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Die Prozesse der Datenerhebung und –auswertung waren, der Grounded Theory gemäß, ineinander verwoben. Die Auswahl der jeweils nächsten Interviewpartner erfolgte im Prozess auf der Basis der Notwendigkeit weiterer Datensammlung, die sich aus dem bereits vorhandenen Material ergab. 5.4 Zwischenfazit VI Grounded Theory ist laut Heiner Legewie (im deutschen Vorwort zu Strauss/Corbin: 1996) vor allem dort sinnvoll anzuwenden, wo „eine komplexe soziale Wirklichkeit nicht allein durch Zahlen erfassbar ist“ und „wo es um sprachvermittelte Handlungs- und Sinnzusammenhänge geht“ (kritisch zu diesem Ansatz: Flick: 5 2000, 205f.; Lamnek: 2 1993, 128f.). Beides ist in Konstruktion und Arbeitsweise des zu untersuchenden sozialen Netzwerks gegeben: Sie stellen gleichsam einen prototypischen Ausschnitt einer komplexen, um ein Problem gruppierten Wirklichkeit dar. Kommunikation, die den sprachvermittelten Handlungs- und Sinnzusammenhang herstellt, spielt sowohl bezogen auf Interaktionen und Zielerreichung der Netzwerke als auch bezogen auf die Vorgehensweise bei ihrer wissenschaftlichen Untersuchung eine zentrale Rolle. Der Ansatz der Grouded Theory erlaubt außerdem die Integration der Meso-Ebene des regionalen Netzwerkes mit der Makro-Ebene des bundesweiten Netzwerks und seiner Umgebung und der Mikro-Ebene der Individuen, wie sie Marsh eingefordert hat. 208 Der Bedeutung des Vergleichs bei der Analyse von Netzwerken wird die Vorgehensweise hohes Maß an Flexibilität im Einsatz von Forschungsmethoden gefragt. Die Interviewmethode entspricht zudem der Betonung des Subjekts in der Exklusionsforschung. Gleichzeitig wird durch die Ermöglichung von Eingriffen einigen Problemen narrativer Interviews, wie der erzählerischen Konstruktion, Erinnerungslücken, bewussten Auslassungen oder der Gefahr der Gleichsetzung von Erzählung und Erfahrung vorgebeugt (vgl. zum narrativen Interview Flick: 5 2000, 123). Damit sind die „Grenzen der Methode“ (ebd.: 108) nicht ausgeräumt, jedoch hinreichend benannt, um im konkreten Forschungsprozess gegebenenfalls berücksichtigt und um weitere Verfahren ergänzt zu werden. 208 Daugbjerg/Marsh (1998) führen den Gedanken der Integration von Meso-, Makro- und Mikro- Level weiter aus. Ihnen wird hier in einigen Grundannahmen gefolgt, so etwa, dass „the policy network approach is best treated as a meso-level framework, which, if it is to have explanatory utility, needs to be integrated with both micro-level and macro-level analysis“ (ebd.: 52). Bezüglich der Makro-Ebene wird unterstellt, dass „policy outcomes are not just a function of what occurs in the network; they are also strongly influenced by the economic, political and ideological context within which the network operates. [...] Macro-analysis can help explain both the membership of networks and how networks are constrained by the social, economic and political context within which they are located“(ebd.: 54). „One way of integration [...] is to put the meso-level at the centre of the analysis and search for macro-level variables which have a direct impact upon the meso-level (ebd.: 60f.). Die Mikro-Ebene auf der anderen Seite „can help network analysis explain outcomes“(ebd.: 54), „however [...] any explanation of behaviour in networks must acknowledge the dialectical relationship between the structure of the networks and the actions of the members of the network (ebd.: 67). Allerdings soll die Integration der Makro-Ebene nicht wie in Daugbjerg/Marsh vorgeschlagen theoriegeleitet und die Integration der Mikro-Ebene nicht mit Hilfe des Rational Choice- Ansatzes, auch nicht in seiner Vertiefung unter dem Gesichtspunkt der bounded rationality, geschehen. Stattdessen sollen hier das „paradigmatische Modell“ (Strauss/Corbin: 1996, 78ff.) und die „Bedingungsmatrix“ (ebd.: 132ff.) der Grounded Theory greifen. 179

nach der Grounded Theory gerecht. Wie im Unterkapitel 5.1 ausgeführt, ist der Vergleich zentrales Merkmal des theoretischen sampling, der Methodik, mit der die Datenauswahl im Rahmen der Grounded Theory gesteuert wird (vgl. Strauss/Corbin: 1996: 148ff.). Interviews liefern den Hauptteil der Datenbasis für die Analyse der Wirkungen und Beiträge der Netzwerkarbeit für die Verbesserung der Situation von Benachteiligten. Die Dynamik des Prozesses wird in den biografisch orientierten Interviews und durch Datensammlung an unterschiedlichen Punkten des Prozesses einzufangen versucht. Netzwerke werden in dieser Arbeit in ihrer Einbettung in weitere Ebenen erfasst. Interaktionen der beteiligten Akteure können bezüglich ihrer Bedingungen und Wirkungen analysiert werden. Die Ergebnisse des literaturgestützten Kapitels 2 können für die weitere Untersuchung fruchtbar gemacht werden. Mit der Grounded Theory steht ein ambitioniertes, aber überaus geeignetes Instrumentarium für die Bearbeitung der Fragestellung zur Verfügung Die Fragestellung ist hinreichend offen im Sinne der Voraussetzungen für die Anwendung einer Grounded Theory und ebenso hinreichend spezifisch, um direkt an offene Fragen der Forschung anzuknüpfen, wie sie von Börzel (1998: 267) formuliert wurden: „First, it still remains to be shown that policy networks [...] are relevant for policy process and policy outcome [...]. Second, [...] the conditions have to be specified under which policy networks may enhance the efficiency and legitimacy of policy-making and under which they deploy the opposite effect.“ Mit Hilfe des hier gewählten Untersuchungsgegenstandes, der auf ihn bezogenen Fragestellung und des nun dargestellten Forschungsdesigns kann somit für einen Teilaspekt der Politiknetzwerkforschung untersucht werden, ob ein bestimmter Typus von Netzwerken für eine bestimmte Zielgruppe unter bestimmten Bedingungen bestimmte Wirkungen entfalten kann. 180

