Wertschätzende Kommunikation - Wirtschaftsjunioren Mannheim ...
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Interview mit <strong>Mannheim</strong>s ersten Bürgermeister und Kämmerer Christian Specht<br />
// Das Interview führte Michael Sittek.<br />
Der aktuelle Haushalt sieht keine Erhöhung<br />
der Gewerbesteuer vor. Warum<br />
haben Sie diese Position nicht in Ihre<br />
Haushaltplanung einbezogen?<br />
Der Oberbürgermeister und ich in meiner<br />
Funktion als Kämmerer haben im<br />
Oktober letzten Jahres einen Haushalt<br />
eingebracht, der keine Erhöhung der Gewerbesteuer<br />
in den Jahren 2012 / 2013<br />
vorsah. Die politische Mehrheit des Gemeinderates<br />
hat in den danach stattfindenden<br />
Haushaltsberatungen eine<br />
entsprechende Gewerbesteuererhöhung<br />
durchgesetzt. Angesichts der aktuell guten<br />
konjunkturellen Entwicklung war ein<br />
ausgeglichener Haushalt auch ohne Erhöhung<br />
der Gewerbesteuer erreichbar.<br />
Die Fraktionen, die für eine Erhöhung<br />
der Gewerbesteuer sind/waren begründen<br />
das u.a. damit, dass die Unternehmen,<br />
die in den vergangenen „schlechten“<br />
Jahren von öffentlichen Geldern<br />
profitiert haben, diese nun zurückzahlen<br />
sollen. Ist das Ihrer Meinung nach die<br />
richtige Argumentation?<br />
Es ist zutreffend, dass viele Unternehmen<br />
in der Finanz- und Wirtschaftskrise von<br />
öffentlichen Geldern profitiert haben, z. B.<br />
durch die Verlängerung des Kurzarbeitergeldes<br />
oder die Konjunkturprogramme,<br />
bei dem die Stadt <strong>Mannheim</strong> z. B. allein<br />
22 Mio. Euro mehr investiert hat als dies<br />
ihrer damaligen Haushaltslage entsprochen<br />
hätte. Es ist ein wichtiges Grundprinzip<br />
unseres Steuersystems, dass sich<br />
jeder entsprechend seiner wirtschaftlichen<br />
Leistungsfähigkeit an der Finanzierung<br />
öffentlicher Aufgaben beteiligt.<br />
Die Erwartung der Wirtschaft an städtische<br />
Qualitäten in den Bereichen Kultur,<br />
Bildung und Betreuung, Verkehrsinfrastruktur<br />
Wohnlagen und Standortimage<br />
wachsen kontinuierlich und erfordern<br />
einen hohen Anteil an öffentlichen Ressourcen.<br />
Daher wünschen wir uns, dass die Basis<br />
für die Gewerbesteuer verbreitert wird:<br />
In <strong>Mannheim</strong> sind von ca. 29.000 Gewerbebetrieben<br />
etwa 15.000 gewerbesteuerpflichtig.<br />
Davon zahlen allerdings nur<br />
rund 4.500 Betriebe tatsächlich Gewerbesteuern.<br />
Anders betrachtet: Die zehn<br />
größten Zahler in <strong>Mannheim</strong> tragen rund<br />
30 Prozent des Gewerbesteueraufkommens,<br />
die 250 größten Zahler sind für 80<br />
Prozent des Aufkommens verantwortlich.<br />
Hier sollte eine Reform der Gewerbesteuer<br />
ansetzen, so dass sich die Lasten<br />
auf mehr Schultern verteilen. Diese For-<br />
16 / IM TREND<br />
derung habe ich auch in die Gemeindefinanzkommission<br />
unter dem Vorsitz des<br />
Bundesfinanzministers eingebracht.<br />
Die Erhöhung der Gewerbesteuer<br />
wurde u.a. auch von der SPD gegen<br />
die Meinung des Oberbürgermeisters<br />
durchgesetzt. Wieso stellt sich die<br />
Fraktion nicht hinter den Oberbürgermeister,<br />
sondern votet in einer so<br />
wichtigen Sache gegen die Kompetenzen<br />
