INKLUSION UND ARBEITSMARKT. SCHAFFEN ... - tuprints
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Weyer ( 2 2000: 18f.) unterscheidet in der Analyse von Interorganisations-Netzwerken zwischen symmetrischen und asymmetrischen Netzwerken, wobei regionale Netzwerke den symmetrischen Netzwerken und Policy-Netzwerke den asymmetrischen Netzwerken zugeordnet werden (vgl. Abb. 11). Regionale Politik- Netzwerke lassen sich hier nicht eindeutig verorten, sie agieren vielfach im „Schatten der Hierarchie“ (Scharpf: 1992; 1993, 67) mit einer weitgehenden Autonomie, jedoch eingebettet in einen hierarchisch strukturierten Kontext (vgl. Fürst: 2004, 53; Weyer: 2 139 2000: 8). Die feststellbare „Konjunktur“ regionaler Netzwerke in der politischen Realität und wissenschaftlichen Literatur lässt sich im Wesentlichen aus Veränderungen in Politik und Wirtschaft (vgl. Kaufmann: 1997, 11f.) und Innovationen der steuerungstheoretischen Debatte erklären. Regionale Netzwerke sind zunächst Teil einer Antwort auf das Steuerungsproblem komplexer Gesellschaften. Wo komplexer werdende politische Inhalte mit der Notwendigkeit zu fachlicher Spezialisierung einher gehen, gewinnen Regionen als Wissens- und Kompetenzstandorte an Bedeutung. Zum anderen stellen „Re-Regionalisierung und Globalisierung [...] gleichsam zwei Seiten derselben Medaille dar“ (Sprenger 2001: 17). Die im Unterkapitel 2.2 unter dem Stichwort „Globalisierung“ beschriebenen Veränderungen, darunter der Abbau von Handelsbarrieren, sinkende Transaktionskosten und beinahe unbeschränkte Transferierbarkeit von Kapital führen zu einem verstärkten Standortwettbewerb. Dieser spielt sich zunehmend zwischen Regionen ab, die mit ihren Ressourcen - Infrastruktur und Humankapital - im Wettbewerb konkurrieren. Die Kooperationsfähigkeit der regionalen Akteure, die in der Literatur auch als „Sozialkapital“ 140 beschrieben wird, ist in diesem Wettbewerb zu einem wichtigen Faktor geworden. 3.2 Exklusion, Arbeitsmarktpolitik und regionale Netzwerke: Einordnung der Untersuchung in den theoretischen Rahmen Die Debatte um Exklusion verweist darauf, dass „die Frage nach der 'Staatsbedürftigkeit' auf die gesellschaftliche Tagesordnung zurückgekehrt“ (Vogel: 2004, 36) ist, wobei allerdings „soziologische Befunde zum Wandel der Sozialstruktur mit politikwissenschaftlichen und staatsrechtlichen Überlegungen zur künftigen Gestalt von Staatlichkeit und politischer Steuerung zu verknüpfen“ sind (ebd.: 37). Was bedeuteten oder gar nützen also regional governance und regionale Netzwerke als 139 Vgl. zu regionalen Netzwerken weiterführend: Adrian (2003); Diller (2002); Heidenreich ( 2 2000); Hellmer u.a. (1999). 140 Sozialkapital ist vor dem Hintergrund der Auseinandersetzung mit Netzwerken in den letzten zehn Jahren zu einem zentralen Schlagwort der sozialwissenschaftlichen Forschung 95
Handlungsstrategien oder –ebenen zur Bekämpfung von Ausformungen und Tendenzen sozialer Ausgrenzung? Zwar hat das „Denken über den Staat [...] zu Beginn des 21. Jahrhunderts eine bemerkenswerte Renaissance“ (ebd.: 38) erfahren. Die „grundlegende Tatsache, dass sich der Wohlfahrtsstaat der umfassenden Daseinsvorsorge in einer tiefgreifenden, politischen, sozialen und auch ideologischen Steuerungskrise befindet“ hat sich damit allerdings keinesfalls erledigt. Vielmehr bildet sich eine „neue Architektur wohlfahrtsstaatlichen Handelns“ heraus (Vogel: 2004, 39.; vgl. ebenso Kronauer: 2002, 113), indem zunehmend nicht-staatliche Akteure in die Problemverarbeitung eingeschaltet werden (vgl. Hoffmann-Riem: 1999, 221). 141 Dies betrifft in besonderer Weise die Arbeitsmarktpolitik (vgl. Blanke: 2004; Heinelt: 2003). So heißt es beispielsweise im Bericht der Enquete-Kommission „Zukunft des bürgerschaftlichen Engagements“ (Deutscher Bundestag: 2002, 257): „Heute ist es Konsens, dass eine im Kern hierarchische und zentralistische Politik flächendeckender und uniformer Programme und Regelungen nicht leistungsfähig und effektiv sein kann, wenn es darum geht, Personen Brücken ins Erwerbsleben zu bauen und innovative Entwicklungen einzuleiten, die neue und zusätzliche Erwerbsbereiche erschließen.“ Politiknetzwerke werden als eine mögliche Antwort auf die Steuerungsprobleme angesehen (vgl. Evers: 1988; Heinelt: 2004, 33; Marsh: 1998, 8f.; Mayntz: 1993). 142 geworden. Hingewiesen sei hier auf wegweisende Beiträge von James Coleman (1987; 1988; 1990), Robert Putnam (1993; 1995; 2001) und Francis Fukuyama (1995; 1997). 