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Sprache lernen vernetzt<br />
Andererseits wird das Fremde als eine Kategorie des Bewußtseins verstanden.<br />
„Fremd ist etwas oder fremd ist jemand in bezug auf uns selbst, nicht dagegen im ontologischen<br />
Sinne eines an sich. Fremdes fordert uns heraus, es ist der Anreiz zum Verstehen, um Fremdes<br />
nicht mit ungläubigem Abschütteln abzutun.“ 2<br />
Das Verstehen des Fremden ist wie jedes Verstehen ein schöpferischer Akt, bei dem man<br />
erahnen und erraten muss, was ein anderer darin indendiert oder darunter meint. In dieser<br />
Hinsicht plädiert Hunfeld für eine Anerkennung der Rätselhaftigkeit und die Normalität des<br />
Fremden 3 . Nur die Anerkennung der Differenz zwischen dem Eigenen und dem Fremden<br />
kann den Verstehensprozeß fördern und zur Bewahrung des eigenständigen Charakters<br />
auch des Fremden beitragen. „Die Realität des modernen Europa hat dagegen faktisch die<br />
Normalität des Fremden etabliert und erzwingt deshalb seine entsprechend neue Deutung:<br />
Der fremde Andere ist keine außergewöhnliche , sondern alltägliche Erscheinung, die<br />
Fremderfahrung im eigenen Kontext ist zur Normalität geworden.“ 4<br />
Aus den angebrachten Versuchen, den Begriff des Fremden zu erläutern, wird deutlich, dass<br />
eine Auseinandersetzung mit dem Fremden immer vor dem eigenen kulturellen Hintergrund<br />
geschieht Die Reaktion auf das Fremde ist ebenso eine Funktion der Perspektive wie der<br />
Fähigkeit zur Empathie.<br />
2. Das Fremdverstehen im Zentrum des Fremdsprachenunterrichts<br />
Die Problematik des Fremdverstehens wird immer noch von vielen Wissenschaftlern und<br />
Didaktikern zur Diskussion gestellt und damit als fächerübergreifend bestimmt. Der<br />
Fremdsprachenuntericht präsentiert den Lernern drei Ebenen des Fremden: Einerseits ist die<br />
fremde Sprache, die das Medium im Unterricht darstellt, andererseits – die Vermittlung der<br />
fremden Kultur und nicht zuletzt – die Begegnung mit fremden Menschen.<br />
In diesem Zusammenhang spielt der Fremdsprachenunterricht eine bedeutende Rolle<br />
bei der Erziehung der Jugendlichen. Um diese drei Ebenen im Fremdsprachenunterricht<br />
reibungslos und erfolgreich miteinander verbinden und ihre Inhalte vermitteln zu können, ist<br />
zu überlegen, wie können Vorurtele abgebaut, Ängste und Barrieren überwunden werden,<br />
ohne dabei neue Grenzen zu ziehen oder zu vertiefen; wie können Brücken immer noch<br />
geschlagen werden; wie ist beim Fremdverstehen Toleranz und Akzeptanz zu entwickeln und<br />
weiter zu meistern. In dieser Hinsicht können noch weitere erzieherische Ziele gesetzt und im<br />
Fremdsprachenunterricht beachtet und erreicht werden, wie:<br />
• Das Schaffen von Bewußtsein für eine kulturspezifisch geprägte Abhängigkeit des<br />
Denkens und des Handelns;<br />
• Das Überwinden von Ethnizentrismus und Angstgefühlen;<br />
• Das Entwickeln einer Akzeptanz von Ethnizität;<br />
2 Bredella, Lothar/Christ, Herbert (Hrsg.), Didaktik des Fremdverstehens, 10-11, Tübingen, 1995<br />
3 Hunfeld, Hans, Zur Normalität des Fremden: Voraussetzungen eines Lehrplanes für interkulturelles Lernen.,<br />
In: LIFE-Ideen und Materialien für interkulturelles Lernen, Bd.1, 1-3, BMW Award, 1997<br />
4 Hunfeld, Hans, Zur Normalität des Fremden: Voraussetzungen eines Lehrplanes für interkulturelles Lernen.,<br />
In: LIFE-Ideen und Materialien für interkulturelles Lernen, Bd.1, 1-3, BMW Award, 1997