höchste Braugeschoss in der Stadt (SCHWÖRBUCH VON 1547, Stadtarchiv<br />

Jena, Sign. C II Nr. 8).<br />

186 APEL, Einwohner, 1937, S. 193.<br />

187 SCHWÖRBUCH VON 1556, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 9, S. 121.<br />

50


Mühle in Döbritschen und wird 1554 für den Rat vorgeschlagen. Allerdings gibt es Unklarheiten<br />

wegen unbezahlter Rechnungen. 188<br />

1572 189 und 1585 190 gehört dieses östliche Nachbarhaus der „Sonne“ dem mehrmals als<br />

Ratsmann und auch einmal als Stadtrichter erwähnten, 1538 in Leisnig geborenen Johann<br />

Packmeister. 191 Außer diesem Haus besitzt Packmeister noch zwei Häuser am<br />

Kreuz und ein Kellerhaus in der Jenergasse. 1585 steht er mit 65 Äckern an zweiter Stelle<br />

nach der Größe des Grundbesitzes, nach dem Wert desselben (ohne Wohnhaus) liegt<br />

er an dritter Stelle in der Stadt. Seine erste Frau Martha, eine Tochter des Johann Wolfram<br />

192 , errichtet eine Stiftung zugunsten armer Schulkinder (15 Gulden im Jahr) und<br />

Studenten (35 Gulden im Jahr). Seine zweite Frau Sara ist eine Tochter von Sebastian<br />

von Brun 193 .<br />

*<br />

Auch ein weiterer Nachbar der „Sonne“ wird, zumindest in der ersten Hälfte des 16.<br />

Jahrhunderts erwähnt. Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich hier um den Besitzer<br />

eines Vorgängerbaus des heutigen Markt 23. Vorstellbar wäre auch ein an das<br />

Haupthaus der „Sonne“ südlich anschließendes Gebäude, etwa das oben erwähnte<br />

Steinhaus. Doch scheint dieses Gebäude immer mit zur großen Hausstätte der „Sonne“<br />

gehört zu haben.<br />

Der erste namentlich fassbare Besitzer dieses westlich auf die „Sonne“ folgenden Hauses<br />

ist 1526 194 vermutlich der Gewandschneider Albertus Walther. 195 Er wird in den Quellen<br />

zwischen 1498 und 1539 erwähnt und besaß seit 1519 ein Haus in der Johannisgasse.<br />

Spätestens 1526 Haus kam das Haus am Markt dazu, sowie zwei Rähmen und eine Hufe<br />

Land zu Jhawe(?). Nach dem Wert seines Grundbesitzes steht er 1519 an vierzehnter,<br />

1526 an zwölfter Stelle. Wahrscheinlich heiratet der zwischen 1537 und 1560 erwähnte<br />

Gewandschneider und Tuchmacher Hans Zimmermann 196 die Witwe Walthers. 197 1540<br />

188 Siehe APEL, Einwohner, 1937, S. 165f.<br />

189 SCHWÖRBUCH VON 1572, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 11, S. 182ff.<br />

190 SCHWÖRBUCH VON 1585, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 13, S. 190.<br />

191 Zu Packmeister vgl. APEL, Einwohner, 1937, S. 7.<br />

Ob Johann Packmeister mit dem Professor der Jenaer Universität Nikolaus Packmeister (1523-1551) verwandt<br />

ist, ließ sich nicht klären.<br />

192 Nach APEL, Einwohner, 1937, S. 284, steht Johann Wolfram 1572 nach dem Wert seines Grundbesitzes<br />

an der zweiten Stelle in der Stadt.<br />

193 Sebastian von Brun, erwähnt 1540-81, besitzt nacheinander drei verschiedene Häuser am Markt. 1572<br />

steht er mit seinem Besitz der Größe nach an zweiter Stelle, dem Werte nach an erster Stelle aller Steuerpflichtigen<br />

in Jena. Siehe auch APEL, Einwohner, 1937, S. 34.<br />

194 SCHWÖRBUCH 1526, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 4, S. 105.<br />

195 Zu Albertus Walther vgl. APEL, Einwohner, 1937, S. 269.<br />

196 Zu Hans Zimmermann vgl. APEL, Einwohner, 1937, S. 293.<br />

197 Zimmermann hat 1540 den größten Teil des Grundbesitzes von Walther inne.<br />

51


gehört ihm das „wonhaus an der Hans von Herdin gelegen“ 198 . Er besitzt noch ein Haus in<br />

der Saalgasse und ein Färbhaus mit zwei Rähmen. 1542 hat er den fünftgrößten Grundbesitz<br />

aller Bürger inne und steht nach dem Wert desselben an zweiter Stelle aller Steuerpflichtigen.<br />

Durch das in diesem Jahr aufgestellte Türkensteuerregister 199 wissen wir,<br />

dass sein Markthaus mit 400 alten Schock veranschlagt wurde. Er lag damit, gleichauf<br />

mit drei weiteren Markthausbesitzern, an dritter Stelle der Bewertung. Die von ihm für<br />

seinen gesamten Besitz insgesamt erhobene Türkensteuer ist die höchste aller Markthausbesitzer.<br />

Sein Besitzfolger ist der Schwiegersohn seines Vorbesitzers Walther, der<br />

Gewandschneider Jacob Rudolf. 200 Es ist bekannt, dass er ein Haus am Markt besaß, allerdings<br />

taucht er in den Schwörbüchern von 1572 und 1585 nicht auf. Apel vermutet,<br />

dass er als Bürgermeister eventuell geschossfrei war. 201 Durch das Nichtverzeichnen<br />

eines steuerpflichtigen Hausbesitzers westlich der Sonne in den Schwörbüchern von<br />

1572 und 1585 entsteht der Eindruck, dass in dieser Zeit hier kein Haus stand, was aber,<br />

wie oben ausgeführt, wohl eher unzutreffend ist.<br />

Bild 1.3: Markt 3 – Der Rektor wohnt am Markt. Akademiker im Zentrum<br />

der Bürgerstadt<br />

Das überlieferte Haus Markt 3 wurde ein Opfer der Bombardierung Jenas im Jahre 1945<br />

und kann daher nicht bauhistorisch ausgewertet werden. Mit Einführung der heutigen<br />

Hausnummern im Jahre 1887 wurde dem Haus Markt 3 das nördlich anschließende<br />

Haus Markt 3a verwaltungsmäßig zugeschlagen. Diese Zuordnung wird in der Untersuchung<br />

der früheren Jahrhunderte hier nicht berücksichtigt, so dass mit dem späteren<br />

Markt 3 nur das Renaissancehaus gemeint ist.<br />

Vor der Neubebauung des Grundstückes im Jahre 1997 wurde eine archäologische Untersuchung<br />

durchgeführt. Nach Auskunft des Stadtarchäologen Matthias Rupp bestand<br />

das Grundstück Markt 3 im Spätmittelalter ursprünglich aus zwei Parzellen mit zwei<br />

getrennten Wohngebäuden. Das südliche Haus stand traufständig, das nördliche Haus<br />

giebelständig zum Markt. Es handelte sich jeweils um Fachwerkbauten über massiven<br />

198 SCHWÖRBUCH VON 1540, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 7, S. 112.<br />

199 TÜRKENSTEUER VON 1542 FÜR DIE STADT JENA, Reg Pp. 143, 14, Staatsarchiv Weimar.<br />

200 Zu Jacob Rudolf siehe APEL, Einwohner, 1937, S. 222.<br />

201 Vergleichbar wäre etwa Bürgermeister Martin Müller (Markt 17), der zwar aufgeführt ist, aber offensichtlich<br />

auch nicht besteuert wurde. Allerdings zahlten viele andere Bürgermeister selbstverständlich<br />

Steuern auf ihr Wohnhaus, so dass es sich wohl um Ausnahmen, aus welchem Grund auch immer, gehandelt<br />

haben muss.<br />

Laut KRAMM, Oberschichten, Bd. 1, 1981, S. 206 genossen Bürgermeister zuweilen steuerliche Privilegien:<br />

„Unterschiedlich scheint die Ausdehnung der Steuerfreiheit auf im Ratsamt befindliche Personen und beruflich<br />

Beamtete gewesen zu sein. In Wittenberg erstreckte sie sich, mindestens noch 1542, auf den Rat der<br />

Stadt, Stadtschreiber, Geistliche u.a. Erfurter Ratsmitglieder genossen die Freiheit jedenfalls im ersten Viertel<br />

des 16. Jahrhunderts, ähnlich in Bautzen die Bürgermeister, Stadtschreiber, Bleichmeister, Apotheker und<br />

einige andere um 1500.“<br />

52


Erdgeschossen, die in das späte 13./frühe 14. Jahrhundert datiert werden. Nach der<br />

Analyse von Bildquellen wird die Zusammenlegung der Häuser bislang in das 16. Jahrhundert<br />

datiert, ohne einen genaueren Zeitpunkt angeben zu können. Das in vielen Abbildungen<br />

überlieferte Renaissancegebäude, das aus dieser Zusammenlegung hervorging,<br />

hatte die mit Abstand breiteste Fassade am Markt und war durch einen Erker besonders<br />

hervorgehoben 202 .<br />

*<br />

Der früheste gesicherte Besitzer der Hausstätte ist der Tuchmacher Wolf Kalbitz. 203 Er<br />

wird in den Quellen zwischen 1519 und 1547 erwähnt und ist nach Apel der erste überlieferte<br />

Träger des Namens Kalbitz in Jena. Es besteht daher die Möglichkeit, dass er<br />

hierher zugewandert ist. Möglicherweise hat er das Haus/die Häuser von der Witwe des<br />

Böttchers Celiax Müller erworben oder ererbt. In den archivalischen Quellen wird Wolf<br />

Kalbitz als ihr Besitzfolger genannt. 204 Kalbitz wird uns in den Schwörbüchern ab 1526<br />

als Hausbesitzer am Markt, ab 1540 mit der genaueren Angabe als Nachbar von Andres<br />

Springer und Wolfgang Fritzsch genannt. 205 Spätestens im Jahr 1540 muss er die ehemals<br />

zwei Häuser zu einem vereinigt haben, da er nur mit einem Haus zwischen seinen<br />

beiden Nachbarn genannt ist und auch kein weiterer Nachbar in der Reihe der Häuser<br />

an der Westseite des Marktes zu finden ist, der eventuell eines der zwei Häuser besessen<br />

haben könnte. Möglich ist ein Zusammenlegen der ursprünglich zwei Häuser aber schon<br />

für die Zeit der erstmaligen Nennung von Wolf Kalbitz am Markt um 1526, da unter dem<br />

Besitzer Wolf Kalbitz in keinem Jahr von zwei Häusern die Rede ist.<br />

Im Türkensteueranschlag von 1542 206 wird das Wohnhaus von Wolf Kalbitz mit 400<br />

Schock angeschlagen. Das ist, gemeinsam mit dem Anschlag für die Häuser von Geiselmann<br />

(Markt 8) und Zimmermann (Markt 23), der dritthöchste Anschlag für ein Markthaus.<br />

Es handelt sich also auch aus diesem Grunde höchstwahrscheinlich nicht um zwei<br />

heruntergekommene ältere Häuser, sondern um ein intaktes und ansehnliches Gebäude.<br />

Erstaunlicherweise ist für Wolf Kalbitz in diesem Türkensteueranschlag trotz des großen<br />

und wertvollen Hauses kein Dienstpersonal aufgeführt. Vermutlich hat er genug<br />

202 Wie bereits im Kapitel Bühnenbild 1 ausgeführt, ist spätestens ab 1558/60 das Bauen von Erkern und<br />

Auskragungen durch eine neue Stadtordnung verboten. Daher fällt der Erker dieses Gebäudes besonders<br />

auf. Vgl. Gustav RICHTER (Hg.): Eine Jenaer Stadtordnung aus dem 16. Jahrhundert nebst einem Anhange<br />

aus dem 17. Jahrh., o. V., 1881, S. 300: „Die vberhäng ann denn heusernn kegenn denn gassen vnnd strassenn<br />

sollen vorthine ganntz vnnd gar verbotten seinn, bei der Bues eine marck silbers vnnd nichts dester wenger<br />

denn Baw abzuthunn.“<br />

203 Alle Angaben zu Wolf Kalbitz nach APEL, Einwohner, 1937, S. 136.<br />

204 Zu Celiax Müller siehe unter APEL, Einwohner, 1937, S. 188.<br />

205 SCHWÖRBUCH VON 1526, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 4, S. 119, SCHWÖRBUCH VON 1533, Stadtarchiv Jena,<br />

Sign. C II Nr. 5, S. 120, SCHWÖRBUCH VON 1540, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 7, S. 115, SCHWÖRBUCH VON<br />

1547, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 8, S. 100.<br />

206 TÜRKENSTEUER VON 1542 FÜR DIE STADT JENA, Reg Pp. 143, 14, Staatsarchiv Weimar.<br />

53


helfende Hände in der Familie oder beschäftigt Dienstleute, die nicht mit im Haus wohnen.<br />

In der Taxierung der Studentenstuben aus dem Jahre 1554, die von zwei Professoren,<br />

dem Schosser und zwei Stadträten 207 vorgenommen wurde, gibt es am Markt einen Gunter<br />

Kalbitz, nach Apel 208 handelt es sich um einen Sohn des Wolf Kalbitz, der hier in seinem<br />

Haus Stuben vermietet. Da dieser Gunter Kalbitz in keinem Schwörbuch am Markt<br />

auftaucht, handelt es sicher um das vor kurzem geerbte und bald darauf verkaufte Haus<br />

des Vaters Wolf Kalbitz. Nach der vorliegenden Taxierung werden die vermieteten Räume<br />

wie folgt beschrieben: „Gunter Kalbitz Behaussung so der Herr Victorinus Innen hatt<br />

sampt 2 Stuben Cammern und andern gemachen Ist uff 15fl. taxirt. So Ihme die […]kammer<br />

Im Hoff auch Eingereumet wirdt sol Ihme 16fl. gegeben werden.“ 209 Das ist die absolut<br />

höchste Summe, die für an Studenten oder andere akademische Bürger vermietete Stuben<br />

angegeben wird. Der Durchschnittsmietbetrag beträgt 5,55 Gulden. 210 Kaum einmal<br />

sonst wird auch ein Name eines Mieters genannt und dieser Name – Herr Victorinus – ist<br />

eher ungewöhnlich. Daher kann, gerade auch mit Blick auf die Nutzung des Hauses kurze<br />

Zeit später durch Professor Schröter, vermutet werden, dass es sich hier um die Zimmer<br />

des Gründungsprofessors der Jenaer Hohen Schule Victorinus Strigel 211 handelt, der<br />

möglicherweise selbst Mitglied der Taxierungskommission war und daher nur Herr Victorinus<br />

genannt wird. 212 Apel 213 kennt in dieser Zeit keinen Familiennamen Victorinus/Victor.<br />

Wie schon angedeutet, findet sich im Schwörbuch von 1556 214 als Nachbar des Eisenkrämers<br />

Brayting auf der südlichen Seite und des Zimmermanns und Nagelhändlers<br />

207 Nach KOCH, Geschichte, 1966, S. 95.<br />

208 APEL, Einwohner, 1937, S. 136.<br />

209 TÜRKENSTEUER VON 1542 FÜR DIE STADT JENA, Reg Pp. 143, 14, Staatsarchiv Weimar.<br />

210 KOCH, Geschichte, 1966, S. 95.<br />

211 Zwei Jahre später, im Schwörbuch von 1556, ist Strigel laut APEL, Einwohner, 1937, S. 262 in der Löbdergasse<br />

verzeichnet.<br />

212 Die Anrede „Herr“ ist ungewöhnlich und ehrerbietig und wird in den Schwörbüchern der Zeit nicht<br />

benutzt.<br />

Vgl. auch ähnliche Anreden nur mit dem Vornamen z.B. in dem Brief Jobst von Hayns an Herzog Johann<br />

Friedrich den Älteren vom 14. 8. 1547, veröffentlicht in: Joachim BAUER, Dagmar BLAHA und Helmut<br />

WALTHER: Dokumente zur Frühgeschichte der Universität Jena 1548 bis 1558. Weimar: Hain-Verlag, 2003,<br />

S. 115ff: „sol itzo zu Erffurdt gar ein gelerter gesel, Victorin[us] genannt, sein“ oder in dem ebenfalls von<br />

Jobst von Hayn stammenden Brief an den gefangenen Herzog vom 6. 9. 1547, in derselben Veröffentlichung<br />

S. 121f: „das mhan mit dem Victorino zu Erfurdt reden sollte“, die sich ebenfalls auf Victorin Strigel<br />

beziehen. Nur mit dem Vornamen werden auch andere Professoren genannt, z.B. im Brief von Johann<br />

Friedrich dem Älteren an Gregor Brück vom 21. 10. 1547, ebenfalls in der oben genannten Veröffentlichung,<br />

S. 131f: „das sie ime durch magister Frantzen (gemeint ist Franz Burchart) oder doctor Basilien (gemeint<br />

ist Basilius Monner), welchen er am best kann dulden und leiden“.<br />

213 APEL, Einwohner, 1937.<br />

214 SCHWÖRBUCH VON 1556, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 9, S. 128: „sein wonhaus neben Andres Springer ist<br />

markrecht“.<br />

54


Springer auf der nördlichen Seite und damit problemlos lokalisierbar im späteren Haus<br />

Markt 3 der Medizinprofessor und spätere erste Rektor der durch König Ferdinand privilegierten<br />

Universität Jena, Dr. Johann(es) Schröter. „Johann Schröter, als Sohn des Weimarer<br />

Bürgermeisters 1513 geboren, besuchte das Gymnasium der Domschule zu Naumburg<br />

und die Lateinschule in Weimar. Ab 1533 studierte er in Wittenberg die Humaniora<br />

(Mathematik, Logik und Philosophie). Vier Jahre leitete er die Schule in Stams (Tirol). 1543<br />

setzte er seine Studien in Wittenberg fort und schloß mit dem Magister artium ab. Ab 1545<br />

studierteer Medizin in Wien und war dort zugleich Rektor der Provinzialschule. Von 1549<br />

bis 1551 studierte er bei dem Mediziner Montanus in Padua. Nach Wien zurückgekehrt,<br />

heiratete er zuerst die Witwe des Vizekanzlers von Petri; nach deren Tode (1565) in Jena<br />

die Witwe Basilius Monners. Schröter wurde nach seiner medizinischen Promotion an der<br />

Wiener Universität Leibarzt des späteren Kaisers Ferdinand, den er 1552 nach Villach<br />

(Kärnten) begleitete. dort traf er mit dem noch gefangen gehaltenen Herzog Johann Friedrich<br />

I. zusammen, der ihm nach seiner Freilassung von Weimar aus eine Professur in Jena<br />

anbot. Schröter folgte dem 1554 ausgesprochenen Ruf wider Erwarten. Er wurde auch<br />

Leibarzt der jungen Herzöge, die ihn als Person ihres Vertrauens 1557 mit der Aufgabe<br />

versahen, die Universitätsprivilegien in Wien zu erlangen. Aufgrund seiner zahlreichen<br />

Verdienste erhob ihn dort Kaiser Ferdinand in den erblichen Adelsstand. In Padua wurde er<br />

1579 zusätzlich zum Comes palatinus (Titular-Hofpfalzgraf) ernannt.“ 215 Schröter legte<br />

besonderen Wert auf die praktische Tätigkeit des Arztes. Auch bei der Ausbildung der<br />

Studenten sollte nicht mehr nur Wert auf Buchwissen, sondern auf die Beobachtungen<br />

am Krankenbett gelegt werden. Er verfasst mehrere Schriften gegen die Pest und verließ<br />

Jena auch 1566, als diese Seuche hier besonders heftig wütete, nicht, sondern beteiligte<br />

sich an der Krankenpflege.<br />

Johann Schröter war im SS 1558, im WS 1561/62, im SS 1564, im WS 1564/65, im WS<br />

1568/69, im WS 1573/74, im SS 1574, im WS 1582/83 und im WS 1588/89 Rektor der<br />

jungen Universität. 216 Damit prägte er sie wie kein anderer Professor in dieser entscheidenden<br />

Phase ihrer Geschichte. Er starb am 31. März 1593 im Alter von 80 Jahren.<br />

Auch seine Söhne und Enkelsöhne standen im Dienst der Jenaer Universität und waren<br />

mehrfach Rektoren derselben. 217<br />

215 AUFBRÜCHE - 450 JAHRE HOHE SCHULE JENA. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung vom 18. Oktober bis 8.<br />

November 1998. Hg. von der Friedrich-Schiller-Universität Jena, mit Beiträgen von Joachim BAUER, Birgitt<br />

HELLMANN, Irmgard KRATZSCH, Thomas PESTEL, Helmut G. WALTHER, Anka ZINSERLING. Gera: Druckhaus Gera,<br />

1998, S. 128.<br />

216 Thomas PESTEL: Die Rektoren/Prorektoren der Universität Jena 1548/49-2008. u.a. nach: Friedrich<br />

Schneider (WZJ/ GSR, Jg. 4, 1953/54, H. 3/4) und Friedrich Stier, Lebensskizzen der Dozenten und Professoren<br />

1548/58- 1958 (4 Bde., UAJ I 1-4, 1960), (http://www.unijena.de/unijenamedia/Downloads/einrichtungen/archiv/Rektorentabelle.pdf).<br />

217 APEL, Einwohner, 1937, S. 242 und Joachim BAUER, Andreas KLINGER, Alexander SCHMIDT und Georg<br />

SCHMIDT (Hg.): Die Universität Jena in der Frühen Neuzeit. Heidelberg: Universitätsverlag Winter, 2008, S.<br />

50.<br />

55


Im Hauptstaatsarchiv Weimar findet sich eine Notiz über einen Nachbarschaftsstreit um<br />

ein neuerbautes Haus Schröters aus dem Jahre 1556. 218 Bei diesem neuerbauten Haus<br />

handelt es sich jedoch nicht um Schröters Markthaus, sondern um sein Haus in der Jenergasse,<br />

das im Schwörbuch von 1556 mit dem Nachbarn Hans Schmid näher lokalisiert<br />

wird. 219 Schröter ist aber in diesem Jahr nicht in der Jenergasse/Johannisgasse<br />

sondern am Markt aufgeführt, scheint also seinen Hauptwohnsitz am Markt gehabt zu<br />

haben. Er bewohnte hier eines der neuesten Häuser am Platz mit der breitesten Fassade,<br />

die dazu noch mit einem kleinen Erker geschmückt war. Johann Schröter besaß bereits<br />

im Jahre 1556 neben den beiden genannten Häusern die Rasenmühle an der Saale und<br />

mehrere Weinberge, sowie einen Garten. Spätestens 1572 wohnte er in seinem neuen<br />

Haus in der Löbdergasse und besaß zusätzlich noch ein Mietshaus in der Zwätzengasse.<br />

220 Das Markthaus gehörte ihm zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht mehr.<br />

Schröter blieb nicht der einzige Angehörige der Universität, der in der Stadt Immobilien<br />

erwarb. Der Stadtrat wird über diese Entwicklung alles andere als begeistert gewesen<br />

sein, waren Schröter und seine Kollegen doch als akademischer Bürger nicht verpflichtet,<br />

Geschoss an die Stadt zu zahlen. Mögen sich die Stadträte zunächst noch abwartend<br />

gezeigt haben 221 und mit der ungeklärten rechtlichen Lage überfordert gewesen sein,<br />

musste der Konflikt, der sich durch immer mehr von Professoren aufgekaufte Grundstücke<br />

zuspitzte, doch umgehend gelöst werden. Im Jahre 1564 kam es zwischen der Universität<br />

und der Stadt zu einem Vergleich über die wichtigsten Streitpunkte in diesem<br />

Zusammenhang. 222 Die Professoren mussten danach für ihre eigenen Häuser, in denen<br />

sie selber wohnten kein Geschoss (Grundsteuer) und kein Wachgeld zahlen. Dasselbe<br />

Recht stand ihren Witwen 223 zu, solange sie sich nicht wieder verheirateten oder ein<br />

bürgerliches Gewerbe ausübten, nicht aber ihren Kindern. Für Häuser, die nicht selbst<br />

bewohnt wurden, und Häuser, in denen Professoren zur Miete wohnten, galt diese Be-<br />

218 REGISTRANDE Hh (1556), S. 255 (Hauptstaatsarchiv Weimar): „Dem Radt zu Jhena ist geschrieben, der<br />

Irrung halber, zwischen D. Johan Schrottern und Hansen Schmiden, doselbst, Wegen eines Überhancks an des<br />

Schmides Behaussung, da durch D. Schrottern, an seines Neuerbautten Hausses ein und ausgangk, Hinderung<br />

geschiehtt.“<br />

219 SCHWÖRBUCH VON 1556, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 9, S. 128.<br />

220 Vgl. APEL, Einwohner, 1937, S. 242.<br />

221 Bei Schröter ist 1556 als fälliges Geschoss zunächst 3 Schock 3 Groschen berechnet, dahinter aber folgende<br />

Bemerkung gemacht worden: „ist Jens vber haupt auff dismal darzur gelasenn bis er mehr güter<br />

kauffenn moegte“ – das eigentlich fällige Geschoss wird wegen der unklaren Rechtslage zunächst aufgelassen<br />

(nicht eingezogen) bis er mehr Grundstücke erworben haben wird. (SCHWÖRBUCH VON 1556, Stadtarchiv<br />

Jena, Sign. C II Nr. 9, S. 127).<br />

222 Vgl. KOCH, Geschichte, 1966, S. 99f.<br />

223 Seltsamerweise sind jedoch die Professorenwitwen im Gegensatz zu ihren hier meist fehlenden Männern<br />

oft in den Steuerbüchern mit einem fälligen Betrag verzeichnet, ohne dass sie wieder geheiratet hätten.<br />

56


freiung nicht. Für Feldgüter, dazu zählen auch die zahlreich erworbenen Weinberge,<br />

mussten die Professoren fortan die gleichen Abgaben wie die Stadtbürger entrichten.<br />

In den Schwörbüchern von 1572 und 1585 ist statt Schröter der Rechtsprofessor Matthäus<br />

Wesenbeck als Hausbesitzer des späteren Markt 3 aufgeführt. 224 Allerdings wird<br />

jeweils nur sein Name aufgeführt oder er als Nachbar genannt; eine geschuldete Steuer<br />

ist nicht vermerkt. Wahrscheinlich hat er neben dem geschoss- und wachfreien 225<br />

Wohnhaus zumindest in diesen Jahren keine weiteren Immobilien in Jena besessen.<br />

„Matthäus Wesenbeck, am 25. Oktober 1531 geboren, war Sproß einer vornehmen und reichen<br />

Antwerpener Juristenfamilie. Mit 14 Jahren begann er das Studium der Jurisprudenz<br />

in Löwen, setzte es in Paris fort und promovierte bereits mit 19 Jahren in Löwen. Bald wurde<br />

er überzeugter Lutheranhänger. 1552 kehrte er nach Antwerpen zurück, wo er wegen<br />

seiner religiösen Überzeugungen einen Teil seines Vermögens einbüßte und seine Heimat<br />

verlassen mußte. Der auf Betreiben des Mediziners Johann Schröter 1558 erfolgte Ruf als<br />

Professor nach Jena kam ihm daher sehr gelegen. Wesenbeck promovierte in Jena als erster<br />

Doktor der Rechte […] und besetzte auch als erster den Jenaer `Schöppenstuhl´<br />

(=Schöffenstuhl, lat. scabinatus). In Jena heiratete er die Tochter des herzoglichen Kanzlers<br />

Franz Burckhardt, mit der er 13 Kinder zeugte, `von denen 12 Söhne die Namen der Apostel<br />

erhielten´.“ 226 An der Jenaer Universität war er im WS 1559/60 und im SS 1566 Rektor.<br />

227 1569 verließ er Jena und folgte einem Ruf an die Universität Wittenberg. Dort war<br />

der führende Professor der Rechte Johann Schneidewin gestorben und Wesenbeck auf<br />

dessen Stelle berufen worden. 1572 sollte er an die Universität Heidelberg berufen werden,<br />

was sich aber wegen zu geringer Dotierung der Stelle zerschlug. Bis zu seinem Tode<br />

im Jahre 1586 lehrte Wesenbeck in Wittenberg und war gleichzeitig Beisitzer des Consistoriums<br />

und des Schöppenstuhls. Als Jurist hatte er unter seinen Zeitgenossen das<br />

höchste Ansehen und galt als rechtswissenschaftliche Koryphäe. 228 Da er Jena schon Anfang<br />

1569 verließ, besaß er das Haus am Markt sicher schon eher, als man durch das<br />

erstmalige Auftauchen seines Namens im Schwörbuch von 1572 vermuten würde. 229<br />

Interessant ist im Zusammenhang mit Wesenbecks niederländischer Herkunft, dass<br />

auch das Nachbarhaus, der spätere Markt 3a, in dieser Zeit, spätestens jedoch ab 1572,<br />

einem Niederländer, dem Krämer Volrab Momber, gehörte. Ob es zwischen den beiden<br />

einen Zusammenhang gab und wenn ja, welchen, ließ sich nicht klären.<br />

224 SCHWÖRBUCH VON 1572, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 11, S.197 und SCHWÖRBUCH VON 1585, Stadtarchiv<br />

Jena, Sign. C II Nr. 13, S. 209.<br />

225 Wachfrei = Der Besitzer muss sich nicht an den städtischen Wachdiensten (z.B. Torwachen) beteiligen.<br />

226 AUFBRÜCHE - 450 JAHRE HOHE SCHULE JENA. Katalog, 1998, S. 97.<br />

227 PESTEL: Die Rektoren/Prorektoren der Universität Jena 1548/49-2008.<br />

228 Vgl. ADB, Bd. 42 (1897), S. 134ff.<br />

229 Zwischen 1556 und 1572 sind keine Schwörbücher überliefert.<br />

57


Warum Wesenbeck das wertvolle Jenaer Haus nach seiner Übersiedlung nach Wittenberg<br />

nicht verkaufte, bleibt unklar. Ebenso wissen wir nicht, wer nach seinem Weggang<br />

das Haus bewohnte. Offenbar musste er trotz seiner räumlichen Abwesenheit entgegen<br />

der 1564 erlassenen Vereinbarung zur Besteuerung der Professorenhäuser kein Geschoss<br />

zahlen. Vielleicht war das Haus nach seinem Weggang, wie schon vor Schröter,<br />

wieder an Angehörige der Universität vermietet?<br />

Im zweiten Stock des Hauses hatte sich bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg ein<br />

prachtvolles Marmorportal aus dem 16. Jahrhundert erhalten. 230 Ob dieses bereits aus<br />

den Zeiten von Wolf Kalbitz in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts zu datieren ist<br />

oder erst mit der Nutzung durch Schröter bzw. Wesenbeck hier eingebaut wurde, ließ<br />

sich nicht herausfinden. Stilistisch erscheint eine Datierung in die zweite Hälfte des 16.<br />

Jahrhunderts wahrscheinlicher.<br />

Neben Schröter und Wesenbeck wohnten im 16. Jahrhundert auch weitere Professoren<br />

und Akademiker am Markt. Der spätere Markt 18 gehörte mindestens zwischen 1554<br />

und 1563 dem Magister Emericus Silvius, der, ursprünglich Schulmeister in Weimar,<br />

1559 zum Professor und 1562 zum Konrektor in Jena ernannt wurde. 231 Sein Haus<br />

übernahm spätestens 1572 232 , wahrscheinlich aber bereits bei seiner Berufung im Jahre<br />

1569, der Medizinprofessor Dr. Andreas Ellinger. Der 1526 in Leipzig geborene Ellinger<br />

233 „wurde 1569 nach Jena berufen und wirkte hier bis zu seinem Tode im Jahre 1582.<br />

Er hatte in Wittenberg und Leipzig studiert. In Leipzig promovierte er 1557 und übernahm<br />

dort auch eine Professur für Chirurgie und Anatomie. […] Er ist eigentlich der einzige, der<br />

versucht hat, sich mit den neuen Erkenntnissen des Paracelsus auseinanderzusetzen.“ 234<br />

Nach der Rektorentabelle für die Universität Jena 235 war er im SS 1571, im SS 1578 und<br />

im SS 1581 Rektor der Universität Jena. Spätestens seine Witwe besaß nach dem<br />

Schwörbuch von 1585 236 auch das an das Haus Markt 18 westlich anschließende Mietshaus.<br />

Auch das spätere Haus Markt 8 war, wie im Kapitel Nebenbühne 1: Markt 8 – Vom Haus<br />

des Tuchhändlers zum Haus des fremden Gelehrten zu lesen, eine Zeitlang im Besitz eines<br />

Akademikers.<br />

230 Abb. 12, Marmorportal des 16. Jahrhunderts im 2. Stock der Marktapotheke, Tuschzeichnung von E. A.<br />

Schmidt, 1898, Stadtmuseum Jena, InvNr. 2730.<br />

231 Vgl. APEL, Einwohner, 1937, S. 251.<br />

232 SCHWÖRBUCH VON 1572, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 11, S. 173.<br />

233 Vgl. ADB, Bd. 6 (1877), S. 53f.<br />

234 STEINMETZ et al. (Hg.): Geschichte der Universität Jena, 1958, S. 47.<br />

235 PESTEL: Die Rektoren/Prorektoren der Universität Jena 1548/49-2008.<br />

236 SCHWÖRBUCH 1585, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 13, S. 209, S. 186.<br />

58


Im späteren Haus Markt 16 ist zu Beginn des 16. Jahrhunderts der Magister Er Johann<br />

Winkler im Hause seines Vaters verzeichnet. 237 Er hatte sich im Sommer 1496 in Leipzig<br />

immatrikuliert. Leider ist über sein weiteres Wirken nichts bekannt.<br />

Johann Bartmann/Bötticher, der Sohn des Gewandschneiders Johann Böttner/Bötticher,<br />

der 1585 wie vorher sein Vater die Häuser auf dem Grundstück des heutigen Markt<br />

9/10 besaß 238 , immatrikulierte sich 1549 in Jena. Möglicherweise war er schon 1546 in<br />

Wittenberg eingeschrieben. Er wird uns in den Quellen als „Johann Bartmann der ältere,<br />

der Rechtwissenschaft Kundiger“ 239 genannt. Ob er trotzdem auch im Gewerbe seines<br />

Vaters als Tuchhändler tätig war, bleibt leider unklar. Seine Tochter heiratete den Aktuar<br />

am Schöppenstuhl in Jena. 240<br />

Im späteren Haus Markt 20 lebten ebenfalls einige Studierte. Mindestens zwischen 1556<br />

und 1572 gehört das Haus dem Magister und Stadtschreiber Burchardus Andreas, der<br />

auch in vier Jahren als Bürgermeister erwähnt wird. 241 Sein Sohn Christopherus Andreas<br />

ist 1561 Student in Wittenberg, 1564 in Jena. In Burchardus Andreas Haus lebt von 1571<br />

bis 1585 auch der Magister Hieronimus Starcke. 242 1585 übernimmt der erste Protonotarius<br />

243 Jenas, Albertus Krause, das Haus. Er hatte ab 1536 in Wittenberg studiert. 244<br />

Auch der spätestens ab 1572 das Haus Markt 17 besitzende Martin Müller, der 1564-66,<br />

1570-72, 1574, 1585 und 1592 als Bürgermeister genannt wird, scheint an der Jenaer<br />

Universität studiert und nicht nur die philosophische Fakultät besucht zu haben.<br />

Schmeizel 245 bezeichnet ihn ausdrücklich als studiosus iuris und erwähnt seine Einschreibung<br />

an der Universität Jena.<br />

Neben den Professoren sind wohl auch die am Markt/Unterm Markt 2 vertretenen Apotheker,<br />

zumindest zum Teil als Akademiker anzusprechen. Auch einige andere Bewohner<br />

der Markthäuser hatten im 16. Jahrhundert eine universitäre Bildung, die aber möglicherweise<br />

mehr als eine Art höhere Schulbildung vor dem Eintreten ins Handwerker/Händlerleben<br />

zu betrachten ist. Dazu gehören u.a. Mitglieder der Familien Druck-<br />

237 Vgl. SCHWÖRBUCH VON 1502, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 2, S. 91 und Kapitel Bild 1: Markt 16 – Tradition<br />

und Kontinuität. Tuchhandel in Jena.<br />

238 SCHWÖRBUCH 1585, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 13, S. 209, S. 229.<br />

239 APEL, Einwohner, 1937, S. 26.<br />

240 Ebenda.<br />

241 Vgl. SCHWÖRBUCH VON 1556, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 9, S. 120 und SCHWÖRBUCH VON 1572, Stadtarchiv<br />

Jena, Sign. C II Nr. 11, S. 179 sowie APEL, Einwohner, 1937, S. 3.<br />

242 APEL, Einwohner, 1937, S. 3.<br />

243 Protonotarius wir entweder der Oberstadtschreiber oder der erste Vorsteher einer fürstlichen Kanzlei<br />

bezeichnet. Da Krause 1556 in Weimar wohnt, kann hier beides zutreffen.<br />

244 APEL, Einwohner, 1937, S. 153. Im Schwörbuch von 1585, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 13, wird Albertus<br />

Krause nicht als Besitzer sondern nur als Nachbar genannt. Vielleicht war er vom Geschoss befreit.<br />

245 SCHMEIZEL, Jenaische Stadt- und Universitäts-Chronik, 1758, S. 11.<br />

59


scherf, Kopff, Heussing, von Herden, Rudolf, Sachs, Arnurus und Monda. Das Vorhandensein<br />

einer Universität in der Stadt führte hier zu einem fast schon üblich zu nennenden,<br />

zumindest kurzzeitigen Universitätsbesuchs der Söhne bessergestellter Stadtbürger in<br />

der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts.<br />

Bild 1.4: Markt 7 – Vom Krämerhaus zum Buchladen<br />

Das heutige Haus Markt 7, auch unter dem Namen „Alte Göhre“ bekannt, taucht in älteren<br />

stadtgeschichtlichen Darstellungen zuweilen als Marktmühle oder Wohnhaus des<br />

Marktmüllers auf. 246 Nach den hier vorgelegten Untersuchungen handelt es sich dabei<br />

um eine Verwechselung aus späterer Zeit, die im Akt 4, Kapitel Bild 4.4: Die „Göhre“<br />

kommt endlich zu ihrem Namen näher abgehandelt werden wird.<br />

Die ältesten Teile des Hauses befinden sich im Keller an der nördlichen Rückwand und<br />

stammen aus dem 13. Jahrhundert. 247 Auch die zwei Gewölbetonnen des Kellers gehörten<br />

zu einem frühen Vorgängerbau des heutigen Gebäudes. Aus der bauhistorischen Untersuchung<br />

des Gebäudes 248 ergibt sich, dass der Primärbau des heute bestehenden Gebäudes<br />

dendrochronologisch in das Jahr 1374/75 datiert werden kann. Dieses Gebäude<br />

war wohl ein zweigeschossiger Steinbau mit Fachwerkstock. Zumindest für den dem<br />

Markt zugewandten Südgiebel des Hauses sprechen die Befunde 249 für ein Vollwalmdach<br />

des damaligen Baues. 250<br />

Die Vorhangbogenfenster im ersten Obergeschoss und das gestäbte Kielbogeneingangsportal<br />

deuten stilistisch auf einen ersten Umbau des Hauses zwischen 1480 und 1520. 251<br />

Ein denkbarer Zeitpunkt wäre hier der Erwerb des Hauses durch Paul Sachs vor 1519.<br />

Falls die steinernen Gewände erst mit dem Hauptumbau des Gebäudes kurz nach der<br />

Jahrhundertmitte eingebaut wurden, wären sie stilistisch bereits veraltet gewesen. Vielleicht<br />

stammen sie in diesem Fall ursprünglich aus einem anderen Gebäude?<br />

246 So z.B. bei Michael PLATEN: Die Stadt Jena im Mittelalter. Jena: Jena-Information 1985, S. 25.<br />

Eine Marktmühle wird bereits im ersten Geschossbuch der Stadt aus dem Jahre 1406 erwähnt. Jutte Bruekemeisterin<br />

besitzt 1406 einen Siedelhof an der Marktmühle (APEL, Einwohner, 1937, S. 33.). Ob es sich<br />

dabei um das Grundstück des heutigen Markt 7 handelt, lässt sich bisher nicht klären.<br />

247 RUPP, Bau- und Siedlungsstrukturen, 2007, S. 86.<br />

248 BAUHISTORISCHE UNTERSUCHUNG des Büros für historische Bauforschung und Schadensermittlung an<br />

Holzkonstruktionen Scherf – Bolze – Ludwig, Dezember 1998, Untere Denkmalschutzbehörde Jena.<br />

249 Ebenda, hier S. A 9.<br />

250 Vergleichbar sind die Befunde am Haus Markt 16, für das auch ein Vollwalmdach zum Markt angenommen<br />

wird.<br />

251 Vgl. KADDATZ, Wörterbuch der Architektur,1988, S. 267.<br />

60


Ab 1554, wohl bis um 1557 252 wurde das Haus grundlegend umgebaut. Es erhielt ein<br />

weiteres (zweites) Obergeschoss in Fachwerkbauweise und ein dreigeschossiges Dach.<br />

Der Fachwerkstock und der gesamte Giebel wurden in Sichtfachwerk ausgeführt. 253<br />

*<br />

Die ältesten schriftlichen Zeugnisse zu diesem Haus finden sich im Schwörbuch des Jahres<br />

1519. Es findet sich hier ein Eintrag für den Hausbesitzer Paul Sachs („Syn Huß ist<br />

margktrecht“) 254 , der durch Rückverfolgung aus späteren Steuerbüchern auf dieses Haus<br />

führt. Paul Sachs ist Krämer, taucht teilweise auch unter dem Namen Paul Krämer auf,<br />

und handelt mit Heringen, Gewürzen, Blech und Papier, also dem zeittypischen Sammelsurium<br />

von Waren. 255 Eine Unterscheidung zwischen Krämer und Kaufmann wird in<br />

dieser Zeit in Jena noch nicht gemacht. 256 Ob es sich daher bei Krämern um Großhändler<br />

oder eher Besitzer kleiner Kramläden handelt, ist im Einzelfall schwer zu entscheiden.<br />

Anhaltspunkte können hierbei die sonstigen Vermögen der Krämer geben. Paul Sachs<br />

gehört dabei zu den durchaus begüterten Bürgern und ist daher wohl eher Kaufmann<br />

denn Kramladenbesitzer. Sein Grundbesitz ist im Jahre 1519 schon beachtlich. 257 1526<br />

steht er mit 49 Äckern nach der Größe des Besitzes an fünfter, nach dem Werte dessel-<br />

252 Vgl. in der genannten BAUHISTORISCHEN UNTERSUCHUNG vom Dezember 1998 und in der nachfolgenden<br />

Bauhistorischen Untersuchung desselben Büros vom Januar 2001, ebenfalls Untere Denkmalschutzbehörde<br />

Jena.<br />

253 Einen Eindruck der Umbauarbeiten vermittelt Abb. 13 (Modellfoto).<br />

254 SCHWÖRBUCH VON 1519, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 3, S. 125.<br />

255 Vgl. APEL, Einwohner, 1937, S. 226.<br />

256 Vgl. KOCH, Geschichte, 1966, S. 52.<br />

257 SCHWÖRBUCH 1519, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 3, S. 125:<br />

„I Acker und eyn halb Viertel Weinwachs, der Paulberg genannt , unter dem Horn[wege]<br />

½ Acker Weinwachs bei dem Horn[trerze]<br />

I Acker (Weinwachs) hinter St. Johannis<br />

I Acker Weinwachs im [Munketal]<br />

IIII Acker Wiese auf der Aue<br />

II Acker Wiese auf der Aue<br />

III Artacker im [M….tal]<br />

III Artacker im Lerchenfeld<br />

II Artacker in der Aue<br />

III Artacker in der Aue<br />

III Artacker daran gelegen<br />

V Artacker an der Gembde<br />

VII Viertel Artacker bei den Fuchslöchern<br />

III Artacker hinter der Kupfermühle und eine Scheune auf dem Heinrichsberge<br />

etliche [wüste] Leyden zu Schlehnsdorf<br />

ein Garten in der Grietgasse<br />

ein Stück artland auf der [nawfeste?]<br />

ein Garten daran gelegen<br />

Haus und Hof in der Lauengasse<br />

ein Keller in der Jenergasse, der Roßelöcher genannt<br />

X Fuder Wein<br />

ein Holzmark am Hesself.“<br />

61


en an zehnter Stelle unter den steuerpflichtigen Einwohnern der Stadt. 258 Mit seiner<br />

Frau Margarete hat Paul Sachs die Söhne Bartel und Quirin. 259 Nach dem Tode von Paul<br />

Sachs besitzt seine Witwe das Haus bis mindestens 1547. 260 Im Türkensteuerregister<br />

von 1542 261 liegt die Paul Sachsen mit ihrem zur Gesamtbesteuerung herangezogenen<br />

Vermögen von 1831 alten Schock an vierter Stelle der Markthausbesitzer. Sie beschäftigt<br />

1542 eine Fuhrknecht und eine Magd, 1547 nur noch eine Magd. Dafür hat ihr zunächst<br />

noch mit im Haus lebender Sohn Bartel, der 1542 nur eine Dienstmagd beschäftigt,<br />

1547, als er vermutlich als Mieter ein Gebäude an der Stelle des heutigen Markt 12 bewohnt<br />

262 , einen Knecht und eine Magd. Das Wohnhaus der Margarete Sachs wird 1542<br />

mit 300 alten Schock eher durchschnittlich bis gut bewertet. Bei diesem Haus scheint es<br />

sich noch um einen Vorgängerbau des heute bestehenden Gebäudes zu handeln, da der<br />

Hauptumbau dendrochronologisch auf die Jahre 1554-1557 263 datiert wird. Wahrscheinlich<br />

hängt dieser Umbau 264 mit dem Übergang des Hauses an den Sohn Bartel/Bartolmes<br />

Sachs zusammen, der 1556 zum ersten Mal als Hausbesitzer erwähnt<br />

wird („sein Wohnhaus stößt an das Kramer- und Marktgässlein, das Anderteil an der Heslingen“<br />

265 ). Bartel Sachs ist vermutlich mit dem 1535 in Wittenberg und 1538 in Leipzig<br />

immatrikulierten Studenten Bartholomeus Sachs identisch. Er betreibt wie sein Vater<br />

Paul Sachs Kramhandel und wird 1565 als Ratsmann und 1578 als Gerichtsschöppe erwähnt.<br />

Neben dem Haus am Markt besitzt er auch ein Haus am Steinweg und zwei Häuser<br />

in der Grietgasse. 266<br />

Was könnte Bartel Sachs zum grundlegenden Umbau seines ererbten Hauses, das 1542<br />

noch recht hoch veranschlagt wurde, veranlasst haben? Die folgenden Überlegungen<br />

sind bisher nur als hypothetisch zu betrachten: 1554 richtet Conrad König, als von Herzog<br />

Johann Friedrich II. für den Vertrieb der Jenaer Lutherausgabe 267 angeworbener<br />

258 Vgl. APEL, Einwohner, 1937, S. 226.<br />

259 Ebenda.<br />

Quirin Sachs besitzt spätestens ab 1547 das Haus Markt 2. Vgl. im qualifizierten Häuserbuch unter<br />

Markt 2.<br />

260 SCHWÖRBUCH VON 1540, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 7, S. 107ff., SCHWÖRBUCH VON 1547, Stadtarchiv<br />

Jena, Sign. C II Nr. 8, S. 93ff.<br />

261 TÜRKENSTEUER VON 1542 FÜR DIE STADT JENA, Reg Pp. 143, 14, Staatsarchiv Weimar.<br />

262 Dieses Haus (Markt 12) gehörte bis dahin dem Besitzer der Großparzelle Markt 9/10 und wurde von<br />

diesem vermietet.<br />

263 Laut den beiden Bauhistorischen Untersuchungen des Büros Scherf von 1998 und 2001 sind die Hölzer<br />

des Umbaus dendrochronologisch auf Fälljahre zwischen 1554 und 1557 datiert.<br />

264 Da das Haus scheinbar ohne größere Unterbrechung bewohnt und innerhalb der Familie vererbt wurde<br />

und auch die mittlere bis höhere Taxierung des Hauses anlässlich der Erhebung der Türkensteuer 1542<br />

nicht auf ein baufälliges oder ärmliches Haus schließen lässt, wird der Umbau wohl in kleineren Schritten<br />

und über mehrere Jahre gestreckt erfolgt sein.<br />

265 SCHWÖRBUCH VON 1556, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 9, S. 134.<br />

266 APEL, Einwohner, 1937, S. 226.<br />

267 Zur Geschichte der Jenaer Lutherausgabe vergl. Friedrich LÜTGE: Geschichte des Jenaer Buchhandels<br />

einschließlich der Buchdruckereien. Jena: G. Fischer Verlag, 1929, S. 6ff.<br />

62


ehemals Leipziger Buchhändler, den ersten Buchladen Jenas am Markt ein. 268 König<br />

selbst ist in den Schwörbüchern der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts nie als Hausbesitzer<br />

am Markt verzeichnet, so dass er sich mit seinem Laden in einem der Markthäuser<br />

eingemietet haben muss. Möglicherweise hat Bartel Sachs Conrad König während seiner<br />

Studienzeit in Leipzig kennengelernt. Es ist durchaus vorstellbar, dass sich der Buchladen<br />

Königs im Haus des Bartolmes Sachs befand und dieses Gebäude seinen Umbau für<br />

die zusätzliche Nutzung als Buchladen erfuhr. Dafür, dass es hier jedenfalls einen neu<br />

eingerichteten Laden gab, spricht auch eine Notiz aus dem Erbzinsbuch von 1570 unter<br />

dem Namen von Bartel Sachs: „6 alte Schock vom … wohnhauses da jetzt der Laden In die<br />

Kramergassen gehet zuvor ein sonderlich Heuslein gewest an Hansen Heschling gelegen. …<br />

seiner mutter der Paul sachsin Q.[?] der Hauptmannin gewest.“ 269 Allerdings kann nicht<br />

ausgeschlossen werden, dass es sich bei dem Laden auch nur um einen neu eingerichteten<br />

Krämerladen handelte.<br />

1557 entdeckte man Betrügereien Königs und setzte ihn im darauffolgenden Jahr für 36<br />

Wochen in Weimar fest. Erst am 1. November 1559 wurde er gegen Entschädigungszahlungen<br />

von 1500 Gulden freigelassen. Mit der Weiterführung des Buchhandels wurde<br />

am 8. März 1559 der ehemalige Schriftgießer Thomas Rebart 270 betraut. 271 Er erwies<br />

Die Neuherausgabe der Schriften Luthers war ein Vorhaben der ernestinischen Herzöge, das zeitgleich mit<br />

der Etablierung der Hohen Schule unter der Leitung des Buchdruckers Christian Rödinger und des ehemaligen<br />

Wittenberger <strong>Bibliothek</strong>ars und Lutherschülers Georg Rörer ab 1553 im leer stehenden Karmeliterkloster<br />

Jenas in Angriff genommen wurde. Nach dem Tode Johann Friedrichs I. lag die Protektion dieses<br />

ehrgeizigen Projektes in den Händen Johann Friedrich des Mittleren, der die Arbeiten daran intensivierte<br />

und sich während seiner gesamte Regierungszeit für den Fortgang der Arbeiten einsetzte. Nach seiner<br />

Inhaftierung infolge seiner Verstrickung in die Grumbachschen Händel nach 1566 schlief das Projekt ein.<br />

268 Vgl. LÜTGE, Buchhandel, 1929, S. 11f und Karl August Hugo BURKHARDT: Druck und Vertrieb der Werke<br />

Luthers. In: Zeitschrift für Historische Theologie, Bd. 26, 1862, S. 460:<br />

„Nach langem Suchen erklärte sich endlich Conrad König zur Uebernahme des Geschäfts bereit. Er war einer<br />

jener kleinen Buchhändler Jena´s, dort wie in Leipzig begütert, gewandt und umsichtig, doch nicht ohne Eigennutz.<br />

Er musste dem Herzog viel zu erzählen gewusst haben, wie er das Geschäft in den oberdeutschen<br />

und sächsischen Städten so zu entriren wissen werde, daß jährlich mittels zweier Pressen 150 Ballen Papier<br />

gedruckt und durch den Vertrieb circa 2400 Thaler (unsres heutigen Geldwerthes) an reinem Gewinn erzielt<br />

werden könnten. […] Sofort ward noch eine Presse beschafft, ein wirklicher Buchladen (der erste in Jena) auf<br />

dem Markte angelegt; damit, wie König bemerkte, die ´täglich vorübergehenden Leut der gedruckten Bücher<br />

auch in Kunth kommen möchten`.“<br />

„Der Buchhandel selbst wurde in einem eigens dazu eingerichteten Hause am Markt betrieben, während noch<br />

andere 2 Häuser und 2 Gewölbe als bloße Niederlagen benutzt waren. Das Geschäft hatte einen für damalige<br />

Zeiten grandiosen Charakter angenommen, und es lässt sich nicht leugnen, daß die Mißgunst der übrigen<br />

Buchhändler einen sprechenden Beweis für die Blüthe dieses Handels abgab.“<br />

269 ERBZINSBUCH VON 1570, Hauptstaatsarchiv Weimar, Sign. B Nr. 30403, S. 81.<br />

Der Hinweis auf die Hausmannin als Vorbesitzerin könnte darauf hindeuten, dass Margarete Sachs eine<br />

geborene Hausmann war. Laut APEL, Einwohner, 1937, S. 107 wohnt ein zwischen 1485 und 1489 erwähnter<br />

Henz Hausmann am Markt und handelt mit Heringen. Möglicherweise haben wir es hier mit Magarete<br />

Sachs Vater und damit einem weiteren Vorbesitzer des Hauses zu tun.<br />

270 Zu Rebart vergleiche auch LÜTGE, Buchhandel, S. 19ff.<br />

Der ehemalige Schriftgießer Thomas Rebart hatte eine Tochter des 1557 verstorbenen Druckers Christian<br />

Rödinger geheiratet. Die Weiterführung des Buchladens des geschassten Buchhändlers König wurde ihm<br />

auf Fürsprache des Flacius Illyricus von Johann Friedrich dem Mittleren angeboten. Im Zusammenhang<br />

63


sich als geschickter Buchhändler, der nicht nur die in Jena gedruckten Werke verkaufte,<br />

sondern auch einen ersten regelrechten Sortimentsbuchhandel einrichtete. Er beschränkte<br />

sich jedoch nicht auf die Tätigkeit als Buchhändler, sondern erhielt vom Herzog<br />

das Privileg, eine eigene Druckerei zu betreiben und hier ebenfalls die Werke Luthers<br />

zu drucken. Ab diesem Zeitpunkt bestand neben der ehemals Rödingerschen, mittlerweile<br />

Richtzenhainschen Druckerei im ehemaligen Kloster eine zweite Druckerei, die<br />

wohl ebenfalls am Markt lag.<br />

Thomas Rebart wurde unglücklich in die Grumbachschen Händel (1566) verwickelt und<br />

in Dresden in Haft gesetzt. Nach seiner Haftentlassung 1568 ging er nach Frankfurt. Seine<br />

Jenaer Druckerei erhielt nach seinem baldigen Tod 1570 zunächst seine Witwe, später<br />

sein Schwiegersohn Tobias Steinmann 272 . Seine Bücher gingen an Rebarts Diener, so<br />

nannte man die Gesellen der Buchhändler, Jacob Tröster. 273 Ihn finden wir 1572 am<br />

Markt in Jena, allerdings ohne Hausbesitz, verzeichnet. 274 Lütge schreibt, dass die Buchhändler<br />

Salomon Gruner, Leonhart Wipprecht und Martin Brehme 275 gemeinsam die<br />

Handlung Trösters übernahmen, sich aber bald trennten. 276 Im Schwörbuch von 1585<br />

wird unter den Markthäusern der Buchhändler Leonhart Wipprecht als Besitzer des<br />

späteren Hauses Markt 7 („Sein Wonhaus am Kramergeßlein“ 277 ) genannt. Es erscheint<br />

also möglich, dass sich bereits die Buchhandlung Königs und später Rebarts und Trösters<br />

in diesem Haus befand und der Umbau ab 1554 zum Zwecke der Einrichtung eines<br />

Ladens erfolgte. Die Einrichtung der Bohlenstube in der Südostecke des ersten Obergeschosses,<br />

um 1600, die die bisherige Haussymmetrie durchbricht, ist wahrscheinlich auf<br />

den damaligen Besitzer Wipprecht zurückzuführen.<br />

*<br />

mit dieser Bestallung erhielt er auch die Erlaubnis, eine zweite Jenaer Druckerei neben der mittlerweile<br />

von Donat Richtzenhain im Karmeliterkloster weitergeführten ehemaligen Rödingerschen Druckerei einzurichten.<br />

271 Vgl. die weitere Geschichte der Jenaer Lutherausgabe und des dafür eigerichteten Buchladens in LÜTGE,<br />

Buchhandel, 1929, S. 6ff.<br />

272 Tobias Steinmann hatte seine von Thomas Rebart geerbte Druckerei im Haus oder in einem Hinterhaus<br />

des Goldschmiedes Bernhard Munda, Sohn des Goldschmiedes Wolf Munda (heute Grundstück Markt 11<br />

bzw. in der anschließenden Greifgasse). Dass sich Buchdrucker und Goldschmiede gewerblich verbanden<br />

ist nicht ungewöhnlich, ging doch das Gießen der Drucklettern oft aus dem Goldschmiedehandwerk hervor.<br />

Tobias Steinmann war der bedeutendste Jenaer Buchdrucker und Verleger seiner Zeit. (Vgl. LÜTGE,<br />

Buchhandel, S. 35f.) Daneben trat er auch als Ratsmann in Erscheinung. Die Druckerei wurde so bedeutend,<br />

dass sich für die Gasse zwischen Markt und Oberlauengasse, an der sie lag laut BEIER, Architectus<br />

Jenensis, S. 79, die Bezeichnung Steinmannsgässlein einbürgerte.<br />

273 Vgl. LÜTGE, Buchhandel, 1929, S. 12-28.<br />

274 SCHWÖRBUCH VON 1572, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 11, S. 230.<br />

275 Salomon Gruner betrieb seine Buchhandlung und den Verlag im heutigen Haus Unterm Markt 1.<br />

(STEUERANSCHLAG VON 1668, Stadtarchiv Jena, Sign. C II, Nr. 26, S. 404.)<br />

Über Martin Brehme ist weiter nichts bekannt.<br />

276 LÜTGE, Buchhandel, 1929, S. 40f.<br />

277 SCHWÖRBUCH VON 1585, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 13, S. 219.<br />

64


Wie kann man sich einen Buchladen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts vorstellen?<br />

„Vielfach handelte es sich lediglich um kleinere Buden, in denen Neuerscheinungen<br />

und alte Auflagen verkauft wurden. Außerhalb des Ladens befestigte man Titelblätter oder<br />

schrieb Neuerscheinungen an. Im Laden selbst befanden sich hohe Regale, in denen einzelne<br />

Bücher standen. Meist lagen in den Regalen jedoch Ballen an Papier, denn bis zum 18.<br />

Jahrhundert war es in Deutschland üblich, Bücher in einzelnen Bögen zu verkaufen. In vielen<br />

Fällen befand sich auch ein Buchbinder im Laden, der die soeben gekauften Bögen sofort<br />

binden konnte. Lange Zeit hüteten nämlich die Buchbinder eifrig ihr alleiniges Recht,<br />

Bücher zu binden.“ 278 König und auch seine Nachfolger waren von den Herzögen verpflichtet,<br />

zumindest die Bände der Lutherausgabe nicht in Bögen, en detail, zu verkaufen,<br />

sondern in Ballen 279 um den Absatz zu erhöhen. Das Innere einer damaligen Buchhandlung<br />

dürfte also mit dem heute üblichen Erscheinungsbild wenig gemein gehabt<br />

haben.<br />

König und auch Rebart waren Angestellte des Herzogs und unterstanden daher wohl der<br />

Jurisdiktion des Hofes. Spätere Buchhändler Jenas versuchten, unter akademische Jurisdiktion<br />

zu gelangen, wie die meist im Auftrag der Universität arbeitenden Buchdrucker,<br />

um von städtischen Steuern und Diensten verschont zu bleiben. Der sich daraus entwickelnde<br />

Streit wurde in Jena erst 1660 entschieden, wobei die Buchhändler im Gegensatz<br />

zu den Buchdruckern fortan unter die städtische Jurisdiktion fielen. 280<br />

Neben den bis hier aufgeführten Buchhändlern sind in dieser Zeit in Jena noch die ebenfalls<br />

am Markt wohnenden Wolff Heyl 281 und Nicol Knopper 282 tätig. Der Jenaer Markt<br />

wurde mit dem Wirken der Buchhändler König, Tröster, Heyl, Knopper, Gruner und<br />

Wipprecht sowie dem auch als Buchdrucker wirkenden Rebart und dem Drucker Steinmann<br />

zum wichtigen Ort des Buchgewerbes. Mit Ausnahme der Druckerei im ehemaligen<br />

Karmeliterkloster spielte sich das gesamte Buchgewerbe der Zeit am Markt ab.<br />

*<br />

278 Matthias SCHULZ/ Beatrice HERMANNS: Buchhandel. Aus: Medien und Kommunikation in der Frühen<br />

Neuzeit, in: historicum.net (www.historicum.net/no_cache/persistent/artikel/2536, letzter Besuch 24. 11.<br />

2009).<br />

279 Vgl. LÜTGE, Buchhandel, 1929, S. 20.<br />

280 Vgl. Ebenda, S. 130f.<br />

281 Vgl. SCHWÖRBUCH VON 1572, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 11, S. 206 und im qualifizierten Häuserbuch,<br />

Marktnordseite, unter Markt 5, Eckhaus zum Marktgässchen.<br />

282 Vgl. SCHWÖRBUCH VON 1572, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 11, S. 232 und SCHWÖRBUCH VON 1585, Stadtarchiv<br />

Jena, Sign. C II Nr. 13, S. 216 und im qualifizierten Häuserbuch, Marktnordseite, unter Markt 5, Teilhaus<br />

1.<br />

65


Interessant ist bezüglich des Hauses Markt 7 noch die Rolle, die die Anlage von Vermögen<br />

in Grundstücken und sonstigen Immobilien und weiteren Gütern für die verschiedenen<br />

Besitzer spielt. Paul Sachs besitzt 1526 49 Acker Grund 283 , einen Hof in der Lauengasse,<br />

ein Haus in der Jenergasse, zum „Einhorn“ genannt, und kelterte oder kaufte 16<br />

Fuder Wein 284 . Seine Witwe besaß 1540 51 Acker 285 Land, etwas Holz, weiterhin das<br />

Haus zum „Einhorn“ in der Jenergasse und den Hof in der Lauengasse, dazu ein Haus in<br />

der Saalgasse, ein Haus bei der Horn Hofe[?], ein Haus auf dem Heinrichsberg sowie<br />

zwei Gärten in der Grietgasse mit Scheune und einem wachbaren Siedelhause. Ihr gehörten<br />

damit neben dem großen Landbesitz sieben Häuser in der Stadt. Außerdem musste<br />

sie in diesem Jahr 10 Fuder 10 Eimer alten und neuen Wein 286 versteuern. Sie gehörte zu<br />

den Bürgern der Stadt mit dem größten Grundbesitz. Ihr Sohn Bartel Sachs besitzt 1556<br />

mit 49 Ackern 287 Land nur unwesentlich weniger Grund. Allerdings hat er neben dem<br />

Markthaus nur noch eine Scheune mit Garten und zwei Mietshäuser in der Grietgasse<br />

vor dem Saaltor und ein Mietshaus auf dem Steinweg sowie eine Holzmark 288 . Er muss<br />

1556 nur 5 Fuder 4 Eimer Wein versteuern. 289 Wenige Jahre später, 1572 290 , besitzt er<br />

nur noch 14,25 Acker 291 Land, die Scheune und den Garten mit den zwei Mietshäusern<br />

in der Grietgasse, die Holzmark und versteuert lediglich 16 Eimer Wein 292 . In diesem<br />

Jahr wird er zwar noch am Markt genannt, allerdings ohne dass vermerkt ist, dass ihm<br />

das Markthaus auch wirklich noch gehört. Möglicherweise ist es schon in die Hände der<br />

Buchhändler übergegangen. Spätestens 1585 293 besitzt es der Buchhändler Leonhart<br />

Wipprecht 294 , der aber offenbar mit der althergebrachten Tradition des Landbesitzes<br />

begüterter Bürger bricht. Er versteuert außer dem Markthaus lediglich ein „Scheunlein“<br />

auf der Landfeste. Eventuell konnte er sich aber wegen seiner zumindest für das Jahr<br />

1594 in Leipzig 295 verbürgten Schulden auch keine weiteren Grundstücke leisten. Bereits<br />

1585 hat er auch Schulden beim gemeinen Kasten in Jena.<br />

283 Alle nachfolgenden Angaben aus den Schwörbüchern des 16. Jahrhunderts. (1Acker = 28,49708a;<br />

49Acker = 13,96ha).<br />

284 Wenn man ein Fuder mit 12 Eimern ansetzt, entsprechen 16 Fuder 13.768 Litern.<br />

285 14,53ha.<br />

286 Reichlich 9.322 Liter.<br />

287 13,96 ha.<br />

288 Wohl ein Areal zum Holzeinschlag, dessen Größe nicht zu ermitteln war.<br />

289 Reichlich 4.589 Liter.<br />

290 SCHWÖRBUCH VON 1572, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 11, S. 209.<br />

291 4,06ha.<br />

292 Reichlich 1.147 Liter. In der Abnahme der gekelterten Weinmenge der Familie Sachs über das 16. Jahrhundert<br />

zeigt sich ganz augenfällig die Krise des Weinbaus spätestens ab der Jahrhundertmitte in der<br />

Jenaer Gegend.<br />

293 SCHWÖRBUCH VON 1585, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 13, S. 209.<br />

294 Nach APEL, Einwohner, 1937, S. 280, Leonhart Wipprecht, 1585-1600 erwähnt; geb. 1547 in Vacha;<br />

Buchführer (= Buchhändler); Haus am Kramergässchen und Grundbesitz; hat 1594 Schulden in Leipzig;<br />

1601 begraben; seine Witwe Maria, geb. Heinicke (geboren in Bürgel 1565) wird 1617 begraben.<br />

295 Vgl. APEL, Einwohner, 1937, S. 280.<br />

66


Nebenbühne 1: Markt 8 – Vom Tuchhändlerhaus zum Haus des fremden<br />

Gelehrten<br />

Das heute Markt 8 genannte Gebäude ist das älteste bis heute auf uns gekommene<br />

Stockwerksgebäude Jenas. 296 Das erste und zweite Obergeschoss des Hauses sind dendrochronologisch<br />

in das Jahr 1495 datiert und erheben sich über einem vermutlich älteren<br />

massiven Erdgeschoss. 297<br />

Bei der Stockwerkbauweise/Rähmbauweise werden die Stockwerke einzeln nacheinander<br />

abgebunden. Dadurch sind auch Auskragungen der oberen Etagen an den Traufseiten<br />

in den Straßenraum möglich. Allerdings wurden diese Überhänge durch die neue<br />

Stadtbauordnung aus der Mitte des 16. Jahrhunderts in Jena bald untersagt. 298 Diese<br />

neuzeitliche Fachwerkbauweise ermöglichte höhere Häuser als die mittelalterliche<br />

Ständergeschossbauweise, da dort die Höhe durch die Baumlänge begrenzt war. Durch<br />

das einzelne Abbinden jedes Stockes ist die Etagenzahl prinzipiell nicht nach oben begrenzt,<br />

so dass der vorhandene Baugrund durch Bauen in die Höhe maximal ausgenutzt<br />

werden konnte. Außerdem stellt sie in durch Raubbau an den Wäldern und damit Mangel<br />

an genügend hohen Nadelbäumen geprägten Zeiten eine preiswerte Alternative für<br />

die bisherige Ständergeschossbauweise dar.<br />

Im Fall des späteren Markt 8 ist die lange Tradition der Ständergeschossbauweise noch<br />

durch die im Vergleich mit späteren Zeiten auffallend weite Pfostenstellung präsent.<br />

Weitere bauliche Innovationen der beginnenden Neuzeit, wie das aufkommende Treppenhaus,<br />

das eine innere Erschließung der einzelnen Etagen ermöglichte 299 , und auch<br />

die Kombination von Stube und Kammer sind hier aber bereits gegeben.<br />

Das Haus steht zum überwiegenden Teil bereits in einer Gasse zum Markt und hat nur<br />

eine sehr geringe wirkliche Marktfassade. Diese wird durch einen geschickt hier eingebauten<br />

bauzeitlichen Stubenerker, der in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts 300 wieder<br />

entfernt wurde, hervorragend ausgenutzt. 301 Zur Bauzeit des Hauses ist diese sich<br />

296 Nach Auskunft von Lutz Scherf, Bauforscher des Büros für historische Bauforschung und Schadensermittlung<br />

an Holzkonstruktionen Lutz Scherf – Peter Bolze – Thomas Ludwig GbRmbH.<br />

297 Vgl. BAUHISTORISCHE UNTERSUCHUNG des Büros für historische Bauforschung und Schadensermittlung an<br />

Holzkonstruktionen Scherf – Bolze – Ludwig, November 1998, Untere Denkmalschutzbehörde Jena.<br />

298 Gustav RICHTER (Hg.): Eine Jenaer Stadtordnung aus dem 16. Jahrhundert nebst einem Anhange aus<br />

dem 17. Jahrh., o. V., 1881, S. 300.<br />

299 Für mittelalterliche Profanbauten sind Treppenhäuser in Jena nicht belegt. Hier erfolgte die vertikale<br />

Erschließung wohl meist über Außentreppen bzw. Leitern.<br />

300 Auf dem Stammbuchblatt von 1715 („Forum Jenense illuminat. à Brunsvicens. Die Natali Ser. Pr. August.<br />

Wilhelm. Duc. Br. et Lüneb. d. 8. Martii 1715“, Stammbuchblatt, Braunschweigisches Landesmuseum,<br />

InvNr. VMB 9763), Abb. 16, ist der Erker noch zu sehen. Auf einer Stammbuchdarstellung im Stammbuch<br />

Fischer (Stammbuch Fischer (462b): Schlittenfahrt auf dem Jenaer <strong>Marktplatz</strong>, Stb 462b, Bl. 97 recto, Herzogin-Anna-Amalia-<strong>Bibliothek</strong><br />

Weimar) aus den 1740iger Jahren, Abb. 19, ist er nicht mehr vorhanden.<br />

301 Einen Eindruck des Gebäudes zur Bauzeit 1495 vermittelt Abb. 14 (Modellfoto).<br />

67


aus der neuen Bauweise ergebende neue Möglichkeit der Gestaltung noch nicht verboten.<br />

302<br />

*<br />

Wer das Haus zum Zeitpunkt 1495 neu errichten ließ, ist nicht bekannt. Aber bereits<br />

eine Generation nach dem Hausbau kennen wir den Besitzer des fast noch als Neubau<br />

anzusprechenden Gebäudes, einen Gewandschneider namens Johann Geiselmann. Sicher<br />

über seine Nachbarn identifizieren können wir das Gebäude und damit seinen Besitzer<br />

zwar erst durch das Schwörbuch von 1540, in dem erstmals Nachbarschaften angegeben<br />

sind, aber bereits in den Schwörbüchern von 1526 und 1533 wird ein Johann Geiselmann/Geyselman<br />

als Besitzer eines Markthauses genannt. 303 Johann Geiselmann ist<br />

1540 als Nachbar von Johann Böttner genannt 304 und damit, nach chronologisch rückwärtsgerichteter<br />

Besitzerverfolgung von späteren gesicherteren Zuständen, der Eigentümer<br />

des Hauses Markt 8. Wenn er nicht vorher ein anderes Markthaus besaß, gehört<br />

ihm das hier betrachtete Gebäude auch schon spätestens 1526. Johann Geiselmann besaß<br />

zuvor ein Haus in der Leutragasse. Bereits 1521 wird er jedoch als am Markt wohnend<br />

genannt 305 , so dass wir sogar bereits für diese Jahr annehmen können, dass sich<br />

das hier untersuchte Markthaus in seinem Besitz befindet.<br />

Johann Geiselmann wird in den Jenaer Quellen von 1514-1547 erwähnt. 306 In Wittenberg<br />

taucht er jedoch noch nach 1550 als Besucher seines Schwiegersohnes Vitus Oertel/Veit<br />

Örtel auf. 307 Daher ist er wohl erst nach 1550 verstorben. Er ist in elf Jahren, und<br />

damit öfter als alles seine im Wechsel mit ihm antretenden Amtskollegen, Bürgermeister<br />

308 und wird laut der anonymen Chronik 309 bei einer vom Rat ausgesandten Heerfahrt<br />

von 200 Bürgern im Jahre 1542 auch als Hauptmann genannt. Geiselmann wird als Gewandschneider<br />

und Fischhändler bezeichnet. 310 Diese Kombination von Tuch- und<br />

Fischhandel ist nach heutiger Vorstellung sicher zumindest gewöhnungsbedürftig, im<br />

Jena des 16. Jahrhunderts aber recht häufig. Sie findet sich am Markt mindestens drei-<br />

302 Vgl. unter Kapitel Bild 1.3: Markt 3 – Der Rektor wohnt am Markt. Akademiker im Zentrum der Bürgerstadt.<br />

303 SCHWÖRBUCH VON 1526, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 4, S. 103, SCHWÖRBUCH VON 1533, Stadtarchiv Jena,<br />

Sign. C II Nr. 5, S. 131.<br />

304 SCHWÖRBUCH VON 1540, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 7, S. 123: „Sein wonhaus an Johan Bötner gelegen<br />

Ist Margtrecht zinst nichts“.<br />

305 Vgl. Angaben zu Geiselmann bei APEL, Einwohner, 1937, S. 87.<br />

306 APEL, Einwohner, 1937, S. 87.<br />

307 APEL, Einwohner, 1937, S. 204.<br />

308 KOCH, Geschichte, 1966, S. 87.<br />

309 Herbert KOCH (Hg.): Die älteste Chronik der Stadt Jena (1532-1546). Jena: Verlag Bernhard Vopelius,<br />

1937, S. 34.<br />

310 APEL, Einwohner, 1937, S. 87.<br />

68


mal. 311 Da die Tuchhändler im allgemeinen zu den wohlhabenderen, wenn nicht sogar<br />

reichen Bürgern der Stadt gehörten, ist es wenig wahrscheinlich, dass sie sich neben<br />

dem lukrativen Tuchgeschäft mit dem Handel mit einheimischen Fischen z.B. aus der<br />

Saale abgegeben haben sollen. 312 Zu vermuten ist hier vielmehr der Handel mit Seefischen,<br />

wohl meistens mit gesalzenen Heringen. Die Großhändler verfügten über die<br />

notwendigen Handelsverbindungen und Transportmöglichkeiten; eventuell deckten sich<br />

zu einem gewissen Teil sogar die Handelsrouten.<br />

In der Türkensteuer von 1542 wird Geiselmanns Haus mit 400 Schock angeschlagen.<br />

Das ist, gemeinsam mit den Häusern von Zimmermann (Markt 23) und Kalbitz<br />

(Markt 3), der dritthöchste Anschlag für ein Markthaus. Da es sich bei seinem Haus nicht<br />

um ein besonders großes Haus, wie z.B. das Haus Markt 3, handelt, spielt bei dieser Einordnung<br />

mit Sicherheit die moderne Bauweise und der vermutlich noch sehr gute Zustand<br />

eine Rolle. Geiselmanns gesamtes zu versteuerndes Vermögen, zu dem u.a. ein<br />

weiteres Haus, verschiedene Grundstücke und Scheunen gehören, wird hier mit 835<br />

Schock vermerkt. Damit liegt er von 40 unter dem Marktbezirk aufgeführten Steuerpflichtigen<br />

an zehnter Stelle. 313<br />

Laut den Angaben in den Türkensteuerregistern beschäftigt er 1542 eine Magd, fünf Jahre<br />

später zusätzlich noch einen Knecht. 314 Da in diesem Jahr (1547) von den Besitzern<br />

der Markthäuser pro Haus maximal drei Dienstleute gemeldet sind 315 , bestätigt sich<br />

auch hier Geiselmanns Zugehörigkeit zu den reicheren Bürgern am Markt.<br />

Offenbar hat eine Tochter Johann Geiselmanns den aus dem fränkischen Windsheim<br />

stammenden Magister Veit Örtel 316 geheiratet. Jedenfalls wird Geiselmann bei einem<br />

wohl kurz nach 1550 erfolgten Besuch bei Veit Örtel in Wittenberg als dessen „Sweher“,<br />

also dessen Schwiegervater, bezeichnet. 317 Veit Örtel, geboren 1501 318 , war seit 1523,<br />

zunächst als Stipendiat seiner Heimatstadt Windsheim, an der Universität Wittenberg<br />

immatrikuliert. Ab 1528 lehrte er hier Rhetorik und ab 1541 Griechisch. Er war die rechte<br />

Hand Philipp Melanchthons und teilweise sein Lehrstuhlvertreter. Vermutlich haupt-<br />

311 Christoph Druckscherf (1533-1542 im späteren Markt 21, 1547-1572 in einem Teilhaus des späteren<br />

Markt 4), Hans Heseling (1533-1542 im Marktgässchen) und der hier untersuchte Johann Geiselmann<br />

(1526-1547 im späteren Markt 8).<br />

312 Zumal das Fischen für den Eigenbedarf allen Bewohnern der Stadt gestattet war.<br />

313 TÜRKENSTEUER VON 1542 FÜR DIE STADT JENA, Staatsarchiv Weimar, Reg Pp. 143, 14.<br />

314 Ebenda und TÜRKENSTEUER VON 1547 FÜR DIE STADT JENA (für Nichtbürger), Reg Pp. 143, 28, Staatsarchiv<br />

Weimar.<br />

315 Vermutlich handelt es sich um die mit im Haushalt lebenden Dienstleute. Nur zeitweise beschäftigte<br />

Personen, wie z.B. Wäscherinnen, sind offenbar nicht aufgeführt. Ansonsten ist die geringe Zahl der<br />

Dienstleute kaum zu erklären.<br />

316 Da Veit Örtel aus Windsheim stammt, wurde er häufig auch Dr. Winsheim genannt.<br />

317 APEL, Einwohner,1937, S. 204.<br />

318 Vgl. Walter FRIEDENSBURG: Geschichte der Universität Wittenberg, Halle/Saale: Max Niemeyer Verlag,<br />

1917, S. 220.<br />

69


sächlich wegen der schlechten Bezahlung der Professoren der Philosophischen Fakultät<br />

ließ er sich 1550 auch noch als Professor der Medizin promovieren, um so ein zweites<br />

Gehalt zu beziehen. Seine wissenschaftliche Bedeutung liegt jedoch eindeutig in seiner<br />

Tätigkeit als Graecist. 319<br />

Wahrscheinlich rühren seine Kontakte zu Bürgermeister Geiselmann bzw. dessen Tochter<br />

aus den Jahren 1527 oder, wahrscheinlicher, 1536 als die Wittenberger Universität<br />

wegen dortiger Pestgefahr in das leer stehende Dominikanerkloster nach Jena ausgelagert<br />

war. Vitus Oertel von Winsheim starb 1570 in Wittenberg und ist in der dortigen<br />

Stadtkirche begraben. 320 Allem Anschein nach hat er nie auf Dauer in Jena gelebt. Auch<br />

über eventuelle Pläne seinerseits, an die neu gegründete Jenaer Universität zu wechseln,<br />

ist nichts bekannt, obwohl einer seiner Kollegen in Wittenberg der spätere Gründungsrektor<br />

der Jenaer Universität Johannes Stigel war. Dennoch gehört ihm nach der Stubentaxierung<br />

von 1554 und dem Schwörbuch von 1556 das ehemals Geiselmannsche<br />

Haus. 321 Offenbar hat er es von seinem Schwiegervater geerbt. Inwieweit solche Vererbungen<br />

an Nichtbürger der Stadt rechtlich möglich und üblich waren, wäre lohnender<br />

Gegenstand einer anderen Untersuchung; Verkäufe an Ortsfremde waren jedenfalls<br />

nicht gestattet. 322<br />

Mit dem Übergang von einem der einflussreichsten Bürger der traditionellen Stadt an<br />

einen Angehörigen der neuen akademischen Oberschicht ist das Haus scheinbar beispielhaft<br />

für den Wechsel von alten Eliten, den reichen Gewandschneidern, zu den neuen<br />

Eliten der Stadt, den Professoren und Universitätsangehörigen. Allerdings hat diese Interpretation<br />

den Schönheitsfehler, dass Örtel nicht in Jena lebte und damit nicht wirklich<br />

das neue Kapitel Universität für Jena repräsentieren kann.<br />

Offenbar war Veit Örtel von Winsheim nicht daran interessiert, sein geerbtes Jenaer<br />

Markthaus zu verkaufen. Da er es jedoch nicht selbst bewohnte, war es vermutlich vermietet.<br />

1554 wurden sämtliche in der Stadt vorhandenen, an Studenten und Universitätsangehörige<br />

vermietbaren Stuben taxiert. Dabei wurden in Dr. Winsheims Haus eine<br />

untere Stube mit zwei Kammern auf 7 fl. taxiert, eine obere Stube mit einer Kammer auf<br />

6 fl. 323 Die Mietpreise bewegen sich dabei im üblichen Rahmen. Da hier zwei vermietbare<br />

Stuben mit dazugehörigen Kammern erwähnt werden, die üblicherweise jeweils von<br />

zwei oder gar drei Studenten gemeinsam bewohnt wurden, kann vermutet werden, dass<br />

319 Zu Örtels Wirken in Wittenberg vgl. FRIEDENSBURG, Geschichte der Universität Wittenberg, S. 220ff und<br />

Heinz KATHE: Die Wittenberger Philosophische Fakultät 1502-1817 (Mitteldeutsche Forschungen, Bd.<br />

117). Köln, Weimar, Wien: Böhlau Verlag GmbH & Cie, 2002, S. 60ff.<br />

320 Hier findet sich auch sein Epitaph.<br />

321 STUBENTAXIERUNG VOM 20./21. JULI 1554, Kopialbuch 3, Stadtarchiv Jena, Sign. C III, Nr. 3 und<br />

SCHWÖRBUCH VON 1556, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 9, S. 135.<br />

322 Gustav RICHTER (Hg.): Eine Jenaer Stadtordnung aus dem 16. Jahrhundert nebst einem Anhange aus<br />

dem 17. Jahrh., o. V., 1881, S. 307f.<br />

323 STUBENTAXIERUNG VOM 20./21. JULI 1554, Kopialbuch 3, Stadtarchiv Jena, Sign. C III, Nr. 3.<br />

70


das gesamte Haus dem studentischen Wohnen diente und damit trotz der räumlichen<br />

Abwesenheit des Wittenberger Hausbesitzers der neuen Jenaer Universität Raum am<br />

Markt gab.<br />

Wohl nach dem Tode von Dr. Vitus Oertel 1570 324 , spätestens aber 1572, erwarb einer<br />

der reichsten Männer der Stadt, Bastian von Brun, das Haus. 325 Er ist zwischen 1540 und<br />

1581 durch Quellen belegt. 326 Leider ist in diesen nirgendwo sein Beruf genannt. Vermutlich<br />

zählte er zu den Krämern. Bastian von Bruns gleichnamiger Vater besaß<br />

1526-1533 das westliche Eckhaus am heutigen Marktgässchen, das später in dem Haus<br />

Markt 5 aufging. 327 Seine Mutter heiratete nach dem Tod ihres Mannes den Papier-,<br />

Tuch- und Leinwandhändler Franz Weiß, der dieses Haus später von ihr erbte und 1542<br />

an seine Stiefkinder, den hier interessierenden Bastian von Brun und dessen Bruder<br />

Wolff, weitervererbte. Bereits 1556 besitzt Bastian von Brun der Jüngere auch ein<br />

Markthaus allein, und zwar das spätere Haus Kleine Rathausgasse 1. 328 Bastian von Brun<br />

scheint weniger an der Tradition des Besitzes eines bestimmten Hauses gelegen zu haben:<br />

Bereits 1572 hat er dieses Haus an der Marktwestseite wieder verkauft und besitzt<br />

nun das hier untersuchte wertvolle Haus Markt 8.<br />

1572 gehört Bastian von Brun neben diesem Haus noch ein weiteres Haus am Markt<br />

(das ehemals gemeinsam mit dem Bruder Wolff besessene Vaterhaus am Marktgässchen),<br />

ein Haus in der Johannisgasse, eine Fleischbank, den Freihof und das Vorwerk zu<br />

Camsdorf, dazu der Erbzins von 9 Häusern, 64 Acker Artland und 20 Acker Wiesen,<br />

Weinberge und Krautländer. Damit steht sein Besitz 1572 der Größe nach an zweiter<br />

Stelle, dem Werte nach an erster Stelle von allen Jenaer Steuerpflichtigen. 329 Er wird in<br />

den Quellen als Ratsmann und Brückenherr erwähnt. 1570 wird sein Sohn Heinrich geboren.<br />

Bastian von Bruns Tochter Anna heiratet Heinrich Schlichtengroll; die Tochter<br />

Sara heiratet 1592 den Ratsmann und Stadtrichter Johann Packmeister, der das östliche<br />

Nachbarhaus der „Sonne“, die spätere „Kleine Sonne“ besaß. 330<br />

Im Schwörbuch von 1585 ist der Besitzer Bastian von Brun bei dem Haus Markt 8 gestrichen<br />

und durch den Namen Johann Adam Schlaff ersetzt. 331 Wahrscheinlich handelt<br />

324 FRIEDENSBURG, Geschichte der Universität Wittenberg, S. 280.<br />

325 SCHWÖRBUCH VON 1572, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 11, S. 210: „Sein Wonhaus neben der Johann Bottnerin<br />

sambt dem Hinder Haus, sindt beide margkrecht“. Hier erfahren wir erstmals von einem ebenfalls<br />

vorhandenen Hinterhaus, das, wenn man sich auf die Quellen des 17. Jahrhunderts beruft, wohl an der<br />

Oberlauengasse lag. Das spricht in diesem Fall ebenfalls für eine Hausstätte, die vom Markt bis zur Oberlauengasse<br />

reichte (Vgl. im qualifizierten Häuserbuch unter Markt 8).<br />

326 APEL, Einwohner, 1937, S. 34.<br />

327 Vgl. SCHWÖRBUCH VON 1526, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 4, S. 127, und SCHWÖRBUCH VON 1533, Stadtarchiv<br />

Jena, Sign. C II Nr. 5, S. 126, bzw. qualifiziertes Häuserbuch unter Markt 5, Eckhaus.<br />

328 SCHWÖRBUCH VON 1556, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 9, S. 126.<br />

329 APEL, Einwohner, 1937, S. 34.<br />

330 Ebenda.<br />

331 SCHWÖRBUCH VON 1585, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 13, S. 220.<br />

71


es sich dabei aber um eine zeitgenössische Verwechslung mit dem anderen, ehemals<br />

Brunschen Haus (Marktnordseite, westliches Eckhaus zur Marktgasse), da bei Schlaff die<br />

Nachbarschaft zur Witwe von Leonhart Otto angegeben wird, deren Haus eindeutig an<br />

der Nordseite des Marktes liegt.<br />

Die von Bruns wurden in Jena seit 1487 (Jacoff von Brun = Großvater von Bastian dem<br />

Jüngeren) bis 1615 erwähnt und gehörten zu den reichsten und einflussreichsten Familien,<br />

obwohl sie offenbar nie einen Bürgermeister stellten. Eventuell stammten sie ursprünglich<br />

aus Coburg, da sie anfangs parallel zu von Brun auch Koburger und von einem<br />

Nachbarn auch Franke genannt wurden. 332<br />

Fazit 1<br />

Jena erlebt im 16. Jahrhundert einen gewaltigen Wandel von der mittelalterlichen<br />

Landstadt, die den Wohlstand ihrer Bürger vor allem dem traditionellen Tuchhandel<br />

und der Gerberei sowie dem dominanten Weinbau verdankte, hin zu einer neuzeitlichen<br />

Universitätsstadt. Reste einer mittelalterlichen Nutzung der Markthäuser z.B. als Kontor-<br />

und Lagerhäuser, wie am Markt 16 nachzuweisen, sind noch vorhanden. Aber spätestens<br />

in dieser Zeit wird der Markt auch als herausgehobener Ort des repräsentativen<br />

Wohnens entdeckt. Sicher gab es auch schon im 14. Jahrhundert z.B. mit dem Rathaus<br />

und anderen Steinbauten repräsentative Gebäude am Markt. Aber in den Neu- und Umbauten<br />

des 16. Jahrhunderts zeigt sich ein neues Selbstbewusstsein der Bürger. Neben<br />

der Johannisstraße ist der Markt die bevorzugte <strong>Adresse</strong> für die alten und neuen Eliten<br />

der Stadt. Die Mehrzahl der begüterten Händler und auch Handwerker der traditionellen<br />

Landstadt siedelten sich hier an, ebenso wie die Rektoren und Professoren der neuen<br />

Universität. Häuser am Markt sind sogar so beliebt, dass sie auch nach einem Weggang<br />

des Besitzers aus der Stadt, wie z.B. bei Professor Wesenbeck, oder auch dann, wenn<br />

das Haus als Erbe an einen auswärtigen Professor fiel, wie bei Professor Örtel, nicht veräußert<br />

wurden. Ein Haus am Markt war offenbar wertvoll und hob das Ansehen des Besitzers.<br />

Verwunderlich muss es daher erscheinen, dass sich neben den wertvollen Gebäuden der<br />

Stadtelite auch einige kleinere, weniger wertvolle Häuser von einfacheren Handwerkern<br />

und sogar Mietshäuser wohl minderer Qualität hier befanden. Das reiche und schmucke<br />

Erscheinungsbild der Markthäuser war also nicht durchgehend. Die Mietshäuser können<br />

möglicherweise auf die spätere Bebauung ehemaliger Großparzellen zurückgeführt<br />

werden. In der Besteuerung werden sie teilweise den Besitzern der stattlichen Nachbarhäuser,<br />

teilweise aber auch den darin lebenden Mietern zugeschlagen. Die rechtliche<br />

Stellung der Mieter und ihrer Häuser bleibt daher etwas unklar. In mancher Hinsicht<br />

332 APEL, Einwohner, 1937, S. 34.<br />

72


drängt sich hierbei das traditionelle Verständnis der Rolle des Hausvaters auch als Verantwortlicher<br />

für die mit auf dem Grundstück angesiedelten Mieter auf. Wie sich das<br />

Verhältnis der Mieter zu ihren Vermietern dabei im Einzelnen gestaltete, lässt sich aus<br />

den ausgewerteten Steuerbüchern und Erhebungen nicht entnehmen. Bei Um- und Neubauten<br />

späterer Jahrhunderte verschwanden diese ehemaligen Nebengebäude und<br />

wurden mit verbreiterten Markthäusern vereint, wie wahrscheinlich beim Markt 18 und<br />

Unterm Markt 1 geschehen, oder an ihrer Stelle wurden neue, eigenständige Markthäuser<br />

errichtet, wie es wohl bei dem heutigen Markt 10 oder auch Markt 12 zu vermuten<br />

ist.<br />

*<br />

In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts sind die Markthäuser wohl überwiegend noch<br />

als eine Art „Einfamilienhäuser“ im Sinne des „ganzen Hauses“ anzusprechen. Wobei die<br />

großen landwirtschaftlichen Nutzflächen, die die Markthausbesitzer durchaus weiterhin<br />

ihr Eigen nennen, nicht wie in diesem idealisierten Modell von den Angehörigen des<br />

„ganzen Hauses“, sondern von wohl meist in der Nähe der jeweiligen Flächen lebenden<br />

Halbteilern 333 bewirtschaftet werden. Die mit Sicherheit durchaus städtische Lebensweise<br />

von Tuchhändlern, Professoren und z.B. Goldschmieden lässt sich kaum mit dem<br />

möglicherweise noch als Ideal empfundenen Bild des Hausvaters auf einem Hof mit umliegenden<br />

Feldern vereinbaren. So wird zwar nicht der Besitz großer Ländereien aufgegeben,<br />

diese werden jedoch von Personen bearbeitet, die nicht oder kaum mehr in das<br />

„ganze Haus“ integriert sind.<br />

Es fällt auf, dass lediglich zwei Drittel der Markthaushalte Gesinde und auch nur bis maximal<br />

drei Personen in ihren Wohnhäusern am Markt beschäftigen. 334 Nur in wenigen<br />

Fällen kann aus den vorliegenden Quellen auf ein Zusammenleben von mehr als zwei<br />

Generationen in den Markthäusern geschlossen werden. Allerdings sind die Quellen hier<br />

wenig aussagekräftig. Geschossweise vermietete Wohnungen scheinen in der ersten<br />

Hälfte des Jahrhunderts am Markt eine große Ausnahme zu sein. Lediglich in der späteren<br />

„Sonne“ und im Vorgängerbau der heutigen „Alten Göhre“ sind in zwei Jahren Mieter<br />

bzw. Hausgenossen vermerkt. Besonders in diesen Fällen ist eine stärkere Binnengliederung<br />

der Gebäude anzunehmen.<br />

Die Gründung der Universität trug durch den erhöhten Platzbedarf, z.B. für die Studenten,<br />

aber auch durch das verstärkte Einfließen von neuen Ideen von außerhalb zu einer<br />

erheblichen Verstärkung der Bautätigkeit in der Stadt und auch am Markt in den Jahren<br />

333 Halbteiler sind eine Art Pächter, die das gesamte Grundstück bearbeiten und dafür den halben Ertrag<br />

des Grundstückes erhalten.<br />

334 TÜRKENSTEUER VON 1542 FÜR DIE STADT JENA, Reg Pp. 143, 14, Staatsarchiv Weimar.<br />

*<br />

73


nach 1550 bei. Während vor der Gründung der Universität Vermietungen innerhalb des<br />

Wohnhauses des Besitzers nur sehr vereinzelt feststellbar sind, werden mit der Etablierung<br />

der Universität solche Vermietungen, besonders an Studenten oder auch Professoren,<br />

sehr weit verbreitet. Das Vorhandensein von 21 Stuben mit zugehörigen Kammern<br />

in den 31 Häusern mit Marktfassade im Jahre 1554, die zur Vermietung an Universitätsangehörige<br />

geeignet waren, spricht für eine schnelle Anpassung an die Bedürfnisse der<br />

Universität und eine starke Bautätigkeit bereits in den ersten Jahren nach der Gründung<br />

der Hohen Schule.<br />

Auffällig ist der Wandel der vorherrschenden Gewerbe und Nutzungen der Markthäuser:<br />

Waren es vor der Etablierung der Universität in der Mehrzahl Gewandschneider, Händler,<br />

Gerber und Goldschmiede, die mit ihren Berufen das Bild des Marktes prägten, kam<br />

es nach Gründung der Universität binnen weniger Jahre zu einem starken Verdrängen<br />

der Gewandschneider und gegen Ende des Jahrhunderts zum Verschieben des Erscheinungsbildes<br />

hin zu Buchhändlern und Wohnhäusern von Professoren und Gelehrten.<br />

Während die ersten Professoren, besonders Johann Schröter, noch versuchten, wie die<br />

reichen Stadtbürger möglichst viele Grundstücke, gerade auch Weinberge, zu erwerben,<br />

änderte sich dieses traditionelle Geldanlegen entsprechend dem überlieferten Ideal besonders<br />

bei den bald in großer Zahl in Jena vorhandenen Buchhändlern. Diese waren<br />

zwar durchaus begütert, wie z.B. der mit seiner fahrenden Habe zeitweise an zweiter<br />

Stelle in der Stadt stehende Wolff Heyl, legten ihr Vermögen, wohl auch in Hinblick auf<br />

eine gerade bei den Buchhändlern auffällige Mobilität, die auch einen schnellen Wechsel<br />

des Wohnortes einschloss, nicht mehr vorzugsweise in Feldgütern und Immobilien an.<br />

Der Jenaer Markt war im 16. Jahrhundert, sowohl vor als auch nach der Gründung der<br />

Universität, nicht nur das repräsentative, sondern auch das wirtschaftliche Zentrum der<br />

Stadt. Dabei bleibt festzustellen, dass hier durchaus nicht nur wohlhabende Bürger lebten,<br />

sondern besonders in des Mietshäusern, aber auch in einigen schmaleren Häusern,<br />

auch ärmere Personen wie kleine Handwerker und Höker ohne Grundstücke.<br />

74


2. Akt: Jena als kleine Residenz- und große Universitätsstadt<br />

Zeitschnitt 2: Jena um 1700<br />

Leider hat die Zeit des Dreißigjährigen Krieges auch in die Unterlagen der Stadt Jena ein<br />

großes Loch gerissen und dadurch viele weiße Flecken für heutige Forschungen hinterlassen.<br />

Nach dem Schwörbuch von 1585 existiert erst aus den Jahren 1668/1669 wieder<br />

vergleichbares Quellenmaterial. Gerade in diesen bewegten Zeiten bedeutet ein Abschnitt<br />

von über 80 Jahren, dass Wissen über Vorbesitzer der Häuser inzwischen verloren<br />

gegangen bzw. als nicht mehr relevant betrachtet wurde. Daher ist die Kontinuität<br />

der Chronologie der Hausbesitzer über diese dunkle Zeit hinweg nur bei sehr wenigen<br />

Häusern sofort klar. Dabei handelt es sich um Gebäude, die durch ihre Lage genau beschrieben<br />

sind, wie etwa „neben dem Rathaus“, bzw. um das einzige Haus am Markt mit<br />

einem signifikanten Hausnamen – die „Sonne“. Doch die Erinnerung an wichtige frühere<br />

Hausbesitzer ist nicht bei allen Gebäuden erloschen: Auch der heutige Markt 7 fällt hier<br />

auf. Sein Besitzer aus dem ausgehenden 16. Jahrhundert wird auch noch im Güterbuch<br />

von 1669 erwähnt.<br />

1660 hatte Jena nur noch etwa 3.500 Einwohner. 335 Das waren immerhin 18,6% weniger<br />

als die etwa 4.300 vor Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges. Besonders wirken sich<br />

hierbei die während der gesamten Kriegszeit gezählten 1.412 Pestopfer aus, obwohl Jena<br />

im Vergleich mit Weimar, das im selben Zeitraum 3.352 Pesttote zu beklagen hatte,<br />

immer noch relativ glimpflich davon kam. 336 Nach dieser düsteren Zeit erholte sich die<br />

Stadt jedoch recht schnell: 1659 waren hier bereits nur noch 40 Bau- bzw. Brandstätten<br />

(5% aller Wohngebäude) und zwar ausschließlich in den Vorstädten vorhanden, wohingegen<br />

in den umliegenden Dörfern bis zu 24% der Häuser noch zerstört waren. 337 Neben<br />

der gewollten Rückkehr zur Normalität und dem Bemühen um Neuanfang und Ordnung<br />

ist vor allem die Tatsache, dass Jena Residenzstadt wurde, wenngleich faktisch nur<br />

für 18 Jahre, für ein ausgesprochen reiches Quellenmaterial aus den letzten Jahrzehnten<br />

des 17. Jahrhunderts verantwortlich.<br />

Damit einhergehend ist für die Stadt Jena durch das plötzliche Beherbergen des Fürstenhofes<br />

innerhalb ihrer Mauern die allgemeine Tendenz der Zeit, immer mehr Verwaltungs-<br />

und Herrschaftsfunktionen von den in vorausgegangenen Jahrhunderten relativ<br />

selbstverwalteten Städten auf den Landesherren zu übertragen, noch signifikanter als an<br />

anderen Orten. Ehemals rein städtische Belange, die traditionell unter Leitung der aus<br />

dem gehobenen Stadtbürgertum stammenden Räte und Bürgermeister entschieden<br />

wurden, stehen nun direkt unter der Oberaufsicht des Landesherren. Lütge schreibt<br />

über das allgemeine Problem der Ausgrenzung der Bürger aus den immer mehr zuneh-<br />

335 Vgl. KOCH, Geschichte, 1966, S. 151.<br />

336 Alle Angaben siehe KOCH, Geschichte, 1966, S. 151.<br />

337 Ebenda.<br />

75


menden Zuständigkeiten des Staates und die damit einhergehende Schwächung der<br />

Städte: „Die Teilnahme am Staat, an der Politik bleibt ihm [dem Bürger, F. R.] meistens<br />

versagt, und damit hängt es zusammen, daß auch die Selbstverwaltung der Städte immer<br />

mehr beschränkt wird und das landesherrliche Regiment immer intensiver in die städtischen<br />

Bereiche übergreift, bis dann erst das 19. Jh. wieder einen Wandel bringt.“ 338<br />

Als ein Beispiel für diese neue Tendenz der Einmischung der herzoglichen Regierung in<br />

städtische Belange kann der längere Streit angesehen werden, als der ab 1691 für Jena<br />

zuständige Eisenacher Herzog seinen Günstling, den Violinisten und Hofmusikus Johann<br />

Georg Hoffmann, der am Jenaer Markt wohnte 339 , die Stelle eines Stadtkämmerers oder<br />

Stadtrichters verschaffen wollte. Der Rat der Stadt wehrte sich zunächst gegen diesen<br />

Eingriff in seine Autonomie und verwies mit Recht darauf, dass diese Funktionen nach<br />

entsprechenden Fähigkeiten an Mitglieder des Stadtrates vergeben würden, gab aber<br />

schließlich nach. 340 Ein Jahr später setzte der Herzog sogar die Wahl seines Günstlings<br />

Freudenreich als Bürgermeister im Rat der Stadt durch. 341<br />

Das winzige Jenaer Fürstentum könnte als eine Episode der Geschichte betrachtet werden,<br />

hinterließ aber allein durch die fälligen Verwaltungsakte und das Bestreben der<br />

Landesregierung, das eigene, wenn auch mit 515km² sehr kleine Territorium wohl zu<br />

ordnen, reichlich Quellenmaterial.<br />

Bis zu seinem Tode 1662 regierte Herzog Wilhelm IV. das Herzogtum Sachsen-Weimar.<br />

Nach seinem Tode übernahmen seine zu diesem Zeitpunkt überlebenden vier Söhne die<br />

Herrschaft in Weimar zunächst gemeinsam, da das Gebiet als zu klein für eine wirtschaftliche<br />

Aufteilung galt. Allerdings wurde schon zu diesem Zeitpunkt Jena als Sitz des<br />

jüngsten Sohnes Wilhelm IV. ausersehen. Bernhard bezog das wenige Jahre zuvor erneuerte<br />

Residenzhaus am Fürstengraben. Als nun zehn Jahre später die Linie der ebenfalls<br />

ernestinischen Herzöge von Sachsen-Altenburg durch den Tod des erst 15jährigen<br />

Friedrich Wilhelm III. erlosch und das Territorium zu etwa einem Viertel an das Fürstentum<br />

Sachsen-Weimar fiel (der Rest kam an Sachsen-Gotha), erreichte dieses eine Größe,<br />

die eine Aufteilung unter die mittlerweile nur noch drei Brüder ermöglichte. Dabei behielt<br />

der älteste Bruder, Johann Ernst II., Weimar, der mittlere Bruder, Johann Georg,<br />

erhielt das neu gebildete Fürstentum Sachsen-Eisenach, und der jüngste Bruder, Bernhard,<br />

das Fürstentum Jena, das lediglich aus der Stadt Jena und einigen kleinen Exklaven<br />

bestand. Da Bernhard, ebenso wie seine Brüder, als Ernestiner den Titel Herzog von<br />

Sachsen trug, ist auch die Bezeichnung „Herzogtum Jena“ üblich geworden.<br />

338 Friedrich LÜTGE: Deutsche Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Berlin, Heidelberg, New York: Springer<br />

Verlag, Nachdruck der 3. Auflage 1979, S. 328.<br />

339 Im späteren Markt 5, vgl. im qualifizierten Häuserbuch.<br />

340 Vgl. KOCH, Geschichte, 1966, S. 172.<br />

341 Ebenda.<br />

76


Herzog Bernhard (1638–1678) war mit der sechs Jahre älteren Marie de La Trémouille<br />

(1632–1682), Tochter des Herzogs von Thouars, Henri de La Trémouille, eher unglücklich<br />

342 , aber nicht kinderlos 343 verheiratet. Allerdings überlebten nur zwei Kinder das<br />

Kleinkindalter. Als Herzog Bernhard nach nur sechs Jahren selbständigen Regierens bereits<br />

im Jahre 1678 starb, war sein einzig verbliebener Sohn Johann Wilhelm gerade erst<br />

drei Jahre alt. Für den unmündigen Prinzen wurden deshalb verschiedene Vormundschaftsregentschaften<br />

eingeführt. Zunächst stand Johann Wilhelm unter der Regentschaft<br />

seines Onkels Herzog Johann Ernst II. von Sachsen-Weimar bis zu dessen Tod<br />

1683, danach unter der seines weiteren Onkels Herzog Johann Georg I. von Sachsen-<br />

Eisenach und, als dieser 1686 ebenfalls verstarb, seines Cousins Herzog Wilhelm Ernst<br />

von Sachsen-Weimar.<br />

Die Bürger der Stadt Jena waren stolz auf ihren neuen Rang als Residenzstadt und setzten<br />

große Hoffnungen auf ihren jungen Prinzen. In einer etwas seltsam anmutenden Aktion,<br />

die vermutlich den Herrschaftsanspruch des Prinzen Johann Wilhelm und damit<br />

den Residenzstadtstatus Jena unterstreichen sollte, die möglicherweise aber auch mit<br />

dem Streit zwischen Weimar und Eisenach um seine Vormundschaft zusammenhing,<br />

wurde der Prinz, der nach dem Tode seiner Eltern am Hofe seines Eisenacher Vormundes<br />

aufgewachsen war, 1687 zurück in die Mauern Jenas gebracht. Schmeizel schreibt<br />

dazu in seiner Chronik: „der 13. Jul. [1687] war der Tag, an welchem der Jenaische Prinz<br />

von Eisenach, da er sich unter Vormundschaft verschiedene Jahre aufhalten müßen, heimlich<br />

zu Jena ankommen, darüber in der ganzen Stadt eine allgemeine Freude entstanden;<br />

wie man aber zu befürchten hatte, er dürfe wieder abgeholet werden, so wurden alle Thore<br />

und Gatter geschloßen, die Wachen verstärket, mithin allerhand Gegenwehr veranstaltet“.<br />

344 Der erst zwölfjährige Prinz bezog kurze Zeit später die Jenaer Universität. Er übte<br />

nie die souveräne Regierung aus, da er bereits 1690 mit fünfzehn Jahren an den Pocken<br />

verstarb. Damit erlosch die Linie der Herzöge von Sachsen-Jena wieder. Das Land wurde<br />

1691 zwischen Sachsen-Weimar und Sachsen-Eisenach aufgeteilt. Die Stadt Jena selbst<br />

fiel zunächst an Sachsen-Eisenach bzw. 1741 an Sachsen-Weimar-Eisenach zurück. 345<br />

Zwar konnte sich Jena am Ende des Dreißigjährigen Krieges schon hundert Jahre mit<br />

dem Titel einer Universitätsstadt schmücken, doch für das Selbstverständnis der Stadt-<br />

342 Nach KOCH, Geschichte, 1966, S. 146, pflegte Herzog Bernhard eine weitere, nahezu eheliche Verbindung<br />

zu Marie Elisabeth von Kospoth, einer ehemaligen Hofdame. Er betrieb beim Kaiser die Erhebung<br />

seiner Geliebten zur Reichsgräfin von Allstedt und ließ sich 1673 mit ihr „zur linken Hand“ trauen. 1674<br />

gab er die Scheidung von seiner Frau bekannt, die aber offenbar rechtlich nicht wirksam wurde. Seine<br />

Geliebte schenkte ihm im gleichen Jahr die Tochter Emilie Eleonore.<br />

343 Das Paar hatte fünf gemeinsame Kinder: Wilhelm (24. 7. 1664 – 21. 6. 1666), eine am 7. 4. 1666 tot<br />

geborene Tochter, Bernhard (9. 11. 1667 – 26. 4. 1668), Charlotte Marie (20. 12. 1669 – 1703) ∞ 1683<br />

Herzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar und Johann Wilhelm (28. 3. 1675 – 4. 11. 1690).<br />

344 SCHMEIZEL, Chronik, 1758, S. 163.<br />

345 Vgl. zum Herzogtum Jena auch Paul ECKOLD: Das Herzogtum Sachsen-Jena. Jena: o. V. (Diss., gedruckt),<br />

1940.<br />

77


ürger brachte der jüngere Titel „Residenzstadt“ und die Möglichkeit des Erwerbs von<br />

Hoflieferanten- und ähnlichen Titeln nun neuen Glanz auf ihre Stadt. Nur so ist es auch<br />

zu erklären, dass dieser Titel, der faktisch nur 18 Jahre Berechtigung hatte, auch noch zu<br />

Beginn des 19. Jahrhunderts als Werbeträger diente. 346<br />

Schon die Erwählung der Stadt als Wohnsitz des Fürsten Bernhard und erst recht die<br />

Erhebung zur wirklichen Residenz brachte eine starke Bautätigkeit in der Stadt mit sich,<br />

die erst gegen Ende dieser kurzen Residenzepisode wieder spürbar nachließ. 1663 wurde<br />

unter dem Markt an der Oberlauengasse eine neue dreigeschossige Garküche mit etlichen<br />

Stuben und Kammern errichtet. 347 Für das Jahr 1668 berichtet Schmeizel über<br />

die Renovierung der Stadtkirche innen und außen, den Beginn des Baus des „Weigelschen<br />

Hauses“, verschiedene Bauarbeiten am Schloss, die Errichtung eines Schießhauses<br />

in der Lehmgrube, der Ziegelhütte hinter und der neuen Schenke auf dem Fürstenkeller<br />

und den Bau der neuen Schlachthäuser. 348 Im darauffolgenden Jahr werden die Errichtung<br />

des Gasthofes „Gelber Engel“, die Erneuerung der Kanzel der Kirche sowie die Einrichtung<br />

von Räumlichkeiten für die Feuerspritzen hervorgehoben. 349 Wieder ein Jahr<br />

später, 1670, wurden das fürstliche Ballhaus und das städtische Brauhaus in der Leutragasse<br />

gebaut, der Turm der Stadtkirche neu gedeckt und die Orgel erneuert, mehrere<br />

Veränderungen an den Stadttoren sowie Brunnenverbesserungen vorgenommen. 350<br />

Koch berichtet, dass in diesem Jahr auch der Burgkeller neu eingerichtet wurde. 351 Für<br />

das Jahr 1673 berichtet Schmeizel von einer neuen Brücke vor der Pforte und Umbauten<br />

und Renovierungen im Rathaus 352 ; für das Jahr 1674 von dem Neubau der Brückenmühle<br />

353 und für das Jahr 1675 von baulichen Veränderungen im Johannistor und der Errichtung<br />

eines Backhauses vor diesem. 354 Auch um eine Verbesserung der Wasserversorgung<br />

bemühte man sich in dieser Zeit. 1669 wurde die Zahl der Trinkwasserzuflussröhren<br />

stark erhöht, 1670 neue Laufbrunnen in der Jener- und in der Löbdergasse gesetzt,<br />

1682 ein neuer Röhrkasten auf dem Markt eingerichtet und 1686 der Brunnen in der<br />

Löbdergasse bereits wieder erneuert. 355 Um die Feuersicherheit kümmerte sich der Rat<br />

ebenfalls, indem er 1689 an den beiden Kirchen eine Art frühe Spritzenhäuser errichten<br />

ließ. 356 Auch die Kranken und Alten konnten von der starken Bautätigkeit profitieren:<br />

1669 wurde das Magdalenenspital neu gebaut und ein Pestilenzhaus errichtet, 1679<br />

346 Vgl. BAUER et al., Universität Jena in der Frühen Neuzeit, 2008, S. 149.<br />

347 KOCH, Geschichte, 1966, S. 152. Diese Garküche befand sich möglicherweise an der Stelle des heutigen<br />

Weimarischen Hofes.<br />

348 SCHMEIZEL, Chronik, 1758, S. 118.<br />

349 Ebenda, S. 120f.<br />

350 Ebenda, S. 122.<br />

351 KOCH, Geschichte, 1966, S. 152.<br />

352 SCHMEIZEL, Chronik, 1758, S. 127.<br />

353 Ebenda, S. 129.<br />

354 Ebenda, S. 132.<br />

355 KOCH, Geschichte, 1966, S. 153.<br />

356 Ebenda.<br />

78


auch das Studentenspital umgebaut. 357 1670 wurde der städtische Marstall erneuert. 358<br />

Auch reine Verschönerungsmaßnahmen wie die Pflanzung von Linden auf der Landfeste<br />

und immer wieder auf dem Graben fallen in diese hoffnungsvolle Zeit. Ein gewisser<br />

„Bauboom“ ist für die Zeit des Jenaer Herzogtums also durchaus nicht abzustreiten.<br />

*<br />

Auch die Jenaer Universität hatte die Zeit des Dreißigjährigen Krieges und die anschließenden<br />

Jahrzehnte leichter als die meisten anderen Universitäten des Deutschen Reiches<br />

überstehen können, da sie seit 1633 mit Einnahmen aus ihren Gütern Remda und<br />

Apolda rechnen konnte, die der Weimarer Herzog Johann Ernst I., an den sie nach dem<br />

Aussterben der bisherigen Besitzerfamilien gefallen waren, zur Versorgung der Universität<br />

dieser überschrieben hatte. Damit war sie wirtschaftlich nicht mehr allein auf die<br />

Zuweisungen der sächsischen Herzöge angewiesen. Die Unterhaltskosten der Universität<br />

teilten sich alle Ernestinischen Fürstentümer in wechselnden Anteilen, wobei jeweils<br />

der Herzog, in dessen Herrschaftsgebiet sie lag, die Oberhoheit über ihre Belange hatte,<br />

so dass durch die verschiedenen Landesteilungen wenig Kontinuität herrschte. Ungeachtet<br />

dessen blühte die Universität, vor allem in Bezug auf die Studentenzahlen, gerade<br />

in dieser Zeit auf. Gehörte sie noch 1618 zu den mittleren deutschen Universitäten,<br />

stand sie gemessen an den Inskriptionszahlen 1650 bereits an zweiter Stelle nach Leipzig<br />

und vor Wittenberg und war zwischen 1706 und 1720 sogar die frequentierteste<br />

deutsche Universität, bevor sie ab 1721 von Halle überholt wurde. 359 Schmeizel überliefert<br />

für 1661 eine Ermittlung der wirklichen Zahl der Studenten. Danach soll es in diesem<br />

Jahr 1.956 Studenten in Jena gegeben haben 360 , was gerade auch in Bezug auf die<br />

von Koch für das Jahr zuvor geschätzten lediglich 3.500 Einwohner erstaunt, besonders<br />

auch im Vergleich mit der ebenfalls von Schmeizel gemachten Angabe von nur 717 Studenten<br />

im Jahr 1684 361 . Nach den Kommentaren zur Beschreibung der Stadt Jena und<br />

deren Weichbildes 362 gab es im Jahre 1715 allerdings sogar etwa 3.000 Studenten. Von<br />

heute lassen sich diese Zahlen schwer überprüfen, da die Studenten sich vor ihrem Weggang<br />

von der Universität nicht exmatrikulieren mussten und die Annahmen über die<br />

übliche Verweildauer an der Universität sehr unterschiedlich sind. Daher bleiben zum<br />

Vergleich nur die Immatrikulationszahlen, die aber zeigen, dass die Einschreibungen<br />

von einem absoluten Tiefpunkt im Jahre 1640 mit nur 103 neuen Studenten schon in<br />

den letzten offiziellen Kriegsjahren und erst recht nach dem Dreißigjährigen Krieg<br />

357 Ebenda.<br />

358 Ebenda.<br />

359 Vgl. KOCH, Geschichte, 1966, S. 163.<br />

360 SCHMEIZEL, Chronik, 1758, S. 107.<br />

361 SCHMEIZEL, Chronik, 1758, S. 153f.<br />

362 BESCHREIBUNG DER STADT JENA UND DEREN WEICHBILDES WIE AUCH DER BEYDEN RATHS- UND BRÜCKENHOFFS-<br />

DÖRFFER JENA-LÖBNITZ UND OßMARITZ MIT IHREN FLUREN. 1754. Schriftenreihe des Nationalsozialistischen<br />

Lehrerbundes Jena, Heft 3, 1936. Hier S. 11.<br />

79


schnell wieder stiegen. So wurden 1649 350 und 1650 bereits 400 Immatrikulationen<br />

gezählt. 363 In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts errang die Universität mit Einschreibungszahlen<br />

zwischen jährlich knapp 500 bis 700 Studenten mehrfach die erste<br />

Stelle unter den Immatrikulationen aller deutschen Hochschulen. 364 Nach der Jahrhundertwende<br />

wurde noch einmal eine Steigerung der Einschreibungen registriert. In den<br />

Jahren von 1711 bis 1720 waren es durchschnittlich 720 Immatrikulationen im Jahr.<br />

Damit lag Jena in Deutschland an der Spitze aller Universitäten. 365 Auch bis um 1740 lag<br />

die Zahl der Neueingeschriebenen noch jährlich bei ca. 600. Siegfried Schmidt errechnet<br />

aus den bekannten Immatrikulationszahlen und einer angenommenen Verweildauer<br />

von zweieinhalb Jahren für die ersten Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts folgende Studentenzahlen:<br />

1711-1720: durchschnittlich 1.800 Studenten<br />

1721-1730: durchschnittlich 1.446 Studenten<br />

1731-1740: durchschnittlich 1.641 Studenten. 366<br />

Erst nach 1740 gingen die Studentenzahlen für mehrere Jahrzehnte deutlich zurück.<br />

Nicht nur die Studentenzahlen erzählen von der Blüte der Jenaer Universität um 1700.<br />

Auch bis heute berühmte Professoren des 17. Jahrhunderts, wie noch während des<br />

Dreißigjährigen Krieges Werner Rolfinck, später Erhard Weigel, Johann Andreas Bose,<br />

Caspar Sagittarius, Georg Adam Struve oder Johann Musäus, zeigen, dass die Studenten<br />

wohl nicht zu Unrecht in das immer noch recht kleine Städtchen strömten.<br />

*<br />

Spielte der Weinbau und -handel im 16. Jahrhundert noch eine große Rolle für den<br />

Wohlstand der Bürger der Stadt, so war die Einschätzung des Wertes der Weinberge<br />

nach dem Dreißigjährigen Krieg stark zurückgegangen. Während noch in der Türkensteuer<br />

von 1542 die Weinberge 31,3% des gesamten zu versteuernden Vermögen der<br />

Jenaer Bürger ausmachen, ist dieser Anteil im Jahre 1659 auf 14,2% zurückgegangen. 367<br />

Neben Klimaveränderungen spielen hier auch veränderte Handelswege sowie Verwüstungen<br />

und Brachen durch den Dreißigjährigen Krieg eine Rolle.<br />

Auch der Tuchhandel, durch den einige Bürger im 16. Jahrhundert zu einem gewissen<br />

Vermögen gelangt waren, spielte im ausgehenden 17. Jahrhundert offenbar nur noch<br />

363 Vgl. zu den gemachten Angaben STEINMETZ et al. (Hg.), Geschichte der Universität Jena, 1958, Bd. 1, S. 71.<br />

364 Vgl. dazu STEINMETZ et al. (Hg.), Geschichte der Universität Jena, 1958, Bd. 1, S. 124.<br />

365 Vgl. dazu STEINMETZ et al. (Hg.), Geschichte der Universität Jena, 1958, Bd. 1, S. 175.<br />

Weiter vgl. auch BAUER ET AL., Universität Jena in der Frühen Neuzeit, 2008, S. 97ff.<br />

366 Vgl. dazu Siegfried SCHMIDT: Die Universität Jena im Zeichen von Pietismus und Aufklärung vom Beginn<br />

des 18. Jahrhunderts bis zur Reorganisation der Universität unter Anna Amalia (Kapitel vier), in:<br />

STEINMETZ et al. (Hg.): Geschichte der Universität Jena, 1958, Bd. 1, hier S. 175.<br />

367 Vgl. KOCH, Geschichte, 1966, S. 86 und 151. Der Anteil der Wohnhäuser am zu versteuernden Gesamtbesitz<br />

der Bürger lag 1542 bei 33,8% und damit kaum höher als der der Weinberge (31,3%). 1659 betrug<br />

der Anteil der Wohnhäuser am Gesamtbesitz der Bürger bereits 66%.<br />

80


eine untergeordnete Rolle. Allgemein drängt sich der Eindruck auf, dass die Stadt wirtschaftlich<br />

gegenüber anderen Städten im thüringer bzw. sächsischen Raum zurückgeblieben<br />

war. Lediglich die Universität und mit ihr im weitesten Sinne verbundene Bereiche<br />

wie der Buchdruck ragten aus der Bedeutungslosigkeit heraus.<br />

*<br />

Für die Untersuchung zu den Hausbesitzern am Markt stehen uns für das ausgehende<br />

17. und beginnende 18. Jahrhundert neben den Kirchenbüchern hauptsächlich der Steueranschlag<br />

von 1668, das Güterbuch von 1669, das Geschossbuch von 1687 sowie ein<br />

1686 begonnenes und bis in das frühe 19. Jahrhundert fortgeführte Ratsgüterbuch zur<br />

Verfügung. 368 Während die ersten drei erwähnten Bücher übersichtlich sind, ist die<br />

Auswertung des letzteren Ratsgüterbuches schwierig und kaum ohne Irrtümer zu bewerkstelligen,<br />

da dieses Buch, wie schon im Prolog beschrieben, durch die lange Nutzungszeit<br />

mit vielen Streichungen und Ergänzungen an anderer Stelle versehen ist. Die<br />

Reihenfolge der Hausbesitzer und auch manche Namen sind dabei nicht immer sicher zu<br />

entschlüsseln. Ein Manko ist in dem Zusammenhang besonders das Fehlen von überlieferten<br />

Kaufverträgen und Testamenten, die zum Vergleich herangezogen werden könnten.<br />

Bühnenbild 2<br />

Die tatsächlichen Auswirkungen der Zeit als Residenzstadt auf das bauliche Geschehen<br />

am Jenaer Markt sind schwer einzuschätzen. Offizielle Regierungsgebäude hat es hier<br />

nicht gegeben. Allerdings ist der Anteil der Hofbeamten, die den Markt als Wohnort<br />

wählten, nicht gering. Die Um- und Neubauten von Gebäuden am Markt scheinen aber<br />

doch im eher geringen Rahmen ausgefallen und eher auf eine zeitgemäße Modernisierung<br />

gerichtet gewesen zu sein. Der Einfluss der starken Frequentierung der Universität<br />

mit der Notwendigkeit, viele Studenten unterbringen und Vorlesungen zum Teil in den<br />

Privathäusern der Professoren abhalten zu müssen, dürfte das Baugeschehen, wie z.B.<br />

den Umbau des Marktes 16 vom ehemaligen Kontorhaus zum Professorenhaus, wesentlich<br />

stärker beeinflusst haben.<br />

Für die Zeit um 1700 sind wir, was das äußere Erscheinungsbild der Markthäuser anbelangt,<br />

durch ein Stammbuchblatt von 1715 369 und die Marktdarstellung von Caspar<br />

368 STEUERANSCHLAG VON 1668, Stadtarchiv Jena, Sign. C II, Nr. 26, GÜTHERBUCH DER STADT JENA VON 1669,<br />

Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 28, GESCHOSSBUCH VON 1687, Stadtarchiv Jena, Sign. CII Nr. 27 und<br />

RATHSGÜTHERBUCH DER STADT JENA, 1686, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 38.<br />

369 Vgl. „Forum Jenense illuminat. à Brunsvicens. Die Natali Ser. Pr. August. Wilhelm. Duc. Br. et Lüneb. d. 8.<br />

Martii 1715“, Stammbuchblatt, Braunschweigisches Landesmuseum, InvNr. VMB 9763, Abb. 16.<br />

81


Junghanß 370 , der etwa aus der selben, vielleicht aber auch aus etwas älterer Zeit stammt,<br />

recht gut informiert. Im Gegensatz zum vorherigen Jahrhundert, das von Stadtpalästen<br />

über Warenspeicher bis hin zu „Miethäuslein“ noch eine recht heterogene Gestalt der<br />

Häuser zeigte, haben wir es jetzt mit einer relativ einheitlichen Front von nahezu ausschließlich<br />

repräsentativen Wohnhäusern zu tun. Noch immer verleugnen mehrere<br />

Häuser, wie z.B. der Gasthof zur „Sonne“ und auch das Haus Kleine Rathausgasse 3 mit<br />

ihren verspielten Treppengiebeln, nicht ihr spätmittelalterliches Erscheinungsbild. Mittlerweile<br />

ist die Mehrzahl der Häuser am Markt viergeschossig oder dreigeschossig mit<br />

großem Zwerchhaus; in der Mehrzahl der Fälle offenbar zusätzlich mit ausgebautem<br />

Dachgeschoss.<br />

Die Fassaden sind durchweg verputzt, zuweilen mit angedeuteten Lisenen und Brüstungsspiegeln<br />

oder hervorgehobener Eckquaderung. Da es sich bei den meisten Gebäuden<br />

um Fachwerkgebäude handelt, sind diese modischen Verzierungen der Barockzeit<br />

in der Regel Putz- bzw. Stuckarbeiten. Wenn man dem Stammbuchblatt von 1715 glauben<br />

kann, ist die Farbigkeit der Fassaden nicht sehr ausgeprägt. Die meisten Häuser haben<br />

Grau- oder Ockertöne. Diese Beobachtung deckt sich auch mit einer Beschwerde<br />

Wiedeburgs über die zu seiner Zeit, Ende des 18. Jahrhunderts, neuerdings farbigen Fassaden,<br />

die im Akt 3, Kapitel Bühnenbild 3, noch näher besprochen wird. 371<br />

Die Dächer sind in manchen Fällen, besonders an den einmündenden Gassen noch immer<br />

giebelständig, in der Mehrzahl jedoch traufständig zum Markt. In einigen Fällen gibt<br />

es Zwerchhäuser, ansonsten Gauben verschiedenster Form. Als Dachdeckung scheint<br />

durchweg mit Ziegeln gearbeitet zu werden.<br />

Auffällig sind die fast an jedem Haus zu findenden Überdachungen von Teilen des Erdgeschosses.<br />

Eingang und Schaufenster bzw. Freiarbeitsplatz sind so durch ein in den<br />

Platzraum ragendes Vordach vor Sonne und Regen geschützt.<br />

Die Südseite des Marktes, an der traditionell die Güterbücher mit ihren Beschreibungen<br />

beginnen, bietet von allen Marktseiten vielleicht das heterogenste Bild. Hier finden sich<br />

sowohl Gebäude in Giebel- als auch in Traufstellung; hier stehen Häuser, die ihre spätmittelalterliche<br />

Fassade nicht verleugnen, neben Häusern, denen man die Gestaltung<br />

nach der neuesten Mode ansieht. Die Anzahl der Häuser entspricht bis auf die zwei Häuser,<br />

die erst im 19. Jahrhundert zur heutigen „Sonne“ zusammengelegt wurden, dem<br />

heutigen Bild.<br />

Sowohl auf der Süd- als auch auf der Westseite des Marktes wird die ältere Dreigeschossigkeit<br />

der Gebäude noch durchgehend eingehalten, wobei an einigen Gebäuden große<br />

370 Prospect d. Jenschen Marcks von Caspar Junghanß, Rotkupfer um 1700, Stadtmuseum Jena, InvNr.<br />

III_75. Caspar Junghanß starb 1724. Abb. 15.<br />

371 WIEDEBURG, Beschreibung, 1785, S. 170.<br />

82


Zwerchhäuser bereits eine Viergeschossigkeit vorspiegeln. Die baulichen Änderungen<br />

scheinen an der Westseite des Marktes, mit Ausnahme der Neugestaltung des späteren<br />

Marktes 3a, im Vergleich zum 16. Jahrhundert am geringsten zu sein. Die Anzahl der Gebäude<br />

entspricht hier dem bis zum zweiten Weltkrieg überlieferten Erscheinungsbild.<br />

An der Nordseite des Marktes, und hier besonders in Richtung Kreuz, finden sich 1715<br />

noch grundlegend andere Grundstückszuschnitte als im 19. und 20. Jahrhundert. Die<br />

Bebauung ist hier 1715, bis auf das später als Markt 7 bezeichnete Gebäude, bereits<br />

durchgehend viergeschossig und besteht aus insgesamt fünf Gebäuden 372 , im Gegensatz<br />

zu den nur noch drei selbständigen Gebäuden in den vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts.<br />

Die Ostseite des Marktes hat dagegen zu Beginn des 18. Jahrhunderts bereits die gleiche<br />

Anzahl an Gebäuden, die sie auch heute noch hat. Nur die Häuser Markt 13 und 14 wurden<br />

später zusammengelegt. Auch hier sind zum Zeitpunkt der Darstellung auf dem<br />

Stammbuchblatt bereits alle Gebäude viergeschossig. Von der im 16. Jahrhundert noch<br />

auf dem heutigen Grundstück Markt 9/10 befindlichen Großparzelle mit großem Wohnhaus<br />

und wohl zwei kleineren Mietshäusern ist nichts mehr zu erkennen. Hier befinden<br />

sich mittlerweile zwei ebenbürtige Gebäude verschiedener Besitzer.<br />

*<br />

Anhand der steuerlichen Veranschlagung der Häuser in den entsprechenden Büchern<br />

von 1668 und 1687 sowie anhand der Türkensteuer von 1542 kann man einige Aussagen<br />

zum baulichen Zustand (bzw. der Einschätzung durch die Zeitgenossen) und eventuellen<br />

baulichen Veränderungen machen, die sich in Erhöhungen oder Verminderungen<br />

der angesetzten Steuerlast für das jeweilige Haus ausdrücken. Aus der hier aufgeführten<br />

Tabelle 373 , die die steuerliche Veranschlagung für das Jahr 1687 und die Veränderungen<br />

in der Reihenfolge des angesetzten Wertes der einzelnen Häuser im Vergleich zu den<br />

Jahren 1668 und 1542 aufzeigt 374 , kann man auf bauliche Veränderungen an den Gebäuden,<br />

die zu einer Wertsteigerung bzw. Verfallserscheinungen, die zu einer Wertminderung<br />

führten, schließen.<br />

372 Eventuell auch sechs Gebäuden (wie nach dem Güterbuch anzunehmen), da die zum Kreuz führende<br />

Gasse nicht einsehbar ist.<br />

373 Sortierung der Markthäuser nach ihrem steuerlichen Anschlag im Jahre 1687 und im Vergleich mit den<br />

Jahren 1668 und 1542.<br />

374 Vgl. zu der zusammengestellten Tabelle STEUERANSCHLAG VON 1668, Stadtarchiv Jena, Sign. C II, Nr. 26,<br />

GESCHOSSBUCH VON 1687, Stadtarchiv Jena, Sign. CII Nr. 27 und TÜRKENSTEUER VON 1542 FÜR DIE STADT JENA,<br />

Staatsarchiv Weimar, Reg Pp. 143, 14.<br />

83


Rang<br />

1687<br />

heutige Hausnummer Besitzer 1687 veranschlagter<br />

Hauswert<br />

84<br />

(Schock)<br />

Rang<br />

1668<br />

Rang<br />

1542<br />

01 Markt 3 Prof. Bechmann 400 01 06<br />

02 Markt 22 (Sonne) Marquart 300 03 02<br />

03 Markt 10 Witwe Ficker 250 22 33<br />

04 Kl. Rathausgasse 1 Neuberger 233 1/3 04 03<br />

05 Markt 4, Teilhaus 2 Prof. Richters Witwe 220 06 16<br />

06 Markt 5, Eckhaus Feye 220 07 09<br />

07 Markt 5, Teilhaus 2 Frau Hoffmann 207 08 ?,<br />

08 Markt 18 Witwe v. Pöllnitz 200 09 13<br />

09 Markt 22 (Kl. Sonne) Schalling 200 12 15<br />

10 Markt 7 Krause 200 10 08<br />

11 Unterm Markt 1 v. Lyncker 200 11 21<br />

12 Markt 19 Dietrich 170 13 17<br />

13 Markt 15 Hoffmann 167 14 10<br />

14 Markt 23 Dr. Wolff 166 2/3 18 04<br />

15 Markt 2 Meyer 166 2/3 15 ?<br />

16 Markt 11 Birckner 166 2/3 16 14<br />

17 Markt 17 Probst 166 2/3 17 07<br />

18 Markt 3a Witwe Graue 150 05 20<br />

19 Markt 16 Stahls Erben 133 1/3 21 11<br />

20 Markt 8 Rost 130 02 05<br />

21 Markt 9 Prof. Falckners Witwe 109 23 01<br />

22 Kl. Rathausgasse 3 Hertel 100 19 12<br />

23 Markt 5, Teilhaus 1 Wohlfeldt 100 24 22<br />

24 Markt 12 Witwe Schurcht 100 25 ?<br />

25 Markt 20 Heroldt 83 1/3 26 18<br />

26 Markt 14 Hoffmann 70 30 28<br />

27 Marktgäss., Wests., n. Eckhaus Brieglepp 60 27 ?<br />

28 Markt 13 Heroldt 60 28 29<br />

29 Markt 21 Witwe Heberlen 50 31 24<br />

30 Marktgäss., Osts., Mitte Spanahn 50 29 27<br />

31 Marktgäss., Wests., Mitte Thomas 40 32 ?<br />

32 Marktgäss., Ostseite, an Saalgasse Witwe Graue 25 33 34<br />

Sortierung der Markthäuser nach ihrem steuerlichen Anschlag im Jahre 1687 und im Vergleich mit den<br />

Jahren 1668 und 1542<br />

Das Professorenwohnhaus Markt 3 ist am Ende des 17. Jahrhunderts unangefochten die<br />

Nummer 1 in der Einschätzung seines Wertes. Sicherlich trägt dazu vor allem auch die<br />

Länge seiner Marktfassade bei. Auf der Marktwestseite gibt es, wegen dieses Gebäudes,<br />

neben dem Rathaus lediglich fünf Häuser. Auf der etwa gleich langen Marktostseite sind<br />

es immerhin elf manchmal fast handtuchschmale Gebäude. In der Mitte des 16. Jahrhunderts<br />

hingegen stand das spätere Haus Markt 3, das zu dieser Zeit allerdings wohl baulich<br />

schon fast den gleichen Zustand hatte, noch nicht an der Spitze der Bewertungen.<br />

Möglicherweise trugen auch die berühmten Namen seiner Bewohner zu seiner Wertsteigerung<br />

bei. Sonst kommen wir zu dem verwundernden Schluss, dass die neueren<br />

und wohl auch moderner ausgestatteten Häuser Ende des 17. Jahrhunderts weniger<br />

hoch geschätzt wurden als ein baulich nahezu unverändertes Gebäude aus der ersten<br />

Hälfte des 16. Jahrhundert.


