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4. DIE INITIATIVE FÜR BESCHÄFTIGUNG! Vor dem theoretischen Hintergrund des vorigen Kapitels werden nachfolgend die bundesweite Initiative für Beschäftigung! und das regionale Netzwerk Rhein-Main vorgestellt. Ausgewertet wurden hierfür neben den Eindrücken aus teilnehmender Beobachtung sämtliche verfügbaren Materialien, darunter Veröffentlichungen der Initiative für Beschäftigung!, Tagungs- und Sitzungsunterlagen und der Internetauftritt der Initiative (www.initiative-fuer-beschaeftigung.de). Ergänzend wurden Experteninterviews als Leitfadeninterviews zur Absicherung und Ergänzung der Analyse geführt. 4.1 Die bundesweite Initiative für Beschäftigung!: Gründung, Kernidee, Ziele und Arbeitsweise Die Initiative für Beschäftigung! war am 26. Oktober 1998 in Frankfurt von den drei Gründern Reinhard Mohn (Bertelsmann Stiftung), Hubertus Schmoldt (Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie) und Jürgen Strube (BASF Aktiengesellschaft) zunächst auf drei Jahre befristet ins Leben gerufen worden. Am 8. Dezember 1998 wurde sie in Ludwigshafen am Rhein der Öffentlichkeit vorgestellt, nachdem in der Zwischenzeit weitere zwölf Mitwirkende auf Spitzenebene aus unterschiedlichen Regionen Deutschlands zur Mitarbeit gewonnen 147 und 53 erste Initiativen und Projekte präsentiert werden konnten (vgl. Tscheulin u.a.: 1998). Die in einem bundesweiten Initiativkreis zusammen geschlossenen Mitglieder waren angetreten, in ihren Regionen jeweils regionale Netzwerke der Initiative zu gründen und hierfür die geeigneten Partner aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen zu gewinnen, beziehungsweise ihren Sachverstand in die Arbeit der Initiative einzubringen (vgl. Strube: 1998). Diesem Gründungsgeschehen war das „Diskursprojekt Bausteine für ein 147 Bei diesen insgesamt fünfzehn Mitgliedern handelte es sich um Jörg Menno Harms, Vorsitzender der Geschäftsführung der Hewlett-Packard GmbH (Funktionen auch nachfolgend jeweils zum genannten Zeitpunkt), Ulrich Hartmann, Vorsitzender des Vorstands der VEBA AG (Düsseldorf), Heinz-Eberhard Holl, Oberkreisdirektor des Landkreises Osnabrück, Dr. Dieter Hundt, Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Bernhard Jagoda, Präsident der Bundesanstalt (heute: Bundesagentur) für Arbeit (Nürnberg), Dr. Klaus Mangold, Vorsitzender des Vorstands der Daimler Benz InterServices (debis) AG (Berlin), Reinhard Mohn, Mitglied des Vorstands der Bertelsmann Stiftung (Gütersloh), Dr. Michael Otto, Vorsitzender des Vorstands des Otto Versands GmbH & Co. (Hamburg), Bernd Pischetsrieder, Vorsitzender des Vorstands der BMW AG (München), Hubertus Schmoldt, Vorsitzender der IG BCE (Hannover), Dr. Hermann Scholl, Vorsitzender der Geschäftsführung der Bosch GmbH (Stuttgart), Walter Christian Steinbach, Regierungspräsident Leipzig, Dr. Jürgen Strube, Vorsitzender des Vorstands der BASF Aktiengesellschaft (Ludwigshafen), Dr. Mark Wössner, Vorsitzender des Vorstands der Bertelsmann Stiftung (Gütersloh) und Bernd Wrede, Vorsitzender des Vorstands der Hapag Lloyd AG (Hamburg). Die Ansprache erfolgte, nach Aussage des langjährigen Projektleiters der Koordinierungsstelle, in der Regel direkt über ein Schneeballsystem auf Spitzenebene. 103

