INKLUSION UND ARBEITSMARKT. SCHAFFEN ... - tuprints
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genau umgesetzt werden soll, wird selten erzielt (vgl. Heinelt: 2003, 140);<br />
Umsetzungsprobleme sind vielfach bereits in der politischen Agenda-Gestaltung<br />
vorprogrammiert.<br />
Die Probleme der Programmformulierung sind damit bereits vorgezeichnet und<br />
angedeutet: zwischen Problemdefinition und Programmzielen drohen mangelnde<br />
Passung und Präzision 92 , die anschließende Unterstützung relevanter Akteure ist nicht<br />
gewährleistet. Hierbei muss allerdings grundsätzlich zwischen veröffentlichter Debatte<br />
und Gesetzestexten unterschieden werden. Sicherlich fehlt es nicht in erster Linie an<br />
präzisen Zielformulierungen in Gesetzestexten. Gleichwohl steht die Arbeitsmarktpolitik<br />
seit der Einführung des Arbeitsförderungsgesetzes 1969 unter der übergreifenden<br />
Zielsetzung, ein Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage am Arbeitsmarkt zu<br />
befördern. Die verheerende öffentliche Wirkung dieser grundsätzlichen Zielverfehlung,<br />
die nicht ohne Auswirkungen auf das Verhalten relevanter Akteure bleibt, wird noch<br />
durch wiederkehrende Aussagen, die Arbeitslosigkeit lasse sich in definierten<br />
Zeiträumen halbieren 93 verstärkt. In der Folge haben etwa Reformvorschläge, die für<br />
bestimmte Zielgruppen des Arbeitsmarktes eine längerfristige bis hin zu einer<br />
dauerhaften Förderung fordern (vgl. Brinkmann: 1994, 12), kaum Chancen auf<br />
Umsetzung, weil diese sich nicht unmittelbar der Zielsetzung einer Re-Integration in<br />
den Arbeitsmarkt verschreiben.<br />
Zudem ist in Deutschland Politikfeld übergreifend eine fehlende oder zumindest<br />
mangelhafte Ausrichtung auf Evaluation und Lernprozesse festzustellen. Die Re-<br />
Formulierung von Gesetzen wird tendenziell dadurch diskreditiert oder sogar<br />
unmöglich gemacht, dass sie medial als politische Niederlage inszeniert wird.<br />
Nachbesserung ist eine der Vokabeln, die in Deutschland eher zum Unwort des Jahres<br />
gekürt wird als dass sie für lern- und anpassungsfähige Politiker stehen würde.<br />
In diesem Zusammenhang kann auf die grundsätzliche Problematik verwiesen werden,<br />
für die Vielfalt und Schwere der unterschiedlichen strukturellen wie individuellen<br />
Problemlagen zielführende, standardisierte Instrumente bereit zuhalten. Entsprechend<br />
91 So hat es zuletzt mit erheblicher Resonanz der frühere Bundespräsident Roman Herzog in<br />
seiner „Ruck“-Rede im Berliner Hotel Adlon am 26. April 1997 formuliert (vgl. Herzog: 1997).<br />
92 Hierbei handelt es sich um ein Steuerungsdefizit, das bereits bei der Zieldefinition der<br />
Maßnahmen und Politiken einsetzt. Schmid (2002: 35) nennt beispielsweise das „tradierte<br />
Vollbeschäftigungsziel“ (das auf dem männlichen Einernährerhaushalt basiert und<br />
„Normalarbeitsverhältnisse“ voraussetzt; vgl. Diskussion in Unterkapitel 2.2). Möglich sind auch<br />
Konflikte, die sich aus konkurrierenden Zielen innerhalb der Vorgaben für bestimme<br />
Instrumente der Arbeitsmarktförderung ergeben, etwa zwischen Anforderungen der<br />
Strukturförderung und der Arbeitsmarktpolitik (vgl. Brinkmann: 1994, 10; Steinert: 2003, 10).<br />
93 So etwa der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl im Jahre 1997, der Vorsitzende der<br />
Kommission „Moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt“, Peter Hartz, im Jahre 2002 (vgl.<br />
http://sozialisten.de/politik/publikationen/disput/view_html?zid=22150&bs=1&n=7) oder der<br />
Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit, Wolfgang Clement, im Jahre 2004 (vgl. Bovensiepen:<br />
2004).<br />
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