15.01.2013 Aufrufe

Blickpunkt, Ausgabe 1/2009 - Gemeinde Elsteraue

Blickpunkt, Ausgabe 1/2009 - Gemeinde Elsteraue

Blickpunkt, Ausgabe 1/2009 - Gemeinde Elsteraue

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Bier getrunken hast, bezahle ich sie.“ Der Zug war gegen 8 Uhr<br />

fällig, es mußte demnach aller 4 Minuten ein Glas, das ½ Liter<br />

faßte, vertilgt werden. W. machte sich ans Werk und hatte beim<br />

Eintreffen des Zuges das 40. vor sich. Wir begaben uns auf den<br />

Heimweg. Als wir vor einer Schenke vorbeikamen, hatte W. wieder<br />

Durst und löschte ihn mit zwei Krügen Einfach. J…s Hallob hatte<br />

den Spitznamen „Herrschde“, weil er, wie jetzt soviele Leute „Rich“,<br />

sich angewöhnt hatte, in seine Rede das Wort „Herrschde“ (Hörst<br />

du) einzuflechten. Was manche Leute sich darin leisten können,<br />

das wissen die Aelteren ja auch von einem früheren Superintendenten,<br />

der selbst in seinen Predigten ohne „daß seitdem nachherem“<br />

nicht auszukommen vermochte. Nur einer, ich glaube, es war<br />

der Pegauer Müller, übertrumpfte ihn noch durch sein „Jeßunder<br />

alleweile un so.“ Im Dorfe lebten zwei Leute, die sehr dicke, schier<br />

unzertrennliche Freunde waren und sich äußerlich insofern glichen,<br />

als jeder einen lahmen Arm hatte. Der eine gehörte zu den<br />

Einheimischen, wogegen der andre aus dem Nachbarflecken<br />

zugezogen war. Jener war 1866 infolge eines bei Pretzburg unmittelbar<br />

vor dem Waffenstillstande erhaltenen Schusses in den<br />

linken Arm in ungarische Gefangenschaft geraten, wo er, wenn<br />

man ihm glauben durfte, längere Zeit bei einer jungen Gräfin verbracht<br />

hatte. Er hatte eine kleine Wirtschaft und ging im übrigen<br />

dem Fischfange in den kleinen Nebengewässern der Elster nach.<br />

Darin unterstütze ihn der andre dessen rechter Arm gelähmt<br />

war. Beide waren einmal mit noch einem dritten beim „großen<br />

Wasser“, wo der Fang am besten war, hinausgefahren, der Kahn<br />

schlug um, und während zwei sich mit Mühe und Not auf einen<br />

Baum – wohl eine alte Weide – retten konnten, musste der dritte<br />

im Wasser ausharren, bis am nächsten Tage die ersehnte Rettung<br />

kam. Ein erster Vesuch mit einem für diesen Zweck gezimmerten<br />

Kahn, einem Kanoe oder Floß (?), mißlang, und es mußte schließlich<br />

ein richtiggehender Kahn von weiter her geholt werden. Der<br />

Retter wurde dadurch belohnt, daß er das Spritzenschild weitergeben<br />

durfte, beim nächsten Brande, also die Spritze nicht zu fahren<br />

brauchte. Die beiden Freunde glichen in mancher Beziehung<br />

den beiden Polen Krapülinski und Weichlapiki:<br />

Liefen in dieselbe Kneipe…<br />

Und weil keiner wollte Leiden,<br />

Daß der andre für ihn zahl ´,<br />

Zahlte keiner von den Beiden,<br />

Ein System, das sich empfahl.<br />

Meist zahlte aber der mit dem linken lahmen Arme. Der andre<br />

übertraf ihn jedoch in vielen Dingen. Er hatte nicht nur in der<br />

Dorfschule manches gelernt und sich sonst eine gewisse Bildung<br />

angeeignet, sondern war auch ein sehr tüchtiger Musikante. Trotz<br />

seines lahmen Armes half er als Trommler und Bläser in der Dorfkapelle<br />

mit und war ein wirklich ausgezeichneter Klavierspieler.<br />

Geburtstagsglückwünsche<br />

Landmann, Joachim 03. 12. 1927 81. Geburtstag Predel<br />

Rolke, Ingrid 05. 12. 1937 71. Geburtstag Predel<br />

Willnich, Hubert 06. 12. 1932 76. Geburtstag Predel<br />

Germer, Heinz 07. 02. 1928 80. Geburtstag Reuden<br />

Informations- und Heimatblatt der <strong>Gemeinde</strong> E L S T E R A U E<br />

