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Vortrag Fluoride LAGJ Niedersachsen

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Präventionsmaßnahmen bei Kindern und<br />

Jugendlichen in der Gruppenprophylaxe –<br />

Kommunikation mit Trägern, Pädagogen und<br />

Eltern<br />

<strong>LAGJ</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />

Hannover, den 21.10.2009<br />

Dr. med. Vanêssa de Moura Sieber<br />

Medizinische Wissenschaften<br />

GABA GmbH, Lörrach


elmex ® Studien (Aminfluorid seit 1958)


Partner der Profession<br />

� Seit mehr als 50 Jahren enge Zusammenarbeit mit der<br />

zahnmedizinischen Fachwelt<br />

� Wirkstoffe wurden zusammen mit Universitäten entwickelt und<br />

europaweit evaluiert<br />

� Ethischer Anspruch<br />

� GABA ist Partner der zahnmedizinischen Profession<br />

– Prophylaxeprogramme<br />

– Mitwirkung bei Aufklärungskampagnen<br />

– Partner bei der Gestaltung von klinischen Studien<br />

– Unterstützung bei epidemiologischen Studien<br />

– Forschungsförderung<br />

– Förderung des wissenschaftlichen Dialogs durch Symposien,<br />

Weiterbildungen, Round Table Veranstaltungen, Kooperationen


Agenda<br />

� Fluoridwirkungsmechanismen<br />

– aus wissenschaftlicher Sicht<br />

– aus Sicht und Verständnis von Kindern und<br />

Jugendlichen<br />

� <strong>Fluoride</strong> vom ersten Zahn an<br />

– Wie mache ich es richtig?<br />

� Fluoridierungsmaßnahmen in den Einrichtungen<br />

• Kommunikation mit<br />

• Trägern<br />

• Pädagogen<br />

• Eltern<br />

– Organisation


� Fluor (F 2 )<br />

Unterschied Fluor - Fluorid<br />

– aggressives giftiges Gas<br />

– extrem reaktionsfreudig, daher nicht frei vorkommend<br />

– in der Natur als sein Salz Fluorid vorkommend<br />

– chemisch verwandt mit dem Gas Chlor<br />

� Fluorid (F - )<br />

– Salzverbindung des Fluor<br />

– z.B. Natriumfluorid (� vergleichbar mit Kochsalz = Natriumchlorid)


Fluoridvorkommen in der Natur<br />

� Ubiquitär, d.h. überall vorkommend<br />

(Wasser, Boden, Pflanzen, Lebewesen ...)<br />

� Fluormineralien sind z. B. Flussspat (Calciumfluorid),<br />

Kryolith oder Fluorapatit.<br />

� 1 Million Tonnen Fluorid sind in den antarktischen<br />

Meeres-Sedimenten gespeichert.


Fluoridgehalt von Kulturpflanzen und Bodenproben<br />

Angaben in mg/ 100 g Trockensubstanz<br />

Salat<br />

0,44 – 1,3<br />

Spinat 0,13 – 1,7<br />

Rote Bete 0,38<br />

Karotten 0,20<br />

Bohnen 0,32<br />

Kartoffeln 0,15 – 0,3<br />

Kartoffelschale 0,5 – 2,25<br />

Getreide (Körner) 0,02 – 0,17<br />

Äpfel 0,13 – 0,57<br />

Nüsse 0,03 – 0,15<br />

Teeblätter (trocken) 3 – 16*<br />

verschiedene Bodenproben<br />

5 – 40**<br />

* Teeblätter-Aufgüsse 0,7 – 3,0 mg/ l<br />

** in Gebieten mit fluoridhaltigen Immissionen kann der F-Gehalt von Bodenproben<br />

bis auf g/ 100 g Trockengewicht ansteigen


Fluorid in der Kariesprophylaxe<br />

Kariesrückgang (12-Jährige) und<br />

Verbreitung fluoridhaltiger Zahnpasten<br />

%<br />

DMFT<br />

Jahr<br />

nach Marthaler 1990<br />

DMFT<br />

Marktanteil Fluorid-<br />

Zahnpasten in %<br />

DMS-IV (2005):<br />

DMFT = 0,7


Pulpa<br />

Lokale Fluoridwirkung am Zahn<br />

• Calciumfluorid-Deckschicht: Förderung der Remineralisation, Schutz bei<br />

Säureangriffen<br />

• Strukturell gebundenes Fluorid als Folge von<br />

Calciumfluorid-Deckschicht:<br />

Remineralisationsprozessen<br />

(erhöhte Säureresistenz)<br />

Förderung der<br />

• Antibakterielle Wirkung auf Plaque-Bakterien Remineralisation (Aminfluorid) und Schutz<br />

