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Daten. 183 Ziele sind dabei „konzeptuelle Dichte“ und „konzeptuelle Spezifität“ (ebd.: 116). Das Stellen von Fragen, Aufstellen von Hypothesen und Anstellen von Vergleichen sind während des gesamten Forschungsprozesses zentral. Mittels eines konstanten Wechselspiels „zwischen Aufstellen und Überprüfen“ (ebd.: 89) von Hypothesen, einer Kombination „aus induktivem und deduktivem Denken“ (ebd.: 107) wird die emergierende Theorie im Gegenstand verankert. Die dargestellten Verfahrensschritte finden dabei im realen Forschungsprozess parallel und ineinander verwoben statt (ebd.: 117). Durch die Analyse von Prozessaspekten wird die Grounded Theory zu einer dynamischen Theorie, wobei „realistischerweise [...] niemals alle in der Wirklichkeit auftretenden Veränderungen und Bewegungen“ erfasst werden können (ebd.: 122). 184 Memos, Diagramme (ebd.: 169-192) und der Einsatz von Spezialsoftware kommen unterstützend in Frage. Nach dem Einstieg mit einer weit gefassten Fragestellung und der Festlegung eines Untersuchungsgegenstands muss eine Entscheidung über die Art der zu verwendenden Daten getroffen werden. Eine Modifikation dieser Entscheidungen im weiteren Forschungsprozess bleibt dabei möglich (vgl. Strauss/Corbin: 1996, 151). Die Auswahl der Datenquellen, Fälle, Stichproben oder Ereignisse erfolgt bei der Grounded Theory „auf der Basis von Konzepten, die eine bestätigte theoretische Relevanz für die sich entwickelnde Theorie besitzen“ (ebd.: 148) und wird, wie bereits erwähnt, theoretisches sampling genannt (vgl. auch Flick: 5 2000, 81ff.). Es geht hier nicht um Repräsentativität wie in der quantitativ ausgerichteten Forschung, was nicht heißt, dass Statistiken und Zählverfahren von vorneherein unberücksichtigt bleiben. Die theoretische Formulierung gilt entsprechend zunächst nur für die vorgefundene Situation (Bereichsbezogenheit). Eine bestätigte theoretische Relevanz liegt dann vor, wenn Konzepte „beim Vergleichen bei einem Vorfall nach dem anderen entweder immer wieder auftauchen oder ganz offensichtlich abwesend sind“ (Strauss/Corbin: 1996, 148). Für das Aufspüren dieser Konzepte hält die Grounded Theory spezielle Techniken zur Erhöhung der theoretischen Sensibilität bereit (ebd.: 56-74). Wichtig ist, dass sich die spezifischen Sampling-Entscheidungen während des Forschungsprozesses ergeben und nicht von vorneherein festgelegt werden können, da ansonsten keine Offenheit für Neues gegeben wäre. Die anfänglichen Auswahlkriterien für den Beginn der 183 “Those who adopt an analytical approach should never forget that reality is richer than abstract categories, and should continually review them in order to take into account of new data or new interpretations of old data“ (Bobbio: 1996, 93). 184 Diese Prozessbezogenheit führt zum Spezifikum der „Offenheit in der sozialwissenschaftlichen Begriffsbildung“, die der „Prozesshaftigkeit von Sozialität“ entspricht“ (Hildenbrand im Vorwort zu Strauss: 2 1998, 14). 145

Untersuchung sind vorläufiger Natur; es ist nicht möglich, das Forschungsdesign insgesamt zu planen. Die Vorgehensweise beim sampling ist verknüpft mit den Kodier-Schritten: Zunächst ist das sampling „offen“ in dem Sinne, dass die Fall- oder Stichprobenauswahl eher unspezifisch und auf Entdeckung ausgelegt ist. Eine Kombination von gezielter Suche nach vergleichbaren Daten, systematischem Vorgehen und zufälligen Beobachtungen hilft beim Auffinden möglichst vieler für die Untersuchung relevanter Konzepte. Während des axialen Kodierens ist das sampling auf das Aufdecken und Validieren von Beziehungen der Kategorien zueinander ausgelegt. Es geht unter anderem darum, auf der dimensionalen Ebene der Daten Unterschiede auszumachen. Während des selektiven Kodierens wird schließlich im Wege eines „diskriminierenden Sampling“ (ebd.: 158) gezielt zur Überprüfung der aufgestellten Beziehungen vorgegangen, so lange bis eine „theoretische Sättigung“ für jede Kategorie erzielt ist und der rote Faden der Geschichte und die Beziehungen zwischen den Kategorien anhand der Daten verifiziert werden können. Dabei kommen sämtliche sozialwissenschaftlich relevante Datenquellen in Betracht – sofern sie zur Verfügung stehen. Insbesondere wird hier auch dem Alltagswissen sowohl des Forschers als auch seiner Interviewpartner eine Rolle beigemessen und dieses systematisch genutzt (und dabei als Datenquelle explizit gemacht). Im vorliegenden Fall bedeutet dies, dass Literatur und (Einzel- und Gruppen-) Interviews zu den wichtigsten Quellen zählen, aber auch teilnehmender Beobachtung eine Bedeutung zukommt. Die beschriebenen Kodiertechniken kommen sowohl zur Primärals auch zur Sekundäranalyse in Betracht (ebd.: 160). Kreativität und Entdecken sind zentrale Aspekte der Grounded Theory. Strauss und Corbin warnen davor, „sich so sehr in die Literatur [zu] vergraben, dass wir in unseren kreativen Bemühungen durch unsere Literaturkenntnis eingeschränkt oder sogar erstickt werden“ (ebd.: 33). Dies trägt der Tatsache Rechnung, dass es heute kaum möglich ist, die gesamte Literatur eines (auch nur politikfeldbezogenen) Forschungsbereichs zu kennen, und ist ein Plädoyer für den Einsatz der eigenen Kreativität des Forschers. Dass dieses Plädoyer nicht missverstanden werden darf als Aufforderung, voraussetzungslos und ohne Hintergrundwissen in einen Forschungsprozess zu gehen, versteht sich. Es gilt dann „im Zusammenspiel von Lesen der Literatur und ihrem Analysieren, um anschließend ins Feld zu gehen und sie an der Realität zu validieren, (...) ein integriertes Bild entstehen [zu] lassen“ (ebd.: 37) und so den konzeptuellen Reichtum einer Theorie zu erhöhen. 146

