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Hochbau des Bundes - SAM-Consulting GmbH

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festgelegt, dass einfache, angemessene Konstruktionen (z. B. Mauerwerksfassaden,<br />

Putzfassaden usw.) zu wählen seien. Auf großflächige Verglasungen, vorgeblendete<br />

Natursteinfassaden, aufwendige Metallsonderkonstruktionen sei zu verzichten.<br />

Die Beispiele zeigen, dass gerade Kostenvergleiche dann wirkungsvoll zur Wirtschaftlichkeit<br />

der Baumaßnahme beitragen, wenn sie dem Entscheider in der Bauverwaltung<br />

Informationen zur Entscheidungsfindung liefern. In diesem Fall kann er durch Fakten<br />

begründet abwägen, wie die finanziellen Unterschiede zu bewerten sind, ob er sich also<br />

für die Nutzung <strong>des</strong> Einsparpotenzials entscheidet oder die Mehrausgaben angesichts<br />

<strong>des</strong> etwaigen nutzerseitigen Anspruchs an die Gestaltung <strong>des</strong> Bauwerks für vertretbar<br />

hält.<br />

Glasfassaden<br />

Glasfassaden sind bei Bun<strong>des</strong>bauten häufig auf Grund der hohen Investitionskosten<br />

und der späteren Betriebskosten nicht wirtschaftlich.<br />

Bei seinen Prüfungen stellte der Bun<strong>des</strong>rechnungshof<br />

fest, dass in letzter Zeit eine beachtliche<br />

Anzahl von Fassaden mit repräsentativem<br />

Charakter entworfen und ausgeführt wurden,<br />

bei denen raumhohe Fenster oder vollständige<br />

Glasfassaden an Stelle der sonst üblichen<br />

Fenster, die erst oberhalb einer bis zu etwa 1 m<br />

hohen Brüstung beginnen, bevorzugt wurden.<br />

Die davon erhoffte Transparenz <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong><br />

führt gegenüber einer geschlossenen Bauweise<br />

(mit Beschränkung auf die notwendigen Fenstergrößen,<br />

Brüstungen und Stürze) zu erheblichen<br />

Mehrkosten bei der Fassade.<br />

Bei der Prüfung zweier Gebäude eines Schulungszentrums<br />

beanstandete der Bun<strong>des</strong>rechnungshof,<br />

dass große Teile der Fassaden<br />

mit raumhoher Isolierverglasung und zudem<br />

Sonnenschutz auch an der Nordseite vorgesehen<br />

waren. Auf Grund der Beanstandungen<br />

reduzierte die Verwaltung die<br />

Glasflächen und wählte statt<strong>des</strong>sen<br />

Beton/Klinker, Mauerwerk/Klinker- oder<br />

Beton/Mauerwerk/Putzkonstruktionen und<br />

verzichtete auf den Sonnenschutz der<br />

Nordseite. (Einsparung: 300 000 EUR)<br />

Gegen solche Lösungen sprechen häufig sowohl technische als auch finanzielle<br />

Gründe: Bei raumhohen Fenstern sind im Vergleich zu Fensterlösungen mit Brüstungen<br />

höhere Aufwendungen zur Vermeidung von Wärmeverlusten erforderlich. Die für den<br />

Wärmeverlust maßgeblichen Kennwerte sind für hochwertige Isolierverglasungen rd.<br />

drei Mal höher als für wärmegedämmtes Mauerwerk. Der damit dreifach höhere<br />

Wärmeverlust über die entsprechenden Glasflächen bedeutet einen erheblich höheren<br />

Energieverbrauch bei der Gebäudeheizung.<br />

Das Anbringen der Heizkörper in Räumen, in denen sich Personen aufhalten, bereitet<br />

bei Glasfassaden und bei raumhohen Fenstern Probleme. In der Regel werden die Heizkörper<br />

vor der Brüstung unterhalb <strong>des</strong> Fensters angeordnet. Das ungeschützte Anbringen<br />

der Heizkörper vor Glasflächen, z. B. bei bodenständigen Fenstern, erfordert<br />

besondere Maßnahmen um die Wärmeschutzverordnung einzuhalten. Wenn nicht besonders<br />

teures Wärmeschutzglas verwendet werden soll, ist z. B. das Anbringen von<br />

19<br />

zusätzlichen aufwendigen Paneelen mit Wärmedämmung erforderlich, die die Glasflächen<br />

insoweit verdecken. So wurden z. B. an Pfeilern zwischen raumhohen Fenstern<br />

besondere Heizkörper eingesetzt, die wesentlich teurer waren als die sonst üblichen<br />

