0 61 52 - 5 44 93 oder: 01 72 - Das WIR-Magazin im Gerauer Land
0 61 52 - 5 44 93 oder: 01 72 - Das WIR-Magazin im Gerauer Land
0 61 52 - 5 44 93 oder: 01 72 - Das WIR-Magazin im Gerauer Land
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
1968 als Vorsitzender die sozialdemokratische<br />
Fraktion<br />
in der Gemeindevertretung.<br />
Somit hatte er auch reichlich<br />
Erfahrung <strong>im</strong> kommunalpolitischen<br />
Geschäft.<br />
Seine Stunde schlug 1970<br />
bei der Bürgermeisterwahl<br />
in Dornhe<strong>im</strong>, nachdem der<br />
Amtsinhaber aus Alters-<br />
und Gesundheitsgründen<br />
nicht mehr antrat. Drei Bewerbungen<br />
lagen für die<br />
Nachfolge auf dem Tisch des<br />
Hauses. Bei einer denkwürdigen<br />
Samstagabendsitzung<br />
<strong>im</strong> April wurde Gerhard<br />
Hasenzahl einst<strong>im</strong>mig von<br />
allen 13 Gemeindevertretern Dornhe<strong>im</strong>s<br />
gewählt. Nicht nur den Sozialdemokraten,<br />
sondern auch der CDU-Opposition schien<br />
Hasenzahl eindeutig der beste Mann für<br />
die Rathausspitze. Der lenkte fortan die<br />
Geschicke des Gemeinwesens mit viel Fortune,<br />
sowohl bei der Ausweisung neuer<br />
Baugebiete als auch be<strong>im</strong> Straßenbau und<br />
Realisieren sportlicher Einrichtungen. Vor<br />
allem hatte er auch über den Kirchturm<br />
hinausreichenden politischen Horizont<br />
und Kontakte, was für die Entwicklung des<br />
stark von <strong>Land</strong>wirtschaft geprägten Ortes<br />
förderlich war.<br />
Doch bald zogen über dem Dorf dunkle<br />
Wolken auf, die Diskussion über Hessens<br />
Verwaltungsreform und vor allem eine gebietliche<br />
Neuordnung auf Gemeindeebene<br />
trieb ihrem Höhepunkt entgegen. Als 19<strong>72</strong><br />
das nahe Berkach nach Groß-Gerau eingemeindet<br />
worden war und damit die Kreisstadt<br />
– traditionell am Ort eher etwas misstrauisch<br />
beäugt – bis an die Gemarkungsgrenze<br />
heranrückte, zeichnete sich ab, dass<br />
es mit Dornhe<strong>im</strong>s Selbstständigkeit zu Ende<br />
ging. Per <strong>Land</strong>esgesetz wurde schließlich<br />
zum Jahresende 1976 die Souveränität des<br />
Gemeinwesens, dessen Spuren bis in die<br />
Zeit Karls des Großen zurückreichen, beendet.<br />
Aus den zu Beginn der Siebzigerjahre<br />
noch 25 Kommunen <strong>im</strong> Kreisgebiert waren<br />
damit nur noch 14 geworden. Die Begeisterung<br />
vieler Dornhe<strong>im</strong>er hierüber hielt sich<br />
in Grenzen. Immerhin, sie hatten ja weiter<br />
Gerhard Hasenzahl als ihren Sachwalter<br />
und Anwalt <strong>im</strong> neuen, größeren Gemeinwesen,<br />
dessen Stadtteil sie geworden waren.<br />
Hasenzahl war zunächst Staatsbeauftragter<br />
<strong>im</strong> Zuge der Verwaltungsreform,<br />
wurde nach der Kommunalwahl 1977 Erster<br />
Stadtrat. Somit war ein Dornhe<strong>im</strong>er <strong>im</strong>merhin<br />
der zweitwichtigste Mann <strong>im</strong> hauptamtlichen<br />