zukunftsfähiges Deutschland“ vorausgegangen, das im Auftrag des Verbands der Chemischen Industrie (VCI) und der damaligen Industriegewerkschaft Chemie-Papier- Keramik (heute: Bergbau – Chemie – Energie) durchgeführt wurde (vgl. IFOK (Hg.): 1997). Dem Diskurs sollten, nach einer Interviewaussage des langjährigen Projektleiters der Koordinierungsstelle am IFOK, praktische Taten folgen, die insbesondere die soziale Dimension der Nachhaltigkeit mit Leben füllen konnten. Statt des VCI übernahm deren größtes Verbandsmitglied, die BASF Aktiengesellschaft, zusammen mit der Chemie-Gewerkschaft und der Bertelsmann-Stiftung als neuem Partner die Beauftragung. Die Initiative für Beschäftigung! ist von ihrem Selbstverständnis her – trotz Beteiligung aus anderen gesellschaftlichen Bereichen – eine Unternehmerinitiative: die „größte konzertierte Aktion der deutschen Wirtschaft zum Thema Beschäftigung“ (vgl. Initiative für Beschäftigung (Hg.): 2000, 2). 148 Dies ist vor allem vor dem Hintergrund zu sehen, dass Unternehmen die Finanziers der Netzwerkaktivitäten 149 sind, wenn auch die jeweiligen Projekte in der Regel durch einen Finanzierungsmix realisiert werden. Die Zusammenarbeit soll dabei dezidiert nicht nur Unternehmen beziehungsweise Vertreter der Wirtschaft umfassen: Die Initiatoren bezeichnen die Initiative als „Modell für eine kooperative gesellschaftliche Strategie, die traditionelle Grenzen von Institutionen überwindet und über geografische oder organisatorische Grenzen hinweg zusammenarbeitet“ (Bertelsmann Stiftung (Hg.) (2000), 5). Als Kernidee der Initiative führten deren Gründer an, dass die „schwierige Beschäftigungssituation in Deutschland“ als „eines der drängendsten Probleme unserer Zeit [...] gute Ideen, eine Vernetzung aller entscheidenden Kräfte sowie die Entwicklung konkreter Beschäftigungsprojekte“ erfordere (vgl. Bertelsmann Stiftung (Hg.): 2000, 5). Ihnen geht es um die Übernahme gesellschaftspolitischer Verantwortung, der sich „angesichts von vier Millionen Arbeitslosen in Deutschland niemand [...] entziehen“ darf. Da einzelne Akteure oder Akteursgruppen, seien es Politik oder Großorganisationen, alleine nicht in der Lage sind, unter den Bedingungen dynamischer Entwicklung in der Welt dem Problem Herr zu werden, wurde die 148 Dies schließt nicht aus, dass in einigen Regionen die öffentliche Hand der eigentliche Treiber der Netzwerkaktivitäten war oder in anderen die Beteiligung aus der Wirtschaft hinter den Erwartungen der Initiatoren zurückgeblieben ist. Entsprechend kann das Selbstverständnis in einzelnen Regionen bezogen auf die regionalen Netzwerkaktivitäten auch anders gelagert sein oder sich auf unterschiedlichen Ebenen des Netzwerks auch innerhalb einer Region differenziert darstellen. 149 Finanziert werden unter anderem ein Büro („Koordinierungsstelle“) der Initiative beim Institut für Organisationskommunikation (IFOK), die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (Newsletter, Broschüren, Anzeigen, Presseinformationen, Pressekonferenzen, TV-Spots, Veranstaltungen, Internetauftritt), Gremien- und Arbeitskreissitzungen und Workshops auf Bundesebene, sachliche Ausstattung wie Briefpapier, Messestand, Mappen und mittels Kofinanzierung auch bundesweite Projekte. 104

zukunftsfähiges Deutschland“ vorausgegangen, das im Auftrag des Verbands der<br />

Chemischen Industrie (VCI) und der damaligen Industriegewerkschaft Chemie-Papier-<br />

