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Internationale Konferenz des Comenius-Netzwerks
5. Möglichkeiten von Perspektivität, die in literarischen Texten zu
erkennen sind
Bei der Arbeit an literarischen Texten können sich Verstehensprobleme dadurch ergeben,
dass auf der literarischen Darstellungsebene selbst kulturelle Probleme, ein Zusammenstoss
von Kulturen, dargestellt wird. In solchen Fällen, wo es auch innerhalb der Darstellungsebene
um zwei oder mehrere verschiedene Kulturen geht, kann die jeweilige Erzählperspektive
verstehenserleichternd bzw. –erschwerend wirken. Im folgenden werden verschiedene
Möglichkeiten Perspektivität 18 dargestellt, die oft in Kurzerzählungen, verfasst in deutscher
Sprache von Muttersprachlern oder von deutschsprechenden Autoren erkennbar sind :
1. Wenn der kulturelle Hintergrund des Lesers ähnlich mit diesem der Erzählfigur ist, setzen
sich oft Leser und Erzähler mit einer fremden Kultur auseinander und haben beide eine und
dieselbe fremdkulturelle Außenperspektive:
Autor/Erzähler Leser
Eigene Kultur
Leserperspektive fremde Kultur
Erzählperspektive
2. Eine andere Perspektivität entsteht, wenn die Erzählfigur einer fremden Kultur angehört
und der Leser, von seiner eigenen kulturellen Welt ausgehend, sich mit dieser fremdkulturellen
Erzählperspektive auseinandersetzen soll, indem er eigenkulturelle mit fremdkulturellen
Perspektive vergleicht :
Erzähler Leser
fremde Kultur – Erzählperspektive eigene Kultur-Leserperspektive
3. Eine dritte Möglichkeit von Perspektivität könnte entstehen, wenn sich bei der Behandlung
eines Textes drei Kulturen ins Spiel setzen. Dies bedeutet, dass die Erzählfigur Träger einer
fremdkulturellen Innenperspektive ist und eine zweite fremde Welt darstellt. Dabei soll sich
der Leser gleichzeitig mit zwei fremdkulturellen Welten, ausgehend von seiner eigenen Kultur,
auseinandersetzen, was oft Verständnisschwierigkeiten beim Lesen des Textes bereitet:
Erzähler Leser
fremde Kultur fremde Kultur eigene Kultur
Erzählperspektive Leserperspektive
Aus diesen schematischen Darstellungen wird ersichtlich, dass am literarischen Text eine
Leserperspektive einer Erzählperspektive begegnet, die aus unterschiedlichem kulturellen
18 Vgl. Hermes, L., 1998, 131
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