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15.01.2013 Aufrufe

3. THEORETISCHER RAHMEN In diesem Kapitel wird der theoretische Rahmen dieser Arbeit vorgestellt. Da es Ziel dieser Arbeit ist, über einen praxisorientierten Beitrag zur Erforschung von Arbeitslosigkeit, Exklusion und Arbeitsmarktpolitik hinaus Folgerungen für arbeitsmarktpolitische Akteure bezüglich ihres Zusammenwirkens zu generieren, wird ein theoretischer Bezugsrahmen benötigt, in den die Analyse von Kooperationsstrukturen eingebettet werden kann. Die Themenstränge des zweiten Kapitels, Arbeitslosigkeit und Exklusion, die Funktionsmängel der Arbeitsmarktpolitik und die wirtschaftlichen, sozialen, technischen und ökologischen Herausforderungen, die die Zukunft der Arbeit prägen, verweisen auf Steuerungsdefizite und –probleme des Staates. Im empirischen Teil sollen sodann regionale Netzwerke auf ihre Beiträge zur Bearbeitung von Teilproblemen am Arbeitsmarkt mit Blick auf die Zielgruppe der von Exklusion Bedrohten oder Betroffenen hin untersucht werden. Die Untersuchung behandelt damit Aspekte eines der gesellschaftlichen Kernprobleme und die Frage nach Lösungsstrategien, die auf dieses Problem bezogen sind. Fragen der Funktionsweise, der Träger und Adressaten der politischen Behandlung komplexer, gesellschaftlicher Probleme werden in der Politikwissenschaft seit einigen Jahren unter dem Begriff governance diskutiert. Ältere Diskussionsstränge zu politischer Steuerung wurden weitgehend abgelöst oder integriert oder sind vorübergehend in den Hintergrund geraten. Im Governance-Diskurs spielen Netzwerke wiederum eine hervorgehobene Rolle (vgl. Benz: 2004), wobei die weitgehendste Interpretation sie als eigenständigen Typus von governance betrachtet (vgl. Marsh: 1998, 3). Bevor im empirischen Feld den dort auffindbaren Konstellationen der Handlungskoordination nachgespürt wird, sollen hier vorbereitend Hinweise zum Stand der Steuerungsdebatte und der Netzwerkforschung gegeben und diese gegenstandsbezogen miteinander verknüpft werden. Ziel ist es, der Arbeit nach der inhaltlich-theoretischen Annäherung an Exklusion, Arbeitsmarkt, Arbeitslosigkeit und Arbeitsmarktpolitik im zweiten Kapitel nun einen steuerungstheoretischen Rahmen zu geben, in den die weitere Untersuchung eingeordnet werden kann. Hierzu folgen zunächst Klärungen der zentralen Begriffe Governance, Steuerung und Netzwerk. Anschließend wird die Frage der Verknüpfung der steuerungs- und netzwerktheoretischen Ansätze behandelt (3.1). Sodann folgt die Einordnung der zu behandelnden Thematik in diesen theoretischen Kontext (3.2). Dabei ist von besonderem Interesse, welche Erklärungskraft die 81

isherigen Ansätze der Steuerungs- und Netzwerkforschung für das interessierende Themenfeld beanspruchen können und welche black boxes bestehen, die es dann mit Hilfe der Grounded Theory zu erhellen gilt. Unterkapitel 3.3 fasst die Teilergebnisse zusammen. 3.1 Governance, politische Steuerung und Netzwerke: Begriffsbestimmungen und Verknüpfung der Forschungsstränge Die für die Welt der Arbeit beschriebenen Veränderungen vollziehen sich im weiten Kontext von Gesellschaft, Ökonomie und Politik auf unterschiedlichen territorialen Ebenen und betreffen die zugehörigen Institutionen und Prozesse. So bilden sich neue Formen der Koordination und Steuerung in allen Teilsystemen und an ihren Schnittstellen heraus, wo unterschiedliche Akteurskonstellationen mit dem Ziel zusammenwirken, den komplexeren Problemzusammenhängen effektiver begegnen zu können 116 (vgl. Botzem: 2002, 7ff; 22f.; Görlitz/Burth: 2 1998: 149f.; Kenis/Schneider: 1991, 34ff.; Mayntz: 2004a, 71). Es entstehen neue Institutionen, Strukturen und Akteurskonstellationen, wo alte Grenzen überwunden werden. In unserem Zusammenhang interessieren hier vor allem die zunehmenden neuen „Mischformen öffentlicher und privater Tätigkeit“ (Benz: 2004, 14), die eine Antwort auf die wahrgenommenen „Kompetenzgrenzen der Regierungs- und Verwaltungseinheiten“ und fehlender Problemlösungskapazitäten rein marktlicher Strategien und von „traditionellen Formen der Kooperation“ geben sollen (ebd.: 22; vgl. auch Mayntz: 2004a, 72). Die neue Realität wird von Seiten der Wissenschaft mit neuen Begriffen einzufangen versucht, die ihrerseits wiederum eine neue Wahrnehmung und Interpretation der Realität ermöglichen. Der Governance-Begriff ist die derzeit am stärksten rezipierte Wortschöpfung in diesem Zusammenhang. 117 Governance hat „etwa seit Beginn der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts [...] den bis dahin geläufigen Begriff der politischen Steuerung“ ersetzt (Mayntz: 2004a, 66). 118 Damit konnten, so Botzem 116 In dieser Aussage kommt die „Problemlösungsbias“ in Steuerungs- und Governance-Theorie zum Ausdruck. Es soll hier nicht unterstellt werden, dass „es in der politischen Wirklichkeit immer um die Lösung kollektiver Probleme und nicht – auch oder primär – um Machtgewinn und Machterhalt geht“ (Mayntz: 2004, 7f.; 2004a, 74f.). Dieser Hinweis bezieht sich ausdrücklich auch auf die folgenden Ausführungen. Darüber hinaus kann auf einige governance-spezifische Schwächen verwiesen werden, die Verhandlungssystemen typischerweise innewohnen. Hierzu zählen Entscheidungsblockaden, die Gefahr der Einigung auf suboptimale Kompromisslösungen, Einigungen auf Kosten Dritter und die Gefahr der fehlenden Bindungswirkung getroffener Entscheidungen (vgl. Mayntz: 2004a, 73). 117 Zur Begriffsgeschichte vgl. Benz: 2004, 15-19; Botzem: 2002, 16-19. 118 Politische Steuerung meint die Fähigkeit zur „konzeptionell orientierten Gestaltung der gesellschaftlichen Umwelt durch politische Instanzen“ (Mayntz: 1987, 189) oder „die bewusste 82

