Tugba D. S. - Universität Paderborn

Erfahrungsbericht über das Auslandssemester an der
Marmara Universität Istanbul, Türkei
WS 2011/2012
von Tugba D. S.
Vorwort
Für alle, die noch am überlegen sind oder sich nicht trauen ein Auslandssemester zu machen,
denen kann ich nur ans Herz legen: Macht es auf jeden fall!
Die Erfahrungen, die ich während meines Auslandssemesters in Istanbul gesammelt habe, haben
meine Erwartungen gänzlich erfüllt. Ich habe die Möglichkeit gehabt, das türkische
Universitätssystem kennen zu lernen. Während dieser Zeit habe ich auch viele neue
Freundschaften mit Einheimischen, sowie mit anderen Auslandsstudenten, geschlossen. Die fünf
Monate, die ich in Istanbul verbracht habe, waren unbeschreiblich schön. Es war eine
unvergessliche Zeit. Für mich war die Türkei kein fremdes Land, auch die türkische Sprache
beherrsche ich, jedoch war ich zum erstenmal in Istanbul und habe mich so lange in der Türkei
aufgehalten. Die Stadt hat mich bezaubert. Ich danke all den Menschen, die diesen Austausch
ermöglicht haben. Vielen Dank an dieser Stelle!
Im Folgenden möchte ich Allen einige Hinweise und Tipps auf den Weg geben.
Bewerbung

Wenn ihr euch entschieden habt, ein Auslandssemester an der Marmara Universität zu
verbringen, oder überhaupt ein Auslandssemester zu absolvieren, steht an erster Stelle die
Bewerbung an. Die Anmeldungen laufen bis spätestens Februar, für das darauffolgende
Wintersemester. Auf der Seite des International Office findet ihr das Bewerbungsformular
(http://w3cs.uni-paderborn.de/aaa/main/Formulare.html). Zusätzlich müsst ihr ein Lebenslauf und
ein Motivationsschreiben, in dem die Gründe für ein Auslandssemester in dem jeweiligen Land
dargelegt werden, abgeben. Das Motivationsschreiben muss auf deutsch und wenn erforderlich
auf türkisch abgefasst werden. Dafür müsst ihr erfahren, auf welcher Sprache die Vorlesungen
auf der Gasthochschule gehalten werden und je nach dem muss das Motivationsschreiben nur
auf deutsch oder auf deutsch und türkisch geschrieben werden.
Nach dem ihr die Zusage von der Heimathochschule erhalten habt, solltet ihr schnellstens das
Learning Agreement ausfüllen (die Kurse finder ihr auf der Homepage der Marmara Universität)
und anschließend würde ich raten, kümmert euch so schnell wie möglich um eine Unterkunft.
Vorbereitungen
Ein Auslandssemester muss Monate vorher gut geplant werden. Dazu zählen:
• Auslandsbafög
• Erasmus-Stipendium
• Krankenversicherung
• Ankunft
• Wohnungssuche
Auslandsbafög
Die finanzielle Absicherung ist erforderlich, um seine Unterhaltskosten für die Zeit im Ausland
finanzieren zu können. Bei mir gab es einige Probleme bezüglich des Auslandsbafög.
Ich wurde sehr kurzfristig für ein Auslandssemester angenommen. Nachdem ich meine Zusage
erhalten habe, habe ich mich um den Auslandsbafögantrag gekümmert, weil ich auf diese
Förderung angewiesen war. Ohne diese staatliche Förderung sah es bei mir schwierig aus, meine
Unterkunft und mein Taschengeld finazieren zu können. Für diesen Antrag müsst ihr die
Formblätter 1,3,5 ausfüllen. Diese findet ihr im Studentenwerk, direkt im Eingangsbereich. Dort
kann man sich die Formblätter für den Antrag abholen. Zusätzlich benötigen die vom Bafög-Amt
Köln das Formblatt 6. Das findet ihr hier auf dieser Seite.
http://www.auslandsbafoeg.de/auslandsbafoeg/antragstellung.htm. Der Antrag muss sechs
Monate vor Beginn des Auslandssemesters gestellt werden, um rechtzeitg die Förderung zu
erhalten. Die haben eine Bearbeitungszeit von sechs Monaten. Und genau aus diesem Grund gab
es bei mir Schwierigkeiten. Ich konnte meine Unterlagen erst zwei Monate vor meiner Abreise
abschicken, aufgrund meiner kurzfristen Zusage. Deswegen habe ich die Förderung nicht
rechtzeitg bekommen. Das Geld kam erst als ich wieder in Deutschland war. Für mich war es