Keramik (heute: Bergbau – Chemie – Energie) durchgeführt wurde (vgl. IFOK (Hg.):<br />

1997). Dem Diskurs sollten, nach einer Interviewaussage des langjährigen<br />

Projektleiters der Koordinierungsstelle am IFOK, praktische Taten folgen, die<br />

insbesondere die soziale Dimension der Nachhaltigkeit mit Leben füllen konnten. Statt<br />

des VCI übernahm deren größtes Verbandsmitglied, die BASF Aktiengesellschaft,<br />

zusammen mit der Chemie-Gewerkschaft und der Bertelsmann-Stiftung als neuem<br />

Partner die Beauftragung.<br />

Die Initiative für Beschäftigung! ist von ihrem Selbstverständnis her – trotz Beteiligung<br />

aus anderen gesellschaftlichen Bereichen – eine Unternehmerinitiative: die „größte<br />

konzertierte Aktion der deutschen Wirtschaft zum Thema Beschäftigung“ (vgl. Initiative<br />

für Beschäftigung (Hg.): 2000, 2). 148 Dies ist vor allem vor dem Hintergrund zu sehen,<br />

dass Unternehmen die Finanziers der Netzwerkaktivitäten 149 sind, wenn auch die<br />

jeweiligen Projekte in der Regel durch einen Finanzierungsmix realisiert werden. Die<br />

Zusammenarbeit soll dabei dezidiert nicht nur Unternehmen beziehungsweise Vertreter<br />

der Wirtschaft umfassen: Die Initiatoren bezeichnen die Initiative als „Modell für eine<br />

kooperative gesellschaftliche Strategie, die traditionelle Grenzen von Institutionen<br />

überwindet und über geografische oder organisatorische Grenzen hinweg<br />

zusammenarbeitet“ (Bertelsmann Stiftung (Hg.) (2000), 5).<br />

Als Kernidee der Initiative führten deren Gründer an, dass die „schwierige<br />

Beschäftigungssituation in Deutschland“ als „eines der drängendsten Probleme<br />

unserer Zeit [...] gute Ideen, eine Vernetzung aller entscheidenden Kräfte sowie die<br />

Entwicklung konkreter Beschäftigungsprojekte“ erfordere (vgl. Bertelsmann Stiftung<br />

(Hg.): 2000, 5). Ihnen geht es um die Übernahme gesellschaftspolitischer<br />

Verantwortung, der sich „angesichts von vier Millionen Arbeitslosen in Deutschland<br />

niemand [...] entziehen“ darf. Da einzelne Akteure oder Akteursgruppen, seien es<br />

Politik oder Großorganisationen, alleine nicht in der Lage sind, unter den Bedingungen<br />

dynamischer Entwicklung in der Welt dem Problem Herr zu werden, wurde die<br />

148 Dies schließt nicht aus, dass in einigen Regionen die öffentliche Hand der eigentliche Treiber<br />

der Netzwerkaktivitäten war oder in anderen die Beteiligung aus der Wirtschaft hinter den<br />

Erwartungen der Initiatoren zurückgeblieben ist. Entsprechend kann das Selbstverständnis in<br />

einzelnen Regionen bezogen auf die regionalen Netzwerkaktivitäten auch anders gelagert sein<br />

oder sich auf unterschiedlichen Ebenen des Netzwerks auch innerhalb einer Region<br />

differenziert darstellen.<br />

149 Finanziert werden unter anderem ein Büro („Koordinierungsstelle“) der Initiative beim Institut<br />

für Organisationskommunikation (IFOK), die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (Newsletter,<br />

Broschüren, Anzeigen, Presseinformationen, Pressekonferenzen, TV-Spots, Veranstaltungen,<br />

Internetauftritt), Gremien- und Arbeitskreissitzungen und Workshops auf Bundesebene,<br />

sachliche Ausstattung wie Briefpapier, Messestand, Mappen und mittels Kofinanzierung auch<br />

bundesweite Projekte.<br />

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