Von der Schule in die Arbeitswelt - Erev
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<strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Arbeitswelt</strong><br />
W. Bleher
<strong>in</strong>sgesamt<br />
<strong>in</strong><br />
Zahlen<br />
<strong>in</strong>sgesamt<br />
an HSund<br />
SoS<br />
(Zahlen)<br />
Verteilung <strong>der</strong> „Schülerströme“<br />
mit/ohne Hauptschulabschluss<br />
Schulabgänger<br />
gesamt<br />
ohne HS-<br />
Abschluss<br />
mit HS-<br />
Abschluss<br />
Mittlerer<br />
Abschluss<br />
Fachhochschulreife<br />
Hoch-<br />
schul-<br />
reife<br />
178.019 7.932 46.174 61.273 14.921 47.719<br />
<strong>in</strong> % 100 4,46 25,94 34,42 8,38<br />
an HS-<br />
und SoS<br />
<strong>in</strong> %<br />
51.973 6.905 38.184 6.884<br />
100 13,29 73,47 13,24<br />
Quelle: Statistisches Landesamt 2007 (Schulabgänger 2005/06)<br />
http://www.statistik-bw.de/BildungKultur/Landesdaten/abgaenger.asp<br />
26,80
Entwicklung <strong>der</strong> „Schülerzahlen“ im<br />
Berufsvorbereitungsjahr <strong>in</strong> BW<br />
Schuljahr Anzahl <strong>der</strong> Schüler/<strong>in</strong>nen<br />
1990/91 6.498<br />
1995/96 10.302<br />
2000/01 11.174<br />
2001/02 11.220<br />
2002/03 11.885<br />
2003/04 13.258<br />
2004/05 13.676<br />
2005/06 13.520<br />
2006/07 12.338<br />
Quelle: KMK 2000, 2001a, Wolf 2005, Demel 2007
Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler <strong>in</strong> berufsvorbereitenden<br />
Bildungsgängen <strong>in</strong> Baden-Württemberg<br />
Quelle: Statistisches Landesamt / Demel (2007, S. 5)
Ger<strong>in</strong>gqualifizierte s<strong>in</strong>d häufiger<br />
arbeitslos<br />
Quelle: IAB Kurzbericht Nr. 18/2007, S. 4
Sackgassen, Umleitungen,<br />
Überholspuren?
Langwierige Übergänge:<br />
Plan und Realisierung<br />
27% 44% 14% 15%<br />
Plan im März 2004:<br />
Quelle: Deutsches Jugend<strong>in</strong>stitut (DJI): Info „Übergänge <strong>in</strong> Arbeit“, März 2007, S. 4
Fallbeispiel: Mirko (Pseudonym)<br />
♦ 1981 Grundschule 1<br />
♦ 1982 Grundschule 2<br />
♦ 1983 <strong>Schule</strong> für Lernbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>te 1<br />
♦ 1984 <strong>Schule</strong> für Lernbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>te 2<br />
♦ 1986 <strong>Schule</strong> für Erziehungshilfe<br />
♦ 1987 Hauptschule 1<br />
♦ 1989 Hauptschule 2 (abgebrochen)<br />
♦ 1992 Berufsvorbereitungsjahr bei Bildungsträger 1<br />
(abgebrochen)<br />
♦ 1995 Alphabetisierungskurs <strong>in</strong> Justizvollzugsanstalt 1<br />
(abgebrochen)<br />
♦ 1998 För<strong>der</strong>lehrgang <strong>in</strong> Justizvollzugsanstalt 2 (abgebrochen)<br />
♦ 2001 Berufsvorbereitung bei Bildungsträger 2 (abgebrochen)<br />
seitdem erwerbslos
Teilkarrierenkonzept<br />
Ausbildungskarrieren<br />
Jobberkarrieren<br />
Maßnahmenkarrieren<br />
Arbeitslosigkeitskarrieren
Berufliche Anschlüsse nach dem<br />
80,00%<br />
70,00%<br />
60,00%<br />
50,00%<br />
40,00%<br />
30,00%<br />
20,00%<br />
10,00%<br />
0,00%<br />
För<strong>der</strong>lehrgang<br />
Berufliche Anschlüsse<br />