Strukturell gebundenes Fluorid<br />

bei Säureangriffen<br />

im Zahnschmelz<br />

Schmelz<br />

Antibakterielle<br />

als Folge von<br />

Remineralisationsprozessen<br />

Wirkung auf<br />

(erhöhte Säureresistenz)<br />

Plaque-<br />

Dentin<br />

Bakterien<br />

Entscheidend in der Kariesprophylaxe:<br />

Lokale Fluoridierung durch fluoridhaltige Mund- und Zahnpflegemittel<br />

(Aminfluorid)


Gebräuchlichste Fluoridverbindungen<br />

� Anorganische Verbindungen<br />

– Natriumfluorid (NaF)<br />

– Natriummonofluorphosphat (NaMFP)<br />

– Zinnfluorid (SnF 2 )<br />

� Organische Verbindungen<br />

– Aminfluorid (AmF)<br />

– z.B. Olaflur, Dectaflur


Organische Fluoridverbindungen<br />

� AmF = Aminfluorid<br />

– Olaflur<br />

– Dectaflur<br />

Kohlenwasserstoffkette<br />

Amin-Gruppe F -<br />

– chemische Struktur der Aminfluoride: Tensid


Tenside (Netzmittel, Schäumer)<br />

� Definition: Nach einem Vorschlag von E. Götte (1964)<br />

von lat. tensio = Spannung abgeleitete Bezeichnung für<br />

Substanzen, die die Grenzflächenspannung<br />

herabsetzen.<br />

� charakteristischer Aufbau: hydrophile + hydrophobe<br />

Gruppe<br />

– hydrophil = wasserliebend; hydrophob = wasserabweisend<br />

hydrophob<br />

hydrophil


Aminfluorid (AmF) bildet einen molekularen<br />

Film auf dem Zahn<br />

1. AmF richtet sich mit dem hydrophilen Kopf zum Zahnschmelz aus<br />

2. Es kommt zu ionischen Wechselwirkungen zwischen dem Amin-Teil und<br />

der Zahnoberfläche<br />

3. Die Kohlenwasserstoffketten des AmF parallelisieren und stabilisieren<br />

sich<br />

Ergebnis:<br />

Homogene, molekulare Schicht (= gleichmäßiger Film) von<br />

Aminfluorid auf der Zahnoberfläche


Aminfluoride als Tenside


Test zur Oberflächenaktivität von<br />

Natriumfluorid und Aminfluorid


Fluoridanlagerung und -aufnahme<br />

Labiles Fluorid<br />

Stabiles Fluorid


Antibakterielle Wirkung


Einige Fragen zum Aminfluorid<br />

Warum verwenden so wenige Hersteller Aminfluorid?<br />

– Zahnpasta mit Aminfluorid:<br />

galenische Formulierung sehr viel aufwändiger<br />

als bei Zahnpasta mit anorganischem Fluorid,<br />

wie z.B. Natriumfluorid<br />

Warum gibt es in den USA keine Aminfluorid-Präparate?<br />

– zur Verwendung auf dem US-Markt:<br />

Zulassung des Wirkstoffs Aminfluorid durch die FDA<br />

(US Food and Drug Administration) notwendig<br />

– bisher kein Registrierungsantrag gestellt


Einige Fragen zum Aminfluorid<br />

Sind Aminfluoride kanzerogen?<br />

– Nein!<br />

– Toxizitätsuntersuchungen an Tieren (Hunde/Ratten)<br />

� orale Verabreichung von AmF (täglich; bis zu 12 mg/kg<br />

Körpergewicht; über 2 Jahre)<br />

– in keinem einzigen Fall pathologische Zellveränderungen<br />

� kein Hinweis auf Krebsgefährdungspotenzial der<br />

Aminfluoride


Einige Fragen zum Aminfluorid<br />

Sind Aminfluoride bei Langzeitanwendung unbedenklich?<br />

elmex ® Zahnpasta,elmex ® gelée und elmex ® fluid:<br />

– Daten aus kariesepidemiologischen Studien über 3, 6, 7<br />

Jahre<br />

– Nirgends gab es einen Anhaltspunkt für irgendwelche<br />

gesundheitlichen Bedenken!<br />

– Mittlerweile sind die aminfluoridhaltigen elmex ® Produkte z.<br />

Teil seit 40 Jahren im Einsatz; bei richtiger Anwendung<br />

treten keine Nebenwirkungen auf.