auf Bürgermeisterseite?<br />
Bitte richten Sie diese Frage an die entsprechende<br />
Gemeinderatsfraktion, da ich<br />
als Vertreter der Stadtverwaltung nicht<br />
für eine Gemeinderatsfraktion sprechen<br />
kann.<br />
Kann es sein, dass dem Gemeinderat<br />
bei der Betrachtung von wirtschaftlichen<br />
Themen die entsprechende<br />
wirtschaftliche Kompetenz fehlt, so<br />
dass erfolgreiche Unternehmen immer<br />
weiter belastet werden (bspw. Erhöhung<br />
Grundsteuerhebesatz B und<br />
Gewerbesteuer)?<br />
Der Gemeinderat der Stadt <strong>Mannheim</strong><br />
bildet einen Querschnitt der Bevölkerung<br />
unserer Stadt ab. Von den 48 Mitgliedern<br />
hat mindestens die Hälfte einen betriebs-<br />
bzw. volkswirtschaftlichen Hintergrund<br />
oder ist selbstständig tätig. Zusätzlich<br />
hat jede Fraktion einen erfahrenen wirtschaftspolitischen<br />
Sprecher. Daher kann<br />
der Gemeinderat sicher wirtschaftliche<br />
Zusammenhänge zutreffend beurteilen<br />
und bei seinen Entscheidungen berücksichtigen.<br />
Alle Parteien und Gruppierungen im Gemeinderat<br />
würden sich allerdings freuen,<br />
wenn junge Unternehmerinnen und<br />
Unternehmer bei der nächsten Kommunalwahl<br />
bereit sind, Verantwortung<br />
„Der Oberbürgermeister und<br />
ich in meiner Funktion als<br />
Kämmerer haben im Oktober<br />
letzten Jahres einen Haushalt<br />
eingebracht, der keine Erhöhung<br />
der Gewerbesteuer in<br />
den Jahren 2012/2013 vorsah.“<br />
Christian Specht // Erster Bürgermeister und Kämmerer der<br />
Stadt <strong>Mannheim</strong><br />
für unsere Stadt zu übernehmen und<br />
den wirtschaftspolitischen Sachverstand<br />
noch weiter zu erhöhen.<br />
Was rechtfertig Ihrer Meinung nach die<br />
Erhöhung der Gewerbesteuer?<br />
Ich muss nochmal darauf hinweisen,<br />
dass weder der Oberbürgermeister noch<br />
ich eine Erhöhung der Gewerbesteuer<br />
vorgeschlagen haben, so dass ich Ihnen<br />
diese Frage nicht beantworten kann.<br />
Welchen Ertrag wird die Erhöhung der<br />
Gewerbesteuer der Stadt bringen und<br />
wie soll dieser eingesetzt werden? Sind<br />
diese Ausgaben notwendig?<br />
Die politische Mehrheit erwartet aus<br />
der Erhöhung des Gewerbesteuer-Hebesatzes<br />
9,5 Mio. Euro Mehreinnahmen<br />
für 2012 und 9,8 Mio. Euro für 2013. Die<br />
politische Mehrheit im Gemeinderat hat<br />
gegenüber dem Entwurf des Oberbürgermeisters<br />
und des Kämmerers Mehrausgaben<br />
von 4,1 Mio. Euro für 2012 und<br />
6,0 Mio. Euro für 2013 beschlossen. Die<br />
verbleibenden Mehreinnahmen sollen in<br />
den Abbau der Schulden fließen.<br />
Kann nicht an anderen Stellen sinnvoll<br />
gespart werden?<br />
Die Stadt <strong>Mannheim</strong> hat in den Krisenjahren<br />
ein ambitioniertes Haushaltsstrukturprogramm<br />
beschlossen, das vorsieht, bis<br />
2013 jährlich nachhaltige Einsparungen<br />
von 22 Mio. Euro zu erzielen. Einsparungen<br />
gehören für eine Stadtverwaltung<br />
wie <strong>Mannheim</strong> zu den Daueraufgaben<br />
angesichts der nach wie vor hohen Verschuldung.<br />
Der Oberbürgermeister und<br />
ich als Kämmerer sind froh, dass wir die<br />
Mehreinnahmen des Jahres 2011 in Höhe<br />
von 37 Mio. Euro mit großer Mehrheit<br />
im Gemeinderat ausschließlich für die