15.01.2013 Aufrufe

Hochbau des Bundes - SAM-Consulting GmbH

Hochbau des Bundes - SAM-Consulting GmbH

Hochbau des Bundes - SAM-Consulting GmbH

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Bei der Bemessung der notwendigen Flurbreiten<br />

gehen die Planer oft unterschiedlich<br />

vor.<br />

Soweit Richtlinien zur Ausgestaltung der<br />

Flure Aussagen enthalten, wird nicht selten<br />

dagegen verstoßen. Vergleichende Betrachtungen<br />

mit anderen Bauwerken, um die funktional<br />

begründbaren Flurbreiten zu ermitteln,<br />

werden vom Nutzer nicht angestellt, sondern<br />

in der Regel wird es dem Architekten überlassen,<br />

welche Maßstäbe er auswählt und anwendet.<br />

Die beiden Beispiele zeigen, dass die<br />

relativ einfache Frage nach den Anforderungen<br />

an die Flure erhebliche finanzielle<br />

Bedeutung gewinnen kann.<br />

1.3.3 Bautechnische Elemente<br />

Fassaden und Wandelemente<br />

Fassaden sind ein wesentlicher Bestandteil eines Gebäu<strong>des</strong> und prägen entscheidend<br />

sein Erscheinungsbild. Daher sind Planer in der Regel um deren Gestaltung besonders<br />

bemüht. Häufig kollidiert der Gestaltungswille der Planer mit dem Grundsatz der wirt-<br />

schaftlichen und sparsamen Verwendung von<br />

Haushaltsmitteln, d. h. den möglichen Einsparungen<br />

durch die Wahl einer preiswerten<br />

Fassadenkonstruktion.<br />

Der Bun<strong>des</strong>rechnungshof beobachtet bei seinen<br />

Prüfungen häufig, dass insbesondere die<br />

Planer nicht immer hinreichend auf Wirtschaftlichkeit<br />

und Sparsamkeit achten 18 . Nach<br />

den Feststellungen <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>rechnungshofes<br />

wirkt auch die Bauverwaltung bei der<br />

Fassadengestaltung nicht genügend auf eine<br />

wirtschaftliche Planung und Ausführung hin und lässt so teure Materialien und<br />

aufwendige Bauteile zu. Besonders bei geneigten und gekrümmten Außenwänden<br />

erhöhen sich die Kosten nicht unerheblich.<br />

18 Siehe auch die Bemerkung Nr. 33 aus dem Jahre 1995 [im Anhang 6 ab S. 132].<br />

Die in einigen Lehrgebäuden geplanten<br />

Flurbreiten (7,30 m und 3,60 m) reduzierte die<br />

Bauverwaltung auf 2,74 m erst als der<br />

Bun<strong>des</strong>rechnungshof die ursprünglichen Breiten<br />

bemängelt hatte.<br />

In einem weiteren Fall wies der Bun<strong>des</strong>rechnungshof<br />

darauf hin, dass an Stelle der<br />

geplanten Flurbreite von 2,20 m bis 2,30 m<br />

eine Flurbreite von 1,80 m ausreicht. Dieses<br />

Maß ist auch für eine behindertengerechte<br />

Nutzung ausreichend. Im ganzen Gebäude<br />

hätten damit 200 m² eingespart werden<br />

können. (Einsparung: 220 000 EUR)<br />

Die sechs Büroflügel eines Verwaltungsneubaus<br />

waren über zwei zentrale Treppenhäuser erschlossen.<br />

Auf Grund brandschutztechnischer<br />

Forderungen wurden zusätzlich sechs außen liegende<br />

Nottreppenhäuser in einer Stahlkonstruktion<br />

errichtet und mit einer vorgehängten Aluminium-Glas-Fassade<br />

verkleidet. Ohne funktionale<br />

Nachteile in Kauf zu nehmen, hätte die<br />

Verwaltung - wie bei vergleichbaren anderen<br />

Gebäuden <strong>des</strong> Nutzers - die Nottreppenhäuser<br />

als „offene Treppenhäuser“ ausführen können.<br />

(Vermeidbar: 660 000 EUR)<br />

17<br />

Dass bereits ein Kostenvergleich bei der Fassadenauswahl wertvolle Entscheidungshilfe<br />

