INKLUSION UND ARBEITSMARKT. SCHAFFEN ... - tuprints
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(die damit potentiell der je individuell zusammengesetzten, multidimensionalen Konstellation sozialer Ausgrenzung entgegenwirkten). 6.4.2 Stabilität „Viele Jugendliche müssen erst wieder ‚fit’ gemacht werden, um eine dauerhafte Chance auf dem Arbeitsmarkt zu haben. Dazu gehören Aspekte wie Motivationssteigerung, Stärkung des Selbstwertgefühls, Entwicklung einer persönlichen Perspektive, die Bearbeitung sozialer Problemlagen, Bewerbungstrainings, etc.“, schreiben Kieselbach/Beelmann (2003: 39). Das Datenmaterial enthält zahlreiche Hinweise sowohl auf mangelnde Stabilität als Merkmal der Zielgruppe als auch stabilisierende Elemente und Effekte durch die Netzwerkkooperation. Wodurch kommt mangelnde Stabilität zum Ausdruck? Zunächst kann hier auf die Ergebnisse der quantitativen Auswertung verwiesen werden. Als Angehörige der Zielgruppe von sozialer Ausgrenzung Bedrohter oder Betroffener können die hier interessierenden Lebenslagen grundsätzlich als instabil bezogen auf die im Standardfragebogen abgefragten Dimensionen gelten. Um dies zu untermauern und zu konkretisieren soll nun der Frage mangelnder Stabilität auf der Basis des qualitativen Datenmaterials nachgegangen werden. Instabilität kommt zunächst in biografische Zäsuren zum Ausdruck, die den Interviews zu entnehmen sind. Hierzu zählt im einen Fall der frühe Tod des Vaters, im anderen die zeitweilige Rückkehr in das unbekannte Heimatland der Eltern. Instabilitäten weisen außerdem die Fälle auf, bei denen (nach Interviewaussagen der Personalreferentin) häufige unentschuldigte Fehlzeiten oder familiäre Überforderungen auftreten oder gar polizeiliche Maßnahmen nötig wurden. In den Interviewaussagen der Projektteilnehmer selbst kommt persönliche Instabilität in Aussagen zum Ausdruck, die von Angst vor ausländerrechtlichen Konsequenzen sprechen (Interviewaussage des Teilnehmers D: „Manchmal hast du Angst. (…) Abschiebung z.B. oder irgendwas kommt dann, kann sein, ich weiß ja nicht.“), die Erfahrungen mit der eigenen Langzeitarbeitslosigkeit reflektieren (Interviewaussagen des Teilnehmers A im Unterkapitel 6.3.1), oder mangelndes Selbstvertrauen, etwa aufgrund schlechter Verständigungsmöglichkeiten wegen mangelnder Sprachkenntnisse (Interviewaussage des Teilnehmers D: „Leute haben mich ausgelacht oder haben über mich geredet, weil ich kein deutsch konnte.“) thematisieren (vgl. auch Interviewaussagen zur Schullaufbahn im Unterkapitel 6.3). Auf mangelnde Stabilität weisen außerdem Aussagen zu Diskrepanzen zwischen Selbst- und Fremdbild (Teilnehmer B: „Mir wurde gesagt, machen Sie erst Förderstufe 217
- ich wollte jedoch gleich zum Realzweig aufsteigen und habe ein Jahr Realschule versucht. Es hat nicht geklappt und ich wurde in die Hauptschule hinuntergestuft.“), beziehungsweise zu „Fehleinschätzungen des eigenen Leistungsvermögens“ (Interviewaussage des Leiters Aus- und Weiterbildung) oder der eigenen Zukunftsaussichten hin (Teilnehmer A: „Ich dachte draußen, (…) krieg ich eine gute Ausbildungsstelle, dachte ich, und es hieß ja, alles locker sein, gut Geld verdienen“). Fehlende Motivation kommt in den Teilnehmerinterviews weniger zum Ausdruck. Eher sind einige Hinweise darauf enthalten, dass die Teilnehmer, sicherlich auch altersbedingt, andere Dinge im Kopf hatten, als sich um ihre schulische oder berufliche Zukunft zu kümmern, was zum Teil auch selbstkritisch kommentiert wurde (Teilnehmer B: „Ich sage mal, in dieser Zeit war ich jung, ich wollte, sagen wir mal, schnell leben - ich kann es jetzt nicht besser formulieren -, Geld verdienen, Auto kaufen, weggehen und so weiter. Das war so meine Vorstellung.“). Die Bedeutung von wahrgenommener Chancenlosigkeit oder Frustrationserlebnissen kommt dagegen in den Bewertungen von Projektbeteiligten zum Ausdruck (Interviewaussage des Paten von B: „Die haben doch sonst keine Chance. Wo sollen die hinkommen?“; Interviewaussage des Leiters Aus- und Weiterbildung: „Das sind Jugendliche, die nicht, zumindest die letzten vier Jahre, auf der normalen Spur gelaufen sind. (…) Die Gruppen sind heterogen. Aber ihnen gemeinsam ist, dass sie auf der normalen Schiene, wie ein Jugendlicher nach Schulabschluss ins Erwerbsleben kommt, erfolglos waren. Sei es, dass sie keinen Schulabschluss haben, seien es aber auch die Realschüler, die aufgrund ihres schlechten Schulabschlusses keinen Ausbildungsplatz gefunden haben. In ihrer Not, was haben sie gemacht, sind sie zur Oberschule gegangen, (…) die hat sie zerbröselt. (…) Sie haben (…) ihr Leistungsvermögen nicht realistisch einschätzen können (…). Und dann sind sie schon fast in einem Lebensalter, wo sie sich stärker bewusst werden, wo sind sie gerade, welche Perspektiven habe ich und sie konnten keine Perspektive mehr erkennen“). Insgesamt kann fehlende Motivation im Kontext von „Jugend mobil“ allerdings eher unterberücksichtigt bleiben, weil das Auswahlverfahren, wie im vorangegangenen Unterkapitel angedeutet, sehr stark auf „aktive“, das heißt auch bereits motivierte, Bewerber zielt. 