Sowohl in der Mitte des 16. als auch im ausgehenden 17. Jahrhundert findet sich die<br />

„Sonne“ mit an der Spitze der wertmäßigen Einschätzung. Das verwundert kaum, da es<br />

sich auch am Ende des 17. Jahrhunderts um den einzigen Gasthof am Markt handelt. 375<br />

Ein Gebäude auf dem heute unter Markt 4 zu findenden Areal hatte sich zum Ende des<br />

17. Jahrhunderts von einem vormals mittleren Wert in die Spitzengruppe geschoben,<br />

ohne dass wir heute genaueres über seine Baugeschichte erforschen können, da es später<br />

in einem Neubau aufging.<br />

Ähnlich sieht es mit der Wertsteigerung des späteren Hauses Unterm Markt 1 aus. Auch<br />

hier sind heute wegen der Zerstörung des Gebäudes im Zweiten Weltkrieg kaum noch<br />

Aussagen zur Baugeschichte zu machen. In den Steuerbüchern und auch in der Beschreibung<br />

des Marktes von Wiedeburg noch am Ende des 18. Jahrhunderts 376 wird aber jeweils<br />

betont, dass das Haus von dem Geheimen Rat von Lyncker erbaut wurde und vorher<br />

an dieser Stelle drei Häuser standen.<br />

Erstaunlich ist der starke Abfall in der Bewertung für das spätere Haus Markt 23 vom<br />

vierten Platz in der Mitte des 16. Jahrhunderts zu einem nur mittleren Platz im 17. Jahrhundert.<br />

Möglicherweise ist hier ein gewisser baulicher Verfall eingetreten. Eine Rolle<br />

könnte aber auch die leider etwas ungeklärte Zuordnung eines kleinen Hauses spielen,<br />

das sich Ende des 17. Jahrhunderts vermutlich hinter den am Markt liegenden Hauptgebäuden<br />

Markt 23 und „Sonne“ befand. Ob dieses Haus in der Mitte des 16. Jahrhunderts<br />

schon bestand und damals in der Bewertung eventuell dem Haus Markt 23 zugeschlagen<br />

wurde, ließ sich nicht ermitteln.<br />

Ähnliche bauliche Verfallserscheinungen bzw. Nichtanpassungen an das geltende Ideal<br />

des ausgehenden 17. Jahrhunderts müssen wir für das späteren Haus Markt 17 annehmen,<br />

das sich nun ebenfalls nur noch im Durchschnitt der steuerlichen Veranschlagung<br />

findet.<br />

Beim späteren Haus Markt 3a spiegelt sich die von Beier 377 für das Jahr 1660 überlieferte<br />

Renovierung merklich in der erhöhten steuerlichen Veranlagung des Hauses wider.<br />

Gehörte das Haus in der Mitte des 16. Jahrhunderts noch zu den eher gering bewerteten<br />

Gebäuden, stieg es im Jahre 1668 bis an die fünfte Stelle, fiel aber wenige Jahre später<br />

wieder stark ab. Ob es sich bei der von Beier als Renovierung bezeichneten Baumaßnahme<br />

lediglich um eine Art Fassadenkosmetik mit den von ihm überlieferten Sinnsprüchen<br />

378 handelte oder ob hier ein größerer Umbau erfolgte, ist nicht klar.<br />

375 Der „Goldene Greif“ wurde erst 1696 privilegiert.<br />

376 WIEDEBURG, Beschreibung, 1785, hier S. 264.<br />

377 Laut BEIER, Architectus Jenensis, 1681, S. 106, ließ der Konditor Johann Graue das Haus 1660 erneuern.<br />

378 Vgl. Kapitel Bild 3.3: Markt 3 – Das unauffällige Professorenhaus.<br />

85


Verwundern muss der starke Abfall der Bewertung für das heutige Haus Markt 8 innerhalb<br />

weniger Jahre. Sowohl in der Mitte des 16. Jahrhunderts, als das Gebäude erst wenige<br />

Jahrzehnte alt war, als auch noch im Anschlag von 1668 liegt das Haus auf einem<br />

der vorderen Plätze der Bewertung. Knapp zwanzig Jahre später soll es statt auf dem<br />

zuvor zweiten nur noch auf dem zwanzigsten Platz in der Reihenfolge liegen? Gab es<br />

hier Beschädigungen durch den Neubau des Nachbarhauses Markt 9? Haben die Besitzer<br />

gegen die angesichts geringer bewerteter Neubauten hohe Veranschlagung Protest eingelegt?<br />

Wir werden die Ursache dieser signifikanten Abwertung wohl nicht klären können.<br />

Die in der Tabelle auffälligen Veränderungen für das heutige Haus Markt 9 sind in Wirklichkeit<br />

vermutlich weniger markant als nach den Zahlen zu vermuten. In der Mitte des<br />

16. Jahrhunderts handelt es sich bei den heutigen Grundstücken Markt 9/10 offenbar<br />

noch um eine Art Großparzelle, die insgesamt bewertet wird. Vermutlich war sie auch<br />

mit einem durchaus repräsentativen Wohnhaus auf dem heutigen Grundstück Markt 9<br />

bebaut. Es gehörte aber auch noch das Grundstück des heutigen Markt 10 mit möglicherweise<br />

sogar zwei „Miethäuslein“ mit zum Eigentum des Besitzers und floss mit in<br />

die Bewertung ein. Daher lag dieses Grundstück damals in dem Anschlag an der ersten<br />

Stelle. Im Steueranschlag von 1668 ist explizit erwähnt, dass es sich bei dem nun bewerteten<br />

Haus um einen Neubau handelt. Warum dieser Bau trotz seiner offenbaren Modernität<br />

allerdings erst an der 23. Stelle der Markthäuser liegt, muss leider ungeklärt<br />

bleiben. Da das Haus auch 1687 nicht wesentlich besser dasteht, wird es sich 1668 auch<br />

nicht nur um einen halbfertigen Rohbau gehandelt haben. Interessant ist in dem Zusammenhang<br />

die hohe Bewertung des Nachbargebäudes Markt 10 am Ende des 17. Jahrhunderts.<br />

Hier sind Baumaßnahmen kurz vor 1687 im Zusammenhang mit der Teilung dieser<br />

ehemaligen Großparzelle sehr wahrscheinlich.<br />

Bei den restlichen drei markierten Gebäude der Tabelle, Markt 20, Markt 21 und Kleine<br />

Rathausgasse 3, die am Ende des 17. Jahrhundert jeweils eine relative Verschlechterung<br />

um einige Plätze im Ansehen der Zeitgenossen hinnehmen müssen, handelt es sich offenbar<br />

durchweg um Gebäude aus älteren Zeiten, die wohl eine Modernisierung nötig<br />

hatten.<br />

Durch einen Vergleich dieser eigentlich nur für die Heranziehung zur Steuer erstellten<br />

Listen kann, wie hier gezeigt, mit der gebotenen Zurückhaltung bezüglich der Genauigkeit,<br />

durchaus etwas über die bauliche Entwicklung des <strong>Marktplatz</strong>es der Stadt ausgesagt<br />

werden.<br />

Zu der inneren Gliederung der Gebäude sind durch das fehlende Quellenmaterial leider<br />

keine Aussagen möglich. Es ist aber davon auszugehen, dass sich überall ein komplexes<br />

Raumprogramm etabliert hat und die im 16. Jahrhundert übliche Kombination von Stube,<br />

Kammer und Küche durch weitere private Räume ergänzt wurde, wodurch eine im-<br />

86


mer stärkere Spezialisierung der räumlichen Nutzung und eine größere Privatheit der<br />

Bewohner ermöglicht wird.<br />

Hinter den Kulissen: Die Hausstätten<br />

Ende des 17. Jahrhunderts ist die Stadt Jena noch immer ausgesprochen ländlich geprägt,<br />

wie man an den zahlreichen agrarischen Grundstücken der Markthausbesitzer<br />

erkennen kann. Selten haben diese Weinberge, Äcker und Wiesen etwas mit den Berufen<br />

der Hausbesitzer zu tun. Lediglich die Grundstücke für die Holzgewinnung und die Gärten<br />

haben einen unmittelbar einsichtigen Nutzen für die Stadtbewohner. Doch auch die<br />

Weinberge bringen den Bürgern durch die Möglichkeit des Erwerbs des Schankrechts<br />

und die steuerliche Begünstigung des Weinschenkens für Hauswirte, die viele Studenten<br />

beherbergen, große finanzielle Vorteile. Doch in den meisten Fällen des Besitzes von<br />

großen Ackerflächen wird es sich auch im 17. Jahrhundert noch um eine traditionelle<br />

Form der Geldanlage gehandelt haben. Eine Einschätzung des Vermögens allein anhand<br />

der Auswertung der Grundstücksgrößen der jeweiligen Hausbesitzer scheint jedoch im<br />

ausgehenden 17. Jahrhundert, im Gegensatz zur Mitte des 16. Jahrhunderts, nicht mehr<br />

sinnvoll. Hier müssten andere Besitztümer exakt ausgewertet werden, was jedoch im<br />

Rahmen dieser Arbeit nicht zu leisten war.<br />

Welchen Anteil der oft weit außerhalb gelegenen Grundstücke sogenannte Halbteiler 379<br />

bearbeiteten und welchen Anteil die Besitzer selber nutzten, geht aus den Güterbüchern<br />

leider nicht hervor. Alle Markthausbesitzer zusammen besaßen im Jahre 1669 knapp<br />

163 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche. Das ist immerhin mehr als elfmal soviel wie<br />

die von den Stadtmauern umgebene Fläche der Innenstadt Jenas. 380 Die einzelnen<br />

Grundstücksgrößen reichen jedoch nicht an diejenigen der Hausbesitzer aus dem Jahre<br />

1585 heran: der damals landreichste Besitzer eines Markthauses, Philipp von Herden,<br />

nannte 31,3ha sein eigen; der im Jahre 1669 begütertste Matthias Birckner besaß hingegen<br />

nur 18,2ha. Dennoch entsteht vor dem Auge des heutigen Betrachters beim Auftrag<br />

sämtlicher Grundstücke aller Markthausbesitzer in eine Karte der Jenaer Umgebung das<br />

Bild einer Spinne im Netz: Die Bewohner eines relativ kleinen Fleckens im Zentrum der<br />

Stadt Jena genießen die Erträge von Grundstücken, die teilweise weit außerhalb der<br />

Stadtmauern liegen. 381 Die Weinberge der Markthausbesitzer befinden sich dabei be-<br />

379 Vgl. Anmerkung 333.<br />

380 Der Innenstadtbereich Jenas umfasst eine Fläche von ca. 15 Hektar.<br />

381 Vgl. Abb. 17 Grundstücke der Markthausbesitzer 1669. Einige Grundstücke ließen sich leider nicht<br />

auftragen, da ihre Namen und damit ihr Ort in Vergessenheit geraten sind. Dazu gehören Egelsee, Hornisse,<br />

Kirschstieg, über dem Rade, am Atlanten, Neufatz, Riefental, Kelberstal, Meishain, Kesching, Schlister,<br />

Mehlmann, Schwarzenberg, Körbigen und einige weitere, bei denen die Zuordnung nicht ganz sicher ist.<br />

Da es sich im Vergleich mit den zu identifizierenden Grundstücken allerdings nur um eine relativ geringe<br />

Anzahl kleiner Grundstücke handelt, kann der Abbildung dennoch eine gewisse Gültigkeit zuerkannt werden.<br />

87


sonders häufig am Jenzig. Adrian Beier überliefert uns dazu folgenden Sinnspruch: „wer<br />

einen Weinberg an Jentzig und ein Haus am Marke und 9 Arakker im Felde und 300 fl. im<br />

Kasten hat, der kan ein Bürger in Jena wohl bleiben.“ 382 Aber auch an den Hängen bei Ziegenhain<br />

und an den Kernbergen, sowie an den Sonnenbergen und bis nach Ammerbach,<br />

Wöllnitz und im Munketal finden sich Weinberge von Markthausbesitzern. Wiesen sind<br />

nahezu ausschließlich in Unter- und Oberaue, sowie der Suhne 383 lokalisiert, wohingegen<br />

sich Ackerflächen, bis auf die Steilhänge, über das gesamte Gebiet verteilt finden.<br />

Krautländer wurden vorzugsweise entlang der alten Leutra 384 , auf der Landfeste und im<br />

Lerchenfeld 385 angelegt. Dabei fällt auf, dass es sich hier durchweg um wohl besonders<br />

fruchtbare, da periodisch überschwemmte Areale handelt. (Obst)gärten finden sich besonders<br />

in Stadtnähe, gehäuft in der südlichen Vorstadt. Holzgewinnung ist ausschließlich<br />

auf dem Forst verzeichnet.<br />

Durch das Untersuchen und Kartieren dieser Grundstücke vor den Toren der Stadt soll<br />

das Augenmerk darauf gelenkt werden, dass zur Hausstätte der Frühen Neuzeit mehr<br />

gehört als das heute eventuell noch vorhandene, bauhistorisch untersuchte und sorgfältig<br />

restaurierte repräsentative Wohnhaus mit Marktfassade. Neben den Hof- und Stallgebäuden,<br />

über die uns in den Quellen leider wenig mitgeteilt wird, gehören zum Besitz<br />

der Markthauseigentümer und damit im weitesten Sinne auch zur frühneuzeitlichen<br />

Hausstätte natürlich eventuelle weitere (vermietete) Häuser in und vor der Stadt, Scheunen,<br />

Gärten, zuweilen Werkstattgebäude und eben auch die hier angesprochenen großräumigen<br />

landwirtschaftlichen Nutzflächen rund um die Stadt. Im Extremfall kann der<br />

Wert der Besitztümer ohne das Markthaus sogar deutlich über dessen Wert liegen. So ist<br />

das schmale Markthaus Markt 19 für den Erb- und Gerichtsherren von Großlöbichau<br />

Peter Rudolph Ditterich sicher wichtig zum Repräsentieren, nicht aber sein wirtschaftlicher<br />

Mittelpunkt.<br />

Sicher wäre eine solche Untersuchung für das 16. Jahrhundert, das noch mehr landwirtschaftliche<br />

Flächen der Hausbesitzer zeigt, interessanter gewesen als die Auswertung<br />

der Daten am Ende des 17. Jahrhunderts. Durch die Vielzahl der nicht lokalisierbaren<br />

Grundstücksbezeichnungen in dieser Zeit war diese Aufgabe hingegen hier nicht lösbar,<br />

wäre aber eine interessante Herausforderung für eine weitergehende Forschungsarbeit,<br />

die möglichst unter Mitarbeit von Sprachforschern anzugehen wäre.<br />

Neben den Grundstücken gehören auch die Kirchenbänke der Familien in der Stadtkirche<br />

zum Familienbesitz und damit zumindest am Rande zur Hausstätte. Mangels überlieferter<br />

genauer Angaben zu diesen Kirchenbänken können sie in dieser Untersuchung<br />

382 Adrian BEIER: Geographus Jenensis. Abbildung der Jehnischen Gegend, Grund und Bodens. Das ist: Die<br />

Stadt Jena nach ihrem Nahmen, Lobe, Uhrsprung, Alter, …, Jena: Johann Gollner, 1673, S. 489.<br />

383 Südlich der Rasenmühle.<br />

384 Im südlichen Teil des heutigen Westviertels.<br />

385 Nördlich der Einmündung der Lache in die Saale.<br />

88


jedoch keine Rolle spielen. Auch Grabstätten und Epitaphe erzählen von der Verwurzelung<br />

der Familien in der Stadt. Leider haben sich, zumindest bis zur Bombardierung<br />

1945, fast ausschließlich Grabmäler für Angehörige der Universität erhalten. Da die<br />

Überlieferung über die Grabmäler und Epitaphe sehr lückenhaft ist, muss hier auf allgemeine<br />

Aussagen dazu verzichtet werden. Bei überlieferten oder gar noch erhaltenen<br />

Denkmälern für ehemalige Markthausbesitzer sind diese im Häuserbuch vermerkt sowie<br />

die erhaltenen Grabstätten als Fotografien im Abbildungsteil zu finden.<br />

Akteure 2<br />

Im durch die Quellenlage gut auszuwertenden Jahr 1669 gab es um den Jenaer Markt 33<br />

Häuser, die 32 Besitzern gehörten, welche glücklicherweise alle namentlich überliefert<br />

sind. 386 Nur bei dreien von ihnen (9,4%) bleiben uns die Berufe unbekannt. Am häufigsten<br />

vertreten sind in diesem Jahr die Professoren- und Händlerhaushalte mit je sieben<br />

Vertretern (21,9%). Das entspricht fast genau den Verhältnissen am Ende des 16. Jahrhunderts.<br />

Allerdings gab es damals neben den Händlern noch drei Buchhändler. Im Jahre<br />

1669 sind das am Markt nur noch die Erben von Salomon Gruner und natürlich der<br />

Buchhändler und Verleger Matthias Birckner, der aber im Güterbuch nur als Seidenhändler<br />

aufgeführt wird und deshalb in dieser Aufstellung als Händler erscheint. Auffällig<br />

ist die Stärke der Schuster, Gürtler und Riemer 387 (18,8%). Allerdings konzentrieren<br />

sie sich im Marktgässchen, das man in dieser Zeit getrost Schustergasse nennen könnte.<br />

Nicht gering ist mit drei Vertretern (9,4%) auch der Anteil der Landesbeamten. Der Apotheker<br />

Johann Hoffmann, der auch als Bürgermeister und Stadtrichter erwähnt wird,<br />

besitzt als einziger zwei Häuser am Markt, die direkt nebeneinander liegen. 388 Neben<br />

dem in diesem Jahr nach wie vor einzigen Gastwirt am Markt 389 , dem „Sonnen“-Wirt,<br />

gibt es hier auch einen Konditor. Auch ein Musiker bzw. dessen Frau besitzt ein Markthaus.<br />

390<br />

*<br />

Sicher wohnen in dieser Zeit in nahezu jedem Haus am Markt Studenten. Gerade die seit<br />

der Universitätsgründung erfolgten Aufstockungen der meisten der Markthäuser weisen<br />

auf Vermietungen dieser oberen Stockwerke hin. Die meisten Vermieter werden wohl<br />

sogar an mehrere Studenten, die sich zuweilen nicht nur die Stube, sondern sogar das<br />

386 Vgl. zu den folgenden Ausführungen die Abb. 17 Berufsgruppen am Markt 1669.<br />

387 In den Güterbüchern des ausgehenden 17. Jahrhunderts findet sich ausschließlich die Berufsbezeichnung<br />

Schuster. Die Bezeichnung Schuhmacher taucht erst am Ende des 18. Jahrhunderts auf.<br />

388 Markt 14 und 15, vgl. qualifiziertes Häuserbuch.<br />

389 Erst 1696 wird Johann Heinrich Pott das Gasthausprivileg für den „Goldenen Greif“ im späteren Markt<br />

10 erteilt.<br />

390 Vgl. im qualifizierten Häuserbuch unter Teilhaus 2 des späteren Markt 4 und Vgl. Abb. 17 Berufsgruppen<br />

am Markt 1669.<br />

89


Bett teilten, vermietet haben. Allerdings müssen Aussagen über die Anzahl der Studenten<br />

am Markt im Ausgang des 17. Jahrhunderts Spekulation bleiben, da in den Güterbüchern<br />

Vermietungen generell nicht ausgewiesen werden.<br />

Vermutlich sind in dieser Zeit die Hausbesitzer überwiegend auch die Hausbewohner.<br />

Sicher gab es zusätzlich zu den Besitzerfamilien und ihren Bediensteten sowie den Studenten<br />

auch noch Mieter in den Markthäusern. Komplett an eine Familie vermietete<br />

Häuschen, die sich mit auf dem Grundstück des Hausbesitzers befanden, wie noch 100<br />

Jahre vorher zu finden, scheint es aber nicht mehr gegeben zu haben. Über Mieter in den<br />

Markthäusern, die nicht auch noch eigene Grundstücke besaßen, erzählen uns die hier<br />

ausgewerteten Güterbücher leider nichts, so dass im Rahmen dieser Untersuchung über<br />

deren Anzahl oder gesellschaftlicher Stellung keinerlei Aussagen möglich sind.<br />

Bild 2.1: Markt 16 – Ein Professor baut um<br />

Nachdem das Gebäude des späteren Markt 16 wohl noch mindestens bis zum Ende des<br />

16. Jahrhunderts als Wohn- und Geschäftshaus einer Tuchgroßhändlerfamilie diente, die<br />

dabei möglicherweise auch noch die mittelalterliche Nutzung als Lager- bzw. Kontorhaus<br />

zum Markt und Wohnhaus auf der marktabgewandten Seite beibehielt, änderte<br />

sich die Nutzung in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Einen ersten genauen Nachweis<br />

über diese neuzeitliche Nutzung erhalten wir aus dem Steueranschlag von 1668 391 ,<br />

in dem die Witwe des Professors für Metaphysik und Logik Daniel Stahl als Hausbesitzerin<br />

genannt wird. Da bei Ihrem Eintrag beide Nachbarn (Johann Hoffmann und die Witwe<br />

von Dr. Chemnitius) genannt sind, lässt sich das Haus auch glücklicherweise exakt<br />

lokalisieren. Weiter wird hier vermerkt, dass Frau Stahl das Haus aus dem Besitz ihres<br />

Vaters, des Dr. Georg Himmel, erhielt. Georg Himmel war Doktor der Rechte, heiratete<br />

am 13. „wintermon“ (Dezember) 1620 Anna Artus, die Witwe des „Notar(en) publ(icus).“<br />

(Stadtschreiber) Wenzel Artus aus Jena 392 und wurde am 2. Juli 1626 in Jena bestattet. 393<br />

Er besaß das Haus also noch vor dem bauhistorisch belegten großen Umbau des Gebäudes,<br />

der nach der dendrochronologischen Datierung um 1651 erfolgt sein muss und eine<br />

Drehung des Dachstuhles im Vorderhaus um 90⁰, sowie eine nunmehrige Wohnnutzung<br />

dieses ehemaligen Speicherhauses, mindestens im zweiten Obergeschoss, beinhaltete. 394<br />

Damit wird wahrscheinlich in dieser Zeit das ehemalige Wohnhaus zum Hinterhaus,<br />

391 STEUERANSCHLAG VON 1668, Stadtarchiv Jena, Sign. C II, Nr. 26, S. 400: „M. Daniel Stahls Wittbe.<br />

Ein Wohnhauß neben Johann Hoffmannen undt D. Chemnitien Wittben, F. Patris D. Georg Himmels, lehnt den<br />

Gerichten, zinst nichts, ist Marckrecht.“<br />

392 KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1620, S. 83.<br />

393 SPANGENBERG, Handbuch, 1819, S. 123.<br />

394 Lutz SCHERF: Markt 16 - ein Zeugnis der Lebensweise und Baukunst im spätmittelalterlichen Jena. In:<br />

Arbeitskreis für Hausforschung (Hg.): Hausbau in <strong>Thüringen</strong> und angrenzenden Regionen. Jahrbuch für<br />

Hausforschung Bd. 48, S. 117 - 130. Marburg: Jonas Verlag, 2002, S. 126f.<br />

90


wohingegen das ehemalige Speichergebäude zum repräsentativen Vorderhaus erhoben<br />

wird.<br />

Vermutlich ist dieser genannte Umbau also mit der Nutzung durch die nachfolgende<br />

Familie des Schwiegersohnes von Georg Himmel, Professor Daniel Stahl, in Verbindung<br />

zu bringen. Dabei verwundert es zunächst, dass nicht Professor Stahl im Steueranschlag<br />

genannt wird sondern nur seine spätere Witwe. Allerdings ist dieses Phänomen, dass<br />

der Hausbesitz von Professoren manchmal nur über deren Witwen nachzuweisen ist,<br />

aus dem Zweck der Quellen zu erklären: Steueranschläge, Güter- oder Schwörbücher<br />

sind zur Auflistung der zu versteuernden Immobilien erstellt worden. Professoren<br />

mussten als akademische Bürger keine städtischen Steuern auf ihr Wohnhaus errichten.<br />

Erst bei darüber hinausreichendem Grundbesitz wurden sie der Stadt steuerpflichtig.<br />

Für Witwen, besonders wenn sie sich erneut verheirateten oder einem bürgerlichen<br />

Gewerbe nachgingen, galt diese Befreiung nicht immer.<br />

Daniel Stahl 395 wurde 1589 in Hammelburg bei Fulda geboren und besuchte die Schule<br />

in Schweinfurt, wohin sich seine lutherischen Eltern vor den Verfolgungen des Fuldaer<br />

Abtes zeitweise geflüchtet hatten, und in Coburg. Später studierte er in Straßburg, Gießen<br />

und Frankfurt (Oder) und wurde 1608 in Gießen promoviert. In Jena wurde er zum<br />

Privatdozenten ernannt und 1623 zum Professor der Logik und Metaphysik berufen. Er<br />

gilt als einer der bedeutendsten Philosophen der Universität im 17. Jahrhundert und<br />

erster selbständiger Vertreter aristotelischer Scholastik in Jena. 396 Im Jahre 1631 war<br />

Magister Stahl Rektor der Jenaer Universität. 397 Er wurde am 21. Mai 1654 bestattet. 398<br />

Bis zu seinem Tode hielt er Vorlesungen an der Jenaer Universität, obwohl seine Schaffenskraft<br />

in den letzten Jahren durch ein Augenleiden stark beeinträchtigt war. 399<br />

Im Jahr seiner Berufung nach Jena, am 21. „hewmon“ (Juni) des Jahres 1623, hatte Professor<br />

Daniel Stahl in erster Ehe die Magdalen[a], Tochter des bereits verstorbenen Jenaer<br />

Bürgers und Weißbäckers Hans Fiechler geheiratet. 400 Offenbar war er später noch<br />

ein zweites Mal verheiratet und zwar mit einer Tochter des Juristen Georg Himmel 401 ,<br />

ohne dass im Jenaer Kirchenbuch eine erneute Eheschließung zu finden ist. Diese Tochter<br />

des Dr. Himmel brachte nun das Haus am Markt mit in die Ehe.<br />

Professor Stahl hatte mindestens vier Töchter. Tochter Anna Catharina heiratete in Todesjahr<br />

ihres Vaters, am 30. Januar 1654, den „J. U. Studiosus“ Caspar Breuning, Sohn des<br />

395 Ein Porträt Stahls ist als Kupferstich von 1662 als Titelbild zu Daniel Stahls Questiones logicae, 2. Auflage<br />

Jena 1662, Universitätsbibliothek erhalten.<br />

396 STEINMETZ et al. (Hg.), Geschichte der Universität Jena, 1958, Bd. 1, S. 85.<br />

397 SCHMEIZEL, Chronik, 1758, S. 68.<br />

398 KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen 1554, S. 271.<br />

399 STEINMETZ et al. (Hg.), Geschichte der Universität Jena, 1958, Bd. 1, S. 86.<br />

400 KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1623, S. 99.<br />

401 Bei Daniel Stahls Witwe ist im Ratsgüterbuch Georg Himmel als Vater genannt.<br />

91


Superintendenten von Alfeld und sämtlicher evangelischer Kirchen im Stift Hildesheim.<br />

402 Tochter Anna Sabina heiratete am 2. Juni 1556 den Doktor beider Rechte am<br />

Sächsischen Hofgericht zu Jena, Hieronymus Mühlpfort. 403 Tochter Magdalena heiratete<br />

im Jahr 1662 in Weimar den Dr. Johann Schmiedel. 404 Die jüngste Tochter Catharina Elisabeth<br />

heiratete 1667 den „J. U. D. und Practicus“ Burkhard Heinrich Thilomann, Sohn<br />

des Schwarzburgischen Pfarrers Heinrich Thilomann. 405 Professor Daniel Stahls offenbar<br />

einziger Sohn Johann Just ertrank 1665 in der Saale. 406<br />

Möglicherweise übernehmen die Thilomanns, die Familie von Daniel Stahls jüngster<br />

Tochter, das Haus am Markt, wohl nach dem Tod der Witwe Stahls, da ein „Telemann“ als<br />

Vorbesitzer des nächsten gesicherten Hausbesitzers Philipp Beier aufgeführt wird. 407<br />

Wann der nächste namentlich bekannte Hausbesitzer, der Chirurg Philipp Beier, das<br />

Haus erwarb, lässt sich nicht feststellen; es muss aber vor bzw. um 1686 gewesen sein,<br />

da sein Name der erste Eintrag zu diesem Haus im Ratsgüterbuch von 1686 ist, das bis<br />

zum Beginn des 19. Jahrhunderts fortgeführt wurde.<br />

Bild 2.2: Markt 22 – Ein Gastwirt macht sich unbeliebt<br />

Wenn man den Abbildungen des Marktes vom Ende des 17./Anfang des 18. Jahrhunderts<br />

glaubt, hat sich am äußeren Erscheinungsbild des Gebäudes seit dem 16. Jahrhundert<br />

wenig getan. Noch 1715 408 schmückt das Gebäude ein Stufengiebel aus der Spätgotik<br />

oder Frührenaissance. Auch über Umbauten im Inneren seit diesen Zeiten ist durch<br />

bauhistorische Untersuchungen nichts belegt.<br />

Der in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts noch einzige Gasthof am Markt 409 , der<br />

eben deswegen auch als einziges Gebäude hier einen Hausnamen trug, war, wie auf dem<br />

Stammbuchblatt von 1715 deutlich sichtbar, mit einer goldenen Sonne auf dunklem<br />

Grund über dem spitzbogigen Eingangsportal am Markt gekennzeichnet. Adrian Beier<br />

als Zeitzeuge erwähnt auch weitere Bemalungen im Inneren und verschiedene Wap-<br />

402 KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1654, S. 242.<br />

403 Hieronymus Mühlpfort starb laut SPANGENBERG, Handbuch, 1819, S. 43, im Jahre 1695 als Hofgerichtsadvokat<br />

und Gräflich-Hohenlohischer Rat.<br />

404 KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1662, S. 285, als Randnotiz.<br />

405 KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1667, S. 26.<br />

406 SCHMEIZEL, Chronik, 1758, S. 112.<br />

407 RATHSGÜTHERBUCH DER STADT JENA 1686, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 38, S. 179: „H. Philipp Beyer,<br />

Chirurgus. Ein Wohnhauß am Marckte, neben H. Doct. Hoffmanns, lehnet denen Stadtgerichten, fuit H. D.<br />

Telemanns“.<br />

408 „Forum Jenense illuminat. à Brunsvicens. Die Natali Ser. Pr. August. Wilhelm. Duc. Br. et Lüneb. d. 8.<br />

Martii 1715“, Stammbuchblatt, Braunschweigisches Landesmuseum, InvNr. VMB 9763, Abb. 16.<br />

409 Erst 1696 wurde Johann Heinrich Pott für sein Haus an der Gasse zur Oberlauengasse den „goldenen<br />

Greif“ (heute Markt 10) ebenfalls ein Gasthofsprivileg erteilt.<br />

92


pen 410 an der Fassade, sowie den Standort des Jenaer Kornmaßes vor diesem Gasthof 411 .<br />

Die auf dem Stammbuchblatt von 1715 erkennbaren mittleren zwei, zunächst wie Fenster<br />

wirkenden „Öffnungen“ im zweiten Obergeschoss, könnten bei Kenntnis der Beierschen<br />

Beschreibung auch Wappendarstellungen sein. Vermutlich sind sie jedoch nur<br />

Schmuck für die hier dargestellte Feierlichkeit.<br />

*<br />

Nach dem Tod Philipp von Herdens, der das Gasthofsprivileg für sein Haus erhalten hatte,<br />

im Jahre 1598 412 , ging die „Sonne“ zunächst an seinen Sohn Hans, kurz darauf an Philipp<br />

von Herdens Schwiegersohn Martin Wolff Beier und danach an dessen Sohn Philipp<br />

Beier über, wie uns der Chronist Adrian Beier berichtet 413 . Philipp Beier wird am 26. 7.<br />

1583 geboren, immatrikuliert sich 1596 an der Universität Jena, ist von 1620 bis 1626<br />

Brückenmeister, 1630 Bürgermeister und wird als „Sonnen“-Wirt bezeichnet. Für sein<br />

Ansehen auch in jungen Jahren spricht, dass er am 13. 7. 1607 die Tochter des Dr. med.<br />

und Prof. Jacob Flach (1582-1637), Barbara Flach, heiratet. Seine Söhne sterben vor ihm:<br />

Philipp Jacob 1608, Martin Wolf(1) 1609, Martin Wolf(2) 1638. 414 Im Jahre 1646 stirbt<br />

Philipp Beier selbst. 415 Der Stadtchronist Adrian Beier nennt, als Zeitzeuge durchaus<br />

glaubhaft, Philipp Beiers Witwe Catharina Cathara aus Hall[e] in Sachsen 416 und vermerkt,<br />

dass diese den Gasthof an Heinrich Gottfried Marquart verkauft habe. In den Jenaer<br />

Kirchenbüchern ist weder diese zweite Ehe Philipp Beiers auffindbar noch das<br />

Sterbedatum seiner zweiten Frau, Catharina Cathara.<br />

Wahrscheinlich verpachtet Beiers Witwe den Gasthof nach dem Tod ihres Mannes an<br />

den Wirt Ernst Thumruff. Dieser wird im Kirchenbuch Jena bei seiner Bestattung am 7.<br />

April 1656 als „Sonnen“-Wirt bezeichnet. 417 Damit gibt es wohl zum ersten Mal einen<br />

„Sonnen“-Wirt, der nicht zugleich Eigentümer des Hauses ist. Ernst Thumruff wird bei<br />

der späteren Wiederverheiratung seiner Witwe als Cornet, Bürger und Gastwirt bezeichnet.<br />

418 Die Bezeichnung Cornet wurde für die Fahnenträger des Trosses des Lands-<br />

410 BEIER, Architectus Jenensis, 1681, S. 168: „Der Gasthof zur güldenen Sonnen, liegt am Marcke unweit vom<br />

Rathause, hat den Namen von seinem Zeichen, und das ist eine abgemahlete güldene Sonne, zugeschweigen<br />

der Wappen vieler Fürsten, Grafen, Herren und Edlen von aussen und von innen.“<br />

411 Ebenda, S. 169: „Vor diesem Gasthofe über dem Wasserlauff ist zu sehen der steinerne Scheffel oder<br />

Kornmaß.“<br />

412 Vgl. Bild 1.2: Markt 22 – Vom gastfreundlichen Bürgermeister zum städtischen Gasthof.<br />

413 BEIER, Architectus Jenensis, 1681, S. 168: „Dieser Gasthoff allein hat das Privilegium Wein und Bier einzulegen<br />

für die frembde Gäste, aber nicht für die Einheimischen, und solche Freyheit hat erlangt sein Besitzer<br />

Philippus von Herden, Bürgermeister, der verstorben ist An. C. 1598. den 15. Novembr. Und genossen sein<br />

Besitzer Eydam Martin Wolff Beier, und dessen Sohn Philippus Beier, beide Bürgermeister“.<br />

414 APEL, Einwohner, 1937, S. 16.<br />

415 Ebenda.<br />

416 BEIER, Architectus Jenensis, 1681, S. 168.<br />

417 KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen 1656, S. 282. Es ist keine verwandtschaftliche Beziehung Ernst Thumruffs<br />

zu Philipp Beier oder seiner Familie feststellbar, allerdings auch nicht auszuschließen.<br />

418 KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1659, S. 269.<br />

93


knechtsheeres verwendet. In wieweit damit auf eine frühere Rolle Thumruffs, eventuell<br />

in Zeiten des Dreißigjährigen Krieges, verwiesen wird, muss nach den vorliegenden<br />

Quellen spekulativ bleiben, macht aber deutlich, dass diese kriegerischen Zeiten noch im<br />

Gedächtnis haften und hier wohl ein Übergang zu einer neuen Tätigkeit in friedlicheren<br />

Zeiten geglückt war.<br />

Thumruffs Witwe Helena heiratet am 17. 1. 1659 Heinrich Gottfried Marquart. 419 Laut<br />

Adrian Beier kauft dieser den Gasthof „Sonne“ von der Besitzerin, der Witwe Philipp<br />

Beiers, die ihn an den Wirt Thumruff nur verpachtet hatte. 420 Dabei behielt sie jedoch<br />

das Nebenhaus, den Hof und den Torweg. 421<br />

Marquart unterscheidet sich stark von den bisherigen Besitzern der „Sonne“ und erregt<br />

mit seinem späteren Wirken als Bürgermeister, wenn man Koch 422 und auch zeitgenössischen<br />

Quellen 423 Glauben schenkt, Widerspruch und Ärger. Bei seiner Hochzeit im Jahre<br />

1659 wird er als studiosus juris, Sohn des „Dr. juris ubriusque Licentiati“ 424 David Marquart<br />

aus Soest in Westfalen bezeichnet. Wir finden ihn auch richtig mit dem Datum des<br />

21. Mai 1655 in der Jenaer Matrikel verzeichnet. 425 Auch weitere Familienmitglieder der<br />

Familie Marquart aus Soest haben an der Jenaer Universität studiert. Bei dem 1619 in<br />

der Matrikel genannten David Marquart handelt es sich möglicherweise um seinen Vater,<br />

bei dem 1650 genannten Anton vielleicht um einen Bruder. Aber auch nach Heinrich<br />

Gottfried studieren noch mehrere Verwandte hier: 1662 Georg Marquart, 1696 Johann<br />

Adam Marquart und 1702 Johann Friedrich Marquart, alle aus Soest stammend. 426<br />

Als Jurastudent hat Heinrich Gottfried nicht nur die bei Söhnen angesehener Jenaer Bürger<br />

vor einem Berufseintritt mittlerweile schon fast zum guten Ton gehörenden wenigen<br />

419 Ebenda.<br />

420 BEIER, Architectus Jenensis, 1681, S. 168.<br />

421 Ebenda.<br />

Im STEUERANSCHLAG VON 1668, Stadtarchiv Jena, Sign. C II, Nr. 26, S. 330f. spiegelt sich der Verkauf und die<br />

dadurch geringere Steuerlast, die Marquart im Vergleich zu seinen Vorbesitzern zahlen musste folgendermaßen<br />

wieder:<br />

„Heinrich Gottfried Marquardt, Bürgermeister.<br />

Der Gasthoff zur Güldenen Sonne am Marckte, F(uit). B(ürgermeiste)r. Philip Beyers Wittben, lehnet den<br />

Gerichten, zinst nichts, ist Marckrecht.<br />

Not. Weile Br. Philip Beyers Witbe ein Häußlein Keller undt Stück Hoff von dem Gasthoff bekommen, so sindt<br />

20 alte Schock hier gefallen undt der Bürgermeisterin zugeschrieben worden.“<br />

Der erwähnte Torweg könnte die Zufahrt zu dem großen Rundbogenportal im südlichen Teil der Westwand<br />

der „Sonne“ sein, der westlich und südlich des späteren Haus Markt 23 verlief.<br />

422Vgl. KOCH, Geschichte, 1966, S. 156.<br />

423 Gustav MEYER-LINGEN (Hg.): Jenaisches Bürgerleben zur Zeit des 30jährigen Krieges (Tannenberger<br />

Chronik). [Jena], ca. 1932.<br />

424 KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1659, S. 269.<br />

425 Die Matrikel der Universität Jena. Band 2, 1652-1723, bearbeitet von Reinhold Jauernig, Jena: 1977, S.<br />

501.<br />

426 Vgl. Die Matrikel der Universität Jena. Band 1, 1548-1652, bearbeitet von Georg MENTZ und Reinhold<br />

JAUERNIG, Jena: 1944, S. 197; Band 2, S. 501.<br />

94


Semester Philosophie gehört. Verwundern muss hingegen, dass er auch im Jahre 1661<br />

bei der Taufe seines Sohnes Johann Gottfried noch als Jurastudent und gleichzeitig als<br />

Wirt bezeichnet wird. 427 Offen bleibt, ob er dieses Jurastudium jemals beendet hat. Bei<br />

der Taufe seines zweiten Sohnes David Georg im Jahr darauf ist von einem Studentenstatus<br />

nicht mehr die Rede. Hier wird er nur als „Sonnen“-Wirt bezeichnet. 428 Marquarts<br />

Verwurzelung im universitären Milieu lässt sich auch an den Paten 429 seines ersten Sohnes<br />

ablesen: Erster Pate ist hier der Jenaer Juraprofessor Dr. Johann Volckmar Bechmann<br />

430 , Patin die Tochter des Jenaer Medizinprofessors Gottfried Möbius 431 , dritter<br />

Pate ein Student namens Gottfried Schomar aus Halle. War Marquart zu diesem Zeitpunkt<br />

noch auf eine juristische Karriere aus? Sein zweiter Sohn, der nur ein reichliches<br />

Jahr später getauft wurde 432 , erhielt zum ersten Paten den Diakon und Magister David<br />

Lippach 433 , zur Patin die Ehefrau des Bürgermeisters und Stadtsyndicus´ Pascasius 434 ,<br />

Anna Christina. Diese Verbindung zur städtischen Oberschicht könnte als Aufbau von<br />

Kontakten zur städtischen Oberschicht und frühes Indiz für seine spätere Karriere zum<br />

Bürgermeister der Stadt hin gewertet werden.<br />

Marquart erwarb von der Witwe seines Vorbesitzers lediglich das Gebäude des Gasthofes.<br />

Offenbar behielt sie die umfangreichen Ländereien, die sicher zumindest zum Teil<br />

noch aus dem Erbe der von Herdens vorhanden waren, oder verkaufte sie anderweitig.<br />

Im Gegensatz zu Philipp von Herden, der 1585 110 Acker (ca. 31ha) Land besaß, sind bei<br />

Marquart im Jahre 1669 nur 10,67 Acker (ca. 3ha) verzeichnet, wovon lediglich 3,75<br />

Acker Weinwachs darstellen. Entweder ist Grundbesitz im Ausgang des 17. Jahrhunderts<br />

nicht mehr ausschlaggebendes Zeichen für Wohlstand, zumindest für die nicht Alteingesessenen,<br />

wogegen aber die teilweise riesigen Ländereien anderer <strong>Marktplatz</strong>bewohner<br />

sprechen, oder Marquart gehört zu dieser Zeit noch nicht zum Kreis der Wohlhabenden.<br />

Auf jeden Fall war er mit diesem geringen Grundbesitz genötigt, Wein für seinen Gasthof<br />

und wohl auch Lebensmittel für die Bewirtung der Gäste einzukaufen.<br />

Michael Tannenberger, seit Jahrzehnten Ratsherr und zum Zeitpunkt der Notiz bereits<br />

seit elf Jahren Bürgermeister (im Wechsel mit Neuberger und Pascasius), schreibt 1670<br />

427 KIRCHENBUCH JENA, Taufen 1661, S. 372.<br />

428 KIRCHENBUCH JENA, Taufen 1662, S. 394.<br />

429 KIRCHENBUCH JENA, Taufen 1661, S. 372.<br />

430 Laut SPANGENBERG, Handbuch, 1819, S. 112, war Johann Volkmar Bechmann Doktor der Rechte, Comes<br />

palatinus caesares und Professor und starb am 13. 6. 1689.<br />

Er besaß wohl zunächst das Haus Markt 19, später das große Haus Markt 3.<br />

431 Laut SPANGENBERG, Handbuch, 1819, S. 76, war Gottfried Möbius, geb. 1611 in Laucha als Sohn des Bürgermeisters<br />

Martin Möbius, Doktor und Professor der Medizin und viermal Rektor der Universität. Er<br />

verstarb auf einer Reise nach Halle 1664, wurde aber in Jena bestattet.<br />

432 KIRCHENBUCH JENA, Taufen 1662, S. 394.<br />

433 Laut SPANGENBERG, Handbuch, 1819, S. 165, wurde der Magister David Lippach am 19. 9. 1701 als<br />

Archidiakon bestattet.<br />

434 Laut SPANGENBERG, Handbuch, 1819, S. 212, wurde Georg Pascasius, als „Fürstl(icher) Stadtschulze, Bürgermeister<br />

und Stadtsyndicus“ am 18. 12. 1667 bestattet.<br />

95


in seine persönliche Chronik: „den 4. September ist Herr Gottfried Markwart, der Sonnenwirt,<br />

müssen zum Bürgermeister erwählet werden“. 435 Ob hier irgendwer, eventuell sogar<br />

der Herzog, wie Koch 436 vermutet, einen gewissen Zwang ausgeübt hat oder ob das „erwählt<br />

werden müssen“ auf eine persönliche Abneigung des langjährigen Bürgermeisters<br />

gegenüber dem aus der Fremde (Westfalen) stammenden Studierten beruht, der von<br />

ihm eventuell als Emporkömmling angesehen wurde, bzw. ob Tannenberger Marquart<br />

für nicht wohlhabend genug für eine Amtsführung frei von persönlicher Vorteilsnahme<br />

ansah, wird sich wohl nicht klären lassen. Offenbar war jedoch die Zusammenarbeit von<br />

Bürgermeister Marquart und Bürgerschaft 437 in den folgenden 17 Jahren bis zu Marquarts<br />

Tod nicht frei von Spannungen. Bereits drei Jahre später schreibt der selbe Tannenberger:<br />

„Dies Jahr ist der neue Rat erst den Sonntag vor Weihnachten aufgeführet worden<br />

438 , aus Ursache Bürgermeister Marquarts, weil er etliche excesse begangen, und mit<br />

dem Regiment übergangen worden, daß B: Neuberger hat bleiben müssen und ihm die andern<br />

Herren zugeordnet“. 439 Wobei es sich bei diesen „Excessen“ gehandelt haben mag,<br />

bleibt leider bei Tannenberger unklar. Koch fasst die Querelen um Marquart folgendermaßen<br />

zusammen: „Marquart sei Bürgermeister geworden, obgleich er eine Nonne geschwängert<br />

hatte 440 , er hatte im Steueranschlag 1668 die Ziffern seiner Steuern abgeändert<br />

und sei deshalb suspendiert worden 441 , auch habe er durch den Stadtschreiber die 15<br />

435 MEYER-LINGEN, Tannbergerchronik, S. 19.<br />

436 KOCH, Geschichte,1966, S. 156.<br />

Hintergrund für eine Begünstigung Marquarts durch den Herzog könnte eventuell der Nutzen eines gewogenen<br />

Besitzers des wahrscheinlich besten Gasthofes der Stadt in herausragender Lage am Markt für die<br />

Unterbringung herzoglicher Gäste gewesen sein. Auch die lange Tradition, dass die „Sonnen“-Wirte (von<br />

Herden, Beier) auch Bürgermeister sind, könnte eine Rolle gespielt haben. Aber nach Lage der Quellen<br />

müssen das reine Spekulationen bleiben.<br />

437 Bürgerschaft ist eine zeitgenössische Bezeichnung, die eine Gruppe von Personen umreißt, die wir<br />

wohl mit heutigen Stadträten vergleichen können, ohne dass ganz klar wird, wie diese gewählt wurden.<br />

438 Seit 1527 wurde der neue Rat normalerweise am Sonntag nach Ägidius (1. September) gewählt. Vgl.<br />

SCHMEIZEL, Chronik, 1758, S. 2.<br />

439 MEYER-LINGEN, Tannbergerchronik, S. 20.<br />

SCHMEIZEL, Chronik, 1758, schreibt dazu S. 127: „Auch paßiren allerhand Händel zwischen dem Rath und<br />

Burgermeister Marquard; dahero am 21. Dec., zu ganz ungewöhnlicher Zeit, ein neuer Rath gewählet, und<br />

Neuberger zum Burgermeister angenommen worden, biß zu Austrag der Händel.“<br />

440 Woher diese Nonne in dem zu dieser Zeit streng protestantischen Jena hergekommen sein soll, erstaunt.<br />

Zwar ist auch Marquarts Heimat Soest seit 1531 protestantisch, allerdings existieren in der Soester<br />

Börde bis 1808/09 zwei Nonnenklöster, Paradies und Welver, die sich nicht dem neuen Bekenntnis anschließen.<br />

So wäre denkbar, dass dieses Vergehen Marquarts bereits in seiner westfälischen Heimat oder<br />

auf einer Reise stattfand. Leider gibt Koch keine Quelle für diese Nachricht an.<br />

441 Diese umstrittene Abänderung seiner Gebühren ist im GÜTHERBUCH DER STADT JENA VON 1669, Stadtarchiv<br />

Jena, Sign. C II Nr. 28, S. 482f. zu finden:<br />

„H. Heinrich Gottfried Marquardt, Br.<br />

Ein Wohn- und Wihrtshauß, Zur güldenen Sonne genannt, am marckte, neben H. Friedrichen Wolfen, l. den F.<br />

Stadtgerichten, zinßet nichts, ist Marckrecht. F. Philipp Beyers ruper Ernst Philipp Thumbruffen.<br />

150 alte Schock von der Gastung, Fällt, weil die anderen und dessen Vorfahren dergleichen nicht geben solches<br />

in den 15 g stecket, ist den 23. Julii 1673 in Beysein der Herrn Neuberger, Tannenberger, Nisius, Herwig<br />

und Dertels[?] also beliebet.“<br />

96


Groschen seines Geschosses in 6 Groschen ändern lassen.“ 442 Dennoch ist Marquart weiterhin<br />

Bürgermeister geblieben. Über das Jahr 1675 schreibt Schmeizel dazu: „am 12.<br />

dito [Mai] ist nach vielem Proceßiren die Streitigkeit mit dem Burgermeister Marquard<br />

beygeleget worden, und am 17. ist er zu Rath erschienen und in seine Stelle gesetzet worden.<br />

Da er aber kurz drauf angefangen, bey allen Rathstägen ein eigen Protocoll vor sich zu<br />

halten, wären die Händel von Neuem angegangen, wenn er solche Neuerung auf behöriges<br />

Vorstellen nicht unerlaßen.“ 443 Dieser Bericht lässt vermuten, dass zumindest einige der<br />

Anfeindungen gegenüber Marquart auf die von ihm vorgenommenen Neuerungen, die<br />

ihm als studierten Juristen praktisch erschienen aber bei den traditionsbewussten Ratsherren<br />

auf Ablehnung stießen, zurückgeführt werden können.<br />

Marquarts Name ist unter den beiden Namen seiner mit ihm im Wechsel amtierenden<br />

Mitbürgermeister Neuberger und Tannenberger auf der 1683 datierten Tür der Bürgermeisterstube<br />

im Rathaus verewigt. 444 Allerdings ist uns von ihm kein Bild, wie von<br />

den beiden anderen Bürgermeistern 445 und auch kein Grabmal oder Epitaph überliefert.<br />

Heinrich Gottfried Marquarts Frau Helena wurde am 10. September 1676 bestattet. Ihr<br />

Witwer heiratete am 7. Februar 1678 erneut. In einer Haustrauung durch den Generalsuperintendenten<br />

wurde er mit Catharina Rüßelin, Tochter des Leonhard Rüßels, eines<br />

Majors zu Pferde in Diensten der Königlichen Majestät von Frankreich, vermählt. 446 Aus<br />

dieser Ehe ging eine Tochter namens Clara Helena hervor, die aber bereits als Wochenkind<br />

am 3. 2. 1684 wieder bestattet wurde. 447<br />

Schmeizel berichtet für das Jahr 1682 erneut über Unstimmigkeiten oder Eigenmächtigkeiten<br />

Marquarts: „Im Jul. [1682] verursacht der Burgermeister Marquard wegen<br />

etlicher Fäßer Bier, die er in den Burgkeller bringen und ausschenken laßen, ein Haufen<br />

Verdrießlichkeit, muß aber deßwegen Strafe geben.“ 448 Auch 1684 halten die Probleme<br />

an: „Um diese Zeit continuieren noch immer die Händel zwischen dem Rath und Burgermeister<br />

Marquard, welcher kraft eines respondi von Leipzig vom Dienst suspendiret werden<br />

sollen. Und am 17. Dec. ist der Anfang gemachet worden, den Quartalgroschen zum<br />

Kirchen- und Schulbau zusammen zu bringen, und ist auch das folgende Jahr damit continuiret<br />

worden; und ist diese eine Erfindung von dem Marquard gewesen“. 449 Ob die Suspendierung<br />

wegen der Einführung des Quartalgroschens erfolgen sollte, bleibt nach dieser<br />

Quelle offen. Am 25. Juli 1685 wurde laut Schmeizel anstelle des „wegen seiner vielen<br />

442 KOCH, Geschichte, 1966, S. 156.<br />

443 SCHMEIZEL, Chronik, 1758, S. 131.<br />

444 Vgl. Abb. 18.<br />

445 Ihre Bildnisse finden sich im Inneren der Bürgermeisterstube (heute Trauzimmer) im Rathaus.<br />

446 KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1678, S. 108.<br />

447 KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen 1684, S. 508.<br />

448 SCHMEIZEL, Chronik, 1758, S. 148.<br />

449 Ebenda, S. 155.<br />

97


Händel“ 450 unbeliebten Marquart Wolfgang Jöcher zum neuen Bürgermeister gewählt.<br />

Am 21. Oktober 1686 „wurde endlich der Burgermeister Marquard durch einen fl. Befehl<br />

von seinem Amt suspendiret“. 451 Im Januar 1687 wählt man Dr. Reising zum Vizebürgermeister.<br />

„Am 1. Febr. [1687] ist von der Regierung zwischen dem Rath und Burgermeister<br />

Marquard ein Receß aufgerichtet worden, kraft deßen Marquard wieder zu seinem Amt<br />

und Stelle gekommen, jedoch nur mit halber Besoldung und ohne Genuß derer Accidentien.“<br />

452<br />

Am 23. 9. 1687 starb der umstrittene Bürgermeister 453 und wurde bei seiner Bestattung<br />

am 25. 9. 1687 als Consul 454 bezeichnet. Lassen wir auch hier noch einmal Schmeizel zu<br />

Wort kommen, auch wenn er sich wohl im Todesdatum irrt: „den 21. Sept. sturbe endlich<br />

der Burgermeister Marquard, womit viele Zwistigkeiten und Händel ihre Endschaft erhalten.“<br />

455<br />

Adrian Beier überliefert uns in seinem im Jahr 1681, und damit in der Zeit Marquarts,<br />

erschienenen Architectus Jenensis einen Sinnspruch der „im Eingange des Gasthoffes der<br />

güldenen Sonne uff der rechten Hand [steht]:<br />

Non minor est virtus, quam quaerere porta tueri:<br />

Casus inest illic: hic erit artis opus.<br />

Das ist:<br />

`Etwas erlangen ist ein Glückstück, das erlangte behalten aber ist ein Kunststück.´ “ 456<br />

Schmeizel überliefert uns in seiner Chronik einige Ereignisse die „Sonne“ betreffend, die<br />

in die Zeit Heinrich Gottfried Marquarts fallen: „Am 24. Merz [1668] kam der Großherzog<br />

von Florenz Cosmus III auf seiner Reise aus Italien nacher Hamburg mit mehr als hundert<br />

Pferden zu Jena an und stieg in der Sonne ab; sobald der Herzog Solches erfahren, sogleich<br />

wurde eine Wache von zwölf Mann vor das Quartier geschickt; nach einigen Stunden reisete<br />

er weg und lies denen Soldaten 12 Rt. vor ihre Bemühungen reichen.“ 457 „Und am 6. dito<br />

[Juni 1675] zogen bey die 600 Mann Brandenburgische Völker hier durch; sie kamen aus<br />

dem Reich, und der Churfürst war selbst mit dabey. Einige kamen in die Stadt und legten<br />

sich in die Sonne, wurden aber bey dem Stoff uneins, darüber ein Fahnenjunker auf dem<br />

Markt erschossen wird. Als der Thäter sich durch Burgermeister Neubergers Haus [Kleine<br />

Rathausgasse 1/Ecke zum Markt, F. R.] retiriret, wollen die Übrigen es stürmen, werden<br />

450 Ebenda, S. 156.<br />

451 Ebenda, S. 161.<br />

452 Ebenda, S. 162.<br />

453 Laut SPANGENBERG, Handbuch, 1819, S. 167.<br />

454 Laut KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen, S. 538. Consul heißt in diesem Zusammenhang Bürgermeister.<br />

455 SCHMEIZEL, Chronik, 1758, S. 163.<br />

456 BEIER, Architectus Jenensis, 1681, S. 82.<br />

457 SCHMEIZEL, Chronik, 1758, S. 117.<br />

98


aber durch die ins Gewehr laufenden Bürger abgehalten.“ 458 „Am 13. Nov. [1675] ist das<br />

kayserl. Regiment Dünwald hier und zu Weimar einquartiret worden. Der Graf Dünewald<br />

logirte sich in die Sonne, und sind erst am 12. Febr. das folgende Jahr aufgebrochen.“ 459<br />

Nach Heinrich Gottfried Marquarts Tod ging der Gasthof offenbar in die Hände seines<br />

ältesten Sohnes über, ohne dass im Güterbuch von 1686 etwas darüber vermerkt wird.<br />

Am 27. Januar 1716 stirbt laut Kirchenbuch erneut ein „Sonnen“-Wirt namens Heinrich<br />

Gottfried Marquart. 460 Nach allem was wir wissen, scheint es sich hier um eine Ungenauigkeit<br />

des Vornamens zu handeln: Gemeint ist wohl Heinrich Gottfried Marquarts ältester<br />

Sohn Johann Gottfried. Über ihn und sein Wirken ist weiter nichts bekannt.<br />

Der zweite Sohn Heinrich Gottfried Marquarts, Georg David, ist 1684 in die Jenaer Matrikel<br />

eingeschrieben worden. 461 Weitere Hinweise zu seinem Lebensweg waren nicht zu<br />

finden.<br />

*<br />

Offenbar von den Erben Johann Heinrich Marquarts erwerben 1721 laut Güterbuch von<br />

1686 „H. HofRath Vulpius und dessen filia, Fr. Anna Regina, H. D. Hertels Eheliebste“ 462 den<br />

Gasthof. In die Zeit ihres Besitzes fallen auch größere bauhistorisch belegte Veränderungen<br />

463 des Gebäudes. Vermutlich wird erst in dieser Zeit das Erscheinungsbild der<br />

Spätgotik mit dem reich verzierten gestuften Giebel, wie er noch auf dem Stammbuchblatt<br />

von 1715 464 zu sehen ist, zugunsten einer barocken Fassade aufgegeben. Laut dendrochronologischem<br />

Befund stammen das Fachwerk des dritten Obergeschosses und<br />

das zweigeschossige Dachwerk aus der Zeit um 1721. Im ersten Obergeschoss wurde<br />

die Binnengliederung des 16. Jahrhunderts entfernt und vermutlich in diesem Zusammenhang<br />

ein „großer, repräsentativer, saalartiger Raum mit dekorativer Stuckdecke und<br />

zwei symmetrischen Unterzügen“ 465 eingerichtet. Auch das barocke Treppenhaus und<br />

Stuckprofile im zweiten Obergeschoss sind diesem wohl durch den neuen Besitzer Vulpius<br />

vorgenommenen Umbau zuzuordnen. Das Dach des Gebäudes wurde jetzt zum<br />

Markt hin traufständig ausgerichtet, also um 90⁰ gedreht.<br />

458 Ebenda, S. 131.<br />

459 Ebenda, S. 132.<br />

460 KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen 1716, S. 287.<br />

461 Die Matrikel der Universität Jena. Band 2, S. 501.<br />

462 RATHSGÜTHERBUCH DER STADT JENA 1686, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 38S. 24.<br />

463 Aufgeführte Umbauten sind der BAUHISTORISCHEN DOKUMENTATION von Oktober 1998 (S. 2 u. S. 6 u. A 9,<br />

A 10) des Büros für historische Bauforschung und Schadensermittlung an Holzkonstruktionen Scherf –<br />

Bolze – Ludwig entnommen. Einsehbar in der Unteren Denkmalschutzbehörde Jena.<br />

464 „Forum Jenense illuminat. à Brunsvicens. Die Natali Ser. Pr. August. Wilhelm. Duc. Br. et Lüneb. d. 8.<br />

Martii 1715“, Stammbuchblatt, Braunschweigisches Landesmuseum, InvNr. VMB 9763, Abb. 16.<br />

465 BAUHISTORISCHE DOKUMENTATION von 1998, hier S. A 10.<br />

99


Ob der Hofrat mit seiner Tochter das Gebäude selbst bewohnte und vor allem bewirtschaftete,<br />

bleibt nach den vorliegenden Unterlagen leider ungeklärt. Als wahrscheinlich<br />

kann angenommen werden, dass er, wie schon die Witwe Philipp Beiers, einen Pachtwirt<br />

für das Gastgewerbe engagierte. 1731 wird uns ein Herr Stalbaum als „Sonnen“-Wirt<br />

genannt. 466 Als am 13. Dezember 1732 dessen Ehefrau Maria Dorothea stirbt, wird in<br />

dem Eintrag ihrer Bestattung ihr hinterbliebener Mann Carl Andreas als „Fürstl(icher)<br />

Cammerdiener, Chirurg(i) und dermaliger Gasthalter zur güldenen Sonne“ 467 bezeichnet.<br />

Er scheint also bereits in diesem Jahr nicht mehr Gastwirt zu sein. Carl Andreas Stalbaum<br />

stirbt am 30. Dezember 1743. Bei seinem Bestattungseintrag ist seine Tätigkeit als<br />

ehemaliger Wirt nicht mehr erwähnt. 468 Wer seine Stelle inzwischen eingenommen hatte,<br />

ist aus den untersuchten Quellen leider nicht ersichtlich. Offenbar handelte es sich bei<br />

seinem Nachfolger um einen Zeitgenossen, der weder mit dem Gesetz in Konflikt geriet<br />

noch sonst auffällig wurde und deshalb keine Spuren in den Akten hinterließ.<br />

Werfen wir auch in diesem Zeitabschnitt einen Blick auf die Nachbarn der „Sonne“.<br />

Das östliche Nachbarhaus, das Haus auf dem Grundstück der späteren „Kleinen Sonne“,<br />

gehörte vor 1621 469 dem Jenaer Amtsschösser und Amtmann in Zwätzen, Romanus Hillart.<br />

Spangenberg 470 bezeichnet ihn als Schwager des 1604 gestorbenen Amtsschössers<br />

Sebastian von Brun, dessen Nachfolger er wohl auch war. Die Schwester dieses Sebastian<br />

von Brun, Sara von Brun, war die zweite Ehefrau des Vorbesitzers des Hauses, Johann<br />

Packmeister. Möglicherweise heiratete sie nach dessen Tod in zweiter Ehe Romanus<br />

Hillart, so dass dieser damit zum Schwager ihres Bruders wurde. Auch in der Besitzergeschichte<br />

dieses Hauses ist daher, trotz unterschiedlicher Namen, eine Weitergabe<br />

in der Familie wahrscheinlich.<br />

*<br />

Durch Spangenberg erfahren wir im Falle von Romanus Hillart etwas über Vorkommnisse<br />

während des Dreißigjährigen Krieges. Er vermerkt, dass der Amtsschösser Romanus<br />

Hillart am 4. 9. 1621 vor Schrecken starb, „weil sein auf dem Markte zu Jena belegenes<br />

Haus `von etlichen Kipper- u. Wipperfeinden´ geplündert worden“ 471 sei. Ob daraus zu<br />

schließen ist, dass der Amtsschösser Hillart in diese Geldentwertungsgeschäfte, die oft<br />

auf Veranlassung der Fürsten stattfanden, verwickelt war, muss offen bleiben, scheint<br />

aber vorstellbar.<br />

466 Laut „Altes und Neues aus der Heimat“, Beilagen zum Jenaer Volkblatt (1909-20), S. 26, wurde der<br />

„Sonnen“-Wirt Stalbaum wegen unrichtiger Maße am 12. 9. 1731 vorgeladen.<br />

467 KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen 1732, S. 186.<br />

468 KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen 1743, S. 324.<br />

469 RATHSGÜTHERBUCH DER STADT JENA 1686, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 38, S. 13.<br />

470 Vgl. SPANGENBERG, Handbuch, 1819, S. 156.<br />

471 Ebenda.<br />

100


Über die Erben von Romanus Hillart gelangte das Gebäude vor 1668 472 in den Besitz des<br />

Juristen Dr. Carl Schalling 473 . Nach seinem Tod im Jahre 1668 gehen das Haus und die<br />

umfangreichen Ländereien sowie der Besitz an einem halben Haus auf der Marktostseite<br />

an seine Witwe und später an ihre Erben über. 474 Bei dem genannten halben Haus an der<br />

Marktostseite handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um einen Teil der ehemaligen<br />

Großparzelle auf den heutigen Grundstücken Markt 9/10, die vermutlich erst in dieser<br />

Zeit in zwei selbständige Grundstücke mit anschließend auch eigenständigen Gebäuden<br />

und Besitzern getrennt wurde. 475<br />

*<br />

Ein weiteres Nachbarhaus der „Sonne“, wohl auf der westlichen Seite, möglicherweise<br />

jedoch auch südlich anschließend, wird 1668/69 vom Nachfolger des bekannten Anatomieprofessors<br />

Rolfinck, Professor Arnold Friderici, bewohnt. 476 Als Vorbesitzerin wird<br />

hier die Witwe des „Sonnen“-Wirtes Philipp Beier erwähnt, so dass es sich wohl um ein<br />

ehemals zum großen Gesamtgrundstück der „Sonne“ gehörendes Gebäude, eventuell<br />

wirklich um das südlich an den Gasthof anschließende und später wieder zu diesem gehörende<br />

Haus handelt. Die „Sonnen“-Wirtswitwe Beier hatte ausdrücklich nur den Gasthof<br />

an Marquart verkauft, ein angrenzendes Haus jedoch selber behalten. Eventuell besaß<br />

die Witwe Beier aber auch ursprünglich sowohl den Gasthaus als auch das später<br />

Markt 23 genannte Gebäude.<br />

Arnold Friderici war „Doctor der Philosophie u. Medicin, Prof(essor) der Anatomie, Chirurgie<br />

u. Botanik, [wurde] geboren zu Altenburg 1637, d(en) 24. Juny, verehrte der Stadtkirche<br />

eine silberne stark vergoldete Hostienschachtel […] Sein schönes Epitaphium befindet<br />

sich in der Collegienkirche allhier.“ 477<br />

Im Güterbuch von 1669 478 wird die Witwe eines Kammersekretärs namens Franck aus<br />

Weimar als Hausbesitzerin benannt, wobei nicht ganz klar wird, ob sie das Haus von<br />

Friderici übernahm, der erst 1672 starb, ob sie eine Vorbesitzerin war – eventuell sogar<br />

die wiederverwitwete ehemalige „Sonnen“-Wirtin, oder ob es sich um zwei verschiedene<br />

Häuser handelt. 1685 erbte der Generalsuperintendent von Altenburg, Dr. Sagittarius,<br />

472 STEUERANSCHLAG VON 1668, Stadtarchiv Jena, Sign. C II, Nr. 26, S. 322 und GÜTHERBUCH DER STADT JENA VON<br />

1669, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 28, S. 476.<br />

473 Vgl. zu Schalling bei SPANGENBERG, Handbuch, 1819, S. 189. Er starb 1668.<br />

474 STEUERANSCHLAG VON 1668, Stadtarchiv Jena, Sign. C II, Nr. 26, S. 322 und GÜTHERBUCH DER STADT JENA VON<br />

1669, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 28, S. 476 und RATHSGÜTHERBUCH DER STADT JENA 1686, Stadtarchiv Jena,<br />

Sign. C II Nr. 38, S. 13.<br />

475 Vgl. im qualifizierten Häuserbuch unter Markt 9 und Markt 10.<br />

476 STEUERANSCHLAG VON 1668, Stadtarchiv Jena, Sign. C II, Nr. 26, S. 332 und GÜTHERBUCH DER STADT JENA VON<br />

1669, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 28, S. 491.<br />

477 SPANGENBERG, Handbuch, 1819, S. 100. Es ist durch die Zerstörung der Kirche nicht mehr vorhanden.<br />

478 GÜTHERBUCH DER STADT JENA VON 1669, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 28, S. 476, S. 491 und S. 484.<br />

101


das Haus. 479 Von dessen Erben erwarb es der ab 1690 in Jena lehrende Medizinprofessor<br />

Dr. Jacob Wolf. 480 Der nächste Hausbesitzer, der uns aus den Güterbüchern bekannt<br />

wird, ist ab 1702 der Stadtsyndicus Dr. Joachim Seeck 481 , der es möglicherweise von den<br />

Erben oder der Witwe des Dr. Wolf erwarb.<br />

Bild 2.3: Markt 3 – Das unauffällige Professorenhaus<br />

Über das Haus Markt 3 gibt es für das ausgehende 17./beginnende 18. Jahrhundert wenig<br />

Spannendes zu berichten. Rein äußerlich hat sich an dem Gebäude, wenn man dem<br />

Stammbuchblatt von 1715 482 Glauben schenkt, wenig geändert. Man sieht dem langgestreckten<br />

Gebäude die Zusammenlegung aus ehemals zwei Häusern nach wie vor an.<br />

Dem Ideal des Steinhauses wird durch vermutlich aufgemalte oder durch Stuck vorgetäuschte<br />

Eckquaderung gehuldigt.<br />

Die Tradition des Hausbesitzes durch Professoren der Jenaer Universität geht in diesem<br />

Haus, wie gesehen 483 , bereits auf die Gründungszeiten der Universität zurück. Auch in<br />

den Steuerbüchern von 1668/69, die nach dem Dreißigjährigen Krieg die ersten zuverlässigen<br />

Angaben zu den Hausbesitzern am Markt enthalten, wird erneut ein Universitätsprofessor,<br />

der Jurist Dr. Johann Volckmar Bechmann 484 , als Besitzer genannt. Lediglich<br />

der hier ebenfalls aufgeführte Vorbesitzer Peter Rudolph Dietrich/Petrus Rudolphus<br />

Thiedrich scheint auf den ersten Blick nicht in die Reihe der Professoren zu passen. Peter<br />

Rudolph Dietrich war Erb 485 - und Gerichtsherr 486 in Großlöbichau und starb am<br />

479 GÜTHERBUCH DER STADT JENA VON 1669, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 28, S. 484.<br />

480 RATHSGÜTHERBUCH DER STADT JENA 1686, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 38, S. 27 (vgl. auch GÜTHERBUCH<br />

DER STADT JENA VON 1669, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 28, S. 484).<br />

Laut STEINMETZ et al. (Hg.), Geschichte der Universität Jena Geschichte der Universität Jena, 1962 (Bd. 2),<br />

Personenregister: Jacob Wolf (1642-1694), seit 1690 Prof. d. Medizin in Jena.<br />

481 RATHSGÜTHERBUCH DER STADT JENA 1686, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 38, S. 27 (u. 169).<br />

Laut SPANGENBERG, Handbuch, 1819, S. 100, starb der Stadtsyndicus Dr. Joachim Seeck am 26. 5. 1709.<br />

482 „Forum Jenense illuminat. à Brunsvicens. Die Natali Ser. Pr. August. Wilhelm. Duc. Br. et Lüneb. d. 8.<br />

Martii 1715“, Stammbuchblatt, Braunschweigisches Landesmuseum, InvNr. VMB 9763, Abb. 16.<br />

483 Vgl. Kapitel Bild 1.3: Markt 3 – Der Rektor wohnt am Markt. Akademiker im Zentrum der Bürgerstadt.<br />

484 Laut SPANGENBERG, Handbuch, 1819, S. 112, war Johann Volkmar Bechmann Doktor der Rechte und<br />

Professor der Jenaer Universität, hatte den Ehrentitel Comes palatinus caeseres erhalten und starb am 13.<br />

6. 1689.<br />

Laut dem Artikel von Katrin MOELLER: Bechmann, Johann Volkmar. In: Gudrun GERSMANN, Katrin MOELLER<br />

und Jürgen-Michael SCHMIDT (Hg.): Lexikon zur Geschichte der Hexenverfolgung, in: historicum.net, URL:<br />

http://www.historicum.net/no_cache/persistent/artikel/5582/(26.08.2009), wurde Johann Volckmar<br />

Bechmann als Sohn eines Pfarrers in Fiedelhausen geboren und besuchte anschließend Gymnasien in<br />

Weimar und Gotha. Er studierte in Jena, Wittenberg und Helmstedt. Am 4. Oktober 1646 wurde er in Jena<br />

zum Doktor der Rechte promoviert. Er wirkte als Hofgerichtsadvokat und wurde 1658 zunächst außerordentlicher,<br />

später ordentlicher Professor der Rechte an der Jenaer Universität.<br />

485 ADELUNG, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S.<br />

1862: Der Êrbhêrr, […], der Eigenthumsherr eines ansehnlichen Grundstückes; der Lehenherr, und weil<br />

derselbe gemeiniglich auch die Gerichte über dasselbe Grundstück hat, der Gerichtsherr oder Erbgerichtsherr.<br />

»Die Schöppenstühle,« heißt es in den 1599 zu Frankfurt gedruckten Consult. Sax. Bl. 200, »hal-<br />

102


3. 11. 1696 487 . Das schließt aber nicht aus, dass er ebenfalls Jurist war. Aus seinem Traueintrag<br />

488 aus dem Jahre 1690 entnehmen wir, dass er offenbar auf dem Gut Großlöbichau<br />

lebte und gleichzeitig akademischer Bürger war. Auch die Wahl seiner Braut, Dorothea<br />

Elisabetha Kühnin, Witwe des Doktors der Rechte Christoph Kühns, lässt auf seine<br />

Verwurzelung im akademischen Milieu schließen. War Petrus Rudolphus Thiedrich<br />

eventuell ein Sohn des Rechtsprofessors Petrus Theodoricus, der 1640 starb? Das muss<br />

hier eine gewagte Theorie bleiben.<br />

Leider wissen wir nicht genau, wann Peter Rudolph Dietrich das Haus Markt 3 sein Eigen<br />

nannte. Allerdings muss dieser Hausbesitz in der Zeit vor dem Jahre 1668 liegen, da<br />

in diesem Jahr bereits Professor Bechmann als Eigentümer im Steueranschlag 489 vermerkt<br />

ist. Im selben Jahr ist Peter Rudolph Dietrich bereits als neuer Besitzer des späteren<br />

Hauses Markt 19 vermerkt, das nach seinem Tod im Jahre 1696 auch seine Witwe<br />

noch eine Zeitlang ihr Eigen nennen konnte. Auffälliger weise gehörte dieses Haus<br />

Markt 19 in den Jahren vor dem Erwerb durch Dietrich einem Dr. Bechmann. 490 Natürlich<br />

kann es sich bei diesem nicht näher bezeichneten Dr. Bechmann auch um den Philosophen<br />

und Theologen Professor Friedemann Bechmann 491 gehandelt haben, aber im<br />

Zusammenhang mit dem Haus Markt 3, liegt der Gedanke nahe, dass wir es hier mit einem<br />

Haustausch am Markt zu tun haben. Professor Johann Volckmar Bechmann könnte,<br />

eventuell im Rahmen eines universitären Aufstiegs, der Notwendigkeit im eigenen Hause<br />

Vorlesungen abzuhalten oder wegen einer Familienvergrößerung sein ehemaliges,<br />

doch recht schmales Haus Markt 19 gegen das geräumige Professorenhaus Markt 3 getauscht<br />

haben. Sein Tauschpartner wäre in dem Fall der auf Gut Großlöbichau residierende<br />

Peter Rudolph Dietrich gewesen, der zwar am Markt in der Stadt vertreten sein<br />

wollte, hier aber, ohne ständigen Aufenthalt, weniger Platz benötigte, als er mit dem<br />

großen Haus Markt 3 hatte und daher einem Tausch möglicherweise nicht abgeneigt<br />

war.<br />

ten den für den Erbherren, von dem die Leut ihre Güter in Lehen nehmen müssen, die andern, sie haben<br />

Ober- oder Untergericht, sind nicht Erbherren, sondern Gerichtsherren.«<br />

486 ADELUNG, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S.<br />

588: Der Gerichtshêrr, […], derjenige, welchem die Gerichtbarkeit eines Ortes, oder die Befugniß Recht zu<br />

sprechen, eigenthümlich zustehet; die Gerichtsherrschaft, Gerichtsobrigkeit.<br />

487 Laut SPANGENBERG, Handbuch, 1819, S. 187.<br />

488 Laut KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1690, S. 214 wurde er am 27. November 1690 getraut.<br />

489 STEUERANSCHLAG VON 1668, Stadtarchiv Jena, Sign. C II, Nr. 26, S. 352.<br />

490 STEUERANSCHLAG VON 1668, Stadtarchiv Jena, Sign. C II, Nr. 26, S. 318.<br />

491 Friedemann Bechmann, laut ADB, Bd. 2, 1875, S. 205: geb. 26. 7. 1628 in Elleben/<strong>Thüringen</strong>, gest. 9. 3.<br />

1703 in Jena, studierte ab 1649 in Jena, wurde 1651 Magister, 1656 Professor der Philosophie, trat 1668<br />

nach dem Tode Johann Gerhards in die Theologische Fakultät ein und wirkte hier als Kollege von Johann<br />

Musäus. Er schrieb zahllose Disputationen über exegetische und dogmatische Themen.<br />

*<br />

103


Das nördliche Nachbarhaus, der spätere Markt 3a, wurde im Jahre 1660 492 grundlegend<br />

erneuert. Der auf dem Stammbuchblatt von 1715 493 erkennbare geschweifte Giebel und<br />

der vorkragende Erker sind möglicherweise auf diese Renovierung zurückzuführen; auf<br />

dem Prospekt des Marktes von Caspar Junghanß 494 sind diese Details jedenfalls nicht in<br />

dieser Form zu finden. Das Haus gehörte zum Zeitpunkt des Umbaus einem, im Steueranschlag<br />

von 1668 als Konditor bezeichneten Herren, namens Johann Graue. 495 Johann<br />

Graue war nach den Untersuchungen von Koch 496 nicht nur Konditor, sondern ganz allgemein<br />

Krämer und auch Ratsherr. Im Jahre 1658 kaufte er der Witwe Bowitz die alte,<br />

im späteren Haus Markt 15 gelegene Apotheke ab. Da er sie aber als Krämer nicht selber<br />

betreiben konnte, verkaufte er sie bereits 1659 an den Apotheker Johann Hoffmann weiter.<br />

497 Nicht so jedoch sein Haus Markt 3a. Im Zuge der Renovierung dieses Hauses ließ<br />

Graue an der Fassade des Hauses einige Psalmen aufmalen, die uns Beier 498 wie folgt<br />

übermittelt:<br />

1. „Die Furcht des Herrn ist der Weißheit Anfang, das ist eine feine Klugheit, wer darnach<br />

thut, des Lob bleibt ewiglich.“ 499<br />

2. „Habe deine Lust an dem Herren, der wird dir geben, was dein Hertz wünschet.“ 500<br />

3. „Wirff dein Anliegen auff den Herren, der wird dich versorgen, und wird den Gerechten<br />

nicht ewiglich in Unruhe lassen.“ 501<br />

Beier, der dem Thema ein gesondertes Kapitel widmet, erwähnt nur von sehr wenigen<br />

Gebäuden der Stadt Psalmen oder andere Sinnsprüche als Fasadenschmuck.<br />

Bild 2.4: Markt 7 – Ein Stück vom Haus zu vererben<br />

Das Haus Markt 7 fällt insofern aus der Reihe der Markthäuser heraus, als auch im Jahre<br />

1669 noch bekannt ist, dass dieses Gebäude um 1600 dem Buchhändler und Verleger<br />

Leonhart Wipprecht gehörte. Bei kaum einem anderen Markthaus werden Vorbesitzer<br />

aus dieser Zeit erinnert bzw. erwähnt. Wipprecht wurde 1601 bestattet. 502 Seine Tochter<br />

Susanna Margaretha starb 1607 503 , sein Sohn Andreas 1611 504 . 1615 heiratete seine<br />

492 Laut BEIER, Architectus Jenensis, 1681, S. 106, ließ Johann Graue das Haus 1660 erneuern.<br />

493 „Forum Jenense illuminat. à Brunsvicens. Die Natali Ser. Pr. August. Wilhelm. Duc. Br. et Lüneb. d. 8.<br />

Martii 1715“, Stammbuchblatt, Braunschweigisches Landesmuseum, InvNr. VMB 9763, Abb. 16.<br />

494 Prospect d. Jenschen Marcks von Caspar Junghanß, Rotkupfer um 1700, Stadtmuseum Jena, InvNr.<br />

III_75, Abb. 15.<br />

495 STEUERANSCHLAG VON 1668, Stadtarchiv Jena, Sign. C II, Nr. 26, S. 353.<br />

496 Vgl. dazu Herbert KOCH: Die Geschichte der Apotheken in Jena. Jena: Vopelius Verlag, 1935, S. 27ff.<br />

497 Im Laufe der folgenden Jahre geriet der Konditor Graue immer wieder mit den Apothekern in Konflikt<br />

bei dem Streit um die Frage, wer zum Verkauf von Zuckerwaren berechtigt war.<br />

498 BEIER, Architectus Jenensis, 1681, S. 106.<br />

499 Psalm 111,10.<br />

500 Psalm 37,4.<br />

501 Psalm 55,23.<br />

502 APEL, Einwohner, 1937, S. 280.<br />

503 Laut KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen 1607.<br />

104


Tochter Anna den Wenigenjenaer Pfarrer Johannes Melisanter. 505 1617 verstarb Leonhart<br />

Wipprechts Witwe Maria, geb. Heinicke. 506 Valerius Wipprecht, ein weiterer Sohn<br />

Leonhart Wipprechts, heiratete am 29. Dezember 1624 Christina Kuhn, Tochter des<br />

Kornschreibers und Rats aus Weimar. 507 Allerdings scheint er mit dem Haus am Markt<br />

nichts mehr zu tun gehabt zu haben. In den Güterbüchern taucht sein Name nicht auf.<br />

Der nächste uns namentlich bekannte Besitzer des Hauses ist Jacob Wiedemann, den wir<br />

als Vater des 1668/69 in den Steuerbüchern als Besitzer benannten Michael Wiedemann<br />

verzeichnet finden. 508 Jacob Wiedemann ist Schuster und heiratete am 1. Mai 1620 die<br />

Witwe Anna des Schusters Hans Spanahn. 509 Ende des 17. Jahrhunderts gehört das nördlich<br />

an den Markt 7 angrenzende Haus einem Jacob Spanahn, eventuell einem Sohn oder<br />

Enkel der Anna Spanahn aus erster Ehe, nachdem es zuvor Michael Wiedemann gehörte.<br />

Der Schuster Jacob Wiedemann dürfte kein unbedeutender Handwerker gewesen sein,<br />

immerhin wird er bei der Vermählung seines Sohnes Michael auch als Ratsverwandter<br />

bezeichnet. 510<br />

Seinen Sohn, den späteren Besitzer des Markt 7 Michael Wiedemann, ebenfalls einen<br />

Schuster, finden wir vor 1668 zunächst als Besitzer des nördlich angrenzenden Häuschens<br />

im Krämer-/Marktgässchen verzeichnet. 1643 hatte er Anna Margarete Rader,<br />

Tochter des Jenaer Rates Johann Rader geheiratet. 511 1664 heiratet seine Tochter Anna<br />

Maria den Bürger und Seifensiedermeister Balthasar Löbnitz. 512 Bereits zu diesem Zeitpunkt<br />

ist auch Michael Wiedemann, wie zuvor sein Vater, Ratsverwandter und zusätzlich<br />

noch Kastenvorsteher. Spätestens 1668 besitzt er nun selbst das Haus Markt 7. 513<br />

War es für ihn ein gesellschaftlicher Aufstieg, aus der Gasse der Handwerker direkt an<br />

die Front des Marktes zu rücken? Oder musste er nur länger auf das väterliche Erbe<br />

warten und bewohnte daher vor dem Erbfall ein angrenzendes kleineres Haus? Da das<br />

Haus Markt 7 das einzige Gebäude am Markt ohne einen Hof und damit verbundene Nebengebäude<br />

ist, könnte mit dem Besitz der kleineren Häuser in der Marktgasse durch<br />

504 Laut KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen 1611. Fragmente seines Grabsteins wurden im 18./19. Jh. in der<br />

Friedhofsmauer des Johannisfriedhofes (10m nördlich des Südosteinganges) vermauert. Aus dem Text<br />

geht hervor, dass es im Alter von nur 13 Jahren und einigen Monaten verstarb (nach Luise HALLOF: Die<br />

Inschriften der Stadt Jena bis 1650. Die Deutschen Inschriften (hrsg. von den Akademien der Wissenschaften<br />

in Berlin). Bde. Bd. 33: Berliner Reihe, Bd. 5. Berlin: Akademie Verlag Berlin in Verbindung mit Dr.<br />

Ludwig Reichert Verlag Wiesbaden, 1992, S. 135.<br />

505 Laut KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1615, S. 49.<br />

506 APEL, Einwohner, 1937, S. 280.<br />

507 Laut KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1624, S. 107.<br />

508 GÜTHERBUCH DER STADT JENA VON 1669, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 28, S. 548 und RATHSGÜTHERBUCH<br />

DER STADT JENA 1686, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 38, S. 103.<br />

509 Laut KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1620, S. 79.<br />

510 Laut KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1643, S. 205.<br />

511 Ebenda.<br />

512 Laut KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1664, S. 1.<br />

513 STEUERANSCHLAG VON 1668, Stadtarchiv Jena, Sign. C II, Nr. 26, S. 374.<br />

105


die Familie Wiedemann, wie später auch durch die Familie Hummel, versucht worden<br />

sein, diesem Mangel zu begegnen. Mehrere Häuser in der Gasse gehören am Ende des<br />

17. Jahrhunderts Mitgliedern der miteinander verwandten Familien Wiedemann und<br />

Spanahn.<br />

Zusätzlich zu seinem Markthaus besitzt Michael Wiedemann im Jahre 1669 514 insgesamt<br />

40,25 Acker (ca. 11,5ha) an Grundstücken, davon 13,75 Acker Weinwachs, 3,75 Acker<br />

Wiese, 21,75 Acker Artland und 1 Krautland; zusätzlich Scheune und Garten vor dem<br />

Saaltor, Scheune und Häuslein in der Zwätzengasse, sowie Scheune und Garten und noch<br />

drei weitere Gärten auf dem Holzmarkt 515 . Mit diesem großen Grundbesitz und auch<br />

einer Kuh, die er 1668 hält 516 , gehört Wiedemann zu den begütertsten Markthausbesitzern.<br />

Allerdings ist sein Haus 1668 mit 100 Gulden dem Gotteskasten verschrieben. Da<br />

er aber selber der Kastenvorsteher war, dürfte ihn dieser Umstand vielleicht weniger<br />

bedrückt haben.<br />

1670 heiratet Michael Wiedemanns Tochter Anna Barbara den Jenaer Bürger und<br />

Fleischhauermeister Adam Alldorff. 517 Michael Wiedemann verstarb im Jahre 1676. 518<br />

1677, im Jahr nach dem Tod ihres Vaters, heiratet seine Tochter Dorothea den Jenaer<br />

Bürger und Krämer Mattheus Schurcht, Sohn des Fleischhauers Andreas Schurcht. 519<br />

Noch ein Jahr später, im Jahre 1678, ehelichte seine Tochter Margaretha den Bürger und<br />

Schneidermeister Hans Krause, Sohn des Wolf Krause aus Lichtenhain. 520<br />

Drei Jahre nach dem Tod Michael Wiedemanns im Jahre 1676 wird der Hausbesitz unter<br />

den beiden letztgenannten Schwiegersöhnen aufgeteilt: Der Schneider Hans Krause und<br />

der Krämer Mattheus/Mattheß Schurcht erhalten am 15. Januar 1679 jeweils eine<br />

Haushälfte. Dabei ist die Haushälfte von Hans Krause mit 50 Gulden, diejenige von Mattheß<br />

Schurcht mit 150 Gulden dem Gotteskasten verschrieben. 521 1683 erwirbt Hans<br />

Krause auch die Haushälfte seines Schwagers, so dass das Haus wieder in ungeteiltem<br />

Besitz ist. 522<br />

Die Geschichte der Handwerkerfamilie Wiedemann/Schurcht/Krause erzählt uns, versteckt<br />

in der Hausbesitzerchronologie, von dem Aufstiegswillen dieser ehrgeizigen<br />

Handwerksmeister aus einer kleinen Gasse der weniger erfolgreichen Handwerker hin<br />

zur Front der Markthäuser. Auch durch ihren erstaunlich großen Grundbesitz, ihren Sitz<br />

514 GÜTHERBUCH DER STADT JENA VON 1669, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 28, S. 548ff.<br />

515 Der Holzmarkt befindet sich zu dieser Zeit noch vor dem Saaltor.<br />

516 STEUERANSCHLAG VON 1668, Stadtarchiv Jena, Sign. C II, Nr. 26, S. 374.<br />

517 Laut KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1670, S. 47.<br />

518 KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen 1676, S. 441.<br />

519 Laut KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1677, S. 105.<br />

520 Laut KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1678, S. 112.<br />

521 GÜTHERBUCH DER STADT JENA VON 1669, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 28, S. 547.<br />

522 Ebenda.<br />

106


im Stadtrat und, im Fall des Michael Wiedemann, der Mitgliedschaft im Rate der Stadt<br />

und der ehren- und verantwortungsvollen Aufgabe des Kastenvorstehers heben sie sich<br />

aus der Masse der Handwerker heraus.<br />

*<br />

Ende des 17. Jahrhunderts beginnt ein neuer Abschnitt im Haus Markt 7. Zwar scheint<br />

das Haus seit den Zeiten Leonhart Wipprechts um 1600 bis um 1715 523 äußerlich kaum<br />

verändert worden zu sein. Lediglich das für Wipprechts Zeit anzunehmende Sichtfachwerk<br />

hatte inzwischen einen Verputz erhalten, der eine zeitgemäße Steinfassade vortäuschen<br />

sollte. Angesichts der vorangegangenen und in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts<br />

erfolgenden Hausteilungen und der damit wohl zwangsläufig erfolgten inneren<br />

Umbauten ist das Fehlen von Testamenten bzw. Kaufverträgen, die uns über die innere<br />

Gliederung des Gebäudes informieren könnten, besonders zu bedauern.<br />

Am 22. September 1693 erwirbt der Kaufmann Johann Martin Hummel das Gebäude. 524<br />

Kurze Zeit später gehören ihm auch die beiden nördlich anschließenden Häuser in der<br />

Gasse. Möglicherweise versucht auch Hummel so, wie zuvor schon Wiedemann, die seinem<br />

Wohnhaus fehlenden Nebengebäude und -flächen zu erwerben. Johann Martin<br />

Hummel hatte im Jahre 1681 Rosina Holtzmannin aus Schmölln geheiratet. 525 Im Traueintrag<br />

wird er als eheleiblicher Sohn des Jenaer Bürgers und Weißbäckers Andreas<br />

Hummel bezeichnet, Rosina Holtzmannin als Jungfrau und nachgelassene eheleibliche<br />

Tochter des Bürgers und Leinwandhändlers Johann Holtzmann aus Schmölln. Der neue<br />

Hausbesitzer Johann Martin Hummel wird in dieser Ehe Vater des späteren Dr. jur. und<br />

Hofgerichtsadvokats Johann Christoph Friedemann Hummel, sowie Großvater des späteren<br />

Chirurgen Johann Jacob Christian Hummel, dessen Witwe Barbara Rosine Maria,<br />

knapp ein Jahrhundert später erneut das Haus Markt 7 besaß. Doch in dem dazwischen<br />

liegenden Jahrhundert geht das Haus an eine andere Familie. Jedenfalls ist nach Lage der<br />

Quellen keine Verwandtschaft der Familien Hummel und der zwischenzeitlich das Haus<br />

besitzenden Familie Cotta/Wolfram/Matthes festzustellen, allerdings auch nicht vollkommen<br />

auszuschließen.<br />

Vor 1711 muss ein Herr Cotta 526 das Haus erworben haben, ohne dass uns im Ratsgüterbuch<br />

sein Vorname oder der Zeitpunkt des Erwerbs mitgeteilt wird. 527 Da wir seine<br />

Witwe wieder mit vollem Namen im Güterbuch verzeichnet finden, dürfen wir davon<br />

523 „Forum Jenense illuminat. à Brunsvicens. Die Natali Ser. Pr. August. Wilhelm. Duc. Br. et Lüneb. d. 8.<br />

Martii 1715“, Stammbuchblatt, Braunschweigisches Landesmuseum, InvNr. VMB 9763, Abb. 16.<br />

524 RATHSGÜTHERBUCH DER STADT JENA 1686, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 38, S. 103.<br />

525 KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1681, S. 136.<br />

526 Wohl Ernst Nicolaus Cotta, der laut Spangenberg, Handbuch, 1819, S. 62, Fürstlich Sächsischer Leutnant<br />

war und am 5. 4. 1711 starb.<br />

527 RATHSGÜTHERBUCH DER STADT JENA 1686, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 38, S. 110.<br />

107


ausgehen, dass es sich um den Kaufmann und Stadtleutnant 528 Ernst Nicolaus Cotta handelte.<br />

Seine Witwe, die zum Zeitpunkt der leider nicht datierten Eintragung in das 1686<br />

begonnene Ratsgüterbuch bereits neu verheiratete Anna Elisabeth Wolframin 529 , findet<br />

sich wieder als Hausbesitzerin verzeichnet. 530 Offenbar blieb das Haus in ihrem persönlichen<br />

Besitz und wurde nicht auf ihren zweiten Mann, den Kauf- und Handelsmann Johann<br />

Moritz Wolfram, überschrieben, denn zum Zeitpunkt ihres Todes im Jahre 1721<br />

lebte dieser offenbar noch. 531 Dennoch erhielten ihre vier Kinder aus den beiden Ehen,<br />

das sind Johann Michael Cotta und Johann Ernst Cotta sowie Michael Wilhelm Wolfram<br />

und Wilhelmina Elisabetha Wolfram, das Haus und zwar wohl zu gleichen Teilen. 532 Offenbar<br />

war diese Erbengemeinschaft auf Dauer unpraktisch, zumal zumindest einer der<br />

Söhne, Johann Michael Cotta, nicht mehr in Jena, sondern in Bautzen 533 lebte.<br />

Vor allem nach dem Tod zweier Söhne schließt sich nun eine Zeit komplizierter Vererbungen<br />

und Ankäufe von Hausteilen an, die auch den Schreiber, der diese Vorgänge im<br />

Güterbuch festzuhalten versuchte, formulierungsmäßig etwas überforderten. 534 Hier<br />

folgt der Versuch einer Entwirrung der Besitzverhältnisse, die in ihrer Komplexität für<br />

den Jenaer Markt zu dieser Zeit einmalig sind.<br />

Im Jahre 1734 hatte die Tochter der Vorbesitzerin, Wilhelmina Elisabetha Wolfram, den<br />

Kauf- und Handelsmann Christian Christoph Matthes, Sohn des Kaufmannes und Landgerichtsschöppen<br />

Johann Christoph Matthes aus Ronneburg geheiratet. 535 Ihr Ehemann<br />

erhielt den Anteil seines nach Bautzen verzogenen Schwagers, so dass die Familie nun<br />

zwei Hausteile besaß. Wilhelmina Elisabethas Bruder, Michael Wilhelm Wolfram, war<br />

528 Entsprechend der Jenaer Wachordnung von 1675 gab es zwei Stadtleutnante, die dem Landeshauptmann<br />

unterstanden, ihn aber auch vertreten konnten und unter anderem für die Torwachen zuständig<br />

waren.<br />

529 Laut KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1712, S. 387, heiratete am 9. Mai der Jenaer Bürger und Handelsmann<br />

Johann Moritz Wolfram, Sohn des „Docentiat(en) der Heil. Röm. Reich Stadt Heilbronn“ Johann Peter<br />

Wolfram, Anna Elisabetha Cottin, Witwe des „Fürstlich Sächsischen Stadtleutnants und Handelsmanns“<br />

Ernst Nicolaus Cotta.<br />

530 RATHSGÜTHERBUCH DER STADT JENA 1686, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 38, S. 167.<br />

531 Laut KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen, 1721, S. 32, stirbt Anna Elisabetha Wolframin, „H(err)n. Johann<br />

Moritz Wolframms, fürnehmen Kauf- und Handelsmanns allhier Eheliebste“ am 16. Oktober 1721.<br />

532 RATHSGÜTHERBUCH DER STADT JENA 1686, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 38, S. 167: „Johann Michael u.<br />

Johann Ernst Cotta it Michael Wilhelm u. Wilhelmina Elisabetha Wolfram. Diese Kinder erster und ander Ehe<br />

haben diß Hauß und Weinbergk von ihrer Seel. Fr. Mutter ererbet […] Maji 1722.“<br />

533 Im Ratsgüterbuch steht „Pautzen“. Aus dem KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1732, S. 94, geht hervor, dass<br />

Johann Michael Cotta als Kaufmann in Bautzen lebte und am 20. Oktober 1732 die Tochter des Bürgers<br />

und Schneiderhandwerksobermeisters Jacob Schulze, Rosina, heiratete.<br />

Nach Auskunft von Frau Silke Kosbab vom Stadtarchiv in Bautzen erwarb Johann Michael Cotta 1732 das<br />

Bürgerrecht in Bautzen und lebte hier als Kauf- und Handelsmann.<br />

534 RATHSGÜTHERBUCH DER STADT JENA 1686, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 38, S. 167: „Herr Joh. Moritz Wolfram<br />

besitzet 1 Theil von diesem Hause von Joh. Ernst Cotten und 1 Theil von Michael Wilhelm, 1 Theil H.<br />

Matthes von Joh. Michael Cotten in Pautzen u. 1 Theil die Fr. Matthesin, die beyden Wolframischen Theile von<br />

Hauß und Weinberg hat die Witbe und Frau Matthesin ererbet, und H. Matthes hat der Fr. Wolframin ¼ Theil<br />

vom Hauß und die Fr. Matthesin ¼ vom Weinberg abgekaufft, ab und zugeschr. d. 14 7br. 1745.“<br />

535 Laut KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1734, S. 112.<br />

108


schon im Jahre 1727 noch als Kind verstorben. 536 Seinen Anteil erhielt nun sein Vater,<br />

der Witwer der ursprünglichen Erblasserin, Johann Moritz Wolfram. Warum und wie er<br />

dazu noch den Anteil seines Stiefsohnes Johann Ernst Cotta 537 erhielt, der 1745 538 offenbar<br />

noch lebte, ließ sich nicht klären. Möglicherweise hat er dieses Hausviertel seinem<br />

Stiefsohn abgekauft, da ein Hausviertel angesichts der Hausgröße doch schwierig zu<br />

nutzen ist.<br />

Dieser erneut verheiratete Johann Moritz Wolfram verstarb nun am 16. Oktober<br />

1744 539 , so dass seine beiden Anteile an Haus und Weinberg jeweils zur Hälfte an seine<br />

Witwe 540 und an seine Tochter, die nun verheiratete Frau Matthes fielen. Herr und Frau<br />

Matthes kauften nun der Witwe ihres Vaters/Schwiegervaters ihr Viertel an Haus und<br />

Weinberg ab, so dass im Jahre 1745 das gesamte Haus und der gesamte Weinberg wieder<br />

in einer Hand und zwar bei Familie Matthes liegen. 541<br />

*<br />

Aus der gesamten komplizierten Vererbungsgeschichte kann man ersehen, dass in der<br />

ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, zumindest in diesem Fall, Söhne und Töchter gleichberechtigt<br />

erben und kaufen können. Bereits die Witwe Cotta behält das von ihrem verstorbenen<br />

Mann ererbte Haus als persönlichen Besitz, als sie erneut heiratet. Ihr zweiter<br />

Mann Johann Moritz Wolfram wird zunächst nicht am Erbe beteiligt, als sie stirbt. Ihre<br />

vier Kinder aus den zwei Ehen erben gleichberechtigt. Erst als ein Sohn stirbt, fällt sein<br />

Anteil an den Witwer.<br />

Dass aber auch eine andere Form der Vererbung möglich war und praktiziert wurde, ist<br />

am Beispiel desselben Hauses wenige Jahrzehnte zuvor zu ersehen: Anstelle der Töchter<br />

des Schustermeisters Wiedemann teilen sich 1679 ganz selbstverständlich zwei Schwiegersöhne<br />

das Haus.<br />

536 Laut KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen 1727, S. 111 verstarb Michael Wilhelm Wolfram noch als Schulknabe<br />

am 19. April 1727.<br />

537 Laut KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1740, S. 155, heiratete Johann Ernst Cotta am 25. Februar 1740 die<br />

älteste Tochter des Kaufmanns Johann Heinrich Paulßen, Maria Elisabetha. Bis 1750 ist er nicht unter den<br />

Bestattungen im Jenaer Kirchenbuch zu finden. Der Bruder von Maria Elisabetha, Johann Jacob Paulßen,<br />

besaß später ebenfalls ein Haus am Markt und zwar das spätere Haus Markt 4.<br />

538 Zeitpunkt der Eintragung der Anteile im Ratsgüterbuch.<br />

539 Laut KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen 1744, S. 339.<br />

540 Johann Moritz Wolfram hatte laut KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1723, S. 12 am 31. Januar 1723 erneut<br />

geheiratet und zwar die Jungfer Maria Dorothea Feuerstein, Tochter des Cämmerers, Rats und Gerichtsschöppen<br />

sowie Kauf- und Handelsmanns Joduocus Feuersteins.<br />

541 Vgl. RATHSGÜTHERBUCH DER STADT JENA 1686, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 38, S. 167.<br />

109


Nebenbühne 2: Markt 11/12 – Mord und Totschlag an der Marktostseite<br />

Eine auffällige Häufung unnatürlicher Todesfälle findet sich in den ersten Jahren des 18.<br />

Jahrhunderts in den späteren Häusern Markt 11 und 12.<br />

Das um 1600 dem Buchdrucker und Verleger Tobias Steinmann gehörende Haus auf<br />

dem Grundstück des späteren Markt 11 südlich der heutigen Greifgasse, die damals laut<br />

Adrian Beier das „Steinmannsgässlein“ 542 genannt wurde, übernahm wohl spätestens<br />

nach seiner Hochzeit mit der Naumburger Bürgermeisterstochter Martha Regina Harmannin<br />

im Jahre 1667 543 der angesehene Jenaer Bürger Mattheus Birckner 544 . In den<br />

Quellen tritt er uns sowohl als Seidenhändler mit ansehnlicher Seidenhandlung 545 als<br />

auch als Buchhändler 546 sowie als Ratsverwandter, Krämer 547 und Stadtrichter 548 entgegen.<br />

Mattheus Birckner war ein Sohn des aus Erfurt stammenden Buchhändlers und<br />

akademischen Bürgers Johann Birckner, der am Ende des Dreißigjährigen Krieges als<br />

einziger Buchhändler in der Stadt Jena übriggeblieben war. 549 Mattheus Birckner hatte<br />

nicht nur in Jena, sondern auch in Helmstedt 550 sowie in Naumburg und Erfurt 551 eine<br />

Niederlassung als Buchhändler. Auch versuchte er, gemeinsam mit Andreas Böttiger, in<br />

Leipzig eine dauerhafte Niederlassung zu etablieren, was jedoch nicht gelang. 552 Birckner<br />

gehört neben der Buchhändlerfamilie Bielcke zu den Jenaer Buchhändlern und Verlegern<br />

des ausgehenden 17. Jahrhunderts, die dieses Gewerbe, bedingt durch die Blüte<br />

der Universität zu dieser Zeit und geschicktes geschäftliches Gebaren beim damals noch<br />

überwiegenden Tauschhandel mit Büchern, zu großer Blüte brachten. 553 Legt man die<br />

Verlagsproduktion zugrunde, nimmt Jena von 1700 bis 1745 innerhalb des Deutschen<br />

Reiches den zweiten Platz nach Leipzig ein. 554 Auch wenn Birckners verlegerisches<br />

542 BEIER, Architectus Jenensis, 1681, S. 79.<br />

543 KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1667, S. 19.<br />

544 Es kann nicht hundertprozentig ausgeschlossen werden, dass es zur selben Zeit zwei wohlhabende,<br />

Handel treibende Mattheus Birckners in Jena gab und deshalb der das Markthaus besitzende, hauptsächlich<br />

als Händler bezeichnete, Mattheus Birckner nicht identisch ist mit dem bedeutenden Buchhändler<br />

Mattheus Birckner. Die Wahrscheinlichkeit scheint aber gerade auch angesichts des jeweils überlieferten<br />

Reichtums und der Tatsache, dass es durchaus üblich gewesen wäre, wenn ein Buchhändler und Verleger<br />

das Haus eines Buchdruckers übernahm, eher gering. Außerdem findet sich in den Jenaer Kirchenbüchern<br />

nur der Buchhändler Birckner und kein Namensvetter anderer Profession, so dass hier von nur einer Person<br />

dieses Namens ausgegangen wird.<br />

545 STEUERANSCHLAG VON 1668, Stadtarchiv Jena, Sign. C II, Nr. 26, S. 386. Seine Seidenhandlung wird mit 150<br />

alten Schock hier fast genauso hoch bewertet wie sein Markthaus, das mit 166 2/3 alten Schock angesetzt<br />

ist.<br />

546 KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1667, S. 19, Bestattungen 1679, S. 462 (biblipola = Buchhändler), Bestattungen<br />

1701, S. 114 und Bestattungen 1705, S. 153.<br />

547 GÜTHERBUCH DER STADT JENA VON 1669, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 28, S. 557.<br />

548 KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen 1713, S. 237.<br />

549 Vgl. LÜTGE, Buchhandel, 1929, S. 110.<br />

550 KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1667, S. 19.<br />

551 LÜTGE, Buchhandel, 1929, S. 110.<br />

552 Ebenda.<br />

553 Vgl. LÜTGE, Buchhandel, 1929, S. 163f.<br />

554 LÜTGE, Buchhandel, S. 75.<br />

110


Wirken nach 1700 nur noch einen Bruchteil seiner Produktion in den Jahrzehnten zuvor<br />

ausmacht 555 , hat er doch, gemeinsam mit seinen Kollegen, zu dieser Stellung Jenas den<br />

Grundstock gelegt.<br />

Von Adrian Beier wissen wir, dass Mattheus Birckner im Jahre 1669 im mittleren<br />

Durchgang unter dem Rathaus einen Buchladen eingerichtet hat 556 , der aber nach seinem<br />

Tod wieder eingegangen ist 557 . Daher befand sich in seinem Wohnhaus am Markt<br />

vermutlich nicht der Buchladen, sondern nur die wohl parallel laufende Seidenhandlung.<br />

Sein Haus, der spätere Markt 11, tritt uns auf dem Stammbuchblatt von 1715 558 als stattliches<br />

Gebäude mit barockem Erscheinungsbild entgegen. Über einem Erdgeschoss mit<br />

zwei Eingängen, die jeweils mit einer Art Schaufenster verbunden sind, wohl für die Seidenhandlung<br />

und den eigentlichen Hauseingang, verläuft ein durchgehendes Vordach.<br />

Darüber erheben sich drei Vollgeschosse mit je vier Fensterachsen, die durch einen mittleren<br />

und zwei seitliche Pilaster gegliedert sind. Das offenbar zum Teil ausgebaute Mansarddach<br />

hat zum Markt zwei große Gauben und im zweiten Dachgeschoss noch eine<br />

kleine halbrunde Gaube. Ob dieser hier überlieferte Zustand auf Umbaumaßnahmen<br />

Birckners oder erst seiner Nachfolgerin zurückgeht, lässt sich leider nicht entscheiden.<br />

559 Mattheus Birckner hat im Vergleichsjahr 1669 mit 63,83 Acker (ca. 18,2ha) 560<br />

und damit einer Grundfläche, die mehr als die Fläche der Stadt innerhalb der Stadtmauern<br />

ausmacht, den größten Grundbesitz aller Markthausbesitzer.<br />

Mattheus Birckner verwitwete bald und heiratete am 25. Mai 1674, wie schon bei seiner<br />

ersten Eheschließung wieder in Naumburg, die Witwe des Bürgeler Bürgermeisters<br />

Siegmund Neumeister, Regina Neumeisterin. 561 Eine Tochter des Paares, Dorothea Sophia,<br />

wurde am 26. Januar 1679 noch als Wochenkind wieder beerdigt. 562 Auch Birckners<br />

zweite Frau starb vor ihrem Mann und wurde am 26. Juli 1701 bestattet. 563 Diese<br />

Todesfälle sind zwar traurig, aber für die damalige Zeit nicht besonders auffällig. Anders<br />

sieht es hingegen mit den zwei nächsten Todesfällen in der Familie aus: Ende November<br />

1703 ermordet einer von Birckners Söhnen seinen Bruder. Im Kirchenbuch ist die Tat<br />

wie folgt aufgeführt: „Den 13. 9bris [1703] ist Herrn Matthäi Birckners des Buchführers<br />

anderer 564 und dritter Sohn uneinig worden, und da dieser Nehmlich Hanß Georg Birckner<br />

555 Vgl. LÜTGE, Buchhandel, 1929, S. 111.<br />

556 BEIER, Architectus Jenensis, 1681, S. 83.<br />

557 SCHMEIZEL, Chronik, 1758, S. 121.<br />

558 „Forum Jenense illuminat. à Brunsvicens. Die Natali Ser. Pr. August. Wilhelm. Duc. Br. et Lüneb. d. 8.<br />

Martii 1715“, Stammbuchblatt, Braunschweigisches Landesmuseum, InvNr. VMB 9763, Abb. 16.<br />

559 Auf dem Prospekt des Marktes aus dem ausgehenden 17. Jahrhundert von Junghanß, vgl. Abb. 15, ist<br />

die Marktostseite nicht mit abgebildet. 1715 gehört das Haus Markt 11 bereits Birckners Nachfolgerin.<br />

560 GÜTHERBUCH DER STADT JENA VON 1669, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 28, S. 557.<br />

561 KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1674, S. 76.<br />

562 KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen 1679, S. 462.<br />

563 KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen 1701, S. 114.<br />

564 anderer = zweiter.<br />

111


zu Hause weg und in den Hirsch gehet, Verfolget ihn jener als Philip Birckner mit einer<br />

Pistol und schüst ihn in der Stube durch den Leib das Er den 28. darauf verschieden und<br />

den 28t. zu abends in der Stille begraben worden.“ 565 Daraufhin wird der Mörder Johann<br />

Philipp Birckner am 9. September 1705 frühmorgens um halb 6 Uhr auf dem Markt mit<br />

dem Schwert hingerichtet „wie wohl ohne alle Busfertigkeit und erkäntnüs seiner Sünden“<br />

566 . Sein Vater war, wenn auch möglicherweise nicht in diesem Jahr, Stadtrichter 567<br />

und so vielleicht sogar gezwungen, bei der Verurteilung des eigenen Sohnes mitzuwirken.<br />

Mattheus Birckner verstarb am 12. April 1713 und wurde am 14. April bestattet. 568<br />

Spätestens jetzt erwarb die Hausnachbarin, die Besitzerin des späteren Haus Markt 12,<br />

Frau Dorothea Regina Brücknerin, das ehemals Bircknersche Haus. Die Ähnlichkeit der<br />

Namen Birckner und Brückner darf uns nicht zu dem voreiligen Schluss führen, dass<br />

beide Familien miteinander verwandt wären – das ist nicht so.<br />

*<br />

Frau Dorothea Regina Brücknerin ist seit dem 4. Mai 1705 die Ehefrau des Jenaer Bürgers<br />

und Rotgerbers Christoph Brückner. 569 Sie ist zum Zeitpunkt der Eheschließung<br />

Witwe, mit mindestens drei Kindern, und war zuvor die Ehefrau des Lohgerbers Joachim<br />

Schultze. Offenbar ist sie sehr wohlhabend und schließt eigene Geschäfte ohne ihren<br />

Ehemann als Vormund ab. Laut Güterbuch von 1686 erwarb sie das spätere Haus<br />

Markt 12 im Oktober 1706, offenbar mit einem Herrn Schalling als rechtlichem Vertreter.<br />

570 Warum ihr Ehemann in dieses Grundstücksgeschäft nicht eingebunden wurde,<br />

muss spekulativ bleiben. Die dendrochronologische Datierung der Fachwerk- und<br />

Dachhölzer des Gebäudes verweist auf ein Fälldatum zwischen 1705 und 1707. Die bauhistorische<br />

Untersuchung lässt vermuten, dass die Hauskonstruktion im Frühjahr 1707,<br />

und damit kurz nach dem Erwerb des Hauses durch Frau Brückner, aufgeschlagen wurde.<br />

571<br />

565 KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen 1703, S. 135.<br />

566 KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen 1705, S. 153.<br />

567 ADELUNG, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S.<br />

270: „Der Stadtrichter, derjenige, welcher in einem Stadtgerichte als Richter den Vorsitz führet.“ Stadtrichter<br />

war ein Ehrenamt.<br />

568 KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen 1713, S. 237.<br />

569 KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1705, S. 333.<br />

Sie ist eine geborene Sörgelin und heiratete am 10. Juni 1689 in erster Ehe den Lohgerber Joachim Heinrich<br />

Schultze (KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1689, S. 200).<br />

570 RATHSGÜTHERBUCH DER STADT JENA 1686, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 38, S. 128: „Regina Dorothea<br />

Brücknerin, Lohgerberin den 20. 8ber 1706 in beyseyn H. Schallings wegen Verkaufens zugeschriben.“<br />

571 BAUHISTORISCHE UNTERSUCHUNG des Büros für historische Bauforschung und Schadensermittlung an<br />

Holzkonstruktionen Scherf – Bolze – Ludwig, Juni 1997, Untere Denkmalschutzbehörde Jena.<br />

112


Es handelt sich hier um ein „Wohnhaus mit Erdgeschoss und drei Stockwerken mit zweigeschossigem<br />

Dach über stehender Stuhlkonstruktion, [mit] barocke[r] Innenausstattung<br />

mit Innentüren als Futtertüren mit geohrten Gewänden, Fenster im Primärbestand nachweislich<br />

auch mit geohrten Gewänden, Stuckdecken mit umlaufenden Stabprofilen sowie<br />

ornamental gestalteten Deckenspiegeln.“ 572 „Neben der geschäftlichen Nutzung im Erdgeschoß<br />

befand sich im 1. Obergeschoß ein repräsentativer Raum mit ornamental gestalteter<br />

Stuckdecke und dekorativer Eingangstür. Der Fußboden mit Kassettenfeldern (Dielung –<br />

Nadelholz zwischen Eichenleisten) gehört ebenso wie die originalen Putzaufbauten zum<br />

baulichen Bestand von 1707 d 573 . Die repräsentativen Wohnräume mit Stube und Stubenkammer<br />

sowie weiteren Nebenräumen befinden sich im 2. Obergeschoß. Neben dem Holzfußboden<br />

im Bereich der Stube (Dielung zwischen Eichenleisten) ist in der Stubenkammer<br />

ein geschliffener Estrich eingebaut, welcher sich ebenfalls dem originalen Bestand zuordnet.<br />

Die Räumlichkeiten im 3. Obergeschoß zeigen eine schlichtere Ausstattung wobei dem<br />

ursprünglichen Raumkonzept folgend, die Futtertüren mit den geohrten Gewänden dem<br />

originalen Bestand zuzuordnen sind. […] Das 1. Dachgeschoß mit Zwerchhaus diente im<br />

Primärbestand 1707 d schon im ausgebauten Zustand Wohnzwecken. Neben der Stube<br />

befindet sich eine ausgebaute Stubenkammer mit der Belichtung über eine kleine Schleppgaube.<br />

Die Stube im Dachgeschoß konnte bauzeitlich beheizt werden.“ 574<br />

Frau Brücknerin ließ demnach das Gebäude, bis auf ein wahrscheinlich dem Vorgängerbau<br />

zuzuordnendes Erdgeschoss, komplett neu errichten. Weiter geht aus der bauhistorischen<br />

Untersuchung hervor, dass das Haus möglicherweise von Anfang an als eine Art<br />

Mietshaus geplant war, da sich selbst die Stube im ausgebauten ersten Dachgeschoss mit<br />

Zwerchhaus von Beginn an beheizen ließ. Das Dach des Hauses wurde laut Darstellung<br />

auf dem Stammbuchblatt von 1715 575 an das des Nachbarhauses Markt 11 in der Höhe<br />

angepasst. Auch das Haus Markt 12 hatte, ähnlich wie das Nachbarhaus Markt 11, über<br />

einem Erdgeschoss mit Vordach und ebenfalls zwei Eingängen, von denen allerdings nur<br />

der linke mit einer Art Schaufenster verbunden war und mit unter dem Vordach lag, drei<br />

Vollgeschosse mit jeweils vier Fensterachsen. Eine weitere Gliederung der Fassade, etwa<br />

durch Pilaster, ist nicht auszumachen. Allerdings könnte das zweite Fenster von links im<br />

zweiten Obergeschoss durch eine Art Wappen oder Hauszeichen ersetzt gewesen<br />

sein. 576<br />

572 Ebenda, S. A5.<br />

573 d = dendrochronologisch datiert.<br />

574 BAUHISTORISCHE UNTERSUCHUNG, S. A6f.<br />

575 „Forum Jenense illuminat. à Brunsvicens. Die Natali Ser. Pr. August. Wilhelm. Duc. Br. et Lüneb. d. 8.<br />

Martii 1715“, Stammbuchblatt, Braunschweigisches Landesmuseum, InvNr. VMB 9763, Abb. 16.<br />

576 Beschreibung nach dem obigen Stammbuchblatt. Wahrscheinlich handelt es sich jedoch auch bei diesem<br />

Wappen um Schmuck für die dargestellte Feierlichkeit.<br />

113


Spätestens nach dem Tod ihres Hausnachbarn Mattheus Birckner im Jahre 1713, erwarb<br />

Frau Brücknerin nun auch dessen Haus (Markt 11) 577 und besaß nun zwei repräsentative<br />

Häuser am Markt. Möglicherweise wurde ihr dieser Kauf von jemandem verübelt<br />

oder sie hatte sich sonst in irgendeiner Weise unbeliebt gemacht. Oder es handelt sich<br />

schlicht um Zufall. Jedenfalls starb auch Dorothea Rosina Brücknerin eines unnatürlichen<br />

Todes. Martin Schmeizel vermerkt in seiner Chronik dazu lapidar: „Am 8. dito [8. 4.<br />

1722] Nachts ist die reiche Gerberin Nahmens Brücknerin erschlagen worden.“ 578 Der Kirchenbucheintrag<br />

lässt das grauenvolle Geschehen eher erahnen: „d. 7. April abends zwischen<br />

9 und 10 Uhren ist Frau Dorothea Regina Brücknerin, Mstr. Christoph Brückners,<br />

Bürgers und Lohgerbers allh. Eheweib in ihrer eigenen Stube und Bette überfallen, und ihr<br />

mördlicher Weise dergestalt der Kopff mit einem Hammer (wie es scheint) zerschmißen<br />

worden, daß sie früh gegen 2 Uhr verstorben, ohne daß sie ein einziges Wort Von sich oder<br />

den Mörder angeben können. Der Mörder aber, wer Er auch gewesen, hat nichts Von ihren<br />

Mobilien fortgebracht.“ 579<br />

Ob dieser Mord in dem von ihr neu gebauten Haus (Markt 12) oder in dem später erworbenen<br />

Haus (Markt 11) passierte, wer oder was dahinter steckte bzw. ob dieser<br />

Mord aufgeklärt werden konnte, ließ sich nicht ermitteln.<br />

Nach dem gewaltsamen Tod der Mutter erhalten ihre Kinder, die beiden Geschwister<br />

Johann Balthasar Schultze und Dorothea Regina Heßlin 580 , je zur Hälfte das Eckhaus zur<br />

Greifgasse (Markt 11) samt dem Hinterhaus. 581 Eine weitere Tochter aus erster Ehe, Anna<br />

Margaretha Schultzin, erhält am 8. April 1728 das von der Brücknerin neu gebaute<br />

Haus (Markt 12). Allerdings fällt es wohl kurz darauf am 30. September 1728 an den<br />

Witwer der Ermordeten, Christoph Brückner. 582 Möglicherweise bezieht sich der Eintrag<br />

seines Namens im Güterbuch jedoch auch nur auf ein hier ebenfalls aufgeführtes Gerbhaus.<br />

Fazit 2<br />

Auch im ausgehenden 17. Jahrhundert, einer erneuten Blütezeit Jenas nach dem Aufschwung,<br />

den die Stadt mit der Universitätsgründung erlebt hatte, war der Markt ein Ort<br />

der städtischen Eliten. Der Anteil der Professorenwohnhäuser war mindestens so hoch<br />

wie ein Jahrhundert zuvor. Auch Kaufleute/Händler hatten hier nach wie vor ihr Haus.<br />

577 RATHSGÜTHERBUCH DER STADT JENA 1686, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 38, S. 117. Leider ist hier kein<br />

Erwerbsdatum angegeben.<br />

578 SCHMEIZEL, Chronik, 1758, S. 199.<br />

579 KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen 1722, S. 40.<br />

580 Dorothea Regina Schultze, die Tochter der ermordeten Hausbesitzerin aus erster Ehe, hatte am 12.<br />

September 1712 den Jenaer Kaufmann Johann Georg Häßler geheiratet (KIRCHENBUCH JENA, Trauungen<br />

1712, S. 390).<br />

581 Vgl. RATHSGÜTHERBUCH DER STADT JENA 1686, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 38, S. 117 sowie S. 180 und S.<br />

182.<br />

582 RATHSGÜTHERBUCH DER STADT JENA 1686, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 38, S. 183.<br />

114


Allerdings lässt sich das wirtschaftliche Potential der als Händler oder Krämer geführten<br />

Personen oft schwer einschätzen – möglicherweise waren es hauptsächlich Händler auf<br />

regionaler Ebene. Interessanterweise nutzen auch mehrere Beamte des Jenaer Herzogtums<br />

den Markt als Wohn- und sicher auch Repräsentationsort.<br />

Die Unterschiede zwischen den einzelnen Markthäusern sind, wenn man nach dem steuerlichen<br />

Anschlag geht, weiterhin beträchtlich. Das am höchsten bewertete Haus, der<br />

spätere Markt 3, wird etwa 10-20 mal so hoch angesetzt wie kleine Häuser im heutigen<br />

Marktgässchen oder auch schmale Häuser wie der spätere Markt 13. Anzahl und Zuschnitt<br />

der Marktgrundstücke dürfte um 1700 in etwa dem bis zum Zweiten Weltkrieg<br />

überlieferten Bild entsprochen haben. Allerdings gibt es Ausnahmen, so z.B. die noch mit<br />

vielen schmalen Häusern bebaute Marktnordseite. Hofartige Grundstücke mit Toren<br />

zum Markt bzw. Großparzellen gibt es im untersuchten Zeitraum nicht mehr. 583 Die<br />

Front der Markthäuser ist geschlossen.<br />

Leider sind aufgrund der Quellenlage für diese Epoche weder konkrete Aussagen zu<br />

Studenten noch zu sonstigen Mietern in den Markthäusern möglich. Weitere Forschungen,<br />

besonders unter Berücksichtigung der eventuell im Universitätsarchiv vorhandenen,<br />

hier nicht ausgewerteten Unterlagen zum studentischen Wohnen, wären hier zu<br />

empfehlen.<br />

583 Die „Sonne“ mit ihrem riesigen Grundstück und der Einfahrt westlich des späteren Markt 23 muss hier<br />

eventuell ausgenommen werden.<br />

115


3. Akt: Jena nach Klassik und Napoleon<br />

Zeitschnitt 3: Jena kurz nach 1800<br />

Der Einschnitt der Niederlage gegen die napoleonischen Truppen in der Schlacht von<br />

1806 und die nachfolgende Zeit der Regierung von Napoleons Gnaden bilden für Jena<br />

eine starke Zäsur. Hier geht ein Zeitalter zu Ende, die Frühe Neuzeit.<br />

Die vielbeschriebene Zeit der Klassik und Frühromantik ist auf geistigem und kulturgeschichtlichem<br />

Gebiet eine hochinteressante Zeit mit weitreichenden Wirkungen gewesen.<br />

Für die Stadt, deren Entwicklung besonders von verschiedenen wirtschaftlichen<br />

Faktoren und vor allem dem Wohlergehen der Universität abhing, war dieser geistige<br />

Höhenflug einiger ihrer Bürger dagegen von eher untergeordneter Bedeutung.<br />

Es ist bekannt, dass Friedrich Schiller in den Jahren 1794/1795 am Jenaer Markt und<br />

zwar im späteren Haus Unterm Markt 1 wohnte. Auch August Wilhelm Schlegel und seine<br />

Frau Caroline sowie sein Bruder Friedrich Schlegel stiegen zunächst am Markt ab, als<br />

sie sich hier ab 1796 niederließen. Das hat jedoch, sicher gemeinsam mit den Aufenthalten<br />

vieler weiterer Persönlichkeiten, in den hier ausgewerteten offiziellen Steuerbüchern<br />

keinerlei Spuren hinterlassen, da sie alle nie Hausbesitzer waren, sondern zur<br />

Miete wohnten. Im Gegensatz zu früheren Zeiten ist das Wohnen zur Miete Ende des<br />

18./Anfang des 19. Jahrhunderts auch für angesehenere Personen kein Einzelfall mehr,<br />

sondern wohl weit verbreitet. Damit schwindet die Aussagekraft dieser Untersuchung,<br />

die in erster Linie auf der Auswertung der Steuerbücher beruht. Erst die Erstellung erster<br />

Einwohnerlisten, wie in den Jahren 1810 und 1821, bringt wieder ein deutlicheres<br />

Licht in die sonst recht undurchschaubar bleibenden Verhältnisse am Markt in dieser<br />

Zeit. Doch 1810 ist der Höhenflug der Kultur- und Geistesgeschichte in Jena, der vor allem<br />

auf den Dichtern und Philosophen beruhte, bereits wieder vorbei. Spätestens nach<br />

der Schlacht von Jena und Auerstedt 1806 haben eigentlich alle überregional anziehenden<br />

Geister die Stadt verlassen. Die Universität treibt auf eine Niedergangsphase zu.<br />

Auch am Markt leben zunehmend kleine Handwerker und viele Witwen, die mehrere<br />

Etagen ihrer ererbten Häuser vermieten. Nicht länger ist eine Niederlassung hier<br />

zwangsläufig ein Zeichen für Ansehen und Wohlstand.<br />

Aber nicht erst die napoleonischen Kriege haben die Stadt in Schwierigkeiten gebracht.<br />

Der Glanz der berühmten Geister mag eine Zeit lang darüber hinweg getäuscht haben,<br />

aber die Stadt ist schon lange nicht mehr wirtschaftlich gesund. 584 Die Administration,<br />

die noch immer auf frühneuzeitlichen Prinzipien beruht, ist mit der Verwaltung der immer<br />

noch kleinen, nur etwa 4.000 Einwohner zählenden Stadt um 1800 offenbar überfordert.<br />

Ein kleines Beispiel für die vernachlässigte und nicht mehr zeitgemäße Verwaltung<br />

ist auch das seit 1686 bis in das frühe 19. Jahrhundert weitergeführte Ratsgüter-<br />

584 Vgl. dazu die Ausführungen in KOCH, Geschichte, 1966, S. 198ff.<br />

116


uch. Es ist an den teilweise an offensichtlich falscher Stelle erfolgten Einträgen erkennbar,<br />

dass dieses über und über mit Streichungen und Ergänzungen versehene Buch auch<br />

für die Zeitgenossen nicht mehr ohne Probleme lesbar war, sie sich aber auch nicht zu<br />

einer Neuanlage aufrafften.<br />

Noch bis 1782 leistete sich die Stadt im Prinzip drei Bürgermeister, den „regierenden“<br />

Bürgermeister, den Bürgermeister und den Vizebürgermeister. Die ersten beiden wechselten<br />

sich jährlich ab. Auch sonst erinnerten die Verwaltungsstrukturen eher an das 17.<br />

Jahrhundert. 585 Erst mit den politischen Umwälzungen nach der Niederlage gegen Napoleon<br />

wird hier mit der Aufstellung der neuen Statuten der Stadt Jena im Jahre 1810 586<br />

der Aufbruch in die Moderne gewagt.<br />

Jena war am Ende des 18. Jahrhunderts bereits seit Jahrzehnten hoffnungslos verschuldet.<br />

Durch die nicht erfolgte Anpassung an modernere wirtschaftliche Produktionsmethoden<br />

und die mittlerweile überlebten Zünfte mit ihren rigiden Regelungen war von<br />

wirtschaftlicher Seite auf absehbare Zeit auch keine Abhilfe zu erwarten.<br />

Aus der gründlichen Untersuchung, die der Theologieprofessor Griesbach über die städtischen<br />

Finanzen im Jahre 1788 vorlegte, ergeben sich auch einige Angaben zum baulichen<br />

Zustand der Stadt. Er stellt fest, dass die Geschosseinnahmen um 300 Taler gesunken<br />

sind, da in der Stadt weniger Menschen leben als 100 Jahre zuvor. Auch sind mehrere<br />

Häuser eingefallen. Den höchsten Anstieg der Einnahmen verzeichnet die Stadt bei<br />

Zahlungen für unbewohnte Häuser. 587 Über größere Baumaßnahmen Ende des 18. Jahrhunderts<br />

ist nichts überliefert.<br />

Wiedeburg spricht von 381 privaten Wohnhäusern in der Innenstadt und 410 Wohnhäusern<br />

in den Vorstädten 588 ohne die öffentlichen und akademischen Gebäude. Der<br />

noch immer ländliche Charakter der Stadt spiegelt sich aber auch in den von ihm gezählten<br />

„nur 120 Scheunen“ 589 wider, wobei diese allerdings in den Vorstädten lagen.<br />

Bühnenbild 3<br />

„So sehr es unser Markt-Platz vielen andern in grösern Städten, an der regelmäsigen Gestalt,<br />

und Fläche der Ebene zu vorthut 590 so wenig bin ich gleichwol geneigt den auf den-<br />

585 Vgl. Ebenda, S. 204ff.<br />

586 Vgl. die wichtigsten Paragraphen daraus in KOCH, Geschichte, 1966, S. 222ff.<br />

587 Vgl. KOCH, Geschichte, 1966, S. 199f.<br />

588 WIEDEBURG, Beschreibung, 1785, S. 123ff.<br />

589 Ebenda, S. 125.<br />

590 Anmerkung von Wiedeburg: „Es befindet sich auf demselben auser einem Pump-Brunnen auch ein<br />

Spring-Brunnen. Vormalen war dessen Bassin ein bloser viereckiger Trog, in dessen Mitte eine steinerne Pyramide<br />

errichtet war, aus deren vier Seiten, Lauf- Röhren angebracht waren. Im Jahre 176. erhielt er eine<br />

117


selben stehenden Gebäuden in Ansehung der Bauart ein zu groses Lob zu preisen. Vielmehr<br />

finden sich mehrere einzelne weit ansehnlichere Häusser in verschiedenen Strasen, und<br />

selbst in den Vorstädten. – Ein gemeines Schicksal älterer Städte! daß die Häusser an dem<br />

Markt zwar die antiksten und massivsten sind, aber eben deshalb auch so beharren.<br />

Gleichwohl findet man aber auch ziemlich grose Gebäude auf unserm Markt. Freylich sieht<br />

man es ihnen an, daß sie aus mehrern kleinern zusammengezogen sind. Modernisirt sind<br />

sie erst seit wenigen Jahren bey nahe alle.<br />

An der Seite des Rath-Hausses, gegen das Kreuz hinauf, das itzige Meinhardtische, sonst<br />

St.R. Meuerische: darauf das Eichmannische, sonst Neubergerische, am Eck des Markt-<br />

Gässleins: das Polzische, sonst Gnügische, vordem Hertelische: die Wilhelmische sonst Hesslingische<br />

Hof – Apotheke (waren vormals zwey Häusser, das Richterische und Neubergerische),<br />

und am Eck die Schwarzische sonst Bretschnerische Akademische Apotheke, neben<br />

dem Schöffenbergischen Laden.<br />

An der Mittags-Seite: der Theil des sich vom Kreuz aus, durch die Kramer-Gasse bis auf den<br />

Markt wendenden K. R. Paulsenischen Hauses, welcher aus dem vormaligen Hut-Staffirer-<br />

Fischerischen Hauß erbauet ist: daneben das itzige Heiligenstedtische, sonst Kaltschmidtische,<br />

(bestehet gleichfalls aus mehrern einzelnen Häusern, dem Gerlachischen und Hofmannischen,<br />

nebst der alten Lobensteinischen Apotheke), bis an das kleine Kramer-<br />

Gässlein. Unter diesem das itzige Hummelische zuletzt Mathesische, mit seinem noch förmlichen<br />

Giebel, und gewölbten Kirch-Fenstern, bis ans Markt-Mühlen-Gässlein.<br />

An der Abend-Seite die itzige Scheubische, vordem Müllerische, Raths-Apotheke. Darauf das<br />

itzige Schreiberische, zuletzt Tannenberger – und vorher Lobensteinische Hauß. Hierauf<br />

die Kunoische Buchhandlung, am Eck des Greif-Gässleins, waren vormals auch zwey Gebäude,<br />

das Fickerische und Port-von Pottenfelsische 591 .<br />

Am andern Eck des Gässleins, das itzige von Buchwaldische, vormalige Ottoische, und vorher<br />

Gazzinellische Hauß. Neben demselben das Dr. Reyherische, sonst Brücknerische: und<br />

darneben das Spießbachische sonst Saalische: darauf das Nattermüllerische, sonst Kästnerische,<br />

vorher Stadt R. Hofmannische: hierauf das Dr. Schmidtische, sonst die Georgische<br />

Apotheke; neben demselben die Kröckerische Buchhandlung, vormals das Phillip Beierische;<br />

darauf das itzige Köhlerische vorher Reuschische, und noch vorher Gerhardische: und<br />

am Eck das noch gegenwärtige Tympische, vorher Hebenstreitische, welches noch der G. R.<br />

v. Lynker erbaut hat 592 .<br />

schöne achteckige Einfassung, und in der Mitte die Statue eines Löwens, der nun freylich seine Stral nur durch<br />

die Fistel ströhmt.“<br />

591 Anmerkung von Wiedeburg: „Vormalen das Wirths-Haus zu Greiff, davon auch noch das Gässlein in die<br />

Lauen- Gasse den Nahmen hat, besitzt auch noch die Gast-Gerechtigkeit.“<br />

592 Anmerkung von Wiedeburg: „Von ihm sind auch noch die in dem Tympischen Hörsal hängenden Porträten<br />

verschiedener Chur-Fürsten.“<br />

118


Endlich an der Miternachts-Seite des Markt-Platzes, von unten herauf, das itzige Salzmannische,<br />

vormalige Reineckische, ehedem Schlemmische: das Nochische, vordem Ernstische<br />

Hauß; darauf das itzige Kraussische, vormalige Brunquellische 593 , hierauf das schmale<br />

Wernerische, vorher auch Kraussische: daneben das Hennekische, sonst Kochische: zu<br />

nächst das vormalige Gansonische itzt Heiligenstedtische: und daran das eben dieser Besitzerin<br />

gehörige Wirths-Hauß zur Sonne 594 und an diesem das itzige Beierische, sonst Schernerische,<br />

vormalen Dr. Wolfische.“ 595<br />

Ohne diese detaillierte Beschreibung des Marktes aus dem Jahre 1785 wäre die hier vorliegende<br />

Untersuchung sehr erschwert worden, wenn nicht sogar in Teilen unmöglich<br />

gewesen. Da hier Nachbarn in die richtige Reihenfolge gebracht und Vorbesitzer genannt<br />

werden, konnte die Problematik der vielen Streichungen und Ergänzungen in dem<br />

seit 1686 geführten Ratsgüterbuches etwas ausgeglichen werden.<br />

Interessant sind die Einschätzungen des zeitgenössischen Betrachters Wiedeburg für<br />

das Ansehen des Marktes und seiner Häuser in dieser Zeit. Obwohl die Stadt damals<br />

noch kaum über die historischen Vorstädte hinausgewachsen war, gab es offenbar in<br />

anderen Straßen, wohl hauptsächlich in der von ihm oft gelobten Johannisstraße und in<br />

der Leutrastraße, prächtigere und modernere Häuser. Nach seiner Beschreibung lebten<br />

viele Professoren in diesen Straßen, teilweise auch zur Miete. Trotz allem bildete der<br />

Markt weiter das Herz der Stadt. Alle wichtigen Straßen führten letztendlich zu ihm hin:<br />

„Auf den Markt selbst führen also die gesammten drey Haupt-Strassen. Die Johannis- und<br />

Leuter-Gasse, wenn man sich am Ende derselben, oberhalb des Kreuzes etwas rechter Hand<br />

wendet, durch die kurze sogenannte Kramer-Gasse: die Kollegien- und Löbder-Gasse aber<br />

fast geraden Weges, unter dem Rathhauß hin, an die mittägliche Markt-Seite. Das enge<br />

Gässlein aus dem Rosmarien-Gässlein auf dem Markt, heisst das Markt- oder Schwerdfeger-<br />

Gässlein.<br />

Unter dem Markt an der linken Morgen-Seite mit ihm in paralleler Lage, die beyden Lauen-<br />

oder Laugen-Gassen. Die nächste die sogenannte obere die andere die untere. In die Obere<br />

führen von dem Markt aus, noch das enge Greif- und noch engere Markt-Mühl-Gässlein. […]<br />

593 Anmerkung von Wiedeburg: „War vor 200 Jahren ein berühmter Gasthof, genannt zur güldenen Gans, in<br />

welchem noch im Jahre 1558 Herzog Joh. Wilhelm, bey seiner Hieherkunft zur Einweyhung der Akademie,<br />

abgetreten. Nach der Hand haben die Besitzer Dr. Harnisch, und Kanzler Strauch, die alte Gast- Gerechtigkeit<br />

eingehen lassen.“<br />

594 Anmerkung von Wiedeburg: „Der noch einzige und bestgelegene gangbare Gasthof am Markt, und der<br />

vorzüglichste in der Innstadt. Der erste Besitzer, welcher ihn in guten Sand gesetzt, war Burgemeister Phill. v.<br />

Herden, dessen Erben verkauften ihn an Gottfr. Marquard, auch Burgemeister; von diesem erkaufte ihn Dr.<br />

Joh. Friedr. Hertel, von dessen Erben er an den letzt verstorbenen Burgemeister Janson verkauft wurde. Beruf<br />

des schönen Platzes und des Bedürfnisses wäre es, aus diesem Gasthof das zu machen, was aus ihm zu machen<br />

wär.“<br />

595 WIEDEBURG, Beschreibung, 1785, S. 262-265.<br />

119


Die enge Strasse nördlich von dem Markt auf das Kreuz wird das Krämer-Gässlein genannt.“<br />

596<br />

Nach Wiedeburg befanden sich an der südlichen Stadtmauer einige Gartenhäuschen auf<br />

den ehemaligen Rondellen der Mauer. Unter anderem werden hier das ehemals Professor<br />

Brunquell gehörende 597 und das zur „Sonne“ zählende als recht ansehnlich geschildert.<br />

598 Diese Grundstücke gehörten zum Markt. Auch wenn der Markt also im Zentrum<br />

der Stadt lag, waren doch die Stadtmauern ebenfalls nicht weit und noch immer vorhanden.<br />

An anderer Stelle seiner Stadtbeschreibung 599 beklagt Wiedeburg die neue Mode, die<br />

Fassaden der Häuser farbig anzustreichen. Er vergleicht sie mit dem früher üblichen<br />

weißen Kalken und lehnt die neuere Farbigkeit ab. Daraus können wir schließen, dass<br />

bunte Fassaden auch am Markt erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts aufkommen.<br />

Das scheint auch das im Akt 2 zuweilen zu Rate gezogene Stammbuchblatt von<br />

1715 600 zu bestätigen. Hier erscheinen die meisten Fassaden wenn auch nicht weiß, so<br />

doch zumindest in hellen Grau- oder Ockertönen. Durch studentische Stammbuchbilder<br />

aus dem späteren 18. Jahrhundert sind wir aus dieser Zeit recht gut über die Fassaden<br />

der Markthäuser informiert. Auch wenn die Darstellungen zumeist recht naiv sind, werden<br />

bauliche Details oft dermaßen detailliert und in den verschiedenen Blättern sehr<br />

ähnlich dargestellt, dass eine gewisse Zuverlässigkeit anzunehmen ist. Bei den meisten<br />

Stammbuchdarstellungen ist die starke Farbigkeit der Hausfassaden auffällig.<br />

Widmen wir uns anhand dieser Stammbuchdarstellungen 601 aus dem ausgehenden 18.<br />

Jahrhundert kurz den einzelnen Marktseiten.<br />

596 Ebenda, S. 130f.<br />

597 Ihm gehörte der spätere Markt 19.<br />

598 Ebenda, S. 152.<br />

599 WIEDEBURG, Beschreibung, 1785, S. 170.<br />

600 Vgl. Abb. 16.<br />

601 Es wurden Stammbuchblätter aus den zu der Sammlung der Herzogin-Anna-Amalia-<strong>Bibliothek</strong> gehörenden<br />

Stammbüchern von Fischer (Sign. 462b) Eintragungen 1741-1744 (Abb. 19), Reinhard (Sign. 368)<br />

Eintragungen 1747-1796 (Abb. 20), Spies (Sign. 459) Eintragungen 1765-1767 (Abb. 21), Voigt (Sign. 548)<br />

Eintragungen 1773-1783 (Abb. 22) , Moll (Sign. 436) Eintragungen 1763-1767 (Abb. 23) und Schneider<br />

(Sign. 464) Eintragungen 1782-1785 (Abb. 24), sowie das Stammbuch Sternberger (Stb. 90) aus der<br />

ThULB Jena (Abb. 25 und 26) zu Rate gezogen.<br />

Weiter wurden folgende genauer datierten Darstellungen des Marktes aus dem Katalog: „Wie zwey Enden<br />

einer großen Stadt …“ Die „Doppelstadt Jena-Weimar“ im Spiegel regionaler Künstler 1770-1830. herangezogen:<br />

Johann Gottlob Schenck: Prospect des Markts in der Herzogl. Resid. und Univers. Stadt Jena (<strong>Marktplatz</strong><br />

von Norden), um 1780, InvNr. St 1,50-43 (Abb. 27).<br />

Johann Gottlob Schenck: Prospect des Markts in der Herzogl. Resid. und Univers. Stadt Jena (<strong>Marktplatz</strong><br />

von Süden), um 1780, InvNr. St 1,43-79 (Abb. 28).<br />

Ernst Friedrich Ulrich Schenck: Scene, welche auf dem Markte in Jena am 17ten Juli 1792 vorgefallen ist,<br />

InvNr. St, 1,49; 2277 (Abb. 29).<br />

120


Die Südseite des Marktes beginnt im Osten mit dem auf den Darstellungen sehr hell bzw.<br />

weiß gehaltenen späteren Haus Markt 18. Der Zusammenschluss aus ehemals zwei Gebäuden<br />

ist hier durch die zweimal drei Fensterachsen noch sehr gut ablesbar. Unter den<br />

Fenstern sind jeweils rote Schabracken zu erkennen. 602 Das westliche Nachbarhaus, der<br />

spätere Markt 19, ist in Grautönen mit heller abgesetzten Pilastern gehalten und besitzt<br />

zum Markt eine große Gaube oder ein Zwerchhaus mit geschweiftem Abschluss. 603 Die<br />

anschließenden schmaleren Häuser Markt 20 und 21 sind in hellen Gelbtönen gehalten<br />

und haben jeweils heller hervorgehobene Ornamente aus Putz zwischen den Fenstern<br />

und ebensolche Eckbetonungen. 604 Das westlich darauf folgende Haus auf dem später<br />

mit der „Sonne“ vereinigten Grundstück fällt auf der Darstellung im Stammbuch Reinhardt<br />

aus der Reihe. Hier findet sich bei rötlicher Putzfarbe ein geschwungener Giebel<br />

mit turmartigem Abschluss auf einem nur dreigeschossigen Gebäude, das durch seine<br />

kräftigen Gesimse eine stark waagerechte Betonung hat. Damit ist hier noch der ältere<br />

Zustand dieses Gebäudes, wie er sich ähnlich auch auf der Marktdarstellung von Caspar<br />

Junghanß 605 und dem Stammbuchblatt von 1715 606 zeigt, dargestellt. Im späteren 18.<br />

Jahrhundert und zu Beginn des 19. Jahrhunderts ist dieses markante Haus durch ein<br />

recht unauffälliges dreistöckiges Gebäude mit Satteldach in Traufstellung zum Markt<br />

ersetzt. Die „Sonne“ hat eine bis auf die Erdgeschosszone symmetrische vierachsige Fassade,<br />

wobei die beiden mittleren Fensterachsen bis hinauf zur Zone des dreieckigen<br />

Zwerchhausgiebels in einem Rosé-Ton gehalten sind, die beiden Fensterachsen an den<br />

Rändern hingegen in einem hellen Gelb. Auch hier finden sich wieder, in diesem Fall helle,<br />

zopf- oder kranzartige Schabracken unterhalb der Fenster und ebensolche Verzierungen<br />

im Giebel des Zwerchhauses. 607 Offenbar hat es hier an der „Sonne“ im Verlauf<br />

des 18. Jahrhunderts eine bauliche Veränderung im Trauf- bzw. Gaubenbereich gegeben:<br />

Auf späteren Darstellungen finden wir eine Gaube/ein Zwerchhaus, das nicht mehr über<br />

die gesamte Hausbreite reicht, aber nun vier nebeneinanderliegende Fenster aufweist.<br />

608 Das diese Marktseite im Westen abschließende spätere Haus Markt 23 ist in<br />

einem dunkleren Gelb gehalten. Das hier ebenfalls vorhandene Zwerchhaus ist mit den<br />

drei mittleren Fensterachsen des Gebäudes durch hellere Pilaster optisch zu einer Einheit<br />

gefügt. Auch dieses Haus hat eine helle Eckbossierung oder ebenfalls Pilaster an den<br />

Ludwig Hess: Der Markt zu Jena (Markt von Süden), um 1812, InvNr. 2372 (Abb. 30).<br />

Ludwig Hess: Der Markt zu Jena (Markt von Norden), um 1815, InvNr. 24076 (Abb. 31).<br />

602 Stammbuch Voigt (1773-1783) und Stammbuch Spies (1765-1767), Abb. 22 und 21.<br />

603 Stammbuch Spies (1765-1767), Stammbuch Reinhard (1747-1796), Abb. 21 und 20.<br />

604 Stammbuch Reinhard (1747-1796), Abb. 20.<br />

605 Prospect d. Jenschen Marcks von Caspar Junghanß, Rotkupfer um 1700, Stadtmuseum Jena, InvNr.<br />

III_75, Abb. 15.<br />

606 „Forum Jenense illuminat. à Brunsvicens. Die Natali Ser. Pr. August. Wilhelm. Duc. Br. et Lüneb. d. 8.<br />

Martii 1715“, Stammbuchblatt, Braunschweigisches Landesmuseum, InvNr. VMB 9763, Abb. 16.<br />

607 Stammbuch Reinhard (1747-1796), Abb. 20.<br />

608 Z.B. bei Ludwig Hess: Jena, Markt von Norden, 1815, Abb. 31.<br />

121


Ecken der Marktfassade. 609 Neben dem Markt 23 ist auf den früheren Abbildungen deutlich<br />

die schmale Gasse zu erkennen, die hinter dem Haus entlang zur Einfahrt der „Sonne“<br />

führt. 610 Später scheint diese Gasse überbaut worden zu sein; wahrscheinlich auch<br />

nur durch eine Art Torgebäude. 611<br />

Die Westseite des Marktes beginnt im Süden mit dem wohl weiß gekalkten Rathaus,<br />

dessen Obergeschoss durch vier dunkelgraue Pilaster gegliedert wird. 612 Das anschließende<br />

Haus Markt 2 ist ebenfalls weiß gekalkt und hat drei Geschosse und ein Zwerchhaus.<br />

613 Nördlich schließt sich das spätere Haus Kleine Rathausgasse 1 an. Dieses Gebäude<br />

hat zunächst noch eine auffällige Dachlaterne mit einer Art umlaufender Dachterrasse<br />

614 , die wohl am Ende des 18. Jahrhunderts einer fünften Etage weichen muss. Die<br />

letzten Darstellungen eines zurückgesetzten Dachgeschosses dieses Hauses finden sich<br />

um 1780 615 und 1792 616 . Spätere Abbildungen zeigen ein fünfstöckiges Gebäude ohne<br />

Rücksprung. 617 Die Farbgebung schwankt zwischen weiß und einem hellen Gelb. Auch<br />

dieses Gebäude hat an den Ecken der Front dunkler abgesetzte Eckpilaster mit Kapitellen<br />

an jeder Etage. Zwischen den Fenstern der drei Achsen befinden sich jeweils Schmuckornamente.<br />

Das nach der Gasse folgende Gebäude, die spätere Rathausgasse 3, hat<br />

ebenfalls drei Fensterachsen, die in diesem Fall aber durch hellere Pilaster auf dem hellblauen<br />

bis hellgrünen Putz von einander getrennt sind. Unter den Fenstern finden sich<br />

Schabracken, die ebenfalls in dem hellen Ton der Pilaster gehalten sind. Das Dach ist<br />

wahrscheinlich ein Mansarddach mit drei Gauben. 618 Die nördlich anschließende breitgelagerte<br />

Hofapotheke mit ihrem markanten Renaissanceerker scheint äußerlich seit<br />

ihrer Erbauung kaum verändert. Der auf allen Darstellungen zu findende Grünton des<br />

Putzes ist auffällig. Über die durch eine Ecke in den Platzraum vorspringende nördlich<br />

anschließende Universitätsapotheke, den späteren Markt 3a, kann aus den Stammbuchdarstellungen<br />

leider kaum etwas entnommen werden, da dieses Gebäude nie in Gänze<br />

dargestellt ist.<br />

Die Marktnordseite beginnt mit dem späteren Markt 4, einem stattlichen Gebäude, das<br />

einmal aus mehreren einzelnen Häusern bestand und sich vom Kreuz her quasi auf den<br />

Markt windet. Es handelt sich wohl um ein dreistöckiges Haus mit ausgebautem Mansarddach<br />

und hellgrauem oder hellblauem, auf einer späteren Darstellung auch gelbem<br />

609 Stammbuch Reinhard (Abb. 20), Stammbuch Moll (Abb. 23), Stammbuch Sternberger (Abb. 25).<br />

610 Stammbuch Sternberger (Abb. 25).<br />

611 Ludwig Hess: Jena, Markt von Norden, 1815 (Abb. 31).<br />

612 Stammbuch Schneider (Abb. 24); Stammbuch Moll (Abb. 23); Stammbuch Sternberger (Abb. 25).<br />

613 Ebenda.<br />

614 Stammbuch Moll (Abb. 23), Stammbuch Sternberger (Abb. 25).<br />

615 Johann Gottlieb Schenk: Jena, <strong>Marktplatz</strong> von Süden, um 1780 (Abb. 28).<br />

616 U.a. Ernst Friedrich Ulrich Schenck: Jena, <strong>Marktplatz</strong> mit Studententumult, 1792 (Abb. 29).<br />

617 U.a. Ludwig Hess: Jena, Markt von Süden, 1812 (Abb. 30).<br />

618 Stammbuch Sternberger (Abb. 25); Stammbuch Moll (Abb. 23); Stammbuch Schneider (Abb. 24).<br />

122


Putz. 619 Daran in östlicher Richtung anschließend befinden sich bis zum Krämergässchen<br />

eigentlich ehemals zwei Häuser, die aber auch von Zeitgenossen, wie dem Beschreiber<br />

des Marktes Wiedeburg, da einem Besitzer gehörend, als ein Haus bezeichnet<br />

werden. Auf dem Stammbuchblatt Schneider 620 handelt es sich um eindeutig zwei, wenn<br />

auch im selben gelben Ton gestrichene, vierstöckige Gebäude mit zwei Eingängen. Zumindest<br />

das östliche, an das Marktgässchen anschließende Haus hat dabei nach einem<br />

anderen Stammbuchblatt 621 ebenfalls helle Pilaster zwischen den Fensterachsen. Die<br />

heutige „Alte Göhre“ ist in unterschiedlichen farblichen Fassungen überliefert: Während<br />

ein Stammbuch aus den vierziger Jahren des 18. Jahrhunderts 622 eine ähnliche Farbfassung<br />

wie heute mit terracottafarbenen Fenster- und Türgewänden und hellem Putz<br />

zeigt, stellen spätere Stammbücher 623 das Gebäude in einem rötlichen Ton ohne besondere<br />

Hervorhebung der Gewände dar. Auf keinem Stammbuchblatt findet sich hingegen<br />

das heute wieder zur Geltung kommende Sichtfachwerk 624 , das im ausgehenden 18.<br />

Jahrhundert unmodern war. Dass die meisten Markthäuser zum größten Teil Fachwerkkonstruktionen<br />

sind, ist auf den Stammbuchblättern der Zeit nur an den bei verschieden<br />

hohen Gebäuden zuweilen zu erkennenden, dem Markt abgewandten Giebeln mit sichtbarem<br />

Fachwerk zu merken. Ansonsten werden durch die verputzten Fassaden und die<br />

Pilaster, Schabracken und Ornamente aus Stuck massiv steinerne Gebäude nachgeahmt.<br />

Die Vorhangbogenfenster an der „Alten Göhre“ werden jedoch auch zu dieser Zeit gezeigt.<br />

Die Marktostseite mit ihren vielen schmalen Häusern bietet ein besonders abwechslungsreiches<br />

Bild. Während auf einem recht frühen Stammbuchblatt 625 helle bzw.<br />

weiße Fassaden dominieren und von den abgebildeten Gebäuden nur der spätere<br />

Markt 8 und der spätere Markt 14 eine rötliche Farbe aufweisen, ändert sich dieses Erscheinungsbild<br />

in den späteren Jahrzehnten. Das nördlichste Gebäude dieser Seite, die<br />

damalige Ratsapotheke, bzw. der spätere Markt 8, ist nahezu durchweg als vierstöckiges<br />

Haus in einem Rotton dargestellt. Zuweilen sind hier noch hellere Putzspiegel unter den<br />

Fenstern und ebensolche Pilaster zu erkennen. 626 Die beiden südlich anschließenden<br />

Häuser, der spätere Markt 9 und der zur Gasse liegende „Goldene Greif“, ähneln sich<br />

stark. Beide Gebäude haben einen hellen, vielleicht hellgrauen Putz und je vier Fensterachsen<br />

und vier Stockwerke. Der spätere Markt 9 wird durch drei weiße Pilaster in der<br />

619 Stammbuch Schneider (1782-1785), Abb. 24; Ernst Friedrich Ulrich Schenck: Jena, <strong>Marktplatz</strong> mit Studententumult<br />

1792, Abb. 29.<br />

620 Stammbuch Schneider (1782-1785), Abb. 24.<br />

621 Stammbuch Sternberger (1773-1775), Abb. 26.<br />

622 Stammbuch Fischer (1741-1744), Abb. 19.<br />

623 Stammbuch Schneider (1782-1785), Abb. 24; Stammbuch Sternberger (1773-1775), Abb. 26; Johann<br />

Gottlieb Schenk: Jena, <strong>Marktplatz</strong> von Süden, um 1780, Abb. 28.<br />

624 Das heutige Sichtfachwerk ist neu, aber dem aus der Bauzeit stammenden Fachwerk nachempfunden.<br />

625 Stammbuch Fischer (1741-1744), Abb. 19.<br />

626 Stammbuch Fischer (1741-1744), Abb. 19; Stammbuch Sternberger (1773-1775), Abb. 26; Ernst Friedrich<br />

Ulrich Schenck: Jena, <strong>Marktplatz</strong> mit Studententumult 1792, Abb. 29.<br />

123


Mitte der Fassade und an den Ecken stärker in Längsrichtung betont. Das Gasthaus<br />

„Greif“ hat eine auffällige Eckquaderung. 627 Auf einem frühen Bild 628 ist der namensgebende<br />

goldene Greif auf schwarzem Schild mittig über den Fenstern des ersten Stocks zu<br />

erkennen. Mit dem Eingehen des Gasthofes verschwindet auch dieses Hauszeichen auf<br />

den späteren Darstellungen. Nach dem Greifgässchen folgen die späteren Häuser<br />

Markt 11 und 12. In der frühen Darstellung 629 sind sie noch hell/weiß verputzt. Spätere<br />

Darstellungen 630 zeigen beide Häuser in gelbem Ton. Die Fassaden werden jeweils durch<br />

hellere Pilaster zwischen den Fensterachsen und an den Gebäudeecken gegliedert. Am<br />

Gebäude Markt 11 sind jeweils mittig unter zwei Fenstern rhombenförmige Stuckornamente<br />

zu erkennen. Am Gebäude Markt 12 finden sich stattdessen Schabracken unter<br />

den Fenstern. Das spätere Haus Markt 12 hat eine auffällige große Dachgaube/Zwerchhaus<br />

mit halbrundem oberen Abschluss. 631 Die beiden anschließenden schmaleren und<br />

niedrigeren Gebäude, die späteren Gebäude mit den Nummern 13 und 14, sind sehr einfach<br />

und schmucklos gehalten und auch in den späteren Darstellungen hell geputzt. Das<br />

südlich anschließende breitere und höhere spätere Gebäude Markt 15, ist auf allen<br />

Stammbuchblättern auffällig rot dargestellt. Es handelt sich um ein viergeschossiges<br />

fünfachsiges Gebäude. Die helle Eckquaderung und die im gleichen Farbton dargestellten<br />

ovalen bzw. rhombenartigen Putzornamente zwischen den Fenstern sind besonders<br />

auf dem Stammbuchblatt aus dem Buch Sternberger 632 gut zu erkennen. Das daran anschließende,<br />

etwas niedrigere, viergeschossige und vierachsige Haus, der spätere<br />

Markt 16, ist wieder relativ schmucklos gehalten und hell verputzt. Die letzten beiden<br />

Häuser der Marktostseite, die späteren Häuser Markt 17 und Unterm Markt 1, fallen<br />

durch ihre intensive Gelbtönung auf. Beide Häuser haben sechs Fensterachsen, wobei<br />

bei dem Haus Markt 17 jeweils zwei Fensterachsen durch ein mittig unter den Fenstern<br />

angebrachtes Putzornament optisch zusammengefasst werden. Während das Haus<br />

Markt 17 ähnlich wie das Haus Markt 12 eine auffällige Gaube/ein Zwerchhaus aufweist,<br />

steht das Haus Unterm Markt 1 wie sonst nur die spätere „Alte Göhre“ mit dem Giebel<br />

zum Markt. 633<br />

*<br />

Auffällig sind die auf nahezu allen Marktabbildungen des 18. Jahrhunderts zu findenden<br />

auskragenden Vordächer über Teilen der Erdgeschosse, wohl meist der Läden. Auf dem<br />

Stammbuchblatt von 1715 finden sich solche Vordächer noch an sehr vielen Häusern am<br />

Markt, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts werden sie nur noch an der Marktost-<br />

627 Stammbuch Sternberger (1773-1775), Abb. 26.<br />

628 Stammbuch Fischer (1741-1744), Abb. 19.<br />

629 Ebenda.<br />

630 Stammbuch Sternberger (1773-1775), Abb. 26; Stammbuch Schneider (1782-1785), 24.<br />

631 Stammbuch Sternberger (1773-1775), Abb. 26.<br />

632 Ebenda.<br />

633 Stammbuch Spies (1765-1767), Abb. 21.<br />

124


seite dargestellt. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts werden diese Dächer nicht mehr dargestellt<br />

und sind daher vermutlich zu dieser Zeit komplett verschwunden.<br />

Eine weitere Auffälligkeit sind die gehäuft auftretenden Verbindungen von Eingangsportal<br />

und einer Art Schaufenster. Wie diese Verbindungen konstruktiv im Einzelnen aussahen,<br />

ließ sich aus den Darstellungen nicht entnehmen.<br />

Akteure 3<br />

Für das Jahr 1810 sind wir in der komfortablen Lage, die Bewohner der Markthäuser<br />

anhand der in diesem Jahr erstellten Einwohnerliste genau zählen und ihre gesellschaftliche<br />

Stellung untersuchen zu können. Wie in der aufgeführten Tabelle 634 ersichtlich,<br />

ersteht aus den Selbstauskünften der jeweiligen Hausbesitzer in diesem Jahr ein recht<br />

anschauliches Bild des Marktes zu Beginn des 19. Jahrhunderts.<br />

In den 27 Häusern mit der Front zum Markt (ohne die Häuser in den Gassen) leben zum<br />

Zeitpunkt der Zählung genau 271 Personen. Das sind durchschnittlich ziemlich genau<br />

zehn Personen pro Haus. Allerdings gibt es hier in der Realität beträchtliche Unterschiede.<br />

Während in dem späteren Haus Markt 14 lediglich ein Mann verzeichnet ist (hier ist<br />

allerdings wohl gerade ein Besitzerwechsel im Gange) und in drei Häusern (Markt 2,<br />

Markt 13, Markt 16) die ansonsten niedrigste Personenzahl von vier Einwohnern verzeichnet<br />

ist, leben im späteren Markt 5 22 Einwohner und in den späteren Häusern<br />

Markt 4 und Markt 20 jeweils 21 Personen. Gerade das nicht sehr breite Haus Markt 20<br />

kann hier schon fast als übermäßig belegt angesehen werden, besonders wenn man an<br />

die hier mit dem Stadtmusikus zusammenlebenden acht Musikergesellen denkt. 635<br />

Sechs der 26 Hausbesitzer 636 (23%) sind Frauen. Vermutlich sind fünf von ihnen Witwen,<br />

eine hingegen unverheiratet. Das liegt in ähnlicher Größenordnung wie der Hausbesitzerinnenanteil<br />

von 1669. Damals waren 28% der Besitzer Frauen/Witwen. Auch<br />

zwei Witwer sind 1810 Hausbesitzer.<br />

Lediglich 17 der 26 Hausbesitzer (65%) unterstehen der städtischen Gerichtsbarkeit.<br />

Jeweils vier Hausbesitzer (15%) sind akademische Bürger bzw. unterstehen dem landesherrlichen<br />

Hof direkt. Bei einer Besitzerin ist die Jurisdiktion nicht vermerkt.<br />

Hauspersonal und Gesellen beschäftigen 19 der 26 Hausbesitzer (73%) aber auch einige<br />

der Mieterfamilien. Die meisten Bediensteten gibt es naturgemäß mit acht Personen im<br />

Gasthof „Sonne“ aber auch Hofapotheker Wilhelmi beschäftigt mit zwei Provisoren 637 ,<br />

634 Vgl. die im Anhang aufgeführte Tabelle Marktbewohner im Jahre 1810, Abb. 73.<br />

635 Vgl. im qualifizierten Häuserbuch unter Markt 20.<br />

636 Einem Besitzer gehören zwei Häuser.<br />

637 Als Provisoren werden die Gesellen der Apotheker bezeichnet.<br />

125


Kleinknecht, Hausmädchen, Großknecht und Viehmagd sechs Personen. Lediglich in<br />

sechs der 27 Häuser (22%) gibt es keine Mieter. Insgesamt handelt es sich in den Markthäusern<br />

um 122 Personen, die zur Miete wohnen und ihrerseits 24 Personen als Gesinde<br />

bzw. Lehrlinge oder Gesellen beschäftigen. Ihnen gegenüber stehen 80 Personen, die zu<br />

den Hausbesitzerfamilien gehören und 45 Personen als Gesinde oder Gesellen beschäftigen.<br />

Die Anzahl der zu den Hausbesitzerfamilien gehörenden Personen beträgt also nur<br />

ein Drittel der zur Miete wohnenden Personen. Unter den Mietern befinden sich 25 Studenten,<br />

die sich aber auf lediglich sieben Markthäuser verteilen. Damit sind in dieser<br />

Niedergangsphase der Universität nur noch in einem reichlichen Viertel der Häuser am<br />

Markt Studenten untergebracht.<br />

Lediglich eine Etage eines Markthauses, die erste Etage der Hofapotheke von Herrn Wilhelmi,<br />

wird von den Besatzungstruppen der Zeit, den französischen Soldaten, bewohnt.<br />

Allerdings erfahren wir aus der Aufstellung nicht, wie viele Soldaten welcher Dienstgrade<br />

hier einquartiert sind.<br />

Anhand der folgenden Tabelle sollen einige Änderungen bezüglich der beruflichen Stellung<br />

der Markthausbesitzer im Vergleich der Jahre 1669 und 1810 verdeutlicht werden.<br />

638<br />

*<br />

Berufsgruppe Anteil (in %) 1669 Anteil (in %) 1810<br />

Professoren/Gelehrte 21,8 7,7<br />

Händler/Kaufleute (ohne Buchhändler) 21,8 23,1<br />

Schuster, Gürtler, Riemer, Kürschner 18,8 3,8<br />

Beamte 9,4 15,4<br />

Buchhändler 3,1 11,5<br />

Apotheker 3,1 11,5<br />

Gastwirte/Branntweinschänker 3,1 7,7<br />

Konditor/Bäcker 3,1 3,8<br />

Musiker 3,1 -<br />

Erb- und Gerichtsherr 3,1 -<br />

Posamentierer - 3,8<br />

Chirurg(enwitwe) - 3,8<br />

Hutmacher - 3,8<br />

Fräulein - 3,8<br />

unklar 9,4 -<br />

Ersichtlich ist der starke Rückgang der Professoren als Hausbesitzer am Markt. Der Anteil<br />

der Händler bleibt zwar in etwa gleich, doch ist zu vermuten, dass die im Jahre 1810<br />

unter dem Begriff Händler/Kaufleute zusammengefassten Personen einen wesentlich<br />

638 Vgl. zu der Tabelle und den im Text folgenden Ausführungen auch die Abb. 7 (Berufsgruppen am Markt<br />

1669) und Abb. 8 (Berufsgruppen am Markt 1810).<br />

126


geringeren Wohlstand haben als im Jahre 1669. 639 Der Anteil der Beamten ist im Vergleich<br />

zu 1669 gestiegen. Auch Buchhändler und Apotheker sind wesentlich stärker vertreten<br />

als kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg. Der starke Rückgang der lederverarbeitenden<br />

Handwerker entsteht durch den 1810 im Vergleich zu 1669 veränderten Kreis<br />

der untersuchten Häuser: 1810 sind nur die Gebäude mit Fassade zum Markt untersucht,<br />

1669 gehören auch die Häuser im Marktgässchen mit zum Untersuchungsgebiet.<br />

Aus einer Akte zur direkten Besteuerung der städtischen Untertanen aus dem Jahre<br />

1821 640 erfahren wir, dass in diesem Jahr 24 der 26 Hausbesitzer als der städtischen<br />

Gerichtsbarkeit unterstehend aufgeführt sind. Lediglich der Universitätsapotheker und<br />

ein Protonotarius werden hier nicht genauer untersucht, da sie nicht der Stadt unterstehen.<br />

Das erstaunt insbesondere deshalb, weil auch ein hausbesitzender Student, eine<br />

Professorenwitwe und eine Oberamtshauptmannswitwe in diese Liste der der Stadt<br />

steuerpflichtigen Personen aufgenommen wurden. Die Anzahl der Hausbediensteten<br />

und Gesellen/Lehrlinge liegt 1821 mit 56 Personen trotz Berücksichtigung von nur 24<br />

von 26 Haushalten etwas höher als im Jahre 1810, als die Anzahl der zu diesem Kreise<br />

im Dienste der Hausbesitzer Stehenden nur 44 Personen betrug. 641<br />

Bild 3.1: Markt 16 – Buchhandel am Markt<br />

Um den Wandel im Haus Markt 16 und die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts reichende<br />

Geschichte des Hauses als Buchhandelsort zu verstehen, ist es im Falle dieses Hauses<br />

günstig, noch etwas in der Geschichte zurück zugehen und nicht Ende des 18. Jahrhunderts<br />

zu beginnen, sondern bereits im Jahre 1735. In diesem Jahr erwirbt laut dem 1686<br />

begonnenen Ratsgüterbuch 642 die Frau des Buchhändlers und Verlegers Johann Rudolph<br />

Cröcker, Dorothea Rosina Cröckerin, das Gebäude. Warum sie und nicht ihr Mann uns als<br />

Käufer des Hauses genannt wird, bleibt unklar. Bereits ihr Schwiegervater, Heinrich<br />

Christoph Cröcker, hatte sich seit 1690 in Jena als Buchhändler und Kupferstecher einen<br />

guten Namen gemacht. Er war zum Zeitpunkt des Hauskaufes seiner Schwiegertochter<br />

allerdings bereits acht Jahre tot. 643 Sein Sohn, Johann Rudolf Cröcker, führte das Geschäft,<br />

das sich nun ab 1735 im Haus Markt 16 befand, weiter. Er entstammte ebenso<br />

639 Unter den 1810 zusammengefassten Händlern befindet sich auch ein Höker. Allgemein wird kann man<br />

in Jena in dieser Zeit davon ausgehen, dass die Kaufleute lediglich regional bzw. lokal wirken.<br />

640 VERZEICHNIS DER HIESIGEN EINWOHNER MIT ALTERSANGABE ZUR AUSFÜHRUNG DES GESETZES ÜBER DIE DIRECTE<br />

BESTEUERUNG DER UNTERTHANEN, 1821, Stadtarchiv Jena, Sign. B XVi Nr. 35.<br />

641 Vgl. zu den statistischen Angaben für das Jahr 1821 die Tabelle zur Auswertung der Einwohnerliste von<br />

1821, Abb. 74.<br />

642 RATHSGÜTHERBUCH DER STADT JENA 1686, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 38, S. 179: „Frau Dorothea Rosina<br />

Cröckerin (3. Martii 1735)“.<br />

643 Vgl. LÜTGE, Buchhandel, 1929, S. 119.<br />

127


wie sein Bruder Johann Christoph 644 der Ehe Heinrich Christoph Cröckers mit Catharina<br />

Elisabeth Maser. Wie viele weitere Söhne Heinrich Christoph Cröcker außer diesen beiden<br />

von Lütge erwähnten hatte, ließ sich leider nicht genau klären. In den Jenaer Kirchenbüchern<br />

finden sich 1697 die Taufe des Sohnes Johann Philipp 645 , 1707 die Taufe<br />

eines Sohnes namens Johann Friedrich Ludwig 646 und 1711 die Taufe eines Sohnes mit<br />

Namen Johann Albrecht Wilhelm 647 . Wahrscheinlich hatte Cröcker aber auch noch mindestens<br />

einen weiteren Sohn namens Johann Adrian, der jedoch nicht in den Taufeinträgen<br />

zu finden ist. Er stammte vermutlich aus seiner ersten Ehe, da er 1727 bereits heiratete.<br />

Dieser Johann Adrian wird uns im Zusammenhang mit der Besitzergeschichte des<br />

Markt 16 noch interessieren.<br />

Für 1736/37 (d) ist die Aufstockung des Gebäudes zum Markt durch die bauhistorische<br />

Untersuchung belegt. 648 Das Dachtragwerk des Vorderhauses von 1651 wurde dabei<br />

komplett entfernt und zum Markt ein Stockwerk aufgesetzt. Leider wurde wohl schon<br />

hier die eigentliche Tragkonstruktion des Hauses missachtet, so dass es dann später zu<br />

den statischen Problemen des Hauses kam. Weitere Umbauten, die wahrscheinlich in<br />

diesem Zusammenhang erfolgten, sind die Treppenanlage mit zweiläufiger Treppe und<br />

Treppenpodest im Hinterhaus 649 sowie die Fachwerkwände zur Raumteilung im Vorderhaus.<br />

