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Analyse der hydrogeologischen Verhältnisse und Optimierung der ...

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Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik<br />

Diplomarbeit<br />

<strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>hydrogeologischen</strong> <strong>Verhältnisse</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> Sanierung eines Kanaldammes<br />

Bearbeiter<br />

Steffen Wachtel<br />

Bauhaus-Universität Weimar · Fakultät Bauingenieurwesen · Professur Gr<strong>und</strong>bau<br />

Prof. Dr.-Ing. Karl Josef Witt, Dipl.-Ing. Robert-Balthasar Wudtke


Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


Aufgabenstellung:<br />

Bei einem konkreten Kanaldamm im innerstädtischen Bereich ist infolge interner Erosion <strong>und</strong><br />

zunehmen<strong>der</strong> Unterströmung <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>wasserspiegel im bebauten Hinterland <strong>der</strong>artig angestiegen,<br />

dass sich zum einen Standsicherheitsdefizite des Dammes, zum an<strong>der</strong>en Schäden<br />

an den Bauwerken ergeben haben. In <strong>der</strong> Diplomarbeit sollen die hydraulischen Aspekte,<br />

die Durchströmung, die Unterströmung <strong>und</strong> die landseitige Gr<strong>und</strong>wassersituation deterministisch<br />

analysiert <strong>und</strong> numerisch modelliert werden. Auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage eines validierten<br />

ebenen Gr<strong>und</strong>wassermodells soll die Wirkungsweise von Sanierungsmaßnahmen untersucht<br />

werden. Eine Zielvariante soll statisch-konstruktiv unter Beachtung aller Randbedingungen in<br />

exemplarischen Querschnitten des Sanierungsabschnittes ausgewertet werden.<br />

Im Einzelnen sind folgende Teilaufgaben zu bearbeiten:<br />

• Ausarbeitung eines geologischen Modells des Dammes <strong>und</strong> des Dammuntergr<strong>und</strong>es<br />

(Homogenbereich) anhand verfügbarer Aufschlüsse für repräsentative Schnitte<br />

• Ermittlung <strong>der</strong> Sickerlinie <strong>und</strong> <strong>der</strong> Drucklinie im Damm sowie des Gr<strong>und</strong>wasserhorizontes<br />

im näheren Hinterland durch ein umfangreiches, ebenes Gr<strong>und</strong>wasser-<br />

Strömungsmodell.<br />

• Ermittlung <strong>der</strong> Unterströmungswassermenge <strong>und</strong> Bilanzierung <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>wasserverhältnisse<br />

im Hinterland.<br />

• Diskussion von Sanierungsvarianten zur Untergr<strong>und</strong>abdichtung zur Erhöhung <strong>der</strong><br />

Standsicherheit des Dammes <strong>und</strong> zur Sanierung des landseitigen Gr<strong>und</strong>wasserpotentials.<br />

• Ausarbeitung einer Zielvariante für ausgewählte repräsentative Schnitte, <strong>Optimierung</strong><br />

<strong>der</strong> Einbindetiefe von Untergr<strong>und</strong>abdichtungen unter Beachtung <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an die landseitige Gr<strong>und</strong>wassersituation.<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


• Variantenbetrachtung <strong>und</strong> Bemessung von Maßnahmen für eine nachhaltige landsei-<br />

tige Gr<strong>und</strong>wasserentspannung einschließlich <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen statischen <strong>und</strong> hydraulischen<br />

Maßnahmen.<br />

• Statische Dimensionierung einer einfach verankerten Ufersp<strong>und</strong>wand für den späteren<br />

Ausbau <strong>der</strong> Wasserstraße als Rechteckprofil.<br />

Die Arbeit ist in enger Abstimmung mit den Betreuern durchzuführen. Nach einer Bearbeitungszeit<br />

von ca. 3 Wochen ist ein Arbeitsplan vorzulegen, <strong>der</strong> fortzuschreiben ist. Es sind 6<br />

Pflichtkonsultationen mit Bericht über die Ergebnisse <strong>und</strong> den Arbeitsfortschritt vorgesehen.<br />

An <strong>der</strong> Professur Gr<strong>und</strong>bau sind 2 Exemplare (auf Papier <strong>und</strong> digital auf CD-Rom) <strong>der</strong> Arbeit<br />

sowie eine internetfähige digitale Kurzfassung im html- o<strong>der</strong> pdf-Format abzugeben.<br />

Prof. Dr.-Ing. K.J. Witt<br />

Erstprüfer<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


Selbstständigkeitserklärung<br />

Ich versichere, dass ich diese Studienarbeit ohne fremde Hilfe selbstständig verfasst <strong>und</strong> nur<br />

die angegebenen Quellen <strong>und</strong> Hilfsmittel benutzt habe.<br />

....................................................................................<br />

Datum Unterschrift<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


Inhaltsverzeichnis I<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Abbildungsverzeichnis .........................................................................................................III<br />

Tabellenverzeichnis .............................................................................................................. V<br />

Anlagenverzeichnis.............................................................................................................. VI<br />

Abkürzungsverzeichnis ...................................................................................................... VII<br />

Symbolverzeichnis............................................................................................................... IX<br />

1 Einleitung.........................................................................................................................1<br />

2 Binnenverkehrswasserstraße <strong>und</strong> <strong>der</strong> Charakter eines Kanalseitendammes ..........3<br />

2.1 Der Kanal – Allgemeines .........................................................................................4<br />

2.1.1 Unterscheidung <strong>der</strong> Kanäle .........................................................................4<br />

2.1.2 Beschreibung & Bewertung möglicher Kanalquerschnitte...........................5<br />

2.1.3 Die Erweiterung einer Binnenschifffahrtsstraße – Ausbaugr<strong>und</strong>sätze ........6<br />

2.2 Der Damm – Allgemeines........................................................................................6<br />

2.2.1 Dämme in Abhängigkeit ihrer Funktion .......................................................7<br />

2.2.2 Aufgaben eines Kanaldammes....................................................................8<br />

2.2.3 Überblick über den Aufbau ..........................................................................8<br />

Dichtung...............................................................................................10<br />

Deckschicht..........................................................................................10<br />

Dränung ...............................................................................................11<br />

2.2.4 Dammquerschnitt in Abhängigkeit des Kanalprofils ..................................12<br />

2.3 Hydraulische <strong>und</strong> mechanische Beanspruchungen an einem Kanal.....................13<br />

2.3.1 Hydraulisch bedingte Ursachen von Schädigungen..................................14<br />

2.3.2 Mechanisch bedingte Ursachen von Schädigungen .................................16<br />

2.3.3 Der Bewuchs auf Dammanlagen an Binnenverkehrswasserstraßen ........18<br />

2.3.4 Schadensvorgänge <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Auswirkungen auf die Standsicherheit <strong>der</strong><br />

Kanalbegrenzung......................................................................................20<br />

Suffosion & Erosion .............................................................................22<br />

Kolmation .............................................................................................23<br />

Hydraulischer Gr<strong>und</strong>bruch ...................................................................24<br />

Setzungen............................................................................................25<br />

Geländebruch ......................................................................................26<br />

2.4 Möglichkeiten <strong>der</strong> Sicherung & Sanierung eines schadhaften Dammes ...............27<br />

3 Notwendige Nachweisführungen an einem Damm....................................................35<br />

3.1 Sicherheitskonzepte in Abhängigkeit <strong>der</strong> Lastfälle <strong>und</strong> des Grenzzustandes .......35<br />

3.2 Hydraulischer Gr<strong>und</strong>bruch.....................................................................................36<br />

3.3 Materialtransport....................................................................................................37<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


Inhaltsverzeichnis II<br />

3.3.1 Erosionsgr<strong>und</strong>bruch (Piping) .....................................................................38<br />

3.3.2 Suffosion <strong>und</strong> Kontakterosion....................................................................39<br />

3.4 Gr<strong>und</strong>lagen zur Bemessung einer Sp<strong>und</strong>wand.....................................................41<br />

3.4.1 Einwirkungen <strong>und</strong> Wi<strong>der</strong>stände.................................................................42<br />

3.4.2 Festlegung <strong>der</strong> Umlagerungsfigur .............................................................44<br />

3.4.3 Ermittlung <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Einbindetiefe einer Sp<strong>und</strong>wand...................45<br />

4 Untersuchung eines Dammabschnittes im innerstädtischen Bereich <strong>der</strong> Stadt<br />

Lingen ............................................................................................................................46<br />

4.1 Die Stadt Lingen ....................................................................................................46<br />

4.2 Die Binnenverkehrswasserstraße Dortm<strong>und</strong>-Ems-Kanal (DEK) ...........................47<br />

4.3 Regionale Geologie <strong>und</strong> Hydrologie......................................................................49<br />

4.3.1 Abriss des geologischen Aufbaus des Emslandes....................................49<br />

4.3.2 Hydrologische & hydrogeologische <strong>Verhältnisse</strong> ......................................54<br />

4.4 Beschreibung des zu untersuchenden Kanaldammes ..........................................57<br />

4.4.1 Die Lage & Geometrie ...............................................................................57<br />

4.4.2 Ergebnisse im Zuge <strong>der</strong> Erk<strong>und</strong>ung für das Profil DEK km-145.990.........58<br />

4.4.3 Die Situation des Dammes vor <strong>der</strong> Sicherung...........................................60<br />

4.4.4 Beschreibung <strong>der</strong> Maßnahmen zur Sicherung des Dammes ....................62<br />

4.4.5 Gr<strong>und</strong>wasserverhältnisse in Abhängigkeit <strong>der</strong> Dammsituation .................64<br />

4.5 Das FEM-Modell zur <strong>hydrogeologischen</strong> Untersuchung .......................................65<br />

4.5.1 Aufstellen des FEM Modells (SS-Flow2D).................................................65<br />

4.5.2 Modelleichung (Auflastfilter) ......................................................................67<br />

4.5.3 FEM-Modell mit integriertem Entspannungsbrunnen ................................69<br />

4.5.4 Hydraulische Bewertung bei<strong>der</strong> Maßnahmen............................................71<br />

Hydraulische Ergebnisse <strong>der</strong> Sicherungsmaßnahme ..........................71<br />

