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INKLUSION UND ARBEITSMARKT. SCHAFFEN ... - tuprints

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Mangelnde Responsivität auf der Stufe der Politikwahl ist zunächst mit einer<br />

verzögerten Problemwahrnehmung verknüpft. Im dritten Jahrzehnt der<br />

Massenarbeitslosigkeit kann im Bereich der Arbeitsmarktpolitik zwar keinesfalls<br />

grundsätzlich von einer fehlenden Problemwahrnehmung gesprochen werden, aber die<br />

Aufmerksamkeit und Einordnung der Relevanz der Thematik durchläuft ihren eigenen<br />

Konjunkturzyklus (vgl. Heinelt/Weck: 1998). Ein zweiter Punkt ist das Verharren der<br />

politischen Diskussion in ideologischen Schützengräben, die sich etwa zwischen<br />

angebots- und nachfrageseitigen Strategien bewegt und Etikettierungen zwischen den<br />

Polen eines kaltherzigen Neoliberalismus oder sozialromantischen Keynesianismus<br />

bemüht, ohne zu einer gemeinsamen Problemwahrnehmung und –analyse zu<br />

gelangen.<br />

Die jahrzehntelange Beschäftigung mit der Thematik hat nicht zu einer breit<br />

getragenen Ursachen-, Problem- und Lösungssicht beigetragen. Vielmehr ist die<br />

grundsätzliche Ausrichtung der Arbeitsmarktpolitik jeweils mindestens so umstritten wie<br />

Detailfragen bei eigentlich konsensfähigen Maßnahmen. Der Bruch des letzten<br />

Bündnisses für Arbeit im Jahre 2002 mag als Symbol hierfür gelten. Die Feststellung<br />

eines im ideologischen verharrenden Arbeitsmarktdiskurses bezieht sich explizit auch<br />

auf den engeren Bereich der Arbeitsmarktpolitik. So ist die Losung der aktiven<br />

Arbeitsmarktpolitik „Arbeit statt Arbeitslosigkeit finanzieren“ ebenso wenig Konsens,<br />

wie die Forderungen nach Auflösung der Bundesagentur für Arbeit. Eine größere<br />

Arbeitsmarktreform, wie sie die nach dem Kommissionsvorsitzenden Peter Hartz<br />

benannten „Hartz“-Gesetze darstellen, lösten folglich heftigen gesellschaftlichen<br />

Widerstand aus, mit allen Folgen, die dies für Durchsetzung und Implementation hat.<br />

Neue Politikansätze scheinen auf Bundesebene praktisch nur nach<br />

Regierungswechseln oder nach einschneidenden, auch in einer breiteren Öffentlichkeit<br />

so wahrgenommenen Krisen eine Chance zu haben, und dies auch nur, so lange<br />

Mehrheiten in beiden Gesetzgebungskammern für eine zügige und konsistente<br />

Programmformulierung zur Verfügung stehen. Eine verzögerte Problembehandlung ist<br />

also auf der Tagesordnung. Und dies ist nur der allgemeine Befund. Die Komplexität<br />

des Arbeitsmarktes und seiner Beziehungen zwischen den Güter- und Finanzmärkten<br />

macht eine zeitnahe und angemessene Problemwahrnehmung zu einer diffizilen<br />

Aufgabe. Nirgendwo sind so genannte Frühwarnsysteme für den Arbeitsmarkt<br />

konsequent, regional und branchenübergreifend implementiert. Die Gleichzeitigkeit von<br />

Fachkräftemangel und Arbeitslosigkeit beispielsweise ist in der medialen Verkürzung<br />

der Problematik Arbeitslosigkeit kaum vermittelbar. Politiken zur Behebung des<br />

Fachkräftemangels, die beispielsweise Zuwanderungsszenarien beinhalten, sind fast<br />

zwangsläufig zum Scheitern verurteilt oder werden mehr oder weniger stillschweigend<br />

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