liefern kann, zeigen folgende drei Beispiele:<br />

Fall A: Für einen Neubau schlug der Architekt<br />

aus gestalterischen Gründen eine Aluminiumfassade<br />

vor. Auf Grund einer gemeinsamen Wirtschaftlichkeitsuntersuchung<br />

von Bauverwaltung<br />

und Architekt wurde statt der klassischen Aluminium-Vorhangfassade<br />

eine preiswertere Aluminiumbekleidung<br />

aus industriemäßig hergestelltem<br />

Bandmaterial in Wellenform gewählt. Dies reduzierte<br />

die Kosten der Fassade von ursprünglich<br />

215 EUR/m² bis 300 EUR/m² (je nach Ausführung)<br />

auf 180 EUR/m².<br />

Fall C: Bei zwei Gebäuden planten Architekten eine Natursteinfassade aus gelbem Sandstein für die<br />

rund 19 000 m² große Außenwand. Der Bun<strong>des</strong>rechnungshof regte unter Hinweis auf Fall B an, auch<br />

hier kostengünstigere Fassaden zu verwenden. Die Untersuchungen der Bauverwaltung bestätigten<br />

zwar mögliche Einsparungen in Höhe von jeweils mind. 400 000 EUR. Da jedoch schon die Ausführungsunterlage<br />

–Bau– erarbeitet sei, müssten Umplanungskosten von rd. 250 000 EUR berücksichtigt<br />

werden, die den Kostenvorteil nahezu aufzehrten. Im Ergebnis wurden beide Natursteinfassaden,<br />

wenn auch modifiziert, beibehalten.<br />

Vor dem Hintergrund solcher Preisunterschiede19 ist es nicht hinnehmbar, dass für die<br />

Entscheidung über die Fassadengestaltung Kostenvergleiche weitgehend nicht herangezogen<br />

werden, obwohl die Bauverwaltungen und die Planer auf Grund ihrer Erfahrung<br />

die unterschiedlichen Preise für die verschiedenen Fassadenelemente kennen und<br />

Preisvergleiche daher im Grunde nicht aufwendig sind. Der Bun<strong>des</strong>rechnungshof muss<br />

jedoch immer wieder feststellen, dass von Planern und Bauverwaltungen - ohne Alternativen<br />

zu bedenken - aus gestalterischen Gründen nur eine einzige Lösung angestrebt<br />

und der Nutzer nicht auf preiswerte und gestalterisch befriedigende Alternativen hingewiesen<br />

wird. Häufig weiß der Nutzer <strong>des</strong>halb nicht, wie unverhältnismäßig teuer die<br />

beabsichtigte Fassadengestaltung ist.<br />

Bei der Gestaltung von Fassaden soll natürlich nicht außer Acht bleiben, welchem<br />

Zweck Gebäude dienen. Allerdings ist eine gestalterisch anspruchsvolle und in der<br />

Regel teure Fassade nur selten gerechtfertigt. Insbesondere dann nicht, wenn die<br />

Gebäude, wie häufig bei Liegenschaften <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>ministeriums der Verteidigung, im<br />

Allgemeinen der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind und kaum eine Außenwirkung<br />

entfalten.<br />

Die angespannte Haushaltslage <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> hat dazu geführt, dass bei der Wahl <strong>des</strong><br />

Baustoffes für Außenwandbekleidungen in zunehmendem Maße wirtschaftliche<br />

Gesichtspunkte Vorrang vor gestalterischen Aspekten erhalten. Auch die Bun<strong>des</strong>anstalt<br />

für Arbeit20 hat Ende 1993 hinsichtlich der Fassadengestaltung für ihren Bereich<br />

19<br />

Zu den in den Beispielen aus der Prüfungspraxis <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>rechnungshofes enthaltenen Preis- und Kostenangaben sei<br />

angemerkt, dass deren Nennung hier nur Kostenverhältnisse und mögliche Einsparpotenziale verdeutlichen sollen und nur für<br />

die jeweilige damalige Markt- und Wettbewerbssituation gültig waren. Diese Werte können daher nicht ohne weiteres auf<br />

einen anderen Fall übertragen werden.<br />

20<br />

Zu den „Grundsätzen der neuen Bescheidenheit“ vgl. die Bemerkung Nr. 60.3 aus dem Jahre 1996 [im Anhang 6 ab S. 139].<br />

18<br />

Fall B: Beim Neubau einer OFD untersuchte die<br />

Bauverwaltung verschiedene Fassadentypen mit<br />

Herstellkosten von 120 EUR/m² bis 444 EUR/m²,<br />

Jahresunterhaltskosten von 15 bis 28 EUR/m² und<br />

Nutzungsdauern zwischen 45 und 80 Jahren. Auf<br />

Grund der Wirtschaftlichkeitsuntersuchung kam<br />

die Bauverwaltung von der ursprünglich<br />

vorgesehenen Natursteinfassade (Kosten von<br />

mind. 388 EUR/m²) ab und entschied sich für eine<br />

Vormauerschale aus Mauerwerksziegeln mit<br />

Kosten von 202 EUR/m².

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!