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Internationale Konferenz des Comenius-Netzwerks<br />
Partner das größte Lampenfieber bei ihm auslöst, dann hören Sie sicher: ein Kind.<br />
Der Grund ist einfach: ein Kind nimmt alles, was die Welt ihm bietet, von Natur aus<br />
ernst und es ist bereit seine Phantasiebilder als reelle Erlebnisse zu projizieren und zu<br />
verarbeiten. Die Grenze zwischen dem alltäglichen Tisch mit Stühlen ringsum und einem<br />
verzauberten Schloss, wo zu Steinen verwandelte Ritter auf einen Retter warten, existiert<br />
nicht. Das Eine geht in das Andere nahtlos über, abhängig von der momentanen Situation<br />
und den Bedürfnissen. Im Spiel übernimmt es alle Rollen, die sich aus diesen Situationen und<br />
Bedürfnissen ergeben, auf eine selbstverständliche und natürliche Art und Weise auf.<br />
Einer der wichtigsten Faktoren, welche den kindlichen Erwerbsprozess beeinflussen, ist mit<br />
Sicherheit die kindliche Emotionalität.<br />
“Ich bin fertig!” “Und ich bin noch nicht fertig und kann mich länger freuen als du!”<br />
“Und was soll einer machen, der schon fertig ist und nichts zu tun hat?”<br />
Sinnlos! das hatten wir schon!” “Immer dasselbe!” “Warum lassen Sie hundert Mal das Band laufen?”<br />
“Was? Haben wir nur so wenig Wörter in zwei Jahren gelernt?”<br />
“Wird was daraus? Wird der Drachen fliegen?” “Der wird sicher nicht fliegen!”<br />
“Wetten, daß es keinen St. Nickolaus gibt!”<br />
“Seht ihr nicht, daß ich denke?! Denken ist das Schwierigste in der Welt!”<br />
“Die sagen, ich bin der Dümmste unter allen Dummen!”<br />
Diese Aussagen sind auf verschiedene emotionelle Zustände bezogen, mit denen die Kinder<br />
auf bestimmte Unterrichtssituationen und Inhalte reagiert haben:<br />
Freude am Lerngeschehen, Langeweile, die ihre Quelle in einer unbegründeten Wiederholung,<br />
(also methodischen Fehlern) hatte, Enttäuschung, dass die Leistung kleiner ist als erwartet,<br />
Erwartung und Unsicherheit, inwiefern das handelnde Lernen erfolgreich wird, Skepsis, die<br />
man selber durchbrechen möchte (“Vielleicht verliere ich die Wette...), Minderwertigkeitsgfühl.<br />
Die Emotionalität des Menschen ist nicht messbar, sie unterliegt auch nicht den<br />
Vergleichsverfahren: der Ärger des Einen ist nicht vergleichbar mit dem Ärger des Anderen,<br />
sowie Langeweile, Begeisterung, Aggressivität, Freude, Trauer, bei jedem Individuum eine<br />
andere Ursache haben und sich auf eine andere Art und Weise äußern. Aber Kinder lassen<br />
ihrer Emotionalität freien Lauf und äußern sie auf die unterschiedlichste Weise. Unbeachtet<br />
von der Lehrperson wird sie zur Ursache von Konfliktsituationen, Stress und disziplinären<br />
Problemen in der Klasse.<br />
Es seien hier nur einige erwähnt:<br />
� Emotionell geladene Reaktionen auf unterrichtsspezifische Handlungen<br />
“Was, schon wieder?!! “Das können wir schon auswendig!” “Ist das langweilig!” “Sinnlos, das<br />
hatten wir schon!” der Unterricht hat mit immer derselben Aufgabengruppe angefangen.<br />
Ein aufs Tonband aufgenommenes Lied sollte ein paar Mal wiederholt werden. Das Band<br />
war nicht entsprechend programmiert und beim erneuten Einstellen konnte die Lehrerin die<br />
entsprechende Stelle nicht finden: “So was unmögliches! Das Lied kann ich nicht leiden!”<br />
“Können wir nicht was anderes machen?” Die Aggression hat sich überraschenderweise<br />
gegen das Lied gewendet.<br />
� Disziplinäre Probleme<br />
treten sehr oft dann auf, wenn die Kinder gelangweilt oder müde sind, wenn sie überfordert<br />
oder unterfordert sind, aber manchmal ist das, was der Lehrer als Undiszipliniertheit<br />
interpretiert Effekt eines größeren Engagements der Schüler, welches vom Lehrer falsch<br />
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