3. THEORETISCHER RAHMEN<br />

In diesem Kapitel wird der theoretische Rahmen dieser Arbeit vorgestellt. Da es Ziel<br />

dieser Arbeit ist, über einen praxisorientierten Beitrag zur Erforschung von<br />

Arbeitslosigkeit, Exklusion und Arbeitsmarktpolitik hinaus Folgerungen für<br />

arbeitsmarktpolitische Akteure bezüglich ihres Zusammenwirkens zu generieren, wird<br />

ein theoretischer Bezugsrahmen benötigt, in den die Analyse von<br />

Kooperationsstrukturen eingebettet werden kann.<br />

Die Themenstränge des zweiten Kapitels, Arbeitslosigkeit und Exklusion, die<br />

Funktionsmängel der Arbeitsmarktpolitik und die wirtschaftlichen, sozialen, technischen<br />

und ökologischen Herausforderungen, die die Zukunft der Arbeit prägen, verweisen auf<br />

Steuerungsdefizite und –probleme des Staates. Im empirischen Teil sollen sodann<br />

regionale Netzwerke auf ihre Beiträge zur Bearbeitung von Teilproblemen am<br />

Arbeitsmarkt mit Blick auf die Zielgruppe der von Exklusion Bedrohten oder<br />

Betroffenen hin untersucht werden. Die Untersuchung behandelt damit Aspekte eines<br />

der gesellschaftlichen Kernprobleme und die Frage nach Lösungsstrategien, die auf<br />

dieses Problem bezogen sind.<br />

Fragen der Funktionsweise, der Träger und Adressaten der politischen Behandlung<br />

komplexer, gesellschaftlicher Probleme werden in der Politikwissenschaft seit einigen<br />

Jahren unter dem Begriff governance diskutiert. Ältere Diskussionsstränge zu<br />

politischer Steuerung wurden weitgehend abgelöst oder integriert oder sind<br />

vorübergehend in den Hintergrund geraten. Im Governance-Diskurs spielen Netzwerke<br />

wiederum eine hervorgehobene Rolle (vgl. Benz: 2004), wobei die weitgehendste<br />

Interpretation sie als eigenständigen Typus von governance betrachtet (vgl. Marsh:<br />

1998, 3).<br />

Bevor im empirischen Feld den dort auffindbaren Konstellationen der<br />

Handlungskoordination nachgespürt wird, sollen hier vorbereitend Hinweise zum Stand<br />

der Steuerungsdebatte und der Netzwerkforschung gegeben und diese<br />

gegenstandsbezogen miteinander verknüpft werden. Ziel ist es, der Arbeit nach der<br />

inhaltlich-theoretischen Annäherung an Exklusion, Arbeitsmarkt, Arbeitslosigkeit und<br />

Arbeitsmarktpolitik im zweiten Kapitel nun einen steuerungstheoretischen Rahmen zu<br />

geben, in den die weitere Untersuchung eingeordnet werden kann.<br />

Hierzu folgen zunächst Klärungen der zentralen Begriffe Governance, Steuerung und<br />

Netzwerk. Anschließend wird die Frage der Verknüpfung der steuerungs- und<br />

netzwerktheoretischen Ansätze behandelt (3.1).<br />

Sodann folgt die Einordnung der zu behandelnden Thematik in diesen theoretischen<br />

Kontext (3.2). Dabei ist von besonderem Interesse, welche Erklärungskraft die<br />

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