15.01.2013 Aufrufe

Parlaments- gebäude Bundesplatz Bern - Robe Verlag

Parlaments- gebäude Bundesplatz Bern - Robe Verlag

Parlaments- gebäude Bundesplatz Bern - Robe Verlag

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Sanierung und Umbau<br />

Prisca Baechinger<br />

<strong>Parlaments</strong><strong>gebäude</strong><br />

<strong>Bundesplatz</strong><br />

<strong>Bern</strong><br />

Rund 100 Jahre nach seiner Eröffnung<br />

im Jahre 1902 wurde das von<br />

Hans Wilhelm Auer erbaute <strong>Parlaments</strong><strong>gebäude</strong><br />

– Teil eines grösseren<br />

Gebäudeensembles zu dem auch<br />

die Bundeshäuser Ost und West, das<br />

Hotel Bellevue und der <strong>Bern</strong>erhof<br />

zählen – zum ersten Mal einer umfassenden<br />

Sanierung unterzogen.<br />

Am 21. November 2008 übergab die<br />

Bauherrin des Projekts, das Bundesamt<br />

für Bauten und Logistik, das<br />

sanierte Gebäude termingerecht dem<br />

Parlament und der Bevölkerung.<br />

104 Jahre nach dem Bau wurde das<br />

<strong>Parlaments</strong><strong>gebäude</strong> aus Sandstein<br />

komplett erneuert. Die Umbau- und<br />

Sanierungsarbeiten fanden unter der<br />

Leitung des Bundesamtes für Bauten<br />

und Logistik (BBL) statt. Im Rahmen der<br />

zivilen Bauprogramme 2004 und 2006<br />

hat das Parlament für dieses Projekt insgesamt<br />

83 Millionen Franken bewilligt.<br />

Ermöglicht wurde das Vorhaben einerseits<br />

durch die auswärtige Herbstsession<br />

2006 in Flims, andererseits durch<br />

Bautenim<br />

Blickpunkt<br />

Das <strong>Parlaments</strong><strong>gebäude</strong><br />

erstrahlt in neuem Glanz.<br />

(Bilder: BBL/Alexander<br />

Gempeler, <strong>Bern</strong>)<br />

die Auslagerung der Arbeitsplätze der<br />

Medien ins neue Medienzentrum an der<br />

Bundesgasse 8–12.<br />

In den über hundert Jahren seiner Verwendung<br />

wurde der zentrale Bau der<br />

Bundeshäuser zahlreichen Veränderungen<br />

unterworfen. Meist standen<br />

dabei kurzfristige Lösungen für anstehende<br />

Probleme im Vordergrund.<br />

Mit den Jahrzehnten ist ein Flickwerk<br />

entstanden. Ziel der Arbeit, welche das<br />

BBL in enger Zusammenarbeit mit der<br />

SBJ 1/09 – Bauten im Blickpunkt – Umbau <strong>Parlaments</strong><strong>gebäude</strong> Bundeshaus, <strong>Bern</strong> 63