Hydraulische Ergebnisse <strong>der</strong> bisherigen Sanierung ............................72<br />

5 Sanierungsvorschläge..................................................................................................73<br />

5.1 Beschreibung <strong>und</strong> Bewertung möglicher Sanierungsmaßnahmen........................73<br />

5.2 Auswertung mit Wahl <strong>der</strong> Vorzugsvariante............................................................75<br />

5.2.1 <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> Vorzugsvariante mit Hilfe <strong>der</strong> Numerik ...........................76<br />

5.2.2 Betrachtung <strong>der</strong> Sp<strong>und</strong>wandlösung bei Ausfall <strong>der</strong> Brunnenanlage .........79<br />

5.2.3 Bewertung <strong>der</strong> Maßnahme einer Sp<strong>und</strong>wand ...........................................80<br />

5.3 Bemessung einer einfach verankerten Sp<strong>und</strong>wand ..............................................81<br />

6 Zusammenfassung .......................................................................................................83<br />

Quellenverzeichnis...............................................................................................................85<br />

Erläuterungen allgemeiner Fachbegriffe (Glossar)...........................................................90<br />

CD-Inhalt ...............................................................................................................................92<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


Abbildungsverzeichnis III<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 2.1: Gesamtes Wasserstraßennetz in Deutschland ................................................3<br />

Abbildung 2.2: Unterschiedliche Bauweisen von T-Profilen.....................................................5<br />

Abbildung 2.3: Zusammenfassung <strong>der</strong> allgemeinen Funktionen eines Kanalseitendammes ..8<br />

Abbildung 2.4: Schnitt durch einen Damm mit Regelabmessungen ........................................9<br />

Abbildung 2.5: Aufbau eines Drei-Zonen-Damm......................................................................9<br />

Abbildung 2.6: Gegenüberstellung <strong>der</strong> beiden Dichtungsarten..............................................10<br />

Abbildung 2.7: Beispiele einer Uferbefestigung .....................................................................11<br />

Abbildung 2.8: Verän<strong>der</strong>ung des Sickerlinienverlaufes in Abhängigkeit des Dräns...............12<br />

Abbildung 2.9: Dammarten für den jeweiligen Kanalquerschnitt mit Angabe <strong>der</strong> gefor<strong>der</strong>ten<br />

Abmessungen...................................................................................................13<br />

Abbildung 2.10: Verlauf einer sich gebildeten Sickerlinie im Dammkörper mit Strömungskraft<br />

..........................................................................................................................14<br />

Abbildung 2.11: Gr<strong>und</strong>wasserströmungen in Abhängigkeit des Kanalaufbaus <strong>und</strong> <strong>der</strong> Lage<br />

des WSP...........................................................................................................15<br />

Abbildung 2.12: Zoneneinteilung für Bewuchsarten an einem Damm ...................................19<br />

Abbildung 2.13: Erdstoffverformung nichtbindiger Materialien...............................................20<br />

Abbildung 2.14: Schadensbil<strong>der</strong> an Dämmen (T-Profil) .........................................................21<br />

Abbildung 2.15: Prinzip des Suffosionsvorganges .................................................................22<br />

Abbildung 2.16: Arten <strong>der</strong> Erosionen .....................................................................................23<br />

Abbildung 2.17: Schematische Darstellung <strong>der</strong> Kolmation ....................................................24<br />

Abbildung 2.18: Hydraulischer Gr<strong>und</strong>bruch ...........................................................................25<br />

Abbildung 2.19: Böschungsbruch mit Zugrissen ....................................................................26<br />

Abbildung 3-1: Diagramm zur Ermittlung des zulässigen Abstandsfaktors A50......................40<br />

Abbildung 4.1: Lage <strong>der</strong> Stadt Lingen innerhalb des B<strong>und</strong>eslandes Nie<strong>der</strong>sachsen.............46<br />

Abbildung 4.2: Unterschiedliche Querschnittsformen des DEK im Laufe <strong>der</strong> Zeit .................48<br />

Abbildung 4.3: Stadt Lingen mit Lage des Untersuchungsbereiches.....................................48<br />

Abbildung 4.4: Das Emsland mit möglicher Ausdehnung des Eem-Interglazials...................51<br />

Abbildung 4.5: Schichtenverlauf eines bei Lingen abgeteufte Bohrung .................................52<br />

Abbildung 4.6: Geologischer Querschnitt durch das Emstal Nahe Lingen.............................53<br />

Abbildung 4.7: Aufteilung <strong>der</strong> <strong>hydrogeologischen</strong> Flächenausbreitung durch Zonen <strong>und</strong> Dar-<br />

stellung <strong>der</strong> linksseitigen Wasserscheide <strong>der</strong> Ems........................................55<br />

Abbildung 4.8: Höhe des Nie<strong>der</strong>schlages im Verlauf eines Jahres in Lingen aus Datensamm-<br />

lung des DWD ................................................................................................56<br />

Abbildung 4.9: Aufgetretene Dammschädigungen.................................................................61<br />

Abbildung 4.10: Lage <strong>und</strong> Aufbau des Auflastfilters (Sofortmaßnahme) ...............................62<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


Abbildungsverzeichnis IV<br />

Abbildung 4.11: Lage <strong>und</strong> Querschnitt eines Entspannungsbrunnens (Sanierungsmaßnah-<br />

me) ..............................................................................................................63<br />

Abbildung 4.12: Diagramm <strong>der</strong> Prüfung einer Diskretisierung des FEM-Netzes ...................67<br />

Abbildung 4.13: Modell zur Eichung auf Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> Situation mit Auflastfilter .................67<br />

Abbildung 4.14: Potentialverlauf zwischen den Messpunkten BS3 <strong>und</strong> BS21 im geeichten<br />

Modell..........................................................................................................69<br />

Abbildung 4.15: FEM-Modell mit Entspannungsbrunnen im Bereich des Auflastfilters..........69<br />

Abbildung 4.16: Darstellung <strong>der</strong> anfallenden Sickerwassermenge <strong>und</strong> des Wasseraustrittes<br />

an <strong>der</strong> Oberfläche des angrenzenden Gr<strong>und</strong>stückes im Zuge des Baus<br />

eines Auflastfilters........................................................................................71<br />

Abbildung 4.17: Anfallende Sickerwasser- <strong>und</strong> Entspannungswassermenge innerhalb <strong>der</strong><br />

Drainage bei installiertem Brunnen.............................................................72<br />

Abbildung 5.1: Darstellung des Modells zur Untersuchung <strong>der</strong> hydraulischen <strong>Verhältnisse</strong> in<br />

Abhängigkeit einer Sp<strong>und</strong>wand......................................................................77<br />

Abbildung 5.2: Potentialverlauf in Abhängigkeit <strong>der</strong> gesamten Sp<strong>und</strong>wandlänge .................78<br />

Abbildung 5.3: Potentialverlauf im Fall eines ausgefallenen Brunnens mit funktionstüchtiger<br />

Sp<strong>und</strong>wand....................................................................................................79<br />

Abbildung 5.4: Vergleich <strong>der</strong> einzelnen Maßnahmen hinsichtlich ihrer Effektivität ................81<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


Tabellenverzeichnis V<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 2.1: Übersicht über die hydraulischen <strong>und</strong> mechanischen Beanspruchungen an<br />

einem Kanalquerschnitt verän<strong>der</strong>t....................................................................13<br />

Tabelle 2.2: Einteilung <strong>der</strong> Bewuchsabschnitte für einen überbreiten Dammquerschnitt ......19<br />

Tabelle 2.3: Sicherungsmaßnahmen an einem Damm ..........................................................27<br />

Tabelle 2.4: Übersicht über gängige Sanierungs- o<strong>der</strong> Sicherungsmaßnahmen mit <strong>der</strong>en<br />

Vor- <strong>und</strong> Nachteilen an einem Damm ..............................................................32<br />

Tabelle 2.5: Kostenvergleich <strong>der</strong> Sanierungs- <strong>und</strong> Sicherungsverfahren an einem Damm...33<br />

Tabelle 3.1: Lastfallannahmen an einem Dammbauwerk ......................................................35<br />

Tabelle 3.2: Nach Chugaev statistisch ermittelte zulässige hydraulische Gradienten für ein-<br />

zelne Bodenarten ..............................................................................................39<br />

Tabelle 3.3: Übersicht über die erfor<strong>der</strong>lichen Baugr<strong>und</strong>informationen zur Berechnung einer<br />

Sp<strong>und</strong>wand ........................................................................................................42<br />

Tabelle 4.1: Geographische Lage <strong>der</strong> Stadt Lingen nach Gauß-Krüger-Koordinaten ...........47<br />

Tabelle 4.2: Geographische Eingrenzung des Dammes mit Angabe <strong>der</strong> Gauß-Krüger-Koor-<br />

dinaten ...............................................................................................................57<br />

Tabelle 4.3: Höhenangabe des Dammverlaufes anhand <strong>der</strong> Querprofile ..............................58<br />

Tabelle 4.4: Zusammenstellung <strong>der</strong> nach DIN 18196 <strong>und</strong> DIN 1055-2 abgeleiteten Boden-<br />

kennwerte <strong>und</strong> Klassifizierungen.......................................................................60<br />

Tabelle 4.5: Durchlässigkeitswerte für erste Modellbetrachtung anhand von [37] <strong>und</strong> Erfahr-<br />

ungswerten ........................................................................................................66<br />

Tabelle 4.6: Verän<strong>der</strong>te Bodendurchlässigkeiten im Zusammenhang <strong>der</strong> Eichung...............68<br />

Tabelle 4.7: Gegenüberstellung <strong>der</strong> Potentiale aus FEM <strong>und</strong> Stichtagsmessung (Auflastfilter)<br />

..........................................................................................................................68<br />

Tabelle 4.8: Zusätzliche Bodenparameter für das Modell mit Entspannungsbrunnen ...........70<br />

Tabelle 4.9: Gegenüberstellung <strong>der</strong> Potentialmessung aus FEM <strong>und</strong> Stichtagsmessung (Ent-<br />

spannungsbrunnen) ...........................................................................................70<br />

Tabelle 5.1: Sanierungsvarianten <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Schutz vor mechanischer <strong>und</strong> hydraulischer<br />

