Hochbau des Bundes - SAM-Consulting GmbH
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Besonders große Auswirkungen haben vermeintlich<br />
kleine Überschreitungen von Flächenvorgaben<br />
bei Standardräumen wie Unterkunftszimmer,<br />
Büroräume, Lehrsäle usw.<br />
Da diese Räume in einem Gebäude mehrfach,<br />
teilweise sogar in größerer Anzahl verwirklicht<br />
werden, multiplizieren sich vermeintlich<br />
kleine Überschreitungen schnell zu großen<br />
Überhangflächen mit entsprechend großen<br />
Kostenauswirkungen.<br />
Gibt es keine zutreffenden Vorschriften, so<br />
sollten vergleichende Betrachtungen mit anderen<br />
Gebäuden der gleichen Zweckbestimmung<br />
durchgeführt werden.<br />
Lagerflächen sollten generell unter Wirtschaftlichkeitsgesichtspunkten<br />
kritisch gesehen<br />
werden. Gerade hier stellte der Bun<strong>des</strong>rechnungshof<br />
fest, dass die vom Nutzer geforderten<br />
Flächen überhöht waren. Es genügt nicht, die<br />
vorhandenen Lagerflächen auf einen künftigen Bedarf hochzurechnen. Zum einen haben<br />
sich die Aufgaben häufig verändert. So werden z. B. Wartung und Reparatur heute in<br />
größerem Umfang nicht mehr von der Verwaltung selbst erledigt, sondern an Auftragnehmer<br />
vergeben, wodurch entsprechende Lagerflächen entfallen. Zudem ist - wie auch in<br />
der Industrie - der Bedarf an vorzuhaltenden Ersatzteilen eher zurückgegangen.<br />
Flächenoptimierung<br />
Ein Zuwendungsempfänger überschritt bei<br />
einem Internatsgebäude die Flächenvorgaben<br />
für Ein- und Zweibettzimmer um 3 und 3,4 m².<br />
Dies führte zu Flächenüberschreitungen<br />
von insgesamt 125 m². (Vermeidbar:<br />
rd. 180 000 EUR)<br />
Für ein Krankenhaus mit Nebengebäuden<br />
wurden unnötig breite Übergänge und Flure<br />
gebaut. Außerdem wurden genehmigte<br />
Nutzflächen bei der Bauausführung<br />
überschritten. (Vermeidbar: mehr als<br />
500 000 EUR — siehe die Bemerkung Nr. 64<br />
aus dem Jahre 1998 [im Anhang 6 ab S. 162].)<br />
Ein Lager sollte 875 m² auf 2 Ebenen mit je 5 m<br />
Raumhöhe umfassen. Für den Lagerbedarf tatsächlich<br />
ausreichend waren 400 m² auf einer<br />
Ebene. (Einsparung: 250 000 EUR)<br />
Flächenoptimierung setzt ein auf dieses Ziel hin orientiertes planerisches Denken voraus.<br />
Wegen der Vielgestaltigkeit von Nutzerforderungen, Planungsansätzen, Grundrissen<br />
und technischen Möglichkeiten stellt dies eine besondere Herausforderung an<br />
den Planer dar.<br />
Architekten rechtfertigen Flächenüberschreitung häufig mit vermeintlichen Zwängen,<br />
die sich aus den gewählten Grundrasterschritten ergäben. Zunächst ist jedoch der<br />
Architekt in der Pflicht, seine Planung und<br />
Bei sechs Werkstätten mit insgesamt 1 500 m²<br />
damit auch die gewählten Rasterschritte so Fläche konnten durch optimierte Aufstellung der<br />
auszuwählen, dass den Forderungen mög- Werkbänke und Vermeiden von Leerflächen<br />
lichst genau entsprochen wird; zudem zeigen 225 m² entfallen. (Einsparung: 160 000 EUR)<br />
die Prüfungen <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>rechnungshofes,<br />
dass sich in vielen Fällen die Überhangflächen weitgehend reduzieren lassen, wenn ein<br />
Planungsschritt mit dem konkreten Ziel der Flächenreduzierung durchgeführt wird. Bei<br />
geprüften Baumaßnahmen waren regelmäßig Kostenreduzierungen von einigen<br />