Son<strong>der</strong>ausbildungen <strong>in</strong><br />
Werkstätten des IB<br />
Besuch <strong>in</strong><br />
weiterführenden<br />
<strong>Schule</strong>n<br />
Jobs, Werkstätten für<br />
Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te<br />
In Ausbildung<br />
Abgänger <strong>der</strong> F-Lehrgänge 1999 <strong>in</strong> Reutl<strong>in</strong>gen gemäß den Angaben von Herrn Grohe (N = 100 )
Berufliche Anschlüsse nach dem<br />
Berufsvorbereitungsjahr (BVJ)<br />
Regelausbildung<br />
abgeschlossen<br />
Zweiradmechaniker (1)<br />
Gas-, Wasser- Inst. (1)<br />
Heiz. u. Lüftungsb. (1)<br />
Maurer (2)<br />
Maler (1)<br />
Schre<strong>in</strong>er (1)<br />
Straßenbauer (1)<br />
Autolackierer (1)<br />
Zimmermann (2)<br />
E<strong>in</strong>zelhandelskaufm. (1)<br />
Straßenwärter (1)<br />
Fliesenleger (1)<br />
Kunststoffformgeber<br />
(1)<br />
Stukkateur (1)<br />
Regelausbildung<br />
abgebrochen<br />
Kfz-Bereich? (1)<br />
Heiz. u. Lüftungsb. (1)<br />
Masch<strong>in</strong>enbaumech. (1)<br />
Maurer (4)<br />
Hotelfachgehilfe (1)<br />
Schwimmeistergeh. (1)<br />
E<strong>in</strong>zelhandelskaufm. (2)<br />
Handelsfachpacker (1)<br />
Zimmermann (2)<br />
Rettungssanitäter (1)<br />
Vulkaniseur (1)<br />
Straßenbauer (1)<br />
Maler (1)<br />
Son<strong>der</strong>ausbildung Job<br />
Fe<strong>in</strong>metallbearbeiter (3)<br />
Holzfachwerker (1)<br />
Zum Teil mehrere<br />
ungelernte<br />
Arbeitsverhältnisse (2)<br />
Insgesamt: 16 Insgesamt: 18 Insgesamt: 4 Insgesamt: 2<br />
Beruflicher Werdegang von För<strong>der</strong>schülern im Anschluss an das BVJ Bautechnik von 1989/90 - 1996/97<br />
(N=40 )
Problem<br />
♦ Die bisher vorgestellten Längsschnittuntersuchungen<br />
und Zahlen beziehen sich entwe<strong>der</strong> auf<br />
landesspezifische Daten <strong>in</strong> Baden-Württemberg<br />
♦ o<strong>der</strong> auf <strong>die</strong> Entwicklung von Schülerzahlen <strong>in</strong><br />
berufsvorbereitenden Bildungsgängen (BVJ,<br />
Son<strong>der</strong>-BVJ, BEJ, Berufsfachschulen und<br />
Jugendliche ohne Ausbildungsvertrag<br />
♦ o<strong>der</strong> auf <strong>die</strong> langwierigen Übergänge von<br />
Hauptschülern und För<strong>der</strong>schülern <strong>in</strong> <strong>die</strong><br />
<strong>Arbeitswelt</strong>.<br />
Längsschnittuntersuchungen über den<br />
Verbleib von Absolventen von SfE liegen<br />
bislang me<strong>in</strong>es Wissens nicht vor!
Problem: Ausbildungsabbruch<br />
� Für 1994 wurden durch das Statistische<br />
Bundesamt <strong>in</strong> <strong>der</strong> gesamten BRD 142.000<br />
vorzeitige Vertragslösungen registriert.<br />
� Stabile Zahl von Ausbildungsabbrüchen (laut<br />
Berufsbildungsbericht 1997 -> 27 %, BBB 2006 -><br />
ca. 22 %).<br />
Entwicklung <strong>der</strong> Ausbildungsverträge<br />
Der Abbruch e<strong>in</strong>er betrieblichen Berufsausbildung<br />
führt<br />
� zum Teil zur Neuorientierung und Fortsetzung <strong>der</strong><br />
Ausbildung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Beruf,<br />
� zum Teil aber auch zu e<strong>in</strong>em Ausbildungsverzicht.