Belastung ..........................................................................................................73<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


Anlagenverzeichnis VI<br />

Anlagenverzeichnis<br />

1 Lagepläne<br />

1.1 Ausschnitt aus <strong>der</strong> Topografischen Karte<br />

1.2 Lageplan des Unersuchungsdammes im „Bögengebiet“<br />

1.3 Lageplan mit Gr<strong>und</strong>wassergleichen<br />

1.4 Lageplan mit Geo- & Hydrogeologischer Schnittführung<br />

2 Baugr<strong>und</strong><br />

2.1.1 Geologische Karte – Emsland<br />

2.1.2 Ausschnitt aus <strong>der</strong> Geologischen Karte – Lingen<br />

2.1.3 Legende <strong>der</strong> Geologischen Karte – Lingen<br />

2.2.1 Hydrogeologischer Schnitt (Modell)<br />

2.2.2 Hydrogeologischer Schnitt (Lingen)<br />

2.2.3 Hydrogeologischer Schnitt LBEG<br />

2.2.4 Querschnitt DEK-km 145.990<br />

3 Laborauswertung<br />

4 Schichtenverzeichnisse <strong>und</strong> Bohrprofile<br />

5 FEM-Berechnung (SS-Flow2D)<br />

6 Sp<strong>und</strong>wandberechnung (GGU-Retain)<br />

7 Sonstiges<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


Abkürzungsverzeichnis VII<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

BHW Bemessungshochwasserstand<br />

BMI Bohr-Misch-Verfahren<br />

BMVBW B<strong>und</strong>esministerium für Verkehr, Bau- <strong>und</strong> Wohnungswesen<br />

BWo Oberer Betriebswasserstand<br />

BWu Unterer Betriebswasserstand<br />

CEMT Konferenz <strong>der</strong> Verkehrsminister (Conférence Européenne des Ministres<br />

des Transports)<br />

DEK Dortm<strong>und</strong>-Ems-Kanal<br />

DIN Deutsches Institut für Normung<br />

DMM „deep mixed method“<br />

DVWK Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser <strong>und</strong> Abfall<br />

DWD Deutscher Wetterdienst<br />

EAB Empfehlungen des Arbeitskreises „Baugruben“<br />

EAU Empfehlungen des Arbeitsausschusses „Ufereinfassungen“ Häfen<br />

<strong>und</strong> Wasserstraßen<br />

EK Einwirkungskombination<br />

EU Europäische Union<br />

FEM Finite Elemente Methode<br />

FMI Fräs-Misch-Injektion (Verfahren)<br />

GMS Großmotorschiff<br />

GOK Geländeoberkante<br />

GZ Grenzzustand<br />

GW Gr<strong>und</strong>wasser<br />

HW Hochwasser<br />

KRT Kombiniertes Rechteck-Trapez-Profil<br />

k.A. keine Angaben<br />

LF Lastfall<br />

MAK Merkblatt für Anwendung von Kornfiltern an Wasserstraßen<br />

MAR Merkblatt für die Anwendung von Regelbauweisen für Böschungs<strong>und</strong><br />

Sohlensicherungen an Wasserstraßen<br />

MIP „mixed in place“ - Verfahren<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


Abkürzungsverzeichnis VIII<br />

MLK Mittellandkanal<br />

MSD Merkblatt für Standsicherheit von Dämmen an B<strong>und</strong>eswasserstraßen<br />

N Norden<br />

NW Normalwasserstand<br />

OK Oberkante<br />

R-Profil Rechteck-Profil<br />

RT-Profil Rechteck-Trapez-Profil<br />

S Süden<br />

SE Süd-Osten<br />

SK Sicherheitsklasse<br />

SV Schubverband<br />

T-Profil Trapez-Profil<br />

VV Verwaltungsvorschrift<br />

WSA Wasser- <strong>und</strong> Schifffahrtsamt (Unterbehörde)<br />

WSD Wasser- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion (Mittelbehörde)<br />

WSP Wasserspiegel<br />

WSV Wasser- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


Symbolverzeichnis IX<br />

Symbolverzeichnis<br />

Formelzeichen Bezeichnung Dimension<br />

A50 Abstandsfaktor -<br />

a Ankerkopfabstand m<br />

b Breite <strong>der</strong> Sp<strong>und</strong>wandbohle m<br />

c Kohäsion kN/m²<br />

c’ effektive Kohäsion kN/m²<br />

d Tag -<br />

dT Trenndurchmesser mm<br />

d10 Korndurchmesser bei 10% Siebdurchgang mm<br />

d50 Korndurchmesser bei 50% Siebdurchgang mm<br />

d60 Korndurchmesser bei 60% Siebdurchgang mm<br />

e Schlitzwanddicke m<br />

E Steifezahl MN/m²<br />

E Einwirkung kN<br />

Eagh/pgh aktive <strong>und</strong> passive horizontale Erddruckkraft kN<br />

Eav/pv Aktive <strong>und</strong> passive vertikale Erddruckkraft kN<br />

fs Strömungsdruck kN/m³<br />

G Gewichtsanteil %<br />

HE Abstand vom Sp<strong>und</strong>wandkopf zu Kanalsohle m<br />

Hw Hydraulischer Höhenunterschied m<br />

h Höhe m<br />

i Gradient -<br />

k Durchlässigkeitsbeiwert m/s<br />

kagh<br />

kpgh<br />

Erddruckbeiwert für den aktiven horizontalen<br />

Erddruck<br />

Erddruckbeiwert für den passiven horizontalen<br />

Erddruck<br />

L Länge des Sickerweges m<br />

n Porenraum / Porenanteil -<br />

nQ Querschnittsverhältnis -<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik<br />

-<br />

-


Symbolverzeichnis X<br />

N10 Schlagzahl -<br />

R Wi<strong>der</strong>stand kN<br />

rw Reichweite eines Brunnens m<br />

S Strömungskraft kN<br />

s Stegdicke <strong>der</strong> Sp<strong>und</strong>bohle m<br />

T Einbindetiefe m<br />

U Ungleichförmigkeitszahl -<br />

z Tiefe m<br />

w Auftriebskraft N, kN<br />

α Verkippungswinkel <strong>der</strong> Stützwand °<br />

β Böschungswinkel °<br />

δ Wandreibungswinkel °<br />

γ Wichte des feuchten Bodens kN/m³<br />

γ' Wichte des Bodens unter Auftrieb kN/m³<br />

γw Wichte von Wasser kN/m³<br />

η Sicherheitsfaktor -<br />

ρ Sickerwi<strong>der</strong>stand m/s<br />

σz Spannung in z-Richtung kN/m²<br />

ϕ Reibungswinkel °<br />

Indizes Bedeutung<br />

B Originale Körnungslinie für gewählten Korndurchmesser<br />

BT Schnittpunkt <strong>der</strong> Körnungslinie<br />

crit kritisch<br />

d design<br />

G Gewichtskraft<br />

k charakteristisch<br />

w Wasser<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


1 Einleitung 1<br />

1 Einleitung<br />

Seit mittlerweile über 100 Jahren erfolgt <strong>der</strong> Transit über die Wasserwege, die zum einem<br />

die Möglichkeit des Transportes großer Massengüter zwischen den Industrieregionen eröffnete<br />

<strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>em dieses auch ökonomisch gestaltete. Auch heute erfährt es noch einer<br />

großen Bedeutung <strong>und</strong> wird zunehmend ausgebaut. Für die Schaffung eines flächendeckenden<br />

Binnenschifffahrtsnetzes wurden künstliche Kanäle angelegt, die durch Dämme seitlich<br />

abgegrenzt sind. So wurden Ende des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts bis in die 50er Jahre des letzten<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts die meisten Wasserstraßen hergestellt. In den Anfängen war das technische<br />

Verständnis auf dem Gebiet des Erd- <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>baus noch nicht so ausgeprägt, wie es heute<br />

bereits <strong>der</strong> Fall ist. Vor allem die standsicherheitsrelevanten Mechanismen waren in Bezug<br />

auf ihre Natur nur teilweise bekannt bzw. erforscht. Erst mit TERZAGHI – <strong>der</strong> als Begrün<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Bodenmechanik gilt, wurden viele Prozesse im Boden, die zur Schädigungen führten,<br />

erklärbar <strong>und</strong> vermeidbar.<br />

Deswegen bedürfen beson<strong>der</strong>s die älteren Dammanlagen einer genauen Beobachtung <strong>und</strong><br />

Untersuchung hinsichtlich <strong>der</strong>er Standsicherheit. Im Zuge dieser Arbeit wird ein Dammabschnitt<br />

des Dortm<strong>und</strong>-Ems-Kanals in <strong>der</strong> Stadt Lingen betrachtet. Im Bereich einer Hafeneinfahrt<br />

wurde an den Damm angrenzenden Gr<strong>und</strong>stücken eine erhebliche Vernässung festgestellt.<br />

Daraufhin wurde ein Bodengutachten in Auftrag gegeben, bei dem eine Standsicherheitsproblematik<br />

des Dammes festgestellt werden konnte. Diese zeigten sich durch das Auftreten<br />

vom ausgespülten Dammmaterial im Entwässerungsgraben. Daraufhin erfolgten zwei<br />

voneinan<strong>der</strong> getrennte Sicherungsmaßnahmen. Dabei handelt es sich um das Aufbringen<br />

eines Auflastfilters <strong>und</strong> die Einrichtung einer Entspannungsbrunnenanlage. Mit diesen zwei<br />

Maßnahmen konnte eine vorübergehende Sicherung <strong>und</strong> Verhin<strong>der</strong>ung weiterer Vernässung<br />

erreicht werden. Trotzdem besteht noch die Notwendigkeit einer Dammnachsorge, um die<br />

erfor<strong>der</strong>liche Dammfunktion wie<strong>der</strong> herzustellen <strong>und</strong> eine künftige Sicherung zu gewährleisten.<br />

Die vorliegende Arbeit hat zum Ziel eine geeignete Sanierungsmaßnahme zu finden <strong>und</strong> im<br />

Bezug auf die hydraulischen <strong>Verhältnisse</strong> im Untergr<strong>und</strong> zu optimieren. Dazu setzt sich die<br />