100 000 EUR erreichbar, weil überflüssige oder nicht zwingend notwendige Flächenüberschreitungen<br />
durch Planungsoptimierung <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>rechnungshofes beseitigt<br />
wurden. Ebenso wird bei Prüfungen häufig vorgebracht, die an sich nicht benötigten<br />
Flächen in einem Geschoss seien <strong>des</strong>halb erforderlich, weil in einem anderen Geschoss<br />
15<br />
eine größere Grundfläche benötigt würde. In vielen Fällen zeigt sich aber, dass bei<br />
einer Planungsoptimierung über alle Stockwerke hinweg die Flächenüberschreitungen<br />
deutlich reduziert werden können. Eine Umstellung <strong>des</strong> Kantinenbetriebes von Zwei-<br />
Schichtbetrieb auf Drei-Schichtbetrieb lässt erhebliche Flächeneinsparungen im<br />
Speisesaal zu. Dies verdeutlicht, dass im Einzelfall eine intensive Auseinandersetzung<br />
mit den betrieblichen Abläufen in einem Gebäude und den Organisationsvorstellungen<br />
<strong>des</strong> Nutzers erforderlich ist.<br />
In einem Lehrgebäude brauchte bei einer entsprechenden<br />
Organisation <strong>des</strong> Vorlesungsbetriebes<br />
an Stelle zweier Hörsäle und eines<br />
ursprünglich geplanten weiteren aufwendigen<br />
großen Hörsaales nur ein teilbarer großer Hörsaal<br />
gebaut werden.<br />
16<br />
Eine Reduzierung der notwendigen<br />
Flächen kann auch durch eine verbesserte<br />
Ausnutzung der geplanten Flächen<br />
erreicht werden. So kann der Raumbedarf<br />
dadurch minimiert werden, dass Räume<br />
durch Mehrfachnutzung anderer Räume<br />
entfallen können.<br />
Gerade bei Werkstätten werden die für die Werkstattgeräte und deren Bedienung erforderlichen<br />
Flächen einschließlich der notwendigen Verkehrsflächen nicht sorgfältig<br />
bestimmt. Die diesbezüglichen Flächenvorgaben <strong>des</strong> Nutzers sind häufig lediglich erste<br />
Grobvorstellungen über die Nutzung oder Aufstellung der Geräte, die der Planer erst<br />
detaillieren und dann im Flächenverbrauch optimieren muss.<br />
Vorschlägen <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>rechnungshofes, planungsbedingte Flächenüberhänge zurückzuführen,<br />
wurde zwar nicht in allen, so doch in vielen Fällen gefolgt. Trotz <strong>des</strong> in den<br />
Richtlinien vorgesehenen Flächenabgleichs hat sich im Bun<strong>des</strong>rechnungshof insgesamt<br />
der Eindruck gefestigt, dass Bauverwaltung und Nutzer zu wenig bestrebt sind, die<br />
Wirtschaftlichkeit der Baumaßnahme durch Vermindern der Flächenüberschreitungen<br />
zu verbessern.<br />
Nebenflächen<br />
Der Nutzer fordert in der Regel nur die für seine unmittelbaren Aufgaben benötigten<br />
Räume genau nach Anzahl und Fläche. Dagegen fordert er z. B. die Betriebstechnik<br />
meist nur funktional. Die Bestimmung der dafür erforderlichen Räume, der sog. Funktionsräume,<br />
ist dann Sache <strong>des</strong> Planers. Die Notwendigkeit und erforderliche Größe der<br />
Funktionsräume hängt in der Regel von den unterzubringenden technischen Anlagen<br />
ab17 .<br />
Besonderes Augenmerk ist auf ein angemessenes Verhältnis von Nutzflächen und<br />
Nebenflächen zu legen. Ein ungerechtfertigt hoher Anteil der Nebenflächen erhöht die<br />
Bau- und Unterhaltskosten und wirkt sich oft nachteilig auf die Betriebsabläufe aus.<br />
17 Siehe Kap. 1.3.4 „Betriebstechnik“.