INKLUSION UND ARBEITSMARKT. SCHAFFEN ... - tuprints
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persönliches Beziehungsnetzwerk um die Teilnahme beworben. Alle vier Teilnehmer<br />
waren ihren Aussagen zufolge mehrfach bei der für sie zuständigen Agentur für Arbeit<br />
vorstellig und hatten Bewerbungsverfahren laufen. Auch der oben als eher passivresigniert<br />
angeführte Teilnehmer B hatte schließlich, so seine eigene Schilderung,<br />
aufgrund eigener Aktivität geschafft: „Ich bin dann zum Arbeitsamt gegangen. Hier<br />
wurde mir gesagt, es gebe da ein Projekt, welches „Jugend Mobil“ heißt. Mir wurde<br />
erklärt, was hier abläuft und ich fand es interessant. Dieser Job war und ist meine<br />
letzte Chance - und dafür habe ich alles getan. Habe mich beworben und meinen<br />
Schwager angerufen, der im Büro fragen wollte, wie es ist. Die Fraport lud mich zum<br />
Einstellungstest ein und es hat alles gut geklappt.“<br />
Bisher ist aus Projektbeschreibung und Interviewanalysen zu „Jugend mobil“ deutlich<br />
geworden, dass hier keine besonderen Aktivierungsstrategien stattfinden, die die<br />
(potentiellen) Teilnehmer auf das Projekt aufmerksam machen. Vielmehr war aktives<br />
Arbeitsmarktverhalten bereits Voraussetzung für die erfolgreichen Bewerber.<br />
Aktivierung zur Steigerung beruflicher Qualifikation ist allerdings ein zentrales und<br />
kontinuierliches Element der Qualifizierungsmaßnahme. Ein Pate (des Teilnehmers A)<br />
formuliert, dass seine Arbeit darauf angelegt sei, „Interesse herauszukitzeln“. Der<br />
Leiter Aus- und Weiterbildung bestätigt in einer Interviewaussage die Bedeutung von<br />
eigener „Lernmotivation“ der Teilnehmer, die im Projekt insbesondere durch einen<br />
„Bezug der Lernziele mit ihrer Lebenswirklichkeit“ gefördert werde. Die Teilnehmer<br />
sollten kontinuierlich erfahren, was durch ihr Lernen besser geht, beziehungsweise,<br />
was nicht funktionieren würde, wenn sie die Lernfortschritte nicht erzielten. Zielsetzung<br />
sei „eine Lernmotivation (…), die im Grunde sich immer wieder selbst regeneriert und<br />
generiert“. Es gehe umgekehrt nicht darum, dass „die was lernen, weil der das sagt da<br />
vorne“.<br />
Mit diesen Hinweisen ist deutlich, dass es sich hier nicht um eine gleichsam<br />
passivierende, vorgesetzte Aktivierung handelt, sondern die Teilnehmer aktiv in das<br />
einbezogen sind, was sie aktiviert. An dieser Stelle wird die Verknüpfung zu dem in der<br />
Diskussion um Exklusion geforderten Subjektcharakter der Individuen offensichtlich. So<br />
beschreibt der Praktikant im Anerkennungsjahr in einer Interviewaussage, wie<br />
anlässlich von Teamtagen Rückmeldungen der Teilnehmer offensiv eingefordert<br />
werden: „Wir fragen ja auch. Wir machen immer zu jedem Team-Tag, egal was für ein<br />
Personalreferentin großer Wert darauf gelegt, dass „großes Interesse an der Arbeit“<br />
(Interviewaussage des Paten des Teilnehmers D) gezeigt wird und die Bewerber „praktisch wie<br />
wenn ein externer Bewerber kommt“ behandelt werden (Interviewaussage der zuständigen<br />
Personalreferentin). „Positiv bleibt dann generell hängen, wenn sie irgendwas gemacht haben,<br />
nach der Schule. Viele haben ja keine Ausbildungsstelle, aber die haben halt dafür beim Toom-<br />
Markt die Flaschen sortiert oder sonst irgendetwas regelmäßig gemacht. Wo man anhand des<br />
Lebenslaufs zwar raussieht, der hat einfach jetzt zwar Pech gehabt, aber der will es, der will es.<br />
Der will gerne arbeiten“ (Interviewaussage des Projektleiters „Jugend mobil“).<br />
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