INKLUSION UND ARBEITSMARKT. SCHAFFEN ... - tuprints
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Die Hinweise der Projektleiterin von „Auf geht´s!“ unterstreichen diese Befunde zur<br />
Instabilität der Zielgruppe („keine Unterstützung vom Elternhaus“, „Sozialhilfekarriere<br />
über Generationen“, „in der Jugend hin- und hergeschoben“, „keine Strukturen,<br />
Verhaltensweisen gelernt“, „Verschuldung“).<br />
Stabilisierend wirken die Netzwerkkooperationen in zweifacher Hinsicht: finanziell und<br />
bezogen auf die Persönlichkeit der Zielgruppenangehörigen. 219<br />
Zunächst ist eine finanzielle Stabilisierung 220 in allen drei Projekten des Netzwerks<br />
Rhein-Main belegbar. Den Projektbeschreibungen im fünften Kapitel sind die<br />
Einkommen der Teilnehmer von „Jugend mobil“ ebenso zu entnehmen, wie die der<br />
Teilnehmer der dritten Wettbewerbsphase von „Auf geht´s!“ und der Hinweis auf 300<br />
sozialversicherungspflichtige, unbefristete Arbeitsverträge für Teilnehmer des<br />
„Beschäftigungsmotor Zeitarbeit“.<br />
Auf die Frage, wie sich die Veränderungen bei den Jugendlichen beschreiben lassen,<br />
antwortet der Praktikant im Anerkennungsjahr: „Ich finde das Selbstwertgefühl, das<br />
steigt. Und das Selbstbewusstsein und der Stolz darauf, (…) dass man eine Arbeit hat.<br />
(…) dass man bei der Fraport arbeitet im Gepäckdienst. (…) auch mit dem erweiterten<br />
Wissen, das heißt merken, sie können mehr, immer mehr.“ Für die Stabilisierung der<br />
Persönlichkeit, die in dieser Aussage zum Ausdruck kommt, steht beispielhaft das<br />
folgende Zitat: „Um das an einem Beispiel mal festzumachen: Wir hatten mal einen<br />
russischen Jugendlichen gehabt, ein Deutschland-Russe. Der sprach am Anfang, fand<br />
ich, recht schlechtes Deutsch (…). Er konnte zwar verstehen und, und, und, aber er hat<br />
doch immer noch recht verschüchtert gewirkt. Auch in den Grundseminaren, die wir<br />
zwölf da gesessen und haben noch irgendwas gemacht. (…). Ja, die sind schon hoch<br />
motiviert.“<br />
219 Die Interviews geben zahlreiche Hinweise auf eine funkionierende soziale Einbindung,<br />
sowohl unter den „Jugend Mobilern“ als auch zwischen „Jugend Mobilern“ und sonstigen<br />
Mitarbeitern. Da die Interviews mit den Teilnehmern allerdings kaum Hinweise auf soziale<br />
Isolation gegeben haben (zahlreiche Hinweise auf Großfamilien, Freundeskreise), bleibt dieser<br />
Aspekt hier unberücksichtigt. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass sich dieser<br />
Aspekt der sozialen Einbindung bei deutschen Teilnehmern deutlicher hervorheben würde, die<br />
ausweislich international vergleichender Studien insbesondere gegenüber Südeuropäern<br />
stärker von sozialer Isolierung gefährdet sind (vgl. Kieselbach/Beelmann: 203, 35). Betrachtet<br />
man beispielsweise diese Schilderung der Teamarbeit während des Outdoor-Seminars, wird<br />
deutlich, dass die Netzwerkkooperation zumindest potentiell sozial integrativ wirken kann<br />
(beziehungsweise in dieser Absicht ausgestaltet wird), wo diese Bedarfe auf Seiten der<br />
Teilnehmer bestehen: „Also wie die sich gegenseitig immer wieder haben auch ausreden<br />
lassen, und, also ich hatte schon den Eindruck, dass sie alle einen guten Eindruck hinterlassen<br />
wollten. Der eine oder andere konnte es einfach nicht, aber das waren vielleicht zwei, und die<br />
anderen echt Klasse. Und wie sie auch als Team gemeinsam gearbeitet haben dort auf zwei<br />
verschiedenen Autorübungen, das hat mich schon beeindruckt, und da hab ich auch gedacht,<br />
wenn die sich so da als Team sehen, dann sehen sie sich hier auf dem Vorfeld auch als Team,<br />
und das ist ja eben das, was für unsere Arbeit so wichtig ist, dass die Leute, die gemeinsam<br />
rausgehen, halt eben gemeinsame Arbeit auch leisten.“ (Interviewaussage der<br />
Personalreferentin).<br />
220 Kieselbach/Beelmann (2003: 36) zählen eine „sichere finanzielle Lage“ ebenfalls zu den<br />
„Schutzfaktoren, (…) die das Exklusionsrisiko (…) reduzieren“.<br />
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