INKLUSION UND ARBEITSMARKT. SCHAFFEN ... - tuprints
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Teilnehmerinnen und Teilnehmer an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen fallen. 64<br />
Begrifflich können so Arbeitslose nach der oben genannten Definition und<br />
„Erwerbslose“, wie sie im Rahmen des Mikrozensus erhoben werden, voneinander<br />
unterschieden werden (vgl. Fuchs u.a.: 2005a, 5). Die Stille Reserve ist schwer zu<br />
quantifizieren, wird aber für Deutschland zumeist auf über 60 Prozent der offiziell<br />
ausgewiesenen Arbeitslosigkeit beziffert. Die tatsächliche Lücke am Arbeitsmarkt läge<br />
für die Jahre im Kontext der Gründung der Initiative für Beschäftigung! demnach<br />
regelmäßig bei über sechs und zeitweilig sogar über sieben Millionen Arbeitslosen (vgl.<br />
Bach u.a.: 2004, 8; 2004a, 4; Fuchs u.a.: 2005a). 65 Mit diesen Hinweisen wird deutlich,<br />
dass beispielsweise sinkende Arbeitslosenquoten alleine wenig Aussagekraft für das<br />
tatsächliche Ausmaß der Unterbeschäftigung haben. Fuchs u.a. (2005a) weisen in<br />
ihrer Studie nach, dass der Umfang der Unterbeschäftigung von Anfang der 1990er<br />
zehn Jahre lang relativ konstant blieb, wobei es im Trend zu Umschichtungen<br />
innerhalb der Unterbeschäftigung von verdeckter zu offener Arbeitslosigkeit kam. 66<br />
Abb. 7 zeigt eine mögliche Aufteilung des Angebots an Arbeitskräften in<br />
„Erwerbspersonen“, „effektives Angebot an Arbeitskräften“, „konjunkturelles<br />
bezeichnet theoretisch die Differenz zwischen Erwerbspersonenpotential und Erwerbspersonen<br />
(Beschäftigte plus Arbeitslose) (vgl. Pätzold: 6 1998, 40f.), wobei beispielsweise Kurzarbeiter<br />
und Beschäftigte in AB-Maßnahmen statistisch als erwerbstätig und damit nicht der Stillen<br />
Reserve zugehörig gelten (vgl. Fuchs u.a.: 2005a,1). Miegel u.a. halten die Berechnungen für<br />
überzeichnet, da ihnen ein fiktives „Vollbeschäftigungskonzept aus den siebziger Jahren“<br />
zugrunde liegt (2001: 129).<br />
64 Der aktivierende bzw. (geförderte) Beschäftigung schaffende Teil der verdeckten<br />
Arbeitslosigkeit wird in Deutschland auch unter Stichworten wie „2. Arbeitsmarkt“ (Buttler: 1993,<br />
297; Engelen-Kefer: 1993, 289; Wagner: 1994b, 46f.; Wagner/Weinkopf: 1994, 607).,<br />
„öffentlich geförderte Arbeit“ (Kirchenamt der EKD: 1995, 50ff.), „Sektor für öffentlich geförderte<br />
Beschäftigung“ (Bergmann: 1993, 677), „lohnsubventionierter Ersatzarbeitsmarkt“ (Kuhn: 1991,<br />
23) oder „staatlich subventionierter Arbeitsmarkt (Lübbering: 1994, 298) geführt. Der Begriff „2.<br />
Arbeitsmarkt“ geht auf ein kommunales 100-Millionen-Mark-Programm aus dem Jahre 1982 in<br />
Hamburg zurück, als 3500 Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger in<br />
Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen nach AFG und Hilfe zur Arbeit nach BSGH untergebracht<br />
wurden. Forderungen nach einem solchen Markt wurden darüber hinaus im gleichen Jahr von<br />
der Evangelischen Kirche erhoben. Bundesweite Beachtung fand das Konzept schließlich - von<br />
der SPD propagiert - im Bundestagswahlkampf 1983 (vgl. Kuhn: 1991, 14f.).<br />
65 Das IAB versucht beispielsweise, die Stille Reserve über<br />
Erwerbspersonenpotentialschätzungen zu ermitteln. Ausgewiesen wird die Stille Reserve<br />
getrennt in „Stille Reserve im engeren Sinne“ und „Stille Reserve in Maßnahmen“ (vgl. Bach<br />
u.a.: 2004, 8). Düll/Vogler-Ludwig (1998: 25f.) zufolge besteht hier „ein gravierendes Problem“<br />
auf Grund „der Festlegung des Vollbeschäftigungskriteriums“. Das Potential an<br />
Erwerbspersonen werde „an konjunkturell günstigen Lagen festgemacht.“ Sie verweisen auf<br />
Alternativrechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, die eine „stark<br />
arbeitsmarktorientierte Stille Reserve“ von einer „gemäßigt arbeitsmarktorientierten Stillen<br />
Reserve“ unterscheiden.<br />
66 Entsprechend dem in dieser Arbeit verfolgten Ansatz, wird hier auf eine Darstellung<br />
bestimmter, in der Literatur gängiger Problemgruppen am Arbeitsmarkt verzichtet. An dieser<br />
Stelle sei nur der Hinweis gegeben, dass Arbeitslosigkeit zunehmend zu einem Phänomen<br />
geworden ist, dass nicht mehr nur bestimmte Teilgruppen der Bevölkerung sondern tendenziell<br />
alle betreffen kann (vgl. Thoma: 2003, 45).<br />
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