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- Abb. 52 Veränderungen der Lebensbedingungen aus Sicht der Teilnehmer - 9,00 8,00 7,00 6,00 5,00 4,00 3,00 2,00 1,00 0,00 c) d) a) b) Betrachtet man in einem ersten Schritt die Gesamtentwicklung über beide Teilnehmerjahrgänge hinweg, fällt auf, dass die Zukunftsaussichten mit 7.96 am höchsten und die Einschätzung der eigenen Lebensbedingungen unmittelbar vor Eintritt bei „Jugend mobil“ mit 4.92 am niedrigsten bewertet wurden. Die Einschätzung der aktuellen Lebensbedingungen schließt mit 6.91 schon bis auf einen Punkt zur Einschätzung der eigenen Zukunftsaussichten auf und setzt sich mit zwei Punkten deutlich positiv vom Zeitpunkt des Eintritts bei „Jugend mobil“ ab. Die Zeit fünf Jahre vor Eintritt bei „Jugend mobil“ wird gegenüber der Einschätzung des Zeitpunkts unmittelbar vor Eintritt in das Projekt mit etwa einem halben Punkt positiver bewertet. Abb. 53 zeigt in der Reihenfolge der Jahre (vor fünf Jahren, vor Projekteintritt, heute, in fünf Jahren) eine deutlich aufwärts strebende Linie. Die Lebensbedingungen aus Sicht der Teilnehmer haben sich, unter dem Vorbehalt der methodischen Anmerkungen zu retrospektiven Einschätzungen im Unterkapitel 5.2, kontinuierlich verbessert und sie sehen optimistisch in die Zukunft. Im Vergleich der Jahrgänge kann zunächst festgehalten werden, dass in beiden die Einschätzung der eigenen Zukunftsaussichten am höchsten bewertet wurde und die Sprünge in der Einschätzung der Lebensbedingungen vom Zeitpunkt vor Eintritt in das Projekt und zum Zeitpunkt der Befragung deutlich positiv auffallen. Grundstimmung und Zukunftsperspektiven scheinen sich für die Teilnehmer der einzelnen Jahrgänge jeweils positiv verändert zu haben. Die Unterschiede zwischen den Einschätzungen der beiden Jahrgänge legen keine Einschränkung dieser übergreifenden Interpretation nahe. Bezüglich ihrer Hintergründe können nur Plausibilitätsüberlegungen angestellt werden. So könnte in den höheren 2005 2006 Gesamt 203

Werten der aktuellen und perspektivischen Aussichten im jüngeren Teilnehmerjahrgang die Euphorie von Anfängern zum Ausdruck kommen. Es bleibt Unterkapitel 6.5 vorbehalten, Verbindungslinien zwischen diesem übergreifenden Trend, der klar auf neue Perspektiven hindeutet, und den konkreten Erfahrungen und Einsichten von Projektteilnehmern und –beteiligten zu knüpfen. 6.3 Biografische Skizzen von Teilnehmern am Projekt „Jugend mobil“ Am 8. Dezember 2006 wurden Interviews mit zwei Teilnehmern des Projektes („A“ und „B“), sowie deren Paten im Unternehmen und der zuständigen Personalreferentin geführt. Am 5. Januar 2007 folgten zwei weitere Interviews mit Teilnehmern („C“ und „D“) und einem weiteren Paten. Die Auswertung erfolgt hier zunächst in vier biografischen Skizzen, die die Lebensbedingungen und -einstellungen dieser Teilnehmer nachzeichnen und die aggregierte Auswertung des vorangegangenen Unterkapitels vertiefen (6.3.1 - 6.3.4). In einem weiteren Schritt wird die Zielgruppenerreichung in diesen vier Fällen überprüft (6.3.5). 6.3.1 Teilnehmer A Teilnehmer A stammt aus einer türkischen Familie, die ihre Wurzeln in Anatolien hat, und bei der er wohnt. Er ist 18 Jahre alt, besitzt die deutsche Staatsbürgerschaft und hat eine jüngere, noch schulpflichtige Schwester. An Freizeitverhalten gibt er, neben „mit Freunden weggehen“, „Body-building“ beziehungsweise „Fitness“ an. Sein Vater arbeitet bei Fraport in der Flugzeugabfertigung. A hat die Grundschule und anschließend eine Förderstufe besucht. Er berichtet: „Dort waren meine Leistungen nicht so entsprechend, und zwar ich bin halt so einer gewesen, der nicht so lernen wollte.“ In der Gesamtschule hat A den Realschulabschluss versucht, ihn jedoch nicht bestanden („hab dort nicht gelernt, es war mein Fehler“, öfter „Schule geschwänzt, zum Beispiel am Nachmittag“) und die Schule dann mit dem Hauptschulabschluss verlassen. Seine Zukunftserwartungen waren nach eigenen Aussagen optimistisch: „Ich dachte draußen (…) krieg ich eine gute Ausbildungsstelle, dachte ich, und es hieß ja, alles locker (…), gut Geld verdienen. Ja, aber die Lehrer haben immer gesagt, ‚ja, es wird hart draußen sein’ (…), habe ich nicht geglaubt, mir ging's alles in ein Ohr rein, aus einem Ohr raus.“ A hat anschließend „30, 40 Bewerbungen“, unter anderem zur Ausbilung als Fachkraft für Lagerlogistik, geschrieben, ohne Erfolg zu haben. A gibt an, insgesamt eineinhalb Jahre arbeitslos gewesen zu sein: „Aber nebenbei habe ich so gejobbt, Baustelle, Gartenarbeit halt, Gardinen aufhängen, und ja, alles so Sachen“. Dennoch wertet er die Zeit eindeutig negativ: „Anderthalb Jahre ohne Arbeit, 204

