Hochbau des Bundes - SAM-Consulting GmbH
Hochbau des Bundes - SAM-Consulting GmbH
Hochbau des Bundes - SAM-Consulting GmbH
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Grundsätzlich sind zwei Forderungsbereiche zu unterscheiden: Räume, in denen der<br />
Aufenthalt von Personen die dominierende Rolle spielt, also z. B. Büro- und Versammlungsräume<br />
oder Speisesäle. Zum anderen Räume, in denen die funktionalen Arbeitsprozesse<br />
und/oder die installierten Geräte und Anlagen betriebsbedingt besondere<br />
Anforderungen an die Raumluft stellen.<br />
Ein standardisiertes Klima mit gleich bleibenden Werten für die Raumlufttemperatur<br />
und die Luftfeuchtigkeit kann für bestimmte Produktionsabläufe und Anlagen optimal<br />
sein, für das Wohlbefinden der Mitarbeiter ist es das erwiesenermaßen nicht. Bei<br />
Räumen, in denen sich Personen ständig aufhalten, ist daher grundsätzlich freie<br />
Lüftung anzustreben. Insoweit ist also nicht nur aus Kostengründen auf den Einsatz von<br />
RLT-Anlagen möglichst zu verzichten. Sie sind nur dort einzubauen, wo sie aus<br />
technischen Gründen notwendig sind. Darüber hinaus ist der Einsatz raumlufttechnischer<br />
Anlagen nur dann erforderlich, wenn eine ausreichende freie Lüftung (z. B. durch<br />
Fenster) nicht möglich ist oder ein ausreichender Luftwechsel durch freie Lüftung nicht<br />
gewährleistet werden kann.<br />
Die Notwendigkeit von RLT-Anlagen kann sich daher bei Versammlungsräumen mit<br />
großer Personenzahl und Räumen mit nicht ausreichender Fensteröffnungsfläche<br />
ergeben. Auch können technische Anlagen, z. B. Großrechner, Druckereimaschinen,<br />
Werkstattanlagen usw. mehr oder weniger genau einzuhaltende Werte für Temperatur,<br />
Luftfeuchtigkeit und Schadstoffgehalt erfordern und den Einbau von RLT-Anlagen<br />
erforderlich machen.<br />
Bei RLT-Anlagen ist eine Vielzahl von Parametern mitentscheidend dafür, ob die<br />
Anlagen richtig dimensioniert sind: z. B. Luftvolumenstrom, Kühllast, Kanalabmessun-<br />
gen, Ventilatorleistung und die Wirkungsgradbestimmung.<br />
Für die Auslegung der Anlagen<br />
sind in der Regel die Forderungen <strong>des</strong><br />
Nutzers nach bestimmten, einzuhaltenden Parametern<br />
<strong>des</strong> Raumklimas maßgebend. Die<br />
Ermittlung der Luftmengen ist streng am tatsächlichen<br />
Bedarf zu orientieren. Reserveluftleistungen<br />
sind nicht vorzuhalten.<br />
Da nach den Erfahrungen <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>rechnungshofes<br />
Forderungen im Detail zwischen<br />
Planer und Nutzer häufig erst bei der Planung<br />
der Anlagen abgestimmt werden, sind hier<br />
besonders auch die Nutzer gefragt, sich bei<br />
ihren Forderungen auf das Notwendige zu<br />
beschränken und „großzügige“ Planungsvorschläge<br />
zurückzuweisen. Aber auch die Bauverwaltung<br />
sollte von sich aus in ihrem<br />
Kontrollprozess nachdrücklich die Einsparmöglichkeiten<br />
in diesem Bereich nutzen.<br />
Die Bauämter gehen bei der Planung von RLT-<br />
Anlagen nicht immer schlüssig vor: So verzichtete<br />
ein Bauamt für einen Hörsaal auf eine<br />
RLT-Anlage, weil die natürliche Be- und Entlüftung<br />
ausreichte, ein anderes plante in derselben<br />
Liegenschaft für einen baugleichen Hörsaal<br />
jedoch eine RLT-Anlage. (Einsparung durch<br />
Verzicht auf die Anlage: 39 000 EUR)<br />
Bei neu geplanten Dachaufbauten zur Büronutzung<br />
mit allseitig verglasten Außenwänden waren<br />
zur Kühlung der Raumtemperatur von freiberuflich<br />
tätigen Ingenieuren Kühldecken geplant.<br />