schwierig finanzielle aufzukommen. Wer sich während dieser Zeits nicht auf andere Quellen wie
Eltern verlassen kann, sollte sich rechtzeitig drum kümmern. Auslandsbafög muss man übrigens
nicht zurückzahlen.
Erasmus-Stipendium
Das Erasmus-Stipendium ist ein monatlicher Zuschuss, reicht aber natürlich nicht aus, um die
Lebensunterhaltskosten zu decken. Wir haben einen Betrag von ca. 180 Euro monatlich erhalten.
Der Betrag wird auf einmal, also für alle Monate gleichzeitg, überwiesen.
Krankenversicherung
Eine Zusatsversicherung fürs Ausland, kann man bei seiner Krankenkasse beantragen, für den
Zeitraum der Aufenthalt im Ausland. Die Zusatzversicherung bekommt man nach dem Antrag
innerhalb von wenigen Tagen nach Hause zugeschickt.
Ankunft/Anreise
Das praktische am Auslandssemester in der Türkei ist, dass man jederzeit günstige Flugtickets
findet. In Istanbul gibt es zwei Flughäfen. Atatürk Aiport und Sabiha Gökcen Airport. Von
beiden Flughäfen fahren Busse in verschiedene Stadtteile Istanbuls. Ich würde euch raten,
informiert euch vor eurer Anreise gut über den Weg vom Flughafen bis zum Zielort, weil man
sonst das mitgebrachte Gepäckt mit sich tragen muss und in Istanbul ist es einfach zu voll, um
große Taschen herumzutragen. Deswegen ersparrt euch den Stress und informiert euch gut über
die Strecke vom Flughafen bis zu eurer Unterkunft. Ein wichtiger Tip: Meidet Morgens von 8:00
Uhr - 11:00 Uhr und Nachmittags von 15:00 Uhr- 19:00 Uhr Straßenbahn zu fahren. Die
Straßenbahnen sind zu diesen Zeiten mega voll. Fährt lieber Bus oder eine andere Möglichkeit
Minibüs(Dolmus), sowas wie ein Kleinbus. Die Fahrt mit dem Minibüs kostet etwa 2-3 Lira (ca.
1- 1,50 Euro)
Wohnungssuche
Die Miete in Istanbul ist ziemlich hoch. Ich kann mich nur wiederholen, kümmert euch
rechtzeitig um eine Unterkunft. Kurzfristige Ausweichmöglichkeiten wie Hotels, Pensionen gibt
es durchaus, aber da gibt man schnell für ein paar Tage ein Monatsgehalt aus. Ich habe mich am
Anfang für ein privates Wohnheim entschieden. Das Wohnheim habe ich über das Internet
gefunden. Die Lage und die Fotos haben mich sehr angesprochen, deswegen habe ich dort so
schnell wie möglich angerufen und mich über das Wohnheim schlau gemacht. Es waren noch
Plätze frei. Direkt habe ich ein freis Zimmer gemietet. In diesem Wohnheim gab es nur vierer
Zimmer. Das war kein Problem für mich. Ein Zimmer für vier Personen hat 2000 Lira gekostet.
Also jede von uns musste 500 Lira zahlen. Da ich das Wohnheim nur durch Fotos und
Beschreibungen im Internet gesehen hatte, habe ich mich darauf verlassen, dass es tatsächlich so
ist wie auf den Fotos. Es sah alles ganz in Ordnung aus. Doch als ich im Wohnheim ankam

dachte ich, es sei ein schlechter Witz. Das Wohnheim lag zwar sehr Zentral, in Sultanahmet, von
dort aus hat man gute Verbindungsmöglichkeiten mit der Straßenbahn oder mit dem Bus, doch es
war die reinste Katastrophe. Nichts sah so aus wie auf den Fotos. Das Zimmer war für vier
Personen erstens viel zu klein. Es gab nur zwei kleine Kleiderschränke, die Zimmertür konnte
man nicht abschließen usw. Ich bin direkt zum zuständigen Personal gegangen und habe mich
beschwärt und mein Geld zurückgefordert. Leider habe ich nur die hälfte von dem was ich
gezahlt habe zurückbekommen. Nachdem ich blitzschnell das Wohnheim verlassen habe, wusste
ich erstmal nicht wohin. Zum Glück konnte ich für eine Nacht bei einer Bekannten übernachten.
Die ganze Nacht haben wir im Internet nach Wohnungsanzeigen gesucht. Durch Glück habe wir
wirklich innerhalb von einem Tag eine Wohnung gefunden und ich bin mit weiteren drei
Erasmusstudenten, die für ein Semester an der Istanbul Universität waren und die ich auch aus
Paderborn gekannt habe, in eine Wohnung eingezogen. 850 Lira war die Miete. Pro Person
mussten wir ca. 250 Lira mit Nebenkosten im Monat zahlen. Die Wohnung war voll möbilisiert.
Zur Straßenbahn und Bushaltestelle hatten wir es auch nicht weit. Insgesamt kann ich die
Unterkunft in einer Wohngemeinschaft eher empfehlen als in einem Wohnheim in Istanbul. So
wie ich es mitbekommen habe, sollen fast alle Wohnheime nicht sehr wohnlich sein. Aber für
diejenigen die keine hohen Ansprüche an Qualität und Geschmack haben, was die
Inneneinrichtung betrifft, die könnten schnell eine Unterkunft in einem Wohnheim finden.
Hier zwei Adressen die euch bei der Wohnungssuche/ Wohnheimsuche weiterhelfen könnten.
Wohnung: www.hurriyetemlak.com
Wohnheim: http://www.ozelyurtpansiyon.com/yurtlar/istanbul
Studieren an der Marmara Universität
An der Fen Edebiyat Fakultät, Abteilung Alman Dil ve Tarihi (deutsche Sprach- und
Literatutwissenschaften) sind die Kurse überwiegend auf deutsch. Die meisten Kurse werden im
Rahmen einer Lehrveranstaltung gehalten und als Leistungsnachweis werden Essays und/oder
Klausuren gefordert. Das Verhältnis zu den Dozenten war nicht sehr nett. Sie waren nicht sehr
aufgeschlossen und hilfsbereit uns Auslandsstudenten gegenüber.
Das Learning-Agreement, welches im Voraus von beiden Hochschulen bestätig werden muss,
legt fest welche Kurse an der Gasthochschule besucht werden. Während eines Semesters an der
Marmara Universität hat man Pflichtkurse die man wählen muss. Je nach dem in welchen
Semester man sich gerade befindet, können die Kurse von 1 Sinif (1-2 Semester), 2 Sinif (3-4)
usw. ausgewählt werden. Im fünften Semester (3 Sinif) sind es diese Kurse:
1. History of language 1 (5 ECT)
2. History of German literature 19. Jhd. (4 ECT)
3. German Drama 3 (4 ECT)
4. German novels 1 (4 ECT)
5. Psycholinguistik 1 (4 ECT)