Heizkörper. In einem Fall wurde damit sogar der Einbau einer aufwendigen Fußbodenheizung<br />

gerechtfertigt. Ein hoher Glasflächenanteil an Fassaden reduziert auch die<br />

thermische Speicherfähigkeit eines Gebäu<strong>des</strong>.<br />

Glasfassaden haben - unabhängig von der Wärmeproblematik - den Nachteil, dass sie<br />

leichter beschädigt werden können und sowohl die Reparatur- als auch die Reinigungskosten<br />

höher als bei üblichen Wandaufbauten sind. Insbesondere z. B. in Lager- und<br />

Werkstattbereichen, bei denen zudem ggf. sperrige Materialtransporte stattfinden, sind<br />

Glasflächen im Bodenbereich zu vermeiden. Daher hat sich der Bun<strong>des</strong>rechnungshof<br />

auch gegen vollverglaste Werkstatt-Tore ausgesprochen, da hier bereits Tore mit Sichtfenstern<br />

den Forderungen der Arbeitssicherheit entsprechen.<br />

Energiesparende Fassadenkonstruktionen<br />

Ein sinnvoller Einsatz von verglasten Fassaden kann neben den zuvor genannten Nachteilen<br />

bei entsprechender Konstruktion aber auch wirtschaftliche Vorteile bieten, z. B.<br />

günstigere Betriebskosten auf Grund verringerter Energiekosten. Dafür ist bei der Planung<br />

von Bauobjekten insbesondere die Nutzung der passiven Sonnenenergie zu bedenken.<br />

Hierzu bedarf es der richtigen Ausrichtung <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong>, <strong>des</strong> Verwendens von wärmespeichernden<br />

Baustoffen im Gebäude und eines geeigneten Fassadenaufbaus21 .<br />

Derzeit werden immer häufiger Fassaden mit Sonnenschutzeinrichtungen und zusätzlichen<br />

transparenten Bauteilen vor der Fassade errichtet. Diese Fassadenkonstruktionen haben<br />

vor allem in den Übergangsjahreszeiten oder an sonnenscheinreichen Tagen im Winter im<br />

Vergleich zu konventionellen Fassadenkonstruktionen - unabhängig von höheren Bauund<br />

Unterhaltungskosten - einen geringeren Energieverbrauch.<br />

Die energiesparenden Fassadensysteme mit außen liegenden transparenten Wärmedämmstoffen<br />

- aus Glas oder/und Kunststoff entweder vor einer massiven Wand oder<br />

einem Fenster im Innenbereich - dienen der zusätzlichen „Beheizung“ <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong><br />

mittels passiver Sonnenenergie und damit dem schonenden Umgang der vorhanden<br />

Energieressourcen in den Übergangsjahreszeiten.<br />

Der Bun<strong>des</strong>rechnungshof empfiehlt jedoch, zu Beginn der Planung eines Gebäu<strong>des</strong> mit<br />

transparentem Wärmedämmsystem22 zur passiven Energienutzung insbesondere Standort,<br />

Orientierung, Nutzung und Geometrie eines neuen oder bestehenden Gebäu<strong>des</strong> zu<br />

prüfen und die Wirtschaftlichkeit für den Einsatz eines solchen Systems rechtzeitig vor<br />

der weiterführenden Planung nachzuweisen.<br />

21<br />

Vergleiche hierzu auch Kap. 1.3.2 „Bauentwurf und Raumbedarf“.<br />

22<br />

Transparente Wärmedämmsysteme (sog. TWD) können aus einem oder mehreren Materialien bestehen, verringern den<br />

Wärmeverlust von innen nach außen und lassen das Sonnenlicht nach innen durchscheinen, so dass dem Innenraum<br />

Wärmeenergie geliefert wird und dies zur zusätzlichen Beheizung <strong>des</strong> Innenraumes beiträgt.<br />

20

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