Warum verwenden wir Aminfluorid?<br />

Oberflächenaktives Aminfluorid<br />

verteilt sich schnell in der Mundhöhle<br />

Aminfluorid bildet einen besonders gut<br />

haftenden Film auf den Zahnoberflächen<br />

Das Fluorid des Aminfluorids reagiert mit<br />

Calcium und bildet eine besonders stabile<br />

Calciumfluorid-Schicht<br />

� Fluoriddepot auf dem Zahnschmelz


Warum verwenden wir Aminfluorid?


Wie wird die Wirkung der <strong>Fluoride</strong><br />

beeinflusst?<br />

Welche Eigenschaften eines Fluoridpräparates<br />

bestimmen maßgeblich dessen Wirkung?<br />

� Art der enthaltenen Fluoridverbindung<br />

� Fluoridkonzentration<br />

� pH-Wert<br />

� Anwendungshäufigkeit<br />

� Einwirkdauer<br />

� Formulierung des Produktes


Fluoridwirkung und pH-Wert<br />

Wie beeinflusst ein niedriger<br />

pH-Wert die Fluoridierung?<br />

� bei saurem pH-Wert (< 5,5)<br />

werden oberflächlich zunächst<br />

Ca 2+ und PO4 3- der<br />

Schmelzoberfläche aktiviert<br />

� bei Anwesenheit ausreichender<br />

Fluoridmengen wird sofort<br />

schwerlösliches CaF2 ausgefällt<br />

Anwendung von<br />

Aminfluorid:<br />

� pH-Wert sinkt<br />

� <strong>Fluoride</strong> an der<br />

Zahnoberfläche<br />

Ca2+ Ca2+ Ca2+ Ca2+ Ca2+ Ca<br />

2+Ca2+ Ca2+ Ca2+


Fluoridwirkung und pH-Wert<br />

Wie beeinflusst ein niedriger pH-Wert die<br />

Fluoridierung?<br />

� bei saurem pH-Wert (< 5,5) werden oberflächlich<br />

zunächst Ca 2+ und PO4 3- aus der Schmelzoberfläche<br />

herausgelöst � „Aktivierung“ des Zahnschmelzes<br />

� bei Anwesenheit ausreichender Fluoridmengen wird<br />

sofort schwerlösliches CaF2 ausgefällt<br />

� homogene CaF2-Schicht auf<br />

der Schmelzoberfläche<br />

= labiles Fluoriddepot


Wirkung von Fluorid (lokal) am<br />

Zahnschmelz<br />

• Förderung der Remineralisation<br />

initialer Kariesläsionen<br />

• Einlagerung von Fluorid in den<br />

Zahnschmelz führt zu einer erhöhten<br />

Säureresistenz<br />

• Antiglykolytische Wirkung:<br />

Aminfluoride hemmen den Stoffwechsel<br />

der Plaquebakterien und reduzieren so<br />

die Säureproduktion


Rechnen mit Fluorid<br />

Fluoridmengen in der Mundhöhle:<br />

Wie berechnet man die Fluoridmenge,<br />

die beim Zähneputzen in die Mundhöhle gelangt?


