// Rind im Bild 4/2012 1 - Rinderzucht Schleswig-Holstein e.G.
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Welche Maschine macht auf einem Milchviehbetrieb<br />
oftmals die meisten Betriebsstunden?<br />
Schlepper, Futterverteilwagen oder Radlader?<br />
Es ist die Melkanlage. Sie gewinnt das hochwertigste<br />
und empfindlichste Nahrungsmittel und läuft<br />
mindestens zwe<strong>im</strong>al am Tag, womit schnell viele<br />
Betriebsstunden zusammen kommen.<br />
Gerade aus diesem Grund muss sie stets sorgfältig<br />
und regelmäßig gewartet werden.<br />
Denn wenn sie einmal ausfällt oder falsch eingestellt<br />
ist, folgen die Probleme hinsichtlich Eutergesundheit<br />
und hohen Ke<strong>im</strong>gehalten prompt, so dass<br />
die wirtschaftlichen Verluste schnell und vor allem<br />
lang anhaltend hoch ausfallen.<br />
Aufkommende Störungen müssen deshalb rechtzeitig<br />
beseitigt werden.<br />
So können ein falsch eingestelltes Vakuum oder<br />
Vakuumschwankungen zu Zitzenschäden führen,<br />
welche wiederum die Eintrittspforte für Mastitiserreger<br />
öffnen.<br />
Schlecht gereinigte und desinfizierte milchführende<br />
Leitungen und Schläuche lassen nicht nur den<br />
// <strong>Rind</strong> <strong>im</strong> <strong>Bild</strong> 4/<strong>2012</strong><br />
// LKV<br />
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!<br />
Melkanlagen sollten regelmäßig überprüft werden<br />
Foto: LKV<br />
Ke<strong>im</strong>gehalt in der Sammelmilch ansteigen, sondern<br />
können die Kühe be<strong>im</strong> Melken infizieren.<br />
Nachstehende Funktionskontrollen sind daher in<br />
festgelegten Zeitabständen in jedem Betrieb zu<br />
empfehlen:<br />
Tägliche Kontrolle:<br />
• der Vakuumhöhe und der Funktion<br />
des Regelventils<br />
• der Reinheit milchführender Teile<br />
(z. B. Endeinheit, Milchleitung)<br />
• der Gummiteile auf Löcher und Risse<br />
• der Pulsatorfunktion<br />
• der Lufteinlassöffnung <strong>im</strong> Sammelstück oder in<br />
den Zitzenbechern (Verschluss bewirkt einen<br />
Stau be<strong>im</strong> Milchabfluss)<br />
• des Ölverbrauchs des Melkaggregates<br />
Wöchentliche Kontrolle:<br />
• Pflege der Vakuumhähne und -ventile<br />
• Pflege der Milchhähne und Kontrolle<br />
auf Dichtigkeit und Sitz<br />
• Kontrolle des Ölstandes ölgeschmierter<br />
Vakuumpumpen<br />
• Entleerung des Ölabscheiders<br />
• Verbrauch des Spülmittels<br />
Monatliche Wartung:<br />
• Pflege des Regelventils, vor allem Ventilkegel<br />
und Ventilsitz<br />
• Reinigung des Pulsators (Siebchen und<br />
Frischluftfilter reinigen bzw. ggf. erneuern),<br />
wo nötig mit Spezialöl ölen<br />
• Reinigung der Luftleitung und des Vakuumtanks<br />
• Pflege der Vakuumpumpe, Überprüfung des<br />
Vakuumkessels (Entwässerung) sowie Kontrolle<br />
der Keilriemenspannung und des -zustandes<br />
Alle 750 Betriebsstunden, spätestens jedoch alle<br />
6 Monate, muss die Melkanlage zerlegt und generalgereinigt<br />
werden. Dabei sollten Zitzengummis,<br />
Dichtungen, Schläuche und andere Gummiteile<br />
ausgetauscht werden.<br />
