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15.01.2013 Aufrufe

Internationale Konferenz des Comenius-Netzwerks muß unter anderem auch mit literarischen oder fiktionalen Texten geübt werden. Um einen Text verstehen zu können, muß aber der Leser über einen bestimmten Wortschatz verfügen, muß entscheiden können, welche lexikalischen Einheiten für seine Leseziele wichtig sind. Lesen mit Hypothesenbildung, Redundanz im Text benutzen können, tragen nicht nur zur Wortschatzerweiterung bei, sondern auch zur Entwicklung von relevanten Lesestrategien. 3.4. Vermittlung von Strategien, um mit literarischen Texten umgehen zu lernen Die Lerner benötigen Strategien, um mit literarischen Texten umgehen zu lernen. Sie müssen interpretatorische Fähigkeiten entwickeln und die Textebene durchschauen lernen. Sie sollen in der Lage sein, die Handlung literarischer Texte analysieren und auf eigene Wirklichkeitserfahrung reflektieren zu können. Deshalb ist bei der Behandlung literarischer Texte nicht nur das Erfassen der Oberflächenstruktur des Textes wichtig, sondern auch das Eindringen in die Tiefenstruktur. Bei der Aufnahme und des Verstehens des Handlungsgeschehens literarischer Texte ist den Lernern nicht immer das Sujet sofort einsichtig, zugänglich und doch liegt gerade im Aufdecken des Sujets, im Entschlüsseln der Schwierigkeiten ein Anreiz für das Lesen solcher Texte. 3.5. Vermittlung von ‚Literatur’ als Lernziel Die Arbeit mit literarischen Texten ermöglicht die Realisierung von einzelnen Teilzielen wie das Erfassen der charakteristischen Merkmale der betreffenden Textsorte, das Erkennen der jeweiligen Erzählperspektive und ihrer Funktion , das Erkennen der Funktion von Perspektivenwechsel sowie das Erkennen sprachlicher, stilistischer Gestaltungsmittel usw. 3.6. Förderung von Genußfähigkeit An den Einsatz von literarischen Texten wäre die Forderung zu richten, als notwendige Voraussetzung für alle kognitiven Prozesse erst einmal den Genuß an der Literaturrezeption zu sichern. Die jugendlichen Leser sollen nicht nur Spaß beim Lesen von literarischen Texten haben, sondern sie sollen damit sensibilisiert werden.“Die Texte müssen vorhandene Bedürfnisse befriedigen,verschüttete Bedürfnisse freilegen, auf nicht erkannte Bedürfnisse aufmerksam machen, uneigentliche Bedürfnisse entlarven.“ 12 Dies bedeutet, dass die angebotenen Texte aktuell, interessenorientiert, von gegenwärtiger Bedeutung und somit von momentaner Wirkung und dauernder Wirksamkeit sein sollten. 4. Fremdverstehen durch die Behandlung von literarischen Texten Das Kennenlernen fremder Kulturen bzw. von Kulturen der Zielsprache Deutsch vollzieht sich im Fremdsprachenunterricht (FU) zu einem nicht geringen Teil über Texte und nicht zuletzt mit Hilfe literarischer Texte. Literarische Texte gehören zum authentischen Material der fremdsprachlichen Kultur, die zu einem besonderen Lernzuwachs führen. Leider ist dieser Ansatz noch keine Tradition im FU des schulischen Alltags. Der fremdsprachliche Literaturunterricht wird oft als eine Form interkultureller Erziehung verstanden, in dem die Literatur das Zentrum einer interkulturellen Landeskunde darstellt. In diesem Zusammenhang betont Heller, dass literarische Texte „als Quelle interkultureller 12 Vgl. Kast, B., Jugendliteratur im kommunikativen Deutschunterricht, 40, München, 1985 49