Rechnen mit Fluorid<br />

Zunächst eine kurze Wiederholung:<br />

Mengen- und Volumenangaben:<br />

„Kilo“ steht für „tausend“<br />

„milli“ steht für „Tausendstel“<br />

x 1000 x 1000<br />

Milligramm (mg) Gramm (g) Kilogramm (kg)<br />

Milliliter (ml) Liter (l) 1000 Liter<br />

.... und Verhältnisangaben (Konzentrationen) �


0,27 Liter<br />

2,7 Liter<br />

2700 Liter<br />

Konzentrationsangaben:<br />

Ein Zuckerwürfel (2,7 g) aufgelöst in ...<br />

1% ist ein Teil<br />

von hundert Teilen<br />

1 Promille ist ein Teil<br />

von tausend Teilen<br />

1ppm (part per million)<br />

ist ein Teil von<br />

1 Million<br />

10 g/kg<br />

1 g/kg<br />

0,001 g/kg (10 -3 )<br />

10 Gramm<br />

pro Kilogramm<br />

1 Gramm<br />

pro Kilogramm<br />

1 Milligramm<br />

pro Kilogramm


Aminfluorid-Präparate: Fluoridgehalt<br />

Fluorid Fluorid Fluoridart<br />

[%] [ppm]<br />

elmex ® Kinder-Zahnpasta 0,05 500 Olaflur<br />

aronal ® Zahnpasta 0,10 1.000 NaMFP<br />

elmex ® / elmex ® Junior/<br />

elmex ® SENSITIVE ZP 0,14 1.400 Olaflur<br />

elmex ® mentholfrei Zahnpasta 0,125 1.250 Olaflur<br />

meridol ® Zahnpasta 0,14 1.400 Olaflur/SnF 2<br />

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

-<br />

elmex ® gelée 1,25 12.500 Olaflur/Dectaflur/ NaF<br />

elmex ® fluid 1,0 10.000 Olaflur/Dectaflur<br />

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

-<br />

elmex ® Kariesschutz Zahnspülung 0,025 250 Olaflur/NaF<br />

elmex ® SENSITIVE Zahnspülung 0,025 250 Olaflur/KF<br />

meridol ® Mundspül-Lösung 0,025 250 Olaflur/SnF 2


Beispiel: elmex ® Junior Zahnpasta<br />

�Fluoridgehalt: 1400 ppm<br />

�1400 ppm = 1400 mg Fluorid pro Kilogramm Zahnpasta<br />

= 1,4 mg Fluorid pro Gramm Zahnpasta<br />

Putzt man also mit einem Gramm Zahnpasta die Zähne,<br />

gelangen 1,4 mg Fluorid in die Mundhöhle.


Aminfluorid-Präparate :<br />

Fluoridmenge in der Mundhöhle<br />

elmex ® Kinder-Zahnpasta 500 ppm Bürsten 0,3 g 0,15 mg<br />

aronal ® Zahnpasta 1.000 ppm Bürsten<br />

elmex ® /elmex ® junior/<br />

elmex ® SENSITIVE/meridol ® ZP 1.400 ppm Bürsten<br />

elmex ® mentholfrei Zahnpasta 1.250 ppm Bürsten<br />

-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

elmex ® gelée 12.500 ppm Bürsten 0,5 g 6,25 mg<br />

elmex ® fluid 10.000 ppm Touchieren 3-6 Tr. 1-2 mg<br />

------------------------------------------------------------------------------------------------------------------elmex<br />

® Kariesschutz Zsp 250 ppm Spülen<br />

elmex ® SENSITIVE Zsp 250 ppm Spülen 10 ml 2,5 mg<br />

meridol ® Mundspül-Lösung 250 ppm Spülen<br />

angewandte<br />

Menge Produkt<br />

Fluorid in der<br />

Mundhöhle<br />

1g 1-1,4 mg


Rechnen mit Molmassen von Verbindungen<br />

Aufgabe: Auf einer Mundspüllösungsflasche steht<br />

„100 g enthalten 50 mg NaF“. Wie groß ist der Fluoridgehalt?<br />

Berechnung: Summenformel von Natriumfluorid NaF<br />

Atomgewicht Natrium (Na) 23 g/mol<br />

Atomgewicht Fluor (F) 19 g/mol<br />

Molgewicht Natriumfluorid NaF 42 g/mol<br />

Fluorid-Anteil in Natriumfluorid: 19 /42 = 0,45 = 45%<br />

Also: NaF besteht aus 45% F -<br />

Rechenweg:<br />

x mg F -<br />

50 mg NaF =<br />

45%<br />

100%<br />

x = 45%<br />

100%<br />

· 50 = 22,5 mg<br />

Lösung: 100 g der Mundspüllösung enthalten 22,5 mg Fluorid.<br />

Die Fluoridkonzentration beträgt also 0,0225% = 225 ppm.


Agenda<br />

� Fluoridwirkungsmechanismen<br />

– aus wissenschaftlicher Sicht<br />

– aus Sicht und Verständnis von Kindern und Jugendlichen<br />

� <strong>Fluoride</strong> vom ersten Zahn an<br />

– Wie mache ich es richtig?<br />

� Fluoridierungsmaßnahmen in den Einrichtungen<br />

• Kommunikation mit<br />

• Trägern<br />

• Pädagogen<br />

• Eltern<br />

– Organisation


Milchgebiss:<br />

1. Milchzahn bis komplette 2. Dentition<br />

� 0,5 Jahre: 1. Milchzahn<br />

� 2 Jahre: Milchgebiss komplett<br />

Wechselgebiss:<br />

(20 Zähne)<br />

� 6 Jahre: 1. bleibender Molar<br />

� 12 Jahre: bleibendes Gebiss komplett<br />

(28 Zähne<br />

später ggf. + 4 Weisheitszähne)