650<br />

Johann Rudolph Cröcker verstarb bereits während oder kurz nach der Fertigstellung<br />

dieser Umbauten am 31. März 1737. 651 Seine Witwe Dorothea Maria Cröckerin führte<br />

die Geschäfte nach dem Tod ihres Mannes wohl zunächst mit Hilfe eines Faktors 652 . Dabei<br />

handelte es sich um den überaus fähigen Johann Gottlieb Reinhardt. 653 Die Handlung,<br />

jetzt im späteren Haus Markt 16 befindlich, blühte weiter auf.<br />

Der ehemalige Faktor Reinhardt übernahm später die Buchhandlung selbst und führte<br />

sie bis zu seinem Tod im Jahre 1802. 654 Das ist auch aus den Vermerken im Ratsgüter-<br />

644 Der zweite Sohn Heinrich Christoph Cröckers, Johann Christoph, wurde Buchdrucker und heiratete<br />

1733 Catharina, die Tochter des Buchdruckers Johann Adolph Müller (KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1733,<br />

S. 102).<br />

645 KIRCHENBUCH JENA, Taufen 1697, S. 131.<br />

646 KIRCHENBUCH JENA, Taufen 1707, S. 391.<br />

647 KIRCHENBUCH JENA, Taufen 1711, S. 494.<br />

648 Vgl. BAUHISTORISCHE UNTERSUCHUNG des Büros für historische Bauforschung und Schadensermittlung an<br />

Holzkonstruktionen Scherf – Bolze – Ludwig, April 1997, Untere Denkmalschutzbehörde Jena.<br />

Vgl. auch Lutz SCHERF: Markt 16 - ein Zeugnis der Lebensweise und Baukunst im spätmittelalterlichen Jena.<br />

In: Arbeitskreis für Hausforschung (Hg.): Hausbau in <strong>Thüringen</strong> und angrenzenden Regionen. Jahrbuch für<br />

Hausforschung Bd. 48, S. 117 - 130. Marburg: Jonas Verlag, 2002, hier S. 117 und 127f.<br />

649 Heute nicht mehr vorhanden.<br />

650 Vgl. SCHERF, Markt 16, 2002, hier S. 127.<br />

651 KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen 1737, S. 236.<br />

652 Buchhändlergesellen werden als Faktoren bezeichnet.<br />

653 Vgl. LÜTGE, Buchhandel, 1929, S. 205.<br />

654 Vgl. LÜTGE, Buchhandel, 1929, S. 205.<br />

128


uch plausibel, das ab 1803 Agatha Sophia Reinhardtin, geborene Müllerin, also offenbar<br />

die Witwe des ehemaligen Faktors, als Hausbesitzerin nennt. 655<br />

Nicht ganz klar ist hingegen die Rolle von Johann Adrian Cröcker 656 , der ebenfalls Buchhändler<br />

war. Das Ratsgüterbuch vermerkt ihn ab 1782 als Besitzer des Nachbarhauses<br />

Markt 17. 657 Dort könnte er zu einem frühen Vorgänger des später dieses Haus besitzenden<br />

Friedrich Maucke geworden sein, passt aber wegen der ansonsten gut dokumentierten<br />

Hausbesitzerchronologie nicht so recht in deren Reihe. War er vielleicht doch<br />

nach dem Tode von Dorothea Maria Cröckerin Eigentümer des Marktes 16? Oder besaß<br />

er nur ein Hinterhaus des Markt 17?<br />

Wann genau Christian Heinrich Walz den im Erdgeschoss des späteren Markt 16 liegenden<br />

Buchladen zu führen begann, lässt sich nach den vorliegenden Quellen nicht sagen.<br />

Spätestens 1810 ist er hier der Geschäftsführer 658 , ohne jedoch auch das Haus schon zu<br />

besitzen. Das gehört in diesem Jahr und wohl noch bis zu ihrem Tode der Witwe Reinhardt,<br />

die 1809 Patin des zweiten Kindes von Christian Heinrich Walz wurde. Neben<br />

dem Buchladen im Erdgeschoss des Hauses und der Wohnung der Hausbesitzerin in der<br />

ersten und wohl auch zweiten Etage ist im Jahr 1810 auch noch vermerkt, dass in der<br />

dritten Etage Dr. Fiedler und seine Frau wohnen, welche unter akademischer Jurisdiktion<br />

stehen.<br />

Christian Heinrich Walz ist der Sohn eines Pfarrers aus der Umgebung von Schleiz und<br />

heiratet am 7. April 1806 Friederike Rosine Caroline Reichardtin, die Witwe des Buchdruckers<br />

und akademischen Bürgers Johann Wilhelm Adam Reichardt 659 , eine geborene<br />

Herbst 660 . Am 18. September 1806, kurz vor der Schlacht bei Jena, wurde Walz ein erstes<br />

Kind geboren. Diese Tochter namens Auguste Marianne Ernestine Emilie erhielt zu Paten<br />

die Frau des Drackendorfer Pfarrers Schlosser, die Frau des Jenaer Buchdruckers<br />

Schlotter, ihren Großvater, den Pfarrer Walz aus Orttersdorf bei Schleiz, die Kaufmannsgattin<br />

Walz aus Greiz und die Frau des Pfarrers Drechsel aus Bellmannsdorf in der Oberlausitz.<br />

661 Zweieinhalb Jahre später, am 11. März 1809, wurde der erste Sohn und spätere<br />

Nachfolger im väterlichen Gewerbe, Friedrich Heinrich Ferdinand, später meist nur<br />

Ferdinand genannt, geboren. Seine Paten wurden der Kaufmann Friedrich Walz aus<br />

655 RATHSGÜTHERBUCH DER STADT JENA 1686, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 38, S. 179.<br />

656 Im KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1727, S. 47, Traueintrag vom am 21. Februar 1727, wird Johann Adrian<br />

Cröcker als Bürger und Buchhändlermeister bezeichnet. Er heiratete die als Jungfrau bezeichnete Sophia<br />

Maria Neumarck. Warum die Trauung mittels Ausnahmegenehmigung „auf dem bette“ erfolgte, blieb<br />

leider unklar.<br />

657 RATHSGÜTHERBUCH DER STADT JENA 1686, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 38, S. 150: „Joh. Adrian Cröcker (d.<br />

16 Mai 1782)“.<br />

658 Vgl. EINWOHNERLISTE MARKT BEZIRK 1810, Stadtarchiv Jena, Sign. CII Nr. 73.<br />

659 KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1806, S. 63. Seltsamerweise kennt LÜTGE, Buchhandel, 1929, keinen<br />

Buchdrucker namens Reichardt.<br />

660 KIRCHENBUCH JENA, Taufen 1806, S. 530.<br />

661 KIRCHENBUCH JENA, Taufen 1806, S. 530.<br />

129


Greiz, der wohl sein Onkel war, der Pfarrer Drechsel aus Oberbellmannsdorf in der<br />

Oberlausitz, der Kommissionsrat Ferdinand von Strauch aus Schleiz, seine Großmutter,<br />

die Pfarrfrau Walz aus Ottersdorf, die Rektorsfrau Henriette Höfer aus Schleiz, die Jenaer<br />

Kaufmannsfrau Sirone und, interessant für die Hausweitergabe, die bisherige Besitzerin<br />

des Markthauses und verwitwete Buchhändlerin Sophie Agathe Dorothea Reinhardtin.<br />

662 Auffällig ist, dass beide Kinder außergewöhnlich viele Paten bekamen und<br />

diese hauptsächlich aus dem Ostthüringer Raum und aus Pfarr- und Buchhandelskreisen<br />

stammen. In den folgenden Jahren kamen zu den älteren beiden Kindern noch die Geschwister<br />

Rosalie und Herrmann Walz hinzu.<br />

Für das Jahr 1812 ist im Ratsgüterbuch von 1686 vermerkt, dass Walz das Haus am<br />

Markt erbte. 663 Wie diese Erbschaft zustande kam, ließ sich nicht ermitteln. Die einzige<br />

gefundene Verbindung von Frau Reinhardt und Herrn Walz ist die Übernahme der Patenschaft<br />

durch Frau Reinhardt für Friedrich Heinrich Ferdinand im Jahre 1809. 664<br />

In den Jahren vor dem Erwerb des Hauses hatte der Buchhändler Christian Heinrich<br />

Walz laut der Einwohnerliste von 1810 mit seiner Familie als Mieter im späteren Haus<br />

Markt 11 gelebt. 665 In diesem Haus des Oberamtshauptmanns von Buchwald wohnte er<br />

in der zweiten Etage mit seiner Frau, den ältesten beiden Kindern und einer Magd.<br />

1821 leben im später Markt 16 genannten Gebäude die Familie Walz mit vier Kindern,<br />

einer Magd und einem Lehrling, sowie einer weiteren älteren Frau, wohl einer Mieterin.<br />

666<br />

1828 wird zum ersten Mal ein Entwurf für eine Brandversicherung aller Häuser der Innenstadt<br />

gemacht. Dabei werden alle Gebäude nach ihrem Versicherungswert taxiert.<br />

Das Haus von Herrn Walz wird hier als Wohnhaus mit Hintergebäude beschrieben und<br />

mit 626 Talern veranschlagt. 667 Erstaunlicherweise liegt diese Versicherungssumme bei<br />

der dann tatsächlich zur Gültigkeit gelangten Brandversicherung des Jahres 1835, also<br />

nur sieben Jahre später, bereits bei 1.710 Taler, hat sich also beinahe verdreifacht. Fanden<br />

in diesem Zeitraum Baumaßnahmen statt, die den Wert des Hauses so drastig steigerten?<br />

Aus der bauhistorischen Untersuchung sind Umbauten für diese Zeit nicht belegt.<br />

Da dieses Phänomen auch bei einigen weiteren Gebäuden am Markt auftritt, haben<br />

sich höchstwahrscheinlich nur einige Bemessungsgrundlagen geändert.<br />

662 KIRCHENBUCH JENA, Taufen 1809, S. 84.<br />

663 RATHSGÜTHERBUCH DER STADT JENA 1686, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 38, S. 179: „Walz, Buchhändler<br />

(erbl.)“.<br />

664 KIRCHENBUCH JENA, Taufen 1809, S. 84.<br />

665 Vgl. EINWOHNERLISTE MARKT BEZIRK 1810, Stadtarchiv Jena, Sign. CII Nr. 73.<br />

666 Vgl. EINWOHNERVERZEICHNIS 1821, Stadtarchiv Jena, Sign. B XVi Nr. 35.<br />

667 Vgl. ENTWURF DES KATASTERS ZUR BRANDVERSICHERUNG 1828, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 88.<br />

130


Das buchhändlerische Wirken von Christian Heinrich Walz in der ersten Hälfte des 19.<br />

Jahrhunderts, und hier besonders in der nachnapoleonischen Zeit, ist kaum zu unterschätzen.<br />

Im Jahre 1815 wurde ihm vom Erfurter Buchhändler Hennings die akademische<br />

Buchhandlung im Torgebäude des Collegium Jenense geschenkt 668 , die er zunächst<br />

zusätzlich zu der Buchhandlung am Markt führte. Walz war nun nach dem Eingehen aller<br />

anderen Sortimentsbuchhandlungen zumindest für zwei Jahre der einzige Sortimentsbuchhändler<br />

Jenas. Er versuchte, diese Stellung auch per herzoglichem Privileg in<br />

Zukunft behalten zu können. Zwar erhielt er dieses Privileg sogar, wurde jedoch in seinem<br />

Streben durch die Wirklichkeit überholt, denn bereits vor Ausstellung des Papieres<br />

hatte August Schmidt einen zweiten Sortimentsbuchhandel in Jena eröffnet. Bis zur Niederlassung<br />

Carl Friedrich Ernst Frommanns im Jahre 1829 blieben diese beiden Buchhändler<br />

jedoch in der Stadt unter sich. Christian Heinrich Walz führte den ehemals Cröckerschen<br />

Laden am Markt und die akademische Buchhandlung gemeinsam, meist unter<br />

dem Namen „Cröckers Handlung“. Er war der letzte, der das Gewölbe unter dem Torgebäude<br />

des Collegium Jenense nutzte. Bald gab er es aber auf und führte hinfort beide<br />

ehemals getrennte Handlungen gemeinsam in seinem Haus am Markt.<br />

Lütge charakterisiert Walz wie folgt: „Nach allem was wir von ihm wissen, war Walz ein<br />

tüchtiger Buchhändler, der sich auch Mühe gab; aber ihm fehlte doch jeder große Zug. Oft<br />

hört man Klagen darüber, daß er zu langsam wäre. Er kann nicht Schritt halten mit einer<br />

Zeit, die an den Sortimenter infolge rascher Wandlung aller Verhältnisse so ganz andere<br />

und größere Anforderungen stellte.“ 669 Angesichts des Bestandes des Walzschen Ladens<br />

bis 1886 scheint eine solche Einschätzung doch eher unangemessen negativ. Zwar<br />

schreibt Lütge, dass Walz aufgrund von wirtschaftlichen Problemen die Buchhandlung<br />

am Markt im Jahre 1846 einstellen musste 670 , doch scheint sie nach Quellenlage nicht<br />

vollständig eingestellt oder zumindest bald wieder eröffnet worden zu sein. Nach dem<br />

Tod von Christian Heinrich Walz im Jahre 1854 671 übernahm sein Sohn Ferdinand das<br />

Haus und wohl auch die Buchhandlung. 1858 ist er hier als Buchhändler mit seiner Familie<br />

und einem Gehilfen und einer Magd verzeichnet 672 und noch 1886 werden hier im<br />

Jenaer Adressbuch die „Kröcker´sche Buchhandlung“ und der Buchhändler Ferdinand<br />

Walz als Hausbesitzer genannt 673 .<br />

*<br />

668 Vgl. LÜTGE, Buchhandel, 1929, S. 208.<br />

669 Ebenda, S. 209.<br />

670 Vgl. LÜTGE, Buchhandel,1929, S. 210.<br />

671 KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen 1854, S. 194.<br />

672 Vgl. ACTA DES STADTRATHS ZU JENA DIE ZÄHLUNG DER HIESIGEN EINWOHNER BETR. 1817-1860, Stadtarchiv Jena,<br />

Sign. B VIIf Nr. 13 (4. Dez. 1858), S. 135.<br />

673 Vgl. ADRESSBUCH 1886 unter Markt, Haus Nr. 219.<br />

131


Jena ist in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine wichtige Buchhandelsstadt. Das<br />

spiegelt sich auch am Markt wider, wenngleich nicht mehr nahezu alle bedeutenden<br />

Händler und Drucker hier agieren wie im ausgehenden 16. Jahrhundert. Neben der Cröckerschen<br />

Handlung im Markt 16 lebten oder arbeiteten viele weitere Buchhändler und<br />

Verleger am Markt. Sogar noch bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts sind hier Buchhändler<br />

und Drucker vertreten. Der wohl älteste von ihnen und zumindest einige Jahre lang<br />

sehr bedeutend ist Christian Heinrich Cuno. Er begann seine Tätigkeit in Jena 1733. 674<br />

1747 erwarb er das spätere Haus Markt 10, den ehemaligen „Goldenen Greif“ einschließlich<br />

des in die Gasse reichenden Hinterhauses. 675 Lütge schreibt stattdessen in seinem<br />

Buch zwar vom Erwerb des Hauses Haus Markt 16, das kann aber nach den hier vorliegenden<br />

Untersuchungen ausgeschlossen werden. Ab 1751 übernahm Cuno für einige<br />

Zeit die Akademische Buchhandlung im Torgewölbe des Collegium Jenense, gab diese<br />

jedoch wohl wegen Unrentabilität bald wieder auf. Nach Cunos Tod im Jahre 1780 führte<br />

sein ehemaliger Faktor die Handlung am Markt weiter. Ab 1796 bis zum Eingang der<br />

Buchhandlung in den Nachwehen der Schlacht von 1806 soll sie dann Wolfgang Stahl<br />

weitergeführt haben. 676 Der im Ratsgüterbuch von 1686 aufgeführte Sohn Johann Friedrich<br />

Cuno 677 war wohl nur der Erbe des Hauses und nicht Geschäftsführer der Handlung.<br />

Ein weiterer wichtiger Buchhändler, der ebenfalls am Markt wirkte, ist Christian Ernst<br />

Gabler. Er kam 1794 von Leipzig nach Jena und übernahm die bedeutende Buchhandlung<br />

und den Verlag von Johann Adam Melchior. 678 Zwar erwähnt Lütge, dass sich die<br />

Melchiorsche Handlung in der Collegiengasse befunden hat, doch erwirbt Gabler im Jahre<br />

1800 das spätere Haus Unterm Markt 1, das schon früher eine Zeit lang als Buchhandlung<br />

genutzt worden war. 679 Zumindest 1810 befindet sich hier neben der Wohnung der<br />

Familie auch die Buchhandlung. 680 Gabler ist der Verleger Fichtes während dessen Jenaer<br />

Zeit. Seine Sortimentsbuchhandlung wird aber, wie die allermeisten anderen Handlungen<br />

auch, ein Opfer der Zeit der napoleonischen Herrschaft bzw. auch der damit verbundenen<br />

Krise der Universität. Sie erlischt 1815. 1821 wohnt Gabler mit seiner Familie<br />

zwar noch am Markt, aber nicht mehr in seinem eigenen Haus, sondern zur Miete im<br />

Haus der Christine von Seebach, dem späteren Markt 15. 681 Den Verlag hat Gabler im<br />

Gegensatz zur Buchhandlung noch bis 1825 weitergeführt, ehe ihn Cnobloch in Leipzig<br />

aufkaufte. 682<br />

674 Vgl. zu Cuno bei LÜTGE, Buchhandel, 1929, S. 212f.<br />

675 RATHSGÜTHERBUCH DER STADT JENA 1686, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 38, S. 114.<br />

676 Vgl. LÜTGE, Buchhandel, 1929, S. 213.<br />

677 RATHSGÜTHERBUCH DER STADT JENA 1686, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 38, S. 114.<br />

678 Vgl. LÜTGE, Buchhandel,1929, S. 214ff.<br />

679 RATHSGÜTHERBUCH DER STADT JENA 1686, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 38, S. 152.<br />

680 Vgl. EINWOHNERLISTE MARKT BEZIRK 1810, Stadtarchiv Jena, Sign. CII Nr. 73.<br />

681 Vgl. EINWOHNERVERZEICHNIS 1821, Stadtarchiv Jena, Sign. B XVi Nr. 35.<br />

682 Vgl. LÜTGE, Buchhandel, 1929, S. 215.<br />

132


Nicht wirklich Buchhändler, auch wenn ihn das Ratsgüterbuch als solchen bezeichnet,<br />

sondern vielmehr Verleger und Buchdrucker war der ebenfalls am Markt wirkende<br />

Friedrich Georg Maucke. 683 Er war der Sohn Johann Michael Mauckes, des bedeutendsten<br />

Druckers und Verlegers im Jena der Klassik, der als einziger Jenaer auch Werke eines<br />

Klassikers, nämlich Friedrich Schillers, verlegte und in reichem Austausch mit Bertuch in<br />

Weimar stand. Er war bis zum Jahre 1805 auch der Drucker der „Allgemeinen Literaturzeitung“.<br />

Sein Sohn Friedrich Georg Maucke wurde 1781 geboren und 1813 auf den<br />

Buchdruckereid verpflichtet. Er übernahm Druckerei und Verlag des Vaters. Den Verlag<br />

baute er zu dem wissenschaftlichen Verlag Jenas der Zeit aus. Die Zeit seiner größten<br />

Wirksamkeit liegt bereits nach der Flaute auf dem Jenaer Buchmarkt in der Zeit der Napoleonischen<br />

Herrschaft. 1825 gehört er zu den Erstunterzeichnern des Gründungsdokumentes<br />

des Börsenvereins und damit zu den 100 deutschen Buchhändlern, die hier<br />

die Erfordernisse der Zeit erkannten und mit neuen Ideen vorangingen. Friedrich Maucke<br />

scheint noch einmal die zu seiner Zeit eigentlich längst getrennte Wege gehenden<br />

Buchdrucker, Verleger und Buchhändler in einer Person vereinigt zu haben. 684<br />

1825 kaufte Friedrich Maucke das südliche Nachbarhaus des Christian Heinrich Walz,<br />

den späteren Markt 17, und verlegte auch die Druckerei hierher. 685 Maucke war verheiratet<br />

mit Amalie Auguste Bähr. Allerdings blieb die Ehe kinderlos, so dass das Paar Oskar<br />

Hermann Schenck adoptierte, der dann als Hermann Maucke nach dem Tod seines<br />

Adoptivvaters 1849 die Firma weiterführte 686 und bis 1875 als Besitzer des Hauses am<br />

Markt in den Adressbüchern zu finden ist 687 . In der Taxierung der Gebäude anlässlich<br />

der Erstellung des Brandkatasters von 1835 wird Mauckes Haus mit 8.435 Talern veranschlagt<br />

688 und liegt damit nach dem etwas höher bewerteten Gasthof „Sonne“ an zweiter<br />

Stelle aller privaten Marktgrundstücke. Mauckes Druckerei im Markt 17 wurde dann<br />

ab 1877 von August Neuenhahn, dem Herausgeber der Jenaischen Zeitung, weitergeführt.<br />

Seinen Verlag übernahm 1878 Gustav Fischer.<br />

Eine weitere in den Quellen 689 zu findende Buchhändlerwitwe an der Ostseite des Jenaer<br />

Marktes namens Johanne Seidler, die das spätere Haus Markt 13 ab 1802 bis mindestens<br />

1835 besaß, ließ sich keiner von Lütge überlieferten Buchhändlerfamilie zuordnen.<br />

683 Vgl. die biografischen Angaben zu Maucke bei LÜTGE, Buchhandel, 1929, S. 193ff.<br />

684 KOCH, Geschichte, 1966, S. 265.<br />

685 RATHSGÜTHERBUCH DER STADT JENA 1686, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 38, S. 146: „Der Buchhändler Herr<br />

Friedrich Maucke 1825 käufl“.<br />

686 Vgl. LÜTGE, Buchhandel, 1929, S. 194f.<br />

687 Vgl. ACTA DES STADTRATHS ZU JENA DIE ZÄHLUNG DER HIESIGEN EINWOHNER BETR. 1817-1860, Stadtarchiv Jena,<br />

Sign. B VIIf Nr. 13 (4. Dez. 1858), S. 135 und die Adressbücher von 1862, 1865, 1875 unter Haus Nr. 220.<br />

688 Vgl. BRANDKATASTER VON 1835, Stadtarchiv Jena, Sign. CII Nr. 104p.<br />

689 Vgl. RATHSGÜTHERBUCH DER STADT JENA 1686, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 38, S. 136, EINWOHNERLISTE<br />

MARKT BEZIRK 1810, Stadtarchiv Jena, Sign. CII Nr. 73 und EINWOHNERVERZEICHNIS 1821, Stadtarchiv Jena,<br />

Sign. B XVi Nr. 35, hier jeweils unter der Nr. 229, ENTWURF DES KATASTERS ZUR BRANDVERSICHERUNG 1828,<br />

133


1830 erwarb Carl Friedrich Ernst Frommann, wohl hauptsächlich für die Buchhandlung<br />

seines Sohnes Johann Friedrich, ebenfalls ein Haus am Markt. 690 Der Verlag und die Druckerei<br />

des Carl Friedrich Frommann, die dieser seit 1798 gemeinsam mit seinem Schwager<br />

Carl Wesselhoeft aufgebaut hatte, lagen am Fürstengraben in Jena. Nachdem Frommanns<br />

Sohn Johann Friedrich 1825 mit in den Betrieb eingestiegen war, wurde das Gelände<br />

dort etwas eng, so dass das Haus am Markt, auch wegen seiner zentralen Lage,<br />

eine gute Erweiterungsmöglichkeit des familiären Unternehmens bot, das sich, besonders<br />

am Markt, immer mehr hin zu einer Sortimentsbuchhandlung mit angeschlossener<br />

Musikalien-, Karten- und Kupferstichhandlung entwickelte.<br />

Ganz allgemein ist die Ballung der Buchhandlungen, Verlage und Druckereien am Jenaer<br />

Markt, und hier besonders an dessen Ostseite, sehr auffällig. Zwischen 1750 und 1850<br />

befanden sich an dieser einen Seite des Marktes in den späteren Häusern Markt 10, 13,<br />

15, 16, 17 und Unterm Markt 1 Wohn- und Arbeitsstätten von Buchhändlern, Verlegern<br />

und Druckern. Nahezu alle bedeutenden Buchhändler und auch einige der Verleger und<br />

Drucker lebten oder arbeiteten zumindest eine Zeitlang am Jenaer Markt. Das spricht für<br />

die gute <strong>Adresse</strong>, die der Markt zumindest für diese Berufsgruppe um 1800 darstellte.<br />

Bild 3.2: Markt 22 – Zwei Häuser in einer Hand<br />

Zwar sind die beiden, heute zum breit gelagerten Gasthaus „Sonne“ vereinigten Häuser<br />

auch im ausgehenden 18. Jahrhundert und noch bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts zwei<br />

eigenständige Gebäude, doch haben sie seit den 1770iger Jahren immer den gleichen<br />

Besitzer. 1771 ersteigert Bürgermeister Bartholomäus Janson das historische Gasthaus<br />

„Sonne“ 691 , das in den vorangegangenen Jahrzehnten möglicherweise unter verschiedenen<br />

Pachtwirten eine etwas unbeständige Zeit erfahren hatte. 1774 ist Janson dann auch<br />

als Besitzer des östlich anschließenden Nachbarhauses vermerkt. 692 Bartholomäus Janson<br />

693 war gebürtiger Weimarer. Dort war sein Vater als Strumpfwirkermeister tätig.<br />

Auch Janson selbst ergriff dieses Handwerk, von dem Koch vermerkt, dass es das einzige<br />

blühende Gewerbe der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Jena war. 694 Von Apolda<br />

ausgehend hatte sich auf diesem Gebiet eine fabrikartige Produktion auch in Jena etab-<br />

Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 88 und BRANDKATASTER V. 1835, Stadtarchiv Jena, Sign. CII Nr. 104p, hier<br />

jeweils unter der Brandkatasternummer 226.<br />

690 ENTWURF DES KATASTERS ZUR BRANDVERSICHERUNG 1828, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 88: ab 1830: „Herr<br />

Buchhändler Carl Friedrich Ernst Frommann.“<br />

691 RATHSGÜTHERBUCH DER STADT JENA 1686, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 38, S. 24: „Sub hasta erstand. H.<br />

Bürgermeister Janson zugeschr. d. 5. Dec. 1771“.<br />

Sub hasta bedeutet eigentlich unter dem Spieß und ist eine damals gebräuchliche Formel für eine Versteigerung.<br />

692 RATHSGÜTHERBUCH DER STADT JENA 1686, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 38, S. 13 u. S. 159: „Bürgermeister<br />

Janson, 1774“.<br />

693 Vgl. SPANGENBERG, Handbuch, 1819, S. 89.<br />

694 Vgl. KOCH, Geschichte, 1966, S. 201.<br />

134


liert. Die Strumpfwirker nannten sich hier meist Händler, waren daher wohl überwiegend<br />

nicht in der Produktion, sondern als eine Art Verleger tätig und konnten zu größerem<br />

Reichtum gelangen. Einer dieser „Strumpffabrikanten“ ist wohl auch Janson 695 , der<br />

neue Besitzer der „Sonne“. Eventuell gehen die baulichen Veränderungen an der „Kleinen<br />

Sonne“ in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, die wir auf den Darstellungen der<br />

Stammbücher beobachten, ohne dass wir sie bislang konkret datieren können, auf ihn<br />

zurück. 696 Bartholomäus Janson errichtet 1781 sein Testament und legt hierin fest, dass<br />

sein Haus nach seinem Tode an die Stadt fallen solle, die darin eine Schule für arme Waisen<br />

und uneheliche Kinder einrichten solle. 697 Nach Jansons Tod am 12. Mai 1782 698 fällt<br />

das Haus nach Kochs Angaben zwar an die Stadt, die jedoch seine Wünsche bezüglich<br />

einer Schule für benachteiligte Kinder nicht erfüllt. Welches Haus in dem Testament gemeint<br />

ist, ließ sich nicht ermitteln. Wenn eines seiner beiden Markthäuser als Schule<br />

vorgesehen war, dann wohl eher das später als „Kleine Sonne“ bezeichnete Gebäude und<br />

nicht der Gasthof. Möglicherweise besaß Janson aber auch noch weitere Häuser, was<br />

besonders deshalb anzunehmen ist, da über einen Besitz der Stadt an den Häusern am<br />

Markt in den Steuerbüchern nichts notiert wurde. Im Kirchenbuch ist zu seiner Bestattung<br />

vermerkt, dass Janson in dem Erbbegräbnis seiner Familie beigesetzt ist. Diese<br />

Grabstätte ist heute noch außen an der Nordwand der Friedenskirche erhalten. 699 Die<br />

Inschrift ist allerdings sehr verwittert, so dass Koch den Namenszug mit „Bürgermeister<br />

Bartholomäus Tauson“ angibt. 700 Allerdings scheint ein Bürgermeister dieses Namens in<br />

Jena nicht existiert zu haben 701 , so dass hier wahrscheinlich ein Lesefehler Kochs vorliegt.<br />

Ilse Traeger identifiziert den Grabstein als den des hier besprochenen Bürgermeisters<br />

und „Sonnen“-Besitzers Janson. 702<br />

Jansons einzige Tochter, Johanna Catharina, hatte 1748 den Strumpfhändler Georg<br />

Friedrich Heidenreich geheiratet. 703 Aus dieser Ehe stammt die Tochter Dorothea Catharina<br />

Friederika, die ihrerseits im Jahre 1766 Ernst Wilhelm Imanuel Heiligenstädt, „F. S.<br />

Weimar. und Eisenachische(n) Ober-Vormundschafftl. Vice-Landschaffts-Cassir(ers) auch<br />

695 Wiedeburg nennt Janson in seiner Beschreibung des Marktes und der Besitzer seiner Häuser „Ganson“.<br />

(Laut WIEDEBURG, Beschreibung, 1785, S. 265f: „das Hennekische, sonst Kochische: zu nächst das vormalige<br />

Gansonische itzt Heiligenstedtische: und daran das eben dieser Besitzerin gehörige Wirths – Hauß zur Sonne“).<br />

696 Vgl. Kapitel Bühnenbild 3.<br />

697 Vgl. KOCH, Geschichte, 1966, S. 205.<br />

698 Vgl. KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen 1782, S. 405. Hier wird Janson als „Bürgermeister und Städtischer<br />

Deputirter bey der Landschaft und Steuer-Collegio“ bezeichnet. Er stirbt in seinem 81. Jahr, war also<br />

1700/1701 geboren.<br />

699 Abb. 59 und 60 Grabstätte Bartholomäus Janson.<br />

700 Herbert KOCH: Die Johann-Georgs-Kirche und der Johannisfriedhof. Jena: Vopelius 1911, S. 31f.<br />

701 Auch Spangenberg, der in seinem Handbuch nahezu alle wichtigen Gelehrten und auch Bürgermeister<br />

bis 1819 nennt, kennt keinen Bürgermeister namens Tauson.<br />

702 Ilse TRAEGER: Der Johannisfriedhof in Jena. Jena: Wartburgverlag, 1991, 2. Auflage, S. 67f.<br />

703 KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1748, S. 222.<br />

135


Hof- und Regierungsadvocat“ heiratet. 704 1768 wird ihnen die Tochter Sophia Amanda<br />

Friederike Heiligenstädt geboren. 705 Ihre Mutter stirbt wenige Tage nach der Geburt. Als<br />

Pate und Großvater des Kindes wird im Taufeintrag unter anderem Bartholomäus Janson<br />

genannt. Bei näherer Betrachtung ist Janson allerdings sogar schon der Urgroßvater<br />

des kleinen Mädchens. Die kleine Sophia Amanda Friederike wird ihren Urgroßvater<br />

Janson bezüglich der Markthäuser dereinst beerben. 706<br />

Die nächste sichere Nachricht über den Besitzer der beiden Häuser stammt erst aus dem<br />

Jahre 1810. In den hier glücklicherweise überlieferten Kaufprotokollen findet sich der<br />

Hinweis, dass am 2. Juli des Jahres 1810 der Gastwirt Johann Friedrich Witzmann die<br />

beiden Häuser von der Bürgermeisterswitwe Sophia Amande Friederike Paulsen, einer<br />

geborenen Heiligenstädt, für 5.500 Reichstaler kauft. 707 Es handelt sich hier um die oben<br />

erwähnte Urenkelin Jansons, die die beiden Markthäuser geerbt hatte und sie mit in ihre<br />

Ehe mit dem Weimarer Kauf- und Handelsherren Christoph Jacob Paulsen brachte, die<br />

am 4. Mai 1788 geschlossen wurde. 708 Ihr Mann verstarb 1808. 709 Im Jahre 1810 erfolgte<br />

nun der Verkauf beider Häuser an den Gastwirt Witzmann.<br />

Johann Friedrich Witzmann war der zweite Sohn des Gothaer Botenmeisters Johann Michael<br />

Witzmann. Er hatte am 12. April 1799 Maria Susanna Christiana Hinkler, die einzige<br />

Tochter des Gastwirtes des Burgkellers Johann Jeremias Hinkler geheiratet. 710 Bereits<br />

zum Zeitpunkt der Eheschließung wird er als Pachtwirt der „Sonne“ bezeichnet, die zu<br />

diesem Zeitpunkt noch Sophia Amande Friederike Paulsen gehörte. Seine Ehefrau starb<br />

am 24. Januar 1808 nach der Geburt des zweiten Kindes. 711 Witzmann heiratet noch im<br />

selben Jahr erneut und zwar am 28. November 1808 die älteste Tochter des gothaischen<br />

Oberförsters aus Georgenthal Maria Henrietta Bauer. 712<br />

Im Verkaufsprotokoll von 1810 ist davon die Rede, dass die „Kleine Sonne“ unbewohnt<br />

sei. Entweder ist diese Bemerkung unzutreffend oder dieser Zustand ändert sich nach<br />

dem Erwerb des Hauses durch Herrn Witzmann schnell. In der Einwohnerliste von 1810<br />

704 KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1766, S. 410.<br />

705 KIRCHENBUCH JENA, Taufen 1768, S. 359.<br />

706 Sie ist die ominöse „Heiligenstedt“ aus der Marktbeschreibung Wiedeburgs.<br />

707 KAUFPROTOKOLLE 1810-1846, Stadtarchiv Jena, Sign. C III Nr. 56, S. 2: „Witzmann, H. Joh. Friedr. Gastwirth<br />

zu Jena, kauft von der verw. Frau Bürgermeisterin Soph. Amande Friederike Paulsen, geb. Heyligenstädt [das.]<br />

Den Gasthof zur Sonne, II. 24. so wie das darneben gelegene Hauß, die kleinen Sonne genannt, II. 13. (giebt 1<br />

[Taler] Brunnenzins die Sonne, und 1 [Taler] 13 [Groschen] 6 [Pfennige] Geschoß vom unbewohnten Hauß,<br />

der kleinen Sonne.<br />

lt. Ksbr. (Kassenberichten) aus den Stadtgerichten vom 2. Jul. 1810.“<br />

(Kaufpreis?): 5500 Reichstaler in […] à 39 gr.<br />

708 KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1788, S. 16.<br />

709 Ebenda.<br />

710 KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1799, S. 183b.<br />

711 KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen 1808, S. 261.<br />

712 Kirchenbuch Jena, Trauungen 1808, S. 125.<br />

136


sind hier einige Familien zur Miete aufgeführt. 713 Leider wird nicht mitgeteilt, was sich<br />

im Erdgeschoss des Hauses befindet. In der ersten Etage wohnt ein Friseur namens Müller<br />

mit seiner Frau, seinen beiden Söhnen und einer Magd. Haben sie eventuell ihr Geschäft<br />

im Erdgeschoss? In der zweiten Etage ist ein Schuhmacher namens Zimmermann<br />

mit Frau, Tochter und Gesellen verzeichnet. Auch er könnte das Erdgeschoss als Werkstatt<br />

genutzt haben. In der dritten Etage schließlich leben ein Maurergeselle, der hier<br />

ebenfalls Müller heißt 714 , und dessen Frau und Sohn. Von einer irgendwie gearteten nutzungsmäßigen<br />

Zusammenlegung der beiden Häuser unter dem Besitzer Witzmann ist<br />

nichts zu spüren. Johann Friedrich Witzmann ist mit seiner Frau und seinen beiden im<br />

Jahre 1810 neun und sechs Jahre alten Töchtern in der „Sonne“ verzeichnet. Hier, im<br />

Gasthof, sind auch noch drei Knechte und drei Mägde sowie ein Marqueur 715 und ein<br />

Laufbursche vermerkt. 716<br />

Im Jahre 1821 können wir uns anhand der in diesem Jahr erstellten Akte 717 ein noch<br />

genaueres Bild der Bewohner der beiden Häuser machen. In der „Kleinen Sonne“ leben<br />

danach der 56jährige „Perüquierherr“ Friedrich Müller und dessen 41 Jahre alte Ehefrau<br />

Sophie Müller. Von ihren vier verzeichneten Söhnen, von denen zwei den Nachnamen<br />

Körner tragen – offenbar von einem früheren Mann der Frau Müller – sind bereits drei<br />

als Gesellen in der Fremde. Wohl mit der Verkleinerung des Haushaltes hängt auch die<br />

vermerkte Entlassung der Magd der Familie, Friederike Sander, zusammen. Weiter<br />

wohnen in diesem Haus zwei Näherinnen, Rosine und Beate [Bare?], wahrscheinlich<br />

Mutter und Tochter. Auch der mittlerweile 43 Jahre alte Maurergeselle Traumüller und<br />

seine 21 Jahre ältere Frau leben weiter im Haus. Ihr Sohn, ein Hutmachergeselle, ist<br />

ebenfalls in der Fremde.<br />

In der „Sonne“ sind 1821 neben dem Wirtsehepaar Friedrich (52 Jahre) und Henriette<br />

(50 Jahre) Witzmann deren beide 21 und 17 Jahre alten Töchter Emma und Johanne genannt.<br />

Daneben leben und arbeiten hier folgende dienstbaren Geister: der Marqueur<br />

Carl Zaph (23 Jahre), die Knechte Andreas [Seat?] (44 Jahre) und Johann Kirst (28 Jahre),<br />

die beiden Laufburschen Gottfried Helbig (16 Jahre) und Wilhelm Germar (15 Jahre), die<br />

Köchin Charlotte Otto (34 Jahre), die beiden Hausmägde Sophie Letschin (24 Jahre) und<br />

Rosine Thiling (24 Jahre) und die Viehmagd Johanne Knabin (20 Jahre).<br />

Witzmann stirbt am 22. Juni 1828 im Alter von 59 Jahren und 3 Monaten an Nierenverhärtung<br />

und hinterlässt seine Witwe und seine zwei Töchter. 718 Seine älteste Tochter<br />

713 Vgl. EINWOHNERLISTE MARKT BEZIRK 1810, Stadtarchiv Jena, Sign. CII Nr. 73, Haus Nr. 236.<br />

714 1821 ist er als Maurergeselle Traumüller aufgeführt.<br />

715 Marqueur oder Markeur = der beim Billardspiel zählende (markierende) Aufwärter.<br />

716 Vgl. EINWOHNERLISTE MARKT BEZIRK 1810, Stadtarchiv Jena, Sign. CII Nr. 73, Haus Nr. 235.<br />

717 Vgl. EINWOHNERVERZEICHNIS 1821, Stadtarchiv Jena, Sign. B XVi Nr. 35, Nr. 235 und 236, Blatt 23f.<br />

718 KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen 1828, S. 282.<br />

137


Emma 719 erbt beide Häuser am Markt. 720 Sie hatte 1825 in erster Ehe den geschiedenen<br />

Weimarer Lederhändler Johann Heinrich Gayl geheiratet. 721 Kurz nach dessen Tod im<br />

Januar 1830 heiratete sie am 14. März 1830 ein zweites Mal. 722 Der Bräutigam war in<br />

diesem Fall der Gastwirt Christian Strickert, Sohn eines Gothaer Gastwirtes.<br />

Aus dem Brandkataster von 1835 kann man sich ein recht gutes Bild davon machen, was<br />

außer dem Haupthaus in dieser Zeit noch für Gebäude zu dem Gasthof gehören. Als gegen<br />

Brand zu versichern werden hier genannt: der Gasthof samt Küchengebäude, Seitengebäude,<br />

ein Waschhaus, der Stall, ein Hintergebäude, eine Kegelbahn und ein Sommerhaus.<br />

Alle Teile zusammen werden auf 8.665 Taler taxiert. 723 Damit ist der Gasthof<br />

vor der an zweiter Stelle liegenden Druckerei des Herrn Maucke im Haus Markt 17 das<br />

wertvollste private Grundstück am Markt.<br />

Das Wirtspaar Strickert prägte den Gasthof „Goldene Sonne“ viele Jahrzehnte und führte<br />

ihn in die Zeit des Ausgehens und Genießens außer Haus in der zweiten Hälfte des 19.<br />

Jahrhunderts. Ihnen gelingt, besonders durch die Zusammenlegung der beiden Häuser in<br />

der Mitte des 19. Jahrhunderts 724 , der Sprung von dem Gasthof der Vormoderne zum<br />

Hotel und Restaurant in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.<br />

Emma Strickert verstarb am 10. August 1865; Christian Strickert am 10. Juli 1874. 725<br />

*<br />

Waren Gasthöfe im 16. und 17. Jahrhundert noch eine Einrichtung, die hauptsächlich auf<br />

die Bedürfnisse von Fremden und Durchreisenden eingerichtet waren, ändert sich das<br />

im Laufe des 19. Jahrhunderts beträchtlich. Schon vor 1800 sind die Besucher des Gasthofes<br />

nicht mehr ausschließlich Fremde. Auch Einheimische können jetzt hier einkehren.<br />

Allerdings ist zu vermuten, dass in der „Sonne“, wie auch andernorts üblich, noch<br />

immer um eine große Wirtshaustafel und gemeinsam dasselbe Tagesgericht gespeist<br />

wird. Erst um 1800 wird es in den städtischen Gasthöfen, so vermutlich auch in Jena,<br />

üblich „à la carte“, das heißt nach individuellem Wunsch und Geldbeutel, zu bestellen.<br />

719 Emma Strickert wurde als Emma Johanne Christiane Margarethe Witzmann am 7. Juni 1801 in Jena<br />

geboren und verstarb am 10. August 1865 ebenfalls in Jena (KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen 1865, S. 102).<br />

720 Vgl. ENTWURF DES KATASTERS ZUR BRANDVERSICHERUNG 1828, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 88, Häuser Nr.<br />

242 und 243, eingetragen 1829.<br />

721 KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1825, S. 487.<br />

722 KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1830, S. 613.<br />

723 Vgl. BRANDKATASTER VON 1835, Stadtarchiv Jena, Sign. CII Nr. 104p.<br />

724 Vgl. dazu Kapitel Bild 4.2: Markt 22 – Die „Sonne“ als moderner Gasthof.<br />

725 KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1830, S. 613.<br />

Sie wohnten zuletzt in Haus Nr. 227b im Bezirk C. Spätestens 1858 gehörte ihnen die „Sonne“ nicht mehr<br />

(Vgl. ACTA DES STADTRATHS ZU JENA DIE ZÄHLUNG DER HIESIGEN EINWOHNER BETR. 1817-1860, Stadtarchiv Jena,<br />

Sign. B VIIf Nr. 13 (4. Dez. 1858), S. 135). Christian Strickert verstarb im Alter von 74 Jahren als Witwer<br />

und Rentier (KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen 1874, S. 33).<br />

138


Im fortschreitenden 19. Jahrhundert wird die Möglichkeit, außer Haus zu essen, dann zu<br />

einer neuen kulturellen Praxis und allgemein üblich. 726<br />

Durch das Aufkommen neuer Getränke hat sich die Rolle des Konsums alkoholischer<br />

Getränke gewandelt. Waren in den vorherigen Jahrhunderten Wein und Bier neben<br />

Wasser die einzig in Frage kommenden Alternativen, hat sich seit den 1770iger Jahren<br />

durch die Verbreitung von Kaffee, Schokolade und Tee auch bis in die Mitte der Gesellschaft<br />

die Trinkkultur stark verändert. 727 Eine große Rolle spielt in diesem Zusammenhang<br />

auch das Aufkommen der Branntweinschänken. Gerade auch im Nachbarhaus der<br />

„Kleinen Sonne“, im späteren Markt 21, befindet sich ab 1810 eine Branntweinhandlung<br />

oder -schenke. Eine Frau Merkel betreibt diese vielleicht zuweilen als Konkurrenz empfundene<br />

Handlung. Und sie ist nur eine von bereits im Jahre 1787 33 Branntweinschänken<br />

in Jena. 728 Im Gegensatz zu dem bisher gewohnten leichten Rausch durch den Genuss<br />

von Wein und Bier kommt hier die neue Variante des Trinkens um des schnellen<br />

starken Rausches willen auf. Diese beiden neuen Entwicklungen, einerseits das Aufkommen<br />

nichtalkoholischer Modegetränke und die damit aufkommende neue angeregte<br />

Nüchternheit und andererseits das abschreckend wirkendes exzessive Branntweintrinken,<br />

führen zu Änderungen in der Bewertung des Alkoholkonsums und damit auch der<br />

Gasthauskultur.<br />

Bild 3.3: Markt 3 – Legende Hofapotheker Wilhelmi<br />

Eine Hofapotheke gibt es in Jena bereits seit 1696. 729 Sie ist von der Idee her noch ein<br />

Kind des Jenaer Herzogtums, genehmigt allerdings erst vom Eisenacher Herzog Johann<br />

Georg II. Erster Hofapotheker wurde Bernhard Zeidler, der sie aber recht bald an Dr.<br />

Fick veräußerte. Allerdings ließ dieser die Apotheke durch einen Provisor führen. Wo<br />

diese Ur-Hofapotheke lag, ist unbekannt.<br />

1730 übernahm Emanuel Christoph Heßling die Hofapotheke. 730 Ob sie zu diesem Zeitpunkt<br />

bereits in dem späteren Haus Markt 3 lag, ist nicht ganz klar. Der Kauf des Hauses<br />

726 Vgl. Hans-Jürgen TEUTEBERG: Von der alten Schankwirtschaft zum feinen Restaurant. Streifzüge durch<br />

die Geschichte deutscher Gaststättenkultur. In Herbert MAY und Andrea SCHILZ (Hg.): Gasthäuser. Geschichte<br />

und Kultur. Reihe Arbeit und Leben auf dem Lande, Bd. 9. Petersberg: Michael Imhof Verlag,<br />

2004, S. 27-54.<br />

727 Vgl. Gunther HIRSCHFELDER: Nicht daheim und doch zu Hause. Das Gasthaus der Vor- und Frühmoderne<br />

im Spannungsfeld von Privatsphäre und öffentlichem Raum. In: Herbert MAY und Andrea SCHILZ (Hg.):<br />

Gasthäuser. Geschichte und Kultur. Reihe Arbeit und Leben auf dem Lande, Bd. 9. Petersberg: Michael<br />

Imhof Verlag, 2004, S. 155-164.<br />

728 Vgl. zu den folgenden Ausführungen KOCH, Geschichte, 1966, S. 205.<br />

729 Vgl. zur Geschichte der Hofapotheke KOCH, Apotheken, 1935, S. 43ff.<br />

730 Vgl. KOCH, Apotheken, 1935, S. 88.<br />

139


durch Heßling erfolgte erst im Jahre 1744. 731 Heßlings langjähriger Provisor war Immanuel<br />

Christoph Wilhelmi. Nach dem Todes Heßlings im Jahre 1767 732 verlobte sich dieser<br />

Provisor mit der Witwe des Hofapothekers, Anna Elisabeth, geb. Putsche. 733 Das war<br />

ein erfolgversprechender Weg, das Privileg für die Hofapotheke ebenfalls übernehmen<br />

zu können. Herzogin Anna Amalia stellte ihm dieses am 16. Februar 1770 auch aus. 734<br />

Am 3. September 1770, dem 25. Geburtstag des Bräutigams, erfolgte die Hochzeit Wilhelmis<br />

mit der Witwe seines Vorgängers. 735 Wie alt die Braut bei der Hochzeit war, ließ<br />

sich nicht feststellen. Sie verstarb jedoch bereits am 13. Dezember 1777 736 , ohne Wilhelmi<br />

Kinder zu gebären.<br />

Zu Zeiten der ersten Hofapotheke unterstand der Hofapotheker dem Hofe, war quasi ein<br />

Hofbediensteter. Zu Wilhelmis Zeiten ist das jedoch nicht mehr der Fall: Er untersteht in<br />

der Einwohnerliste von 1810 737 eindeutig der Jurisdiktion des Stadtrates.<br />

Wer war nun dieser Wilhelmi? Er wurde als ältester Sohn des Johann Daniel Wilhelmi,<br />

der in Jena später Viertelsmeister und Obermeister des Buchbinderhandwerks war 738 ,<br />

am 3. September 1745 als Emanuel Christoph Wilhelmi geboren. 739 Offenbar wurde er<br />

nach seinem Paten, dem Hofapotheker Emanuel Christoph Heßling, dessen späterer<br />

Nachfolger er wurde, benannt. Weitere Paten waren Catharina Sophia, die Ehefrau des<br />

fürstlichen Steuerverwalters Johann Georg Heiligenstädt, der das spätere Haus Markt 4<br />

besaß und es aus mehreren Häusern zur späteren Form vereinigen ließ, und der Buchhändler<br />

Christian Friedrich Gollner. Offenbar lernte Wilhelmi bei seinem Paten Heßling,<br />

war lange Zeit sein Provisor und wurde nach dessen Tod sein Nachfolger sowohl in der<br />

Apotheke als auch an der Seite seiner Frau. Nach deren Tod heiratete er am 6. September<br />

1778 ein zweites Mal. 740 Die Braut, Maria Dorothea Finkin, war wieder eine Witwe.<br />

Ihr verstorbener Ehemann Johann Gottfried Fink war der Gastwirt im „Halben Mond“<br />

gewesen. Auch Wilhelmis zweite Ehefrau verstarb vor ihm und kinderlos. Am 15. Juni<br />

1809 wurde sie bestattet. 741 Sie war zum Zeitpunkt ihres Todes bereits 76 Jahre alt, also<br />

etwa 12 Jahre älter als ihr Ehemann.<br />

731 RATHSGÜTHERBUCH DER STADT JENA 1686, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 38, S. 67: „H. Emanuel Christoph<br />

Heßling (28. Okt. 1744)”.<br />

732 Laut SPANGENBERG, Handbuch, 1819, S. 178, war Emanuel Christoph Heßling Fürstlich Sachsen Weimarischer<br />

Hofapotheker und starb am 13. 10. 1767.<br />

733 Vgl. KOCH, Apotheken, 1935, S. 66.<br />

734 Ebenda.<br />

735 KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1770, S. 442.<br />

736 Ebenda und KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen 1777, S. 335.<br />

737 Vgl. EINWOHNERLISTE MARKT BEZIRK 1810, Stadtarchiv Jena, Sign. CII Nr. 73, Haus Nr. 215.<br />

738 KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1770, S. 442.<br />

739 Vgl. dazu und den folgenden Angaben KIRCHENBUCH JENA, Taufen 1745, S. 288.<br />

740 Vgl. dazu KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1778, S. 510.<br />

741 Vgl. KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen 1809, S. 301.<br />

140


Wilhelmi wird als wohlhabend und schrullig aber auch gewitzt und um keine Auseinandersetzung<br />

mit Studenten oder gar dem Herzog verlegen geschildert. Eine Vielzahl von<br />

Legenden um seine Person ist bis heute besonders bei den älteren Jenaern im Umlauf.<br />

Einen kleinen Eindruck sollen die kurz bei Koch zusammengestellten Begebenheiten<br />

vermitteln: „Allerhand Schnurren erzählt man sich von ihm und seinem Verkehr mit dem<br />

Herzog Karl August. So erschien eines Morgens der Fürst vor seiner Apotheke und nötigte<br />

ihn, ein Stückchen mitzufahren, obwohl er nur mit Schlafrock, Pantoffeln und Nachtmütze<br />

bekleidet war. Im Mühltale ließ der Herzog dann halten, und der Hofapotheker mußte in<br />

seinem eigenartigen Kostüme zum Gaudium der Straßenjugend den Heimweg zu Fuß zurücklegen.<br />

Freilich blieb Wilhelmi die Antwort nicht schuldig. Als wenig später Karl August<br />

bei ihm seinen Ausflug zu Pferd unterbrach, kredenzte ihm der Hofapotheker einen Erfrischungstrunk,<br />

der bewirkte, daß der Herzog schon an der Oelmühle zum ersten Male und<br />

dann noch wiederholt vom Pferde steigen mußte! Ein andermal folgte er einer Einladung<br />

zu einem Hofmaskenballe gegen die Wette, daß ihn niemand erkennen werde; Karl August<br />

aber ließ ihm durch einen Bedienten des Gasthofes, in dem sich Wilhelmi umzog, einen<br />

großen Zettel mit seinem Namen auf den Rücken heften, so daß natürlich jeder sofort wußte,<br />

wer es war.“ 742<br />

Ganz ungeachtet seiner eigenwilligen Persönlichkeit muss er in seinem Fach ein wirklicher<br />

Könner gewesen sein. Koch 743 berichtet über die Apothekenvisitationen bei denen<br />

Wilhelmis Apotheke regelmäßig in den höchsten Tönen gelobt wurde.<br />

Aus der Einwohnerliste von 1810 744 geht hervor, dass Wilhelmi zu dieser Zeit bereits<br />

seinen ehemaligen Provisor Wilhelm Rittler zum Kompagnon gemacht hatte. Gemeinsam<br />

mit ihm und dessen Frau und Kind sowie einem Kleinknecht und einem Hausmädchen<br />

bewohnte Wilhelmi das Erdgeschoss der Apotheke. Die eigentlich vorgesehene<br />

Stelle eines Gesellen ist zum Zeitpunkt der Erhebung gerade unbesetzt. Scheinbar im<br />

Widerspruch zu dem fehlenden Gesellen erscheint die Bemerkung, dass im Seitengebäude<br />

zwei Provisoren, wie man die Apothekergesellen nennt, untergebracht sind. Eventuell<br />

beschäftigte Wilhelmi normalerweise sogar drei Gesellen, vielleicht ist aber auch<br />

statt des fehlenden Gesellen ein fehlender Lehrling gemeint.<br />

Die erste Etage des Hauses wird von Franzosen genutzt. Damit ist Wilhelmis großes Gebäude<br />

das einzige Haus am Markt, das in diesem Jahr Raum für die damaligen Machthaber<br />

bietet. Leider erfahren wir nicht, wie viele Franzosen welcher Dienstgrade hier untergebracht<br />

waren, bzw. ob es sich bei der Einquartierung um eine Requirierung von<br />

Wohnraum handelte oder ob Wilhelmi die Etage freiwillig zur Verfügung stellte. Neben<br />

742 KOCH, Apotheken, 1935, S. 67.<br />

743 Vgl. KOCH, Apotheken, 1935, S. 68ff.<br />

744 Vgl. EINWOHNERLISTE MARKT BEZIRK 1810, Stadtarchiv Jena, Sign. CII Nr. 73, Haus Nr. 215.<br />

141


den Franzosen sind in der ersten Etage auch ein Großknecht und eine Viehmagd untergebracht.<br />

In der zweiten Etage wohnen vier Studenten; Wilhelmi nennt sie in seiner Selbstauskunft:<br />

„4 Stück Studenten“. 745 Die dritte Etage, das ist schon das erste Dachgeschoss, wird<br />

ganz traditionell zur Lagerung von Vorräten, in Wilhelmis Fall von „aen peu Korn und<br />

Hafer“ 746 genutzt. In wieweit sich Wilhelmi hier durch die Verwendung des in deutsche<br />

Schreibung gesetzten französischen „un“ den derzeitigen Machthabern anbiedert,<br />

scheint unklar. Möglicherweise ist seine Orthographie generell etwas eigen, wie man aus<br />

der Bezeichnung „Fühmagd“ statt Viehmagd schließen könnte.<br />

Unter dem Dach des Hauses befindet sich, wie auch von den anderen Jenaer Apotheken<br />

der Zeit überliefert, der Kräuterboden. Hier werden auf hölzernen Horden die benötigten<br />

Heilkräuter getrocknet.<br />

Auf studentischen Stammbuchblättern der Zeit um 1800 erkennt man das seit dem 16.<br />

Jahrhundert äußerlich kaum veränderte Erscheinungsbild des Gebäudes. Es scheint in<br />

dieser Zeit einen intensiv grünen Anstrich gehabt zu haben. 747<br />

Auch zu Wilhelmis Anwesen gehört neben dem Markthaus und dem von den Provisoren<br />

bewohnten Seitengebäude noch ein Hinterhaus. Hier werden Pferde und „Rindvie“ 748<br />

gehalten. Leider erfahren wir nicht, wie viele Tiere es insgesamt sind. Da aber eigens<br />

eine Viehmagd zu ihrer Versorgung beschäftigt wird, werden es wohl einige Tiere gewesen<br />

sein. 749<br />

Zwar kauft Friedrich Wilhelm Rittler, Wilhelmis ehemaliger Provisor und späterer Kompagnon,<br />

das Gebäude laut Eintrag im Geschossbuch 750 erst im Jahre 1825, doch schon<br />

wenige Jahre zuvor, im Jahre 1821, hat sich der mittlerweile 76 Jahre alte Wilhelmi offenbar<br />

weitgehend aus dem laufenden Geschäft zurückgezogen und die Apotheke seinem<br />

Nachfolger überlassen. 1821 wird er zusammen mit seiner 32jährigen Haushälterin<br />

Rosine Bezaldin zwar in dem Haus verzeichnet, an erster Stelle, die normalerweise von<br />

dem Hausbesitzer eingenommen wird, steht jedoch schon Friedrich Wilhelm Rittler mit<br />

seiner Familie. 751<br />

745 Ebenda.<br />

746 Ebenda.<br />

747 Z.B. Stammbuch Schneider (Abb. 24) und Stammbuch Moll (Abb. 23, Stammbuchsammlung der Anna-<br />

Amalia-<strong>Bibliothek</strong> Weimar.<br />

748 Vgl. EINWOHNERLISTE MARKT BEZIRK 1810, Stadtarchiv Jena, Sign. CII Nr. 73, Haus Nr. 215.<br />

749 Möglicherweise diente die Rinder- und Pferdehaltung Wilhelmi auch zur Herstellung von Medikamenten,<br />

z.B. zur Herstellung von Impfstoff.<br />

750 RATHSGÜTHERBUCH DER STADT JENA 1686, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 38, S. 67: „Herr Hofapotheker<br />

Friedrich Wilhelm Rittler (von Commerzienrat Wilhelmi durch Kauf)“ 1825.<br />

751 Vgl. EINWOHNERVERZEICHNIS 1821, Stadtarchiv Jena, Sign. B XVi Nr. 35, Nr. 215.<br />

142


Wilhelm Rittler, wie er sich normalerweise nur nennt, ist zum Zeitpunkt der Erstellung<br />

dieser Akte im Jahre 1821 46 Jahre alt. Laut seinem Traueintrag 752 ist er der Sohn des<br />

Rats- und Stadtchirurgen Christoph Wilhelm Rittler. Auch Rittler hat, wie Wilhelmi, eine<br />

Witwe geheiratet, die acht Jahre älter ist als er. 1788 hatte diese in erster Ehe den Besitzer<br />

der Leinwandmanufaktur und Bleichanstalt Christoph Friedrich Hülßner geheiratet,<br />

wobei im Traueintrag explizit festgehalten wurde, dass sie unehelicher Geburt sei. 753<br />

Offenbar spielte das für den Manufakturbesitzer jedoch keine Rolle. Interessanterweise<br />

waren sowohl die spätere Frau Rittler, als auch Wilhelmis zweite Frau eine geborene<br />

Fleischhauer. Wie und ob sie verwandt waren, wäre zu untersuchen. Johanne Rittler<br />

brachte zwei Kinder mit in die Ehe, die im Jahre 1821 754 mittlerweile 28 und 22 Jahre<br />

alten Schwestern Dorothea und Friederike Hülßner/Hilsner. Außerdem haben die Eheleute<br />

Rittler noch ein Kind in die Familie aufgenommen: den 9jährigen Christoph Thurm.<br />

Als Provisor für Rittler arbeitet hier im Jahr 1821 der 31 Jahre alte Heinrich Osann. 755<br />

Auch gibt es zwei Lehrlinge, den 19jährigen Wilhelm Tammer und den 17jährigen Julius<br />

Trautmann. Daneben werden der 24jährige Johann Parast als Knecht und die 28jährige<br />

Johanne Letsch als Magd beschäftigt. Das sind deutlich weniger Dienstleute als noch elf<br />

Jahre zuvor. Heinrich Osann bleibt nicht nur geschäftlich mit dem Inhaber der Apotheke<br />

Rittler verbunden. 1827 heiratet er dessen Stieftochter Friederike Hülßner. 756<br />

Im Jahre 1827, zwei Jahre nach dem Verkauf des Hauses an seinen Nachfolger, stirbt der<br />

Apotheker Wilhelmi. Seinen Grabspruch hat er vorsorglich selbst geschrieben. So lesen<br />

wir heute auf seinem vom Bildhauer Doell aus Gotha geschaffenen, leider inzwischen<br />

stark in Mitleidenschaft gezogenen Grabmal auf dem Johannisfriedhof folgendes: „Ich<br />

Immanuel Christ. Wilhelmi, geboren am 3. September 1745, war Hofapotheker, Kommerzienrath<br />

auch einmal Posthalter, lebte beunruhigt von manchem Zweifel, sterbe aber nicht<br />

unvorbereitet. Unwissenheit und Irrthum über das Jenseits ist das Los der Menschen. Auf<br />

einen allmächtigen und allgütigen Gott vertrauend habe ich aber 81 Jahre gelebt und werde<br />

nun zu Staub und Asche. Redlichkeit, Freundschaft, Lieb und Wein war sein Element,<br />

und Wohlthun seine Übung.“ 757<br />

752 KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1808, S. 125.<br />

753 KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1788, S. 22.<br />

754 Vgl. EINWOHNERVERZEICHNIS 1821, Stadtarchiv Jena, Sign. B XVi Nr. 35, Nr. 215. In der Einwohnerliste von<br />

1810 wurde offenbar ein Kind vergessen, vgl. EINWOHNERLISTE MARKT BEZIRK 1810, Stadtarchiv Jena, Sign.<br />

CII Nr. 73, Haus Nr. 215.<br />

755 Vgl. EINWOHNERVERZEICHNIS 1821, Stadtarchiv Jena, Sign. B XVi Nr. 35, Nr. 215.<br />

Laut KOCH, Apotheken, 1935, S. 73, stammte Osann aus Saaleck und wurde 1827 Teilhaber der Hofapotheke.<br />

756 KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1827, S. 557. Osann stirbt 1897, seine Frau 1898. Die Grabstätte der Familien<br />

Rittler und Osann ist auf dem Johannisfriedhof erhalten, siehe Abb. 66.<br />

757 Vgl. KOCH, Johann-Georgs-Kirche, 1911, S. 45.<br />

143


Das Brandkataster von 1835 liefert uns ein recht anschauliches Bild des nun Rittlerschen<br />

Anwesens am Markt: Neben dem Markthaus gehören zu der Hausstätte auch ein<br />

linkes und rechtes Seitengebäude, ein Hintergebäude und ein Schuppen. Von einem Stall<br />

wie zu Wilhelmis Zeiten ist nichts zu hören. Allerdings könnten durchaus Tiere in einem<br />

der Nebengebäude untergebracht sein. Alle Gebäudeteile sind in die Brandklasse 3 eingeordnet.<br />

Möglicherweise gilt eine Apotheke wegen der hier gelagerten und verwendeten<br />

Chemikalien als besonders brandgefährdet. Ein anderer Grund ist nicht erkennbar.<br />

Mit einer veranschlagten Summe von 5.895 Talern liegt das Anwesen an sechster Stelle<br />

der Markthäuser.<br />

*<br />

Werfen wir noch einen kurzen Blick auf das nördlich anschließende Nachbarhaus, das<br />

lange Zeit eine weitere Apotheke beherbergte, die dritte am Markt und auch in der Stadt<br />

insgesamt. Bereits seit 1701 existierte in Jena neben der Hofapotheke und der in dieser<br />

Zeit etwas heruntergekommenen alten Ratsapotheke eine dritte Apotheke: die Universitätsapotheke.<br />

Johann Jacob Voigt hatte in diesem Jahr sehr zum Ärger der etablierten<br />

Apotheker und auch der Krämer das Privileg des Herzogs für eine unter der Jurisdiktion<br />

der Universität stehende Apotheke erhalten. 758 Wo sich diese Apotheke befand, ist leider<br />

ungeklärt. Im Jahre 1744 übernahm Christian Friedrich Brettschneider die Universitätsapotheke.<br />

Ob sie zu dieser Zeit bereits im nördlichen Nachbarhaus des Hofapothekers<br />

eingerichtet war, ließ sich nicht mit Sicherheit herausfinden. Offenbar gehörte dem Apotheker<br />

Brettschneider in diesem Jahr jedoch noch nicht das Haus. Dieses, später<br />

Markt 3a genannte Gebäude erwarb er erst im Jahre 1755. 759 Brettschneider war der<br />

Schwiegersohn des Apothekers Georgi, der die Alt-Ratsapotheke im späteren Haus<br />

Markt 15 geleitet hatte. 760 Christian Friedrich Brettschneider verstarb 1763. 761 Nach<br />

ihm übernahm Johann Christian Hermann die Universitätsapotheke und leitete sie bis zu<br />

seinem Tod im Jahre 1772. 762 Sein Nachfolger wurde Moritz Karl Dietrich Lobegott<br />

Schwarz. 1810 lebte Schwarz mit seiner Frau und einer 18jährigen Enkelin sowie einer<br />

Magd im Erdgeschoss der Apotheke. 763 Er beklagt sich im Rahmen der Erstellung der<br />

Einwohnerliste, dass in seinem Gebäude neben der Apotheke (wohl dem Verkaufsraum)<br />

Abb. 65 zeigt das Grabmal Wilhelmi in seiner heutigen, beschädigten Form. Der Grabstein ist mittlerweile,<br />

wie auf dem Foto zu erkennen, teilweise zerstört. Ilse TRAEGER, Johannisfriedhof, 1991, S. 32, zeigt ihn auf<br />

ihrem Foto noch mit einer vasenartigen Krönung der Säule.<br />

758 Vgl. dazu KOCH, Apotheken, 1935, S. 55ff.<br />

759 RATHSGÜTHERBUCH DER STADT JENA 1686, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 38, S. 72: „H. Christian Friedrich<br />

Brettschneider, Universitätsapotheker ( 22. Febr. 1755)“.<br />

760 Vgl. KOCH, Apotheken, 1935, S. 66.<br />

761 Vgl. SPANGENBERG, Handbuch, 1819, S. 145.<br />

762 RATHSGÜTHERBUCH DER STADT JENA 1686, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 38, S. 72: „Hermann, Joh. Chr.,<br />

Universitätsapotheker“.<br />

Laut SPANGENBERG, Handbuch, 1819, S. 157, war Johann Christian Herrmann Universitätsapotheker und<br />

starb am 4. 9. 1772.<br />

763 Vgl. EINWOHNERLISTE MARKT BEZIRK 1810, Stadtarchiv Jena, Sign. CII Nr. 73, Haus Nr. 216.<br />

144


und der anschließenden, von ihm mit seiner Familie bewohnten Stube, keinerlei Platz<br />

wäre und er niemanden zur Miete aufnehmen könne. In der ersten Etage leben laut seinen<br />

Angaben seine beiden Provisoren, im Dachgeschoss befindet sich wie bei Wilhelmi<br />

der Kräuterboden. Das Laboratorium hat Schwarz in einem Seitengebäude untergebracht.<br />

Die Verhältnisse sind offenbar beengter als im Nachbarhaus. Das Gebäude trug,<br />

wir wissen nicht seit wann, einen Mohrenkopf als Hauszeichen. Daher wurde die Apotheke<br />

„Mohrenapotheke“, die später hier befindliche Schenke „Mohrenschenke“ genannt.<br />

Im Jahre 1820 verkauft Schwarz das Haus offenbar an seinen Provisor Göbel, macht den<br />

Kauf aber aus unbekannten Gründen alsbald wieder rückgängig. 764 Koch berichtet, dass<br />

Dr. Göbel die Apotheke gepachtet hatte. 765 Aus der Akte von 1821 über die der Stadt<br />

steuerpflichtigen Einwohner ist über die Universitätsapotheke leider nichts zu entnehmen.<br />

Sie ist in dieser Akte nicht aufgeführt, da ihr Besitzer nicht der Stadt, sondern der<br />

Universität unterstellt war.<br />

In den Visitationen der Apotheken, die Koch beschreibt, wird zunächst auch der Universitätsapotheke<br />

regelmäßig ein gutes Zeugnis ausgestellt. Das ändert sich aber grundlegend<br />

bei einer Visitation im Jahre 1828. Koch zitiert folgendes aus dem Visitationsbericht<br />

von 1828: „Diese Apotheke bedarf wesentlicher Verbesserungen. Das Haus entspricht<br />

nur unvollkommen den Bedürfnissen, die Offizin ist mehrerer Verbesserungen bedürftig, sie<br />

ist kalt und feucht, unverhältnismäßig sehr tief und im Hintergrunde sehr wenig vom Tageslicht<br />

erhellt. Repositorien und Standgefäße sind z. T. veraltet, die Kräuterkammer fehlt<br />

ganz, das Laboratorium ist in übler Verfassung, sehr baufällig, nicht geräumig genug und<br />

sehr dunkel.“ 766 Offenbar wollte Schwarz, der schon über 80 Jahre alt, aber immer noch<br />

der Besitzer des Hauses war, kein Geld mehr in die Apotheke investieren. Am Zustand<br />

der Apotheke konnte auch der neue Pächter der Apotheke, seit 1830 767 Johann Christian<br />

Stößner, scheinbar kaum etwas ändern, da er nicht Eigentümer des Gebäudes war. Als<br />

die benachbarten Hofapotheker Rittler und Osann 1834 das Gebäude aufkauften, endete<br />

die Geschichte der Universitätsapotheke.<br />

Damit gab es ab 1834 in Jena wieder nur zwei Apotheken, die beide am Markt lagen: die<br />

vorgestellte Hofapotheke und die schon seit dem 16. Jahrhundert bestehende Ratsapotheke.<br />

Letztere hatte bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts ebenfalls immer am<br />

Markt ihren Platz. Zunächst wohl im späteren Haus Unterm Markt 2 768 , dann im späte-<br />

764 RATHSGÜTHERBUCH DER STADT JENA 1686, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 38, S. 72: „H. Univers. Apotheker<br />

Dr. Carl Christoph Friedemann Traugott Göbel käufl.“<br />

„Herr Univers. Apotheker Schwarz, weil er den Kauf wieder zurückgenommen hat“.<br />

765 Vgl. KOCH, Apotheken, 1935, S. 70.<br />

766 Zitiert nach KOCH, Apotheken, 1935, S. 72.<br />

767 Vgl. KOCH, Apotheken, 1935, S. 77.<br />

768 Vgl. im qualifizierten Häuserbuch unter Marktsüdseite, Unterm Markt 2.<br />

145


en Markt 15 und im 18. und 19. Jahrhundert schließlich im späteren Markt 8 769 . 1754<br />

hatte Johann Christian Scheube die alteingesessene Ratsapotheke übernommen. 770<br />

Eventuell befand sich die Apotheke zu diesem Zeitpunkt noch im späteren Haus<br />

Markt 15, vielleicht auch schon im späteren Haus Markt 8. Ein Eintrag zu Johann Christian<br />

Scheube im Ratsgüterbuch ist nicht zu finden. In der Einwohnerliste von 1810 finden<br />

wir seinen Sohn Traugott Heinrich Scheube jedoch unter dem späteren Markt 8 verzeichnet.<br />

771 Ab 1823 führte dann Clemens Bartels die Ratsapotheke. 772<br />

Es blieb noch das gesamte 19. Jahrhundert in Jena bei lediglich diesen beiden Apotheken,<br />

auch wenn die Ratsapotheke im Jahre 1864 ans Kreuz verlagert wurde. Auf dem<br />

Gebiet der Apotheken endete die Frühe Neuzeit in Jena eigentlich erst mit der Eröffnung<br />

der Wenigenjenaer Apotheke und der Apotheke im Schottviertel kurz nach 1900.<br />

Bild 3.4: Markt 7 – Starke Witwen<br />

Nach der Zeit der verschiedenen Erbengemeinschaften in der ersten Hälfte des Jahrhunderts<br />

kehren für das Haus Markt 7 am Ende des 18. Jahrhunderts nun sehr stabile Besitzerverhältnisse<br />

ein. Wiedeburg kennzeichnet das Gebäude in seiner Beschreibung des<br />

<strong>Marktplatz</strong>es aus dem Jahre 1785 wie folgt: „… bis an das kleine Kramer – Gässlein. Unter<br />

diesem das itzige Hummelische zuletzt Mathesische, mit seinem noch förmlichen Giebel,<br />

und gewölbten Kirch – Fenstern, bis ans Markt – Mühlen – Gässlein“ 773 . Auffällig ist in dieser<br />

Beschreibung die Hervorhebung des Giebels und der für den Betrachter kirchartigen<br />

Fenster. Diese heute wieder sichtbaren, Vorhangbogenfenster aus der Zeit um 1500<br />

wirken offenbar auf Wiedeburg besonders beeindruckend, vielleicht auch etwas altertümlich.<br />

Sie waren also zur damaligen Zeit nicht verändert und damit modernisiert worden.<br />

In einer Zeit, die noch ohne expliziten Sinn für Denkmalpflege ist, fallen solche Details<br />

auf. Ist der Erhalt dieser spätgotischen Details auf einen besonders traditionsbewussten<br />

Hausbesitzer zurückzuführen, oder sind hier doch eher die Mittel für eine Modernisierung<br />

im Stile der Zeit zu knapp gewesen? Immerhin scheinen alle anderen, noch<br />

in vorherigen Zeiten vorhandenen Vorhangbogenfenster und auffälligen Giebelgestaltungen<br />

mittlerweise verschwunden zu sein. 774<br />

769 Vgl. im qualifizierten Häuserbuch unter den angegebenen Hausnummern.<br />

770 Vgl. KOCH, Apotheken, 1935, S. 88.<br />

771 Vgl. EINWOHNERLISTE MARKT BEZIRK 1810, Stadtarchiv Jena, Sign. CII Nr. 73, Haus Nr. 224.<br />

772 RATHSGÜTHERBUCH DER STADT JENA 1686, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 38, S. 106: „Herr Apotheker Clemens<br />

August Bartels käufl. (1823)”.<br />

773 WIEDEBURG, Beschreibung, 1785, S. 263f.<br />

774 Weder erwähnt Wiedeburg an anderer Stelle seiner Marktbeschreibung derartige Details noch deuten<br />

Hausdarstellungen auf Stammbuchblättern der Zeit darauf hin. Ob die auf einer Postkarte zu Beginn des<br />

20. Jahrhunderts (Abb. 35) erkennbaren Vorhangbogenfenster am Haus Kleine Rathausgasse 1 original<br />

spätgotisch sind und wenn ja, auch Ende des 18. Jahrhunderts sichtbar waren, ist unklar.<br />

146


Nachdem die Witwe Wilhelmine Elisabetha Matthes, geb. Wolfram am 14. 11. 1779 verstorben<br />

war 775 , gelangte das spätere Haus Markt 7, wir wissen leider nicht wie, an den<br />

Chirurgen bzw. Barbier Johann Christian Hummel. Er war der zweite Sohn des „J. U. Doctoris<br />

und des Herzogl. Sächs. gemeinen Hofgerichts Advocati ordinario Johann Christoph<br />

Friedemann Hummel“. 776 Am 10. 1. 1780 heiratete er Barbara Maria Rosina Bischoffin,<br />

die einzige Tochter des Jenaer „Consitorial-Commissions und Landschaftsdieners“ 777 Johann<br />

Christian Balthasar Bischoff. Als Chirurg oder Barbier war Hummel praktischer<br />

Arzt oder auch sogenannter Wundarzt. Chirurgen waren bis in seine Lebenszeit hinein<br />

im Prinzip Handwerker, wie es auch schon die eigentliche Übersetzung des aus dem<br />

Griechischen abgeleiteten Begriffs Chirurgie erkennen lässt. Die altgriechischen Begriffe<br />

χείρ (Hand) und ἔργον (Werk, Arbeit) lassen dieses Verständnis des Chirurgen als<br />

handwerklich tätigen Arzt noch erkennen. Chirurgen waren in Hummels Zeit normalerweise<br />

noch keine studierten Ärzte, sondern lernten praktisch ein Handwerk. Zuweilen<br />

bedienten sich auch akademische Mediziner der Künste der Chirurgen bei ihrer Arbeit,<br />

da sie oft selbst noch davor zurückschreckten, ihre durch anatomische Studien erworbenen<br />

Kenntnisse am lebenden Menschen anzuwenden. Allerdings ist das 18. Jahrhundert<br />

in dieser Art der traditionellen Teilung zwischen innerer akademischer Medizin<br />

und chirurgischer praktischer Medizin bereits eine Übergangszeit, in der die Grenzen<br />

langsam verschwinden. Welcher Art Hummels Berufsausübung war, ob er in einer Art<br />

Konkurrenzsituation zum ebenfalls am Markt lebenden akademischen Mediziner Professor<br />

Stark 778 stand, welche Patienten ihn aufsuchten und welche eher auf den studierten<br />

Professor vertrauten, wäre eine interessante eigene Studie, die an dieser Stelle jedoch<br />

nicht geleistet werden kann.<br />

Ob Johann Christian Hummel selbst das Haus am Markt erwarb, lässt sich nicht sicher<br />

sagen, da sein Name nicht im 1686 begonnenen Ratsgüterbuch zu finden war. Sein Besitz<br />

erscheint aber durch die Beschreibung von Wiedeburg aus dem Jahr 1785, in der<br />

das Haus als das „Hummelische“ erwähnt wird, sehr wahrscheinlich.<br />

Aktenkundig wird hingegen erst der Übergang des Hauses an seine nunmehrige Witwe<br />

Rosine Maria, geb. Bischoff im Jahre 1790. 779 Im Jahre 1810 wohnt sie nach der durch<br />

Selbstauskünfte der Hausbesitzer erstellten Einwohnerliste 780 gemeinsam mit ihrer 24<br />

Jahre alten Tochter und einer Magd im Erdgeschoss des Hauses. Die erste Etage bewohnt<br />

ein Studienrat Zeller aus Markleeberg, der der Universität angehört. In der zwei-<br />

775 KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen 1779, S. 366.<br />

776 KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1780, S. 522.<br />

777 Ebenda.<br />

778 Vgl. das folgende Kapitel Nebenbühne 3: Kleine Rathausgasse 3 – Auditorium, Pferdestall und Waschküche.<br />

779 RATHSGÜTHERBUCH DER STADT JENA 1686, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 38, S. 103: „Hab. Barbier Hummels<br />

Witwe. 1790“.<br />

780 Vgl. EINWOHNERLISTE MARKT BEZIRK 1810, Stadtarchiv Jena, Sign. CII Nr. 73, Haus Nr. 222.<br />

147


ten Etage des Hauses sind zwei Studenten untergebracht: Student Schlosser aus Schleiz<br />

und Student Jacobsen aus Gotha.<br />

Rosine Maria Hummels Tochter Johanne Rosine Friederike Hummel 781 heiratete 1812<br />

den Herzoglich-Sächsischen Hofagenten Johann Friedrich Weber, den einzigen Sohn des<br />

Pachtinhabers der Herzoglichen Camburger Mühle, Johann Gottfried Weber. 782 Innerhalb<br />

weniger Jahre werden dem Paar vier Kinder namens Pauline Emilie 783 , Friedrich<br />

Herrmann 784 , Auguste und Carl Weber geboren. Doch ihre gemeinsame Zeit dauerte nur<br />

acht Jahre. Am 22. Oktober 1820 verstarb der erst 30jährige Johann Friedrich Weber am<br />

Nervenfieber, der zeitgenössischen Bezeichnung für Typhus. In dem Bestattungseintrag<br />

findet sich folgende ungewöhnliche Bemerkung: „Sowohl die Kunst als die Wissenschaft<br />

verlor in Hinsicht seiner Gärtnerey einen denkenden Kopf, der es noch soweit gebracht haben<br />

würde.“ 785 Welchen Beruf Weber ausübte, kann man aus den überlieferten Bemerkungen<br />

nur vermuten. Hofagent 786 und Gärtnerei scheinen auf den ersten Blick schwer<br />

vereinbar. Ist er eventuell ein Gemüse- oder Obstlieferant gewesen oder war er ein Zierpflanzengärtner?<br />

Aus der Liste der Einwohner aus dem Jahre 1821 787 geht hervor, dass nun offenbar das<br />

gesamte Haus von der Familie Hummel/Weber bewohnt wird und keine Vermietung<br />

erfolgt. Es leben hier in diesem Jahr die mittlerweile 68 Jahre alte Chirurgenwitwe Rosine<br />

Hummel mit ihrer 30jährigen Magd Barbara Stahlin sowie die laut Einwohnerverzeichnis<br />

788 , 31 Jahre alte Hofagentenwitwe Friederike Weber mit ihrem 7jährigem Sohn<br />

Herrmann, ihrer 6jährigen Tochter Auguste, ihrem 2jährigem Sohn Carl und der<br />

22jährigen Magd Wilhelmine Ackermann.<br />

Beide, Frau Hummel und Frau Weber, waren jeweils weniger als 10 Jahre verheiratet<br />

und gingen danach keine weitere Ehe ein. Offenbar besaßen sie eine angesehene Stellung<br />

und auch eine ausreichende Versorgung, um sich das leisten zu können. Frau Hummel<br />

besitzt das Haus am Markt von 1790 bis zu ihrem Tode am 3. Februar 1832 789 , also<br />

42 Jahre, ihre Tochter Friederike Weber von 1832 bis zu ihrem Tode am 7. September<br />

781 Geb. 14. 19. 1786 (KIRCHENBUCH JENA, Taufen 1786, S. 255), gest. 7. 9. 1854 (KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen<br />

1854, S. 213).<br />

782 KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1812, S. 180.<br />

783 KIRCHENBUCH JENA, Taufen 1813, S. 310. Die am 17. Januar 1813 gestorbene Tochter verstarb bereits am<br />

21. Februar 1813 wieder.<br />

784 Geb. 28. 3. 1814, gest. 1. 5. 1888 (KIRCHENBUCH JENA, Taufen 1814, S. 361).<br />

785 KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen 1820, S. 28.<br />

786 ADELUNG, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S.<br />

1235-1236 (Online-Version): „Der Hofagent, …, ein Agent, welcher gewisse bestimmte Angelegenheiten seines<br />

Hofes, … besorget; wo es aber auch oft nur ein bloßer Titel ist.“.<br />

787 Vgl. EINWOHNERVERZEICHNIS 1821, Stadtarchiv Jena, Sign. B XVi Nr. 35, Haus Nr. 222.<br />

788 Das hier angegebene Alter stimmt nicht. Da sie im Jahre 1786 geboren wurde, ist sie 1821 34 oder 35<br />

Jahre alt.<br />

789 Vgl. KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen 1832, S. 406.<br />

148


1854 790 , immerhin 22 Jahre. Möglicherweise ist der Umstand, dass sich von dem äußeren<br />

Erscheinungsbild des Hauses aus den Zeiten des Hauptumbaus 1554/1557 noch<br />

relativ viel bis in die Gegenwart erhalten hat, es also weder aufgestockt noch komplett<br />

umgebaut wurde, auch auf die Tatsache zurückzuführen, dass hier, im Gegensatz zu vielen<br />

anderen Gebäuden, durch diese beiden Frauen einfach nur gewohnt wurde. Dadurch<br />

waren keine an eine neue gewerbliche Nutzung angepassten Veränderungen notwendig.<br />

Die vorhandenen Räumlichkeiten reichten für sie und ihre Familien aus. Möglicherweise<br />

war auch der finanzielle Spielraum für wünschenswerte Änderungen einfach nicht gegeben.<br />

Nebenbühne 3: Kleine Rathausgasse 3 – Auditorium, Pferdestall und<br />

Waschküche<br />

Das südliche Nachbarhaus der Wilhelmischen Hofapotheke lohnt in der Zeit um 1800<br />

ebenfalls einen zweiten Blick. Das nördliche Eckgebäude zur Kleinen Rathausgasse war<br />

noch zu Beginn des 18. Jahrhunderts ein viergeschossiger, zum Markt giebelständiger<br />

Bau mit nur zwei Fensterachsen. 791 Studentische Stammbuchblätter aus dem ausgehenden<br />

18. Jahrhundert 792 zeigen nun einen viergeschossigen Bau mit ausgebautem Mansarddach<br />

und drei Fensterachsen. Die Fassade wird durch heller abgesetzte Pilaster an<br />

den Ecken und zwischen den Fensterachsen gegliedert. Die farbliche Gestaltung der<br />

Stammbuchblätter lässt einen hellblauen oder hellgrünen Anstrich vermuten. Wann dieser<br />

Umbau in ein spätbarockes Erscheinungsbild erfolgte, ließ sich aus den vorliegenden<br />

Quellen nicht ermitteln.<br />

Wiedeburg kennzeichnet das Haus in seiner Beschreibung des <strong>Marktplatz</strong>es aus dem<br />

Jahre 1785 als „am Eck des Markt – Gässleins: das Polzische, sonst Gnügische, vordem Hertelische“<br />

793 . Andreas Jacob Hertel war ein Krämer, der das Haus Ende des 17. Jahrhunderts<br />

besaß. 794 1702 erwarb der Magister Johann Christian Gnüge, Pfarrer an St. Michael<br />

und Eisenachischer Konsitorialassessor das Haus. 795 Sein Sohn Friedrich Andreas Gottlieb<br />

Gnüge wurde Juraprofessor und Hofgerichtadvokat. 796 Als Professor war er von den<br />

790 Vgl. KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen 1854, S. 213.<br />

791 „Forum Jenense illuminat. à Brunsvicens. Die Natali Ser. Pr. August. Wilhelm. Duc. Br. et Lüneb. d. 8.<br />

Martii 1715“, Stammbuchblatt, Braunschweigisches Landesmuseum, InvNr. VMB 9763, Abb. 16.<br />

792 Stammbücher aus der Sammlung der Herzogin-Anna-Amalia-<strong>Bibliothek</strong> Weimar: Stammbuch Moll<br />

(InvNr. 436), Abb. 23; Stammbuch Schneider (InvNr. 464), Abb. 24.<br />

793 WIEDEBURG, Beschreibung, 1785, S. 263.<br />

794 STEUERANSCHLAG VON 1668, Stadtarchiv Jena, Sign. C II, Nr. 26, S. 349, GÜTHERBUCH DER STADT JENA VON<br />

1669, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 28, S. 508, RATHSGÜTHERBUCH DER STADT JENA 1686, Stadtarchiv Jena,<br />

Sign. C II Nr. 38, S. 61, GESCHOSSBUCH VON 1687, Stadtarchiv Jena, Sign. CII Nr. 27, S. 244.<br />

795 RATHSGÜTHERBUCH DER STADT JENA 1686, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 38, S. 156.<br />

796 Laut SPANGENBERG, Handbuch, 1819, S. 36.<br />

Laut Aufschrift auf der Tafel des Erbbegräbnisses der Familie Stark auf dem Johannisfriedhof wurde er<br />

1712 geboren und starb 1756, vgl. Abb. 68.<br />

149


städtischen Abgaben befreit und taucht vermutlich deshalb nicht in den Steuerbüchern<br />

des Rates auf. Erst seine Witwe Susanne Marie, die nach seinem Tode im Jahre 1756 das<br />

Haus erhielt, findet sich hier. 797 Nach dem Tod ihres Mannes heiratete sie den Professor<br />

und Konsistorialrat Christian Friedrich Polz. 798 Daher wird das Haus in Wiedeburgs Beschreibung<br />

als das Polzsche Haus bezeichnet.<br />

1763 war dem Ehepaar Polz eine Tochter, Louisa Friederica Christiana, geboren worden.<br />

799 Diese Tochter heiratete 1783 in Oßmannstädt Johann Christian Stark, der in dem<br />

Traueintrag als „der Arzney-Wissenschaft und Weltweisheit Doktor und Practicus, der<br />

Arzney-Wissenschaft ausserordentl. öffentl. Lehrer auf hies. F. S. gesammt Akademie, des<br />

Hochfürstl. Sächs. Weimarischen Hebammen Instituts Subdirector und der lateinischen<br />

Gesellschaft allhier, Ehren Mitglied, weyl. Herrn Johann Zacharias Starkens, Fürstl.<br />

[chatonl.] Guths Pachters zu Oßmannstädt und Richters der Pflege Denstädt, hinterl. ehel.<br />

iungster H. Sohn“ 800 bezeichnet wird. Johann Christian Stark wurde 1753 bei Apolda geboren<br />

und studierte in Jena bei Professor Neubauer Geburtshilfe. 1777 wurde er hier<br />

promoviert und bereits 1779 zum außerordentlichen Professor ernannt. Nach einem<br />

erfolgreich ausgeführten Kaiserschnitt wurde er 1784 zum ordentlichen Professor und<br />

Leiter des von Justus Loder gegründeten Jenaer Accouchierhauses ernannt. Er schrieb<br />

ein Hebammenlehrbuch und entwickelte viele Instrumente der Geburtshilfe. Ab 1784<br />

veröffentlichte er als erster klinische Berichte aus einem Entbindungsinstitut. 801 Stark<br />

arbeitete auch auf anderen medizinischen Gebieten und erhielt den Titel eines Weimarer<br />

Hofrates. Er war unter anderem auch der Hausarzt der Familie Schiller.<br />

Aus der Einwohnerliste von 1810 802 lässt sich erahnen unter welchen häuslichen Bedingungen<br />

seine wissenschaftlichen und lehrenden Tätigkeiten stattfanden: Im Erdgeschoss<br />

seines Hauses befanden sich sowohl sein Hörsaal als auch die Waschküche und der<br />

Pferdestall. Die erste Etage des Hauses war offenbar dem Familienleben seiner großen<br />

Familie vorbehalten. Hier ist seine Frau mit den fünf zum Teil schon erwachsenen Kindern<br />

und dem aus Kutscher und Magd bestehenden Personal verzeichnet. Die zweite<br />

Etage bildete eine Arbeitsetage einschließlich <strong>Bibliothek</strong> für den zum Zeitpunkt der Aufstellung<br />

58jährigen Stark. Die dritte Etage nutzte der älteste, 21jährige Sohn für seine<br />

797 RATHSGÜTHERBUCH DER STADT JENA 1686, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 38, S. 156: „Fr. Prof. Gnügin (d. 2.<br />

Decembr. 1756)“.<br />

Laut Aufschrift auf der Tafel des Erbbegräbnisses der Familie Stark auf dem Johannisfriedhof wurde sie<br />

1720 geboren und starb 1803, vgl. Abb. 68.<br />

798 Laut Aufschrift auf der Tafel des Erbbegräbnisses der Familie Stark auf dem Johannisfriedhof, vgl. Abb.<br />

68.<br />

Laut SPANGENBERG, Handbuch, 1819, S. 202, vgl. auch KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen 1782, S. 416, verstarb<br />

der 1714 geborene Christian Friedrich Polz im Jahre 1782.<br />

799 Vgl. KIRCHENBUCH JENA, Taufen 1763, S. 167.<br />

800 KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1783, S. 558.<br />

801 Biografische Angaben zu Stark nach ADB, Bd. 35, Leipzig 1893, S. 409f.<br />

802 Vgl. EINWOHNERLISTE MARKT BEZIRK 1810, Stadtarchiv Jena, Sign. CII Nr. 73, Haus Nr. 214.<br />

150


medizinischen Studien. Über die auf den Darstellungen erkennbare vierte Etage des<br />

Hauses sowie über das Dach ist hier nichts ausgesagt. Möglicherweise handelt es sich<br />

um Neben- oder Abstellräume. Das Haus besaß auch ein Hinterhaus, das der Theologie<br />

studierende zweite Sohn der Familie nutzte.<br />

Stark ist nicht der einzige Professor, der 1810 ein Haus am Markt besitzt, auch wenn<br />

deren Anteil an den Hausbesitzern gegenüber früheren Zeiten stark abgenommen hat.<br />

Der Juraprofessor Gensler besitzt das stattliche spätere Haus Markt 5 an der Nordseite<br />

des Marktes. 803 Allerdings bewohnt er mit seiner Familie lediglich die erste Etage des<br />

ansonsten vermieteten Hauses. Über einen Hörsaal in diesem Haus wird in der Einwohnerliste<br />

nichts berichtet. Offenbar ist Stark zu der Zeit der einzige Professor, der hier am<br />

Markt in seinem Wohnhaus Vorlesungen abhält. Die Erwähnung des Waschhauses und<br />

des Pferdestalles gleich nebenan, lassen uns die Lebens- und Arbeitsbedingungen des<br />

bekannten Professors erahnen.<br />

Bereits am 11. Januar 1811 stirbt Professor Stark. 804 Bei seinem Tode hinterlässt er laut<br />

Bestattungseintrag neben seiner Witwe auch sechs Kinder. Sein zweiter Sohn, der Theologie<br />

studiert hatte, ertrinkt am 1. Juli 1818 beim Baden in der Saale. 805 Sein jüngster<br />

Sohn stirbt im Jahre 1819 erst knapp 9jährig an einer Hirnhautentzündung. 806<br />

Nach der Liste der Einwohner, die im Jahre 1821 aufgestellt wurde, lebte die mittlerweile<br />

58 Jahre alte Witwe Friederike Stark gemeinsam mit ihrer 21jährigen Tochter Amalie<br />

und der 25jährigen Magd Johanne Linkin allein in dem großen Haus. Zwei Söhne der<br />

Familie, Christian Friedrich und August Constantin, sind als zur Familie gehörig aber<br />

nicht mehr im Haus lebend gekennzeichnet. 807<br />

Auch bei der ersten Aufstellung eines Brandkatasters 1828 ist Frau Stark noch als Besitzerin<br />

des Markthauses verzeichnet. 808 Sie starb am 12. Juli 1832 im Alter von 69 Jahren.<br />

809 Auf dem Johannisfriedhof befindet sich die Schrifttafel des Erbbegräbnisses der<br />

Familie Stark. 810 Hier sind auch die Vorfahren aus der Familie Gnüge und Polz aufgeführt.<br />

Das Haus Kleine Rathausgasse 3 wurde 129 Jahre innerhalb der Familie vererbt,<br />

auch wenn sich deren Namen mehrfach ändert. Ähnlich lange Zeiten des fortdauernden<br />

Hausbesitzes lassen sich auch für die „Sonne“ zu Zeiten derer von Herden und Beier im<br />

16. und 17. Jahrhundert nachweisen, sind jedoch sonst nicht die Regel, bzw. lassen sich<br />

803 Vgl. ebenda, Haus Nr. 218.<br />

804 KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen 1811, S. 344.<br />

805 KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen 1818, S. 675f.<br />

806 KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen 1819, S. 736.<br />

807 Vgl. EINWOHNERVERZEICHNIS 1821, Stadtarchiv Jena, Sign. B XVi Nr. 35, Haus Nr. 214.<br />

808 ENTWURF DES KATASTERS ZUR BRANDVERSICHERUNG 1828, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 88, Haus Nr. 204.<br />

809 KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen 1832, S. 424.<br />

810 Abb. 68, Erbbegräbnistafel der Familie Stark.<br />

151


nicht nachweisen. Da die Häuser oft über die Frauen vererbt werden, kann hier durch<br />

fehlende Angaben schnell ein familiärer Zusammenhang übersehen werden.<br />

Fazit 3<br />

Mit dem Ende der Frühen Neuzeit ist auch ein Endpunkt am Jenaer Markt erreicht. Über<br />

mindestens dreihundert Jahre lebte und wirkte hier die Stadtelite. Am Ende des 18.<br />

Jahrhunderts ist das, zumindest auf manchen Gebieten wie dem Buchhandel und der<br />

Medizin bzw. Pharmazie, bei denen sich die Konzentration am Markt sogar noch bis in<br />

das 19. Jahrhundert hält, noch der Fall. Aber bereits in dieser Zeit bevorzugen begüterte<br />

Professoren Häuser in anderen, als vornehmer angesehenen Gassen der Stadt. Besonders<br />

die Johannis- und die Leutragasse stehen hier hoch im Kurs. Durch die sich außerhalb<br />

des Wohnhauses etablierenden modernen Manufakturen verlagert sich zunehmend<br />

auch das produzierende Gewerbe, mit Ausnahme kleiner Handwerker, weg vom Markt.<br />

Die Einheit von Wohn- und Arbeitsstätte ist um 1800 gerade für die Wohlhabenderen<br />

unter den Stadtbewohnern nicht mehr zwangsläufig gegeben. Das trägt dazu bei, dass<br />

die altehrwürdigen Markthäuser, die zunehmend nicht mehr den Ansprüchen an modernen<br />

Wohnkomfort entsprechen, zu Beginn des 19. Jahrhunderts nicht mehr unbedingt<br />

die erste Wahl sind, wenn ein repräsentativer Wohnsitz gesucht wird.<br />

152


4. Akt: Jenas verspäteter, dann aber rasanter Aufbruch in die Moderne<br />

Zeitschnitt 4: Jena um 1900<br />

Da hier keine Aufarbeitung der vielfältigen Entwicklungen und Veränderungen der Stadt<br />

und Universität der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und der Zeit bis zum Beginn des<br />

Ersten Weltkrieges geleistet werden kann, zur Einstimmung in die Epoche ein Zitat aus<br />

einem Reiseführer des Jahres 1909, der die in den Augen der Zeitgenossen wichtigsten<br />

Ereignisse der vergangen fünfzig Jahre aufführt:<br />

„Von allen thüringischen Städten hat sich Jena in den letzten Jahrzehnten am schnellsten<br />

und mit grosser Stetigkeit entwickelt. […]<br />

1856: Telegraphenstation errichtet.<br />

1862: Betrieb der städt. Gasanstalt eröffnet.<br />

1864: Aufstellung der ersten Dampfmaschine.<br />

1867: Das Bataillon zieht in Jena ein.<br />

1874: Betriebseröffnung der Saaleisenbahn.<br />

1876: Weimar-Geraer Bahn fertiggestellt. – Gymnasium eröffnet.<br />

1878: Hochdruckwasserleitung (Ammerbach) vollendet.<br />

1880: Die Firma Carl Zeiss beginnt ihren Grossbetrieb.<br />

1884: Glaswerk von Schott & Genossen gegründet.<br />

1887: Tiefkanalisation begonnen.<br />

1889: Carl Zeiss-Stiftung gegründet.<br />

1892: Bürgerschul-Neubau (Ostschule) vollendet.<br />

1893: Stadt-Fernsprecheinrichtung eröffnet.<br />

1895: Die grossen Spielplätze auf den Wöllnitzer Wiesen der Benutzung übergeben.<br />

1896: Eröffnung der Öffentlichen Lesehalle.<br />

1897: Krematorium auf dem neuen Friedhof errichtet.<br />

1899: Hochdruckwasserleitung (Mühltalquellen) vollendet.<br />

1901: Elektrische Strassenbahn dem Verkehr übergeben.<br />

1902: Einweihung des Volkshauses der Carl Zeiss-Stiftung.<br />

1905: Bürgerschul-Neubau (Westschule) vollendet. – Eisenbahn Jena-Bürgel-Eisenberg<br />

dem Betrieb übergeben.<br />

1908: Einweihung des neuen Universitätsgebäudes, des dritten Bürgerschulbaues<br />

(Nordschule) und des Volksbades. – Elektrische Strassenbahn bis Burgau weiterge<br />

führt.“ 811<br />

Zu ergänzen wäre angesichts dieses stolzen und optimistischen Blickes, dass erstens der<br />

Autor des Reiseführers in Jena lebte und hier verwurzelt war und zweitens die Stadt<br />

einen großen Nachholbedarf hatte. Den frühen Aufbruch in die Moderne hatte sie nämlich,<br />

mangels Ansiedelung von Industriebetrieben, nahezu verschlafen. Erst die Nieder-<br />

811 Ernst PILTZ: Führer durch Jena und Umgegend, siebente, verbesserter Auflage, Jena: Frommannsche<br />

Hofbuchhandlung, 1909, S. 22f.<br />

153


lassung von Carl Zeiß und vor allem dessen Zusammenarbeit mit dem Physiker Ernst<br />

Abbe und die daraus resultierende Entwicklung eines optischen Großbetriebes ermöglichte<br />

die Entwicklung Jenas von der vormodernen Land- und kleinen Universitätsstadt<br />

zur modernen Industriestadt. Die damit einhergehenden Veränderungen und sicher<br />

nicht immer einfachen Entscheidungen verlangten dem Stadtrat und dem Oberbürgermeister<br />

bzw. dessen Stellvertretern einiges an Weitblick ab. Umso erstaunlicher ist es,<br />

dass Heinrich Singer zwischen 1889 und 1912 fünf Mal zum Bürgermeister bzw. ab<br />

1893 zum ersten Oberbürgermeister Jenas gewählt wurde. Er erkannte die Notwendigkeiten<br />

für die stark wachsende Stadt und ermöglichte eine gewisse administrative Kontinuität<br />

in einer Stadt, die zu seiner Zeit einer permanenten Baustelle glich.<br />

Die Universität hatte zwischen 1800 und 1880 bezüglich ihrer Frequenz einen Tiefpunkt<br />

erreicht. Erst gegen Ende des 19. Jahrhundert stiegen die durchschnittlichen Semesterzahlen<br />

von 500 Studenten langsam auf 600 bis 700 Studenten an. 812 Trotzdem war die<br />

Universität Jena bezüglich ihrer Attraktivität für Studenten um 1900 stark gesunken.<br />

Zählte sie um 1700 zu den meistbesuchten Universitäten, war sie nun im Jahre 1901,<br />

gemessen an ihren Studentenzahlen, auf die vorletzte Stelle der 21 deutschen Universitäten<br />

gefallen. 813 Die späte Zulassung des Frauenstudiums und die strengen Zulassungsbestimmungen,<br />

gerade auch für die neuen Realgymnasiumsabsolventen, spielten hierbei<br />

eine stark beschränkende Rolle. Nach den Veränderungen in diesen Bereichen zu Beginn<br />

des Jahrhunderts und durch den vermehrten Zustrom in akademische Berufe erhöhte<br />

sich die Zahl der Studenten dann aber sehr schnell und lag 1914 bereits bei 2.000. 814<br />

Noch 1850 hatte Jena lediglich etwa 6.400 Einwohner 815 und war damit bislang kaum<br />

über die jahrhundertealten Vororte hinausgewachsen. 1870 lag die Einwohnerzahl dann<br />

bei ca. 8.000 und stieg in den folgenden Jahrzehnten rasant weiter. 1890 waren bereits<br />

13.450 Einwohner erreicht, 1900 ungefähr 20.700. Durch die Eingemeindung des östlich<br />

der Saale gelegenen Wenigenjena im Jahre 1909 wuchs die Zahl nochmals um ca. 4.500.<br />

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges lebten schließlich knapp 50.000 Personen in der<br />

Stadt. Damit hatte sich die Einwohnerzahl innerhalb von reichlich sechs Jahrzehnten<br />

nahezu verachtfacht. Um diese Menschen, die zum großen Teil von den aufstrebenden<br />

optischen Großbetrieben angelockt wurden, zu beherbergen, wurden allerorten neue<br />

Wohnviertel errichtet und dabei auch die nach der Einschleppung der Reblaus in der<br />

zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts endgültig aufgegebenen, ehemaligen Weinberge<br />

überbaut. Gerade diese ehemals unbebauten Hanglagen entwickelten sich in der Folge<br />

812 Vgl. STEINMETZ et al. (Hg.), Geschichte der Universität Jena, 1958, Bd. 1, S. 466.<br />

813 Ebenda.<br />

814 Ebenda.<br />

815 Vgl. die im Folgenden angegebenen Einwohnerzahlen bei PILTZ, Führer, 1909, S. 23 oder genauer und<br />

bis 1914 bei STEINMETZ et al. (Hg.), Geschichte der Universität Jena, 1958, Bd. 1, S. 456.<br />

154


zu den beliebtesten Wohnlagen der Wohlhabenderen. Nicht mehr das Stadthaus in zentraler<br />

Lage, sondern die Villa mit Garten wurde zum bevorzugten Ideal der Elite.<br />

Bühnenbild 4<br />

Die Stagnationstendenz am Markt im Laufe des 19. Jahrhunderts zeigt sich hier vor allem<br />

in den seit der Zeit um 1800 nahezu unveränderten Fassaden der Markthäuser. 816<br />

Zwar wurde in der Stadt massiv gebaut, ganze Viertel waren reine Baustellen. Doch wer<br />

es sich aussuchen konnte, baute nicht am Markt, sondern in einem der entstehenden<br />

Villenviertel.<br />

Ab 1895 wurden nach und nach alle Markthäuser an die Kanalisation angeschlossen. 817<br />

Das blieb aber bis 1900 für viele Gebäude die einzige Baumaßnahme. Wie altertümlich<br />

manche zumindest der kleineren Markthäuser auch um 1900 noch im Inneren gegliedert<br />

waren und dementsprechend genutzt wurden, kann man aus Grundrissen des Hauses<br />

Markt 14, die anlässlich einer Schornsteinveränderung im Jahre 1896 erstellt wurden,<br />

ersehen. 818 Um die Mitte des 19. Jahrhunderts bildet lediglich die „Sonne“ mit der<br />

Zusammenlegung der zwei benachbarten Grundstücke und dem an das Gasthaus angepassten<br />

Neubau auf dem Grundstück der ehemaligen „Kleinen Sonne“ eine Ausnahme<br />

vom Verharren im Bestehenden. Gegen Ende des Jahrhunderts wird dann an einigen<br />

Gebäuden zumindest Fassadenkosmetik betrieben. Eine historistisch inspirierte Fassade<br />

erhielten das Gebäude Markt 5, dessen östlicher Teil 1886/1887 für die Burschenschaft<br />

Germania umgebaut wurde, das Gebäude Markt 16 im Jahre 1896, das Gebäude<br />

Markt 17 im Jahre 1890, das Gebäude Unterm Markt 1 im Jahre 1892, ebenso wie auch<br />

das Haus Markt 20 im selben Jahr, sowie zwischen 1896 und 1898 die Häuser Markt 21,<br />

23 und 24. 819<br />

Nach der Jahrhundertwende kommen dann weitere bauliche Veränderungen zur Ausführung<br />

oder werden zumindest angedacht. Kaufmann Kramer hat 1906/1907 große<br />

Mühe, sich mit seinen Vorstellungen modernen Bauens am Markt 4 durchzusetzen.<br />

Scheinbar ohne größere Probleme werden hingegen 1907 am Markt 11 die Neubaupläne<br />

des gleichen Architekten Alexander Hirsch für Ueberle & Ritzschhaupt umgesetzt. Nicht<br />

umgesetzt werden hingegen die Pläne Göhres, vor sein Markthaus nach Plänen von Johannes<br />

Schreiter einen Arkadenvorbau mit Balkon über die gesamte Fassadenbreite zu<br />

errichten. In den Diskussionen mit dem Stadtbaumeister Bandtlow, die allen beabsich-<br />

816 Vgl. Abb. 32, Postkarte mit Marktdarstellung von M. Dutzauer um 1900.<br />

817 Vgl. die HISTORISCHEN BAUAKTEN der Markthäuser.<br />

818 Vgl. Abb. 56, Grundrisse 1896 des Hauses Markt 14 aus der Historischen Bauakte des Gebäudes, Blatt<br />

0010.<br />

819 Vgl. in den Historischen Bauakten der genannten Gebäude. Zum Gebäude Markt 16 siehe Abb. 38, zum<br />

Gebäude Markt 23 siehe Abb. 57, zum Gebäude Markt 5 siehe Abb. 58.<br />

155


tigten Neu- und Umbauten vorausgingen, ist in dieser Zeit unterschwellig der aufkommende<br />

Denkmalschutzgedanke für die alten Markthäuser zu spüren, der mit den Vorstellungen<br />

der Bauherren, die sich bei der Gestaltung ihres Eigentums keine Vorschriften<br />

machen lassen wollen, nicht immer übereinkommt.<br />

Die Akteure 4<br />

Für das Jahr 1858 liegt uns mit der in diesem Jahr erstellten Einwohnerliste 820 eine vorzügliche<br />

Quelle für statistische Angaben zu den Bewohnern der Jenaer Markthäuser vor.<br />

Ähnlich wie in der Liste von 1810 821 werden hier Angaben zu allen Hausbewohnern und<br />

nicht nur, wie sonst allgemein üblich zu den Haushaltsvorständen gemacht. In den damals<br />

27 Markthäusern leben insgesamt 358 Personen. Das sind immerhin 32 Prozent<br />

mehr als knapp 50 Jahre zuvor. Pro Haus wären es durchschnittlich mehr als 13 Bewohner.<br />

Dabei schwanken die Zahlen jedoch stark. In dem schmalen Haus Markt 14, aber<br />

auch im Haus Markt 16, leben lediglich 5 Bewohner. Mit 26 Personen gibt es im Haus<br />

Markt 11 dagegen die meisten Bewohner. Darauf folgen das Haus Unterm Markt 1 mit<br />

25 Personen und das Haus Markt 5 mit 24 Personen.<br />

Für die Zeit um 1900 wurden für diese Untersuchung nur die Adressbücher und die<br />

Bauakten ausgewertet, so dass die Entwicklung der Hausbelegung hier nicht fortgesetzt<br />

werden kann. Allerdings ist angesichts der allgemeinen Entwicklung der Einwohnerzahlen<br />

eher von einer weiteren Zunahme der Bewohnerzahlen als von einer gegenläufigen<br />

Bewegung auszugehen.<br />

Im Jahr 1858 wohnen noch alle Hausbesitzer selbst in ihren Gebäuden am Markt. 109<br />

Personen (30,5%) der 358 Bewohner der Markthäuser gehören zu den Hausbesitzerfamilien.<br />

Etwa ebenso viele, 119 Personen, wohnen hier zur Miete. Dabei sind die hier lebenden<br />

37 Studenten noch nicht berücksichtigt. Die Zahl der Studenten hat sich gegenüber<br />

1810 sogar um 48 Prozent erhöht. Das spricht für die Attraktivität des Marktes für<br />

diese Zielgruppe. Allerdings sind 37 Studenten bei ca. 450 Studenten insgesamt in Jena<br />

auch nicht übermäßig viel, sondern nur etwa acht Prozent.<br />

Ohne die Studenten gibt es 1858 am Markt 79 Haushaltsvorstände. Pro Haus sind das<br />

durchschnittlich drei Haushalte. Aber auch hier gibt es wieder große Unterschiede. Zehn<br />

Häuser werden von nur einer Familie mit oder ohne Personal bewohnt. Dagegen sind in<br />

den Häusern Unterm Markt 1, Markt 5 und Markt 18 jeweils sechs Haushaltsvorstände<br />

820 ACTA DES STADTRATHS ZU JENA DIE ZÄHLUNG DER HIESIGEN EINWOHNER BETR. 1817-1860, Stadtarchiv Jena, Sign.<br />

B VIIf Nr. 13 (4. Dez. 1858).<br />

Vgl. zu den im Text folgenden Ausführungen die Abb. 75, Auswertung der Einwohnerliste von 1858.<br />

821 EINWOHNERLISTE MARKT BEZIRK 1810, Stadtarchiv Jena, Sign. CII Nr. 73.<br />

156


und im Haus Markt 15 sogar sieben Haushaltsvorstände verzeichnet, was für eine große<br />

Anzahl kleiner Mietwohnungen spricht.<br />

Die Hausbesitzerfamilien beschäftigen 28 Mägde und 31 Gehilfen bzw. Lehrlinge oder<br />

Gesellen. Den Mietern unterstehen hingegen nur 30 Personen als Hauspersonal oder<br />

Gesellen bzw. Gehilfen. 822<br />

*<br />

Die für die späteren Jahre hier nur ausgewerteten Adressbücher lassen für die im Folgenden<br />

vorgestellten Jahre keine so detaillierten Aussagen zu. Verglichen werden im<br />

Folgenden die Jahre 1887, 1900 und 1914. 823 Im Jahre 1886 leben nicht mehr alle Hausbesitzer<br />

selbst in ihrem Haus. Mindestens zwei Eigentümer vermieten ihr Haus komplett<br />

bzw. nutzen es nur beruflich. Im Jahre 1900 gehören drei der 27 Gebäude Erbengemeinschaften<br />

und, als neue Tendenz, vier Gebäude juristischen Personen. Davon gehören<br />

zwei Gebäude der Stadt Jena (Marktmühle und ehemalige Universitätsapotheke), ein<br />

Haus der Burschenschaft Germania (Markt 5) und ein Haus dem Konsumverein<br />

(Markt 18). Auch im Jahr 1914 sind in vier Fällen juristische Personen statt Privatpersonen<br />

Eigentümer von Markthäusern. Hierbei handelt es sich um das Haus Kleine Rathausgasse<br />

1 und die ehemalige Universitätsapotheke (Markt 3a) im Eigentum der Stadt,<br />

sowie weiter den Markt 5 im Eigentum der Burschenschaft Germania und den Markt 18<br />

im Eigentum der Konsumgenossenschaft.<br />

In allen drei untersuchten Jahren (1886, 1900 und 1914) gehören jeweils vier oder fünf<br />

Häuser Witwen. Der Anteil der Hausbesitzer aus Handwerkerfamilien ist 1886 mit 14<br />

(knapp 52%) wesentlich höher als in den späteren Jahren, in denen nur noch 9 bzw. 8<br />

Häuser (33 bzw. 30%) im Eigentum von Handwerkerfamilien stehen. Die Handwerker<br />

konzentrieren sich besonders an der Marktostseite. Im Gegensatz zu der Entwicklung<br />

bei den Handwerkern erhöht sich der Anteil der Kaufleute kontinuierlich. Gehörten im<br />

Jahre 1886 vier Häuser Kaufleuten, waren es im Jahre 1900 bereits sechs und 1914<br />

schließlich acht. Dabei ging die Tendenz hier weg von den kleinen Einzelhändlern hin zu<br />

regelrechten Warenhäusern. Allein drei Kaufleute (Kramer – Markt 4, Behrendt –<br />

Markt 17, Bonger – Markt 23) bezeichnen sich im Jahre 1914 als Besitzer von Kauf- bzw.<br />

Warenhäusern.<br />

Im Vergleich zu den vorangegangenen Jahrhunderten, als es nur ein, maximal zwei<br />

Wirtshäuser am Markt gab, ist der Anteil der Gastwirte und Betreiber von Wein- oder<br />

Bierstuben stark gestiegen. Werden im Jahr 1886 in fünf Markthäusern Wirtshäuser<br />

oder Gaststuben betrieben, erhöht sich deren Anteil bis zum Jahr 1814 noch einmal auf<br />

822 Vgl. zu den Angaben die Abb. 75, Auswertung der Einwohnerliste von 1858.<br />

823 Vgl. die im Folgenden gemachten Angaben in der Tabelle unter Abb. 76, Vergleich Hausbesitzer 1886,<br />

1900 und 1914.<br />

157


dann acht gastronomische Einrichtungen, wobei nicht alle Häuser im Besitz der hier einen<br />

Ausschank betreibenden Wirte sind.<br />

Waren in den vorangegangenen Zeiten stets auch Professoren und andere Akademiker<br />

Hausbesitzer am Markt, sieht es am Ende des 19. Jahrhunderts in dieser Hinsicht anders<br />

aus. Lediglich ein Haus, der Markt 19, ist nach 1900 im Eigentum einer Professorenwitwe,<br />

ohne dass sie jedoch hier lebt. Die geistige Elite der Universität und auch der Stadt<br />

bevorzugt andere Wohnorte, besonders die neuen Villenviertel.<br />

Konkrete Aussagen zu der finanziellen Kraft und wirtschaftlichen Stellung der Hausbesitzer<br />

am Markt lassen sich aus den untersuchten Quellen für diesen Zeitraum nicht ableiten.<br />

Zählten einige Witwen und Handwerker vermutlich zu den weniger Begüterten,<br />

gehörten hingegen erfolgreiche Wirte und Kaufleute wie Göhre, Zeuner, Behrendt, Kramer<br />

und Bonger mit Sicherheit zu den Wohlhabenden der Stadt.<br />

Bild 4.1: Markt 16 – Eine Tischlerwerkstatt ohne große Ambitionen<br />

Nach dem Tod von Ferdinand Walz 824 und dem Verkauf des Hauses durch seine Witwe<br />

825 an den Tischlermeister Julius Herfurth 1886 endete die Buchhandelsgeschichte<br />

dieses Hauses endgültig.<br />

Bereits im Adressbuch des Jahres 1881 ist ein Tischler, Julius Trötschel, als Mieter im<br />

damals noch Ferdinand Walz gehörigen Haus verzeichnet. 826 Vermutlich gab es auch<br />

damals schon eine Tischlerwerkstatt im Haus oder in einem Hofgebäude, denn in den<br />

Adressbüchern ist nicht verzeichnet, dass Trötschel seine Werkstatt an anderer Stelle in<br />

der Stadt hatte. Tischlermeister Julius Herfurth, der das Haus laut Adressbuch von 1887<br />

ab diesem Jahr besitzt, wohnt zunächst nicht hier, sondern in der Unterlauengasse 13. 827<br />

1883 war Julius Herfurth noch Mieter in einem anderen Markthaus, im Haus Kleine Rathausgasse<br />

3. 828 Spätestens 1889, zwei Jahre nach dem Erwerb des Hauses am Markt, hat<br />

er aber auch seine Wohnung und seine Werkstatt in sein eigenes Haus verlagert. 829<br />

824 Ferdinand Walz starb am 21. Juli 1886 (KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen 1886, S. 213).<br />

825 Maria Sophie Auguste Walz, geb. am 30. Juni 1828 in Magdeburg als Maria Sophie Auguste Bollmann,<br />

starb am 10. Januar 1901. Zuletzt hatte sie in der Lutherstraße 65 gewohnt (KIRCHENBUCH Jena, Bestattungen<br />

1901, S. 213).<br />

826 ADRESSBUCH 1881, Markt, Haus Nr. 219, Vgl. auch ADRESSBUCH 1883, Markt, Haus Nr. 219.<br />

827 ADRESSBUCH 1887, Haus Markt 16. Hier ist der Hausbesitzer mit „K. Herfurth“ angegeben. Da aber in<br />

allen anderen Jahren und auch bei seinem (unterm Markthaus vermerkten) Wohnort in der Unterlauengasse<br />

Julius Herfurth steht, handelt es sich vermutlich bei dem „K.“ um einen Druckfehler.<br />

828 ADRESSBUCH 1883, Kleine Rathausgasse, Haus Nr. 204.<br />

829 ADRESSBUCH 1889, Haus Markt 16.<br />

158


Aus Grundrissen des Hauses, die anlässlich von kleineren Umbauten im Jahre 1893 erstellt<br />

wurden, können wir uns ein Bild der Hausnutzung zu Herfurths Zeiten machen. 830<br />

Bei den in diesem Jahr geplanten Veränderungen handelt es sich zunächst um Versetzungen<br />

von Schornsteinen. Weiter werden die Fachwerkwände zwischen Kammer und<br />

Stube im ersten und zweiten Obergeschoss zum Markt derart versetzt, dass statt der<br />

ehemals kleinen Kammer im Norden und der größeren Stube im Süden zwei gleichgroße<br />

Räume entstehen. Dieser innere Umbau hat auch Auswirkungen auf die Marktfassade<br />

des Hauses. Hatte die Stube ehemals drei und die Kammer ein Fenster, wird nun eine<br />

symmetrische Fassade mit zwei jeweils gekoppelten Fensterachsen, wie sie nach den<br />

vorliegenden Plänen bereits im dritten Obergeschoss bestanden, hergestellt. In der<br />

zweiten Etage des Hinterhauses wird eine weitere Kammer eingerichtet, in der dritten<br />

Etage an der Hauswand zum Markt 17 anstelle einer Kammer eine Küche eingerichtet.<br />

Außerdem wird die ehemals gerade Treppe zwischen der zweiten und dritten Etage<br />

durch eine angewendelte Treppe ersetzt.<br />

Der Laden zum Markt, gehört wohl zunächst zum Weißwarengeschäft Behrend, das hier<br />

im Markt 16 ebenfalls seit 1887 und bis 1893 seinen Sitz hat. 831 Eventuell handelt es<br />

sich bei diesem Geschäft um einen Vorläufer des Kaufhauses Behrendt, dass sich kurze<br />

Zeit später im Nachbarhaus Markt 17 etablierte.<br />

Die Werkstatt des Tischlermeisters Herfurth hingegen befand sich, nach heutigen Gesichtspunkten<br />

unvorstellbar und sicher ohne Beachtung aller denkmalpflegerischen<br />

Rücksichten, im ehemaligen Prunkstück des Hauses, in der Bohlenstube des frühen 15.<br />

Jahrhunderts. 832<br />

Im Jahre 1896 wurden von Tischlermeister Julius Herfurth erneut Umbaupläne eingereicht.<br />

Diesmal betrafen die Umbauwünsche den Laden zum Markt und die Fassade des<br />

Hauses, die jetzt ein spätgründerzeitliches Dekor erhielt. 833 Nach dem Umbau nutzte<br />

Julius Herfurth den Laden vermutlich selbst.<br />

Ernst Julius Herfurth hatte am 12. Oktober 1882 Therese Pauline, geborene Reppe, geheiratet,<br />

die Tochter des Kammachermeisters Ludwig Reppe, der das Haus Kleine Rathausgasse<br />

3 besaß. 834 Innerhalb von neun Jahren werden dem Paar sieben Kinder geboren.<br />

Bereits kurz nach der Hochzeit, am 10. November 1882, kam der erste Sohn Paul<br />

Ernst Herfurth zur Welt. 835 Der zweite Sohn, der am 28. November 1883 geborene Ri-<br />

830 Vgl. Abb. 36/37 Umbaupläne Markt 16, 1893 aus der HISTORISCHEN BAUAKTE Markt 16, Blatt 0106.<br />

831 Spätestens seit dem Jahr 1893 befand sich statt des Weißwarengeschäftes das Spielwarengeschäft Berl<br />

im Hause.<br />

832 Ebenda.<br />

833 Vgl. Abb. 38, Ansicht Marktfassade Markt 16, 1896.<br />

834 KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1882, S. 164.<br />

835 KIRCHENBUCH JENA, Taufen 1883, S. 20.<br />

159


chard, verstarb bereits am 18. März 1884 wieder. 836 Am 19. Februar 1885 folgte der<br />

dritte Sohn Otto Hermann Herfurth. 837 Bereits im folgenden Jahr, am 19. September<br />

1886 wurde der vierte Sohn Kurt Bruno geboren. 838 Wieder an einem 19., diesmal am<br />

19. November 1888 wurde die Tochter Elisabeth Therese Anna geboren. 839 Am 21. Dezember<br />

1891 kamen noch die Zwillinge Max Julius und Gertrud Emma dazu. 840 Ab dem<br />

Jahre 1902 ist auch Julius Herfurths Schwägerin, die unverheiratete Johanne Reppe, mit<br />

im Haus Markt 16 verzeichnet. 841 In den Jahren 1913 und 1914 sind die beiden ältesten<br />

Söhne Paul und Otto bereits selber bei ihrem Vater im Haus als Tischlermeister genannt.<br />

842<br />

Bild 4.2: Markt 22 – Die „Sonne“ als moderner Gasthof<br />

Das Ehepaar Strickert, das den Gasthof seit 1829 besaß, wagte kurz vor der Mitte des<br />

Jahrhunderts den Aufbruch in die Moderne. Das bislang als Mietshaus genutzte Gebäude<br />

der „Kleinen Sonne“ wurde wahrscheinlich 1846 komplett abgerissen. Anschließend<br />

wurde an derselben Stelle ein in den Geschosshöhen an den alten Gasthof angepasster<br />

Neubau aufgeführt, der der Erweiterung der Kapazitäten des Hauses diente. 843 Die bis<br />

dahin noch vorhandene barocke Fassade der „Sonne“ wurde in diesem Zusammenhang<br />

aufgegeben und gemeinsam mit dem Neubau umgestaltet. Auch im Dachbereich des alten<br />

Gasthofes kam es während des Umbaus zu Veränderungen, um eine einheitliche<br />

Dachkonstruktion zu ermöglichen. 844 Der alte Kellereingang des Gebäudes wurde, vermutlich<br />

auch in diesem Zusammenhang, aufgegeben, zur Hälfte abgebrochen und vermauert.<br />

845 Die Marktfassade des nun breitgelagert wirkenden Gasthofes hatte jetzt sieben<br />

Fensterachsen. Dabei blieben aber die ehemals zwei Gebäudeteile durchaus ablesbar.<br />

846 Die Erdgeschosszone wurde durch fünf Rundbogenfenster und den einem spätgotischen<br />

Eingangsportal nachgebildeten Haupteingang im Westen der Marktfassade gestaltet.<br />

836 KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen 1884, S. 71. Er verstarb bereits vor seiner Taufe.<br />

837 KIRCHENBUCH JENA, Taufen 1885, S. 260.<br />

838 KIRCHENBUCH JENA, Taufen 1886, S. 113.<br />

839 KIRCHENBUCH JENA, Taufen 1889, S. 5.<br />

840 KIRCHENBUCH JENA, Taufen 1892, S. 59. Gertrud Emma verstarb bereits am 22. 2. 1893 (Kirchenbuch<br />

Jena, Bestattungen 1893, S. 296).<br />

841 Vgl. in den ADRESSBÜCHERN ab 1902 unter Markt 16.<br />

842 Vgl. in den ADRESSBÜCHERN 1913 und 1914 unter Markt 16.<br />

843 BAUHISTORISCHE UNTERSUCHUNG des Büros für historische Bauforschung und Schadensermittlung an<br />

Holzkonstruktionen Scherf – Bolze – Ludwig, Dezember 2005, Untere Denkmalschutzbehörde Jena, S. 2<br />

und S. 24.<br />

844 Ebenda, S. 24.<br />

845 Ebenda, S. 7.<br />

846 Vgl. Abb. 44, Fotografie „Hotel zur Sonne“ aus der Glasplattensammlung des Stadtmuseums Jena, InvNr<br />

A2P_020.<br />

160


Wie lange genau das Wirtsehepaar Strickert den Gasthof besaß, ließ sich nicht ermitteln.<br />

1858, und damit wenige Jahre nach dem Umbau, ist Robert Stolpe als Gastwirt und<br />

Hausbesitzer hier genannt. 847 Er beschäftigt sechs Dienstleute sowie drei Lehrlinge bzw.<br />

Gehilfen, um den Betrieb des gewachsenen Gasthofes, der sich nun auch Hotel nennt, zu<br />

bewältigen. Robert Stolpe ist auch im ersten gedruckten Adressbuch Jenas für das Jahr<br />

1862 weiter als Besitzer der „Sonne“ genannt. 848 Doch kurze Zeit später kommt es zu<br />

einem neuen Besitzerwechsel. Im Adressbuch von 1865 ist bereits Carl Robert Zeuner<br />

als Besitzer des Hauses aufgeführt. 849 Carl Robert Zeuner ist eigentlich Nadlermeister. 850<br />

Zwischen 1858 und 1865 ist er als Besitzer des späteren Hauses Kleine Rathausgasse 1<br />

erwähnt. 851 Er ist der zweite Ehemann der Friederike Magdalene Henriette, verwitwet<br />

gewesenen Neumann, geborenen Hintze. 852 Diese hatte am 26. August 1839 in erster<br />

Ehe den Nadlermeister Friedrich Traugott Neumann 853 geheiratet. Ihr Vater, Johann<br />

Friedrich Hintze, wird als Tischler und Oekonom angegeben. 854 Wie der ehemalige Nadlermeister<br />

Zeuner dazu kam, den bekannten Gasthof zu übernehmen und sich als Wirt<br />

zu versuchen, war leider durch die Auswertung der vorliegenden Quellen nicht zu ermitteln.<br />

Nach dem Tod des Nadlermeisters und Gastwirts Carl Robert Zeuners am 10. September<br />

1869 855 ist seine Witwe Henriette die Besitzerin des Gasthauses zur „Sonne“ und auch<br />

des Hauses ihres ersten Mannes, der späteren Kleinen Rathausgasse 1. 856 Den Gasthof<br />

übernimmt ihr Sohn Gustav Zeuner spätestens im Jahre 1887 857 , während sie das Haus<br />

an der Marktwestseite bis 1905 behält 858 . Im Gasthof werden offenbar sowohl zu Henriette<br />

Zeuners Zeiten als auch in der ersten Zeit, nachdem er in die Hände ihres Sohnes<br />

übergegangen ist, Wohnungen oder zumindest Zimmer vermietet. Dabei wohnen hier<br />

847 Vgl. ACTA DES STADTRATHS ZU JENA DIE ZÄHLUNG DER HIESIGEN EINWOHNER BETR. 1817-1860, Stadtarchiv Jena,<br />

Sign. B VIIf Nr. 13 (4. Dez. 1858), S. 135.<br />

Die jüngste aufgefundene Quelle, die den Besitzer Strickert nennt, ist die EINWOHNERLISTE DES MARKT-<br />

BEZIRKES LIT. B, 1846-50, Stadtarchiv Jena, Sign. CII Nr. 94, die ihn aber nur bis zum Jahr 1847 als Besitzer<br />

nennt. Robert Stolpe hingegen taucht erstmals 1858 als Besitzer auf. Wir wissen also nicht genau, ob er<br />

vielleicht schon teilweise mit an den Umbauten beteiligt war.<br />

848 ADRESSBUCH 1862, Markt, Haus Nr. 222.<br />

849 ADRESSBUCH 1865, Markt, Haus Nr. 222. Als Mieter wird hier noch der Mehlhändler G. Meister genannt.<br />

850 Im Geburtseintrag seines Sohnes Gustav Zeuner 1854 (KIRCHENBUCH JENA, Taufen 1854, S. 135) wird er<br />

als Jenaer Bürger und Nadlermeister bezeichnet.<br />

851 Vgl. ACTA DES STADTRATHS ZU JENA DIE ZÄHLUNG DER HIESIGEN EINWOHNER BETR. 1817-1860, Stadtarchiv Jena,<br />

Sign. B VIIf Nr. 13 (4. Dez. 1858), S. 133, ADRESSBUCH 1862, Markt, Haus Nr. 203 und ADRESSBUCH 1865,<br />

Markt, Haus Nr. 203.<br />

852 KIRCHENBUCH JENA, Taufen 1854, S. 135.<br />

853 Das ist laut der EINWOHNERLISTE DES MARKT-BEZIRKES LIT. B, 1846-50, Stadtarchiv Jena, Sign. CII Nr. 94,<br />

Markt, Haus Nr. 203, der Besitzer des späteren Zeunerschen Hauses, der Kleinen Rathausgasse 1, das seine<br />

Witwe erbt.<br />

854 KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1839, S. 134.<br />

855 KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen 1869, S. 41.<br />

856 ADRESSBUCH 1875, Markt, Häuser Nr. 222 und 203.<br />

857 ADRESSBUCH 1887, Markt 22.<br />

858 Vgl. die ADRESSBÜCHER 1875-1905, für das Haus 203, ab 1887 Kleine Rathausgasse 1.<br />

161


nicht nur unmittelbar mit dem Gastgewerbe verbundene Angestellte des Hauses, wie<br />

z.B. im Jahre 1886 der Oberkellner Jödicke 859 , sondern auch andere Personen, wie der<br />

Rechtsanwalt Karl König 860 .<br />

Der 1854 geborene neue Gasthausbesitzer Gustav Zeuner hatte 1885 die Tochter des<br />

Jenaer Gastwirtes Karl Eduard Schneider, Karoline Wilhelmine Pauline, geheiratet. 861<br />

Seine Mutter lebte weiter auf dem Areal der „Sonne“, wenn auch nicht direkt im Gasthof,<br />

sondern in einem dazugehörigen Hinterhaus, das in den Löbdergraben 4 adressiert<br />

wurde 862 , und nicht in ihrem Haus in der Kleinen Rathausgasse 1. Gustav Zeuner besaß<br />

den Gasthof, bzw. wie es immer öfter genannt wird, das „Hotel zur Sonne“ bis zum Jahr<br />

1901. 863 In die Zeit seines Besitzes fallen einige bauliche Veränderungen des Anwesens.<br />

Aus einem Lageplan kann man sich ein gutes Bild des Zustandes des Grundstückes und<br />

seiner Nachbarn im Jahre 1892 machen. 864 Dabei ist auch sehr gut die nach wie vor bestehende<br />

Einfahrt in den „Sonnenhof“ westlich des Hauses Markt 23 zu erkennen. Anlass<br />

für die Erstellung des Lageplanes im Jahre 1892 war die von Gustav Zeuner beabsichtigte<br />

Errichtung einer Gartenhalle in der südöstlichen Ecke des Grundstückes am Löbdergraben<br />

nach Plänen des Architekten Ludwig Hirsch. 865<br />

Im Jahre 1895 werden darüber hinausgehende Erweiterungspläne für das „Sonnengrundstück“<br />

eingereicht. Südlich des Hauses Markt 23, im Hof der „Sonne“, soll nach Plänen<br />

des Hofbaumeisters Adolf Müller ein großer Neubau, der auch die Hofeinfahrt überspannt,<br />

entstehen. 866 Auf der Hofansicht sind die Dimensionen des als Wohnhaus geplanten<br />

Gebäudes zu erkennen. 867<br />

Wie man an den Baumaßnahmen und dem Renommee der „Sonne“ in der Zeit um 1900<br />

erkennen kann, verstand es Gustav Zeuner, seinen Gasthof zeitgemäß zu gestalten und<br />

der am Markt aufkommenden Konkurrenz verschiedener Etablissements des Gastgewerbes<br />

immer ein wenig voraus zu sein.<br />

Ab 1902 liegt das weitere Wohlergehen des Hotels zur „Sonne“ dann in den Händen der<br />

Familie Kaiser. Heinrich Kaiser und seine Frau und spätere Witwe Conni führen das<br />

Haus bis über den hier betrachteten Zeitraum hinaus, also bis in die Zeit des ersten<br />

859 Vgl. ADRESSBUCH 1887, Markt, Haus Nr. 222.<br />

860 Ebenda und ADRESSBUCH 1887, Markt 22.<br />

861 KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1885, S. 226. Sie war am 16. Juni 1863 in Eisenach geboren worden.<br />

862 ADRESSBUCH 1887, Markt 22 (Löbdergraben 4).<br />

863 Ob Gustav Zeuner in diesem Jahr aus Jena verzog bzw. wann er verstarb, ließ sich nicht feststellen.<br />

Weder findet sich seine Bestattung in den zugänglichen Kirchenbüchern des 20. Jahrhunderts (nur die<br />

Jahre 1900-1903 sind zugänglich), noch ist er auf dem damals zuständigen Nordfriedhof mit einer Grabstelle<br />

(auch keiner aufgehobenen) verzeichnet.<br />

864 Abb. 39, Lageplan 1892, HISTORISCHE BAUAKTE Markt 22, Blatt 0023.<br />

865 Abb. 40, Gartenhalle 1892, HISTORISCHE BAUAKTE Markt 22, Blatt 0025.<br />

866 Abb. 41, Lageplan Neubau 1895, HISTORISCHE BAUAKTE Markt 22, Blatt 0032.<br />

867 Abb. 42, Wohnhaus 1895, HISTORISCHE BAUAKTE Markt 22, Blatt 0036.<br />

162


Weltkrieges hinein. Auch in ihre Zeit fallen Umbauten bzw. deren Planung. 1912 sind<br />

hier einige Baumaßnahmen geplant, von denen die Veränderungen im Erdgeschoss 868<br />

vermutlich zum größten Teil ausgeführt wurden, wohingegen die Umgestaltung der<br />

Erdgeschossfassade zum Markt zum Glück nicht in der erst gewünschten Form 869 , sondern<br />

etwas harmonischer, entsprechend einem weiteren Entwurf 870 erfolgte. Anhand<br />

des Erdgeschossgrundrisses aus dem Jahr 1912 kann man nachvollziehen, dass sich die<br />

„Sonne“ zu einem modernen Restaurant entwickelt hatte. 871 Von einem neuzeitlichen<br />

Gasthof mit einfacher Gaststube ist nichts mehr zu erkennen. Es gibt einen Speisesaal<br />

(Restaurant genannt) mit Büfett, einen großen, nahezu quadratischen Saal, der an das<br />

Restaurant anschließt, sowie einen Wintergarten, der separate Herren- und Damengarderoben<br />

erschließt und sowohl vom Saal als auch vom Flur zugänglich ist. Sogar ein<br />

kleiner Raum für den Oberkellner ist separiert. Über die Küchentechnik, die Lagerräume<br />

und wohl ebenfalls vorhandene Stallungen und Remisen (schließlich wird hier unter<br />

anderem auch ein Kutscher beschäftigt) lässt sich aus diesem Plan nichts entnehmen, da<br />

er nur die Bereiche darstellt, in denen gerade bauliche Veränderungen vorgenommen<br />

werden sollten.<br />

Wie viel Personal zu einem Hotel der damaligen Zeit benötigt wurde, lässt sich durch die<br />

in den Adressbüchern des frühen 20. Jahrhunderts zu findenden Mieter in der „Sonne“<br />

erahnen. Hier wohnten zuweilen auch der Küchenchef, der Oberkellner, der Kutscher,<br />

der Büffetier oder auch ein Buchhalter und ein Hausdiener. Das sind nur einige der hier<br />

Angestellten denn die Mehrzahl der Kellner, Köche, Zimmermädchen usw. lebte sicher<br />

nicht mit im Haus.<br />

Bild 4.3: Markt 3 – Die Hofapotheke als ein Relikt aus alten Zeiten<br />

Erstaunlicherweise blieb das Gebäude der Hofapotheke über die Jahrhunderte baulich<br />

nahezu unverändert. Auch die Bauakte des Hauses erzählt nur von den Anschlussarbeiten<br />

an die Abwasserkanäle der Stadt kurz vor 1900. Koch schreibt, dass noch 1935 das<br />

Renaissanceportal in der zweiten Etage vorhanden ist. 872 Eine Darstellung des Hofes der<br />

Apotheke im Auftrag des Stadtmuseums Jena verdeutlicht den Zustand des Hauses. 873<br />

Lediglich die Geschäfts- und Laborräume der Apotheke scheinen jeweils an die modernen<br />

Anforderungen angepasst worden zu sein.<br />

868 Abb. 43, Grundriss EG 1912, HISTORISCHE BAUAKTE Markt 22, Blatt 0095.<br />

869 Abb. 45, Marktansicht 1912 – geplante Veränderung, HISTORISCHE BAUAKTE Markt 22, Blatt 0093.<br />

870 Abb. 46, Marktansicht 1912 – geplante Veränderung, HISTORISCHE BAUAKTE Markt 22. Blatt 0108.<br />

871 Abb. 43, Grundriss EG 1912, HISTORISCHE BAUAKTE Markt 22, Blatt 0095.<br />

872 Vgl. Abb. 12, Renaissanceportal, Stadtmuseum Jena, InvNr. 2757.<br />

KOCH, Apotheken, 1935, S. 89.<br />

873 Vgl. Abb. 47, Marktapotheke (das ist die Hofapotheke) Hof, E. A. Schmidt, Deckfarben, 1898, InvNr.<br />

2730.<br />

163


Nachdem der schon zu Wilhelmis Zeiten als Provisor arbeitende Hofapotheker Heinrich<br />

Osann 874 zu Beginn des Jahres 1857 verstorben war, übernahm Dr. Richard Mirus 875 die<br />

Hofapotheke. Neben seiner fünfköpfigen Familie, seinen drei Lehrlingen/Gehilfen und<br />

den zwei Mägden lebte im Jahre 1858 auch die Familie des Dr. med. Siebert als Mieter im<br />

Haus. Auch in den darauffolgenden Jahren wurden regelmäßig Teile des Gebäudes vermietet.<br />

876<br />

Obwohl im Adressbuch von 1875 noch Dr. Mirus als Hausbesitzer genannt wird, übernahm<br />

bereits im Jahr 1869 Reinhold Stütz die Leitung der Hofapotheke. 877 Dr. Mirus lebte<br />

in seinen letzten Lebensjahren als Rentner in der Erfurter Straße. Wilhelm Joseph<br />

Reinhold Stütz stammte aus Mosbach bei Eisenach. 878 1870 hatte der damals 32jährige<br />

die 28 Jahre alte Emilie Pfeiffer, eine Tochter des Karlsruher Hofmedikus, geheiratet. 879<br />

Da sie aber bereits nach wenigen Jahren verstarb, heiratete der 36jährige Witwer im<br />

Jahre 1875 Amalie Ida Helmke, die am 14. 3. 1847 geborene Tochter von Dr. phil. Friedrich<br />

Eduard David Helmke, Inhaber eines orthopädischen Institutes in Jena. 880 1876<br />

wurde ihnen der Sohn Eduard Bernhard Otto Stütz geboren 881 ; 1878 folgte die Tochter<br />

Marianne Amalie Therese 882 . Da aber beide Eltern bald verstarben, die Mutter Amalie<br />

Ida Stütz im Jahre 1881 883 , der Vater Reinhold Stütz zwei Jahre später 884 , vertritt ein<br />

Onkel, der Bruder von Reinhold Stütz, die Vaterstelle. Dieser Pharmazeut namens Eduard<br />

Stütz, der zuvor in Apolda praktiziert hatte, ist Pate von Reinhold Stütz´ Sohn Eduard<br />

Bernhard Otto. 885 Nach Koch pachtet er in den kommenden Jahren die Apotheke, bis sie<br />

Schütz´ Sohn im Jahre 1903 selbst übernimmt. 886 In der ganzen Zeit scheint sich das Gebäude<br />

der Hofapotheke, wenn man den Abbildungen der Zeit Glauben schenkt, so gut<br />

wie nicht verändert zu haben.<br />

874 Laut KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen 1857, S. 16, Heinrich Bernhard Christian Osann, geboren am 19. 9.<br />

1789 in Saaleck bei Naumburg, gestorben am 2. 1. 1857 in Jena.<br />

875 Laut KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen 1886, S. 181, wurde Dr. Anton Richard Wilhelm Ehrenfried Mirus<br />

am 25. September 1822 in Berka a. d. Ilm geboren und verstarb am 28. Januar 1886. Er wird in dem Eintrag<br />

als Rentner und Hofapotheker bezeichnet und wohnte zuletzt in der Erfurter Straße 360b.<br />

876 Vgl. ADRESSBÜCHER von 1862 und 1865, unter Markt, Haus Nr. 205.<br />

877 Vgl. KOCH, Apotheken, 1935, S. 88.<br />

878 KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1875, S. 43.<br />

879 KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1870, S. 211.<br />

880 KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1875, S. 43.<br />

881 KIRCHENBUCH JENA, Taufen 1876, S. 32. Er wurde am 1. 4. 1876 geboren.<br />

882 KIRCHENBUCH JENA, Taufen 1878, S. 241. Sie wurde am 9. 4. 1878 geboren.<br />

883 KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1875, S. 43. Stütz´ Frau stirbt am 26. 10. 1881.<br />

884 Ebenda. Reinhold Stütz stirbt am 28. 3. 1883.<br />

885 KIRCHENBUCH JENA, Taufen 1876, S. 32.<br />

886 Vgl. KOCH, Apotheken, 1935, S. 88.<br />

164


Bild 4.4: Markt 7 – Die „Göhre“ kommt endlich zu ihrem Namen<br />

Nach dem Tod von Johanna Rosine Friederike Weber im Jahre 1854 übernahm ihr ältester<br />

Sohn, der Kaufmann Friedrich Herrmann Weber das spätere Haus Markt 7. Erstmals<br />

ist er in der Einwohnerliste von 1858 als Hausbesitzer genannt. 887 Hier werden insgesamt<br />

acht Personen als im Haus lebend aufgeführt. Davon gehören zwei Männer über 14<br />

Jahre, eine Frau und ein Junge zur Besitzerfamilie. Weiter gibt es eine Magd und drei<br />

Gesellen.<br />

Friedrich Herrmann Weber hatte am 16. September 1841 Henriette Becker, die dritte<br />

Tochter August Beckers, eines bereits verstorbenen Mitbesitzers des Rittergutes Schinditz<br />

bei Camburg, geheiratet. 888 Am 30. Mai 1842 wurde dem Ehepaar Weber ein Sohn<br />

geboren, der noch vor der Taufe verstarb. 889 Auch eine Tochter namens Clara Therese,<br />

geboren am 20. Juni 1845, verstarb bereits im Säuglingsalter am 12. 2. 1846. 890 Über<br />

weitere Kinder ist in den Taufregistern in Jena nichts zu finden. Möglicherweise handelt<br />

es sich daher bei den im Jahre 1858 aufgeführten Familienangehörigen um angenommene<br />

Kinder oder andere jüngere Verwandte.<br />

In Kaufmann Webers Zeit fällt ein an sich harmloser Tausch von in der Mitte des 19.<br />

Jahrhunderts verwendeten Hausnummern: Noch in der Einwohnerliste von 1846-50 891<br />

ist das Webersche Haus unter der Nummer 209 registriert, wohingegen die nördlich<br />

anschließende Marktmühle die Hausnummer 210 trägt. Wenige Jahre später, in der Liste<br />

von 1858 892 , sind diese beiden Hausnummern vertauscht. Während die Marktmühle von<br />

nun an unter der Nummer 209 läuft, ist das Wohnhaus der Familie fortan unter der<br />

Nummer 210 registriert. Was für die Zeitgenossen sicher kein größeres Problem darstellte,<br />

erwies sich für die Lokalhistoriker Jenas später als Anlass, die Nutzung der beiden<br />

Häuser zu verwechseln, gefördert auch durch den späteren Besitz beider Häuser<br />

durch einen Eigentümer. Hier ist die Ursache dafür zu sehen, dass in bisheriger stadtgeschichtlicher<br />

Literatur 893 das spätere Haus Markt 7, die „Alte Göhre“, meist als die<br />

Marktmühle oder das Wohnhaus des Marktmüllers bezeichnet wird, obwohl hier nachweislich<br />

nie Müller wohnten.<br />

887 ACTA DES STADTRATHS ZU JENA DIE ZÄHLUNG DER HIESIGEN EINWOHNER BETR. 1817-1860, Stadtarchiv Jena, Sign.<br />

B VIIf Nr. 13 (4. Dez. 1858), S. 134.<br />

888 KIRCHENBUCH JENA, Trauungen 1841, S. 160.<br />

889 KIRCHENBUCH JENA, Taufen 1842, S. 259.<br />

890 KIRCHENBUCH JENA, Taufen 1845, S. 72.<br />

891 EINWOHNERLISTE DES MARKT-BEZIRKES LIT. B, 1846-50, Stadtarchiv Jena, Sign. CII Nr. 94, Markt, Haus Nr.<br />

209 (Weber), 210 (Marktmüller Günther) !<br />

892 ACTA DES STADTRATHS ZU JENA DIE ZÄHLUNG DER HIESIGEN EINWOHNER BETR. 1817-1860, Stadtarchiv Jena, Sign.<br />

B VIIf Nr. 13 (4. Dez. 1858), S. 134.<br />

893 Vgl. u.a. Michael PLATEN: Die Stadt Jena im Mittelalter. Jena: Jena-Information 1985, S. 25 und Ruth F.<br />

KALLIES: Jena. Ein historischer Stadtführer. Bucha bei Jena: quartus-Verlag, 2002, S. 131.<br />

165


Spätestens ab dem Jahr 1875 betreibt Kaufmann Weber in seinem Haus auch eine Weinstube.<br />

894 1877 ließ er, vermutlich für diesen Ausschank, in seinem Haus eine neue Küche<br />

einbauen. 895 Bereits im Jahr 1872 war Webers Frau verstorben. 896 Offenbar ohne Erben,<br />

verkaufte Weber das Haus spätestens 1878 897 an den Kaufmann Eduard Meyer, der hier<br />

ein Material- und Kolonialwarengeschäft betrieb und auch die Weinstube weiter führte.<br />

Herrmann Weber verzog in die Frauengasse 12, wo er am 1. Mai 1888 verstarb. 898<br />

Zwischen 1879 und 1893 gehört das Gebäude dem Kaufmann Eduard Meyer, der hier,<br />

wie schon Weber, auch eine Weinstube betreibt bzw. sie an Carl Wagner verpachtet. 899<br />

Teile des Hauses werden an verschiedene Personen vermietet. 900<br />

Im Jahre 1893 erwirbt der Kaufmann und Weinhändler Paul Göhre 901 das Haus. Paul<br />

Göhre stammte aus Tümpling bei Camburg, wo er 1870 als Bauernsohn geboren wurde.<br />

902 Auch wenn er in Jena ein durchaus städtischer Wirt und auch Kaufmann war, behielt<br />

er doch immer den Hof seines Vaters im Nebenerwerb. Später nutzte er die Keller<br />

des Tümplingschen Gutes als Weinlager für sein Jenaer Etablissement. 903 Dass er eine<br />

glückliche Hand bei der Führung seiner Weinstube und des später dazugekommenen<br />

Hotels bewies, erkennt man bis heute daran, dass dem Haus, das als normales Kaufmannshaus,<br />

wie in Jena üblich, keinen Hausnamen hatte, durch die Jenaer Einwohner<br />

sein Name als eine Art Hausnamen und Markenzeichen verliehen wurde. Nutzung und<br />

Gliederung des Hauses in der ersten Zeit von Göhres Wirken lassen sich aus einem anlässlich<br />

des Anschlusses seines Markthauses an die Kanalisation im Jahre 1897 erstellten<br />

Plan entnehmen. Leider ist hier nur das Erdgeschoss aufgeführt. 904 Deutlich sind die<br />

Zugänge zu Laden und Gasträumen vom Marktgässchen her zu erkennen. Auch die Lage<br />

des alten Treppenhauses wird hier deutlich. Auf demselben Kanalisationsplan befindet<br />

sich ein Lageplan, der genau die Lage der Marktmühle zeigt 905 , die leider in keiner der<br />

zahlreichen Fotografien um die Jahrhundertwende wirklich abgebildet ist und von der<br />

sich auch keinerlei Pläne erhalten haben. Lediglich eine Fotografie aus dem Jahr 1896 906<br />

894 ADRESSBUCH 1875, S. 4: „Weber, Herm., Kaufmann mit Weinstube“.<br />

895 HISTORISCHE BAUAKTE Markt 7, Schreiben vom 26. April 1877.<br />

896 KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen 1872, S. 178.<br />

897 ADRESSBUCH 1879, S. 25 und Bauakten bzgl. Kücheneinbaus.<br />

898 KIRCHENBUCH JENA, Bestattungen 1888, S. 28.<br />

899 Vgl. Birgitt HELLMANN: Verlorenes Jena. Photographien 1852 bis 1947. Weimar & Jena: hain-Verlag,<br />

2007, S. 39.<br />

900 Vgl. die ADRESSBÜCHER Jenas zwischen 1879 und 1893.<br />

901 Paul Ludwig Hugo Göhre, geb. am 21. 10. 1870, gest. am 16. 5. 1954 in Jena. Sein Grabstein befindet<br />

sich auf dem Jenaer Nordfriedhof. Vgl. Abb. 67.<br />

902 Vgl. Ilse TRAEGER: Der Jenaer Nordfriedhof. Geschichte und Persönlichkeit, Jena 1996, S. 39.<br />

903 Ebenda.<br />

904 Abb. 49, Grundriss Erdgeschoss Markt 7 (1897), Historische Bauakte Markt 7, Blatt 0013 (Ausschnitt).<br />

905 Abb. 48, Lageplan Markt 7 und Marktmühle (1897), Historische Bauakte Markt 7, Blatt 0013 (Aus-<br />

schnitt).<br />

906 Abb. 58, Foto Jenaer Markttreiben 1896, Stadtmuseum, Glasplattensammlung, InvNr. A2N_027 mit<br />

farbig eingetragener Marktmühle.<br />

166


zeigt ein kleines Stück der Mühle, wobei zumindest der hoch aufragende Elevator 907 zu<br />

erkennen ist.<br />

Zunächst hatte sich Göhres Weinstube vor allem als beliebte Studentenkneipe einen<br />

Namen gemacht. Durch geschickte Werbeaktionen, die auch den gesamten <strong>Marktplatz</strong><br />

als Ausschankort nutzten und auch gemeinsam mit Professoren der Universität und der<br />

Rosengesellschaft durchgeführt wurden sowie der Gestaltung verschiedener Themenräume<br />

in seinen Häusern kam Göhres Etablissement schließlich zu dem Ruf, von dem es<br />

dann Jahrzehnte profitierte. 908<br />

Paul Göhre war mit Antonie Maria Kanetta, einer geborenen Weckmar verheiratet. 909<br />

Am 23. Dezember 1896 wurden dem Ehepaar Zwillingssöhne geboren. 910 Sie erhielten<br />

am ersten Weihnachtstag im elterlichen Wohnhaus die Nottaufe. Während der eine Zwilling<br />

namens Georg Otto Albert bereits zwei Tage später verstarb wurde sein Bruder<br />

Eduard Hermann Hans Göhre erwachsen und verstarb erst 1960. 911 Am 15. Januar 1905<br />

wurde Paul Göhre und seiner Frau Antonie Göhre eine Tochter namens Anna Margarete<br />

Gertrud Agnes geboren. Am 18. August 1907 folgte der Sohn Werner Erich. 912<br />

