INKLUSION UND ARBEITSMARKT. SCHAFFEN ... - tuprints
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vorliegende Untersuchung ist in diesem zweiten Bereich der qualitativen Analyse von<br />
Interorganisationsnetzwerken angesiedelt.<br />
Im Zusammenhang mit Fragen politischer Steuerung signalisiert der Netzwerkbegriff<br />
zunächst allgemein, dass mehrere – in der Regel öffentliche und private – Akteure<br />
unterschiedlicher Ebenen und funktionaler Bereiche in den Prozess der<br />
Politikgestaltung einbezogen sind (vgl. Hanf: 1978, 12). Die Interaktion dieser<br />
Netzwerke im politischen Prozess markiert Mayntz zufolge eine neue Qualität von<br />
Abläufen und Strukturen, der Netzwerkansatz also „mehr als bloß eine unterschiedliche<br />
Betrachtungsweise“ (Mayntz: 1993, 39) oder ein analytisches Konzept. Er spiegelt<br />
vielmehr tatsächliche Veränderungen der realen politischen Abläufe (vgl. auch<br />
Jordan/Schubert: 1992, 11; Kenis/Schneider: 1991, 34ff.). Werden im konkreten<br />
empirischen Fall Netzwerke von Programmanalysen ausgehend betrachtet, so wird in<br />
diesem Verständnis gleichsam ein „Schnitt durch das Beziehungsgeflecht der<br />
Wirklichkeit“ gelegt (Mayntz: 1980, 9). Als „funktionelle Subsysteme“ besitzen<br />
Netzwerke „eine Grenze, eine Identität und ein bestimmtes Maß an Autonomie“<br />
(Mayntz: 1993, 42). In der steuerungstheoretischen Literatur sind sie vermehrt nicht nur<br />
zur Beschreibung von Strukturen und Prozessen, sondern als eigenständiger Typus<br />
der Handlungskoordination neben Markt und Hierarchie aufgeführt (vgl. Sprenger:<br />
2001, 9; Weyer: 22000, 3ff.). Hier wird steuerungstheoretisch von mechanistischen<br />
und hierarchischen Steuerungsvorstellungen Abstand genommen. Netzwerke werden<br />
in der Tradition der Institutionenökonomie neben Markt und Staat als „dritte Art der<br />
Steuerung“ interpretiert (Pappi: 1993, 88). Netzwerke stellen hier eine<br />
Steuerungsstrategie dar, einen Typus der Handlungskoordination. 127 Dabei stehen sie<br />
allerdings nicht etwa automatisch in Konkurrenz zu marktlichen oder hierarchischen<br />
Steuerungsstrategien. Die genaue Bestimmung des Steuerungsmixes ist letztlich eine<br />
empirisch zu beantwortende Frage. Dem Steuerungsmechanismus von real<br />
vorfindbaren Netzwerken kann aber grundsätzlich eine Zwischenstellung zu der rein<br />
hierarchischen und der rein marktlichen Steuerung zugeschrieben werden. Er ist in der<br />
Regel ein Mix aus den drei Reinformen, Markt, Hierarchie und Verhandlung/ Austausch<br />
(Kenis/Schneider: 1991, 42; vgl. auch Hellmer u.a.: 1999, 247).<br />
127 Dabei sind unterschiedliche Interpretationen zu finden, wonach Netzwerke (1) als hybride<br />
Formen auf einem Kontinuum zwischen Markt und Hierarchie, also mit fließenden Übergangen,<br />
anzusiedeln sind, (2) in dialektischer Annäherung zwar Elemente von Markt und Hierarchie<br />
enthalten, aber eine eigenständige Qualität „höherer Ordnung“ besitzen, oder (3) als<br />
„Wiederkehr vormoderner, nie ganz verdrängter Formen gesellschaftlicher Integration“<br />
aufzufassen sind. Weyer rät dazu, „typologische Analysen, die auf problematischen<br />
kategorialen Grundlagen (Markt/Hierarchie) basieren, nicht [zu] überziehen“ und stattdessen die<br />
unterschiedlichen Modelle der Handlungskoordination lieber „präziser herauszuarbeiten und<br />
vergleichend zu analysieren“ (Weyer: 2 2000, 9f.).<br />
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