Auf Grund <strong>des</strong> Nachweises <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>rechnungshofes,<br />
dass die Kühlleistung der geplanten<br />
Kühldeckenflächen nicht ausreichen<br />
würde, um behagliche Temperaturen zu erzielen,<br />
hat die Bauverwaltung von den bereits beauftragten<br />
Kühldecken Abstand genommen.<br />
Statt<strong>des</strong>sen werden Gebläsekonvektoren mit<br />
ausreichender Kühlleistung eingebaut. (Einsparung:<br />
rd. 230 000 EUR)<br />
29<br />
Nicht immer ist es angebracht, für die RLT-Anlagen eigene Flächen innerhalb <strong>des</strong> Baukörpers<br />
auszuweisen. Wenn z. B. bei Sanierungen die vorhandene Lüftungstechnik<br />
unzureichend und veraltet war und gegen eine neue Lüftungstechnik ausgetauscht werden<br />
soll und die Flächen der bisherigen Lüftungszentrale nicht ausreichen oder anders<br />
genutzt werden sollen, ist eine Alternative die Montage von dezentralen Geräten in<br />
wetterfester Containerbauweise. Der Markt bietet für derartige lüftungstechnische Aufgaben<br />
eine Vielzahl unterschiedlicher Ausführungen an, bei denen die Lüftungsanlagen<br />
als Dachgeräte je nach Größe in vormontiertem Zustand auf eigens dafür angefertigten<br />
Profilstahlrahmen eingesetzt werden. Dies kann deutlich preiswerter sein als der Bau<br />
einer großen Lüftungszentrale innerhalb <strong>des</strong> Bauwerks, insbesondere wenn erhebliche<br />
Umbauten erforderlich wären, um die Deckentragfähigkeit im Gebäude zu erhöhen.<br />
Stromversorgung<br />
Ein Bauamt ließ von einem Architekten für drei Bei Gebäuden mit leistungsstarken Verbrau-<br />
Trafostationen je 50 m² große Gebäude planen, chern elektrischer Energie, z. B. technischen<br />
für die in der HU –Bau– Kosten von je Laborgebäuden, Werkstattgebäuden oder<br />
90 000 EUR eingeplant waren. An anderer Wirtschaftsgebäuden, wird der vom Strom-<br />
Stelle hatte dieses Bauamt ein Jahr zuvor für im<br />
versorger als Hoch- oder Mittelspannung<br />
Wesentlichen gleiche technische Anforderungen<br />
zugeführte Strom in die im Gebäude benö-<br />
ein 30 m² großes Trafogebäude in ansprechender<br />
äußerer Ausführung (u. a. verklinkerte Fastigte elektrische Energie (Mittel- und Niedersade)<br />
für 39 000 EUR einschl. Gründung ge- und ggf. Sonderspannungen) in der Regel<br />
baut. Das Bauamt sagte die Nutzung <strong>des</strong> kosten- gebäudenah transformiert. Die Transformatogünstigeren<br />
Vorbil<strong>des</strong> zu (Einsparung: ren werden meist außerhalb der Nutzer-<br />
rd. 150 000 EUR)<br />
gebäude in separaten kleinen Bauwerken, den<br />
so genannten Trafostationen untergebracht.<br />
Trafostationen können heute weitgehend standardisiert aus Fertigteilen gebaut werden,<br />
teilweise werden standardisierte komplette Trafostationen angeboten. Verfügbare<br />
Flächen vorausgesetzt, sind diese einzelstehenden Trafostationen erheblich kostengünstiger<br />
als der Bau entsprechender Flächen in Gebäuden. Bei standardisierten Forderungen<br />
kann zudem auf Grund <strong>des</strong> breiten Marktes mit günstigen Wettbewerbsergebnissen<br />
gerechnet werden.<br />
Forderungen für eine Notstromversorgung sind stets anhand <strong>des</strong> Leistungsbedarfs der<br />
einzelnen zu versorgenden Geräte zu stellen. Keinesfalls darf einfach der Gesamtstrombedarf<br />
eines Gebäu<strong>des</strong> zu Grunde gelegt werden. Auch wenn eine RLT-Anlage notstromberechtigt<br />
sein sollte, ist zu unterscheiden, ob dies nur für die Be- und Entlüftung<br />
oder auch für Kühlung und Befeuchtung gelten soll. Letztere dürften bei einem Stromausfall<br />
eher nicht berechtigt sein.<br />
30