Bereits im Jahr 1894 hatte Paul Göhre erste bauliche Veränderungen in dem neuerworbenen<br />

Haus veranlasst. Hauptsächlich handelte es sich dabei um den Einbau von zeitgemäßen<br />

Toiletten. 913 Im Jahre 1907 hatte Paul Göhre die an sein Markthaus nördlich anschließende<br />

Marktmühle und das sogenannte Keichersche Haus, das an die Mühle anschließend<br />

bis an die Saalstraße reichte, gekauft und wollte diese Häuser durch einen<br />

mit seinem Markthaus verbundenen Neubau ersetzen. 914 Zunächst sollte dabei ein Gelenkbau<br />

als neues Treppenhaus und Verbindung zum neu geplanten Gebäude errichtet<br />

werden. Außerdem beantragte Göhre, anstelle des alten oberschlächtigen Wasserrades<br />

der Mühle eine kleine Turbine zur Stromgewinnung einbauen zu dürfen. 915 Auch ließ er<br />

sich noch im selben Jahr die Vergrößerung des Fensters in der mittleren Weinstube zum<br />

Marktgässchen hin genehmigen. 916<br />

907 Elevator = Steigförderer, Mechanik zum senkrechten Transport des Mehles in verschiedenen Mahlstufen;<br />

verlangt hohe Schächte, die neuere Mühlen kennzeichnen.<br />

908 Einen Eindruck vom Aussehen des Hauses zu Göhres Zeiten vermittelt die Fotografie Abb. 34.<br />

909 Antonie(a) Maria Kanetta, geb. Weckmar, geb am 11. 9. 1872, gest. am 13. 2. 1953 in Jena. Inschrift auf<br />

dem Erbbegräbnisstein der Familie Göhre auf dem Jenaer Nordfriedhof (Abb. 67).<br />

910 KIRCHENBUCH JENA, Taufen 1896, S. 289.<br />

911 Vgl. Inschriften auf dem Erbbegräbnisstein der Familie Göhre auf dem Jenaer Nordfriedhof (Abb. 67).<br />

912 KIRCHENBUCH JENA, Taufen 1908, S. 441. Er starb am 6. 6. 1949. Vgl. die Inschriften auf dem Erbbegräbnisstein<br />

der Familie Göhre auf dem Jenaer Nordfriedhof (Abb. 67).<br />

913 Vgl. HISTORISCHE BAUAKTE Markt 7, 4. 5. 1894.<br />

914 Ebenda, Schreiben vom 9. 9. 1907.<br />

915 Ebenda, Schreiben vom 20. 9. 1907.<br />

916 Ebenda, Schreiben vom 19. 10. 1907.<br />

167


Bezüglich des von Göhre geplanten Neubaus an der Saalstraße versuchte Stadtbaumeister<br />

Bandtlow zu erreichen, dass der Neubau ein Stück hinter die alte Baufluchtlinie zurücktreten<br />

solle, um den sehr engen Fußweg an dieser Stelle zu verbreitern. Paul Göhre<br />

wollte diesem Ansinnen auch nachkommen, wenn ihm dafür die Wasserkraft auf 10 Jahre<br />

fest verpachtet würde oder er einen laubenartigen Vorbau als Verlustausgleich an<br />

sein Markthaus anbauen könne. Da der Stadtrat von einer Verpachtung der Wasserkraft<br />

abriet, wurde in der Folge über einen gewöhnungsbedürftigen, von Johannes Schreiter<br />

entworfenen Balkonvorbau über einer Arkade diskutiert, der vor der Marktfassade des<br />

Markt 7 liegen sollte. 917 Da Göhre aber für diesen Vorbau eine gewisse Entschädigungssumme<br />

zahlen sollte, rückte er von seinen Plänen glücklicherweise wieder ab. Um die<br />

Verbreiterung der Saalstraße dennoch zu erreichen, kaufte die Stadt ihm den fraglichen<br />

Teil seines Grundstückes in einem schmalen Streifen ab, ließ aber ein Überbauen ab dem<br />

ersten Obergeschoss zu. 918 Weiter wurde Göhre durch den Stadtrat angehalten, einen<br />

2,50m breiten Durchgang vom Markt zur Saalstraße einzurichten. Dafür wurden ihm bei<br />

der notwendigen Lichthofgröße Zugeständnisse gemacht. Die Pläne für den Neubau<br />

entwarf der Architekt Johannes Schreiter. 919 Da der Bau mit der in der damaligen Zeit<br />

noch recht neuartigen Eisenbetondecken errichtet werden sollte, zog sich das Genehmigungsverfahren<br />

eine Weile hin. Aber schon am 10. März 1908 wurden die neuen Baufluchtlinien<br />

des Sockelgeschosses abgenommen 920 , und am 1. Dezember desselben Jahres<br />

erfolgte die Schlussabnahme 921 .<br />

1916 stellte Paul Göhre den Antrag, den nach hinten geneigten Giebel seines Markthauses<br />

mit Schiefer verkleiden zu dürfen, um ständig wiederkehrende Putzausbesserungen<br />

zu vermeiden. 922<br />

In seinem Restaurant und Hotel bot Göhre nun, ganz einer gastronomischen Tendenz<br />

seiner Zeit folgend, nach verschiedenen Themen eingerichtete Räumlichkeiten an. Damit<br />

wurde er in Jena einer der Protagonisten einer heute zuweilen als „Erlebnisgastronomie“<br />

bezeichneten, kurz nach 1900 noch ganz neuen Richtung in der Bewirtung von Gästen.<br />

Auswärts essen und trinken als Ereignis für alle Sinne wurde eine sehr erfolgreiche<br />

Strategie moderner Gastwirte.<br />

917 Vgl. Abb. 50, Entwurfszeichnung Balkonvorbau J. Schreiter, 1907, HISTORISCHE BAUAKTE, Blatt 0043.<br />

918 Vgl. Beschluss vom 16. 11. 1907 in der HISTORISCHE BAUAKTE des Markt 7.<br />

919 Vgl. Abb. 52, Ansichten der „Neuen Göhre“, 1908, aus der HISTORISCHE BAUAKTE des Markt 7, Blatt 0136.<br />

920 Vgl. Bauabnahmeschein vom 10. 3. 1908 in der HISTORISCHE BAUAKTE des Markt 7.<br />

921 Vgl. Schlussabnahmeschein vom 1. 12. 1908 in der HISTORISCHE BAUAKTE des Markt 7.<br />

922 Vgl. Abb. 51, HISTORISCHE BAUAKTE des Markt 7, Blatt 0204.<br />

168


Nebenbühne 4: Modernes Bauen kontra Heimatschutz, der Neubau des<br />

Kaufmanns Kramer<br />

Jahrhundertelang hatte sich keine Obrigkeit ernsthaft dafür interessiert, wie die Bürger<br />

ihre Privathäuser bauten oder welchen Fassadenschmuck sie wählten. Zwar gab es Ordnungen,<br />

die das Bauen reglementierten, doch waren hier in erster Linie Festlegungen<br />

getroffen, die auf Vermeidung von Nachbarschaftsstreitigkeiten zielten oder die Brandgefahr<br />

verringerten. Über die Ästhetik wurde hingegen kaum gestritten.<br />

Meist wurden bei Veränderungen an Gebäuden alte, noch verwertbare Teile, gerade<br />

auch aus wirtschaftlichen Erwägungen, zweitverwendet. Das ausgehende 19. Jahrhundert,<br />

das viel Altes verschwinden ließ und auf baulichem Gebiet ganz neue Techniken,<br />

wie betonierte Decken und erste Skelettbauten, zur Anwendung brachte, aber auch Stilformen<br />

vorangegangener Epochen zu einem teilweise wilden Mix zu vereinigen suchte,<br />

rief im Gegenzug eine erste denkmalpflegerische Bewegung ins Leben. 1904 wurde in<br />

Dresden der Bund Heimatschutz gegründet, dessen Ziele u.a. im Denkmalschutz, der<br />

Bewahrung des alten Baubestandes und der Pflege einer jeweils als regionaltypisch erkannten<br />

Architektur mit traditionellen Methoden und Baustoffen lagen.<br />

Jenas Stadtbaudirektor Bandtlow lässt in seinen Entscheidungen und Vorlieben, wie sie<br />

sich aus den Historischen Bauakten vieler Gebäude am Markt entnehmen lassen, eine<br />

gewisse Nähe zum Bund Heimatschutz erkennen.<br />

Kaufmann Gustav Ernst Kramer 923 , der zu Beginn des Jahres 1906 die ehemals Meyerischen<br />

Häuser gekauft hatte, kam mit seinem Neubauvorhaben, welches er anstelle der<br />

abzureißenden Altbauten plante, in einen längeren Konflikt mit dem Stadtbaudirektor<br />

und wohl auch dem Stadtrat. 924<br />

Zunächst hatte Gustav Kramer 1906 nur einen Umbau des Erdgeschosses seines kürzlich<br />

erworbenen, ursprünglich aus mehreren Häusern bestehenden Gebäudes am Übergang<br />

zum Kreuz und Kirchplatz vor. Doch schon recht bald entschloss er sich, wohl auf den<br />

Rat seines Architekten Alexander Hirsch 925 hin, stattdessen die Altbauten abzureißen<br />

und von Grund auf neu zu bauen. 926 Entstehen sollte ein Wohnhaus mit erdgeschossiger<br />

Ladenzone. 927 Allerdings wurden die Pläne Anfang 1907 aufgrund künstlerischer Bedenken<br />

zurückgewiesen. Daraufhin beschwert sich Gustav Krämer am 15. Februar 1907<br />

923 Im gesamten Schriftverkehr mit dem Gemeindevorstand bezüglich seines Neubauvorhabens ist von<br />

Gustav Kramer die Rede, wohingegen in den Adressbüchern der Zeit immer Ernst Kramer als Hausbesitzer<br />

angegeben ist.<br />

924 Die in der Folge geschilderten Vorgänge für das heute als Markt 4 bezeichnete Gebäude finden sich in<br />

der HISTORISCHE BAUAKTE des Kirchplatzes 6, Bauaktenarchiv Jena.<br />

925 Ob es sich bei dem Architekten Alexander Hirsch um einen Sohn des bekannten Jenaer Architekten<br />

Ludwig Hirsch (1856-1942) handelt, war nicht zu ermitteln.<br />

926 Den bisherigen Zustand ersieht man gut auf Abb. 32, den Neubau auf Abb. 33.<br />

927 Vgl. die Grundrisse des Hauses (Erdgeschoss und 1. Obergeschoss) Abb. 53.<br />

169


eim Gemeindevorstand der Stadt und führt aus, dass er ursprünglich ein fünfgeschossiges<br />

Haus in Eisenbeton und Stahl habe errichten lassen wollen, nun aber in Rücksicht<br />

auf die Lage des Bauplatzes am historischen Markt bereits auf den fünften Stock verzichtet<br />

habe und dadurch finanzielle Einbußen erleiden werde. Die äußere Gestalt seines<br />

Hauses wollte er sich nun aber nicht auch noch vorschreiben lassen: „Kein Bauherr hat<br />

sich in früheren Zeiten das Recht, sein Haus nach eigenem Geschmack zu bauen, schmälern<br />

lassen und selbstverständlich wurde auch keinem Bauherr von anderer Seite eine bestimmte<br />

künstlerische Anschauung aufzudrängen versucht. […] Gerade dem Umstand, daß dem<br />

individuellen Geschmack keine Fesseln angelegt wurden, verdanken wir vornehmlich jene<br />

eigenartigen architektonischen Stimmungsbilder, die durch Leute vom Bunde Heimatschutz<br />

so geschätzt […] werden.“ 928 Da die ursprünglichen Pläne Hirschs nicht überliefert<br />

sind, ist schwer abzuschätzen, was den Unmut des Stadtrates erregt hatte. Man suchte<br />

jedoch einen Kompromiss und einigte sich recht schnell, so dass bereits am 6. März 1907<br />

der Bauerlaubnisschein erteilt wurde und am 11. Juli 1907 die Rohbauabnahme erfolgte.<br />

929 Die Marktfassade 930 zeigt einen harmonischen, zeittypischen Schmuck, wobei die<br />

erste und zweite Etage durch Lisenen optisch miteinander verbunden erscheinen. Das<br />

sich vom Kirchplatz zum Markt windende Gebäude wird durch den hervorgehobenen<br />

Giebel am Markt betont und geschmückt. Heutigen Betrachtern fällt es schwer, die Bedenken<br />

der damalige Gegner dieser Architektur zu verstehen.<br />

Kurze Zeit später, mit Bauerlaubnisschein vom 13. Mai 1907 und Rohbauabnahme am<br />

26. Oktober desselben Jahres 931 , wurde am Markt ein zweiter Neubau nach Plänen des<br />

Architekten Alexander Hirsch erstellt. Es handelt sich um den Neubau des Hauses Markt<br />

11 für die Weingutsbesitzer Ueberle & Ritzschhaupt aus Heidelberg, die hier eine Weinhandlung<br />

und die Weinstube „Alt-Jena“ betreiben wollten. Dieser Bau 932 scheint ohne<br />

Beanstandungen den Gemeindevorstand passiert zu haben. Zwar verrät besonders die<br />

Fassade zum Greifgässchen den gleichen Architekten wie am Markt 4, doch ist die Formensprache,<br />

besonders durch die Fachwerkgestaltung des obersten Stockwerkes, einem<br />

gewachsenen Altstadthaus ähnlicher. An diesem Gebäude werden selbst Verfechter der<br />

Heimatschutzarchitektur wenig auszusetzten haben. Die klarere und modernere Gestaltung<br />

des Kramerschen Kaufhauses hatte es da im Auge mancher Zeitgenossen wesentlich<br />

schwerer.<br />

928 Beschwerde Gustav Kramers an den Gemeindevorstand vom 15. 2. 07 in der HISTORISCHE BAUAKTE des<br />

Kirchplatzes 6., Bauaktenarchiv Jena.<br />

929 HISTORISCHE BAUAKTE des Kirchplatzes 6, Bauaktenarchiv Jena.<br />

930 Abb. 54, Ansicht Haus Kramer aus der HISTORISCHE BAUAKTE des Kirchplatzes 6, Blatt 0418.<br />

931 Vgl. HISTORISCHE BAUAKTE des Hauses Markt 11, Bauaktenarchiv Jena.<br />

932 Abb. 55, Ansichten Neubau Ueberle & Ritzschhaupt aus der HISTORISCHE BAUAKTE Markt 11, Blatt 0144.<br />

170


Fazit 4<br />

Während der <strong>Marktplatz</strong> in seiner Attraktivität für die städtischen Eliten seit 1800 für<br />

ein knappes Jahrhundert stark nachließ, ändert sich das zum Ausgang des 19. Jahrhunderts<br />

zumindest für manche Nutzer wieder. Die noch in den 1880iger Jahren als Besitzer<br />

von Markthäusern dominierenden Handwerker werden in den darauffolgenden Jahren<br />

von Kaufleuten und Betreibern gastronomischer Einrichtungen zunehmend verdrängt.<br />

Während die geistige Oberschicht der Universität den Markt zumindest als Wohnort<br />

meidet, wird er von Kaufleuten und Wirten als bevorzugte Lage neu entdeckt. Dabei<br />

handelt es sich weniger um kleine Kneipen und Tante-Emma-Läden, sondern um Gastronomie<br />

auf der Höhe der Zeit und regelrechte Warenhäuser.<br />

Hatte sich jahrzehntelang an den Gebäuden, mit Ausnahme der „Sonne“, äußerlich kaum<br />

etwas verändert, machte sich diese Neuentdeckung des Marktes als Zentrum des Handels<br />

und des Ausgehens auch durch vermehrte Baumaßnahmen an den Häusern bemerkbar.<br />

So viele Neu- und Umbauten wie um 1900 waren hier seit mindestens zweihundert<br />

Jahren nicht erfolgt. Im Verhältnis zum allgemeinen Baugeschehen in der Gesamtstadt<br />

relativieren sich diese jedoch stark. Der Markt hat eine wichtige Funktion für<br />

das Geschäftsleben und als Ort des Ausgehens, ist aber kein bevorzugter Wohnort mehr.<br />

171


Epilog<br />

Für das 16. und 17. Jahrhundert konnten Ulrich Rosseaux´ Thesen über das Sozialprestige<br />

der Zentralität für die Hausbesitzer des Jenaer Marktes bestätigt werden. Allerdings<br />

stellte sich als überraschende Erkenntnis heraus, dass hier im absoluten Zentrum der<br />

Stadt, neben den wohlhabendsten und angesehensten Bürgern auch kleine Handwerker<br />

und Höker in schmaleren eigenen Wohnhäusern oder in Mietshäusern lebten, die sich<br />

mit auf den Großparzellen der reicheren Hausbesitzer befanden.<br />

Erstaunlich rasch, innerhalb weniger Jahre, übernahmen mit dem Einzug der Universität<br />

in die Stadt neue Eliten – Professoren, Apotheker, Buchhändler und –drucker – die<br />

Markthäuser. Dabei profitierten sie unter anderem von der Krise der bis dahin hier dominierenden<br />

Tuchhändler, die ihre im wahrsten Sinne des Wortes zentrale Stellung einbüßten.<br />

Angesichts weiterer Immobilien in Stadtrandlage und der umfangreichen Ländereien<br />

der Markthausbesitzer drängte sich für das 16. und 17. Jahrhundert das unvollkommene<br />

aber eindrückliche Bild einer auf Beute lauernder Spinne in ihrem Netz als Beschreibung<br />

der begüterten Hausbesitzer am Markt auf. Natürlich werden gerade die Kaufleute kaum<br />

regungslos hier verharrt haben, aber alle Fäden ihres Handelns trafen sich im Zentrum.<br />

Die Verflechtungen und Abhängigkeiten der Marktbewohner untereinander werden allerdings<br />

durch dieses Bild nicht dargestellt. Erstaunlich ist die Übernahme des Prinzips<br />

des Besitzes von möglichst vielen landwirtschaftlichen Grundstücken durch die neu in<br />

die Stadt kommenden Professoren. Hierin kann man das Weiterwirken des Ideals des<br />

„ganzen Hauses“ sehen, das in seiner Konsequenz auf ein möglichst hohes Maß an Autarkie<br />

zielt. Allerdings werden diese Ländereien durch Personen bearbeitet, die, besonders<br />

wegen ihrer räumlichen Distanz und dadurch bedingten eigenen Haushaltsführung,<br />

nicht wirklich mehr zur Gemeinschaft des „ganzen Hauses“ gerechnet werden können.<br />

Gänzlich anders liegen hingegen die Verhältnisse Ende des 19. Jahrhunderts. Wenn man<br />

versucht, ebenfalls eine Art Modell aus dem Tierreich zur Verdeutlichung heranzuziehen,<br />

bietet sich folgender Vergleich an: Die städtische Elite der Zeit ist eine Schar verschiedener<br />

Vögel, die überall nistet, wo sie für sich einen geeignete Ort findet, nur nicht<br />

unbedingt hier am Markt. Doch diese Vögel sind mobil und suchen den Markt auf, der in<br />

dieser Vorstellung möglicherweise ein Ort ist, an dem jemand eine Vogeltränke aufgestellt<br />

hat und noch ein besonders leckeres Futter dazu streute. Der Markt als Vogeltränke,<br />

als Ort der gehobenen Versorgung und des Vergnügens, des Sehens und Gesehenwerdens.<br />

Nicht zwangsläufig muss ein Vogel hier vorbeischauen – die täglichen Geschäfte<br />

werden woanders gemacht. Das betrifft natürlich nicht diejenigen, die die Vogeltränke<br />

aufstellen – also die Betreiber der vielen gastronomischen Einrichtungen, die sich mittlerweile<br />

hier etabliert haben. In diesem Fall versagt das Modell: Wer mit dem Ausgehen<br />

der Bürger Geschäfte machen will, muss hier am Markt vertreten sein. Aber das sind um<br />

1900 bis auf Ausnahmen nicht mehr die wirklichen Stadteliten. Professoren, Bürger-<br />

172


meister oder auch Fabrikbesitzer besitzen kein Markthaus mehr sondern bewohnen<br />

Villen, die an der Peripherie der Stadt neu errichtet werden.<br />

Damit hat sich auch in den Köpfen der Stadtbewohner eine Veränderung der mental map<br />

ergeben. Nicht mehr zwangsläufig wird vom Zentrum der Stadt ausgehend nach außen<br />

hin gedacht, sondern von vielen verschiedenen, den jeweiligen Bürgern für ihr Leben<br />

geeignet erscheinenden Orten wird ins Zentrum geschaut. So ist der Markt zwar geistiger<br />

und zuweilen auch kommunikativer Mittelpunkt, aber nicht mehr Lebensmittelpunkt<br />

einer wirtschaftlichen oder geistigen Elite.<br />

Ursachen für diesen Wandel sind die fortschreitende Individualisierung der Lebensformen,<br />

aber vor allem die Trennung des Erwerbsortes vom Wohnort. Solange Wohnen<br />

und Arbeiten für die Mehrzahl der Menschen räumlich nicht getrennt waren, lebten die<br />

reichsten Bürger dort, wo sich die besten Geschäfte machen ließen. Um diesen Wirtschaftseliten<br />

gleichgestellt zu sein, wohnten auch die Geisteseliten, für deren Ansehen<br />

ein möglichst großer Publikumsverkehr eigentlich nicht nötig war, sehr gern hier im<br />

Zentrum der Stadt und übernahmen damit das Modell der Wirtschaftseliten. Mit dem<br />

Aufkommen modernen Wohnkomforts, der sich in Neubauten wesentlich einfacher als<br />

in jahrhundertealten Häusern verwirklichen ließ, und mit der Wertschätzung gestalteter<br />

Gartenlandschaften änderte sich das grundlegend. Nur noch diejenigen, wie Kaufhausbesitzer<br />

und Wirte, die hier am Markt ihre besten Geschäfte machten, wohnten auch<br />

hier.<br />

Diese prinzipielle Neubewertung des Marktes erfolgte nicht von heute auf morgen. Bereits<br />

für das ausgehende 18. Jahrhundert 933 und erst recht in der Mitte des 19. Jahrhunderts<br />

ist ein abnehmendes Ansehen der alten Markthäuser zu verzeichnen. In der zweiten<br />

Hälfte des 19. Jahrhunderts, als die Stadt über ihre alten Vorstädte hinaus wächst<br />

und ein Villenviertel nach dem anderen entsteht, ist der Markt ein Ort der wirtschaftlich<br />

Benachteiligten und der Witwen geworden. Erst gegen Ende des Jahrhunderts mit dem<br />

Aufkommen der Ausgehkultur und vermutlich auch durch die entstehende Denkmalpflege,<br />

die den Wert der alten Häuser als Geschichtszeugnisse entdeckt, kommt es wieder<br />

zu einem Umschwung. Dadurch wird der Markt zwar nicht wieder zum bevorzugten<br />

Wohnort, aber zum identitätsstiftenden und kommunikativen Zentrum der Stadt und<br />

ihrer Bürger. Dieser Wandel des Marktes vom bevorzugten Wohn- und Geschäftsort zum<br />

Geschäfts- und Kommunikationsort ist um 1900 nahezu abgeschlossen.<br />

933 Vgl. Wiedeburgs Marktbeschreibung aus dem Jahre 1785.<br />

173


Qualifiziertes Häuserbuch<br />

Einige Anmerkungen zur Benutzung des qualifizierten Häuserbuches:<br />

Die Schreibweise der Namen orientiert sich bei bekannten Persönlichkeiten (z.B. Professoren) an<br />

der in der Literatur üblicherweise verwendeten. Bei unbekannteren Personen des 16. Jahrhunderts<br />

wurde überwiegend auf die von Apel verwendete Schreibweise zurückgegriffen. Für Namen<br />

aus späteren Jahrhunderten wurde die Schreibweise der Steuerbücher, Einwohnerlisten und Adressbücher<br />

normalerweise übernommen, im Zweifelsfall wurde der Schreibweise im Kirchenbuch<br />

der Vorzug gegeben. Dabei sind für Namen, die nur aus den handschriftlichen Steuerunterlagen<br />

entnommen wurden, Lesefehler nicht auszuschließen. Bei unleserlichen Namen (und anderen<br />

Wörtern) stehen diese in eckigen Klammern.<br />

Die Hausbesitzer sind fett gedruckt.<br />

Bemerkungen zu Biografie und Werk der Hausbesitzer, teilweise auch der Mieter, sind kursiv gedruckt.<br />

Die Quellenbelege sind in einer verkürzten Form und unterstrichen gedruckt. Dabei bedeuten die<br />

Kurzformen im einzelnen:<br />

Schwörbuch v. 1502 - Schwörbuch von 1502, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 2.<br />

Schwörbuch v. 1519 - Schwörbuch von 1519, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 3.<br />

Schwörbuch v. 1526 - Schwörbuch von 1526, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 4.<br />

Schwörbuch v. 1533 - Schwörbuch von 1533, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 5.<br />

Schwörbuch v. 1540 - Schwörbuch von 1540, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 7.<br />

Schwörbuch v. 1547 - Schwörbuch von 1547, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 8.<br />

Schwörbuch v. 1556 - Schwörbuch von 1556, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 9.<br />

Schwörbuch v. 1572 - Schwörbuch von 1572, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 11.<br />

Schwörbuch v. 1585 - Schwörbuch von 1585, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 13.<br />

Die Schwörbücher sind nicht paginiert, sondern später foliert. Die hier angegebenen<br />

Seitenzahlen sind daher eigentlich Blattzahlen.<br />

Türkensteuer v. 1542 - Türkensteuer von 1542 für die Stadt Jena, Staatsarchiv Weimar,<br />

Reg Pp. 143, 14. (unpaginiert).<br />

Steueranschlag v. 1668 - Steueranschlag von 1668, Stadtarchiv Jena, Sign. C II, Nr. 26.<br />

Güterbuch v. 1669 - Gütherbuch der Stadt Jena von 1669, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr.<br />

28.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686 - Rathsgütherbuch der Stadt Jena 1686, Stadtarchiv Jena, Sign. C II<br />

Nr. 38.<br />

Geschossbuch v. 1687 - Geschossbuch von 1687, Stadtarchiv Jena, Sign. CII Nr. 27.<br />

Einwohnerliste 1810 - Einwohnerliste Markt Bezirk 1810, Stadtarchiv Jena, Sign. CII Nr.<br />

73. (unpaginiert, Gebäude durch angegebene alte Hausnummern aber gut auffindbar)<br />

Akte v. 1821 - Verzeichnis der hiesigen Einwohner mit Altersangabe zur Ausführung des<br />

Gesetzes über die directe Besteuerung der Unterthanen, 1821, Stadtarchiv Jena, Sign. B<br />

XVi Nr. 35. (foliert, angegebene Seitenzahlen sind Blattzahlen)<br />

Entwurf des Katasters zur Brandversicherung 1828 - Entwurf des Katasters zur<br />

Brandversicherung 1828, Stadtarchiv Jena, Sign. C II Nr. 88. (Haussuche über Katasternummern)<br />

Brandkataster 1835 - Brandkataster von 1835, Stadtarchiv Jena, Sign. CII Nr. 104p.<br />

(Haussuche über Katasternummern)<br />

Einwohnerliste 1846-50 - Einwohnerliste des Markt-Bezirkes Lit. B, 1846-50, Stadtarchiv<br />

Jena, Sign. CII Nr. 94. (Haussuche über Katasternummern)<br />

Acta v. 1858 - Acta des Stadtraths zu Jena die Zählung der hiesigen Einwohner betr. 1817-<br />

1860, Stadtarchiv Jena, Sign. B VIIf Nr. 13 (4. Dez. 1858).<br />

174


Adressbücher von 1862 bis 1914 – Diese sind im Stadtarchiv Jena einsehbar.<br />

Bauhistorische Untersuchungen der angegebenen Gebäude, oder von Gebäudeteilen, liegen<br />

in der Unteren Denkmalschutzbehörde Jena vor und stammen überwiegend vom Büro<br />

für historische Bauforschung und Schadensermittlung an Holzkonstruktionen Lutz<br />

Scherf – Peter Bolze – Thomas Ludwig GbRmbH.<br />

Entstehung und Wandel, Scherf - Lutz Scherf: Haus- und Grundrissentwicklung vom<br />

Mittelalter bis zum Beginn der Neuzeit in Jena. In: Entstehung und Wandel mittelalterlicher<br />

Städte in <strong>Thüringen</strong>. Erfurter Studien zur Kunst- und Baugeschichte, Bd. 3, von<br />

Mark Escherich, Christian Misch und Rainer Müller (Hg.), S. 95 - 111. Berlin: Lukas Verlag,<br />

2001.<br />

Ein * neben dem Namen ist ein Hinweis in den Adressbüchern von 1886/87, dass dieser<br />

Einwohner das städtische Bürgerrecht besitzt.<br />

GdUJ – Steinmetz et al (Hg): Geschichte der Universität Jena, 1958, 1962.<br />

175


Marktwestseite<br />

Markt 1 – Rathaus<br />

Stadtrat<br />

Das Rathaus wurde in dieser Arbeit nicht untersucht.<br />

Markt 2<br />

≤1502-≥1533 Hans Fritzsche, Gewandschneider<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 82): Hans(1) Fritzsch, 1501-1537 erwähnt;<br />

Gewandschneider mit Haus auf dem Markt, besitzt dazu 1519 zwei Kellerhäuser in<br />

der Jenergasse (der „grune Lachs“ und die „Wynrebe“); besitzt auch eine<br />

Fleischbank unter dem Rathaus; nach dem Werte der Grundbesitzes steht er 1519<br />

an fünfter Stelle; sein Sweher (=Schwiegervater) ist Hans von Herden; als Richter<br />

und Bürgermeister erwähnt; verkauft Wein nach Halle; verkauft 1509 117 Schafe.<br />

Hans(2) ist sein Sohn.<br />

Schwörbuch v. 1502, S. 96: „Saynn Hauß ist marckt recht zinst nichts“.<br />

Schwörbuch v. 1519, S. 118: „Syn Hauß hat selbst lehen und zins daran,<br />

hat daß selbige erkaufft von Johan Große“, zahlt für viel fahrende Habe<br />

und für eine Fleischbank.<br />

Schwörbuch v. 1526, S. 116: „Sein Haus hat l. u. z. daran“.<br />

Schwörbuch v. 1533, S. 117: ohne weiteren Angaben zum Haus als Bürgermeister<br />

erwähnt (vielleicht als solcher geschossfrei?).<br />

≤1540-≥1542 Die Hans von Herden<br />

Ihr gehört auch die „Sonne“. Offensichtlich fällt das Haus an die Verwandten (Hans<br />

Fritzsche war Schwiegersohn von Hans von Herden, seine Frau also eine geborene<br />

von Herden.)<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 113f): Die Hans von Herden, 1537-1545 erwähnt; sie steht<br />

1540 nach dem Werte ihres Grundbesitzes an neunter Stelle.<br />

Schwörbuch v. 1540, S. 110: Das Haus ist, wahrscheinlich als Zweithaus<br />

am Markt, nicht gesondert aufgeführt, die Hans von Herdin wird nur als<br />

Nachbarin genannt.<br />

In der Türkensteuer von 1542 ist das Wohnhaus mit 200 Schock angeschlagen.<br />

Die H. v. Herdin ist insgesamt mit 1620 Schock angeschlagen<br />

und liegt damit an 6. Stelle der unter dem Marktbezirk aufgeführten 40<br />

Hausbesitzer. (siehe auch unter Markt 22).<br />

1547-(1555) Quirin(ius) Sachs<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 226): 1538-1555 erwähnt; Sohn des Paul Sachs, Bruder<br />

des Bartolmes Sachs; seine Tochter Margarete heiratet 1569 Bürgermeister Leonhart<br />

Rademacher, der später das Haus besitzt.<br />

Schwörbuch v. 1547, S. 99: „Sein Haus neben Hans Willen lehnet vom gericht<br />

zinst nichts Ist Marckrecht“, zahlt für fahrende Habe und das maximale<br />

Braugeschoss.<br />

176


1556 Die Quirin Sachsen<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 226): Witwe von Quirin Sachs, 1556-1561 erwähnt.<br />

Schwörbuch v. 1556, S. 125: „ihr Wohnhaus neben dem Rathaus“.<br />

≤1572-1585(1598/99?) Leonhart Rademacher<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 207): Leonhart Rademacher, 1567-1599 erwähnt; Haus<br />

am Rathaus, treibt Handel, mehrfach als Ratsmann und als Bürgermeister erwähnt;<br />

heiratet 1567 in 2. Ehe die Sachsin (= Quirin Sachses Tochter); er stirbt 1599 (war<br />

in Gelsenkirchen oder Zweibrücken geboren).<br />

Margareta ist die Tochter des Quirin Sachs.<br />

Nach Beier, Annalen (S. 111), hat er dem Rathaus 2000fl. vermacht und damit die<br />

Einrichtung eines Mehlkastens im Rathaus für schlechte Zeiten verfügt.<br />

Schmeizel, Chronik (S. 44), dazu: „Am 25. May [1598, sic!] stirbet Burgermeister<br />

Leonhard Rademacher, welcher die Zinsen von 2000fl. vermachet, auch den ehemaligen<br />

großen Meelkasten auf dem Rathaus bauen laßen, um Meel zum Vorrath darinnen<br />

zu unterhalten und bey teurer Zeit dem [!] Armuth um geringen Preis es<br />

verkaufen zu können.“<br />

Laut Hallof, Inschriften (S. 151f), befand sich der Grabstein Leonhart Rademachers<br />

auf dem Alten Friedhof (Johannisfriedhof). Ein Teil der Inschrift lautet nach Beier<br />

wie folgt:<br />

„Herr Leonhart Rademacher weiland Burgermeister alhier ist Anno MDXXXV. Geilenkirchen<br />

im Niederland (sic!) geborn und den 25. Maii 1599 selig gestorben, seines<br />

Alters 63 Jahr. Margareta aber seine Hausfraw ist A(nn)o 1545. zu Jehna alhier<br />

geboren, und den 27. April A(nn)o 1618 seelig gestorben, ihres Alters 71. Diesen<br />

Leichstein hat zu ewigem andencken Herr Wolff Sachse der Eltere, Goldtschmiedt<br />

alhier aufrichten lassen.“<br />

Schwörbuch v. 1572, S. 194: „Sein Wonhaus neben Hans Wagner und<br />

dem Rathaus ist margkrecht“, zahlt für Handel, fahrende Habe und Feldhüterlohn.<br />

Schwörbuch v. 1585, S. 207: sein Wohnhaus neben „Johann Wagner und<br />

dem Rathaus“, zahlt für Handel und Fahrnis.<br />

? Wolfgang Julius Trötschel/Trötzschen<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 48, Steueranschlag v. 1668, S. 342, Güterbuch<br />

v. 1669, S. 498.<br />

1668 Hans/Johann Meüer/Meyer, Handelsmann<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 342: „Hanß Meüer, Handelsmann.<br />

Ein Wohnhauß am Rathhauße undt neben Br. Christoph Neubergern, F.<br />

Wolff Julij Tröltzschens, lehnet den gerichten, zinst nichts, ist<br />

Marckrecht.“<br />

Er wird mit 166 2/3 Schock für das Haus und 30 Schock für die Handlung<br />

veranschlagt.<br />

1669 Witwe von Johann Meyer<br />

Güterbuch v. 1669, S. 498: „Johann Meyers W.<br />

Ein Wohnhauß auf dem Marckte, neben dem Rathshauße, und H. Br.<br />

Christoph Beyern, lehnet den F. Stadtgerichten, zinßet nichts, ist<br />

Marckrecht, F. Wolfg. Trötschen.“<br />

Ihre Grundstücke insgesamt: 9 Acker (256,5 a =2,565 ha), davon 6 Acker<br />

Weinwachs, 1 Acker Wiese, 1 Hopfberg, 1 Krautland, dazu 3 Baugrundstücke<br />

in der Grietgasse, 1 Garten.<br />

1680-(1710) Johann Georg Meuer/Meyer, Goldarbeiter (Goldschmied)<br />

Laut Spangenberg, Handbuch (S. 108), war Johann Georg Meyer Stadtrichter und<br />

verstarb am 8. 6. 1710.<br />

Sein Grabmal befindet sich auf dem Johannisfriedhof. (Foto Abb. 61)<br />

Laut Traeger, Johannisfriedhof (S. 65), lebte Johann Georg Meyer von 1646 bis<br />

1710, war Gold- und Silberschmied, Stadtrichter und ein angesehener Bürger der<br />

Stadt.<br />

177


Güterbuch v. 1669, S. 498: „Jam H. Johann George Meüer, d. 23. Jan.<br />

1680.“<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 48 (vgl. auch Güterbuch v. 1669, S. 499): „Johann<br />

Georg Meuer.<br />

Ein Wohnhauß auf dem Marckte neben dem Rath Hauße und H. Br. Neubergern,<br />

L. den Fürstl. Stadtgerichten, Zinßet nichts ist Marckrecht. F.<br />

Wolfgang Trötzscheln. F. Matris den 23. Jan. 1680“<br />

Geschossbuch v. 1687, S. 238: „H. Johann Georg Meyer, Goldarbeiter. Ein<br />

Wohnhaus am Marckt neben dem Rathause und H. Bürgermeister Neubergern<br />

F. Matris lehnet den Gerichten zinset nichts ist Marckrecht.“<br />

veranschlagter Hauswert: 166 2/3 Schock (seit dem letzten Anschlag gestiegen)<br />

1712 Johann Georg Meuer/Meyers Witwe<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 48 (vgl. auch S. 177): „StadtR. Meyers Wittbe.<br />

Das Hauß und Güther hat nach Ableben H. Stadtrichter Meyers deßen<br />

Wittibe und 9 Kinder ererbet, welche sich nachmahls dahin verglichen,<br />

daß sie be[sag]tes Hauß und Güther der Fr. Wittben zugeschlagen dergestalt,<br />

daß sie damit als ihrem Wahren Eigenthume schalten und walten,<br />

dagegen aber iedem Kind bey der Ausstattung 100 R erlegen und dabey<br />

alle und iede Schulden abtragen sollte, und ist die Zuschreibung solcher<br />

güther dato erreicht worden. Jena den 10 Xbr. 1712.“<br />

1716-1720 Johann Fasemann<br />

Laut Spangenberg, Handbuch (S. 194), ist Johann Fasemann Fürstlicher Stadt-<br />

Hauptmann und Vice-Stadtrichter und stirbt am 16. 11. 1720.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 48 (vgl. auch S. 177): „Herr Johann Fasemann,<br />

Vice-StadtR.<br />

Ein Wohnhauß auf dem Marckte neben dem Rathhauße und H. Neubergern,<br />

lohnet denen Stadtgerichten, zinßet nichts, Ißt Marckrecht. Fuit H.<br />

StadtR. Meyers Wittbe u. Erben“ (1716)<br />

1720 Maria Elisabetha Pfündelin<br />

Offenbar brachte sie das Haus als Tochter Johann Georg Meyers mit in die Ehe ein<br />

und erhielt es als Witwe zurück.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 177: „Fr. Maria Elisabetha, verehelichte Pfündelin,<br />

gebohrene Meyerin“ (aus dem Nachlass ihres verstorbenen Ehemannes<br />

Herrn Fasemann) (1720)<br />

1758-≥1785 Ludwig Friedrich Meinhardt<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 177: „Mstr. Ludwig Friedrich Meinhardt“<br />

(1758)<br />

Wiedeburg, Beschreibung, 1785, S. 263: „An der Seite des Rath-Hausses,<br />

gegen das Kreuz hinauf, das itzige Meinhardtische, sonst St.R. Meuerische“<br />

1797 Fr. Joh. Magdal. Dubaldin u. Fr. Doroth. Magdal. Meinhardtin<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 177: „Hab. Die Meinhardt. Töchter Fr. Joh.<br />

Magdal. Dubaldin u. Fr. Doroth. Magdal. Meinhardtin. 1797.“<br />

≤1810-≥1821 Gottfried Tubald, Höker<br />

Er ist offenbar der Mann der Joh. Magdal. Dubaldin, geb. Meinhardt.<br />

Einwohnerliste 1810 (Steuerliste):<br />

in 212:<br />

Herr Tubald<br />

Par Terre: Eine Familie (1 Mann, 1 Weib), Höcke/Rathsjurisdiktion, „zu<br />

meiner Familie gehört noch eine Schwester und Schwesternachkom die<br />

ich bey mir habe“<br />

Akte v. 1821 (Steuerliste), S. 22:<br />

„Nr. 212:<br />

Gottfried Tubald, Höcker, 68 J.;<br />

Ehefrau Magdalena Tubald, 68 J.;<br />

178


Dorothea Tonndorfin, Anverwandte, 38 J.;<br />

Friedericke Krausin, Magd, 26 J.;<br />

Magdalena Meinhardt, [..]ßerhandlerin, 61 J.“<br />

1828-1831 Johanne Tubald<br />

Sie ist offenbar die Witwe von Gottfried Tubald.<br />

Entwurf des Katasters zur Brandversicherung 1828:<br />

in 202:<br />

„Die Hökin Johanne Tubald.“ Wohnhaus mit bewohnbaren Seitengebäuden<br />

und zwei Gängen.<br />

Schätzwert gesamt: 463 Taler.<br />

≥1831 Johanne Dorothea Meinhardt<br />

Johanne Tubalds unverheiratete Schwester<br />

Entwurf des Katasters zur Brandversicherung 1828:<br />

in 202:<br />

„1831 Jungfer Johanne Dorothea Meinhardt“<br />

?-≥1835 Adolph Wohlfeld, Zeugschmidtslehrling<br />

Entwurf des Katasters zur Brandversicherung 1828:<br />

in 202:<br />

ohne Jahr: „Zeugschmidtslehrling Adolph Wohlfeld aus Weimar“<br />

Brandkataster 1835:<br />

in 202:<br />

„Der Zeugschmied-Lehrling Adolph Wohlfeld in Weimar“. Wohnhaus mit<br />

bewohnbaren Seitengebäuden und zwei Gängen. Schätzwert insgesamt<br />

1580 Taler.<br />

≤1846 Hoffmann, Brandweinschenker<br />

Einwohnerliste 1846-50.<br />

≤1846-≥1865 Ernst Tonndorf, Concessionist<br />

Einwohnerliste 1846-50:<br />

in 202:<br />

Tonndorf; weitere Hausbewohner:<br />

1846: Tagelöhner Heerdegen; Hofmann, Schuhmacher; Stud. Schwabe;<br />

Stud. Bardenweper; Stud. Baumbach; Stud. Reissig<br />

1847: Tagelöhner Heerdegen; Hofmann, Schuhmachermstr.; Stud.<br />

Schwabe; Stud. Bardenweper; Stud. Baumbach; Stud. Reissig; Tonndorf,<br />

Buchdrucker<br />

1848/49/50: k. A.<br />

Acta v. 1858, S. 133:<br />

in 202:<br />

Concessionist Ernst Tonndorf (3 Familienangehörige: 1 Mann, 2 Frauen<br />

über 14; 1 Magd)<br />

Studenten Karl Ebert; Clemens Pätz; Rol. Meier; Herm. Martini<br />

gesamt: 8 Personen (1 Familie, 4 Studenten)<br />

Adressbuch 1862:<br />

in 202:<br />

Tonndorf, E., Concessionist<br />

Adressbuch 1865:<br />

in 202:<br />

Tonndorf, E., Kaufmann<br />

≤1875- ≥1881 Ernst Tonndorfs Erben<br />

Adressbuch 1875, Adressbuch 1879:<br />

in 202:<br />

Tonndorfs, Ernst, Erben<br />

Adressbuch 1881<br />

in 202:<br />

Tonndorf, Ernst, Erben;<br />

Scharfe, Robert, Buchhalter<br />

179


≤1883-≥1901 Robert Scharfe, Buchhalter<br />

Adressbuch 1883:<br />

in 202:<br />

Scharfe, Robert, Buchhalter;<br />

Korte, Gust., Weißwarenhändler (Geschäft), ab 1. Okt. Nr. 194<br />

Adressbuch 1886:<br />

in 202!:<br />

Scharfe*, Rob., Kfm., Eisenbahnbuchhalter (Vorderhaus);<br />

Brüninghaus, C. F., Kfm., Weißwarengeschäft<br />

Adressbuch 1887:<br />

in Markt 2!:<br />

Scharfe*, R., Kfm, Buchhalter bei der Saaleisenbahn (Vorderhaus);<br />

Brüninghaus, Marie, Weißwarengeschäft (Wohnung Markt 15);<br />

Otto, Ed., Drahtwarenfabrikant (siehe Rathausgasse 1);<br />

Reppe, Eleonore, Bürstenmacher-Witwe (siehe Rathausgasse 3)<br />

Adressbuch 1889:<br />

Scharfe, R. , Eisenbahnbuchhalter;<br />

Brüninghaus, M. Weißwarengeschäft;<br />

Otto, E., Drahtwarenfabrikant;<br />

Reppe, E., Bürstenmacherwitwe<br />

Adressbuch 1895:<br />

Scharfe, R., Buchhalter a. d. Saalbahn;<br />

Brefort, W., Kfm., Weißwarengeschäft<br />

Adressbuch 1897, 1899, 1900:<br />

Scharfe, R., pens. Eisenbahnbeamter;<br />

Brefort, W., Kfm., Weißwarengeschäft<br />

Adressbuch 1901:<br />

Scharfe, R., pens. Eisenbahnbeamter;<br />

Scharfe, Ernst, Kaufmann<br />

1902-≥1914 Anna Scharfe<br />

Witwe von Robert Scharfe<br />

Adressbuch 1902:<br />

Scharfe, Anna, Witwe;<br />

Scharfe, Ernst, Galanterie- und Kurzwarenhandlung;<br />

Scharfe, Georg, Stationsgehilfe<br />

Adressbuch 1904:<br />

Scharfe, Anna, Witwe;<br />

Scharfe, Ernst, Galanterie- und Kurzwarenhandlung<br />

Adressbuch 1905:<br />

Scharfe, Anna, Witwe;<br />

Scharfe, Ernst, Galanterie- und Kurzwarenhandlung<br />

Stadtgemeinde (Vgl. unter Kleine Rathausgasse 1!): Sperber, Karl, Töpfermeister,<br />

Porzellan- und Glaswarenhandlung<br />

Adressbuch 1906, 1907, 1908:<br />

Scharfe, Anna, Witwe;<br />

Scharfe, Otto, Blumenhandlung, Gärtnerei (Wohnung: Philosophenweg<br />

10)<br />

Stadtgemeinde: Sperber, Karl, Töpfermeister, Porzellan- und Glaswarenhandlung<br />

Adressbuch 1909, 1910, 1911:<br />

Scharfe, Anna, Witwe;<br />

Scharfe, Otto, Blumenhandlung, Gärtnerei (Wohnung: Schützenstr. 6)<br />

Stadtgemeinde: Sperber, Karl, Töpfermeister, Porzellan- und Glaswarenhandlung<br />

Adressbuch 1912:<br />

Scharfe, Anna, Witwe;<br />

180


Unger, Otto, Herrenartikelgeschäft;<br />

Räthe, Hilmar, Agent und Reisender<br />

Stadtgemeinde: Sperber, Karl, Töpfermeister, Porzellan- und Glaswarenhandlung<br />

Adressbuch 1913:<br />

Scharfe, Anna, Witwe;<br />

Unger, Otto, Herrenartikelgeschäft;<br />

Jeckel, Guido, Hauptmann a.D.<br />

Stadtgemeinde: Sperber, Karl, Töpfermeister, Porzellan- und Glaswarenhandlung<br />

Adressbuch 1914:<br />

Scharfe, Anna, Witwe;<br />

Jeckel, Guido, Hauptmann a.D.<br />

Stadtgemeinde: Sperber, Karl, Töpfermeister, Porzellan- und Glaswarenhandlung<br />

181


Kleine Rathausgasse 1<br />

Vorderhaus<br />

≤1540-≥1542 Andreas Partitzsch<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 8): 1531-1542 erwähnt; Haus in Lauengasse, später am<br />

Rathaus am Markt; treibt Kram und Handel.<br />

Schwörbuch v. 1540, 113: „Sein Haus neben Barthel Tietzs und der Hans<br />

von Herdin Ist Margrecht zinst frey“, zahlt für Handel und fahrende Habe.<br />

In der Türkensteuer von 1542 ist das Wohnhaus mit 500 Schock angeschlagen.<br />

Das ist, gemeinsam mit dem Anschlag für die Sonne, der<br />

zweithöchste Anschlag für ein Markthaus. A. Partitzsch ist insgesamt<br />

mit 800 Schock angeschlagen und liegt damit an 13. Stelle der unter dem<br />

Marktbezirk aufgeführten 40 Hausbesitzer.<br />

≤1547-≥1554 Johann Wyell<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 278): 1545-1570 erwähnt; treibt Handel; hat auch ein<br />

Haus bei der Ziegelmühle; 1558 Ratsmann; Vater von Valten Will.<br />

Schwörbuch v. 1547, 99: „Sein Haus neben Querinus Sachsen hat selbst l.<br />

und z. daran. 1 Häuslein daran gelegen am Haus von Hans Dizen erkauft<br />

l. und z. dem Rath“, zahlt für Handel, fahrende Habe und das maximale<br />

Braugeschoss.<br />

Stubentaxe v. 1554/Taxierung der (an Studenten) vermietbaren Stuben:<br />

„Johann Willes Behaussung. Ist erboettig die hinder oder forder stuben<br />

zu vermiethen, Ist die unter grosse stuben und Cammer uff 8fl. und das<br />

oberstüblein und Cammer uff 4fl. taxirt worden.“<br />

1556 Bastian von Brun<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 34): 1540-1581 erwähnt; 1547 besitzt er mit Bruder<br />

Wolff zusammen ein Vorder- und Hinterhaus am Markt (Marktnordseite, Eckhaus<br />

zur Marktgasse?, F. R. ), Haus zum Einsidel in der Jenergasse, 2 Häuser im Faulloch<br />

(Löbdergasse) mit pferstal (Pferdestall?) und 58 Acker Land (zweitgrößter Grundbesitz);<br />

1572 besitzt er allein: Haus am Markt (Marktnordseite, Eckhaus zur<br />

Marktgasse?, F. R.), Haus in der Johannisgasse, eine Fleischbank, den „Freienhof<br />

und Forbergk“ (Vorwerk?) zu Camsdorf, dazu den Erbzins von 9 Häusern, 64 Acker<br />

Artland und 20 Acker Wiesen, Weinwachse und Krautländer (der Größe nach steht<br />

sein Besitz an zweiter Stelle, dem Werte nach an erster Stelle); als Brückenherr und<br />

Ratsmann erwähnt; Tochter Sara heiratet 1592 Johann Packmeister, sein Sohn<br />

Heinrich wird 1570 geboren; Tochter Anna heiratet Heinrich Schlichtengroll.<br />

Die von Bruns werden in Jena seit 1487 (Jacoff von Brun = Großvater von Bastian)<br />

bis 1615 erwähnt und gehören zu den reichsten und einflussreichsten Familien, obwohl<br />

sie nie einen Bürgermeister stellen. Eventuell stammen sie ursprünglich aus<br />

Coburg, da sie anfangs parallel zu v. Brun auch Koburger und von einem Nachbarn<br />

auch Franke genannt werden.<br />

Schwörbuch v. 1556, S. 126: „sein Wohnhaus neben der Quirin Sachsen,<br />

lehnet das Vorderhaus ihm selbst, das Hinterhaus dem Rate“, zahlt für<br />

fahrende Habe.<br />

182


1572 Hans (Johann) Wagner, Seidenhändler<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 268): 1564-1590 erwähnt; treibt Handel, war Seidenhändler.<br />

Schwörbuch v. 1572, S. 195: „Sein Wonhaus neben Leonhartt Rademecher,<br />

hat ahm fordertheil l. und z. selbst, das Hindertheil ahm gesslein<br />

daran l. und z. dem Rath“, zahlt für Handel, fahrende Habe, Hüterlohn.<br />

Hinterhaus<br />

1519-1542 Bartel Dietz (Titze)<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 46): 1518-1545 erwähnt; Veit Titz/Dietrich = sein Bruder,<br />

Wolf Titz = sein Sohn; Haus am Markt, ab 1533 zwei Häuser am Markt, auch das<br />

Kellerhaus die „Rose“ in der Jenergasse; Besitzfolger sind Hans Tietz und Andres<br />

Hüsener.<br />

Schwörbuch v. 1519, S. 127: „Sein Haus l. u. z. dem Rathe“, zahlt für<br />

Grundbesitz und fahrende Habe.<br />

Schwörbuch v. 1526, S. 124: „Sein Hauß ist marcktrecht zinst dem rath“.<br />

Schwörbuch v. 1533, S. 119: „Sein Haus lehent und zinst dem rathe mith<br />

dem anderen wonhaus daran gelegen“, zahlt für werbenden Handel.<br />

Schwörbuch v. 1540, S. 114: „Sein Haus neben Andres Partizsch l. und z.<br />

dem Rathe“, zahlt für Handwerk und fahrende Habe.<br />

In der Türkensteuer von 1542 sind beide Wohnhäuser zusammen mit 90<br />

Schock angeschlagen. Dazu kommt noch „der Frauen Haus (?)“ mit 40<br />

Schock. B. Dietz beschäftigt 1542 einen Tuchscherergesellen und eine<br />

Magd. Er ist insgesamt mit 252 Schock angeschlagen und liegt damit an<br />

27. Stelle der unter dem Marktbezirk aufgeführten 40 Hausbesitzer.<br />

1547 Hans Dietz<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 46): 1536-1552 erwähnt; seine Witwe ist 1570 die Witwe<br />

von Lukas Pleiße.<br />

Schwörbuch v. 1547, S. 99: „Sein Haus neben Hans Willen of der ecken, l.<br />

und z. dem Rath“, zahlt für fahrende Habe und Braugeschoss.<br />

1556 Lukas Pleys, Tuchscherer<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 20): 1554-1572 erwähnt; Tuchscherer; seine Frau war die<br />

Witwe von Hans Dietz.<br />

Schwörbuch v. 1556, S. 127: „sein Wohnhaus neben Bastian von Brunn“,<br />

zahlt für Handwerk.<br />

1572 Die Lukas Pleysin<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 20): 1570-1572 erwähnt; Witwe von Lukas Pleys.<br />

Schwörbuch v. 1572, S. 195: „Ihr Wonhaus neben Hansen Wagner l. und<br />

z. dem Rath“.<br />

1585 Johann Wagner, Seidenhändler<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 268): Hans Wagner, 1564-1590 erwähnt; treibt Handel,<br />

war Seidenhändler; besitzt auch das Nachbarhaus (Kleine Rathausgasse 2).<br />

Schwörbuch v. 1585, S. 208: „1 Wonhaus hinner seinem Wonhaus So Lucas<br />

Pleissen [gewessen], L. u. z. vom Rath“, zahlt für Handel und fahrende<br />

Habe.<br />

Gesamthaus<br />

1585 Hans (Johann) Wagner, Seidenhändler<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 268): 1564-1590 erwähnt; treibt Handel, war Seidenhändler.<br />

Schwörbuch v. 1585, S. 208: „Sein Wonhaus am und neben Leonhard Rademacher,<br />

hat am forderteil l. und z. selbsten daraus, das Hinterteil im<br />

geßlein l. und z. […] EE g.<br />

1 Wonhaus hinner seinem Wonhaus So Lucas Pleissen [gewessen], L. u.<br />

z. vom Rath“, zahlt für Handel und fahrende Habe.<br />

183


? (≤1625) Georg Eberlin, Magister (?)<br />

Vielleicht Magister Georg Eberlinus, laut Spangenberg, Handbuch (S. 72), aus<br />

Nürnberg stammend und am 20. 4. 1625 gestorben.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 52, Steueranschlag v. 1668, S. 344, Güterbuch<br />

v. 1669, S. 503.<br />

≤1668-≤1692 Christoph Neuberger, Bürgermeister<br />

Laut Spangenberg, Handbuch (S. 8), gestorben am 12. 1. 1692 (als ältester Bürgermeister).<br />

Laut Schmeizel, Chronik (S. 115), 1666 zum Bürgermeister gewählt.<br />

(Bürgermeister Neubergers Sohn Johann George wurde 1659 zum letzten Kinderbischof<br />

anlässlich des als Schulfest damals letztmalig stattfindenden Gregoriusfestes<br />

gewählt. Vgl. Schmeizel, Chronik, S. 102.)<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 344f: „Br. Christoph Neuberger.<br />

Ein Wohnhauß auf dem Marckte neben Hanß Meuern undt den kleinen<br />

Gäßlein, F. Georg Eberlin, lehnet undt zinst (große Lücke)<br />

Ein Wohnhauß unter dem Marckte neben Salomon Gruners W. Erben, F.<br />

Matris, lehnet den gerichten, zinst nichts, ist Marckrecht.“<br />

Wird mit 166 2/3 Schock für das erste Haus, mit 66 2/3 Schock für das<br />

zweite und mit 40 Schock für seine Tuchhandlung veranschlagt.<br />

Welches Haus das zweite hier genannte ist, erscheint nicht ganz klar. Entweder<br />

das hinter diesem Haus befindliche, später als Hinterhaus bezeichnete<br />

ehemalige Haus von Lukas Pleys oder, da es den Erben von Salomon<br />

Gruner gehörte, eventuell auch Unterm Markt 1 (eventuell eines der Teilhäuser).<br />

Güterbuch v. 1669, S. 503: „H. Br. Christoph Neuberger.<br />

Ein Wohnhauß am Marckte, neben Hanß Meuern, an der Ecke des Gäßleins,<br />

das Fördertheil l. u. z. Ihm selbst, das Hintertheil aber l. u. z. E.E.<br />

Rath alhier. F. George Eberleinen.“<br />

insgesamt 28 Acker (ca. 798 a = 7,98 ha), davon 6,75 Acker Artland,<br />

12,75 Acker Weinwachs, 6 Acker Wiese, 8 Acker Holz, 3 Krautländer, dazu<br />

1 Garten, 1 Haus in der Löbdergasse, 1 Scheune bei der Ziegelmühle, 1<br />

Stätte auf dem Rathaus(?).<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 52 (vgl. auch S. 171): „Bürgermeister (H. George)<br />

Christoph Neuberger.<br />

Ein Wohnhauß auf dem Marckte, neben der Fr. StadtRichterin Meyerin<br />

an der Eck des Gäßleins, daß Fördertheil L. u. Z. ihm selbst(sic!), das<br />

Hintertheil aber L. und Z. EE Rath alhier Raths. F. Georg Eberlinen.“<br />

Geschossbuch v. 1687, S. 239.<br />

veranschlagter Hauswert: 166 2/3 (seit dem letzten Anschlag gefallen)<br />

und 66 2/3 (seit dem letzten Anschlag gestiegen)<br />

1726 Ursula Benigma Poschin<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 52.<br />

1726- (148?) Simon Paul Hilscher, Medizinprofessor<br />

Hilscher (1682-1748), seit 1718 Prof. d. Medizin in Jena. (GdUJ, Personenregister.)<br />

Laut Spangenberg, Handbuch (S. 215), war Simon Paul Hilscher Herzogl. Sächs. Gothaischer<br />

Hofrat und erster Professor der Medizin, wurde am 12. 8. 1682 in Altenburg<br />

als Sohn eines Hofchirurgen und Ratsverwandten geboren und starb am 21.<br />

12. 1748.<br />

Porträt in Sammlung der Universität vorhanden.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 52. Er erhielt es von der Vorbesitzerin.<br />

1751-≥1785 (1802?) Johann Gottlieb Eichmann, Materialist<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 171: „H. Materialist Johann Gottlieb Eichmann.<br />

(zugeschr. d. 16. Aug. 1751)“<br />

Wiedeburg, Beschreibung, 1785, S. 263: „das itzige Meinhardtische, sonst<br />

St.R. Meuerische: darauf das Eichmannische, sonst Neubergerische,<br />

am Eck des Markt-Gässleins“<br />

184


1802-≥1835 Friedrich Christoph Kayser/Kaiser, Protonotarius<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 171: 1802 „sub hasta [ersteigert, F. R.] erstanden<br />

von H. Protonot. Friedrich Christoph Kayser“.<br />

Einwohnerliste 1810 (Steuerliste):<br />

in 213:<br />

„Herr Protonotarius (Friedrich Christoph) Kayser.<br />

Par Terre: hat kein bewohnbares Zimmer, In meinem Hause ist keine<br />

Piece vermiethet, weil ich die sämmtl. vorhandenen für mich und meine<br />

Familie selbst brauche.<br />

1. Etage: Diese Etage bewohnt meine Familie (1 Mann, 1 Weib, 2 Töchter<br />

(21 u. 22 J.), 1 Magd), außer meinen Dienstgeschäften wird kein Gewerbe<br />

getrieben / Herzogl. Hofgericht zu Weimar<br />

2. Etage: k. Eintrag<br />

3te Etage: Diese Etage bewohne ich<br />

Seitengebäude und Hinterhaus sind nicht vorhanden“<br />

Die letzte Bemerkung widerspricht sowohl den bisherigen Eintragungen im<br />

Güterbuch als auch den 1828 und 1835 erstellten Brandkatastern. Entweder<br />

wurde das Hinterhaus zwischenzeitlich abgerissen und später wieder<br />

aufgebaut oder es handelt sich um eine steuerersparende Behauptung<br />

(Selbstauskünfte!)<br />

Akte v. 1821 (Steuerliste), S. 22:<br />

„Nr. 213: Rath Kayser“<br />

Im Gegensatz zu den anderen Markthäusern erfolgt hier keine genaue Auflistung<br />

aller Personen, möglicherweise, weil sie nicht dem Stadtrat unterstanden<br />

und ihm daher auch nicht steuerpflichtig waren.<br />

Entwurf des Katasters zur Brandversicherung 1828:<br />

in 203:<br />

„Herr Rath Oberapellationsgerichtssekretär Friedrich Christoph Kaiser“.<br />

Wohnhaus mit Nebengebäude. Schätzwert gesamt: 530 Taler.<br />

Brandkataster 1835:<br />

in 203:<br />

„Herr Rath und Oberappellationsgerichts-Secretair Friedrich Christoph<br />

Kaiser“. Wohnhaus mit Nebengebäude und Hintergebäude. Schätzwert<br />

insgesamt: 3600 Taler.<br />

≤1846-≥1850 Friedrich Traugott Neumann, Nadlermeister<br />

Friedrich Traugott Neumann ist der erste Mann von Henriette Zeuner, der späteren<br />

„Sonnen“-Wirtin.<br />

Einwohnerliste 1846-50:<br />

in 203:<br />

Nadlermeister Neumann; weitere Hausbewohner:<br />

1846: Stud. Cämmerer; Stud. Kenioke[?]; Stud. Renz; Stud. Rausche<br />

1847: Stud. Cämerer; Stud. Knuike[?]; Stud. Renz; Stud. Rausche<br />

1848-50: k. A.<br />

≤1858-≥1865 Karl Zeuner, Nadlermeister<br />

Das ist der zweite Mann der Henriette Zeuner, der spätere „Sonnen“-Besitzer.<br />

Acta v. 1858, S. 133:<br />

in 203:<br />

Karl Zeuner, Nadlermeister (1 Mann, 1 Frau, 3 Jungen, 4 Mädchen; 2<br />

weibl. Bedienstete, 3 Gehilfen/Lehrlinge)<br />

Studenten Heinr. Kempf, Franz Seidel, Karl Heinrich<br />

gesamt: 17 Personen, eine Familie mit 5 Angestellten und 3 Studenten.<br />

Adressbuch 1862:<br />

in 203:<br />

Zeuner, Nadlermstr.<br />

Adressbuch 1865:<br />

in 203:<br />

185


Zeuner´sches Haus, Markt<br />

Hintze, F., Rentier;<br />

Zimmermann, Böttchers-Frau<br />

≤1875-1905 Henriette Zeuner<br />

Henriette Zeuner ist Gastwirtswitwe und Besitzerin der „Sonne“. Sie ist die Witwe<br />

des Nadlermeisters Zeuner und hat daher das Haus geerbt.<br />

Noch auf einer Abbildung (Abb. 35) vom Anfang des 20. Jahrhunderts sind bei diesem<br />

Gebäude Vorhangbogenfenster bis zur dritten Etage zu erkennen. Ob diese<br />

identisch mit den Vorhangbogenfenstern des Spätmittelalters sind bzw. ob sie die<br />

ganze Zeit sichtbar waren, ist ungeklärt.<br />

Adressbuch 1875, 1879:<br />

in 203:<br />

Zeuner, Henriette, Gastw.-Witwe<br />

Adressbuch 1881; Foto aus Stadtmuseum:<br />

in 203:<br />

Zeuner, Henr., wohnt in Nr. 222 = Sonne!;<br />

Hinze, F., Rentier;<br />

Otto, Eduard, Nadler;<br />

Winser, Aug., Buchbinder;<br />

Geiling, Herm., Schlosser;<br />

Schneider, S., ledig, Näherin;<br />

Böhm, B., Dekorationsmaler<br />

Adressbuch 1883:<br />

in 203:<br />

Zeuner, Henriette, Witwe;<br />

Otto, Eduard, Drahtwarenfabrik;<br />

Winser, Aug., Buchbinder;<br />

Dämmrich, F. Kutscher<br />

Adressbuch 1886:<br />

in 203!:<br />

Otto, Ed., Drahtwarenfabrikant;<br />

Lorentz, P., Schriftsteller u. Redakteur;<br />

Winser*, Aug., Buchbindermstr.;<br />

Dämmrich, Ernst, Kutscher<br />

Das in diesem Jahr Herr Ott als Hausbesitzer genannt wird, liegt möglicherweise<br />

an dem anderen Wohnsitz der Frau Zeuner. Da aber bereits im<br />

darauffolgenden Jahr wieder ihr Name genannt wird, kann es sich nur um<br />

einen zeitgenössischen Fehler handeln.<br />

Adressbuch 1887:<br />

in Kl. Rathausgasse 1!:<br />

Zeuner, Henriette, Gastwirthswitwe (wohnt Löbdergraben Nr.<br />

4=Hinterhaus der „Sonne“)<br />

Otto, Ed., Drahtwarenfabrikant;<br />

Winser*, Aug., Buchbindermstr.;<br />

Dämmrich, Ernst, Postkutscher<br />

Adressbuch 1889:<br />

Zeuner, H. Gastwirthswitwe;<br />

Otto, Ed. Drahtwaren-Fabrikant;<br />

Winser, Buchbindermstr.<br />

Adressbuch 1893:<br />

Zeuner, Henr., Gastwirths-Witwe;<br />

Carlmann, C. Blumenhandlung;<br />

Barth, Louise, Witwe;<br />

Kogel, Amelie, Witwe;<br />

Hagelganz, Anna, Kantorswitwe;<br />

Fuchs, Auge., Hebamme;<br />

186


Dämmrich, Ernst, Postillion<br />

Adressbuch 1895:<br />

Zeuner, Henr., Gastwirths-Witwe;<br />

Carlmann, C. Blumenhandlung;<br />

Kogel, Am., Witwe;<br />

Brefort, Wilh., Kfm.;<br />

Schulze, Paula, geschiedene;<br />

Dämmrich, Ernst, Landbriefträger<br />

Adressbuch 1897:<br />

Zeuner, Henr., Gastwirths-Witwe;<br />

Carlmann, C. Blumenhandlung;<br />

Brefort, Wilh., Kfm.;<br />

Schulze, Paula, geschiedene;<br />

Clauder, Otto, Postillion<br />

Adressbuch 1899:<br />

Zeuner, Henr., Gastwirths-Witwe;<br />

Carlmann, C. Blumenhandlung;<br />

Brefort, Wilh., Kfm.;<br />

Clauder, Otto, Postillion<br />

Adressbuch 1900:<br />

Zeuner, Henr., Gastwirths-Witwe;<br />

Carlmann, C. Blumenhandlung;<br />

Brefort, Wilh., Kfm.;<br />

Clauder, Otto, Postillion;<br />

Kogel, Ed., Lehrer;<br />

Halbritter, Joh., Arbeiterin<br />

Adressbuch 1901:<br />

Zeuner, Henr., Gastwirths-Witwe;<br />

Carlmann, C. Blumenhandlung;<br />

Clauder, Otto, Postillion;<br />

Kogel, Ed., Lehrer;<br />

Halbritter, Joh., Arbeiterin;<br />

Blasek, Marie, Arbeiterin<br />

Adressbuch 1902:<br />

Zeuner, Henr., Gastwirths-Witwe;<br />

Carlmann, C. Blumenhandlung;<br />

Kogel, Ed., Lehrer;<br />

Dämmrich, Ernst, Postschaffner;<br />

Brendel, Edm., opt. Hilfsarbeiter;<br />

Voland, Emil, Arbeiter<br />

Adressbuch 1904:<br />

Zeuner, Henr., Gastwirths-Witwe;<br />

Carlmann, C. Blumenhandlung;<br />

Kogel, Ed., Lehrer;<br />

Dämmrich, Ernst, Postschaffner;<br />

Brendel, Edm., opt. Hilfsarbeiter;<br />

Barsch, Paul, Maler;<br />

Voland, Emil, Arbeiter<br />

Adressbuch 1905:<br />

Zeuner, Henr., Gastwirths-Witwe;<br />

Carlmann, C. Blumenhandlung;<br />

Kogel, Ed., Lehrer;<br />

Dämmrich, Ernst, Postschaffner;<br />

Mai, Willy, Schlosser;<br />

Brendel, Edm., opt. Hilfsarbeiter;<br />

Voland, Emil, Arbeiter;<br />

187


Morgenroth, Gustav, Arbeiter<br />

1906-≥1914 Stadtgemeinde Jena<br />

Adressbuch 1906:<br />

Stadtgemeinde Jena;<br />

Sperber, Karl, Töpfermstr., Porzellan- und Glaswarenhandlung (Laden<br />

Markt);<br />

Diete, Paul, Schneider;<br />

Otto, Julie; Arbeiterin;<br />

Kogel, Ed., Lehrer;<br />

Dämmrich, Ernst, Postschaffner;<br />

Mai, Willy, Schlosser;<br />

Brendel, Edm., opt. Hilfsarbeiter<br />

Adressbuch 1907:<br />

Stadtgemeinde Jena;<br />

Sperber, Karl, Töpfermstr., Porzellan- und Glaswarenhandlung (Laden<br />

Markt);<br />

Otto, Julie; Arbeiterin;<br />

Kogel, Ed., Lehrer;<br />

Dämmrich, Ernst, Postschaffner;<br />

Mai, Willy, Schlosser;<br />

Brendel, Edm., opt. Hilfsarbeiter<br />

Adressbuch 1908:<br />

Stadtgemeinde Jena;<br />

Sperber, Karl, Töpfermstr., Porzellan- und Glaswarenhandlung (Laden<br />

Markt);<br />

Otto, Julie; Arbeiterin;<br />

Kogel, Ed., Lehrer;<br />

Dämmrich, Ernst, Postschaffner;<br />

Brendel, Edm., opt. Hilfsarbeiter;<br />

Titel, Otto, Kolporteur;<br />

Glaser, Lina, Witwe<br />

Adressbuch 1909:<br />

Stadtgemeinde Jena;<br />

Sperber, Karl, Töpfermstr., Porzellan- und Glaswarenhandlung (Laden<br />

Markt);<br />

Kogel, Ed., Lehrer;<br />

Zipfel, Ernst, Hilfsarbeiter;<br />

Brendel, Edm., opt. Hilfsarbeiter;<br />

Brendel, Emma, Ehefrau, Massiererin;<br />

Glaser, Lina, Witwe<br />

Adressbuch 1910:<br />

Stadtgemeinde Jena;<br />

Sperber, Karl, Töpfermstr., Porzellan- und Glaswarenhandlung (Laden<br />

Markt);<br />

Knabe, Aug., Witwe;<br />

Brendel, Edm., mechan. Hilfsarbeiter;<br />

Brendel, Emma, Ehefrau, ärztl. geprüfte Masseuse;<br />

Glaser, Lina, Witwe<br />

Adressbuch 1911, 1912:<br />

Stadtgemeinde Jena;<br />

Sperber, Karl, Töpfermstr., Porzellan- und Glaswarenhandlung (Laden<br />

Markt);<br />

Knabe, Aug., Witwe;<br />

Brendel, Edm., mechan. Hilfsarbeiter;<br />

Brendel, Emma, Ehefrau, ärztl. geprüfte Masseuse;<br />

Glaser, Lina, Witwe;<br />

188


Keßler, Alfred, Tiefbauarbeiter<br />

Adressbuch 1913:<br />

Stadtgemeinde Jena;<br />

Knabe, Aug., Witwe;<br />

Brendel, Edm., mechan. Hilfsarbeiter;<br />

Brendel, Emma, Ehefrau, ärztl. geprüfte Masseuse;<br />

Lemmer, Paul, Schlosser;<br />

Obstfelder, Ernst, Bauarbeiter;<br />

Hertel, Paul, Bahnwärter<br />

Glaser, Lina, Witwe<br />

Adressbuch 1914:<br />

Stadtgemeinde Jena;<br />

Knabe, Aug., Witwe;<br />

Brendel, Edm., mechan. Hilfsarbeiter;<br />

Brendel, Emma, Ehefrau, ärztl. geprüfte Masseuse;<br />

Hertel, Paul, Bahnwärter<br />

Glaser, Lina, Witwe<br />

189


Kleine Rathausgasse 3<br />

≤1519-≥1526 Heinz Fritzsch<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 82): Heinz(1) Fritzsch, 1506-1533 erwähnt; Haus am<br />

Markt und in Nollendorf, Grundbesitz von Tizel(2) Fritzsch, der Gewandschneider<br />

war (= sein Vater?) geerbt; Besitzfolger sind Sohn Wolf und Magister Althenne, der<br />

seine Witwe heiratete; ist als Ratsmann und Richter erwähnt.<br />

Schwörbuch v. 1519, S. 110: „Seyn Haus, das forderteil l. u. z. Heintz<br />

Topffer, das hinder ist marckrecht gehit vom gerichte zu lehn“, zahlt<br />

auch für ein Haus unter den Fischern(?), für fahrende Habe und Grundbesitz.<br />

Schwörbuch v. 1526, S. 103: „Sein Haus l. u. z. der Heinz Topffern“;<br />

auch Wolfgang Fritzsch ist hier bei seinem Vater mit genannt.<br />

Der genannte Heinz Töpfer könnte der zwischen 1484 und 1521 erwähnte<br />

Gewandschneider und Amtsschösser Heinz Töpfer sein, von dem bekannt<br />

ist, dass er ein Haus mit Einfahrt am Markt besaß. (Nach Apel, Einwohner,<br />

S. 49f.) Nach den hier vorliegenden Forschungen handelt es sich um Markt<br />

19.<br />

≤1533-≥1554 Wolff/Wolfgang Fritzsch<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 83), 1526-1559 erwähnt; Sohn des Heinz Fritzsch, die<br />

Marx Althenne ist seine Stiefmutter, die Franz Münzmeistern ist seine Großmutter,<br />

seine Söhne sind Wolf und Heinz; zahlt bei seiner Hochzeit Strafe, weil er zu viele<br />

Gäste hatte.<br />

Schwörbuch v. 1533, S. 118: „ein Haus am Markte“.<br />

Auch seine Mutter, die Heinz Fritzschen, ist unter den Steuerzahlern<br />

erwähnt, allerdings ohne Haus, vielleicht wohnt sie bei ihrem Sohn.<br />

Schwörbuch v. 1540, S. 114: „Sein Haus neben Bürgermeister Wolf Kalbitz<br />

l. und z. Anna Töpffers Kindern“, zahlt für fahrende Habe.<br />

In der Türkensteuer von 1542 ist das Wohnhaus mit 300 Schock angeschlagen.<br />

W. Fritzsch beschäftigt 1542 eine Magd. Er ist insgesamt mit<br />

667 Schock angeschlagen und liegt damit an 17. Stelle der unter dem<br />

Marktbezirk aufgeführten 40 Hausbesitzer.<br />

Schwörbuch v. 1547, S. 100: „Sein wonhaus neben Bürgermeister Wolff<br />

Kalbitz l. und z. der Andreas Töpferin“, zahlt für fahrende Habe.<br />

Stubentaxe v. 1554/Taxierung der (an Studenten) vermietbaren Stuben:<br />

Vorderstube und eine Kammer auf 8fl. taxiert.<br />

1556 Nicol Brayting, Eisenhändler<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 28): 1554-1560 erwähnt; Eisenkrämer; zugezogen.<br />

Schwörbuch v. 1556, S. 127: sein Wohnhaus „an der Ecke neben D. Johann<br />

Schroeter“, zahlt für Handel.<br />

1572 Thilo Maltzsack, Eisenhändler<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 176): Thilomannus Malzacker, 1571-1585 erwähnt;<br />

treibt Handel mit Eisenkram.<br />

Schwörbuch v. 1572, S. 196: „Sein Wonhaus bewohnt er selbst“(?); zahlt<br />

für […]handel, Eisenkram, fahrende Habe und Hüterlohn.<br />

190


1585 Die Thileman Maltzsackin<br />

Schwörbuch v. 1585, S. 208: „Ir Wonhaus uffm Marckte. Das Förderhaus<br />

l. Barbara Topffers 2(?) alte Schock Erbzins. Ir Hinterhaus l. dem gericht,<br />

zinst nichts, Ist Marckrecht“; zahlt für Handel, Eisenkram und fahrende<br />

Habe.<br />

? (vor 1630?) Liborius Hofstedter, Barbier<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 125): 1613-30 erwähnt, Barbier auf dem Markt, will<br />

Backofen in sein Haus einbauen, verzichtet aber später darauf.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 61<br />

? Michael Fiedtler<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 349 u. Geschossbuch v. 1687.<br />

≤1668-≥1687 Andreas Jacob Hertel, Krämer<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 349: „Andreas Jacob Hertel.<br />

Ein Wohnhauß zusambt dem Hinterhauße neben dem Gäßlein undt D.<br />

Bechmannen, lehnet dem gerichten undt zinst d. gerichten 40 g. F. Michael<br />

Fiedtlern antea Liborio Hofstedtern.“<br />

Wird veranschlagt mit 135 Schock für das Haus und<br />

für „Gewürtz undt Weiße Leinwandthandlung“ mit 100 Schock.<br />

Güterbuch v. 1669, S. 508: „H. Andreß Jacob Hertell.<br />

Ein Wohnhauß am Marckte, neben dem eselsgäßlein, und an H. D. Bechmanns,<br />

l. den F. Stadtgerichten, zinßet nichts, ist Marckrecht, zinßet auch<br />

den Fohmannischen oder [Seil…schen] E. 1f 19 g.<br />

F. Libory Hofsteters.“<br />

insgesamt 9,25 Acker (263,6 a =2,636 ha), davon 6,75 Acker Weinwachs,<br />

2 Krautländer, 0,5 Acker Wiese<br />

dazu 5,5 Gärten, 2 Scheunen und ein Scheunenplatz, 1 Hausplatz.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 61: „H. Andreas Jacob Hertel.<br />

Ein Wohnhauß am Marckte neben dem Gäßlein und H. Doct. Bechmann,<br />

L. den Fürstl. Stadtgerichten, Zinßet nichts, Ist Marckrecht, Zinßet auch<br />

denen Fohmannischen oder Heilischen Erben. 1 R 19 gl. itzo E.E. Rathe.<br />

F. Liborii Hofstedters.“<br />

Geschossbuch v. 1687, S. 244: „H. Andreas Jacob Hertel, Crahmer. Ein<br />

Wohnhaus zu samt dem Hinterhaus neben dem Gäslein und D. Bechmannen<br />

lehnet den Gerichten und zinset dem Rath 40 gl. F. Michael Fiedlern.“<br />

veranschlagter Hauswert: 100 Schock (seit dem letzten Anschlag gefallen)<br />

1698 Georg Anton Zimmermann<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 61: „Herr [Georg] Ant. Zimmermann (5. Jan.<br />

1698 zugeschrieben)“<br />

1702 Magister (Johann Christian) Gnüge, Konsistorialassessor, Pfarrer<br />

Laut Spangenberg, Handbuch (S. 37), ist Magister Johann Christian Gnüge Fürstlich-Eisenachischer<br />

Consist.-Assessor und Pfarrer an St. Michael. Sein Sohn Friedrich<br />

Andreas Gottlieb Gnüge ist Dr. jur., Professor und Hofgerichtsadvokat (geb.<br />

1712, gest. 1756 in Jena)<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 156: „H. M. Gnügen (18. Aug. 1702).<br />

Ein Haus am Marckten neben Joh. George Neubergern, […] den F. Stadtgerichten,<br />

zinßet nichts, ist Marckrecht, it E.E. Rathe. F. H. Joh. Heinr.<br />

Zimmermanns E. den 25. 9br. 170[1]“<br />

1756 Susanne Marie Gnüge<br />

Laut Spangenberg, Handbuch (S. 36), war Friedrich Andreas Gottlieb Gnüge Dr. jur.,<br />

Professor und Hofgerichtsadvokat und starb am 25. 2. 1756.<br />

Seine Witwe Susanne Marie, geb. Schmidt (geb. 1720, gest. 1803) heiratete den Professor<br />

und Konsistorialrat Christian Friedrich Polz (Angaben vom Polz´schen Erbbegräbnis<br />

auf dem Johannisfriedhof, Abb. 68).<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 156: „Fr. Prof. Gnügin (d. 2. Decembr. 1756)“<br />

191


1785 (Christian Friedrich) Polz, Professor, Konsistorialrat<br />

Christian Friedrich Polz (geb. 1714, gest. 1782), laut Spangenberg, Handbuch (S.<br />

202), „H. Weimar. Consistorial-Rath und der Gottesgelahrtheit, wie auch der Logik<br />

und Metaphysik ordentl. öffentl. Lehrer in Jena“, gestorben am 2. 12. 1782, bzw.<br />

dessen Witwe. Vgl. Abb. 68.<br />

Wiedeburg, Beschreibung, 1785, S. 263: „am Eck des Markt-Gässleins:<br />

das Polzische, sonst Gnügische, vordem Hertelische“<br />

1810 Johann Christian Stark, Medizinprofessor<br />

Laut ADB, Bd. 35, Leipzig 1893 (S. 409f): *13.1.1753 bei Apolda, †11.1.1811; studierte<br />

in Jena bei Prof. Neubauer die Geburtshilfe, wurde 1777 in hier zum Dr. promoviert<br />

und bereits 1779 zum außerordentlichen Professor ernannt. Nach einem<br />

erfolgreichen Kaiserschnitt wurde er 1884 zum ordentlichen Professor und Leiter<br />

der Entbindungsanstalt (Accouchierhaus) ernannt. Stark war Leibarzt Friedrich<br />

Schillers und ein bekannter klinischer Arzt. Er gab als erster 1784 klinische Berichte<br />

aus einem Entbindungsinstitut heraus.<br />

Porträt in Sammlung der Universität vorhanden.<br />

Johann Christian Stark heiratete Louise Stark, geb. Polz (geb. 1763, gest. 1832), die<br />

Tochter von Christian Friedrich Polz (Angaben vom Polz´schen Erbbegräbnis auf<br />

dem Johannisfriedhof, Abb. 68)<br />

Einwohnerliste 1810 (Steuerliste):<br />

in 214:<br />

„Herr Geh. Hofrath Stark.<br />

Par Terre: Auditorium, Waschhauß u. Pferde Stall<br />

1. Etage: Meine Frau mit Familie und Gesinde (1 Mann, 1 Weib, 3 Söhne<br />

(21, 19, 12 J.), 2 Töchter (22 u. 10 Jahre), 1 Kutscher, 1 Jungfer Magd) /<br />

unter Akademischer Jurisdiktion<br />

2. Etage: Ich u. mein Expedtians [Jener] nebst <strong>Bibliothek</strong>., Lehrer u. Praktizierer<br />

(58? J.)<br />

3te Etage: Mein ältester Sohn, studiert und übt sich in der Praxis (21 J.)<br />

Hinterhaus: Mein zweiter Sohn, studiert Theologie (19 J.)“<br />

≤1821-≥1828 Louise Stark, Professoren- und Hofratswitwe<br />

(geb. 1763, gest. 1832) Offenbar war das Haus ihr Elternhaus, da sie eine geborene<br />

Poltz war.<br />

Einwohnerliste 1821, S. 22:<br />

in 214:<br />

Friederike Stark, Geh. Hofraths Witwe, 58 J.<br />

Kinder: Amalie Stark, 21 J.<br />

2 Söhne abwesend, ergänzt: Christian Friedrich, 29 J., Aug.<br />

Const., 22 J.<br />

Johanne Linkin, Magd, 25 J.<br />

Entwurf des Katasters zur Brandversicherung 1828:<br />

in 204:<br />

„Frau Geheime Hofräthin Stark, geb. Poltz“.<br />

Wohnhaus mit bewohnbaren Seitengebäuden.<br />

Schätzwert gesamt: 1075 Taler.<br />

1835 Heinrich Carl, Herrmann Friedrich, Elisabeth und Laura Amalia Ortloff<br />

Brandkataster 1835:<br />

in 204:<br />

Heinrich Carl, Herrmann Friedrich, Elisabeth und Laura Amalia Ortloff[?].<br />

Wohnhaus mit bewohnbaren Neben- und Hintergebäuden.<br />

Schätzwert insgesamt: 3450 Taler.<br />

≤1846-≥1850 Heimbach, Oberappellationsrat<br />

Einwohnerliste 1846-50:<br />

in 204:<br />

Oberapellationsrath Heimbach<br />

192


≤1858-≥1881 Ludwig Reppe, Kammmachermeister<br />

Acta v. 1858, S. 133:<br />

in 204:<br />

Reppe, Kammmacher (1 Mann, 1 Frau, 1Junge, 2 Mädchen; 3 Gehilfen/Lehrlinge)<br />

Professor Hilgenfeld (1 Mann, 2 Frauen über 14, 1 Mädchen, 1 Junge)<br />

Witwe Paarmann (2 Frauen über 14)<br />

Studenten Gust. von Bibra und Gust. Keppe<br />

Moritz Rud, Banquier (2 Männer über 14)<br />

Fräul. Maria Reichert<br />

gesamt: 20 Personen<br />

Adressbuch 1862:<br />

in 204:<br />

Reppe, Kammmachermstr.;<br />

Hilgenfeld, Dr. Prof.;<br />

Moritz, Banquier<br />

Adressbuch 1865:<br />

in 204:<br />

Reppe, L., Kammfabrik.;<br />

Moritz, R., Banquier;<br />

Aßmann, J., Rentier;<br />

Labes, Dr. E., Collaborateur;<br />

Zimmermann, F., Strumpfwirkermstr.<br />

Adressbuch 1875:<br />

in 204:<br />

Reppe, Ludw., Kammmacher<br />

Adressbuch 1879:<br />

in 204:<br />

Reppe, Ludwig, Bürstenfabrikant<br />

Adressbuch 1881:<br />

in 204:<br />

Reppe, Ludwig, Bürstenmacher;<br />

Reppe, Johanne, Weißwarenhändlerin<br />

1883-1886 K. L. Reppe<br />

Sohn oder derselbe wie der vorige?<br />

Adressbuch 1883:<br />

in 204:<br />

Reppe, K. L., Kammmacher;<br />

Reppe, Joh., Frl., Weißwarengeschäft;<br />

Herfurth, Jul., Tischler;<br />

Netz, Tischlerswitwe;<br />

Linde, Aug., Klempnergeselle<br />

Adressbuch 1886:<br />

in 204:<br />

Reppe*, K., Kamm- und Bürstenfabrikant;<br />

Brandt, Frieder., Witwe;<br />

Herzog, Eva, Witwe, Näherin;<br />

Nicolai, Joh., Gemüsehändlerin;<br />

Eckardt* K., Webermstr.<br />

1887-≥1889 Eleonore Reppe, Bürstenmacherwitwe<br />

Adressbuch 1887:<br />

in Kl. Rathausgasse 3:<br />

Reppe, Eleon., Bürstenmacherwitwe;<br />

Reppe, Joh., Frl., Weißwarenhändlerin;<br />

Brand, Frieder., Zigarrenhändlerwitwe<br />

193


Adressbuch 1889:<br />

Reppe, El., Bürstenmacherswitwe;<br />

Reppe, J. Frl., Weißwarengeschäft;<br />

Herzog, E., Schuhmacherswitwe;<br />

Merz, M., Schlosser;<br />

Schmidt, F. Kutscher;<br />

Müller, A., Assistenzarzt<br />

≤1893-≥1914 Franz Reppe, Bürstenmachermeister, Spielwarengeschäftsinhaber<br />

(geb. 1865, gest. 1914), Familiengrabstätte auf dem Nordfriedhof, Abb. 71.<br />

Adressbuch 1893:<br />

Reppe, Frz., Bürstenmachermstr.;<br />

Reppe, J., Frl., Weißwarengeschäft;<br />

Müller, Clementine;<br />

Herzog, E., Schuhmacherswitwe;<br />

Reifarth, Aug., Witwe;<br />

Fleck, Jul., Schuhmachermstr.;<br />

Loth, Rich., Schneidermstr.<br />

Adressbuch 1895:<br />

Reppe, Frz., Bürstenbindermstr.;<br />

Reppe, J., Frl., Weißwarengeschäft;<br />

Kötzner, Ali, Kutscher;<br />

Gräfe, Franz, Optiker;<br />

Krugenberg, Ed., Bahnarbeiter;<br />

Walther, Wilh., Maler;<br />

Herzog, E., Schuhmacherswitwe;<br />

Reifarth, Aug., Witwe<br />

Adressbuch 1897, 1899:<br />

Reppe, Frz., Bürstenbindermstr.;<br />

Reppe, J., Frl., Weißwarengeschäft;<br />

Gräfe, Franz, Optiker;<br />

Krugenberg, Ed., Bahnarbeiter;<br />

Walther, Wilh., Maler;<br />

Herzog, E., Schuhmachers-Witwe;<br />

Reifarth, Aug., Witwe;<br />

Scheide, Aug., Witwe<br />

Adressbuch 1900:<br />

Reppe, Frz., Spielwarengeschäft;<br />

Reppe, J., Frl., Weißwarengeschäft;<br />

Reppe, Karl, Bürstenmacher;<br />

Scharf, Herm., Arbeiter;<br />

Müller, Walter, Vers.-Beamter;<br />

Gräfe, Franz, Optiker;<br />

Krugenberg, Ed., Arbeiter;<br />

Walther, Wilh., Maler;<br />

Herzog, E., Schuhmachers-Witwe;<br />

Scheide, Aug., Witwe<br />

Adressbuch 1901:<br />

Reppe, Frz., Spielwarengeschäft;<br />

Reppe, J., Frl., Weißwarengeschäft;<br />

Gräfe, Franz, Optiker;<br />

Walther, Wilh., Maler;<br />

Herzog, E., Schuhmachers-Witwe;<br />

Scheide, Aug., Witwe;<br />

Keßler, Franz, Arbeiter<br />

Adressbuch 1902:<br />

Reppe, Frz., Spielwarengeschäft;<br />

194


Pretzsch, E., Weißwarengeschäft (wohnt, Talstr. 111);<br />

Gräfe, Franz, Optiker;<br />

Walther, Wilh., Maler;<br />

Herzog, E., Schuhmachers-Witwe;<br />

Scheide, Aug., Witwe;<br />

Keßler, Franz, Arbeiter<br />

Adressbuch 1904:<br />

Reppe, Frz., Spielwarengeschäft;<br />

Pretzsch, E., Weißwarengeschäft (wohnt, Engelstr. 14);<br />

Walther, Wilh., Maler;<br />

Herzog, E., Schuhmachers-Witwe;<br />

Scheide, Aug., Witwe;<br />

Kober, Herm., Arbeiter;<br />

Gerstenberger, Emil, Wagenführer;<br />

Herzer, Anna, Witwe<br />

Adressbuch 1905:<br />

Reppe, Frz., Spielwarengeschäft;<br />

Pretzsch, E., Weißwarengeschäft (wohnt, Engelstr. 14);<br />

Walther, Wilh., Maler;<br />

Herzog, E., Schuhmachers-Witwe;<br />

Scheide, Aug., Witwe;<br />

Kober, Herm., Arbeiter;<br />

Gerstenberger, Emil, Wagenführer;<br />

Herzer, Anna, Witwe;<br />

Koppe, Laura, Ehefrau<br />

Adressbuch 1906:<br />

Reppe, Frz., Spielwarengeschäft;<br />

Pretzsch, E., Weißwarengeschäft (wohnt, Engelstr. 14);<br />

Walther, Wilh., Maler;<br />

Scheide, Aug., Witwe;<br />

Kober, Herm., Arbeiter;<br />

Gerstenberger, Emil, Wagenführer;<br />

Herzer, Anna, Witwe;<br />

Koppe, Laura, Ehefrau;<br />

Göttmann, Gustav, Kellner<br />

Adressbuch 1907, 1908:<br />

Reppe, Frz., Spielwarengeschäft;<br />

Pretzsch, E., Weißwarengeschäft (wohnt, Engelstr. 14);<br />

Walther, Wilh., Maler;<br />

Gerstenberger, Emil, Schuhmacher;<br />

Herzer, Anna, Witwe;<br />

Koppe, Laura, Ehefrau;<br />

Göttmann, Gustav, Kellner;<br />

Fuchs, Eduard, Arbeiter<br />

Adressbuch 1909:<br />

Reppe, Frz., Spielwarengeschäft;<br />

Pretzsch, E., Weißwarengeschäft (wohnt, Goethestr. 14);<br />

Gerstenberger, Emil, Schuhmacher;<br />

Herzer, Anna, Witwe;<br />

Koppe, Laura, Ehefrau;<br />

Göttmann, Gustav, Kellner;<br />

Fuchs, Eduard, Arbeiter;<br />

Kranig, Robert, Glasarbeiter<br />

Adressbuch 1910:<br />

Reppe, Frz., Spielwarengeschäft;<br />

Pretzsch, E., Weißwarengeschäft (wohnt, Goethestr. 14);<br />

195


Gerstenberger, Emil, Schuhmacher;<br />

Brandt, Herm., Buchhändler;<br />

Amsel, Karl, Bautechniker;<br />

Koppe, Laura, Ehefrau;<br />

Göttmann, Gustav, Kellner;<br />

Fuchs, Eduard, Arbeiter;<br />

Kranig, Robert, Glasarbeiter<br />

Adressbuch 1911:<br />

Reppe, Frz., Spielwarengeschäft;<br />

Pfeifer, Henr., Witwe, Weißwarengeschäft;<br />

Pfeifer, Louis, Optiker;<br />

Gerstenberger, Emil, Schuhmacher;<br />

Brandt, Herm., Buchhändler;<br />

Amsel, Karl, Bautechniker;<br />

Koppe, Laura, Ehefrau;<br />

Göttmann, Gustav, Kellner;<br />

Fuchs, Eduard, Arbeiter;<br />

Kranig, Robert, Glasarbeiter<br />

Adressbuch 1912:<br />

Reppe, Frz., Bürsten-, Kamm- u. Spielwarengeschäft;<br />

Pfeifer, Henr., Witwe, Weißwarengeschäft;<br />

Pfeifer, Louis, Optiker;<br />

Gerstenberger, Emil, Schuhmacher;<br />

Brandt, Herm., Buchhändler;<br />

Fuchs, Eduard, Arbeiter;<br />

Göttmann, Gustav, Kellner;<br />

Koppe, Laura, Ehefrau;<br />

Kranig, Robert, Arbeiter<br />

Adressbuch 1913:<br />

Reppe, Frz., Bürsten-, Kamm- u. Spielwarengeschäft;<br />

Pfeifer, Henr., Witwe, Weißwarengeschäft;<br />

Gerstenberger, Emil, Schuhmacher;<br />

Brandt, Herm., Buchhändler;<br />

Fuchs, Eduard, Arbeiter;<br />

Göttmann, Gustav, Kellner;<br />

Boese, Hermann, Maurer;<br />

Koppe, Laura, Ehefrau<br />

Adressbuch 1914:<br />

Reppe, Frz., Bürsten-, Kamm- u. Spielwarengeschäft;<br />

Pfeifer, Henr., Witwe, Weißwarengeschäft;<br />

Gerstenberger, Emil, Schuhmacher;<br />

Brandt, Herm., Buchhalter;<br />

Fuchs, Eduard, Arbeiter;<br />

Koppe, Laura, Ehefrau;<br />

Einsdorf, Julius, Arbeiter<br />

196


Markt 3<br />

Mitte des 13. Jh. Zum Markt orientierter Steinbau von ca. 11 x 11m über älteren Befunden aus<br />

dem 12. und frühen 13. Jh.<br />

Entstehung und Wandel, Scherf, S. 82f.<br />

Ende 13./Anf. 14. Jh. Nach Auskunft des Stadtarchäologen Matthias Rupp bestand das Grundstück<br />

Markt 3 im Spätmittelalter aus ursprünglich zwei Parzellen mit zwei getrennten<br />

Gebäuden. Das nördliche Haus stand giebelständig, das südliche Haus traufständig<br />

zum Markt. Es handelte sich jeweils um Fachwerkbauten über massiven Erdgeschossen.<br />

Nach der Analyse von Bildquellen wird die Zusammenlegung der<br />

Häuser in das 16. Jahrhundert datiert.<br />

(1519 Die Celiax Mullerin?)<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 188): Ciriax/Ciliax Müller, um 1505-1516 erwähnt; Böttcher;<br />

seine Witwe hat Haus am Markt; Besitzfolger Wolf Kalbitz?<br />

Schwörbuch v. 1519, S. 107: „Ir Hauß ist marckrecht“, zahlt für Grundstücke<br />

und fahrende Habe.<br />

1526-1547 Wolf Kalbitz/Kalbs, Tuchmacher<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 136): Wolf Kalbitz, 1519-1547 erwähnt; Tuchmacher;<br />

Haus in der Brüdergasse, seit 1525 auf dem Markt, besitzt auch ein Färbhaus;<br />

mehrfach Bürgermeister.<br />

Schwörbuch v. 1526, S. 119: „Sein Hauß ist marcktrecht zinst nichts“.<br />

Schwörbuch v. 1533, S. 120: „Sein Hauß Ist Marckrecht“, zahlt für werbenden(?)<br />

Handel.<br />

Schwörbuch v. 1540, S. 115: „Sein wonhaus neben Andres Springer lehent<br />

vom gericht zinst nichts“, zahlt für fahrende Habe.<br />

In der Türkensteuer von 1542 ist das Wohnhaus mit 400 Schock angeschlagen.<br />

Das ist, gemeinsam mit dem Anschlag für die Häuser von Geiselmann<br />

(Markt 8) und Zimmermann (Markt 23), der dritthöchste Anschlag<br />

für ein Markthaus. W. Kalbitz ist insgesamt mit 802 Schock angeschlagen<br />

und liegt damit an 12. Stelle der unter dem Marktbezirk aufgeführten<br />

40 Hausbesitzer.<br />

Schwörbuch v. 1547, S. 100: „Sein wonhaus neben Andres Springer lehnet<br />

vom gerichte zinst nichts“, zahlt für fahrende Habe.<br />

1554 Gunter Kalbitz<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 136) Günther Kalbitz = Sohn von Wolf Kalbitz.<br />

Stubentaxe v. 1554/Taxierung der (an Studenten) vermietbaren Stuben:<br />

„Gunter Kalbitz Behaussung so der Herr Victorinus Innen hatt (Strigel?)<br />

sampt 2 Stuben (,) Cammern und andern gemachen Ist uff 15fl. taxirt.<br />

So Ihme die [Speise]kammer Im Hoff auch Eingereumet wirdt sol<br />

Ihme 16fl. gegeben werden.“<br />

1556-mind. 1559 Johann(es von) Schröter, Medizinprofessor<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 242): Prof. der Medizin, erster Rektor der Universität Jena,<br />

1554-1593 erwähnt; wohnt 1554 in der Johannisgasse, ab 1556 bis mindestens<br />

1559 am Markt (Steuerregister der Stadt Jena von 1559), dazu Haus in der Jenergasse,<br />

die Rasenmühle, ab 1572 Haus in der Löbdergasse.<br />

197


Laut Max STEINMETZ & al. (Hg.), 1958, Bd. 1 (S. 47), wurde Schröter „1513 in<br />

Weimar als Sohn eines Bürgermeisters geboren, besuchte […] später die Domschule<br />

zu Naumburg. In Wittenberg begann er seine Studien in Mathematik und<br />

Philosophie. Hier war er Hausgenosse Melanchthons und Freund Luthers. 1545<br />

finden wir ihn in Wien. Hier studierte er Medizin, unterbrach jedoch sein Studium<br />

und wurde Rektor der Provinzialschule in Wien. 1549 studierte er in Padua bei<br />

Montanus weiter. 1551 kehrte er nach Wien zurück und promovierte hier 1552 zum<br />

Dr. med. Kurze Zeit später ist er Leibarzt bei dem späteren Kaiser Ferdinand. In<br />

Wien heiratet er auch die Witwe des kaiserlichen Kanzlers Petri. Seine Berufung<br />

nach Jena ist auf eine Begegnung mit dem gefangenen Johann Friedrich dem Großmütigen<br />

1552 in Villach zurückzuführen, der ihn dann 1553 als Leibarzt und Medizinprofessor<br />

nach Jena berief. Schröter galt als großer Organisator. 39 Jahre wirkte<br />

er als Professor der Medizin und bekleidete neunmal das Amt des Rektors. Er war<br />

der erste Rektor der neuen Universität. Aus seinen Schriften geht nicht hervor, daß<br />

er auch ein großer Wissenschaftler war: `Er hat weder viel noch Bedeutendes geschrieben.´<br />

Von den Zeitgenossen wird vor allem seine verantwortungsvolle Wirksamkeit<br />

als praktischer Arzt hervorgehoben. Als 1566 in Jena die Pest ausgebrochen<br />

war und fast alles aus der Stadt floh, blieb Schröter in Jena und half, wo er konnte."<br />

Laut Hallof, Inschriften (S. 92f), befand sich Schröters Epitaph bis 1871/75 an der<br />

Südwand des Chores. Im unteren Teil des Epitaphs war die Taufe Christi, darüber<br />

seine Himmelfahrt dargestellt. Als oberer Abschluss diente ein Engel mit einer<br />

Waage auf dem Wappen Schröters. Dieses Wappen (ein Hirschkäfer = Schröter) ist<br />

im Stadtmuseum Jena erhalten. Aus der Inschrift geht sein Todestag, der 31. März<br />

1593, hervor. Gestiftet wurde das Epitaph von seinen ihn überlebenden Kindern.<br />

Laut Hallof, Inschriften (S. 60f), gab es in der Stadtkirche an einem Pfeiler ein Epitaph<br />

für die erste Frau Johann Schröters Ursula, geb. Großhaupt (Capito), die in erster<br />

Ehe mit dem Wiener Kanzler von Petri verheiratet war. Das Epitaph wurde von<br />

Schröter 1565 gestiftet. Das Gemälde stellte eine Grablegung Christi dar und war<br />

nach Adrian Beier eines der kunstvollsten der Stadtkirche.<br />

Porträt in der Sammlung der Universität vorhanden.<br />

Schwörbuch v. 1556, S. 127: „sein Wohnhaus neben Andres Springer“.<br />

≤1572-1585(1586?) Matthias Wesenbeck, Juraprofessor<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 276): Dr. Matthias Wesenbeck, 1556-1585 erwähnt; Haus<br />

in der Johannisgasse, später als Hausnachbar am Markt genannt; am 1.1. 1557<br />

zum Professor der Rechte in Jena ernannt; gest. 1586 in Wittenberg.<br />

Laut ADB, Bd. 42, 1897 (S. 134f): geb. 25. 10. 1531 in Antwerpen als Sohn einer<br />

wohlhabenden Ratsherrenfamilie; studierte bereits in seinem 14. Lebensjahr, gemeinsam<br />

mit seinem Bruder Andreas, bei Mudäus in Löwen Jura; 1550 als<br />

19jähriger zum Licenciaten der Rechte promoviert; ging zwecks weiterer Studien<br />

nach Paris, verließ Frankreich jedoch zwei Jahre später aufgrund von Kriegswirren;<br />

siedelte in das etwas ruhigere südliche Deutschland über; begann seine Vorlesungen<br />

an der Universität Jena 1557 und wurde 1558 als erster Doctor iuris der neuen<br />

Universität promoviert; heiratete Katharina, eine Tochter des sächsischen Kanzlers<br />

Burchardt aus Weimar; wurde 1568 nach dem Tode Schneideweins auf dessen<br />

Lehrstuhl an die Universität Wittenberg berufen; war dort auch Beisitzer des Consistoriums<br />

und des Schöppenstuhls; genoss als Jurist das höchste Ansehen seiner<br />

Zeitgenossen; umfassendstes Werk ist die „Consilien“-Sammlung, literaturhistorisch<br />

bedeutendstes Werk ist die „Paratila“; seine Methoden werden teilweise bis ins 18.<br />

Jahrhundert genutzt; gest. 5. 6. 1586 in Wittenberg.<br />

Laut Hallof, Inschriften (S. 65), befand sich in der Stadtkirche ein Epitaph für Wesenbecks<br />

1558 geborene und bereits 1568 gestorbene Tochter Barbara.<br />

Laut Die alten Professorenbildnisse (S. 28f.) war Wesenbeck der erste Vertreter<br />

des Jenaer Schöppenstuhls.<br />

Porträt in der Sammlung der Universität vorhanden.<br />

198


Schwörbuch v. 1572: Es ist auf S. 197 lediglich der Name vermerkt; vielleicht,<br />

weil er wie Schröter als akadem. Bürger keine Grundsteuer an die<br />

Stadt zahlt?<br />

Schwörbuch v. 1585: lediglich Namensnennung S. 209.<br />

?(vor 1668) Peter Rudolph Dietrich/ Petrus Rudolph Thiedrich<br />

Laut Spangenberg, Handbuch (S. 187), war Peter Rudolph Dietrich Erb- und Gerichtsherr<br />

in Großlöbichau und starb am 3. 11. 1696.<br />

Peter Rudolph Dietrich besitzt 1668 das Haus Markt 19, das vorher ein Prof. Dr.<br />

Bechmann besaß. Liegt hier ein Häusertausch vor?<br />

War Petrus Rudolph Thiedrich eventuell ein Sohn des Rechtsprofessors Petrus<br />

Theodoricus, der 1640 starb?<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 352/353, Ratsgüterbuch v. 1686, S. 65.<br />

≤1668-(1689?) Johann Volckmar Bechmann, Juraprofessor<br />

Laut Spangenberg, Handbuch (S. 112), war Johann Volkmar Bechmann Doktor der<br />

Rechte, Com. palat. caes. und Professor und starb am 13. 6. 1689.<br />

Laut Günther, Lebensskizzen, S. 62, wurde er am 23. Dezember 1624 in Fiedelhausen<br />

(<strong>Thüringen</strong>) als Sohn eines Predigers geboren. Er besuchte die Gymnasien in<br />

Weimar und Gotha, danach die Universitäten Jena, Wittenberg und Helmstedt und<br />

studierte Jura. 1646 Rückkehr nach Jena, 1649 Doktor der Rechte, bald auch Hofgerichtsadvokat.<br />

1658 wurde er außerordentlicher, später ordentlicher Professor.<br />

Kaiser Leopold verlieh ihm den Titel Comes Palatinus.<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 352: „D. Johann Volckmar Bechmann, P.P.<br />

Ein Wohnhauß neben Andreas Jacob Herteln undt Johann Grauen. F. Peter<br />

Rudolph Dittrichen.“<br />

Wird veranschlagt mit 400 Schock für das Haus.<br />

Güterbuch v. 1669, S. 511: „H. D. Volckm. Bechmann.<br />

Ein Wohnhauß am Marckte, nebst einem Hinterhauße, neben H. Johann<br />

Grauen, l. den F. Stadtgerichten. F. D. Thiederichs.“<br />

insgesamt 7 Acker (199,5 a = 1,995 ha), davon 6 Acker Holz, 1 Acker<br />

Weinwachs<br />

dazu 2 Gärten und 2 Scheunen.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 65:<br />

in 205:<br />

„H. Doct. Volckm. Bechmann.<br />

Ein Wohnhauß am Marckte nebenst einem Hinterhauße neben Johann<br />

Grauens W., L. denen Fürstl. Stadtgerichten, Zinßet nichts, ist<br />

Marckrecht. F. D. Thiedrichs.“<br />

Geschossbuch v. 1687, S. 245:<br />

veranschlagter Hauswert: 400 Schock (seit dem letzten Anschlag gefallen)<br />

? Johann Gottlieb Richter<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 67:<br />

in 205:<br />

„H. Johann Gottlob Richter.<br />

Ein Wohnhauß am Marckte nebst einem Hinterhauße, neben H. M. Gnügen,<br />

lohnet denen Stadtgerichten, zinßet nichts, ist Marckrecht. Fuit denen<br />

Neubergerischen Erben.“<br />

1744-(1767) Emanuel Christoph Heßling, Apotheker<br />

Laut Spangenberg, Handbuch (S. 178), war Imanuel Christoph Heßling Fürstlich<br />

Sachsen-Weimarischer Hofapotheker und starb am 13. 10. 1767.<br />

Laut Koch, Apotheken, S. 65f, war Heßling schon 1742 Hofapotheker. Wo sich damals<br />

seine Apotheke befand ist unklar.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 67:<br />

in 205:<br />

“H. Emanuel Christoph Heßling (28. Okt. 1744)”<br />

199


1770-1825 Immanuel Christoph Wilhelmi, Apotheker<br />

Geboren 1745 als Sohn des Jenaer Buchbindermeisters Johann Daniel Wilhelmi, benannt<br />

nach seinem Paten Emanuel/Immanuel Christoph Heßling, heiratete er 1770<br />

die Witwe seines Paten und Vorgängers als Hofapotheker. Daraufhin erhielt er von<br />

der Herzogin Anna Amalia das Privileg, die Hofapotheke zu übernehmen. Außerdem<br />

führte er eine Weingroßhandlung. Oft soll er Arzneien an Bedürftige auch ohne Bezahlung<br />

gegeben haben.<br />

Wilhelmi wird als wohlhabend und schrullig aber auch gewitzt und um keine Auseinandersetzung<br />

mit Studenten oder gar dem Herzog verlegen geschildert. Als Apotheker<br />

war er ein Könner seines Faches. Er starb 1829. Der Kurrende stiftete er 400<br />

Taler, damit sie jährlich an seinem Grab singen sollte (Vgl. Traeger, Johannisfriedhof,<br />

S. 37).<br />

Sein Grabstein befindet sich auf dem Johannisfriedhof (Vgl. Koch, Johann-Georgs-<br />

Kirche, S. 45 und Traeger, Johannisfriedhof, S. 37). Die Inschrift hat er selbst verfasst:<br />

„Ich Immanuel Christ. Wilhelmi, geboren am 3. September 1745, war Hofapotheker,<br />

Kommerzienrath auch einmal Posthalter, lebte beunruhigt von manchem<br />

Zweifel, sterbe aber nicht unvorbereitet. Unwissenheit und Irrthum über das Jenseits<br />

ist das Los der Menschen. Auf einen allmächtigen und allgütigen Gott vertrauend<br />

habe ich aber 81 Jahre gelebt und werde nun zu Staub und Asche. Redlichkeit,<br />

Freundschaft, Lieb und Wein war sein Element, und Wohlthun seine Übung.“<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 67:<br />

in 205:<br />

„H. Hofapotheker Wilhelmi (25. Sept. 1770)“<br />

Wiedeburg, Beschreibung, 1785, S. 263:<br />

„das Polzische, sonst Gnügische, vordem Hertelische: die Wilhelmische<br />

sonst Hesslingische Hof-Apotheke (waren vormals zwey Häusser,<br />

das Richterische und Neubergerische), und am Eck die Schwarzische<br />

sonst Bretschnerische Akademische Apotheke“<br />

Einwohnerliste 1810 (Steuerliste):<br />

in 215:<br />

„Herr Commerzienrath Wilhelmi.<br />

Par Terre: Ego et Comp. Rittler, deßen Frau et ein Kind, Apotheker; Geselle<br />

vocat, Klein Knecht, Haußmägtgen / Stadtgericht; 2 Provisores<br />

1. Etage: pro Franzosen; Groß Knecht, [Füh=Vieh?]magt<br />

2. Etage: 4 Stück Studenten<br />

3te Etage: aen peu Korn und Hafer<br />

4te Etage: vacat<br />

Unterm Dach: Kräuter zum trocknen<br />

Seitengebäude: 2 Stock<br />

Provisores u. Kräuterboten<br />

Hinterhaus: Pferde u. Rindvie“<br />

Akte v. 1821, S. 22:<br />

in 215:<br />

Wilhelm Rittler, Hofapotheker, 46 J.;<br />

Ehefrau Johann[e] Rittler, 54 J.;<br />

Stiefkinder: Friederike Hilsner, 22 J., Dorothea Hilsner, 28 J.;<br />

Christoph Thurm, angenommnes Kind, 9 J.;<br />

Heinrich Osan, Provisor, 31 J.;<br />

Wilhelm Tammer, Lehrling, 19 J.;<br />

Julius Trautmann, Lehrling, 17 J.;<br />

Johann Parast, Knecht, 24 J.;<br />

Johanne Letsch, Magd, 28 J.;<br />

Emanuel Wilhelmi, Commerzrath, 76[75?] J.;<br />

Rosine Bezaldin[?], Haushälterin, 32 J.<br />

1825-≥1835 Friedrich Wilhelm Rittler, Apotheker<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 67:<br />

200


in 205:<br />

„Herr Hofapotheker Friedrich Wilhelm Rittler (von Kommerzienrat Wilhelmi<br />

durch Kauf)“ 1825<br />

Entwurf des Katasters zur Brandversicherung 1828:<br />

in 205:<br />

„Herr Hofapotheker Friedrich Wilhelm Rittler“.<br />

Wohnhaus mit bewohnbaren Seitengebäuden und Hintergebäude.<br />

Schätzwert gesamt: 1717 Taler.<br />

Brandkataster 1835:<br />

in 205:<br />

„Herr Hofapotheker Friedrich Wilhelm Rittler“.<br />

Wohnhaus mit linkem und rechtem Seitengebäude, Hintergebäude und<br />

Holzschuppen. Schätzwert insgesamt: 5895 Taler. (Ausnahme: alle Gebäudeteile<br />

sind Klasse der Feuergefährlichkeit III!)<br />

≤1846-1857 Heinrich Osann, Apotheker<br />

Laut Kirchenbuch Jena, Bestattungen 1857 (S. 16), verstarb Heinrich Bernhard<br />

Christian Osann, geboren am 19. 9. 1789 in Saaleck bei Naumburg, am 2. 1. 1857 in<br />

Jena als Witwer. Er hatte 1827 die Stieftochter seines Vorgängers, Friederike<br />

Hilsner geheiratet. Das Familiengrab der Familien Rittler/Osann befindet sich auf<br />

dem Johannisfriedhof, Abb. 66.<br />

Einwohnerliste 1846-50:<br />

in 205:<br />

„Apotheker Osann; weitere Hausbewohnerin:<br />

1846/47: Rosine Bezold“<br />

1857-≥1875 Richard Mirus, Apotheker<br />

Laut Kirchenbuch Jena, Bestattungen 1886 (S. 181), wurde Dr. Anton Richard<br />

Wilhelm Ehrenfried Mirus am 25. September 1822 in Berka a. d. Ilm geboren und<br />

starb am 28. Januar 1886 in Jena.<br />

Acta v. 1858, S. 134:<br />

in 205:<br />

Hofapotheker Rich. Mirus (5 Familienmitglieder, davon 2 Männer über<br />

14 J., 1 Frau und 2 Mädchen; 2 Mägde, 3 Gehilfen/Lehrlinge)<br />

Dr. med. Siebert, Fr. (insgesamt 4 Personen, davon 1 Hausangestellte)<br />

im Haus gesamt 14 Personen<br />

Adressbuch 1862:<br />

in 205:<br />

Mirus, D., Hofapotheker;<br />

Auhorn, Frl. Clem.;<br />

Blochmann, ledig;<br />

Döbereiner, Frl. Luise<br />

Adressbuch 1865:<br />

in 205:<br />

Mirus, D. Richard, Hofapotheker;<br />

Blochmann, Auguste, ledig;<br />

Aulhorn, Frl. Clementine;<br />

Döbereiner, Frl. Luise<br />

Adressbuch 1875:<br />

in 205:<br />

Mirus, Richard, Dr., Hofapotheker<br />

≤1879-1883 Reinhold Stütz, Apotheker<br />

Laut Koch, Apotheken (S. 88), übernahm Stütz bereits 1869 die Hofapotheke. 1875<br />

wird im Adressbuch aber noch Dr. Mirus als Hausbesitzer genannt.<br />

Laut Kirchenbuch Jena, Trauungen 1870 (S. 211), heiratete der damals 32jährige<br />

Stütz in diesem Jahr Emilie Pfeiffer, die 28jährige Tochter des Hofmedikus Friedrich<br />

Pfeiffer aus Karlsruhe.<br />

201


Laut Kirchenbuch Jena, Trauungen 1875 (S. 43), stammt Wilhelm Joseph Reinhold<br />

Stütz aus Mosbach bei Eisenach, ist zum Zeitpunkt seiner zweiten Eheschließung<br />

1875 ein Witwer und 36 Jahre alt. Seine Braut ist Amalie Ida Helmke, geb. am 14. 3.<br />

1847, Tochter des Dr. phil. Friedrich Eduard David Helmke, Inhaber eines<br />

orthopädischen Institutes in Jena. Stütz´ Frau stirbt am 26. 10. 1881, Reinhold Stütz<br />

stirbt am 28. 3. 1883.<br />

Adressbuch 1879:<br />

in 205:<br />

Stütz, Reinhold, Apotheker<br />

Adressbuch 1881:<br />

in 205:<br />

Stütz, Reinh., Apotheker;<br />

Lange, W., pens. Inspektor<br />

≤1883-1902 Stütz´s, R., Hofapotheker, Erben<br />

Eduard Bernhard Otto Stütz wird laut Kirchenbuch Jena, Taufen 1876 (S. 32), am 1.<br />

4. 1876 geboren. Marianne Amalie Therese Stütz wird laut Kirchenbuch Jena,<br />

Taufen 1878 (S. 241), am 9. 4. 1878 geboren. Der hier als Dr. Eduard Stütz<br />

genannte Apotheker ist der Bruder von Reinhold Stütz, der zuvor in Apolda<br />

praktizierte. Laut Koch, Apotheken, (S. 88) pachtete er die Apotheke.<br />

Adressbuch 1883:<br />

in 205:<br />

Stütz, R., Hofapotheker, Erben;<br />

Stütz, Eduard, Dr. Apotheker;<br />

v. Schöning, Major a. D.;<br />

Helmke, Doktorwitwe<br />

Adressbuch 1886:<br />

in 205:<br />

Stütz, R., Hofapotheker, Erben;<br />

Stütz, Ed., Dr. phil., Apotheker;<br />

Mußbach, Geschwister, Frl.;<br />

Kühn, Gust., Provisor;<br />

Brauns, E., Gerichtsrath a. D.<br />

Adressbuch 1887:<br />

Ab diesem Jahr wird das Gebäude 3a in den Adressbüchern hier mit zugerechnet.<br />

in Markt 3:<br />

Stütz, Hofapotheker, Erben.;<br />

Stütz, Ed., Dr., Apotheker;<br />

Beck, C. Gebäude 3a! (Inhaberin: Frau verw. Anna Beck), Materialwarengeschäft,<br />

Weinstube (ist in die Rathausgasse 7 nummeriert)<br />

Adressbuch 1889:<br />

Stütz, E., Dr., Hofapotheker;<br />

Beck, A., Kaufmannswitwe (3a!)<br />

Adressbuch 1893:<br />

Stütz´s, R., Hofapothek., Erben;<br />

Stütz, E., Dr., Hofapotheker (Pächter);<br />

Beck, A., Kaufmannswitwe (3a!)<br />

Adressbuch 1895:<br />

Stütz´s, R., Hofapothek., Erben;<br />

Stütz, E., Dr., Hofapotheker (Pächter);<br />

Beck, A., Kaufmannswitwe (3a!)<br />

Adressbuch 1897:<br />

Stütz´s, R., Hofapothek., Erben;<br />

Stütz, E., Dr., Hofapotheker (Pächter);<br />

Stadtgemeinde (3a!):<br />

Weller, Br., Ungar. Weinstube<br />

202


Adressbuch 1899:<br />

Stütz´s, R., Hofapothek., Erben;<br />

Stütz, E., Dr., Hofapotheker (Pächter);<br />

Stadtgemeinde (3a!):<br />

Weller, Br., Ungar. Weinstube<br />

Adressbuch 1900:<br />

Stütz´s, R., Hofapothek., Erben;<br />

Stütz, E., Dr., Hofapotheker (Pächter);<br />

Stadtgemeinde (3a!):<br />

Schmölling, Herm., Ungar. Weinstube<br />

Adressbuch 1901:<br />

Stütz´s, R., Hofapothek., Erben;<br />

Stütz, E., Dr., Hofapotheker (Pächter);<br />

Stadtgemeinde (3a!):<br />

Schmölling, Herm., Ungar. Weinstube<br />

Adressbuch 1902:<br />

Stütz´s, R., Hofapothek., Erben;<br />

Stütz, E., Dr., Hofapotheker (Pächter);<br />

Voigtritter, Albin, Apotheker;<br />

Stadtgemeinde (3a!):<br />

Weiß, Oswald, Ungar. Weinstube<br />

1904-≥1914 Otto Stütz, Apotheker<br />

Eduard Bernhard Otto Stütz wird laut Kirchenbuch Jena, Taufen 1876 (S.<br />

32), am 1. 4. 1876 geboren und ist der Sohn von Reinhold Stütz.<br />

Adressbuch 1904:<br />

Stütz, Otto, Hofapotheker;<br />

Seidel, Max, Apotheker;<br />

Stadtgemeinde (3a!):<br />

Weiß, Oswald, Ungar. Weinstube<br />

Adressbuch 1905:<br />

Stütz, Otto, Hofapotheker;<br />

Milarch, Ernst, Apotheker;<br />

Hornuth, Friedrich, Pharmazeut<br />

Stadtgemeinde (3a!):<br />

Weiß, Oswald, Ungar. Weinstube<br />

Adressbuch 1906:<br />

Stütz, Otto, Hofapotheker;<br />

Milarch, Ernst, Apotheker;<br />

Stadtgemeinde (3a!):<br />

Wallner, Max, Delikateß-Geschäft.<br />

Adressbuch 1907:<br />

Stütz, Otto, Hofapotheker;<br />

Milarch, Ernst, Apotheker;<br />

Stadtgemeinde (3a!):<br />

Wallner, Max (Inh. Anna Wallner), Delikateß-Geschäft.<br />

Adressbuch 1908:<br />

Stütz, Otto, Hofapotheker;<br />

Wolters, Paul, Apotheker;<br />

Stadtgemeinde (3a!):<br />

Wallner, Max(Inh. Anna Wallner), Delikateß-Geschäft.<br />

Adressbuch 1909:<br />

Stütz, Otto, Hofapotheker;<br />

Hanewacker, Richard, Apothekergehilfe;<br />

Stadtgemeinde (3a!):<br />

Wallner, Max (Inh. Anna Wallner), Delikateß-Geschäft.<br />

203


Adressbuch 1910, 1911:<br />

Stütz, Otto, Hofapotheker;<br />

Hanewacker, Richard, Apotheker;<br />

Randel, Erich, Apotheker;<br />

Stadtgemeinde (3a!):<br />

Wallner, Max (Inh. Anna Wallner), Delikateß-Geschäft, Weinstuben.<br />

Adressbuch 1912, 1913, 1914:<br />

Stütz, Otto, Hofapotheker;<br />

Stadtgemeinde (3a!):<br />

Wallner, Max (Inh. Anna Wallner), Delikateß-Geschäft, Weinstuben.<br />

204


Markt 3a<br />

(1526 Hans Sörgel ?)<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 252): Hans Sörgel, 1512-1526 erwähnt; Lober (= Gerber);<br />

auch Haus in Johannisgasse, Gerbhaus, Grundbesitz von Martin Kirsten; Besitzfolger<br />

ist Andreas Springer.<br />

Schwörbuch v. 1526, S. 102: „Sein Haus ist Mark Recht“.<br />

≤1533-≥1556 Andres Springer, Eisenhändler (?), Zimmermann<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 254): 1531-1560 erwähnt; Gerbhaus und<br />

Weit(Waid?)haus, Grundbesitz von Hans Sörgel; als Ratsmann und Kastenherr erwähnt;<br />

betreibt Handel mit Nägeln und ist als Zimmermann erwähnt.<br />

Schwörbuch v. 1533, S. 120f: „Sein Hauß Ist Marckrecht zinst nichts“.<br />

Schwörbuch v. 1540, S. 115: „Sein wonhaus am Bürgermeister Wolf Kalbitz<br />

gelegen Ist Margrecht“, zahlt für fahrende Habe.<br />

In der Türkensteuer von 1542 ist das Wohnhaus mit 200 Schock angeschlagen.<br />

Er beschäftigt sowohl 1542 als auch 1547 eine Magd. 1542 hat<br />

er auch 2 Kühe und 2 Kälber. Er ist insgesamt mit 507 Schock angeschlagen<br />

und liegt damit an 20. Stelle der unter dem Marktbezirk aufgeführten<br />

40 Hausbesitzer.<br />

Schwörbuch v. 1547, S. 101: „Sein Haus an Bürgermeister Wolf Kalbiz Ist<br />

Marckrecht, zinst nichts“, zahlt für fahrende Habe.<br />

Stubentaxe v. 1554/Taxierung der (an Studenten) vermietbaren Stuben:<br />

Oberstube und Kammer auf 8fl. taxiert.<br />

Schwörbuch v. 1556, S. 129: „sein Wohnhaus neben D. Johann Schröter“,<br />

zahlt für fahrende Habe und Handel.<br />

≤1572-≥1585 Volrab Mumber/Momber, Krämer<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 191): Wolrab Mumber, 1557-1594 erwähnt; ein Krämer<br />

aus den Niederlanden; Haus auf dem Kreuz, 1572 auch Haus und Grundbesitz in<br />

Ziegenhain.<br />

Schwörbuch v. 1572, S. 199: „Sein Wonhaus neben D. Wiesenbeck ist<br />

Marckrecht“, zahlt für Handel und fahrende Habe.<br />

Schwörbuch v. 1585, S. 210: „Sein Wonhaus neben Hannsen Hesseling,<br />

Ist Marckrecht einem erbarnn Rath mit 40 alt Schock verschrieben.<br />

1 Wonhaus uffm creutze an der Ecken neben Hans Hesseling. Hat l. u. z.<br />

selbsten daran.“ (zwei Häuser?)<br />

? Hieronimus Leißner<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 352/353.<br />

1658(?)-1676 Johann Graue, Konditor, Krämer<br />

Laut Koch, Apotheken (S. 27), war Graue Bürger, Materialist und Ratsverwandter.<br />

Er kaufte 1658 von der Witwe Bowitz die Apotheke (vgl. Markt 15). Als Kramer und<br />

Materialist war er aber nicht berechtigt, sie selbst zu führen. Bereits 1659 ging die<br />

Apotheke (Markt 15) an Johann Hoffmann über. Als Konditor geriet Graue später<br />

wegen des Streites um die Verkaufsrechte an Zuckerwaren in Konkurrenz zu den<br />

Apothekern. Laut Koch, Apotheken (S. 88), starb Graue im Jahre 1676.<br />

Laut Beier, Architectus (S. 106), ließ Graue das Haus 1660 erneuern und folgende<br />

Sprüche anbringen:<br />

205


1. „Die Furcht des Herrn ist der Weißheit Anfang, das ist eine feine Klugheit, wer<br />

darnach thut, des Lob bleibt ewiglich.“<br />

2. „Habe deine Lust an dem Herren, der wird dir geben, was dein Hertz wünschet.“<br />

3. „Wirff dein Anliegen auff den Herren, der wird dich versorgen, und wird den Gerechten<br />

nicht ewiglich in Unruhe lassen.“<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 353: „Johann Grau(e), Conditor.<br />

Ein Hauß neben D. Bechmann undt Hanß Wolfeldten zusambt dem<br />

Hinterhauße in die Leutergaßen stoßent. F. Hieronimi Leißners, lehent<br />

den gerichten, zinst nichts, ist Marckrecht, ist dem Casten mit 30f verschrieben.“<br />

Wird veranschlagt mit 220 Schock fürs Haus und 150 Schock für seine<br />

Handlung.<br />

Güterbuch v. 1669, S. 515: „H. Johann Graue, Rathsverwandter, und Erben.<br />

Ein Wohnhauß am Marckte, neben H. Wohlfeldten. lehent den F. Stadtgerichten,<br />

zinßet nichts, ist Marcktrecht, Ist dem Gotteskasten mit 30f verschrieben,<br />

und E.E. Rath alhier.<br />

F. Hieronym. [Ließners].“<br />

insgesamt 35,5 Acker (10,116 ha), davon 4,5 Acker Weinwachs, 18,5<br />

Acker Artland, 6 Krautländer, 6,5 Acker Wiese<br />

dazu 1 Haus, 1 Garten und 2 Scheunen.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 68: 1676: Johann Graue<br />

1676-1689 Witwe von Johann Graue<br />

Güterbuch v. 1669, S. 515 und S. 517: Witwe von Johann Graue (28. Jun.<br />

1676)<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 68: 1689: „Johann Grauens W.<br />

Ein Wohnhauß am Marckte neben H. Doct. Bechmann und H. Wohlfeldten<br />

auch Heinrich Hirschhoffs W. Hinterhauß gelegen. L. den Stadtgerichten,<br />

Zinßet nichts, ist Marckrecht. Ist dem Gotteskasten mit 30 fl. verschrieben.<br />

F. H. Johann Grauen ihren Ehemann den 28. Jun. 1676.“<br />

Geschossbuch v. 1687, S. 246.<br />

veranschlagter Hauswert: 150 Schock (seit dem letzten Anschlag gestiegen)<br />

1689 Vater, Materialist<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 68:<br />

„Vater, Materialist. 1689“<br />

1696 Johann Christoph Schenke, Materialist<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 71 u. 72:<br />

in 206:<br />

„Johann Christoph Schenke, Materialist.<br />

Ein Wohnhauß am Marckte neben H. Neuberger und H. Wohlfeldten,<br />

lohnet denen Stadtgerichten, zinßet nichts, ist Marckrecht. F. H. Johann<br />

Grauens W. d. […] 1689 zugeschrieben.“<br />

1755-(1763) Christian Friedrich Brettschneider, Apotheker<br />

Laut Spangenberg, Handbuch (S. 145), war Christian Friedrich Brettschneider „F.<br />

Weimar. Hof- u. Universitätsapotheker“ in Jena und verstarb am 16. 8. 1763.<br />

Laut Koch, Apotheken (S. 66), war Brettschneider Schwiegersohn von Georgi, der<br />

die Alt-Ratsapotheke im späteren Haus Markt 15 geleitet hatte. Nach Kochs Angaben<br />

hatte Brettschneider die Universitätsapotheke 1744 übernommen. Ob sie sich<br />

damals schon hier, im Markt 3a, befand, erscheint ungeklärt.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 72: „H. Christian Friedrich Brettschneider, Universitätsapotheker<br />

( 22. Febr. 1755)“<br />

1764-(1772) Johann Christian Hermann, Apotheker<br />

Laut Spangenberg, Handbuch (S. 157), war Johann Christian Hermann Universitätsapotheker<br />

und starb am 4. 9. 1772.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 72:<br />

206


in 206:<br />

„Hermann, Joh. Chr., Universitätsapotheker“<br />

≤1810-1836 Moritz Karl Dietrich Lobegott Schwarz, Apotheker<br />

Laut Koch, Apotheken (S. 88), starb Schwarz im Jahre 1836.<br />

Einwohnerliste 1810 (Steuerliste):<br />

in 216:<br />

„H. Universitätsapotheker Schwarze.<br />

Par Terre: Ist nur die Apotheke und die darzu benöthigte Stube die ich<br />

mit meiner Familie bewohne (1 Mann, 1 Weib, 1 Enkelin (18 J.), 1 Magd)<br />

Apotheker / unter der Jurisdiction der Universität;<br />

In diesem Hause ist für meine Apotheken Geschäfte noch zu wenig Raum,<br />

und kann darinnen gar nichts vermiethet werden.<br />

1. Etage: Zwey Gehülfen, die allhier Provisors genannt werden<br />

Unterm Dach: Wurzeln und Kräuter Vorräthe<br />

Seitengebäude: In diesem ist das Laboratorium<br />

hat kein Hinterhaus“<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 72:<br />

Das Haus wird 1820 offenbar verkauft, der Kauf aber gleich wieder rückgängig<br />

gemacht. Die Ursache ist nicht ersichtlich.<br />

in 206:<br />

„H. Univers. Apotheker Dr. Carl Christoph Friedemann Traugott Göbel<br />

käufl.“<br />

„Herr Univers. Apotheker Schwarz, weil er den Kauf wieder zurückgenommen<br />

hat“<br />

In der Akte von 1821 ist das Haus ausgelassen, wahrscheinlich weil seine<br />

Bewohner der Universität unterstanden und dem Stadtrat nicht steuerpflichtig<br />

waren.<br />

Entwurf des Katasters zur Brandversicherung 1828:<br />

in 206:<br />

„Herr Universitäts-Apotheker Lobegott Schwarz.“<br />

Wohnhaus mit bewohnbarem Seitengebäude und Hintergebäude.<br />

Schätzwert insgesamt: 440 Taler.<br />

Brandkataster 1835:<br />

in 206:<br />

„Herr Universitäts-Apotheker Lobegott Schwarz.“ Wohnhaus mit bewohnbarem<br />

Seitengebäude und Hintergebäude. Schätzwert insgesamt:<br />

1445 Taler.<br />

≤1846-≥1850: Böhme, Seilermeister<br />

Einwohnerliste 1846-50:<br />

in 206:<br />

Seilermeister Böhme, weiter Hausbewohner:<br />

1846/47: Porzellanmaler Egert; Fräul. v. Seebach; Apotheker Lindner<br />

1848: k. A.<br />

1849: Seilermeister Gerner<br />

1850: k. A.<br />

≤1858-≥1862 Giesecke, Kaufmann<br />

Acta v. 1858, S. 134:<br />

in 206:<br />

Kaufmann Giesecke (3 Familienangehörige, davon 1 Mann, 1 Frau, 1 Junge;<br />

1 Magd und 2 Gehilfen/Lehrlinge)<br />

im Haus gesamt 6 Personen<br />

Adressbuch 1862:<br />

in 206:<br />

Giesecke, Kaufmann;<br />

Albrecht, Frl. Luise<br />

207


≤1865-≥1881 F. Hermann (August?) Biertümpfel, Kaufmann<br />

Adressbuch 1865:<br />

in 206:<br />

Biertümpfel, F.H., Kaufmann<br />

Adressbuch 1875:<br />

in 206:<br />

Biertümpfel, Aug., Kaufmann mit Weinstube<br />

Adressbuch 1879:<br />

in 206:<br />

Biertümpfel, F. H., Kfm.<br />

Adressbuch 1881:<br />

in 206:<br />

Biertümpfel, Herm., Kfm.<br />

1883 Karl Beck, Kaufmann<br />

Adressbuch 1883:<br />

in 206:<br />

Beck, Karl, Kfm.<br />

Fleischhauer, Klara, Frl.<br />

1886 Anna Beck, Kaufmannswitwe<br />

Adressbuch 1886:<br />

in 206:<br />

Beck, An., Witwe;<br />

Beck, C. Materialwarengeschäft;<br />

Körbs, Oskar, Rentner<br />

1887-1914 Ab 1887 wird das Gebäude in den Adressbüchern mit zum Markt 3 gezählt (siehe<br />

dort).<br />

208


Marktnordseite<br />

Markt 4<br />

zwei Teilhäuser?<br />

1540-1542 Cunz Zegler<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 292): Cunz Ziegler 1535-1542 erwähnt; Haus am Markt.<br />

Schwörbuch v. 1540, S. 117: „Sein Haus neben Bürgermeister Johan<br />

Flach Ist Markt recht zinst nichts“; zahlt für fahrende Habe. In einer<br />

Randbemerkung ist Asmus Flach als späterer Besitzer genannt. Johann<br />

Flachs Haus ist auf dem Kreuz.<br />

In der Türkensteuer von 1542 ist das Wohnhaus mit 100 Schock angeschlagen.<br />

C. Zegler ist insgesamt mit 290 Schock angeschlagen und liegt<br />

damit an 26. Stelle der unter dem Marktbezirk aufgeführten 40 Hausbesitzer.<br />

≤1547-≥1556 Asmus/Erasmus Flach, Goldschmied, Händler<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 72): 1537-1566 erwähnt; Sohn des Johann Flach (am<br />

Kreuz und Goldschmied); Goldschmied, treibt auch Kram und Handel (verkauft unter<br />

anderem auch Papier); besitzt 1556 zwei Häuser auf dem Kreuz, auch 2 Kellerhäuser<br />

in der Jenergasse und Haus in Leutragasse, 2 Mietshäuser in Nollendorf und<br />

1 Mietshaus in der Mittelgasse vorm dem Johannistor; wird als Bürgermeister<br />

(1558 regierender Bürgermeister) und Ratsmann genannt.<br />

Schwörbuch v. 1547, S. 103: „wonhaus ofm Creuz neben Christof Druckscherf“.<br />

Schwörbuch v. 1556, S. 129: „seine zwei Häuser aneinander auf dem<br />

Kreuz an der Ecke neben Cristopf Druckscherff, die er beide für eins bewohnt“,<br />

zahlt für fahrende Habe und Handwerk.<br />

1572 Christoph Druckscherf (?), Gewandschneider<br />

Schwörbuch v. 1572, S. 200: „Sein Wonhaus Neben D. Jacobo [Flachenx?]<br />

miethaus ist margckrecht<br />

haus an diesem l. u. z. dem Rath<br />

II Miethäuser gegen der Pfarrkirchen“<br />

1585 Johann Arnurus<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 5): Johann Arnurus = Lämmerzahl, 1567-1608 erwähnt;<br />

Sohn des Schullehrers Caspar Arnurus; Haus Ecke Markt, hat auch 2 Häuser an der<br />

Kirche, Haus vor dem Löbdertor; 1567 Student in Jena; war mit der Witwe von<br />

Christoph Druckscherf verheiratet und hat nach 1572 Besitz von Druckscherf; war<br />

Brückenherr (1581-86), Stadtrichter (1591-94), Bürgermeister (1595, 1604, 1608).<br />

Schwörbuch v. 1585, S. 213: „Sein Wonhaus Vornen an der Ecken neben<br />

Nicol Knopper und Wolf Hüttenrauch, l. dem gericht, Ist Marckrecht, z.<br />

nichts“, zahlt für Handel.<br />

Teilhaus 1?<br />

? Gottfriedt Bamberger<br />

Güterbuch v. 1669, S. 520.<br />

209


≤1668-≥1669 Johann Wohlfeldt, Glaser<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 356: „Hanß Wohlfeldt, Glaßer.<br />

Ein Wohnhauß neben Johann Grauen. F. Gottfried Bambergern, lehnet<br />

den Gerichten, zinst 2g, ist Marckrecht.<br />

Wird veranschlagt mit für sein Haus mit 133 ½ Schock,<br />

für die Glashandlung mit 20, für eine Fischhandlung mit 39 Schock.<br />

Güterbuch v. 1669, S. 520: „H. Johann Wohlfeldt.<br />

Ein Wohnhauß am Marckte, an der Ecken (als nächstes/Nachbar ist dann<br />

H. Hüttenrauch am Kreuz verzeichnet), neben H. Grauen, l. den F. Stadtgerichten,<br />

zinßet nichts, ist Marckrecht, F. Gottfriedt Bamberger.“<br />

Er besitzt an Grundstücken insgesamt 31,25 Acker ( ca. 8,9 ha), davon<br />

14,25 Acker Weinwachs (1,5 Acker mit Artland gemeinsam genannt), 9<br />

Acker Holz, 6,5 Acker Artland (1,5 Acker mit Weinwachs gemeinsam genannt),<br />

1 Krautland, 1Acker Wiese;<br />

zusätzlich ein Haus (früher dem Rathaus gehörend, neben Paul Boecken),<br />

„Fischhöckerey“, 1 Scheune.<br />

1688 Christian Müller<br />

Wahrscheinlich handelt es sich um den aus Hamburg stammenden Christian Müller,<br />

dessen Ehefrau Clara Justina eine geborene Bamberger war. Das 1696 erstellte<br />

Grabmal des Ehepaars Müller befindet sich auf dem Johannisfriedhof (heute in der<br />

Westmauer des Friedhofes eingemauert, Abb. 62). Vgl. Koch, Johann-Georgskirche<br />

(S. 35) und Traeger, Johannisfriedhof (S.35).<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 73.<br />

1703 Anna Justina Müllerin<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 73.<br />

1758 Christian Eugen<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 73.<br />

1759 H. Wilhelm Friedrich Fischer<br />

(Eheliebste Anna Dorothea)<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 73.<br />

1763(?) H. Paul Martin Fischer<br />

Wittbe Johanna Magdalena<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 73.<br />

1766 (Johann Jacob) Paulsen, Kommerzienrat<br />

Laut Spangenberg, Handbuch (S. 45), Johann Jacob Paulßen, Herzoglich Weimarischer<br />

Kommerzienrat und Bürgermeister, geboren am 29. 2. 1724 in Jena als Sohn<br />

des Kaufmanns Johann Heinrich Paulßen, gestorben am 11. 3. 1789.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 73: „H. Hoffagent Paulsen . (25. Juli 1766 zugeschrieben)“<br />

Teilhaus 2?<br />

? Bürgermeister Tröltzschers Erben<br />

Laut Spangenberg, Handbuch (S. 82), war Franz Tröltzsch regierender Bürgermeister<br />

als er am 2. 5. 1628 starb.<br />

Tröltzsch wird auch als ehemaliger Besitzer des Hauses Markt 2 genannt.<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 360.<br />

1668 Witwe von David Bamberger<br />

Laut Schmeizel, Chronik (S. 88), stiftete 1646 Anna Listmannin, die Ehefrau des<br />

Bürgermeisters David Bamberger, ein weißes Altartuch für die Stadtkirche.<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 360: „Jung Davidt Bambergers Witbe.<br />

Ein Wohnhauß auf dem Marckte neben Jacob Pintgitzern. F. Br.<br />

Tröltzschers Erben, lehnet den gerichten, zinst nichts, ist Marckrecht<br />

nov. F. Patris.“<br />

Wird veranschlagt mit 220 Schock fürs Haus.<br />

210


(1673)-≥1687 Fr. Prof. Dr. Richter<br />

Bei Prof. Richter handelt es sich möglicherweise um Christoph Philipp Richter, laut<br />

Spangenberg, Handbuch (S. 219f), „Doctor u. ordent. Prof. der Rechte, Comes palat.<br />

caes., Fürstl. S. Rath und Ordinarius der Juristenfacultät, geboren 1602, d. 26. Aug.<br />

in Eisfeld“, der am 31. 12. 1673 starb.<br />

Güterbuch v. 1669, S. 526: „Die Fr. D. Richterin, P.P.<br />

Ein Wohnhaus am Marckte, neben Jacob Pingitzern Jacob Wohlfeldten, l.<br />

den F. Stadtgerichten, zinßet nichts, ist Marckrecht, F. Br. David Bambergern.“<br />

Sie besitzt an Grundstücken insgesamt 34,5 Acker (ca. 9,8 ha), davon nur<br />

3 Acker Weinwachs, 25,75 Acker Artland, 5,75 Acker Wiese;<br />

zusätzlich 1 Haus, 1 Scheune und 1 Garten (vor dem Johannistor in der<br />

Mittelgasse), 1 Baustatt (Mittelgasse), 3 weitere Gärten , 1 weitere neue<br />

Scheune.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 73: „Die Frau Doct. Richterin.<br />

Ein Wohnhauß am Marckte neben Hanß Jacob Wohlfeldten. L. den Fürstl.<br />

Stadtgerichten, Zinßet nichts, Ist Marckrecht. F. David Bambergern.“<br />

Geschossbuch v. 1687, S. 247: „Frau Clara, Herrn D. Christoff Philipp<br />

Richters P.P. Wittbe. Ein Wohnhaus auf dem Markte neben H. Johann Jacob<br />

Wolfelten F. Br. Trötzschens Erbens, lehnet den Gerichten zinset<br />

nichts ist Marcktrecht F. nov. David Bambergern.“<br />

veranschlagter Hauswert: 220 Schock (seit dem letzten Anschlag gestiegen)<br />

1692 Johann Jacob Wohlfeldt<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 81: „Johann Jacob Wohlfeldt.<br />

Ein Wohnhaus am Marckte an der ecken, neben Ihmselben, l. denen<br />

Stadtgerichten, zinßet nichts, ist Marckrecht, F. J. Wohlfeldts. 1692.“<br />

Er besitzt also auch ein Nachbarhaus.<br />

Gesamthaus<br />

1766-1789 Johann Jacob Heinrich Paulsen/Paulßen, Kommerzienrat<br />

Johann Jacob Heinrich Paulßen, laut Kirchenbuch Jena, Bestattungen 1789, am 11.<br />

3. 1789 gestorben, war Herzoglich Sachsen Weimarischer und Eisenachischer<br />

Kommerzienrat und Bürgermeister, sowie städtischer Deputierter des Fürstl. Landschafts-<br />

und Steuercollegiums, Stadtrat und Deputierter der Fürstl. Polizey-<br />

Commission und der neuen Kramerinnung Kramermeister.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 73: „H. Hoffagent Paulsen (25. Juli 1766 zugeschrieben)“.<br />

Wiedeburg, Beschreibung, 1785, S. 263:<br />

„der Theil des sich vom Kreuz aus, durch die Kramer-Gasse bis auf den<br />

Markt wendenden K. R. Paulsenischen Hauses, welcher aus dem vormaligen<br />

Hut-Staffirer-Fischerischen Hauß erbauet ist“<br />

1810 Frau Paulssen<br />

Einwohnerliste 1810 (Steuerliste):<br />

in 217:<br />

„Frau Bürgermeisterin Paulssen.<br />

Par Terre: Bürgermeisterin Paulssen, Schnitthandl. (1 Weib, 2 Söhne (20<br />

u. 11 J.), 3 Töchter (16, 6, 4 J.), 1 Magd) / Stadtrath, Stadtgericht<br />

1te Etage: H. Dr. Müller (1 Mann, 1 Weib, 1 Magd) / Acad.<br />

2te Etage: 1 Diener<br />

3te Etage: Aufwärter Grötscher (1 Mann, 1 Weib, 1 Magd) / Stadtgericht<br />

7 Studenten (in 2. u. 3. Etage)“<br />

1818 Jacob Heinrich Paulsen<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 73: „H. Oberappellationsger. Secr. Dr. jur. Jacob<br />

Heinrich Paulsen (1818 käufl.)“<br />

211


1821 Bewohner (keine Eigentümer angegeben):<br />

Laut Akte v. 1821 (Steuerliste), S. 22:<br />

in 217:<br />

Ernst Voigt, Kaufmann, 30 J.;<br />

Ernst [Met]tulhäuser, Lehrling, 16 J.;<br />

Gottfried Ler[?] […] Herr, 54 J.;<br />

Ehefrau Johanne Ler[?], 52 J.;<br />

Johanne Deutschin, Magd, 18 J.<br />

1823-≥1862 Johann Christian Friedrich Carl & Ehefrau Christiane Dorothea, Kaufmann<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 73: „Herr Kaufmann Johann Christian Friedrich<br />

Carl & uxor Christiane Dorothea, geb. Böttcher (1823 käufl.)“<br />

Entwurf des Katasters zur Brandversicherung 1828:<br />

in 207/279/280: (das ist die ganze Ecke bis zum Kreuz)<br />

„Kaufmann Johann Christian Friedr. Carl und dessen Ehefrau Christiane<br />

Dorothea, geb. Böttcher“. Wohnhaus mit Nebengebäude. Schätzwert gesamt:<br />

2345 Taler.<br />

Brandkataster 1835:<br />

in 207/279/280:<br />

„Herr Kaufmann Joh. Christian Friedrich Carl und dessen Ehefrau Christiana<br />

Dorothea geb. Böttcher“. Wohnhaus mit Nebengebäude. Schätzwert<br />

insgesamt: 7190 Taler.<br />

Einwohnerliste 1846-50:<br />

in 207:<br />

Kaufmann Carl; weitere Bewohner:<br />

1846/47: Postmeister Leser; Scrib. Creuznacher<br />

1848: Postmeister Leser; Fr. Räthin Schnauß; Kaufmann Spittel<br />

1849: Postmeister Leser; Fr. Räthin Schnaus; Handels Commisar Spittel<br />

1850: k. A.<br />

Akte von 1858, S. 134:<br />

in 207:<br />

Kaufmann Fr. Carl (1 Mann, 1 Frau, 1 Magd)<br />

Canzlist Fr. Creutzmacher (1 Mann)<br />

Professor Wilib. Artus (1 Mann, 1 Frau, 1 Magd)<br />

Postmeister Fr. Lehser (1 Mann, 1 Magd)<br />

Kaufmann Frdr. Bachstein (1 Mann, 1 Frau, 1 Magd, 3 Gehilfen/Lehrlinge)<br />

im Haus gesamt 15 Personen in 5 Haushalten<br />

Adressbuch 1862:<br />

in 207:<br />

Carl, Fr., Particulier;<br />

Artus, W., Prof (Willibald Jacob Friedrich Artus (1809-1880) - seit 1840<br />

Prof. der pharmazeut. Chemie, GdJU, Personenregister);<br />

Bachstein, Fr., Kaufmann;<br />

Creutznacher, Canzl.;<br />

Eidam, Medicinalr.-Witwe;<br />

Reimann, Registr.-Witwe<br />

1865 Witwe von Kaufmann Carl<br />

Adressbuch 1865:<br />

in 207:<br />

Carl, Kaufmanns-Witwe;<br />

Artus, W., Professor;<br />

Bachstein, F., Kaufm.;<br />

Reimann, Bertha, geb. Scherf, Witwe<br />

1875 Volkmar Stoy, Pädagoge<br />

Laut Traeger, Johannisfriedhof (S. 63f), befindet sich sein Grab neben dem Durchgang<br />

in der Westmauer des Johannisfriedhofs. Stoy wurde 1815 in Pegau geboren,<br />

212


studierte Theologie in Leipzig und Göttingen und unterrichtete ab 1839 an der<br />

Benderschen Erziehungsanstalt in Weinheim. Nach seiner Habilitierung 1843 in Jena<br />

gründete er hier ein pädagogisches Seminar mit angegliederter Übungsschule.<br />

1858 konnte er die durch Spenden finanzierte Johann-Friedrich-Schule einweihen.<br />

Es handelte sich um eine Knabenschule für Arme, die mit vorbildlichen pädagogischen<br />

Methoden arbeitete. Wegen fehlender finanzieller Mittel ging Stoy 1866 nach<br />

