Blickpunkt, Ausgabe 1/2009 - Gemeinde Elsteraue
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Bier getrunken hast, bezahle ich sie.“ Der Zug war gegen 8 Uhr<br />
fällig, es mußte demnach aller 4 Minuten ein Glas, das ½ Liter<br />
faßte, vertilgt werden. W. machte sich ans Werk und hatte beim<br />
Eintreffen des Zuges das 40. vor sich. Wir begaben uns auf den<br />
Heimweg. Als wir vor einer Schenke vorbeikamen, hatte W. wieder<br />
Durst und löschte ihn mit zwei Krügen Einfach. J…s Hallob hatte<br />
den Spitznamen „Herrschde“, weil er, wie jetzt soviele Leute „Rich“,<br />
sich angewöhnt hatte, in seine Rede das Wort „Herrschde“ (Hörst<br />
du) einzuflechten. Was manche Leute sich darin leisten können,<br />
das wissen die Aelteren ja auch von einem früheren Superintendenten,<br />
der selbst in seinen Predigten ohne „daß seitdem nachherem“<br />
nicht auszukommen vermochte. Nur einer, ich glaube, es war<br />
der Pegauer Müller, übertrumpfte ihn noch durch sein „Jeßunder<br />
alleweile un so.“ Im Dorfe lebten zwei Leute, die sehr dicke, schier<br />
unzertrennliche Freunde waren und sich äußerlich insofern glichen,<br />
als jeder einen lahmen Arm hatte. Der eine gehörte zu den<br />
Einheimischen, wogegen der andre aus dem Nachbarflecken<br />
zugezogen war. Jener war 1866 infolge eines bei Pretzburg unmittelbar<br />
vor dem Waffenstillstande erhaltenen Schusses in den<br />
linken Arm in ungarische Gefangenschaft geraten, wo er, wenn<br />
man ihm glauben durfte, längere Zeit bei einer jungen Gräfin verbracht<br />
hatte. Er hatte eine kleine Wirtschaft und ging im übrigen<br />
dem Fischfange in den kleinen Nebengewässern der Elster nach.<br />
Darin unterstütze ihn der andre dessen rechter Arm gelähmt<br />
war. Beide waren einmal mit noch einem dritten beim „großen<br />
Wasser“, wo der Fang am besten war, hinausgefahren, der Kahn<br />
schlug um, und während zwei sich mit Mühe und Not auf einen<br />
Baum – wohl eine alte Weide – retten konnten, musste der dritte<br />
im Wasser ausharren, bis am nächsten Tage die ersehnte Rettung<br />
kam. Ein erster Vesuch mit einem für diesen Zweck gezimmerten<br />
Kahn, einem Kanoe oder Floß (?), mißlang, und es mußte schließlich<br />
ein richtiggehender Kahn von weiter her geholt werden. Der<br />
Retter wurde dadurch belohnt, daß er das Spritzenschild weitergeben<br />
durfte, beim nächsten Brande, also die Spritze nicht zu fahren<br />
brauchte. Die beiden Freunde glichen in mancher Beziehung<br />
den beiden Polen Krapülinski und Weichlapiki:<br />
Liefen in dieselbe Kneipe…<br />
Und weil keiner wollte Leiden,<br />
Daß der andre für ihn zahl ´,<br />
Zahlte keiner von den Beiden,<br />
Ein System, das sich empfahl.<br />
Meist zahlte aber der mit dem linken lahmen Arme. Der andre<br />
übertraf ihn jedoch in vielen Dingen. Er hatte nicht nur in der<br />
Dorfschule manches gelernt und sich sonst eine gewisse Bildung<br />
angeeignet, sondern war auch ein sehr tüchtiger Musikante. Trotz<br />
seines lahmen Armes half er als Trommler und Bläser in der Dorfkapelle<br />
mit und war ein wirklich ausgezeichneter Klavierspieler.<br />
Geburtstagsglückwünsche<br />
Landmann, Joachim 03. 12. 1927 81. Geburtstag Predel<br />
Rolke, Ingrid 05. 12. 1937 71. Geburtstag Predel<br />
Willnich, Hubert 06. 12. 1932 76. Geburtstag Predel<br />
Germer, Heinz 07. 02. 1928 80. Geburtstag Reuden<br />
Informations- und Heimatblatt der <strong>Gemeinde</strong> E L S T E R A U E<br />
Hierbei verschaffte er zunächst dem rechten Beine eine höhere<br />