Arbeit im ersten Schritt mit dem Damm in seiner Anfor<strong>der</strong>ung, <strong>der</strong> Beanspruchung <strong>und</strong> den<br />

möglichen Schädigungen auseinan<strong>der</strong>, um daraufhin mögliche Sanierungsmöglichkeiten zu<br />

betrachten. Bei den Varianten werden die Vor- <strong>und</strong> Nachteile <strong>und</strong> die Wirtschaftlichkeit beschrieben.<br />

Zudem erfolgt weiterhin die Erläuterung <strong>der</strong> notwendigen Nachweisführung an<br />

einem Damm.<br />

Eine weitere wichtige Voraussetzung für die Untersuchung einer Sanierungsvariante ist die<br />

Kenntnis über den Untergr<strong>und</strong>, hinsichtlich <strong>der</strong> <strong>hydrogeologischen</strong> <strong>und</strong> geologischen <strong>Verhältnisse</strong>.<br />

Diese werden, ausgehend vorhandener Baugr<strong>und</strong>untersuchungen, zusammengetragen.<br />

Anhand des Verständnisses über die Art <strong>und</strong> Lage <strong>der</strong> Bodenschichtung wird als<br />

nächstes ein numerisches Modell mit dem SS-Flow2D (Fa. GGU) erstellt. Daran werden zunächst<br />

die <strong>hydrogeologischen</strong> <strong>Verhältnisse</strong> des Dammzustandes nach <strong>der</strong> ersten <strong>und</strong> zwei-<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


1 Einleitung 2<br />

ten Sicherungsmaßnahme abgebildet. Gleichzeitig dienen diese Zustände, mit Hilfe von<br />

Stichtagsmessungen, <strong>der</strong> Eichung eines Modells. Mit dem geeichten Modell wird die Gr<strong>und</strong>lage<br />

geschaffen, die zuvor ermittelte Vorzugsvariante, auf ihre Effektivität zu untersuchen.<br />

Das betrifft vor allem den zu erwartenden Druckabbau innerhalb des Dammes <strong>und</strong> in den<br />

angrenzenden Gr<strong>und</strong>stücken. Die Vorzugsvariante richtet sich dabei nach ihrer Wirtschaftlichkeit<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> zu erreichenden Standsicherheitserhöhung. Ein weiteres Kriterium für die<br />

Wahl ist die For<strong>der</strong>ung eines späteren Kanalausbaus.<br />

Damit die Auswirkungen <strong>der</strong> Sanierungsmaßnahme in <strong>der</strong> Effektivität sichtbar werden, ist<br />

diese mit den bisherigen Sicherungs- bzw. Sanierungsmaßnahmen zu vergleichen. Eine<br />

wichtige Untersuchung ist in dem Zustand des Ausfalles <strong>der</strong> Entspannungsbrunnen zu sehnen,<br />

da ihre Sicherheit mit dem Faktor 1 zu bewerten ist. Somit muss das Sanierungskonzept<br />

soweit bemessen werden, dass auch ein Ausfall nicht die Nutzung <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>stücke<br />

maßgeblich beeinträchtigt.<br />

Bei <strong>der</strong> Wahl eines massiven Sicherungselementes, wie eine Sp<strong>und</strong>wand o<strong>der</strong> Bohrpfahlwand<br />

wird diese nach ihrer statischen Sicherheit hin untersucht. Das trifft auch für den Fall<br />

des Leerlaufens des Kanals zu, bei dem eine erhöhte Gefahr eines hydraulischen Gr<strong>und</strong>bruchs<br />

gegeben ist.<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


2 Binnenverkehrswasserstraße <strong>und</strong> <strong>der</strong> Charakter eines Kanalseitendammes 3<br />

2 Binnenverkehrswasserstraße <strong>und</strong> <strong>der</strong> Charakter eines Ka-<br />

nalseitendammes<br />

Die Nutzung des Wassers als Transportmedium spielt seit jeher eine bedeutende Rolle im<br />

Zuge des wirtschaftlichen Gesamtkontexts. Zu allererst wurde das natürliche Fließgewässer<br />

als Binnenwasserstraße genutzt, mit <strong>der</strong> eine Vielzahl von Gütern, wie große Stückgüter <strong>und</strong><br />

Schüttgüter, erstmals bewegt werden konnten. Damit waren aber auch einige Nachteile verb<strong>und</strong>en.<br />

Hierzu zählen vorrangig die Flussgröße <strong>und</strong> die Wasserführung, die beide entscheidend<br />

die Schiffsgröße <strong>und</strong> Tragfähigkeit beeinflussen. Darüber hinaus besteht zudem <strong>der</strong><br />

Nachteil <strong>der</strong> örtlichen Verfügbarkeit an Fließgewässer, die nur in Form großer Ströme einen<br />

ökonomischen Aspekt erfüllen. Um die Transportwege zu verringern <strong>und</strong> die Wirtschaftsgebiete<br />

miteinan<strong>der</strong> zu verbinden, wurden künstliche Kanäle angelegt. Dadurch erstreckt sich<br />

in Deutschland mittlerweile ein weitverzweigtes Wasserstraßennetz (siehe Abbildung 2.1),<br />

das dem Flussausbau <strong>und</strong> Kanalbau unterliegt. [23]<br />

Abbildung 2.1: Gesamtes Wasserstraßennetz in Deutschland nach [28]<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


2 Binnenverkehrswasserstraße <strong>und</strong> <strong>der</strong> Charakter eines Kanalseitendammes 4<br />

Laut dem B<strong>und</strong>esministerium für Verkehr, Bau- <strong>und</strong> Wohnungswesen (BMVBW) umfasst das<br />

Binnenverkehrswegenetz circa 7 300 km Binnenwasserstraßen, zu dem r<strong>und</strong> 5 475 km aus-<br />

gebaute Flüsse <strong>und</strong> 1 825 km künstliche Kanäle gehören. Im Gegensatz zu den natürlichen<br />

Flussläufen existieren in den meisten Fällen an Schifffahrtskanälen Dämme, die sich im Wesentlichen<br />

von den Hochwasserschutzdeichen im Bezug ihrer Funktion <strong>und</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

unterscheiden. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Problemstellung wird an dieser Stelle nur kurz auf den Kanal,<br />

den Dammaufbau, die allgemeinen Anfor<strong>der</strong>ungen, die Aufgaben, Beanspruchungen inklusive<br />

Vorschriften in Beziehung zum Bewuchs <strong>und</strong> Schadensmechanismen eingegangen. Im<br />

Hinblick auf einen möglichen Kanalausbau werden die erfor<strong>der</strong>lichen Richtlinien <strong>und</strong> die Regelquerschnitte<br />

des Schifffahrtskanals angesprochen.<br />

2.1 Der Kanal – Allgemeines<br />

Wie bereits erwähnt, gehört <strong>der</strong> künstliche Kanal neben den staugeregelten <strong>und</strong> natürlichen<br />

Flüssen zu den Binnenverkehrswasserstraßen. Die ersten Kanalbauten wurden bereits vor<br />

weit über hun<strong>der</strong>t Jahren angelegt, um bestimmte wirtschaftsschwache Regionen an das<br />

Flussnetz anzubinden. Im Gegensatz zu einem natürlichen Flusslauf werden alle Bestandteile,<br />

wie Kanalsohle, Böschungen <strong>und</strong> Dämme künstlich hergestellt, die nach den Belangen<br />

des vorkommenden Bodens <strong>und</strong> <strong>der</strong> Schifffahrt selbst gestaltet werden. Kanäle gehören zu<br />

den komplexen wasserbaulichen Maßnahmen, da viele Einflüsse im Bezug auf die Standfestigkeit<br />

des Kanals <strong>und</strong> des Dammes berücksichtigt werden müssen. Auch die Auswirkungen<br />

auf den Gr<strong>und</strong>wasserhaushalt <strong>und</strong> die landwirtschaftliche Verän<strong>der</strong>ung sind mit einzubeziehen.<br />

2.1.1 Unterscheidung <strong>der</strong> Kanäle<br />

Die künstlichen Fließgewässer werden vorrangig nach ihrer Lage <strong>und</strong> ihrer Funktion unterschieden.<br />

Zu diesem Zweck werden nur kurz bedeutende Arten beschrieben. Es zählen hierzu<br />

<strong>der</strong>:<br />

Verbindungskanal<br />

Umgehungskanal<br />

Seitenkanal<br />

Stichkanal<br />

Stillwasserkanal<br />

Bei <strong>der</strong> ersten Art – dem Verbindungskanal – handelt es sich um die Verknüpfung zwischen<br />

getrennten Wasserstraßen zu einem gesamten Schifffahrtsnetz. Somit stellen sie eine große<br />

Rolle beim Binnenverkehrswegebau dar. Die Umgehungskanäle werden in dem Fall benötigt,<br />

wenn ein Hin<strong>der</strong>nis wie eine Felsrippe, die technisch, ökologisch o<strong>der</strong> ökonomisch nicht<br />

entfernt werden kann. Dagegen wird ein Kanal als Seitenkanal bezeichnet, im Falle des parallelen<br />

Verlaufes zu einem nicht auszubauenden natürlichen Fließgewässers. Stichkanäle<br />

verbinden abseits gelegene Wirtschaftsgebiete. Unter einen Stillwasserkanals wird ein Kanal<br />

mit konstant gleichbleibendem Bezugswasserspiegel verstanden. [23]<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


2 Binnenverkehrswasserstraße <strong>und</strong> <strong>der</strong> Charakter eines Kanalseitendammes 5<br />

2.1.2 Beschreibung & Bewertung möglicher Kanalquerschnitte<br />

Die Wahl eines Kanalquerschnittes hängt von zwei Entwurfselementen, <strong>der</strong> Schifffahrt <strong>und</strong><br />

dem Kanalbau, ab. Dabei muss das Profil standfest, gegenüber sämtlichen Beanspruchungen,<br />

sein. Gr<strong>und</strong>sätzlich existieren nur zwei Arten von Querschnitten, wobei aber auch Kombinationen<br />

