INKLUSION UND ARBEITSMARKT. SCHAFFEN ... - tuprints

INKLUSION UND ARBEITSMARKT. SCHAFFEN ... - tuprints INKLUSION UND ARBEITSMARKT. SCHAFFEN ... - tuprints

tuprints.ulb.tu.darmstadt.de
von tuprints.ulb.tu.darmstadt.de Mehr von diesem Publisher
15.01.2013 Aufrufe

7.2 Anmerkungen zur Methode und zum weiteren Forschungsbedarf Grounded Theory ist laut Heiner Legewie (im deutschen Vorwort zu Strauss/Corbin: 1996) vor allem dort sinnvoll anzuwenden, wo „eine komplexe soziale Wirklichkeit nicht allein durch Zahlen erfassbar ist“ und „wo es um sprachvermittelte Handlungs- und Sinnzusammenhänge geht“. In der Tat kann an dieser Stelle festgehalten werden, dass der gewählte qualitative Forschungsansatz hilfreich für die Beantwortung der gewählten Forschungsfrage war. Von großer Bedeutung war, dass er eine integrative Betrachtung der Meso-Ebene des regionalen Netzwerkes, der Makro-Ebene des Netzwerk-Kontextes und der Mikro-Ebene der Individuen erlaubt. Aus der Analyse von Beziehungen zwischen Leistungskategorien und Netzwerkebenen im Wege des axialen Kodierens konnte etwa eine Differenzierung erreicht werden, in dem Sinne, welche Ebene (bundesweite, regionale und Projektebene) welchen Beitrag leistet (vgl. Unterkapitel 6.5). Hilfreich war insbesondere die Anwendung der Bedingungsmatrix (vgl. Strauss/Corbin: 1996, 135ff.) die unmittelbar mit dem „Zwiebel-Ring“ bei Burchardt u.a. (2001: 7) verknüpft werden konnte, den diese als integrierten Ansatz zum Verständnis sozialer Ausgrenzung vorstellen. Die Vorgehensweise nach der Grounded Theory wird außerdem der Bedeutung des Vergleichs bei der Analyse von Netzwerken gerecht. Wie im Unterkapitel 5.1 ausgeführt, ist der Vergleich zentrales Merkmal des theoretischen sampling (vgl. Strauss/Corbin: 1996, 148ff.). Nach Abschluss der empirischen Untersuchung unter Zuhilfenahme der Software atlas.ti kann gesagt werden, dass die vielfältigen Funktionen dieses Programms ebenfalls konsequent zum Vergleich anregen, so vor allem bei der Erstellung neuer so genannter „Ansichten“ mit Importfunktion von Kodes, Memos und Zitaten. Atlas.ti unterstützt auch, Interaktionen der beteiligten Akteure, die in Kodes gefasst sind, bezüglich ihrer Bedingungen und Wirkungen zu analysieren. Was bei Strauss/Corbin im paradigmatischen Modell (ebd.: 78, vgl. Abb. 21) angelegt ist, kann vollständig durch die Möglichkeit zu Verknüpfungen zwischen Kodes, Memos und Zitaten in der Software abgebildet werden. Dies bezieht sich auch auf den letzten Untersuchungsschritt der Grounded Theory, wenn die Kernkategorie – im vorliegenden Falle „Perspektiven“ – identifiziert und systematisch mit anderen Kategorien in Beziehung gesetzt wird, wobei die Beziehungen jeweils zwingend an den Daten gespiegelt und verworfen oder ergänzt werden. Damit kann an dieser Stelle auch gesagt werden, dass zwar keinesfalls der gesamte, letztlich auf formale Theoriebildung zielende Reichtum des Ansatzes von Glaser/Strauss hier zur Anwendung gekommen ist, aber doch wesentliche Elemente des dort vorgestellten Instrumentenkastens 253