Hierbei verschaffte er zunächst dem rechten Beine eine höhere<br />

Lage und dann stütze er den Ellenbogen auf das Knie. Leichtere<br />

Sachen spielte er vom Blatt, aber auch schwierige meisterte er, sogar<br />

Beethovensche Sonaten. In vierhändigen Stücken, wo ich oft<br />

sein Partner war, spielte er Primo. Seine wirtschaftlichen Verhältnisse<br />

wurden immer schlechter, man wußte eigentlich nicht recht,<br />

wovon er lebte. Der Versuch einer außergewöhnlichen Aufbesserung<br />

mißglückte, und so mußte er sich weiter kümmerlich durchschlagen.<br />

Trotz ihrer Gebrechen waren die beiden Busenfreunde<br />

eifrige und gute Kegler, der eine war Linkser. So nüchtern sonst die<br />

Einwohner waren, so gab es doch manche …… mit der Meinung,<br />

daß sie von den „Großen“ bedrückt würden, vielleicht hatten sie<br />

ja auch zuweilen recht. Im Dorfe selbst gab es allerdings keine<br />

„Großen“, nicht einmal der Pastor gehörte dazu. Zwar war ein Rittergut<br />

vorhanden, indessen paßte der Name kaum dafür, den es<br />

hatte noch nicht 300 Morgen Feld und Wiesen, und die Gebäude<br />

bestanden aus einem alten Wohnhaus und alten Scheunen, in<br />

die die Leute, die selbst nicht genügend Raum hatten, Getreide<br />

legten. Vorn, an der Dorfstraße, befanden sich zwei schöne Gärten<br />

mit Gemüse und Beerenobst, hinter den Scheunen ein großer<br />

Obstgarten. Alles war vermietet und verpachtet. Eigentümer war<br />

ein Herr v.H., der das Rittergut erworben hatte, weil er als Landrat<br />

im Kreise mit Grundbesitz angesessen sein mußte. Im Wohnhause<br />

saß ein gewisser T…..r, der auch die Gärten gepachtet hatte.<br />

Ihn besuchte ich öfters, vorzugsweise dann, wenn es Beeren gab.<br />

Das Nachbardorf hatte auch ein Rittergut, das etwas größer war.<br />

Eigentümerin war die Freifrau v.L…………….…n, verheiratet mit<br />

einem Freiherrn v.G…n, früherem Rittmeister bei den Pegschen<br />

Reitern, wie man die sächsischen schweren Reiter (Carabiniers?)<br />

nannte. Sie bewohnten das Herrenhaus. Im übrigen war das Gut<br />

verpachtet und zwar an die Zeitzer Zuckerfabrik. Ich war öfters<br />

dort, da meine Eltern mit dem Verwalter befreundet waren. Wenn<br />

sich der R……r „Herre“ einmal herab ließ, eine Dorfschenke zu besuchen,<br />

wobei er sich jedoch selten niederließ, pflegte er immer<br />

erst zu fragen: „Frisch angesteckt?“ und bestellte dann nach einer<br />

natürlich stets bejahend ausgefallenen Antwort einen „Schnitt“.<br />

Bauernhöfe kannte man nicht. Sprach man von einem Hofe, so<br />

meinte man immer ein Rittergut, wo es einen „Herren“ und eine<br />

„Gnädige“ gab. Diese Leute gehörten unzweifelhaft zu den „Großen“.<br />

Als einmal ein Bauer nach dem Ausfall der Separation gefragt<br />

wurde, erwiderte er: „´s iß dr wie in ner Kengerstobe, de Grußen<br />

ziehn de Klenn aus“. Wenn jemand von einem andern etwas<br />

Schlechtes erzählte ohne Namensnennung und ein Zuhörer den<br />

Namen nannte oder sonst etwas Näheres dazu bemerkte, erklärte<br />

der Erzähler: „Das hast du geseet“. Ueber den Verbleib einer beim<br />

großen Wasser fort- und einem andern zugeschwommenen Wanne<br />

erkundigte man sich mit der vorsichtigen Frage: „Wem war<br />

denn die Wanne, die bei dir angeschwommen ist?“.<br />

Nachträglich gratulieren wir:<br />

Stumpe, Johann 07. 12. 1938 70. Geburtstag Reuden<br />

Wieland, Erich 08. 12. 1930 78. Geburtstag Predel<br />

Klemm, Ingrid 10. 12. 1938 70. Geburtstag Predel<br />

Kobelt, Horst 21. 12. 1938 70. Geburtstag Reuden<br />

7. Jahrgang | Februar <strong>2009</strong> 17

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!