<strong>und</strong> Abwandlungen denkbar sind. Ausgehend von dem Trapez- (T-Profil) <strong>und</strong><br />

dem Rechteckprofil (R-Profil) existieren noch die Kombinationen Rechtecktrapez- (RT-Profil)<br />

<strong>und</strong> das kombinierte Rechtecktrapezprofil (KRT-Profil). [23; 10]<br />

Zurzeit vor <strong>der</strong> Motorisierung wurde allgemein das Trapezprofil verwendet, da die Kanalseiten,<br />

ausgehend vom Treidelbetrieb, keiner starken Beanspruchung in <strong>der</strong> Sohle <strong>und</strong> in den<br />

Böschungen unterlagen. Es stehen drei Möglichkeiten (siehe Abbildung 2.2) zur Herstellung<br />

von Kanälen mit T-Profil zur Verfügung. Mit Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Antriebsart kam das Muldenprofil<br />

(T-Profil mit steileren Böschungen) zum Einsatz, welches aber den Nachteil eines zu schmalen<br />

Profils aufweist. Damit ist es mit steigen<strong>der</strong> Verkehrsdichte kontraproduktiv, denn es<br />

werden so wie<strong>der</strong>um die Böschungen stärker angegriffen. [23]<br />

Im Gegensatz zum T-Profil weist das bautechnisch teuere R-Profil erheblich bessere hydraulische<br />

Eigenschaften auf. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> höheren Stauwellengeschwindigkeit sind die Fahrten<br />

energiesparen<strong>der</strong> <strong>und</strong> somit ökonomischer <strong>und</strong> ökologischer. Darüber hinaus ist die Unterhaltung<br />

kostengünstiger. Trotzdem wirkt sich ein R-Profil dahin nachteilig aus, wenn ein<br />

Schiff zu nah an das senkrechte Ufer fährt, es an die Wand angezogen werden kann. Weiterhin<br />

fügt sich die rechteckige Verbauung nicht in das landschaftliche Gesamtbild ein. [23]<br />

a<br />

c<br />

Abbildung 2.2: Unterschiedliche Bauweisen von T-Profilen (a) durch Aushub (b) geschüttet (c) Aushub<br />

<strong>und</strong> Aufschüttung nach [49]<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich soll eine symmetrische Fahrt vorliegen, die aber im Wi<strong>der</strong>spruch zum RT-Profil<br />

(eine Seite geböscht <strong>und</strong> das an<strong>der</strong>e Ufer senkrecht ausgebildet) steht. Deshalb wird in ihr<br />

nur eine wirtschaftliche Zwischenlösung gesehen. [49]<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik<br />

b


2 Binnenverkehrswasserstraße <strong>und</strong> <strong>der</strong> Charakter eines Kanalseitendammes 6<br />

Heute stellen die T-Profile mit Böschungen 1:3 die Regel dar, die aber immer häufiger dem<br />

R-Profil weichen. Ein Gr<strong>und</strong> hierfür ist die Anstrebung eines Querschnittverhältnisses n von<br />

7–7,5 (Vorgabe von CEMT) bei möglichst kleinem Platzbedarf. Die Kanalgrößen (Regelquerschnitte<br />

für die Wasserstraßenklasse Vb), wie in Anl. 7.1 dargestellt, ergeben sich aus den<br />

Bemessungsgrößen <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Schiffe, die wie<strong>der</strong>um von den Schleusenbreiten abhängen.<br />

Auch die Verkehrspolitik, Wirtschaftlichkeit, Technik <strong>und</strong> Sicherheit spielen eine Rolle.<br />

[23]<br />

Neben den normalen Querschnittsabmessungen, die sich durch die Schiffe <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Abladung<br />

ergeben, sind auch die Wasserspiegelschwankungen, ausgedrückt durch den oberen<br />

(BWo) <strong>und</strong> unteren Bemessungswasserstand (BWu), in einem Kanal zu berücksichtigen. Für<br />

den Kanalquerschnitt ist vor allem <strong>der</strong> BWu verantwortlich, wogegen für den Freibord <strong>der</strong><br />

BWo maßgeblich ist. [10]<br />

2.1.3 Die Erweiterung einer Binnenschifffahrtsstraße – Ausbaugr<strong>und</strong>sätze<br />

Mit zunehmendem Verkehr auf <strong>der</strong> Straße steigt auch die For<strong>der</strong>ung nach <strong>der</strong> Verlagerung<br />

des Transportes auf das Binnenschifffahrtsnetz. Mittlerweile umfasst das EU-Wasserstraßennetz<br />

eine Länge von ca. 37 000 km Länge. Ebenfalls wird hier versucht einen optimales<br />

Verhältnis zwischen einzusetzen<strong>der</strong> Energie <strong>und</strong> transportierten Güter zu finden, was Schiffe<br />

mit größerer Breite <strong>und</strong> Tiefgang nach sich zieht. Ein weiteres Kriterium ist <strong>der</strong> weitere Ausbau<br />

von wirtschaftsärmeren Gebieten, um überall die Wettbewerbsfähigkeit zu garantieren.<br />

Für die Gewährleistung größere Schiffe aufzunehmen, müssen die Kanäle angepasst werden.<br />

Im europäischen Raum stellt <strong>der</strong>weil die Binnenschifffahrtstraßenklasse Vb o<strong>der</strong> höher<br />

die Regel dar. Kleinere Wasserstraßen verlieren dagegen zunehmend an Bedeutung. Daher<br />

for<strong>der</strong>t die EU die Unterhaltung <strong>und</strong> Verbesserung des Binnenschifffahrtsnetzes. [50; 22]<br />

Die Wasser- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion West (WSD West) hat speziell zum Ausbau einer<br />

Schifffahrtsstraße eine Verwaltungsvorschrift zu Ausbaugr<strong>und</strong>sätzen herausgegeben. Es<br />

liegt den Schiffsabmessungen eines SV <strong>und</strong> dem GMS mit einer Breite von 11,40 m <strong>und</strong><br />

einem Tiefgang von 2,80 m zu Gr<strong>und</strong>e. [50]<br />

Dort werden Angaben zu dem gefor<strong>der</strong>ten BWo <strong>und</strong> BWu, <strong>der</strong> Linienführung, Ausbildung <strong>der</strong><br />

Kurven <strong>und</strong> Profilwechsel getätigt. Die Wahl des Kanalquerschnittes beeinflusst selbstverständlich<br />

die Ausbildung bzw. Gestaltung des Dammquerschnittes mit den bereitzustellenden<br />

Betriebswegen. Somit ergeben sich, wie in <strong>der</strong> Abbildung 2.9 zu sehen, notwendige<br />

Abmessungen. [50]<br />

2.2 Der Damm – Allgemeines<br />

Der Damm o<strong>der</strong> auch Stauhaltungsdamm, ist ein aus Erdbaustoff aufgebautes dauerhaft<br />

eingestautes Bauwerk, welches zur Stützung des Wasserstandes dient. Somit fungiert es als<br />

seitliche Begrenzung des Schifffahrtskanals. [9] Dieser stellt eine einfache Möglichkeit dar,<br />

große Wassermengen sicher vor dem Hinterland abzuführen o<strong>der</strong> zu speichern. Diesem<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


2 Binnenverkehrswasserstraße <strong>und</strong> <strong>der</strong> Charakter eines Kanalseitendammes 7<br />

Umstand ist es zu verdanken, dass die Einsatzgebiete von Dammanlagen recht vielfältig<br />

sind.<br />

2.2.1 Dämme in Abhängigkeit ihrer Funktion<br />

Dämme werden gr<strong>und</strong>legend nach ihrer Funktion unterschieden, wobei <strong>der</strong> Begriff Damm als<br />

solches in allen Fällen gleichermaßen eingesetzt wird. Die Einsatzbereiche gestalten sich<br />

folgen<strong>der</strong>maßen:<br />

Kanalseitendämme (Binnenwasserstraßen)<br />

Hochwasserrückhaltebecken<br />

Staustufen<br />

Pumpspeicherbecken<br />

Sedimentationsbecken<br />

Staudämme (Energieerzeugung / Bewässerungsspeicher)<br />

Flussseitendämme (Binnenwasserstraßen)<br />

Dabei unterscheiden sich Dämme unwesentlich voneinan<strong>der</strong>. Die Größe ist <strong>der</strong> hydraulischen<br />

Belastung angepasst. Staudämme dienen vornehmlich <strong>der</strong> Speicherung von Trinko<strong>der</strong><br />

Brauchwasser. Beim Brauchwasser handelt es sich meist um die Nutzung <strong>der</strong> Bewässerung<br />

landwirtschaftlicher Flächen. Die Sedimentationsbecken werden häufig in Bergabbaugebieten,<br />

beson<strong>der</strong>s beim Uranabbau, vorgef<strong>und</strong>en. So wurden künstliche Becken (Tailings)<br />

angelegt, um radioaktive Schlämme zu sedimentieren.<br />

Pumpspeicherbecken werden zur Energiegewinnung benötigt, die die Energiespitzen abdecken<br />

sollen, indem das Wasser über Fallrohre durch nachgeschaltete Turbinen abgelassen<br />

wird. Dagegen soll mit den Staustufen eine Regulierung des Flusses erreicht werden, wobei<br />

<strong>der</strong> Aufstau einen Effekt auf den Ober- <strong>und</strong> Unterlauf ausübt.<br />

Binnenwasserstraßen fassen die künstlichen Kanäle, den natürlichen <strong>und</strong> die ausgebauten<br />

Fließgewässer zusammen. Bei den ausgebauten Flüssen, die eine bessere Wegsamkeit,<br />

einen geringeren Energieverbrauch <strong>der</strong> Schiffe <strong>und</strong> die Verhin<strong>der</strong>ung von hohen Strömungsgeschwindigkeiten<br />

bei geringer Wassertiefe zum Ziel haben, müssen ebenfalls Dammbauwerke<br />

an den Seiten <strong>der</strong> Uferlinie errichtet werden. [23] Ausgehend von diesen zu erfüllenden<br />