Heidelberg und kehrte erst 1875 zur Leitung seiner Schule nach Jena zurück. Er<br />

starb 1885.<br />

Adressbuch 1875:<br />

in 207:<br />

Stoy, Volkmar, Schulrath und Professor<br />

≤1879-≥1895 Karl Meyer, Kaufmann<br />

Adressbuch 1879:<br />

in 207:<br />

Meyer, Karl<br />

Adressbuch 1881:<br />

in 207:<br />

Meyer, Karl, Kfm.;<br />

Deubner, K., Rendant;<br />

Richter, K., Maschinenführer;<br />

Hofmann, F., Posamentier;<br />

Weise, K., Dr. med.;<br />

Schwanitz, J., Professorswitwe;<br />

Göring, Rich., Rechtsanwalt<br />

Adressbuch 1883:<br />

in 207:<br />

Meyer, Karl, Kfm.;<br />

Gaab´s Erbe, Kleidermagazin, (Geschäft);<br />

Göring, Richard, Rechtsanwalt;<br />

Deubner, Karl, Rendant;<br />

Richter, Maschinenführer;<br />

Hofmann, F., Posamentier,<br />

Hennicke, Theod., Pianofortehändler;<br />

Hennicke, Pianofortehändlerwitwe;<br />

Wernsdorf, Therese, Rentnerin<br />

Adressbuch 1886:<br />

in 207:<br />

Meyer*, K., Kfm., Material- u. Kolonialwarengeschäft;<br />

Göring, Rich., Rechtsanwalt;<br />

Bläser, Reinh. Obergüterverwalter;<br />

Tänzer, Bernh., Schneidermstr., Herrengarderobegeschäft;<br />

Muscatblat, H.D., Wollwarenhdlr.;<br />

Burkhardt, Alma, Witwe;<br />

Rudersdorf, Math., Frl., Lehrerin;<br />

Richter, Louise, Witwe, Näherin;<br />

Franke, Ida, Näherin<br />

Adressbuch 1887:<br />

in Markt 4:<br />

Meyer*, K., Kfm., wohnt Kirchplatz 6;<br />

Gehrike, G., Mechaniker und Optiker (ab 1.4. in Johannisstr. 24);<br />

Tänzer, Bernh., Schneider (Ladengeschäft am Kirchplatz);<br />

Burkhardt, Alma, Büchsenmacherwitwe;<br />

Schulz, Friedr., Dienstmann<br />

Adressbuch 1889:<br />

Meyer, K., Kaufmann;<br />

Tänzer, B. Schneidermstr.;<br />

213


Burkhardt, A., Büchsenmacher-Witwe;<br />

Schulze, Fr., Dienstmann<br />

Adressbuch 1893:<br />

Meyer, Karl, Kaufmann;<br />

Tänzer, B. Schneidermstr.;<br />

Strobel, Buchhandlg. (Wohnung Engelstr. 8);<br />

Himer, Kurt, Kfm.;<br />

Himer, L., Ehefrau, Damenschneiderin;<br />

Geiling, Friedr., Arbeiter<br />

Adressbuch 1895:<br />

Meyer, Karl, Kaufmann;<br />

Neuenhahn, Feodor, Faktor;<br />

Strobel, Buchhandlg. (Wohnung Engelstr. 8);<br />

Himer, Kurt, Kfm.;<br />

Himer, L., Ehefrau, Damenschneiderin;<br />

Geiling, Friedr., Arbeiter<br />

≤1897-1905 Auguste Meyer, Kaufmannswitwe<br />

Adressbuch 1897:<br />

Meyer, Aug., Kaufmannswitwe;<br />

Strobel, Buchhandlg. (Wohnung Engelstr. 8);<br />

Neuenhahn, Feod., Buchdruck.-geschäftsführer;<br />

Kalkoff, Anna, Rentnerin;<br />

Geiling, Friedr., Arbeiter;<br />

Geist, Emma, Witwe<br />

Adressbuch 1899:<br />

Meyer, Aug., Kaufmannswitwe;<br />

Strobel, Buchhandlg. (Wohnung Engelstr. 8);<br />

Streibhardt, A., Witwe;<br />

Kalkoff, Anna, Rentnerin<br />

Adressbuch 1900:<br />

Meyer, Aug., Kaufmannswitwe;<br />

Strobel, Buchhandlg. (Wohnung Mühltal);<br />

Streibhardt, A., Witwe;<br />

Pfeifer, Emil, Fabrikdirekt. a. D., Chem., Dr.;<br />

Becker, Josef, Schneider;<br />

Schmiede, Adolf, Bürstenmacher;<br />

Zipfel, Rob., Arbeiter<br />

Adressbuch 1901:<br />

Meyer, Aug., Kaufmannswitwe;<br />

Strobel, Buchhandlg. (Wohnung Mühltal);<br />

Pfeifer, Emil, Fabrikdirekt. a. D., Chem., Dr.;<br />

Becker, Josef, Schneider;<br />

Zipfel, Rob., Arbeiter;<br />

Kellberg, Albin, Schutzmann;<br />

Kästner, Heinr., Maler<br />

Adressbuch 1902:<br />

Meyer, Aug., Kaufmannswitwe;<br />

Strobel, Buchhandlg. (Wohnung Mühltal);<br />

Pfeifer, Emil, Fabrikdirekt. a. D., Chem., Dr.;<br />

Becker, Josef, Schneider;<br />

Zipfel, Rob., Arbeiter;<br />

Räthe, Hilmar, Reisender<br />

Adressbuch 1904:<br />

Meyer, Aug., Kaufmannswitwe;<br />

Strobel, Buchhandlg. (Wohnung St. Jakobstr. 1);<br />

Pfeifer, Emil, Fabrikdirekt. a. D., Chem., Dr.;<br />

214


Becker, Josef, Schneider;<br />

Eckardt, Karl, Maurer;<br />

Pilz, Gustav, Glaser;<br />

Trenkel, Gustav, Dekorationsmaler<br />

Adressbuch 1905:<br />

Meyer, Aug., Kaufmannswitwe;<br />

Strobel, Buchhandlg. (Wohnung Sonnebergstr. 4);<br />

Pfeiffer, Emil, Dr., Fabrikdir. a.D., Chemn.;<br />

Streibhardt, Otto, Arbeiter;<br />

Hennicke, Theodor, Pianofortehändler;<br />

Hennicke, Ernestine, Frl.;<br />

Illing, Karl, Kanzlist;<br />

Marx, Richard, Glaser;<br />

Pilz, Gustav, Glaser<br />

1906 Karl Meyers Erben<br />

Adressbuch 1906:<br />

Meyer, Karl, Erben;<br />

Meyer, Karl, Kaufmann;<br />

Strobel, Buchhandlg. (Wohnung Sonnebergstr. 4);<br />

Pfeiffer, Emil, Dr., Fabrikdir. a.D., Chemn.;<br />

Hennicke, Theodor, Pianofortehändler;<br />

Hennicke, Ernestine, Frl.;<br />

Illing, Karl, Kanzlist;<br />

Pilz, Gustav, Glaser;<br />

Pilz, Herm., Arbeiter;<br />

Nelkert, Konrad, Eisenbahnschaffner<br />

1906-≥1914 Ernst (Gustav) Kramer, Kaufhaus Kramer<br />

Nach der historischen Bauakte des Markt 4/Kirchplatz 6 hat Gustav<br />

Kramer den Meyerschen Erben ihre Häuser abgekauft und beabsichtigt<br />

im Februar 1906 zunächst einen Umbau des Erdgeschosses. Kurze Zeit<br />

später tauchen Pläne auf, das ganze Ensemble abzureißen und durch einen<br />

Neubau zu ersetzen. Dabei soll der Neubau an einigen Stellen gegenüber<br />

den Baufluchten des Bestandes zurücktreten an anderen Stellen<br />

weiter in den Platz hinaus reichen. Der Entwurf von Alexander Hirsch<br />

wird 1907 zunächst aufgrund von baukünstlerischen Bedenken abgelehnt,<br />

ein Kompromiss dann jedoch genehmigt. Die Rohbauabnahme erfolgte<br />

am 11. 7. 1907.<br />

Adressbuch 1907:<br />

Kramer, Ernst, Kaufmann (Neubau)<br />

Adressbuch 1908, 1909, 1910:<br />

Kramer, Ernst, Kaufmann, Trikotagen., Weiß-, Woll- und Strumpfwaren-<br />

Geschäft, Manufaktur- und Modewaren (Eingang Kreuz 6)<br />

Adressbuch 1911, 1912, 1913, 1914:<br />

Kramer, Ernst, Kaufmann, Trikotagen., Weiß-, Woll- und Strumpfwaren-<br />

Geschäft, Manufaktur- und Modewaren (Eingang Kirchplatz und Markt)<br />

215


Markt 5<br />

Teilhaus 1<br />

1519-≥1533 Jacoff Kopff<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 150), Jacob Kopf, 1489-1534 erwähnt; Haus auf dem<br />

Markt; erwirbt 1489/90 Bürgerrecht; als Bürgermeister (1523 u. 1531) und Ratsmann<br />

erwähnt.<br />

Schwörbuch v. 1519, S. 121: „Sein Hauß ist marckrecht“, zahlt für fahrende<br />

Habe und Grundbesitz.<br />

Schwörbuch v. 1526, S. 114: „Sein Hauß ist marcktrecht zinst nichts“.<br />

Schwörbuch v. 1533, S. 125: „Sein Haus Ist marckrecht“, zahlt für werbenden<br />

Handel.<br />

≤1540-≥1542 Die Jacoff Kopffin<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 150), die Witwe von Jacoff Kopff heißt Barbara und hat<br />

1536 einen Sohn Bastian in Wittenberg.<br />

Schwörbuch v. 1540, S. 117: „Ir Haus neben Veit Dietrich Ist Markrecht<br />

zinst nichts“, zahlt für fahrende Habe.<br />

In einer Randbemerkung ist Christoph Druckscherf als späterer Besitzer<br />

des Hauses genannt.<br />

In der Türkensteuer von 1542 ist das Wohnhaus mit 200 Schock angeschlagen.<br />

Die J. Kopffin ist insgesamt mit 384 Schock angeschlagen und<br />

liegt damit an 24. Stelle der unter dem Marktbezirk aufgeführten 40<br />

Hausbesitzer.<br />

Im Schwörbuch v. 1547 gehört der Jacoff Kopffin dann das spätere Haus<br />

Markt 21!<br />

≤1547-≥1572 Christoph Druckscherf, Gewandschneider<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 58), 1533-1575 erwähnt; Gewandschneider, Handel mit<br />

Gewand und Fischen; Sohn von Claus Druckscherf; hat auch Haus in Grietgasse<br />

(1542), Haus auf dem Kirchhof an der Saalgasse (1557), Haus in der hinteren Jenergasse<br />

und ein halbes Kellerhaus zum Pfauen in der Jenergasse; nach dem Werte<br />

des Grundbesitzes (ohne Wohnhaus) kommt er 1572 an sechster Stelle, nach der<br />

Größe an dritter Stelle.<br />

1553 Bürgermeister, 1554 u. 1564 Stadtrichter, 1560 Ratsmann, 1575 Bürgermeister;<br />

1561 und 1570 ist erwähnt, dass er 1000 Gulden an die Rentkammer geliehen<br />

hat; 1557 borgt er dem Fürsten 500 Gulden für den Druck der Lutherausgabe (auf<br />

ein Jahr zu 5%), dem Stadtrat borgt er 1570 einmal 500 und einmal 1000 Gulden<br />

(5% auf 3 Jahre); seine Witwe heiratet den Bürgermeister Johann Arnurus.<br />

Laut Schmeizel, Chronik (S. 34), vermachte er dem collegium musicum 2 Weinberge<br />

und für die Armentuchspende 1000 fl.<br />

Laut Spangenberg, Handbuch (S. 192), starb Christoph Druckscherf am 11. 11. 1575<br />

in seinem 70. Lebensjahr, war also 1505/06 geboren.<br />

Laut Hallof, Inschriften (S. 73ff), befand sich sein Epitaph in der Stadtkirche (im<br />

17. Jh. an einem nördlichen Pfeiler).<br />

Die Familie Druckscherf wird bereits im Geschossbuch von 1406 mit einem Siedelhof<br />

hinter dem Rathaus erwähnt und stellt bereits im 15. Jahrhundert einige Studenten<br />

in Erfurt, Leipzig und Köln. Über 200 Jahre gehört diese Familie zu den an-<br />

216


gesehensten in Jena und stellte über mehrere Generationen Bürgermeister. Auch<br />

Christoph Druckscherfs Bruder Wolff war elf Jahre Bürgermeister. 1607stirbt die<br />

Familie an der Pest aus.<br />

Schwörbuch v. 1547, S. 104: „Sein wonhaus neben Asmus Flachen Ist<br />

Marckrecht zinst nichts“, zahlt für fahrende Habe.<br />

Schwörbuch v. 1556, S. 131: „sein Wohnhaus neben Erasmus Flach“,<br />

zahlt für fahrende Habe und Handel.<br />

Schwörbuch v. 1572, S. 200: „Sein Wonhaus Neben D. Jacobo [Flachenx?]<br />

miethaus ist margckrecht, 1 haus an diesem l. u. z. dem Rath, 2 Miethäuser<br />

gegen der Pfarrkirchen“, zahlt für fahrende Habe.<br />

Hier wird Christoph Druckscherf als „D.“, also als Doktor bezeichnet (?)<br />

Offenbar haben Christoff Druckscherf und die Jacoff Kopffin die Häuser am Markt<br />

getauscht. Vergleiche auch unter Markt 21 an der Marktsüdseite!<br />

1585 Nicol Knopper, Buchhändler<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 146), Nicolaus Knopper, 1572-1585 erwähnt; Buchhändler<br />

mit Haus auf dem Markt.<br />

Schwörbuch v. 1585, S. 216: „Sein Wonhaus zwischen der Leonhardt Ottin<br />

und Johann Arnuro gelegen, L. dem gericht, Z. nichts, ist Marckrecht“,<br />

zahlt für Buchhandel und fahrende Habe.<br />

? Cornelius von Emden<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 361.<br />

1668 Jacob Pintgitzer, Kramer<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 361: „Jacob Pintgitzer, Crahmer.<br />

Ein Wohnhauß neben Jung Davidt Bambergers Witben undt Hanß Baumen.<br />

F. Cornelis von Emden, lehnet den gerichten, zinst nichts, ist<br />

Marckrecht.“<br />

Wird veranschlagt mit 100 Schock fürs Haus und 30 Schock für die Handlung<br />

1671 Fr. Susanna Margaretha Pintgitzer, Witwe von Jacob Pintgitzer (?)<br />

Güterbuch v. 1669, S. 528: 17. Febr. 1671: “Jacob Pingitzers Eheweib, Fr.<br />

Susanna Margaretha.<br />

Ein Wohnhaus am Marckte neben Hans Baumen, l. den F. Stadtgerichten,<br />

zinßet nichts, ist Marckrecht. F. Hans Baumen.<br />

90 alte Schock von Krahmhandel.“<br />

Sie besitzt an Grundstücken insgesamt 16 Acker (ca. 4,6 ha), davon 4,5<br />

Acker Weinwachs, 4,5 Acker Artland, 6 Acker Wiese, 1 Krautland.<br />

1681-≥1687 Johann Jacob Wohlfeldt<br />

Güterbuch v. 1669, S. 528: 13. Dez. 1681: „Jacob Wohlfeldt“<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 81: „Johann Jacob Wohlfeldt.<br />

Ein Wohnhauß am Marckte neben H. Johann Georg Hoffmannen gelegen,<br />

L. denen Stadtgerichten, Zinßet nichts, Ist Marckrecht. F. Jacob Pingitzern<br />

den 23. Xbr. 1681.“<br />

Geschossbuch v. 1687, S. 249.<br />

veranschlagter Hauswert: 100 Schock (seit dem letzten Anschlag gestiegen)<br />

1692 erwirbt Wohlfeldt auch das westlich anschließende Eckhaus. Siehe<br />

unter Markt 4, Teilhaus 2.<br />

? Fr. O. Stein<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 80.<br />

1695 H. Schenke, Materialist<br />

Schenke ist auch/oder Besitzer von Markt 3?<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 80: „H. Schenke, Materialist.<br />

Ein Wohnhaus am Marckten neben Joh. G. Hofmannen RathsverW. und H.<br />

Christian Müllern liv. Acad., lehnet denen Stadtgerichten, zinßet nichts,<br />

ist Marckrecht. F. der Fr. O. Steinin, Mich. 95“<br />

217


1696 Philipp Bodisch, Kaufmann<br />

Laut seinem Grabstein in der Friedenskirche (vgl. Koch, Johann-Georgs-Kirche, S.<br />

39f und Traeger, Johannisfriedhof, S. 85f) war Philipp Bodisch vornehmer Kauf- und<br />

Handelsmann und der neuen Kramerinnung ältester Meister, wurde am 8. Oktober<br />

1668 geboren und starb am 31. März 1714. Seine Frau Anna Magdalena war eine<br />

geborene Sonnenschmidt und verstarb 1722. Offenbar hat sie nach seinem Tode einen<br />

Herrn Gerlach in zweiter Ehe geheiratet.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 80: „H. Philipp Bodisch (April 96)“<br />

1719 Anna Magdalena Gerlachin<br />

Witwe von Philipp Bodisch (?)<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 80: „Frau Anna Magdalena Bodischin.<br />

itzo verehelichte Gerlachin, hat ihres seel. Ehemannes Güther Laut des<br />

mit ihren Kindern getroffenen Reve[..]nis [käufl.?] angenommen, dahero<br />

ihr solche […] zugeschrieben worden. Jena, den 11 Febr. 1719.“<br />

1722 Samuel Friedrich Gerlach<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 80: „H. Samuel Friedrich Gerlach, deme seine<br />

Ehegenoßin ihr Hauß u. Güther per testamentam beschieden. ab- u. zugeschrieben<br />

den 27. Mart. 1722“<br />

1773 u. 1823 Hier werden jetzt wieder die Einträge für Heiligenstädt und Paulsen von Güterbuch<br />

S. 61 wiederholt<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 80.<br />

Teilhaus 2<br />

≤1519-1542 Veit Dieterich/Ditterich<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 46), Veit Ditterich, 1514-1542 erwähnt; Bruder des Bartel<br />

Dietz (Kleine Rathausgasse 4); Krämer; hat auch Kellerhaus zum Trenker in der Jenergasse;<br />

Besitzfolger ist Jacob Zirold.<br />

Schwörbuch v. 1519, S. 109: „Sein Hauß ist marckrecht“, zahlt für fahrende<br />

Habe und Grundbesitz.<br />

Schwörbuch v. 1526, S. 118: „Sein Hauß ist marcktrecht zinst nichts“.<br />

Schwörbuch v. 1533, S. 125: „Sein Haus Ist marckrecht“.<br />

Schwörbuch v. 1540, S. 117: „Sein Haus neben der Jacof Köpffin l. und z.<br />

dem Rath“, zahlt für fahrende Habe und Kram.<br />

In der Türkensteuer von 1542 ist das Wohnhaus mit 200 Schock angeschlagen.<br />

1542 beschäftigt er eine Magd. V. Dieterich ist insgesamt mit<br />

865 Schock angeschlagen und liegt damit an 9. Stelle der unter dem<br />

Marktbezirk aufgeführten 40 Hausbesitzer.<br />

(1556) Hans Myhlt (eventuell in einem Mietshaus von Zierolds Erben?)<br />

Vielleicht Hans Meyer, genannt Madel (Apel, S. 181)- (Vermutung, wegen der Reihenfolge<br />

im Schwörbuch und weil Leonhard Otto sein Eidam ist.) Hans Meyer hatte<br />

nach Apel, Einwohner ein Haus am Markt und trieb Handel.<br />

Schwörbuch v. 1556, S. 132: „sein Wohnhaus neben Nicol Orthel“, zahlt<br />

für Handel und fahrende Habe.<br />

1572 Leonhard Otto, Krämer<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 205), Leonhart Otto, 1561-1579 (Laut Inschrift auf dem<br />

Epitaph bereits 1578 verstorben) erwähnt; treibt Kramhandel; Haus unter dem<br />

Kreuz; Tochtermann ist Jeremias Hondorf; seine Witwe hat Haus am Markt und in<br />

der Krämergasse.<br />

Laut Hallof, Inschriften (S. 79), befand sich sein Epitaph in der Stadtkirche (im 17.<br />

Jh. an einem nördlichen Pfeiler). Es bestand aus einem zweigeteilten Gemälde, das<br />

in der oberen Hälfte Christus als guten Hirten zeigte, im unteren Teil eine Grablegung<br />

Christi.<br />

Auf der Inschrift ist vermerkt, dass er 1578 im 52. Lebensjahr verstarb. Das Epitaph<br />

hat seine Witwe Martha gestiftet.<br />

Schwörbuch v. 1572, S. 205: „Sein Wonhaus neben Wolff Heil ist<br />

Margkrecht.<br />

218


1 Haus hindern daran ahm Bürger: Christopff Truckscherffen ander<br />

Haus“, zahlt für Kramhandel und fahrende Habe.<br />

1585 Leonhard Ottos Witwe (Martha)<br />

Schwörbuch v. 1585, S. 215: „Ir Wonhaus zwischen Nicol Knoppern und<br />

Johann Schlaff lehent dem gericht, z. nichts, ist Marckrecht. Ein Haus hinern<br />

daran, l. u. z. dem Rath“, zahlt für Kramhandel.<br />

? Jacob Reimb<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 84, Steueranschlag v. 1668, S. 362, Güterbuch<br />

v. 1669, S. 530.<br />

1668 Hans Baum, Kärrner und Höker<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 362: „Hanß Baum, Kärrner und Höker.<br />

Ein Wohnhauß neben Jacob Pintgitzern undt Christoph Feyen. F. Jacob<br />

Reimen, lehnet den Gerichten, zinst nichts, ist Marckrecht.“<br />

Wird veranschlagt mit [207] Schock fürs Haus, für ein Pferd und Karren<br />

mit 10 Schock, für eine Fischhandlung mit 40 Schock.<br />

1669-1687 Witwe von Hans Baum, jetzt verheiratete Frau Hoffmann<br />

Güterbuch v. 1669, S. 530: „Hans Baums W. anietzo H. Hoffmanns F. musicanten<br />

Eheweib.<br />

Ein Wohnhauß am Marckte neben Christoph Feyen, l. den F. Stadtgerichten,<br />

zinßet nichts, ist Marckrecht, F. Jacob Reimbs.“<br />

Sie besitzt an Grundstücken insgesamt 32,25 Acker (ca. 9,2 ha), davon<br />

nur 5,5 Acker Weinwachs, 13 Acker Wiese, 12,75 Acker Artland, 1 Krautland;<br />

zusätzlich 1 Garten (unter St. Jacob), Brandstatt und Garten (Grietgasse),<br />

Scheune (Grietgasse), 2 [Bau]Plätze und Räume daneben (vor dem Johannistor).<br />

Geschossbuch v. 1687, S. 250.<br />

veranschlagter Hauswert: 207 Schock (seit dem letzten Anschlag gleichgeblieben)<br />

(1686)-(1720) Johann Georg Hoffmann, Musiker<br />

Laut Spangenberg, Handbuch (S. 114), war Johann Georg Hofmann, „Fürstl. Weimar.<br />

Cammermusikus und Rathsverwandter“ und starb am 16. 6. 1720.<br />

Laut Koch, Geschichte (S. 172), setzte der ab 1691 für Jena zuständige Eisenacher<br />

Herzog in diesem Jahr durch, dass sein Günstling, der Violinist, Musiker der Weimarer<br />

Hofkapelle und ehemalige Musiklehrer der Jenaer Prinzen Johann Georg Hofmann,<br />

zum Stadtkämmerer oder Stadtrat gewählt wurde, obwohl dieser Posten eigentlich<br />

für fähige Ratsmitglieder vorgesehen war.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 84: „Johann Georg Hoffmann, Musicus.<br />

Ein Wohnhauß am Marckte neben H. Feyen, L. den Fürstl. Stadt Gerichten,<br />

Zinßet nichts, ist Marckrecht. F. Jacob Reimbs“<br />

1734 H. Rath Kaldschmiedt<br />

Vielleicht ein Sohn von Carl Friedrich Kaltschmied, über den Spangenberg, Handbuch<br />

(S. 189), schreibt: „philos. et med. Dr. F. S. Weimar. obervormundsch. geh.<br />

Cammerrath, F. Brandenburg-Culmbachischer u. Hessen-Darmstädtischer Hofrath<br />

u. Leibmedikus, auch Physikus, anatomiae, chirurgiae et botanices Prof. publ. ord.,<br />

facult. medicinae Senior, Comes pal. caesares, und mehrerer gelehrten Gesellschaften<br />

Mitglied, geboren zu Breslau 1706, d. 21. May, wo sein Vater, Christian Friedrich<br />

K., ein Kaufmann und späterhin Obermühlschreiber gewesen. Dieser um die medizinische<br />

Wissenschaft hochverdiente und in Jena unvergessliche Mann starb am<br />

Schlagfluß 1769“ (6. 11.)<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 84.<br />

? (vor 1762) H. Johann Christoph Lobenstein<br />

Laut Spangenberg, Handbuch (S. 161), war Johann Christoph Lobenstein Fürstl.<br />

Sächs. Leutnant bei der Stadt- und Landmiliz und starb am 12. 9. 1762 im Alter von<br />

94 Jahren.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 84.<br />

219


1770-≥1773 Heyligenstädt<br />

Wohl Johann Georg Heyligenstädt, laut Spangenberg, Handbuch (S. 74), „F. Weimar.<br />

Rath u. Landschafts-Cassirer in Jena“, der am 23. 4. 1773 starb.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 84: „H. Rath u. Landschaffts Cassirer Heyligenstädt<br />

(per testamento, zugeschrieben den 23. 9br. 1770)“<br />

dessen Sohn (Ernst Wilhelm Immanuel Heiligenstädt)<br />

wohl Ernst Wilhelm Immanuel Heiligenstädt, laut Spangenberg, Handbuch (S. 107),<br />

Sohn des obigen und „F. S. Landschafts-Cassirer u. Hofadvokat“, der am 6. 6. 1788<br />

im Alter von 49 Jahren starb.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 84: „filius H. Hoffadv. u. Landschaffts Cassirer<br />

(zugeschr. den 7. Jan. 1773)“<br />

Teilhaus 3<br />

1526 Hans/Johann Plode, Amtsschreiber<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 20), Hans Plode, 1521-1527 erwähnt; Amtsschreiber;<br />

Haus am Markt; Besitz von Marx Albrecht.<br />

Schwörbuch v. 1526, S. 106: „Sein Haus ist marktrecht zinst nichts“.<br />

≤1533-≥1542 Die Johann Plödin<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 20) heißt die Witwe von Hans Plode Martha und ist Bürgerin.<br />

Schwörbuch v. 1533, S. 127: „Ir Haus Ist marckrecht zinst nichts“, zahlt<br />

für werbenden Handel.<br />

Schwörbuch v. 1540, S. 131: „Ir Haus neben Franz Weißen lehent vom<br />

gericht Ist Margtrecht“, zahlt für fahrende Habe.<br />

In der Türkensteuer von 1542 ist das Wohnhaus mit 80 Schock angeschlagen.<br />

Die J. Plödin beschäftigt 1542 eine Magd. Sie ist insgesamt mit<br />

193 Schock angeschlagen und liegt damit an 30./31. Stelle der unter dem<br />

Marktbezirk aufgeführten 40 Hausbesitzer.<br />

≤1547-≥1556 Nicol Orthel, Händler, Höker<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 204), 1539-1574 erwähnt; Handel und Hökerei; hatte zunächst<br />

Haus auf dem Steinweg, ab 1547 am Markt, 1558 oberster Trabant<br />

(=Fußsoldat, Leibwächter, von wem?).<br />

Schwörbuch v. 1547, S. 105: ohne Haus erwähnt (geschossfrei?); zahlt<br />

für Handel und fahrende Habe.<br />

Schwörbuch v. 1556, S. 132: „sein Wohnhaus neben Zierolts Erben“,<br />

zahlt für Handel und fahrende Habe.<br />

Eventuell ist dieses Teilhaus später mit einem der Nachbarhäuser zusammengelegt.<br />

Teilhaus 4 (Eckhaus)<br />

1502-1519 Jacoff von Brun, Kaufmann (?)<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 34), Jacof von Brun, 1497-1520 erwähnt; Schwiegersohn<br />

des Hans von Herden; seine Frau heißt Elisabeth; Bastian(1) ist sein Sohn; hat auch<br />

Besitz „uffm Sant Ananberge (Erzgebirge?), 1519 auch Haus in der Löbdergasse<br />

und Kellerhaus zum Einsiedel in der Jenergasse; treibt Handel, verkauft Papier und<br />

Pflugschar, wird Jacof Brawn alias Koburger genannt (stammt er aus Coburg?);<br />

1502 steht er nach dem Wert der fahrenden Habe an zweiter Stelle und hat den<br />

viertgrößten Grundbesitz.<br />

Nach Koch, Geschichte (S. 52), Krämer oder besser Kaufmann.<br />

Die von Bruns werden in Jena seit 1487 bis 1615 erwähnt und gehören zu den<br />

reichsten und einflussreichsten Familien, obwohl sie nie einen Bürgermeister stellen.<br />

Eventuell stammen sie ursprünglich aus Coburg, da sie anfangs parallel zu v.<br />

Brun auch Koburger und von einem Nachbarn auch Franke genannt werden.<br />

Schwörbuch v. 1502, S. 87: „Syn Hauß an der ecke vorne an der kramer<br />

gasse zinst nicht ist margkt recht“.<br />

220


Schwörbuch v. 1519, S. 129: „Syn Huß ist margktrecht“, zahlt auch für<br />

Haus in der Löbdergasse, das Haus Eynsydel in der Jenergasse, viel<br />

Grundbesitz (z.B. auch ein Safrangarten), fahrende Habe.<br />

1526-1533 Bastian von Brun, Kaufmann (?)<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 34), Bastian(1) von Brun, 1521-1534 erwähnt; Sohn des<br />

Jacoff von Brun, Otilie ist seine Frau, seine Söhne sind Bastian(3) und Wolff; hat gesamten<br />

Besitz seines Vaters; nach dem Werte steht er an 13. Stelle; wird auch Sebastian<br />

Koburger alias Brun genannt; Besitz hat 1540 Franz Weiß, der 2. Mann seiner<br />

Witwe<br />

Schwörbuch v. 1526, S. 127: „Sein Hauß ist marckt recht geht vom gericht<br />

zur lehn zinst nichts“.<br />

Schwörbuch v. 1533, S. 126: „Sein Haus Ist marckrecht zinst nichts“.<br />

1540 Franz Weiß, Kaufmann (?)<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 273), 1535-1541 erwähnt; hat auch Häuser in der Jenergasse,<br />

in der Löbdergasse und im Faulloch (Löbdergasse); nach dem Wert des<br />

Grundbesitzes steht er 1540 an zehnter Stelle; Besitz hatte zuvor Bastian v. Brun,<br />

dessen Witwe er heiratete; verkauft Papier, Tuch, Leinwand; als alter Schenkmeister<br />

erwähnt; Besitz haben 1542 die unmündigen Kinder (eigentl. Stiefkinder, F. R.)<br />

Wolff und Bastian v. Brun junior.<br />

Schwörbuch v. 1540, S. 119: „Sein Wonhaus neben Andres Örtels Haus<br />

gelegen Ist Margrecht zinst nichts“, zahlt für fahrende Habe.<br />

Andres Örtel ist vielleicht Vater von Nicol Orthel?<br />

1542 Franz Weißens Kinder<br />

Es sind eigentlich seine Stiefkinder Wolff und Bastian(3) von Brun.<br />

In der Türkensteuer von 1542 ist das Wohnhaus mit 300 Schock angeschlagen.<br />

Sie beschäftigen 1542 3 Dienstleute (maximale am Markt genannte<br />

Zahl). Sie sind insgesamt mit 1668 Schock angeschlagen und liegen<br />

damit an 5. Stelle der unter dem Marktbezirk aufgeführten 40 Hausbesitzer.<br />

(„Der Kram wirbt Izunder nichts dieweil die Kinder unmündig sind“.)<br />

1547 Wolf und Bastian von Brun<br />

Wie oben.<br />

Schwörbuch v. 1547, S. 105: „Ihr wonhaus neben Andreas Orttels Haus,<br />

das förder Ist Marckrecht, zinst nichts, das Hinderhaus l. und z. dem Rathe<br />

1 Schilling“, zahlen für fahrende Habe.<br />

1556 hat Bastian(3) von Brun das Haus neben der Quirin Sachsen, die spätere<br />

Kleine Rathausgasse 1!<br />

1572 hat Bastian von Brun das Haus neben der Bottnerin, das ehemals<br />

Geiselmannsche Haus, den späteren Markt 8!<br />

1572 Wolf Heill/Heyl, Buchhändler<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 109f.), 1563-1572 erwähnt; treibt Handel (Buchhandel, F.<br />

R.); hat auch Haus in der Kramergasse; fahrende Habe und Handel sind 1572 mit<br />

600 alte Schock angeschlagen (zweithöchste Summe).<br />

Schwörbuch v. 1572, S. 206: „Sein Wonhaus neben Leonhard Otten ist<br />

margkrecht“, zahlt für fahrende Habe, Handel und Hüterlohn.<br />

1585 Johann Adam Schlaff<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 231), 1585-1630 erwähnt; Haus am Markt und Kellerhaus<br />

in Jenergasse, die Arche genannt, Grundbesitz von Bastian von Brun.<br />

Schwörbuch v. 1585, S. 220: „Sein Wonhaus an der Ecken neben der<br />

Leonhardt Ottin ist Marckrecht“, zahlt für fahrende Habe.<br />

? Georg Ernst Wüst<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 367, Güterbuch v. 1669, S. 534.<br />

≤1668-1685 Christoph Feye, Kramer<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 367: „Christoph Feye, Krahmer.<br />

Ein Wohnhauß neben Hanß Baumen undt dem Krähmergäßlein. F. Georg<br />

Ernst Wüstens, lehnet den Gerichten, zinst nichts, ist Marckrecht.“<br />

221


Wird veranschlagt mit 220 Schock für sein Haus,<br />

125 Schock für seine Handlung.<br />

Güterbuch v. 1669, S. 534: „Christoph Feye, Sen.<br />

Ein Wohnhauß neben Hans Baumen H. Joh. George Hofmannen und dem<br />

Marktgäßlein an der Ecken am Marckte, l. den F. Stadtgerichten, zinßet<br />

nichts, ist Marckrecht, F. Georg Ernst Wüsten. Ist dem Gotteskasten alhier<br />

mit 100f verschrieben.“<br />

„72 alte Schock sein Krahmhandel“<br />

Er besitzt an Grundstücken insgesamt 19 Acker (ca. 5,4 ha), davon 7,75<br />

Acker Weinwachs (davon 1,25 Acker gemeinsam mit Artfeld), 6,75 Acker<br />

Artfeld (davon 1,25 Acker gemeinsam mit Weinwachs), 3,75 Acker Wiese,<br />

3 Acker wüste Leiten;<br />

zusätzlich 1 Wohnhaus am Nonnensack, 1 Wohnhaus am Kreuz, 1<br />

Scheune in der Grietgasse, 1 Scheunenplatz in der Grietgasse.<br />

1686/87 Johann Christoph Feye, Ratsherr und Handelsmann<br />

Vielleicht derselbe wie Christoph Feye oder dessen Sohn?<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 91: „Johann Christoph Feye, Rathsverwander<br />

und Handelsmann.<br />

Ein Wohnhauß am Marckte neben H. Johann Georg Hoffmann Musico<br />

und dem Marck Gäßlein an der Ecken am Marckte, L. den Stadtgerichten,<br />

Zinßet nichts, ist Marckrecht, F. Patr. den 27. Jul. 1685.“<br />

Geschossbuch v. 1687, S. 254.<br />

veranschlagter Hauswert: 220 Schock (seit dem letzten Anschlag gefallen)<br />

? Regina Elisabetha Feyin, Witwe von Joh. Christoph Feye?<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 99.<br />

? Dorothea Maria Stallbaumer<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 101: „Dorothea Maria Feyin, itzo H. Stallbaumers<br />

uxor”<br />

(? Anna Dorothea Hertelin)<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 64:<br />

„Fr. Anna Dorothea Hertelin, gebohrene Lobensteinin, vormahlige Vogtin.<br />

Ein Wohnhauß am Marckte an der Ecke, anbey H. Lieut. Lobensteinen<br />

und dem Marktgäßlein, Lehnet denen Stadtgerichten, Zinßet nichts, ist<br />

Marckrecht.“<br />

Gehört diese Frau Hertelin zu Andreas Jacob Hertel, der 1686 die Rathausgasse<br />

3 besitzt (der Eintrag erfolgte nämlich nicht in der Hausreihenfolge,<br />

sondern nach diesem Hertel)?<br />

Gesamthaus<br />

1773-≥1785 (1788) (Ernst Wilhelm) Heiligenstedt<br />

Wohl Ernst Wilhelm Immanuel Heiligenstädt, laut Spangenberg, Handbuch (S.<br />

107), Sohn des Georg Heyligenstädt und „F. S. Landschafts-Cassirer u. Hofadvokat“,<br />

der am 6. 6. 1788 im Alter von 49 Jahren starb.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 61: „H. Hoff Adv. u. Landschafftscassir Heiligenstedt<br />

(7. Jan. 1773)“<br />

Wiedeburg, Beschreibung, 1785, S. 263: „das itzige Heiligenstedtische,<br />

sonst Kaltschmidtische, (bestehet gleichfalls aus mehrern einzelnen<br />

Häusern, dem Gerlachischen und Hofmannischen, nebst der alten Lobensteinischen<br />

Apotheke), bis an das kleine Kramer-Gässlein“<br />

1810 (Christian Jacob) Gensler, Hofrat, Stadtgerichtssyndikus, Amtsadvokat<br />

Wohl Christian Jacob Gensler, laut Spangenberg, Handbuch (S. 105), Dr. philos. und<br />

Stadtgerichtssyndikus, auch Amtsadvokat, der am 2. 6. 1810 im Alter von 44 Jahren<br />

starb.<br />

Einwohnerliste 1810 (Steuerliste):<br />

222


in 218:<br />

„Herr Hofrath Gensler.<br />

Par Terre: k. A.<br />

1te Etage: Professor der Rechte Gensler (1 Mann, 1 Weib, 2 Töchter (2 ¼<br />

u. 1/6 ? J.), 2 Mägde) / Acad.<br />

2te Etage: Uhrmacher Engel (1 Mann, 1 Weib, 1 Tochter (20 J.), 1 Magd) /<br />

Stadtgericht<br />

3te Etage: 1. Dort.[?] Heyligenstaedtin, Wittbe (1 Weib, 1 Sohn (8 Jahre),<br />

1 Tochter (6 Jahre) / Acad.<br />

2. Helena Raspin, Soph. Martini, Studentenaufwärterinnen (2 Weiber)/<br />

Acad.<br />

Im Hauße theils in der 3. Etage, theils unter dem Dach wohnen noch 7<br />

Studenten.“<br />

1821 Bewohner (Besitzer nicht ersichtlich):<br />

Laut Akte v. 1821 (Steuerliste), S. 22:<br />

in 218:<br />

Henriette Heiligenstedt, Stadtsyndic. Witwe, 50 J.;<br />

Kinder: Albert Heiligenstedt, 19 J., Antonia Heiligenstedt, 17 J.;<br />

Magdalena Raspin, Aufwärterin, 72 J.;<br />

Friedrich Erfurt, Steuer-Einnehmer, 53 J.;<br />

Ehefrau Dorothea Erfurt, 42 J.;<br />

Franz Harnisch, Schreiber, 17 J.;<br />

Friederike Wohlfeldin, Magd, 26 J.;<br />

Wilhelm Heidemann, Gürtlermstr., 27 J.;<br />

Ehefrau Caroline Heidemann, 27 J.;<br />

Kinder: Dorothea Heidemann, 1 ½ J., [in Bleist.: Friederike Heidemann,<br />

½ J.];<br />

Heinr. Böckler, Lehrbursch, 18 J.<br />

1823-≥1858 Jacob Heinrich Paulsen<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 61: „Herr Oberappell. Gerichtssecretair Jacob<br />

Heinrich Paulsen (1823 Kauf von den Heiligenstedtischen Erben)“<br />

Entwurf des Katasters zur Brandversicherung 1828:<br />

in 208/209:<br />

„Herr Appellat. Gerichts Secret. Dr. Paulsen.“<br />

Wohnhaus mit bewohnbaren Seitengebäuden. Schätzwert gesamt: 2625<br />

Taler.<br />

Brandkataster 1835:<br />

in 208/209:<br />

„Herr Rath und Oberappellationsgerichts-Secretair D. Paulssen“. Wohnhaus<br />

mit bewohnbarem Hintergebäude und Seitengebäude. Schätzwert<br />

insgesamt: 6425 Taler.<br />

Einwohnerliste 1846-50:<br />

in 208!: (offensichtlich ist zwischenzeitlich eine Umbenennung der Kataster<br />

erfolgt, denn die 209 ist jetzt das Haus von Hofagent Weber = spätere<br />

Göhre?)<br />

„Oberappellationsrath Paulsen“; weitere Bewohner:<br />

1846: Kaufm. Voigt; Frau v. Penz; Aufwärterin Rodigast; Witwe Kunze;<br />

Stud. Heerwart; Stud. Eckardt; Stud. Nützer; Stud. Lorenz; Stud. v. Gohren;<br />

Stud. Heger; Stud. Müller; Stud. Jobst; Stud. Georgi<br />

1847: Kaufm. Voigt; Frau v. Penz; Aufwärter; Witwe Kunze; Stud. Heerwart;<br />

Stud. Eckardt; Stud. Nützer; Stud. Lorenz; Stud. v. Gohren; Stud.<br />

Heger; Stud. Müller; Stud. Jobst; Stud. Georgi<br />

Ritterguthsbesitzer Stark; Sattler Tondorf<br />

1848: Sattlermeister Tondorf; Ritterguths Besitzer Stark<br />

1849/50: k. A.<br />

Akte von 1858, S. 134:<br />

223


in 208:<br />

OAGer. RathsWitwe Paulssen (1 Frau mit Tochter? über 14 J., 1 Magd)<br />

Univ. Amtmannswitwe Nitschke (1 Frau mit Tochter? über 14 J.)<br />

ledige Wilh. Henrichs (1 Frau)<br />

Amtsactuar Dr. Rayer (1 Mann, 1 Frau, 1 Magd)<br />

Hof- und Justizrath Leist (1 Mann, 1 Frau, 1 Sohn, 2 Mägde)<br />

Sattlermstr. Frdr. Tonndorf (10 Personen, davon 2 Angestellte/Gehilfen)<br />

im Haus gesamt 24 Personen in 6 Haushalten<br />

1862 Witwe (Angelika?) Paulssen<br />

Adressbuch 1862:<br />

in 208:<br />

Paulssen, OAGR.-Witwe;<br />

Bayer, D., Amtsactuar;<br />

Hinrichs, W., ledig;<br />

Leist, D., Hof- u. Justizrath, Prof.;<br />

Nitschke, Universitätsamtm.- Witwe;<br />

Paulssen, Wilhelmine, Frl.;<br />

Tonndorf, Sattlermstr.<br />

1865 Konrad Heyne, Wirt<br />

Adressbuch 1865:<br />

in 208:<br />

Heyne, Konr., Speisewirth;<br />

Tonndorf, F., Sattlermstr.;<br />

Paulssen, geb. Winkler, Oberappellationsgerichtsrathswitwe;<br />

Paulssen, Wilhelmine, Frl.;<br />

Bayer, D. Theophil., Amtsactuar;<br />

Nitschke, Angelika, geb. Paulssen, Universitätsamtmannswitwe;<br />

Baumbach, Luise, Frl.<br />

≤1875-1886 Eduard Heyne, Wirt<br />

Adressbuch 1875, 1879:<br />

in 208:<br />

Heyne, Eduard, Restaurateur<br />

Adressbuch 1881:<br />

in 208:<br />

Heyne, Ed., Speisewirth;<br />

Bayer, Th., Dr., pens. Aktuar;<br />

Böhme, K., Rentier;<br />

Böhme, Herm., Uhrmacher;<br />

Seelmann, K., Schneider<br />

Adressbuch 1883:<br />

in 208:<br />

Heyne, Ed., Restaurateur;<br />

Gebhardt, Mathilde;<br />

Böhme, Herm., Uhrmacher;<br />

Hofmann, Restaurateurswitwe;<br />

Schunke, Witwe;<br />

Schorcht, Theod., Handarbeiter;<br />

Schoder, Inspektorswitwe;<br />

Hempel, Aug., cand. jur.<br />

Adressbuch 1886:<br />

in 208:<br />

Heyne*, Ed., Speisewirth;<br />

Schoder, Emma, Inspektorswitwe;<br />

Hofmann, Emma, Restaurateurswitwe;<br />

Beyer, Marie, Frl.;<br />

Böhme, Herm., Uhrmacher;<br />

224


Böhme, Anna, Frl.;<br />

Schorcht, Theod., Handarbeiter;<br />

Gebhardt, Math.;<br />

Schunke, Joh., Witwe, Wäscherin;<br />

Hempel, Aug., cand. jur.<br />

ab 1887 Burschenschaft Germania<br />

Hellmann, Verlorenes Jena (S. 40):<br />

1886/87 Umbau des rechten Gebäudeteils mit Historismusfassade<br />

Adressbuch 1887:<br />

in Markt Nr. 5:<br />

Germania, Burschenschaft;<br />

Heyne*, Ed., Speisewirth;<br />

Böhme, Herm., Uhrmacher;<br />

Hempel, Aug., cand. jur.;<br />

Schoder, Emilie, Inspektor–Witwe;<br />

Arthmann, Marie, Häklerin;<br />

Hofmann, E., Restaurateur-Witwe;<br />

Schorcht, Th., Handarbeiter;<br />

Scheide, Ferd., Handarbeiter;<br />

Kämpf, K., Chemiker<br />

Adressbuch 1889:<br />

Germania, Burschenschaft;<br />

Böhme, Herm., Uhrmacher;<br />

Hofmann, E., Restaurateur-Witwe;<br />

Streibhardt, H., Schneider;<br />

Beyer, M., Frl.;<br />

Hundertmark; G., Hausmann;<br />

Slevogt, G., Restaurateur;<br />

Clausnitzer, K., <strong>Bibliothek</strong>sdiener ;<br />

Hoffmann, A., Feuermann<br />

Adressbuch 1893:<br />

Germania, Burschenschaft;<br />

Böhme, Herm., Uhrmacher;<br />

Hofmann, E., Restaurateur-Witwe;<br />

Beyer, M., Frl.;<br />

Schott, Karl, Arbeiter;<br />

Hertwig, Oskar, Restaurateur;<br />

Hertwig, Emilie, Witwe;<br />

Reifarth, Fritz, Töpfer;<br />

Brandt, Aug, Komptorist;<br />

Hochstein, Karl, Rentner;<br />

Sauer, Friedr., Schneidermstr.<br />

Adressbuch 1895:<br />

Germania, Burschenschaft;<br />

Böhme, Herm., Uhrmacher;<br />

Hofmann, E., Restaurateur-Witwe;<br />

Beyer, M., Frl.;<br />

Hertwig, Oskar, Restaurateur;<br />

Hertwig, Emilie, Witwe;<br />

Reifarth, Fritz, Töpfer;<br />

Hochstein, Karl, Rentner;<br />

Weiser, Louis, Schneider<br />

Adressbuch 1897:<br />

Germania, Burschenschaft;<br />

Böhme, Herm., Uhrmacher;<br />

Hofmann, E., Restaurateur-Witwe;<br />

225


Beyer, M., Frl.;<br />

Brandt, Aug., Buchhalter;<br />

Hochstein, Karl, Rentner;<br />

Weiser, Louis, Schneider;<br />

Hertel, Ehefrau;<br />

Leiter, Th., Rechtsanwaltswitwe;<br />

Leiter, L., Doktorswitwe<br />

Adressbuch 1899:<br />

Germania, Burschenschaft;<br />

Rötzschke, Fritz, Verwalter des Germanenhauses;<br />

Wohlfahrt, Wilh., Arbeiter;<br />

Böhme, Herm., Uhrmacher;<br />

Hofmann, E., Restaurateur-Witwe;<br />

Beyer, M., Frl.;<br />

Brandt, Aug., Buchhalter;<br />

Leiter, Th., Rechtsanwaltswitwe;<br />

Leiter, L., Doktorswitwe<br />

Adressbuch 1900:<br />

Germania, Burschenschaft;<br />

Rötzschke, Fritz, Verwalter des Germanenhauses;<br />

Hochstein, Karl, Privatier;<br />

Böhme, Anna, Frl.;<br />

Pilz, Gustav, Glaser;<br />

Böhme, Herm., Uhrmacher;<br />

Hofmann, E., Restaurateurswitwe;<br />

Beyer, M., Frl.;<br />

Brandt, Aug., Buchhalter;<br />

Leiter, Th., Rechtsanwaltswitwe;<br />

Leiter, L., Doktorswitwe<br />

Adressbuch 1901:<br />

Germania, Burschenschaft;<br />

Rötzschke, Fritz, Verwalter des Germanenhauses;<br />

Böhme, Anna, Frl.;<br />

Pilz, Gustav, Glaser;<br />

Böhme, Herm., Uhrmacher;<br />

Hofmann, E., Restaurateurswitwe;<br />

Brandt, Aug., Buchhalter;<br />

Leiter, Th., Rechtsanwaltswitwe;<br />

Leiter, L., Doktorswitwe;<br />

Hufe, Herm., Arbeiter<br />

Adressbuch 1902:<br />

Germania, Burschenschaft;<br />

Rötzschke, Fritz, Verwalter des Germanenhauses;<br />

Böhme, Anna, Frl.;<br />

Pilz, Gustav, Glaser;<br />

Böhme, Herm., Uhrmacher;<br />

Brandt, Aug., Buchhalter;<br />

Leiter, Th., Rechtsanwaltswitwe;<br />

Leiter, L., Doktorswitwe;<br />

Hufe, Herm., Arbeiter<br />

Adressbuch 1904:<br />

Germania, Burschenschaft;<br />

Rötzschke, Fritz, Verwalter des Germanenhauses;<br />

Böhme, Anna, Frl.;<br />

Böhme, Herm., Uhrmacher;<br />

Brandt, Aug., Buchhalter;<br />

226


Leiter, Th., Rechtsanwaltswitwe;<br />

Leiter, L., Doktorswitwe;<br />

Hochstein, Karl, Arbeiter;<br />

Oßwald, Karl, Arbeiter;<br />

Ullrich, Willibald, Maler;<br />

Bodinus, Emma, Ehefrau<br />

Adressbuch 1905:<br />

Germania, Burschenschaft;<br />

Rötschke, Fritz, Hausverwalter;<br />

Böhme, Herm., Uhrmacher;<br />

Böhme, Anna, Frl.;<br />

Brandt, Aug., Buchhalter;<br />

Leiter, Th., Rechtanwalts-Witwe;<br />

Leiter, L., Doktors-Witwe;<br />

Baumann, Betty, Comptoiristin;<br />

Baumann, Ernst, Photorechner;<br />

Fritzsche, Arthur, Schlosser;<br />

Hochstein, Karl, Arbeiter;<br />

Oßwald, Karl, Arbeiter<br />

Adressbuch 1906:<br />

Germania, Burschenschaft;<br />

Rötschke, Fritz, Hausverwalter;<br />

Böhme, Herm., Uhrmacher;<br />

Böhme, Anna, Frl.;<br />

Brandt, Aug., Buchhalter;<br />

Leiter, Th., Rechtanwalts-Witwe;<br />

Leiter, L., Doktors-Witwe;<br />

Fritzsche, Arthur, Schlosser;<br />

Hochstein, Karl, Arbeiter;<br />

Oßwald, Therese, Witwe;<br />

Sanftleben, Otto, Arzt;<br />

Ortlepp, Paul; Metallarbeiter;<br />

Oßwald, Karl, Schlosser<br />

Adressbuch 1907:<br />

Germania, Burschenschaft;<br />

Rötschke, Fritz, Hausverwalter;<br />

Böhme, Herm., Uhrmacher;<br />

Böhme, Anna, Frl.;<br />

Brandt, Aug., Buchhalter;<br />

Leiter, Th., Rechtanwalts-Witwe;<br />

Leiter, L., Doktors-Witwe;<br />

Fritzsche, Arthur, Schlosser;<br />

Hochstein, Karl, Arbeiter;<br />

Oßwald, Therese, Witwe;<br />

Ortlepp, Paul; Metallarbeiter<br />

Adressbuch 1908:<br />

Germania, Burschenschaft;<br />

Rötschke, Fritz, Hausverwalter;<br />

Böhme, Herm., Uhrmacher;<br />

Böhme, Anna, Frl.;<br />

Brandt, Aug., Buchhalter;<br />

Leiter, L., Doktors-Witwe;<br />

Fritzsche, Arthur, Schlosser;<br />

Hochstein, Karl, Arbeiter;<br />

Oßwald, Therese, Witwe;<br />

Ortlepp, Paul; Lohnkellner;<br />

227


Harras, Louise, Waschfrau;<br />

Leß, Elise, Ehefrau<br />

Adressbuch 1909:<br />

Germania, Burschenschaft;<br />

Rötschke, Fritz, Hausverwalter;<br />

Böhme, Herm., Uhrmacher, Gold- und Silberwarenhandlung;<br />

Böhme, Anna, Frl.;<br />

Brandt, Aug., Buchhalter;<br />

Leiter, L., Doktors-Witwe;<br />

Fritzsche, Arthur, Schlosser;<br />

Hochstein, Karl, Arbeiter;<br />

Oßwald, Therese, Witwe;<br />

Haberstroh, Wilhelmine, Näherin;<br />

Kirsten, Karoline, Geschäftsinhaberin<br />

Adressbuch 1910:<br />

Germania, Burschenschaft;<br />

Rötschke, Fritz, Hausverwalter;<br />

Böhme, Herm., Uhrmacher, Gold- und Silberwarenhandlung;<br />

Böhme, Anna, Frl.;<br />

Brandt, Aug., Buchhalter;<br />

Leiter, L., Doktors-Witwe;<br />

Fritzsche, Maria, Ehefrau;<br />

Hochstein, Karl, Arbeiter;<br />

Oßwald, Therese, Witwe;<br />

Haberstroh, Wilhelmine, Näherin;<br />

Schreiber, Louise und Sophie, Geschwister<br />

Adressbuch 1911:<br />

Germania, Burschenschaft;<br />

Rötschke, Fritz, Hausverwalter;<br />

Böhme, Herm., Uhrmacher, Gold- und Silberwarenhandlung;<br />

Böhme, Anna, Frl.;<br />

Brandt, Aug., Buchhalter;<br />

Leiter, L., Doktors-Witwe;<br />

Fritzsche, Maria, Ehefrau;<br />

Oßwald, Therese, Witwe;<br />

Schreiber, Louise und Sophie, Geschwister;<br />

Zinsmann, Auguste, Näherin<br />

Adressbuch 1912:<br />

Germania, Burschenschaft;<br />

Rötschke, Fritz, Hausverwalter;<br />

Böhme, Herm., Uhrmacher, Gold- und Silberwarenhandlung;<br />

Böhme, Anna, Frl.;<br />

Brandt, Aug., Buchhalter;<br />

Leiter, L., Doktors-Witwe;<br />

Fritzsche, Maria, Ehefrau;<br />

Schreiber, Louise und Sophie, Geschwister;<br />

Zinsmann, Auguste, Näherin<br />

Adressbuch 1913:<br />

Germania, Burschenschaft;<br />

Rötschke, Fritz, Hausverwalter;<br />

Böhme, Herm., Uhrmacher, Gold- und Silberwarenhandlung;<br />

Böhme, Anna, Frl.;<br />

Brandt, Aug., Buchhalter;<br />

Leiter, L., Doktors-Witwe;<br />

Fritzsche, Maria, Ehefrau;<br />

Schreiber, Louise und Sophie, Geschwister;<br />

228


Oßwald, Therese, Witwe<br />

Adressbuch 1914:<br />

Germania, Burschenschaft (Aktiengesellschaft der A. H.);<br />

Rötschke, Fritz, Hausverwalter;<br />

Böhme, Herm., Uhrmacher, Gold- und Silberwarenhandlung;<br />

Böhme, Karl, Uhrmachermstr.;<br />

Ebert, Hedwig, Frl.;<br />

Brandt, Aug., Buchhalter;<br />

Leiter, L., Doktors-Witwe;<br />

Fritzsche, Maria, Ehefrau;<br />

Schreiber, Louise und Sophie, Geschwister;<br />

Oßwald, Therese, Witwe;<br />

Bornschein, Ferdinand, Schmied<br />

229


Westseite des Markgässchens<br />

Die Häuser des Marktgässchens sind nur im 16. und 17. Jahrhundert untersucht. Meist wird diese<br />

Gasse in den Quellen Kramergasse genannt.<br />

1. Haus nach dem Eckhaus<br />

1526 Caspar Bötticher<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 26), Caspar Bötticher, 1526 erwähnt; Haus am Markt;<br />

1531 die Caspar Bottnerin, 1547 die Erben mit Haus am Markt in der Kramergasse.<br />

Schwörbuch v. 1526, S. 104: „Sein Haus ist Mark Recht zinst nichts“.<br />

1540-1547 Caspar Böttichers Kinder/Erben<br />

Schwörbuch v. 1540, S. 121: nur die Kinder genannt, kein Haus erwähnt.<br />

In der Türkensteuer von 1542 sind sie nicht erwähnt.<br />

Schwörbuch v. 1547, S. 107: „Ihr Haus im Kramergeßlein stehen ledig,<br />

lehent vom gericht Ist Marckrecht.“, zahlen doppelt für ihr Gewerbe.<br />

1556 Stefan König/Geiling/Keuling<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 149), Stephan König, 1544-1570 erwähnt; auch Stephan<br />

Keuling (Geiling) genannt; Haus in der Lauengasse, seit 1554 auf dem Markt; verkauft<br />

Ostien (?).<br />

Schwörbuch v. 1556, S. 133: „sein Wohnhaus neben Hans Frank dem<br />

Schuster“, zahlt für fahrende Habe und Kram.<br />

1572-1585 Die Stephan Keulingenn/Geiling<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 149), die Stephan Keulingenn ist wohl die Witwe von Stephan<br />

König – also die Katharina Kenigs, die beim Nachbarhaus als Nachbarin genannt<br />

wird; sie ist wohl eine geborene oder verwitwete Geiling.<br />

Schwörbuch v. 1572, S. 207: „Ihr Wonhaus ahm Marckt gesslein ahn<br />

Wolffen Heil ist margkrecht“, zahlt für fahrende Habe, Handwerk und<br />

Hüterlohn.<br />

Schwörbuch v. 1585, S. 217: „Ir Wonhaus im Marktgässlein an Johann<br />

Schlaffen, ist Marckrecht“, zahlt für geringen Kramhandel und Weinschenken.<br />

? Valtin Neidhardt<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S.98.<br />

1668 Hans Neidhardt, Gürtler und Krämer<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 370: „Hanß Neidhardt, Gürdtler undt Krahmer.<br />

Ein Wohnhauß in der Crämergaßen neben Christoph Feyen (also an der<br />

Ecke!), F. Valtin Neidhardten dem Sohne, lehnet dem gerichten, zinst<br />

nichts, ist Marckrecht.“<br />

Wird veranschlagt mit für sein Haus mit 60 Schock, für Handwerk und<br />

Handlung zusammen mit 16 Schock<br />

hat keine Grundstücke<br />

1669 Witwe von Hans Neidhardt<br />

Güterbuch v. 1669, S. 538: „Hannß Neidhardts W.<br />

Ein Wohnhauß in der Krähmergaßen, neben Hanß Thomaßen, l. den F.<br />

Stadtgerichten, Zinßet nichts, ist Marckrecht, F. Valtin Neidharts.“<br />

besitzt später noch ein weiteres Haus „ein Wohnhaus neben H. Joh. George<br />

Hofmannen Mus. und dem Marktgässlein an der Ecken am […] (27. Jul.<br />

1685)“<br />

Das müsste das Eckhaus sein, dass aber zu der Zeit auch als Johann Christoph<br />

Feye gehörend beschrieben wird – unklar.<br />

Sie besitzt an Grundstücken insgesamt 4,25 Acker (ca. 1,2 ha), davon 2<br />

Acker Weinwachs, 1,5 Acker Artland, 0,75 Acker Wiese.<br />

1678 Heinrich Herold<br />

Güterbuch v. 1669, S. 538: „Heinrich Herold (12. April)“<br />

1686 Heinrich Heroldts Erben<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 98: „Heinrich Heroldts Erben.<br />

230


Ein Wohnhauß in dem Krähmergäßgen [neben?] Hanß Thomasen, L.<br />

Fürstl. Stadtgerichten, Zinßet nichts, ist Marckrecht. F. Martin Neidhardts.“<br />

1687 Philipp Brieglepp, Riemer<br />

Geschossbuch v. 1687, S. 256: „Philipp Brieglepp, Riemer. Ein Wohnhaus<br />

in den Crähmergäslein neben Johann Christoff Feyen F. Hans Valentin<br />

Neidhardten lehnet den Gerichten zinset nichts ist Marckrecht nov. F.<br />

Heinrich Heroldten.“<br />

veranschlagter Hauswert: 60 Schock (seit dem letzten Anschlag gestiegen)<br />

? Joh. Jacob Vogt<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S.98.<br />

Haus in der Mitte der Gasse<br />

1533-1556 Hans Frank/Francke, Schuster<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 79), Hans(2) 1526-1563 erwähnt; Schuster; Besitzfolger<br />

ist Sohn Joseph Franck.<br />

Schwörbuch v. 1533, S. 127: „Sein Haus Ist marckrecht“, zahlt für werbenden(?)<br />

Handel.<br />

Schwörbuch v. 1540, S. 120: „Sein wonhaus neben Facius Lincker Ist<br />

Margrecht zinst nichts“, zahlt für fahrende Habe und Handwerk.<br />

In der Türkensteuer von 1542 ist das Wohnhaus mit 70 Schock angeschlagen.<br />

Er beschäftigt 1542 einen Schuhknecht. Er ist insgesamt mit<br />

183 Schock angeschlagen und liegt damit an 33. Stelle der unter dem<br />

Marktbezirk aufgeführten 40 Hausbesitzer.<br />

Schwörbuch v. 1547, S. 107: „Sein wonhaus neben Facius Lincken [der in<br />

der Saalgasse verzeichnet ist, F. R.], lehent vom gericht zinst nichts“,<br />

zahlt für fahrende Habe.<br />

Schwörbuch v. 1556, S. 133: „sein Wohnhaus der Facius Linkenn“, zahlt<br />

für Handwerk und fahrende Habe.<br />

1585 Bastian Wöller, Krämer<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 285), Bastian Wöllner, 1566-1596 erwähnt; Krämer;<br />

Haus in der Brüdergasse bei der Rinne, 1585 in der Kramergasse und Haus in der<br />

Jüdengasse.<br />

Schwörbuch v. 1585, S. 217: „Sein Wonhaus in der Kramergassen neben<br />

Katharinen Kenigs, L. dem gericht, z. nichts, Ist Marckrecht“, zahlt für<br />

seinen geringen Kramhandel, Gewerbe und fahrende Habe.<br />

? Valentin Neidhardt<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S.99, Güterbuch v. 1669, S. 540.<br />

? Hans Neidhardt, Gürtler und Krämer<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 370.<br />

1668-≥1686 Hans Thomas, Schuster<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 370: „Hanß Thomas, Schuster.<br />

Ein Wohnhauß neben Hanß Neidhardten undt Sebastian Spanahn, F.<br />

Hanß Neidhardten, lehnet den gerichten, zinst nichts, ist Marckrecht.“<br />

Wird veranschlagt mit 40 Schock fürs Haus, 16 Schock für die Handlung<br />

hat keine Grundstücke<br />

Güterbuch v. 1669, S. 540: „Hanß Thomas.<br />

Ein Wohnhauß in der Krähmergaßen, neben H. Sebastian Jacob) Spanahn,<br />

l. den F. Stadtgerichten, zinßet nichts, ist Marckrecht, F. Valentin<br />

Neidhardts.“<br />

keine Grundstücke verzeichnet.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 99: „Hannß Thomas.<br />

Ein Wohnhauß in der Krahmer Gaßgen, neben Jacob Spanahn, L. den<br />

Fürstl. Stadtgerichten, Zinßet nichts, Ist Marckrecht. F. Valentin Neidhardten.“<br />

231


Geschossbuch v. 1687, S. 257.<br />

veranschlagter Hauswert: 40 Schock (seit dem letzten Anschlag gestiegen)<br />

? Hanns Kaspar Hille<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 99.<br />

1733 Johann Martin Hummel, Kaufmann<br />

War laut Spangenberg, Handbuch (S. 187), Kaufmann und Vater des Dr. jur. und<br />

Hofgerichtsadvokaten Johann Christoph Friedemann Hummel, sowie Großvater des<br />

Chirurgen Johann Jacob Christian Hummel, dessen Witwe Barbara Maria später das<br />

Haus Markt 7 besaß.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 99: „Hoff Factor Joh. Martin Hummel (zugeschr.<br />

den 23. Jan. 1733)“<br />

Laut Auskunft des Hauptstaatsarchivs war Hoffaktor ein Ehrentitel. Ein Johann<br />

Martin Hummel aus Jena taucht in einer Rechnung im Eisenacher Archiv-Hof<br />

und Haushalt-1697-1699 als Lieferant auf (Kaufmann/Krämer).<br />

1750 Jacob Heinrich Martin<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 99.<br />

1801 Hering, Nadlermeister<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 99.<br />

1826 Hörschelmannin, Gürtlermeisterswitwe<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 99.<br />

wird als Nr. 283 (Brandkataster) bezeichnet.<br />

232


Ostseite des Marktgässchens<br />

Häuser des Marktgässchens sind nur im 16. und 17. Jahrhundert untersucht.<br />

Haus an der Saalgasse<br />

≤1519-≥1526 Margaretha Lange<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 161), scheint sie die 2. Frau von Simon Lange zu sein;<br />

Haus am Markt seit 1519; Besitzfolger ab 1533 Oswalt Lange.<br />

Schwörbuch v. 1519, S. 111: „Ir Hauß ist marckrecht gehit vom gerichte<br />

zu lehen“, zahlt für etwas Grundbesitz und fahrende Habe.<br />

Schwörbuch v. 1526, S. 105: „Ir Haus ist marktrecht zinst nichts“.<br />

≤1533-≥1556 Oswalt Lange, Wirt in der Jenergasse<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 161), 1533-1560 erwähnt; Sohn(?) des Simon Lange, der<br />

seit 1519 ein Haus am Markt hat (bzw. seine Frau, F. R.); 1558 ist O. Lange Schenk<br />

eines Wirtshauses in der Jenergasse und wird als alter Studentenfeind auf ein Vierteljahr<br />

aus der Stadt vertrieben; Besitznachfolger ist der Schwiegersohn Jobst<br />

Schmidt.<br />

Schwörbuch v. 1533, S. 128: „Sein Haus Ist marckrecht zinst nichts“,<br />

zahlt für werbenden Handel.<br />

Schwörbuch v. 1540, S. 120: „Sein Haus neben Hans Heßling Ist<br />

Margtrecht zinst nichts“, zahlt für fahrende Habe.<br />

In der Türkensteuer von 1542 ist das Wohnhaus mit 60 Schock angeschlagen.<br />

O. Lange ist insgesamt mit 130 Schock angeschlagen und liegt<br />

damit an 36. Stelle der unter dem Marktbezirk aufgeführten 40 Hausbesitzer.<br />

Schwörbuch v. 1547, S. 107: „Sein wonhaus neben der Hans Heßlingen<br />

ist Marckrecht zinst nichts“, zahlt für fahrende Habe und Braugeschoss.<br />

Schwörbuch v. 1556, S. 133: „sein Wohnhaus neben der Hesling“, zahlt<br />

für fahrende Habe und Kram.<br />

1572 Jobst Schmied<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 235), 1570-1572 erwähnt; Grundbesitz von Hans<br />

Schmidt(5), einem Gerber (event. sein Vater?) und seinem Schwiegervater Oswalt<br />

Lange.<br />

Schwörbuch v. 1572, S. 208: „Sein Wonhaus ist margkrecht“, zahlt für<br />

Handwerk und fahrende Habe.<br />

1585 Die Jobst Schmieden<br />

Schwörbuch v. 1585, S. 218: „Ir Haus in der Kramergasse neben Hans<br />

Hoffmann und Salomon Zahn gelegen, L. dem gericht, Ist Marckrecht, Ist<br />

der Kirche zu Ziegenhain mit 15 alten Schock verschrieben“, zahlt für<br />

fahrende Habe, Handel und Schenkgeschoss.<br />

1668-≥1669 Michael Graue, Schuster<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 372: „Jung Michael Grau, Schuster.<br />

Ein Wohnhauß in der Crämergaßen neben Curth Müllern undt Jacob<br />

Spanahn. F. Michael Wiedemann, lehnet den gerichten, zinst nichts, ist<br />

Marckrecht.“<br />

Wird veranschlagt mit 25 Schock fürs Haus und 20 Schock fürs Handwerk.<br />

keine Grundstücke<br />

Güterbuch v. 1669, S. 546: „Michael Graue.<br />

Ein Wohnhauß in der Krähmergaßen, neben Jacob Spanahnen, l. den F.<br />

Stadtgerichten, zinßet nichts, ist Marckrecht, F. Mich. Grauens.“<br />

keine Grundstücke verzeichnet.<br />

1686/87 Michael Grauens Witwe<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S.102: „Michael Grauens W.<br />

Ein Wohnhauß in den Krähmer Gaßen, neben Jacob Spanahn, L. den<br />

Fürstl. Stadtgerichten, Zinßet nichts, Ist Marckrecht. F. Michel Grauens“<br />

Geschossbuch v. 1687, S. 257.<br />

233


veranschlagter Hauswert: 25 Schock (seit dem letzten Anschlag gestiegen)<br />

1685 Johann Martin Hummel, Kaufmann<br />

War laut Spangenberg, Handbuch (S. 187), Kaufmann und Vater des Dr. jur. und<br />

Hofgerichtsadvokats Johann Christoph Friedemann Hummel, sowie Großvater des<br />

Chirurgen Johann Jacob Christian Hummel, dessen Witwe Barbara Maria später das<br />

Haus Markt 7 besaß.<br />

Siehe Nachbarhäuser!<br />

Güterbuch v. 1669, S. 541: „Johann Martin Hummel.<br />

Ein Wohnhaus im Crämer-gäßl. neben H. Christoph Richtern u. Hanß<br />

Thomas, an der ecken, l. denen Stadtgerichten, zinset nichts, ist<br />

marckrecht, F. H. Sebastian Spanahns W. den 2. Xbr. 1685 zugeschrieben.“<br />

Haus in der Mitte<br />

1533-1542 Hans Heseling, Fischhändler (?)<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 120), Hans(1) Heseling 1533-42 erwähnt; trieb Handel<br />

mit Fischen.<br />

Schwörbuch v. 1533, S. 128: keine Angaben zum Haus, nur Name aufgeführt:<br />

„Hatt di Zeith noch nichts gehabt Ist mith den Kindern In vngetheillten<br />

güthern gesessen“.<br />

Schwörbuch v. 1540, S. 121: „Sein Haus neben Oswalt Langen Ist<br />

Margtrecht lehent vom gericht zinst nichts“, zahlt für fahrende Habe.<br />

In der Türkensteuer von 1542 ist das Wohnhaus mit 100 Schock angeschlagen.<br />

Außerdem besitzt H. Heseling auch ein Gerbhaus. Er ist insgesamt<br />

mit 193 Schock angeschlagen und liegt damit an 30./31. Stelle der<br />

unter dem Marktbezirk aufgeführten 40 Hausbesitzer.<br />

≤1547-≥1556 Die Hans Heseling<br />

Schwörbuch v. 1547, S. 107: „Ihr Haus an Oswalt Langen Ist Marckrecht<br />

lehent vom gericht zinst nichts“, zahlt für fahrende Habe, Schenkgeschoss.<br />

Schwörbuch v. 1556, S. 134: „ihr Wohnhaus neben Oswalt Lange“, zahlt<br />

für fahrende Habe und Handel.<br />

1572 Hans Heseling, Krämer<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 120), Hans(2) Heseling, 1561-1612 erwähnt; Sohn von<br />

Hans(1) ist Krämer und mehrfach Ratsmann, 1601 Marktherr; er und seine Frau<br />

sterben 1612 an der Pest.<br />

Schwörbuch v. 1572, S. 208: „Sein Wonhaus hinder Bartholm Sachsen ist<br />

margkrecht“, zahlt für Handwerk, Handel und Hüterlohn.<br />

1585 Salomon Zahn, Krämer (?)<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 288), Salomon Zahn, 1585-vor 1614 erwähnt; treibt Handel;<br />

Haus im Krämergässchen; 1585 Ratsmann; Tochter Sibilla des verstorbenen<br />

Salomon Zahn heiratet 1614 Balthasar Hüttenrauch.<br />

Schwörbuch v. 1585, S. 218: „Sein Haus im Kramergässlein neben Leonhardt<br />

Wipprecht und Else Langen, l. dem gericht, z. nichts, Ist<br />

Marckrecht“, zahlt für Handwerk, Handel und fahrende Habe.<br />

? Michel Wiedemann, Schuster<br />

Vgl. unter Markt 7.<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 373, Güterbuch v. 1669, S. 544, Ratsgüterbuch<br />

v. 1686, S.100.<br />

≤1668-≥1669 Jacob Spanahn, Schuster<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 373: „Jacob Spanahn, Schuster.<br />

Ein Wohnhauß in Crähmergäßlein neben Michael Grauen undt Michael<br />

Wiedemannen, F. Michael Wiedemannen, lenet den Gerichten, zinst<br />

nichts, ist Marckrecht.“<br />

234


Wird veranschlagt mit 50 Schock fürs Haus und 20 Schock fürs Handwerk<br />

Güterbuch v. 1669, S. 544: „Jacob Spanahn, Sen., Schuster.<br />

Ein Wohnhauß in der Krähmergaßen, neben Michael Graues, l. den F.<br />

Stadtgerichten, zinßet nichts, ist Marckrecht, F. Michael Wiedemannen.“<br />

Er besitzt an Grundstücken insgesamt 3,25 Acker (ca. 0,9 ha), alles<br />

Weinwachs.<br />

bis 1685 Sebastian Spanahns Witwe<br />

Güterbuch v. 1669, S. 541.<br />

Ist beim nördlichen Nachbarhaus verzeichnet, scheint aber doch hier her<br />

zu gehören.<br />

1686/87 Jacob Spanahn (wohl Jun.), Schuster<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 100: „Jacob Spanahn.<br />

Ein Wohnhauß in den Krähmer Gäßgen, neben Michel Grauens W. , L.<br />

den Fürstl. Stadtgerichten, Zinßet nichts, Ist Marckrecht. F. Michel Wiedemannen.“<br />

Geschossbuch v. 1687, S. 258.<br />

veranschlagter Hauswert: 50 Schock (seit dem letzten Anschlag gefallen)<br />

1700 Jacob Spanahns Erben<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 100.<br />

1703 Joh. Martin Hummel, Kaufmann<br />

War laut Spangenberg, Handbuch (S. 187), Kaufmann und Vater des Dr. jur. und<br />

Hofgerichtsadvokats Johann Christoph Friedemann Hummel, sowie Großvater des<br />

Chirurgen Johann Jacob Christian Hummel, dessen Witwe Barbara Maria später das<br />

Haus Markt 7 besaß.<br />

Siehe Nachbarhäuser!<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 100: „H. Joh. Martin Hummel (den 28. 9br.<br />

1703)“<br />

235


Markt 6 – Marktmühle<br />

1519 Hans Leitsch/Lezsch//später(?) wohl Bartel Schürer/Schroter, Müller<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 167), Hans Lezsch, 1495-1521 erwähnt; von 1502-1519<br />

Inhaber der Markt- und Rasenmühle, auch als Brückenmeister erwähnt.<br />

Schwörbuch v. 1519, S. 133: „Die Marcktmohl l. u. z. Martin von Gera“,<br />

hat auch die Hälfte der Rasenmühle, fahrende Habe „Ingeschlossen seine<br />

Dorffgüter“.<br />

Martin von Gera, 1502-1529 erwähnt, ist Bürger Jenas mit Wohnhaus in<br />

der Johannisgasse und weiterem Grundbesitz. Laut Stadtrechnung von<br />

1538/39 hat der Stadtrat seine Erbzinsen (wohl von seinen Erben, F. R.)<br />

übernommen (Apel, S. 89). Wahrscheinlich ist auch die Mühle damals an<br />

den Stadtrat gekommen.<br />

Schwörbuch v. 1519, S. 135: Weiter hinten im Schwörbuch ist auch Bartel<br />

Schroter, ohne eigenes Haus, als Marktmüller genannt.<br />

Ist also Hans Leitsch der Besitzer und Bartel Schürer der Müller?<br />

1519-1547 Bartel Schürer/Schorer/Scherer/Schroter, Müller<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 229), Bartel Scherer, 1509-1554 erwähnt; seit 1519 als<br />

Marktmüller genannt; Haus Markt (1526-1533), dann vorm Löbdertor auf dem Heiligen<br />

Kreuz Kirchhof; teilweise auch Bartel Schroter oder Bartel Marktmoller genannt;<br />

hat später Anteil an Mühle in Nausitz; zahlt Strafe, weil er an seiner Nachhochzeit<br />

„spilleut gehabt und hat tanzen lassen“. Seine Witwe ist ab 1555 mit einem<br />

Haus in Zweifelbach genannt.<br />

Ob die Aussage Apels mit dem Haus am Markt stimmt, sei dahingestellt, 1519 hat<br />

er kein eigenes Haus, 1533 steht nur etwas vom Haus in der Neugasse (also vorm<br />

Löbdertor). Wahrscheinlich handelt es sich bei dem Haus am Markt einfach um<br />

die hier aufgeführte Mühle, in der er wohnt. Allerdings wohnt er laut Eintrag<br />

nicht zur Miete. Eventuell bezieht sich das aber auf sein Haus in der Neugasse?<br />

Schwörbuch v. 1526, S. 108: „Sein Haus ist Mark Recht“ (die ehemalige<br />

Bemerkung: „ist zur Mihte“ ist durchgestrichen!)<br />

Schwörbuch v. 1533, S. 130: „Sein Haus l. u. z. Bürgermeister Veith Keller<br />

[leibt] in der Neugasse neben Wolff Schmidt“.<br />

Seltsamerweise besitzt er unter anderem ein Krautland, das dem Jungfrauenkloster<br />

zu Jena lehnt und zinst (das Kloster ist doch zu der Zeit bereits<br />

aufgelöst?)<br />

Schwörbuch v. 1540, S. 122: nur Bartel Schürer (ohne eigenes Haus)<br />

zwischen der Paul Sachsen und Johann Geiselmann erwähnt.<br />

In der Türkensteuer von 1542 ist der Marktmüller nicht erwähnt.<br />

Schwörbuch v. 1547, S. 108: „Sein Haus ofm Heiligen Creuz Kirchhof l.<br />

und z. dem gemeinen Casten 1 Schilling“, zahlt für fahrende Habe und<br />

Braugeschoss. Die Mühle ist nicht erwähnt.<br />

1556 Hans Engelhart, Müller<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 64), Hans Engelhard, 1552-1560 erwähnt; zwischen 1556<br />

und 1560 als Marktmüller. Er verkauft 1554 (laut Steueranschlag der Stadt aus<br />

diesem Jahr) sein Haus in der Saalgasse.<br />

Schwörbuch v. 1556, S. 135: nur mit Namen als Marktmüller erwähnt,<br />

ohne weiteren Angaben.<br />

1572 Hans Geiselhain/Geysenhain, Müller<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 87), Hans Geysenhain, 1526-1583 erwähnt; war 1540-<br />

1555 in der Rasenmühle Müller; 1556 hat er nichts mehr als eigen; ist 1572 als<br />

Marktmüller erwähnt; wird auch mit einem Haus auf dem Steinweg erwähnt.<br />

Schwörbuch v. 1572, S. 231: Er ist am Ende der Markthausbesitzer erwähnt<br />

(ohne Haus dort). Er besitzt ein Haus auf dem unteren Steinweg<br />

und zahlt Geschoss wie ein Handwerker.<br />

1668 Hans Seibothe, Müller<br />

Nicht Besitzer der Mühle, nur wegen eines kleinen Grundstücks im Steueranschlag<br />

von 1668 aufgeführt.<br />

236


1677 Hans Georg Scheidemantel, Marktmüller<br />

Kirchenbuch Jena, Bestattungen 1677 (S. 445): am 9. Februar beim Bau<br />

der Rasenmühle unters Eis gekommen und ertrunken.<br />

Schmeizel, S. 136: „der Marktmüller fiel am 7. Febr. bey Bauung eines<br />

Rades in der Oelmühle am Mühlstrom in das Waßer und mußte das Leben<br />

verlieren.“<br />

1686? Georg Werner, Müller<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 155: im Güterbuch wird der Müller George<br />

Werner am Markt erwähnt (nach dem Fleischerhandwerk, ebenfalls ohne<br />

Haus), aber nicht als Hausbesitzer, sondern nur als Besitzer von einigen<br />

Krautländern<br />

1743 Johann Gottlob Richter, Müller<br />

Kirchenbuch, Bestattungen 1743 (S. 317): seine eine Zwillingstochter<br />

stirbt.<br />

≤1810-≥1850 Friedrich Günther, Müller (gepachtet)<br />

Einwohnerliste 1810 (Steuerliste):<br />

in 223:<br />

„Marktmüller Mstr. Günther.<br />

ein Müller und drei Personen: Geselle (15), Knecht (24), Magd (Vakat)<br />

Akte v. 1821 (Steuerliste), S. 22:<br />

in 223:<br />

Friedr. Günther, Marktmüller, 54 J.;<br />

Ehefrau Elisabeth Günther, 54 J.;<br />

Gottlieb Oberrnich[?], Mehlbursche, 25 J.;<br />

Jacob Apel, Knecht, 30 J.;<br />

Gottlieb Keltsch, Knecht, 32 J.<br />

Entwurf des Katasters zur Brandversicherung 1828 (hinten!):<br />

in 214: (entspricht Katasterplan)<br />

„Marktmüller Friedrich Günther“.<br />

Wohnhaus mit Seitengebäude und Mühlwerk. Schätzwert gesamt: 726<br />

Taler.<br />

weiter besitzt Herr Günther auch<br />

die 332: (das ist das Haus zur Saalgasse)<br />

Marktmüller Friedrich Günther<br />

Wohnhaus. Schätzwert gesamt: 563 Taler.<br />

Brandkataster von 1835:<br />

in 214:<br />

„Der Marktmüller Friedrich Günther“.<br />

Wohnhaus mit Seitengebäude, Mühlwerk, Getreidereinigungsmaschine,<br />

Mehlmaschine, einem 32 Cr.[Zentner] schweren Trockenofen, Getreidehebemaschine,<br />

Mehlhebemaschine:<br />

außerdem:<br />

in 332: (das ist laut Katasterplan das Haus zur Saalgasse)<br />

derselbe<br />

Wohnhaus:<br />

Schätzwert insgesamt: 730 Taler.<br />

Einwohnerliste 1846-50:<br />

in 210!:<br />

Marktmüller Günther<br />

≤1858-≥1862 Hennig, Marktmühlenpächter<br />

Akte von 1858, S. 134:<br />

in 209!:<br />

Hennig, Mühlenpächter (10 Personen, davon 6 Familienangehörige, 3<br />

Dienstleute/Mägde, 1 Gehilfe/Lehrling)<br />

Adressbuch 1862:<br />

in 209:<br />

237


Hennig, Marktmühlenpachter<br />

1865 Schröter, Rob., Marktmühlenpachter<br />

Adressbuch 1865:<br />

in 209:<br />

Städtische Marktmühle<br />

Schröter, Rob., Marktmühlenpachter<br />

1875 Günther, Oskar, Marktmühlenbesitzer (!)<br />

Adressbuch 1875:<br />

in 209:<br />

Günther, Oskar, Marktmühlenbesitzer<br />

1879 Günther, H. D.<br />

Adressbuch 1879:<br />

in 209:<br />

Günther, H. D., Marktmühle<br />

≤1881-≥1895 Knabe, K., Marktmühlenbesitzer<br />

Adressbuch 1881:<br />

in 209 (Krämergasse):<br />

Knabe, K. F., Marktmühle;<br />

Rabe, K., Rentier<br />

Adressbuch 1883:<br />

in 209:<br />

Knabe, K. F., Mühlenbesitzer;<br />

Rabe, Karl, Rentner<br />

Adressbuch 1886:<br />

in 209!:<br />

Knabe*, K., Mahlmühlenbesitzer (Marktmühle)<br />

Adressbuch 1887:<br />

in Markt 6!:<br />

Knabe*, K., Marktmühlenbesitzer (Marktmühle)<br />

Adressbuch 1889, 1893, 1895:<br />

Markt 6:<br />

Knabe, K., Marktmühlenbesitzer<br />

≤1897-1907 Stadtgemeinde: Marktmühle<br />

Adressbuch 1897:<br />

Stadtgemeinde: Marktmühle<br />

Naue, Wilh., Mühlenpächter;<br />

Krötzsch, Otto, Schriftsetzer<br />

Adressbuch 1899, 1900, 1901:<br />

Stadtgemeinde: Marktmühle<br />

Naue, Wilh., Mühlenpächter;<br />

Bleyer, Adolf, Schirmmacher<br />

Adressbuch 1902, 1904, 1905:<br />

Stadtgemeinde: Marktmühle<br />

Naue, Wilh., Mühlenpächter<br />

Adressbuch 1906:<br />

Stadtgemeinde: Marktmühle<br />

Naue, Wilh., Mühlenpächter;<br />

Spilke, Gottfried, Müller<br />

Adressbuch1907:<br />

Stadtgemeinde: Marktmühle<br />

Naue, Wilh., Mühlenpächter<br />

ab 1908 Paul Göhre, Kaufmann (wohnt in Nr. 7), Wirt<br />

Geb. 21. 10. 1870 in Tümpling bei Camburg, gest. 16. 5. 1954 in Jena.<br />

Familiengrab auf dem Nordfriedhof, Abb. 67.<br />

Adressbücher 1908-1914<br />

238


Markt 7<br />

Mitte des 13. Jh. Reste eines Massivbaus in der Nordwand des heutigen Gebäudes<br />

Entstehung und Wandel, Rupp, S. 89.<br />

1374/1375 dendrochronologische Datierung eines Primärbaues<br />

Gebäude mit zwei steinernen Geschossen und Vollwalmdach zum Markt<br />

Bauhistorische Untersuchung 1998<br />

um 1500 Umbau, Einbau der Vorhangbogenfenster und des gestäbten Kielbogenportals<br />

kunstgeschichtlich-stilistische Einordnung durch Vergleich (F. R.)<br />

≤1519-1533(1537) Paul Sachs, Krämer/Kaufmann<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 226), Paul Sachs 1497-1537 erwähnt; war Krämer/Kaufmann<br />

(handelt mit Heringen, Gewürzen, Blech und Papier), auch Paul<br />

Kramer genannt; steht 1526 mit 49 Äckern mit seinem Grundbesitz nach der Größe<br />

an fünfter, nach dem Werte an zehnter Stelle; Vater von Bartel und Quirin, seine<br />

Frau Margarete = die Paul Sachsen.<br />

Laut der anonymen Chronik (S. 19) ist Paul Sachs 1537 (im Herbst?) gestorben.<br />

Schwörbuch v. 1519, S. 125: „Syn Huß ist margktrecht“, zahlt für fahrende<br />

Habe.<br />

Schwörbuch v. 1526, S. 111: „Sein Hauße ist marckrecht zinst nichts lehent<br />

vom Rathe“.<br />

1526 sind bei Paul Sachse noch zwei Mieter/Hausgenossen genannt:<br />

Andres Topffer<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 50), Andres(1) Töpfer, 1522-1526 erwähnt;<br />

Sohn des Heinz; wohnt auf dem Markt zur Miete; seine Frau Anna erbt<br />

1522 von Nikel Börner; Besitzfolger ist 1556 Caspar Töpfer.<br />

„Ist Zur Mieth Ime“<br />

Margareta Topscher<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 51), Margarethe Topscher, 1525-1527 erwähnt;<br />

wohnt auf dem Markt; Grundbesitz von Vater Cunz Topscher,<br />

der Pellifex (Kürschner) war.<br />

„Ist zu Hauße [Imen?]“<br />

Schwörbuch v. 1533, S. 128: „Sein Haus Ist marckrecht zinst nichts“.<br />

(1537)1540-1547 Die Paul Sachsen<br />

Witwe von Paul Sachs. Nach Apel, Einwohner (S. 226), 1538-1547 erwähnt.<br />

Schwörbuch v. 1540, S. 107: „Ir Haus am Margt an der Kramergassen lehent<br />

vom gericht zinst nichts. das Haus der Hausmannin gewest daran<br />

gebauet.“(!) Zahlt für fahrende Habe.<br />

In der Türkensteuer von 1542 ist das Wohnhaus mit 300 Schock angeschlagen,<br />

weitere Häuser der P. Sachsin noch mit insgesamt 500 Schock.<br />

Die P. Sachsen beschäftigt 1542 einen Fuhrknecht und eine Magd, 1547<br />

nur eine Magd. Sie ist insgesamt mit 1831 Schock angeschlagen und liegt<br />

damit an 4. Stelle der unter dem Marktbezirk aufgeführten 40 Hausbesitzer.<br />

Schwörbuch v. 1547, S. 193: „Ihr wonhaus neben der Hans Heßlingen gelegen<br />

l. und z. vom Rathe [51 alte Schock]“, zahlt für fahrende Habe.<br />

239


≤1556-≥1572 Bartel/Bartholmes Sachs, Krämer/Kaufmann<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 226), 1542-1578 erwähnt; wahrscheinlich derselbe wie<br />

Bartholomeus Sachs, der 1535 Student in Wittenberg, 1538 in Leipzig ist; Sohn des<br />

Paul Sachs, Bruder des Quirinius Sachs (Markt 2, F. R. ); treibt Kramhandel; besitzt<br />

auch ein Haus am Steinweg und zwei Häuser in der Grietgasse; ist 1565 Ratsmann,<br />

1578 Gerichtsschöppe.<br />

Schwörbuch v. 1556, S. 134: „sein Wohnhaus stößt an das Kramer- und<br />

Marktgässlein, das Anderteil an der Heslingen“, zahlt für fahrende Habe<br />

und Handel.<br />

Bauhistorische Untersuchung, Dezember 1998/Januar 2001:<br />

1554/1557d, dendrochronologische Datierung des Umbaus/Neubaus<br />

des Hauses.<br />

Durch die Einträge in den archivalischen Quellen entsteht der Eindruck,<br />

dass vor dem Umbau in der Mitte des 16. Jahrhunderts das Haus irgendwie<br />

zweigeteilt gewesen sei in einen Teil am Markt und einen ehemals separaten<br />

Teil in der Gasse (?)<br />

Erbzinsbuch von 1570, S. 81: „6 alte Schock vom theil seines wohnhauses<br />

da jetzt der Laden In die Kramergassen gehet zuvor ein sonderlich<br />

Heuslein gewest an Hansen Heschling gelegen. [war] seiner mutter der<br />

Paul sachsin Q. der Hausmannin gewest.“<br />

Schwörbuch v. 1572, S. 209: keine Angaben zu seinem Hausbesitz (gehört<br />

das Haus zu der Zeit vielleicht schon Leonhardt Wipprecht?), zahlt<br />

für fahrende Habe und Hüterlohn.<br />

≤1585 Leonhart Wipprecht, Buchhändler<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 280), Leonhart Wipprecht, 1585-1600 erwähnt; geb.<br />

1547 in Vacha; Buchführer (= Buchhändler); Haus am Kramergässchen und Grundbesitz;<br />

hat 1594 Schulden in Leipzig; 1601 begraben; seine Witwe Maria, geb. Heinicke<br />

(geb. Bürgel 1565) wird 1617 begraben.<br />

Laut Kirchenbuch, Bestattungen 1607, wird am 19. 2. 1607 sein Töchterlein Susanna<br />

Margaretha bestattet.<br />

Laut Kirchenbuch, Bestattungen 1611, wird sein Sohn Andreas am 22. 5. 1611 bestattet.<br />

Laut Kirchenbuch, Bestattungen 1617, wird am 28. 3. 1617 seine Frau Maria, geb.<br />

Heinicke bestattet (ihr Name ist in einer zweiten Schrift ergänzt).<br />

Schwörbuch v. 1585, S. 209: „Sein Wonhaus am Kramergeßlein, l. u. z.<br />

dem Rathe, z. nichts, Ist Marckrecht, Ist dem gemeinen Casten alhier mit<br />

52[r] verschrieben“, zahlt für Buchhandel und fahrende Habe.<br />

? Jacob Wiedemann, Schuster, Ratsverwandter<br />

Güterbuch v. 1669, S. 548.<br />

≤1668-(1676) Michael Wiedemann, Schuster, Ratsverwandter, Kastenvorsteher<br />

Laut Kirchenbuch Jena, Bestattungen 1676 (S. 441), am 1. Oktober 1676 bestattet.<br />

Besitzt Ende des 17. Jahrhunderts auch das nördlich anschließende Haus in der Gasse.<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 374: „Michael Wiedeman.<br />

Ein Wohnhauß am Marckte an dem Krämergäßlein undt der Marktmühlen.<br />

F. Patris, lehnet den Gerichten, zinst nichts ist Marckrecht.“<br />

Wird veranschlagt mit 200 Schock fürs Haus und 1 1/3 Schock für eine<br />

„Kuhe“<br />

Güterbuch v. 1669, S. 548, vgl. auch Ratsgüterbuch v. 1686, S. 103:<br />

„H. Michael Wiedemann.<br />

Ein Wohnhauß am Marckte, neben dem Krähmer- und Mühlgäßlein, lehent<br />

den F. Stadtgerichten, zinßet nichts, ist Marckrecht, F. Jacob Wiedemannen,<br />

patris, oder Leonhardt Wipprechts E. Ist dem Gotteskasten<br />

mit 100fl. verschrieben.“<br />

240


Er besitzt an Grundstücken insgesamt 40,25 Acker (ca. 11,5 ha), davon<br />

13,75 Acker Weinwachs, 3,75 Acker Wiese, 21,75 Acker Artland, 1 Krautland;<br />

zusätzlich Scheune und Garten vorm Saaltor, Scheune und Häuslein in<br />

der Zwätzengasse, Scheune und Garten auf dem Holzmarkt, noch 3 Gärten<br />

dort (insgesamt 3 Scheunen und 6 Gärten)<br />

Kirchenbuch, Bestattungen 1676, S. 441: am 1. Oktober stirbt der gewesene<br />

Kastenvorsteher Michael Wiedemann.<br />

1677(?)/1679 Hans Krauße, Schneider<br />

und<br />

Mattheß Schurcht, Krämer<br />

Beide sind Schwiegersöhne Michael Wiedemanns. Wiedemanns Tochter Dorothea<br />

heiratete 1677 den Krämer Mattheus Schurcht. Eine weitere Tochter mit Namen<br />

Margaretha heiratete 1678 den Bürger und Schneider Hans Krause.<br />

je ein halbes Haus:<br />

Güterbuch v. 1669, S. 547: „H. Hanß Krause, Schneider.<br />

Ein halb Wohnhauß am Marckte, neben dem Krähmergäßlein, l. den<br />

Stadtgerichten, z. nichts, soll dem Gotteskasten mit 50fl. verschrieben<br />

seyn, F. H. Wiedemanns den 15. Jan. 1679.“<br />

Randbemerkung: „Hat die andere Helffte vollents gekauft. 4. Juni 1683.<br />

Gibt 9d erbzinß.“<br />

„H. Mattheß Schurcht, Krähmer.<br />

Ein halb Wohnhauß am Marckte, neben dem Krähmer- und Mühlgäßlein,<br />

l. den Stadtgerichten, zinßet nichts, ist Marckrecht, F. H. Mich. Wiedemanns,<br />

den 15. Jan 1679. Soll dem Gotteskasten mit 150fl. verschrieben<br />

seyn.“<br />

1683-≥1687 Hans Krause, Schneider<br />

gesamtes Haus<br />

Güterbuch v. 1669, S. 547: „Hat die andere Helffte vollents gekauft. 4. Juni<br />

1683. Gibt 9d erbzinß.“<br />

Geschossbuch v. 1687, S. 258: „Hanß Krauße, Schneider. Ein Wohnhaus<br />

am Markte neben dem Crähmergäßlein und der Marckmühlen fuit Michael<br />

Wiedemannen lehnet den Gerichten zinset nichts, ist Marckrecht.“<br />

veranschlagter Hauswert: 200 Schock (seit dem letzten Anschlag gestiegen)<br />

1693 Johann Martin Hummel, Kaufmann<br />

War laut Spangenberg, Handbuch (S. 187), Kaufmann und Vater des Dr. jur. und<br />

Hofgerichtsadvokats Johann Christoph Friedemann Hummel, sowie Großvater des<br />

Chirurgen Johann Jacob Christian Hummel, dessen Witwe Barbara Rosine Maria,<br />

später das Haus Markt 7 besaß.<br />

Johann Martin Hummel heiratete Laut Kirchenbuch, Trauungen 1681, S. 136, am<br />

30. 5. 1681 die Jungfrau Rosina Holtzmannin aus Schmölln. Johann Martin Hummel<br />

wird in dem Eintrag als eheleiblicher Sohn des Jenaer Bürgers und Weißbäckers<br />

Andreas Hummels bezeichnet, Rosina Holtzmannin als nachgelassene eheleibliche<br />

Tochter des Bürgers und Leinwandhändlers Johann Holtzmann aus Schmölln.<br />

Kurze Zeit nach Erwerb des Hauses Markt 7 gehören ihm auch die beiden nördlich<br />

anschließenden Häuser. Knapp ein Jahrhundert später gehört das Haus Markt 7<br />

wieder einer Witwe Hummel, der Witwe des Enkels von Johann Martin Hummel. Ob<br />

und wie eine verwandtschaftliche Beziehung zu der in der Zwischenzeit das Haus<br />

besitzenden Familie Cotta/Wolfram/Matthes besteht, ließ sich nicht ermitteln.<br />

Siehe auch bei den nördlichen Nachbarhäusern!<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 103: „H. Joh. Martin Hummel (den 22. 9br.<br />

1693)“<br />

? (vor 1711) (Ernst Nicolaus) Cotta, Leutnant<br />

Ernst Nicolaus Cotta, der laut Spangenberg, Handbuch (S. 62), Fürstl. Sächs. Leutnant<br />

war und am 5. 4. 1711 starb.<br />

241


Ratsgüterbuch v. 1686, S. 110.<br />

(1711?)-1721 Anna Elisabeth Wolframin<br />

Laut Kirchenbuch, Trauungen 1712 (S. 387), heiratete am 9. Mai 1712 der Jenaer<br />

Bürger und Handelsmann Johann Moritz Wolfram, Sohn des Johann Peter Wolfram<br />

(Docentiat des Heil. Röm. Reich Stadt Heilbronn …) Anna Elisabetha Cottin, Witwe<br />

des Fürstlich Sächsischen Stadtleutnants und Handelsmanns Ernst Nicolaus Cotta.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 167: „Frau Anna Elisabeth Wolframin.<br />

Ein Wohnhauß am Marckte, neben dem Krähmer und Mühlgäßlein, Lohnet<br />

denen Stadtgerichten, Zinßet nichts.<br />

[…] Cotta.“<br />

Laut Kirchenbuch, Bestattungen 1721 (S. 32), stirbt Anna Elisabetha Wolframin,<br />

„Hn. Johann Moritz Wolframms, fürnehmen Kauf- und Handelsmanns allhier Eheliebste“<br />

am 16. Oktober 1721.<br />

1722 Johann Michael Cotta u. Johann Ernst Cotta sowie Michael Wilhelm Wolfram<br />

u. Wilhelmina Elisabetha Wolfram<br />

Nach dem Tode von Frau Wolfram geht das Haus zunächst zu gleichen Teilen an<br />

ihre 4 Kinder (Johann Michael Cotta, Johann Ernst Cotta, sowie Michael Wilhelm<br />

Wolfram und Wilhelmina Elisabetha Wolframin).<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 167: „Johann Michael u. Johann Ernst Cotta it<br />

Michael Wilhelm u. Wilhelmina Elisabetha Wolfram<br />

diese Kinder erster und ander Ehe haben diß Hauß und Weinbergk von<br />

ihrer Seel. Fr. Mutter ererbet […] Maji 1722.“<br />

1745-vor 1779 Wilhelmine Elisabetha Matthes, geb. Wolfram<br />

Durch weitere Vererbungen und Aufkäufe landet das ganze Haus bei Familie Matthes<br />

(Wilhelmina Elisabetha Wolframin, die Tochter der Erblasserin, heiratet Christian<br />

Christoph Matthes). Versuch der Entwirrung der komplizierten Vererbung siehe<br />

im Kapitel: Bild 4 – Markt 7: Ein Stück vom Haus zu vererben.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 167: „Herr Joh. Moritz Wolfram besitzet 1 Theil<br />

von diesem Hause von Joh. Ernst Cotten und 1 Theil von Michael Wilhelm,<br />

1 Theil H. Matthes von Joh. Michael Cotten in Pautzen u. 1 Theil die Fr.<br />

Matthesin,<br />

die beyden Wolframischen Theile von Hauß und Weinberg hat die Witbe<br />

und Frau Matthesin ererbet, und H. Matthes hat der Fr. Wolframin ¼<br />

Theil vom Hauß und die Fr. Matthesin ¼ vom Weinberg abgekaufft, ab<br />

und zugeschr. d. 14 7br. 1745.“<br />

Datenbank Jena 1800, KA J SR 1779, S. 366: „Wilhelmine Elisabetha<br />

Matthes, geb. Wolfram († 14. 11. 1779), Witwe des Christian Christoph<br />

Matthes“<br />

1785 Johann Christian Hummel, Chirurg<br />

Laut Kirchenbuch, Trauungen 1780, S. 522, heiratete am 10. 1. 1780 der Chirurg<br />

Johann Christian Hummel, eheleiblicher zweite Sohn erster Ehe des „J. U. Doctoris<br />

und des Herzogl. Sächs. gemeinen Hofgerichts Advocati ordinario Johann Christoph<br />

Friedemann Hummel“ die Jungfrau Barbara Maria Rosina Bischoffin, einzige eheleibliche<br />

Tochter des Jenaer „Consitorial-Commissions und Landschaftsdieners“ Johann<br />

Christian Balthasar Bischoff.<br />

Wiedeburg, Beschreibung, 1785, S. 263f.:<br />

„bis an das kleine Kramer-Gässlein. Unter diesem das itzige Hummelische<br />

zuletzt Mathesische, mit seinem noch förmlichen Giebel, und<br />

gewölbten Kirch-Fenstern, bis ans Markt-Mühlen-Gässlein“<br />

1790-1832 Rosine Maria Hummel, geb. Bischoff, Witwe eines Chirurgen oder Barbiers<br />

(geb. 4. 12. 1752 in Jena, gest. 3. 2. 1832 in Jena), Tochter des „Consitorial-<br />

Commissions und Landschaftsdieners“ Johann Christian Balthasar Bischoff.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 103: „Hab. Barbier Hummels Witwe. 1790“<br />

Einwohnerliste 1810 (Steuerliste),<br />

in Nr. 222:<br />

242


„Frau Hummelin.<br />

Par Terre: ich, meine Tochter (24 Jahre) und Magd / Stadtgericht<br />

1. Etage: H. Studien […] Zeller aus Markleeberg / Academie<br />

2. Etage: H. Student Schlosser und H. Student Jacobsen aus Schleitz und<br />

Gotha / Academie“<br />

Akte v. 1821 (Steuerliste), S. 22:<br />

in 222:<br />

Rosine Hummel, Chirurgs Witwe, 68 J.;<br />

Barbara Stahlin, Magd, 30 J.;<br />

Friederike Weber, Hofagent Witwe, 31(?) J.;<br />

Kinder: Herrmann Weber, 7 J., Auguste Weber, 6 J., Carl Weber, 2 J.;<br />

Wilhelmine Ackermann, Magd, 22 J.<br />

Entwurf des Katasters zur Brandversicherung 1828:<br />

in 213 – entspricht Katasterplan:<br />

„Frau Rosine Maria Hummel, geb. Bischoff“<br />

Wohnhaus. Schätzwert gesamt: 467 Taler.<br />

1832-1854 Johanna Rosine Friederike Weber, geb. Hummel<br />

Geb. 14. 19. 1786 (Kirchenbuch Jena, Taufen 1786, S. 255), gest. 7. 9. 1854 (Kirchenbuch<br />

Jena, Bestattungen 1854, S. 213).<br />

Brandkataster 1835:<br />

in 213:<br />

„Die verwitwete Frau Hofagentin Johanna Rosine Friedericke Weber,<br />

geb. Hummel<br />

Wohnhaus. Schätzwert insgesamt: 2260 Taler.<br />

Einwohnerliste 1846-50:<br />

in 209!!:<br />

„Frau Hofrath Weber“, weitere Bewohner:<br />

1846/47: Kaufmann Weber; Stud. Barthel; Stud. Jäger; Stud. Griesbach<br />

1848: Kaufmann Weber<br />

1849/50: k. A.<br />

1854-≤1879 Hermann Weber, Kaufmann<br />

Laut Kirchenbuch Jena, Taufen 1814 (S. 361), am 28. März 1814 geboren und am 1.<br />

Mai 1888 gestorben.<br />

Acta v. 1858, S. 134:<br />

in 210!!:<br />

Kaufmann Hermann Weber (2 Männer über 14, 1 Frau, 1 Junge; 1 Magd,<br />

3 Gehilfen/Lehrlinge)<br />

gesamt: 8 Personen<br />

Adressbuch 1862, 1865:<br />

Weber, Herm., Kaufm.<br />

Adressbuch 1875:<br />

Weber, Herm., Kaufmann mit Weinstube<br />

Bauakte Markt 7:<br />

1877 Einrichtung einer Küche in zweiter Etage für Kaufmann Weber<br />

1879-1893 Meyer, Eduard, Kaufmann<br />

Adressbuch 1879, 1881:<br />

Meyer, Ed., Kaufmann;<br />

Meyer, B., Kaufmannswitwe;<br />

Knote, Reinhold, Agent<br />

Adressbuch 1883:<br />

Meyer, Ed., Kaufmann;<br />

Knote, Reinh., Agent;<br />

Ausfeld, Herm., cand.jur.<br />

Adressbuch 1886:<br />

in 210:<br />

Meyer*, Ed., Kfm., Material- u. Kolonialwarengeschäft;<br />

243


Ausfeld, Herm., cand.jur.<br />

Adressbuch 1887:<br />

in Markt 7:<br />

Meyer*, Ed., Kfm., Material- u. Kolonialwarengeschäft, Weinstube;<br />

Ausfeld, can. jur.<br />

Adressbuch 1889:<br />

Meyer, Ed., Kaufmann<br />

Adressbuch 1893:<br />

Meyer, Ed., Kaufmann, wohnt Engelstr. 1;<br />

Wagner, C., Kaufmann, Weinstube (Pächter);<br />

Willers, Wilh., Schlosser;<br />

Hinze, Paul, Amtsrichter a.D.<br />

1893-≥1914 Paul Göhre, Weinhändler, Gastwirt und Kaufmann<br />

Geb. 21. 10. 1870 in Tümpling bei Camburg, gest. 16. 5. 1954 in Jena.<br />

Familiengrab auf dem Nordfriedhof, Abb. 67.<br />

Adressbuch 1895:<br />

Göhre, Paul, Kaufmann, Weinstube<br />

Adressbuch 1897:<br />

Göhre, Paul, Kaufmann, Weinstube;<br />

Neubauer, H., Briefträger;<br />

Neubauer, Juliane, Frl.<br />

Adressbuch 1899, 1900, 1901, 1902, 1904, 1905, 1906, 1907:<br />

Göhre, Paul, Kaufmann, Weinstube<br />

Adressbücher 1908-1914:<br />

Göhre, Paul, Kaufmann, Weinstuben,<br />

Wein- und Zigarrenhandlung<br />

1894 Bauakte Markt 7:<br />

baul. Veränderungen (Entwässerung und Toilettenanlagen)<br />

1897 Bauakte Markt 7:<br />

Kanalprojekt (Entwässerung)<br />

1907 Bauakte Markt 7:<br />

Errichtung Gelenkbau (Treppenhaus) als Verbindung zum neu geplanten<br />

Gebäude Saalstraße 22;<br />

Diskussion über Lauben- bzw. Balkonanbau zum Markt als Ausgleich für<br />

Einrücken bei Neubau an der Saalstraße-Ablehnung durch Stadtrat;<br />

Genehmigung für geplante Vergrößerung des in der mittleren Weinstube<br />

befindlichen Fensters nach dem Marktgässchen zu.<br />

Einbau einer Turbine (anstelle des ehemaligen Wasserrades der Mühle)<br />

zur Stromerzeugung.<br />

1916 Bauakte Markt 7:<br />

Verschieferung des Giebels zum Markt um allzu häufige Putzreparaturen<br />

des sich stark nach hinten neigenden Giebels zu vermeiden.<br />

1930 Bauakte Markt 7:<br />

Fassadenerneuerung und Freilegung der spätgotischen Fenstergewände;<br />

Anbringung einer Reklamelaterne.<br />

244


Marktostseite<br />

Markt 8<br />

1495 (d) Dendrochronologische Datierung des Baus, nachgewiesen im 1. und 2. OG; erster<br />

nachgewiesener neuzeitlicher Fachwerkbau (Stockwerkbau) Jenas über einem<br />

vermutlich älteren massiven EG.<br />

Bauhistorische Untersuchung, November 1998.<br />

≤1526-≥1547 Johann Geiselmann/Geuselmann, Gewandschneider, Fischhändler<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 87), Hans Geyselman, 1514-1547 erwähnt; Gewandschneider<br />

und Fischhändler; Haus in der Leutragasse, seit 1521 am Markt; in elf<br />

Jahren Bürgermeister; um 1545 als Sweher (= Schwiegervater) des Veit Örtel/Vitus<br />

Oertel von Winsheim genannt.<br />

Laut der anonymen Chronik (S. 34) war Bürgermeister Geiselmann 1542 bei einer<br />

vom Rat ausgeschickten Heerfahrt von 200 Mann der Hauptmann.<br />

Schwörbuch v. 1526, S. 103: „Sein Haus ist Mark Recht“.<br />

Schwörbuch v. 1533, S. 131: „Sein Haus Ist marckrecht zinst nichts“,<br />

zahlt für werbenden(?) Handel.<br />

Schwörbuch v. 1540, S. 123: „Sein wonhaus an Johan Bötner gelegen Ist<br />

Margtrecht zinst nichts“, zahlt für fahrende Habe.<br />

In der Türkensteuer von 1542 ist das Wohnhaus mit 400 Schock angeschlagen.<br />

Das ist, gemeinsam mit dem Anschlag für die Häuser von Zimmermann<br />

(Markt 23) und Kalbitz (Markt 3), der dritthöchste Anschlag<br />

für ein Markthaus. J. Geiselmann beschäftigt 1542 eine Magd, 1547 einen<br />

Knecht und eine Magd. Er ist insgesamt mit 835 Schock angeschlagen<br />

und liegt damit an 10. Stelle der unter dem Marktbezirk aufgeführten 40<br />

Hausbesitzer.<br />

Schwörbuch v. 1547, S. 109: „Sein wonhaus neben Johann Bötticher lehen<br />

vom gericht zinst nichts Ist Marckrecht“, zahlt für fahrende Habe<br />

und das max. Braugeschoss.<br />

≤1554-mind. 1556 Vitus Oertel von Winsheim, Professor in Wittenberg<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 204), 1554-1560 erwähnt; stammt aus Winsheim, heißt<br />

Veit Örtel/Oertel; bekommt nach 1550 in Wittenberg Besuch von seinem Schwiegervater<br />

Johann Geiselmann. Winsheim ist Professor für Graecistik an der Wittenberger<br />

Universität, Melanchthons rechte Hand und teilweise sein Lehrstuhlvertreter,<br />

gestorben 1570 in Wittenberg, in dortiger Stadtkirche Epitaph erhalten.<br />

Stubentaxe v. 1554/Taxierung der (an Studenten) vermietbaren Stuben:<br />

„D. Winsheims Behaussung ist dermassen taxirt das aus der unter stuben<br />

und 2 Cammern soll gegeben werden 7fl. und aus der ober stuben und<br />

Ein Cammer 6fl.<br />

Schwörbuch v. 1556, S. 135: „sein Wohnhaus neben Johann Büchner“<br />

(als Randbemerkung ist neben diesem Haus Bastian v. Brunn als späterer<br />

Besitzer genannt).<br />

1556/57 (d) Laut der Bauhistorischen Voruntersuchung vom Dezember 1993 (Schaetz/-<br />

Bönsch) sind einige Holzproben dendrochronologisch in dieses Jahr datiert.<br />

Eventuell deuten sie auf einen Umbau des Gebäudes in der Zeit hin.<br />

245


1572-(1585) Bastian von Brun, Krämer/Kaufmann (?)<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 34), Bastian(3) von Brun, 1540-1581 erwähnt; 1547 mit<br />

Bruder Wolff zusammen: Vorder- und Hinterhaus am Markt (siehe Haus 5, Marktnordseite,<br />

F. R.), Haus zum Einsidel in der Jenergasse, 2 Häuser im Faulloch (Löbdergasse)<br />

mit pferstal (Pferdestall?) und 58 Acker Land (zweitgrößter Grundbesitz);<br />

1572 besitzt er allein: Haus am Markt, Haus in der Johannisgasse, eine Fleischbank,<br />

den Freienhof und Forbergk (Vorwerk?) zu Camsdorf, dazu den Erbzins von 9<br />

Häusern, 64 Acker Artland und 20 Acker Wiesen, Weinwachse und Krautländer; der<br />

Größe nach steht sein Besitz 1572 an zweiter Stelle, dem Werte nach an erster Stelle;<br />

als Brückenherr und Ratsmann erwähnt; Tochter Sara heiratet 1592 Johann<br />

Packmeister, Sohn Heinrich ist 1570 geboren, Tochter Anna heiratet Heinrich<br />

Schlichtengroll.<br />

Schwörbuch v. 1572, S. 210: „Sein Wonhaus neben der Johann Bottnerin<br />

sambt dem Hinder Haus, sindt beide margkrecht“, zahlt für fahrende Habe<br />

und Hüterlohn.<br />

zwei Häuser?<br />

Schwörbuch v. 1585, S. 220: Hier ist der Besitz von Bastian von Brun gestrichen<br />

und durch Johann Adam Schlaff ersetzt. Wahrscheinlich handelt<br />

es sich aber um eine zeitgenössische Verwechslung mit dem anderen,<br />

ehemals Brunschen Haus (Marktnordseite, wahrscheinlich das Eckhaus<br />

zur Marktgasse), da bei Schlaff die Nachbarschaft zur Leonhart Ottin angegeben<br />

wird, deren Haus eindeutig an der Nordseite des Marktes liegt.<br />

? Dr. Rimmer(s Erben), Juraprofessor<br />

Vielleicht ist Valentin Riemer gemeint, laut Spangenberg, Handbuch (S. 72), „Doctor<br />

u. ordentl. Prof. d. Rechte, auch Hofgerichts-Assessor, geboren zu Hirschberg in<br />

Schlesien“, gestorben am 21. 4. 1635.<br />

Valentin Riemers Grabstein befand sich in der Collegienkirche.<br />

Güterbuch von 1668, S. 380.<br />

≤1668-1676 Christoph Schrumpff/Schrümpf, Protonotarius<br />

Er besitzt unter anderem Haus und Hof vor dem Löbdertor samt dem Gasthof zur<br />

„güldenen Krone“ (dieser ist von den „Moncadischen Völckern über den Haufen gerißen<br />

undt verwüstet worden.“ (Güterbuch 1668, S. 380)<br />

Laut Spangenberg, Handbuch (S. 176), war Christoph Schrümpf 44 Jahre Protonotarius<br />

und starb am 8. 10. 1680.<br />

Güterbuch von 1668, S. 380: „Christoph Schrumpff, Protonotarius.<br />

Haus undt Hof am Marckte am Mühlgäßlein zusambt dem Wohnhauße in<br />

der Löberlauengaßen, F. das am Marckte am Mühlgäßlein D. Rimmers<br />

Erben, das andere in der Löberlauengaßen f. D. Beeren antea beyde Bastian<br />

von Brunnen, lehnen den gerichten, zinst nichts, haben Marckrecht,<br />

undt ist zuvor auch ein Hauß gewesen.“<br />

Wird veranschlagt mit 300 Schock für das Haus.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 106: Schrumpf, Christoph (am 9. Juni 1676<br />

Übergang an Rost)<br />

(1676 Peter Rebells Witwe)<br />

Güterbuch v. 1669, S. 552: „Peter Rebells W. (ist unter dem mit der Bemerkung<br />

„vid. in der Löberlauengaße“ versehenen Eintrag „H. Christoph<br />

Schrümpf, Protonotariy“ verzeichnet)<br />

Ein Wohnhauß am Mühlgäßlein am Marckte, neben H. D. Falcknern, l.<br />

den Stadtgerichten, z. nichts, F. H. Christoph Schrümphs, den 9. Juniy<br />

1676.“<br />

Sie besitzt an Grundstücken insgesamt 12,25 Acker (ca. 3,5 ha), davon<br />

4,5 Acker Weinwachs (3 Acker gemeinsam mit Artfeld), 7 Acker Artfeld<br />

(3 Acker gemeinsam mit Weinwachs, 1,75 Acker Wiese, 1,5 Acker Leiten<br />

und 0,5 Acker wüsten Weinberg;<br />

zusätzlich Wohnhaus und Garten vorm Johannistor, 2 Gärten und 1<br />

Scheune und 1 Scheunenplatz in der Grietgasse vorm Löbdertor, Scheune<br />

246


und Garten vorm Saaltor (insgesamt ein Wohnhaus, 2 Scheunen, 1<br />

Scheunenplatz und 4 Gärten)<br />

Vielleicht hat Peter Rebells Witwe Martin Rost geheiratet? So ließe sich jedenfalls<br />

diese Zuordnung erklären, dass auf S. 554 unter Martin Rost ohne<br />

Nennung eines Hause auf S. 552 (Rebells W.) verwiesen wird.<br />

1676-≥1687 Hans Martin Rost, Gewürzkrämer<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 106: „Schrumpf, Christoph (am 9. Juni 1676<br />

Übergang an Rost)“<br />

„Hanß Martin Rost.<br />

Ein Wohnhauß am Marckte am Mühlgäßlein neben H. Doct. Falckners, L.<br />

den Fürst. Stadt Gerichten Zinßet nichts“<br />

Geschossbuch v. 1687, S. 259: „Hanß Martin Rost, Gewürtz Crahmer. Ein<br />

Wohnhaus neben H. Falckners W. und dem Mühlgäßlein F. H. Christoff<br />

Schrümpfen lehnet den Gerichten zinset nichts ist Marckrecht F. nov. Peter<br />

Rebells.“<br />

veranschlagter Hauswert: 130 Schock (seit dem letzten Anschlag gleichgeblieben)<br />

1734/60? Umbau im Barockstil<br />

im 18. Jh. Umbau, besonders marktseitige Traufe (Achsensymmetrie)<br />

Bauhistorische Untersuchung, November 1998.<br />

1739 Joh. Gottfried Müller<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 106: „H. Joh. Gottfried Müller.<br />

( 9. Dez. 1739)“<br />

≤1785-1823 Traugott Heinrich Scheube, Apotheker<br />

Wiedeburg, Beschreibung, 1785, S. 264: „An der Abend-Seite die itzige<br />

Scheubische, vordem Müllerische, Raths-Apotheke.“<br />

Einwohnerliste 1810 (Steuerliste):<br />

in 224:<br />

„Herr Apotheker Scheube.<br />

Par Terre: Traugott Heinrich Scheube, er [et] Frau, Apotheker (Mann &<br />

Weib), 2 Gehülfen, 1 Magd / Raths Jurisdiktion<br />

1. Etage: kein Eintrag<br />

2. Etage: Frau Hauptmann von Könneritz (Weib) und 1 Magd / Militair<br />

Jurisdiktion“<br />

Akte v. 1821 (Steuerliste), S. 22:<br />

in 224:<br />

Heinrich Scheube, Apotheker, 55 J.;<br />

Ehefrau Wilhelmine Scheube, 38 J.;<br />

Heinrich Darge [event. Dorge], Gehülfe, 19 J.;<br />

Dorothea Frisin, Magd, 30 J.;<br />

Friedericke Lüders, Hofraths Witwe, 53 J.;<br />

Kinder: Dorothee Lüders, 28 J., Auguste Lüders, 25 J., Wilhelm<br />

Lüders, 16 J.;<br />

Henriette Grieser, Magd, 18 J.;<br />

Friederike Riedel, Aufwärterin, 30 J.<br />

1823-≥1865 Clemens August Bartels, Apotheker<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 106: „Herr Apotheker Clemens August Bartels<br />

käufl. (1823)”<br />

Entwurf des Katasters zur Brandversicherung 1828:<br />

in 215 =entspricht Katasterplan:<br />

„Herr Raths Apotheker Barthels“<br />

Wohnhaus mit bewohnbaren Seitengebäuden und Gang.<br />

Schätzwert gesamt: 1192 Taler.<br />

Brandkataster 1835:<br />

in 215:<br />

„Herr Rathsapotheker Barthels“<br />

247


Ausnahme: alle Gebäude Feuergefährlichkeitsklasse III!<br />

Wohnhaus mit bewohnbaren Seitengebäuden und Gang.<br />

Schätzwert insgesamt: 3640 Taler.<br />

Einwohnerliste 1846-50:<br />

in 211:<br />

Apotheker Bartels; weitere Bewohner:<br />

1846: Lehrer Kronfeld; Skrib. Böttger<br />

1847: Lehrer Kronfeld; Scrib. Böttger; Stud. B[ro?]meier; Stud. Oskar Örtel;<br />

Stud. Aug. Örtel; Stud. Hassenstein<br />

1848/49/50: k. A.<br />

Akte von 1858, S. 134:<br />

in 211:<br />

Apotheker C. Aug. Bartels (5 Familienangehörige, 2 Dienstleute/Mägde, 2<br />

Gehilfen/Lehrlinge)<br />

Cassirer Höpfner (4 Familienangehörige, 1 Magd, 1 Gehilfe/Lehrling)<br />

im Haus insgesamt 15 Personen in 2 Haushalten<br />

Adressbuch 1862:<br />

211:<br />

Bartels, Rathsapotheker;<br />

Rimbach, Steuerrendant<br />

Adressbuch 1865:<br />

211:<br />

Bartels, Cl., Kaufmann (sic!);<br />

Güldenapfel, Wolfg., Actuar<br />

≤1875-≥1881 Bartels, Gebrüder, Karl und Louis, Kaufleute (?)<br />

Adressbuch 1875:<br />

211:<br />

Bartels u. Söhne, Materialwarenhandlung<br />

Adressbuch 1879:<br />

211:<br />

Bartels, Gebrüder, Karl und Louis<br />

Adressbuch 1881:<br />

211:<br />

Bartels, Gebrüder, K. u. L.;<br />

Schultze (sic!), Heinrich, Kaufmann;<br />

Dietze, K., KaufmannsWitwe;<br />

Kritzmann, K. Rentier<br />

≤1883-1886 Karl Bartels<br />

Adressbuch 1883:<br />

211:<br />

Bartels, Karl, Bartels & Söhne (H. Schulze);<br />

Schulze, H., Kaufmann, Hoflieferant;<br />

Dietze, Karol., KaufmannsWitwe;<br />

Kritzmann, K. Rentner<br />

Adressbuch 1886:<br />

211!:<br />

Bartels*, Karl, Rentner;<br />

Schulze*, Heinr., Kaufm., Hoflieferant, C. A. Bartels & Söhne (H. Schulze)<br />

Materialwarengeschäft, Wein- und Bierhandlung;<br />

Dietze, Linna, Wwe., Rentnerin;<br />

Kritzmann, K. Rentner<br />

1887-1904 Heinrich Schulze, Kaufmann<br />

Adressbuch 1887:<br />

Markt 8!:<br />

Schulze*, Heinr., Kaufmann ( i. Fa. Bartels & Söhne), Hoflieferant;<br />

248


Bartels & Söhne, Materialwarengeschäft, Wein- und Bierhandlung, Weinstube;<br />

Bartels*, K., Rentner;<br />

Dietze, Linna, Wwe, Rentnerin;<br />

Kritzmann, K. Rentner<br />

Adressbuch 1889:<br />

Schulze, H., Kfm., Hoflieferant;<br />

Bartels, C. A. & Söhne, (H. Schulze);<br />

Kleeberg, F. Kfm.;<br />

Bartels, Karl;<br />

Dietze, L., Wwe., Rentnerin;<br />

Kritzmann, L., Rentner<br />

Adressbuch 1893:<br />

Schulze, H., Kfm., Hoflieferant;<br />

Bartels, C. A. & Söhne, (H. Schulze);<br />

Weinstube (Pächter der „Zeise“)<br />

Kleeberg, F. Kfm.;<br />

Bartels, Karl;<br />

Dietze, L., Wwe., Rentnerin<br />

Adressbuch 1895:<br />

Schulze, H., Kfm., Hoflieferant;<br />

Bartels, C. A. & Söhne, (H. Schulze);<br />

Weinstube (Pächter der „Zeise“)<br />

Bartels, Karl;<br />

Dietze, L., Wwe., Rentnerin;<br />

Helemann, Geschäftsführer i. d. „Zeise“;<br />

Näder, Fr., Schriftsetzer<br />

Adressbuch 1897:<br />

Schulze, H., Kfm., Hoflieferant;<br />

Bartels, C. A. & Söhne, (H. Schulze);<br />

Weinstube (Pächter der „Zeise“)<br />

Bartels, Karl;<br />

Reiß, Elimar, Kfm. in Fa. C. A. Bartels & Söhne;<br />

Näder, Fr., Schriftsetzer<br />

Adressbuch 1899:<br />

Schulze, H., Kfm., Hoflieferant;<br />

Bartels, C. A. & Söhne, (H. Schulze);<br />

Weinstube (Pächter der „Zeise“)<br />

Bartels, Karl;<br />

Reiß, Elimar, Kfm. in Fa. C. A. Bartels & Söhne;<br />

Näder, Fr., Schriftsetzer<br />

Jungmann, Gustav, Mehlhändler<br />

Adressbuch 1900:<br />

Schulze, H., Kfm., Hoflieferant;<br />

Bartels, C. A. & Söhne, (H. Schulze);<br />

Weinstube (Pächter der „Zeise“)<br />

Bartels, Karl;<br />

Reiß, Elimar, Kfm. in Fa. C. A. Bartels & Söhne;<br />

Näder, Fr., Schriftsetzer;<br />

Jungmann, Gustav, Mehlhändler;<br />

Möller, Richard, Verkäufer<br />

Adressbuch 1901:<br />

Schulze, H., Kfm., Hoflieferant;<br />

Bartels, C. A. & Söhne, (H. Schulze);<br />

Weinstube (Pächter der „Zeise“)<br />

Bartels, Karl, Privatier;<br />

249


Reiß, Elimar, Kfm. in Fa. C. A. Bartels & Söhne;<br />

Näder, Fr., Schriftsetzer;<br />

Müller, Paul, Techniker;<br />

Jungmann, Gustav, Mehlhändler;<br />

Möller, Richard, Verkäufer<br />

Adressbuch 1902:<br />

Schulze, H., Kfm., Hoflieferant;<br />

Bartels, C. A. & Söhne, (H. Schulze);<br />

Weinstube (Pächter der „Zeise“)<br />

Bartels, Karl, Privatier;<br />

Reiß, Elimar, Kfm. in Fa. C. A. Bartels & Söhne;<br />

Näder, Fr., Schriftsetzer;<br />

Jungmann, Gustav, Mehlhändler;<br />

Apel, Lina, Wirtschafterin;<br />

Reuter, Fritz, Goldarbeiter<br />

Adressbuch 1904:<br />

Schulze, H., Kfm., Hoflieferant;<br />

Bartels, C. A. & Söhne, (H. Schulze);<br />

Weinstube (Pächter der „Zeise“)<br />

Bartels, Karl, Privatier;<br />

Reiß, Elimar, Kfm. in Fa. C. A. Bartels & Söhne;<br />

Näder, Fr., Schriftsetzer;<br />

Grellmann, Ernst, Rentner;<br />

Apel, Lina, Wirtschafterin;<br />

Reuter, Fritz, Goldarbeiter<br />

1905-≤1914 Hermann Schmidt, Schlosser<br />

Adressbuch 1905:<br />

Schmidt, Hermann, Schlosserei, Fechtwaffenfabrik, Schleif-, Polir- und<br />

Vernickelungs-Anstalt;<br />

Schulze, Marie, Hoflieferanten-Wwe.;<br />

Bartels, C. A. & Söhne (Inh.: Elimar Reiß), Weinstube, Pächter der „Zeise“;<br />

Reiß, Elimar, Kfm. i. Fa. C. A. Bartels & Söhne;<br />

Bartels, Karl;<br />

Näder, Fritz, Schriftsetzer;<br />

Apel, Lina, Wirtschafterin;<br />

Dürrast, Wilhelm, Arbeiter;<br />

Probe, Bruno, Arbeiter;<br />

Schachtschabel, Karl, Kfm.;<br />

Rinneberg, Theodor, Klempner<br />

Adressbuch 1906:<br />

Schmidt, Hermann, Schlosserei, Fechtwaffenfabrik, Schleif-, Polir- und<br />

Vernickelungs-Anstalt;<br />

Schulze, Marie, Hoflieferanten-Wwe.;<br />

Bartels, C. A. & Söhne (Inh.: Elimar Reiß), Weinstube, Pächter der „Zeise“;<br />

Reiß, Elimar, Kfm. i. Fa. C. A. Bartels & Söhne;<br />

Bartels, Karl;<br />

Näder, Fritz, Schriftsetzer;<br />

Apel, Lina, Wirtschafterin;<br />

Lust, Emil, Arbeiter<br />

Adressbuch 1907:<br />

Schmidt, Hermann, Schlosserei, Fechtwaffenfabrik, Schleif-, Polir- und<br />

Vernickelungs-Anstalt;<br />

Schulze, Marie, Hoflieferanten-Wwe.;<br />

Bartels, C. A. & Söhne (Inh.: Elimar Reiß), Weinstube, Pächter der „Zeise“;<br />

Reiß, Elimar, Kfm. i. Fa. C. A. Bartels & Söhne;<br />

Bartels, Karl;<br />

250


Näder, Fritz, Schriftsetzer;<br />

Lärz, Charlotte, Wwe.;<br />

Scheide, Auguste, Wwe.;<br />

Weiße, Anna, Frl., Milchträgerin;<br />

Buchheim, Paul, Zimmermann<br />

Adressbuch 1908:<br />

Schmidt, Hermann, Schlosserei, Fechtwaffenfabrik, Schleif-, Polir- und<br />

Vernickelungs-Anstalt;<br />

Gehrhardt, Hermine, Frau;<br />

Viol, Hermann, Karoussellbesitzer;<br />

Hillmer, Hermann, Flaschenbierhandlung (wohnt Unterlauengasse 20);<br />

Helm, Max, Mehl-, Landesprodukten- u. Futtermittelhandlung;<br />

Schulze, Marie, Hoflieferanten-Wwe.;<br />

Bartels, Karl;<br />

Näder, Fritz, Maschinensetzer;<br />

Lärz, Charlotte, Wwe.;<br />

Scheide, Auguste, Wwe.;<br />

Adressbuch 1909:<br />

Schmidt, Hermann, Schlosserei, Fechtwaffenfabrik, Schleif-, Polir- und<br />

Vernickelungs-Anstalt;<br />

Hillmer, Hermann, Flaschenbierhandlung (wohnt Unterlauengasse 20);<br />

Helm, Max, Mehl-, Landesprodukten- u. Futtermittelhandlung;<br />

Schulze, Marie, Hoflieferanten-Wwe.;<br />

Bartels, Karl;<br />

Lärz, Charlotte, Wwe.;<br />

Hädrich, Hugo, Tischler;<br />

Nagel, Karl, Arbeiter;<br />

Wiersing, Otto, Arbeiter<br />

Adressbuch 1910:<br />

Schmidt, Hermann, Schlosserei, Fechtwaffenfabrik, Schleif-, Polir- und<br />

Vernickelungs-Anstalt;<br />

Hillmer, Hermann, Flaschenbierhandlung (wohnt Unterlauengasse 20);<br />

Helm, Max, Mehl-, Landesprodukten- u. Futtermittelhandlung;<br />

Schulze, Marie, Hoflieferanten-Wwe.;<br />

Bartels, Karl;<br />

Gräf, Andreas, Arbeiter;<br />

Sommer, Therese, Arbeiterin;<br />

Wicklein, Ida, Plätterin;<br />

Hädrich, Hugo, Tischler<br />

Adressbuch 1911:<br />

Schmidt, Hermann, Schlosserei, Fechtwaffenfabrik, Schleif-, Polir- und<br />

Vernickelungs-Anstalt;<br />

Schmidt, Karl, Schlossermstr.;<br />

Helm, Max, Mehl-, Landesprodukten- u. Futtermittelhandlung;<br />

Schulze, Marie, Hoflieferanten-Wwe.;<br />

Bartels, Karl;<br />

Sommer, Therese, Arbeiterin;<br />

Hädrich, Hugo, Tischler<br />

Adressbuch 1912:<br />

Schmidt, Hermann, Schlosserei, Fechtwaffenfabrik, Schleif-, Polir- und<br />

Vernickelungs-Anstalt;<br />

Schmidt, Karl, Schlossermstr.;<br />

Helm, Max, Mehl-, Landesprodukten- u. Futtermittelhandlung;<br />

Schulze, Marie, Hoflieferanten-Wwe.;<br />

Hädrich, Hugo, Tischler<br />

251


Adressbuch 1913:<br />

Schmidt, Hermann, Schlosserei, Fechtwaffenfabrik, Schleif-, Polir- und<br />

Vernickelungs-Anstalt;<br />

Schmidt, Karl, Schlossermstr.;<br />

Helm, Max, Mehl-, Landesprodukten- u. Futtermittelhandlung;<br />

Schulze, Marie, Hoflieferanten-Wwe.;<br />

Hädrich, Hugo, Tischler;<br />

Gallus, Hermann, Tapezierer;<br />

Gelmroth, Anna, Frau<br />

Adressbuch 1914:<br />

Schmidt, Hermann, Schlosserei, Fechtwaffenfabrik, Schleif-, Polir- und<br />

Vernickelungs-Anstalt;<br />

Löhle, Gebr., Erfurter Saatenhaus, Kolonialwaren-, Mehl- und Futterartikelgeschäft;<br />

Löhle, Karl, Kfm.;<br />

Schulze, Marie, Hoflieferanten-Wwe.;<br />

Hädrich, Hugo, Tischler;<br />

Baumbach, Martha, Ehefrau;<br />

Acker, Arno, Bürogehilfe;<br />

Seiler, Georg, Ofensetzer<br />

252


Markt 9/10<br />

Großparzelle<br />

(1519-1526 Hans Schmied/Schmidt?)<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 234), Hans(2) Schmidt, 1501-1531 erwähnt; 2 Häuser am<br />

Markt, Grundbesitz, dazu 1526 Haus vorm Löbdertor; nach dem Wert des Grundbesitzes<br />

steht er 1519 an 16. Stelle; Besitzfolger ist 1533 Hans Schmidt in Naumburg<br />

und 1540 Asmus Harre.<br />

Annahme des Hausbesitzes hier wegen seiner Nachbarschaft zu Johann Geiselmann<br />

(Markt 8).<br />

Schwörbuch v. 1519, S. 117: „Sein Hauß ist marckrecht“. Hat auch ein<br />

Haus im Marktgässchen hinter seinem Haus, zahlt für Grundbesitz, Erbzins,<br />

Einfahrt, fahrende Habe.<br />

Schwörbuch v. 1526, S. 124: „Sein Hauß ist marcktrecht. Idem ein Hauß<br />

am marckt neben Hanß Geuselman ist marcktrecht“.<br />

Wohl bei ihm zur Miete (da sie am Ende von Schmidts Eintrag steht),<br />

Margretha Romlers<br />

„ist zur mihte“.<br />

(1533 Jakob Krause?)<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 153), Jakob Krause 1519-1540 erwähnt; Haus in der<br />

Leutragasse, dazu Kellerhaus in der Jenergasse, der „Trencker“ genannt, seit 1533<br />

Haus am Markt; hat gesamten Besitz von Hans Geyer; Pfarrer Johann sein Sohn?; ist<br />

am 9. 7. 1540 begraben; mehrfach als Bürgermeister genannt.<br />

Annahme des Hausbesitzes ungesichert.<br />

Er wird im Schwörbuch v. 1533, S. 132, als Magister bezeichnet.<br />

„Sein Haus Ist marckrecht zinst nichts“.<br />

Hier wohnen dann auch zur Miete (in den Mietshäusern?)<br />

1. Nickell Oßwald<br />

„Ist von Erffurd ein gorttler, und ein Hausgenosse Im Magister Crausen<br />

Hause zur Miethe“<br />

2. Die Hans Reysingern<br />

„Orgelmacherin, Ist ein Hausgenossen bej bürgermeister Krausen zu<br />

Hause“<br />

Wann die erste Orgel der Jenaer Stadtkirche gebaut wurde, ist offenbar<br />

unklar. Laut Hallof, Inschriften, S. 34, gab es aber zumindest am<br />

Prospekt der Orgel einen Schriftzug mit der Datierung 1516. Ob und<br />

was Hans Reysinger mit dieser Jenaer Orgel zu tun hatte, ist unklar.<br />

1540-1556 Johann Bottner/Bötticher, Gewandschneider, Kaufmann<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 26), Johann Bötticher(2) 1503-1560 erwähnt; auch Bottner<br />

oder Böttcher und Johann Bartmann genannt; Gewandschneider und Händler;<br />

steht nach dem Wert des Grundbesitzes zwischen 1519 und 1557 an durchschnittlich<br />

an fünfter Stelle, nach der Höhe der fahrenden Habe immer an erster Stelle; besitzt<br />

auch ein Kellerhaus in der Jenergasse der „Swanringk“ genannt, dazu 2 Häuser<br />

vor der Stadt und ab 1540 wohl 4(?) Häuser am Markt.<br />

Schwörbuch v. 1540, 123: „Sein Wonhaus sampt den Ecken mit Häusern(?)<br />

neben Bürgermeister Johan Geiselman lehent vom gericht sind<br />

253


margtrecht zinsen nichts“, hat auch ein Haus neben Wolf Monda, das<br />

auch „margtrecht“ ist. Er zahlt für fahrende Habe und Handel.<br />

In diesem Jahr sind wahrscheinlich<br />

1. Nickel Rüsworm<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 223), 1538-1544 erwähnt; eventuell<br />

identisch mit Nikel(1) und Nikel(2), die Stadt- und Amtsschreiber<br />

waren.<br />

„Sein Haus neben Martha Steinbrückers l. und z. Johan Bötner“,<br />

zahlt für fahrende Habe.<br />

und<br />

2. Martha Steinbrückers<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 259), wahrscheinlich die Witwe von<br />

Hans Steinbrücker (1519-1527 mit Haus in der Neugasse erwähnt);<br />

zunächst in Zweifelsbach, dann am Markt, schließlich in<br />

der Lauengasse.<br />

„Ir Haus neben Nickel Rüßworm, l. und z. Johann Bötner“<br />

Mieter der beiden aufgeführten Mietshäuser.<br />

In der Türkensteuer von 1542 ist das Wohnhaus samt den zwei daran<br />

gelegenen Miethäusern mit 600 Schock angeschlagen. Das ist der höchste<br />

Anschlag für ein Markthaus. Das Wohnhaus neben Michel<br />

Monda ist mit 200 Schock angeschlagen. J. Bötticher beschäftigt 1542<br />

zwei Knechte und eine Magd (die maximal genannte Zahl von Dienstleuten<br />

am Markt), 1547 nur eine Magd. 1542 hat er auch 3 Kühe. Er ist insgesamt<br />

mit 2.410 Schock angeschlagen und liegt damit an 2. Stelle der<br />

unter dem Marktbezirk aufgeführten 40 Hausbesitzer.<br />

Schwörbuch v. 1547, S. 109: „Sein Haus am Eck des Geßleins Ist<br />

Marckrecht zinst nichts. 1 Haus neben Bürgermeister Geiselmann“, zahlt<br />

für fahrende Habe.<br />

In diesem Jahr sind wahrscheinlich<br />

Nickel Rüssworms Erben<br />

„Ihr Häuslein am Marktgeßlein hinder Johan Böttner zinset demselbigen“<br />

(Schwörbuch v. 1547, S. 110)<br />

Mieter in einem Mietshaus von Johann Böttner.<br />

Stubentaxe v. 1554/Taxierung der (an Studenten) vermietbaren Stuben:<br />

in Johann Böttichers Mietshaus: 1 Stube und 1 Kammer auf 6fl. taxiert.<br />

Schwörbuch v. 1556, S. 136: „sein Wohnhaus neben Doctor Winsheim“,<br />

zahlt für fahrende Habe und Handel.<br />

1572 Die Johann Bottnerin<br />

Schwörbuch v. 1572, S. 214: „Ihr Wonhaus ahn der Ecken gegen Bernhardt<br />

Meuden […] ist margkrecht<br />

idem 1 Miethäuslein daran gelegen ist auch margkrecht (also doch nur<br />

ein Miethaus? F. R.)<br />

1 Haus neben Bernhardt Meuden ist margkrecht“, zahlt für fahrende Habe<br />

und Hüterlohn.<br />

1585 Johann Bartmann/Bötticher<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 26f.), Johann Bötticher, 1558-1611 erwähnt; ist wohl der<br />

Sohn des Gewandschneiders Johann(2) Boetner/Bötcher; 1549 Student in Jena<br />

(event. 1546 Student in Wittenberg); 1609 wird er Johann Bartmann der ältere, der<br />

Rechtswissenschaft Kundiger genannt; 1585 besitzt er zwei Häuser am Markt; er<br />

nimmt die achte Stelle unter 550 Steuerpflichtigen ein; Johann Bartmann war 1. ∞<br />

mit Anna Lange, 2. ∞ mit Anna, Tochter des Professors Johann Marcellus aus Wittenberg;<br />

Tochter Sybilla heiratet 1609 den Aktuar am Schöffenstuhl Andreas Faber.<br />

Schwörbuch v. 1585, S. 229: „Sein Wonhaus an der Ecken und B. Bernhardt<br />

Munden über, Ist Marckrecht.<br />

ein MietHaus daneben, zinst ihm und Sebastian von Bruns Erben, ist<br />

auch Marckrecht“, zahlt für fahrende Habe.<br />

254


? (vor 1649) Christoph Beyer, Kaufmann<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 16), ist Christoph Beyer (1580-1649) ein Kaufmann und<br />

1623 Ratsmann, 1642 Bürgermeister; in erster Ehe mit Anna, Tochter des Balthasar<br />

Börner, in zweiter Ehe mit Maria Kopf, Georg Kopfs Tochter, verheiratet und stirbt<br />

kinderlos. Er ist auf dem Markt erwähnt.<br />

Christoph Beyer gehört wohl auch das spätere Haus Markt 10 (bzw. sind handelt es<br />

sich wohl noch um ein ungeteiltes Grundstück)<br />

Güterbuch v. 1669, S. 553.<br />

Markt 9<br />

? (vor 1669) Philipp Hirsch<br />

Güterbuch v. 1669, S. 553.<br />

1668-(1681) Christoph Falckner, Juraprofessor<br />

Johann Christoph Falckner (1626-1681), seit 1659 Prof. der Rechtswissenschaft in<br />

Jena (GdUJ, Personenregister).<br />

Laut Günther, Lebensskizzen (S. 62), geb. am 26. August 1629 in Lauf bei Nürnberg,<br />

studierte in Jena, hielt hier Privatvorlesungen, wurde 1659 Doktor und außerordentlicher<br />

Professor, 1662 ordentlicher Professor der Rechte und verstarb im März<br />

1681.<br />

Er besaß auch Haus und Hof vor dem Löbdertor samt dem Gasthof zur „güldenen<br />

Kronen“ genannt.<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 382: „D. Johann Christoph Falckner P.P.<br />

Ein neuerbauetes Wohnhaus neben Christoph Schrümpffen F. Philip<br />

Hirschen, lehent den gerichten, zinst nichts, ist Marckrecht.“<br />

wird mit 109 Schock für das Haus veranschlagt.<br />

Güterbuch v. 1669, S. 553: „H. Christoph Falckner, l. u. z. undt P. P.<br />

Ein Wohnhauß am Marckte, neben H. Schrümphen, Proton. Martin Rosten,<br />

l. den F. Stadtgerichten, zinßet nichts, ist Marckrecht, F. Br. Christoph<br />

Beyers, ruper Philipp Hirschen<br />

Er besitzt an Grundstücken insgesamt 3,25 Acker (ca. 0,9 ha), alles<br />

Weinwachs;<br />

zusätzlich Haus und Hof vor dem Löbdertor samt dem Gasthof zur „goldenen<br />

Krone“.<br />

1686/87 Christoph Falckners Witwe<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 111: „H. Doct. Christoph Falckners W.“<br />

Ein Wohnhauß am Marckte neben Hanß Martin Rosten, L. den Fürst.<br />

Stadtgerichten, Zinßet nichts ist Marckrecht.“<br />

Geschossbuch v. 1687, S. 261: „ H. D. Johann Falckners P.P. Wittbe. Ein<br />

neuerbautes Hauß neben Hans Martin Rosten F. Philipp Hirschen lehnet<br />

den Gerichten zinset nichts ist Marckrecht.“<br />

veranschlagter Hauswert: 109 Schock (seit dem letzten Anschlag gleichgeblieben?,<br />

es ist doch neu?)<br />

1718 Johann Georg Kellner, Perruquier<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 111: „H. Johann George Kellner, Perruqu. (19.<br />

Febr. 1718)“<br />

1739- (1762?) (Johann Christoph) Lobenstein, Leutnant<br />

Laut Spangenberg, Handbuch (S. 161), war Johann Christoph Lobenstein, „F. S.<br />

Lieutnant bei der Stadt- und Landmiliz“ und starb am 12. 9. 1762 im Alter von 94<br />

Jahren.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 111: „Habet H. Lieutn. Lobenstein zugeschr. d.<br />

14. Febr. 1739“<br />

1768 RathsCommiss. [Chren?], H. D. Truhart, Fr. Tannebergerin<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 111.<br />

?-≥1785 Schreiber, Posamentierer<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 111.<br />

255


Wiedeburg, Beschreibung, 1785, S. 264: „die itzige Scheubische, vordem<br />

Müllerische, Raths-Apotheke. Darauf das itzige Schreiberische, zuletzt<br />

Tannenberger-und vorher Lobensteinische Hauß. Hierauf die Kunoische<br />

Buchhandlung, am Eck des Greif-Gässleins“<br />

≤1810-≥1821 Jacob Gottschalg, Bäckermeister, Mehlhändler<br />

Einwohnerliste 1810 (Steuerliste):<br />

in Nr. 225:<br />

„Meister Gottschalg, Mehlhändler<br />

Par Terre: kein Eintrag<br />

1te Etage: Meister Gottschalg (lebt vom Ertrag seines Vermögens)(ein<br />

Mann, ein Weib, eine Magd) / Stadtgericht<br />

2te Etage: H. Cämmerey Verwalter Wallbach und Schwester<br />

3te Etage: 2 Studenten“<br />

Akte v. 1821 (Steuerliste), S. 23:<br />

in 225:<br />

Jacob Gottschalg, Bäckermstr., 75 J.;<br />

Ehefrau Dorothea Gotschalg(sic!), 65 J.;<br />

Christiane Trillhof, Magd, 44 J.;<br />

August Meyer, Posament. Mstr., 30 J.;<br />

Ehefrau Caroline Meyer, 26 J.<br />

bis 1830 Witwe Gottschalg<br />

Entwurf des Katasters zur Brandversicherung 1828.<br />

1830-≥1835 Johann August Schladebach, Gerbermeister<br />

Entwurf des Katasters zur Brandversicherung 1828:<br />

in 216(!) = entsprechend Katasterplan:<br />

„Gerbermeister Johann August Schladebach. 1830“<br />

Wohnhaus mit Nebengebäude. Schätzwert gesamt: 528Taler.<br />

Brandkataster 1835:<br />

in 216:<br />

„Der Gerbermstr. August Schladerbach“<br />

Wohnhaus mit Nebengebäude. Schätzwert insgesamt: 1380 Taler.<br />

1846-1850 Hofbäcker Kayser, Fleischermeisterswitwe Meister<br />

Einwohnerliste 1846-50:<br />

in 212:<br />

„Hofbäcker Kayser“; weitere Bewohner:<br />

Fleischermeisterswitwe Meister<br />

1846: k. A.<br />

1847: Witwe Tierolf; Frau Superintendentin Görwitz<br />

1848/49/50: k. A.<br />

1858 Fleischermeisterswitwe Meister<br />

Akte von 1858, S. 134:<br />

in 212:<br />

FleischermeistersWitwe Meister (3 Familienangehörige)<br />

Canzlistenwitwe Röhsler (5 Familienangehörige)<br />

Student Herm. v. Schuckmann (1 Mann)<br />

Student Karl v. Schuckmann (1 Mann)<br />

im Haus gesamt 8 Personen in 2 Haushalten und 2 Studenten<br />

1862 Giegengack, Korbmachermeister<br />

Adressbuch 1862:<br />

in 212:<br />

Giegengack, Korbmachermstr.;<br />

Paarmann, Wwe;<br />

Wirsing, Heloise, geschiedene<br />

1865 Edmund Woche, Fleischermeister<br />

Adressbuch 1865:<br />

in 212:<br />

256


Woche, Edm., Fleischermstr.;<br />

Ring, C., Schneidermstr.<br />

1875 Friedrich Trautsch<br />

Adressbuch 1875:<br />

in 212:<br />

Trautsch, Frdr., Handarbeiter<br />

≤1879-≥1895 Vierling, Ernst, Restaurateur (Gastwirt)<br />

Adressbuch 1879:<br />

in 212:<br />

Vierling, Ernst, Restaurateur<br />

Adressbuch 1881, S. 11:<br />

in 212:<br />

Vierling, Ernst, Restaurateur;<br />

Reichelt, Wilh., Pedell;<br />

Bergk, Gotthilf, Schneider;<br />

Klaus, K., Maurer;<br />

Koppisch, Witwe, Blumenmach.;<br />

Hätrich, Gustav, Buchhalter;<br />

Dietrich, G., Handarbeiter<br />

Adressbuch 1883:<br />

in 212:<br />

Vierling, Ernst, Restaurateur;<br />

Dietrich, Georg, Handarbeiter;<br />

Bergk, Gotthilf, Schneider;<br />

Klaus, Karl, Maurer, Famulus;<br />

Hesse(sic!), Ernst, Gärtner;<br />

Koppisch, Wwe.;<br />

Peipelmann, Wwe., Hökerin;<br />

Schulze, Handarbeiter<br />

Adressbuch 1886:<br />

in 212!:<br />

Vierling, Ernst*, Restaurateur;<br />

Bergk, Gotth., Schneidermstr.;<br />

Dietrich, Georg, Oekonom;<br />

Heß, Ernst, Kunstgärtner;<br />

Hofmann, J. G. , Bürstenmachermstr.;<br />

Günther, Rud., Irrenanstalts-Wärter<br />

Adressbuch 1887:<br />

in Markt 9!:<br />

Vierling, Ernst*, Restauration;<br />

Heß, E., Kunstgärtner;<br />

Hoffmann, J. G.*, Bürstenmachermeister;<br />

Bergk, Gotth., Schneidermeister;<br />

Günther, Rud., Oberwärter i. d. Irrenanstalt;<br />

Streibhardt, Ed., Handarbeiter<br />

Adressbuch 1889:<br />

Vierling, Ernst, Restauration;<br />

Heß, E., Kunstgärtner;<br />

Lemser, E., Arbeiter;<br />

Trötschel, R., Musiker;<br />

Streibhardt, E., Handarbeiter<br />

Adressbuch 1893:<br />

Vierling, Ernst, Restauration;<br />

Heß, E., Kunstgärtner;<br />

Lemser, E., Arbeiter;<br />

Streibhardt, E., Handarbeiter;<br />

257


Nöller, H., Zimmermann<br />

Adressbuch 1895:<br />

Vierling, Ernst, Restauration;<br />

Heß, E., Kunstgärtner;<br />

Streibhardt, E., Handarbeiter;<br />

Berbig, Anton, Hilfsarbeiter<br />

≤1897-≥1914 Christ. Bicking, Gastwirt<br />

Adressbuch 1897:<br />

Bicking, Christ., Gastwirth;<br />

Bartolomes, Gustav, Steinhauer;<br />

Seide, Karl, Arbeiter;<br />

Rothe, Moritz, Anstreicher;<br />

Streibhardt, E., Handarbeiter<br />

Adressbuch 1899:<br />

Bicking, Christ., Gastwirth;<br />

Bartolomes, Gustav, Steinhauer;<br />

Seide, Karl, Arbeiter;<br />

Streibhardt, E., Handarbeiter;<br />

Teschauer, Otto, Schriftmaler;<br />

Richardt, Johannes, Briefträger;<br />

Diez, Wilhelm, Posthülfsbote<br />

Adressbuch 1900:<br />

Bicking, Christ., Gastwirth;<br />

Bartolomes, Gustav, Steinhauer;<br />

Seide, Karl, Arbeiter;<br />

Streibhardt, E., Handarbeiter;<br />

Wezel, Briefträger;<br />

Hillner, Briefträger;<br />

Teschauer, Otto, Schriftmaler<br />

Adressbuch 1901:<br />

Bicking, Christ., Gastwirth;<br />

Bartolomes, Gustav, Steinhauer;<br />

Seide, Karl, Arbeiter;<br />

Teschner, Otto, Schriftmaler;<br />

Kühn, Briefträger;<br />

Hirsch, Richard, Briefträger<br />

Adressbuch 1902:<br />

Bicking, Christ., Gastwirth;<br />

Bartolomes, Gustav, Steinhauer;<br />

Seide, Karl, Arbeiter;<br />

Wetteran, Johannes, Hilfsarbeiter;<br />

Haas, Otto, Schlosser;<br />

Schilbach, Richard, Schneider;<br />

Göpfarth, Gottlob, Kutscher<br />

Adressbuch 1904:<br />

Bicking, Christ., Gastwirth;<br />

Bartolomes, Gustav, Steinhauer;<br />

Seide, Karl, Arbeiter;<br />

Wetteran, Johannes, Hilfsarbeiter;<br />

Schüler, Gustav, Maschinenwärter<br />

Adressbuch 1905, 1906, 1907:<br />

Bicking, Christ., Gastwirth;<br />

Bartolomes, Gustav, Steinhauer;<br />

Schüler, Gustav, Maschinenwärter;<br />

Naumann, Guido, Postschaffner<br />

Adressbuch 1908-1914:<br />

258


Bicking, Christ., Gastwirth;<br />

Bartolomes, Gustav, Steinhauer;<br />

Schüler, Gustav, Maschinenwärter<br />

Markt 10<br />

Ehemaliger Gasthof „Goldener Greif“<br />

? Schallingische Erben<br />

Wahrscheinlich die Erben von Christian Carl Schalling, laut Spangenberg, Handbuch<br />

