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Sprache lernen vernetzt<br />

3.1. Bildung von Einstellungen<br />

Beim Lesen als ein rezeptiver und kognitiver Prozeß wird nicht nur eine Kenntnisnahme,<br />

sondern auch eine kritische Sinnkonstitution und Sinnerfassung erwartet. Lesen besteht<br />

in einer kritisch-hermeneutischen Beziehung des Lesers zum Lesen und Gelesenen. Diese<br />

Auseinandersetzung mit den Inhalten des Gelesenen bildet, formt oft die Einstellung des<br />

Lesers, beeinflußt und verändert sie. Deswegen ist es nicht ohne Bedeutung, was gelesen<br />

wird und wie gelesen wird, sondern es sollten Texte zum Lesen angeboten werden, die<br />

den jugendlichen Lesern etwas zu sagen haben, die ihren Wünschen und Bedürfnissen<br />

entgegenkommen, die Interesse und Neugier wecken. Die Texte sollten so gelesen werden,<br />

dass eine kritische Distanz möglich ist, dass nicht nur eine Wirkung auf den Leser, sondern<br />

auch eine Reflexion über das Gelesene stattfindet. 9<br />

Ein Beispiel soll kurz veranschaulichen, wie dieses Lernziel eingelöst und dabei eine<br />

Veränderung des Verhaltens angestrebt werden kann:<br />

Vor der Behandlung des Textes „Spagetti für zwei“ 10 kann aufgrund der Hypothesenbildung<br />

und einer Umfrage in der Klasse erschlossen werden, dass eine solche Einstellung oder ein<br />

solches Verhalten wie diese von Heinz auch unter den gleichaltrigen bulgarischen Schülern<br />

als normal, selbstverständlich oder logisch verstanden und aufgefasst werden könnte. Erst<br />

nach dem gründlichen Lesen des Textes und der Diskussion darüber ist eine kritische<br />

Auseinandersetzung und eine spürbare Distanz sowie eine differenzierte Einstellung der<br />

Lerner zu erwarten.<br />

3.2. Vermittlung von landeskundlichen Kenntnissen als interkulturelle<br />

Kenntnisnahme<br />

Literatur in einer Fremdsprache ist Fremdliteratur, fremde Literatur, die mit ihrer Sprache von<br />

dieser Fremde berichtet. Sie widerspiegelt die gesellschaftlichen Beziehungen eines Landes und<br />

ist durch sie bedingt. Deshalb sollte zum Wissen über die Kultur eines Volkes unbedingt seine<br />

Literatur hinzugehören. Die Wirkung der Literatur verändert durch die Außenperspektive des<br />

Lesers. Literatur informiert nicht nur über das Land, in dem sie entstanden ist, sie informiert<br />

über seine politischen und lokalen Besonderheiten, über Norm- und Wertsysteme, über Denk-<br />

und Wahrnehmungsstrukturen, über Verhaltensmuster; sie wirkt mit diesen Informationen<br />

auf den Leser und verbindet so das Lernziel „Bildung von Einstellungen“ mit dem Lernziel<br />

„Landeskundliche Kenntnisse“.<br />

Auch hier ein Beispiel: In ihrer Erzählung „Ein deutsches Nein heißt Nein“ 11 berichtet<br />

Fatma Mohamed Ismail über ihre Erfahrung, wie eine Einladung zum Essen oder mehrmalige<br />

Aufforderung dazu in Deutschland ganz anders verstanden werden kann als in Ägypten.<br />

3.3. Entwicklung von Sprachkompetenz<br />

Umgang mit fremdsprachlicher Literatur bedeutet immer auch Umgang mit der fremden<br />

Sprache. Und Umgang mit der fremdsprachlichen Literatur darf nicht nur auf die Entwicklung<br />

der Fertigkeit Lesen eingeschränkt werden, sondern auf das Gelesene soll man auch mündlich<br />

oder schriftlich reagieren bzw. selbst Texte (re-)produzieren. Leseverhalten kann gesteuert und<br />

9<br />

Vgl. Kast,B., Jugendliteratur im kommunikativen Deutschunterricht, 31, München, 1985<br />

10<br />

Vgl. De Cesco,Federica, „Spagetti für zwei“ (Erzählung), Aus: Freundschaft hat viele Gesichter,<br />

Luzern/Stuttgart, 1986<br />

11<br />

Vgl. Ackermann, I. (Hrsg.), In zwei Sprachen leben,103, München, 1983

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