INKLUSION UND ARBEITSMARKT. SCHAFFEN ... - tuprints
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Wirtschaft oder Demographie – in der Vorausschau deutlich auch zugunsten von<br />
bislang Benachteiligten verbessern würde.<br />
An diese Analyse schließt sich eine Untersuchung der Struktur und Dynamik von<br />
Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung (Unterkapitel 2.2.4, 2.2.5) an. Es wird gezeigt,<br />
dass hinter scheinbar starren absoluten Zahlen ein Mehrfaches an Zu- und Abgängen<br />
in und aus Arbeitslosigkeit steht. Zweierlei ist von Bedeutung: Zum einen sind weit<br />
mehr Menschen im Jahresverlauf von Arbeitslosigkeit betroffen als dies in der<br />
veröffentlichten Arbeitslosenquote zum Ausdruck kommt. Zum anderen nimmt ein<br />
beträchtlicher Teil der Arbeitslosen an diesem fortgesetzten Umbruch am Arbeitsmarkt<br />
überhaupt nicht teil oder so häufig, dass von „kumulativer Arbeitslosigkeit“ gesprochen<br />
werden kann (vgl. Büchtemann/von Rosenbladt: 1983). Es liegt nahe, in diesem<br />
letztgenannten Segment und der darüber liegenden Zone der Gefährdung ein Potential<br />
an von Exklusion Betroffenen und Bedrohten zu vermuten. Unter dem Stichwort<br />
„Unterbeschäftigung“ geraten zudem diejenigen ins Blickfeld, die am System der Arbeit<br />
mehr oder weniger unfreiwillig nicht teilhaben und in der so genannten Stillen Reserve<br />
oder der verdeckten Arbeitslosigkeit verharren. Ein Zwischenfazit (Unterkapitel 2.2.6)<br />
fasst die Ergebnisse mit Blick auf die Bedeutung für die Zielgruppe zusammen.<br />
2.2.1 Trends am Arbeitsmarkt: Zukunft ohne Arbeit?<br />
Die Diskussion um die These vom „Ende der Arbeitsgesellschaft“, aufgeworfen 1956<br />
von Hannah Arendt, prominent vertreten etwa von Ralf Dahrendorf (1980; 1983; vgl.<br />
auch Mutz: 1997, 31), überdauert nun schon mehrere Jahrzehnte 33 , ohne dass ein<br />
Konsens darüber zu erzielen wäre, welche Perspektiven sich tatsächlich stellen. 34<br />
33 Vgl. hierzu u.a. Beck (Hg.): 2000; Belitz: 1995; Benseler u.a. (Hg.): 1982; Bosch: 1986;<br />
Bruche/Reissert: 1985; Giarini/Liedtke: 1998; Gorz: 2000; Heinze: 1984; Heinze/Bonß (Hg.):<br />
1984; Heinze u.a. (Hg.): 1984; Kocka: 2001; Matzner: 1999; Offe: 1984; Rifkin: 1995; 2003;<br />
Strasser: 1999a; Rothkirch: 1995; Willke: 1998.<br />
34 Bonß (2000: 363-405) unterteilt die Zukunftsszenarien beispielsweise in vier mögliche<br />
Varianten: das Szenario einer „radikal individualisierten Erwerbsgesellschaft mit dominant<br />
marktgesteuerter Integration“, das Szenario einer „Arbeitsgesellschaft jenseits der<br />
Erwerbsgesellschaft mit neuen politischen Solidaritätspotentialen“, das Szenario einer „2/3-1/5<br />
Erwerbsgesellschaft als krisenhaft-defizitäre Risikogesellschaft mit neuen sozialen<br />
Ungleichheiten“ und „die sozial desintegrierte Nicht-Erwerbsgesellschaft mit starken<br />
Armutspotentialen und massiven Exklusionen“ (ebd.: 374). Martin/Schumann (1996) skizzieren<br />
die 20:80-Gesellschaft, in der nur 20 Prozent als Erwerbspersonen die Wertschöpfung<br />
erbringen müssten, die für die Alimentation von 80 Prozent Unterstützungsempfängern<br />
notwendig wäre. Kurz-Scherf (1998: 25) verweist darauf, dass „der gesamte Diskurs [vom Ende<br />
der Arbeitsgesellschaft, L.C.] [...] auf einem Arbeitsbegriff“ basiere, „der die der ersten Moderne<br />
eigentümliche Haltung einer verklärenden Ignoranz gegenüber der vorrangig von Frauen<br />
getragenen Versorgungsökonomie in den privaten Haushalten einfach in die zweite Moderne<br />
verlängerte“. Damit ist die Frage aufgeworfen, welche Arbeit bzw. welcher Arbeitsbegriff jeweils<br />
gemeint ist oder als angemessen betrachtet werden kann. Hierzu Kurz-Scherf weiter (1998: 31):<br />
„Die Behauptung, dass den Arbeitsgesellschaften die Arbeit ausgehe [...], ist tatsächlich<br />
angesichts des riesigen Volumens an unbezahlter Arbeit und auch des zunehmenden<br />
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