Gründe für Vertragslösungen<br />
Anteil <strong>in</strong> Prozent<br />
(Mehrfachnennung möglich)<br />
Differenzen mit dem Ausbil<strong>der</strong>/<strong>der</strong> Ausbil<strong>der</strong><strong>in</strong> 30<br />
Familiäre Probleme und Pflichten, Schwangerschaft 19<br />
Beruf war nicht Wunschberuf 18<br />
Wollte / musste Geld ver<strong>die</strong>nen 17<br />
Gesundheitliche Gründe 17<br />
Schwierigkeiten mit Kollegen/Kolleg<strong>in</strong>nen 17<br />
Theoretische Ausbildung war zu schwierig 16<br />
Probleme <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsschule 14<br />
Betrieb war nicht Wunschbetrieb 12<br />
Praktische Ausbildung zu schwierig 10<br />
Ausbildung körperlich zu anstrengend 9<br />
Ausbildung dauerte zu lange 7<br />
Schwierigkeiten mit Lehrer<strong>in</strong>/Lehrer 5<br />
Ausbildungsbetrieb war zu weit entfernt 4<br />
Betrieb machte Konkurs 3<br />
Quelle: EMNID-Stu<strong>die</strong> 1991 Berufsbildungsbericht 2006
Weitere Gründe für<br />
Vertragslösungen<br />
� Normative Leistungsanfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Gesellschaft, d.h.<br />
Berufsvorbereitung, berufliche Bildung und Ausbildungsrahmenpläne haben<br />
e<strong>in</strong>en normativen Charakter (bislang Inhaltsorientierung, nach PISA<br />
Bildungsstandards). Dadurch steht <strong>die</strong> Vermittlung und Übernahme von<br />
Wissen im Vor<strong>der</strong>grund. Individuelle Lebenslagen <strong>der</strong> Schüler werden nicht<br />
berücksichtigt und führen daher meist zum Scheitern von benachteiligten<br />
Jugendlichen.<br />
� Neuordnung <strong>der</strong> Ausbildungsrahmenpläne, d.h. es handelt sich um<br />
bundese<strong>in</strong>heitliche Regelungen <strong>die</strong> von <strong>der</strong> IHK/HK festgelegt und<br />
aktualisiert werden. Durch das zunehmend steigende Anspruchsniveau<br />
öffnet sich <strong>die</strong> Schere zwischen den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Berufsausbildung<br />
sowie den Betrieben und den persönlichen Voraussetzungen <strong>der</strong> Schüler.<br />
� Lerngruppenzusammensetzung und Unterrichtsorganisation, d.h.<br />
Berufsschulklassen (vor allem BVJ-Klassen) s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel große Klassen<br />
<strong>in</strong> denen E-Schüler, För<strong>der</strong>schüler, Hauptschüler, Realschüler und auch<br />
Gymnasiasten bunt zusammengewürfelt s<strong>in</strong>d. Diese äußerst heterogene<br />
„Zwangsgeme<strong>in</strong>schaft“ wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel im Frontalunterricht unterrichtet,<br />
sodass e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuelle För<strong>der</strong>ung unterbleibt.
1<br />
Doch was kann <strong>die</strong><br />
<strong>Schule</strong> angesichts<br />
solcher<br />
Problemlagen tun?