Daten. 183 Ziele sind dabei „konzeptuelle Dichte“ und „konzeptuelle Spezifität“ (ebd.:<br />

116).<br />

Das Stellen von Fragen, Aufstellen von Hypothesen und Anstellen von Vergleichen<br />

sind während des gesamten Forschungsprozesses zentral. Mittels eines konstanten<br />

Wechselspiels „zwischen Aufstellen und Überprüfen“ (ebd.: 89) von Hypothesen, einer<br />

Kombination „aus induktivem und deduktivem Denken“ (ebd.: 107) wird die<br />

emergierende Theorie im Gegenstand verankert. Die dargestellten Verfahrensschritte<br />

finden dabei im realen Forschungsprozess parallel und ineinander verwoben statt<br />

(ebd.: 117). Durch die Analyse von Prozessaspekten wird die Grounded Theory zu<br />

einer dynamischen Theorie, wobei „realistischerweise [...] niemals alle in der<br />

Wirklichkeit auftretenden Veränderungen und Bewegungen“ erfasst werden können<br />

(ebd.: 122). 184 Memos, Diagramme (ebd.: 169-192) und der Einsatz von<br />

Spezialsoftware kommen unterstützend in Frage.<br />

Nach dem Einstieg mit einer weit gefassten Fragestellung und der Festlegung eines<br />

Untersuchungsgegenstands muss eine Entscheidung über die Art der zu<br />

verwendenden Daten getroffen werden. Eine Modifikation dieser Entscheidungen im<br />

weiteren Forschungsprozess bleibt dabei möglich (vgl. Strauss/Corbin: 1996, 151).<br />

Die Auswahl der Datenquellen, Fälle, Stichproben oder Ereignisse erfolgt bei der<br />

Grounded Theory „auf der Basis von Konzepten, die eine bestätigte theoretische<br />

Relevanz für die sich entwickelnde Theorie besitzen“ (ebd.: 148) und wird, wie bereits<br />

erwähnt, theoretisches sampling genannt (vgl. auch Flick: 5 2000, 81ff.). Es geht hier<br />

nicht um Repräsentativität wie in der quantitativ ausgerichteten Forschung, was nicht<br />

heißt, dass Statistiken und Zählverfahren von vorneherein unberücksichtigt bleiben.<br />

Die theoretische Formulierung gilt entsprechend zunächst nur für die vorgefundene<br />

Situation (Bereichsbezogenheit).<br />

Eine bestätigte theoretische Relevanz liegt dann vor, wenn Konzepte „beim<br />

Vergleichen bei einem Vorfall nach dem anderen entweder immer wieder auftauchen<br />

oder ganz offensichtlich abwesend sind“ (Strauss/Corbin: 1996, 148). Für das<br />

Aufspüren dieser Konzepte hält die Grounded Theory spezielle Techniken zur<br />

Erhöhung der theoretischen Sensibilität bereit (ebd.: 56-74). Wichtig ist, dass sich die<br />

spezifischen Sampling-Entscheidungen während des Forschungsprozesses ergeben<br />

und nicht von vorneherein festgelegt werden können, da ansonsten keine Offenheit für<br />

Neues gegeben wäre. Die anfänglichen Auswahlkriterien für den Beginn der<br />

183 “Those who adopt an analytical approach should never forget that reality is richer than<br />

abstract categories, and should continually review them in order to take into account of new<br />

data or new interpretations of old data“ (Bobbio: 1996, 93).<br />

184 Diese Prozessbezogenheit führt zum Spezifikum der „Offenheit in der<br />

sozialwissenschaftlichen Begriffsbildung“, die der „Prozesshaftigkeit von Sozialität“ entspricht“<br />

(Hildenbrand im Vorwort zu Strauss: 2 1998, 14).<br />

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