Transparentes Bundeshausdach:<br />

1000 m 2 Oberlichter – Blick auf<br />

Parlamentarierarbeitsplätze.<br />

(Bilder: BBL/Alexander Gempeler,<br />

<strong>Bern</strong> / <strong>Parlaments</strong>dienste)<br />

Denkmalpflege der Stadt <strong>Bern</strong> in Angriff<br />

nahm, war es, ursprüngliche Zustände<br />

wieder herzustellen, den Charakter<br />

des Gebäudes frei zu legen und<br />

seine Schönheit und Würde zur Geltung<br />

zu bringen.<br />

Ein gewichtiger erster Schritt bestand<br />

darin, überflüssig Hinzugekommenes<br />

abzubauen. Riesige Mengen an Bauschutt<br />

wurden aus dem Gebäude geschafft;<br />

die so entstandene Schuttmenge<br />

entspricht dem Baumaterial von 40<br />

Einfamilienhäusern. Es lohnte sich: Ursprüngliche<br />

Farben, originale Tapeten<br />

und Täferungen konnten wieder ans<br />

Licht geholt und neu inszeniert werden.<br />

Dazu gehören viele reichhaltige<br />

Details im Innern, aber auch eine Reihe<br />

von markanten Aspekten am Äusseren<br />

des Gebäudes; so zum Beispiel die weithin<br />

sichtbaren Gold-Verzierungen auf<br />

den Kuppeldächern, für die 49 935 Blatt<br />

Gold mit einem Gesamtgewicht von 769<br />

Gramm verarbeitet wurden.<br />

64<br />

Bauten im Blickpunkt<br />

Umbau <strong>Parlaments</strong><strong>gebäude</strong> Bundeshaus, <strong>Bern</strong> – Bauten im Blickpunkt – SBJ 1/09


Symbolträchtige Architektur<br />

Das <strong>Parlaments</strong><strong>gebäude</strong>, ein Repräsentationsbau<br />

mit Portikus an der Nordfassade,<br />

weithin sichtbarer Kuppel und<br />

zentraler Treppenhalle, wurde nach<br />

den Plänen des Ostschweizer Architekten<br />

Hans Wilhelm Auer (1847–1906)<br />

gebaut und im Jahre 1902 vollendet.<br />

Er verwendete Baumaterialien aus allen<br />

Landesteilen der Schweiz und schuf<br />

einen an den Tempeln der klassischen<br />

Antike orientierten, würdigen und symbolträchtigen<br />

Bau. Eine reiche künstlerische<br />

Ausstattung macht es zu einem<br />

Nationaldenkmal. Für die Ausführung<br />

der Dekorationsarbeiten (Bauplastik,<br />

Freiplastik, Wand- und Deckengemälde,<br />

Glasfenster, Mosaiken, Kunsthandwerk)<br />

wurden 38 Künstler aus allen Landesteilen<br />

engagiert. Das Gebäude ist von<br />

grösster Bedeutung nicht nur aus denkmalpflegerischer<br />

Sicht, sondern auch<br />

für die Identität des 1848 gegründeten<br />

schweizerischen Bundesstaates.<br />

In der zentralen Kuppelhalle zwischen<br />

den beiden Ratssälen finden sich zahlreiche<br />

symbolische Darstellungen zur<br />

Schweizer Geschichte. Die Glaskuppel<br />

zeigt die eidgenössischen Wappen und<br />

den Wahlspruch «Einer für alle, alle für<br />

einen», der die Wappen von 22 Kantonen<br />

einrahmt. Das Wappen des Juras ist<br />

daneben angebracht, mit dem Grün-<br />

Bautenim<br />

Blickpunkt<br />

Saniertes Kuppeldach mit Gold-<br />

Verzierungen.<br />

Einblick in die sanierte, hellere<br />

Kuppelhalle mit Glaskuppel.<br />

(Bilder: BBL/Alexander Gempeler,<br />

<strong>Bern</strong> / <strong>Parlaments</strong>dienste)<br />

dungsjahr (1978) des neuen Kantons.<br />

Die vier Fenster stellen die Landesregionen<br />

und deren wirtschaftliche Tätigkeiten<br />

dar. Die Medaillons der Kuppel<br />

symbolisieren das Militärwesen, das<br />

Erziehungswesen, die Justiz und die öffentlichen<br />

Werke.<br />

James André Vibert schuf das Denkmal<br />

der drei Eidgenossen, die den Bundeseid<br />

leisteten (Werner Stauffacher, Walter<br />

Fürst, Arnold von Melchtal). Vier Landsknechte<br />

stehen bei den Treppenaufgängen;<br />

sie verkörpern die vier Landessprachen.<br />

Gegenüber der Rütli-Gruppe befindet<br />

sich ein Relief über die Herkunft<br />

der Schweizer; es folgt der Sage, wie sie<br />

Schiller in seinem Werk «Wilhelm Tell»<br />

erzählt. In den Nischen stehen Winkelried<br />

als Symbol der Opferbereitschaft<br />

und Niklaus von der Flüe als Symbol der<br />

Versöhnlichkeit.<br />

Den Nationalratssaal schmückt ein<br />

Wandbild von Charles Giron; es zeigt<br />

die Rütliwiese und im Hintergrund die<br />

beiden Mythen. Links und rechts stehen<br />

die Statuen der Stauffacherin und Wilhelm<br />

Tells. Über dem Bild ist eine Sage<br />

dargestellt, die von den Taten der<br />

SBJ 1/09 – Bauten im Blickpunkt – Umbau <strong>Parlaments</strong><strong>gebäude</strong> Bundeshaus, <strong>Bern</strong> 65


