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15.01.2013 Aufrufe

Internationale Konferenz des Comenius-Netzwerks Grammatikalische Liebeslieder für den Deutschunterricht Werner Boenzli Max Hueber Verlag, München, Deutschland Ein Projekt, das schon seit vielen Jahren im Entstehen begriffen ist. Ich möchte es beschreiben und Meinungen dazu einholen. Ist es a) nachvollziehbar? b) an den Institutionen durchführbar? Wäre jedenfalls innovativ und könnte vielleicht ganz am Rande zu einer Bereicherung des Sprachunterrichts beitragen. Entstehungsgeschichte Beginn: In „Themen 2“ sollte ein Lied stehen. Bedingungen: Kein neuer Wortschatz; Beispiele für Irrationalis (Konjunktiv 2); gute Singbarkeit. Also synthetischer Text! Meine Textstruktur „Wenn (erstens, zweitens, drittens), dann (erstens, zweitens, drittens)“. Konkret schließlich: „Wenn, ach wenn ..., wenn erstens, wenn zweitens, dann, ja dann ..., dann erstens, dann zweitens“. Infinitiv+„würde“-Option: reimende Infinitive. Daraus das erste grammatikalische Liebeslied. Lied: Wenn, ach wenn … Weiterführende Aufgabe im Lehrwerk: „Schreiben Sie weitere Strophen und schicken Sie sie an den Verlag.“ Die Aufgabe funktionierte (auch ohne expliziten Hinweis auf die Grammatikstruktur): kaum falsche Konjunktivformen, kaum Syntaxfehler. Plan: Lieder zu „Themen 2“, ein Lied pro Lektion. Jedes mit einem Grammatikschwerpunkt. Thema: die Liebe. Also: „Grammatikalische Liebeslieder“. Lied zu Lektion 1, Adjektivdeklination. Spaß am Lied ist wichtiger als das gnadenlose Durchhalten einer Struktur durch alle Strophen hindurch. (Zudem: eine Grammatikstruktur wird womöglich besser sichtbar durch den Kontrast mit Textstellen, in denen sie sich quasi zurückzieht.) Lied: Du bist so freundlich Erst viel später: „Ist es wahr?“ (Nebensatz) 137

138 Sprache lernen vernetzt Lied: Ist es wahr? Erscheint in „Themen aktuell“ Zertifikatsband. Funktion dort: Nicht Grammatik, sondern Wortschatzwiederholung und -erweiterung. Trotzdem: Die Struktur bleibt im Gedächtnis. Methodische Optionen Die üblichen Verwendungsweisen von Liedern im Unterricht: – HV-Vorlage – Lied zum gemeinsamen Singen im Kurs. Beides legitim, aber auch Vorbehalte: – Jugendliche, aber auch Erwachsene sind nicht durchweg bereit, im Sprachunterricht Lieder zu singen. (Kinder dagegen schon.) – Nicht jeder Kursleiter mag als Chorleiter fungieren. – Das Lied verliert im Unterricht seine authentische Wirkung. Anstelle eines authentischen Rezeptionserlebnisses tritt eine Sprachrezeption „probehalber“. Beobachtungen: – Man singt auch ohne Sprachkenntnisse fremdsprachliche Lieder; – auch unverstanden schnell auswendig; – das Nicht-Verstehen stört nicht; – beim wiederholten Singen entsteht Sinn (mit einsetzendem Verständnis schwindet eventuell der Reiz des Textes); – Satzmodelle bleiben über Jahre oder Jahrzehnte im Gedächtnis. – Lieder im Unterricht sind viel weniger motivierend als Lieder außerhalb des Unterrichts. Folgerung: Selbstbestimmtes Musikhören ist effektiver als fremdbestimmtes. Frage: Ist selbstbestimmtes Musikhören (annäherungsweise) im Sprachunterricht möglich? Überlegung: Lieder als „Pausenmusik“.Wichtig: die Wiederholung, dasselbe Lied müsste mehrere Male jeweils in der Pause gespielt werden, bevor irgendwann ein neues Lied angebogen wird. Zudem Animation zum Hinhören. Vielleicht so: Blatt Papier an der Wand, dazu ein Stift an einer Schnur. Stumme Einladung zum Ausfüllen oder Ergänzen. Keine sprachliche Zielsetzung, nur eine inhaltliche! Dazu Pausenmusik: ein Lied. Die Verbindung zwischen Blatt und Lied stellen die KT selbst her. Der Vorbereitungs-Aushang sollte zur Thematik des Unterrichts passen, ohne sie zu ersetzen; Neugier und Raum für Überraschung bleiben.

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Sprache lernen vernetzt<br />

Lied: Ist es wahr?<br />

Erscheint in „Themen aktuell“ Zertifikatsband. Funktion dort: Nicht Grammatik, sondern<br />

Wortschatzwiederholung und -erweiterung. Trotzdem: Die Struktur bleibt im Gedächtnis.<br />

Methodische Optionen<br />

Die üblichen Verwendungsweisen von Liedern im Unterricht:<br />

– HV-Vorlage<br />

– Lied zum gemeinsamen Singen im Kurs.<br />

Beides legitim, aber auch Vorbehalte:<br />

– Jugendliche, aber auch Erwachsene sind nicht durchweg bereit, im Sprachunterricht<br />

Lieder zu singen. (Kinder dagegen schon.)<br />

– Nicht jeder Kursleiter mag als Chorleiter fungieren.<br />

– Das Lied verliert im Unterricht seine authentische Wirkung. Anstelle eines authentischen<br />

Rezeptionserlebnisses tritt eine Sprachrezeption „probehalber“.<br />

Beobachtungen:<br />

– Man singt auch ohne Sprachkenntnisse fremdsprachliche Lieder;<br />

– auch unverstanden schnell auswendig;<br />

– das Nicht-Verstehen stört nicht;<br />

– beim wiederholten Singen entsteht Sinn (mit einsetzendem Verständnis schwindet<br />

eventuell der Reiz des Textes);<br />

– Satzmodelle bleiben über Jahre oder Jahrzehnte im Gedächtnis.<br />

– Lieder im Unterricht sind viel weniger motivierend als Lieder außerhalb des<br />

Unterrichts.<br />

Folgerung:<br />

Selbstbestimmtes Musikhören ist effektiver als fremdbestimmtes. Frage: Ist selbstbestimmtes<br />

Musikhören (annäherungsweise) im Sprachunterricht möglich?<br />

Überlegung: Lieder als „Pausenmusik“.Wichtig: die Wiederholung, dasselbe Lied müsste<br />

mehrere Male jeweils in der Pause gespielt werden, bevor irgendwann ein neues Lied<br />

angebogen wird. Zudem Animation zum Hinhören.<br />

Vielleicht so: Blatt Papier an der Wand, dazu ein Stift an einer Schnur. Stumme Einladung zum<br />

Ausfüllen oder Ergänzen. Keine sprachliche Zielsetzung, nur eine inhaltliche!<br />

Dazu Pausenmusik: ein Lied. Die Verbindung zwischen Blatt und Lied stellen die KT selbst<br />

her. Der Vorbereitungs-Aushang sollte zur Thematik des Unterrichts passen, ohne sie zu<br />

ersetzen; Neugier und Raum für Überraschung bleiben.

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