(S. 189), Dr. juris, der am 6. 11. 1668 verstarb.<br />

Die Witwe Schalling besitzt auch die „Kleine Sonne“.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 114: „F. Br. Christoph Beyern jam denen Schallingischen<br />

E.“<br />

? M. Caspar Neanders Witwe<br />

Güterbuch von 1668, S. 384.<br />

1668 Johann Elias, Rotmaler<br />

Güterbuch von 1668, S. 384: „M. Johann Elias, Rothmahler.<br />

Die Helffte des Wohnhaußes auf dem Marckte, die andere Helffte hatt H.<br />

D. Carl Christian Schalling, F. M. Caspar Neanders Wittiben.<br />

Die Helffte im Marcktgäßlein, die andere Helffte hatt gleichfalls D. Schalling,<br />

F. M: Caspar Neanders Wittiben, lehnet den gerichten zinst nichts ist<br />

Marckrecht.“<br />

Wird veranschlagt mit 125 Schock für das Haus.<br />

Hier ist eventuell die Grundstücksteilung und Aufspaltung in zwei eigenständige<br />

Häuser anzusetzen.<br />

(1668 ist hier kein Haus/Besitzer genannt. eventuell handelt es sich um die zweite Hälfte<br />

des unter Markt 9 als 1668 geteilt bezeichneten Hauses, bzw. es ist abgerissen worden?<br />

Oder die Teilung der alten Großparzelle erfolgt um diese Zeit.)<br />

1669-(1687) Johann Wilhelm Ficker, Floßverwalter, Landschaftskassierer<br />

Laut Spangenberg, Handbuch (S. 94), war ein Hans Wilhelm Ficker „Fürstl. Floßverwalter<br />

u. Landschafts-Cassirer“ und verstarb am 20. 5. 1615(?). Möglicherweise<br />

handelt es sich jedoch um einen Namensvetter, da die Lebensdaten gegen eine<br />

Übereinstimmung sprechen. Allerdings wird Ficker 1687 direkt als Floßverwalter<br />

und Landschaftskassierer bezeichnet (vgl. unter seiner Witwe, 1687).<br />

Güterbuch v. 1669, S. 555.<br />

(Zu Ficker ist 1669 kein Haus verzeichnet, nur Grundstücke. Er bezahlt<br />

auch nur 6g 8d Vorgeschoß. Wird das Haus gerade gebaut?)<br />

Er besitzt an Grundstücken insgesamt 6 Acker (ca. 1,7 ha), davon 4 Acker<br />

Weinwachs und 2 Acker Wiese.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 114: „Ein Wohnhauß am Marckte neben H.<br />

Doct. Falcknern und der LöberLauenGaßen L. den Fürst. Stadtgerichten<br />

Zinßet nichts Ist Marckrecht.“<br />

„Ein Klein Häußlein am Marcktgäßlein neben obigen, L. den Stadtgerichten<br />

Zinßet nichts, Ist Marckrecht.“<br />

1687 Johann Wilhelm Fickers Witwe<br />

Geschossbuch v. 1687, S. 262: „H. Hanß Wilhelm Fickers Fürstl. Sächs.<br />

Floßverwalters und Landschafft. Cassirers Wittbe. Ein Wohnhaus an der<br />

Ecke des MarckGäßleins und neben H. D. Falckners Erben F. denen Schallingischen<br />

Erben und die Helffte antea Rothmalers lehnet den Gerichten<br />

zinset nichts ist Marckrecht.“<br />

veranschlagter Hauswert: 250 Schock (seit dem letzten Anschlag gestiegen)<br />

1696 Johann Heinrich Pott, Wirt<br />

Altes und Neues aus der Heimat 1923, S. 103: Johann Heinrich Pott(en)<br />

wird durch Herzog Johann Georg die Einrichtung einer „Gasthaltung und<br />

259


Herberge“ = „Goldener Greif“ „auf eben solche Arth und Maaße, wie die<br />

Gasthöfe zur Sonne und rothen Hirsch“ gestattet.<br />

? Susanna Pottin<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 114: „Frau Susanna Pottin den 7. April sich zuschreiben<br />

laßen.“<br />

1731 muss die Pachtwirtin des „Greifs“ Anna Regina Konradin wegen unrichtiger Maße<br />

auf dem Rathaus erscheinen.<br />

AuNadH 1909-20, S. 26.<br />

1747- (1780) Christian Heinrich Cuno, Buchhändler<br />

Laut Spangenberg, Handbuch (S. 113), war Christian Heinrich Cuno „F. Weimar.<br />

Hof-Bücher-Commissär u. Buchhändler in Jena“ und der jüngste Sohn des Gräflich<br />

Reuß-Plauischen Hofpredigers auf der Burg an der Saale und Pfarrers in Möschlitz.<br />

Er starb am 14. 6. 1780.<br />

Laut Lütge, Buchhandel (S. 212f), begann Cuno seine Tätigkeit in Jena 1733. Er war<br />

einer der erfolgreichsten Buchhändler der Zeit in der Stadt. Nach seinem Tod soll<br />

die Handlung zunächst von dem Faktor Friedrich Danner und dann bis 1806 von<br />

Wolfgang Stahl fortgeführt worden sein.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 114: „Christian Heinrich Cuno.<br />

Beyde nachstehende Häußer hbt. H. Christian Heinrich Cuno zugeschr. d.<br />

10. April 1747“<br />

(ab 1780) Joh. Friedrich Cuno<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 114.<br />

Wiedeburg, Beschreibung, 1785, S. 264: „die Kunoische Buchhandlung,<br />

am Eck des Greif-Gässleins, waren vormals auch zwey Gebäude, das Fickerische<br />

und Port-von Pottenfelsische (Vormalen das Wirths- Haus zu<br />

Greiff, davon auch noch das Gässlein in die Lauen- Gasse den Nahmen<br />

hat, besitzt auch noch die Gast- Gerechtigkeit.)“<br />

1810-1813 Georg Wilhelm Vogel, Kammerrat<br />

Laut Spangenberg, Handbuch (S. 212), war Georg Wilhelm Vogel „H. S. Cammerrath<br />

und Kreiscassirer, auch vormaliger Oberbürgermeister in Jena, so wie Mitglied der<br />

Kaiserl. Königl. Ehrenlegion“. Er stammte aus Feuchtwangen. „Er hat sich für die<br />

Stadt Jena außerordentlich viele Verdienste dadurch erworben, daß er viele Jahre<br />

mit Besonnenheit und juristischer Umsicht seine Aemter verwaltet, und für die Armut<br />

eine bedeutende Arbeitsanstalt gestiftet hat.“ Er starb am 16. 12. 1813.<br />

Einwohnerliste 1810 (Steuerliste):<br />

in 226:<br />

„Herr Cammerrath (Georg Wilhelm) Vogel.<br />

Par Terre: H. Klinke, Handlung (ein Mann) / Stadtgericht<br />

1te Etage: Cammerrath Vogel mit seiner Familie (1 Mann, 1 Weib, 4<br />

Töchter, 1 Schreiber, 1 Magd) / Herzogl. Regierung (die Söhne sind<br />

sämmtlich auswärts etabliert)<br />

2te Etage: H. Studios Franz aus Schleitz (1 Mann) / Akademie<br />

3te Etage: H. Actuarius Zerbst (1 Mann, 1 Weib, 1 Magd) / Akademie<br />

Hinterhaus: Mstr. Schmidt, Tuchmacher (1 Mann, 1 Weib, 1 Lehrling /<br />

Stadtgericht“<br />

(1813)-≥1835 Charlotte Vogel, Kammerratswitwe<br />

Akte v. 1821 (Steuerliste), S. 23:<br />

in 226:<br />

Charlotte Vogel, Cammerraths Witwe, 71 J.;<br />

Kinder:<br />

Heinrich Vogel, Kaufmann, 48 J.,<br />

Jeanett Vogel, 40 J.,<br />

Louise Vogel, 35 J.,<br />

Charlotte Vogel, 31 J.;<br />

Fräulein Münchow, Gehülfin, 31 J.;<br />

Henriette Spitte, desgl., 17 J.;<br />

260


Maria Dietrich, arme Wayse, 17 J.;<br />

Dorothea Bartholomä, Magd, 24 J.<br />

Entwurf des Katasters zur Brandversicherung 1828:<br />

in 217 = entspricht Katasterplan!:<br />

„Frau Cammerräthin Vogel“.<br />

Wohnhaus mit Hinterhaus, bewohnbaren Seitengebäuden und Nebengebäude.<br />

Schätzwert gesamt: 1223 Taler.<br />

Brandkataster 1835:<br />

in 217:<br />

„Frau Cammerräthin Vogel“<br />

Wohnhaus mit Hinterhaus, nördlichem und südlichem Seitengebäude,<br />

Gang und Nebengebäude.<br />

Schätzwert insgesamt: 4700 Taler.<br />

1846-1850 Fräulein Vogel (zwei Schwestern?)<br />

Einwohnerliste 1846-50:<br />

in 213:<br />

„Fräulein Vogel“, weitere Hausbewohner:<br />

1846: Fräulein Fischer; Fräulein Siefert; Gastw. Senf; Stud. v. Hegning;<br />

Stud. Siefert; Stud. Ewald; Stud. Pilz;<br />

1847: Fräulein Fischer; Gastwirth Senf; Stud. v. Hegning; Stud. Siefert;<br />

Stud. Ewald; Stud. Pilz;<br />

1848: Fräulein Fischer; Gastwirth Senf; Schneidermstr. Artus[?];<br />

1849/50: k. A.<br />

≤1858-≥1881 F. W. Vogel, Hofbuchbindermeister<br />

Akte von 1858, S. 134:<br />

in 213:<br />

Hofbuchbindermeister Vogel (7 Familienangehörige, 1 Magd)<br />

Geschwister Vogel (2 Frauen, 1 Magd)<br />

Student Albr. Oehler<br />

Student Rich. Oehler<br />

Student Bernh. Seuberlich<br />

Student Willib. Teutschländer<br />

Student Ernst Mohsner<br />

ledige Wilhelmine Gensler<br />

im Haus gesamt 17 Personen in 8 Haushalten<br />

Adressbuch 1862-1879:<br />

in 213:<br />

Vogel, F. W., Hofbuchbindermeister<br />

Adressbuch 1881:<br />

in 213:<br />

Vogel, Friedr., Hofbuchbinder;<br />

Vogel, Ludw., Buchbinder;<br />

Beyer, Witwe, Rentiere;<br />

Hoffmann, Witwe;<br />

Leißling, Georg, Rentier;<br />

Giltsch, A., Instrumentmacher;<br />

Gruner, Louis, Maurer;<br />

Gruner, Frau, Hebamme<br />

≤1883-≥1897 Grellmann, Ernst, Bäcker<br />

Adressbuch 1883:<br />

in 213:<br />

Grellmann, Ernst, Bäcker;<br />

Weißbarth, Ernst, Schuhmacher;<br />

Scheidler, Ant., Schneider;<br />

Eckardt, Karl, Handarb.;<br />

Götze, Theod., Rentner;<br />

261


Götze Frau, Hebamme;<br />

v. Kleditsch, K., Ingenieur;<br />

Lindemer, Handarb.;<br />

Jahr, Traugott, Schneider<br />

Adressbuch 1886:<br />

in 213!:<br />

Grellmann, Ernst*, Bäckermstr.;<br />

v. Kleditsch, K., Ingenieur;<br />

v. Maltzahn, Hauptmann, Frhr.;<br />

Richter, K., Lokomotivführer;<br />

Weißbarth, E.*, Schuhmachermstr.;<br />

Baum, Frieder, Wwe.;<br />

Klaus, Bernh., Kutscher<br />

Adressbuch 1887:<br />

in Markt 10!:<br />

Grellmann, Ernst*, Bäckermstr.;<br />

v. Kleditsch, K., Ingenieur;<br />

v. Kleditsch, Ch., Inspektor;<br />

Weißbarth, E.*, Schuhmachermstr.;<br />

Pfaff, A., Pastors-Wwe.;<br />

Zerbstmann, Marie, Friseurs-Wwe.;<br />

Jacob, Friedr.*, Briefträger;<br />

Timler, K., Musikus;<br />

Klaus, Bernh., Postillion<br />

Adressbuch 1889:<br />

Grellmann, Ernst, Bäckermstr.;<br />

Weißbarth, E., Schuhmachermstr.;<br />

Pfaff, A., Pastors-Wwe.;<br />

Zerbstmann, Marie, Friseurs-Wwe.;<br />

Klaus, Bernh., Briefträger;<br />

Boegelt, A., Frl., Lehrerin;<br />

Hanemann, R., Lehrer;<br />

Artmann, R., Privat-Thierarzt;<br />

Dennstedt, G., Maurer<br />

Adressbuch 1893:<br />

Grellmann, Ernst, Bäckermstr.;<br />

Weißbarth, E., Schuhmachermstr.;<br />

Pfaff, A., Pastors-Wwe.;<br />

Zerbstmann, Marie, Friseurs-Wwe.;<br />

Klaus, Bernh., Briefträger;<br />

Bögehold, A., Frl., Lehrerin;<br />

Hanemann, R., Lehrer;<br />

Perret, Albrecht, Buchdrucker;<br />

Behringer, Karl, Reisender;<br />

Schindler, Karl, Markthelfer;<br />

Neumeister, Otto, Schieferdeckermstr.<br />

Adressbuch 1895:<br />

Grellmann, Ernst, Bäckermstr.;<br />

Pfaff, A., Pastors-Wwe.;<br />

Bögehold, A., Frl., Lehrerin;<br />

Hanemann, R., Lehrer;<br />

Perret, Albrecht, Buchdrucker;<br />

Behringer, Karl, Reisender;<br />

Schindler, Karl, Markthelfer;<br />

Neumeister, Otto, Schieferdeckermstr.;<br />

Reußner, Bureaudiener<br />

262


Adressbuch 1897:<br />

Grellmann, Ernst, Bäckermstr.;<br />

Pfaff, A., Pastors-Wwe.;<br />

Hanemann, R., Lehrer;<br />

Perret, Albrecht, Schriftsetzer;<br />

Schindler, Karl, Markthelfer;<br />

Neumeister, Otto, Schieferdeckermstr.;<br />

Reußner, Bureaudiener<br />

1899-≥1914 Oskar Glaßer, Bäckermeister<br />

Adressbuch 1899, 1900:<br />

Glaßer, O. Bäckermeister;<br />

Keßler, Alfred, Arbeiter;<br />

Pfaff, A., Pastors-Wwe.;<br />

Hanemann, R., Lehrer;<br />

Perret, Albrecht, Schriftsetzer;<br />

Schindler, Karl, Markthelfer;<br />

Reußner, Bureaudiener<br />

Adressbuch 1901:<br />

Glaßer, O. Bäckermeister;<br />

Keßler, Alfred, Arbeiter;<br />

Hanemann, R., Lehrer;<br />

Schilling, Ida, Wwe.;<br />

Schwenzien, Klara, Wwe.<br />

Adressbuch 1902:<br />

Glaßer, O. Bäckermeister;<br />

Keßler, Alfred, Arbeiter;<br />

Hanemann, R., Lehrer;<br />

Schilling, Ida, Wwe.<br />

Adressbuch 1904:<br />

Glaßer, O. Bäckermeister;<br />

Keßler, Alfred, Arbeiter;<br />

Weber, Bruno, Kfm.;<br />

Michael, Martin, Techniker;<br />

Brennecke, Richard, Kfm.;<br />

Lutz, Karl, Kürschner;<br />

Hoffmann, Ida, Frl.<br />

Adressbuch 1905:<br />

Glaßer, O. Bäckermeister;<br />

Ebersbach, Alfred, Techniker;<br />

Keßler, Alfred, Arbeiter;<br />

Weber, Bruno, Kfm.;<br />

Lutz, Karl, Kürschner;<br />

Hoffmann, Ida, Frl.;<br />

Reiche, Theodor, Lehrer a.D.<br />

Adressbuch 1906:<br />

Glaßer, O. Bäckermeister;<br />

Ebersbach, Alfred, Techniker;<br />

Keßler, Alfred, Arbeiter;<br />

Weber, Bruno, Kfm.;<br />

Lutz, Karl, Kürschner;<br />

Weber, Helene, Comptoiristin;<br />

Kanitz, Walter, Kürschner<br />

Adressbuch 1907:<br />

Glaßer, O. Bäckermeister;<br />

Keßler, Alfred, Arbeiter;<br />

Weber, Bruno, Kfm.;<br />

263


Lutz, Karl, Kürschner;<br />

Weber, Helene, Comptoiristin;<br />

Hoffmann, Ida, Frl.;<br />

Schultz, Mathilde, Wwe.<br />

Adressbuch 1908:<br />

Glaßer, O. Bäckermeister;<br />

Keßler, Alfred, Arbeiter;<br />

Weber, Bruno, Kfm.;<br />

Lutz, Karl, Kürschner;<br />

Weber, Helene, Comptoiristin;<br />

Hoffmann, Ida, Frl.;<br />

Adressbuch 1909:<br />

Glaßer, O. Bäckermeister;<br />

Keßler, Alfred, Arbeiter;<br />

Weber, Bruno, Kfm.;<br />

Weber, Helene, Comptoiristin;<br />

Lutz, Karl, Kürschner;<br />

Hoffmann, Ida, Frl.;<br />

Näder, Fritz, Maschinensetzer;<br />

Horke, Alb., Schlosser;<br />

Weber, Anna, Frl.;<br />

Pfaffenbach, Adolf, Drogist<br />

Adressbuch 1910:<br />

Glaßer, O. Bäckermeister;<br />

Keßler, Alfred, Arbeiter;<br />

Weber, Bruno, Kfm.;<br />

Weber, Helene, Comptoiristin;<br />

Näder, Fritz, Maschinensetzer;<br />

Horke, Alb., Schlosser;<br />

Saltin, Otto, Arbeiter;<br />

Peterseim, Franz, Kfm.<br />

Adressbuch 1911:<br />

Glaßer, O. Bäckermeister;<br />

Keßler, Alfred, Arbeiter;<br />

Weber, Bruno, Kfm.;<br />

Weber, Helene, Korrespondentin;<br />

Weber, Grete, Putzatelier;<br />

Näder, Fritz, Maschinensetzer<br />

Adressbuch 1912:<br />

Glaßer, O. Bäckermeister;<br />

Keßler, Alfred, Arbeiter;<br />

Weber, Bruno, Kfm.;<br />

Näder, Fritz, Maschinensetzer;<br />

Harmuth, Otto, Kfm.<br />

Historische Bauakte Markt 12:<br />

1912 Umbauten des Hauses für den Bäckermeister Glaser<br />

Adressbuch 1913:<br />

Glaßer, Oskar, Bäckermeister, Bäckerei, Konditorei, Café;<br />

Weber, Bruno, Kfm.;<br />

Näder, Fritz, Maschinensetzer;<br />

Harmuth, Otto, Kfm.<br />

Adressbuch 1914:<br />

Glaßer, Oskar, Bäckermeister, Bäckerei, Konditorei, Café;<br />

Weber, Bruno, Kfm.;<br />

Näder, Fritz, Maschinensetzer;<br />

Hofmann, Ida, Frl.<br />

264


Markt 11<br />

1502 Michel Monde/Munda, Goldschmied<br />

Laut Apel, Einwohner (S. 192), Michel Munda, 1485-1507 erwähnt; Goldschmied<br />

mit Wohnhaus am Markt und Haus in der Lauengasse, auch Michel Goldschmidt<br />

genannt.<br />

Schwörbuch v. 1502, S. 89: „Syn Huß ist margktrecht z. nicht“<br />

≤1519-≥1533 Die Michel Mondin<br />

Witwe von Michel Monde, nach Apel, Einwohner (S. 192), 1514-1536 erwähnt.<br />

Schwörbuch v. 1519, S. 108: „Ir Hauß ist marckrecht“, zahlt für fahrende<br />

Habe und Grundbesitz.<br />

Schwörbuch v. 1526, S. 132: „Ir Hauß ist marckt recht gehet vom gerichte<br />

zu l.“<br />

Schwörbuch v. 1533, S. 133: „Ir Haus ist markt recht“.<br />

(1536)1540-≥1554 Wolff Monda/Munda, Goldschmied<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 192f), Wolf Munda, 1531-1555 erwähnt; war Goldschmied,<br />

Schosser des Rates und Ratsmann und hatte seit 1536 ein Haus am Markt;<br />

sein Haus ist an der Ecke zum Lauengässlein genannt; Sohn Franz ist Student in Jena,<br />

Sohn Bernhard, der das Haus erbt, ist ebenfalls Gold- und Kleinschmied.<br />

Schwörbuch v. 1540, S. 125: „Sein Wonhaus neben Johan Bötner Ist<br />

Margtrecht zinst nichts“, zahlt für fahrende Habe.<br />

In der Türkensteuer von 1542 ist das Wohnhaus mit 300 Schock angeschlagen.<br />

W. Munda beschäftigt 1542 eine Magd und hält 3 Kühe. Er ist<br />

insgesamt mit 535 Schock angeschlagen und liegt damit an 19. Stelle der<br />

unter dem Marktbezirk aufgeführten 40 Hausbesitzer.<br />

Schwörbuch v. 1547, S. 111: „Sein wonhaus neben Johan Böttner lehen<br />

vom gericht zinst nichts Ist Marckrecht“, zahlt für fahrende Habe. Ihm<br />

wird das maximale Brauen und Schenken erlaubt.<br />

Stubentaxe v. 1554/Taxierung der (an Studenten) vermietbaren Stuben:<br />

2 Stuben und 2 Kammern, die obere auf 5fl. und die untere auf 6fl. taxiert.<br />

1556 Wolff Mondas Erben<br />

Das sind nach Apel, Einwohner (S. 192), seine Kinder: Bernhard, Georg, Tobias,<br />

Franz, Katharina.<br />

Schwörbuch v. 1556, S. 137: „ihr Wohnhaus neben dem Hundsgässlein“.<br />

(Hundsgässlein = Lauengässlein = Greifgasse?, F. R.)<br />

(1571) 1572-1585 Bernhardt Munda/Meude, Goldschmied, Kleinschmied<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 193), 1556-1587 erwähnt; Gold- und Kleinschmied; Sohn<br />

des Wolf Munda; als Bürgermeister und Kastenherr genannt; seit 1571 Haus am<br />

Markt, sein Haus an der Ecke zum Lauengäßlein.<br />

Beier nennt ihn 1558 beim Einzug der ernestinischen Herzöge zur Einweihung der<br />

Universität als Fähnrich (Beier, Annalen, S. 62).<br />

Schwörbuch v. 1572, S. 217: „Sein Wonhaus neben der Barthmann ist<br />

margkrecht“, zahlt für Handwerk, fahrende Habe und Hüterlohn.<br />

Seine Schwester(?) Catharina ist ebenfalls aufgeführt.<br />

265


Schwörbuch v. 1585, S. 231: „Sein wonhaus neben Paul Kauffmann, Ist<br />

Marckrecht“, zahlt für Handwerk und fahrende Habe.<br />

Seine Schwester(?) Catharina ist ebenfalls aufgeführt.<br />

Ende des 16. Jh. Hier oder im Hinterhaus befand sich die Druckerei Steinmann.<br />

Adrian Beier: Steinmannsgässlein (= Greifgasse)<br />

? Ernst Steinman/seine Witwe, Buchdrucker(witwe)<br />

Der Vater von Ernst Steinmann, Tobias Steinmann, (1556-1632) war einer der bedeutendsten<br />

Buchdrucker und Buchhändler Jenas seiner Zeit (Lütge, Buchhandel, S.<br />

34f). Der Sohn von Ernst Steinmann, Johann Tobias Steinmann stirbt laut Kirchenbuch<br />

Jena, Bestattungen 1679, am 26. 5. 1679)<br />

Güterbuch v. 1669, S. 557.<br />

? Johann Salomon (Hinterhaus)<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 117, Güterbuch v. 1669, S. 557.<br />

≤1668-≥1687 Mattheus Birckner, Buchhändler, Seidenhändler, Ratsverwandter und Krämer<br />

Laut Kirchenbuch Jena, Trauungen 1667, heiratete der „vornehme(r) Buchhändler“<br />

Mattheus Birckner am 28. Januar 1667 in Naumburg die Tochter des dortigen Bürgermeisters<br />

Paul [Harmann], Jungfer Martha Regina.<br />

Laut Kirchenbuch Jena, Trauungen 1674, heiratete der nunmehrige Witwer und<br />

Ratsverwandter und Handelsmann Mattheus Birckner am 25. Mai 1674, ebenfalls<br />

in Naumburg, die Witwe des Bürgelner Bürgermeisters Siegmund Neumeister, Regina<br />

Neumeisterin.<br />

Laut Kirchenbuch Jena, Bestattungen 1679, wird eine Tochter, Dorothea Sophia, am<br />

26. Januar 1679 noch als Wochenkind wieder bestattet.<br />

Laut Kirchenbuch Jena, Bestattungen 1703, wird Ende November 1703 ein Sohn<br />

Birckners von dem anderen ermordet.<br />

Laut Kirchenbuch Jena, Bestattungen 1705, wird am 9. September 1705 der Sohn<br />

des Buchführers Mattheus Birckners, Johann Philipp Birckner, mit dem Schwert auf<br />

dem Markt wegen begangenen Brudermords hingerichtet.<br />

Laut Kirchenbuch Jena, Bestattungen 1713, stirbt Mattheus Birckner am 12. April<br />

1713 und wird am 14. April bestattet.<br />

Es kann nicht hundertprozentig ausgeschlossen werden, dass es zur selben Zeit in<br />

Jena zwei wohlhabende, Handel treibende Mattheus Birckners in Jena gab und deshalb<br />

der das Markthaus besitzende, hauptsächlich als Händler bezeichnete Mattheus<br />

Birckner, nicht identisch ist mit dem bedeutenden Buchhändler Mattheus<br />

Birckner. Die Wahrscheinlichkeit scheint aber gerade auch angesichts des jeweils<br />

überlieferten Reichtums und der Übernahme des Hauses eines Buchdruckers durch<br />

den Buchhändler Mattheus Birckner am Markt eher gering, so dass hier von nur einer<br />

Person dieses Namens ausgegangen wird. In den Jenaer Kirchenbüchern taucht<br />

nur der Buchhändler Birckner auf.<br />

Güterbuch von 1668, S. 386: „Mathias Bürckner, Seidenhändtler.<br />

Ein Hauß zusambt dem Hinterhauße am Marcktgäßlein undt Friedrich<br />

Schorchtens Wittiben, lehnet den gerichten, zinst nichts ist Marckrecht.“<br />

das Hinterhaus ist neuerbaut und soll, da es noch nicht ausgebaut ist,<br />

erst ab 1670 versteuert werden.<br />

Wird veranschlagt mit 166 2/3 Schock für das Haus und 150 Schock für<br />

die Seidenhandlung<br />

Güterbuch v. 1669, S. 557: „Mattheß Bürckner, Rathsverwandter undt<br />

Krahmer.<br />

Ein Wohnhauß auf dem Marckte, neben dem kleinen Gäßlein undt Friedrich<br />

Schurchts W., l. den F. Stadtgerichten, zinßet nichts, ist Marckrecht,<br />

F. Ernst Steinmanns W.<br />

Ein Hinterhauß an obigem, neben Christoph Lohsen undt Hanß Bernhardt<br />

Neidhardts W. gelegen, F. Johann Junghanßen Salomon.“<br />

insgesamt 63,83 Acker (ca. 18,2 ha), davon 18 Acker Weinwachs (davon<br />

3 Acker gemeinsam mit Artfeld), 32,33 Acker Artfeld (davon 3 Acker gemeinsam<br />

mit Weinwachs), 14 Acker Wiese (1,5 Acker gemeinsam mit<br />

266


Hopfberg), 3,25 Acker Hopfberg (1,5 Acker gemeinsam mit Wiese), 0,75<br />

Acker Leiden;<br />

zusätzlich Scheune auf dem Heinrichsberge,<br />

Scheune und Garten in der Grietgasse, Wohnhaus vor dem Johannistor,<br />

Wohnhaus in der Brüdergasse, Scheune auf dem Heinrichsberge, Haus<br />

und Garten in der Grietgasse, 1 Platz (Scheunenplatz?) auf dem Heinrichsberge,<br />

Scheune in der Grietgasse, Kellerhaus in der Jenergasse, ein<br />

wüstes Haus in der Grietgasse, Scheune und Garten in der Grietgasse, 2<br />

Brandstätten in der Grietgasse, ein Scheunenplatz, jetzt Garten, auf der<br />

Landfeste, 1 Garten unterm Hospital (insgesamt 5 Scheunen, 2 Scheunenplätze,<br />

2 Wohnhäuser, 1 Kellerhaus, 1 wüstes Haus, 2 Brandstätten, 3<br />

Gärten)<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 117: „Mattheus Bürckner.<br />

Ein Wohnhaus auf dem Marckt neben den kleinen Gäßlein und Friedrich<br />

Schurchts W., L. den Fürstl. Stadt Gerichten, zinßet nichts, Ist Marckrecht<br />

F. Ernst Steinmanns E.<br />

Ein Hinterhauß an obigen neben Christoph Lohsen und Hanß Neidharts<br />

W. gelegen<br />

F. Johann Salomon“<br />

Geschossbuch v. 1687, S. 264.<br />

veranschlagter Hauswert: 166 2/3 (seit dem letzten Anschlag gestiegen)<br />

Er hat ein in dem Marktgässlein (Greifgasse) gelegenes Häuschen an<br />

Caspar Junghanns verkauft.<br />

? (bis 1722) Dorothea Regina Brücknerin, Lohgerberin<br />

Dorothea Regina, Witwe des Lohgerbermeisters Joachim Schultze, heiratete am 4.<br />

Mai 1705 den Rotgerbermeister Christoph Brückner (Kirchenbuch Jena, Trauungen<br />

1705, S. 333) Sie ist eine geborene Sörgelin und heiratete ihren ersten Mann (Joachim<br />

Schultze am 10. Juni 1689 (Kirchenbuch Jena, Trauungen 1689, S. 200). Sie<br />

wurde am 7. April 1722 in ihrem Haus (Markt 11 oder 12) ermordet (Kirchenbuch<br />

Jena, Bestattungen 1722, S. 40).<br />

Bereits seit 1706 besitzt sie auch das Nachbarhaus Markt 12.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 117.<br />

1722 Joh. Balth. Schultze & Fr. Dorothea Regina Heßlin<br />

Sie sind beide Kinder der ermordeten Vorbesitzerin. Dorothea Regina Schultze (die<br />

Tochter) hatte am 12. September 1712 den Jenaer Kaufmann Johann Georg Häßler<br />

geheiratet (Kirchenbuch Jena, Trauungen 1712, S. 390).<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 117: „Hbet. H. Joh. Balth. Schultze & Fr. Dorothea<br />

Regina Heßlin d. 11 Dez. 1722”<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 180 und S. 182: „H. Johann Balthas. Schultze.<br />

Ein halb Wohnhauß auf dem Marckte am kleinen Gäßlein, der Fr. Heßlin<br />

Gespiltes [= in <strong>Thüringen</strong> und Westfalen Vorkaufsrecht des Eigentümers<br />

von Teilstücken ursprünglich zusammengehöriger Güter (DRW Online)],<br />

lohnet denen Stadtgerichten , zinßet nichts, Ißt Marckrecht, fuit matris<br />

Dorothea Regina Brücknerin, antea Matthes Bürckners, quo edam Ernst<br />

Steinmanns Erben.<br />

Ein halb Hinterhauß an obigem in der Oberlauengasse“<br />

„Frau Dorothea Regina Heßlin.<br />

Ein halb Wohnhauß auf dem Marckte am kleinen Gäßlein, H. Joh. Balth.<br />

Schultes Gespiltes, lohnet denen Stadtgerichten, zinßet nichts, ißt<br />

MarckRecht.<br />

Ein halb Hinterhauß an obigem in der Oberlauengasse“<br />

1747 Friedrich […] Gazinelli<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S.182: „Die beyrischen (?) Häuser Friedrich […]<br />

Gazinelli zugeschrieben, d. 17. 9br. 1747“<br />

267


1748 Peruquier [Kribler?]<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 180: „Das mittlere Häußlein von diesen Gazinellischen<br />

Häußern Emit H. Peruquier [Kribler?], zugeschrieben d. 7.<br />

Febr. 1748.“<br />

1767 (Friedrich Gottlob) Otto, Hofadvokat<br />

Wahrscheinlich Friedrich Gottlob Otto, laut Spangenberg, Handbuch (S. 95), Herzoglich<br />

Weimararischer Hofadvokat, gestorben am 21. 5. 1775.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 182.<br />

?-1813 (Carl Wilhelm) v. Buchwald, Oberamtshauptmann, Kammerjunker<br />

Laut Spangenberg, Handbuch (S. 17), Carl Wilhelm von Buchwald, „H. S. Weimar.<br />

Oberamtshauptmann, K. Dänischer Cammerjunker und Stadtältester in Jena“, verstarb<br />

am 26. 1. 1813 im Alter von 57 Jahren.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 182.<br />

Wiedeburg, Beschreibung, 1785, S. 264: „Am andern Eck des Gässleins,<br />

das itzige von Buchwaldische, vormalige Ottoische, und vorher Gazzinellische<br />

Hauß“<br />

Einwohnerliste 1810 (Steuerliste):<br />

in 227:<br />

„Herr OberAmtsHauptmann (Carl) von Buchwald.<br />

Par Terre: Herr Spielberg, Kaufmann / Raths Jurisdiktion (da derselbe<br />

ein eigenes Haus bewohnt, bedarf es hier keiner weitere Ausführung seiner<br />

Familie)<br />

1te Etage: der Besitzer des Hauses (1 Mann, 1 Weib, 1 Knecht, 2 Mägde) /<br />

Schriftsäßig (außer denen […] aufgezeichneten Mägden hat selbiger auch<br />

einen Gärtner und Kutscher<br />

2te Etage: H. Walz, Buchhändler (1 Mann, 1 Weib, 1 Sohn (1 ½ J.), 1<br />

Tochter (3 ¾ J.), 1 Magd) / Raths Jurisdiction<br />

3te Etage: jetzt unbewohnt<br />

4te Etage: wird von zwey Schwägerinnen des Besitzers […] v. Köckeritz<br />

bewohnt, die zur Familie gehören (2 Weiber) / Schriftsäßig“<br />

(1795 Güntzel, Schuhmachermeister)<br />

(vermutl. Teilhaus, in der Greifgasse?)<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 180.<br />

(1819 Dorothea Günzelin)<br />

(vermutl. Teilhaus, in der Greifgasse?)<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 180: „Frau Dorothea Günzelin 1819 erbl. vom<br />

Stiefsohn Joh. Friedr. Günzel“<br />

1820 Auguste Friederike von Buchwald, Oberamtshauptmannswitwe<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 117: „Frau Oberamtshauptmann von Buchwald<br />

1820 erbl.“<br />

Akte v. 1821 (Steuerliste):<br />

in 227:<br />

Friederike Buchwald, Oberamtshauptm. Witwe, 59 J.;<br />

Henriette von Kökeritz, 74 J.;<br />

Maria Linkin, Magd, 66 J.;<br />

Rosine Wirthin, desgl., 18 J.;<br />

Louise Conta[?], Hofraths Witwe, 62 J.;<br />

Kinder: Louise Balthamus, eines Köngl. Preuß. […] Witwe, 26 J.,<br />

Caroline Conte, 24 J.,<br />

Carl Balthamus, 6 J.<br />

Entwurf des Katasters zur Brandversicherung 1828.<br />

(1827 David Veit, Schumacher)<br />

(vermutl. Teilhaus, in der Greifgasse?)<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 180: „Der Schuhmachermeister David Veit<br />

1827(?) unter den lebendigen geschenkt erhalten.“<br />

268


1831-≤1835 Christian Friedrich Ludwig von Reitzenstein, Obrist<br />

Entwurf des Katasters zur Brandversicherung 1828:<br />

in 224 (entspricht Katasterplan), (und 340 c.)<br />

ab 1831 „H. Obrist Christian Friedrich Ludwig von Reitzenstein“<br />

Wohnhaus mit Hinterhaus und Nebengebäude und Seitengebäude.<br />

Schätzwert insgesamt: 540 Taler.<br />

1835 Malwina von Reitzenstein<br />

Brandkataster 1835:<br />

in 224:<br />

„Fräulein Malwina von Reitzenstein“.<br />

Wohnhaus mit Hinterhaus, Stallung und Seitengebäude.<br />

Schätzwert insgesamt: 4175 Taler.<br />

≤1846-1893 Julius Müller, Commissionär und Leihbibliothekar<br />

Einwohnerliste 1846-50:<br />

in 214:<br />

„Leihbibliothekar Müller“, weitere Hausbewohner:<br />

1846: Stud. Hercher; Stud. Zitzwitz; Stud. Spitz; Stud. Gigling; Stud. Alberti;<br />

Stud. Verlitzer; Stud. Hartleben; Gebrüder Schulz;<br />

1847: Stud. Hercher; Stud. Zitzwitz; Stud. Spitz; Stud. Gigling; Stud. Alberti;<br />

Stud. Verlitzer; Stud. Hartleben; Gebrüder Schulz; Thierartzt Tüks;<br />

1848: k. A.<br />

1849: H. Nöckler u. Sohn<br />

1850: k. A.<br />

Akte von 1858, S. 134:<br />

in 214:<br />

Commissionär Jul. Müller (3 Familienangehörige, 1 Magd)<br />

Fleischermstr. Herm, Dornbluth (3 Familienangehörige, 1 Magd)<br />

BuchbinderWitwe Kabisius (4 Familienangehörige)<br />

Rentier Krumbholz (3 Familienangehörige)<br />

Literat Martin (7 Familienangehörige, 1 Gehilfe/Lehrling)<br />

Student Heinr. Heldmann<br />

Student Herm. Oelze<br />

Student Karl Völkers<br />

im Haus gesamt 26 Personen in 8 Haushalten<br />

Adressbuch 1862:<br />

in 214:<br />

Müller, Commissionär;<br />

Cumberland, Miss Marianne, Erzieherin;<br />

Dornbluth, Fleischmstr.;<br />

Götze, Schneidermstr.;<br />

Martin, Universitätsbibliothekskustos<br />

Adressbuch 1865:<br />

in 214:<br />

Müller, J., Commissionär und Leihbibliothekar;<br />

Büchner, Chr., geb. Müller, Wwe.;<br />

Jügelt, Traug., Polizeiwachtmstr.;<br />

Beyer, Dorothea, Hökerin;<br />

Münzel, E., D. med.;<br />

Müller, Johanna, geb. Ebhardt, Wwe.;<br />

Witschel, A., Steueraufseher;<br />

Tonndorf, Jac., Handarb.<br />

Adressbuch 1875:<br />

in 214:<br />

Müller, Jul., Commissionär und Leihbibliothek<br />

Adressbuch 1879:<br />

in 214:<br />

269


Müller, Jul., Kommissionär<br />

Adressbuch 1881:<br />

in 214:<br />

Müller, Julius, Kommissionär;<br />

Pabst, Minna, Lehrerswitwe;<br />

Jügelt, T., Polizeiwachtmeister;<br />

Jügelt, B., Porzellanhändlerin;<br />

Herfurth, Wilh., Aufwärterin;<br />

Seiler, Th., Wollspinnerin;<br />

Dietze, Johanne, ledig;<br />

Schorcht, Th., Handarbeiter;<br />

Rodeck, M., Handarbeiterin;<br />

Kämpf, Emma, ledig, Näherin<br />

Adressbuch 1883:<br />

in 214:<br />

Müller, J., Komiss. u. Leihbibliothek;<br />

Jügelt, Traugott, Kanzleivorsteher;<br />

Jügelt, Bertha, Porzellan- und Glashandlung;<br />

Pabst, Minna, Lehrerswitwe;<br />

Seiler, Therese, Handarb.;<br />

Herfurth, Wilhelm., Aufwärterin;<br />

Zimmermann, Wilh., Schneider;<br />

Bürger, Gust., Maurer;<br />

Bartholomä, Assistentenwitwe;<br />

Giltsch, Antonius, Instrumentenmacher;<br />

Menge, Frdr., Handarb.<br />

Adressbuch 1886:<br />

in 214!:<br />

Müller, Jul.*, Kommissionär und Auktionator, Leihbibliothek;<br />

Jügelt, Bertha, Wwe., Porzellanhandlung;<br />

Bartolomä, Ernest., Wwe, Rentnerin;<br />

Schmidt, Christiane;<br />

Seiler, Ther., Wwe., Fabrikarbeiterin;<br />

Giltsch, A.*, Instrumentenmachergehülfe;<br />

Rodeck, Math., Wwe., Waschfrau;<br />

Herfurth, Christ., Wwe., Aufwärterin;<br />

Röder, K., Handarbeiter;<br />

Menge, Friedrich, Eisenbahnarbeiter<br />

Adressbuch 1887:<br />

in Markt 11!:<br />

Müller, Jul.*, Kommissionär und Auktionator, Leihbibliothek;<br />

Jügelt, Bertha, Wwe., Porzellan- und Glashandlung;<br />

Papst, Minna, Lehrers.-Wwe.;<br />

Bartolomä, E., Eisenbahnass.-Wwe.;<br />

Giltsch, A.*, Instrumentenmacher;<br />

Rodeck, Math., Handarbeiterin;<br />

Menge, Friedr., Handarbeiter;<br />

König, Bertha, led., Fabrikarbeiterin;<br />

Herfurth, Christ., Wwe., Aufwärterin;<br />

Seiler, Ther., Wwe.;<br />

Schmidt, Chr., Aufwärterin<br />

Adressbuch 1889:<br />

Müller, J., Kommissionär;<br />

Jügelt, B., Wwe., Porzellanwarenhandlg.;<br />

Papst, M., Lehrers-Wwe.;<br />

Bartolomä, G., Eisenbahnassist.-Wwe.;<br />

270


Giltsch, A., Instrumentenmacher;<br />

Rodeck, M., Wwe., Handarbeiterin;<br />

Menge, Fr., Bahnarbeiter;<br />

König, B., ledig, Fabrikarbeiterin;<br />

Herfurth, Chr., Wwe., Aufwärterin;<br />

Seiler, Therese, Wwe.;<br />

Schmidt, Chr., Aufwärterin;<br />

Menge, H., Heizer<br />

Adressbuch 1893:<br />

Müller, J., Kommissionär, Erben;<br />

Jügelt, B., Wwe., Porzellanwarenhandlg.;<br />

Papst, M., Lehrers-Wwe.;<br />

Giltsch, A., Instrumentenmacher;<br />

Rodeck, M., Wwe., Handarbeiterin;<br />

Menge, Fr., Bahnarbeiter;<br />

Lehrbaß, Therese, Gutsbes.-Wwe;<br />

Loßmann, Jul., Arbeiter;<br />

Seiler, Therese, Wwe.;<br />

Haubold, Friedr., Lehrer;<br />

Gottschalg, Gustav, Porzellanmaler<br />

1893-1907 K. Kürschner, Weinstubenbesitzer<br />

Bauakte Markt 11:<br />

(In dieser Akte ist auch ein Kanalisationsplan (1897?) mit der Eintragung<br />

der Nachbargrundstücke enthalten. Dabei sieht es so aus, als wenn das<br />

lange Grundstück aus ehemals zwei hintereinander befindlichen Häusern<br />

(hinten mit wesentlich dickeren Mauern) bestünde.<br />

Weinstubenbesitzer K. Kürschner bittet den Stadtrat am 3. 11. 93 bauliche<br />

Veränderungen an seinem Haus vornehmen lassen zu dürfen. Besonders<br />

wegen der baulichen Ausführung der Schornsteine erhält er Auflagen.<br />

Am 21. 12. 93 bittet seine Frau um baupolizeiliche Abnahme der<br />

fertiggestellten Veränderungen, die noch am gleichen Tag stattfindet.<br />

Adressbuch 1895:<br />

Kürschner, Weinhandlung;<br />

Giltsch, A., Instrumentenmacher;<br />

Rodeck, M., Wwe., Handarbeiterin;<br />

Menge, Fr., Bahnarbeiter;<br />

Lehrbaß, Therese, Gutsbes.-Wwe;<br />

Loßmann, Jul., Arbeiter;<br />

Haubold, Friedr., Lehrer;<br />

Thieme, Hugo, Postillion;<br />

Schnorr, Bernh., Agent<br />

Adressbuch 1897:<br />

Kürschner, Weinhandlung;<br />

Giltsch, A., Instrumentenmacher;<br />

Menge, Fr., Bahnarbeiter;<br />

Loßmann, Jul., Arbeiter;<br />

Haubold, Friedr., Bürgerschullehrer, Stadtkantor;<br />

Thieme, Hugo, Postillion;<br />

Schnorr, Friederike, Wwe.;<br />

Otto, Sophie, Arbeiterin<br />

Adressbuch 1899:<br />

Kürschner, Weinhandlung;<br />

Giltsch, A., Instrumentenmacher;<br />

Menge, Fr., Bahnarbeiter;<br />

Loßmann, Jul., Posthilfsbote;<br />

Mächtig, Ernst, Arbeiter;<br />

271


Günther, Toska, Wwe.;<br />

Schnorr, Friederike, Wwe.;<br />

Otto, Sophie, Arbeiterin<br />

Adressbuch 1900:<br />

Kürschner, Weinhandlung;<br />

Giltsch, A., Instrumentenmacher;<br />

Menge, Fr., Bahnarbeiter;<br />

Mächtig, Ernst, Arbeiter;<br />

Günther, Toska, Wwe.;<br />

Schnorr, Friederike, Wwe.;<br />

Otto, Sophie, Arbeiterin;<br />

Mai, Willy, Maschinenbauer;<br />

Meisegeier, Heinr., Schieferdecker;<br />

Franke, Edmund, Arbeiter<br />

Adressbuch 1901:<br />

Kürschner, Weinhandlung;<br />

Giltsch, A., Instrumentenmacher;<br />

Schlegel, Hermann, Schlosser;<br />

Gäbler, Franz, Bildhauer;<br />

Rudschigk, Rud., Maler;<br />

Schmidt, Gertrud, Wwe.;<br />

Menge, Fr., Bahnarbeiter;<br />

Mächtig, Ernst, Arbeiter;<br />

Günther, Toska, Wwe.;<br />

Schnorr, Friederike, Wwe.;<br />

Franke, Edmund, Arbeiter<br />

Adressbuch 1902:<br />

Kürschner, Weinhandlung;<br />

Giltsch, A., Instrumentenmacher;<br />

Schlegel, Hermann, Schlosser;<br />

Gäbler, Franz, Bildhauer;<br />

Rudschigk, Rud., Maler;<br />

Schmidt, Gertrud, Wwe.;<br />

Menge, Fr., Bahnarbeiter;<br />

Menge, Paul, Schriftsetzer;<br />

Mächtig, Ernst, Arbeiter;<br />

Günther, Toska, Wwe.;<br />

Schnorr, Friederike, Wwe.;<br />

Franke, Edmund, Arbeiter;<br />

Jähnert, Eduard, Arbeiter;<br />

Peters, Caroline, Wäscherin;<br />

Peters, Henriette, Wäscherin<br />

Adressbuch 1904:<br />

Kürschner, Weinhandlung;<br />

Günther, Toska, Wwe.;<br />

Menge, Fr., Bahnarbeiter;<br />

Menge, Otto, Expedient;<br />

Peters, Caroline, Wäscherin;<br />

Schnorr, Friederike, Wwe.;<br />

Schnorr, Hermann, Metalldreher;<br />

Wengler, Otto, Arbeiter;<br />

Herold, Charlotte, Frl.;<br />

Schröter, Rudolf, Arbeiter;<br />

Schieck, August, Arbeiter<br />

Adressbuch 1905:<br />

Kürschner, Weinhandlung;<br />

272


Kalisch, Bernhard, Arbeiter;<br />

Poppe, Karoline, Näherin;<br />

Neumann, Karl, Schneidermeister;<br />

Günther, Toska, Wwe.;<br />

Menge, Fr., Bahnarbeiter;<br />

Menge, Otto, Expedient;<br />

Peters, Caroline, Wäscherin;<br />

Herold, Charlotte, Frl.<br />

Adressbuch 1906:<br />

Kürschner, Weinhandlung;<br />

Kalisch, Bernhard, Arbeiter;<br />

Günther, Toska, Wwe.;<br />

Menge, Fr., Bahnarbeiter;<br />

Menge, Otto, Expedient;<br />

Peters, Caroline, Wäscherin;<br />

Herold, Charlotte, Frl.;<br />

Hensel, Robert, Schneider<br />

Bauakte Markt 11:<br />

Mieter und Inhaber eines Ladens, Schneidermeister Robert Hensel erscheint<br />

auf der Bauamtsstelle um Mängel in seiner von Herrn Kürschner<br />

gemieteten Wohnung im 3ten Stock anzuzeigen. Die Wohnung wird am<br />

8. 3. 06 besichtigt und folgende Mängel festgestellt:<br />

1. In dem Kinderschlafzimmer fällt der Putz herunter. Zimmer ist zum<br />

ständigen Aufenthalt in diesem Zustand nicht zu gebrauchen.<br />

2. Die Dachfensterausmauerung hat sich nach dem Greifgäßchen heraus<br />

gebogen, wodurch eine Gefahr für die allgemeine Sicherheit u.<br />

Wohlfahrt und auf den öffentlichen Verkehr zu erwarten ist.<br />

3. Der Abortanlage fehlt das vorschriftsmäßige Dunstrohr. Auch sind<br />

die Fensteröffnungen nicht mit Fenstern versehen.<br />

4. Auch im Wohnzimmer ist der Putz im Allgemeinen sehr mangelhaft.<br />

Die Mängel, bis auf den Abort, der aus einer Zeit vor Erlass der jetzigen<br />

gesetzlichen Bestimmungen stammt und damit nicht erneuert werden<br />

muss, wurden von Maurermeister Weber bis zum 25. 3. 06 beseitigt.<br />

Adressbuch 1907:<br />

Küschner, Weinhandlung und Frühstücksstuben;<br />

Menge, Fr., Bahnarbeiter;<br />

Menge, Otto, Expedient;<br />

Peters, Caroline, Wäscherin;<br />

Herold, Charlotte, Frl.;<br />

Dietrich, Laura, Wwe.;<br />

Hennicke, Theodor, Pianofortehändler;<br />

Hennicke, Ernestine, Frl.;<br />

Poppe Karoline, Näherin;<br />

Ludwig, Ernst, Dachdecker<br />

1907-≥1914 Ueberle & Ritzschhaupt, Weingutsbesitzer<br />

Laut Historischer Bauakte des Markt 11 haben Ueberle und Ritzschhaupt<br />

das Gebäude gekauft und beantragen im Februar 1907 das Haus niederzulegen<br />

und einen Neubau zu errichten. Die Bauerlaubnis für einen Neubau<br />

nach Plänen von Alexander Hirsch wird am 13. 5. 1907 erteilt. Die<br />

Rohbauabnahme erfolgt am 26. 10. 1907.<br />

Adressbuch 1908:<br />

Ueberle & Ritzschhaupt, Weingutsbesitzer, Wein-Großhandlung in Heidelberg<br />

(Inhaber Paul Ueberle);<br />

Ueberle´s Weinhandlung u. Weinstuben „Alt-Jena“ (früher Kürschnerei);<br />

Dünschede, Gerhard, Pächter<br />

Adressbuch 1909:<br />

273


Ueberle & Ritzschhaupt, Weingutsbesitzer, Wein-Großhandlung in Heidelberg<br />

(Inhaber Paul Ueberle);<br />

Ueberle´s Weinhandlung u. Weinstuben „Alt-Jena“ (früher Kürschnerei);<br />

Dünschede, Gerhard, Pächter;<br />

Guth, Franz, Rentner;<br />

Conrad, Gustav, Schneider;<br />

Faber, Otto, Tischler;<br />

Keßler, Alb., städt. Tiefbauarbeiter;<br />

Illing, Karl, Kanzlist;<br />

Schrön, Wilhelm, Mechaniker<br />

Adressbuch 1910:<br />

Ueberle & Ritzschhaupt, Weingutsbesitzer, Wein-Großhandlung in Heidelberg<br />

(Inhaber Paul Ueberle);<br />

Ueberle´s Weinhandlung u. Weinstuben „Alt-Jena“ (früher Kürschnerei);<br />

Kutzer, Anton, Pachtwirt;<br />

Conrad, Gustav, Schneider;<br />

Faber, Otto, Tischler;<br />

Keßler, Alb., städt. Tiefbauarbeiter;<br />

Illing, Karl, Kanzlist;<br />

Grondey, Julius, Techniker;<br />

Schwenzien, Albert, Privatier, Speiseanstalt;<br />

Zilversmit, Sally, Zuschneider<br />

Adressbuch 1911:<br />

Ueberle & Ritzschhaupt, Weingutsbesitzer, Wein-Großhandlung in Heidelberg<br />

(Inhaber Karl Ueberle);<br />

Ueberle´s Weinhandlung u. Weinstuben „Alt-Jena“ (früher Kürschnerei);<br />

Kutzer, Anton, Pachtwirt;<br />

Faber, Otto, Tischler;<br />

Benner, Adam, Schlosser;<br />

Vollrath, Otto, Reisender;<br />

Vogelmann, Franz, Maurer;<br />

Feine, Minna, Wwe.<br />

Adressbuch 1912:<br />

Ueberle & Ritzschhaupt, Weingutsbesitzer, Wein-Großhandlung in Heidelberg<br />

(Inhaber Karl Ueberle);<br />

Ueberle´s Weinhandlung u. Weinstuben „Alt-Jena“ (früher Kürschnerei);<br />

Kutzer, Anton, Pachtwirt;<br />

Faber, Otto, Tischler;<br />

Benner, Adam, Schlosser;<br />

Trinks, Otto, Zimmerer<br />

Adressbuch 1913:<br />

Ueberle & Ritzschhaupt, Weingutsbesitzer, Wein-Großhandlung in Heidelberg<br />

(Inhaber Karl Ueberle);<br />

Ueberle´s Weinhandlung u. Weinstuben „Alt-Jena“;<br />

Kutzer, Elise, Wwe., Pächterin;<br />

Faber, Otto, Tischler;<br />

Benner, Adam, Schlosser;<br />

Trinks, Otto, Zimmerer<br />

Adressbuch 1914:<br />

Ueberle & Ritzschhaupt, Weingutsbesitzer, Wein-Großhandlung in Heidelberg<br />

(Inhaber Karl Ueberle);<br />

Ueberle´s Weinhandlung u. Weinstuben „Alt-Jena“;<br />

Hottner, Jakob, Pächter;<br />

Faber, Otto, Tischler;<br />

Benner, Adam, Schlosser;<br />

Trinks, Otto, Zimmerer<br />

274


Markt 12<br />

1519-1554(?) Johann Bottner/Bötticher/Bothger, Gewandschneider, Händler<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 26), Johann Bötticher(2) 1503-1560 erwähnt; auch Bottner<br />

oder Böttcher und Johann Bartmann genannt; Gewandschneider und Händler;<br />

steht nach dem Wert seines Grundbesitzes zwischen 1519 und 1557 durchschnittlich<br />

an fünfter Stelle, nach der Höhe der fahrenden Habe immer an erster Stelle; besitzt<br />

auch ein Kellerhaus in der Jenergasse der „Swanringk“ genannt, dazu 2 Häuser<br />

vor der Stadt und ab 1540 wohl 4(?) Häuser am Markt. Besitzt auch ein „Kupferschmiedehaus“.<br />

Siehe auch unter Markt 9/10!<br />

Schwörbuch v. 1519, S. 114: „Sein Hauß ist marckrecht“, zahlt für 1 Haus<br />

in der Johannisgasse, 1 Haus in der Neugasse, 1 Ziegelhaus, Zinsen für<br />

ein Haus in der Löbdergasse, viel Grundbesitz, fahrende Habe einschließlich<br />

des Kupferschmiedehauses(?).<br />

Schwörbuch v. 1526, S. 110: „Johann Botticher der Gewannschneider.<br />

Sein Wonhaus ist Mark Recht“.<br />

Schwörbuch v. 1533, S. 134: „Sein Wonhaus Ist marktrecht“.<br />

Schwörbuch v. 1540 (spätestens ab diesem Jahr gehört ihm auch das<br />

Grundstück Markt 9/10 einschließlich der dortigen Mietshäuser),<br />

Er wird nur als Nachbar von Wolff Monda genannt. Offenbar ist sein<br />

Haus Markt 12 vermietet an<br />

Hans Heckler, der ohne Haus erwähnt wird (S. 125)<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 108), 1540-1572 erwähnt; Gerber; besitzt<br />

halbes Gerbhaus (?, im Schwörbuch steht „1 Gerbhaus an der<br />

sahl“, F. R.); hat Grundbesitz von seinem Schwiegervater Lorenz<br />

Bergmann.<br />

In der Türkensteuer von 1542 ist das Wohnhaus neben Wolff Monda mit<br />

200 Schock angeschlagen. J. Bötticher ist insgesamt mit 2410 Schock angeschlagen<br />

und liegt damit an 2. Stelle der unter dem Marktbezirk aufgeführten<br />

40 Hausbesitzer. Siehe unter Markt 9/10!<br />

Schwörbuch v. 1547: nur als Nachbar von Wolff Monda erwähnt. Möglicherweise<br />

wohnt hier in diesem Jahr Bartel Sachs zur Miete (Er wird<br />

hier, S. 111, in der Reihenfolge der Besitzer ohne eigenes Haus erwähnt.),<br />

der kurze Zeit später das Haus seiner Mutter (Markt 7) übernimmt.<br />

Stubentaxe v. 1554/Taxierung der (an Studenten) vermietbaren Stuben:<br />

In Johann Böttichers Behausung neben Wolff Monda 2 Stuben und 2<br />

Kammern auf 8fl. taxiert.<br />

1572 Die Johann Bottnerin<br />

Schwörbuch v. 1572, S. 214: „1 Haus neben Bernhardt Meuden ist<br />

margkrecht“, zahlt für fahrende Habe und Hüterlohn.<br />

1585 Paul Kauffmann, Kaufmann<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 139), Paul Kaufmann, 1572-1585 erwähnt; treibt Handel;<br />

hat auch Haus in der Saalgasse?<br />

275


Schwörbuch v. 1585, S. 233: „Sein Wonhaus zwischen Bernhard Monden<br />

und Hans Siligln, l. dem gericht, z. nichts, Ist Marckrecht, zahlt für fahrende<br />

Habe und Handel.“<br />

? Simon Schurcht<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 128.<br />

(1666)-1693 Witwe von Stadtrichter Friedrich Schurcht<br />

Laut Spangenberg, Handbuch (S. 206), starb der Stadtrichter Friedrich Schurcht<br />

am 8. 12. 1666.<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 390: „Friedrich Schurchts Wittbe.<br />

Ein Hauß neben Mathias Bürcknern undt Johann Meüseln, F. Patris Simon<br />

Schurchten, lehnet den Gerichten, zinst nichts, ist Marckrecht.“<br />

Wird veranschlagt mit 100 Schock fürs Haus und 2 2/3 alten Schock für<br />

zwei Kühe.<br />

Güterbuch v. 1669, S. 562: „H. Friedrich Schurchts, Stadtrichters W.<br />

Ein Wohnhauß am Marckte, neben H. Bürcknern, l. den F. Stadtgerichten,<br />

zinßet nichts, ist Marckrecht, F. Simon Schurchts.“<br />

Sie besitzt an Grundstücken insgesamt 46,25 Acker (ca. 13,2 ha), davon<br />

15,25 Acker Weinwachs, 20,75 Acker Artfeld, 5,25 Acker Wiese, 5 Krautländer;<br />

zusätzlich ein Gerbhaus an der Saale, 3 Scheunen und Garten vor dem<br />

Johannistor und ein Platz davor.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 128: „H. Friedrich Schurchts W.“<br />

Geschossbuch v. 1687, S. 270.<br />

veranschlagter Hauswert: 100 Schock (seit dem letzten Anschlag gleichgeblieben)<br />

1693 Johann Friedrich Schurcht,<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 128: „Johann […] Schurcht.<br />

Ein Wohnhauß am Marckte, neben Herrn Bürcknern, Lehnet den Fürstl.<br />

Stadt Gerichten, zinßet nichts, Ist Marckrecht<br />

F. Simon Schurchts“<br />

(2. Schrift), „Die Güther synd … der Steuer- Einnahme als auch hier H. Johann<br />

Friedr. Schurchten zugeschrieben worden<br />

Gibt die Gefälle[Abgaben, DRW Online] Mich. 1693“<br />

1706 Regina Dorothea Brücknerin, Lohgerberin<br />

Frau Brückner besitzt später auch das Nachbarhaus Nr. 11!<br />

Dorothea Regina, Witwe des Lohgerbermeisters Joachim Schultze, heiratete am 4.<br />

Mai 1705 den Rotgerbermeister Christoph Brückner (Kirchenbuch Jena, Trauungen<br />

1705, S. 333) Sie ist eine geborene Sörgelin und heiratete ihren ersten Mann (Joachim<br />

Schultze am 10. Juni 1689 (Kirchenbuch Jena, Trauungen 1689, S. 200). Sie<br />

wurde am 7. April 1722 in ihrem Haus (Markt 11 oder 12) ermordet (Kirchenbuch<br />

Jena, Bestattungen 1722, S. 40).<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 128: „Regina Dorothea Brücknerin, Lohgerberin<br />

den 20. 8ber (Oktober) 1706 in beyseyn H. Schallings wegen Verkaufens<br />

zugeschriben.“<br />

1705 (d)-1707 (d) Dendrochronologische Datierung der Fachwerk- und Dachhölzer (EG gehörte<br />

möglicherweise zum Vorgängerbau);<br />

Das 1. Dachgeschoss mit Zwerchhaus diente schon 1707 als Wohngeschoss; die<br />

Stube im Dachgeschoss konnte bauzeitlich beheizt werden.<br />

Hauskonstruktion vermutl. im Frühjahr 1707 aufgeschlagen.<br />

Bauhistorische Untersuchung vom Juni 1997, hier S. A 5:<br />

„Wohnhaus mit Erdgeschoss und drei Stockwerken mit zweigeschossi<br />

gem Dach über stehender Stuhlkonstruktion, barocke Innenausstattung<br />

mit Innentüren als Futtertüren mit geohrten Gewänden, Fenster im Pri<br />

märbestand nachweislich auch mit geohrten Gewänden, Stuckdecken mit<br />

umlaufenden Stabprofilen sowie ornamental gestalteten Deckenspie<br />

geln.“<br />

276


Bauhistorischen Untersuchung vom Juni 1997, hier S. A6f:<br />

„Die Raumdisposition im originalen Bestand läßt sich auf der Grundlage<br />

erhobener Einzelbefunde konkret nachvollziehen. Neben der geschäftlichen<br />

Nutzung im Erdgeschoß befand sich im 1. Obergeschoß ein repräsentativer<br />

Raum mit ornamental gestalteter Stuckdecke und dekorativer<br />

Eingangstür. der Fußboden mit Kassettenfeldern (Dielung-Nadelholz<br />

zwischen Eichenleisten) gehört ebenso wie die originalen Putzaufbauten<br />

zum baulichen Bestand von 1707 d. Die repräsentativen Wohnräume mit<br />

Stube und Stubenkammer sowie weiteren Nebenräumen befinden sich<br />

im 2. Obergeschoß. Neben dem Holzfußboden im Bereich der Stube (Dielung<br />

zwischen Eichenleisten) ist in der Stubenkammer ein geschliffener<br />

Estrich eingebaut, welcher sich ebenfalls dem originalen Bestand zuordnet.<br />

Die Räumlichkeiten im 3. Obergeschoß zeigen eine schlichtere Ausstattung<br />

wobei dem ursprünglichen Raumkonzept folgend, die Futtertüren<br />

mit den geohrten Gewänden dem originalen Bestand zuzuordnen<br />

sind. […] Das 1. Dachgeschoß mit Zwerchhaus diente im Primärbestand<br />

1707 d schon im ausgebauten Zustand Wohnzwecken. Neben der Stube<br />

befindet sich eine ausgebaute Stubenkammer mit der Belichtung über<br />

eine kleine Schleppgaube. Die Stube im Dachgeschoß konnte bauzeitlich<br />

beheizt werden.“<br />

1728 Anna Margaretha Dorothea Schultzin [&] filia Dorothea Rosina. (Statt Dorothea<br />

Rosina müsste es korrekt wohl Dorothea Regina heißen, F. R.)<br />

Anna Margaretha Schultzin ist eine Tochter der ermordeten Hausbesitzerin Dorothea<br />

Regina Brücknerin aus erster Ehe.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 183: (8. April 1728)<br />

Christoph Brückner, Gerber<br />

Das ist der Witwer der ermordeten Dorothea Regina Brücknerin.<br />

(Vielleicht bezieht sich diese Angabe auch nur auf das ebenfalls erwähnte Gerbhaus?)<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 183: (30. Sept. 1728)<br />

?-≥1785 Dr. Reyher/Reyer, Jurist (?)<br />

Vielleicht Johann Reyher, der laut Spangenberg, Handbuch (S. 169), Dr. jur. war,<br />

aber bereits am 26. 9. 1774 verstarb.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 183.<br />

Wiedeburg, Beschreibung, 1785, S. 264: „Am andern Eck des Gässleins,<br />

das itzige von Buchwaldische, vormalige Ottoische, und vorher Gazzinellische<br />

Hauß. Neben demselben das Dr. Reyherische, sonst Brücknerische:<br />

und darneben das Spießbachische sonst Saalische“<br />

1794 Roux, fr. Sprachmeister<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 183.<br />

≤1810-≥1835 Joseph Ferrario/Ferrari, Kaufmann/Händler<br />

Einwohnerliste 1810 (Steuerliste):<br />

in 228:<br />

„Herr Kaufmann Ferrari.<br />

Par Terre: kein Eintrag<br />

1te Etage: Ferari, Kaufmann (1 Mann, 1 Weib, 1 Sohn (3 J.), 1 Tochter (15<br />

J.) / Stadtgericht<br />

2te Etage: Frau Justitz Amtmann Schütz, […] (1 Weib, 1 Tochter 18 J., 1<br />

Tochter 16 J. / Stadtgericht“<br />

Akte v. 1821 (Steuerliste), S. 23:<br />

in 228:<br />

Joseph Ferrario, Ital. Händler, 46 J.;<br />

Ehefrau Wilhelmine Ferrario, 43 J.;<br />

Kinder: Pawti[?] Ferrario, 14 J.,<br />

Angelica Ferrario, 11 J.,<br />

277


Carl Ferrario, 8 J.,<br />

Alexander Ferrario, 3 J.;<br />

Friederike Frankfärber, Wirthsfrau, 24 J.<br />

Entwurf des Katasters zur Brandversicherung 1828:<br />

in 225:<br />

„Herr Kaufmann Joseph Ferrario“.<br />

Wohnhaus mit Nebengebäude und Seitengebäude. Schätzwert gesamt:<br />

543 Taler.<br />

Brandkataster 1835:<br />

in 225:<br />

„Herr Kaufmann Joseph Ferrario“.<br />

Wohnhaus mit Nebengebäude und Seitengebäude. Schätzwert insgesamt:<br />

1450 Taler.<br />

≤1846-≥1850 D. Weller/seine Witwe, Legationsrat<br />

Einwohnerliste 1846-50:<br />

in 215:<br />

Legationsrath D. Weller; weiter Hausbewohner:<br />

1846/47: Polizei-Inspektor Flemming; Stud. Leiter; Stud. Heerling; Stud.<br />

Kunze<br />

1848: Registrator Voigt<br />

1849/50: k. A.<br />

Acta v. 1858:<br />

in 215:<br />

verw. Legationsräthin Weller (3 Familienangehörige, 1 Magd)<br />

Student Herm. Rein<br />

Student Ferd. Schliemann<br />

Student Ado v. Wangenheim<br />

im gesamten Haus 7 Personen in 4 Haushalten<br />

Adressbuch 1862:<br />

in 215:<br />

Weller, Legationsraths-Wwe.<br />

Adressbuch 1865:<br />

in 215:<br />

Weller, Adelh., geb. v. Kropf, Legationsraths-Wwe.<br />

1875 Herold, Geschwister<br />

Adressbuch 1875.<br />

≤1879-≥1893 Herold, Friedrich, Kupferschmied<br />

Adressbuch 1879:<br />

in 215:<br />

Herold, Fried., Kupferschmied<br />

Adressbuch 1881:<br />

in 215:<br />

Herold, Frdr., Kupferschmied;<br />

Herold, Ch. u. Fr., Häklerin;<br />

Reinhardt, Wilh., Handarbeiter;<br />

Schorn, Tischler, Witwe<br />

Adressbuch 1883:<br />

in 215:<br />

Herold, Geschwister (sic!);<br />

Herold, Friedr., Kupferschmied;<br />

Schorn, Instrumentenmacherswitwe;<br />

Poller, Wilh., Töpfer;<br />

Schauroth, Karl, Kanzlist<br />

Adressbuch 1886:<br />

in 215!:<br />

Herold, Friedr.*, Kupferschmiedemstr.;<br />

278


Unbehaun, Ida, Wäscherin;<br />

Poller, Wilh.*, Töpfermstr.;<br />

Schorn, Henr., Wwe., Waschfrau<br />

Adressbuch 1887:<br />

in Markt 12!:<br />

Herold, Friedr.*, Kupferschmied;<br />

Herold, Friederike u. Charl., Frl., Geschwister;<br />

Unbehaun, Ida, Handarbeiterin;<br />

Poller, Wilh.*, Töpfermstr.;<br />

Schorn, Henr., Wwe., Blumenmacherin<br />

Adressbuch 1889:<br />

Herold, Fr., Kupferschmied;<br />

Herold, Fr. und Ch., Geschwister;<br />

Unbehaun, J. Handarbeiterin;<br />

Poller, W., Töpfermstr.;<br />

Schorn, H., Wwe., Blumenmacherin;<br />

Eichmann, K., Arbeiter;<br />

Glaser, J., Wwe.;<br />

Rahn, G., Wwe.;<br />

Thurm, M., Wwe.<br />

Adressbuch 1893:<br />

Herold, Fr., Kupferschmied;<br />

Herold, Fr. und Ch., Frl., Geschwister;<br />

Schorn, H., Wwe., Blumenmacherin;<br />

Eichmann, Karl, Arbeiter;<br />

Glaser, Ida, Wwe.;<br />

Roß, Caroline, Wwe., Schneiderin<br />

1895-≥1901 Herold´s, Fr., Kupferschmied, Erben<br />

Adressbuch 1895:<br />

Herold´s, Fr., Kupferschmied, Erben;<br />

Herold, Fr. und Ch., Frl., Geschwister;<br />

Schorn, H., Wwe., Blumenmacherin;<br />

Eichmann, Karl, Arbeiter;<br />

Glaser, Ida, Wwe.;<br />

Köhler, Wwe., Schnittgeschäft<br />

Adressbuch 1897:<br />

Herold´s, Fr., Kupferschmied, Erben;<br />

Herold, Fr. und Ch., Frl., Geschwister;<br />

Eichmann, Rosine, Ehefrau, Arbeiterin;<br />

Schorn, H., Wwe., Blumenmacherin;<br />

Glaser, Ida, Wwe.;<br />

Köhler, Wwe., Schnittgeschäft;<br />

Sommerschuh, Emil, Tischler;<br />

Eckardt, Rosine, Wwe.<br />

Adressbuch 1899:<br />

Herold´s, Fr., Kupferschmied, Erben;<br />

Herold, Ch., Frl.;<br />

Schorn, H., Wwe., Blumenmacherin;<br />

Glaser, Ida, Wwe.;<br />

Köhler, Wwe., Schnittgeschäft;<br />

Rieger, Max, Müller;<br />

Dechandt, Hugo, Arbeiter;<br />

Kirsten, Friedr., Schlosser u. Dreher<br />

Adressbuch 1900:<br />

Herold´s, Fr., Kupferschmied, Erben;<br />

Herold, Ch., Frl.;<br />

279


Schorn, H., Wwe.;<br />

Zech, Max, Sergeant;<br />

Fuchs, Emil, Arbeiter;<br />

Glaser, Ida, Wwe.;<br />

Köhler, Wwe., Schnittgeschäft;<br />

Rieger, Max, Müller;<br />

Kirsten, Friedr., Schlosser u. Dreher<br />

Adressbuch 1901:<br />

Herold´s, Fr., Kupferschmied, Erben;<br />

Herold, Ch., Frl.;<br />

Köhler, Wwe., Schnittgeschäft;<br />

Zech, Max, Sergeant;<br />

Münzer, O., Färber, Annahme von Bestellungen im Laden;<br />

Schorn, H., Wwe.;<br />

Glaser, Ida, Wwe.;<br />

Rieger, Max, Müller;<br />

Schumann, Wilh., Arbeiter;<br />

Brendel, Edm., opt. Hilfsarbeiter;<br />

Anding, Alfred, Arbeiter;<br />

Neubert, Anna, Obsthändlerin<br />

1902-≥1914 Otto Jungk, Blumenhändler, Rentner<br />

Adressbuch 1902:<br />

Jungk, Otto, Hoflief., Blumengeschäft;<br />

Herold, Ch., Frl.;<br />

Schorn, H., Wwe.;<br />

Glaser, Ida, Wwe.;<br />

Neubert, Anna, Obsthändlerin;<br />

Fließ, Bruno, Schriftsetzer;<br />

Weiland, Otto, Steinsetzer;<br />

Röbel, Max, Steinsetzer;<br />

Budschigk, Rud., Maler;<br />

Günther, Max, Arbeiter;<br />

Stock, Otto, Arbeiter;<br />

Hüttig, Emilie, Arbeiterin<br />

Adressbuch 1904:<br />

Jungk, Otto, sen., Hoflief., Rentner;<br />

Jungk, Otto, jun., Blumengeschäft (wohnt Frauengasse 14);<br />

Jungk, Willy, Kaufmann;<br />

Ahns, Heinrich, Schuhmachermstr.;<br />

Ebhardt, Amalie, Wwe.;<br />

Wagenhaus, Karl, Maschinist;<br />

Schorn, Henr., Wwe.;<br />

Riemann, Paul, Arbeiter;<br />

Luther, Marie, Aufwärterin;<br />

Schmidt, Heinrich, Holzmacher;<br />

Schmidt, Paul, Kürschner;<br />

Becker, Karl, Geschirrführer<br />

Adressbuch 1905:<br />

Jungk, Otto, sen., Hoflief., Rentner;<br />

Jungk, Otto, jun., Blumengeschäft (wohnt Frauengasse 14);<br />

Jungk, Willy, Kaufmann;<br />

Ahns, Heinrich, Schuhmachermstr.;<br />

Ebhardt, Amalie, Wwe.;<br />

Wagenhaus, Karl, Maschinist;<br />

Schorn, Henr., Wwe.;<br />

Schmidt, Heinrich, Holzmacher;<br />

280


Rauche, Alfred, Hausmann;<br />

Strobel, Paul, Arbeiter<br />

Adressbuch 1906:<br />

Jungk, Otto, sen., Hoflief., Rentner;<br />

Jungk, Otto, jun., Blumengeschäft (wohnt Frauengasse 14);<br />

Ahns, Heinrich, Schuhmachermstr.;<br />

Ebhardt, Amalie, Wwe., Rentnerin;<br />

Wagenhaus, Karl, Maschinist;<br />

Schorn, Henr., Wwe.;<br />

Schmidt, Heinrich, Holzmacher;<br />

Russeck, Antonie, Ehefrau;<br />

Stiebritz, Max, Maurer<br />

Adressbuch 1907:<br />

Jungk, Otto, sen., Hoflief., Rentner;<br />

Jungk, Otto, jun., Blumengeschäft (wohnt Frauengasse 14);<br />

Ahns, Heinrich, Schuhmachermstr.;<br />

Wagenhaus, Karl, Maschinist;<br />

Schmidt, Heinrich, Holzmacher;<br />

Russeck, Antonie, Ehefrau;<br />

Köhler, Franz, Kutscher;<br />

Müller, Gotthold, Arbeiter;<br />

Dembinsky, Schneider<br />

Adressbuch 1908:<br />

Jungk, Otto, sen., Hoflief., Rentner;<br />

Jungk, Otto, jun., Hoflief., Blumengeschäft (wohnt Frauengasse 14);<br />

Ahns, Heinrich, Schuhmachermstr.;<br />

Wagenhaus, Karl, Maschinist;<br />

Schmidt, Heinrich, Holzmacher;<br />

Köhler, Franz, Kutscher;<br />

Zeising, Karoline, Wwe.;<br />

Hildebrand, Friedrich, Invalid;<br />

Laitsch, Marie, Frau;<br />

Selig, Robert, Arbeiter<br />

Adressbuch 1909:<br />

Jungk, Otto, sen., Hoflief., Rentner;<br />

Jungk, Otto, jun., Hoflief., Blumengeschäft (wohnt Frauengasse 14);<br />

Wagenhaus, Karl, Maschinist;<br />

Köhler, Franz, Kutscher;<br />

Zeising, Karoline, Wwe.;<br />

Hildebrand, Friedrich, Invalid;<br />

Laitsch, Marie, Frau;<br />

Gesau, Louis, Eisendreher;<br />

Marquardt, Emma, Hilfsarbeiterin;<br />

Schubert, Emil, Schneider;<br />

Mächler, August, Arbeiter<br />

Adressbuch 1910:<br />

Jungk, Otto, sen., Hoflief., Rentner;<br />

Jungk, Otto, jun., Hoflief., Blumengeschäft (wohnt Frauengasse 14);<br />

Wagenhaus, Karl, Maschinist;<br />

Köhler, Franz, Kutscher;<br />

Zeising, Karoline, Wwe.;<br />

Hildebrand, Friedrich, Invalid;<br />

Laitsch, Marie, Frau;<br />

Schubert, Emil, Schneider;<br />

Mächler, August, Arbeiter;<br />

Brauer, Hedwig, Ehefrau<br />

281


Adressbuch 1911:<br />

Jungk, Otto, sen., Hoflief., Rentner;<br />

Jungk, Otto, jun., Hoflief., Blumengeschäft (wohnt Frauengasse 14);<br />

Wagenhaus, Karl, Maschinist;<br />

Köhler, Franz, Kutscher;<br />

Zeising, Karoline, Wwe.;<br />

Hildebrand, Friedrich, Invalid;<br />

Schubert, Emil, Schneider;<br />

Krause, Richard, Arbeiter;<br />

Gräf, Andreas, Arbeiter<br />

Adressbuch 1912:<br />

Jungk, Otto, sen., Hoflief., Rentner;<br />

Jungk, Otto, jun., Hoflief., Blumengeschäft (wohnt Frauengasse 14);<br />

Wagenhaus, Karl, Maschinist;<br />

Köhler, Franz, Kutscher;<br />

Hildebrand, Friedrich, Invalid;<br />

Habersang, Alban, Arbeiter<br />

Adressbuch 1913:<br />

Jungk, Otto, sen., Hoflief., Rentner;<br />

Jungk, Otto, jun., Hoflief., Blumengeschäft (wohnt Frauengasse 14);<br />

Köhler, Franz, Kutscher;<br />

Hildebrand, Friedrich, Invalid;<br />

Habersang, Alban, Arbeiter;<br />

Frische, Oskar, Arbeiter;<br />

Hellmann, Karl, Drucker;<br />

Laitsch, Marie, Frau;<br />

Weber, Otto, Arbeiter<br />

Adressbuch 1914:<br />

Jungk, Otto, sen., Hoflief., Rentner;<br />

Jungk, Otto, jun., Hoflief., Blumengeschäft (wohnt Frauengasse 14);<br />

Bornemann, Friedrich, Invalid;<br />

Frische, Oskar, Arbeiter;<br />

Weber, Otto, Arbeiter<br />

282


Markt 13<br />

Markt 13 und Markt 14 sind ab dem Adressbuch von 1929 zum Markt 13/14 vereinigt.<br />

Auf dem rückwertigen Grundstück des Hauses 13/14 befindet sich ein romanisches (?) Steinhaus (Erdgeschoss)<br />

mit Fachwerkaufbau 1612 (d) in Ausrichtung auf die Oberlauengasse hin.<br />

Bauhistorische Untersuchung Juli 1995 (Schätz/Bönsch).<br />

≤1540-≥1542 Ditterich Eggendorff, Schneider<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 62), 1533-1547 erwähnt; Schneider; Haus in der Saalgasse,<br />

seit 1540 auf dem Markt; Besitzfolger ist 1556 Erhard Fras.<br />

Schwörbuch v. 1540, S. 125: „Sein Wonhaus neben der Burckart Goldschmid<br />

lehent vom gericht zinst nicht“, zahlt für Handwerk und fahrende<br />

Habe.<br />

In der Türkensteuer von 1542 ist das Wohnhaus mit 100 Schock angeschlagen.<br />

D. Eggendorff hat 1542 einen Schneidergesellen und 1547 einen<br />

Schneiderknecht. Er ist insgesamt mit 167 Schock angeschlagen und<br />

liegt damit an 35. Stelle der unter dem Marktbezirk aufgeführten 40<br />

Hausbesitzer.<br />

1547 Die Ditterich Eggendorffin<br />

Schwörbuch v. 1547, S. 112: „Ihr Haus neben Hans Rudolf Ist Marckrecht<br />

zinst nichts“, zahlt für fahrende Habe.<br />

1556 Nicol Hübener, Höker<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 127), 1550-1586 erwähnt; ohne Grundbesitz; treibt Hökerei;<br />

ab 1571 in Nollendorf.<br />

Schwörbuch v. 1556, S. 138: „sein Wohnhaus neben Hans Rudlopf“.<br />

≤1572-≥1585 Hans Sehlicka<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 250), Hans Selicke, 1569-1585 erwähnt; Haus am Markt.<br />

Schwörbuch v. 1572, S. 219: „Sein Wonhaus neben Johann Barttmann<br />

und der Hans Rudloffen, l. vom Gericht, z. nichts“, zahlt für Handwerk<br />

und fahrende Habe.<br />

Schwörbuch v. 1585, S. 233: „Sein Wonhaus neben Paul Kauffmann und<br />

Herman Hessen gelegen. L. dem gericht, z. nichts, Ist Marckrecht“, zahlt<br />

für Handwerk und fahrende Habe.<br />

? Michael Zahn<br />

Güterbuch von 1668, S. 395.<br />

1668-1676(?) Johann Meüsel/Meußell<br />

An Grundstücken hat er lediglich einen Weinberg bei Wöllnitz.<br />

Güterbuch von 1668, S. 395: „Johann Meüsel.<br />

Ein Wohnhauß neben Friedrich Schurchtens Wittiben undt Johann Hoffmannen,<br />

F. Michael Zahns, lehnet den Gerichten, zinst nichts, ist<br />

Marckrecht.“<br />

wird mit 60 Schock für das Haus veranschlagt.<br />

Güterbuch v. 1669, S. 566: „Johann Meußell“<br />

ohne aufgeführte Grundstücke.<br />

1676-≥1687 Wilhelm Heroldt, Schneider<br />

Güterbuch v. 1669, S. 566: 1676 (25. Aug.),<br />

„Wilhelm Heroldt.<br />

283


Ein Wohnhauß am Marckte neben H. Stadtrichter Hoffmannen und<br />

Friedrich Schurchts gelegen, l. den Stadtgerichten, zinßet nichts, F. H.<br />

Meußeln.“<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 136: „Wilhelm Heroldt.<br />

Ein Wohnhauß am Marckte neben H. Stadtr. Hoffmann und Friedrich<br />

Schurchten gelegen, L. den StadtGerichten Zinßet nichts.“<br />

Geschossbuch v. 1687, S. 274: „Wilhelm Heroldt, Schneider. Ein Wohnhaus<br />

neben H. Friedrich Schurchts W. und H. Stadtr. Hoffmannen lehnet<br />

den Gerichten zinset nichts ist Marckrecht.“<br />

veranschlagter Hauswert: 60 Schock (seit dem letzten Anschlag gefallen)<br />

(1690 D. Joh. Matthes Bieler)<br />

Eventuell handelt es sich um den ernestinischen Gesamtpostmeister Dr. jur. Johann<br />

Math. Bieler, der auch die von Neuenhahn gegründete „Jenaische Zeitung“ zu dieser<br />

Zeit herausgab. Allerdings ist die Zuordnung zu dem Haus Markt 13 nicht sicher.<br />

Nach dem Vorbesitzer Tilemann könnte es sich auch um das Haus Markt 16 handeln.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 145: Zuordnung unsicher!<br />

Dort steht Nr. 229 in Tinte und 239 als Bleistiftergänzung<br />

“Herr D. Joh. Matthes Bieler[?]<br />

Ein Wohnhaus am Marckte neben Herrn D. Brücknern und Herrn D.<br />

Hoffmann, löhnet den Stadtgerichten<br />

F. H. Tilemann[?] … 1690“<br />

1763 Joh. August Saal, Schneider<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 136: „Mstr. Joh. August Saal, Schneider.<br />

hbt ex hereditate patris (= aus dem väterlichen Erbe) zugeschr. d. 22.<br />

9br. 1763“<br />

1785 (Johann David) Spießbach<br />

Vielleicht Johann David Spiesbach, der laut Spangenberg, Handbuch (S. 20), „H. S.<br />

Consistorial- u. Landschafts-Canzlist, auch Waisenvorsteher in Jena“ war und am 1.<br />

2. 1796 starb.<br />

Wiedeburg, Beschreibung, 1785 (S. 263f): „Neben demselben das Dr.<br />

Reyherische, sonst Brücknerische: und darneben das Spießbachische<br />

sonst Saalische: darauf das Nattermüllerische, sonst Kästnerische, vorher<br />

Stadt R. Hofmannische“<br />

1802-≥1835 Johanne Seidler, Buchhändlerwitwe<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 136: „Hab. Frau Buchhändler Seidlerin 1802“<br />

Einwohnerliste 1810 (Steuerliste):<br />

in 229:<br />

„Madame Seidler.<br />

Par Terre: 1 Mann, 1 Weib, 1 Sohn (15 J.) /Stadtgericht<br />

1te Etage: Herr Carl Rößler, Zeitungsträger<br />

Akte v. 1821 (Steuerliste), S. 23:<br />

in 229:<br />

Johanne Seidler, Buchhändler Witwe, 53 J.;<br />

Kinder:<br />

Juli[e] Seidlerin, 16 J.,<br />

Carl Seidler, 13 J.;<br />

Johanne Hädrich, Magd, 21 J.<br />

Entwurf des Katasters zur Brandversicherung 1828:<br />

in 226:<br />

„Die Buchhändlers Witwe Seidlerin“.<br />

Wohnhaus mit Nebengebäude.<br />

Schätzwert gesamt: 305 Taler.<br />

Brandkataster 1835:<br />

in 226:<br />

„Buchhändler-Witwe Seidler“.<br />

284


Wohnhaus mit Nebengebäude. Schätzwert insgesamt: 610 Taler.<br />

1846-1850 Witwe Schmidt<br />

Schneidermeister Hufeld<br />

Einwohnerliste 1846-50.<br />

< 1858-≥1865 Hufeland/Hufeld, Chr., Schneidermeister<br />

Akte von 1858, S. 134:<br />

in 216:<br />

Schneidermstr. Chr. Hufeld (sic!) (3 Familienangehörige)<br />

Baron Dr. Rielke (1 Mann)<br />

Student Herm. Kneusel<br />

im gesamten Haus 5 Personen in 3 Haushalten<br />

Adressbuch 1862:<br />

in 216:<br />

Hufeland, Chr., Schneidermstr.;<br />

v. Bjelke, Dr., Privatgelehrter<br />

Adressbuch 1865:<br />

in 216:<br />

Hufeland, Chr., Schneidermstr.;<br />

v. Bjelke, Dr. C., Rentier;<br />

Linke, E., Glasermstr.<br />

≤1875-≥1881 Emilie Hufeland, Schneiderwitwe<br />

Adressbuch 1875, 1879.<br />

Adressbuch 1881:<br />

in 216:<br />

Hufeland, Emilie, Witwe;<br />

Hufeland, Anna, Näherin;<br />

Lobenstein, Albert, Schuhm.<br />

1883 Anna Hufeld (sic!), Näherin<br />

Adressbuch 1883:<br />

in 216:<br />

Hufeld, Anna, Näherin;<br />

Hertel, Rosalie, ledig;<br />

Hahnemann, Fr., Schuhmacher<br />

1886-≥1895 Hermann Hufeld, Schuhmachermeister<br />

Adressbuch 1886:<br />

in 216!:<br />

Hufeld, Hermann, Schuhmachermstr. (wohnt 415h);<br />

Kertzinger, Paul, Mechanikergehülfe;<br />

Kahl, Herm., Schneidermstr.;<br />

Heubach, K., Markthelfer;<br />

Hertel, Ros., Näherin<br />

Adressbuch 1887:<br />

im Markt 13!:<br />

Hufeld, H., Schuhmachermstr. (wohnt Ziegelmühlenweg Nr. 7);<br />

Städt. Marktamt;<br />

Lux, Joh., Schlosser;<br />

Lux, Emilie, Ehefrau, Korsettmacherin;<br />

Weidhas, K., Drahtarbeiter;<br />

Weidhas, Marie, Ehefrau, Kleidermacherin;<br />

Häufler, Wwe., Aufwärterin;<br />

Hertel, Rosa, led., Näherin<br />

Adressbuch 1889:<br />

Hufeld, H. Schuhmachermeister;<br />

Städtisches Markenamt (bis 1. April);<br />

Greiner, Chr., Schieferdecker;<br />

Käufler, Th., Wwe.;<br />

285


Zimmermann, W., Wwe.;<br />

Weidhas, K., Drahtarbeiter;<br />

Weidhas, M., Ehefrau, Kleidermacherin;<br />

Hertel, R., ledig, Näherin<br />

Adressbuch 1893:<br />

Hufeld, Herm. Schuhmachermeister (wohnt Ziegelmühlenweg 7);<br />

Hufeld, Karl, jun., Schuhmachermeister;<br />

Glaser, Karl, Schuhmachermeister;<br />

Hertel, R., ledig, Näherin<br />

Adressbuch 1895:<br />

Hufeld, Herm. Schuhmachermeister (wohnt Ziegelmühlenweg 7);<br />

Hufeld, Karl, jun., Schuhmachermeister<br />

1897-1907 Karl Hufeld, Schuhmachermeister<br />

Adressbuch 1897, 1899:<br />

Hufeld, Carl, Schuhmachermeister;<br />

Häntschel, Marie, Wwe.<br />

Adressbuch 1900:<br />

Hufeld, Karl, Schuhmachermeister;<br />

Roder, Max, Kaufmann;<br />

Pöhnisch, Albin, Sergeant<br />

Adressbuch 1901:<br />

Hufeld, Karl, Schuhmachermeister;<br />

Löhmer, Emilie, Geschiedene;<br />

Fuchs, Karl, Dr. med.;<br />

Prinzler, Richard, Briefträger<br />

Adressbuch 1902:<br />

Hufeld, Karl, Schuhmachermeister;<br />

Nitschke, Auguste, Aufwärterin;<br />

Prinzler, Richard, Briefträger<br />

Adressbuch 1904:<br />

Hufeld, Karl, Schuhmachermeister;<br />

Nitschke, Auguste, Aufwärterin<br />

Adressbuch 1905:<br />

Hufeld, Karl, Schuhmachermeister (wohnt Johannisstr. 24);<br />

Möhlmann, Heinrich, Zigarrenfabrikant und Lager;<br />

Nitschke, Auguste, Aufwärterin;<br />

Füchsel, Franz, Glasmacher<br />

Adressbuch 1906, 1907:<br />

Hufeld, Karl, Schuhmachermeister (wohnt Johannisstr. 24);<br />

Schönau, Gustav, Kaufmann;<br />

Schönau, Ida, Postkarten- und Schnittwarengeschäft;<br />

Nitschke, Auguste, Aufwärterin;<br />

Nitschke, Otto, Dreher;<br />

Wallenstein, Bertha, Frl.;<br />

Wallenstein, Helene, Frl.<br />

1908-1912 Paul Frenschkowski<br />

Adressbuch 1908:<br />

Frenschkowski, Paul, Färberei u. chem. Waschanstalt (Werkstatt Talstr.<br />

35);<br />

Westendarp, Adolf, Maurer;<br />

Stützel, Anna, Ehefrau;<br />

Wallenstein, Bertha, Frl.;<br />

Wallenstein, Helene, Frl.<br />

Adressbuch 1909:<br />

Frenschkowski, Paul, Färberei u. chem. Waschanstalt (Werkstatt Talstr.<br />

35);<br />

286


Hinsche, Friedrich, Schlosser, Lagerist;<br />

Kalisch, Bernhard, Arbeiter;<br />

Hartung, Max, Schlosser;<br />

Jähnert, Eduard, Arbeiter<br />

Adressbuch 1910:<br />

Frenschkowski, Paul, Färberei u. chem. Waschanstalt (Werkstatt Talstr.<br />

35);<br />

Hinsche, Friedrich, Schlosser, Lagerist;<br />

Kalisch, Bernhard, Arbeiter;<br />

Hartung, Max, Schlosser;<br />

Bieneck, Frieda, Arbeiterin<br />

Adressbuch 1911:<br />

Frenschkowski, Paul, Färberei u. chem. Waschanstalt (Werkstatt Talstr.<br />

35);<br />

Hinsche, Friedrich, Schlosser, Lagerist;<br />

Kalisch, Bernhard, Arbeiter;<br />

Weingart, Israel, Handelsmann<br />

Adressbuch 1912:<br />

Frenschkowski, Paul, Färberei u. chem. Waschanstalt (Wohnung: Löbstedt);<br />

Kalisch, Bernhard, Arbeiter;<br />

Weingart, Israel, Handelsmann;<br />

Miethe, Richard, Invalid;<br />

Gräf, Andreas, Arbeiter<br />

1913 Georg Wolschner, Rechtanwalt<br />

Adressbuch 1913:<br />

Wolschner, Georg, Rechtsanwalt (wohnt Carl-Zeiß-Platz 3);<br />

Kolbe, Theodor, Kaufmann, Brazil-Kaffeegeschäft;<br />

Krehan, Helene, Filialleiterin;<br />

Bierlich, Hedwig, Frl.;<br />

Strobel, Paul, Arbeiter;<br />

Kalisch, Bernhard, Arbeiter<br />

1914 Franz Hering, Zinngießermeister<br />

Adressbuch 1914:<br />

Hering, Franz, Zinngießermeister (wohnt Nr. 15);<br />

Klockau, Arthur, Kaufmann, Brazil-Kaffeegeschäft;<br />

Hildebrand, Friedrich, Invalid;<br />

Köhler, Franz, Arbeiter;<br />

Laitsch, Maria, Ehefrau<br />

287


Markt 14<br />

Markt 13 und Markt 14 sind ab dem Adressbuch von 1929 zum Markt 13/14 vereinigt.<br />

Auf dem rückwertigen Grundstück des Hauses 13/14 befindet sich ein romanisches (?) Steinhaus (Erdgeschoss)<br />

mit Fachwerkaufbau 1612 (d) in Ausrichtung auf die Oberlauengasse hin.<br />

Bauhistorische Untersuchung Juli 1995 (Schätz/Bönsch).<br />

(1519-1526 Die Johann Braunin?)<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 28), die Hans Braunin, 1519-1531 am Markt erwähnt;<br />

Grundbesitz hat zum Teil Burkhard Goldschmidt später im Besitz. (Auf dieser Tatsache<br />

beruht die unsichere Zuordnung, F. R.)<br />

Schwörbuch v. 1519, S. s. 133: „Yr Haus ist margt recht vom gerecht zu<br />

lehen“, zahlt für etwas Grundbesitz und fahrende Habe, hat Schulden.<br />

Schwörbuch v. 1526, S. 130: „Ir Hauß ist marckt recht geht vom gericht<br />

zu lehin“.<br />

1533 Burkard Goldschmidt<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 93), 1531-1533 erwähnt; Haus am Markt, Grundbesitz<br />

von Andres Breunig, dessen Witwe er heiratet. Siehe Markt 18/19!<br />

Schwörbuch v. 1533, S. 113: „Sein Hauß Ist Marckrecht zinst nichts“,<br />

zahlt für werbenden Handel.<br />

1540-1542 Die Burkart Goldschmiden<br />

Schwörbuch v. 1540, S. 126: „Ir Wonhaus neben Matthes Chraußen Ist<br />

Margtrecht zinst nichts“, zahlt für fahrende Habe.<br />

In der Türkensteuer von 1542 ist das Wohnhaus mit 100 Schock angeschlagen.<br />

Die B. Goldschmiden ist insgesamt mit 170 Schock angeschlagen<br />

und liegt damit an 34. Stelle der unter dem Marktbezirk aufgeführten<br />

40 Hausbesitzer.<br />

1547-1556 Hans Rudloff/Rudolf, Barbier<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 221), Hans Rudolf, 1540-1571 erwähnt; Balbierer (= Barbier);<br />

hat auch Haus vor dem Johannistor; Erbe ist Herman Rudloff.<br />

Schwörbuch v. 1547, S. 112: „Sein wonhaus neben Mathes Kraußen Ist<br />

Marckrecht zinst nichts“, zahlt nur Braugeschoss.<br />

Schwörbuch v. 1556, S. 138: „sein Wohnhaus neben Andres Steckenbergk“,<br />

zahlt für fahrende Habe und Handwerk.<br />

1572 Hans Rudloffs Witwe<br />

Schwörbuch v. 1572, S. 219: „Ihr Wonhaus neben Andres Steckenbergern<br />

ist margkrecht“, zahlt für fahrende Habe, Handwerk und Hüterlohn.<br />

1585 Hermann Rudloff, Barbier<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 222), Hermann Rudolf, 1585-1596 erwähnt; Balbier<br />

(= Barbier); Grundbesitz (auch Haus) von Barbier Hans Rudloff (sein Vater?);<br />

Nachbar nennt ihn Herman Hesse.<br />

Schwörbuch v. 1585, S. 234: „Sein Wonhaus neben B. Anders Steckenbergk<br />

und Hans Selicka. Ist Marckrecht“, zahlt auch Schenk- und Braugeschoss.<br />

? Benedict Schütz<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 396, Ratsgüterbuch v. 1686, S. 138.<br />

288


≤1668-(1700) Johann Hoffmann, Apotheker, Stadtrichter, Bürgermeister<br />

Wohl Bürgermeister Johann Hoffmann, der laut Spangenberg, Handbuch (S. 208),<br />

am 11. 12. 1700 verstarb.<br />

Ihm gehört auch das südliche Nachbarhaus, der spätere Markt 15.<br />

Sein Grabmal befindet sich in der Friedenskirche.<br />

Laut Koch, Garnisonskirche (S. 16), war Johann Hoffmann mit Elisabeth Dorothea<br />

Luther, einer Urenkelin des Reformators verheiratet, für die das Grabmal mit gilt.<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 396: „Johann Hoffman, Apotecker.<br />

Noch ein Wohnhauß neben Johann Meüseln undt Ihme selbsten, F. Benedict<br />

Schützen, lehnet den gerichten, zinst nichts, ist Marckrecht.“<br />

Wird veranschlagt mit 50 Schock für das Haus.<br />

Güterbuch v. 1669, S. 569: „H. Johann Hofmann, Stadtrichter.<br />

Ein Hauß neben Johann Meüßeln am Marckte undt ihm selbsten, l. den F.<br />

Stadtgerichten, zinßet nichts, ist Marckrecht, F. Benedict Schützers.<br />

(Markt 14)<br />

Ein Wohnhauß neben vorigem undt Daniel Stahls W., l. den F. Stadtgerichten,<br />

zinßet nichts, ist Marckrecht, F. Johann Bowitzen.“ (Markt 15)<br />

„120 alte Schock von der Apoteken. fält weil es in den 15 [Schock] Bürgergeschoß<br />

stecket.“<br />

Er besitzt an Grundstücken insgesamt 34,75 Acker (ca. 9,9 ha), davon 7<br />

Acker Weinwachs, 15,5 Acker Artfeld, 9 Krautländer, 3,25 Acker Wiese;<br />

zusätzlich ein Wohnhaus in der Brüdergasse, eine Brandstätte vor dem<br />

Löbdertor, Scheune und Garten im Mergelgässlein vorm Löbdertor.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 138: „Joh. (Martin) Hoffmann, Stadtrichter<br />

Bürgerm.<br />

Ein Hauß (auffällig: nicht Wohnhauß, F. R.) neben Wilhelm Heroldten am<br />

Marckte und Ihm selbsten, L. den Fürstl. Stadtgerichten, zinßet nichts, Ist<br />

Marckrecht<br />

F. Johann Bowitzen Benedict Schützens“ (Markt 14)<br />

„Ein Wohnhauß neben vorigen und [Lücke], L. den Fürstl. Stadtgerichten,<br />

zinßet nichts, ist Marckrecht<br />

F. Johann Bowitzen“ (Markt 15)<br />

Geschossbuch v. 1687, S. 275.<br />

veranschlagter Hauswert: 70 Schock (seit dem letzten Anschlag gestiegen)<br />

? (vor 1725) Johann Gottfried Hoffmann, Kunstmaler<br />

Laut Spangenberg, Handbuch (S. 110), verstarb der Kunstmaler Johann Gottfried<br />

Hofmann am 10.6. 1725.<br />

Laut Koch, Apotheken (S. 39), ist Johann Gottfried Hoffmann ein Enkel des Apothekers<br />

Johann Hofmann, bzw. der Sohn des Tuchhändlers Johann Ernst Hoffmann. Zu<br />

seinen Werken gehört auch das Porträt des Superintendenten Züllich in der Friedenskirche.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 138.<br />

1742 Cons. Secret. [Fronike?] zu Weimar<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 138.<br />

1769-≥1785 J. Mart. Nattermüller<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 138: „Emit. H. J. Mart. Nattermüller, zugeschr.<br />

d. 12. Jan. 1769“<br />

Wiedeburg, Beschreibung, 1785, S. 263f.: „darneben das Spießbachische<br />

sonst Saalische: darauf das Nattermüllerische, sonst Kästnerische,<br />

vorher Stadt R. Hofmannische: hierauf das Dr. Schmidtische, sonst die<br />

Georgische Apotheke“<br />

1805-1812? Joh. Peter Häring, Posamentierer<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 138: „Emit 1805 Der Posamentier Joh. Peter<br />

Häring“<br />

Einwohnerliste 1810 (Steuerliste):<br />

289


in 230:<br />

„Posamentier Mstr. Hareng, Tuchmacher Mstr. Vogel“<br />

1812 Rosina Charlotta Vogelin (Friedrich Vogel, Tuchmacher)<br />

Einwohnerliste 1810 (Steuerliste):<br />

in 230:<br />

„Posamentier Mstr. Hareng, Tuchmacher Mstr. Vogel“<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 138: „Frau Rosina Charlotta Vogelin, geb.<br />

[Hanf] 1812 käufl.“<br />

Akte v. 1821 (Steuerliste), S. 23:<br />

in 230:<br />

Friedrich Vogel, Tuchmacher Mstr., 36 J.;<br />

Ehefrau Rosine Vogel, 28 J.;<br />

Kinder: Pauline Vogel, 8 J.,<br />

Friederich Vogel, 6 J.<br />

1823-1831 Carol. Rosine Heidemann, Gürtlersfrau<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 138: „Heidemann, Carol. Rosine, geb. Böckler“<br />

Entwurf des Katasters zur Brandversicherung 1828:<br />

in 227 (entspricht Katasterplan),<br />

„Die Gürtlersfrau Carol. Rosine Heidemann“<br />

1831-≥1858 Friedrich Wilhelm Heidemann, Gürtlermeister<br />

Entwurf des Katasters zur Brandversicherung 1828:<br />

in 227:<br />

„Die Gürtlersfrau Carol. Rosine Heidemann, ab 1831 Gürtlermeister<br />

Friedrich Wilhelm Heidemann“.<br />

Wohnhaus mit Nebengebäude.<br />

Schätzwert gesamt: 370 Taler.<br />

Brandkataster 1835:<br />

in 227:<br />

„Der Gürtlermstr. Friedrich Wilhelm Heydemann“.<br />

Wohnhaus mit Nebengebäude. Schätzwert insgesamt: 715 Taler.<br />

Einwohnerliste 1846-50:<br />

in 217:<br />

Gürtlermeister Heidemann, weitere Bewohner:<br />

1846: Stud. Heuschkel;<br />

1847: Stud. Heuskel;<br />

1848/49/50: k. A.<br />

Akte von 1858, S. 134:<br />

in 217:<br />

Commissionär Wilh. Heidemann (9 Familienangehörige)<br />

≤1862-≥1879 Heidemann, Therese, geb. Böhme, Commissionärswitwe<br />

Adressbuch 1862:<br />

in 217:<br />

Heidemann, Commissionärs-Wwe.<br />

Adressbuch 1865:<br />

in 217:<br />

Heidemann, Therese, geb. Böhme, Wwe.<br />

Adressbuch 1875:<br />

in 217:<br />

Heidemann, Therese, Witwe, Schirmhdlg.<br />

Adressbuch 1879:<br />

in 217:<br />

Heidemann, Ther., Witwe<br />

≤1881-≥1883 Heidemann, Auguste, Schirmhändlerin<br />

Adressbuch 1881:<br />

in 217:<br />

Heidemann, A., Schirmhändlerin;<br />

290


Wehner, Ernst, Hutmacher<br />

Adressbuch 1883:<br />

in 217:<br />

Heidemann, Auguste;<br />

Wehner, Ernst, Hutmacher<br />

1886 Heidemann, Geschwister<br />

Adressbuch 1886:<br />

in 217!:<br />

Heidemann, Geschwister;<br />

Heidemann, Marie, Näherin;<br />

Wehner, Ernst*, Hutmachermstr.<br />

1887-1899 Marie Heydemann, Näherin<br />

Adressbuch 1887:<br />

in Markt 14!:<br />

Heydemann, Marie, Frl., Näherin;<br />

Wehner, E.*, Hutmachermstr.<br />

Adressbuch 1889, 1893, 1895:<br />

Heydemann, M., Frl., Näherin;<br />

Wehner, E., Hutmachermeister<br />

Adressbuch 1897:<br />

Heydemann, M., Frl., Näherin;<br />

Wehner, E., sen., Hutmachermeister;<br />

Wehner, E., jun., Hutmacher<br />

Adressbuch 1899:<br />

Heydemann, M., Frl., Näherin;<br />

Wehner, E., Hutmachermeister;<br />

Wehner, Fritz, Korbmacher<br />

1900-≥1914 Ernst Wehner, Hutmachermeister<br />

Adressbuch 1900, 1901, 1902:<br />

Wehner, E., Hutmachermeister;<br />

Wehner, Fritz, Korbmacher<br />

Adressbuch 1904, 1905:<br />

Wehner, Ernst, Hutmachermeister<br />

Adressbuch 1906:<br />

Wehner, Ernst, Hutmachermeister;<br />

Friedrich, Paul, Hutmacher<br />

Adressbuch 1907, 1908, 1909, 1910, 1911:<br />

Wehner, Ernst, Hutmachermeister<br />

Adressbuch 1912:<br />

Wehner, Ernst, Hutmachermeister;<br />

Hellmann, Karl, Drucker;<br />

Schreiber, Hel., Eisenb.-Sekretärs-Wwe.<br />

Adressbuch 1913:<br />

Wehner, Ernst, Hutmachermeister<br />

Adressbuch 1914:<br />

Wehner, Ernst, Hutmachermeister;<br />

Gerlach, Paul, Sekretär<br />

291


Markt 15<br />

nach 1416 (d) Dendrochronologische Datierung der Bohlenstube im Haus<br />

Bauhistorische Untersuchung August 1994 (Schätz/Bönsch)<br />

(1519 Hermanus Grunbeck? Kleriker)<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 98), Hermann Grünbeck, 1504-1521 erwähnt; beweibter<br />

Kleriker, päpstlicher Schreiber und Notar; Haus am Markt; Grundbesitz 1526 an<br />

Matthes Krause.<br />

Schwörbuch v. 1519: „sein Haus ist marckt recht“, zahlt für Grundbesitz,<br />

Getreide- und Geldzins, fahrende Habe.<br />

1526-1547 Matthes Krause, Schmied, Eisenhändler<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 153), Matthes Krause, 1519-1547 erwähnt; Schmied;<br />

Haus am Markt; Grundbesitz von Hermann Grünbeck, 1547 das Haus zum „Rosenlecher“<br />

(Jenergasse) dazu; als Ratsmann erwähnt; borgt dem Rat 1546 Geld; treibt<br />

Eisenhandel; Kastenvorsteher; Besitzfolger ist 1556 Andreas Steckenbergk.<br />

Schwörbuch v. 1526, S. 101: „Sein Haus ist Mark Recht“.<br />

Schwörbuch v. 1533, S. 136: „Sein Haus Ist marckrecht zinst nichts“.<br />

Schwörbuch v. 1540, S. 126: „Sein Wonhaus neben Simon Winckler Ist<br />

Margtrecht zinst nichts“, zahlt für fahrende Habe.<br />

In der Türkensteuer von 1542 ist das Wohnhaus mit 300 Schock angeschlagen.<br />

M. Krause beschäftigt sowohl 1542 als auch 1547 eine Magd.<br />

Er ist insgesamt mit 993 Schock angeschlagen und liegt damit an 7. Stelle<br />

der unter dem Marktbezirk aufgeführten 40 Hausbesitzer.<br />

Schwörbuch v. 1547, S. 112: „Sein wonhaus neben Bürgermeister Simon<br />

Winkler Ist Marckrecht zinst nichts“, zahlt für fahrende Habe.<br />

1554-1585 Andres Steckenbergk, Gewandschneider<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 256), Andres Steckenberg, 1540-1589 erwähnt; Sohn von<br />

Nikel Steckenbergk; Gewandschneider; ein, später zwei Häuser auf dem Kreuz, 3<br />

Kellerhäuser in der Jenergasse (zum „Rosenlecher“, zum „Trenker“, zum „Strauß“), 2<br />

Mietshäuser in der Neugasse; seit 1547 den gesamten Besitz der Elsa Ficker, seit<br />

1556 den Besitz von Matthes Krause; 1585 hat er mit 54 Ackern den drittgrößten<br />

Grundbesitz, nach dem Werte steht er an fünfter Stelle; er wird mehrfach als Bürgermeister,<br />

sowie als Ratsmann, Stadtrichter, Geleitsmann, Kastenherr erwähnt;<br />

seine Tochter Ottilie heiratet 1581 Magister und Apotheker Valerian Clemens aus<br />

Dresden, der in Jena eine weitere Apotheke eröffnete (im Haus seines Schwiegervaters,<br />

das er offenbar geerbt hatte). Andres Steckenbergk starb 1589.<br />

Stubentaxe v. 1554/Taxierung der (an Studenten) vermietbaren Stuben:<br />

ein Oberstüblein und eine Kammer auf 6fl. taxiert.<br />

Schwörbuch v. 1556, S. 138: „sein Wohnhaus neben Simon Wingler“,<br />

zahlt für fahrende Habe und Handel.<br />

Schwörbuch v. 1572, S. 220: „Sein Wonhaus neben der Simon Winklern<br />

und der Hans Rudloffen l. vom Gericht Ist margkrecht“, „[zugedenken]<br />

Hausgenossen: [Farlierede] Bademagt in der Neugasse, der Warzel Greber<br />

in der Griethgasse“, zahlt für fahrende Habe, Handel und Hüterlohn.<br />

Schwörbuch v. 1585, S. 234: „Sein Wonhaus neben Quirin Peckern, Ist<br />

Marckrecht, l. ins gerichte“, zahlt für fahrende Habe.<br />

292


is 1618 Valerian Clemens, Apotheker<br />

Schwiegersohn von Andres Steckenbergk.<br />

Die Zuordnung des Hausbesitzes ergibt sich aus der Ehe von Valerian Clemens<br />

mit Steckenbergks Tochter und dem späteren Kauf der Apotheke von Clemens<br />

Witwe durch Johann Bowitz, der in Weimar Apotheker gewesen war. (vgl. dazu<br />

Koch, Apotheken, S. 22)<br />

(? Hironimus Linßners Witwe)<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 396.<br />

? (vor 1652) Johann Bowitz(en), Apotheker<br />

Johann Bowitz, laut Spangenberg, Handbuch (S. 72), Apotheker und am 20. 4. 1652<br />

verstorben.<br />

Laut Beier, Architectus (S. 172f), war Bowitz von Hall als später Nachfolger von<br />

Georg Fichte alleiniger Apotheker bis 1636, als der Saalfelder Georg Rüdinger eine<br />

weitere Apotheke eröffnete. Als Bowitzs Nachfolger ist hier Johann Hoffmann genannt,<br />

der 1678 (zum Zeitpunkt der Niederschrift von Beier) noch lebte.<br />

Güterbuch v. 1669, S. 569, Ratsgüterbuch v. 1686, S. 138.<br />

1658-1659 Johann Graue, Kaufmann, Konditor<br />

Laut Koch, Apotheken (S. 22), kaufte der Krämer und Materialist Graue (er besaß<br />

zur selben Zeit das Haus Markt 3a) 1658 die alte Apotheke von der Witwe Bowitz.<br />

Er war aber nicht zur Führung einer Apotheke berechtigt und verkaufte sie 1659 an<br />

Johann Hoffmann weiter.<br />

1659-(1700) Johann Hoffmann, Apotheker, Stadtrichter, Bürgermeister<br />

Ihm gehört auch das nördliche Nachbarhaus, der spätere Markt 14.<br />

Wohl Bürgermeister Johann Hoffmann, der laut Spangenberg, Handbuch (S. 208),<br />

am 11. 12. 1700 verstarb.<br />

Sein Grabmal befindet sich in der Friedenskirche.<br />

Laut Koch, Garnisonskirche (S. 16), war Johann Hoffmann mit Elisabeth Dorothea<br />

Luther, einer Urenkelin des Reformators verheiratet, für die das Grabmal mit gilt.<br />

Laut Koch, Apotheken (S. 29ff), kaufte Hoffmann am 5. April 1659 die Apotheke von<br />

Johann Graue. Hoffmann stammte aus Freyburg an der Unstrut und hatte in Naumburg<br />

gelernt, in Nürnberg, Ravensburg und Berlin als Apotheker gearbeitet. In Jena<br />

war er langjährig als Bürgermeister und Stadtrichter tätig. Er war offenbar sehr<br />

begütert und besaß mehrere Häuser. In seiner Zeit kam es wiederholt zu Streitigkeiten<br />

zwischen den Krämern und ihm über die zu verkaufenden Waren.<br />

Sein Sohn Johann Ernst wurde Tuchhändler in Jena, sein Sohn Johann Martin wurde<br />

Doktor der Medizin und ab 1700 sein Nachfolger in der Apotheke, sein Sohn Johann<br />

Friedrich war fürstlicher Sekretär. Ein Enkel, Sohn des Tuchmachers, mit Namen<br />

Johann Gottfried Hoffmann, war Maler (siehe das Porträt von Zülich in der Friedenskirche).<br />

Dr. Johann Martin Hoffmann starb 1717.<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 396: „Johann Hoffman, Apotecker.<br />

Ein Hauß sambt dem Hinterhauß neben Ihme selbsten undt der Fr. M.<br />

Stahlin, F. Hironimi Linßners Wittiben, lehnet den Gerichten, zinset<br />

nichts, ist Marckrecht, ist dem Casten mit 25 alte Schock verschrieben.“<br />

(Markt 15)<br />

Wird veranschlagt für das Haus mit 167 Schock,<br />

für die „Apotecker Kunst“ mit 70 alten Schock.<br />

„Johann Hoffman, Apotecker.<br />

Noch ein Wohnhauß neben Johann Meüseln undt Ihme selbsten, F. Benedict<br />

Schützen, lehnet den gerichten, zinst nichts, ist Marckrecht.“<br />

(Markt 14)<br />

Wird veranschlagt mit 50 alten Schock für das Haus<br />

Güterbuch v. 1669, S. 569: „H. Johann Hofmann, Stadtrichter.<br />

Ein Hauß neben Johann Meüßeln am Marckte undt ihm selbsten, l. den F.<br />

Stadtgerichten, zinßet nichts, ist Marckrecht, F. Benedict Schützers.<br />

(Markt 14)<br />

293


Ein Wohnhauß neben vorigem undt Daniel Stahls W., l. den F. Stadtgerichten,<br />

zinßet nichts, ist Marckrecht, F. Johann Bowitzen.“ (Markt 15)<br />

„120 alte Schock von der Apoteken. fält weil es in den 15 Bürgergeschoß<br />

stecket.“<br />

Er besitzt an Grundstücken insgesamt 34,75 Acker (ca. 9,9 ha), davon 7<br />

Acker Weinwachs, 15,5 Acker Artfeld, 9 Krautländer, 3,25 Acker Wiese;<br />

zusätzlich ein Wohnhaus in der Brüdergasse, eine Brandstätte vor dem<br />

Löbdertor, Scheune und Garten im Mergelgässlein vorm Löbdertor. (vgl.<br />

Markt 14)<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 138: „Joh. (Martin) Hoffmann, Stadtrichter<br />

Bürgerm.<br />

Ein Hauß (auffällig: nicht Wohnhauß, F. R.) neben Wilhelm Heroldten am<br />

Marckte und Ihm selbsten, L. den Fürstl. Stadtgerichten, zinßet nichts, Ist<br />

Marckrecht<br />

F. Johann Bowitzen Benedict Schützens“ (Markt 14)<br />

„Ein Wohnhauß neben vorigen und [Lücke], L. den Fürstl. Stadtgerichten,<br />

zinßet nichts, ist Marckrecht<br />

F. Johann Bowitzen“ (Markt 15)<br />

Geschossbuch v. 1687, S. 275.<br />

veranschlagter Hauswert: 167 Schock (seit dem letzten Anschlag gleichgeblieben)<br />

1722 Friedrich August Georgi, Apotheker<br />

Laut Koch, Apotheken (S. 60), war er Apotheker aus Artern und hatte in Gera gearbeitet.<br />

Erste Hälfte 18. Jh. Aufstockung<br />

Vgl. Stammbuchbild von 1715 und Stammbuchblätter aus der zweiten<br />

Hälfte des 18. Jh.<br />

?-1773? Ernst Friedrich Schmidt, Stadtphysicus<br />

Laut Spangenberg, Handbuch (S. 33), war Ernst Friedrich Schmidt „Dr. medic. u.<br />

Stadtpysikus in Jena“. Er wurde 1694 in Kahla als Sohn des Bürgermeisters und<br />

Stadtsyndikus Christian David Schmidt geboren und starb am 21. 2. 1773.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 172: „H. Stadtphysicus Ernst Friedrich Schmidt.<br />

Ein Wohnhauß auf dem Marckte, neben dem Chirurgen Beiern, lohnet<br />

denen Stadtgerichten, zinßet nichts, ist Marckrecht. Fuit denen Hoffmannischen<br />

Herren Erben.“<br />

Wiedeburg, Beschreibung, 1785, S. 264: „das Nattermüllerische, sonst<br />

Kästnerische, vorher Stadt R. Hofmannische: hierauf das Dr. Schmidtische,<br />

sonst die Georgische Apotheke; neben demselben die Kröckerische<br />

Buchhandlung, vormals das Phillip Beierische“<br />

ca. 1787-(1815) Johann Gottlieb Schuchmann, Actuar<br />

Laut Spangenberg, Handbuch (S. 173), war Johann Gottlieb Schuchmann „Actuar<br />

des Schöppenstuhls u. der Juristenfacultät in Jena“ und starb 65jährig am 16. 10.<br />

1815.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 172: „H. Actuar Schuchmann (circa 1787)“<br />

Einwohnerliste 1810 (Steuerliste), in 231:<br />

„Herr Actuar Schuchmann.<br />

Par Terre: kein Eintrag<br />

1te Etage: Schöppenstuhlb. Actuarius Joh. Gottlieb Schuhmann(sic!), lebt<br />

von seinem Dienst und Vermögen, 1 Mann, 1 Weib, 1 Magd / Academie,<br />

hat noch 1 Tante und 1 Schreiber bei sich<br />

2te Etage: kein Eintrag<br />

3te Etage: Bernd, 2 Jgfr. u. 1 Tochter, leben von Putzmachen und Nähen,<br />

2 Weiber, 1 Tochter“ keine Jurisdiktion angegeben.<br />

? Hauptmann Schuchmann und Fräulein Karoline Christiane von Seebach<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 172: „H. Hauptmann Schuchmann und Fräulein<br />

Karoline Christiane von Seebach erbl.“<br />

294


1816-1828 Karoline Christiane von Seebach<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 172: „Karoline Christiane von Seebach (käufl.)“<br />

Akte v. 1821 (Steuerliste), S. 23:<br />

in 231:<br />

Christiane v. Seebach, 42 J.;<br />

Johanne Apel, Magd, 20 J.;<br />

Friederike Neuenhahn, geb. Bergner, 40 J.;<br />

Kinder: Amalie Neuenhahn, 17 J.;<br />

Dorothea Lübeck, Hofadvoc. Frau, 42 J.;<br />

Ernst Gabler, Buchhändler, 54 J.;<br />

Kinder: Emilie Gabler, 21 J.;<br />

Friederike Blumenstein, Näherin, 34 J.<br />

Entwurf des Katasters zur Brandversicherung 1828:<br />

in 228:<br />

„Die Fräulein von Seebach“<br />

≥1828-1830 Carl Jacob Reinhard und dessen Ehefrau Anna Amalia, geb. [Dirlich], Kaufmann<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 172: „Herr Kaufmann Carl Jacob Reinhard und<br />

dessen Ehefrau Anna Amalia, geb. [Dirlich]“<br />

Entwurf des Katasters zur Brandversicherung 1828:<br />

in 228:<br />

„Die Fräulein von Seebach.<br />

Kaufm. Reinhard.“<br />

1830-≥1850 Christian Wilibald Lorenz Köhler, Kaufmann<br />

Entwurf des Katasters zur Brandversicherung 1828:<br />

in 228:<br />

„Die Fräulein von Seebach. Kaufm. Reinhard.<br />

1830: H. Kaufmann[?] Christian Willibald Lorenz Köhler erbl.“<br />

Wohnhaus mit bewohnbaren Seitengebäuden.<br />

Schätzwert gesamt: 1140 Taler.<br />

Brandkataster 1835:<br />

in 228:<br />

„Herr Kaufmann Christian Wilibald Lorenz Köhler“.<br />

Wohnhaus mit bewohnbarem Seitengebäude, Gängen und Hintergebäude.<br />

Schätzwert insgesamt: 2460 Taler.<br />

Einwohnerliste 1846-50:<br />

in 218:<br />

Kaufmann Köhler, weitere Bewohner:<br />

1846: Gastwirth Nökler; Stud. Brandes; Stud. Berg; Mühlknappe<br />

Mechter<br />

1847: Gastwirth Nöckler; Stud. Brandes; Stud. Berg<br />

1848/49/50: k. A.<br />

≤1858-≥1865 Chr. Kittel, Kämmereiverwalter<br />

Akte von 1858, S. 134f.:<br />

in 218:<br />

Cämmereiverwalter Kittel (5 Familienangehörige)<br />

Fleischermstr. Wilh. Abt (2 Familienangehörige, 2 Dienstleute, 1 Gehilfe/Lehrling)<br />

Frl. Sophie Osann (1 Frau)<br />

Friederike Kämmer (1 Frau)<br />

OAGer.-Canzlist Heinr. Höhn (1 Mann)<br />

Witwe Juliane Reinhold (4 Familienangehörige)<br />

Hökin Johanne Nicolai (1 Frau)<br />

im gesamten Haus 18 Personen in 7 Haushalten<br />

Adressbuch 1862:<br />

in 218:<br />

295


Kittel, Kämmereiverwalter;<br />

Aßmann, Apotheker;<br />

Habersang, Tischlermstr.;<br />

Hohn, OAG Kanzlist;<br />

Kämmer, Frl. Friedr.;<br />

Osann, Frl. Sophie;<br />

Wundrack, Töpferg.<br />

Adressbuch 1865:<br />

in 218:<br />

Kittel, Chr., Kämmereiverwalter;<br />

Meiselbach, Aug., Korbwarenfabrikant;<br />

Schiek, Chr., geb. Blaufuß, Wwe.;<br />

Hoffmann, Friederike, ledig;<br />

Schmidt, Frl. Mathilde, Musiklehrerin;<br />

Kober, Luise, ledig<br />

≤1875-1907 Franz Hering, Zinngießer<br />

(geb. 1843, gest. 1907), Familiengrabstätte auf dem Nordfriedhof, Abb. 72.<br />

Adressbuch 1875, 1879.<br />

Adressbuch 1881:<br />

in 218:<br />

Hering, Franz, Zinngießer;<br />

v. Kleditsch, K., Ingenieur;<br />

Müller, A., Dekorationsmaler;<br />

Simmer, Frdr., pens. Pfarrer<br />

Adressbuch 1883:<br />

in 218:<br />

Hering, Franz, Zinngießer;<br />

Müller, Aug., Stubenmaler;<br />

Simmer, Frdr., Pfarrer, emer.;<br />

Pauli, Ed., Schneider<br />

Adressbuch 1886:<br />

in 218!:<br />

Hering, Frz.*, Zinngießermstr.;<br />

Gericke, Gust., Mechaniker (Meister);<br />

Ernst, Gust., Mechanikergehülfe;<br />

Burkhardt, Louis, Dienstmann;<br />

Schmiedehausen, K., Schuhmachermstr.<br />

Adressbuch 1887:<br />

in Markt 15!:<br />

Hering, Frz.*, Zinngießermstr.;<br />

Peters, Amtsrichter-Wwe.;<br />

Burkhardt, L., Dienstmann;<br />

Schmiedehausen, K., Schuhmachermstr.;<br />

Brüninghauß, Ferd., Vorschußvereinskontrolleur;<br />

Brüninghauß, Marie, Ehefrau, Weißwarenhändlerin (Geschäft Markt 2)<br />

Adressbuch 1889:<br />

Hering, Frz., Zinngießermeister;<br />

Peters, Amtsrichter-Wwe.;<br />

Burkhardt, L., Dienstmann;<br />

Schmiedehausen, K., Schuhmachermeister;<br />

Bock, K., Gerichtschreibergehilfe;<br />

Brüninghauß, F., Vorsch.-Ver.-Kontrol.<br />

Adressbuch 1893:<br />

Hering, Frz., Zinngießermeister;<br />

Burkhardt, L., Dienstmann;<br />

Schmiedehausen, K., Schuhmachermeister;<br />

296


Brüninghauß, F., Vorsch.-Ver.-Kassierer;<br />

Günther, Doiska, Wwe.<br />

Adressbuch 1895:<br />

Hering, Frz., Zinngießermeister;<br />

Schmiedehausen, K., Schuhmachermeister;<br />

Günther, Doiska, Wwe.;<br />

Jacobi, Ott., Hofbuchhändler-Wwe.;<br />

Künzel, Edwin, Schmied<br />

Adressbuch 1897:<br />

Hering, Frz., Zinngießermeister;<br />

Schmiedehausen, K., Schuhmachermeister;<br />

Günther, Thoska, Wwe.;<br />

Jacobi, Ott., Hofbuchhändler-Wwe.;<br />

Hardtke, Emil, Arbeiter<br />

Adressbuch 1899:<br />

Hering, Frz., sen., Zinngießermeister;<br />

Hering, Frz., jun., Zinngießer;<br />

Wahnes, H., Kgl. Eisenb.-Betr.-Sekretär;<br />

Lehmann, Max, Fechtlehrer;<br />

Wahnes, Heinrich, Hofvergolder;<br />

Hardtke, Emil, Arbeiter<br />

Adressbuch 1900:<br />

Hering, Frz., sen., Zinngießermeister;<br />

Hering, Frz., jun., Zinngießer;<br />

Hardtke, Emil, Arbeiter;<br />

Schmiedehausen, Karl, Schuhmachermeister;<br />

Tänzer, Irene, Wwe.<br />

Adressbuch 1901:<br />

Hering, Frz., sen., Rentner;<br />

Hering, Frz., jun., Zinngießermeister, Fabrikant;<br />

Hardtke, Emil, Arbeiter;<br />

Schmiedehausen, Karl, Schuhmachermeister;<br />

Tänzer, Irene, Wwe.<br />

Adressbuch 1902:<br />

Hering, Frz., sen., Rentner;<br />

Hering, Frz., jun., Zinngießermeister, Fabrikant;<br />

Hardtke, Emil, Arbeiter;<br />

Schmiedehausen, Karl, Schuhmachermeister;<br />

Tänzer, Irene, Wwe.<br />

Adressbuch 1904:<br />

Hering, Frz., sen., Rentner;<br />

Hering, Frz., jun., Zinngießermeister, Fabrikant;<br />

Tänzer, Otto, Arzt;<br />

Hardtke, Emil, Arbeiter;<br />

Schmiedehausen, Karl, Schuhmachermeister;<br />

Tänzer, Irene, Wwe.<br />

Adressbuch 1905:<br />

Hering, Frz., sen., Rentner;<br />

Hering, Frz., jun., Zinngießermeister, Fabrikant;<br />

Tänzer, Irene, Wwe.;<br />

Tänzer, Otto, Arzt;<br />

Schmiedehausen, Karl, Schuhmachermeister<br />

Adressbuch 1906:<br />

Hering, Frz., sen., Rentner;<br />

Hering, Frz., jun., Zinngießermeister, Fabrikant;<br />

Tänzer, Irene, Wwe.<br />

297


Adressbuch 1907:<br />

Hering, Frz., sen., Rentner;<br />

Hering, Frz., jun., Zinngießermeister, Fabrikant;<br />

Schneider, Traugott, Porzellanmaler;<br />

Schneider, Max, Optiker<br />

1908-1910 Auguste Hering, Witwe<br />

Adressbuch 1908, 1909:<br />

Hering, Auguste, Wwe.;<br />

Hering, Frz., Zinngießermeister, Fabrikant;<br />

Schneider, Christine, Wwe.<br />

Adressbuch 1910:<br />

Hering, Auguste, Wwe.;<br />

Hering, Frz., Zinngießermeister, Fabrikant;<br />

Kohlschmidt, Otto, Metallpolierer<br />

1911-≥1914 Franz Hering jun., Zinngießermeister, Fabrikant<br />

Adressbuch 1911, 1912, 1913, 1914:<br />

Hering, Frz., Zinngießermeister, Fabrikant;<br />

Hering, Auguste, Wwe.;<br />

Kohlschmidt, Otto, Metallpolierer<br />

298


Markt 16<br />

(wahrscheinlich 13. Jh.) Tonnengewölbter Keller (4,6m x 11,9m) unter dem Vorderhaus, darüber vermutlich<br />

Massivbau; wahrscheinlich Massivbau auch an der Stelle des heutigen Hinterhauses.<br />

Entstehung und Wandel, Scherf, S. 98.<br />

Keller älter als Haus und dieses unabhängig vom Keller errichtet<br />

Kellereingang vom Markt an der gegenüber dem südlichen Nachbarhaus vorspringenden<br />

Ecke (von Süden her)<br />

Scherf, Jahrbuch für Hausforschung: Markt 16, S. 223.<br />

1384 (d) Dendrochronologische Datierung des Vorderhauses zum Markt (Ständergeschossbau),<br />

vermutlich Speicherbau, mit EG, 1. OG, 2. OG und zweigeschossigem<br />

Dach in Giebelstellung zum Markt; ausgerichtet auf ein älteres Hinterhaus (vermutlich<br />

Steinbau).<br />

Bauhistorische Untersuchung April 1997 (Büro Scherf).<br />

Möglicherweise hatte das Haus zum Markt einen Vollwalm.<br />

Scherf, Jahrbuch für Hausforschung: Markt 16, S. 117 u. 130.<br />

1435 (d) Dendrochronologische Datierung des neuen nach Osten ausgerichteten Wohnhauses<br />

(Hinterhaus) ebenfalls in Ständergeschossbauweise mit bauzeitlicher<br />

Holzstube (5,8m x 5,9m; ca. 4m hoch)<br />

Entstehung und Wandel, Scherf, S. 103 und Bauhistorische Untersuchung<br />

April 1997 (Büro Scherf).<br />

1502 Hans Winkler<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 279), Hans Winkler, 1478-1509 erwähnt; auch als Ratsmann,<br />

Schosser und Bürgermeister erwähnt; 1488 Altarmann zu St. Michael; hat<br />

auch Haus in der Jenergasse; besitzt auch eine Fleischbank; als Kinder werden genannt:<br />

Johann Caspar, Anna (heiratet Ciriax Weiße) und Simon; Besitzfolger sind<br />

1519 die Nikel Wolfingen (= Tochter Anna, F. R.) und 1526 Sohn Simon.<br />

Schwörbuch v. 1502, S. 91: „Sayn Hauß ist marcktrecht und zinst nichts“,<br />

zahlt für fahrende Habe und eine Fleischbank.<br />

Weiter wird noch aufgeführt: Magister Er Johann Winkler, ohne eigenes<br />

Haus.<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 279), Magister Johann Winkler, 1489-1508 erwähnt;<br />

im Sommer 1496 Student in Leipzig; Grundbesitz von der Großmutter,<br />

der Margarethe Clausen, und vom Vater Hans; 1502 Haus in der Jenergasse.<br />

1519 Die Nickel Wolffingen<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 284), Nikel Wolfing, 1503-1517 erwähnt; in der Johannisgasse;<br />

als Ratsmann, Richter und Bürgermeister erwähnt.<br />

Anna, die Nikel Wolfingen, 1519-1521 erwähnt; mit 2(?) Häusern am Markt, wovon<br />

eines St. Michael testiert ist; Grundbesitz von ihrem Vater Hans(1) Winkler und von<br />

ihrem ersten Mann Ciriax Weiße; Besitzfolger 1526 Urban Schlurf und Simon<br />

Winkler (= ihr Bruder), nach dem Wert ihres Grundbesitzes steht sie 1519 an 3.<br />

Stelle.<br />

Sie ist Hans Winklers bereits zum zweiten Mal verwitwete Tochter.<br />

Schwörbuch v. 1519, S. 128: „Ir Haus ist marcktrecht l. dem gerichte“<br />

299


als Randbemerkung steht hier „Winkler“.<br />

Sie zahlt für ein Haus in der Jenergasse, Haus in der Johannisgasse, ein<br />

weiteres(?) Haus am Markt, viel Grundbesitz, fahrende Habe.<br />

1526-1556 Simon Winkler/Winckler, Gewandschneider<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 279), Simon Winkler, 1519-1565 erwähnt; Gewandschneider;<br />

1519 Student in Erfurt; hat auch das Haus zum „goldenen Adler“ in der<br />

Jenergasse und seit 1540 ein Färbhaus und Rähmen, 1547 noch ein Haus in der Johannisgasse<br />

und Haus unter der Kirche, Grundbesitz von Hans (Vater, hatte bereits<br />

das Haus am Markt) und Caspar (Bruder) Winkler und von der Nikel Wolffingen<br />

(Schwester), und der Heinz Kochin; nach dem Wert des Grundbesitzes steht er 1547<br />

(ohne Haus) an sechster Stelle; sein Sohn ist Günter Winkler.<br />

1554 wird Simon Winkler in den Rat gewählt, aber Herzog soll die Ratsfähigkeit<br />

entscheiden, da W. sich 1551 eines sittlichen Vergehens schuldig gemacht habe;<br />

1525 Ratsmann, 1546 Stadtrichter, 1545 u. 1547, 1552, 1558 Bürgermeister; in seinem<br />

Haus brennt es 1535/36 (Rechnung Stadt Jena 1535/36, Bb Nr. 3020, Hauptstaatsarchiv<br />

Weimar); Grundbesitz erben Joachim Schmidt und Matthes Hertel<br />

(Tochtermann).<br />

Laut der anonymen Chronik (S. 40) ist er auch 1543 Richter gewesen.<br />

Aus der Zeit Simon Winklers dürfte die Bemalung der Nordwand im 2.OG des<br />

Wohngebäudes, eine Drapierung von Tüchern mit besonderem Glanz durch Verwendung<br />

eines Auripigmentes, stammen (Aussage Bauforscher Lutz Scherf).<br />

Schwörbuch v. 1526, S. 127: „Sein Hauß ist marckt recht zinst nichts“.<br />

Schwörbuch v. 1533, S. 137: „Sein Haus Ist marckrecht zinst nichts“.<br />

Schwörbuch v. 1540, S. 127: „Sein Wonhaus neben Matthes Chraußen Ist<br />

Margtrecht zinst nichts“, zahlt für fahrende Habe und Handwerk.<br />

In der Türkensteuer von 1542 ist das Wohnhaus mit 300 Schock angeschlagen.<br />

S. Winkler beschäftigt 1542 einen Tuchknappen, 1547 eine<br />

Magd. Er ist insgesamt mit 868 Schock angeschlagen und liegt damit an<br />

8. Stelle der unter dem Marktbezirk aufgeführten 40 Hausbesitzer.<br />

Schwörbuch v. 1547, S. 113: „Sein wonhaus neben Mathes Kraußen Ist<br />

Marckrecht zinst nichts lehent vom gericht“, zahlt für fahrende Habe.<br />

Schwörbuch v. 1556, S. 140: „sein Wohnhaus neben Steffan Clausbeck“,<br />

zahlt für fahrende Habe.<br />

1572 Die Bürgermeister Wincklernn<br />

Simon Winklers Witwe<br />

Schwörbuch v. 1572, S. 224: „Ihr Haus und Hoff (!) ist margkrecht, zwischen<br />

Bürgermeister Marttin Müller und Anders Steckenbergern gelegen“,<br />

zahlt für fahrende Habe und Hüterlohn.<br />

1585-≥1594 Quirinus Becker/Pecker, Camilla Becker<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 10), Quirinus Becker, nur 1585 erwähnt; Haus am Markt;<br />

seine Frau heißt Camilla und ist 1594 mit einem Haus am Markt erwähnt.<br />

Schwörbuch v. 1585, S. 240: „Sein Haus neben Martin Müllern und B.<br />

Andreas Steckenberg gelegen, l. dem gericht, z. nichts, Ist Marckrecht“.<br />

? (vor 1626) Georg Himmel, Jurist<br />

Laut Spangenberg, Handbuch (S. 123), war Georg Himmel, Dr. jur. und starb am 2.<br />

7. 1626.<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 400.<br />

um 1650/51 Umbau des Kontorhauses zu Wohnzwecken mit um 90° gedrehtem Dach<br />

Wohnnutzung mindestens im 2. OG.<br />

Bauhistorische Untersuchung vom April 1997 (Büro Scherf); Scherf,<br />

Jahrbuch für Hausforschung: Markt 16, S. 126f.<br />

(1654)- ≥1687 Daniel Stahls Witwe, Professorenwitwe und ihre Erben<br />

Prof. Daniel Stahls zweite Frau, die Tochter des Dr. Georg Himmel, brachte das<br />

Haus mit in die Ehe.<br />

300


Prof. Daniel Stahl (1589-1654), seit 1623 Prof. d. Logik u. Metaphysik in Jena (GdUJ,<br />

Personenregister).<br />

Laut ADB, Bd. 35, Leipzig, 1893: angesehener Philosoph aristotelischer Richtung,<br />

geb. 1589 in Hammelburg bei Fulda, gest. 17. 5. 1654 in Jena (laut Kirchenbucheintrag<br />

Jena, Bestattungen 1654, S. 271, am 21. 5. bestattet), besuchte Schule in<br />

Schweinfurt (wohin sich seine lutherischen Eltern zeitweise vor den Verfolgungen<br />

des Fuldaer Abtes geflüchtet hatten) und Coburg, studierte in Straßburg, Gießen<br />

und Frankfurt a. O., wurde 1608 in Gießen promoviert und in Jena habilitiert (als<br />

(PD), 1623 in Jena zum Professor der Logik und Metaphysik berufen.<br />

Laut Günther, Lebensskizzen (S. 177), wurde er 1589 in Hammelburg geboren, besuchte<br />

die Schule in Schweinfurt und Coburg, studierte in Straßburg, Gießen und<br />

Frankfurt a. O.<br />

Laut Schmeizel, Chronik (S. 68), war Stahl im Sommersemester 1631 Rektor.<br />

Prof. Stahls jüngste Tochter Catharina Elisabeth heiratete 1667 den „J. U. D. und<br />

Practicus“ Burkhard Heinrich Thilomann, Sohn des Schwarzburgischen Pfarrers<br />

Heinrich Thilomann (Kirchenbuch Jena, Trauungen 1667, S. 26. Dieser Burkhard<br />

Heinrich Thilomann könnte der später erwähnte neue Hausbesitzer „Telemann“<br />

oder Tilemann“ sein. Angaben zu Prof. Stahls weiteren Kindern siehe im Kapitel:<br />

Bild 1 - Markt 16: Ein Professor baut um.<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 400: „M. Daniel Stahls Wittbe.<br />

Ein Wohnhauß neben Johann Hoffmannen undt D. Chemnitien Wittben,<br />

F. Patris D. Georg Himmels, lehnt den Gerichten, zinst nichts, ist<br />

Marckrecht.“<br />

Wird veranschlagt für das Haus mit 133 1/3 Schock (gestiegen) für das<br />

Haus.<br />

Güterbuch v. 1669, S. 572: „H. M. Daniel Stahls, P.P. Witbe.<br />

Ein Wohnhauß am Marckte, neben der Fr. D. Chemnitien W., l. den F.<br />

Stadtgerichten, zinßet nichts, Ist Marckrecht, F. D. Georg Himmels.“<br />

Sie besitzt an Grundstücken insgesamt 7,5 Acker (ca. 2,1 ha), davon 3,25<br />

Acker Weinwachs, 3,5 Acker Artfeld, 0,75 Acker Wiese;<br />

zusätzlich eine halbe Scheune auf dem Heinrichsberg.<br />

Geschossbuch v. 1687, S. 277: „H. M. Daniel Stahls Wittben Erben. Ein<br />

Wohnhaus neben H. Stadtrichter Johann Hoffmannen und H. Zehntmeister<br />

Probsten F. Patris D. Georg Himmels lehnete den Gerichten zinset<br />

nichts ist Marckrecht.“<br />

Veranschlagter Hauswert: 133 1/3 Schock (seit dem letzten Anschlag gestiegen)<br />

? Burkhard Heinrich Thilomann<br />

Schwiegersohn Stahls.<br />

(1690 D. Joh. Matthes Bieler)<br />

Eventuell handelt es sich um den ernestinischen Gesamtpostmeister Dr. jur. Johann<br />

Math. Bieler, der auch die von Neuenhahn gegründete „Jenaische Zeitung“ zu dieser<br />

Zeit herausgab. Allerdings ist die Zuordnung zu dem Haus Markt 16, die sich auf<br />

den genannten Vorbesitzer Tilemann (Schwiegersohn Stahls) bezieht, sehr unsicher.<br />

Nach den genannten Nachbarn könnte es sich eher um das Haus Markt 13<br />

handeln.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 145: Zuordnung sehr unsicher!<br />

Dort steht Nr. 229 in Tinte und 239 als Bleistiftergänzung<br />

“Herr D. Joh. Matthes Bieler[?]<br />

Ein Wohnhaus am Marckte neben Herrn D. Brücknern und Herrn D.<br />

Hoffmann, löhnet den Stadtgerichten<br />

F. H. Tilemann[?] … 1690“<br />

? (um 1700) Philipp Beyer, Chirurg<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 179: „H. Philipp Beyer, Chirurgus.<br />

Ein Wohnhauß am Marckte, neben H. Doct. Hoffmanns, lehnet denen<br />

Stadtgerichten, fuit H. [D. Telemanns?]“<br />

301


1735 Dorothea Rosina Cröckerin, Buchhändlerin (bzw. –witwe)<br />

Ihr Mann war der Buchhändler und Verleger Johann Rudolph Cröcker, der am 31.<br />

März 1737 verstarb (Vgl. Lütge, Buchhandel, S. 205). Sie führte das Geschäft mithilfe<br />

ihres Faktors Johann Gottlieb Reinhardt weiter.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 179: „Frau Dorothea Rosina Cröckerin (3. Martii<br />

1735)“<br />

1736 (d)/ 1737 (d) Dendrochronologische Datierung der Aufstockung zum Markt; zum Markt hin<br />

angeschleppte Dachfläche<br />

Bauhistorische Untersuchung vom April 1997 (Büro Scherf);<br />

Scherf, Jahrbuch für Hausforschung: Markt 16, S. 117.<br />

(1782-≥1785 Joh. Adrian Cröcker)<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 150: „Joh. Adrian Cröcker (d. 16 Mai 1782)“<br />

(Dieser Eintrag ist unter dem Nachbarhaus (Markt 17) vermerkt, ist aber<br />

auch dort unsicher.)<br />

vor 1802 Johann Gottlieb Reinhardt, Buchhändler und Verleger<br />

Der ehemalige Faktor der Witwe Cröcker übernahm das Haus und das Geschäft und<br />

führte dieses unter dem eingeführten Namen „Cröckersche Handlung“ weiter (Lütge,<br />

Buchhandel, S. 205).<br />

Wiedeburg, Beschreibung, 1785, S. 264: „das Dr. Schmidtische, sonst die<br />

Georgische Apotheke; neben demselben die Kröckerische Buchhandlung,<br />

vormals das Phillip Beierische; darauf das itzige Köhlerische<br />

vorher Reuschische, und noch vorher Gerhardische“<br />

1803-1812(?) Agatha Sophia Reinhardtin, geb. Müllerin, Buchhändlerswitwe<br />

Witwe von Johann Gottlieb Reinhardt.<br />

Sie ist 1809 Patin von Friedrich Heinrich Ferdinand Walz, dem ersten Sohn von<br />

Christian Heinrich Walz, der das Haus 1812 erbte.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 179.<br />

Einwohnerliste 1810 (Steuerliste):<br />

in 232:<br />

„Madame Reinhardt.<br />

Par Terre: Buchladen H. Walz<br />

1te Etage: Madame Reinhardt (1 Weib, 1 Magd); (Jurisdiktion nicht angegeben)<br />

2te Etage: k. A.<br />

3te Etage: H. Doctor Fiedler (1 Mann, 1 Weib) / Academie“<br />

1812-≥1850 Christian Heinrich Walz, Buchhändler<br />

Christian Heinrich Walz ist der Sohn eines Pfarrers aus der Umgebung von Schleiz<br />

und heiratet am 7. April 1806 Friederike Rosine Caroline Reichardtin, die Witwe des<br />

Buchdruckers und akademischen Bürgers Johann Wilhelm Adam Reichardt, eine<br />

geborene Herbst. Die Erbschaft des Hauses erscheint nur über die Patenschaft der<br />

Vorbesitzerin an seinem Sohn erklärbar. Christian Heinrich Walz führte den Buchladen<br />

bereits spätestens im Jahre 1810. Familie Walz wohnte in dieser Zeit im späteren<br />

Haus Markt 11 zur Miete.<br />

Um 1846 geriet Walz in wirtschaftliche Schwierigkeiten und musste die Buchhandlung<br />

einstellen (Lütge, Buchhandel, S. 210). Offenbar wurde sie aber kurze Zeit später,<br />

vielleicht von seinem Sohn Ferdinand Walz, wieder eröffnet. 1854 starb Christian<br />

Heinrich Walz (Kirchenbuch Jena, Bestattungen 1854, S. 194).<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 179: „Walz, Buchhändler (erbl.)“ (1812)<br />

Akte v. 1821, S. 23:<br />

in 232:<br />

Heinrich Walz, Buchhändler, 46 J.;<br />

Ehefrau Friederike Walz, 36 J.;<br />

Kinder:<br />

Emilie Walz, 13 J.,<br />

Ferdinand Walz, 12 J.,<br />

Rosalie Walz, 7 J.,<br />

302


Herrmann Walz, 4 J.;<br />

Rosine Knautin, Magd, 26 J.;<br />

Carl Hochhauser, Lehrling, 16 J.;<br />

Susanne Mayin, 62 J.<br />

Entwurf des Brandkatasters v. 1828:<br />

in 229:<br />

„Herr Buchhändler Christian Heinrich Walz“.<br />

Wohnhaus mit Nebengebäude und Hintergebäude.<br />

Schätzwert gesamt: 626 Taler.<br />

Brandkataster 1835:<br />

in 229:<br />

„Herr Buchhändler Christian Heinrich Walz“.<br />

Wohnhaus mit Nebengebäude, Hintergebäude und Gang.<br />

Schätzwert insgesamt: 1710 Taler.<br />

Einwohnerliste 1846-50:<br />

in 219:<br />

Buchhändler Walz<br />

Eventuell schon Sohn Ferdinand?<br />

Keine Angaben zu Mietern.<br />

≤1854-1886 Ferdinand Walz, Buchhändler<br />

Laut Kirchenbuch Jena, Bestattungen 1886 (S. 213), geb. am 11. 3. 1809, gest. am<br />

21. 7. 1886.<br />

Acta v. 1858, S. 135:<br />

in 219:<br />

Ferd. Walz, Buchhändler (1 Mann, 1 Frau, 1 Mädchen; 1 Magd, 1 Gehilfe/Lehrling)<br />

gesamt: 5 Personen<br />

Adressbuch 1862:<br />

in 219:<br />

Walz, Buchhändler;<br />

Frank, Lic. Th., Privatdocent<br />

Adressbuch 1865:<br />

in 219:<br />

Walz, F., Buchhändler<br />

Adressbuch 1875:<br />

in 219:<br />

Walz, Ferd., Buchhdlr., Firma: Cröckersche Buchhandlung<br />

Adressbuch 1879:<br />

in 219:<br />

Walz, F., Buchhändler<br />

Adressbuch 1881:<br />

in 219:<br />

Walz, Ferd., Privatier;<br />

v. Dopschütz, Lieutnant;<br />

Trötschel, Julius, Tischler;<br />

Eichmann, Anna, Witwe<br />

Adressbuch 1883:<br />

in 219:<br />

Walz, Ferd., Buchhändler;<br />

Trötschel, Jul., Tischler;<br />

Barth, Ludw., Schauspieler;<br />

Bollmann, Frl.;<br />

Salein, Wwe., Handarbeiterin<br />

Adressbuch 1886:<br />

in 219!:<br />

Walz, Ferd.*, Buchhändler;<br />

303


Kröcker´sche Buchhandlung;<br />

Hammerstein, L., Mode- und Manufakturwarengeschäft;<br />

Bollmann, Lina, Frl.;<br />

Ringleb, Bernh., Schutzmann;<br />

Sallein, Aug., Wwe., Wäscherin<br />

1887-≥1914 Julius Herfurth, Tischlermeister<br />

Adressbuch 1887:<br />

in Markt 16:<br />

Herfurth, K., Tischlermstr. (wohnt, Unterlauengasse Nr. 13);<br />

(K. Herfurth ist vermutlich ein zeitgenössischer Druckfehler)<br />

Behrend, A. M., Weißwarengeschäft;<br />

Walz, Buchhändlers-Wwe.;<br />

Bollmann, Lina, Frl.;<br />

Sallein, Aug., Wwe., Handarbeiterin;<br />

John, G., Töpfergeselle<br />

Adressbuch 1889:<br />

Herfurth, J., Tischlermeister;<br />

Behrend, A. M., Weißwarengeschäft;<br />

Schnorr, B., Lagerhalter;<br />

Wackernagel, E., Maurer<br />

Adressbuch 1893:<br />

Herfurth, J., Tischlermeister;<br />

Herscovicz, Spielwaren-Bazar (Inh.: Berl);<br />

Wackernagel, E., Maurer;<br />

Wünsch, Adolf, Maler<br />

Bauakte Markt 16:<br />

bauliche Veränderungen im Haus (Kamine, Treppenhaus)<br />

Adressbuch 1895:<br />

Herfurth, J., Tischlermeister;<br />

Berl, Spielwaren-Bazar;<br />

Wackernagel, E., Maurer;<br />

Grundmann, Anna, Wäscherin<br />

Bauakte Markt 16:<br />

Umbau Laden/Schaufenster zum Markt<br />

Adressbuch 1897:<br />

Herfurth, J., Tischlermeister;<br />

Berl, Spielwaren-Bazar;<br />

Wackernagel, E., Maurer;<br />

Adressbuch 1899:<br />

Herfurth, J., Tischlermeister;<br />

Wackernagel, E., Maurer;<br />

Remde, Reinh., Arbeiter;<br />

Nagel, Emmeline, Wwe.<br />

Adressbuch 1900, 1901:<br />

Herfurth, J., Tischlermeister;<br />

Wackernagel, E., Maurer;<br />

Nagel, Emmeline, Wwe.;<br />

Nagel, Paul, Mechaniker<br />

Adressbuch 1902, 1904:<br />

Herfurth, J., Tischlermeister;<br />

Wackernagel, Friederike, Wwe.;<br />

Reppe, Johanne, Privatiere<br />

Adressbuch 1905, 1906, 1907, 1908, 1909:<br />

Herfurth, J., Tischlermeister;<br />

Reppe, Johanne, Privatiere<br />

Adressbuch 1910, 1911, 1912:<br />

304


Herfurth, J., Tischlermeister;<br />

Reppe, Johanne, Privatiere;<br />

Stockmann, Walter, Kaufmann<br />

Adressbuch 1913, 1914:<br />

Herfurth, J., Tischlermeister;<br />

Herfurth, Otto, Tischlermeister;<br />

Herfurth, Paul, Tischlermeister;<br />

Reppe, Johanne, Privatiere<br />

305


Markt 17<br />

(1519 Dictus Willung?)<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 279), Benediktus (Dictus) Willung, 1487-1520 erwähnt;<br />