Vorfahren erzählt. Die Wappen der 59<br />

wichtigsten Gemeinden zieren nach<br />

Kantonen geordnet einen Fries. Die<br />

chorstuhlartigen Sitze im Bogen der<br />

Rückwand sind für die Ständeräte reserviert,<br />

wenn die Vereinigte Bundesversammlung<br />

tagt, insbesondere bei<br />

Bundesrats- und Bundesrichterwahlen.<br />

1993 erfuhr der Nationalratsaal erstmals<br />

seit seiner Einweihung eine umfassende<br />

Restaurierung.<br />

Der Ständeratssaal, über dem Haupteingang<br />

gegen den <strong>Bundesplatz</strong> gelegen,<br />

wird durch drei hohe Bogenfenster<br />

erhellt. Man betritt den Saal durch<br />

Arkaden an den Seitenwänden, über<br />

welchen die Zuschauertribünen angeordnet<br />

sind. Durch gemalte Arkaden<br />

auf der Rückwand des Saals gegen<br />

die Kuppelhalle sieht man in eine Nidwalder<br />

Landsgemeinde, eines der Vorbilder<br />

schweizerischer <strong>Parlaments</strong>arbeit.<br />

Dieses Wandbild wurde von Albert<br />

Welti gestaltet. In den Arkaden sind Tafeln<br />

mit Jahreszahlen angebracht. Diese<br />

erinnern an wichtige Daten der Schweizer<br />

Verfassungsgeschichte.<br />

Vielfältige Anforderungen<br />

Bei der Planung und Realisation des<br />

Umbaus galt es, die richtige Balance zwischen<br />

den Bedürfnissen eines modernen<br />

<strong>Parlaments</strong>betriebs und denkmalpflegerischen<br />

Aspekten zu finden. Zu ersterem<br />

gehören technische Anforderungen, et-<br />

Bautenim<br />

Blickpunkt<br />

Der Ständeratssaal.<br />

(Bilder: zVg/<strong>Parlaments</strong>dienste)<br />

wa bei den Erfordernissen, welche moderne<br />

Kommunikationstechnologien<br />

mit sich bringen, bei der Haustechnik,<br />

die hoffnungslos veraltet war, oder bei<br />

der Anforderung, das Haus vollständig<br />

rollstuhlgängig zu gestalten.<br />

Hinzu kamen räumliche Herausforderungen:<br />

Es sollten neu für sämtliche<br />

Fraktionen genügend Räume mit moderner<br />

Infrastruktur zur Verfügung gestellt,<br />

zusätzliche Sitzungszimmer und<br />

Arbeitsplätze eingerichtet sowie Lifte<br />

eingebaut werden; und keineswegs zuletzt<br />

sollte endlich ein würdiger Besuchereingang<br />

geschaffen werden.<br />

Auf der anderen Seite stand die denkmalpflegerische<br />

Pflicht, das Gebäude<br />

als gewachsenes Gesamtkunstwerk von<br />

grosser historischer Bedeutung zu betrachten<br />

und eine Verantwortung für<br />

Geschichte wahrzunehmen, wertvolles<br />

Kulturgut zu erhalten. Es galt aber auch,<br />

das Gebäude in seiner Entwicklung zu<br />

verstehen und diese sichtbar zu erhalten<br />

sowie Neues zu integrieren, ohne<br />

das Gesamtbild zu beeinträchtigen. So<br />

finden sich heute beispielsweise moderne<br />

Glaslifte, eingebettet in Sandsteinkonstruktionen<br />

der vorletzten Jahrhundertwende.<br />

Das Motto des Bauvorhabens hiess denn<br />

auch «in altem Glanz erstrahlen». Das<br />

Ziel: Modernste Technik ins <strong>Parlaments</strong><strong>gebäude</strong><br />

bringen und trotzdem möglichst<br />

nahe zurück ans Original kommen.<br />

Die realisierten Umsetzungen in<br />

Stichworten:<br />

SBJ 1/09 – Bauten im Blickpunkt – Umbau <strong>Parlaments</strong><strong>gebäude</strong> Bundeshaus, <strong>Bern</strong> 67