Milchzähne vs. bleibende Zähne<br />

� Kleinere Zähne<br />

� Schmelzschicht ist dünner als<br />

bei bleibenden Zähnen<br />

� Schmelz ist weniger stark mineralisiert<br />

� Pulpa ist ausgedehnter<br />

� Bei Kariesbefall verläuft die Zerstörung des Zahns<br />

rascher als bei bleibenden Zähnen<br />

Bild: Vorlesung Uni Dresden (im www)


Warum sind Milchzähne wichtig?<br />

� Frühzeitiger Verlust der Milchzähne oder<br />

unbehandelte Milchzahnkaries können sich<br />

nachhaltig auf die bleibende Dentition auswirken<br />

� ¼ der Fälle von Eiterherden an der Milchzahnwurzel<br />

führen zur Schädigung des entsprechenden<br />

bleibenden Zahnes<br />

� Beispiele:<br />

– gestörter Zahndurchbruch<br />

– Sekundärer Engstand<br />

(früher Verlust der Milchmolaren �<br />

„Mesialdrift“ der bleibenden Molaren)


Nach Eruption des ersten Zahnes<br />

� Kolonisierung neuer Lebensräume<br />

durch Streptokokken mutans<br />

� Anhaftung der Streptokokken auf<br />

den Zähnen<br />

� Mechanische Plaqueentfernung mit<br />

der Zahnbürste (z.B. elmex ® Lern-<br />

Zahnbürste) notwendig<br />

– Zerstörung des klebrigen<br />

Zahnbelags<br />

S. Kneist 2005


Kariesvorbeugung mit Fluorid<br />

� Fluorid wirkt in erster Linie durch direkten Kontakt (lokal) mit<br />

dem Zahnschmelz karieshemmend, auch im Milchgebiss<br />

� Insbesondere lokale Fluoridierungsmittel (zum Beispiel<br />

fluoridhaltige Zahnpasten) zeigen hier eine effektive Wirkung:<br />

– Fluorid beschleunigt die Wiedereinlagerung von Mineralien in den<br />

Zahnschmelz<br />

– Fluorid hemmt das Herauslösen von Mineralien<br />

aus dem Zahnschmelz<br />

– Fluorid verbessert die Säureresistenz<br />

des Zahnschmelzes


Wann beginnt die Mundhygiene?<br />

Empfehlungen der DGZMK, 2000/2002<br />

� Ab dem ersten Milchzahn:<br />

1x täglich mit Kinderzahnpasta (Fluoridgehalt bis 500 ppm)<br />

putzen<br />

� höchstens erbsengroße Menge, wegen der hohen<br />

Verschluckrate bei Kleinkindern (35% - 60%)<br />

� ab dem 2. Geburtstag bis zum 6. Lebensjahr:<br />

2x täglich mit Kinderzahnpasta putzen<br />

� Zusätzlich: fluoridhaltiges Speisesalz im Haushalt verwenden


Fluorid-Empfehlung der<br />

DGZMK*<br />

*Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde<br />

Gülzow, H.-J.; Hellwig, E.; Hetzer, G.; DGZMK: Empfehlungen zur Kariesprophylaxe mit <strong>Fluoride</strong>n. Stellungnahme der DGZMK. Zahnärztl Mitt 92, 13 (2002)


Remineralisation initaler Kariesläsionen<br />

von Milchzähnen in situ<br />

Hellwig et al., IADR-PEF meeting, Abstract 578, 2002


Milchgebiss:<br />

Wechselgebiss:<br />

1. Milchzahn bis komplette 2. Dentition<br />

� 0,5 Jahre: 1. Milchzahn<br />

� 2 Jahre: Milchgebiss komplett<br />

� 6 Jahre: 1. bleibender Molar<br />

� 12 Jahre: bleibendes Gebiss komplett<br />

(Zeitangaben sind ca.-Werte)


