INKLUSION UND ARBEITSMARKT. SCHAFFEN ... - tuprints
INKLUSION UND ARBEITSMARKT. SCHAFFEN ... - tuprints
INKLUSION UND ARBEITSMARKT. SCHAFFEN ... - tuprints
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
nur diejenigen Personen in Frage kommen, die der erwerbsfähigen Bevölkerung<br />
angehören.<br />
Die klare Entscheidung für die Untersuchung unter Zuhilfenahme des Begriffspaars<br />
Inklusion/Exklusion führt freilich nicht einfach zu einer klaren Operationalisierung und<br />
Identifikation der Zielgruppe. Eine Darstellung der Vorgehensweise muss Unterkapitel<br />
5.2 vorbehalten bleiben. Allerdings ist an dieser Stelle bereits klar, dass der<br />
Exklusionsbegriff im Rahmen dieser Arbeit keinesfalls dualistisch oder dichotomisch im<br />
Sinne einer klaren, sich an einer identifizierbaren Trennlinie manifestierenden Innen-<br />
Außen-Spaltung der Gesellschaft verwendet wird. Zu dieser Frage und hier<br />
insbesondere ihren theoretischen Implikationen kann auf eine Fülle von Literatur<br />
verwiesen werden (vgl. Angaben bei Kronauer: 2002, Kapitel 3). Die angestrebte<br />
Begriffsverwendung nähert sich hingegen stark der Vorstellung einer „Gleichzeitigkeit<br />
des Drinnen und Draußen“ (vgl. Kronauer: 2002, 136) an, der Erkenntnis, dass<br />
formaler Einbezug und die gleichzeitige faktische Ausgrenzung die eigentliche soziale<br />
Herausforderung der ausgebauten Wohlfahrtsstaaten beschreiben. Die erwähnten<br />
Abstiegsszenarien der Mittelschichten verweisen zudem auf eine relativ breite Zone<br />
der Gefährdung. Von Bedeutung ist dabei die subjektive Einschätzung der eigenen<br />
Lage durch potentiell betroffene Personenkreise. 32 Die empirischen Forschungen zu<br />
Ausgrenzung haben deshalb hier einen Schwerpunkt (vgl. Böhnke: 2001; 2001a; 2002;<br />
Böhnke/Delhey: 1999; 1999a; 2001; Delhey u.a.: 2001). Es schließt sich hier auch der<br />
Kreis zu den eingangs erwähnten Diskussionen zur Zukunft des Wohlfahrtsstaates und<br />
Regieren im Zeitalter von Information und Globalisierung: Wenn sozialstaatliche<br />
Konzepte nicht länger bevormunden und ausschließlich alimentieren sollen, sondern<br />
auf den mündigen, aktiven Bürger zielen, wenn der Staat seine eigenen<br />
Handlungsgrenzen erkennt, die Rolle von Individuen und zivilgesellschaftlichen<br />
Akteuren stärker betont und partnerschaftliches Handeln einfordert, wenn Programme<br />
32 Damit soll nicht gesagt werden, dass die jeweils Befragten in ihren subjektiven<br />
Einschätzungen gleichsam das eigentlich Objektive zu Tage fördern. Ludwig-<br />
Mayerhofer/Barlösius schreiben im Zusammenhang subjektiver Armutsmessung:<br />
„Interessanterweise geht die Erhebung subjektiver Armut offensichtliche davon aus, dass Armut<br />
in der Sicht der Befragten eine „objektive“ Gegebenheit sei: Wird subjektive Einkommensarmut<br />
untersucht, werden die Befragten beispielsweise gebeten anzugeben, welches Einkommen der<br />
„Haushalt unbedingt braucht, um zurechtzukommen““ (2001, 29). Einschätzungen sozialer<br />
Ausgrenzung wirken allerdings selbst auf Prozesse sozialer Ausgrenzung zurück: So wird<br />
davon ausgegangen, dass die subjektive Einschätzung des eigenen Ausgrenzungspotentials<br />
mit darüber entscheidet, wie stark sich beispielsweise eine Person selbst aus sozialen<br />
Zusammenhängen zurückzieht oder politische Teilhaberechte ignoriert. In der Betonung der<br />
subjektiven Einschätzungen der Betroffenen spiegelt sich der Subjektcharakter des<br />
Individuums, seine aktive Teilnahme und Teilhabe, der im Inklusionsdiskurs betont wird. Auch in<br />
diesem Punkt wird deutlich, dass der Exklusionsdiskurs über den engeren, materiell orientierten<br />
Armutsdiskurs hinausweist. Ihm liegen neben gesellschaftsbezogenen Werten (Solidarität,<br />
Zusammenhalt) eben auch auf das Individuum bezogene Annahmen auf der Basis eines<br />
emanzipativ orientierten Menschenbildes zugrunde (vgl. Blaes-Hermanns: 2006).<br />
34