Werten der aktuellen und perspektivischen Aussichten im jüngeren<br />

Teilnehmerjahrgang die Euphorie von Anfängern zum Ausdruck kommen.<br />

Es bleibt Unterkapitel 6.5 vorbehalten, Verbindungslinien zwischen diesem<br />

übergreifenden Trend, der klar auf neue Perspektiven hindeutet, und den konkreten<br />

Erfahrungen und Einsichten von Projektteilnehmern und –beteiligten zu knüpfen.<br />

6.3 Biografische Skizzen von Teilnehmern am Projekt „Jugend mobil“<br />

Am 8. Dezember 2006 wurden Interviews mit zwei Teilnehmern des Projektes („A“ und<br />

„B“), sowie deren Paten im Unternehmen und der zuständigen Personalreferentin<br />

geführt. Am 5. Januar 2007 folgten zwei weitere Interviews mit Teilnehmern („C“ und<br />

„D“) und einem weiteren Paten. Die Auswertung erfolgt hier zunächst in vier<br />

biografischen Skizzen, die die Lebensbedingungen und -einstellungen dieser<br />

Teilnehmer nachzeichnen und die aggregierte Auswertung des vorangegangenen<br />

Unterkapitels vertiefen (6.3.1 - 6.3.4). In einem weiteren Schritt wird die<br />

Zielgruppenerreichung in diesen vier Fällen überprüft (6.3.5).<br />

6.3.1 Teilnehmer A<br />

Teilnehmer A stammt aus einer türkischen Familie, die ihre Wurzeln in Anatolien hat,<br />

und bei der er wohnt. Er ist 18 Jahre alt, besitzt die deutsche Staatsbürgerschaft und<br />

hat eine jüngere, noch schulpflichtige Schwester. An Freizeitverhalten gibt er, neben<br />

„mit Freunden weggehen“, „Body-building“ beziehungsweise „Fitness“ an. Sein Vater<br />

arbeitet bei Fraport in der Flugzeugabfertigung.<br />

A hat die Grundschule und anschließend eine Förderstufe besucht. Er berichtet: „Dort<br />

waren meine Leistungen nicht so entsprechend, und zwar ich bin halt so einer<br />

gewesen, der nicht so lernen wollte.“ In der Gesamtschule hat A den<br />

Realschulabschluss versucht, ihn jedoch nicht bestanden („hab dort nicht gelernt, es<br />

war mein Fehler“, öfter „Schule geschwänzt, zum Beispiel am Nachmittag“) und die<br />

Schule dann mit dem Hauptschulabschluss verlassen. Seine Zukunftserwartungen<br />

waren nach eigenen Aussagen optimistisch: „Ich dachte draußen (…) krieg ich eine<br />

gute Ausbildungsstelle, dachte ich, und es hieß ja, alles locker (…), gut Geld<br />

verdienen. Ja, aber die Lehrer haben immer gesagt, ‚ja, es wird hart draußen sein’ (…),<br />

habe ich nicht geglaubt, mir ging's alles in ein Ohr rein, aus einem Ohr raus.“<br />

A hat anschließend „30, 40 Bewerbungen“, unter anderem zur Ausbilung als Fachkraft<br />

für Lagerlogistik, geschrieben, ohne Erfolg zu haben.<br />

A gibt an, insgesamt eineinhalb Jahre arbeitslos gewesen zu sein: „Aber nebenbei<br />

habe ich so gejobbt, Baustelle, Gartenarbeit halt, Gardinen aufhängen, und ja, alles so<br />

Sachen“. Dennoch wertet er die Zeit eindeutig negativ: „Anderthalb Jahre ohne Arbeit,<br />

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