Haus am Markt, Grundbesitz zum Teil von Hans Hille geerbt; Besitzfolger 1526 Asmus<br />

Harre; besitzt auch Backofen und Haus im Nonnensack; wird auch Schalleuner<br />

oder Schaluner (das ist ein Hersteller ärmelloser Mäntel = Schalunen oder aber<br />

nach dem Pfälz. WB ein Schalk, Gauner, F. R.) genannt; steht 1519 nach dem Wert<br />

des Grundbesitzes an 17. Stelle.<br />

Schwörbuch v. 1519, S. 123: „Sein Haus ist marck recht und gehet vom<br />

gerichte zu lehen“, zahlt für Grundbesitz und fahrende Habe.<br />

≤1526-≥1547 Asman/Asmus Harre, Tuchmacher<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 104), Asman (Erasmus, Asmus) Harre, 1502-1547 erwähnt;<br />

Tuchmacher; Haus auf dem Markt; nach dem Wert des Grundbesitzes<br />

kommt er 1526 an sechster Stelle, 1547 an dritter Stelle; Schwiegersöhne sind Philipp<br />

von Herden (Tochter Ursula heiratet 1548 Philipp von Herden) und Stephan<br />

Clausbeck; Ratsmann; von Walpurgis 1535 bis Walpurgis 1536 wohnt D. Hieronimus<br />

Schurf in seinem Haus.<br />

Schwörbuch v. 1526, S. 125: „Sein Hauß ist marcktrecht“.<br />

Schwörbuch v. 1533, S. 138: „Sein Haus Ist marckrecht zinst nichts“.<br />

Schwörbuch v. 1540, S. 128: „Sein Wonhaus am Margt neben Simon<br />

Winkler Ist Margtrecht zinst nichts“, zahlt für fahrende Habe.<br />

In der Türkensteuer von 1542 ist das Wohnhaus mit 300 Schock angeschlagen.<br />

A. Harre beschäftigt 1542 einen Tuchknappen, einen Hausknecht<br />

und eine Magd (die maximal genannte Zahl von Dienstleuten am<br />

Markt), 1547 nur eine Magd. Er ist insgesamt mit 2268 Schock angeschlagen<br />

und liegt damit an 3. Stelle der unter dem Marktbezirk aufgeführten<br />

40 Hausbesitzer.<br />

Schwörbuch v. 1547, S. 114: „Sein wonhaus neben Andres Heckler Ist<br />

Marckrecht zinst nichts“, zahlt auch für ein Haus in der Leutragasse und<br />

die „farb und mithäuser sampt dem Rehmen bey der thonnen mühl“ und<br />

für fahrende Habe.<br />

≤1554-≥1556 Stephan Clausbeck, Fischer?<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 143), 1537-1599 erwähnt; Schwiegersohn von Asman<br />

Harre; seit 1552 Haus in der Lauengasse, dazu ein Fischwasser und Grundbesitz,<br />

seit 1572 Haus in der Brüdergasse und auf dem Heinrichsberg; steht mit dem Wert<br />

des Grundbesitzes 1557 an achter Stelle; wird auch Steffan Gansaug, der Fischer<br />

genannt; 1538 ist er Student in Leipzig, erhält Geldstiftung als Student; am 7. 2.<br />

1568 wird er aus dem Gefängnis entlassen, in das er wegen seines Briefes über die<br />

religiösen Zustände gekommen war; er stirbt 1599, seine Tochter Anna Zahn erbt<br />

seinen Grundbesitz.<br />

Stubentaxe v. 1554/Taxierung der (an Studenten) vermietbaren Stuben:<br />

eine Hinterstube, eine Kammer auf 5fl. taxiert.<br />

Schwörbuch v. 1556, S. 143: „sein Wohnhaus neben Andres Hecklers Erben“,<br />

zahlt für fahrende Habe.<br />

306


≤1572-≥1585(1592?) Martin(us) Müller, Jurist (?), Bürgermeister<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 189), Martin Müller, 1552-1592 erwähnt; wird 1564-<br />

1566, 1570-1572 , 1574, 1585, 1592 als Bürgermeister genannt; besitzt auch Haus<br />

in der Brüdergasse, Kellerhaus in der Jenergasse, 3 Mietshäuser am Holzmarkt;<br />

nach dem Wert des Grundbesitzes steht er 1556 an zwanzigster Stelle; ist auch als<br />

Kämmerer, Baumeister, Hüttenmeister und Stadtrichter erwähnt.<br />

Nach Schmeizel, Chronik (S. 11,) ist 1551 „der studiosus iuris Martin Müller von<br />

Leisnick bürtig, zum Ratsherrn erwählt worden, und weil er seine studia absolvieren<br />

wollen, hat er sich immatriculieren laßen und ist 1564 Bürgermeister worden“.<br />

Nach Schmeizel, Chronik (S. 26), war Martin Müller 1565 Leiter des damals in besonderer<br />

Blüte stehenden collegium musicum.<br />

Nach Schmeizel, Chronik (S. 41), starb Müller 1592 und wurde von je zwei Vertretern<br />

der Universität, des Rates und des collegium musicum zu Grabe getragen.<br />

Schwörbuch v. 1572, S. 227: „Sein Wonhaus neben der Bürg. Winklern<br />

ist margkrecht“, zahlt für fahrende Habe und Hüterlohn.<br />

Schwörbuch v. 1585, S. 238: ist er ohne weitere Angaben zu Haus und<br />

Steuern erwähnt („vide das alte Buch“). Vielleicht ist er als Bürgermeister<br />

steuerfrei?<br />

? Dr. (Zacharias) Pruschenckens, Juraprofessor<br />

Wahrscheinlich Zacharias Prüschenck von Lindenhoven,<br />

Laut Günther, Lebensskizzen (S. 58), geb. am 19. Januar 1610 in Sulzbach in der<br />

Pfalz, Studium in Altdorf und Jena, 1635 in Jena Doktor und Professor der Rechte,<br />

sowie Hofgerichtsassesor. 1641 wurde er unter dem Namen „der Fördernde“ Mitglied<br />

der „Fruchtbringenden Gesellschaft“, 1645 herzoglich weimarischer Rat und<br />

Statthalter des Fürstentums Eisenach. Er starb 1679.<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 402, Güterbuch v. 1669, S. 575, Ratsgüterbuch<br />

v. 1686, S. 146.<br />

(1666)-1672 Maria Chemnitius, Witwe von Dr. Christian Chemnitius<br />

Christian Chemnitius (1615-1666), seit 1653 Prof. der Theologie in Jena (GdUJ, Personenregister).<br />

Laut Günther, Lebensskizzen (S. 20) stammt Chemnitius aus Königsfeld bei Rochlitz<br />

und war Sohn eines Predigers. Er besuchte die Schule in Zeitz, dann die Universitäten<br />

Leipzig und Jena, wurde in Jena 1637 Magister der Philosophie und las über<br />

hebräische, syrische und griechische Sprache. 1638 wurde er Rektor der Stadtschule<br />

in Jena, 1634 Diakonus in Weimar. 1652 erhielt er die theologische Doktorwürde<br />

der Universität Jena wurde Professor und 1654 Superintendent.<br />

Porträt in Sammlung der Universität vorhanden.<br />

Laut Beier, Architectus (S. 82), steht „am Hause D. Christiani Chemnitii P. P. Witben,<br />

erkaufft von Hn. Friedrich Hordleders Eydam, D. Zacharia Prüschencken P. P. (stehet)<br />

das Distichon, gemacht von D. Friderico Widebramo P. P.<br />

Traivere patres, simul hinc transibimus omnes:<br />

In coelo patriam, qui bene transit, habet.<br />

Das ist: `Wir haben hier keine bleibende Stätte, die zukünfftige suchen wir.´ Ebr. 13.<br />

v. 14.<br />

Aus dieser Welt immer hin fort,<br />

Im Himmel ist der beste Ort.“<br />

Ein Ölgemälde mit dem Porträt von Christian Chemnitius befindet sich in der Friedenskirche.<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 402: „D. Christian Chemnitij Witbe.<br />

Ein Wohnhauß neben M. Stahls Wittben, F. D. Prüschenkens, lehnt den<br />

Gerichten, zinst nichts, ist Marckrecht.“<br />

Wird veranschlagt für das Haus mit 166 1/3 Schock für das Haus.<br />

Güterbuch v. 1669, S. 575: „Ehr D. Christiani Chemnitiy, P. P. undt Superintendenten<br />

W.<br />

Ein Wohnhauß am Marckte neben Salomon Grunerts E., l. den F. Stadtgerichten,<br />

zinßet nichts, ist Marckrecht, F. D. Pruschenckens.“<br />

307


Sie besitzt an Grundstücken insgesamt 8 Acker (ca. 2,3 ha), davon 4,25<br />

Acker Weinwachs, 2 Acker Wiese, 1,75 Acker Artfeld.<br />

1672 J. Sophia Chemnitius<br />

Güterbuch v. 1669, S. 576: „J. Sophia Chemnitien.<br />

Fr. Maria Chemnitien, Doctorin W. giebet es (wahrscheinlich das Vorgeschoss,<br />

F. R.) vor ihre Tochter noch, den 5 Martiy 1672.“<br />

Das Haus wird hier nicht erwähnt, nur Grundstücke; es ist aber zu vermuten,<br />

dass ihr auch dieses gehört.<br />

? Samuel Chemnitius, Physicus in Eilenburg<br />

Güterbuch v. 1669, S. 577: „H. D. Samuel Chemnitziy, Physicy zu Eilenburg“<br />

Das Haus ist auch hier nicht erwähnt, nur einige Grundstücke. Bei den<br />

Grundstücken ist Fr. Sophia Chemnitius, wahrscheinlich seine Schwester,<br />

als Nachfolger genannt.<br />

1686/87 Johann Probst, Fürstl. Landrentmeister<br />

Das Grabmal für Johann Probst befindet sich auf dem Johannisfriedhof (Abb.<br />

63/64). Vgl. dazu Traeger, Johannisfriedhof (S. 38f). Johann Probst lebte von 1642<br />

bis 1704. Laut Traeger, Johannisfriedhof (S. 38f) wirkte er 20 Jahre als Rentmeister<br />

in Jena, Arnstadt und Römhild. Anschließend sechs Jahre als Kammerkonsulent von<br />

Sachsen-Gotha. Seine Frau Sophia war eine geborene Chemnitius. Johann Probst ist<br />

daher Schwiegersohn von Christian Chemnitius.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 146: „H. Johann Probst, Fürstl. Landrentmeister.<br />

Ein Wohnhaus am Marckte neben H. Hoff Rath Linckern, L. den Fürstl.<br />

Stadtgerichten, zinßet nichts, Ist Marckrecht<br />

F. Doctor Pruschenckens oder H. Doct. Chemnity“<br />

Geschossbuch v. 1687, S. 278.<br />

veranschlagter Hauswert: 166 2/3 Schock (seit dem letzten Anschlag gestiegen)<br />

1690-(1736?) Prof. Brückner, Juraprofessor<br />

Wilhelm Hieronymus Brueckner (1656-1736), seit 1690 Prof. d. Rechtswissenschaft<br />

in Jena (GdUJ, Personenregister).<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 146, vgl. auch S. 150: „hab. H. Prof. Brückner,<br />

Mich.[?] 1690.<br />

Ein Wohnhaus am Marckten neben H. Lieut. Linckern und H. Prof. [Hebenstreiten],<br />

lohnen Stadtgerichten, zinßet nichts, ist Marckrecht, F.<br />

Renthmeister Probsten. Mich. 1690.“<br />

(? Diacon Musaeus)<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 150.<br />

(etwas unsichere Zuordnung)<br />

(1782 Joh. Adrian Cröcker)<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 150: „Joh. Adrian Cröcker (d. 16 Mai 1782)“<br />

(etwas unsichere Zuordnung, event. Hinterhaus oder auch Nachbarhaus<br />

Markt 16)<br />

?-≥1785 Christian Jacob Köhler, Materialist (Kaufmann)<br />

Geschossbuch v. 1686, S. 146: „emit. H. Materialist Christian Jacob Köhler“<br />

Wiedeburg, Beschreibung, 1785, S. 264: „die Kröckerische Buchhandlung,<br />

vormals das Phillip Beierische; darauf das itzige Köhlerische vorher<br />

Reuschische(?), und noch vorher Gerhardische(?): und am Eck<br />

das noch gegenwärtige Tympische, vorher Hebenstreitische, welches<br />

noch der G. R. v. Lynker erbaut hat“<br />

(eventuell schon Nachfolger Paul August Jacob Köhler gemeint)<br />

≤1810 Paul Aug. Jacob Köhler, Kaufmann<br />

Einwohnerliste 1810:<br />

in 233:<br />

308


„H. (Paul Aug. Jacob) Kaufmann Köhler.<br />

Par Terre: eine Familie von fünf Persohnen (1 Mann, 1 Weib, 2 Söhne (9<br />

u. 12 J.), 1 Tochter (23 J.), 1 Knecht, 1 Magd), anjezt kein Gewerbe /<br />

St.rath, den Knecht bis Michaeli weil ich dann dergl. Arbeit durchs Tagelohn<br />

verrichten laße<br />

1te Etage: k. A.<br />

2te Etage: k. A.<br />

3te Etage: k. A.<br />

4te Etage: drey Persohnen (1 Weib, 1 Sohn (3 J.), 1 Tochter (25 J.)), Aufwärtin<br />

d. Studenten / St.rath, zieht auf Mich. d. J. aus den Hauße<br />

Hinterhaus: ist keins vorhanden“<br />

1819-1825? Carl Jacob Reinhardt, Student<br />

Geschossbuch v. 1686, S. 146: „Der Student H. Carl Jacob Reinhardt von<br />

der Mutter Cathar. Barbar. Köhlerin 1819 kaufte“<br />

Kaufprotokolle, S. 151: „Reinhardt, der Student H. Carl allhier erhält an<br />

Zahlungs Statt von seiner Mutter Cathar. Barb. Köhlerin [hier]<br />

Ein Wohnhauß auf dem Marckte [M] II. 146.-tax. 1500 rt. …“<br />

Akte v. 1821, S. 23:<br />

in 233:<br />

Jacob Reinhardt, 23 J.;<br />

August Köhler, Materialist[?], 66 J.;<br />

Ehefrau Barbara Köhler, 54 J.;<br />

Tochter Johanne Köhler, 30 J.;<br />

Christoph Martin, Knecht, 26 J.;<br />

Friederike Eismann, Magd, 23 J.<br />

1825-1848 Friedrich Maucke, Buchhändler<br />

Friedrich Georg Maucke, geb. am 30. Mai 1781, ist der Sohn von Johann Michael<br />

Maucke, des bedeutendsten Buchdruckers der Zeit um 1800 in Jena. Nach Lütge,<br />

Buchhandel (S. 193ff), war er eigentlich auch Drucker und vor allem Verleger. Als<br />

Buchhändler wird er bei Lütge nie genannt. Da seine Ehe kinderlos blieb, adoptierte<br />

er Oskar Hermann Schenck, der dann als Hermann Maucke das Geschäft weiter betrieb.<br />

Friedrich Maucke gehört zu den Erstunterzeichnern des Gründungsdokuments<br />

des Börsenvereins.<br />

Geschossbuch v. 1686, S. 146: „Der Buchhändler Herr Friedrich Maucke<br />

1825 käufl.“<br />

Entwurf des Katasters zur Brandversicherung 1828:<br />

in 230(!),<br />

„Herr Buchhändler Friedrich Maucke“.<br />

Wohnhaus mit bewohnbarem Seitengebäude und Schuppen.<br />

Schätzwert gesamt: 3248 Taler.<br />

Brandkataster 1835:<br />

in 230:<br />

„Herr Buchhändler Friedrich Maucke“.<br />

Wohnhaus mit bewohnbarem Seitengebäude und Schuppen. Schätzwert<br />

insgesamt: 8435 Taler.<br />

Das ist der höchste Schätzwert/Versicherungswert eines Markthauses.<br />

Einwohnerliste 1846-50:<br />

in 220:<br />

„Buchhändler Mauke, sen.“, weitere Bewohner:<br />

1846: Buchhändl. Mauke, jun.; Verw. Prof. Klein; Geh. Hofr. Bachmann;<br />

Witwe Ratz<br />

1847: Buchhändler Mauke; Verwitw. Prof. Klein; G. Hofrichter Bachmann;<br />

Witwe Ratz<br />

1848: Herr G. H. Bachmann; Fr. Prof. Klein; Witwe Ratz u. Sohn<br />

1849/50: k. A.<br />

309


≤1858-≥1875 Hermann Maucke, Buchhändler, Druckereibesitzer<br />

Akte von 1858, S. 135:<br />

in 220:<br />

Buchhändler Herm. Maucke (3 Familienangehörige, 1 Dienstleute)<br />

Sekretärswitwe Rieck (5 Familienangehörige)<br />

Kupferstecher Franz Ratz (2 Familienangehörige)<br />

im gesamten Haus 11 Personen in 3 Haushalten<br />

Adressbuch 1862:<br />

in 220:<br />

Maucke, H., Verlagsbuchhändler;<br />

Matthiä, Dr., Privatgelehrter;<br />

Ratz, Kupferstecher;<br />

Vermehren, Dr., Prinzenlehrer<br />

Adressbuch 1865:<br />

in 220:<br />

Maucke, Dr. H., Verlagsbuchhdlr. u. Buchdruckereibesitzer;<br />

Matthiä, Dr. B., Privatgelehrter;<br />

Vermehren, Dr. M., Professor;<br />

Ratz, F., Kupferstecher;<br />

Görwitz, P., Buchhändlerlehrling<br />

Adressbuch 1875:<br />

in 220:<br />

Maucke, Herm., Commissionsr., Buchhdlr. u. Buchdruckereibesitzer<br />

≤1877-≥1881 August Neuenhahn, Buchdruckereibesitzer<br />

Historische Bauakte Markt 17:<br />

1877 Hinterhaus für Buchdrucker Neuenhahn umgebaut<br />

Adressbuch 1879:<br />

in 220:<br />

Neuenhahn, Aug., Buchdruckereibesitzer<br />

Adressbuch 1881:<br />

in 220:<br />

Neuenhahn, A., Buchdruckereibesitzer und Redakteur;<br />

Vermehren, M., Gymn.-Prof.;<br />

Ausfeld, K., pens. OAGRath<br />

≤1883-≥1889 Clara Neuenhahn, Buchdruckereibesitzerswitwe<br />

Adressbuch 1883:<br />

in 220:<br />

Neuenhahn, Buchdruckereibesitzers-Wwe.;<br />

Neuenhahn, A., Buchdruckerei, Expedition der Jenaischen Zeitung;<br />

Klink, Franz, Steuerendant;<br />

Harmening, Ernst, Dr., Rechtsanwalt;<br />

Rüsser, Wwe.<br />

Adressbuch 1886:<br />

in 220:<br />

Neuenhahn, Kl., Buchdruckereibesitzers-Wwe. (Mitinhaberin);<br />

A. Neuenhahn, Buchdruckerei, Expedition der Jenaischen Zeitung;<br />

Lenz, Franziska, Wwe., Näherin;<br />

Röber, Fanny, Kaufmannsgattin;<br />

Passarge, Ant., Buchhandlungsbesitzer (Geschäft in Nr. 225);<br />

Hennicke, Theod., Pianofortehändler;<br />

Hennicke, Ernestine, Gastwirthswitwe;<br />

Schneider, Amalie, Wwe.;<br />

Schneemann, Frz., Klempnergesell;<br />

Gliesch, Gust., Schuhmachermstr.<br />

Adressbuch 1887:<br />

in Markt 17!:<br />

310


Neuenhahn, Clara, Buchdruckereibesitzers-Wwe.;<br />

Neuenhahn, G. Buchdruckerei, Verlagsbuchhandlung, Expedition der Jenaischen<br />

Zeitung ( Inhaber Dr. Gust. Neuenhahn, Johannisplatz 10);<br />

Passarge, Ant., Verlagsbuchhändler (i. Fa. Frommannsche Buchhdlg., Anton<br />

Passarge, Geschäft: Markt 19);<br />

Lückert*, G., Sporteleinnehmer;<br />

Hennicke, Theod., Pianofortehändler;<br />

Fuchs, Franz., Porzellanmalers-Wwe.;<br />

Dölz, K., Wärter a. d. Irrenanstalt;<br />

Leppel, Frdr., Oekonom;<br />

Pfaff, E., Markthelfer<br />

Adressbuch 1889:<br />

Neuenhahn, Clara, Buchdruckereibesitzers-Wwe.;<br />

Neuenhahn, G. Buchdruckerei, Verlagsbuchhandlung, Expedition der Jenaischen<br />

Zeitung;<br />

Lückert, G., Sporteleinnehmer;<br />

Fuchs, Franz., Porzellanmalers-Wwe.;<br />

Scheide, F., Arbeiter;<br />

Richter, C., Seilermeister und Roßhaarspinnerei (Laden nach dem Markt,<br />

Hauseingang Unterm Markt Nr. 1)<br />

≤1890-1912 Adolf Behrendt, Kaufmann<br />

Historische Bauakte Markt 17:<br />

1890 neue Fassade des Hauses für Kaufmann Behrendt<br />

Adressbuch 1893:<br />

Behrendt, Adolf, Kaufmann (Weißwarengeschäft);<br />

Gärtner, Julius, Lehrer;<br />

Hädrich, Franz, Tischler;<br />

Hädrich, Clara, Leichenfrau;<br />

Baumann, Karl, Optiker;<br />

Schlegel, R., Wwe.;<br />

Richter, C., Seilermeister und Roßhaarspinnerei (Laden nach dem Markt,<br />

Hauseingang Unterm Markt Nr. 1)<br />

Adressbuch 1895:<br />

Behrendt, Adolf, Kaufmann (Weißwarengeschäft);<br />

Gärtner, Julius, Lehrer;<br />

Baumann, Karl, Optiker;<br />

Born, Georg, Kaufmann;<br />

Müller, Aug., Lehrer;<br />

Weiser, Frl., Geschwister;<br />

Richter, C., Seilermeister und Roßhaarspinnerei (Laden nach dem Markt,<br />

Hauseingang Unterm Markt Nr. 1)<br />

Adressbuch 1897:<br />

Behrendt, Adolf, Kaufmann (Weißwarengeschäft);<br />

Gärtner, Julius, Lehrer;<br />

Staffel, Aug., Postsekretär a.D.;<br />

Hempel, Louis, Töpfer;<br />

Knabe, Gustav, Stellmacher;<br />

Braunschweig, Auguste, Wwe.;<br />

Braunschweig, Johann, Arbeiter;<br />

Richter, Ida, Wwe., Material- u. Seilerwarenhandlung (Laden nach dem<br />

Markt, Hauseingang Unterm Markt Nr. 1)<br />

Historische Bauakte Markt 17:<br />

Entwässerungsbauten und Fassadenumbau für Behrendt<br />

Adressbuch 1899:<br />

Behrendt, Adolf, Kaufmann (Weißwaren-, Herren- u. Damengarderobegeschäft,<br />

Lager von Haus- u. Küchengeräten);<br />

311


Gärtner, Julius, Lehrer, Stadtkirchner;<br />

Staffel, Aug., Postsekretär a.D.;<br />

Lemser, Rich., Arbeiter;<br />

Lemser, Frau, Hebamme;<br />

Braunschweig, Auguste, Wwe.;<br />

Braunschweig, Johann, Arbeiter;<br />

Richter, Ida, Wwe., Material- u. Seilerwarenhandlung (Laden nach dem<br />

Markt, Hauseingang Unterm Markt Nr. 1)<br />

Adressbuch 1900:<br />

Behrendt, Adolf, Kaufmann (Weißwaren-, Herren- u. Damengarderobegeschäft,<br />

Lager von Haus- u. Küchengeräten);<br />

Gärtner, Julius, Lehrer, Stadtkirchner;<br />

Harz, Emil, Arbeiter;<br />

Lemser, Rich., Arbeiter;<br />

Lemser, Frau, Hebamme;<br />

Braunschweig, Johann, Arbeiter;<br />

Richter, Ida, Wwe., Material- u. Seilerwarenhandlung (Laden nach dem<br />

Markt, Hauseingang Unterm Markt Nr. 1)<br />

Adressbuch 1901, 1902:<br />

Behrendt, Adolf, Kaufmann (Weißwaren-, Herren- u. Damengarderobegeschäft,<br />

Lager von Haus- u. Küchengeräten);<br />

Gärtner, Julius, Lehrer;<br />

Brand, Emil, Kaufmann;<br />

Giese, Paul, Arbeiter<br />

Adressbuch 1904:<br />

Behrendt, Adolf, Kaufmann, Warenhaus;<br />

Giese, Paul, Arbeiter;<br />

Uhrl, Richard, Arbeiter;<br />

Zipf, Otto, Arbeiter;<br />

Zipf, Wilhelmine, Aufwärterin;<br />

Liebold, Emma, Wwe.;<br />

Münzer, Pauline, Geschiedene<br />

Adressbuch 1905:<br />

Behrendt, Adolf, Kaufmann, Warenhaus;<br />

Uhrl, Richard, Arbeiter;<br />

Zipf, Otto, Arbeiter;<br />

Zipf, Wilhelmine, Aufwärterin;<br />

Liebold, Emma, Wwe.;<br />

Münzer, Pauline, Geschiedene<br />

Adressbuch 1906:<br />

Behrendt, Adolf, Kaufmann, Warenhaus;<br />

Liebold, Emma, Wwe.;<br />

Münzer, Pauline, Geschiedene;<br />

Giese, Paul, Buchbinder;<br />

Wolff, Nathan, Kaufmann<br />

Adressbuch 1907:<br />

Behrendt, Adolf, Kaufmann, Warenhaus;<br />

Giese, Paul, Buchbinder;<br />

Walther, Katharine, Wwe., Lehranstalt für Damenmoden;<br />

Kluge, Erich, Techniker;<br />

Apel, Otto, Glasarbeiter<br />

Adressbuch 1908:<br />

Behrendt, Adolf, Kaufmann, Warenhaus;<br />

Giese, Paul, Buchbinder;<br />

Walther, Katharine, Wwe., Lehranstalt für Damenmoden;<br />

Kluge, Erich, Techniker;<br />

312


Kalisch, Andreas, Arbeiter<br />

Adressbuch 1909:<br />

Behrendt, Adolf, Kaufmann, Warenhaus;<br />

Giese, Paul, Buchbinder;<br />

Walther, Katharine, Wwe., Lehranstalt für Damenmoden;<br />

Kalisch, Andreas, Arbeiter<br />

Adressbuch 1910:<br />

Behrendt, Adolf, Kaufmann, Warenhaus;<br />

Giese, Paul, Buchbinder;<br />

Walther, Katharine, Wwe., Lehranstalt für Damenmoden<br />

Historische Bauakte Markt 17:<br />

Bauerlaubnis für Gebäudeteil zur Oberlauengasse hin<br />

Adressbuch 1911:<br />

Behrendt, Adolf, Kaufmann, Warenhaus;<br />

Behrendt, Arthur, Kaufmann;<br />

Giese, Greta, Wwe.;<br />

Walther, Katharine, Wwe., Lehranstalt für Damenmoden<br />

Adressbuch 1912:<br />

Behrendt, Adolf, Kaufmann, Warenhaus;<br />

Behrendt, Arthur, Kaufmann;<br />

Altmann, Georg, Zahntechniker;<br />

Giese, Greta, Wwe.;<br />

Krüger, Albin, Lagerhalter<br />

1913-≥1914 Behrendts Erben<br />

Adressbuch 1913:<br />

Behrendts Erben<br />

Behrendt, A. M. (Off. H.-G.) Warenhaus;<br />

Spittel, Wilhelm, Kinobesitzer;<br />

Giese, Greta, Wwe.<br />

Adressbuch 1914:<br />

Behrendts Erben<br />

Behrendt, A. M. (Off. H.-G.) Warenhaus;<br />

Spittel, Wilhelm, Kinobesitzer;<br />

Giese, Greta, Wwe.;<br />

Schabinsky, Bruno, Mechaniker<br />

313


Unterm Markt 1<br />

(1514)1519-1540 Die alte Bartel Ziroldin, Gerberwitwe<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 293), Bartel(1) Zirold, 1497-1514 erwähnt; Gerber; Haus<br />

in der Jenergasse zum grünen Schild, Gerbhaus; als Ratsmann erwähnt; Jacob(1) ist<br />

sein Bruder; Söhne: Martin, Bartel(2), alt Hans.<br />

Seine Witwe Dorothea, die alte Bartel Ziroldin, 1514-1540 erwähnt; Haus am<br />

Markt, Haus in der Jenergasse, zwei Gerbhäuser, Grundbesitz.<br />

Die Familie Zirold wird in Jena zwischen 1481 und 1612 erwähnt. Ihre Mitglieder<br />

gehören zu den reichsten und einflussreichsten Bürgern der Stadt.<br />

Schwörbuch v. 1519, S. 106: „Ir Hauß ist marckrecht“, zahlt für 2 Gerbhäuser,<br />

1 Haus in der Jenergasse, fahrende Habe, einige Grundstücke.<br />

(Schwörbuch v. 1526: Die Bartel Ziroldin wird nicht aufgeführt. Eventuell<br />

ist Johann/Hans Zirold der Junge (Schwörbuch v. 1526, S. 129) hier<br />

zu verorten: „Sein Hauß ist marcktrecht zinst nichts“; möglicherweise<br />

hat er sein Haus aber auch am Kreuz, wo er später verzeichnet ist.<br />

Nach Apel, Einwohner, S. 294: Hans der Junge(2) Zirold, 1526-52 erwähnt;<br />

Gerber?; Sohn des Jacob (1); hat 1542 und 1547 den größten Grundbesitz<br />

und steht 1540 und 1547 nach dem Werte an erster Stelle; hat 1527 Besitz<br />

von der Agnes Wilden und 1547 von der Paul Sachsen; Tochter Martha ist<br />

die erste Frau des Johann Packmeister; besitzt neben den Häusern am<br />

Markt 2 Häuser in der Johannisgasse, 3 Häuser am Kreuz, 1 Lohhaus,<br />

Scheune mit Siedelhof am Holzmarkt, Zinsen aus der Weidigsmühle; wird<br />

als Richter, Schützenmeister, Oberkämmerer, Geleitsmann erwähnt. Er<br />

überreicht dem zurückkehrenden Herzog Johann Friedrich I. 1552 die Geschenke<br />

der Stadt.<br />

Hat auch 1557 den größten und wertvollsten Grundbesitz.<br />

1526 hat er noch nicht viel Grundbesitz.<br />

Schwörbuch v. 1533: Die Bartel Ziroldin wird nicht aufgeführt. Eventuell<br />

Johann/Hans Zirold (Schwörbuch v. 1533, S. 122): „Sein Haus samt<br />

dem miethaus daran ist marckrecht“.)<br />

Schwörbuch v. 1540, S. 130: „Ir Wonhaus am Margt neben Asman Harren<br />

gehet vom gericht Zu lehen zinst nichts“, zahlt für fahrende Habe.<br />

1542 Merten/Martin Zirold, Gerber (?)<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 294), 1533-1542 erwähnt; Gerber?; auf dem Markt, Sohn<br />

der alten Bartel Ziroldin; Grundbesitz von Vater Bartel(1); 1542 als Ratsmann erwähnt.<br />

In der Türkensteuer von 1542 ist das Wohnhaus mit 200 Schock angeschlagen.<br />

M. Zirold beschäftigt 1542 eine Magd und hält 3 Kühe. Er ist<br />

insgesamt mit 478 Schock angeschlagen und liegt damit an 21. Stelle der<br />

unter dem Marktbezirk aufgeführten 40 Hausbesitzer.<br />

1547 Andres Heckler, Gerber (?)<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 108), 1547-1554 erwähnt; Gerber?; treibt Handel; er besaß<br />

wohl 2(?) Häuser am Markt und ein Gerbhaus; Besitzfolger ist Jung Hans<br />

Schmidt, der die Tochter Katharina heiratet.<br />

314


Schwörbuch v. 1547, S. 116: „Sein wonhaus neben Asman Harre lehent<br />

vom gericht zinst nichts Ist Marckrecht, 1 Häuslein daran gelegen ist<br />

auch Marckrecht, 1 gerbhaus an der Sahl, 1 Haus und gartlein in der<br />

zwezengasse“, zahlt für fahrende Habe, Handel und Braugeschoss.<br />

1556 Die Andres Hecklerin<br />

Schwörbuch v. 1556, S. 144: „ein Wohnhaus neben Steffan Clausbeck an<br />

der Ecke“, zahlt für fahrende Habe und Handel.<br />

(1569) 1572 Jung Hans Schmiedt, Gerber<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 235), Hans(7) Schmidt, 1552-1585 erwähnt; Gerber; Sohn<br />

von Hans(5); Schwiegersohn von Andres Heckler; hat auch ein neues Haus in der<br />

Saalgasse und ein Gerbhaus, seit 1572 Haus auf dem Markt, 1585 Haus in Nollendorf<br />

und halbes Haus in der Jenergasse; erbte vor 1569 mit seiner Frau Katharina,<br />

Andres Hecklers Tochter.<br />

Schwörbuch v. 1572, S. 230: „Sein Wonhaus neben Marttin Müller ist<br />

margkrecht, idem 1 Miethäuslein ahm Wohnhause ist auch margkrecht“,<br />

zahlt für Handwerk und fahrende Habe.<br />

≤1668-≥1669 Salomon Gruner(t)s Witwe und Erben, Buchhändlerswitwe<br />

Laut Lütge, Buchhandel (S. 40f), ist Salomon Gruner in Jena zwischen 1593 und<br />

1625 überliefert. Er ist wie Wipprecht Buchhändler und übernimmt mit ihm und<br />

Martin Brehme die Buchhandlung Jacob Trösters, die aus der ehemaligen Handlung<br />

Conrad Königs zum Vertrieb der Jenaer Lutherausgabe hervorgegangen war. Neben<br />

seiner Tätigkeit als Sortimentsbuchhändler betrieb Gruner auch einen umfangreichen<br />

Verlag.<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 404: „Salamon Gruners Wittben Erben.<br />

Ein Hauß neben D. Chemnitij Wittben undt an der Ecken des Marckts gelegen,<br />

sindt vor diesem drey Häuser gewesen, lehnt den Gerichten, ist<br />

Marckrecht undt ist dem Casten mit 30 f verschrieben.“<br />

Wird veranschlagt fürs Haus mit 200 Schock.<br />

Güterbuch v. 1669, S. 579: „Salomon Grunerts E.<br />

Ein Wohnhauß am Marckte an der Ecken undt neben H. D. Chemnitiy W.,<br />

seind vor dießen 3 Häußer geweßen, l. den F. Stadtgerichten, zinßet<br />

nichts, ist Marckrecht, Ist dem Gotteskasten mit 30f verschrieben.“<br />

Seltsamerweise sind hier und 1668 überhaupt keine Grundstücke erwähnt!<br />

Als Nachbesitzer ist Lincker erwähnt.<br />

? (vor 1684) Peter Brößel, Buchhändler<br />

Wohl Peter Prösel, der laut Spangenberg, Handbuch (S. 169), Buchhändler war und<br />

am 26. 9. 1684 gestorben ist.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 151.<br />

1686/87 Nicolaus Christoph Lincker, Juraprofessor<br />

Laut ADB, Bd. 19 (1884), S. 737f: Nikolaus Christoph Reichsfreiherr von Lyncker/Lincker<br />

war Herr auf Dammer in Schlesien, Erbherr zu Flurstädt und auf Kötschau<br />

im Stifte Merseburg, kaiserlicher Reichshofrat und staatsrechtlicher Schriftsteller<br />

(geb. 1. 4. 1643 in Marburg, gest. 28. 5. 1726 in Wien). Er gilt als Begründer<br />

der protestantischen reichsfreiherrschaftlichen Linie seines Geschlechts. Nach Besuch<br />

des Gießener Gymnasiums bezog er mit 16 Jahren (1659) die Jenaer und im<br />

Jahr darauf die Gießener Universität. Nach vollendeten Rechtsstudien erhielt er<br />

1664 die Licentiatenwürde und 1668 die juristische Doktorwürde, gab 1669 seine<br />

„Protibunalia“ heraus und erhielt 1670 die außerordentliche Professur für Staats-<br />

und Lehnrecht der Gießener Universität. 1673 ging er als Hof- und Regierungsrat<br />

nach Eisenach und erhielt nach Abgang Johann Strauchs einen Ruf an die Universität<br />

Jena, an der er 1677 seine erste Vorlesung hielt und sogleich Beisitzer des<br />

Schöppenstuhles und des Hofgerichtes wurde. Beim Rücktritt Georg Adam Struves<br />

wurden ihm auch dessen Professur der Decretalen und die Würde des Primarius<br />

übertragen. L. fungierte als kaiserlicher Commissarius zur Schlichtung von Streitigkeiten<br />

in Quedlinburg, als Abgeordneter des sächsischen Hauses am Reichskammergericht<br />

in Speyer und als herzoglich-gothaischer Abgesandter in Straßburg und<br />

315


Wien. 1687 wurde er zum wirklichen geheimen Rat in Weimar ernannt und begab<br />

sich 1688 nach Wien, um nach dem Ableben Johann Georgs für die Herzöge von<br />

Sachsen-Eisenach und Weimar das Investiturrecht für ihre Lande zu erlangen. Er<br />

wurde 1688 von Kaiser Leopold in den Reichadelsstand erhoben. 1701 erhielt er als<br />

höchste Würde des Weimarer Herzogs den Titel eines Geheimen Ratspräsidenten<br />

nebst der Oberaufsicht über die Universität Jena. Ab 1707 lebte er als Reichshofrat<br />

in Wien.<br />

Er besaß unter anderem auch ein Wohnhaus am Schloss und zwei (Bau?)Plätze hinter<br />

dem dortigen Haus.<br />

Wiedeburg, Beschreibung 1785 (S. 264), betont, dass Lyncker das Haus am Markt<br />

aus drei Häusern neu erbauen ließ.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 151: „H. Hoffrath Niclaus Christoph Lincker.<br />

Ein Wohnhauß am Marckte an der Ecken und neben H. LandRenthmeister<br />

Probsten, sind vor diesen 3 Häuser gewesen, L. den Fürstl. Stadtgerichten,<br />

zinßet nichts. Ist Marckrecht.<br />

F. Salomon Grunerts Erben oder Peter Brößeln“<br />

Geschossbuch v. 1687, S. 279.<br />

veranschlagter Hauswert: 200 Schock (seit dem letzten Anschlag gestiegen)<br />

1688 Johann Paul Hebenstreit, Professor der Philosophie und Theologie<br />

Johann Paul Hebenstreit (1660-1718), seit 1687 Prof. d. Phil., seit 1689 Prof. d. Moral<br />

u. Politik, seit 1710 Prof. d. Theologie (GdUJ, Personenregister).<br />

Laut ADB, Bd. 11 (1880), S. 195f.: geb. 25. 6. 1664 in Neustadt/Orla als Sohn des<br />

dortigen Rektors der Schule. Nach Besuch der Gymnasien in Gera und Gotha, Studium<br />

der Philosophie und Theologie in Jena. Er war Adjunkt der theologischen Fakultät<br />

und zunächst außerordentlicher, später ordentlicher Professor der Moral und<br />

Politik. Da er als Mitglied der philosophischen Fakultät theologische Vorlesungen<br />

halten wollte und auch durch seinen Lebenswandel Kritik hervorrief, kam es zu<br />

Konflikten mit der theologischen Fakultät. Er erlangte 1697 in Altdorf den theologischen<br />

Doktortitel und war ab 1710 Ordinarius der theologischen Fakultät Jena, ließ<br />

sich aber etwas zu schulden kommen und wurde daraufhin 1715 als Pfarrer nach<br />

Dornburg versetzt. Dort vollendete er sein gut orthodoxes „Systema theologicum“.<br />

Er legte auch dieses Amt nieder und lebte zuletzt als herzoglich-weimarischer Consistorial-<br />

und Synodalrat in Erfurt, wo er am 6. 5. 1718 starb.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 152: „H. Prof. Joh. Paul Hebenstreit (den 28.<br />

9br. 1688)“<br />

1711 Dr. Gerhardt, Jurist<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 152: „H. D. Gerhardt, Hofgerichtsadvocat (23.<br />

Juli 1711)“<br />

? Maria Christina Gerhardin<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 152: „Fr. D. Maria Christina Gerhardin [nachgelaßen]“<br />

1745-1768 Johann Gottfried Tympe, Professor<br />

Johann Gottfried Tympe (1699-1768) war Prof. der Klassischen u. orientalischen<br />

Sprachen, später Prof. d. Theologie (Jenaer Professoren im Bildnis, S. 97.)<br />

Laut ADB, Bd. 39 (1895), S. 53: geb. 1699 in Biederitz bei Magdeburg, 1734 zum<br />

außerordentlichen Professor der orientalischen Sprachen an der Universität Jena<br />

ernannt, 1738 ordentlicher Professor auf diesem Gebiet, 1743 erstmals Dekan, gest.<br />

1768 in Jena. Er hat sich um die hebräische Lexikographie verdient gemacht.<br />

Laut Professorenbildnisse (S. 57), 1699 in Biederitz bei Magdeburg geboren als<br />

Sohn eines Pfarrers. Studium in Jena. 1722 Privatdozent. 1761 Professor der Theologie.<br />

Porträt in Sammlung der Universität vorhanden.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 152: „hbt. Prof. Tympe, zugeschr. d. 14. Febr.<br />

1745“<br />

316


Wiedeburg, Beschreibung, 1785, S. 264: „am Eck das noch gegenwärtige<br />

Tympische, vorher Hebenstreitische, welches noch der G. R. v. Lynker<br />

erbaut hat“<br />

(wohl das Haus der Witwe oder der Erben)<br />

1789 (Christian Joseph) von Jagemann, Literaturhistoriker, Romanist<br />

Eventuell Christian Joseph Jagemann, laut ADB, Bd. 13 (1881), S. 642f, 1735-1804,<br />

Literaturhistoriker; Romanist; Direktor des katholischen Gymnasiums in Erfurt;<br />

<strong>Bibliothek</strong>ar der Herzogin Anna Amalia in Weimar; herzoglicher Rat, Vater der<br />

Schauspielerin und Sängerin Henriette Karoline Friedericke Jagemann.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 152: „Em. H. von Jagemann, 1789“<br />

Dass hier 1794/95 Friedrich Schiller zur Miete wohnt, ist aus den Schwörbüchern<br />

nicht ersichtlich.<br />

1800-≥1810 (Christian Ernst) Gabler, Buchhändler<br />

Wahrscheinlich Christian Ernst Gabler, laut Lütge, Buchhandel (S. 215f), seit 1794<br />

in Jena; Verleger Fichtes in dessen Jenaer Zeit; seine Buchhandlung ging 1815 ein.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 152: „Em. 1800 Buchhändler H. Gabler“<br />

Einwohnerliste 1810 (Steuerliste):<br />

in 246:<br />

„H. Buchhändler Gabler.<br />

1te Etage: 1 Familie (1 Mann, 1 Weib, 1 Sohn, 1 Tochter, 1 Magd), Buchhändler<br />

/ Stadtrath<br />

2te Etage: 2 Studiosius“<br />

1819-≥1835 Johann Christoph Netz, Seilermeister<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 152: „Seilermeister Johann Christ. Netz von<br />

den [Niethlich.?] Kindern“ (1819)<br />

Akte v. 1821 (Steuerliste):<br />

in 246:<br />

Christoph Netz, Seilermstr., 38 J.;<br />

Ehefrau Elisabeth Netz, 34 J.;<br />

Kinder: Henriette Netz, 11 J.,<br />

Pauline Netz, 8 J.,<br />

Christoph Netz, 2 J.;<br />

Catharina Metzerin, Magd, 34 J.;<br />

Heinrich N.(?), Seilergesell, 34 J.;<br />

Carl Pietsch, Chirurg, 35 J.;<br />

Ehefrau Friederike Pietsch, 34 J.;<br />

Kinder: Christian Pietsch, 18 J.;<br />

Heinrich Petri, Barbierlehrling, 14 J.;<br />

Heinrich Rothe, Lakirer(?), 40 J.;<br />

Ehefrau Christiane Rothin, 38 J.;<br />

Kinder: Gustav Rothe, 11 J.,<br />

Franziske Rothe, 7 J.,<br />

Bertha Rothe, 5 J.<br />

(hinter allen Rothes ist in Blei vermerkt: jetzt Nr. 174);<br />

Maria Göbertin, Wäscherin, 32 J.;<br />

Kinder: Friedrich Göbert, 7 J.,<br />

Henriette Göbert, 3 J.<br />

(hinter den Göberts steht in Blei: nach Lichtenhain);<br />

Therese Flister, Näherin, 24 J.;<br />

Kinder: Rudolph Störz, 4 J., Louise Ständel, 6 (Monate?);<br />

Charlotte Flister, Näherin, 27 J.;<br />

Heinrich Eisel, Handelsmann, 45 J.;<br />

Ehefrau Elisabeth Eisel, 44 J.;<br />

Franziska Ernstin, Bruderkind, 15 J. (in Blei: abgegangen);<br />

auch in 246:<br />

August Walther, Privatgelehrter, 43 J.;<br />

317


Gottlieb Bose, Hutm. Mstr., 34 J.;<br />

Ehefrau Magdalena Bose, 34 J.;<br />

Kinder: Louise Bose, 4 J.,<br />

Johanna Bose, ½ J.<br />

Entwurf des Katasters zur Brandversicherung 1828:<br />

in 231:<br />

„Der Seiler Mstr. Johann Christoph Netz“.<br />

Wohnhaus mit bewohnbarem Seitengebäude und Nebengebäude.<br />

Schätzwert gesamt: 1210 Taler.<br />

Brandkataster 1835:<br />

in 231:<br />

„Seilermstr. Joh. Christoph Netz“.<br />

Wohnhaus mit Bewohnbarem Seitengebäude, Nebengebäude und Gängen.<br />

Schätzwert insgesamt: 5120 Taler.<br />

≤1846-≥1865 Karl Netz, Seilermeister<br />

Einwohnerliste 1846-50:<br />

in 246:<br />

„Seilermeister Netz“; weitere Bewohner:<br />

1846: Witwe Netz; verw. D.[?] Günther; verw. Commiss. Räthin Asveras[?];Apotheker<br />

Luttmer; Witwe Hertel; Goldschmied Koch; Stud. Jenicke<br />

u. Einert; Candidat Mathiak[?];Christiane Müller<br />

1848: Lohnbetinke[?] Schecher<br />

Akte von 1858, S. 136:<br />

in 232:<br />

Seilermstr. Karl Netz (6 Familienangehörige, 2 Dienstleute, 2 Gehilfen/Lehrlinge)<br />

Tanzlehrer A. v. Obstfelder (1 Mann)<br />

Josephine Gräfenhain (1 Frau, 1 Magd)<br />

Student Karl Schröter<br />

Student Otto Löber<br />

Witwe Dr. Günther (5 Familienangehörige, 1 Magd, 1 Gehilfin)<br />

Gendarm Louis Otto (2 Familienangehörige)<br />

Frl. Luise Wirsing (1 Frau)<br />

im gesamten Haus 25 Personen in 8 Haushalten<br />

Adressbuch 1862:<br />

in 232:<br />

Netz, K., Seilermstr.;<br />

Große, Geschwister;<br />

Günther, Inspectors-Wwe.;<br />

v. Obstfelder, akad. Tanzlehrer;<br />

Schmidt, ledig;<br />

Wedekind, Pfarr.-Wwe.;<br />

Wirsing, Frl. Luise<br />

Adressbuch 1865:<br />

in 232:<br />

Netz, C., Seilermstr.;<br />

v. Obstfelder, A., akadem. Tanzlehrer;<br />

Wirsing, Frl. Luise;<br />

Günther, Henr., Inspectors-Wwe.;<br />

Wedekind, Caroline, Pfarrers-Wwe.;<br />

Groß, Adelh., Näherin<br />

≤1875-≥1883 Netz´s, Karl, Erben<br />

Adressbuch 1875, 1879<br />

Unterm Markt wird auch als Fichtegasse bezeichnet.<br />

Adressbuch 1881:<br />

in 232:<br />

318


Geschwister Netz;<br />

Netz, Gustav, Kaufmann;<br />

Richter, Karl, Seiler und Roßhaarfabrikant;<br />

v. Obstfelder, A., akad. Tanzlehrer;<br />

Günther, Elise, Näherin;<br />

Günther, Ida, Näherin;<br />

Capeller, Karl, Dr., Professor (Karl Capeller (1840-1925), Sanskritist, seit<br />

1875 d. Vergl. Sprachwissenschaft in Jena (GdUJ, Personenregister).;<br />

Sachs, Paul, Bezirksfeldwebel;<br />

Ratz, Franz, Kupferstecher;<br />

Nebethal, K., Aufwärterin;<br />

Altenburg, Minna, Aufwärterin<br />

Adressbuch 1883:<br />

in 232:<br />

Netz, Gebrüder;<br />

Richter, Karl, Seiler, Fabrikant;<br />

v. Obstfelder, A., Univ.-Tanzlehrer;<br />

Günther, Ida, Laura, Elise, Frls., Geschwister;<br />

Capeller, Karl, Prof. Dr.;<br />

Sachs, Paul, Bezirksfeldwebel;<br />

Ratz, Franz, Kupferstecher und Graveur;<br />

Netz, Gust., Kaufmann;<br />

Altenburg, Minna, Witwe;<br />

Nebethal, Kar., ledig<br />

1886-≥1889 Karl Richter, Seilermeister<br />

Adressbuch 1886:<br />

in 232!:<br />

Richter, K.*, Seilermstr., Roßhaarfabrikant;<br />

v. Obstfelder, Alb*, akad. Tanzlehrer;<br />

Netz, Gustav*, Kaufmann;<br />

Kühn, Bertha, Wwe., Pflegerin;<br />

Flöel, Emma, Wwe., Rentnerin;<br />

Ratz, Frz.*, Kupferstecher und Graveur;<br />

Grainer, Chr., Schieferdeckergesell;<br />

Nebethal, Louise, Aufwärterin;<br />

Lemke, Amalie, Aufwärterin<br />

Adressbuch 1887:<br />

in Unterm Markt Nr. 1!:<br />

Richter, K.*, Seilermstr., Roßhaarfabrikant (Ladengeschäft nach dem<br />

Markt);<br />

v. Obstfelder, A.*, Universit.- Tanzlehrer;<br />

Rückholdt, Karl, Dr., Lehrer;<br />

Flöhel, Emma, Pastorswitwe;<br />

Kühn, Bertha, Krankenpflegerin;<br />

Ratz, Franz, Kupferstecher und Graveur;<br />

Lemke, Amalie, Aufwärterin;<br />

Grainer, Chr., Schieferdeckergesell;<br />

Nebethal, Luise, Aufwärterin<br />

Adressbuch 1889:<br />

Richter, C., Seilermstr., Roßhaarspinnerei (Ladengeschäft nach dem<br />

Markt);<br />

v. Obstfelder, A., Universitäts-Tanzlehrer;<br />

Flöel, E., Pastors-Wwe.;<br />

Ratz, Fr., Kupferstecher und Graveur;<br />

Saling, G., Kaufmann;<br />

Telgmann, W., Buchbinder;<br />

319


Schmidt, Fr., Arbeiter;<br />

Hose, J., Arbeiter;<br />

Mehlhorn, Th., Arbeiterin<br />

≤1893-1900 Ida Richter, Seilermeisterswitwe<br />

Adressbuch 1893:<br />

Richter, Ida, Hofseilermstr.-Wwe., Roßhaarspinnerei (Ladengeschäft<br />

nach dem Markt);<br />

v. Obstfelder, A., Universitäts-Tanzlehrer;<br />

Gaudes, Elisabeth, Arbeiterin;<br />

Schmidt, Paul, Landwirt;<br />

Ratz, Fr., Kupferstecher und Graveur;<br />

Zeuner, E., Nachf., Tabak- u. Zig.-Handlg.;<br />

Saling, G., Kaufmann;<br />

Schmidt, Fr., Arbeiter;<br />

Mehlhorn, Th., Arbeiterin;<br />

Walther, Schutzmanns-Wwe.;<br />

Jähnert, Eduard, Arbeiter<br />

Adressbuch 1895:<br />

Richter, Ida, Hofseilermstr.-Wwe., Roßhaarspinnerei (Ladengeschäft<br />

nach dem Markt);<br />

v. Obstfelder, A., Universitäts-Tanzlehrer;<br />

Gaudes, Elisabeth, Arbeiterin;<br />

Schmidt, Paul, Landwirt;<br />

Ratz, Fr., Kupferstecher und Graveur;<br />

Zeuner, E., Nachf., Tabak- u. Zig.-Handlg.;<br />

Saling, Selma, Kaufmanns-Wwe.;<br />

Schmidt, Fr., Arbeiter;<br />

Mehlhorn, Th., Arbeiterin;<br />

Walther, Modistin, Wwe.;<br />

Jähnert, Eduard, Arbeiter<br />

Adressbuch 1897:<br />

Richter, Ida, Hofseilermstr.-Wwe., Roßhaarspinnerei (Ladengeschäft<br />

nach dem Markt);<br />

Weber, Aug., Wwe., Speise-Wirtschaft;<br />

Laupert, Karl, Oberförster a. D.;<br />

Gaudes, Elisabeth, Arbeiterin;<br />

Ratz, Fr., Kupferstecher und Graveur;<br />

Zeuner, E., Nachf., Tabak- u. Zig.-Handlg.;<br />

Saling, Selma, Kaufmanns-Wwe.;<br />

Schmidt, Fr., Arbeiter;<br />

Mehlhorn, Th., Arbeiterin;<br />

Walther, Modistin, Wwe.;<br />

Jähnert, Eduard, Arbeiter<br />

Adressbuch 1899:<br />

Richter, Ida, Hofseilermstr.-Wwe., Roßhaarspinnerei (Ladengeschäft<br />

nach dem Markt);<br />

von Kleditsch, Karl, Standesbeamter;<br />

Klemcynski, Franz, Schriftsetzer;<br />

Weber, Aug., Wwe., Speise-Wirtschaft;<br />

Fritzsche, F. Kaufmann;<br />

Gaudes, Elisabeth, Arbeiterin;<br />

Zeuner, E., Nachf., Tabak- u. Zig.-Handlg.;<br />

Saling, Selma, Kaufmanns-Wwe.;<br />

Schmidt, Fr., Arbeiter;<br />

Mehlhorn, Th., Arbeiterin;<br />

Walther, Modistin, Wwe.<br />

320


Adressbuch 1900:<br />

Richter, Ida, Hofseilermstr.-Wwe., (Ladengeschäft nach dem Markt);<br />

Schilling, C. Fr., Zahntechniker;<br />

Klemcynski, Franz, Schriftsetzer;<br />

Graß, Auguste, Pflegerin;<br />

Weber, Aug., Wwe., Speise-Wirtschaft;<br />

Fritzsche, F. Kaufmann;<br />

Gaudes, Elisabeth, Arbeiterin;<br />

Zeuner, E., Nachf., Tabak- u. Zig.-Handlg.;<br />

Saling, Selma, Kaufmanns-Wwe.;<br />

Mehlhorn, Th., Arbeiterin;<br />

Walther, Modistin, Wwe.<br />

1900-≤1914 Robert Kirsten, Kaufmann und Drogist<br />

Historische Bauakte Unterm Markt 1:<br />

1900/1901 Einbau eines Ladens für Kaufmann Kristen<br />

Adressbuch 1901:<br />

Kirsten, Rob., Kaufmann und Drogist;<br />

Richter, Ida, Wwe.;<br />

Schmidt, Fr., Arbeiter;<br />

Graß, Auguste, Pflegerin;<br />

Korn, Hermann, Stellmacher;<br />

Gaudes, Elisabeth, Arbeiterin;<br />

Zeuner, E., Nachf., Tabak- u. Zig.-Handlg.;<br />

Saling, Selma, Kaufmanns-Wwe.;<br />

Mehlhorn, Th., Arbeiterin;<br />

Walther, Modistin, Wwe.<br />

Adressbuch 1902:<br />

Kirsten, Rob., Kaufmann und Drogist;<br />

Münzer, O., Färber, Annahme von Bestellungen im Laden;<br />

Richter, Ida, Wwe.;<br />

Zech, Max, Sergeant;<br />

Zech, Clara, Ehefrau, Schnittgeschäft;<br />

Rathmann, Hugo, Photograph;<br />

Korn, Hermann, Stellmacher;<br />

Zeuner, E., Nachf., Tabak- u. Zig.-Handlg.;<br />

Saling, Selma, Kaufmanns-Wwe.;<br />

Walther, Modistin, Wwe.<br />

Adressbuch 1904:<br />

Kirsten, Rob., Kaufmann und Drogist;<br />

Wehner, Fritz, Korbmachermstr.;<br />

Münzer, O., Färber, Annahme von Bestellungen im Laden;<br />

Zech, Max, Vize-Feldwebel;<br />

Zech, Clara, Ehefrau, Schnittgeschäft;<br />

Kirsten, Friedr., Privatier;<br />

Engler, Hermann, Buffetier;<br />

Kloppe, William, Barbier;<br />

Franke, Paul, Dienstmann;<br />

Hartmann, Erich, Kaufmann;<br />

Täniges, Otto, Kaufmann;<br />

Köhler, Sidonie, Wwe.;<br />

Walther, Modistin, Wwe.<br />

Saling, Selma, Kaufmanns-Wwe.<br />

Adressbuch 1905:<br />

Kirsten, Rob., Kaufmann und Drogist;<br />

Wehner, Fritz, Korbmachermstr.;<br />

Münzer, O., Färber, Annahme von Bestellungen im Laden;<br />

321


Zech, Max, Vize-Feldwebel;<br />

Zech, Clara, Ehefrau, Schnittgeschäft;<br />

Kirsten, Friedr., Privatier;<br />

Kloppe, William, Barbier;<br />

Köhler, Sidonie, Wwe.;<br />

Walther, Katharina, Modistin, Wwe.;<br />

Saling, Selma, Kaufmanns-Wwe.;<br />

Baumgarten, Edmund, Arbeiter;<br />

Lommer, Heinrich, Buchhändler;<br />

Schmidt, Willmar, Kgl. Bahnmstr. a. D.;<br />

Müller, Gotthold, Bahnarbeiter;<br />

Kunath, Friedrich, Kellner<br />

Adressbuch 1906:<br />

Kirsten, Rob., Kaufmann und Drogist;<br />

Kirsten, Friedr., Privatier;<br />

Wehner, Fritz, Korbmachermstr.;<br />

Münzer, O., Färber, Annahme von Bestellungen im Laden;<br />

Zech, Max, OLG-Diener;<br />

Zech, Clara, Ehefrau, Schnittgeschäft;<br />

Köhler, Sidonie, Wwe.;<br />

Wirth, Wilhelm, Barbier;<br />

Saling, Selma, Kaufmanns-Wwe.;<br />

Schmidt, Willmar, Kgl. Bahnmstr. a. D.;<br />

Kunath, Friedrich, Kellner;<br />

Albrecht, Albert, Arbeiter<br />

Adressbuch 1907:<br />

Kirsten, Rob., Kaufmann und Drogist;<br />

Kirsten, Friedr., Privatier;<br />

Zech, Clara, Ehefrau, Schnittgeschäft (wohnt Kaiser-Wilhelm-Str. 4);<br />

Köhler, Sidonie, Wwe.;<br />

Wirth, Wilhelm, Barbier;<br />

Saling, Selma, Kaufmanns-Wwe.;<br />

Schmidt, Willmar, Kgl. Bahnmstr. a. D.;<br />

Albrecht, Albert, Arbeiter;<br />

Götze, Oskar, Brenner;<br />

Hahn, Karl, Korbmacher;<br />

Schödel, Paul, Telegraphen-Assistent<br />

Adressbuch 1908:<br />

Kirsten, Rob., Kaufmann und Drogist;<br />

Kübel, Fritz, Stahlwarenhandlg. u. Instrumentenschleiferei;<br />

Kirsten, Friedr., Privatier;<br />

Wirth, Wilhelm, Barbier;<br />

Saling, Selma, Kaufmanns-Wwe.;<br />

Schmidt, Willmar, Kgl. Bahnmstr. a. D.;<br />

Flemming, Helene, Ehefrau;<br />

Grunicke, Louise, Wwe.;<br />

Otto, Karl, Arbeiter;<br />

Sommer, Jenny, Wwe.<br />

Adressbuch 1909:<br />

Kirsten, Rob., Kaufmann und Drogist;<br />

Kübel, Fritz, Stahlwarenhandlg. u. Instrumentenschleiferei;<br />

Wirth, Wilhelm, Barbier und Friseur;<br />

Saling, Selma, Kaufmanns-Wwe.;<br />

Schmidt, Willmar, Kgl. Bahnmstr. a. D.;<br />

Grunicke, Louise, Wwe.;<br />

Sommer, Jenny, Wwe.;<br />

322


Pickrodt, Klara, Wwe.<br />

Adressbuch 1910:<br />

Kirsten, Rob., Kaufmann und Drogist;<br />

Kübel, Fritz, Stahlwarenhandlg. u. Instrumentenschleiferei;<br />

Wirth, Wilhelm, Barbier und Friseur;<br />

Hiller, Georg, Schriftsetzer;<br />

Saling, Selma, Kaufmanns-Wwe.;<br />

Schmidt, Willmar, Kgl. Bahnmstr. a. D.;<br />

Grunicke, Louise, Wwe.;<br />

Sommer, Jenny, Wwe.;<br />

Pickrodt, Klara, Wwe.<br />

Adressbuch 1911:<br />

Kirsten, Rob., Kaufmann und Drogist;<br />

Kübel, Fritz, Stahlwarenhandlg. u. Instrumentenschleiferei;<br />

Saling, Selma, Kaufmanns-Wwe.;<br />

Schmidt, Willmar, Kgl. Bahnmstr. a. D.;<br />

Sommer, Jenny, Wwe.;<br />

Pickrodt, Klara, Wwe.;<br />

Zeise, Richard, Maurer;<br />

Müller, Max, Hausmann<br />

Adressbuch 1912:<br />

Kirsten, Rob., Kaufmann und Drogist;<br />

Kübel, Fritz, Stahlwarenhandlg. u. Instrumentenschleiferei;<br />

Saling, Selma, Kaufmanns-Wwe.;<br />

Schmidt, Willmar, Kgl. Bahnmstr. a. D.;<br />

Pickrodt, Klara, Wwe.;<br />

Müller, Max, Hausmann;<br />

Erler, Ludwig, Privatier;<br />

Jäger, August, Saaldiener<br />

Adressbuch 1913:<br />

Kirsten, Rob., Kaufmann und Drogist;<br />

Zeschke, Emma, Ehefrau, Blumenhandlg.;<br />

Zeschke, Wilhelm, Handelsgärtner;<br />

Kübel, Fritz, Stahlwarenhandlg. u. Instrumentenschleiferei;<br />

Saling, Selma, Kaufmanns-Wwe., Weißwaren- und Wäschegeschäft;<br />

Schmidt, Willmar, Kgl. Bahnmstr. a. D.;<br />

Bäthge, Heinrich, Rechnungsführer;<br />

Liebetrau, August, Kutscher;<br />

Erler, Therese, Wwe.;<br />

Jäger, August, Saaldiener<br />

Adressbuch 1914:<br />

Kirsten, Rob., Kaufmann und Drogist;<br />

Zeschke, Emma, Ehefrau, Blumenhandlg.;<br />

Zeschke, Wilhelm, Handelsgärtner;<br />

Kübel, Fritz, Stahlwarenhandlg. u. Instrumentenschleiferei;<br />

Saling, Selma, Kaufmanns-Wwe., Weißwaren- und Wäschegeschäft;<br />

Schmidt, Willmar, Kgl. Bahnmstr. a. D.;<br />

Röser, Oskar, Hausmann;<br />

Schwarz, Julius, Hilfsarbeiter;<br />

Erler, Therese, Wwe.;<br />

Jäger, August, Saaldiener<br />

323


Marktsüdseite<br />

Unterm Markt 2<br />

Das Haus Unterm Markt 2 wird hier nur im 16. Jahrhundert (und ganz vage um 1700) mit aufgeführt weil<br />

es in den Schwörbüchern/Güterbüchern dieser Zeit teilweise dem Markt zugeordnet wurde. Da es später,<br />

im Gegensatz zum Haus Unterm Markt 1, nicht mehr zu den Markthäusern gezählt wird, bzw. im Ratsgüterbuch<br />

von 1668 auf der ersten, leider kaum mehr lesbaren Seite abgehandelt wird, wird es in der späteren<br />

Zeit hier nicht mehr untersucht.<br />

(1519-1533 Jost/Jobst Gundult/Gundelt? Gerber)<br />

Die Einordnung ist sehr unsicher!<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 99), Jobst/Jost Gundelt, 1514-1552 erwähnt; Gerber; Haus<br />

mit Einfahrt am Markt, seit 1533 in der Leutragasse; Grundbesitz von Veit Reiche.<br />

Schwörbuch v. 1519, S. 107: „Sein Hauß ist marckrecht“, zahlt für 1<br />

Gerbhaus, Erbzins, eine Einfahrt(?), eine halbe Fleischbank, fahrende<br />

Habe, Grundbesitz.<br />

Schwörbuch v. 1526, S. 119: „Sein Hauß ist marcktrecht zinst nichts“.<br />

Schwörbuch v. 1533, S. 111: „Sein Hauß Ist Marckrecht zinst nichts“,<br />

zahlt für werbenden Handel.<br />

(1554) 1556 Joachim Gemunder, Apotheker<br />

Die Zuordnung zu dem heutigen Grundstück Unterm Markt 2 ist nicht unumstritten.<br />

Koch, Apotheken, sieht Gemunder als Besitzer des späteren Weimarischen Hofes<br />

(Unterm Markt 4).<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 88), Joachim Gemunder, 1554-1570 erwähnt; Apotheker,<br />

Haus in Lauengasse nach dem Markt zu.<br />

Stubentaxe v. 1554/Taxierung der (an Studenten) vermietbaren Stuben:<br />

Der Apotheker hat 2 Stuben und 2 Kammern, die auf 6fl. taxiert werden.<br />

Schwörbuch v. 1556: nur als Hausnachbar von Emericus Silvius (Markt<br />

18) erwähnt.<br />

1572 Valten Will<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 278), 1572-1576 erwähnt; Haus am Markt; Sohn des Hans<br />

Will, der bereits ein Haus am Markt mit kleinem Häuschen daran besaß (Kleine<br />

Rathausgasse 2, F. R.) und Handel trieb.<br />

Für die Einordnung sorgt die Nennung des Namens Valten Will als Nachbar beim<br />

lokalisierbaren westlichen Nachbarn Dr. Ellinger.<br />

Schwörbuch v. 1572, S. 173: „Wohnhaus“, zahlt für Handwerk und fahrende<br />

Habe.<br />

vor 1584 Michael Heckelbach, Apotheker<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 108), 1570-vor 1600 erwähnt; Magister, Apotheker; Haus<br />

in Lauengasse, besitzt später Haus in Brüdergasse, am Steinweg, am Neutor und einen<br />

Garten mit Lusthäuslein vorm Löbdertor; steht 1585 mit dem Wert seines Besitzes<br />

an 16. Stelle; heiratete 1571 die Witwe von Georg Fichte; 1584 verkauft er die<br />

Apotheke, die zuvor Georg Fichte besaß, für 4500fl. an Enoch Hahnemann.<br />

Nach Koch, Apotheken (S. 12), stammte Heckelbach aus Bürgel, hatte 1556-1560 in<br />

Nürnberg gelernt, dann in Innsbruck und Wien, Sund und Wolgast, Danzig und<br />

Neiße, in Küstrin und Rostock gearbeitet.<br />

1585 Enoch Haneman/Hahnemann, Apotheker<br />

Möglicherweise ist er auch im späteren Haus Unterm Markt 1 zu verorten. Dort<br />

wird er in der Reihenfolge der Hausbesitzer 1585 aufgeführt. Da er seine Apotheke<br />

von Michael Heckelbach kauft, der nicht Unterm Markt 1 zu finden ist, wohingegen<br />

das Haus der Witwe Ellinger (Markt 18) neben Michel Heckelbach lokalisiert wird,<br />

wird er hier aufgeführt.<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 102), Enoch Hahnemann, 1584-1605 erwähnt, Apotheker<br />

aus Weida, laut Privileg vom 31. 12. 1584 wird er durch die Universität und<br />

durch den Rat als Apotheker angenommen. Apotheke steht am Markt unten an<br />

der Ecke. Hat auch Gärten und Häuser vor der Pforte, hat die Apotheke für 4500<br />

324


Gulden von Michael Heckelbach erkauft, ist 1555 in Weida geboren und 1605 in Jena<br />

gestorben.<br />

Nach Koch, Apotheken (S. 15f), hatte er in Italien gelernt.<br />

Schwörbuch v. 1585, S. 240: „Sein Wonhaus darin er seine Apoteke, unten<br />

an der Ecke gelegen, l. dem gericht, z. nichts, Ist Marckrecht“.<br />

? Josia Rüdels Witwe<br />

Geschossbuch v. 1686, S. 1.<br />

1686 Michael Heinrich Rost, Kammmacher<br />

Geschossbuch v. 1686, S. 1: „Michel Heinrich Rost, Kambmacher.<br />

Ein Wohnhauß auf dem Marckte neben Christ. Hillgundten, L. den Fürstl.<br />

Stadtgerichten, Zinßet nichts, ist Marckrecht, Ist dem Gotteskasten alhier<br />

mit 75 […] verschrieben. F. [Josia] Rüdels W.“<br />

1708 Hans Georg Rost<br />

Geschossbuch v. 1686, S. 1: „Meister Hanß George Rost“<br />

325


Markt 18<br />

Östliches Haus<br />

1519-1540 Lucas Nöbis, Kannegießer<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 199), Lucas Nöbis, 1497-1540 erwähnt; Kannegießer<br />

(Cantrifusor); Besitz hatte zuvor Kirsten Nöbiss.<br />

Schwörbuch v. 1519, S. 122: „hat eyn mythaueß“, zahlt für etwas Grundbesitz,<br />

fahrende Habe.<br />

Vielleicht bedeutet das auch, dass er in einem Miethaus wohnt?<br />

Schwörbuch v. 1526, S. 126: „Sein Hauß ist marcktrecht geht vom gericht<br />

zu lehn zinst nichts“.<br />

Schwörbuch v. 1533, S. 112: „Sein Hauß Ist Marckrecht zinst nichts“, keine<br />

weiteren Grundstücke erwähnt.<br />

Schwörbuch v. 1540, S. 107: „Sein wonhaus neben Facius Breuningk Ist<br />

Margrecht lehent vom gericht“, zahlt für fahrende Habe.<br />

(1542) 1547 Marcus Nöbis, Gerber<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 199), 1542-1555 erwähnt; Gerber; Grundbesitz von Lucas<br />

Nöbis.<br />

Schwörbuch v. 1547, S. 93: „Sein wonhaus neben Bonifacius Breuningk<br />

lehnet vom gericht zinst nichts Ist Marckrecht“, besitzt auch ein Gerbhaus,<br />

zahlt für fahrende Habe, zahlt den minimalen Betrag für Brauen<br />

und Schenken.<br />

≤1554-≥1556(1563?) Emericus Silvius, Magister, Professor<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 251), 1554-1563 erwähnt; Magister, war Schulmeister in<br />

Weimar, 1559 Professor in Jena, 1562 Conrector.<br />

Stubentaxe v. 1554/Taxierung der (an Studenten) vermietbaren Stuben:<br />

In Magister Emericus Behausung stehen 2 Stuben und Kammern ledig;<br />

jede Stube und Kammer wird auf 6fl. taxiert.<br />

Schwörbuch v. 1556, S. 118: „sein Wohnhaus neben Joachaimo Gemunder“,<br />

zahlt für fahrende Habe.<br />

1572-(1582?) Andreas Ellinger, Medizinprofessor<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 63), 1569-1582 erwähnt; Professor der Medizin (wird<br />

1569 Professor), 1571, 1578, 1581 Rektor; 1571 ist ein Sohn als Student in Jena eingeschrieben.<br />

Laut ADB, Bd. 6 (1877), S. 53f: 1526 in <strong>Thüringen</strong> geboren (laut Spangenberg,<br />

Handbuch (S. 45), in Orlamünde); hat in Leipzig studiert und dort 1557 den Doktorgrad<br />

erlangt und dort einen so bedeutenden Ruf als praktischer Mediziner erworben,<br />

dass er zum Honorarprofessor der Medizinischen Fakultät ernannt wurde;<br />

1569 als ordentlicher Medizinprofessor an die Universität Jena berufen; Anhänger<br />

der Lehren von Paracelus, dreimal Rektor der Jenaer Universität, starb am 12. 3.<br />

1582 in Jena.<br />

Schwörbuch v. 1572, S. 173: „Sein wonhaus neben Valtten Willen ist<br />

margkrecht“.<br />

326


1585 Witwe von Dr. Andreas Ellinger<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 63), besitzt seine Witwe 1585 neben den beiden(!) Häusern<br />

am Markt auch Grundbesitz und einen Garten mit Lusthaus auf dem Heinrichsberg;<br />

ihre Söhne sind Johannes und Andreas(2).<br />

Schwörbuch v. 1585, S. 186: ihr Wohnhaus zwischen „Michael Heckelbachen<br />

dem alten Apotheker und dem Itze velgendem irem Mithausse gelegen“.<br />

Sie besitzt also neben dem Wohnhaus, wohl auf der westlichen Seite, noch<br />

ein Mietshaus, möglicherweise das Haus, in dem Nicol Breuning zu der Zeit<br />

lebt (siehe westliches Haus).<br />

Westliches Haus<br />

1519-1526 Andres Breuning<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 30), Andres Breuning, 1514-1529 erwähnt; Grundbesitz<br />

teilweise von Hans(2) Breuning erhalten; mit 2(?) Häusern am Markt genannt; ist<br />

als Bürgermeister erwähnt; er ist Zeuge der Unterredung Luthers mit Karlstadt im<br />

Bären. Seine Witwe, die Andres Breuningen, heiratet später Burkard Goldschmidt.<br />

1536 wird sie die Burkhardt Goldtschmidin genannt, ist also bereits wieder verwitwet<br />

(Vgl. unter Markt 14).<br />

Schwörbuch v. 1519, S. 109: „Sein Hauß ist marckrecht“, zahlt für<br />

Grundbesitz, fahrende Habe.<br />

1533-1572 Facius (Bonifacius) Breuning<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 30), 1519-1572 erwähnt; Andres Breuning ist vielleicht<br />

sein Bruder; bis 1531 in der Johannisgasse, dann am Markt, dazu 1572 zwei Häuser<br />

in der Brüdergasse; 1569 viel Besitz dazu von seiner zweiten Frau, der Hans Herteln;<br />

mit dem Werte seines Grundbesitzes steht er 1572 (ohne Wohnhaus) an dreizehnter<br />

Stelle; wird als Ratsmann, Hüttenherr und Kastenherr genannt.<br />

Schwörbuch v. 1533, S. 112: „Sein Hauß Ist Marckrecht“, zahlt für werbenden(?)<br />

Handel.<br />

Schwörbuch v. 1540, S. 107: „Sein Haus neben Hansen Töpffer Ist Margrecht<br />

zinst nichts“, zahlt für fahrende Habe und Handwerk.<br />

In der Türkensteuer von 1542 ist das Wohnhaus mit 300 Schock angeschlagen.<br />

F. Breuning ist insgesamt mit 570 Schock angeschlagen und<br />

liegt damit an 18. Stelle der unter dem Marktbezirk aufgeführten 40<br />

Hausbesitzer.<br />

Schwörbuch v. 1547, S. 93: „Sein Haus neben Hansen Töpffer ist<br />

Marckrecht gehet vom gericht zu lehen zinst nichts“, zahlt für fahrende<br />

Habe und das maximale Braugeschoss.<br />

Schwörbuch v. 1556, S. 118: „sein Wohnhaus neben Alt Hans Topfer“,<br />

zahlt für fahrende Habe und „verbenden(?) Handel“.<br />

Schwörbuch v. 1572, S. 174: „Sein Wonhaus neben Hanßen Schurchten<br />

ist margkrecht“, zahlt für Handwerk, fahrende Habe und Hüterlohn.<br />

1585 Eventuell Nicol Breuning in einem Miethaus der Witwe Ellinger (oder als<br />

akademischer Bürger steuerfrei und daher nicht im Güterbuch erfasst.)<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 31), Nicol Breuning ist entweder der 1550-1594 erwähnte<br />

Fuhr- und Handelsmann, der 1585 mit dem Wert des Grundbesitzes (ohne Wohnhaus)<br />

an dreizehnter Stelle steht, aber in der Johannisgasse erwähnt ist, oder<br />

wahrscheinlicher dessen gleichnamiger Sohn, Dr. Nicolaus Breuning, der 1578-<br />

1605 erwähnt wird.<br />

Laut Hallof, Inschriften (S. 117), befand sich das Epitaph des Dr. Nicolaus Breuning<br />

im 17. Jh. an der Südwand der St. Johanniskirche.<br />

Die Familie Breuning wird in Jena von 1355 bis 1610 erwähnt.<br />

327


Gesamthaus<br />

? (nach 1652-vor 1668) (Johannes) Strauch, Juraprofessor<br />

Johannes Strauch (1612-1679), Prof. d. Rechtswissenschaften in Jena v. 1655-1676<br />

(mit Unterbrechungen), Jurist und Staatsmann (GdUJ, Personenregister).<br />

Laut ADB, Bd. 36 (1893), S. 528ff: geb. 12. 9. 1614(!) in Colditz, gest. 2. 12. 1679 in<br />

Gießen, ab 1630 Studium der Philosophie und Jura in Leipzig, ab 1633 an der Universität<br />

Jena, 1638 Magister philosophiae in Leipzig, 1651 Doktor der Jurisprudenz<br />

in Jena und ab 1652 ordentlicher Professor der Juristischen Fakultät. Er ging<br />

1660(?) als Syndikus nach Braunschweig, kehrte aber nach dem Weggang Struves<br />

1668 auf dessen Professur nach Jena zurück und wurde zusätzlich von Herzog<br />

Bernhard (Sachsen-Jena) zum Kanzler und Präsidenten des geistlichen Gerichts und<br />

zum Geheimen Rat des Jenenser Hofes ernannt. Nachdem er sich in Jena durch Billigung<br />

Herzog Bernhards Beziehung zu seiner Mätresse unbeliebt gemacht hatte,<br />

wechselte er 1676 Professor der Rechte und Prokanzler an die Universität Gießen.<br />

Eine seiner beiden Töchter heiratete den Jenaer Syndicus Martin Neuburger.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 5.<br />

1668/69 Christian Hillgundt, Amtsschösser in Kapellendorf<br />

Amtsschösser in Kapellendorf (laut Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch<br />

der Hochdeutschen Mundart, Band 1, Leipzig 1793, S. 258.: „Amtsschösser, derjenige,<br />

welcher die Einkünfte eines Amtes zu berechnen hat, und entweder unter dem<br />

Amtmanne stehet, oder in kleinen Ämtern zugleich die Stelle eines Amtmannes vertritt.“<br />

Laut Schmeizel, Chronik (S. 145f), „hat sich die Hilligundin in ihrem Haus gehangen<br />

und wurde ohne Klang und Gesang hinaus gebracht, nachdem auch ihr Mann, der<br />

Steuereinnehmer, kurz vorher ein unbekanntes Ende genommen“ [28. 9. 1680]<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 31: „Christian Hillgundt, F. S. Ambtschößer zu<br />

Cappellendorff.<br />

Ein Wohnhauß am Marckte neben Peter Rudolph Dittrichen, F. D. Johann<br />

Strauchen, lehnet den Gerichten, zinst nichts, ist Marckrecht.“<br />

Haus mit 200 Schock veranschlagt.<br />

Güterbuch v. 1669, S. 468: „H. Christian Hillgundt.<br />

Ein Wohnhauß am Marckte, neben H. Thiedrichen, l. den Stadtgerichten,<br />

z. nichts, ist Marcktrecht, F. H. J. Strauchen.“<br />

Er besitzt an Grundstücken insgesamt 3,5 Acker (ca. 1 ha), alles Weinwachs.<br />

1686 Christian Hillgundts Erben<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 5: „Christian Hillgundts E.<br />

Ein Wohnhauß am Marckte, neben H. Dietrichen, L. den Stadtgerichten,<br />

Zinßet nichts, ist Marckrecht.<br />

F. H. Doct. Strauchen.“<br />

1686-mind. 1687 Bruno v. Pölnitz/dessen Ehefrau/Witwe(?)<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 4: „Hofrichter Bruno [v.] Pölnitz.<br />

Ein Wohnhaus ufn marckte neben H. Ditrichen, l. denen Stadtgerichten,<br />

F. denen Hilligundischen Erben“<br />

Geschossbuch v. 1687, S. 227: „Hanß Bruno von Pöllnitz, Fürstl. Sächs.<br />

Hoffrichters Eheliebste. Ein Wohnhaus neben H. Peter Rudolff Dietrichen<br />

lehnet den gerichten, zinset nichts ist Marckrecht, F. denen Hillgundischen<br />

Erben.“<br />

Haus mit 200 Schock veranschlagt. (seit dem letzten Anschlag gleichgeblieben)<br />

1699?- 1721? Christoph Lincke/Linke<br />

Vielleicht Christoph Linke, laut Spangenberg, Handbuch (S. 33), „Eisenachischer ältester<br />

Lieutnant u. Floßschreiber“ in Jena, gestorben am 20. 2. 1721.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 4: „Christoph Lincke“ [1699]<br />

1722 Michael Vordanck<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 4.<br />

328


? Johann Mattheus Ernst<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 4.<br />

? Ernstische Kinder<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 5.<br />

Erste Hälfte des 18. Jh. Aufstockung<br />

Vgl. Stammbuchbild von 1715 und Stammbuchblätter aus der zweiten<br />

Hälfte des 18. Jh.<br />

1765-≥1810 Benjamin Noch, Hutmachermeister<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 4: „Benjamin Noch“ (1765)<br />

Wiedeburg, Beschreibung, 1785, S. 265: „das itzige Salzmannische, vormalige<br />

Reineckische, ehedem Schlemmische: das Nochische, vordem<br />

Ernstische Hauß; darauf das itzige Kraussische, vormalige Brunquellische“<br />

Einwohnerliste 1810: „Hutmacher Mstr. Noch.<br />

Par Terre: Benjamin[?] Noch (1 Mann) / Stadtgericht<br />

1te Etage: Noch, Tischler (1 Mann, 1 Weib, 2 Söhne (9 u. 5 J.), 1 Tochter<br />

(11 J.))<br />

Lin[c]ke, Horn[drechsler] (1 Mann, 1 Weib, 1 Tochter(¾ J.)<br />

2te Etage: Löber (1 Mann, 1 Weib), Brau[…]-Bemerkung: Bruders Tochter<br />

Weitnerin (1 Weib), Wäscherin<br />

Zichler (1 Mann, 1 Weib, 1 Geselle), Schneider<br />

3te Etage: Tagin (1 Weib), Näderin“<br />

1821-1825 Johann Christian Moritz Löber/ Magdalena Löber, Friseur<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 5.: „Friseur Joh. Christian Moritz Löber<br />

Ehefrau Magdalena Löberin, erbl.“<br />

Magdalena ist wohl eine Tochter oder Nichte von Benjamin Noch.<br />

Akte v. 1821 (Steuerliste), S. 24:<br />

in 240:<br />

Magdalena Löber, Perüquier Witwe, 29 J.;<br />

Kind: Amalie Löber, 2 J.;<br />

Johanne Beyerin, Magd, 18 J.;<br />

Martin Plauer, Leinweber Mstr., 26 J.;<br />

Ehefrau Johanne Plauer, 26 J.;<br />

Friedrich Salzmann, Gesell, 20 J.<br />

1825-≥1835 Magdalena Junkelmann, Gastwirtin<br />

Magdalena Löber heiratete am 25. August 1825 den Gastwirt des Weimarischen<br />

Hofes Carl August Junkelmann (Kirchenbuch Jena, Trauungen 1825, S. 503).<br />

Entwurf des Katasters zur Brandversicherung 1828:<br />

in 238 (entspricht Katasterplan), „Magdalena Junkelmann“<br />

Wohnhaus mit Nebengebäude und Seitengebäude. Schätzwert insgesamt<br />

975 Taler.<br />

Brandkataster 1835:<br />

in 238: „Frau Gastwirthin Magdalena Junkelmann.“<br />

Wohnhaus mit Nebengebäude, Seitengebäude, Gängen und Stall (alle<br />

Gebäude sind ausnahmsweise in die Feuergefährlichkeitsklasse III taxiert).<br />

Schätzwert insgesamt 2730 Taler.<br />

1846-1850 Ökonom Zeune, Gastwirt<br />

Einwohnerliste 1846-50:<br />

in 226:<br />

„Ökonom Zeune“<br />

weitere hier aufgeführte Hausbewohner:<br />

1846: Schneider Artus, jun., Müller Aderhold, Witwe Hage, Rechtskandidat<br />

Klein, Dr. Blankmeister, Stud. Jordan, Stud. Heidemann, Sophie Planert<br />

329


1847: Müller Aderhold, Witwe Haage, Rechts cand. Klein, Dr. Blankmeister,<br />

Stud. Jordan, Stud. Heidemann, Jungfrau Sophie Planert<br />

1848: Lohnkutscher Köbler, Witwe Hagen, Dr. Blankmeister<br />

1849/50: k. A.<br />

1858 Bewohner des Hauses (Besitzer des Hauses nicht sicher, wahrscheinlich Posamentierer<br />

Etzdorf)<br />

entsprechend Akte von 1858, S. 135 (Einwohnerzählung),<br />

in 226:<br />

Posamentirer Ferd. Etzdorf (5 Familienangehörige)<br />

Pastorswitwe Langenberg (3 Familienangehörige)<br />

Försterswitwe Ni[c]ander (2 Familienangehörige, 1 Magd)<br />

Witwe und Tochter Maria Renz (2 Familienangehörige)<br />

Maler Wilh. Geiling (1 Mann, 2 Gehilfen/Lehrlinge)<br />

Advocatenwitwe Luise Hirt (1 Frau)<br />

im gesamten Haus 17 Personen in 6 Haushalten<br />

(1858)-≥1862 Ferdinand Etzdorf , Posamentiermeister<br />

Adressbuch 1862:<br />

in 226:<br />

Etzdorf, Ferdinand, Posamentiermeister;<br />

Geiling, Maler;<br />

Langenberg, Pfarrers-Wwe.;<br />

Otto, Polizeisereg.;<br />

Penz, geb. Stadelmann, Wwe.<br />

1865-1886 Hermann Dornbluth, Fleischermeister<br />

Adressbuch 1865:<br />

in 226:<br />

Dornbluth, Hermann, Fleischermeister;<br />

Etzdorf, Alw., geb. Döll, Posamentiermstrs.-Wwe.;<br />

Lucke, Friederike, Witwe;<br />

Thurm, A., Schneidermstr.<br />

Adressbuch 1875, 1879:<br />

in 226:<br />

Dornbluth, Herm., Fleischer<br />

Adressbuch 1881:<br />

in 226:<br />

Dornbluth, Herm., Fleischer;<br />

Lucke, F., Kantorswitwe;<br />

Canarius, Pastorswitwe<br />

Adressbuch 1883:<br />

Dornbluth, Herm., Fleischer;<br />

Lucke, Kantorswitwe;<br />

Canarius, Pastorswitwe;<br />

Peuschel, Otto, Kleiderhändler<br />

Adressbuch 1886:<br />

in 226!:<br />

Dornbluth, Herm., Fleischer;<br />

Peuschel, Otto, Kfm., Herrengarderobegeschäft;<br />

Kirsten, Johanne, Tagelöhnerin;<br />

Lucke, Frieder., Kantorswitwe<br />

1887-≥1893 Wilh. Dornbluth, Fleischermeisterswitwe<br />

Adressbuch 1887:<br />

in Markt 18!:<br />

Dornbluth, Wilh., Fleischermeisterswitwe;<br />

Gottschalg, Franz, Fleischermstr. ( in Fa. H. Dornbluth); Peuschel, O.,<br />

Kfm., Herrengarderobegeschäft; Lucke, Friedr., Kantors-Wwe., Canarius,<br />

Joh., Pastors-Wwe.<br />

330


Adressbuch 1889:<br />

Dornbluth, W., Fleischermstrs.-Wwe.;<br />

Gottschalg, Fr., Fleischermstr.;<br />

Lucke, Fr., Kantors-Wwe.;<br />

Canarius, J., Pastors-Wwe.<br />

Adressbuch 1893:<br />

Dornbluth, W., Fleischermstrs.-Wwe.;<br />

Stolz, Richard, Kaufmann;<br />

Kemmler, Herm., Tischlermstr.;<br />

Fröhlich, Rosalie, Damenschneiderin;<br />

Kühn, B., Wwe., Krankenpflegerin<br />

≤1895-≥1914 Konsumverein Jena<br />

Adressbuch 1895:<br />

Consumverein Jena, e. Gen.;<br />

Görlich, Paul, Lagerhalter;<br />

Döpel, Anna, Wwe.;<br />

Müller, Henr., Pflegefrau;<br />

Möller, K., Schuhmachermstr.;<br />

Ring, K., Tischler;<br />

Hannuschka, Töpfermstr.;<br />

Senf, Paul, Maurer;<br />

Tietze, Eugen, Gerichtsschreiber;<br />

Gedicke, Louise, Privatiere<br />

Adressbuch 1897:<br />

Consumverein Jena, e. Gen.;<br />

Görlich, Paul, Lagerhalter;<br />

Möller, K., Schuhmachermstr.;<br />

Ring, K., Tischler;<br />

Hannuschka, K., Töpfermstr.;<br />

Senf, Paul, Maurer;<br />

Ammarell, Rob., Maschinenmstr.<br />

Adressbuch 1899:<br />

Consumverein Jena, e. G.m.b.H.;<br />

Görlich, Paul, Lagerhalter;<br />

Möller, K., Schuhmachermstr.;<br />

Ring, K., Tischler;<br />

Schulz, Paula, Geschiedene;<br />

Stüdinger, Robert, Kaufmann<br />

Adressbuch 1900:<br />

Consumverein Jena, e. G.m.b.H.;<br />

Möller, K., Schuhmachermstr.;<br />

Rinck, K., Tischler;<br />

Schulz, Paula, Geschiedene;<br />

Stübiger, Robert, Kaufmann;<br />

Schmidt, Rob., Kaufmann<br />

Adressbuch 1901:<br />

Consumverein Jena, e. G.m.b.H.;<br />

Stübiger, Robert, Kaufmann;<br />

Engelhardt, Hugo, Geschäftsführer;<br />

Rinck, K., Tischler;<br />

Schulz, Paula, Geschiedene<br />

Adressbuch 1902:<br />

Consumverein Jena, e. G.m.b.H.;<br />

Stübiger, Robert, Kaufmann;<br />

Wohlgezogen, Arno, Kaufmann;<br />

Wohlgezogen, Ernestine, Oekonom-Wwe.;<br />

331


Rinck, K., Tischler<br />

Adressbuch 1904:<br />

Consumverein Jena, e. G.m.b.H.;<br />

Stübiger, Robert, Kaufmann;<br />

Wohlgezogen, Arno, Kaufmann<br />

Adressbuch 1905:<br />

Consumverein Jena, e. G.m.b.H.;<br />

Wohlgezogen, Arno, Kaufmann;<br />

Scheidler, Paul, Optiker;<br />

Heiland, Anna, Wwe.;<br />

Rinck, Karl, Tischler<br />

Adressbuch 1906:<br />

Consumverein Jena, e. G.m.b.H.;<br />

Wohlgezogen, Arno, Kaufmann;<br />

Scheidler, Paul, Optiker;<br />

Rinck, Karl, Tischler<br />

Adressbuch 1907:<br />

Konsumverein Jena, e. G.m.b.H.;<br />

Wohlgezogen, Arno, Kaufmann;<br />

Rinck, Karl, Tischler;<br />

Rinck, Karl, Mechaniker;<br />

Sauer, Max, Lagerhalter;<br />

Timmler, Emma, Frl.;<br />

Franke, Karl, Maurer<br />

Adressbuch 1908, 1909:<br />

Konsumverein Jena, e. G.m.b.H.;<br />

Wohlgezogen, Arno, Kaufmann;<br />

Rinck, Karl, Tischler;<br />

Sauer, Max, Lagerhalter;<br />

Franke, Karl, Maurer<br />

Historische Bauakte Markt 18:<br />

1909/10 Neubau für Konsumverein, Architekt, Leb. P. Ehricht aus Leipzig,<br />

Rohbauabnahme 30. 6. 1910<br />

Adressbuch 1910:<br />

Konsumverein Jena, e. G.m.b.H. (im Bau)<br />

Adressbuch 1911:<br />

Konsumverein Jena, e. G.m.b.H.;<br />

Heinrich, Melanie, Doktors-Wwe.;<br />

Hüttich, Karl, Maurer<br />

Adressbuch 1912:<br />

Konsumverein Jena, e. G.m.b.H.;<br />

Riemschneider, Reinh., Tischlerei (wohnt Insel 8);<br />

Heinrich, Melanie, Doktors-Wwe.;<br />

Hüttich, Karl, Maurer;<br />

Schwenzien, Alb., Privatier<br />

Adressbuch 1913, 1914:<br />

Konsumverein Jena, e. G.m.b.H.;<br />

Heinrich, Melanie, Doktors-Wwe.;<br />

Hüttich, Karl, Maurer;<br />

Schwenzien, Alb., Privatier<br />

332


Markt 19<br />

1519 Heinz Töpfer, Gewandschneider<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 49f), 1484-1521 erwähnt; Gewandschneider; Haus mit<br />

Einfahrt auf dem Markt, Haus in der Johannisgasse und 2 Häuser vorm Löbdertor;<br />

1502 hat er den größten Grundbesitz aller Steuerpflichtigen inne; nach dem Wert<br />

desselben steht er ebenfalls an 1. Stelle; Besitz stammt vom Vater Eckard Töpfer,<br />

vom Schwiegervater Siegmund von Gera und von Hans von Hauenberg; hat Zinsen<br />

und ein Viertel Kirchlehen zu Lützeroda inne; Söhne: Hans (der Ältere), Georg, Johann,<br />

Andres, Hans der Junge; seine Frau heißt Katharina; er ist als Ratsmann,<br />

Schosser und Vorsteher der Johanniskirche erwähnt.<br />

Der Besitz an diesem Haus ist ein Rückschluss aus dem gesicherteren Besitz durch<br />

seinen Sohn.<br />

Schwörbuch v. 1519, S. 112: „Sein Haues ist marckrecht l. dem gerichte“,<br />

zahlt für 1 Haus in der Johannisgasse, 2 Miethäuser vor dem Löbdertor,<br />

viel Grundbesitz, Erbzins und verschiedene Getreidezinsen, fahrende<br />

Habe.<br />

1526 Die Heinz Töpferin, Gewandschneiderwitwe<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 50), erbt seine Witwe den gesamten Besitz und steht 1540<br />

nach dem Wert des Besitzes an 15. Stelle; sie besitzt 2 Waidhäuser vor dem Löbdertor<br />

und hat Anteil am Rittergut und Mannlehen zu Schwabhausen.<br />

Schwörbuch v. 1526, S. 121: „Ir Hauß ist marcktrecht zinst nichts“.<br />

Es werden auch weitere Töpfer am Markt, wohl mit in diesem Haus erwähnt,<br />

u.a. Jung Hans und Jorge.<br />

(1531) 1533-1556 Hans Töpfer (1556 Alt Hans Töpfer genannt)<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 50), 1524-1560 erwähnt; Hausbesitz seit 1531; Sohn des<br />

Gewandschneiders Heinz Töpfer; ist Vater von Jung Hans(?), auch Hans Schurcht<br />

genannt.<br />

Schwörbuch v. 1533, S. 113: „Sein Hauß Ist Marckrecht“<br />

Schwörbuch v. 1540, S. 107: „Sein Haus an Bonifacius Breuningk gelegen<br />

Ist Margrecht zinst nichts“, zahlt für fahrende Habe.<br />

In der Türkensteuer von 1542 ist das Wohnhaus mit 200 Schock angeschlagen.<br />

H. Töpfer besitzt auch eine Kuh und ein Kalb und nach der Ergänzung<br />

von 1547 beschäftigt er eine Magd. Er ist insgesamt mit 810<br />

Schock angeschlagen und liegt damit an 11. Stelle der unter dem Marktbezirk<br />

aufgeführten 40 Hausbesitzer.<br />

Schwörbuch v. 1547, S. 94: „Sein Haus an Facius Breuningk lehnet vom<br />

gericht zinst nichts, Ist Marckrecht“, zahlt für fahrende Habe.<br />

Stubentaxe v. 1554/Taxierung der (an Studenten) vermietbaren Stuben:<br />

eine Stube, eine Kammer ohne Feuermauer auf 6fl. taxiert.<br />

Schwörbuch v. 1556, S. 119: „sein Wohnhaus neben Bonifatius Breuning“,<br />

zahlt für fahrende Habe und Barschaft.<br />

um 1558 Erwähnung als Gasthof zur „güldenen Gans“<br />

Wiedeburg, Beschreibung, 1785, S. 265: „das Nochische, vordem Ernstische<br />

Hauß; darauf das itzige Kraussische, vormalige Brunquellische<br />

(„War vor 200 Jahren ein berühmter Gasthof, genannt zur güldenen<br />

333


Gans, in welchem noch im Jahre 1558 Herzog Joh. Wilhelm, bey seiner<br />

Hieherkunft zur Einweyhung der Akademie, abgetreten. Nach der Hand<br />

haben die Besitzer Dr. Harnisch, und Kanzler Strauch, die alte Gast- Gerechtigkeit<br />

eingehen lassen.“), hierauf das schmale Wernerische, vorher<br />

auch Kraussische“<br />

1572-1585 Hans Schurcht<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 239), 1549-vor 1610 erwähnt; hat Grundbesitz von Hans<br />

Töpfer, seinem Vater (?); 1581 Ratsmann; Tochter Margarete heiratet 1610 den Jurastudenten<br />

Johann Schober, den Sohn des Schossers.<br />

Schwörbuch v. 1572, S. 176: „Sein Wonhaus neben Bonifacius Facius<br />

Breunig und Mgr. Burcharde ist margkrecht“, besitzt ein 2. Haus in der<br />

Saalgasse, zahlt für Handel, fahrende Habe, Hüterlohn.<br />

Schwörbuch v. 1585, S. 187: Wohnhaus zwischen „Albertus Krause und<br />

Nicol Breunig“, zahlt für fahrende Habe und Handel.<br />

? Johann Roden<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 6, Güterbuch v. 1669, S. 470.<br />

? Dr. Bechmann<br />

Eventuell:<br />

Prof. Friedemann Bechmann, laut ADB, Bd. 2 (1875), S. 205: geb. 26. 7. 1628 in<br />

Elleben/<strong>Thüringen</strong>, gest. 9. 3. 1703 in Jena, studierte ab 1649 in Jena, wurde 1651<br />

Magister, 1656 Professor der Philosophie, trat 1668 nach dem Tode Johann Gerhards<br />

in die Theologische Fakultät ein und wirkte hier als Kollege von Johann Musäus.<br />

Er schrieb zahllose Disputationen über exegetische und dogmatische Themen.<br />

Oder:<br />

Prof. Johann Volckmar Bechmann, laut Spangenberg, Handbuch (S. 112), Doktor<br />

der Rechte, Com. palat. caes. und Professor; er starb am 13. 6. 1689.<br />

Laut Günther, Lebensskizzen, S. 62, wurde er am 23. Dezember 1624 in Fiedelhausen<br />

(<strong>Thüringen</strong>) als Sohn eines Predigers geboren. Er besuchte die Gymnasien in<br />

Weimar und Gotha, danach die Universitäten Jena, Wittenberg und Helmstedt und<br />

studierte Jura. 1646 Rückkehr nach Jena, 1649 Doktor der Rechte, bald auch Hofgerichtsadvokat.<br />

1658 wurde er außerordentlicher, später ordentlicher Professor.<br />

Kaiser Leopold verlieh ihm den Titel Comes Palatinus.<br />

Dieser Prof. Johann Volckmar Bechmann besitzt 1668 das Haus Markt 3, welches<br />

zuvor Peter Rudolph Dittrich sein eigen nannte. Haustausch (?)<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 318.<br />

≤1668-≥1687 Peter Rudolph Dittrich/ Petrus Rudolph Thiedrich<br />

Laut Spangenberg, Handbuch (S. 187), war Peter Rudolph Dietrich Erb- und Gerichtsherr<br />

in Großlöbichau und starb am 3. 11. 1696.<br />

War Petrus Rudolph Thiedrich eventuell ein Sohn des Rechtsprofessors Petrus<br />

Theodoricus, der 1640 starb?<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 318: „Peter Rudolph Dittrich.<br />

Ein Wohnhauß neben Christian Hillgunden, F. D. Bechmannen, lehnet<br />

den gerichten, zinst nichts, ist Marckrecht.“<br />

Er hat 4 Pferde und Kutschen (mit 40 Schock veranschlagt).<br />

wird mit 170 Schock für das Haus veranschlagt<br />

Güterbuch v. 1669, S. 470: „Petrus Rudolph Thiedrich.<br />

Ein Wohnhauß aufm Marckte, neben H. Nicoll Herolten, l. den F. Stadtgerichten,<br />

zinßet nichts, ist Marckrecht, F. Johann Roden.“<br />

Er besitzt an Grundstücken insgesamt 6,5 Acker (ca. 1,9 ha), davon 4<br />

Acker Weinwachs und 2,5 Acker Artfeld.<br />

Geschossbuch v. 1687, S. 228.<br />

Veranschlagter Hauswert: 170 Schock (seit dem letzten Anschlag gleichgeblieben).<br />

nach 1696 Peter Rudolphs Witwe<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 6: „Petrus Rudolph Dietrichs Witbe.<br />

334


Ein Wohnhauß aufm Marckte neben H. Nicoll Heroldten, L. den Fürstl.<br />

Stadtgerichten, Zinßet nichts, ist Marckrecht. F. Johann Roden.“<br />

1690?/96? Gertrude Hartmannin<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 6: „Gertrude Hartmannin (von ihrer Schwester<br />

ererbet)“<br />

? Anna Sophia Bielerin<br />

Wohl die Mutter des Johann Ernst Bieler, laut Spangenberg, Handbuch (S. 124), „F.<br />

Weimar. Secretair u. Bürgermeister“ in Jena, der am 5. 7. 1758 starb und<br />

Frau/Witwe entweder des Carl Theodosius Bieler, laut Spangenberg, Handbuch (S.<br />

127), Postmeister, der am 11. 7. 1713 starb oder des Dr. Joh. Matthes Bieler, laut<br />

Spangenberg, Handbuch (S. 215), „Fürstl. S. Commissionsrath u. Erbpostmeister“ in<br />

Jena, der am 22. 12. 1710 starb.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 7: „Fr. Anna Sophia Bielerin, gebohrene [Jöckerin].<br />

Ein Wohnhauß am Marckte, neben H. Lieutn. Lincker und H. Friedrich<br />

[Speerhacken], lohnet denen Stadtgerichten, Zinßet nichts, ist<br />

MarckRecht. fuit emariti, H. Rath. S. Bieler.“<br />

1720-(1735) Johann Salomon Brunquell, Juraprofessor<br />

Johann Salomon Brunquell (1693-1735), 1728-1735 Prof. der Rechtswissenschaft in<br />

Jena, 1735 in Göttingen (GdUJ, Personenregister).<br />

Laut ADB, Bd. 3 (1876), S. 448: geb. 22. 5. 1693 in Quedlinburg als Sohn des Gymnasialrektors,<br />

gest. 21. 5. 1735, studierte ab 1712 in Jena und Leipzig, kehrte 1716 als<br />

Advokat nach Quedlinburg zurück, ging 1717 als Hofmeister des braunschweigischen<br />

Edelmannes Heinrich Kaspar von Uslar zurück nach Jena, wurde dort 1720<br />

zum Doktor der Rechte und Privatdozenten ernannt, 1723 ordentlicher Advokat<br />

beim Hofgericht, 1728 außerordentlicher Professor der Rechte, 1730 ordentlicher<br />

Professor der Institutionen und Pandecten sowie Assessor beim Schöppenstuhl und<br />

Hofgericht, 1733 Hofrat. Er wurde 1735 als Professor des Kanonischen Rechts und<br />

Ordinarius der Juristenfakultät nach Göttingen berufen, starb dort aber bereits<br />

nach wenigen Monaten. Hauptwerk ist die „Historia iuris Romano-Germanici“ erschienen<br />

1727 in Jena.<br />

Porträt in Sammlung der Universität vorhanden.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 7: „Dieses Hauß hat Secretar Bieler von seiner<br />

Frau Mutter ererbet und sodann an H. Doct. u. Profess. Johann Salomon<br />

Brunquellen verkaufft. er. 1720“<br />

1763 Marg. Sybilla Brunquellin<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 7: „Fr. Witwe Marg. Sybilla Brunquellin, geb.<br />

Brücknerin“<br />

mind. 1785-1821 Krause/Johanne Krause<br />

(Eventuell Paul Krause, laut Spangenberg, Handbuch (S. 34), „F. Weimar. Commissionsrath<br />

in Jena“, gestorben am 22. 2. 1797.)<br />

Wiedeburg, Beschreibung, 1785, S. 265: „das Nochische, vordem Ernstische<br />

Hauß; darauf das itzige Kraussische, vormalige Brunquellische<br />

(„War vor 200 Jahren ein berühmter Gasthof, genannt zur güldenen Gans,<br />

in welchem noch im Jahre 1558 Herzog Joh. Wilhelm, bey seiner Hieherkunft<br />

zur Einweyhung der Akademie, abgetreten. Nach der Hand haben<br />

die Besitzer Dr. Harnisch, und Kanzler Strauch, die alte Gast- Gerechtigkeit<br />

eingehen lassen.“), hierauf das schmale Wernerische, vorher auch<br />

Kraussische“<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 7: 1808/09 wird Demoiselle Krause der Abbruch<br />

der Stadtmauer hinter ihrem Hausgarten gegen eine jährliche Gebühr<br />

von 20 gl. gestattet.<br />

Einwohnerliste 1810 (Steuerliste):<br />

in 239:<br />

„Demoiselle Krause.<br />

Par Terre: k. A.<br />

335


1te Etage: H. Seidler (1 Mann, 1 Weib, 1 Sohn (1 ¾ J.), 2 Töchter (15 u. 5<br />

J.), 1 Magd), Buchhändler / Akademisch. Gericht<br />

Seitengebäude: Jungfer Burgin, Aufwärterin<br />

Hinterhaus: Frau Sindicus Gensler (1 Weib, 1 Sohn (3 J.), 2 Töchter (8 u. 7<br />

J.), 1 Magd) / Fürstl. Regierung, Fürstl. Amt“<br />

Akte v. 1821 (Steuerliste), S. 24:<br />

in 239:<br />

Johanne Krause, 60 J. 67 J.; Caroline Burgin, Magd, 30 J.<br />

1828-1830 Johanna Schnaubert und deren Sohn Robert Schnaubert, Jusitzratswitwe<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 7: „Die Witwe Fr. geh. Justitzräthin Johanna<br />

Schnaubert und deren Sohn Robert Schnaubert 1828 gemein […] erb.“<br />

Entwurf des Katasters zur Brandversicherung 1828:<br />

in 239:<br />

„Frau Geheime Justitzräthin Schnauberth und deren Sohn Robert<br />

Schnaubert“, ab 1830: „Herr Buchhändler Carl Friedrich Ernst Frommann“.<br />

Ein Wohnhaus mit Hinterhaus und bewohnbaren Seitengebäuden.<br />

Schätzwert gesamt: 3063 Taler.<br />

1830-1835 (1837) Carl Friedrich Ernst Frommann, Verleger, Buchhändler<br />

Das Familiengrab der Familie Frommann befindet sich auf dem Johannisfriedhof<br />

(Abb. 70).<br />

Frommann betrieb seit 1798 gemeinsam mit seinem Schwager Wesselhoeft eine<br />

Druckerei mit Verlag am Fürstengraben in Jena. Carl Friedrich Ernst Frommann<br />

starb am 16. Juni 1837 (Vgl. Lütge, Buchhandel, S. 202). Das Haus am Markt diente<br />

wohl hauptsächlich seinem 1825 in die Firma eingetretenen Sohn Johann Friedrich<br />

Frommann, der den Schwerpunkt des Unternehmens in seiner Zeit immer mehr in<br />

Richtung Sortimentsbuchhandlung verschob (Vgl., Lütge, Buchhandel, S. 201).<br />

Entwurf des Katasters zur Brandversicherung 1828:<br />

ab 1830: „Herr Buchhändler Carl Friedrich Ernst Frommann.“<br />

Ein Wohnhaus mit Hinterhaus und bewohnbaren Seitengebäuden.<br />

Schätzwert gesamt: 3063 Taler.<br />

Brandkataster 1835:<br />

in 239:<br />

„Herr Buchhändler Carl Friedrich Ernst Frommann.“<br />

Ein Wohnhaus mit Hinterhaus und Seitengebäude. Schätzwert insgesamt:<br />

5970 Taler.<br />

(1837)1846-1886 Johann Friedrich Frommann, Buchhändler und Druckereibesitzer<br />

Laut Kirchenbuch Jena, Bestattungen 1886 (S. 204), geb. am 9. 8. 1797 in Züllichau,<br />

gest. am 6. 6. 1886 in Jena.<br />

Einwohnerliste 1846-50:<br />

Frommann;<br />

weiterer Bewohner: 1848: Zigarrenfabrikant Voigt<br />

Akte von 1858, S. 135 (Einwohnerzählung):<br />

in 225:<br />

Buchhändler Joh. Frommann (5 Familienangehörige, 2 Dienstleute, 3 Gehilfen/Lehrlinge)<br />

Lehrerin Frl. Tribe (2 Familienangehörige, 1 Dienstleute, 2 Gehilfen/Lehrlinge)<br />

Musiklehrerin Frl. Schmidt (1 Frau)<br />

im gesamten Haus 16 Personen in 3 Haushalten<br />

Adressbuch 1862:<br />

in 225:<br />

Frommann, F., Buchhändler und Buchdruckereibesitzer; weitere Hausbewohner:<br />

Frommann, Eduard, Buchhändler; Schmidt, Fl. Math., Musiklehrerin<br />

336


Adressbuch 1865:<br />

in 225:<br />

Frommann, F. J., Buchhändler und Buchdruckereibesitzer;<br />

Köhler, Dr. A., Professor<br />

Adressbuch 1875:<br />

in 225:<br />

Frommann, Frdr., Buchhändler und Buchdruckereibesitzer, akadem.<br />

Proklamator<br />

Adressbuch 1879:<br />

in 225:<br />

Frommann, J. F., Buchhändler<br />

Adressbuch 1881:<br />

in 225:<br />

Frommann, F., Dr., Buchhändler;<br />

Frommann, K., Prof., Dr. med.;<br />

Naumann, E., Dr., Professor;<br />

Bläser, Reinh., Obergüterverwalter<br />

Adressbuch 1883:<br />

in 225:<br />

Frommann, Fr., sen., Dr., Buchhändler;<br />

Matthaei, P., Buchhandlung (Geschäft);<br />

Frommann, Karl, Professor Dr., Arzt;<br />

Naumann, E., Dr., Professor;<br />

Bläser, Reinh., Obergüterverwalter;<br />

Cumming, Miss, Lehrerin;<br />

Wackernagel, Ed., Maurer;<br />

Hofmann, Frl., Malerin<br />

Adressbuch 1886:<br />

in 225!:<br />

Frommann*, Fr. J., Dr., Verlagsbuchhändler;<br />

Frommann*, K., Prof., Dr., Arzt;<br />

Ackermann*, Adolf, Dr. jur., Amtsrichter;<br />

Schwarz, Joh., Handarbeiterin;<br />

Naumann*, Ernst, Prof., Dr., akadem. Musikdirektor und städtisch. Organist;<br />

Hoffmann, Wilh., Frl., Zeichenlehrerin und Malerin<br />

1887-1901 Frommann´s, Dr., Fr. J., Erben<br />

Adressbuch 1887:<br />

in Markt 19!:<br />

Frommann´s, Dr., Fr. J., Erben;<br />

Frommann*, K., Dr., Universitätsprofessor;<br />

Frommann, Wilhelmine, Frl.;<br />

Frommann´sche Buchhandlung (Ant. Passarge), Kunsthandlung; Frommannsche<br />

Buchdruckerei (H. Pohle), vom 1. Juli ab Weimarer-Geraer<br />

Bahnhofstr. 6;<br />

Opitz, Fanny, Apothekers-Wwe.;<br />

Ackermann*, Ad., Dr., Amtsrichter;<br />

Hofmann, Wilh., Frl., Malerin und Zeichenlehrerin;<br />

Hofmann, Melanie, Frl.;<br />

Schnetger, Doktors-Wwe., Mädchenpensionat;<br />

Molberg, Alb., Dr., Lehrer am Voigt´schen Institut;<br />

Schwarz, Joh., Aufwärterin<br />

Adressbuch 1889:<br />

Frommann´s, Dr. Fr. J., Erben;<br />

Frommann, Karl, Dr., Universitäts-Professor;<br />

Frommann, Dr., H., Gymnasiallehrer;<br />

337


Frommann, W., Frl.;<br />

Frommann´sche Buchhandlung (Anton Passarge) Kunsthandlung;<br />

Hofmann, W., Frl., Malerin, Zeichenlehrerin;<br />

Hofmann, M., Frl.;<br />

Schnetger, Doktors-Wwe.;<br />

Brandschwei, L., Glasermstr.;<br />

Friderici, Chr., Justizrat (bis 1. Oktober);<br />

Friderici, K., Referendar;<br />

Herzer, Schuhmachermstr.;<br />

Passow, A., Professoren-Wwe., Schriftstellerin;<br />

Lenzer, K., Arbeiter<br />

Adressbuch 1893:<br />

Frommann´s, Dr. Fr. J., Erben;<br />

Frommann, W., Frl.;<br />

Hofmann, W., Frl., Malerin, Zeichenlehrerin;<br />

Schnetger, Doktors-Wwe.;<br />

Herzer, H., Schuhmachermstr.;<br />

Lenzer, K., Arbeiter;<br />

Eismann, Karl, Schneider;<br />

Weidig, Gustav, Schlosser;<br />

Pläne, Otto, Optiker;<br />

Schmidt, Oskar, Mechanikermstr.;<br />

Stern & Comp., Schuhwarenhandlg. (Inh. Alb. Dublon in Apolda);<br />

Hermann, Joh., Schneidermstr.;<br />

Fresenius, Karl, Kaufmann;<br />

Kämpfe, A., Buchdruckerei<br />

Adressbuch 1895:<br />

Frommann´s, Dr. Fr. J., Erben;<br />

Frommann, W., Frl.;<br />

Vogel v. Frommannshausen, Prof.-Wwe.;<br />

Hofmann, W., Frl., Malerin, Zeichenlehrerin;<br />

Herzer, H., Schuhmachermstr.;<br />

Eismann, Karl, Schneider;<br />

Weidig, Gustav, Schlosser;<br />

Stern & Comp., Schuhwarenhandlg. (Inh. Alb. Dublon in Apolda);<br />

Hermann, Joh., Schneidermstr.;<br />

Kämpfe, A., Buchdruckerei;<br />

Woltersdorf, Marie, Rentmeisters-Wwe.;<br />

Linke, Ernst, Glasermstr.;<br />

Laupert, K., Oberförster a. D.;<br />

Hanf, Agnes, Wwe.<br />

Adressbuch 1897:<br />

Frommann´s, Dr. Fr. J., Erben;<br />

Frommann, W., Frl.;<br />

Herzer, H., Schuhmachermstr.;<br />

Eismann, Karl, Damenschneider;<br />

Hermann, Joh., Schneidermstr.;<br />

Kämpfe, A., Buchdruckerei<br />

Adressbuch 1899:<br />

Frommann´s, Dr. Fr. J., Erben;<br />

Eismann, Karl, Damenschneider;<br />

Hermann, Joh., Schneidermstr.;<br />

Kämpfe, A., Buchdruckerei;<br />

Neumann, Karl, Schneidermstr.;<br />

Haftendorn, Karl, Arbeiter;<br />

Petermann, Emilie, Wwe.;<br />

338


Wehner, P., Färbermstr. (Geschäftslokal)<br />

Adressbuch 1900:<br />

Frommann´s, Dr. Fr. J., Erben;<br />

Eismann, Karl, Damenschneider;<br />

Kämpfe, A., Buchdruckerei;<br />

Neumann, Karl, Schneidermstr.;<br />

Haftendorn, Karl, Arbeiter;<br />

Petermann, Emilie, Wwe.;<br />

Wehner, P., Färbermstr. (Geschäftslokal);<br />

Heinrich, Otto, Dr. phil.;<br />

Kahle, Ernst, Rentner<br />

Adressbuch 1901:<br />

Frommann´s, Dr. Fr. J., Erben;<br />

Eismann, Karl, Damenschneider;<br />

Wehner, P., Färbermstr. (Geschäftslokal);<br />

Kämpfe, A., Buchdruckerei;<br />

Neumann, Karl, Schneidermstr.;<br />

Haftendorn, Karl, Arbeiter;<br />

Petermann, Emilie, Wwe.;<br />

Heinrich, Otto, Dr. phil.;<br />

Häßler, Marie, Frau;<br />

Kahle, Ernst, Rentner<br />

1902-≥1914 v. Vogel-Frommannshausen, Professorenwitwe<br />

Adressbuch 1902:<br />

v. Vogel-Frommannshausen, Reg.-Rats- und Professoren-Wwe. (wohnt<br />

Löbdergraben 6a);<br />

Frommann, Wilhelmine, Frl. (desgl.);<br />

Wehner, P., Färbermstr. (Geschäftslokal);<br />

Kämpfe, A., Buchdruckerei;<br />

Heinrich, Otto, Dr. phil.;<br />

Kahle, Ernst, Rentner;<br />

Eismann, Karl, Damenschneider;<br />

Petermann, Emilie, Wwe.;<br />

Haftendorn, Karl, Arbeiter<br />

Adressbuch 1904:<br />

v. Vogel-Frommannshausen, Reg.-Rats- und Professoren-Wwe. (wohnt<br />

Löbdergraben 6a);<br />

Frommann, Wilhelmine, Frl. (desgl.);<br />

Wehner, P., Färbermstr. (Geschäftslokal);<br />

Stupp u. Dr. Lotze, Rechtanw. (Büro);<br />

Heinrich, Otto, Dr. phil.;<br />

Kahle, Ernst, Rentner;<br />

Eismann, Karl, Damenschneider;<br />

Germer, Karl, Arbeiter;<br />

Neumann, Karl, Schneidermstr.<br />

Adressbuch 1905:<br />

v. Vogel-Frommannshausen, Reg.-Rats- und Professoren-Wwe. (wohnt<br />

Löbdergraben 6a);<br />

Frommann, Wilhelmine, Frl. (desgl.);<br />

Wehner, P., Färbermstr. (Geschäftslokal);<br />

Stupp u. Dr. Lotze, Rechtanw. (Büro);<br />

Heinrich, Otto, Dr. phil.;<br />

Götze, Traugott, Schneider;<br />

Götze, Paul, Arbeiter;<br />

Stahl, Martha, Wwe.;<br />

Schönherr, Elise, Frl.<br />

339


Adressbuch 1906:<br />

v. Vogel-Frommannshausen, Reg.-Rats- und Professoren-Wwe.;<br />

Frommann, Wilhelmine, Frl.;<br />

Wehner, P., Färbermstr. (Geschäftslokal);<br />

Stupp u. Dr. Lotze, Rechtanw. (Büro);<br />

Heinrich, Melanie, Doktors-Wwe.;<br />

Götze, Traugott, Schneider;<br />

Götze, Paul, Arbeiter;<br />

Stahl, Martha, Wwe.;<br />

Schönherr, Elise, Frl.;<br />

Busch, Otto, Buchhalter<br />

Adressbuch 1907:<br />

v. Vogel-Frommannshausen, Reg.-Rats- und Professoren-Wwe.;<br />

Lotze, Dr., Rechtsanwalt (Büro);<br />

Wehner, Fritz, Korbmachermstr.;<br />

Petersen, Ludwig, Buchhändler;<br />

Schmitz, Wilhelm, Dr. phil.;<br />

Paap, Max, Tischlermstr.;<br />

Heinrich, Melanie, Doktors-Wwe.;<br />

Götze, Traugott, Schneider;<br />

Götze, Otto, Schriftsetzer;<br />

Stahl, Martha, Wwe.<br />

Adressbuch 1908:<br />

v. Vogel-Frommannshausen, Reg.-Rats- und Professoren-Wwe.;<br />

Lotze, Dr., Rechtsanwalt (Büro);<br />

Wehner, Fritz, Korbmachermstr.;<br />

Heinrich, Melanie, Doktors-Wwe.;<br />

Götze, Traugott, Schneider;<br />

Stahl, Martha, Wwe., Schneiderin;<br />

Guthmann, Karl, Maurer<br />

Adressbuch 1909:<br />

v. Vogel-Frommannshausen, Reg.-Rats- und Professoren-Wwe.;<br />

Lotze, Dr., Rechtsanwalt (Büro);<br />

Wehner, Fritz, Korbmachermstr.;<br />

Heinrich, Melanie, Doktors-Wwe.;<br />

Stahl, Martha, Wwe., Schneiderin;<br />

Guthmann, Karl, Maurer<br />

Adressbuch 1910:<br />

v. Vogel-Frommannshausen, Reg.-Rats- und Professoren-Wwe. und Frl.<br />

W. Frommann;<br />

Lotze, Dr., Rechtsanwalt (Büro);<br />

Wehner, Fritz, Korbmachermstr.;<br />

Heinrich, Melanie, Doktors-Wwe.;<br />

Stahl, Martha, Wwe., Schneiderin;, Lehrerin u. Leiterin für Wäschekurse;<br />

Guthmann, Karl, Maurer<br />

Adressbuch 1911:<br />

v. Vogel-Frommannshausen, Reg.-Rats- und Professoren-Wwe. und Frl.<br />

W. Frommann;<br />

Lotze, Dr., Rechtsanwalt (Büro);<br />

Stahl, Martha, Wwe., Schneiderin;, Lehrerin u. Leiterin für Wäschekurse;<br />

Kürbitz, Herm., Korbwarengeschäft;<br />

Sauer, Max, Lagerhalter;<br />

Guthmann, Karl, Maurer<br />

Adressbuch 1912:<br />

v. Vogel-Frommannshausen, Reg.-Rats- und Professoren-Wwe. und Frl.<br />

W. Frommann;<br />

340


Lotze, Dr., Rechtsanwalt (Büro);<br />

Stahl, Martha, Wwe., Schneiderin;, Lehrerin u. Leiterin für Wäschekurse;<br />

Kürbitz, Herm., Korbwarengeschäft;<br />

Guthmann, Karl, Maurer<br />

Adressbuch 1913:<br />

v. Vogel-Frommannshausen, Reg.-Rats- und Professoren-Wwe. und Frl.<br />

W. Frommann;<br />

Riemschneider, Reinh., Tischlerei, Möbellager (wohnt Insel 8);<br />

Lotze, Dr., Rechtsanwalt (Büro);<br />

Engelhardt, Paul, Architekt (D. F. A.), archit. Büro (wohnt Unterer Philosophenweg<br />

17);<br />

Stahl, Martha, Wwe., Schneiderin;, Lehrerin u. Leiterin für Wäschekurse;<br />

Sauer, Max, Lagerhalter;<br />

Herwart, Alwin, Wwe.<br />

Adressbuch 1914:<br />

v. Vogel-Frommannshausen, Reg.-Rats- und Professoren-Wwe. und Frl.<br />

W. Frommann;<br />

Riemschneider, Reinh., Tischlerei, Möbellager (wohnt Insel 8);<br />

Lotze, Dr., Rechtsanwalt (Büro);<br />

Engelhardt, Paul, Architekt (D. F. A.), archit. Büro (wohnt Unterer Philosophenweg<br />

17);<br />

Stahl, Martha, Wwe., Schneiderin;, Lehrerin u. Leiterin für Wäschekurse;<br />

Sauer, Max, Lagerhalter;<br />

Herwart, Alwin, Wwe.<br />

341


Markt 20<br />

1. Hälfte des 13. Jh. Spätromanischer, nahezu quadratischer Massivbau, teilweise noch im aufgehenden<br />

Mauerwerk erhalten.<br />

Entstehung und Wandel, Rupp, S. 83 bzw. Bauhistorische Untersuchung<br />

Scherf/Bolze Mai 1995.<br />

Vgl. auch Bauhistorische Voruntersuchung vom Mai 1995<br />

(Schaetz/Bönsch).<br />

≤1533-1≥547 Paul Hammer, Gewandschneider<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 104), 1526-1547 erwähnt; Gewandschneider mit Haus auf<br />

dem Markt.<br />

Schwörbuch v. 1533, S. 135: „Sein Haus Ist marckrecht zinst nichts“,<br />

zahlt für werbenden(?) Handel.<br />

Schwörbuch v. 1540, S. 108: „Sein wonhaus neben Christof Druckscherf<br />

lehent vom gericht zinst nichts“, zahlt für fahrende Habe.<br />

In der Türkensteuer von 1542 ist das Wohnhaus mit 200 Schock angeschlagen.<br />

P. Hammer besitzt auch eine Kuh. Er ist insgesamt mit 778<br />

Schock angeschlagen und liegt damit an 15. Stelle der unter dem Marktbezirk<br />

aufgeführten 40 Hausbesitzer.<br />

Schwörbuch v. 1547, S. 94: „Sein wonhaus neben Hansen Töpffer lehnen<br />

vom gericht zinst nichts“, zahlt für fahrende Habe und Handel.<br />

≤1556-≥1572 Burchardus Andreas, Magister, Stadtschreiber<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 3), 1542-1575 erwähnt; Magister, Stadtschreiber; hat<br />

auch Grundbesitz zu Camsdorf von seiner Frau; ist Bürgermeister: 1555, 1565,<br />

1570, 1574, Stadtschreiber: 1542, 1545, 1547, 1569, 1570.<br />

Schwörbuch v. 1556, S. 120: „sein Wohnhaus neben Johann Ockeler“,<br />

zahlt für fahrende Habe.<br />

Schwörbuch v. 1572, S. 179: „Das Wonhaus ist margkrecht“, zahlt für<br />

fahrende Habe und Hüterlohn.<br />

Aufgeführt wird auch Christopherus Andreas (Sohn, ist Ostern 1561<br />

Student in Wittenberg, 1564 Student in Jena, nach 1572 nicht mehr genannt,<br />

Apel, Einwohner, S. 4).<br />

Genannt wird auch Hieronimus Starcke (Nach Apel, Einwohner, S. 256,<br />

Magister, 1571-1585 auf dem Markt genannt).<br />

1585 Event. Albertus Krause, Stadtschreiber<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 153), 1536-1587 erwähnt; erster Protonotarius in Jena;<br />

geb. in Jena, 1536 in Wittenberg Student, 1556 wohnhaft in Weimar; seit 1570 zwei<br />

Häuser in der Brüdergasse; nach dem Werte seines Grundbesitzes steht er 1585 an<br />

neunter Stelle.<br />

Nach Schmeizel, Chronik (S. 26), wurde 1566 das gemeinschaftliche Hofgericht eingeführt,<br />

wobei der erste Hofrichter ein Herr von Brandenstein und der erste Protonotarius<br />

Albertus Krause war.<br />

Im Schwörbuch v. 1585, S. 187, nur als Nachbar von Hans Schurcht genannt,<br />

nicht selber aufgeführt, möglicherweise dem Stadtrat nicht steuerpflichtig?<br />

342


? Jacob Putz<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 8, Güterbuch v. 1669, S. 472.<br />

? Stephan Hirsch<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 8.<br />

1668/1669 Nicoll Heroldt, Riemer<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 319: „Ein Wohnhauß neben Peter Rudolph<br />

Dittrichen undt Martin Hirschfeldern F. Jacob Butzen, lehnet den gerichten,<br />

zinst nichts, ist Marckrecht.“<br />

wird mit 83,33 Schock für das Haus und 15 Schock für das Handwerk<br />

veranschlagt.<br />

Güterbuch v. 1669, S. 472: „Nicoll Heroldt.<br />

Ein Wohnhauß am Marckte, neben der Fr. Schallingin, Hirschfeldin , H.<br />

[Seb….], l. den F. Stadtgerichten, zinßet nichts, ist Marckrecht, Ist E. E.<br />

Rath mit 50f verschrieben und dem Gotteskasten allhier mit 12 f. F. Jacob<br />

Butzen ruper Stephan Hirschen.“<br />

Er besitzt an Grundstücken insgesamt 15,125 Acker (ca. 4,3 ha), davon<br />

4,125 Acker Wiese, 7 Acker Weinwachs, 4 Acker Artfeld;<br />

zusätzlich 1 Garten unter dem Hospital in der Unteraue, Scheune und<br />

Garten [wo?], also 2 Gärten und 1 Scheune.<br />

1677-1687 Johann Heroldt, Krämer<br />

Güterbuch v. 1669, S. 472: „Johann Heroldt.<br />

2f 8g goldg.: fl. 61<br />

Diß Capital den 29. Oct. 1677.“<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 8: „Johann Heroldt.<br />

Ein Wohnhauß auf dem Marckte neben Hirschfeldten gelegen, L. den<br />

Fürstl. Stadtgerichten, Zinßet nichts, ist Marckrecht, F. Jacob Putzen, Stephan<br />

Hirschen & ruper Patris“<br />

Geschossbuch v. 1687, S. 228: „ H. Johann Heroldt, Crahmer. Ein Wohnhaus<br />

neben H. Peter Rudolff Dietrichen und H. Heberlens W. F. Nicoll Heroldten<br />

lehnet den gerichten zinset nichts ist Marckrecht.“<br />

veranschlagter Hauswert: 83 1/3 Schock (seit dem letzten Anschlag gefallen)<br />

? Sabina Maria Sch[neros]<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 8: „Mstr. Vitus Sch[neros] Eheweib, Sabina Maria“<br />

1748[?] Paul Krause<br />

(Eventuell Paul Krause, laut Spangenberg, Handbuch (S. 34), „F. Weimar. Commissionsrath<br />

in Jena“, gestorben am 22. 2. 1797. Vgl. auch östliches Nachbarhaus<br />

Markt 19.)<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 8: „H. Rath Paul Krause“<br />

≤1785-≥1810 Philipp Werner/seine Witwe, Kürschner<br />

Wiedeburg, Beschreibung, 1785, S. 265.: „darauf das itzige Kraussische,<br />

vormalige Brunquellische, hierauf das schmale Wernerische, vorher<br />

auch Kraussische: daneben das Hennekische, sonst Kochische“<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 8: (Jahr?) „Kürschnermeister Philipp Werners<br />

Witwe“<br />

Einwohnerliste 1810 (Steuerliste):<br />

in 238:<br />

„Kurschner Witwe Fr. Wernerin.<br />

Par Terre: k. A.<br />

1te Etage: Johann Gottfried Götze (1 Mann, 1 Weib, 2 Söhne ( 18 u. 7 J.), 1<br />

Tochter ( 15 J.), 8 (?) Gesellen), Stadt Musicus / Stadtrath<br />

2te Etage: Tonndorf Junior (1 Mann, 1 Weib, 1 Sohn (3 J.) 2 Töchter (6 u.<br />

1 J.), 1 Magd) Schuhmacher Mstr. / Stadtrath<br />

3te Etage: Rosina Wernerin (1 Weib)<br />

Seitengebäude: Dobermannin (1 Weib)“<br />

343


≤1821-≥1850 Johann Christian Heinrich Tonndorf, Schuhmachermeister, Sattlermeister<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 8: (Jahr?) „Schuhmachermeister Joh. Christian<br />

Heinrich Tonndorf“<br />

Akte v. 1821 (Steuerliste), S. 24:<br />

in 238:<br />

„Christian Tonndorf Schuhm. Mstr., 48 J.; Ehefrau Antonie Tonndorf, 38<br />

J.;<br />

Kinder: Anton Tonndorf, 17 J., Wilhelm Tonndorf, 14 J., Caroline Tonndorf,<br />

12 J., Louise Tonndorf, 10 J., Edmund Tonndorf, 8 J., Christian Tonndorf,<br />

6 J., Ferdinand Tonndorf, 5 J., Johann Tonndorf, 3 J., Eduard Tonndorf,<br />

½ J.;<br />

Carl Kahle, Gesell, 21 J.; Heinrich Schwarz, Gesell, 30 J.; Johann Sauerbrey,<br />

Lehrbursche, 18 J.; Elisabeth Bürger, Magd, 22 J.; Gottlieb Gabler, Policey[?]<br />

Registrator, 24 J.; Carl Bergmann, Königl. Preuß. OberControlleur,<br />

40 J.“<br />

Entwurf des Katasters zur Brandversicherung 1828:<br />

in 240:<br />

„Der Schuhmacher Mstr. Joh. […] Tonndorf.“<br />

Ein Wohnhaus mit Nebengebäude. Schätzwert gesamt: 623 Taler.<br />

Brandkataster 1835:<br />

in 240:<br />

„Der Schuhmachermstr. Johann Christian Heinrich Tonndorf.“<br />

Wohnhaus mit Nebengebäude. Schätzwert insgesamt: 1580 Taler.<br />

Einwohnerliste 1846-50:<br />

in 224:<br />

„Schuhmachermeister Tonndorf“. Weitere Hausbewohner:<br />

„1846: Sattlermstr. Tonndorf; Stud. Stemler; Stud. Thurm; Stud. Maul;<br />

Stud. Zeuner; Stud. Lichtenberg<br />

1847: Sattlermstr. Tonndorf; Stud. Stemler; Stud. Thurm; Stud. Maul;<br />

Stud. Zenker; Stud. Lichtenberg<br />

1848-50: k. A.“<br />

Akte von 1858, S. 135:<br />

in 224:<br />

Schuhmachermstr. Chr. Tonndorf (1 Mann)<br />

Pastorswittwe Wedekind (2 Familienangehörige)<br />

Instrumentmacher Friedr. Kirsche (4 Familienangehörige)<br />

Student Reinhold Schmidt<br />

Maurermstr. W. Kogel (3 Familienangehörige)<br />

≤1862-1904 Louis Gräf(e), Schuhmachermeister<br />

Adressbuch 1862:<br />

in 224:<br />

Gräf, Schuhmachermstr.;<br />

Baumann, Schneidermstr.;<br />

Herling, Handarb.;<br />

Meiselbach, Korbmachermstr.;<br />

Rösler, Kanzlists-Wwe.;<br />

Rösler, Gehilfe in der Amtscanzlei<br />

Adressbuch 1865:<br />

in 224:<br />

Gräfe, Louis, Schuhmachermstr.;<br />

Rößler, Charl., geb. Kleinknecht, OAGerichtskanzlisten-Wwe.;<br />

Seidel, J. F., Handarbeiter;<br />

Schubert, Dorothea, ledig;<br />

Kühndorf, L., Korbmacher<br />

Adressbuch 1875, 1879:<br />

in 224:<br />

344


Gräfe, Louis, Schuhmacher<br />

Adressbuch 1881:<br />

in 224:<br />

Gräf, Louis, Schuhmachermstr.;<br />

Dahinten, Herm., Kaufmann;<br />

Jähnichen, Fräulein; Kehr, J., Witwe, Aufwärterin;<br />

Jauch, K., ledig, Wäscherin<br />

Adressbuch 1883:<br />

in 224:<br />

Gräf, Louis, Schuhmachermstr.;<br />

Dahinten, Herm., Kaufmann;<br />

Jähnichen, Frl.;<br />

Jauch, Karol., ledig;<br />

Neubert, Wwe., Aufwärterin<br />

Adressbuch 1886:<br />

in 224!:<br />

Gräf*, Louis, Rentner;<br />

Dahinten*, Herm., Kfm., Magazin für Haus- und Küchengeräthe; Neubert,<br />

Marie, Wwe., Aufwärterin;<br />

Dittmar, Barbara, Wwe.;<br />

Jahnichen, Fräulein<br />

Adressbuch 1887:<br />

in Markt 20!:<br />

Gräf*, L., Schuhmachermstr., Rentner;<br />

Dahinten*, Herm., Kfm., Magazin für Haus- und Küchengeräthe; Jähnichen,<br />

Fräulein;<br />

Dittmar, Barbara, Wwe., Aufwärterin;<br />

Gebhardt, Math., ledig<br />

Adressbuch 1889:<br />

Gräf, L., Rentner;<br />

Dahinten, H., Kaufmann;<br />

Jähnigen, A., Frl.;<br />

Dittmar, A., Wwe., Aufwärterin<br />

Adressbuch 1893, 1895, 1897, 1899:<br />

Gräf, L., Rentner;<br />

Dahinten, H., Kaufmann;<br />

Jähnigen, A., Frl.;<br />

Ludwig, Eduard, Arbeiter<br />

Adressbuch 1900, 1901:<br />

Gräf, L., Rentner;<br />

Dahinten, H., Kaufmann;<br />

Ludwig, Eduard, Arbeiter<br />

Adressbuch 1902:<br />

Gräf, L., Rentner;<br />

Dahinten, H., Kaufmann;<br />

Steinbrück, Hermann, Hausmann;<br />

Thielsch, Josef, Schuhmacher<br />

Adressbuch 1904:<br />

Gräf, L., Rentner;<br />

Dahinten, H., Kaufmann;<br />

Steinbrück, Hermann, Hausmann<br />

1905-1911 Hermann Dahinten, Kaufmann<br />

Adressbuch 1905, 1906, 1907:<br />

Dahinten, H., Kaufmann;<br />

Gräf, L. Rentner;<br />

Steinbrück, Hermann, Hausmann<br />

345


Adressbuch 1908, 1909, 1910:<br />

Dahinten, Hermann, Kaufmann, Lager für Haus- und Küchengeräte;<br />

Otto, Berthold, Kellner;<br />

Steinbrück, Hermann, Hausmann<br />

Adressbuch 1911:<br />

Dahinten, Hermann, Kaufmann, Lager für Haus- und Küchengeräte;<br />

Steinbrück, Hermann, Hausmann;<br />

Heyne, Hermann, Kellner<br />

1912-≥1914 Rosalie Dahinten, Kaufmannswitwe<br />

Adressbuch 1912, 1913:<br />

Dahinten, Rosalie, Kaufmanns-Wwe.;<br />

Harmuth, H., Kaufmann (H. Dahintens Nachf.), Lager für Haus- und Küchengeräte;<br />

Steinbrück, Hermann, Hausmann;<br />

Heyne, Hermann, Kellner<br />

Adressbuch 1914:<br />

Dahinten, Rosalie, Kaufmanns-Wwe.;<br />

Harmuth, H., Kaufmann (H. Dahintens Nachf.), Lager für Haus- und Küchengeräte;<br />

Steinbrück, Hermann, Hausmann;<br />

Arnold, Anna, Pflegerin<br />

346


Markt 21<br />

14./15. Jh. Gewölbekeller mit Kreuzgratgewölbe aus Naturstein<br />

Gefügekundliche Kurzanalyse und Dendrochronologische Baualtersbestimmung<br />

November 1996 (Schaetz/Bönsch).<br />

1533-1542 Christoff Druckscherff, Gewandschneider, Fischhändler<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 58), 1533-1575 erwähnt; Gewandschneider, Handel mit<br />

Gewand und Fischen; Sohn von Claus Druckscherff; hat auch Haus in Grietgasse<br />

(1542), Haus auf dem Kirchhof an der Saalgasse (1557), Haus in der hinteren Jenergasse<br />

und ein halbes Kellerhaus zum Pfauen in der Jenergasse; nach dem Werte<br />

des Grundbesitzes (ohne Wohnhaus) steht er 1572 an sechster Stelle, nach der Größe<br />

an dritter Stelle; 1553 Bürgermeister, 1554 u. 1564 Stadtrichter, 1560 Ratsmann,<br />

1575 Bürgermeister; 1561 und 1570 ist erwähnt, dass er 1000 Gulden an die<br />

Rentkammer geliehen hat; 1557 borgt er dem Fürsten 500 Gulden für den<br />

Druck der Lutherausgabe (auf ein Jahr zu 5%), dem Stadtrat borgt er 1570 einmal<br />

500 und einmal 1000 Gulden (5% auf 3 Jahre); seine Witwe heiratet den Bürgermeister<br />

Johann Arnurus.<br />

Die Familie Druckscherf wird bereits im Geschossbuch von 1406 mit einem Siedelhof<br />

hinter dem Rathaus erwähnt und stellt bereits im 15. Jahrhundert einige Studenten<br />

in Erfurt, Leipzig und Köln. Über 200 Jahre gehört diese Familie zu den angesehensten<br />

in Jena. 1607stirbt die Familie an der Pest aus.<br />

Schwörbuch v. 1533, S. 114: „Sein Hauß Ist Marckrecht“, zahlt für werbenden(?)<br />

Handel.<br />

Schwörbuch v. 1540, S. 109: „Sein wonhaus neben Paul Hammer Ist<br />

Margrecht zinst nichts“, zahlt für fahrende Habe und Handel. Als Randbemerkung<br />

ist hier die Kopffin, offensichtlich als spätere Besitzerin eingetragen.<br />

In der Türkensteuer von 1542 ist das Wohnhaus mit 100 Schock angeschlagen.<br />

Sein Gewandschnitt wird mit 300 Schock dreimal so hoch bewertet<br />

wie sein Wohnhaus. 1542 beschäftigt er zwei Mägde, in der Ergänzung<br />

von 1547 einen Knecht und eine Magd. Er ist insgesamt mit 783<br />

Schock angeschlagen und liegt damit an 14. Stelle der unter dem Marktbezirk<br />

aufgeführten 40 Hausbesitzer.<br />

1547 Die Jacoff Kopffin<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 150), Jacob/Jacoff Kopff, 1489-1534 erwähnt, seine Witwe<br />

Barbara 1535-1550 erwähnt; ihr Sohn Sebastian ist 1533 und 1536 Student in<br />

Wittenberg; Jacob Kopff erwirbt 1489/90 das Bürgerrecht, ist 1502 Ratsmann und<br />

1523 und 1531 Bürgermeister.<br />

Laut der anonymen Chronik (S. 10) stirbt er am 27. März 1534.<br />

Schwörbuch v. 1547, S. 95: „Ihr Haus neben Vendel Münzer lehnet vom<br />

gericht zinst nichts ist Marckrecht“, zahlt für fahrende Habe und Braugeschoss.<br />

Offenbar haben Christoff Druckscherff und die Jacoff Kopffin die Häuser<br />

am Markt getauscht. Vergleiche auch unter Markt 5, Teilhaus 1 an der<br />

Marktnordseite!<br />

347


1556 Johann Oeckler, Kaufmann (?)<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 201), 1552-1585 erwähnt; treibt Handel; hat später Haus<br />

in der Saalgasse.<br />

Schwörbuch v. 1556, S. 121: „sein Wohnhaus neben Martin Leubel“, zahlt<br />

für Handel und fahrende Habe.<br />

1572-1585 Christoff Heusing<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 120), 1572-1585 erwähnt; ältere Namensvetter sind alle<br />

Schneider; 3 Söhne(?) sind 1585 als Studenten in Jena immatrikuliert.<br />

Schwörbuch v. 1572, S. 182: „Sein Wonhaus neben Johan Backmeister<br />

lehnt vom gerichte ist margkrecht“, zahlt für Handwerk und fahrende<br />

Habe, Feldhüterlohn, Braugeschoss.<br />

Schwörbuch v. 1585, S. 190: „Sein Wonhaus neben Johann Packmeister, l.<br />

dem gericht, zinst nichts, ist Marckrecht“, zahlt für Handwerk und fahrende<br />

Habe.<br />

? Andreas Zeittlers Witwe<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 321.<br />

1668 Martin Hirschfelder<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 321: „Martin Hirschfelder.<br />

Ein Wohnhauß neben Nicol Herolden undt D. Schallingen, F. Andreas<br />

Zeittlers Wittben, lehnet den gerichten, zinst nichts, ist Marckrecht.“<br />

wird mit 50 Schock für das Haus veranschlagt.<br />

1669 Martin Hirschfelders Erben<br />

Güterbuch v. 1669, S. 474: „Martin Hirschfelder(s) Erben.<br />

Ein Wohnhauß auf dem Marckte, neben der Fr. S. Schallingin, l. den F.<br />

Stadtgerichten, zinßet nichts, ist Marcktrecht, F. Andreaß Zeidlers.“<br />

Sie besitzen an Grundstücken insgesamt 4,75 Acker (ca. 1,4 ha), davon<br />

2,75 Acker Weinwachs und 2 Acker Artfeld;<br />

zusätzlich 1 Garten auf dem Anger.<br />

? Anna Elisabeth Hirschfeldern, Philipp Geiling?<br />

Sie haben beide 1682 einen Garten am Anger von Martin Hirschfelder und sind an<br />

dieser Stelle des Güterbuches (Güterbuch v. 1669, S. 474) ohne Angabe eines Hauses<br />

eingeordnet.<br />

1683 (d) Dendrochronologische Datierung des heutigen Gebäudes<br />

Gefügekundliche Kurzanalyse und Dendrochronologische Baualtersbestimmung,<br />

November 1996 (Schaetz/Bönsch).<br />

1687 Michael Heberlens Witwe<br />

Geschossbuch v. 1687, S. 229: „H. Michael Heberlens Wittbe. Ein Wohnhauß<br />

neben H. Johann Heroldten und H. Schallingen F. Martin Hirschfeldters<br />

Erben, lehnet den Gerichten zinset nichts ist Marckrecht.“<br />

veranschlagter Hauswert: 50 Schock (seit dem letzten Anschlag gleichgeblieben)<br />

1690 Albert Nicoll Göttling, Provisor<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 23: „H. Albert Nicoll Göttling, Provisor.<br />

Ein Wohnhauß ufn Marckte neben der Sonnen, L. den Stadtgerichten,<br />

Zinßet nichts, ist Marckrecht. F. H [Hebelans] W. antea Martin Hirschfelders<br />

E. d. 13 7br. 90.“<br />

1714 Martha Sympherin<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 23: „Fr. Martha Sympherin, vormahlige [Friesin]<br />

[…] mit ihren Kindern (ruper Ehe gelegten Vergleichs am 4. Febr.<br />

1714)“<br />

? Künoldin<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 23.<br />

? Johann Heinrich Dill<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 23.<br />

348


1745 Elisabetha Dillin, Witwe von Johann Heinrich Dill<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 23: „Johann Heinrich Dill, von diesem hat es<br />

bekommen die Witbe Fr. Elisabetha [… ] Dillin, zugeschr. den 25. …<br />

1745“<br />

1769 Sohn von Hauptmann Loy [?]<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 23: „habet filius Hauptmann [Loy] zugeschr.<br />

den 13. Mart. 1769“<br />

? Koch<br />

Wiedeburg, Beschreibung, 1785, S. 265: „das schmale Wernerische, vorher<br />

auch Kraussische: daneben das Hennekische, sonst Kochische: zu<br />

nächst das vormalige Gansonische itzt Heiligenstedtische“<br />

≤1785-≥1805 Henneke<br />

Wiedeburg, Beschreibung, 1785, S. 265: „das schmale Wernerische, vorher<br />

auch Kraussische: daneben das Hennekische, sonst Kochische: zu<br />

nächst das vormalige Gansonische itzt Heiligenstedtische“<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 23: 1805 „Fr. Carolina Erdmuthe Hennickin,<br />

geb. [Thilmeyerin]”<br />

1810 Merkelin, Branntweinschenkerin<br />

Einwohnerliste 1810 (Steuerliste):<br />

in 237:<br />

„Frau Merkelin<br />

Par Terre: Frau Merkelin (1 Weib, 1 Sohn (11 J.), 1 Tochter (13 J.)),<br />

Brandweinhandl. / Stadtrath<br />

1te Etage: Frau Bietsch (1 Weib, 1 Tochter (9 J.), 1 Geselle), Barwier/<br />

Stadtrath<br />

2te Etage: Herr Heyneke (1 Mann, 1 Weib, 2 Söhne ( 10 u. ½ J.)), Stieffelwickser/Stadtrath“<br />

Heyneke = Hennicke?<br />

≤1821-≥1858 Jacob Hertzer/Jacob Hertzers Ehefrau, Tuchmachermeister<br />

Akte v. 1821 (Steuerliste), S. 24:<br />

in 237:<br />

Jacob Herzer, Tuchm. Mstr., 48 J.; Ehefrau Friederike Herzer, 40 J.;<br />

Kinder: Christiane Herzer, 21 J., Carl Herzer, 19 J., Friedrich Herzer, 16 J.<br />

Entwurf des Katasters zur Brandversicherung 1828:<br />

in 241:<br />

„Des Tuchmachers Jacob Hertzers Ehefrau“<br />

Wohnhaus mit Nebengebäude. Schätzwert gesamt: 525 Taler.<br />

Brandkataster 1835:<br />

in 241:<br />

„Des Tuchmachermstr. Jakob Herzers Ehefrau“<br />

Wohnhaus mit Nebengebäude. Schätzwert: 1125 Taler.<br />

Einwohnerliste 1846-50:<br />

in 223:<br />

1846: Leinweber Herzer; Stud. Klein; Stud. Baries; Stud. Paris<br />

1847: Leineweber Herzer; Stud. Klein; Stud. Baries<br />

1848-50: k. A.<br />

Akte von 1858, S. 135:<br />

in 223:<br />

„Webermstr.-Witwe Herzer“ (4 Familienangehörige)<br />

Student Wilh. Ahlers; Student Rich. Knauer; Student Adolph Knauer; Student<br />

Georg Maas; Student Adelb. Welker<br />

im gesamten Haus 9 Personen (1 Familie und 5 Studenten)<br />

≤1862-≥1865 Witwe Pauline Bose, geb. Krause<br />

Adressbuch 1862:<br />

in 223:<br />

Bose, geb. Krause, Wwe.;<br />

349


Herzer, geb. Gröbel, Webermstr.-Wwe.;<br />

Thurm, Sattlermstr.<br />

Adressbuch 1865:<br />

in 223:<br />

Bose, Pauline, geb. Krause, Wwe.;<br />

Thurm, F., Sattlermstr.;<br />

Herzer, Henriette, geb. Gröbel, Witwe;<br />

Mäder, Louise, Strickerin<br />

≤1875-≥1887 August Meißelbach, Korbmacher<br />

Adressbuch 1875, 1879:<br />

in 223:<br />

Meißelbach, Aug., Korbm.<br />

Adressbuch 1881:<br />

in 223:<br />

Meißelbach, Aug., Korbmacher;<br />

Mäder, Louise, Wäscherin<br />

Adressbuch 1883:<br />

in 223:<br />

Meißelbach, Aug., Korbmacher<br />

Adressbuch 1886:<br />

in 223!:<br />

Meißelbach*, Aug., Korbwarenfabrikant;<br />

Wagner, Christ., Wwe., Wäscherin<br />

Adressbuch 1887:<br />

in Markt 21!:<br />

Meißelbach*, Aug., Korbmachermstr.;<br />

Lange, Wwe., Näherin u. Blumenmacherin<br />

Adressbuch 1889:<br />

Meißelbach, A., Korbmachermstr.;<br />

Lange, Wwe., Blumenmacherin;<br />

Ebert, Th., Wwe.;<br />

Müller, C., Assistenzarzt<br />

Adressbuch 1893, 1895, 1897:<br />

Meißelbach, A., Korbmachermstr.;<br />

Ebert, Th., Wwe.<br />

≤1897-1901 A. Holter, Kaufmann<br />

Historische Bauakte Markt 21:<br />

1897/98 bauliche Veränderungen am Haus mit Einbau eines neuen Ladens<br />

für Kaufmann Holter.<br />

Adressbuch 1899:<br />

Holter, A., Kaufmann;<br />

Holter, G., Kleidermagazin;<br />

Götze, Traugott, Schneider;<br />

Franke, Aug., Kutscher;<br />

Meißelbach, A., Korbmachermstr.;<br />

Ebert, Th., Wwe.<br />

Adressbuch 1900:<br />

Holter, A., Kaufmann;<br />

Holter, G., Kleidermagazin;<br />

Tänzer, Wilh., Maurermstrs.-Wwe.;<br />

Meißelbach, A., Korbmachermstr.<br />

Adressbuch 1901:<br />

Holter, A., Kaufmann;<br />

Holter, G., Kleidermagazin;<br />

Tänzer, Wilh., Maurermstrs.-Wwe.;<br />

Meißelbach, A., Korbmachermstr.;<br />

350


Rodeck, Hermann, Zimmermann;<br />

Gebhardt, Max, Arbeiter<br />

Historische Bauakte Markt 21:<br />

1901 bauliche Veränderungen (Dachbereich)<br />

1902-≥1914 Richard Geiling, Schlosser<br />

Adressbuch 1902:<br />

Geiling, Richard, Schlosser;<br />

Geiling, Adelheid, Resterhandlung;<br />

Haffner, Josef, Mechaniker;<br />

Werner, Hermann, Sattler;<br />

Brinkmann, Otto, Zimmermann;<br />

Klopffleisch, Hermann, Schlosser;<br />

Rodeck, Hermann, Zimmermann<br />

Adressbuch 1904:<br />

Geiling, Richard, Schlosser;<br />

Geiling, Adelheid, Resterhandlung;<br />

Georgakakis, Demetrius, Dr. phil.;<br />

Feuerstein, Reinhold, Zimmermann;<br />

Hafner, Josef, Mechaniker;<br />

Möller, Heinrich, Arbeiter;<br />

Möller, Anna, Schneiderin;<br />

Gallazzini, Primo, Instrum.-Schleifer<br />

Adressbuch 1905:<br />

Geiling, Richard, Schlosser;<br />

Geiling, Adelheid, Resterhandlung;<br />

Hafner, Josef, Mechaniker;<br />

Möller, Heinrich, Arbeiter;<br />

Möller, Anna, Schneiderin;<br />

Gallazzini, Primo, Instrum.-Schleifer<br />

Adressbuch 1906:<br />

Geiling, Richard, Schlosser;<br />

Geiling, Adelheid, Resterhandlung;<br />

Hafner, Josef, Mechaniker;<br />

Gallazzini, Primo, Instrum.-Schleifer;<br />

Schulz, Lebrecht, Maurer<br />

Adressbuch 1907:<br />

Geiling, Richard, Schlosser;<br />

Geiling, Adelheid, Resterhandlung;<br />

Hafner, Josef, Mechaniker;<br />

Schulz, Lebrecht, Maurer<br />

Adressbuch 1908:<br />

Geiling, Richard, Schlosser;<br />

Geiling, Adelheid, Resterhandlung;<br />

Hafner, Josef, Mechaniker;<br />

Schulz, Lebrecht, Maurer;<br />

Henniger, Hermann, Büfettier<br />

Adressbuch 1909:<br />

Geiling, Richard, Schlosser;<br />

Geiling, Adelheid, Resterhandlung;<br />

Schulz, Lebrecht, Maurer;<br />

Henniger, Hermann, Büfettier;<br />

Menger, Karl, Schneider<br />

Adressbuch 1910:<br />

Geiling, Richard, Schlosser;<br />

Geiling, Adelheid, Resterhandlung;<br />

Schulz, Lebrecht, Maurer;<br />

351


Henniger, Hermann, Büfettier;<br />

Schau, Eduard, Maurer<br />

Adressbuch 1911:<br />

Geiling, Richard, Schlosser;<br />

Geiling, Adelheid, Resterhandlung;<br />

Henniger, Hermann, Büfettier;<br />

Schau, Eduard, Maurer;<br />

Meister, Otto, opt. Hilfsarbeiter<br />

Adressbuch 1912:<br />

Geiling, Richard, Schlosser;<br />

Geiling, Adelheid, Resterhandlung;<br />

Henniger, Hermann, Büfettier;<br />

Schäffer, Josef, Postschaffner;<br />

Tischendorf, Otto, Maurer<br />

Adressbuch 1913:<br />

Geiling, Richard, Schlosser;<br />

Geiling, Adelheid, Resterhandlung;<br />

Henniger, Hermann, Büfettier;<br />

Budig, Paul, Schneider;<br />

Fuchs, Auguste, Wwe.<br />

Historische Bauakte Markt 21:<br />

1913 Ladenumbau für Richard Geiling<br />

Adressbuch 1914:<br />

Geiling, Richard, Schlosser;<br />

Geiling, R., Nachf., Inh. Emil Müller, Betten-, Wäsche- u. Manufakturwarengeschäft;<br />