218 218 Die Motivation kommt in einer Schilderung des Outdoor-Seminars zum Ausdruck (Interviewaussage der Personalreferentin), die hier in Auszügen wiedergegeben werden soll: „Es war also schon enorm, wie die dann auch teilweise selbst nach dem Abendessen, (…) an manchen Abenden haben die dann gesagt, 'also wir haben jetzt keine Zeit, wir müssen uns noch mal zusammensetzen, unsere Firma hat noch was zu besprechen', dann saßen die da und haben dann auf Riesen-Flip-Charts da irgendwas gemalt, und ich hab so gedacht, das ist unglaublich, also beim Seminar mit einer anderen Klientel, die würden sagen, 'also um acht Uhr abends ist aber jetzt mal endgültig Schluss, also um sechs können wir gemeinsam Abendessen, aber jetzt ist gut' oder so. Aber die haben wirklich teilweise bis abends um halb 218
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Zukunftsaussichten hin (Teilnehmer A: „Ich dachte draußen, (…) krieg ich eine gute<br />
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Fehlende Motivation kommt in den Teilnehmerinterviews weniger zum Ausdruck. Eher<br />
sind einige Hinweise darauf enthalten, dass die Teilnehmer, sicherlich auch<br />
altersbedingt, andere Dinge im Kopf hatten, als sich um ihre schulische oder berufliche<br />
Zukunft zu kümmern, was zum Teil auch selbstkritisch kommentiert wurde (Teilnehmer<br />
B: „Ich sage mal, in dieser Zeit war ich jung, ich wollte, sagen wir mal, schnell leben -<br />
ich kann es jetzt nicht besser formulieren -, Geld verdienen, Auto kaufen, weggehen<br />
und so weiter. Das war so meine Vorstellung.“). Die Bedeutung von wahrgenommener<br />
Chancenlosigkeit oder Frustrationserlebnissen kommt dagegen in den Bewertungen<br />
von Projektbeteiligten zum Ausdruck (Interviewaussage des Paten von B: „Die haben<br />
doch sonst keine Chance. Wo sollen die hinkommen?“; Interviewaussage des Leiters<br />
Aus- und Weiterbildung: „Das sind Jugendliche, die nicht, zumindest die letzten vier<br />
Jahre, auf der normalen Spur gelaufen sind. (…) Die Gruppen sind heterogen. Aber<br />
ihnen gemeinsam ist, dass sie auf der normalen Schiene, wie ein Jugendlicher nach<br />
Schulabschluss ins Erwerbsleben kommt, erfolglos waren. Sei es, dass sie keinen<br />
Schulabschluss haben, seien es aber auch die Realschüler, die aufgrund ihres<br />
schlechten Schulabschlusses keinen Ausbildungsplatz gefunden haben. In ihrer Not,<br />
was haben sie gemacht, sind sie zur Oberschule gegangen, (…) die hat sie zerbröselt.<br />
(…) Sie haben (…) ihr Leistungsvermögen nicht realistisch einschätzen können (…).<br />
Und dann sind sie schon fast in einem Lebensalter, wo sie sich stärker bewusst<br />
werden, wo sind sie gerade, welche Perspektiven habe ich und sie konnten keine<br />
Perspektive mehr erkennen“). Insgesamt kann fehlende Motivation im Kontext von<br />
„Jugend mobil“ allerdings eher unterberücksichtigt bleiben, weil das Auswahlverfahren,<br />
wie im vorangegangenen Unterkapitel angedeutet, sehr stark auf „aktive“, das heißt<br />
auch bereits motivierte, Bewerber zielt. 218<br />
218 Die Motivation kommt in einer Schilderung des Outdoor-Seminars zum Ausdruck<br />
(Interviewaussage der Personalreferentin), die hier in Auszügen wiedergegeben werden soll:<br />
„Es war also schon enorm, wie die dann auch teilweise selbst nach dem Abendessen, (…) an<br />
manchen Abenden haben die dann gesagt, 'also wir haben jetzt keine Zeit, wir müssen uns<br />
noch mal zusammensetzen, unsere Firma hat noch was zu besprechen', dann saßen die da<br />
und haben dann auf Riesen-Flip-Charts da irgendwas gemalt, und ich hab so gedacht, das ist<br />
unglaublich, also beim Seminar mit einer anderen Klientel, die würden sagen, 'also um acht Uhr<br />
abends ist aber jetzt mal endgültig Schluss, also um sechs können wir gemeinsam<br />
Abendessen, aber jetzt ist gut' oder so. Aber die haben wirklich teilweise bis abends um halb<br />
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