Die Wandelhalle im Hochparterre.<br />

Nationalratssaal mit moderner technischer<br />

Infrastruktur. (Bilder: zVg /<br />

BBL, <strong>Parlaments</strong>dienste)<br />

• Die von weither sichtbaren türkisfarbenen<br />

Kuppeln bleiben, wie sie sind.<br />

Erst mit der Zeit setzten die Kupferplatten<br />

auf dem Dach die typisch türkisgrüne<br />

Patina an. Denkmalschutz<br />

und Bund haben entschieden, dass die<br />

Ersatzplatten bei der Sanierung vorpatiniert<br />

wurden – damit es auf den<br />

Kuppeln kein Patchwork gibt.<br />

• Für die rund 100 000 jährlichen BesucherInnen<br />

des <strong>Parlaments</strong><strong>gebäude</strong>s<br />

wurde ein neuer, repräsentativer Eingang<br />

gebaut, der von der Bundesterrasse<br />

direkt hinauf in die Kuppelhalle<br />

führt. Die bis anhin düstere Eingangshalle<br />

wurde zudem in die ursprünglich<br />

als Lichthof gedachte, helle Kuppelhalle<br />

zurückverwandelt.<br />

• Die beiden veralteten Hauptlifte in<br />

der Kuppelhalle wurden ersetzt durch<br />

den Einbau von zwei neuen Liften ab<br />

Niveau Bundesterrasse bis ins dritte<br />

Obergeschoss. Der Einbau von neuen<br />

Liften und Treppen macht das <strong>Parlaments</strong><strong>gebäude</strong><br />

behindertengerecht.<br />

• Für Ratsmitglieder, Fraktionen und<br />

Mitarbeitende der <strong>Parlaments</strong>dienste<br />

wurde beim Umbau der dringend benötigte<br />

Platz im 3. Obergeschoss geschaffen.<br />

• Neue Sitzungszimmer mit modernster<br />

Konferenz- und Präsentationstechnik<br />

sowie ein neuer Konferenzsaal mit<br />

moderner Infrastruktur und Dolmetscherkabinen<br />

sowie moderner Betriebsinfrastruktur<br />

wurden realisiert.<br />

68<br />

Bauten im Blickpunkt<br />

• Ein neues Haustechnikgeschoss mit Informatikraum<br />

und Lüftungszentrale,<br />

mit dem Ziel der Senkung der Betriebsund<br />

Energiekosten sowie des Instandhaltungsbedarfs,<br />

wurde eingebaut.<br />

• Mit einer neuen Cafeteria in der Galerie<br />

des Alpes wurde dem Bedürfnis<br />

nach einem verbesserten Gastronomieangebot<br />

in einem angenehmen<br />

Rahmen entsprochen.<br />

•Insgesamt wurde die Kuppelhalle einer<br />

umfassenden Aussen- und Innensanierung<br />

unterzogen betreffend<br />

Sandsteinfassaden, Simse und Figuren,<br />

Flach-, Steildächer und Kuppeln, Ob-<br />

lichter, Fassadenbeleuchtung, Haustechnik,<br />

Strom- und Toilettenanlagen,<br />

Netzwerke, Beleuchtung, Sanierung<br />

bestehender Risse sowie Ersetzen des<br />

Teppichs.<br />

Bauliche Umsetzung in Etappen<br />

Das eigentliche Baukonzept umfasste<br />

die zwei Bereiche «Innen- und Aussensanierung».<br />

Die wichtigsten Eingriffspunkte<br />

zusammengefasst:<br />

• Umnutzung des 3. Obergeschosses für<br />

Fraktionen,<br />

• Sanierung der Kuppelhalle,<br />

Umbau <strong>Parlaments</strong><strong>gebäude</strong> Bundeshaus, <strong>Bern</strong> – Bauten im Blickpunkt – SBJ 1/09