genutzt werden konnten. 233 Es bleibt damit aber weiteren Forschungen vorbehalten, die „neuen Hypothesen“ (Stark: 2000, 201) dieser Arbeit, die sich auf Netzwerkleistungen verschiedener Ebenen zur Verbesserung der Perspektiven von sozialer Ausgrenzung Betroffener und Bedrohter beziehen, für eine formale Theorie der Inklusionsleistungen (sozialer) Netzwerke nutzbar zu machen. Interviews lieferten den Hauptteil der Datenbasis für die Analyse der Wirkungen und Beiträge der Netzwerkarbeit für die Verbesserung der Situation von Benachteiligten. Die Ergebnisse der Arbeit basieren damit auch zu einem guten Teil auf Einschätzungen von Prozessbeteiligten und Teilnehmern, die freilich einer analytischen Betrachtung unterzogen wurden. Die Dynamik des Prozesses wurde versucht, in den biografisch orientierten Interviews und durch Datensammlung an unterschiedlichen Zeitpunkten des Prozesses einzufangen. Die Prozesssicht könnte sicherlich deutlich gestärkt werden, wenn ausgewählte Netzwerkkooperationen und Projekte über mehrere Jahre begleitet und Teilnehmer wiederholt interviewt würden, was den Rahmen dieses Forschungsprojektes allerdings gesprengt hätte. Ein weiterer Vorteil der Grounded Theory ist die Anschlussfähigkeit des Ansatzes an ergänzende Vorgehensweisen. Dies bezieht sich einerseits auf die quantitative Erhebung des Unterkapitels 6.1, andererseits auf die Verknüpfungen, die zu den Ergebnissen des literaturgestützten Kapitels 2 und des theoretischen Kapitels 3 möglich waren, soweit diese Ergebnisse in den Daten des empirischen Teils verankert waren. Was den weiteren Forschungsbedarf angeht, kann zunächst grundsätzlich gesagt werden, dass eine Forschungsarbeit mit der vorliegenden thematischen Breite und Komplexität des Untersuchungsfeldes fast zwangsläufig Fragen offen lässt, die die Tiefe einzelner Untersuchungsschritte betreffen (vgl. Flick: 5 1995, 89). So lädt die systematisierte Darstellung der Beiträge der einzelnen Netzwerkringe (vgl. Tab. 9) geradezu dazu ein, etwa die wechselseitigen Bedingungen und Voraussetzungen (externen Faktoren) näher zu untersuchen oder die einzelnen Beiträge weiter im Sinne der Grounded Theory „aufzubrechen“ und Wirkungen der Netzwerkooperation in Beziehung zu bestimmten Konstellationen konkreter Netzwerkbeiträge zu setzen oder die einzelnen Beiträge weiter zu differenzieren und in einer vergleichende Perspektive zu analysieren. 233 Dies bezieht sich vor allen Dingen auf die Anleitungen zur Textanalyse, die nicht zuletzt eine Offenheit des Forschers für neue Phänomene im Feld unterstützen sollte. Dies war im vorliegenden Fall insbesondere aufgrund der langjährigen beruflichen Auseinandersetzung des Autors mit der Thematik und der Netzwerkkooperation von großer Bedeutung. 254

7.2 Anmerkungen zur Methode und zum weiteren Forschungsbedarf<br />

Grounded Theory ist laut Heiner Legewie (im deutschen Vorwort zu Strauss/Corbin:<br />

1996) vor allem dort sinnvoll anzuwenden, wo „eine komplexe soziale Wirklichkeit nicht<br />

allein durch Zahlen erfassbar ist“ und „wo es um sprachvermittelte Handlungs- und<br />

Sinnzusammenhänge geht“. In der Tat kann an dieser Stelle festgehalten werden, dass<br />

der gewählte qualitative Forschungsansatz hilfreich für die Beantwortung der<br />

gewählten Forschungsfrage war. Von großer Bedeutung war, dass er eine integrative<br />

Betrachtung der Meso-Ebene des regionalen Netzwerkes, der Makro-Ebene des<br />

Netzwerk-Kontextes und der Mikro-Ebene der Individuen erlaubt. Aus der Analyse von<br />

Beziehungen zwischen Leistungskategorien und Netzwerkebenen im Wege des<br />

axialen Kodierens konnte etwa eine Differenzierung erreicht werden, in dem Sinne,<br />

welche Ebene (bundesweite, regionale und Projektebene) welchen Beitrag leistet (vgl.<br />

Unterkapitel 6.5). Hilfreich war insbesondere die Anwendung der Bedingungsmatrix<br />

(vgl. Strauss/Corbin: 1996, 135ff.) die unmittelbar mit dem „Zwiebel-Ring“ bei Burchardt<br />

u.a. (2001: 7) verknüpft werden konnte, den diese als integrierten Ansatz zum<br />

Verständnis sozialer Ausgrenzung vorstellen.<br />

Die Vorgehensweise nach der Grounded Theory wird außerdem der Bedeutung des<br />

Vergleichs bei der Analyse von Netzwerken gerecht. Wie im Unterkapitel 5.1<br />

ausgeführt, ist der Vergleich zentrales Merkmal des theoretischen sampling (vgl.<br />

Strauss/Corbin: 1996, 148ff.). Nach Abschluss der empirischen Untersuchung unter<br />

Zuhilfenahme der Software atlas.ti kann gesagt werden, dass die vielfältigen<br />

Funktionen dieses Programms ebenfalls konsequent zum Vergleich anregen, so vor<br />

allem bei der Erstellung neuer so genannter „Ansichten“ mit Importfunktion von Kodes,<br />

Memos und Zitaten. Atlas.ti unterstützt auch, Interaktionen der beteiligten Akteure, die<br />

in Kodes gefasst sind, bezüglich ihrer Bedingungen und Wirkungen zu analysieren.<br />

Was bei Strauss/Corbin im paradigmatischen Modell (ebd.: 78, vgl. Abb. 21) angelegt<br />

ist, kann vollständig durch die Möglichkeit zu Verknüpfungen zwischen Kodes, Memos<br />

und Zitaten in der Software abgebildet werden. Dies bezieht sich auch auf den letzten<br />

Untersuchungsschritt der Grounded Theory, wenn die Kernkategorie – im vorliegenden<br />

Falle „Perspektiven“ – identifiziert und systematisch mit anderen Kategorien in<br />

Beziehung gesetzt wird, wobei die Beziehungen jeweils zwingend an den Daten<br />

gespiegelt und verworfen oder ergänzt werden. Damit kann an dieser Stelle auch<br />

gesagt werden, dass zwar keinesfalls der gesamte, letztlich auf formale Theoriebildung<br />

zielende Reichtum des Ansatzes von Glaser/Strauss hier zur Anwendung gekommen<br />

ist, aber doch wesentliche Elemente des dort vorgestellten Instrumentenkastens<br />

253

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!