Müller, Emil, Kaufmann;<br />

Budig, Paul, Schneider;<br />

Fuchs, Auguste, Wwe.<br />

352


Markt 22<br />

Kleine Sonne<br />

1502 Heinz Lendenstreich, Krämer, Kaufmann<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 164), Heinz Lendenstreich/Lengestreich, 1453-1506 erwähnt;<br />

Krämer.<br />

Der Jenaer Familie Lendenstreich entstammt auch der Saalfelder Holzbildhauer Valentin<br />

Lendenstreich, der um 1460 geboren wurde und sich nach einer Wanderzeit<br />

im süddeutschen Raum 1485 in Saalfeld niederließ und dort nach einem schaffensreichen<br />

Leben 1506 starb. Wie genau er mit Heinz Lendenstreich verwandt ist, ließ<br />

sich nicht feststellen.<br />

Schwörbuch v. 1502, S. 87: „Syn Huß lehnt und zinst Herman Seffardts<br />

Erben“, zahlt für Kram und fahrende Habe.<br />

(Nach Apel, Einwohner, S. 248 ist Hermann Seifart, 1481-1487 erwähnt,<br />

ein Sohn oder Enkel des Johann Seifart, des Kanzlers in Weimar.)<br />

1519-1533 Hans/Johann Lendenstreich/Lengestreich<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 164), Hans(1), 1489-1535 erwähnt; Sohn des Heinz; verkauft<br />

Papier, als Spittelmeister erwähnt; Söhne: Hans(2) und Albert, Schwiegersohn:<br />

Vendel Münzer.<br />

Schwörbuch v. 1519, S. 123: „Sein Hauß ist marck recht und zinst nichts“,<br />

zahlt für Grundbesitz, Erbzins, fahrende Habe.<br />

Schwörbuch v. 1526, S. 130: „Sein Hauß ist marckt recht gehit vom gerichte<br />

zu l.“<br />

Schwörbuch v. 1533, S. 114: „Sein Hauß Ist Marckrecht zinst nichts“.<br />

1540-1542 Die Albertus Lengestreichin<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 164), Albertus Lendenstreich/Lengestreich ist Sohn von<br />

Hans Lendenstreich, 1534-1539 im Haus seines Vaters erwähnt, seine Witwe 1540-<br />

1542 erwähnt.<br />

Die Familie Lendenstreich wird in Jena seit 1353 und bis 1577 erwähnt.<br />

Schwörbuch v. 1540, S. 110: „Ir Haus neben der Hans von Herdin lehent<br />

vom gericht zinst nichts“, zahlt für fahrende Habe.<br />

In der Türkensteuer von 1542 ist das Wohnhaus mit 300 Schock angeschlagen.<br />

Die A. Lengestreichin ist insgesamt mit 417 Schock angeschlagen<br />

und liegt damit an 22. Stelle der unter dem Marktbezirk aufgeführten<br />

40 Hausbesitzer.<br />

1547 Vendel Münzer, Hauskellner<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 193), 1529-1547erwähnt; Schwiegersohn von Hans Lendenstreich;<br />

Hauskellner (Krünitz: Oeconomischen Encyclopädie, 1773 bis 1858,<br />

Bd. 36, erschienen 1786 (elektronische Version): „An einigen Höfen, z.B. an dem<br />

Chursächsischen, wird der erste Vorgesetzte der Hof=Kellerey, welcher den Keller=Meister,<br />

die Mundschenken, u. s. f. unter sich hat, und unmittelbar unter dem<br />

Ober=Küchen=Meister steht, der Haus=Keller, oder Haus=Kellner, genannt.“);<br />

Häuser in Zwätzengasse, seit 1534 in Saalgasse, zwei Häuser am Predigerkirchhof;<br />

verkauft „Wehrmut salbenwein, Kampwein“.<br />

353


Schwörbuch v. 1547, S. 95: „Sein Haus an Philip von Herden ist<br />

Marckrecht zinst nichts“, zahlt für fahrende Habe und das höchste Braugeschoss.<br />

1556 Martin Leubel, Kaufmann (?)<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 165), 1544-1570 erwähnt; Sohn des Kaufmanns Simon<br />

Leubel; nach dem Wert des Grundbesitzes (ohne Wohnhaus) steht er 1547 an zwölfter<br />

Stelle von 570; besitzt Mühle in Döbritschen; ist 1554 für Rat vorgeschlagen, es<br />

gibt aber Unklarheiten wegen einer nicht bezahlten Rechnung.<br />

Die Familie Leubel stammt ursprünglich aus Leipzig, wo sie auch weiter Besitzungen<br />

hat. Der hier erwähnte Martin Leubel ist wahrscheinlich der Enkel des gleichnamigen<br />

ehemals Leipziger Bürgers und Ratsmannes, der 1493 erstmals in Jena<br />

erwähnt wird. Nach 1579 wird der Familienname in Jena nicht mehr genannt.<br />

Schwörbuch v. 1556, S. 121: „sein Wohnhaus neben Philip von Herden“,<br />

zahlt für fahrende Habe.<br />

1572-1585 Johann Packmeister<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 7), 1570-1592 erwähnt als einziger seines Nachnamens,<br />

auch Backmeister geschrieben; geb. 1538 in Leisnig, gest. 8. 12. 1592; war in erster<br />

Ehe verheiratet mit Martha, der Tochter von Johann Wolfram, in zweiter Ehe mit<br />

Sara, der Tochter von Sebastian von Brun; besitzt noch 2 Häuser am Kreuz und ein<br />

Kellerhaus in der Jenergasse; steht 1585 mit 65 Äckern nach der Größe des Grundbesitzes<br />

an zweiter Stelle, der Wert des Grundbesitzes (ohne Haus am Markt) beträgt<br />

in diesem Jahr 3277 alte Schock und ist damit der dritthöchste; wird mehrfach<br />

als Ratsmann und auch einmal als Stadtrichter erwähnt; Frau Martha errichtet<br />

Stiftung zugunsten armer Schulkinder (15 Gulden im Jahr) und Studenten (35<br />

Gulden im Jahr).<br />

Schwörbuch v. 1572, S. 182: „Haus und Hoff am Marckt neben Phillip von<br />

Herden und Christoff Heusing gelegen, l. dem gericht ist margkrecht“,<br />

zahlt für großen Grundbesitz, Geld- und Erbzinsen, Heringe, Hühner, Hüterlohn.<br />

Schwörbuch v. 1585, S. 190: „Haus und Hoff am Marckte neben Philipp<br />

von Herden gelegen, l. dem gericht, Ist Marckrecht“.<br />

? nach 1621 Roman Hillardts Erben<br />

Laut Spangenberg, Handbuch (S. 156), war Romanus Hillart „Amtsschösser in Jena,<br />

Schwager des am 28. Nov. 1604 verstorbenen Amtsschössers Sebastian von Brun,<br />

war zugleich Amtmann in Zwätzen, starb vor Schrecken 1621, weil Tags vorher sein<br />

auf dem Markte zu Jena belegenes Haus `von etlichen Kipper- u. Wipperfeinden´ geplündert<br />

worden“ (starb am 4. 9. 1621)<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 13.<br />

1668/69 Dr. Carl Christian Schallings Witwe<br />

Laut Kirchenbuch Jena, Bestattungen 1668 (S. 366), ist Christian Schalling am 8. 11.<br />

1668 gestorben. Sowohl hier als auch bei Spangenberg, Handbuch (S. 189), wird er<br />

als Dr. jur. bezeichnet.<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 322: „D. Carl Christian Schallings Wittbe.<br />

Ein Wohnhauß neben der Sonnen undt Martin Hirschfeldern, F. Romani<br />

Hillardts Erben, lehnet den gerichten, zinst nichts, ist Marckrecht.“<br />

Wird veranschlagt mit 200 Schock, hat sehr viele Grundstücke,<br />

unter anderem auch zwei halbe Häuser am Marktgässlein (wohl am<br />

Greifgässchen?, F. R.)<br />

Güterbuch v. 1669, S. 476: „Die Fr. S. Schallingin, W.<br />

Ein Wohnhauß neben der Sonnen, auf dem Marckte, l. den F. Stadtgerichten,<br />

zinßet nichts, ist Marckrecht, F. Romani Hillarts E.“<br />

„Ein Wohnhauß am Marckte zur Helfte (Markt 10, F. R.) Randbemerk.: H.<br />

Johann Wilhelm Ficker) neben H. S. Falcknern und H. Christoph Schrumphen<br />

in der Löberlauengaßen, die andere Helfte hatt die Fr. M. Rothmalerin<br />

zu Rudollstadt, l. den F. Stadtgerichten, zinßet nichts, ist<br />

Marckrecht, F. Christoph Beyers.<br />

354


Ein klein Häußlein am Marktgäßlein zur Helfte neben obigem, l. den F.<br />

Stadtgerichten, zinßet nichts, ist Marckrecht, die andere Helfte hatt die<br />

Fr. M. Rothmalerin zu Rudollstadt. F. Christoph Beyers.“ (Die anderen<br />

beiden Haushälften gehen am 23. Febr. 1681 ebenfalls an Frau Schalling,<br />

siehe Güterbuch 1669, S. 480)<br />

Sie besitzt an Grundstücken insgesamt 57,42 Acker (ca. 16,4 ha), davon<br />

15,75 Acker Weinwachs, 17,67 Acker Wiese (davon fast 5 Acker gleichzeitig<br />

auch Artfeld), 24,92 Acker Artfeld (davon fast 5 Acker gleichzeitig<br />

auch Wiese) und 4 Krautländer;<br />

zusätzlich das oben erwähnte halbe Haus am Markt (Markt 10), wahrscheinlich<br />

eher die halbe ehemalige Großparzelle, und das halbe Haus in<br />

der Gasse zur Oberlauengasse, 1 Scheune und Garten in der [Zinshofsgaße],<br />

das Oberhaus und Garten in der [Zinshofsgaße] und 1 Garten am<br />

Holzmarkt. (insgesamt 2 halbe und ein ganzes Haus, 3 Gärten, 1 Scheune).<br />

1686 Die Schallingischen Erben<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 13: „Die Schallingischen Erben.<br />

Ein Wohnhauß neben der Sonnen (Ergänzung in anderer Schrift: die<br />

kleine Sonne genannt) auf dem Marckte, Lohnet den Fürstl. StadtGerichten,<br />

Zinßet nichts, ist Marckrecht, L. und Z. EE Rathe von dem Röhrwaßer.<br />

F. Romani Hillardts E.“<br />

Sie besitzen sehr viele Grundstücke.<br />

1687 Johann Christian Schalling, J. U. cand. und Pract.<br />

Geschossbuch v. 1687, S. 230: “H. Johann Christian Schalling, J.U. cand.<br />

und Pract. Ein Wohnhauß neben der Sonnen und H. Heberlens W. F. Matris<br />

lehnet den Gerichten zinset nichts ist Mackrecht.“<br />

veranschlagter Hauswert: 200 Schock (seit dem letzten Anschlag gleichgeblieben)<br />

? Johann (Hans) Martin Böhme, Seifensieder<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 159: „Johann Martin Böhme, Seifensieder.<br />

Ein Hauß am Markte, neben der Sonnen, hat MarcktRecht, lohnet den<br />

Stadtgerichten, zinßet nichts.<br />

Fuit patris Hanß Böhmes“<br />

1760 Johann Carl Egidius Böhme<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 159: „Johann Carl Egidius Böhme (16 Jan.<br />

1760)”<br />

1765 Dorothea Elis. Böhme<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 159: „Dorothea Elis. Böhme (zugeschr. 12.<br />

Mart. 1765)“<br />

1766 Johann Michael Funke<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 159: „Joh. Mich. Funke [Finke?] (zugeschr. d. 8.<br />

Mart. 1766)“<br />

1774 Bartholomäus Janson, Bürgermeister, Strumpfwirkermeister<br />

Laut Spangenberg, Handbuch (S. 89), Bartholomäus Janson, „Bürgermeister u. städtischer<br />

Deputirter bei der Landschaft u. dem Steuer-Collegio zu Jena“. Er starb im<br />

81. Jahr am 12. 5. 1782. „Er war ein Strumpfwirkermeister, aus Weimar gebürtig,<br />

wo sein Vater gleichen Namens, ebenfalls ein Strumpfwirker war.“<br />

Grabstein auf dem Johannisfriedhof an der Nordwand (außen) der Friedenskirche<br />

vorhanden (Abb. 59/60).<br />

Jansons einzige Tochter Johanna Catharina heiratete 1748 den Strumpfhändler<br />

Georg Friedrich Heidenreich (Kirchenbuch Jena, Trauungen 1748, S. 222). Aus dieser<br />

Ehe stammt die Tochter Dorothea Catharina Friedericka, die ihrerseits im Jahre<br />

1766 den Herrn Ernst Wilhelm Imanuel Heiligenstädt, „F. S. Weimar. und Eisenachische(n)<br />

Ober-Vormundschafftl. Vice-Landschaffts-Cassir(ers) auch Hof- und Regierungs<br />

advocat“ heiratet (Kirchenbuch Jena, Trauungen 1766, S. 410). 1768 wird ih-<br />

355


nen die Tochter Sophia Amanda Friederike Heiligenstädt geboren, die später Jansons<br />

Markthäuser erbt.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 13 u. S. 159: „Bürgermeister Janson“<br />

1785 Sophia Amanda Friederike Heiligenstedt<br />

Ehefrau/Witwe des Kaufmanns und Bürgermeisters Christoph Jacob Paulsen (Eheschließung<br />

4. Mai 1788, Tod des Ehemannes 1808) und Urenkelin von Bürgermeister<br />

Janson.<br />

Laut Wiedeburg, Beschreibung, 1785, S. 265f, gehört das Haus in diesem<br />

Jahr einer Heiligenstedt.<br />

„das Hennekische, sonst Kochische: zu nächst das vormalige Gansonische<br />

itzt Heiligenstedtische: und daran das eben dieser Besitzerin gehörige<br />

Wirths-Hauß zur Sonne“<br />

1810-1829 Johann Friedrich Witzmann, Gastwirt<br />

Johann Friedrich Witzmann war der zweite Sohn des Gothaer Botenmeisters Johann<br />

Michael Witzmann. Er hatte am 12. April 1799 die Jungfrau Maria Susanna Christiana<br />

Hinkler, die einzige Tochter des Gastwirtes des Burgkellers Johann Jeremias<br />

Hinkler geheiratet (Kirchenbuch Jena, Trauungen 1799, S. 183b). Bereits zum Zeitpunkt<br />

der Eheschließung wird er als Pachtwirt der „Sonne“ bezeichnet. Seine Ehefrau<br />

starb am 24. Januar 1808 nach der Geburt des zweiten Kindes (Kirchenbuch<br />

Jena, Bestattungen 1808, S. 261). Witzmann heiratet noch im selben Jahr erneut<br />

und zwar am 28. November 1808 die älteste Tochter des gothaischen Oberförsters<br />

aus Georgenthal Maria Henrietta Bauer (Kirchenbuch Jena, Trauungen 1808, S.<br />

125). Witzmann stirbt am 22. Juni 1828 im Alter von 59 Jahren und 3 Monaten an<br />

Nierenverhärtung und hinterlässt seine Witwe und seine zwei Töchter (Kirchenbuch<br />

Jena, Bestattungen 1828, S. 282).<br />

Kaufprotokolle, S. 2: „Witzmann, H. Joh. Friedr. Gastwirth zu Jena, kauft<br />

von der verw. Frau Bürgermeisterin Soph. Amande Friederike Paulsen,<br />

geb. Heyligenstädt [das.]<br />

Den Gasthof zur Sonne, II. 24. so wie das darneben gelegene Hauß, die<br />

kleinen Sonne genannt, II. 13. (giebt 1 [Taler] Brunnenzins die Sonne,<br />

und 1 [Taler] 13 [Groschen] 6 [Pfennige] Geschoß vom unbewohnten<br />

Hauß, der kleinen Sonne.<br />

lt. Ksbr. aus den Stadtgerichten vom 2. Jul. 1810.“<br />

(Kaufpreis?), 5500 Reichstaler in […] à 39 gr.<br />

auch im Ratsgüterbuch v. 1686, S. 13 wird Witzmann als neuer Eigentümer<br />

aufgeführt.<br />

Einwohnerliste von 1810 (Steuerliste):<br />

in 236 (Kleine Sonne?):<br />

„H. Witzmann.<br />

Par Terre: k. A.<br />

1te Etage: Müller, Friseur (1 Mann, 1 Weib, 2 Söhne (15 u. 7 J.), 1 Magd)<br />

/ unterstehen dem Stadtgericht<br />

2te Etage: Zimmermann, Schuhmacher ( 1 Mann, 1 Weib, 1 Tochter (16<br />

J.), 1 Geselle)<br />

3te Etage: Müller, Maurergeselle (1 Mann, 1 Weib, 1 Sohn (11 J.))“<br />

Akte v. 1821 (Steuerliste), S. 24:<br />

in 236:<br />

„Friedrich Müller, Perüquierherr, 56 J.;<br />

Ehefrau Sophie Müller, 41 J.;<br />

Kinder:<br />

Erich Müller, 25 J. (in der Fremde-Bleistift),<br />

Carl Körner (sic!), Porcell Mehl[?] Gesell, 19 J. (desgl.-in Blei),<br />

Siegmund Müller, Tischlergesell, 18 J. (desgl.-in Blei),<br />

Wilhelm Körner(sic!), 11 J.;<br />

Friederike Sander, Magd, 23 J. (entlassen-in Blei);<br />

Rosine Bare[?], Näherin, 70 J.;<br />

356


Beate Bare[?], dasgl., 40 .;<br />

Wilhelm Traumüller, Maurergesell, 43 J.;<br />

Ehefrau Wilhelmine Traumüller, 64 J.;<br />

ein Sohn in der Fremde, Hutmachergesell“<br />

Entwurf des Katasters zur Brandversicherung 1828: „Herr Gastgeber<br />

Witzmann“ (bis 1829). Wohnhaus mit Nebengebäude. Schätzwert gesamt:<br />

475 Taler.<br />

seit 1829 Emma Strickert, geb. Witzmann<br />

Emma Strickert (1801-1865) ist Tochter von Johann Friedrich Witzmann und hatte<br />

1825 in erster Ehe den geschiedenen Weimarer Lederhändler Johann Heinrich Gayl<br />

geheiratet (Kirchenbuch Jena, Trauungen 1825, S. 487). Nach dessen Tod 1830 heiratete<br />

sie noch im gleichen Jahr in zweiter Ehe den Gastwirt Christian Strickert.<br />

Emma Strickert verstarb am 10. August 1865; Christian Strickert am 10. Juli 1874<br />

(Kirchenbuch Jena, Trauungen 1830, S. 613).<br />

Entwurf des Katasters zur Brandversicherung 1828:<br />

in 242:<br />

„1829: Die Tochter Frau Emma Gayl, jetzt anderweit verehelichte Strickert,<br />

geb. Witzmann.“<br />

Wohnhaus mit Nebengebäude.<br />

Schätzwert gesamt: 475 Taler.<br />

Brandkataster von 1835:<br />

in 242:<br />

„Die Gastwirthsfrau Emma Strickert, geb. Witzmann“<br />

Das Haus wird mit insgesamt 2350 Talern taxiert.<br />

Sonne<br />

1. Hälfte des 13. Jh. Spätromanischer Massivbau (ca. 10,5m x 9,5m) im rückwertigen Teil der Parzelle.<br />

Heute lediglich Teile der nördlichen EG-Wand erhalten, Rest 1961 abgebrochen.<br />

Entstehung und Wandel, Rupp, S. 83f.<br />

vor Mitte des 13. Jh. Marktseitig an das turmartige Hinterhaus anschließend errichtetes massives<br />

langrechteckiges Gebäude (20,8m x 9,5m) giebelständig zum Markt; Mauern der<br />

Längsseiten in wesentlichen Teilen erhalten. Im Süden der westlichen Mauer befand<br />

sich ein rundbogiges 2,3m in der lichten Weite und ebenfalls 2,3m in der<br />

Durchgangshöhe messendes Portal. Daraus lässt sich eine Erschließung des Gebäudes<br />

über die westliche Längsseite annehmen.<br />

Entstehung und Wandel, Rupp, S. 84f.<br />

„Sitz des stadtherrlichen Vogts oder der Territorialherren (Lobdeburger)<br />

selbst“<br />

Entstehung und Wandel, Rupp, S. 87f.<br />

1372 (d) dendrochronologische Datierung von in situ befindlichen Deckenbalken über<br />

dem EG. Umbau des Gebäudes in dieser Zeit; einraumtiefes Steinhaus mit massivem<br />

Obergeschoss ohne massive Innenwände mit Zugang von der Marktseite und<br />

mehreren Öffnungen an der Westseite<br />

Entstehung und Wandel, Scherf, S. 100f.<br />

1502 Hans(1) von Herden<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 113), Hans(1) von Herden, 1453-vor 1508 erwähnt; als<br />

Bürgermeister und Ratsmann genannt; hat auch Haus in Johannisgasse, Haus mit<br />

Einfahrt am Markt und Kellerhaus Einsiedel in Jenergasse; gibt 1489 das fünfthöchste<br />

Geschoss, 1502 steht er nach der Größe des Grundbesitzes mit 30 Ackern an<br />

vierter Stelle; hat auch Fleischbank; bei ihm verzehren Laut Rechnung vom Amt Jena<br />

aus dem Jahre 1499 Gäste des Amts; ist auch als Vormund unser liben frauwen<br />

genannt; er und seine Frau hatten Dominikanerkloster Stiftungen vermacht; er ist<br />

Sweher (= Schwiegervater) von Hans Frizsch, Jacob von Brun und Ernst Rabizsch.<br />

Nach Koch (S. 52), Krämer (oder besser Kaufmann, F. R.).<br />

357


Hans(1) von Herden ist der erste bekannte Träger des Namens von Herden in Jena,<br />

einer Familie, die im Laufe des 15. und 16. Jahrhundert die Geschicke der Stadt mit<br />

bestimmt.<br />

Schwörbuch v. 1502, S. 92: „Seyn Hauß ist marcktrecht und zinst nichts“.<br />

1519-1533(1536) Hans(2) von Herden<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 113), um 1503-1536 erwähnt; Sohn des Hans(1); 1496<br />

Student in Erfurt; Häuser am Markt (mit Einfahrt) und am Rathaus, in der Jenergasse<br />

und in der Neugasse; nach dem Werte des Grundbesitzes steht er 1519 an<br />

sechster Stelle, 1526 an dritter Stelle; bekommt Pferdemiete vom Rat; am 2. 5. 1529<br />

wird der Wirt Hans von Herden genannt (bei ihm übernachten die Visitatoren); als<br />

Ratsmann erwähnt; er ist Wirt in der Sonne, auch wenn er noch nicht ausdrücklich<br />

als solcher erwähnt wird, 1529 kauft der „Sonnen“-Wirt (ohne Namen) Bier -das<br />

kann nur H. v. Herden sein; 1508 erfüllt er das Vermächtnis (seiner Eltern) an das<br />

Dominikanerkloster.<br />

Laut der anonymen Chronik (S. 17) wurde Hans(2) von Herden am 9. Dezember<br />

1536 begraben.<br />

Schwörbuch v. 1519, S. 116: „Syn huß ist margktrecht“, zahlt für fahrende<br />

Habe.<br />

Schwörbuch v. 1526, S. 115: „Sein Haus ist marcktrecht geht vom gerichte<br />

zu lehin“.<br />

Er besitzt an Grundstücken und sonstigem zu versteuernden Vermögen<br />

insgesamt: 27,75 Acker (ca. 7,9 ha) 11 Acker Weinwachs, 5,75 Acker<br />

Wiese, 0,75 Acker Weidicht, 8,25 Acker Artland, 1 Hopfgarten, 1 wüsten<br />

Weinberg; zusätzlich ein Haus in der Jenergasse, der „Rosenlecher“ genannt,<br />

ein Haus in der Neugasse, eine Scheune hinter dem Heiligen<br />

Kreuz, eine Fleischbank, viel Getreide und Hülsenfrüchte und Zinsen;<br />

ihm sind 7 Fuder Wein erwachsen.<br />

Schwörbuch v. 1533, S. 115: „Sein Hauß Ist Marckrecht gehet vom Gerichte<br />

zu lehen“.<br />

Hier werden auch noch folgende Hausgenossen im Hause Hans von<br />

Herdens erwähnt:<br />

1. Erhardt Lawber: „Ist ein Hausgenoß im Hanns von Herden Hauße<br />

wonhafften“<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 162), Erhart Lauber, 1512-71 erwähnt; als<br />

Schuster und Steinmetz im Kloster, Laienbruder, dann aber seine Witwe<br />

Anna und ihre zwei Kinder; Mälzer (1538); seit 1537 Haus in der<br />

Lauengasse.<br />

2. Balthasar Weller: „Ist ein Zuckermacher auch Im Hanns von Herden<br />

Hauß bei Erhardt Lauber […] zuhause“.<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 274), Baltasar Weller, 1533-1547erwähnt;<br />

Zuckermacher; wohnt auf dem Markte; 1547 Haus in der Lauengasse.<br />

Da hier Hausgenossen (zur Miete?) wohnen, muss die Sonne bereits<br />

zu dieser Zeit eine gewisse innere Gliederung (Stuben?) gehabt haben.<br />

(1536) 1540-1542 Die Hans von Herden<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 113f.), Die Hans von Herden, Witwe des Hans(2) von Herden,<br />

1537-1545 erwähnt; sie steht 1540 nach dem Werte ihres Grundbesitzes an<br />

neunter Stelle.<br />

Schwörbuch v. 1540, S. 110: „Ir wonhaus neben Hans Zimmerman Ist<br />

Margrecht zinst nichts lehent vom gericht“, zahlt für fahrende Habe.<br />

Der „Gasthoff am Margke“ wird in der Türkensteuer von 1542 mit 500<br />

Schock angeschlagen. Das ist, gemeinsam mit dem Anschlag für Haus von<br />

Andreas Partitzsch (Kleine Rathausgasse 2), der zweithöchste Anschlag<br />

für ein Markthaus. Die H. v. Herden beschäftigt 1542 einen Knecht und<br />

zwei Mägde (die am Markt maximal genannte Zahl von Dienstleuten). Sie<br />

358


ist insgesamt mit 1620 Schock angeschlagen und liegt damit an 6. Stelle<br />

der unter dem Marktbezirk aufgeführten 40 Hausbesitzer.<br />

1547-1585 (1589) Philipp von Herden<br />

Geboren etwa 1525, gestorben 1598.<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 114), 1547-1598 erwähnt; Sohn von Hans(2); besitzt auch<br />

Haus in Leutragasse, 4 Mietshäuser und Rähmen an der Tonnenmühle, ein Färbhaus<br />

und 2 Kellerhäuser in der Jenergasse; nach dem Wert des Grundbesitzes steht<br />

er 1572 (ohne Wohnhaus) an dritter Stelle, 1585 nimmt er mit 4842 alten Schock<br />

die erste Stelle unter 550 Besitzenden ein; 1572 besitzt er 86 Acker Land, 1585 sogar<br />

110 Acker (darunter 24 Acker Weinwachs und 78 Acker Artland); 1575 wird er<br />

Bürgermeister und im selben Jahr nach dem Tode des Mitbürgermeisters zum<br />

Oberbürgermeister ernannt; 1577 und 1592 Sturm auf die Sonne(?); laut Rechnung<br />

für das Amt Jena von 1552 zehren die Amtsgäste bei ihm; in der Rechnung für das<br />

Amt Jena von 1561 erstmals ausdrücklich als Wirt zur Sonne genannt; Grabstein für<br />

Frau Ursula ursprünglich auf Johannisfriedhof. Philipp von Herden ist Schwiegersohn<br />

von Asman Harre und Schwager von Stefan Clausbeck.<br />

„Der Burgermeister Philip von Herdan hatte den Gasthof am Markt zur Sonne angeleget,<br />

ein Röhrwaßer hineingeführet, auch angefangen, Bier und Wein einzulegen<br />

und zu verschenken; darüber entstund zwischen ihm und dem Rath eine heftige<br />

Strittigkeit. Dieses Jahr (1583, F. R.) kam eine fürstl. Commission zu Jena an,<br />

welche folgenden Vergleich getroffen: der Burgermeister soll einheimischen<br />

Wein und Bier einlegen und frembden Gästen, auch der Universität bey ihren actibus<br />

verzapfen, nicht aber außer Haus verschenken; er soll dem Rath von jedem<br />

Faß Bier ½ Gülden zahlen; das Röhrwaßer soll er eines Fingers dick behalten,<br />

aber sogleich davor dem Rath 40 fl. bezahlen.“ (Schmeizel, Chronik, S. 37.)<br />

Laut Hallof, Inschriften (S. 105), befand sich der Grabstein von Philipp und Ursula<br />

von Herden auf dem Alten Friedhof (Johannisfriedhof). Die Inschrift (nach Beier) sei<br />

hier einmal wiedergegeben:<br />

„Dem weiland Ersamen v(nd) wolweisen H(errn) Burgermeister Philipp(us) von<br />

Herden vnd der Erbarn Tugendamen Frawen Ursula Harren, ihren beiden lieben<br />

seeligen Eltern, haben ihre hinderrlaßnen Kinder v(nd) Erben, mit namen Jacob:<br />

Hans: Ottilia: Catharina die Eltere: Gertruda: Anna: Barbara: vnd Catharina die<br />

Jungere mit Zuthun Jungfraw Anna Wirn Ihrer seeligen Schwester Tochter, dis<br />

Epitaphium zum christlichen Gedächtnis setzen lassen, v(nd) ist Fraw Ursula ihres<br />

alters im 53. Jahr zuerst, nemblich A(nn)o 1592 am 24. (Septem)bris, Herr<br />

Philippus aber hernach A(nn)o 1598 am 15. (Novem)bris da er das 74. Jahr seines<br />

alters erreichet, in Gott seelig entschlaffen: als beide p(er)sonen 44. Jahr mit<br />

einander im ehestande gelebet, vnd darinnen 13. kinder gezeuget gehabt, davon<br />

5. zuvor von dieser Welt verschieden gewesen. Gott verleihe ihnen v(nd) vns allen<br />

zu seiner Zeit eine fröliche aufferstehung, durch Jesum Christu(m) unsern<br />

mitler v(nd) heiland. Amen.“<br />

Möglicherweise gibt es in dem Text bei Beier (einen) Lesefehler: Es erscheint unwahrscheinlich,<br />

dass Ursula zu Beginn der Ehe erst 9 Jahre gewesen ist, wie es sich<br />

aus dem überlieferten Text ergibt.<br />

Zu den genannten Kindern schreibt Hallof, Inschriften (S. 105): „Von den genannten<br />

Söhnen ist Jacob am 16. Januar 1609 begraben worden; Hans übernahm den Gasthof<br />

(Hans von Herden wird am 27. November 1599 als „Sonnen“-Wirt genannt. Da<br />

der Gasthof später in den Besitz des Martin Wolfgang Beier überging, hat Hans von<br />

Herden möglicherweise Jena verlassen oder ist zwischen 1599/1606 gestorben, da<br />

sich in den 1606 beginnenden Kirchenbüchern kein Begräbniseintrag findet.). Die<br />

Töchter heirateten: Anna den Advokaten Hennig Laub; Ottilia den Bürgermeister<br />

Martin Wolfgang Beier; eine der beiden Catharinen im Jahre 1598 Elias Friedrich<br />

Volkenant aus Eisenach, und Barbara den Protonotar Ernst Müller.“<br />

Schwörbuch v. 1547, S. 96: „Sein gasthoff neben Hans Zimmern lehnet<br />

vom gericht zinst nichts Ist Marckrecht“, zahlt für fahrende Habe; dort<br />

359


werden auch Hans von Herden (zahlt zweifach für Gewerbe), Michel von<br />

Herden, Wolff von Herden und der Martha von Herdin Erben genannt.<br />

Schwörbuch v. 1556, S. 122: „sein Wohnhaus neben Martin Leubel“,<br />

zahlt für fahrende Habe und Handel.<br />

Entstehung und Wandel, Scherf, S. 101 u. 104:<br />

1557 (d), dendrochronologische Datierung der Stube mit Stubenkammer<br />

und Küche im 1. OG<br />

Schwörbuch v. 1572, S. 187: „Sein wonhaus der Gasthoff zur Gülden<br />

Sonnen ahm Marckt neben Johann Backmeister ist margkrecht“, zahlt für<br />

fahrende Habe, „gasterey“ und Hüterlohn.<br />

Er besitzt an Grundstücken und weiteren steuerpflichtigen Besitzungen<br />

insgesamt 118 Acker (ca. 33,6 ha), davon 23,75 Acker Weinwachs, 81,25<br />

Acker Artfeld, 11 Acker Wiese, 2 Krautländer;<br />

zusätzlich 5 Gärten, 1 Kellerhaus in der Jenergasse, 2 Miethäuser, ein<br />

ehemaliges Färbhaus, 3 Scheuen, 1 Fleischbank.<br />

Entstehung und Wandel, Scherf, S. 104:<br />

1577 (d), dendrochronologische Datierung der Stube (3,8m x 6,5m) im<br />

EG.<br />

Wohl damit im Zusammenhang auch die Einwölbung des Kellers (Bauhistorische<br />

Untersuchung von Dezember 2005 (Büro Scherf)<br />

Schwörbuch v. 1585, S. 194 und 198: „Sein Wonhaus und gasthoff Zur<br />

güldenen Sonnen am Markt neben Johann Packmeister, Ist Marckrecht“,<br />

zahlt für fahrende Habe und „gasterey“.<br />

Beier, Architectus Jenensis (S. 168f):<br />

„Der Gasthof zur güldenen Sonnen, liegt am Marcke unweit vom Rathause,<br />

hat den Namen von seinem Zeichen, und das ist eine abgemahlete güldene<br />

Sonne, zugeschweigen der Wappen vieler Fürsten, Grafen, Herren und Edlen<br />

von aussen und von innen. Dieser Gasthoff allein hat das Privilegium<br />

Wein und Bier einzulegen für die frembde Gäste, aber nicht für die<br />

Einheimischen, und solche Freyheit hat erlangt sein Besitzer Philippus<br />

von Herden, Bürgermeister, der verstorben ist An. C. 1598. den 15. Novembr.<br />

Und genossen sein Besitzer Eydam Martin Wolff Beier, und dessen<br />

Sohn Philippus Beier, beide Bürgermeister, und dieses Eheweib und Witbe<br />

Catharina Cathara von Hall aus Sachsen hat diesen Gasthoff verkauft<br />

Heinrich Gottfried Marquarden, von Soost aus Westphalen, anietzo<br />

Bürgermeistern, und ihr vorbehalten das Nebenhauß mit dem Hofe und<br />

dem Thorwege. Vor diesem Gasthofe über dem Wasserlauff ist zu sehen der<br />

steinerne Scheffel oder Kornmaß.“<br />

1599 Hans von Herden<br />

Sohn des Philipp von Herden.<br />

Apel, Einwohner, S. 114.<br />

nach 1599 Martin Wolff Beier<br />

Laut Apel, Einwohner (S. 16), wurde Martin Wolf Beier 1550 in Königshofen geboren<br />

und starb 1603 in Jena. Er war in erster Ehe mit der Witwe des Jacob Zirold<br />

verheiratet, dessen Besitz er 1585 inne hat. In zweiter Ehe ist er seit vor 1590 mit<br />

Philipp von Herdens Tochter Ottilia verheiratet. Sie stirbt 1606. Beier ist 1585, 1586<br />

und 1592 als Ratsmann, 1592, 1593 Stadtrichter, 1594 und 1600 Bürgermeister<br />

erwähnt; 1587-1596 hat er dem Brückenhof als Brückenmeister vorgestanden; hatte<br />

Wohnhaus in der Johannisgasse und Kellerhaus in der Jenergasse; 1585 steht er<br />

nach dem Wert seines Grundbesitzes (ohne Wohnhaus) an sechster Stelle.<br />

Laut Beier, Architectus Jenensis (S. 168f) Eydam (Schwiegersohn) von Philipp von<br />

Herden und ebenfalls Bürgermeister.<br />

Laut Hallof, Inschriften (S. 106), ist Martin Wolfgang Beier der Mann der Tochter<br />

Philipp von Herdens Ottilia von Herden.<br />

Laut Hallof, Inschriften (S. 103), befanden sich an der Ostwand der St. Johanniskirche<br />

über einem 1597 gemalten Wandbild des Gekreuzigten die beiden Namen:<br />

360


Bürgermeister Martin Wolff Beier und Georg Taubensack. Martin Wolff Beier wird<br />

seit 1594 als Bürgermeister erwähnt, Taubensack war Stadtrichter.<br />

1636 Laut Schmeizel (S. 73) erschoss am 21. Februar in der „Sonne“ ein Soldat der<br />

schwedischen Truppen einen anderen, wurde aber darauf ebenfalls erschossen.<br />

? (vor 1646) Philipp Beier<br />

Laut Beier, Architectus Jenensis (S. 168f), Sohn von Martin Wolff Beier und ebenfalls<br />

Bürgermeister.<br />

Laut Apel, Einwohner (S. 16), (* 26.7.1583, † 30.11.1646) als „Sonnen“-Wirt genannt,<br />

studiert 1596 in Jena, von 1620 bis 1626 ist er Brückenmeister, 1630 Bürgermeister,<br />

er heiratet am 13. 7. 1607 Barbara, Tochter des Dr. med. und Prof. Jacob<br />

Flach (1582-1637). Seine Söhne sterben vor ihm: Philipp Jacob 1608, Martin<br />

Wolf (1) 1609, Martin Wolf (2) 1638.<br />

? Catharina Cathara, Witwe (2. Ehefrau?, F. R.) von Philipp Beier<br />

verkauft laut Adrian Beier den Gasthof an Heinrich Gottfried Marquardt.<br />

Laut (Beier, Architectus Jenensis, S. 168f.) behält sie das Nebenhaus mit dem Hof<br />

(Hinterhaus?, F.R.) und den Torweg (Weg zu der hinteren Einfahrt?, F. R.)<br />

H. G. Marquard stammt nach Beier aus Soest in Westphalen.<br />

vor 1656 Ernst Thumruff, „Sonnen“-Wirt (wahrscheinlich ist Thumruff ein Pachtwirt, den<br />

die Witwe von Philipp Beier eingesetzt hat, also nicht Hausbesitzer. Nachdem<br />

Thumruffs Witwe von Marquart geheiratet wurde, kaufte er der Vorbesitzerswitwe<br />

den Gasthof ab.)<br />

Laut Kirchenbuch, Bestattungen 1656, S. 282, wird der „Sonnen“-Wirt Ernst Thumruff<br />

am 7. April 1656 bestattet.<br />

1659-1687 Heinrich Gottfried Marquart, Jurist, Wirt, Bürgermeister<br />

Laut Kirchenbuch Jena, Trauungen 1659 (S. 269), heiratete der studiosus juris<br />

Heinrich Gottfried Marquart, Sohn des Dr. juris ubriusque Licontiati David Marquart<br />

aus Soest in Westfalen am 17. 1. 1659 die Witwe des Cornets, Bürgers und<br />

Gastwirtes Ernst Thumruff Helena Thumruffin. (Ein Cornet trug die Fahne des Trosses<br />

des Landsknechtsheeres).<br />

Laut Kirchenbuch Jena, Taufen 1661 (S. 372), wird am 6. August ein Sohn namens<br />

Johann Gottfried Marquart getauft; laut Kirchenbuch Taufen 1662 (S. 394), wird<br />

am 16. 11. 1662 ein Sohn namens David Georg getauft.<br />

Laut Kirchenbuch Jena, Bestattungen 1676 (S. 440), wird seine Frau Helena am 10.<br />

9. 1676 bestattet.<br />

Laut Kirchenbuch Jena, Trauungen 1678 (S. 108), heiratet der Witwer Marquart<br />

am 7. 2. 1678 in einer Haustrauung durch den Generalsuperintendenten die Jungfer<br />

Catharina Rüßelin, Tochter des Leonhard Rüßels, eines Majors zu Pferde in Diensten<br />

der Königlichen Majestät von Frankreich.<br />

Laut Kirchenbuch Jena, Bestattungen 1684 (S. 508), wird am 3. 2. 1684 eine Tochter<br />

des Bürgermeisters H. G. Marquart namens Clara Helena, die als Wochenkind<br />

bezeichnet wird, bestattet.<br />

Laut Spangenberg, Handbuch (S. 167), starb der Bürgermeister Gottfried Marquart<br />

am 23. 9. 1687 und wurde laut Kirchenbuch Jena, Bestattungen (S. 538), am 25. 9.<br />

1687 als Consul (Bürgermeister) bestattet.<br />

Laut Kirchenbuch Jena, Bestattungen 1716 (S. 287), wird auch am 29. 1. 1716 ein<br />

„Sonnen“-Wirt namens Heinrich Gottfried Marquart bestattet, der zwei Tage vorher<br />

verstorben war. Dabei kann es sich eigentlich nur um den erstgeborenen Sohn handeln,<br />

der aber laut Taufeintrag Johann Gottfried hieß.<br />

Laut Beier, Architectus (S. 82), steht „im Eingange des Gasthoffes der güldenen Sonne<br />

uff der rechten Hand (stehet) das Distichon Ovidii l. 2. de arte amandi eleg. 3<br />

Non minor est virtus, quam quaerere parta tueri:<br />

Casus inest illic: hic erit artis opus.<br />

Das ist: `Etwas erlangen ist ein Glückstück, das erlangte behalten aber ist ein Kunststück.´<br />

“<br />

Beier berichtet von der Inschrift am Ende des 17. Jahrhunderts, wann sie jedoch angebracht<br />

wurde, lässt sich nicht sagen.<br />

361


Marquart hatte als Bürgermeister und „Sonnen“-Wirt fortlaufend Streit mit dem<br />

Rat. Vgl. dazu das Kapitel Bild 2 – Markt 22: Ein Gastwirt macht sich unbeliebt.<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 330f: „Heinrich Gottfried Marquardt, Bürger<br />

meister.<br />

Der Gasthoff zur Güldenen Sonne am Marckte, F. Br. Philip Beyers Witt<br />

ben, lehnet den Gerichten, zinst nichts, ist Marckrecht.<br />

Not. Weile Br. Philip Beyers Witbe ein Häußlein Keller undt Stück Hoff<br />

von dem Gasthoff bekommen, so sindt 20 alte Schock hier gefallen undt<br />

der Bürgermeisterin zugeschrieben worden.“<br />

wird mit 300 Schock für das Haus veranschlagt.<br />

Güterbuch v. 1669, S. 482f: „H. Heinrich Gottfried Marquardt, Br.<br />

180 alte Schock oder 15 g als ein Bürger. Ein Wohn- und Wihrtshauß, Zur<br />

güldenen Sonne genannt, am marckte, neben H. Friedrichen Wolfen, l.<br />

den F. Stadtgerichten, zinßet nichts, ist Marckrecht. F. Philipp Beyers<br />

ruper Ernst Philipp Thumbruffen.<br />

150 alte Schock von der Gastung, Fällt, weil die anderen und dessen<br />

Vorfahren dergleichen nicht geben solches in den 15g stecket, ist den 23.<br />

Julii 1623 in Beysein der Herrn Neuberger, Tannenberger, Nisius, Herwig<br />

und Dertels[?] also beliebet.“<br />

Er besitzt an Grundstücken insgesamt 10,67 Acker (ca. 3,0 ha), davon<br />

3,75 Acker Weinwachs, 4,17 Acker Wiese, 1,75 Acker Artfeld, 1 Krautland.<br />

(1675 am 6. Juni kamen 6000 brandenburg. Soldaten unter dem Kurfürst durch<br />

Jena. „Einige kamen in die Stadt und legten sich in die Sonne, wurden<br />

aber bey dem Soff uneins, darüber ein Fahnenjunker auf dem Markt erschoßen<br />

wird. Als der Thäter sich durch Burgermeister Neubergers Haus<br />

retiriret, wollen die Übrigen es stürmen, werden aber durch die ins Gewehr<br />

laufende Bürger abgehalten.“<br />

Schmeizel, Chronik, S. 131.)<br />

(1677 wurde auf fürstlichen Befehl gegenüber der Sonne ein Galgen errichtet.<br />

Schmeizel, Chronik, S. 137.)<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 24: „Herr Heinrich Gottfried Marquardt, Bürgermeister.<br />

Ein Wohn- und Wirths Hauß Zur Güldenen Sonnen genannt, am Marckte<br />

neben H. Doct. Wolffen, L. den Fürstl. StadtGerichten, Zinßet nichts, ist<br />

Marckrecht. F. Hr. Philipp Beyers ruper Ernst Philipp Thumbroffen“<br />

Geschossbuch v. 1687, S. 231.<br />

veranschlagter Hauswert: 300 Schock (seit dem letzten Anschlag gestiegen)<br />

1719/21 Laut Bauhistorischer Untersuchung von Dezember 2005 (Büro Scherf) (S. 2 u. S.<br />

6 u. A 9, A 10) vermutl. baul. Eingriffe. Fassade, vermutl. Stuckdecke im 1. OG<br />

(Raum 1.2, 1.3), Stuckprofile in Raum 2.2, 2.3 und das Treppenhaus, 3. OG (in<br />

Fachwerk) und zweigeschossiges Dachwerk; im 1.OG Binnengliederung des 16.<br />

Jh. entfernt – zum Markt jetzt vermutl. „großer, repräsentativer, saalartiger<br />

Raum (1.2 u. 1.3) mit dekorativer Stuckdecke und zwei symmetrischen Unterzügen“<br />

(A 10), Dach jetzt traufständig zum Markt, im rückwärtigen Teil um 90° gedreht<br />

1721 Hofrat Vulpius und seine Tochter Anna Regina, verheiratete D. Hertel<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 24: „H. HofRath Vulpius und dessen filia, Fr.<br />

Anna Regina, H. D. Hertels Eheliebste“<br />

1731 „Sonnen“-Wirt Stalbaum erwähnt<br />

Laut Kirchenbuch Jena, Bestattungen 1732 (S. 186, beim Sterbeeintrag seiner Frau)<br />

hieß er Carl Andreas Stalbaum und wird hier als „Fürstl. Cammerdiener, Chirurg<br />

und dermaliger Gasthalter in der güldenen Sonne“ bezeichnet.<br />

Laut AuNadH 1909-20, (S. 26), wurde der „Sonnen“-Wirt Stalbaum wegen<br />

unrichtiger Maße am 12. 9. 1731 vorgeladen.<br />

362


1771 Bartholomäus Janson, Strumpfwirkermeister, Bürgermeister<br />

Laut Spangenberg, Handbuch (S. 89), Bartholomäus Janson, „Bürgermeister u. städtischer<br />

Deputirter bei der Landschaft u. dem Steuer-Collegio zu Jena“. Er starb im<br />

81. Jahr am 12. 5. 1782. „Er war ein Strumpfwirkermeister, aus Weimar gebürtig,<br />

wo sein Vater gleichen Namens, ebenfalls ein Strumpfwirker war.“<br />

Grabstein auf dem Johannisfriedhof an der Nordwand der Friedenskirche (außen)<br />

vorhanden (Abb. 59/60).<br />

Jansons einzige Tochter Johanna Catharina heiratete 1748 den Strumpfhändler<br />

Georg Friedrich Heidenreich (Kirchenbuch Jena, Trauungen 1748, S. 222). Aus dieser<br />

Ehe stammt die Tochter Dorothea Catharina Friedericka, die ihrerseits im Jahre<br />

1766 den Herrn Ernst Wilhelm Imanuel Heiligenstädt, „F. S. Weimar. und Eisenachische(n)<br />

Ober-Vormundschafftl. Vice-Landschaffts-Cassir(ers) auch Hof- und Regierungs<br />

advocat“ heiratet (Kirchenbuch Jena, Trauungen 1766, S. 410).<br />

1768 wird ihnen die Tochter Sophia Amanda Friederike Heiligenstädt geboren, die<br />

später Jansons Markthäuser erbt.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 24: „Sub hasta [ersteigert, F. R.] erstand. H.<br />

Bürgermeister Janson zugeschr. d. 5. Dec. 1771“<br />

1785 Sophia Amanda Friederike Heiligenstedt<br />

Ehefrau/Witwe des Kaufmanns und Bürgermeisters Christoph Jacob Paulsen (Eheschließung<br />

4. Mai 1788, Tod des Ehemannes 1808) und Urenkelin von Bürgermeister<br />

Janson.<br />

Laut Wiedeburg, Beschreibung 1785 (S. 265f), gehört das Haus in diesem<br />

Jahr einer Heiligenstedt:„das vormalige Gansonische itzt Heiligenstedtische:<br />

und daran das eben dieser Besitzerin gehörige Wirths-Hauß<br />

zur Sonne und an diesem das itzige Beierische, sonst Schernerische,<br />

vormalen Dr. Wolfische“.<br />

1810-1828 Johann Friedrich Witzmann, Gastwirt<br />

Johann Friedrich Witzmann war der zweite Sohn des Gothaer Botenmeisters Johann<br />

Michael Witzmann. Er hatte am 12. April 1799 die Jungfrau Maria Susanna Christiana<br />

Hinkler, die einzige Tochter des Gastwirtes des Burgkellers Johann Jeremias<br />

Hinkler geheiratet (Kirchenbuch Jena, Trauungen 1799, S. 183b). Bereits zum Zeitpunkt<br />

der Eheschließung wird er als Pachtwirt der „Sonne“ bezeichnet. Seine Ehefrau<br />

starb am 24. Januar 1808 nach der Geburt des zweiten Kindes (Kirchenbuch<br />

Jena, Bestattungen 1808, S. 261). Witzmann heiratet noch im selben Jahr erneut<br />

und zwar am 28. November 1808 die älteste Tochter des gothaischen Oberförsters<br />

aus Georgenthal Maria Henrietta Bauer (Kirchenbuch Jena, Trauungen 1808, S.<br />

125). Witzmann stirbt am 22. Juni 1828 im Alter von 59 Jahren und 3 Monaten an<br />

Nierenverhärtung und hinterlässt seine Witwe und seine zwei Töchter (Kirchenbuch<br />

Jena, Bestattungen 1828, S. 282).<br />

Laut den Kaufprotokollen, S. 2, kaufte Witzmann das Gasthaus und die<br />

daneben gelegen „Kleine Sonne“ von der ehemaligen Besitzerin im Jahre<br />

1810:<br />

„Witzmann, H. Joh. Friedr. Gastwirth zu Jena, kauft von der verw. Frau<br />

Bürgermeisterin Soph. Amande Friederike Paulsen, geb. Heyligenstädt<br />

[das.]<br />

Den Gasthof zur Sonne, II. 24. so wie das darneben gelegene Hauß,<br />

die kleinen Sonne genannt, II. 13. (giebt 1 [Taler] Brunnenzins die<br />

Sonne, und 1 [Taler] 13 [Groschen] 6 [Pfennige] Geschoß vom unbewohnten<br />

Hauß, der kleinen Sonne.<br />

lt. Ksbr. aus den Stadtgerichten vom 2. Jul. 1810.“<br />

(Kaufpreis?), 5500 Reichstaler in […] à 39 gr.<br />

In der Einwohnerliste (Steuerliste) von 1810 ist zu den beiden Häusern<br />

folgendes vermerkt:<br />

in 235 (Sonne?):<br />

„Herr Witzmann.<br />

363


Par Terre: Witzmann, Gastwirth (1 Mann, 1 Weib, 2 Töchter (9 u. 6 J.), 3<br />

Knechte, 3 Mägde) / unterstehen dem Stadtgericht, 1 Marquer, 1 Laufpursche“<br />

Über die weiteren Etagen ist nichts vermerkt<br />

in 236 (Kleine Sonne?):<br />

„H. Witzmann.<br />

Par Terre: k. A.<br />

1te Etage: Müller, Friseur (1 Mann, 1 Weib, 2 Söhne (15 u. 7 J.), 1 Magd)<br />

/ unterstehen dem Stadtgericht<br />

2te Etage: Zimmermann, Schuhmacher ( 1 Mann, 1 Weib, 1 Tochter (16<br />

J.), 1 Geselle)<br />

3te Etage: Müller, Maurergeselle (1 Mann, 1 Weib, 1 Sohn (11 J.))“<br />

Laut Einwohnerverzeichnis (Steuerliste) von 1821 leben in den beiden<br />

Häusern folgende Personen:<br />

in 235:<br />

„Friedrich Witzmann, Gastwirth, 52 J.;<br />

Ehefrau Henriette Witzmann, 50 J.;<br />

Kinder:<br />

Emma Witzmann, 21 J.,<br />

Johanne Witzmann, 17 J.;<br />

Carl Zaph, Maqueur, 23 J.;<br />

Andreas Seat [Leat?], Knecht, 44 J.;<br />

Johann Kirst, desgl., 28 J.;<br />

Gottfried Helbig, Laufbursche, 16 J.;<br />

Wilhelm Germar[?], desgl., 15 J.;<br />

Charlotte Otto, Köchin, 34 J.;<br />

Sophie Letschin, Hausmagd, 24 J.;<br />

Rosine Thiling, desgl., 24 J.;<br />

Johanne Knabin, Viehmagd, 20 J.“<br />

in 236:<br />

„Friedrich Müller, Perüquierherr, 56 J.;<br />

Ehefrau Sophie Müller, 41 J.;<br />

Kinder:<br />

Erich Müller, 25 J. (in der Fremde-Bleistift),<br />

Carl Körner (sic!), Porcell Mehl[?] Gesell, 19 J. (desgl.-in Blei),<br />

Siegmund Müller, Tischlergesell, 18 J. (desgl.-in Blei),<br />

Wilhelm Körner(sic!), 11 J.;<br />

Friederike Sander, Magd, 23 J. (entlassen-in Blei);<br />

Rosine Bare[?], Näherin, 70 J.;<br />

Beate Bare[?], dasgl., 40 .;<br />

Wilhelm Traumüller, Maurergesell, 43 J.;<br />

Ehefrau Wilhelmine Traumüller, 64 J.;<br />

ein Sohn in der Fremde, Hutmachergesell“<br />

Laut Entwurf des Katasters zur Brandversicherung 1828 wird der Gast<br />

hof „Zu Sonne“ (Nr. 243) des der Gastwirts Witzmann insgesamt (mit<br />

Nebengebäuden) mit 2270 Talern veranschlagt.<br />

1829-1835 Emma Strickert, geb. Witzmann, Gastwirtin<br />

Emma Strickert, geb. 1801, ist Tochter von Johann Friedrich Witzmann und hatte<br />

1825 in erster Ehe den geschiedenen Weimarer Lederhändler Johann Heinrich Gayl<br />

geheiratet (Kirchenbuch Jena, Trauungen 1825, S. 487). Nach dessen Tod 1830<br />

heiratete sie noch im gleichen Jahr in zweiter Ehe den Gastwirt Christian Strickert.<br />

Emma Strickert verstarb am 10. August 1865; Christian Strickert am 10. Juli 1874<br />

(Kirchenbuch Jena, Trauungen 1830, S. 613).<br />

Im Entwurf des Katasters zur Brandversicherung von 1828 ist Frau<br />

Strickert mit dem Zusatz 1829 erstmals als Besitzerin genannt. Sie wird<br />

364


hier als „Frau Emma Gayl, jetzt anderweit verehelichte Strickert, geb.<br />

Witzmann“ bezeichnet.<br />

Im Brandkataster von 1835 wird der Gasthof (Nr. 243) samt Küchengebäude,<br />

Seitengebäude, Waschhaus, Stall, Hintergebäude, Kegelbahn und<br />

Sommerhaus auf 8665 Taler taxiert.<br />

Beide Häuser/Gesamthaus<br />

1846-1850 Christian Strickert, Gastwirt<br />

Christian Strickert ist der Ehemann von Emma Strickert und Sohn eines Gothaer<br />

Gastwirtes. Er stirbt am 10. Juli 1874 (Kirchenbuch Jena, Trauungen 1830, S. 613).<br />

Einwohnerliste 1846-50: in 222:<br />

„Gastgeber Strickert“; weitere Hausbewohner:<br />

1846/47: Stud. Lengenhahn<br />

1846/47 Abriss der „Kleinen Sonne“ und anschließender Neuaufbau als Erweiterung der<br />

„Sonne“.<br />

Bauhistorischer Untersuchung von Dezember 2005 (Büro Scherf), S. 2:<br />

„wird die bis zu diesem Zeitpunkt existierende (?,F.R.) Lücke zwischen<br />

Markt 22 und Markt 21 geschlossen.“ (1847)<br />

Bauhistorischer Untersuchung von Dezember 2005 (Büro Scherf), S. 24:<br />

Gebäudeerweiterung durch ein von Grund auf neu gebautes und in der<br />

Geschosshöhe angepasstes Gebäude, Umgestaltung der barocken Fassade,<br />

Veränderungen im Dachbereich der zusammengelegten Häuser<br />

(1846/47).<br />

Bauhistorischer Untersuchung von Dezember 2005 (Büro Scherf), S. 7:<br />

Aufgabe des alten Kellereinganges, zur Hälfte abgebrochen und vermauert<br />

(um 1850).<br />

≤1858-≥1862 Robert Stolpe, Gastwirt<br />

Akte von 1858, S. 135:<br />

in 222:<br />

„Gastwirth Rob. Stolpe“ (2 Familienangehörige, 6 Dienstleute, 3 Gehilfen/Lehrlinge)<br />

Adressbuch 1862:<br />

in 222:<br />

Stolpe, Gastgeber<br />

1865 Carl Robert Zeuner, ehemals Nadlermeister, später Gastwirt<br />

Adressbuch 1865, S. 14: in 222:<br />

Zeuner, C., Gastwirth „zur Sonne“;<br />

Meister, G., Mehlhändler<br />

≤1875-1886 Friederike Magdalene Henriette Zeuner, Wirtin<br />

Witwe von Carl Robert Zeuner. Sie ist eine geborene Hintze. Ihr Vater, Johann<br />

Friedrich Hintze, wird als Tischler und Oekonom angegeben (Kirchenbuch Jena,<br />

Trauungen 1839, S. 134). Sie hatte am 26. August 1839 in erster Ehe den<br />

Nadlermeister Friedrich Traugott Neumann geheiratet. Nach dessen Tod heiratete<br />

sie den Nadlermeister Carl Robert Zeuner, der dann den Gasthof übernimmt. Wie<br />

und warum ein Nadlermeister zum Gastwirt wird, ist leider ungeklärt.<br />

Adressbuch 1875:<br />

in 222a und b:<br />

Zeuner, Henriette, Besitzerin des „Hotel zur Sonne“<br />

Adressbuch 1879:<br />

in 222:<br />

Zeuner, Wwe., Hotel zur Sonne<br />

Adressbuch 1881:<br />

in 222:<br />

Zeuner, Henriette, Witwe (ihr gehört aus dem Besitz ihres ersten Ehemannes<br />

auch Nr. 203 = Kleine Rathausgasse 1 = zweites Haus nach Rathaus);<br />

365


Liebergeld, Karol., Fräulein<br />

Adressbuch 1883:<br />

in 222:<br />

Zeuner, H., Gasthaus z. Sonne<br />

in 222a:<br />

Dieselbe (Haus im Garten)<br />

Adressbuch 1886:<br />

in 222!:<br />

Zeuner, Henriette, Wwe., Besitzerin des Gasthofs zur „Sonne“;<br />

Zeuner, G., Gastwirth, Geschäftsführer;<br />

Nette, K., Koch;<br />

Jödicke, K., Oberkellner;<br />

Hofrichter, Ew., Dr. med.<br />

in 222a:<br />

Zeuner, Henr., Wwe. (Haus im Garten)<br />

König*, K., Rechtsanwalt<br />

1887-1901 Louis Gustav Zeuner, Gastwirt<br />

Er wurde am 5. August 1854 als Sohn des Nadlermeisters Carl Robert Zeuner und<br />

dessen Ehefrau Henriette Zeuner geboren (Kirchenbuch Jena, Taufen 1854, S. 135).<br />

Am 22. September 1885 heiratete er die Tochter des Jenaer Gastwirts Karl Eduard<br />

Schneider, Karoline Wilhelmine Pauline (Kirchenbuch Jena, Trauungen 1885, S.<br />

226).<br />

Adressbuch 1887, S. 13 u. 29:<br />

in Markt 22!:<br />

Zeuner, Gust., Gastwirth z. „Sonne“ (Das Hinterhaus ist unter Löbdergraben<br />

4 verzeichnet)<br />

Hinterhaus (Löbdergraben 4),<br />

Zeuner, G., Gasthofbesitzer (wohnt in Markt 22)<br />

Zeuner, Henriette, Gastwirths-Witwe, Rentnerin;<br />

König*, Karl, Rechtsanwalt<br />

Adressbuch 1889, 1893, 1895, 1897, 1899, 1900, 1901:<br />

Zeuner, Gustav, Gastwirt z. „Sonne“<br />

1902-1912 Heinrich Kaiser, Gastwirt, Hotelier<br />

Adressbuch 1902:<br />

Kaiser, Heinr., Gastwirt z. „Sonne“<br />

Adressbuch 1904:<br />

Kaiser, Heinr., Gastwirt z. „Sonne“;<br />

Hartmann, Emil, Kutscher;<br />

Keßler, Karl, Hausdiener;<br />

Ranke, Paul, Oberkellner;<br />

Roßberg, Felix, Buchhalter<br />

Adressbuch 1905:<br />

Kaiser, Heinr., Gastwirt z. „Sonne“;<br />

Hartmann, Emil, Kutscher;<br />

Keßler, Karl, Hausdiener;<br />

Roßberg, Felix, Buchhalter<br />

Adressbuch 1906:<br />

Kaiser, Heinr., Gastwirt z. „Sonne“;<br />

Schmeiß, Johann, Büffetier;<br />

Heinß, Oskar, Koch;<br />

Tannhäuser, Erich, Buchhalter;<br />

Hartmann, Emil, Kutscher<br />

Adressbuch 1907:<br />

Kaiser, Heinr., Gastwirt z. „Sonne“;<br />

Dammann, Armin, Buchhalter;<br />

Fuchs, Max, Koch;<br />

366


Hautsch, Paul, Büffetier;<br />

Keßler, Karl, Hausdiener;<br />

Hartmann, Emil, Kutscher<br />

Adressbuch 1908:<br />

Kaiser, Heinr., Gastwirt z. „Sonne“;<br />

Eckensberger, Robert, Küchenchef;<br />

Keßler, Karl, Hausdiener;<br />

Hartmann, Emil, Kutscher<br />

Adressbuch 1909, 1910:<br />

Kaiser, Heinr., Gastwirt z. „Sonne“<br />

Adressbuch 1911:<br />

Kaiser, Heinr., Gastwirt z. „Sonne“;<br />

Albrecht, Richard, Oberkellner<br />

Adressbuch 1912:<br />

Kaiser, Heinr., Gastwirt z. „Sonne“<br />

1913-≥1914 Conni Kaiser, Gastwirtswitwe<br />

Adressbuch 1913:<br />

Kaiser, Conni, Wwe., Gasthof zur „Sonne“;<br />

Gäbler, Kurt, Koch;<br />

Snella, A., Droschkenfuhrgeschäft (wohnt Quergasse 6)<br />

Adressbuch 1914:<br />

Kaiser, Conni, Wwe., Gasthof zur „Sonne“;<br />

Snella, A., Droschkenfuhrgeschäft (wohnt Quergasse 6)<br />

367


Markt 23<br />

1526-1533 Albertus Walther, Gewandschneider<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 269), Albrecht (Albert) Walther, 1498-1539 erwähnt;<br />

Gewandschneider; Haus in der Brüdergasse, seit 1519 auch in der Johannisgasse,<br />

1526 Haus in der Johannisgasse und am Markt, 2 Rähmen, eine Hufe Land zu<br />

Jhawe(?); nach dem Wert des Grundbesitzes steht er 1519 an vierzehnter Stelle,<br />

1526 an zwölfter; wahrscheinlich heiratet Hans Zimmermann seine Witwe (er hat<br />

1540 den größten Teil seines Grundbesitzes inne), Tochtermann ist 1556 Jakob<br />

Rudolf.<br />

Schwörbuch v. 1526, S. 105: „Sein Haus ist marktrecht zinst nichts“.<br />

Schwörbuch v. 1533, S. 116: „Sein Hauß Ist Marckrecht zinst nichts“.<br />

1540-1554 Hans Zimmermann, Gewandschneider und Tuchmacher<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 293), 1537-1560 erwähnt; heiratete wahrscheinlich die<br />

Witwe von Albertus Walther; Gewandschneider und Tuchmacher; besitzt auch noch<br />

ein Haus in der Saalgasse und ein Färbhaus mit zwei Rähmen, zwei Häuser in der<br />

Johannisgasse und ein Haus in der Jenergasse; hat 1542 den fünftgrößten<br />

Grundbesitz (nach dem Wert steht er an der zweiten Stelle); Besitzfolger ist<br />

Schwiegersohn Jacob Rudolf.<br />

Schwörbuch v. 1540, S. 112: „Sein wonhaus an der Hans von Herdin gelegen<br />

lehent vom gericht zinst nichts“, zahlt für fahrende Habe und Handel.<br />

In der Türkensteuer von 1542 ist das Wohnhaus mit 400 Schock angeschlagen.<br />

Das ist, gemeinsam mit dem Anschlag für die Häuser von Geiselmann<br />

(Markt 8) und Kalbitz (Markt 3), der dritthöchste Anschlag für<br />

ein Markthaus. H. Zimmermann beschäftigt 1542 drei Knechte (die am<br />

Markt maximal genannte Zahl von Dienstleuten). Er ist insgesamt mit<br />

3128 Schock angeschlagen und liegt damit an 1. Stelle der unter dem<br />

Marktbezirk aufgeführten 40 Hausbesitzer.<br />

Schwörbuch v. 1547, S. 97: „Sein Wonhaus am Marckt neben Philip von<br />

Herden Ist Marckrecht“, zahlt für fahrende Habe.<br />

Stubentaxe v. 1554/Taxierung der (an Studenten) vermietbaren Stuben:<br />

Stüblein und Kammer auf 4fl. taxiert.<br />

1556-(1585)? Jacob Rudolf, Gewandschneider, Bürgermeister<br />

Nach Apel, Einwohner (S. 222), 1555-1592 erwähnt; Gewandschneider; besitzt auch<br />

Haus in Jenergasse und Färbhaus; hat 1572 mit 57 Äckern den viertgrößten<br />

Grundbesitz und steht mit dem Wert desselben (ohne Wohnhaus) an vierter Stelle;<br />

mehrmals Bürgermeister und 1576 Stadtrichter; war 1549 in Leipzig und 1552 in<br />

Jena Student, gest. 1592. Hans Zimmermann ist sein Schwiegervater.<br />

Ist er als Bürgermeister geschossfrei und taucht deshalb nach 1556 nicht mehr in<br />

den Schwörbüchern auf?<br />

Laut Hallof, Inschriften (S. 90f), befand sich sein Epitaph in der Stadtkirche (im 17.<br />

Jh. an der Südwand). Es handelte sich um eine Darstellung der Dreifaltigkeit und<br />

der Auferstehung Christi.<br />

368


Laut Inschrift darauf verstarb Jacob Rudolf, der aus Wurzen stammte, im Jahre<br />

1592 im Alter von 58 Jahren. Seine Witwe Otilie, eine geborene Walther (siehe<br />

Albertus Walther), setzte ihm den Epitaph im Jahre 1593.<br />

Laut Hallof, Inschriften (S. 80), stifteten Jacob und Otilie Rudolf 1581 der<br />

Stadtkirche einen vergoldeten Silberkelch mit Inschrift, der sich jetzt im Pfarrarchiv<br />

Burgau befindet.<br />

Schwörbuch v. 1556, S. 124: „sein Wohnhaus neben Philip von Herden“,<br />

zahlt für fahrende Habe und Handel.<br />

I n den Schwörbüchern von 1572 und 1585 ist neben (westlich von) Philipp<br />

von Herden kein steuerpflichtiger Hausbesitzer aufgeführt.<br />

? Ernst Müller<br />

Güterbuch v. 1669, S. 484.<br />

? Philip Beyer/Beier<br />

Das ist der „Sonnen“-Wirt. Eventuell gehört ihm auch das Nachbarhaus.<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 332.<br />

? Christian Franckes Witwe<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 332.<br />

1668/1669 Johann Arnoldt Friedrich/Arnoldius Friderici, Medizinprofessor<br />

Laut Spangenberg, Handbuch (S. 100), war Johann Arnold Friderici „Doctor der<br />

Philosophie u. Medicin, Prof. der Anatomie, Chirurgie u. Botanik, [wurde] geboren<br />

zu Altenburg 1637, d. 24. Juny, verehrte der Stadtkirche eine silberne stark<br />

vergoldete Hostienschachtel […] Sein schönes Epitaphium befindet sich in der<br />

Collegienkirche allhier.“ Er starb am 27. 5. 1672.<br />

Laut Günther, Lebensskizzen (S. 122f), geboren am 24. Juni 1637 in Altenburg,<br />

besuchte dort Gymnasium, später in Jena die Universität und studierte hier<br />

zunächst Philosophie, erlangte 1657 die Magisterwürde, studierte dann weiter<br />

Medizin, ging nach Leipzig, kehrte aber nach einer Reise durch Italien, England,<br />

Belgien und Deutschland zurück nach Jena und wurde hier 1661 Doktor der<br />

Medizin, bald darauf Professor. Er verwaltete daneben auch das Altenburgische<br />

Physikat. Später war er Professor der Anatomie (und sezierte als solcher 7 Leichen<br />

beiderlei Geschlechts), der Chirurgie und Botanik. Er starb am 12. Dezember 1672.<br />

Arnold Friderici war Nachfolger von Werner Rolfinck (Koch, Geschichte, S. 169.)<br />

Steueranschlag v. 1668, S. 332: „D. Johann Arnoldt Friedrich, P. P.<br />

Ein Wohnhauß neben der Güldenen Sonnen, lehnet den Fürstl. Stadtgerichten,<br />

zinst nichts, F. Cammer Secretarij Christian Francken Wittben<br />

ant. Br. Philip Beyern.<br />

Ein Häußlein, Hoff und Keller, so von dem Gasthoff der güldenen Sonnen<br />

erkaufft, undt an vorigen liegt, F. Cammer Secretarij Christian Francken<br />

Wittben ant. Br. Philip Beyern.“<br />

Er wird mit 166 2/3 Schock für das Haus veranschlagt.<br />

Er besitzt offiziell auch das kleine an die Sonne anschließende Häuslein,<br />

das aber von der Cammersekretärswitwe Francke – das ist Philipp Beiers<br />

Witwe (!) bewohnt und von ihr versteuert wird (mit 20 Schock veranschlagt).<br />

Diese ehemalige „Sonnen“-Wirtswitwe besitzt noch die ganzen ehemals<br />

dem „Sonnen“-Wirt gehörenden Grundstücke, wohingegen Marquart fast<br />

keine Grundstücke besitzt.<br />

Güterbuch v. 1669, S. 491: „H. D. Arnoldy Friderici. P.P. (hat die Fr. CammerSecretarien<br />

Witwe bekommen)<br />

Ein Wohnhauß neben der güldenen Sonnen, am Marckte, l. den F. Stadtgerichten,<br />

zinßet nichts, ist Marckrecht, F. Br. Philipp Beyers W.<br />

Ein Häußlein und Keller, so von dem Gasthofe zur güldenen Sonnen verkauffet,<br />

und an vorigen lieget.“<br />

369


1669 Witwe von Kammersekretär H. Franck aus Weimar<br />

Sie ist möglicherweise auch schon die Witwe von Philipp Beier gewesen. Handelt es<br />

sich hier um eine Art Rückübertragung an die Witwe, da sie bereits als Vorbesitzerin<br />

erwähnt ist? Oder stimmt hier das Jahr nicht?<br />

Möglicherweise gehörten dem ersten Mann der Kammersekretärswitwe Franck,<br />

dem „Sonnen“-Wirt Beier, wirklich, wie auch im Steueranschlag v. 1668 (S. 332)<br />

notiert, sowohl der Gasthof, als auch das spätere Haus Markt 23. Damit wäre der<br />

Besitz seiner Witwe an diesem Haus zu erklären.<br />

Güterbuch v. 1669, S. 484: „H. Franckens, CammerSecretary zu Weymar,<br />

Wittbe.<br />

Ein Wohnhauß neben der güldenen Sonnen am Marckte, l. den gerichten,<br />

z. nichts, ist Marckrecht. F. Ernst Müllers.<br />

Ein Hauß [bis an K….ben] F. Thumbruff.“<br />

Sie besitzt an Grundstücken insgesamt 86,75 Acker (ca. 24,7 ha), davon<br />

19,75 Acker Weinwachs, 16,75 Acker Wiese, 50,25 Acker Artfeld;<br />

zusätzlich 1 Kellerhaus in der Jenergasse, eine Scheune und Garten auf<br />

dem Löbdergraben,<br />

eine Scheune und [mieth?]häuser und 1 Garten vor dem Löbdertor,<br />

ein Garten auf dem Holzmarkt, ein Wohnhaus, Scheune und Garten vor<br />

dem Löbdertor.<br />

1685 Dr. Sagittarius, Generalsuperintendent aus Altenburg<br />

Güterbuch v. 1669, S. 484: „Herr D. Sagittariy, Gen. Sup. zu Altenburgk<br />

geerbet May 1685“<br />

nach 1685-min. 1687 Jacob Wolff, Medizinprofessor<br />

Jacob Wolf (1642-1694, seit 1690 Prof. d. Medizin in Jena (GdUJ,<br />

Personenregister).<br />

Laut Günther, Lebensskizzen (S. 124), wurde Wolf am 30. Dezember 1642 in Naumburg<br />

geboren, studierte in Leipzig und Jena, praktizierte in Altenburg und wurde<br />

1690 zum außerordentlichen Professor der Medizin in Jena ernannt. Er starb am<br />

25. Juli 1694.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 27 (vgl. auch Güterbuch v. 1669, S. 484), „H.<br />

Doct. Jacob Wolff, Med.<br />

Ein Wohnhaus neben der güldenen Sonne am marckte lohnet denen<br />

Stadtgerichten, zinßet nichts, F. […] Sagittarii zu Altenburgk Erben“<br />

Geschossbuch v. 1687, S. 232: „H. Jacob Wolff, Medicinae Doctor. Ein<br />

Wohnhauß neben der Güldenen Sonne F. H. Doct. Sagittario Super. zu<br />

Altenb. lehnet den Gerichten zinset nichts.“<br />

veranschlagter Hauswert: 166 2/3 Schock (seit dem letzten Anschlag gestiegen)<br />

Er besitzt noch immer den Hof und den Keller eines zwischen seinem<br />

Haus und der Sonne gelegenen Häuschens. Das Häuschen selber besitzt<br />

mittlerweile Herr Marquart.<br />

1702-(1709) Joachim Seeck, Stadtsyndicus<br />

Laut Spangenberg, Handbuch (S. 100), starb der Stadtsyndicus Dr. Joachim Seeck<br />

am 26. 5. 1709.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 27 (u. 169), „H. Doct. Joachim [Seeck],<br />

Stadtsyndicus (Mich. 1702)“<br />

? Eva Maria Mahnin<br />

Eventuell die Witwe des Daniel Mahn, laut Spangenberg, Handbuch (S. 66), „Fürstl.<br />

Capitain-Lieutnant“, gestorben am 11. 4. 1713.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 169: „Fr. Eva Maria Mahnin.<br />

Ein Wohnhauß am Marckte, neben der güldenen Sonne, lohnet denen<br />

Stadtgerichten, Zinßet nichts. Fuit H. Doct. [Seecks], H. Doct. Wolfs“<br />

1732 Christoph Gottlob Scherner<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 169: „Scherner, Christoph Gottlob (den 2. Maji<br />

1732)“<br />

370


1780-≥1810 Lorenz Beier/Beyer, Materialist (Kaufmann)<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 169: 1780 „Hab. Materialist Herr Lor. Beier“<br />

Wiedeburg, Beschreibung, 1785, S. 266: „das […] Wirths-Hauß zur Sonne<br />

und an diesem das itzige Beierische, sonst Schernerische, vormalen<br />

Dr. Wolfische.“<br />

Einwohnerliste 1810 (Steuerliste):<br />

in 234:<br />

“H. Kaufmann Beyer.<br />

Par Terre: der Mann(61 ½ J. ), die Frau (30 J.), ein Sohn erster Ehe (30?<br />

J.), ein Sohn 2ter Ehe (2 J.), 1 Magd), Materialhandlung / dem Stadtrath<br />

1te Etage: Wohnung der Beyrischen Familie<br />

2te Etage: bestimmt u. eingerichtet für Studenten, jetzt vacat<br />

3te Etage: wie die 2te Etage<br />

4te Etage: vacat<br />

Unterm Dach: vacat<br />

Seitengebäude: meines ältesten Sohnes Schlafstube u. 2 andere Stuben<br />

zur Aufbewahrung v. Sachen<br />

Hinterhaus: vacat“<br />

≤1821 Wilhelm. Johanna Friederika Krumbholz<br />

Friederike Krumbholz ist wohl die wiederverheiratete ehemalige Frau Beyer, da<br />

sie zwei Kinder mit Nachnamen Beyer hat und nach der Einwohnerliste von 1810<br />

wesentlich jünger als ihr verstorbener Mann war.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 169: „Wilhelm. Johanna Friederika Krumbholz<br />

(erbl.)“<br />

Akte 1821 (Steuerliste), S. 23:<br />

in 234:<br />

Ferdinand Krumbholz, Kaufmann, 30 J.;<br />

Ehefrau Friederike Krumbholz, 39 J.;<br />

Kinder:<br />

Carl Beyer, 13 J.,<br />

Adolph Beyer, 9 J.,<br />

Ferdinand Krumbholz, 1 J. (in Bleistift: Ludwig Krumbholz, 1 J.);<br />

Ernst Ponte[?], Lehrling, 16 J.;<br />

Julie Müller, Magd, 25 J.;<br />

Friederike Rasge, Kindermagd, 21 J. (in Blei: entlassen)<br />

1823-≥1835 Andreas Christian Wilhelm Lucius und seine Ehefrau, Knopfmachermeister<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 169: 1823 „Der Knopfmacher Mstr. Andreas<br />

Christian Wilhelm Luicius et uxor Johanne Rosine Friedericke, geb. Noth”<br />

Entwurf des Brandkatasters v. 1828:<br />

in 244 (Katasterplan),<br />

„Der Knopfmacher Mstr. Andreas Christian Lucius [?] und dessen<br />

Ehefrau Joh. Rosine Friederike, geb. Noth“.<br />

Wohnhaus mit bewohnbarem Seitengebäude. Schätzwert gesamt: 900<br />

Taler.<br />

Brandkataster 1835:<br />

in 244:<br />

„Der Knopfmacher Mstr. Andreas Christian Lucius [?] und dessen Ehefrau<br />

Joh. Rosine Friederike, geb. Noth“.<br />

Wohnhaus mit bewohnbarem Seitengebäude. Schätzwert insgesamt<br />

3585 Taler.<br />

≤1846-≥1865 Christian Bose, Horndreher<br />

Einwohnerliste 1846-50:<br />

in 221:<br />

„Horndreher Bose; weitere Hausbewohner:<br />

371


1846: Professor Gerber Karl Friedrich Wilhelm Gerber (1823-1891), 1844-<br />

1851 Privatdozent d. Rechtswissenschaft in Jena, 1851-1862 Prof. d.<br />

Rechtswissenschaft in Tübingen, 1862-63 Jena, ab 1863 Sächs. Kultusmin.<br />

(GdUJ, Personenregister).<br />

Univ. Amtsakt. Jaeger; Demois. Friese; Wilhelmine Fribe; Stud. Baum<br />

1847: Professor Gerber; Acktuar Jäger; Demois. Friese; Wilhelmine Fribe;<br />

Stud. Baum; Dr. Juris v. Hahn<br />

1848: Fräulein Hahn; Madame Tille; Regierungsassesor Eberhart; Aktuar<br />

Jäger<br />

1849: H. Actuar Jäger; H. Regierungsassesor Eberhardt; die ledige Hahn;<br />

die ledige Drück<br />

1850: k. A.“<br />

Akte von 1858, S. 135:<br />

in 221:<br />

Drechslermstr. Chr. Bose (3 Familienangehörige, 1 Magd)<br />

Student Karl Hoffmann<br />

Student Herm. Schmidt<br />

Actuarius Jäger (3 Familienangehörige, 1 Magd)<br />

Frl. Sophie Dietsch (1 Frau)<br />

Rathswachtmeister Wilh. Treunert (1 Mann)<br />

im gesamten Haus 12 Personen in 6 Haushalten<br />

Adressbuch 1862:<br />

in 221:<br />

Bose, Drechslermstr.;<br />

Fröhlich, geschiedene;<br />

Heinecke, geborene Schorcht, Wwe.;<br />

Jäger, Universitätsamtsactuar<br />

Adressbuch 1865:<br />

in 221:<br />

Bose, Chr., Drechslermstr.;<br />

Kämmer, Frl. Friederike;<br />

Jäger, J. F., Universitätsamtsactuar;<br />

Fröhlich, Friedericke, geb. Gottschalg, geschied.<br />

≤1875-≥1887 Amalie Bose, Witwe von Horndreher Christian Bose<br />

Adressbuch 1875:<br />

in 221:<br />

Bose, Amalie, Drechslerswitwe<br />

Adressbuch 1879:<br />

in 221:<br />

Bose, Amalie, Wwe.<br />

Adressbuch 1881:<br />

in 221:<br />

Bose, Amalie, Witwe;<br />

Jäger, Universitäts-Aktuarswitwe;<br />

Knabe, L., ledig, Aufwärterin;<br />

Hundertmark, L., Amtsgerichtsschreiber;<br />

Seidel, Friedr., Markthelfer<br />

Adressbuch 1883:<br />

in 221:<br />

Bose, Horndreherwitwe;<br />

Jäger, Universitätsaktuarswitwe;<br />

Hundertmark, L., Amtsregistrator;<br />

Seidel, Friedr., Markthelfer;<br />

Knabe, Louise, Aufwärterin<br />

Adressbuch 1886:<br />

in 221!:<br />

372


Bose, Amalie, Rentnerin;<br />

Hundertmark*, Louis, Gerichtsschreiber;<br />

Jäger, Chr., Universitätsaktuarswitwe;<br />

Seidel*, Friedr., Handarbeiter;<br />

Hartung, Louise, Aufwärterin;<br />

Knabe, Louise<br />

Adressbuch 1887:<br />

in Markt 23!:<br />

Bose, Amalie, Wwe., Rentnerin;<br />

Jungk, O., Blumenniederlage;<br />

Hundertmark*, Ludwig, Gerichts-Registrator;<br />

Jäger, Chr., Universitäts-Aktuars-Wwe.;<br />

Knabe, Louise, Aufwärterin;<br />

Seidel*, Friedr., Handarbeiter<br />

Adressbuch 1889:<br />

Bose, Amalie, Wwe., Rentnerin;<br />

Jungk, O., Blumenniederlage;<br />

Hundertmark, Ludwig, Gerichtsschreiber;<br />

Götz, J., Dr. med.;<br />

Jäger, Chr., Universitäts-Aktuars-Wwe.;<br />

Knabe, Louise, Aufwärterin;<br />

Seidel, Friedr., Handarbeiter<br />

Adressbuch 1893:<br />

Bose, Amalie, Wwe., Rentnerin, Erben;<br />

Jungk, O., Hoflieferant, Blumenniederlage;<br />

Nebethal, Louise, Aufwärterin;<br />

Jäger, Chr., Universitäts-Aktuars-Wwe.;<br />

Knabe, Louise, Aufwärterin;<br />

Seidel, Friedr., Handarbeiter;<br />

May, Otto, Tischler;<br />

Keßler, A., Revierförsters-Wwe.;<br />

Henkel, Hulda, Doktors-Wwe.<br />

Adressbuch 1895:<br />

Bose, Amalie, Wwe., Rentnerin, Erben;<br />

Jungk, O., Hoflieferant, Blumenniederlage;<br />

Nebethal, Louise, Aufwärterin;<br />

Jäger, Chr., Universitäts-Aktuars-Wwe.;<br />

Knabe, Louise, Aufwärterin;<br />

Keßler, A., Revierförsters-Wwe.;<br />

Hankel, Hulda, Doktors-Wwe.;<br />

Gras, Aug., Aufwärterin;<br />

Rohmer, Friedrich, Korbmachermstr.<br />

1897-≥1914 Bonger, Georg, Kaufmann<br />

Historische Bauakte Markt 23:<br />

1897 Umbau nach Plänen von B. Schlag<br />

Adressbuch 1897:<br />

Bonger, Georg, Kaufmann;<br />

Jungk, O., Hoflieferant, Blumenniederlage;<br />

Jäger, Chre., Frl.;<br />

Knabe, Louise, Aufwärterin;<br />

Keßler, A., Revierförsters-Wwe.;<br />

Hankel, Hulda, Doktors-Wwe.;<br />

Rohmer, Friedr., Korbmacher;<br />

Hankel, S., Frl., Damenschneiderei<br />

Adressbuch 1899:<br />

Bonger, Georg, Kaufmann, Kaufhaus;<br />

373


Weinert, Max, Dr. med., prakt. Arzt;<br />

Müller, Adolf, jun., Maurermstr.;<br />

Faber, Richard, Maurer<br />

Adressbuch 1900:<br />

Bonger, Georg, Kaufmann, Kaufhaus;<br />

Weinert, Max, Dr. med., prakt. Arzt;<br />

Faber, Richard, Maurer;<br />

Trommsdorf, Bernhard, Pfarrer, em.<br />

Adressbuch 1901:<br />

Bonger, Georg, Kaufmann, Kaufhaus;<br />

Weinert, Max, Dr. med., prakt. Arzt;<br />

Faber, Richard, Maurer;<br />

Trommsdorf, Johanne, Pfarrers-Wwe.;<br />

Trommsdorf, Friedr., Dr. med.<br />

Adressbuch 1902:<br />

Bonger, Georg, Kaufmann, Kaufhaus;<br />

Weinert, Max, Dr. med., prakt. Arzt;<br />

Weymar, Karl, Bankier;<br />

Oehrlein, Joh., Bahnarbeiter;<br />

Wohllebe, Max, Lackiermstr.;<br />

Faber, Rich., Maurer<br />

Adressbuch 1904:<br />

Bonger, Georg, Kaufmann, Kaufhaus;<br />

Schreiter, Joh., Maurermstr. u. Architekt;<br />

Kempe, Olga, Privatiere;<br />

Faber, Rich., Maurer;<br />

Boge, Arno, Kaufmann;<br />

Müller, Herm., Arbeiter;<br />

Graf, Otto, Optiker<br />

Adressbuch 1905:<br />

Bonger, Georg, Kaufmann, Kaufhaus;<br />

Schreiter, Joh., Maurermstr. u. Architekt;<br />

Hoffmann, Eduard, Rentner;<br />

Faber, Rich., Maurer;<br />

Graf, Otto, Optiker<br />

Adressbuch 1906:<br />

Bonger, Georg, Kaufmann, Kaufhaus;<br />

Tänzer, Otto, prakt. Arzt;<br />

Hoffmann, Eduard, Rentner;<br />

Faber, Rich., Maurer;<br />

Graf, Otto, Optiker<br />

Adressbuch 1907:<br />

Bonger, Georg, Kaufmann, Kaufhaus;<br />

Tänzer, Otto, prakt. Arzt;<br />

Tänzer, Irene, Wwe.;<br />

Schmitt, Ludwig, prakt. Zahnarzt;<br />

Faber, Rich., Maurer;<br />

Macherauch, Friedericke, Wwe.;<br />

Macherauch, Hugo, Postschaffner<br />

Adressbuch 1908:<br />

Bonger, Georg, Kaufmann, Kaufhaus;<br />

Tänzer, Otto, prakt. Arzt;<br />

Schmitt, Ludwig, prakt. Zahnarzt;<br />

Menge, Friedrich, Bahnarbeiter;<br />

Menge, Otto, Expedient;<br />

Faber, Rich., Maurer<br />

374


Adressbuch 1909:<br />

Bonger, Georg, Kaufmann, Kaufhaus;<br />

Schmitt, Ludwig, prakt. Zahnarzt;<br />

Menge, Friedrich, Bahnarbeiter;<br />

Menge, Otto, Expedient;<br />

Faber, Rich., Maurer<br />

Adressbuch 1910, 1911, 1912:<br />

Bonger, Georg, Kaufmann, Kaufhaus;<br />

Schmitt, Ludwig, prakt. Zahnarzt;<br />

Beck, Emilie, Frl.;<br />

Menge, Friedrich, Bahnarbeiter;<br />

Menge, Otto, Expedient;<br />

Faber, Rich., Maurer<br />

Adressbuch 1913, 1914:<br />

Bonger, Georg, Kaufmann, Manufaktur- u. Modewarenhandlung;<br />

Schmitt, Ludwig, prakt. Zahnarzt;<br />

Beck, Emilie, Frl.;<br />

Menge, Friedrich, Bahnarbeiter;<br />

Menge, Otto, Expedient<br />

375


Markt 24<br />

An dieser Stelle gab es entweder im 16. Jahrhundert noch kein Wohnhaus (gehörte das Grundstück zum<br />

Marstall?) oder es wurde nicht zum Markt gezählt.<br />

? Hans Wohlfeldt<br />

Güterbuch v. 1669, S. 587, Ratsgüterbuch v. 1686, S. 29.<br />

1669 Hans Krohne/Krone, Garkoch<br />

Besitzt eine Fleischbank auf dem Markt (die 3te zur linken Hand)<br />

Güterbuch v. 1669, S. 587, (vgl. auch Ratsgüterbuch v. 1686, S. 29),<br />

„Hanß Krohne, Garkoch.<br />

Ein Wohnhauß an der Einfahrt der Sonnen (zwischen den Markthäusern<br />

23 und 24 befand sich eine Gasse als Zufahrt zur „Sonne“, F. R.) u. Paul<br />

Boocken, l. den F. Stadtgerichten, zinßet nichts, ist Marckrecht, F. Hanß<br />

Wohlfeldten.“<br />

Er besitzt an Grundstücken insgesamt 21,75 Acker (ca. 6,2 ha), davon 8,5<br />

Acker Weinwachs, 9,25 Acker Artfeld, 3 Krautländer, 1 Acker Wiese;<br />

zusätzlich 1 Haus auf dem Steinweg,<br />

eine Scheune und Garten auf dem Steinweg, eine Brandstätte, jetzt Schafstall,<br />

auf dem Steinweg, ein Garten und Scheunenplatz auf der Landfeste,<br />

eine Scheune in der Frauengasse, eine Scheune und Garten in der Frauengasse<br />

(insgesamt 1 Haus, 3 Scheunen und ein Scheunenplatz, ein<br />

Schafstall, 3 Gärten).<br />

1673 Frau von Hans Adam Spieß<br />

Güterbuch v. 1669, S. 587: „Hanß Adam Spieß, Garkochs Eheweib<br />

(20. Oct. 1673)“<br />

1686 Hans Adam Spieß, Garkoch<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 29: „Hannß Adam Spieß, Gahrkoch.<br />

Ein Wohnhauß neben H. Doct. Wolffen und Paul Loden, Lonet den Fürstl.<br />

StadtGerichten, Zinßet nichts, Ist Marckrecht. F. Hanß Wohlfeldten ruper<br />

Hanß Krohnen“<br />

1705 Ökonom Seyfart<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 29: „H. oecon. Seyfart(24. April 1705)“<br />

1717 Regina Seyfarthin<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 173: „Fr. Regina Seyfarthin (ererbet,<br />

zugeschrieben d. 11. Febr. 1717)“<br />

? Frau von Friedrich Wolfgang Hoffmann<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 173: „H. Friedrich Wolfgang Hoffmanns<br />

Ehefrau Fr. Maria Elisabeth, geb. Seyfart.<br />

Ein Wohnhaus neben der Fr. Mahnin, l. u. z. denen Stadtgerichten, zinßet<br />

nichts, ist Marckrecht, fuit qns. Hanß Ad. Spießens.“<br />

1742 Johann Christoph Talitsch, Talitzschin<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 173.<br />

1747 Johann Friedrich Starcke<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 173: „Joh. Friedrich Starcke (zugeschr. d. 13.<br />

Febr. 1747)“<br />

376


1759 Johann Paul Starcke<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 173: „hbt. Mstr. Joh. Paul Starcke (6. März<br />

1759)“<br />

1792-≥1810 Hieronymus Starcke, Wirt (?)<br />

Sohn von Johann Paul Starcke.<br />

Ratsgüterbuch v. 1686, S. 173: in 200: (in Löbdergasse zugeordnet!)<br />

Einwohnerliste von 1810 (Steuerliste):<br />

in 200:<br />

„Herr Oekonom Starke.<br />

Par Terre: (1 Mann, 1 Weib, 1 Sohn (11 J.), 1 Tochter (9 J.), 1 Magd), Oekonomie<br />

[…] / Raths Jurisdiktion<br />

1te Etage: [Quenger?] (1 Mann, 1 Weib, 1 Tochter (1/2 J.), 1 Geselle, 1<br />

Lehrbursch), Tuchmacher / Rathsjur.<br />

2te Etage: k. A.“<br />

1821 Wilhelmine Starcke, Wirtin (?)<br />

Akte v. 1821 (Steuerliste):<br />

in 200: [?]<br />

Wilhelmine Starkin, Oeconom Witwe, 53 J.;<br />

Kinder: Wilhelmine Starkin, 20 J.,<br />

Christian Stark, 22 J.;<br />

Friederike […?], Magd, 22 J.;<br />

Ferdinand Lehmann, Buchdr. Gesell, 29 J.; Ehefrau Henriette Lehmann,<br />

28 J.;<br />

Kinder: Bertha Lehmann, 3 ½ J.,<br />

Friedrich Ang. Robert Lehmann, 2 Wochen;<br />

Henriette Engel, Uhrmacher Witwe, 74 J.;<br />

Eleonore Gärtnerin, Pastors Witwe;<br />

Kind: Ernestine Gärtnerin, 22 J.<br />

≤1846-≥1883 Siegmund Müller, Buchbindermeister<br />

Einwohnerliste 1846-50:<br />

in 200:<br />

„Buchbindermeister Müller“; weitere Hausbewohner:<br />

1846: Frau Consist. Rath Gruner; Madam Machlet; Stud. Spangenberg¸<br />

Stud. Chelard; Stud. Bohne; Stud. Büchner I; Stud. Büchner II; Stud. Reichardt<br />

1847: Frau Consist. Rath Gruner; Madam Machlet; Stud. Spangenberg¸<br />

Stud. Chelard; Stud. Bohne; Stud. Büchner I; Stud. Büchner II; Stud. Reichardt;<br />

Gebr. Fleischmann<br />

1848: Frau Consistorial Räthin Gruner; Madam Maglet<br />

1849/50: k. A.<br />

Akte von 1858, S. 133:<br />

in 200:<br />

Buchbindermstr. Siegm. Müller (2 Familienangehörige, 1 Magd, 2 Gehilfen/Lehrlinge)<br />

Sporteleinnehmer Gropp (1 Mann)<br />

BäckerWitwe Brendel (1 Frau)<br />

Student Herm. Gabler<br />

Student Leop. Stahl<br />

Student Wilh. Gottschild<br />

Student Alb. Sauerteig<br />

Lehrer Dr. Hallier (1 Mann)<br />

im gesamten Haus 12 Personen in 8 Haushalten<br />

Adressbuch 1862:<br />

in 200:<br />

Müller, Buchbindermstr., Löbderg.;<br />

Brendel, Bäckermstr.-Wwe.;<br />

377


Dietsch, Handarbeiter;<br />

Döhler, Postillion;<br />

Gerstenberg, pens. Schullehrer;<br />

Müller, geb. Wenzel, Wwe.;<br />

Rein, Gensd´arm;<br />

Tischner, Inspector<br />

Adressbuch 1865:<br />

in 200:<br />

Müller, S., Buchbindermstr., Löbdergasse;<br />

Gelpke, E., Mühlenwerkführer;<br />

Brendel, Christ., geb. Werner, Wwe.;<br />

Hufeld, H., Schuhmachermstr.;<br />

Gerstenberg, F., pens. Lehrer;<br />

Döhler, Chr., Postillion;<br />

Kirsche, W., Schuhmacher;<br />

Gläsner, Marie, Wäscherin<br />

Adressbuch 1875:<br />

in 200:<br />

Müller, Siegm., Vorsch.-Ver.-Kassirer<br />

Adressbuch 1879:<br />

in 200:<br />

Müller, Siegm., Rentier<br />

Adressbuch 1881:<br />

in 200:<br />

Müller, Siegmund, Rentier;<br />

Müller, M., ledig, Näherin;<br />

Bohl, Bruno, Buchbinder;<br />

Kühn, Aug., Schriftsetzer;<br />

Gras, Aug., Handarbeiterin;<br />

Schorn, Hugo, Vorfechter;<br />

Franke, Aug., Zigarrenhändler, Geschäft in 221 (Markt 23 = östliches<br />

Nachbarhaus)<br />

Adressbuch 1883:<br />

in 200:<br />

Müller, Siegmund, Rentner;<br />

Bohl, Bruno, Buchbinder;<br />

Zeißel, Henriette, Aufwärterin;<br />

Franke, Aug., Zigarrenhändler;<br />

Wesser, Franz, Porzellanmaler;<br />

Walther, Karl, Privatier;<br />

Gras, Aug., Handarbeiterin;<br />

Hartung, Louise, Häklerin<br />

≤1884-≥1893 Bruno Bohl, Buchbindermeister<br />

Historische Bauakte Markt 24:<br />

1884 Ladenumbau für Bohl<br />

Adressbuch 1886:<br />

in 200 (Am Rathaus!):<br />

Bohl*, Br., Buchbindermstr.;<br />

Wesser, Frz., Porzellanmaler;<br />

Walther, Karl, Webermstr.,<br />

Herzer, Herm., Schuhmachermstr.;<br />

Kühn, Aug., Schriftsetzer;<br />

Tietsch, K., Knecht<br />

Adressbuch 1887:<br />

in Markt 24!:<br />

Bohl*, Br., Buchbindermstr.;<br />

378


Kühn, Aug., Schriftsetzer;<br />

Wesser, Frz., Porzellanmaler;<br />

Walther, Karl, Webermstr.,<br />

Herzer, Herm., Schuhmachermstr.;<br />

Tietsch, Karl, Handarbeiter<br />

Adressbuch 1889:<br />

Bohl, Br., Buchbindermstr.;<br />

Kühn, Aug., Schriftsetzer;<br />

Wesser, Frz., Porzellanmaler;<br />

Walther, Karl, Rentner;<br />

Herzer, L. u. H., Geschwister;<br />

Dietsch, Karl, Handarbeiter;<br />

Lehmann, G., Tapezier;<br />

Gundermann, R., Zimmermann<br />

Adressbuch 1893:<br />

Bohl, Br., Buchbindermstr.;<br />

Köhler, Anna, Schneiderin, Band- u. Posamentenhandlung;<br />

Kühn, Aug., Schriftsetzer;<br />

Wesser, Frz., Porzellanmaler;<br />

Walther, Karl, Rentner;<br />

Dietsch, Karl, Handarbeiter;<br />

Gundermann, R., Zimmermann;<br />

Henschel, Karl, Schriftsetzer;<br />

Streibling, Hugo, Rentner<br />

≤1895-≥1897 Eduard Heyne, Speisewirt<br />

Eduard Heyne war bis 1887 Wirt im Markt 5.<br />

Adressbuch 1895:<br />

Heyne, Eduard, Speisewirt;<br />

Bonger, G., Kaufmann;<br />

Kühn, Aug., Schriftsetzer;<br />

Wesser, Frz., Porzellanmaler;<br />

Walther, Karl, Rentner;<br />

Dietsch, Karl, Handarbeiter;<br />

Streibling, Hugo, Rentner;<br />

Lemser, Emil, Arbeiter;<br />

Hartmann, K. Arbeiter;<br />

Schuchardt, Wilh., Arbeiter;<br />

Mackschin, Max, Arbeiter<br />

Historische Bauakte Markt 24:<br />

1896/97 bauliche Veränderungen/Fassade<br />

Adressbuch 1897:<br />

Heyne, Eduard, Speisewirt;<br />

Bonger, G., Kaufmann;<br />

Kühn, Aug., Schriftsetzer;<br />

Dietsch, Karl, Handarbeiter;<br />

Mackschin, Max, Arbeiter<br />

Keßler, Alfred, Arbeiter;<br />

Neupert, Louis, Arbeiter;<br />

Langlotz, Emil, Schlosser<br />

≤1899-≥1914 K. Köhne, Handschuhfabrikant, Hoflieferant<br />

Adressbuch 1899:<br />

Köhne, K., Hoflieferant (wohnt Collegiengasse 33);<br />

Bach, Edm., Kaufmann, Weißwarengeschäft;<br />

Geisenheiner, Edm., Bahnarbeiter;<br />

Kühn, Aug., Schriftsetzer;<br />

Neupert, Louis, Arbeiter;<br />

379


Langlotz, Emil, Schlosser<br />

Adressbuch 1900:<br />

Köhne, K., Hoflieferant (wohnt Collegiengasse 33);<br />

Bach, Edm., Kaufmann, Weißwarengeschäft;<br />

Geisenheiner, Edm., Bahnarbeiter;<br />

Kühn, Aug., Schriftsetzer;<br />

Neupert, Louis, Arbeiter;<br />

Langlotz, Emil, Schlosser;<br />

Katz, L., Schneidermstr.<br />

Adressbuch 1901:<br />

Köhne, K., Hoflieferant (wohnt Collegiengasse 33);<br />

Bach, Edm., Kaufmann, Weißwarengeschäft;<br />

Kühn, Aug., Schriftsetzer;<br />

Neupert, Louis, Arbeiter;<br />

Langlotz, Emil, Schlosser;<br />

Katz, L., Schneidermstr.<br />

Adressbuch 1902:<br />

Köhne, K., Hoflieferant (wohnt Collegiengasse 33);<br />

Bach, Edm., Kaufmann, Weißwarengeschäft;<br />

Kühn, Aug., Schriftsetzer;<br />

Neupert, Louis, Arbeiter;<br />

Langlotz, Emil, Schlosser;<br />

Schmidt, Richardt, Arbeiter;<br />

Meisch, Hugo, Glaser;<br />

Kornmaul, Louis, Landwirt<br />

Adressbuch 1904:<br />

Köhne, K., Handschuhfabrikant, Hoflieferant;<br />

Köhne, Otto, jun.;<br />

Köhne, William, Kaufmann;<br />

Kühn, Aug., Schriftsetzer;<br />

Meisch, Hugo, Glaser;<br />

Thielemann, Otto, Maler;<br />

Lindner, Bruno, Kaufmann;<br />

John, Walther, Bildhauer<br />

Adressbuch 1905:<br />

Köhne, K., Handschuhfabrikant, Hoflieferant;<br />

Köhne, Otto, jun.;<br />

Köhne, William, Kaufmann;<br />

Kühn, Aug., Schriftsetzer;<br />

Meisch, Hugo, Glaser;<br />

Thielemann, Otto, Maler;<br />

Tänzer, Wilhelmine, Wwe.;<br />

Ranke, Paul, Oberkellner<br />

Adressbuch 1906:<br />

Köhne, K., Handschuhfabrikant, Hoflieferant;<br />

Köhne, Otto, jun.;<br />

Köhne, William, Kaufmann;<br />

Kühn, Aug., Schriftsetzer;<br />

Ranke, Paul, Oberkellner;<br />

Grimm, Hedwig, Korrespondentin;<br />

Schorcht, Edwin, Dreher;<br />

Semik, Josef, Maler<br />

Adressbuch 1907:<br />

Köhne, K., Handschuhfabrikant, Hoflieferant;<br />

Köhne, Otto, jun.;<br />

Köhne, William, Kaufmann;<br />

380


Kühn, Aug., Schriftsetzer;<br />

Semik, Josef, Maler;<br />

Gardini, Alfred, Elektrotechniker;<br />

Laumann, Anna, Frl.;<br />

Meusel, Emil, Arbeiter<br />

Adressbuch 1908:<br />

Köhne, K., Handschuhfabrikant, Hoflieferant;<br />

Köhne, Otto, jun.;<br />

Köhne, William, Kaufmann;<br />

Semik, Josef, Maler;<br />

Laumann, Anna, Frl.;<br />

Poser, Oskar, Kellner;<br />

Kirchner, Rudolf, Lademeister<br />

Adressbuch 1909:<br />

Köhne, K., Handschuhfabrikant, Hoflieferant;<br />

Köhne, Otto, jun.;<br />

Köhne, William, Kaufmann;<br />

Semik, Josef, Maler;<br />

Laumann, Anna, Frl.;<br />

Poser, Oskar, Kellner;<br />

Rosenhahn, Max, Ratsdiener<br />

Adressbuch 1910:<br />

Köhne, K., Handschuhfabrikant, Hoflieferant;<br />

Köhne, Otto, jun.;<br />

Köhne, William, Kaufmann;<br />

Köhne, Karl, Goldschmied;<br />

Semik, Josef, Maler;<br />

Voigt, Hans, Hausmann;<br />

Hildebrandt, Josef, Privatier;<br />

Neigenfind, Hermann, Tischler<br />

Adressbuch 1911:<br />

Köhne, K., Handschuhfabrikant, Hoflieferant;<br />

Köhne, A. Karl, Juwelier, Goldschmied und Graveur;<br />

Köhne, William, Kaufmann;<br />

Semik, Josef, Maler;<br />

Voigt, Hans, Hausmann;<br />

Reins, Friedrich, Maler;<br />

Riedel, Oswin, Kellner;<br />

Seyfahrt, Max, Arbeiter<br />

Adressbuch 1912:<br />

Köhne, K., Handschuhfabrikant, Hoflieferant;<br />

Köhne, A. Karl, Juwelier, Goldschmied und Graveur;<br />

Köhne, William, Kaufmann;<br />

Kaiser, Louis, Restaurateur;<br />

Thieme, Otto, Arbeiter;<br />

Wohlleben, Alfred, Eisenbahngehilfe<br />

Adressbuch 1913, 1914:<br />

Köhne, K., Handschuhfabrikant, Hoflieferant;<br />

Köhne, A. Karl, Juwelier, Goldschmied und Graveur;<br />

Köhne, William, Kaufmann;<br />

Schacht, Wilhelm, Kontorist;<br />

Kaiser, Louis, Restaurateur<br />

381


Abbildungen<br />

Abb. 1 Plan Stadt Jena (Marktbezirk) von 1865 (beruhend auf dem Katasterplan von 1833), Stadtarchiv<br />

Jena (Ausschnitt).<br />

382


Abb. 2 Veranschlagter Hauswert entsprechend der Türkensteuer von 1542. Die Darstellung basiert bezüglich<br />

der Hausfluchten zum Markt auf dem Katasterplan des 19. Jahrhunderts und den ermittelten Nachbarschaften<br />

aus den Schwörbüchern des 16. Jahrhunderts (vgl. auch im qualifizierten Häuserbuch).<br />

383


Abb. 3 Berufsgruppen und feststellbare Verwandtschaften am Markt 1547 (kurz vor der Gründung der<br />

Universität).<br />

Die Darstellung beruht bezüglich der Hausfluchten auf dem Katasterplan des 19. Jahrhunderts und ist<br />

keine Darstellung von Hausgrundrissen. Die farbigen Flächen symbolisieren lediglich den Besitz an der<br />

jeweiligen Hausstätte/Parzelle. Schraffierte Bereiche kennzeichnen unsichere Zuordnungen.<br />

Gewandschneider dominieren neben Händlern am Markt.<br />

384


Abb. 4 Vorhandene, an Studenten und andere Akademiker vermietbare Stuben am Markt 1554.<br />

Von den in der Stadt zu dieser Zeit existierenden 94 taxierten Miet-Stuben befinden sich 21 am Markt.<br />

385


Abb. 5 Berufsgruppen und feststellbare Verwandtschaften am Markt 1556 (kurz nach Einrichtung der<br />

Universität aber noch vor der Verleihung der kaiserlichen Privilegien).<br />

Die Darstellung beruht bezüglich der Hausfluchten auf dem Katasterplan des 19. Jahrhunderts und ist<br />

keine Darstellung von Hausgrundrissen. Die farbigen Flächen symbolisieren lediglich den Besitz an der<br />

jeweiligen Hausstätte/Parzelle. Schraffierte Bereiche kennzeichnen unsichere Zuordnungen.<br />

Professoren und Gelehrte sind bereits stark am Markt vertreten.<br />

386


Abb. 6 Berufsgruppen und feststellbare Verwandtschaften am Markt 1585.<br />

Die Darstellung beruht bezüglich der Hausfluchten auf dem Katasterplan des 19. Jahrhunderts und ist<br />

keine Darstellung von Hausgrundrissen. Die farbigen Flächen symbolisieren lediglich den Besitz an der<br />

jeweiligen Hausstätte/Parzelle. Schraffierte Bereiche kennzeichnen unsichere Zuordnungen.<br />

Professoren und Buchhändler haben am Markt die vor Universitätsgründung dominierenden Gewandschneider<br />

verdrängt.<br />

387


Abb. 7 Berufsgruppen am Markt 1669.<br />

Die Darstellung beruht bezüglich der Hausfluchten auf dem Katasterplan des 19. Jahrhunderts und ist<br />

keine Darstellung von Hausgrundrissen. Die farbigen Flächen symbolisieren lediglich den Besitz an der<br />

jeweiligen Hausstätte/Parzelle.<br />

Professoren, Händler, Beamte und Apotheker dominieren. Das Marktgässchen ist zu der Zeit eine Schustergasse.<br />

388


Abb. 8 Berufsgruppen am Markt 1810.<br />

Die Darstellung beruht bezüglich der Hausfluchten auf dem Katasterplan des 19. Jahrhunderts und ist<br />

keine Darstellung von Hausgrundrissen. Die farbigen Flächen symbolisieren lediglich den Besitz an der<br />

jeweiligen Hausstätte/Parzelle. Schraffierte Bereiche kennzeichnen unsichere Zuordnungen.<br />

Der Anteil der Professoren an den Hausbesitzern ist stark zurückgegangen. Dominierend sind Buchhändler,<br />

Apotheker und Beamte.<br />

389


Abb. 9 Hausmodell Markt 16 (Hausgeschichtenausstellung Stadtmuseum Jena 2008, Modellbau Büro<br />

Scherf).<br />

Blick auf die Schauseite des Hauses von Osten (heute Hinterhaus). Zustand 1435.<br />

Vermutlich war das Gebäude im 16. Jahrhundert baulich nahezu unverändert.<br />

390


Abb. 10 Hausmodell „Sonne“ (Hausgeschichtenausstellung Stadtmuseum Jena 2008, Modellbau Büro<br />

Scherf).<br />

Die hölzerne Stube im Erdgeschoss war von außen hinter dem steinernen Bogen zu sehen. Die Fassade ist<br />

als Zustand des 18. Jahrhunderts dargestellt.<br />

Abb. 11 Die Stuben des 16. Jahrhunderts in der „Sonne“. Stube und gegliederter Grundriss im 1. Obergeschoss<br />

1557 (d), Stube (Trinkstube) im Erdgeschoss 1577 (d).<br />

391


Abb. 12 Portal aus dem 16. Jahrhundert im zweiten Stock der Hofapotheke, Tuschzeichnung von E. A.<br />

Schmidt, 1898, Stadtmuseum Jena, InvNr. 2757. Portal wie das gesamte Haus 1945 zerstört.<br />

392


Abb. 13 Hausmodell Markt 7 (Hausgeschichtenausstellung Stadtmuseum Jena 2008, Modellbau Büro<br />

Scherf). Darstellung des Hauptumbaus 1554/1557 (d).<br />

393


Abb. 14 Hausmodell Markt 8 (Hausgeschichtenausstellung Stadtmuseum Jena 2008, Modellbau Büro<br />

Scherf). Ältester nachgewiesener und heute noch erhaltener Stockwerksbau Jenas. Darstellung des Zustandes<br />

zur Bauzeit 1495 (d).<br />

394


Abb. 15 „Prospect d Jenschen Marcks“, Rotkupfer von Cspar Junghnß, um 1700, Stadtmuseum Jena, InvNr.<br />

III_75.<br />

Vermutlich die älteste Marktansicht der Stadt Jena. Caspar Junghanß lebte eine Zeit lang selbst an der<br />

Marktostseite in einem Vorgängerbau des heutigen Markt 11 (zur Miete). Möglicherweise ist die Vorlage<br />

für den Kupferstich von dort aus gezeichnet.<br />

395


Abb. 16 „Forum Jenense illuminat. à Brunsvicens. Die Natali Ser. Pr. August. Wilhelm. Duc. Br. et Lüneb. d.<br />

8. Martii 1715“, Stammbuchblatt, Braunschweigisches Landesmuseum, Niedersächsische Landesmuseen<br />

Braunschweig, InvNr. VMB 9763, Repro I. Simon.<br />

Herzlichen Dank an Frau Birgitt Hellmann, Kustodin des Stadtmuseums Jena, für den Hinweis auf diese<br />

Abbildung. Es handelt sich um eine der frühesten Darstellungen des Jenaer Marktes, die durch die hier<br />

gewählte Rundumsicht zur Auswertung der Nachbarschaftsbeziehungen aus den Steuerbüchern eine unschätzbare<br />

Quelle ist.<br />

396


Abb. 17 Verteilung der den Markthausbesitzern gehörenden Grundstücke im Jahre 1669. Grundlage der<br />

Darstellung bilden eine Karte von Jena und Umgebung von J. G. Bach um 1860 (Lithographie nach E.<br />

Schmidt, Stadtmuseum Jena, InvNr. 3174) und die im Güterbuch der Stadt Jena von 1669 (Stadtarchiv<br />

Jena, Sign. C II Nr. 28) aufgeführten Grundstücke der Hausbesitzer.<br />

Einige Lagebezeichnungen ließen sich nicht zuordnen. Das betrifft folgende Bezeichnungen: Hornisse, auf<br />

der Mauer, Kirschstieg, über dem Rade, Scherbsgraben, am Atlanten, Neufatz, [Zinshofs]gasse, Kelberstal,<br />

Meishain, Schliester, Koffing, Schwarzenberg und Mehlmann. Da es sich aber um relativ wenige und meist<br />

recht kleine Grundstücke handelt, vermittelt die Karte dennoch ein recht eindrückliches Bild der weiträumigen<br />

Verteilung der Grundstücke der Markthausbesitzer.<br />

397


Abb. 18 Namenszug des Bürgermeisters Heinrich Gottfried Marquart, 1659-1687 Besitzer des Gasthauses<br />

„Sonne“, über der Tür der damaligen Bürgermeisterstube (heute Trauzimmer) im historischen Rathaus<br />

Jena.<br />

398


Abb. 19 Schlittenfahrt auf dem Jenaer Markt. Aus dem Stammbuch Fischer, Stb. 462b, Bl. 97 recto, Klassik<br />

Stiftung Weimar, Herzogin-Anna-Amalia-<strong>Bibliothek</strong>. Eintragungen von 1741 bis 1744.<br />

Abb. 20 Einzug Friedrich II. König von Preußen am 2. Dezember 1762 (Nachtdarstellung der Marktsüdseite)<br />

aus dem Stammbuchblatt Reinhard, Stb. 368, rechte Seite des Doppelblattes zwischen Bl. 84 und Bl. 85,<br />

Klassik Stiftung Weimar, Herzogin-Anna-Amalia-<strong>Bibliothek</strong>. Eintragungen von 1747 bis 1796.<br />

399


Abb. 21 Studenten bei der „Fidelitet“ auf dem Jenaer <strong>Marktplatz</strong> (Nachtdarstellung der Marktostseite) aus<br />

dem Stammbuch Spies, Stb. 459, Blatt zwischen S. 97 und S. 98, Klassik Stiftung Weimar, Herzogin-Anna-<br />

Amalia-<strong>Bibliothek</strong>. Eintragungen von 1765 bis 1767.<br />

Abb. 22 Ankommende Studenten, die als stinkende Füchse bezeichnet werden; mit Spruchbändern versehene<br />

Studenten auf dem Jenaer Markt (Marktostseite) aus dem Stammbuch Voigt, Stb. 548, S. 102, Klassik<br />

Stiftung Weimar, Herzogin-Anna-Amalia-<strong>Bibliothek</strong>. Eintragungen von 1773 bis 1783.<br />

400


Abb. 23 Duell zweier Studenten auf dem Jenaer <strong>Marktplatz</strong> (Marktwestseite mit Rathaus) aus dem<br />

Stammbuch Moll, Stb. 436, S. 143, Klassik Stiftung Weimar, Herzogin-Anna-Amalia-<strong>Bibliothek</strong>. Eintragungen<br />

von 1763 bis 1767.<br />

Abb. 24 Szene auf dem Jenaer Markt mit flanierenden Herren und Damen, im Hintergrund die Stadtkirche,<br />

im Vordergrund der Marktbrunnen. Aus dem Stammbuch Schneider, Stb. 464, S. 88, Klassik Stiftung Weimar,<br />

Herzogin-Anna-Amalia-<strong>Bibliothek</strong>. Eintragungen von 1782 bis 1785.<br />

401


Abb. 25 Marktwestseite aus dem Stammbuch Sternberger, Stb. Nr. 90, S. 176, ThULB Jena. Eintragungen<br />

ab 1773.<br />

Abb. 26 Marktostseite (Nachtdarstellung) aus dem Stammbuch Sternberger, Stb. Nr. 90, S. 176, ThULB<br />

Jena. Eintragungen ab 1773.<br />

402


Abb. 27 Johann Gottlob Schenck: Prospect des Markts der Herzogl. Resid. und Univers. Stadt Jena (<strong>Marktplatz</strong><br />

von Norden), Radierung, koloriert, um 1780, Stadtmuseum Jena, InvNr. St. 1,50-43.<br />

Abb. 28 Johann Gottlob Schenck: Prospect des Markts der Herzogl. Resid. und Univers. Stadt Jena (<strong>Marktplatz</strong><br />

von Süden), Radierung, koloriert, um 1780, Stadtmuseum Jena, InvNr. St. 1,43-79.<br />

403


Abb. 29 Ernst Friedrich Ulrich Schenck: Scene, welche auf dem Markte in Jena am 17ten Juli 1792 vorgefallen<br />

ist (Markt von Süden), Radierung, koloriert, 1792, Stadtmuseum Jena, InvNr. St. 1,49; 2277.<br />

Abb. 30 Ludwig Hess: Der Markt zu Jena (Markt von Süden), Radierung, um 1812, Stadtmuseum Jena,<br />

InvNr. 2372.<br />

404


Abb. 31 Ludwig Hess: Der Markt zu Jena (Markt von Norden), Radierung, um 1815, Stadtmuseum Jena,<br />

InvNr. 24076.<br />

405


Abb. 32 Ansichtskarte mit Gemälde des Marktes von M. Dutzauer, um 1900. Aus dem Besitz der Autorin.<br />

Abb. 33 Ansichtskarte mit Foto des Marktes, 1908. Frühe Aufnahme des Neubaus des Kramerschen Hauses<br />

(Markt 4). Aus dem Besitz der Autorin.<br />

406


Abb. 34 Ansichtskarte mit Foto der „Alten Göhre“ (Markt 7), vor 1916. Die Vorhangbogenfenster im ersten<br />

Obergeschoss sind noch verdeckt, der Giebel ist verschiefert. Aus dem Besitz der Autorin.<br />

Abb. 35 Ansichtskarte mit Gemälde des Silvesterfeuers auf dem Markt, vor 1925. Das Gebäude Markt 23<br />

ist noch nicht nach den Plänen des Büros Schreiter und Schlag umgebaut. Am Haus Kleine Rathausgasse 1<br />

sind bis ins dritte Obergeschoss Vorhangbogenfenster zu erkennen, die aber nicht original sein müssen.<br />

Aus dem Besitz der Autorin.<br />

407


Abb. 36 Schnitt durch das Gebäude Markt 16, Umbaupläne von 1893, Blatt 0106 aus der historischen<br />

Bauakte des Hauses, Bauaktenarchiv Jena.<br />

Abb. 37 Grundrisse des Hauses Markt 16, Umbaupläne von 1893, Blatt 0106 aus der historischen Bauakte<br />

des Hauses, Bauaktenarchiv Jena.<br />

408


Abb. 38 Entwurf der historistischen Marktfassade für das Haus Markt 16, 1896, Blatt 0113 aus der historischen<br />

Bauakte des Hauses, Bauaktenarchiv Jena.<br />

409


Abb. 39 Lageplan des Grundstückes der „Sonne“, 1892, Blatt 0023 aus der historischen Bauakte des Hauses,<br />

Bauaktenarchiv Jena. Gut zu erkennen sind die Einfahrt vom Markt und der Standort der geplanten<br />

Gartenhalle (siehe Abb. 40) am Löbdergraben.<br />

Abb. 40 Die geplante Gartenhalle auf dem Grundstück der „Sonne“. Entwurfszeichnung des Architekten<br />

Ludwig Hirsch, 1892, Blatt 0025 aus der historischen Bauakte des Hauses, Bauaktenarchiv Jena.<br />

410


Abb. 41 Lageplan des geplanten Wohnhauses im „Sonnen-Hof“, 1895, Blatt 0032 aus der historischen<br />

Bauakte des Hauses, Bauaktenarchiv Jena.<br />

Abb. 42 Ansicht des geplanten Wohnhauses im „Sonnen-Hof“, 1895, Entwurf Adolf Müller, Blatt 0036 aus<br />

der historischen Bauakte des Hauses, Bauaktenarchiv Jena.<br />

411


Abb. 43 Grundriss des Erdgeschosses des „Sonne“, Umbauten 1912, Blatt 0095 aus der historischen<br />

Bauakte des Hauses, Bauaktenarchiv Jena.<br />

412


Abb. 44 Marktfassade der „Sonne“ im Jahre 1896, Stadtmusem Jena, InvNr. A2P_027.<br />

413


Abb. 45 Geplanter Fassadenumbau der „Sonne“ 1912, Blatt 0093 aus der historischen Bauakte des Hauses,<br />

Bauaktenarchiv Jena.<br />

Abb. 46 Zur Ausführung gelangter Fassadenumbau der „Sonne“ 1912, Blatt 0108 aus der historischen<br />

Bauakte des Hauses, Bauaktenarchiv Jena.<br />

414


Abb. 47 Innenhof der Hofapotheke, dokumentarisches Gemälde von E.A. Schmidt, Deckfarben, 1898,<br />

Stadtmuseum Jena, InvNr. 2730.<br />

415


Abb. 48 Lageplan von „Göhre“ und Marktmühle, Ausschnitt des Planes zum Kanalanschluss des Hauses<br />

Markt 7, 1897, Blatt 0013 aus der historischen Bauakte des Hauses, Bauaktenarchiv Jena.<br />

Abb. 49 Grundriss des Erdgeschosses der „Göhre“ 1897, Ausschnitt des Planes zum Kanalanschluss des<br />

Hauses Markt 7, Blatt 0013 aus der historischen Bauakte des Hauses, Bauaktenarchiv Jena.<br />

416


Abb. 50 Geplanter Arkadenvorbau vor der Marktfassade des Markt 7 („Göhre“), 1907, Entwurf Johannes<br />

Schreiter, Blatt 0043 aus der historischen Bauakte des Hauses, Bauaktenarchiv Jena.<br />

Abb. 51 Antrag auf Verschieferung der Marktfassade des Hauses Markt 7 („Göhre“), 1916, Blatt 0204 aus<br />

der historischen Bauakte des Hauses, Bauaktenarchiv Jena.<br />

417


Abb. 52 Ansichten der „Neuen Göhre“, 1908, Entwurf Johannes Schreiter, Blatt 00136 aus der historischen<br />

Bauakte des Hauses, Bauaktenarchiv Jena.<br />

418


Abb. 53 Grundrisse von Erdgeschoss und erstem Obergeschoss des Hauses Kramer (Markt 4), 1907, Entwurf<br />

Alexander Hirsch, Blatt 0373 aus der historischen Bauakte des Hauses (Kirchplatz 6!), Bauaktenarchiv<br />

Jena.<br />

419


Abb. 54 Marktfassade des Kramerschen Hauses (Markt 4), 1907, Entwurf Alexander Hirsch, Blatt 0417<br />

aus der historischen Bauakte des Hauses (Kirchplatz 6!), Bauaktenarchiv Jena.<br />

Abb. 55 Ansichten des Gebäudes Markt 11, 1907, Entwurf Alexander Hirsch, Blatt 0144 aus der historischen<br />

Bauakte des Hauses, Bauaktenarchiv Jena.<br />

420


Abb. 56 Grundrisse des Hauses Markt 14 im Jahre 1896 als Beispiel für einfachstes Wohnen und Arbeiten<br />

am Markt. Blatt 0010 aus der historischen Bauakte des Hauses, Bauaktenarchiv Jena.<br />

Abb. 57 Marktfassade des Hauses Markt 23, 1897, Entwurf B. Schlag, Blatt 0200 aus der historischen<br />

Bauakte des Hauses, Bauaktenarchiv Jena.<br />

421


Abb. 58 Jenaer Markttreiben 1896, Fotografie, Stadtmuseum Jena, InvNr. A2N_027.<br />

Von der Autorin rot hervorgehoben ist die ehemalige Marktmühle mit dem erkennbaren Elevatorschacht.<br />

422


Abb. 59 Grabmal für Bartholomäus Janson (1700/1701-1782), aus Weimar gebürtiger Strumpfwirkermeister,<br />

Bürgermeister und Besitzer der „Sonne“. Das Grabmal befindet sich an der Nordwand der Friedenskirche<br />

(außen). Foto F. Rödenbeck.<br />

Abb. 60 Detail des Grabmals für Bartholomäus Janson. Foto F. Rödenbeck.<br />

423


Abb. 61 Grabmal für Johann Georg Meyer (1646-1710) auf dem Johannisfriedhof. Meyer war Goldschmied,<br />

Stadtrichter und ab 1680 Besitzer des Hauses Markt 2. Foto F. Rödenbeck.<br />

424


Abb. 62 Grabmal von Christian Müller und dessen Frau Clara Justina, geb. Bambergerin, auf dem Johannisfriedhof.<br />

Christian Müller stammte aus Hamburg. Seine Frau war vermutlich eine Tochter von Gottfried<br />

Bamberger. Ihnen gehörte ab 1688 ein Teilhaus auf dem Grundstück des späteren Markt 4.<br />

Foto F. Rödenbeck.<br />

425


Abb. 63 Grabmal von Johann Probst und dessen Frau Sophia, geb. Chemnitius, an der Südwand der Friedenskirche<br />

(außen). Johann Probst (1642-1704) war Rentmeister in Jena, Arnstadt und Römhild, später<br />

Kammerkonsulent von Sachsen-Gotha. Durch seine Frau Sophia (1659-1722), eine Tochter des Theologen<br />

Christian Chemnitius, besaß er spätestens ab 1686 das spätere Haus Unterm Markt 1.<br />

Foto F. Rödenbeck.<br />

426


Abb. 64 Textfeld des Grabmals von Johann Probst und Frau. Foto F. Rödenbeck.<br />

427


Abb. 65 Das stark beschädigte Grabmal des Hofapothekers Immanuel Christoph Wilhelmi (1745-1827)<br />

auf dem Johannisfriedhof. Foto F. Rödenbeck.<br />

Abb. 66 Grabstätte der Hofapothekerfamilien Rittler und Osann auf dem Johannisfriedhof.<br />

Foto F. Rödenbeck.<br />

428


Abb. 67 Grabstätte der Familie Göhre auf dem Nordfriedhof. Foto F. Rödenbeck.<br />

429


Abb. 68 Erbbegräbnis der Familien Polz und Stark auf dem Johannisfriedhof. Ihnen gehörte das spätere<br />

Haus Kleine Rathausgasse 3. Über Susanne Marie Polz, die eine verwitwete Gnüge war, ist auch die Beziehung<br />

zur vorherigen Hausbesitzerfamilie Gnüge geklärt. Johann Christian Stark war Leiter des Accouchierhauses<br />

in Jena und u.a. Leibarzt der Familie Schiller. Foto F. Rödenbeck.<br />

430


Abb. 69 Grabmal für die Nachkommen von Johann Christian Stark auf dem Johannisfriedhof. Foto F. Rödenbeck.<br />

431


Abb. 70 Frommannsches Erbbegräbnis auf dem Johannisfriedhof. Der Familie Frommann gehörte zwischen<br />

1830 und 1901 das Haus Markt 19. Foto F. Rödenbeck.<br />

432


Abb. 71 Grabstätte der Familie Reppe auf dem Nordfriedhof. Franz Reppe führte zwischen 1893 und 1914<br />

ein Bürsten-, Kamm- und Spielwarengeschäft in seinem Markthaus, dem Haus Kleine Rathausgasse 3. Foto<br />

F. Rödenbeck.<br />

Abb. 72 Grabstätte der Familie Franz Hering auf dem Nordfriedhof. Die Familie Hering ist eine alteingesessene<br />

Zinngießerfamilie Jenas. Franz Hering senior führte ab 1875 sein Geschäft in seinem Haus Markt<br />

15. Sein Sohn, Franz Hering junior, führte das Geschäft weiter und bezeichnete sich auch als Fabrikant.<br />

Foto F. Rödenbeck.<br />

433


Abb. 73 Auswertung der Einwohnerliste von 1810<br />

434


Abb. 74 Auswertung der Einwohnerliste von 1821<br />

435


Abb. 75 Auswertung der Einwohnerliste von 1858<br />

436


Abb. 76 Vergleich der Berufe der Hausbesitzer 1886, 1900, 1914<br />

437


Quellenverzeichnis<br />

Gedruckte Quellen<br />

ALLGEMEINE DEUTSCHE BIOGRAPHIE (ADB), Elektronische Version, herausgegeben von der<br />

Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und der<br />

Bayerischen Staatsbibliothek, Februar 2007.<br />

„ALTES UND NEUES AUS DER HEIMAT“, Beilagen zum Jenaer Volkblatt (1909-20), Stadtarchiv<br />

Jena.<br />

ADELUNG, Johann Christoph et al. (Hg.): Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen<br />

Mundart, Bände 1-4. Wien: Bauer, 1811. – Onlineversion., herausgegeben von<br />

der Bayrischen Staatsbibliothek (Münchener DigitalisierungsZentrum), letzte Änderung<br />

März 2009.<br />

APEL, Hans: Jenas Einwohner aus der Zeit von 1250 bis 1600. Quellenbuch zur Jenaer<br />

Sippengeschichte. Görlitz: Verlag für Sippenforschung und Wappenkunde C. A. Starke,<br />

1937.<br />

BEIER, Adrian: Architectus Jenensis. 1681. Hg. von Herbert Koch, Jena: Vopelius, 1936.<br />

BEIER, Adrian: Chronologus Jenensis 1600-1672. Hg. von Ilse TRAEGER, Halle: Druckhaus<br />

Freiheit, o. J.<br />

BEIER, Adrian: Geographus Jenensis. Abbildung der Jehnischen Gegend, Grund und Bodens.<br />

Das ist: Die Stadt Jena nach ihrem Nahmen, Lobe, Uhrsprung, Alter, …, Jena: Johann<br />

Gollner, 1673.<br />

BEIER, Adrian: Jenaische Annalen (1523-1599). Hg. von Herbert Koch, Jena: Vopelius,<br />

1928.<br />

BESCHREIBUNG DER STADT JENA UND DEREN WEICHBILDES WIE AUCH DER BEYDEN RATHS- UND<br />

BRÜCKENHOFFS-DÖRFFER JENA-LÖBNITZ UND OßMARITZ MIT IHREN FLUHREN 1754. Schriftenreihe<br />

des Nationalsozialistischen Lehrerbundes Jena, Heft 3. Jena: Frommannsche Buchhandlung<br />

Walter Biedermann, 1936.<br />

BURKHARDT, Karl August Hugo: Druck und Vertrieb der Werke Luthers. Die jenaer<br />

Gesammtausgabe 1553-70. In: Zeitschrift für Historische Theologie, Bd. 26, 1862.<br />

DIE ALTEN REKTOREN- UND PROFESSORENBILDNISSE IN DEM UNIVERSITÄTSGEBÄUDE ZU JENA (ohne<br />

Autor). Jena: Gustav Fischer, 1911.<br />

DIE MATRIKEL DER UNIVERSITÄT JENA. Band 1, 1548-1652, bearbeitet von Georg Mentz und<br />

Reinhold Jauernig, Jena: 1944<br />

DIE MATRIKEL DER UNIVERSITÄT JENA. Band 2, 1652-1723, bearbeitet von Reinhold Jauernig.<br />

Jena: 1977.<br />

438


GÜNTHER, Johannes: Lebensskizzen der Professoren der Universität Jena seit 1558 bis<br />

1858. Jena: Friedrich Mauke, 1858.<br />

KOCH, Herbert (Hg.): Die älteste Chronik der Stadt Jena (1532-1546). Jena: Vopelius,<br />

1937.<br />

KÖRNER, Fritz: Beiträge zur Geopolitik und Bevölkerungsgeschichte des mittleren Saalegebietes.<br />

Jena: Frommannsche Buchhandlung Walter Biedermann, 1935.<br />

KRÜNITZ, Johann Georg: Oeconomische Encyclopädie, 1773 bis 1858 (Online-Version der<br />

Universität Trier)<br />

MÜNZEN, MAßE UND GEWICHTE IN THÜRINGEN, hg. vom Thüringischen Staatsarchiv Rudolstadt,<br />

3. Auflage 2006 – Onlineversion.<br />

PESTEL, Thomas: Die Rektoren/Prorektoren der Universität Jena 1548/49-2008. u.a.<br />

nach: Friedrich Schneider (WZJ/ GSR, Jg. 4, 1953/54, H. 3/4) und Friedrich Stier, Lebensskizzen<br />

der Dozenten und Professoren 1548/58- 1958 (4 Bde., UAJ I 1-4, 1960).<br />

(http://www.unijena.de/unijenamedia/Downloads/einrichtungen/archiv/Rektorentabelle.pdf)<br />

PILTZ, Ernst: Führer durch Jena und Umgegend, siebente, verbesserter Auflage, Jena: o.<br />

V., 1909.<br />

RICHTER, Gustav (Hg.): Eine Jenaer Stadtordnung aus dem 16. Jahrhundert nebst einem<br />

Anhange aus dem 17. Jahrh., 1881.<br />

SCHMEIZEL, Martin: Jenaische Stadt- und Universitäts-Chronik. 1758. Hg. von Ernst Devrient,<br />

Jena: Vopelius, 1908.<br />

SCHREIBER, Carl, und FÄRBER Alexander: Jena von seinem Ursprunge bis zur neuesten Zeit<br />

nach Adrian Beier, Wiedeburg, Spangenberg, Faselius, Zenker u. A. Jena: JUB in Verbindung<br />

mit Verlag Christoph Schmidt, 1996, Unveränd. Nachdruck der Ausgabe von 1850.<br />

SPANGENBERG, Johann Christian Jacob: Handbuch der in Jena seit beinahe fünfhundert<br />

Jahren dahingeschiedenen Gelehrten, Künstler, Studenten und anderen bemerkenswerten<br />

Personen theils aus den Kirchenbüchern, theils aus andern Hülfsquellen gezogen<br />

und nach dem Jahre 1819 geordnet. Jena: Eigenverlag, 1819.<br />

WIEDEBURG, Johann Ernst Basilius: Beschreibung der Stadt Jena, Jena: 1785.<br />

Ungedruckte Quellen<br />

Aus den Beständen des Stadtarchivs Jena<br />

SCHWÖRBUCH VON 1502, Sign. C II Nr. 2.<br />

SCHWÖRBUCH VON 1519, Sign. C II Nr. 3.<br />

SCHWÖRBUCH VON 1526, Sign. C II Nr. 4.<br />

439


SCHWÖRBUCH VON 1533, Sign. C II Nr. 5.<br />

SCHWÖRBUCH VON 1540, Sign. C II Nr. 7.<br />

SCHWÖRBUCH VON 1547, Sign. C II Nr. 8.<br />

SCHWÖRBUCH VON 1556, Sign. C II Nr. 9.<br />

SCHWÖRBUCH VON 1572, Sign. C II Nr. 11.<br />

SCHWÖRBUCH VON 1585, Sign. C II Nr. 13.<br />

STUBENTAXIERUNG VOM 20./21. JULI 1554, Kopialbuch 1548-1583, Sign. C III, Nr. 3.<br />

STEUERANSCHLAG VON 1668, Sign. C II, Nr. 26.<br />

GÜTHERBUCH DER STADT JENA VON 1669, Sign. C II Nr. 28.<br />

RATHSGÜTHERBUCH DER STADT JENA 1686, Sign. C II Nr. 38.<br />

GESCHOSSBUCH VON 1687, Sign. CII Nr. 27.<br />

EINWOHNERLISTE MARKT BEZIRK LITT B 1810, Sign. CII Nr. 73.<br />

VERZEICHNIS DER HIESIGEN EINWOHNER MIT ALTERSANGABE ZUR AUSFÜHRUNG DES GESETZES ÜBER<br />

DIE DIRECTE BESTEUERUNG DER UNTERTHANEN, 1821, Sign. B XVi Nr. 35.<br />

ENTWURF DES KATASTERS ZUR BRANDVERSICHERUNG VON 1828, Sign. C II Nr. 88.<br />

BRANDKATASTER VON 1835, Sign. CII Nr. 104p.<br />

EINWOHNERLISTE DES MARKT-BEZIRKES LIT. B, 1846-50, Sign. CII Nr. 94.<br />

ACTA DES STADTRATHS ZU JENA DIE ZÄHLUNG DER HIESIGEN EINWOHNER BETR. 1817-1860, Sign. B<br />

VIIf Nr. 13 (4. Dez. 1858).<br />

KAUFPROTOKOLLE 1810 – 1846, Sign. C III Nr. 56.<br />

ACTA DEN BEABSICHTIGTEN HERAUSBAU EINES VON DEM BUCHHÄNDLER UND BUCHDRUCKEREIBE-<br />

SITZER HERRN MAUCKE NEUAUFZUFÜHRENDEN WOHNHAUSES AM HIESIGEN MARKTPLATZ BETR.,<br />

1825, Sign. B Vb Nr. 214.<br />

BAU – ACTEN DES GEMEINDE – VORSTANDES ZU JENA BETREFFEND DAS GRUNDSTÜCK MARKT 11,<br />

1893, Sign. B Vb Nr. 94.<br />

STADTRATHS – ACTEN DIE MARKTMÜHLE UND WAS DARÜBER ERGANGEN BETR., 1745-1854, Sign. B<br />

IIIi Nr. 35.<br />

ACTA DIE VON DEM MARKTMÜLLER MSTR. JOH. FRIEDR. GÜNTHER […] GETHANE VORSTELLUNG<br />

RÜCKSICHTLICH DER HIESIGEN WASSERLEITUNGEN, INSBESONDERE DES MÜHLBACHKANALS BETR.,<br />

1823, 1834, 1837., Sign. B Vd Nr. 37.<br />

440


BAU-ACTEN DES GEMEINDE-VORSTANDES ZU JENA BETREFFEND DAS GRUNDSTÜCK MARKT NO. 4,<br />

BESITZER KRAMER, ABGEBROCHEN 1885/ 9, Sign. B Vb Nr. 96.<br />

BAU-ACTEN DES GEMEINDEVORSTANDES ZU JENA BETREFFEND DAS GRUNDSTÜCK MARKT NO. 14,<br />

BESITZER HUTMACHERMSTR. ERNST WEHNER, ABGEBROCHEN 7. 7. 28, Sign. B Vb Nr. 163.<br />

Aus den Beständen des Bauaktenarchivs Jena<br />

HISTORISCHE BAUAKTEN der Markthäuser Markt 3, 6/7, 9, 10, 11, 13/14, 16, 17, 18, 19, 20,<br />

22, 23, Unterm Markt 1 und Kirchplatz 6<br />

Aus den Beständen des Hauptstaatsarchivs Weimar<br />

TÜRKENSTEUER VON 1542 FÜR DIE STADT JENA, Pp. 143, 14.<br />

TÜRKENSTEUER VON 1547 FÜR DIE STADT JENA (für Nichtbürger), Pp. 143, 28.<br />

STEUERREGISTER DER STADT JENA VON 1559, Pp. 143a, 14.<br />

STEUERREGISTER DER STADT JENA VON 1554, Pp. 143a, 4.<br />

REGISTRANDE DER VORNEMBSTEN HENDEL UND SCHRIEFFTEN DES TITTELS STEDTE UND BÜRGER,<br />

Findbuch zum Bestand ThHStA Weimar, Ernestinisches Gesamtarchiv, Reg. Hh (Städte<br />

und Bürger), hier für das Jahr 1556.<br />

RECHNUNG DER STADT JENA 1535/36, Bb. Nr. 3020.<br />

RECHNUNG AMT JENA 1499, Bb Nr. 1484.<br />

ERBZINSBUCH VON 1570, Hauptstaatsarchiv Weimar, Sign. B Nr. 30403<br />

Aus Beständen der Unteren Denkmalschutzbehörde Jena<br />

BAUHISTORISCHE UNTERSUCHUNGEN (auch Voruntersuchungen, gefügekundliche Kurzanalysen<br />

und dendrochronologische Baualtersbestimmungen) zu folgenden Gebäuden:<br />

Markt 7, Markt 8, Markt 12, Markt 13 (Hinterhaus), Markt 15. Markt 16, Markt 20,<br />

Markt 21 und Markt 22.<br />

Als Quellen verwendete Abbildungen<br />

PLAN STADT JENA (Marktbezirk) von 1865 (zurückgehend auf Katasterplan 1833), Stadtarchiv<br />

Jena.<br />

KARTE JENA UND UMGEBUNG, um 1860, Lithographie von J. G. Bach nach E. Schmidt, Städtische<br />

Museen Jena, Stadtmuseum Jena, InvNr. 3174.<br />

PROSPECT D. JENSCHEN MARCKS, um 1700, von Caspar Junghanß, Städtische Museen Jena,<br />

Stadtmuseum Jena, InvNr. III_75.<br />

„FORUM JENENSE ILLUMINAT. À BRUNSVICENS. DIE NATALI SER. PR. AUGUST. WILHELM. DUC. BR. ET<br />

LÜNEB. D. 8. MARTII 1715“, Stammbuchblatt, Braunschweigisches Landesmuseum, Niedersächsische<br />

Landesmuseen Braunschweig, InvNr. VMB 9763, Repro I. Simon.<br />

441


Johann Gottlob SCHENCK: Prospect des Markts in der Herzogl. Resid. und Univers. Stadt<br />

Jena, Städtische Museen Jena, Stadtmuseum Jena, InvNr. St 1,43-79.<br />

Johann Gottlob SCHENCK: Prospect des Markts und der Herzogl. Resid. und Univers. Stadt<br />

Jena, Städtische Museen Jena, Stadtmuseum Jena, InvNr. St. 1,50-43.<br />

Ernst Friedrich Ulrich SCHENCK: Scene, welche auf dem Markte in Jena am 17ten Juli 1792<br />

vorgefallen ist, Städtische Museen Jena, Stadtmuseum Jena, InvNr. St, 1,49; 2277.<br />

Ludwig HESS: Der Markt zu Jena (Markt von Süden), Städtische Museen Jena, Stadtmuseum<br />

Jena, InvNr. 2372.<br />

Ludwig HESS: Der Markt zu Jena (Markt von Norden), Städtische Museen Jena, Stadtmuseum<br />

Jena, InvNr. 24076.<br />

PORTAL IN DER HOFAPOTHEKE, E. A. Schmidt, Tuschzeichnung , Städtische Museen Jena,<br />

Stadtmuseum Jena, InvNr. 2757.<br />

MARKTAPOTHEKE HOF, E. A. Schmidt, Deckfarben, Städtische Museen Jena, Stadtmuseum<br />

Jena, InvNr. 2730.<br />

FOTOGRAFIE „HOTEL ZUR SONNE“, 1896, Städtische Museen Jena, Stadtmuseum Jena, Glasplattensammlung,<br />

InvNr. A2P_020.<br />

FOTOGRAFIE JENAER MARKTTREIBEN, 1896, Städtische Museen Jena, Stadtmuseum Jena,<br />

Glasplattensammlung, InvNr. A2N_027.<br />

Aus dem STAMMBUCH STERNBERGER (Stb. Nr. 90) der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek<br />

Jena (ThULB), S. 176 (Marktwestseite) und S. 193 (Marktostseite, Nachtdarstellung).<br />

Aus der Klassik Stiftung Weimar, Stammbuchsammlung der Herzogin-Anna-Amalia-<br />

<strong>Bibliothek</strong> Weimar:<br />

aus dem STAMMBUCH REINHARD (368): Einzug Friedrich II. König von Preussen am<br />

2. Dezember 1762 (Nachtdarstellung der Marktsüdseite), Stb 368, Doppelblatt<br />

zw. Bl. 84 u. Bl. 85.<br />

aus dem STAMMBUCH VOIGT (548): Ankommende Studenten, die als stinkende<br />

Füchse bezeichnet werden; mit Spruchbändern versehene Studenten auf dem Jenaer<br />

Markt (Marktostseite), Stb 548, S. 102.<br />

aus dem STAMMBUCH FISCHER (462b): Schlittenfahrt auf dem Jenaer <strong>Marktplatz</strong>, Stb<br />

462b, Bl. 97 recto.<br />

aus dem STAMMBUCH SCHNEIDER (464): Szene auf dem Jenaer Markt mit flanierenden<br />

Herren und Damen, im Hintergrund die Stadtkirche, im Vordergrund der<br />

Marktbrunnen, Stb 464, S. 88.<br />

aus dem STAMMBUCH MOLL (436): Duell zweier Studenten auf dem Jenaer Markt<br />

(Marktwestseite mit Rathaus), Stb 436, S. 143.<br />

aus dem STAMMBUCH SPIES (459): Die Studenten bei der „Fidelitet“ auf dem Jenaer<br />

<strong>Marktplatz</strong> (Nachtdarstellung, Marktostseite), Stb 459, Blatt zwischen S. 97 u. S.<br />

98.<br />

442


Historische Ansichtskarten aus dem Besitz der Autorin:<br />

Ansichtskarte mit Gemälde der Nordwestecke des Marktes von M. Dutzauer, um<br />

1900.<br />

Ansichtskarte mit Foto der Nordwestecke des Marktes, 1908.<br />

Ansichtskarte: Jena. Denkmal Johann Friedrich des Grossmütigen und „Göhre“, vor<br />

1930.<br />

Ansichtskarte mit Gemälde des Silvesterfeuers auf dem Markt, Nordostecke des<br />

Marktes, vor 1925.<br />

Historische Pläne aus den Historischen Bauakten der Markthäuser, Bauaktenarchiv Jena:<br />

Grundrisse und Schnitt des Markt 16, Blatt 0106, Umbaupläne von 1893.<br />

Ansicht Marktfassade, Entwurf 1896, Blatt 0113.<br />

Lageplan des „Sonnen“-Grundstücks 1892, Blatt 0023.<br />

Ansicht und Schnitt der geplanten Gartenhalle auf dem „Sonnen“-Grundstück<br />

1892, Blatt 0025.<br />

Lageplan des „Sonnen“-Grundstücks mit geplantem Mietshaus im Hof 1895, Blatt<br />

0032.<br />

Ansicht und Schnitt des geplanten Wohnhauses im „Sonnen“-Hof 1895, Blatt<br />

0035.<br />

Grundriss Erdgeschoss „Sonne“ 1912, Blatt 0095.<br />

Ansichten zur geplanten Fassadenänderung 1912, Blatt 0093.<br />

Geänderte Marktfassade 1912, Blatt 0108.<br />

Kanalanschlussplan von 1897 für den Markt 7, Blatt 0013.<br />

Ansicht geplanter Arkadenvorbau für den Markt 7, 1907, Blatt 0043.<br />

Antrag auf Verschieferung des Marktgiebels des Markt 7, 1916, Blatt 0204.<br />

Ansichten der „Neuen Göhre“, 1908, Blatt 0136.<br />

Grundrisse des Markt 4 (Kirchplatz 6), 1907, Blatt 0373 und 0374.<br />

Schnitt und Lageplan des Markt 4 (Kirchplatz 6), 1907, Blatt 0376.<br />

Ansichten des Markt 4 (Kirchplatz 6), 1907, Blatt 0417 und 0418.<br />

Ansichten des Markt 11, 1907, Blatt 0144.<br />

Grundrisse des Markt 14, 1896, Blatt 0010.<br />

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Küntler 1770-1830. Katalog der Städtischen Museen Jena und des Stadtmuseums<br />

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WITTMANN, Reinhard: Geschichte des deutschen Buchhandels. Ein Überblick. München: C.<br />

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448


Erklärung<br />

Hiermit erkläre ich, dass mir die geltende Promotionsordnung bekannt ist (alte Fassung<br />

vom 18. 12. 2001).<br />

Ich habe die hier vorgelegte Dissertation selbständig und ohne Hilfe anderer Personen<br />

verfertigt und alle benutzten Hilfsmittel und Quellen angegeben. Die Hilfe eines Promotionsberaters<br />

wurde nicht in Anspruch genommen. Dritte Personen haben weder unmittelbar<br />

noch mittelbar geldwerte Leistungen für Arbeiten erhalten, die im Zusammenhang<br />

mit dem Inhalt der vorgelegten Dissertation stehen.<br />

Die vorliegende Dissertation wurde noch nicht als Prüfungsarbeit für eine staatliche<br />

oder andere wissenschaftliche Prüfung eingereicht. Auch wurde von mir weder die gleiche,<br />

noch eine in wesentlichen Teilen ähnliche oder eine andere Abhandlung bei einer<br />

anderen Hochschule als Dissertation eingereicht.<br />

Jena, 8. März 2010 Fanny Rödenbeck<br />

449

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