50 Sprache lernen vernetzt Erfahrung einzusetzen sind, wobei literaturgeschichtliche, textanalytische und zum Teil textlinguistische Aspekte mitberücksichtigt werden müssen. 13 Diese Aussage wiederspiegelt die Schwierigkeit der Annährung an eine fremde Kultur mit Hilfe literarischer Texte. Ein fremdsprachlicher Text erfordert zunächst die Überwindung der sprachlichen Barrieren, die unterschiedlicher Art sein können.Die Textrezeption wird also durch das Medium der fremden Sprache erschwert, zumindest verlangsamt. Andererseits können auch Schwierigkeiten fremdkultureller Art vorkommen. Ausgangspunkt ist immer die eigene Erfahrung, die eigene Kultur mit ihren Einstellungen, Werten und Normen, das spezifische Weltwissen. Vor diesem Hintergrund egfolgt die Annährung an die fremdkulturellen Phänomene. Verständlicherweise können sie ein erhebliches Maß an Verwirrung hervorrufen, von der Aktivierung von Vorurteilen bis hin zur emotionalen Ablehnung eines Textes. Ein Grund dafür ist oft, dass Schüler und auch Studierende nicht immer das fremdkulturelle Hintergrundwissen haben, das zum Textverständnis nötig sein mag, und gleichzeitig ihrer eigenen kulturellen Zugehörigkeit zu wenig bewusst sind bzw. noch keine ausgeprägte kulturelle Identität besitzen. 14 Ein weiterer Aspekt ist die notwendige Erfahrung, dass literarisches Lesen ein hermeneutischer Prozess ist, dass die Annährung an die in einem literarischen Text vermittelte Welt nur dann völlig unproblematisch, bzw. ohne große Probleme verläuft, wenn sie mit der eigenen Welt zusammenfällt. Jeder Textinhalt wird im Leseprozess mit der eigenen Erfahrungswelt verglichen, und der Leser versucht, ihn in seine eigene Schemata einzuordnen. Dies schafft auch den Anreiz, sich überhaupt mit einem Text auseinanderzusetzen, nämlich wenn er Perspektive eröffnet, in denen eine durch Erfahrung gekannte Welt anders erscheint. 15 Der fremdsprachliche Text kann trotz manchen Nichtverstehens aber auch positive Reaktionen auslösen, die Krusche als Chance sieht:„Nichtverstehen löst weniger Irritation aus, eher Neugier – und wenn wir hart betroffen sind von der „Fremde“, empfinden wir allenfalls Bestürzung darüber, dass Menschlichkeit so verschiedener Gestaltung bedienen kann“. 16 Textverstehen fordert auch immer emotionale Reaktionen heraus, die sich verbinden mit dem Versuch der Empathie, also des sich Einfühlens in die fremde Welt, in die fremden Charaktere. Dies ist nicht mit einer passiven Betroffenheit gleichzusetzen. Er ist ein aktives Bemühen um das Verstehen, um sich Hineinzusetzen in Menschen und deren Welten, die einem fremd sind. Das bedeutet der Versuch eines Perspektivenwechsels, nämlich „die Fähigkeit zur Erkenntnis der eigenen und der fremden Perspektive, was zum Wechsel der Perspektiven oder zur Übernahme der Perspektive der anderen im Interesse des Verstehens befähigt.“ 17 13 Vgl. Heller,A.,Zur Problematik interkultureller Literaturvermittlung im Englischunterricht der Sekundarstufe II“, In:Der fremdsprachliche Unterricht, 5, 26, 1992 14 Vgl. Hermes,L,.Fremderfahrung durch Literatur.In: Fremdsprachenunterricht, 2/1998, 130 15 Vgl.Hermes, L.,1998, 130 16 Vgl. Krusche, D., Literatur und Fremde, München,1985 17 Vgl. Christ, H., Fremdsverstehen als Bedingung der Möglichkeit interkulturellen Lernens, In: Bausch/Christ/Krumm „Interkulturelles Lernen im FU“, Tübingen, 1994

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Sprache lernen vernetzt<br />