Die Eingangshalle im Hochparterre.<br />

(Bild: Beat Kreienbühl)<br />

Grand Café in der Galerie des Alpes<br />

– im Hochparterre unterhalb der<br />

Wandelhalle. (Bild: BBL/Alexander<br />

Gempeler, <strong>Bern</strong>))<br />

• Verbesserung der Vertikalerschliessungen,<br />

• neuer Besuchereingang,<br />

• Cafeteria in der Galerie des Alpes.<br />

Ein Knackpunkt stellte sicherlich die<br />

ganze Baustelleninstallation und Bauverkehrsabwicklung<br />

dar.<br />

Der eigentliche Baubeginn erfolgte am<br />

1. Juni 2006. Nachdem die umfassenden<br />

Vorbereitungsarbeiten am 23. Juni 2006<br />

abgeschlossen werden konnten, erfolgte<br />

am 3. Juli 2006 mit einem symbolischen<br />

Akt der Baustart der fünfmonatigen Intensivbauphase.<br />

In dieser Phase wurden<br />

die sehr lärm- und staubintensiven Rohbauarbeiten<br />

durchgeführt – teilweise<br />

auch in der Nacht und an 6 Tagen die<br />

Woche gearbeitet. Nach Abschluss der<br />

Intensivbauphase gegen Ende November<br />

2006 wurden die Anlagen für die<br />

Wintersession provisorisch in Betrieb<br />

genommen. Bis Ende 2007 wurden zwischen<br />

den Sessionen kürzere Intensivbauphasen<br />

eingeschaltet. Die einzelnen<br />

Bauetappen zwischen den Sessionen:<br />

01.06.2006 – 01.12.2006<br />

01.01.2007 – 02.02.2007<br />

26.03.2007 – 01.06.2007<br />

25.06.2007 – 14.09.2007<br />

08.10.2007 – 30.11.2007<br />

31.12.2006 – 29.02.2008<br />

24.03.2008 – 23.05.2008<br />

16.06.2008 – 12.09.2008<br />

06.10.2008 – 20.11.2008<br />

Bautenim<br />

Blickpunkt<br />

Neuer multifunktioneller Konferenzsaal<br />

im 3. Obergeschoss .<br />

Seitenhalle im 3. Obergeschoss:<br />

Rückführung in den ursprünglichen<br />

Zustand.<br />

(Bilder: zVg/BBL)<br />

Im Winter 2007 verschwand das Gerüst<br />

und das umgebaute Gebäude stand den<br />

Benutzern wieder zur Verfügung. Pünktlich<br />

zur Sommersession und zur Euro 08<br />

begann am 21. Mai 2008 die Demontage<br />

des zweiten grossen Baukrans. Der erste<br />

grosse Kran wurde bereits im Februar<br />

2008 demontiert. Mit dem Abbau wurde<br />

im Hof zwischen Bundeshaus Ost und<br />

<strong>Parlaments</strong><strong>gebäude</strong> Platz geschaffen<br />

für die Aushubarbeiten der neuen Warenanlieferung<br />

und die Demontage des<br />

bisherigen Besucherprovisoriums. Nach<br />

der Euro 08 wurde der Durchgang zur<br />

Bundesterrasse auf der Westseite wieder<br />

geöffnet – eine von Passanten stark<br />

genutzte Verbindung zwischen <strong>Bundesplatz</strong><br />

und Bundesterrasse. Als Abschluss<br />

der Bauarbeiten wurde im 2008 der neue<br />

Besuchereingang fertig gestellt.<br />

SBJ 1/09 – Bauten im Blickpunkt – Umbau <strong>Parlaments</strong><strong>gebäude</strong> Bundeshaus, <strong>Bern</strong> 69