Aufgaben, ergibt sich notwendigerweise eine erhöhte Form <strong>der</strong> Beanspruchung, die essentiell<br />

die Standsicherheit des Dammes betrifft. Daher fällt in dieser Arbeit <strong>der</strong> Schwerpunkt<br />

auf die Untersuchung <strong>der</strong> Standsicherheit eines Kanaldammes bzw. Kanalseitendammes.<br />

Da <strong>der</strong> Aufbau eines Dammes, hier des Kanaldammes, den entscheidenden Faktor zur Beurteilung<br />

<strong>der</strong> Standsicherheit <strong>und</strong> damit <strong>der</strong> Abschätzung des Gefahrenpotenzials nach sich<br />

zieht, wird zunächst <strong>der</strong> Querschnitt eines typischen Dammes beschrieben. Das betrifft vor<br />

allem die notwendigen Bestandteile in ihrer Lage <strong>und</strong> Größe.<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


2 Binnenverkehrswasserstraße <strong>und</strong> <strong>der</strong> Charakter eines Kanalseitendammes 8<br />

2.2.2 Aufgaben eines Kanaldammes<br />

In erster Linie wird mit dem Bau eines Kanalseitendammes die Aufgabe verfolgt eine künstliche<br />

Binnenschifffahrtsstraße zu bilden, die als ein Verbindungsglied zwischen ausgebauten<br />

natürlichen Flussläufen fungiert. Darüber hinaus werden dem Kanal noch mehrere Funktionen<br />

zugesprochen, die in <strong>der</strong> Abbildung 2.3 kurz zusammengetragen sind.<br />

Schaffung<br />

eines Erholungsraumes <br />

Gewährleistung<br />

von<br />

Kleinstlebensräumen<br />

Abbildung 2.3: Zusammenfassung <strong>der</strong> allgemeinen Funktionen eines Kanalseitendammes<br />

2.2.3 Überblick über den Aufbau<br />

Bildung einer<br />

Binnenschifffahrtstraße<br />

Aufgaben<br />

eines Kanaldammes<br />

Einfügung in<br />

das landschaftliche<br />

Bild<br />

Sicherung<br />

des Hinterlandes<br />

Schutz <strong>der</strong><br />

Schiffe vor<br />

seitlichen<br />

Winden<br />

Im Anbetracht des Aufbaues eines Kanalseitendammes lässt sich sagen, dass er sich nicht<br />

wesentlich vom Querschnitt eines Hochwasserschutzdeiches unterscheidet. Auch hier sind<br />

die Komponenten, wie Filterschicht, Dichtung <strong>und</strong> Drainschicht vorhanden. Allgemein zeichnet<br />

sich <strong>der</strong> Querschnitt durch eine Trapezform aus. Diese kann aber auch abweichen, wenn<br />

eine dementsprechend an<strong>der</strong>e Dichtungsart gewählt wird. In diesem Fall ist es möglich,<br />

durch eine Sp<strong>und</strong>wand, die wasserseitige Böschung rückzubauen. Eine solche Variante hat<br />

mehrere Vorteile gegenüber <strong>der</strong> geböschten Form, worauf aber erst im Späteren eingegangen<br />

werden soll.<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


2 Binnenverkehrswasserstraße <strong>und</strong> <strong>der</strong> Charakter eines Kanalseitendammes 9<br />

In <strong>der</strong> Abbildung 2.4 ist ein solcher Damm mit Regelquerschnitt schematisch dargestellt. Im<br />

Zusammenhang <strong>der</strong> Standsicherheit ist die Ausbildung <strong>der</strong> Böschungsneigungen bedeutend.<br />

Sie sollte eine Neigung zwischen 1:2 <strong>und</strong> 1:3 aufweisen, wobei eine flache Böschung anzustreben<br />

ist, die aber im Wi<strong>der</strong>spruch mit <strong>der</strong> wirtschaftlichen Nutzung des Kanals steht. [49]<br />

Kanalachse<br />

BWo NW<br />

BWo -4.00m<br />

30.80m + 3lZu+Zol<br />

27.50<br />

BWu<br />

1:3<br />

3.30 5.50 2.40<br />

BWo +1.10m BWo +1.20m BWo +1.20m<br />

2.5%<br />

Damm<br />

Abbildung 2.4: Schnitt durch einen Damm mit Regelabmessungen nach [50]<br />

1:2<br />

Sickerlinie<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik<br />

1:m<br />

R>20.00m<br />

max. 1.10<br />

R>20.00m<br />

1:n<br />

1:n<br />

min. 0.50<br />

2.50<br />

><br />

1.00<br />

>2.00<br />

Seitengraben<br />

(naturnaher Ausbau)<br />

Der Damm als solches ist, im Gegensatz vor 20 Jahren, meist als Drei-Zonen- o<strong>der</strong> Mehrzonendamm<br />

aufgebaut. Dieser Neuaufbau wird ausführlich in <strong>der</strong> DIN 19712 [17] <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

DVWK [14] (heute DWA) beschrieben. Sie behandeln zwar in erster Linie den Flussdeich für<br />

den Hochwasserschutz, dennoch kann dieser für den Aufbau eines Kanalseitendammes herangezogen<br />

werden. Zuvor bestanden die Dämme generell aus einem homogenen Material,<br />

welches zwar die Standsicherheit erreicht, wobei sich dennoch Probleme hinsichtlich <strong>der</strong><br />

hydraulischen Belastungen ergeben konnten.<br />

Ein Drei-Zonen-Damm (siehe Abbildung 2.5) zeichnet sich dahingehend aus, das Sickerwasser<br />

soweit zu reduzieren, damit es schadlos über eine Dränschicht abgeführt wird. Bei<br />

den drei Zonen handelt es sich um den Stützkörper zur Aufnahme <strong>der</strong> statischen <strong>und</strong> hydraulischen<br />

Belastung, des Dicht- <strong>und</strong> Dränkörpers. Vorteile gegenüber homogenen Dämmen<br />

bestehen in <strong>der</strong> Verwendung verschiedenster Bodenmaterialien, geringem Sickerwasseranfall<br />

<strong>und</strong> gut entwässerte landseitige Böschung. [17]<br />

BWo<br />

wandartige Dichtung (z.B.<br />

Sp<strong>und</strong>wand)<br />

Dichtkörper<br />

Stützkörper<br />

Abbildung 2.5: Aufbau eines Drei-Zonen-Damm nach [17]<br />

Dränkörper<br />

dichter Untergr<strong>und</strong> hochliegend<br />

tiefliegend (mit Dichtungswand)<br />

Grun<strong>der</strong>werbsgrenze


2 Binnenverkehrswasserstraße <strong>und</strong> <strong>der</strong> Charakter eines Kanalseitendammes 10<br />

Dichtung<br />

In Abhängigkeit <strong>der</strong> Lage existieren zwei Arten von Dichtungen – die Oberflächenabdichtung<br />

(Außendichtung) <strong>und</strong> die Kerndichtung (Innendichtung). In <strong>der</strong> Abbildung 2.6 wird <strong>der</strong> Unterschied<br />

grafisch verdeutlicht. [9]<br />

Die Dichtung kommt jeweils dann zum Einsatz, wenn <strong>der</strong> untere Bemessungswasserstand<br />

BWu über dem Gr<strong>und</strong>wasserspiegel WSPGW liegt, die eine Strömungsrichtung zum Hinterland<br />

<strong>und</strong> eine Anreicherung des Gr<strong>und</strong>wassers zur Folge hat. Ihre Hauptfunktion besteht<br />

darin, eine Durchsickerung <strong>und</strong> damit den Sickerverlust mit <strong>der</strong> verb<strong>und</strong>enen Vernässung<br />

<strong>der</strong> angrenzenden Gr<strong>und</strong>stücke zu verringern <strong>und</strong> letztendlich die Standsicherheit zu erhöhen.<br />

Zum ausreichenden Schutz sollte sie mind. 0,50 m über den oberen Bemessungswasserstand<br />

BWo gezogen werden. Fast alle dichtenden Stoffe, die die Standsicherheit nicht<br />

gefährden, finden im Einsatz als Dichtungsmaterial Anwendung. [9; 23; 8]<br />

Die Belastungen ergeben sich aus den hydraulischen <strong>und</strong> statischen Einwirkungen, wie<br />

Rückströmung, Propellerstrahl, Wasserspiegelabsenkung, Druck des freien Wassers <strong>und</strong><br />

Gr<strong>und</strong>wassers, Verkehrslasten <strong>und</strong> Eigengewicht. Neben den Schutz vor den eben genannten<br />

mechanischen Einwirkungen sind auch Witterungsbedingte wie beispielsweise die Austrocknung<br />

einzuhalten. Beides wird durch die Herstellung einer Deckschicht gewährleistet.<br />

[2; 17]<br />

Abbildung 2.6: Gegenüberstellung <strong>der</strong> beiden Dichtungsarten (a) Oberflächendichtung & (b) Kerndichtung<br />

nach [17]<br />

Deckschicht<br />

Zur Sicherung <strong>der</strong> Dichtung wird auf <strong>der</strong> wasserseitigen Böschung zu oberst eine erosionsfeste<br />

Deckschicht aufgebracht. Mit Anschluss an einer Dichtung handelt es sich um eine<br />

durchlässige Deckschicht. Es kann auch aus Gründen <strong>der</strong> Wirtschaftlichkeit auf eine vollkommendichte<br />

Deckschicht zurückgegriffen werden, welches einen Verzicht <strong>der</strong> Dichtung<br />

nach sich zieht. In <strong>der</strong> Regel kommt im Kanalbau das dichte Deckwerk (Zusammenfassung<br />

von Deckschicht, Polsterschicht, Filter, Dichtung <strong>und</strong> Ausgleichsschicht) zum Einsatz. Dennoch<br />

muss auch <strong>der</strong> gestalterische Aspekt <strong>und</strong> die Ökologie mitbetrachtet werden. [8; 2]<br />

Die Deckschicht hat die Aufgabe, den Damm vor Angriffen, wie beispielsweise Starkregen,<br />

Strömungen, Eisgang, Schiffstoß, Kolkbildung <strong>und</strong> Ankerwurf zu schützen. Als Materialien<br />

können bitumengeb<strong>und</strong>ene Vergussstoffe, Asphaltstoffe, Gießasphalt, Betonverb<strong>und</strong>steine,<br />