141 Entsprechend ist u.a. vom aktivierenden (Blanke/Bandemer: 1999) oder kooperativen Staat (Benz: 2001), vom Wettbewerbsstaat (Heinze u.a.: 1999), investment state (Thurow: 1997) oder Gewährleistungsstaat (Grande: 1997) die Rede. 142 Dies ist zunächst eine grundsätzliche Hypothese. Zur Frage, wie mit Netzwerken Steuerungsproblemen wirksam begegnet werden kann, werden eine Reihe von Erfolgsfaktoren diskutiert. Hier sind zunächst zwei Faktoren von entscheidender Bedeutung: 1) Alle Ressourcen, die zur Problemlösung gebraucht werden, müssen in das Netzwerk integriert werden und 2) die vorhandenen Ressourcen müssen für die Problemlösung aktiv in einen Tauschprozess eingebracht werden. Beides ist in erster Linie deshalb nicht leicht zu erreichen, weil regionale Akteure immer Eigeninteressen verfolgen (müssen), die nicht automatisch mit dem gemeinsamen Netzwerkziel einhergehen. Die Frage ist deshalb, unter welchen Bedingungen es gelingt, rational handelnde Akteure in Kooperationsbeziehungen zu integrieren. Als Hauptfaktoren werden die unterschiedlichen Facetten des Netzwerk- und Kommunikationsmanagements genannt, darunter die Beteiligung der richtigen Akteure, die in der Lage sind, einen identifizierbaren Mehrwert zur Kooperation beizutragen (Fachexperten, Entscheidungsträger, „Motoren“), eine relative Gleichrangigkeit oder Anerkennung unterschiedlicher Ränge, ein auf Konsens und das Herausarbeiten von win-win-Lösungen ausgerichteter Verhandlungsstil, eine vertrauensvolle Umgebung bzw. Vertrauensarbeit oder das Vorhandensein und die Wahl geeigneter Steuerungsinstrumente (vgl. Janssen 2003: 32f .; Marsh: 1998, 9; Mayntz: 1993, 48ff.; vgl. für Erfolgsfaktoren für das Netzwerkmanagement: Lobnig: 2000, 6f.; weiterführend: Adrian: 2003, 27ff.). Mit diesen Voraussetzungen wird deutlich, dass nicht jede Problemstellung mit einem Netzwerk zu lösen ist. In der Theorie wird davon ausgegangen, dass Kooperationen dann zur Problemlösung besonders geeignet sind, wenn es eine Lösung gibt, die alle Beteiligten gegenüber dem Status Quo besser stellt (win-win-Lösung). Wenn es sich um einen Konflikt handelt, an dessen Lösung nur einzelne Partner ein Interesse haben, ist eine Lösung in freiwilliger Verhandlung nicht wahrscheinlich, beziehungsweise sind zusätzliche Mechanismen nötig: Bei Koppelgeschäften zum Beispiel ist es möglich, durch das 96
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Netzwerke den symmetrischen Netzwerken und Policy-Netzwerke den<br />
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eingebettet in einen hierarchisch strukturierten Kontext (vgl. Fürst: 2004, 53; Weyer:<br />
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wissenschaftlichen Literatur lässt sich im Wesentlichen aus Veränderungen in Politik<br />
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steuerungstheoretischen Debatte erklären. Regionale Netzwerke sind zunächst Teil<br />
einer Antwort auf das Steuerungsproblem komplexer Gesellschaften. Wo komplexer<br />
werdende politische Inhalte mit der Notwendigkeit zu fachlicher Spezialisierung einher<br />
gehen, gewinnen Regionen als Wissens- und Kompetenzstandorte an Bedeutung. Zum<br />
anderen stellen „Re-Regionalisierung und Globalisierung [...] gleichsam zwei Seiten<br />
derselben Medaille dar“ (Sprenger 2001: 17). Die im Unterkapitel 2.2 unter dem<br />
Stichwort „Globalisierung“ beschriebenen Veränderungen, darunter der Abbau von<br />
Handelsbarrieren, sinkende Transaktionskosten und beinahe unbeschränkte<br />
Transferierbarkeit von Kapital führen zu einem verstärkten Standortwettbewerb. Dieser<br />
spielt sich zunehmend zwischen Regionen ab, die mit ihren Ressourcen - Infrastruktur<br />
und Humankapital - im Wettbewerb konkurrieren. Die Kooperationsfähigkeit der<br />
regionalen Akteure, die in der Literatur auch als „Sozialkapital“ 140 beschrieben wird, ist<br />
in diesem Wettbewerb zu einem wichtigen Faktor geworden.<br />
3.2 Exklusion, Arbeitsmarktpolitik und regionale Netzwerke: Einordnung der<br />
Untersuchung in den theoretischen Rahmen<br />
Die Debatte um Exklusion verweist darauf, dass „die Frage nach der<br />
'Staatsbedürftigkeit' auf die gesellschaftliche Tagesordnung zurückgekehrt“ (Vogel:<br />
2004, 36) ist, wobei allerdings „soziologische Befunde zum Wandel der Sozialstruktur<br />
mit politikwissenschaftlichen und staatsrechtlichen Überlegungen zur künftigen Gestalt<br />
von Staatlichkeit und politischer Steuerung zu verknüpfen“ sind (ebd.: 37). Was<br />
bedeuteten oder gar nützen also regional governance und regionale Netzwerke als<br />
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Vgl. zu regionalen Netzwerken weiterführend: Adrian (2003); Diller (2002); Heidenreich<br />
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Sozialkapital ist vor dem Hintergrund der Auseinandersetzung mit Netzwerken in den letzten<br />
zehn Jahren zu einem zentralen Schlagwort der sozialwissenschaftlichen Forschung<br />
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