Wichtige Phase für die „Neuen“: Posteruptive<br />

Mineralisation<br />

Posteruptive Mineralisation durch<br />

Einlagerung von Calcium-,<br />

Phosphat-, Magnesium- und Fluorid-<br />

Ionen<br />

• Neu durchgebrochene Zahnschmelz<br />

ist noch nicht vollständig ausgereift!<br />

• Reifungsprozess: über zwei Jahre<br />

Mineralieneinlagerung aus dem Speichel<br />

in den Schmelz � wird<br />

widerstandsfähiger:<br />

„posteruptive Mineralisation“<br />

• Fluorid in der Mundhöhle fördert diese<br />

Mineralisation<br />

• 500 ppm sind dafür eigentlich zu wenig<br />

� kein ausreichender Kariesschutz für die<br />

bleibenden Zähne


Fluorid-Empfehlung der<br />

DGZMK*<br />

Der Wechsel von<br />

Zahnpasta für Milchzähne zu<br />

einer Zahnpasta mit höherem<br />

Fluorid-Gehalt ist aus<br />

medizinischer Sicht notwendig<br />

und unbedenklich!<br />

*Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde<br />

Gülzow, H.-J.; Hellwig, E.; Hetzer, G.; DGZMK: Empfehlungen zur Kariesprophylaxe mit <strong>Fluoride</strong>n. Stellungnahme der DGZMK. Zahnärztl Mitt 92, 13 (2002)


In-vitro-Studie zur elmex ® Junior<br />

Zahnpasta<br />

Fazit der Studie:<br />

Bei Anwendung von elmex ® Fazit der Studie:<br />

Bei Anwendung von elmex<br />

Junior<br />

Zahnpasta wird signifikant mehr Fluorid<br />

auf der Schmelzoberfläche der „neuen“<br />

bleibenden Zähne gebunden als mit<br />

einer Zahnpasta ohne Fluorid oder mit<br />

500 ppm Fluorid (� Kinderzahnpasta)<br />

® Junior<br />

Zahnpasta wird signifikant mehr Fluorid<br />

auf der Schmelzoberfläche der „neuen“<br />

bleibenden Zähne gebunden als mit<br />

einer Zahnpasta ohne Fluorid oder mit<br />

500 ppm Fluorid (� Kinderzahnpasta)


Fluorid-Empfehlung der<br />

DGZMK*<br />

*Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde<br />

Gülzow, H.-J.; Hellwig, E.; Hetzer, G.; DGZMK: Empfehlungen zur Kariesprophylaxe mit <strong>Fluoride</strong>n. Stellungnahme der DGZMK. Zahnärztl Mitt 92, 13 (2002)


Agenda<br />

� Fluoridwirkungsmechanismen<br />

– aus wissenschaftlicher Sicht<br />

– aus Sicht und Verständnis von Kindern und<br />

Jugendlichen<br />

� <strong>Fluoride</strong> vom ersten Zahn an<br />

– Wie mache ich es richtig?<br />

� Fluoridierungsmaßnahmen in den Einrichtungen<br />

• Kommunikation mit<br />

• Trägern<br />

• Pädagogen<br />

• Eltern<br />

– Organisation


Wie funktioniert Intensiv-Fluoridierung?<br />

Kariesprophylaxe<br />

Anwesenheit von von Fluorid an an der der<br />

Zahnoberfläche<br />

Lokale Fluoridierung<br />

Basis für die Wirkung von:<br />

Abgebildet sind Beispielprodukte


Intensivfluoridierung mit elmex ® fluid<br />

Gruppen- und<br />

Individualprophylaxe<br />

� 2 x oder mehrmals pro Jahr<br />

(bei Patienten mit hohem<br />

Kariesrisiko)<br />

� Produkt z. B. mit einem<br />

Wattebausch auf den<br />

Zahnflächen verteilen<br />

– Milchgebiss: 3-4 Tropfen<br />

– Wechselgebiss: 3-6 Tropfen<br />

– Bleibendes Gebiss:<br />

6-9 Tropfen<br />

– Keine Trockenlegung<br />

notwendig<br />

– Keine Wartezeit notwendig


�Das bleibende Gebiss der Probanden wurde einmalig mit<br />

0,2 ml (6 Tropfen) der entsprechenden Fluoridlösungen<br />

touchiert.<br />

�Demineralisierte Schmelzproben einmalig mit 0,1 ml<br />

(3 Tropfen) der unterschiedlich konzentrierten<br />

Fluoridlösungen touchiert und von Probanden während<br />

des Untersuchungszeitraumes in der Mundhöhle<br />

getragen<br />

Studie Altenburger et al. 2009<br />

�Alle Probanden benutzten während der gesamten<br />

Studienzeit eine fluoridfreie Zahnpasta.


elmex ® fluid (einmalige Anwendung) erhöht die Remineralisation initialer Kariesläsionen