Berufsvorbereitung<br />
Berufsvorbereiten<strong>der</strong> Unterricht<br />
Berufswegeplanung<br />
Doppelaufgabe <strong>der</strong> <strong>Schule</strong><br />
Vorbereitung auf e<strong>in</strong> „Leben im Ungefähren“<br />
mit Phasen von Arbeitslosigkeit<br />
För<strong>der</strong>ung von Alltagskompetenzen als Grundlage <strong>der</strong><br />
selbständigen Lebensbewältigung <strong>in</strong> den<br />
Themenbereichen F<strong>in</strong>anzen, Haushaltsführung,<br />
Wohnen, Partnerschaft, Technik..<br />
Expertenbefragungen Nachgehende Betreuung (Alltagsbegleitung, Mentor<strong>in</strong>g)<br />
Aspektorientierte Betriebserkundungen<br />
Betriebspraktika (Tages-, Wochen-, Blockpraktika)<br />
Durchführung von Unterrichtse<strong>in</strong>heiten mit simulativem<br />
und berufspropädeutischem Charakter im<br />
Themenbereich „Mensch-Arbeit-Technik“<br />
Berufs<strong>in</strong>formationstage/Berufs<strong>in</strong>formationsmesse<br />
Kennenlernen von Maßnahmen <strong>der</strong> Ausbildungsvorbereitung<br />
nach §50-52 BBiG/ §61 SGB III (BvB)<br />
Kooperationsnetzwerk: <strong>Schule</strong>, Berufliches Schulwesen<br />
Jugendhilfe, Arbeitsagentur, Betriebe (Patenschaften)…<br />
Übergangsmanagement/Case-Management<br />
Kennen lernen von berufsbildenden E<strong>in</strong>richtungen<br />
<strong>in</strong> freier Trägerschaft, d.h. z.B.<br />
„Initiative Fahrradwerkstatt“, Projekt „Modem“ des<br />
Jugendgeme<strong>in</strong>schaftswerkes, BüE<br />
Biografiearbeit/Persönliche Zukunftsplanung<br />
Erlebnispädagogische Maßnahmen<br />
Erwerb von Teilqualifikationen<br />
(dokumentiert beispielsweise im Quali-Pass<br />
o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Portfolios)<br />
Neues Fachkonzept
Weitere E<strong>in</strong>flussfaktoren<br />
auf e<strong>in</strong>en gel<strong>in</strong>genden<br />
Ausbildungs- und Lebensverlauf s<strong>in</strong>d:<br />
Zivil-, Legalitäts- und<br />
Gesundheitskarriere<br />
?<br />
Zeitmanagement<br />
Benachteiligte<br />
Jugendliche<br />
Berufsvorbereitung,<br />
Ausbildung,<br />
Erwerbsarbeit<br />
Wohn- und<br />
Beziehungs-<br />
konstellationen<br />
F<strong>in</strong>anzen<br />
Quelle: Hiller, G.G.: ; Merz, Sascha:<br />
Auf schwierigen Pfaden <strong>in</strong> e<strong>in</strong> gel<strong>in</strong>gendes Leben. Was <strong>die</strong> Lebensverläufe von Absolventen des<br />
Berufsvorbereitungsjahres zu verstehen geben. In: Lernen för<strong>der</strong>n 22(2002), Heft 4, S. 8-13
Quelle: Bundesagentur für Arbeit (BA): Arbeitsmarkt 2005. Amtliche Nachrichten <strong>der</strong><br />
Bundesagentur für Arbeit. 54. Jahrgang. Son<strong>der</strong>nummer. Nürnberg, 24. August 2006, S. 78<br />
http://www.pub.arbeitsamt.de/hst/services/statistik/000100/html/jahr/arbeitsmarkt_2005_gesamt.pdf
Neues Fachkonzept <strong>der</strong> BA<br />
(e<strong>in</strong>geführt im Herbst 2004)<br />
Bundesagentur für Arbeit (2004): Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen <strong>der</strong> BA. Hier: Neues Fachkonzept, S.11<br />
http://www.good-practice.de/fachkonzept_bvb4.pdf
Entwicklung <strong>der</strong> Ausbildungsverträge<br />
Quelle: Berufsbildungsbericht 2006, S. 98<br />
http://www.bibb.de/dokumente/pdf/bbb_2006.pdf<br />
Im Jahr 2004:<br />
126.556 Vertragslösungen<br />
(ca. 22%) von 572.980<br />
Ausbildungsverträgen
Prozentualer<br />
Anteil an<br />
gelösten<br />
Ausbildungs<br />
verträgen
Vorzeitig gelöste Ausbildungsverträge<br />
nach Ausbildungsbereichen<br />
Quelle: Berufsbildungsbericht 2006, S. 241
Quelle: Storz, Michael/Gries<strong>in</strong>ger, Tilman (2004, S. 138)