Durch die Materialbeanspruchung der Zitzengummis<br />
und die damit verbundenen Alterungsprozesse<br />
steigt das Risiko einer Infektion. Außerdem müssen<br />
die Vakuum- und die Melkleitung auf Verschmutzung<br />
kontrolliert werden. Für Betriebe, die eine<br />
elektronische Milchmengenerfassung <strong>im</strong> Melkstand<br />
installiert haben, ist die Grundreinigung und der<br />
Austausch aller Gummiteile sowie beschädigter<br />
Milchmengenmessbehälter umso wichtiger.<br />
Eine Aufgabe der Zuchtwarte des Landeskontrollverbandes<br />
ist die jährliche Überprüfung dieser<br />
Messtechniken. Dabei fällt leider viel zu häufig<br />
auf, dass Sensoren stark verkäst und Membranen<br />
sehr alt und spröde sind. Haarrisse in den Milchbehältern<br />
können ebenfalls der Grund für ungenaue<br />
Milchmengenfeststellungen sein. Wenn nun bei der<br />
jährlichen Überprüfung Mengendifferenzen festgestellt<br />
werden, werden melkplatzindividuell die<br />
Gerätekonstanten geändert bzw. Kalibrierungen<br />
vorgenommen. Erfolgt kurz danach <strong>im</strong> Anschluss<br />
eine Grundreinigung sowie der Austausch besagter<br />
Gummiteile, st<strong>im</strong>men oftmals die gemessenen<br />
Milchmengen nicht mehr mit den tatsächlichen<br />
Leistungen überein. Aus diesem Grund empfehlen<br />
wir <strong>im</strong>mer vor der Milchmengenüberprüfung eine<br />
Wartung der Anlage vornehmen zu lassen.<br />
Eine Überdosierung des Reinigungs- und Desinfektionsmittels<br />
sollte jedoch bei jeder Reinigung unbedingt<br />
vermieden werden. Eine zu hohe Dosierung<br />
des Reinigungsmittels kann die Gummiteile sehr<br />
stark beanspruchen, so dass sie vorzeitig altern und<br />
porös werden. Eine Dosierung nach dem Motto „viel<br />
hilft viel“ hätte so genau den gegenteiligen Effekt.<br />
Einmal <strong>im</strong> Jahr sollte der Kundendienst eine technische<br />
Prüfung der Reinigungsanlage und der<br />
Melkanlage nach DIN/ISO 5707 bzw. 6690 durchführen.<br />
Diese enthält Mindestanforderungen für die<br />
Leistung der Vakuumpumpe, für die Einstellung der<br />
Pulsation sowie für den Querschnitt von Luft- und<br />
Melkleitungen in Abhängigkeit von der Größe der<br />
Anlage und Art des Melksystems. So liegt das opt<strong>im</strong>ale<br />
Vakuum je nach Melkanlage zwischen 40<br />
und 48 kPa und soll während des Melkens um nicht<br />
mehr als 2 kPa schwanken. Die Ergebnisse der Prüfung<br />
sollten aufgezeichnet und das Prüfprotokoll<br />
bei der Melkanlage aufbewahrt werden. Sie werden<br />
auch für das QM-Milch-Audit benötigt.<br />
Wenn Ihre Melkausrüstung 365 Tage <strong>im</strong> Jahr in<br />
Gebrauch ist, müssen Sie sicher sein können, dass<br />
sie diesen Dauereinsatz auch bewältigt. Genau<br />
wie Ihr Schlepper muss auch Ihre Melkanlage regelmäßig<br />
gewartet werden. Der regelmäßige und<br />
vorbeugende Service dient der Aufrechterhaltung<br />
und Verbesserung der Melkeffizienz sowie der Gesunderhaltung<br />
der Kühe. Bei der Melkanlage sollte<br />
nicht am falschen Ende gespart werden!<br />
Sonja Ulrich, LKV