Intensivfluoridierung mit elmex ® gelée<br />

Anwendung in der Gruppenprophylaxe:<br />

� ca. 1 cm (0,5 g) elmex ® gelée anwenden<br />

� Auf die Zahnbürste auftragen und die<br />

Zähne bürsten<br />

– Keine Trockenlegung notwendig<br />

– Keine Wartezeit notwendig


� Wirkung von elmex ® gelée abhängig von der Häufigkeit der<br />

Zahnputzübungen in einem Zeitraum von zwei Jahren (104 Wochen) bei<br />

Jugendlichen mit erhöhtem Kariesrisiko.<br />

� Im Vergleich zur Kontrollgruppe hat die elmex ® gelée Gruppe mit 60 oder<br />

mehrere Zahnputzübungen innerhalb zwei Jahren (etwa 30 mal pro Jahr)<br />

eine Kariesreduktion** um 29 %.<br />

� Die Zahnputzübungen in den Schulen reduzierten signifikant die<br />

Kariesprogression bis zum Dentin (D 3 FT) ** bei Jugendlichen mit<br />

erhöhtem Kariesrisiko.<br />

Studie Stokes et al. 2008<br />

**Verringerung des Karieszuwachses mit Dentinbeteiligung (D 3 FT)


� wirksame kariespräventive Maßnahme<br />

� Kinder/Jugendliche<br />

– Applikation 2- bis mehrmals jährlich<br />

– unabhängig von anderen Fluoridierungsmaßnahmen<br />

� kariesaktive Kinder<br />

Fluoridlack<br />

– Applikation öfter als 2x pro Jahr<br />

– Kariesreduzierende Wirkung wird verbessert


Kariesprophylaxe mit Fluoridlack<br />

3-Jahres-Studie mit Heranwachsenden (13-16 Jahre, N=758), Duraphat ® Fluoridlack mit<br />

unterschiedlicher Anwendungsfrequenz appliziert, Karieszuwachs (approximal) bei Probanden untersucht


Sind Prophylaxemaßnahmen mit<br />

Fluorid gesundheitsschädlich?


“Dosis sola venenum facit“<br />

Gift“<br />

Akute Toxizität<br />

Chronische Toxizität<br />

„Allein die Menge macht das


Akute Toxizität<br />

� Probably Toxic Dose (PTD):<br />

Minimaldosis, bei deren Einnahme erste<br />

Vergiftungserscheinungen auftreten können<br />

� 5 mg Fluorid pro kg Körpergewicht<br />

� 2jähriges Kind (wiegt etwa 10,5 kg):<br />

PTD = 52,5 mg Fluorid<br />

knapp 2 Tuben KinderZP; ½ Tube<br />

ErwachsenenZP; ½ Flasche Zahnspülung


Erste-Hilfe-Maßnahmen<br />

� Aufnahme bis 100 mg F: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall etc.<br />

� Milch oder Calcium-Brausegetränk<br />

� Aufnahme über 100 mg F: gastrointestinale Blutungen<br />

� Benommenheit, Herz-Kreislaufsymptome<br />

� großzügige Calciumgabe<br />

� (Not)arzt hinzuziehen<br />

� Kreislaufstabilisierung<br />

� evtl. Magenspülung


Chronische Toxizität: Dentalfluorose<br />

� kann auftreten bei F-Überdosierung<br />

während der Schmelzmineralisation<br />

� Hypomineralisation in tieferen<br />

Schmelzschichten<br />

� ästhetisches Problem<br />

Differentialdiagnose<br />

“White Spot”


Milchzähne<br />

Bleibende<br />

Zähne<br />

Schneidezähne<br />

Schneidezähne<br />

Entwicklungszeiten der Zähne<br />

Eckzähne<br />

Molaren<br />

Eckzähne<br />

Prämolaren<br />

1. Molaren<br />

2. Molaren<br />

Nur in in dieser Phase besteht ein Fluorose-Risiko<br />

Mineralisation Präeruptive Phase<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14<br />

nach S. Zimmer (1998), nach Hong et al. (2006)