Magistrat und Stellvertreter des<br />
Groß-<strong>Gerauer</strong> Bürgermeisters. Sowohl der<br />
damalige Bürgermeister Ingo-Endrick Lan-<br />
Gerhard Hasenzahl, Dornhe<strong>im</strong><br />
kau als auch Hasenzahl – beide<br />
SPD – erreichten in gehe<strong>im</strong>er<br />
Wahl <strong>im</strong> Stadtparlament<br />
auf Anhieb die notwendige<br />
absolute Mehrheit. 1983 löste<br />
Manfred Hohl als Bürgermeister<br />
Lankau ab, Hasenzahl<br />
blieb, wurde außerdem 1989<br />
wiedergewählt. 1995 feierte<br />
Hasenzahl sein Jubiläum 40<br />
Jahre öffentlicher Dienst. Im<br />
Juli 1995 schied er regulär am<br />
Ende seiner Amtsperiode in<br />
den Ruhestand aus.<br />
Gerhard Hasenzahl<br />
pflegte einen sehr persönlichen<br />
Amtsstil. Zum einen<br />
gewann er die Herzen der<br />
Menschen durch seine offene Art, war vor<br />
allem einer, der niemals verbissen wirkte,<br />
sondern durch ein freundliches Wesen und<br />
Auftreten gefiel. Trotz engagierter Arbeit<br />
sah er nicht alles so verkrampft, hatte ein<br />
Gespür für Humor und Situationskomik.<br />
Die Menschen spürten auch, dass ihm seine<br />
Arbeit fürs Gemeinwohl Freude bereitete.<br />
So war er ebenfalls über die Parteigrenzen<br />
hinweg populär.<br />
Legendär sind Gerhard Hasenzahls<br />
Haushaltsreden, die er mit hoher Sachkenntnis<br />
in der Stadtverordnetenversammlung<br />
vortrug. Fast schon ein Ritual war,<br />
dass er am Ende der Etateinbringung mit<br />
einem originellen Zitat klassischer Redner,<br />
beispielsweise Worte des Philosophen<br />
Plutarch, die eigene Ansprache würzte. Damit<br />
forderte er die Kommunalpolitiker zu<br />
eingehender und letztlich zust<strong>im</strong>mender<br />
Beratung in der anschließenden parlamentarischen<br />
Runde auf, bat sie, ihre Hausaufgaben<br />
zum Wohl des Gemeinwesens und<br />
der Bürgerschaft zu machen. Gespannt<br />
wartete das debattenfreudige Stadtparlament<br />
fraktionsübergreifend alljährlich darauf,<br />
was Gerhard Hasenzahl sich diesmal<br />
Tiefsinniges für die aktuelle Haushaltslage<br />
hatte einfallen lassen. Er enttäuschte seine<br />
Zuhörerschaft nie!<br />
Der Dornhe<strong>im</strong>er Hasenzahl war ein<br />
Mann, der fest <strong>im</strong> lokalen Vereinswesen<br />
verankert war, sportlich be<strong>im</strong> Fußball ebenso<br />
wie be<strong>im</strong> Tennisspiel bestehen konnte.<br />
Und er war ein geselliger Mensch, feierte<br />
gern mit seinen Bürgern, vor allem natürlich<br />
in Dornhe<strong>im</strong>, aber beispielsweise auch<br />
be<strong>im</strong> Hessentag 1994 in der Kreisstadt. Am<br />
Herzen lagen ihm darüber hinaus die Verschwisterungen<br />
Groß-Geraus mit ausländischen<br />
Städten als Beitrag auf lokaler Ebene<br />
zur europäischen Einigung. Engagiert<br />
wirkte er beispielsweise mit, als in das polnische<br />
Szamotuly partnerschaftliche Bande<br />
geknüpft wurden.<br />
November 2<strong>01</strong>1 <strong>WIR</strong>-<strong>Magazin</strong> 191 15