Ein Bijou<br />

Das reichlich vorhandene Kulturgut wurde<br />

sorgfältig restauriert und wieder zur<br />

Geltung gebracht. Ein einzelner Raum<br />

sei stellvertretend für die gesamten Arbeiten<br />

besonders hervorgehoben: die<br />

Cafeteria im Zeitungszimmer des ersten<br />

Stockwerks. Dieser Raum wurde bereits<br />

1938 zu einem nach seinem Initianten<br />

Henry Vallotton benannten Café umgebaut.<br />

In den darauf folgenden Jahren<br />

wurde eine Decke eingehängt und die<br />

Wände weiss gestrichen. So wurde das<br />

Zimmer zu einem Fremdkörper. Nun ist<br />

der ursprüngliche, teilweise nur von Fotografien<br />

her bekannte Zustand wieder<br />

hergestellt worden. Der Raum hat eine<br />

Höhe von 5,7 m und erstrahlt in einem<br />

kräftigen Rot. Während der Renovierungsarbeiten<br />

waren nämlich Reste<br />

einer Tapete mit Jugendstilmotiven<br />

gefunden worden, die in sorgfältigster<br />

Handarbeit nachproduziert werden<br />

konnte. Mit einem passenden Täfer,<br />

dem schwarz lackierten Tresen sowie<br />

neuzeitlichem Mobiliar ist die Cafeteria<br />

zu einem eigentlichen Bijou geworden.<br />

Kosten<br />

Die Gesamtkosten für die mit verschiedenen<br />

Umnutzungen verbundene Sa-<br />

nierung des <strong>Parlaments</strong><strong>gebäude</strong>s belaufen<br />

sich einschliesslich der Teuerung<br />

auf 103,2 Millionen Franken.<br />

Mit der Genehmigung des zivilen Bauprogramms<br />

2006 haben die eidgenössischen<br />

Räte den Umbau und die Sanierung<br />

des <strong>Parlaments</strong><strong>gebäude</strong>s beschlossen.<br />

Hierfür hatte das Parlament Ende<br />

2005 einen Kredit in der Höhe von 72<br />

Millionen Franken bewilligt. Er ergänzte<br />

einen Beschluss aus dem Jahre 2003, als<br />

11 Millionen Franken zur Realisierung<br />

des Projektes «Neubelegung <strong>Parlaments</strong><strong>gebäude</strong>»<br />

gesprochen wurden.<br />

Das Budget wurde eingehalten. Der in<br />

der Baubotschaft 2007 genehmigte Zusatzkredit<br />

von 13 Millionen Franken ergab<br />

sich aus zusätzlichen Bedürfnissen<br />

und berechtigten Anforderungen, die<br />

erst während des Umbaus geltend gemacht<br />

worden waren. Dazu gehörten<br />

etwa ein grösserer Lagerraum im Keller,<br />

höhere Nationalratspulte, Laptop-<br />

Anschlüsse und die Verbesserung der<br />

Akustik im Nationalratssaal.<br />

Gesamtplan Bundesmeile<br />

DerimVolksmundschlicht«Bundeshaus»<br />

genannte Komplex ist das Resultat jahrzehntelanger<br />

Bautätigkeit. Zunächst war<br />

in den Jahren 1852 bis 1857 das «Bundes-<br />

Bautenim<br />

Blickpunkt<br />

Die Cafeteria im Zeitungszimmer.<br />

Neuer Besuchereingang auf<br />

der Seite Bundesterrasse.<br />

Grand Café in der Galerie des Alpes.<br />

(Bilder: BBL/Alexander Gempeler,<br />

<strong>Bern</strong>)<br />

Rathshaus» entstanden, das erste <strong>Parlaments</strong><strong>gebäude</strong><br />