Erfahrung einzusetzen sind, wobei literaturgeschichtliche, textanalytische und zum Teil<br />

textlinguistische Aspekte mitberücksichtigt werden müssen. 13 Diese Aussage wiederspiegelt<br />

die Schwierigkeit der Annährung an eine fremde Kultur mit Hilfe literarischer Texte. Ein<br />

fremdsprachlicher Text erfordert zunächst die Überwindung der sprachlichen Barrieren,<br />

die unterschiedlicher Art sein können.Die Textrezeption wird also durch das Medium der<br />

fremden Sprache erschwert, zumindest verlangsamt. Andererseits können auch Schwierigkeiten<br />

fremdkultureller Art vorkommen. Ausgangspunkt ist immer die eigene Erfahrung, die eigene<br />

Kultur mit ihren Einstellungen, Werten und Normen, das spezifische Weltwissen. Vor diesem<br />

Hintergrund egfolgt die Annährung an die fremdkulturellen Phänomene. Verständlicherweise<br />

können sie ein erhebliches Maß an Verwirrung hervorrufen, von der Aktivierung von<br />

Vorurteilen bis hin zur emotionalen Ablehnung eines Textes. Ein Grund dafür ist oft, dass<br />

Schüler und auch Studierende nicht immer das fremdkulturelle Hintergrundwissen haben, das<br />

zum Textverständnis nötig sein mag, und gleichzeitig ihrer eigenen kulturellen Zugehörigkeit<br />

zu wenig bewusst sind bzw. noch keine ausgeprägte kulturelle Identität besitzen. 14 Ein<br />

weiterer Aspekt ist die notwendige Erfahrung, dass literarisches Lesen ein hermeneutischer<br />

Prozess ist, dass die Annährung an die in einem literarischen Text vermittelte Welt nur dann<br />

völlig unproblematisch, bzw. ohne große Probleme verläuft, wenn sie mit der eigenen Welt<br />

zusammenfällt.<br />

Jeder Textinhalt wird im Leseprozess mit der eigenen Erfahrungswelt verglichen, und der<br />

Leser versucht, ihn in seine eigene Schemata einzuordnen. Dies schafft auch den Anreiz,<br />

sich überhaupt mit einem Text auseinanderzusetzen, nämlich wenn er Perspektive eröffnet, in<br />

denen eine durch Erfahrung gekannte Welt anders erscheint. 15<br />

Der fremdsprachliche Text kann trotz manchen Nichtverstehens aber auch positive<br />

Reaktionen auslösen, die Krusche als Chance sieht:„Nichtverstehen löst weniger Irritation aus,<br />

eher Neugier – und wenn wir hart betroffen sind von der „Fremde“, empfinden wir allenfalls<br />

Bestürzung darüber, dass Menschlichkeit so verschiedener Gestaltung bedienen kann“. 16<br />

Textverstehen fordert auch immer emotionale Reaktionen heraus, die sich verbinden mit dem<br />

Versuch der Empathie, also des sich Einfühlens in die fremde Welt, in die fremden Charaktere.<br />

Dies ist nicht mit einer passiven Betroffenheit gleichzusetzen.<br />

Er ist ein aktives Bemühen um das Verstehen, um sich Hineinzusetzen in Menschen und deren<br />

Welten, die einem fremd sind. Das bedeutet der Versuch eines Perspektivenwechsels, nämlich<br />

„die Fähigkeit zur Erkenntnis der eigenen und der fremden Perspektive, was zum Wechsel der<br />

Perspektiven oder zur Übernahme der Perspektive der anderen im Interesse des Verstehens<br />

befähigt.“ 17<br />

13 Vgl. Heller,A.,Zur Problematik interkultureller Literaturvermittlung im Englischunterricht der Sekundarstufe II“,<br />

In:Der fremdsprachliche Unterricht, 5, 26, 1992<br />

14 Vgl. Hermes,L,.Fremderfahrung durch Literatur.In: Fremdsprachenunterricht, 2/1998, 130<br />

15 Vgl.Hermes, L.,1998, 130<br />

16 Vgl. Krusche, D., Literatur und Fremde, München,1985<br />

17 Vgl. Christ, H., Fremdsverstehen als Bedingung der Möglichkeit interkulturellen Lernens,<br />

In: Bausch/Christ/Krumm „Interkulturelles Lernen im FU“, Tübingen, 1994

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