Die Prozesse der Datenerhebung und –auswertung waren, der Grounded Theory<br />

gemäß, ineinander verwoben. Die Auswahl der jeweils nächsten Interviewpartner<br />

erfolgte im Prozess auf der Basis der Notwendigkeit weiterer Datensammlung, die sich<br />

aus dem bereits vorhandenen Material ergab.<br />

5.4 Zwischenfazit VI<br />

Grounded Theory ist laut Heiner Legewie (im deutschen Vorwort zu Strauss/Corbin:<br />

1996) vor allem dort sinnvoll anzuwenden, wo „eine komplexe soziale Wirklichkeit nicht<br />

allein durch Zahlen erfassbar ist“ und „wo es um sprachvermittelte Handlungs- und<br />

Sinnzusammenhänge geht“ (kritisch zu diesem Ansatz: Flick: 5 2000, 205f.; Lamnek:<br />

2<br />

1993, 128f.). Beides ist in Konstruktion und Arbeitsweise des zu untersuchenden<br />

sozialen Netzwerks gegeben: Sie stellen gleichsam einen prototypischen Ausschnitt<br />

einer komplexen, um ein Problem gruppierten Wirklichkeit dar. Kommunikation, die den<br />

sprachvermittelten Handlungs- und Sinnzusammenhang herstellt, spielt sowohl<br />

bezogen auf Interaktionen und Zielerreichung der Netzwerke als auch bezogen auf die<br />

Vorgehensweise bei ihrer wissenschaftlichen Untersuchung eine zentrale Rolle.<br />

Der Ansatz der Grouded Theory erlaubt außerdem die Integration der Meso-Ebene des<br />

regionalen Netzwerkes mit der Makro-Ebene des bundesweiten Netzwerks und seiner<br />

Umgebung und der Mikro-Ebene der Individuen, wie sie Marsh eingefordert hat. 208 Der<br />

Bedeutung des Vergleichs bei der Analyse von Netzwerken wird die Vorgehensweise<br />

hohes Maß an Flexibilität im Einsatz von Forschungsmethoden gefragt. Die Interviewmethode<br />

entspricht zudem der Betonung des Subjekts in der Exklusionsforschung. Gleichzeitig wird<br />

durch die Ermöglichung von Eingriffen einigen Problemen narrativer Interviews, wie der<br />

erzählerischen Konstruktion, Erinnerungslücken, bewussten Auslassungen oder der Gefahr der<br />

Gleichsetzung von Erzählung und Erfahrung vorgebeugt (vgl. zum narrativen Interview Flick:<br />

5 2000, 123). Damit sind die „Grenzen der Methode“ (ebd.: 108) nicht ausgeräumt, jedoch<br />

hinreichend benannt, um im konkreten Forschungsprozess gegebenenfalls berücksichtigt und<br />

um weitere Verfahren ergänzt zu werden.<br />

208 Daugbjerg/Marsh (1998) führen den Gedanken der Integration von Meso-, Makro- und Mikro-<br />

Level weiter aus. Ihnen wird hier in einigen Grundannahmen gefolgt, so etwa, dass „the policy<br />

network approach is best treated as a meso-level framework, which, if it is to have explanatory<br />

utility, needs to be integrated with both micro-level and macro-level analysis“ (ebd.: 52).<br />

Bezüglich der Makro-Ebene wird unterstellt, dass „policy outcomes are not just a function of<br />

what occurs in the network; they are also strongly influenced by the economic, political and<br />

ideological context within which the network operates. [...] Macro-analysis can help explain both<br />

the membership of networks and how networks are constrained by the social, economic and<br />

political context within which they are located“(ebd.: 54). „One way of integration [...] is to put<br />

the meso-level at the centre of the analysis and search for macro-level variables which have a<br />

direct impact upon the meso-level (ebd.: 60f.). Die Mikro-Ebene auf der anderen Seite „can help<br />

network analysis explain outcomes“(ebd.: 54), „however [...] any explanation of behaviour in<br />

networks must acknowledge the dialectical relationship between the structure of the networks<br />

and the actions of the members of the network (ebd.: 67).<br />

Allerdings soll die Integration der Makro-Ebene nicht wie in Daugbjerg/Marsh vorgeschlagen<br />

theoriegeleitet und die Integration der Mikro-Ebene nicht mit Hilfe des Rational Choice-<br />

Ansatzes, auch nicht in seiner Vertiefung unter dem Gesichtspunkt der bounded rationality,<br />

geschehen. Stattdessen sollen hier das „paradigmatische Modell“ (Strauss/Corbin: 1996, 78ff.)<br />

und die „Bedingungsmatrix“ (ebd.: 132ff.) der Grounded Theory greifen.<br />

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