Betonfertigteile <strong>und</strong> Wasserbausteine verwendet werden. Der Baustoff hat den For<strong>der</strong>ungen<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


2 Binnenverkehrswasserstraße <strong>und</strong> <strong>der</strong> Charakter eines Kanalseitendammes 11<br />

einer hohen Festigkeit, des hohen spezifischen Gewichtes, Frost- <strong>und</strong> Wetterunempfindlichkeit<br />

Rechnung zu tragen. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Belastung durch den Druck des Gr<strong>und</strong>wassers ist<br />

das Material gegen Aufheben zu dimensionieren. Der Unterschied zwischen dichter <strong>und</strong><br />

durchlässiger Deckschicht ist <strong>der</strong> Abbildung 2.7 zu entnehmen. Das Merkblatt MAR gibt<br />

mehrere Regelbauweisen vor. [23; 17; 2]<br />

Aus Gründen <strong>der</strong> Standsicherheit <strong>der</strong> Deckschicht wird diese entwe<strong>der</strong> auf kolkfesten Wi<strong>der</strong>lager<br />

am Fuß <strong>der</strong> Böschung aufgesetzt o<strong>der</strong> am oberen Rand am standfesten Wi<strong>der</strong>lager<br />

angehängt. [23]<br />

Abbildung 2.7: Beispiele einer Uferbefestigung – Sohlensicherung mit durchlässiger (oben) <strong>und</strong> dichter<br />

(unten) Deckschicht nach [49] <strong>und</strong> [23]<br />

Dränung<br />

Die Funktion einer Dränschicht besteht darin, das anfallende Sickerwasser zu sammeln <strong>und</strong><br />

schadfrei abzuleiten. Sie wird an <strong>der</strong> landseitigen Böschung entwe<strong>der</strong> innenliegend o<strong>der</strong><br />

außenliegend angeordnet. Eine innenliegende Dränung bewirkt die Absenkung <strong>der</strong> Sickerlinie,<br />

wogegen die Außenliegende lediglich die Böschung durch die Auflast sichert. In den<br />

beiden grafischen Darstellungen <strong>der</strong> Abbildung 2.8 ist die Beeinflussung <strong>der</strong> örtlichen Anordnung<br />

dargestellt. [9]<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


2 Binnenverkehrswasserstraße <strong>und</strong> <strong>der</strong> Charakter eines Kanalseitendammes 12<br />

a b<br />

c<br />

Sickerlinie<br />

Sickerlinie<br />

=0,2m<br />

>0,5m<br />

Abbildung 2.8: Verän<strong>der</strong>ung des Sickerlinienverlaufes in Abhängigkeit des Dräns (a) ohne Drän; (b)<br />

Sickerlinie<br />

mit innenliegendem Dränkörper; (c) mit außenliegendem Dränkörper nach [9]<br />

Um den Materialtransport <strong>und</strong> die rückschreitende Erosion zu verhin<strong>der</strong>n, muss ein großer<br />

Abstand zwischen dem Kanal <strong>und</strong> <strong>der</strong> innenliegenden Dränschicht vorliegen. Die filterfesten<br />

Dränungen bestehen zumeist aus Sand, Kies, Splitt, Schotter, Schlacke, Geotextilen o<strong>der</strong><br />

Mischfilter. Generell muss mit diesem Dammelement <strong>der</strong> freie Wasseraustritt aus dem zu<br />

entwässernden Boden gewährleistet sein. [9; 17]<br />

Im Zuge <strong>der</strong> Standfestigkeit <strong>und</strong> Sicherstellung <strong>der</strong> Funktion ist mit 2-facher Sicherheit die<br />

Ableitung <strong>der</strong> zu erwartenden zufließende Wassermenge zu rechnen. [13]<br />

2.2.4 Dammquerschnitt in Abhängigkeit des Kanalprofils<br />

Die Ausbildung des Dammquerschnittes korreliert mit <strong>der</strong> Wahl des Kanalquerschnittes, die<br />

seinerseits sich durch die Betrachtung <strong>der</strong> örtlichen <strong>und</strong> wirtschaftlichen <strong>Verhältnisse</strong> ergibt.<br />

Exemplarisch sind in <strong>der</strong> Abbildung 2.9 die Dammquerschnitte mit den Abmessungen <strong>und</strong><br />

gefor<strong>der</strong>ten Böschungsneigungen aufgezeigt. Die Neigung beträgt, wie bereits im Kap. 2.2.3<br />

angesprochen, ein Verhältnis von 1:3. Der notwendige Freibord ergibt sich aus den Zuschlägen<br />

aus Eisstau, Windstau <strong>und</strong> Wellenauflauf <strong>und</strong> ist bei allen Dämmen mindestens 0,7 m<br />

hoch. Der Abstand bemisst sich ab dem Wasserspiegel des BWo. [50]<br />

Zur Bewirtschaftung <strong>der</strong> Binnenwasserstraßen befinden sich auf beiden Seiten des Kanals<br />

auf den Dammkronen Betriebswege, die an das öffentliche Verkehrsnetz angeschlossen<br />

sind. Es handelt sich dabei um einen befestigten 3 m breiten Weg. Das Maß sollte nach<br />

Möglichkeit nicht unterschritten werden, da die Bewirtschaftungsfahrzeuge sich gefahrlos auf<br />

dem Damm bewegen müssen. Aufgr<strong>und</strong> des Banketts ergibt sich eine Dammkronenbreite<br />

von min. 5,50 m. [10]<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik<br />

=1,0m<br />

=0,5m


2 Binnenverkehrswasserstraße <strong>und</strong> <strong>der</strong> Charakter eines Kanalseitendammes 13<br />

1:3<br />

KRT-Profil<br />

1:3<br />

Deckschicht<br />

0,60<br />

> 5,10 5,50<br />

BWo + 1,10m BWo + 1,20m<br />

2,5 %<br />

BWo + 1,20m<br />

1:3<br />

Deckschicht<br />

1:3<br />

Sp<strong>und</strong>wand<br />

3,30<br />

2,60 1,00<br />

5,50<br />

1,00 3,00 1,50 2,40<br />

T-Profil R-Profil<br />

BWo + 1,10m<br />

BWo + 1,20m BWo + 1,20m<br />

BWo + 0,70m<br />

2,5 %<br />

BWo + 1,10m<br />

BWo + 0,70m<br />

BWo<br />

> 4 %<br />

NW<br />

BWu<br />

1:m*<br />

BWo<br />

NW<br />

BWu<br />

NW<br />

BWo<br />

BWu<br />

BWo + 0,70m<br />

3,30 1,00 3,00 1,50 2,40<br />

> 4 % 1:2<br />

1:2<br />

< 1:1,5<br />

< 1:1,5<br />

1:m*<br />

*1:m = tanβ<br />

mit β < ϕ/2<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik<br />

7,10<br />

0,60 1,00 1,00 3,00 1,50 2,40<br />

1:2,5<br />

Sp<strong>und</strong>wand<br />

BWo + 1,20m BWo + 1,20m<br />

2,5 %<br />

Abbildung 2.9: Dammarten für den jeweiligen Kanalquerschnitt mit Angabe <strong>der</strong> gefor<strong>der</strong>ten Abmes-<br />

sungen nach [50]<br />

2.3 Hydraulische <strong>und</strong> mechanische Beanspruchungen an einem Kanal<br />

Im Zuge einer möglichen Sanierung eines Kanals <strong>und</strong> Kanaldammes sind in erster Linie Vor-<br />

kenntnisse über die verschiedenen Möglichkeiten von Schäden, die sich wie<strong>der</strong>um durch<br />

unterschiedliche Belastungen ergeben, erfor<strong>der</strong>lich. Auch die Bewertung des Bauwerkes<br />

hinsichtlich <strong>der</strong> Standsicherheit kann nur mittels Vorbetrachtung hinreichend genau erfolgen.<br />

Hierfür werden bestimmte Nachweise zu Rande gezogen. Bei den Nachweisen werden unter<br />

an<strong>der</strong>em die Sicherheit gegen Auftrieb, Erosion, Böschungsbruch, Gleitsicherheit, Gr<strong>und</strong>bruchsicherheit<br />

<strong>und</strong> allgemeine Standsicherheit <strong>der</strong> wasser- <strong>und</strong> luftseitigen Böschungen<br />

geprüft. Die Beanspruchungen sind dabei hydraulischer o<strong>der</strong> bodenmechanischer Natur. [17]<br />

Zur Übersichtlichkeit sind die Belastungen nach <strong>der</strong> Lage <strong>und</strong> den jeweils möglichen Ursachen<br />

in <strong>der</strong> Tabelle 2.1 aufgelistet. Des Weiteren werden bestimmte Ursachen im Weiteren<br />

diskutiert <strong>und</strong> bewertet.<br />

Tabelle 2.1: Übersicht über die hydraulischen <strong>und</strong> mechanischen Beanspruchungen an einem Kanalquerschnitt<br />

verän<strong>der</strong>t nach [29]<br />

Hydraulische Belastung Mechanische Belastung<br />

Lage Art Lage Art<br />

Kanalseite Schwallwelle, Sunkwelle,<br />

Heckquerwelle, Rückströmungen,<br />

Bugwelle, Windwellen<br />

Untergr<strong>und</strong> des<br />

Dammkörpers<br />

Gr<strong>und</strong>wasserströmung, Auftriebskräfte<br />

Kanalsohle Schraubenstrahl, Gr<strong>und</strong>wasserströmung,<br />

Auftriebs-<br />

Dammgeometrie Böschungsneigung,<br />

Deichhöhe<br />

Dammkörper Bodenparameter, Dichtungssystem,<br />

Filtersystem<br />

Untergr<strong>und</strong> des<br />

Dammkörpers<br />

> 4 %<br />

Bodenparameter<br />

1:2<br />

< 1:1,5<br />

1:m*


2 Binnenverkehrswasserstraße <strong>und</strong> <strong>der</strong> Charakter eines Kanalseitendammes 14<br />

kräfte<br />

Dammkörper Sickerwasserströmung, Porenwasserüberdruck<br />

2.3.1 Hydraulisch bedingte Ursachen von Schädigungen<br />

Verkehrslast Unterhaltung des Dammes,<br />

Mähen, Begehung,<br />

Befahrung<br />

Störstellen Hohlräume durch Wühl-<br />

<strong>und</strong> Wildtiere <strong>und</strong> Gehölze,<br />

Leitungen, Kabel<br />

Meteorologie NS, Frost, Austrocknung,<br />

Sonnenschein, Wind<br />

Ufereinfassung Schiffstoß, Schlosssprengung<br />

Hydraulische Belastungen werden maßgeblich durch den Zustand des Bauwerkes, den Untergr<strong>und</strong>eigenschaften,<br />