des Bundes. Es wurde<br />

vom Architekten Jakob Friedrich Studer<br />

erbaut und bildet heute den Westflügel<br />

des Komplexes. 1888–1892 wurde ihm<br />

das weitgehend symmetrisch angeordnete<br />

Bundeshaus Ost zur Seite gestellt.<br />

Erst 1902 kam das <strong>Parlaments</strong><strong>gebäude</strong><br />

mit seinen markanten Kuppeldächern<br />

dazu. Die so entstandene Bundesmeile<br />

wurde nun erstmals als Gesamtheit in<br />

den Blick genommen: Dank dem 2003<br />

vom Parlament bewilligten Konzept<br />

«Neubelegung <strong>Parlaments</strong><strong>gebäude</strong> und<br />

Bundeshäuser» konnte sie architektonisch<br />

geklärt, entflochten und aufgewertet<br />

werden. Das federführende Bundesamt<br />

für Bauten und Logistik BBL ist<br />

dabei von West nach Ost vorgegangen:<br />

Die Arbeiten haben beim <strong>Bern</strong>erhof begonnen,<br />

darauf folgten das Bundeshaus<br />

West und das Medienhaus, danach das<br />

<strong>Parlaments</strong><strong>gebäude</strong>.<br />

Bis 2012 wird nun noch der Ostflügel<br />

an der Reihe sein. Dieser grosszügige,<br />

einem langfristigen und nachhaltigen<br />

Denken verpflichtete Plan orientiert<br />

sich gestalterisch an den Baumeistern<br />

des vorletzten Jahrhunderts. Er setzt<br />

sich zum Ziel, den Eindruck einer Einheit,<br />

welche alle bisherigen Architekten<br />

zu wahren wussten, zu erhalten.<br />

SBJ 1/09 – Bauten im Blickpunkt – Umbau <strong>Parlaments</strong><strong>gebäude</strong> Bundeshaus, <strong>Bern</strong> 71


72<br />

Bauten im Blickpunkt<br />

Übersicht Teilprojekte<br />

n Umnutzung des 3. Obergeschosses: Realisierung von bedarfsgerechten Arbeitsplätzen für die<br />

Ratsmitglieder und neuen Fraktionsbüros, Bau eines neuen Konferenzsaals mit moderner Infrastruktur<br />

und Dolmetscherkabinen.<br />

n Sanierung der Kuppelhalle: Sanierung und Reinigung der Natursteinwände, Simse und Figuren,<br />

