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INKLUSION UND ARBEITSMARKT. SCHAFFEN ... - tuprints

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Morgenroth: 2003). Eher weicht die Berufsidentität einer Arbeitsidentität (vgl.<br />

Morgenroth: 2003, 19). Mehr noch: Die zunehmende Erwerbsneigung von Frauen (vgl.<br />

Wanger: 2006) und Anstrengungen zur Erhöhung der Erwerbstätigenquote verweisen<br />

darauf, dass über Arbeit weiterhin nicht nur materielle Bedürfnisse befriedigt werden. 57<br />

Vielmehr eröffnet und vermittelt sie soziale Anerkennung, Selbstwert und<br />

Teilhabemöglichkeiten und entscheidet über Lebensqualität (vgl. Kocka: 2001, 11;<br />

Querschnittsgruppe Arbeit und Ökologie: 2000a, 26; 2000, 23). Entsprechend belegen<br />

neue Studien, dass „offensichtlich [...] ein immer größerer Teil der Bevölkerung zum<br />

Erwerbspersonenpotential“ zählt, also dem Arbeitsmarkt grundsätzlich zur Verfügung<br />

steht (Fuchs/Weber: 2005, 41).<br />

Arbeit bleibt „Schlüsselkategorie“ unserer Gesellschaft (Willke: 1998, 15), auch wenn<br />

andere Daseinsbereiche, zumal solche mit einer klaren Affinität zu Arbeit (etwa im<br />

Bereich der so genannten Eigen-, Heim-, Bürger- oder Familienarbeit), an Bedeutung<br />

gewinnen: „Der Gegensatz zur Arbeit ist nicht Muße, sondern freie, selbst bestimmte<br />

Tätigkeit“ (Beck: 2000, 51). 58 Der festgestellte oder prognostizierte Wertewandel<br />

vollzieht sich jedenfalls weder inhaltlich noch milieu- oder generationenspezifisch<br />

gleichgerichtet oder in klaren Alternativen. „Stabile Erwerbsorientierung bei<br />

abnehmender Erwerbszentrierung" ist die Formel, auf die Gerd Mutz (2001: 15) die<br />

scheinbaren Widersprüchlichkeiten bringt. Außerdem belegen auch aktuelle Studien<br />

die gravierenden psycho-sozialen Folgen von Arbeitslosigkeit, unter anderem aufgrund<br />

des Einkommensverlusts, fehlender sozialer Anerkennung oder Zeitstruktur.<br />

Morgenroth (2003: 23) spricht in diesem Zusammenhang von „reaktiven depressiven<br />

Zirkeln“ (vgl. Gallie/Paugam: 2002, 110; Morgenroth: 2003, 20ff.; Schmitter: 2005,<br />

kritisch: Miegel u.a.: 2001, 108; zu diesem Abschnitt insbesondere Beck: 2000; Gorz:<br />

2000; Klein: 1995; Miegel u.a.: 2001, 67; 83; Mutz: 1997; 1999). 59<br />

57 Diesen Schluss zieht hingegen Strasser (1999a: 59), indem er behauptet, dass sich die<br />

Bedeutung der Erwerbsarbeit in zunehmendem Maße darauf reduziert, zur Finanzierung und<br />

damit Ermöglichung tatsächlich sinnstiftender Tätigkeiten beizutragen. Diese Einschätzung fußt<br />

er unter anderem auf Studien von Horst Opaschowski (1998) und Ronald Inglehart (1989).<br />

58 Entsprechend wäre von Interesse, Berechnungen des Erwerbspersonenpotential um ein<br />

Konzept zu ergänzen, mit dem das potentiell angebotene Arbeitsvolumen prognostiziert werden<br />

kann (vgl. Fuchs/Weber: 2005, 41).<br />

59 Die Aussage, „dass nicht Arbeitslosigkeit, sondern Geldlosigkeit das eigentliche Problem“<br />

(Beck: 2000, 33) sei, ist darum eine Zuspitzung, die die Erkenntnisse einer ganzen<br />

Forschungsrichtung zu den (individuellen) Auswirkungen von Arbeitslosigkeit ausgehend von<br />

der wegweisenden „Marienthal-Studie“ von Marie Jahoda u.a. (1975) aus dem Jahre 1932<br />

ignoriert (vgl. auch Negt: 1995; Strittmatter: 1992; Zilian/Fleck: 1987) .<br />

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