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Internationale Konferenz des Comenius-Netzwerks<br />

fremden Sprache als völlig uneffektiv betrachten, weil z. B. die statistisch ausgerechnete<br />

Anzahl von lexikalischen Einheiten und semantischen Strukturen, die der kleine Schüler sich<br />

aneignet, zu gering sei, um der Mühe, die mit solchem Unterricht verbunden ist, wert zu sein.<br />

Wie immer, liegt auch in diesem Fall die Wahrheit in der Mitte.<br />

Auf jeden Fall lernen Kinder Fremdsprachen anders als Erwachsene.( Vogel 1991:546-547,<br />

Apeltauer 1992, 1997, Bludau 1992, Brusch 1992, Brzezinski 1987, Iluk 2002, Stasiak, 1997,<br />

1999, 2000 u.a.) . Bestimmte Entwicklungsprozesse sind beim kindlichen Individuum noch<br />

nicht vollendet; ob nun z. B. die Lateralisierung im zwölften Lebensjahr oder im fünften<br />

eintritt, der Fremdsprachenerwerbsprozess verläuft bis zum Pubertätsalter nach besonderen<br />

Prinzipien, die sich sicher wesentlich von dem der Erwachsenen unterscheiden.<br />

Sicher ist der Lernprozeß im hohen Grade abhängig vom Lehrprozeß, den man den Kindern<br />

vorschlägt. Wenn von grundschulmäßigen Prinzipien im frühen Fremdsprachenunterricht<br />

die Rede ist, dann betrifft dies vor allem die Vorgehensweise, die Übungsformen, die<br />

Besonderheiten im Umgang mit Bewertungsmaßnahmen etc. die ganz anders sein müssen,<br />

als im Lehrprozess, dessen Adressaten Jugendliche oder Erwachsene sind.<br />

Die Antwort auf die Frage: Lernen Kinder besser, schneller und leichter Fremdsprachen?<br />

ist zu relativieren. Mit Sicherheit lernen die Kinder eine Fremdsprache nicht schneller als<br />

Erwachsene. Es fehlt ihnen an Lernerfahrungen und Techniken, welche im Lernen geübte<br />

Erwachsene als Hilfselemente nutzen.<br />

(Hierbei muss noch ein Vorurteil angesprochen werden, nämlich, dass das Kind so “schnell”<br />

eine Fremdsprache erlernt, wie es seine Muttersprache erlernt hat. Brusch (NM 1993/3 :94)<br />

bezeichnet die Kinder als exzellente Sprachenlerner, und zwar von Geburt an, da die meisten<br />

ihre Muttersprache schon sehr gut mit sechs Jahren beherrschen, also wenn sie in die Schule<br />

gehen. Dem muss folgendes banales Argument gegenübergestellt werden: erstens sind die<br />

Bedingungen, unter welchen das Kind die Fremdsprache lernt, anders als diejenigen, die<br />

ihm im muttersprachlichen Erwerbsprozess zur Verfügung standen und zweitens, würde ein<br />

Individuum, egal Kind oder Erwachsener, so massiven Einwirkungen von einer beliebigen<br />

Sprache ausgesetzt werden, von mindestens acht Stunden täglich während nur zwei Jahren<br />

(nicht sogar sechs) - das wären also ca. 2900 Stunden insgesamt, unter zusätzlicher spontaner<br />

Mitarbeit der Umgebung, würde es bei normaler geistiger Entwicklung jede andere Sprache<br />

genauso fließend beherrschen wie seine eigene Muttersprache.<br />

Lohnt es sich also überhaupt die Mühe zu unternehmen, einem Kind etwas beibringen zu<br />

versuchen, was es nicht braucht, woran es kein Interesse hat und dessen quantitativer Bereich,<br />

jedenfalls im institutionell organisierten Unterricht, fast nicht der Rede wert ist?<br />

Meiner Ansicht nach - ja! Ich bin fest überzeugt, dass es sich nicht nur deshalb lohnt, weil das<br />

Kind etwas Neues lernt, aber auch deshalb, weil sein sonst unangetastetes und ungenutztes<br />

Potential brach liegen bleibt, weil es keine Gelegenheit bekommen hat, in der günstigen<br />

Entwicklungsperiode dieses Talent, welches die meisten von uns besitzen, zu entfalten.<br />

Betrachten wir dieses Talent aus einigen Sichtpunkten.<br />

Zuerst einige Argumente aus dem neurophysiologischen Bereich für den frühen Kontakt<br />

mit einer anderen Sprache als die Muttersprache:<br />

Der frühe Kontakt mit einer neuen Sprache wirkt sich aufs Günstigste auf<br />

die Perzeptionsbreite und Qualität der Sprache aus - auch die Perspektive zur<br />

eigenen Basissprache verändert sich günstig unter dem Einfluss auch der ganz im<br />

Unterbewusstsein sich abspielenden Prozesse ( s. dazu die Untersuchungen von<br />

Hirsch, Kim (1997) an koreanischen Umsiedlern nach den USA). Es wurde fest-<br />

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