Lage und dann stütze er den Ellenbogen auf das Knie. Leichtere<br />
Sachen spielte er vom Blatt, aber auch schwierige meisterte er, sogar<br />
Beethovensche Sonaten. In vierhändigen Stücken, wo ich oft<br />
sein Partner war, spielte er Primo. Seine wirtschaftlichen Verhältnisse<br />
wurden immer schlechter, man wußte eigentlich nicht recht,<br />
wovon er lebte. Der Versuch einer außergewöhnlichen Aufbesserung<br />
mißglückte, und so mußte er sich weiter kümmerlich durchschlagen.<br />
Trotz ihrer Gebrechen waren die beiden Busenfreunde<br />
eifrige und gute Kegler, der eine war Linkser. So nüchtern sonst die<br />
Einwohner waren, so gab es doch manche …… mit der Meinung,<br />
daß sie von den „Großen“ bedrückt würden, vielleicht hatten sie<br />
ja auch zuweilen recht. Im Dorfe selbst gab es allerdings keine<br />
„Großen“, nicht einmal der Pastor gehörte dazu. Zwar war ein Rittergut<br />
vorhanden, indessen paßte der Name kaum dafür, den es<br />
hatte noch nicht 300 Morgen Feld und Wiesen, und die Gebäude<br />
bestanden aus einem alten Wohnhaus und alten Scheunen, in<br />
die die Leute, die selbst nicht genügend Raum hatten, Getreide<br />
legten. Vorn, an der Dorfstraße, befanden sich zwei schöne Gärten<br />
mit Gemüse und Beerenobst, hinter den Scheunen ein großer<br />
Obstgarten. Alles war vermietet und verpachtet. Eigentümer war<br />
ein Herr v.H., der das Rittergut erworben hatte, weil er als Landrat<br />
im Kreise mit Grundbesitz angesessen sein mußte. Im Wohnhause<br />
saß ein gewisser T…..r, der auch die Gärten gepachtet hatte.<br />
Ihn besuchte ich öfters, vorzugsweise dann, wenn es Beeren gab.<br />
Das Nachbardorf hatte auch ein Rittergut, das etwas größer war.<br />
Eigentümerin war die Freifrau v.L…………….…n, verheiratet mit<br />
einem Freiherrn v.G…n, früherem Rittmeister bei den Pegschen<br />
Reitern, wie man die sächsischen schweren Reiter (Carabiniers?)<br />
nannte. Sie bewohnten das Herrenhaus. Im übrigen war das Gut<br />
verpachtet und zwar an die Zeitzer Zuckerfabrik. Ich war öfters<br />
dort, da meine Eltern mit dem Verwalter befreundet waren. Wenn<br />
sich der R……r „Herre“ einmal herab ließ, eine Dorfschenke zu besuchen,<br />
wobei er sich jedoch selten niederließ, pflegte er immer<br />
erst zu fragen: „Frisch angesteckt?“ und bestellte dann nach einer<br />
natürlich stets bejahend ausgefallenen Antwort einen „Schnitt“.<br />
Bauernhöfe kannte man nicht. Sprach man von einem Hofe, so<br />
meinte man immer ein Rittergut, wo es einen „Herren“ und eine<br />
„Gnädige“ gab. Diese Leute gehörten unzweifelhaft zu den „Großen“.<br />
Als einmal ein Bauer nach dem Ausfall der Separation gefragt<br />
wurde, erwiderte er: „´s iß dr wie in ner Kengerstobe, de Grußen<br />
ziehn de Klenn aus“. Wenn jemand von einem andern etwas<br />
Schlechtes erzählte ohne Namensnennung und ein Zuhörer den<br />
Namen nannte oder sonst etwas Näheres dazu bemerkte, erklärte<br />
der Erzähler: „Das hast du geseet“. Ueber den Verbleib einer beim<br />
großen Wasser fort- und einem andern zugeschwommenen Wanne<br />
erkundigte man sich mit der vorsichtigen Frage: „Wem war<br />
denn die Wanne, die bei dir angeschwommen ist?“.<br />
Nachträglich gratulieren wir:<br />
Stumpe, Johann 07. 12. 1938 70. Geburtstag Reuden<br />
Wieland, Erich 08. 12. 1930 78. Geburtstag Predel<br />
Klemm, Ingrid 10. 12. 1938 70. Geburtstag Predel<br />
Kobelt, Horst 21. 12. 1938 70. Geburtstag Reuden<br />
7. Jahrgang | Februar <strong>2009</strong> 17