6. Technics of literary analysis 3 (5 ECT)
7. German literatur 20 Jhd. (4 ECT)
Das sind die Kurse, die ich mir ausgesucht habe. Es gab noch andere Kurse die man wählen
konnte. Für 5 ECT, Leistungsnachweis, musste ich ein Essay schreiben. Der Rest waren
Teilnahmenachweise. In den Kursen mit 4 ECT mussten wir Klausuren schreiben oder uns aktiv
am Seminar beteiligen. Alle Kurse sind zu schaffen. Ein Tip: Geht zu Beginn des Semester zu
jedem Dozenten hin und bespricht mit jedem einzelnen, welche Leistungen von der
Heimathochschule für die Kurse, die auf dem Learning-Agreement bestätigt wurden (für die
jeweiligen ECT) von euch erwartet werden. Es kann schon mal vorkommen das die Dozent der
Gasthochschule damit nicht einverstanden sind und zusätzliche Leistung erfordern.
Die Uni ist sehr modern. Auf dem Campus befinden sich drei tolle Cafes, eine Mensa und ein
Amphitheater. Auch praktisch: Direkt vor dem Haupteingang des Campuses fahren jederzeit
Busse in verschiedene Stadtteile.
Istanbul
"Ich höre Istanbul, meine Augen geschlossen" schreibt einer der berühmtesten türkischen Poeten,
Orhan Veli Kanik. Zuhören und Rythmushalten. Istanbul ist eine Stadt, die kann man nicht
beschreiben, man muss sie einfach erleben und sich von dem einzigartigen Klang der Stadt
führen lassen.
In der Stadt ist man überflutet mit neuen Eindrücken die man erlebt. Die Stadt ist dermaßen laut,
chaotisch und hektisch das man dort schwer zur Ruhe kommt. Man gewöhnt sich aber schnell an
den hektischen Rythmus. In Istanbul gibt es einfach viel zu sehen. Unzählige
Sehenswürdigkeiten, großartige Cafes und Parks, super Einkaufszentrums, der unbeschreiblich
schöne Anblick auf das Meer und noch vieles mehr. Die Aussicht auf dem Bospourus ist
einzigartig schön. Eine faszinierende Stadt. Istanbul besitzt zahlreiche Konzerthäuser und
Theater. Eines der bekanntes Theater befindet sich in Kadiköy, das nach einem Schriftsteller
names Haldun Taner benannt ist. Auch gibt es eine vielzahl an Museen wie der Topkapi Palast,
Ayasofya (Hagia Sophia, bedeutet "heilige Weisheit) und noch einige andere. Die Hagia Sophia
ist eine ehemalige byzantinische Kirche, die später, nach dem das osmanische Reich die Stadt
Konstantinopel eroberte, zur Moschee wurde. Heute ist sie ein Museeum. Ich bewundere das
Museeum, die zwei Weltreligionen unter einer Kuppel verbindet. Es hat einen anderen Charm.
Man sollte das Museeum auf jeden fall mal besuchen. Ich denke Istanbul ist einer der wenigen
Städte, wo man die Spuren der Geschichte in fast jeder Ecke endecken und erleben kann.
Zusammenfassend war mein Auslandssemester in Istanbul für mich eine weittragende
Bereicherung, sowohl in akademischer als auch persönlicher Hinsicht. Die vielen neuen
Erfahrungen und Erlebnisse, das Studieren und Leben in Istanbul haben mich für mein weiteres
Leben positiv geprägt. Ich würde jedem Istanbul empfehlen.
Noch mal Vielen Dank an Herrn Hofmann und das International Office der Universität
Paderborn, die mir diesen wunderbaren und bereichernden Auslandsaufenthalt ermöglicht haben.