Ausbesserung der Risse, Ersetzen des Teppichs, neues Beleuchtungskonzept.<br />

n Neue Vertikalerschliessung: Ersetzen der beiden veralteten<br />

Hauptlifte in der Kuppelhalle, Einbau von zwei neuen Liften<br />

ab Niveau Bundesterrasse bis ins dritte Obergeschoss.<br />

n Neuer Besuchereingang / neue Haustechnik: Realisierung<br />

eines neuen Besuchereingangs auf Höhe der Bundesterrasse<br />

Süd, der direkt in die Kuppelhalle führt, sowie eines<br />

neuen Technikgeschosses mit Informatikraum und Lüftungszentrale.<br />

n Neue Cafeteria: Realisierung einer neuen Cafeteria<br />

mit erweitertem Angebot in der Galerie<br />

des Alpes.<br />

Resumée<br />

Die Angehörigen des <strong>Parlaments</strong> verfügen<br />

nun im <strong>Parlaments</strong><strong>gebäude</strong> über<br />

ein modernes Arbeitsumfeld, das einen<br />

zeitgemässen Betrieb ermöglicht. Zudem<br />

wird Energie effizienter genutzt, Sicherheitsaspekte<br />

von Brandschutz über<br />

Zutrittskontrolle bis Erdbebensicherheit<br />

sind markant verbessert worden.<br />

Am Anfang des abgeschlossenen Umbauprojektes<br />

stand das Bestreben, die verborgenen<br />

Qualitäten des Gebäudes unter<br />

den angehäuften Schichten der Zeit<br />

freizulegen und die historische Substanz<br />

in neuer Frische erstrahlen zu lassen.<br />

Nebst Restaurierung und Rekonstruktion<br />

wurden aber, um den heutigen Anforderungen<br />

Rechnung zu tragen, auch<br />

kleinere und grössere Bereiche komplett<br />

umgebaut oder gar neu geschaffen. Diese<br />

Eingriffe wurden im Sinne Auers und<br />

vor dem Hintergrund seines Konzeptes<br />

entworfen. Weder historisierendes Anbiedern<br />

am Bestand war die Devise, noch<br />

Bauherrschaft<br />

Bundesamt für Bauten und Logistik BBL<br />

Holzikofenweg 36, 3003 <strong>Bern</strong><br />

Tel. 031 325 50 10, www.bbl.admin.ch<br />

Gesamtleitung – Architektur<br />

Aebi & Vincent Architekten, Monbijoustrasse 61<br />

3007 <strong>Bern</strong>, Tel. 031 321 10 10<br />

Ingenieure<br />

Bauingenieur:<br />

WAM Partner, Planer und Ingenieure<br />

Münzrain 10, 3005 <strong>Bern</strong>, Tel. 031 326 43 43<br />

Fax 031 326 43 26, wam-be@wam-ing.ch<br />

www.wam-ing.ch<br />

Bauphysik, Bauakustik, Energie:<br />

Gartenmann Engineering AG, Nordring 4A<br />

3000 <strong>Bern</strong> 25, Tel. 031 340 82 82<br />

Fax 031 340 82 80, mailbox@gae.ch<br />

www.gae.ch<br />

Planung HLKKS + Koordination Haustechnik:<br />

PGMM Schweiz AG, Schürmattstrasse 8<br />

3073 Gümligen, Tel. 031 952 67 67<br />

Fax 031 952 69 05, www.pgmm.ch<br />

Elektroingenieur:<br />

CSP Meier AG, Kasernenstrasse 11, 3000 <strong>Bern</strong> 22<br />

Tel. 031 330 66 30, Fax 031 330 66 39<br />

csp@cspmeier.ch, www.cspmeier.ch<br />

Lichtgestaltung:<br />

Vogt & Partner, Katharina Sulzer-Platz 2/4<br />

8400 Winterthur, Tel. 052 208 99 88<br />

Fax 052 208 99 89, www.lichtgestaltung.ch<br />

Gastronomiefachplanung:<br />

H Plus S Gastronomiefachplanung GmbH<br />

Wylerfeldstrasse 7, 3014 <strong>Bern</strong>, Tel. 031 335 10 00<br />

Fax 031 335 10 01, info@hpluss.ch<br />

www.hpluss.ch<br />

Metall- und Fassadenplaner:<br />

Feroplan Engineering AG <strong>Bern</strong>, Morgenstrasse 129<br />

3018 <strong>Bern</strong>, Tel. 031 998 42 05, www.feroplan.ch<br />

Planung Sandsteinarbeiten:<br />

Peter Lüthi, 3182 Ueberstorf<br />

Signaletik:<br />

Sofie‘s Kommunikationsdesign AG, 8037 Zürich<br />

Verkehrsplanung:<br />

SMT AG, 3006 <strong>Bern</strong><br />

Inserenten<br />

AGI AG für Isolierungen <strong>Bern</strong>, Worb<br />

Allround-Service GmbH, Frauenkappelen<br />

ARGE Bundeshaus per Adr. Wirz AG, <strong>Bern</strong><br />

Avesco AG, Langenthal<br />

Burn Holzbau AG, Adelboden<br />

CSP Meier AG, <strong>Bern</strong><br />

Herren Fritz GmbH, Schwerzenbach<br />

H. von Dach Söhne AG, <strong>Bern</strong><br />

Kältetechnik AG Zollikofen, Zollikofen<br />

Kühni Zimmerei AG, Ramsei<br />

MLG Metall und Planung AG, <strong>Bern</strong><br />

Proverit AG, Zollikofen<br />

Ramseyer + Dilger AG, <strong>Bern</strong><br />

Tschannen Metallbautechnik AG,<br />

Ostermundigen<br />

Vogt & Partner, Winterthur<br />

das radikale Gegenüberstellen von historischer<br />

und neuer Bausubstanz, sondern<br />

das Weiterführen und Neuinterpretieren<br />

Auerscher Konzepte mit den Mitteln einer<br />

zeitgenössischen, der Bedeutung des<br />

Gebäudes entsprechend würdevollen<br />

Architektursprache. Aus Alt und Neu<br />

entsteht eine Einheit, welche die symbolische<br />

Kraft dieses Bauwerks, eines<br />

Sinnbilds für die Schweiz und ihr demokratisches<br />

Staatsverständnis, hinaus ins<br />

Land erstrahlen lässt. n<br />

Umbau <strong>Parlaments</strong><strong>gebäude</strong> Bundeshaus, <strong>Bern</strong> – Bauten im Blickpunkt – SBJ 1/09

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!