Fluorose aufgrund systemischer<br />

Fluoridaufnahme<br />

� Zeitfenster 1,2 : Fluorose-Prävalenz steht in<br />

Relation zu...<br />

– einer durchschnittlich erhöhten Fluoridaufnahme in den<br />

ersten 2½ Lebensjahren (30 Lebensmonaten)<br />

– einer für jedes Jahr berechneten, erhöhten Fluoridaufnahme<br />

innerhalb der ersten 2½ Lebensjahren<br />

(30 Lebensmonaten)<br />

� Grenzwert der täglichen Fluoridaufnahme<br />

variiert je nach Alter und Datenquelle:<br />

– 0- 2½ Jahre: ≤ 0,04 mg F/kg KG/Tag � geringes Risiko für<br />

Fluorose 1<br />

– 6-12 Monate: ≤ 0,05 mg F/kg KG/Tag 2<br />

1: Hong, 2006 // 2: Mascarenhas / Pendrys, 2000


Fluorose aufgrund systemischer<br />

Fluoridaufnahme<br />

� Mögliche Risikofaktoren 1,2 :<br />

– Fluoridiertes Trinkwasser<br />

– Fluoridtabletten<br />

– Zu früher Wechsel zu Zahnpasten mit hoher<br />

Fluoridkonzentration (1.000-1.500 ppm)<br />

– Babynahrung mit hohem Fluoridgehalt<br />

� Konsequenz: Fluoridanamnese durchführen und<br />

Fluoridierungsfahrplan beachten<br />

1: Hong, 2006 // 2: Mascarenhas / Pendrys, 2000


Leitlinie Fluoridierungsmaßnahmen 2006<br />

� Definition Leitlinien<br />

= systematisch entwickelte Entscheidungshilfen für<br />

angemessene ärztliche/zahnärztliche<br />

Vorgehensweise bei Präventionsmaßnahmen und<br />

speziellen gesundheitlichen Problemen<br />

–Dienen der Beantwortung folgender Fragen:<br />

Was ist notwendig und sinnvoll?<br />

Was ist überflüssig?<br />

–Empfehlungskatalog + Handlungsanweisung


Kommunikation mit Trägern, Lehrern, Eltern<br />

Gegenüber Träger und Lehrer:<br />

� Transparenz: Was ist geplant?<br />

– Arbeitsschritte<br />

– Zeitbedarf<br />

– Räumlichkeiten<br />

– Unbedenklichkeit<br />

� Begreifbar machen: Demonstration einzelner<br />

Schritte<br />

� Selber ausprobieren!


Kommunikation mit Trägern, Lehrern, Eltern<br />

Gegenüber Träger und Lehrer:<br />

� Nutzen deutlich machen!<br />

– Lebensqualität der Kinder<br />

– Chancengleichheit im Sinne der Zahngesundheit schaffen<br />

(Kinder sozial benachteiligter Familien an Prophylaxe<br />

heranführen)<br />

– Kompetenz der Schule stärken: „Unsere Schüler sind uns<br />

wichtig“<br />

– Ökonomische Aspekte: Behandeln ist teurer als Prophylaxe<br />

(Splieth & Flessa 2008)<br />

� Träger und Lehrer sind die Schlüsselstelle zur<br />

Durchführung der Prophylaxe in den Einrichtungen


Kommunikation mit Trägern, Lehrern, Eltern<br />

Gegenüber Eltern:<br />

� Wiederum: Transparenz: Was ist geplant?<br />

– Arbeitsschritte, Unbedenklichkeit<br />

� Begreifbar machen: Demonstration einzelner Schritte<br />

� Nutzen deutlich machen!<br />

– Lebensqualität der Kinder<br />

– Ökonomische Aspekte: Behandeln ist teurer als Prophylaxe<br />

� Nebeneffekt: Eltern denken auch über eigene Prophylaxe nach<br />

– Selber ausprobieren!


Organisation<br />

� Einverständniserklärung<br />

� Fluoridpräparate: Arzneimittel!<br />

� Elternabende<br />

� Elternbriefe<br />

� Lehrer/Erzieher/Schulleitung<br />

� Begriffserklärung/Fragen/Quiz<br />

– Eigenes Interesse wecken<br />

– Mitmachen<br />

– Mitgestalten


Einverständniserklärung


Elterninformation


Fazit<br />

� In Deutschland wurde bereits ein deutlicher<br />

Kariesrückgang erreicht<br />

� Ein wichtiger Grund: Der weit verbreitete Einsatz von<br />

<strong>Fluoride</strong>n<br />

Aber<br />

�Karies schläft nie: Häufigste chronische Krankheit bei<br />

Kindern und Jugendlichen in den Industrieländern<br />

� Bei Erwachsenen und Senioren ist die Kariesverbreitung<br />

allerdings immer noch sehr hoch<br />

� Deshalb ist eine lebenslange Kariesprophylaxe von<br />

hoher Bedeutung<br />

….und Ihre Arbeit sehr wichtig<br />

und unersetzlich!

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