Dammaufbau <strong>und</strong> eventueller Störstellen im Bereich <strong>der</strong> Ufereinfassung<br />

begünstigt. Gegenüber einem staugeregeltem natürlichen Fließgewässer ist <strong>der</strong> künstliche<br />

Kanal meist nicht den jahreszeitlichen Wasserspiegelschwankungen unterworfen. [19]<br />

BWu<br />

BWo<br />

SickerlinieS<br />

Abbildung 2.10: Verlauf einer sich gebildeten Sickerlinie im Dammkörper mit Strömungskraft S nach<br />

[17]<br />

Begründet wird dieser Umstand damit, dass <strong>der</strong> Verlust an Kanalwasser durch kontrolliertes<br />

Hinzuleiten begegnet wird. Generell verursacht <strong>der</strong> Potentialunterschied zwischen dem<br />

WSPKanal <strong>und</strong> dem WSPGW ein Strömen in Richtung Damm <strong>und</strong> Hinterland mit anschließendem<br />

Sickerwasseraustritt (siehe Abbildung 2.10). Als Folge dessen wird <strong>der</strong> Damm durchnässt,<br />

was auch eine schädliche Beeinflussung im Gewässerbett zur Folge hat. [49]<br />

Aufgr<strong>und</strong> des ständigen Einstaus bleibt <strong>der</strong> Verlauf <strong>der</strong> sich eingestellten Sickerlinie nahezu<br />

konstant, da sich durch die lange Zeit ein Gleichgewichtszustand eingestellt hat. In Anbetracht<br />

<strong>der</strong> Zeit bewirken die geringen WSP-Schwankungen keine bedeutende Verlagerung<br />

<strong>der</strong> Sickerlinie. Die Lage <strong>der</strong> Sickerlinie durch einen Damm, die die Begrenzung zwischen<br />

dem durchfeuchteten <strong>und</strong> trockenen Bereich kennzeichnet, wird durch die Abbildung 2.10<br />

dargestellt. Solch ein Vorgang geht mit einer Strömungskraft einher, die einen negativen Einfluss<br />

auf folgende Dammparameter haben kann <strong>und</strong> dabei die Standsicherheit gefährdet.<br />

[23; 43]<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik<br />

L


2 Binnenverkehrswasserstraße <strong>und</strong> <strong>der</strong> Charakter eines Kanalseitendammes 15<br />

Schwächung <strong>und</strong> Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Kornmatrix<br />

Herabsetzung <strong>der</strong> Wichte γ<br />

Anstieg <strong>der</strong> Durchlässigkeit k<br />

Verringerung des inneren Reibungswinkels ϕ<br />

Vergrößerung des Porenraumes n<br />

Verringerung <strong>der</strong> Scherfestigkeit<br />

Bildung einer Hangquelle<br />

Verringerung <strong>der</strong> Kohäsion c [19]<br />

Die sich einstellenden Sickerströmungen hängen vor allem vom Potentialunterschied zwischen<br />

dem WSPKanal <strong>und</strong> dem WSPGW <strong>und</strong> <strong>der</strong> Lage ab. So kann, wie in Abbildung 2.11 gezeigt,<br />

sich die Richtung <strong>der</strong> Strömung erheblich än<strong>der</strong>n. [49]<br />

Eine spezielle Art <strong>der</strong> Sickerströmung ist die Porenwasserströmung, die dann eintritt, wenn<br />

<strong>der</strong> anliegende Boden wassergesättigt <strong>und</strong> gering durchlässig zusammendrückbar ist. Wird<br />

in diesem Zustand <strong>der</strong> Boden durch äußere Kräfte zusätzlich belastet, so nimmt das Porenwasser<br />

die Belastungen auf. Dieser Ablauf wird auch als Konsolidierung bezeichnet <strong>und</strong> führt<br />

schließlich zur Porenwasserströmung. [43]<br />

Wie in <strong>der</strong> Tabelle 2.1 zu sehen, treten hydraulische Belastungen vor allem an <strong>der</strong> wasserseitigen<br />

Böschung, im Untergr<strong>und</strong> eines Dammes, im Dammkörper <strong>und</strong> in bzw. an <strong>der</strong> Kanalsohle<br />

auf. Gr<strong>und</strong>sätzlich kann zwischen Strömungen <strong>und</strong> Wellen unterschieden werden.<br />

a<br />

c<br />

Kanal<br />

Kanal<br />

mögliche<br />

Hangquelle<br />

Gr<strong>und</strong>wasser <strong>und</strong>urchlässig<br />

Gr<strong>und</strong>wasser durchlässig<br />

durchlässig<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik<br />

d<br />

b<br />

Kanal<br />

Kanal<br />

mögliche<br />

Hangquelle<br />

Abbildung 2.11: Gr<strong>und</strong>wasserströmungen in Abhängigkeit des Kanalaufbaus <strong>und</strong> <strong>der</strong> Lage des WSP<br />

a, b <strong>und</strong> c mit WSPKanal > WSPGW nach [49]<br />

Im Bereich des Fahrwassers können in <strong>der</strong> Kanalsohle, im Falle einer zu geringen Tiefe o<strong>der</strong><br />

auch eines zu großen Tiefganges in Folge des Schraubenstrahls, Verwirbelungen in <strong>der</strong>


2 Binnenverkehrswasserstraße <strong>und</strong> <strong>der</strong> Charakter eines Kanalseitendammes 16<br />

Grenzschicht entstehen. Diese Verwirbelungen bewirken ab einer Schiffsgeschwindigkeit<br />

von 0,7 m/s für leichten Sand <strong>und</strong> 1,5 m/s für groben Kies eine Umlagerung des anstehenden<br />

Materials. Beson<strong>der</strong>s im Zustand des Anfahrens besteht die Möglichkeit bis zu 1,5 m<br />

tiefe Kolke mit einer anschließenden Aufhäufung bis zu 1 m Höhe zu erzeugen. Eine Gefährdung<br />

besteht im Beson<strong>der</strong>en für die Sohlenmitte <strong>und</strong> dem Böschungsfuß. [23; 8]<br />

Weiterhin ist <strong>der</strong> Schiffsbetrieb für die Bildung von Heckquer- <strong>und</strong> Bugwellen verantwortlich.<br />

Die reinen Schwall- <strong>und</strong> Sunkwellen werden vornehmlich durch den Schleusenbetrieb verursacht.<br />

Heck- <strong>und</strong> Bugwellen bewirken eine Verän<strong>der</strong>ung des Ruhewasserspiegels, da es zu<br />

rapiden Absunk <strong>und</strong> Schwall führt. Wenn ein Schiff mit einer Geschwindigkeit von mehr als<br />

60 % <strong>der</strong> Stauwellengeschwindigkeit (= Bugwellen) sich bewegt, geht die Heckwelle im Bereich<br />

<strong>der</strong> Böschung vom strömenden in den schießenden Zustand über. Dadurch wird die<br />

Böschung stark beansprucht, was ebenfalls zu Umlagerungen von Deckwerkmaterialien<br />

führt. Gleichzeitig bewirkt die Rückströmung am Heck eine Reduzierung <strong>der</strong> Druckhöhe, die<br />

den Wasserspiegel absenkt. Die Sunkwellen, die bei einem vorbeifahrenden Schiff entstehen,<br />

sind neben <strong>der</strong> Aufbringung von Lasten auf teil- o<strong>der</strong> vollgesättigten Böden auch verantwortlich<br />

für die Bildung von Porenwasserüberdrücken. Diese entstehen im Moment des<br />

absinkenden Wasserspiegels an Stellen des zuvor benetzten Bodens, bei dem das fehlende<br />

freie Wassers ein Druckungleichgewicht zwischen den noch wassergefüllten Porenräumen<br />

<strong>und</strong> dem angrenzenden freien Raum bewirkt. Der darauf folgende Druckausgleich führt zur<br />

Kanalseite gerichteten Strömung. [23; 8]<br />

Wenn das Gr<strong>und</strong>wasser einem Druckliniengefälle unterliegt, dann bildet sich eine vom Kanal<br />

ausgehende Strömung unter dem Damm hindurch bis hin zur Landseite aus. Auch hier existieren<br />

Strömungskräfte, die durch die Überwindung <strong>der</strong> Reibungskraft zwischen den Bodenpartikeln<br />

erzeugt werden. Neben <strong>der</strong> Strömungskraft S existiert noch eine weitere Kraft – die<br />

Auftriebskraft w – sie wirkt entgegen <strong>der</strong> Gewichtskraft ebenfalls auf die Bodenstruktur, indem<br />

sie die Scherfestigkeit herabsetzt. Aufgr<strong>und</strong> dieser Kraft kann es zu einem Aufbruch des<br />

Bodens, hauptsächlich in Bereichen hinter Dämmen, führen. [12; 35]<br />

2.3.2 Mechanisch bedingte Ursachen von Schädigungen<br />

Zu den mechanischen Belastungen an den Einrichtungen einer Binnenverkehrswasserstraße<br />

gehören auch die bodenmechanischen Einwirkungen. Sie werden vorrangig durch das Eigengewicht<br />

des Dammes <strong>und</strong> den Verkehrslasten hervorgerufen. Das Eigengewicht ist beson<strong>der</strong>s<br />

in <strong>der</strong> Zeit nach <strong>der</strong> Herstellung entscheidend, da durch die anschließende Konsolidierung<br />

das Porenwasser <strong>und</strong> die Porenluft aus den Hohlräumen herausgedrückt werden.<br />

Dieser Prozess führt zu einer Verdichtung des Dammkörpers <strong>und</strong> wird allgemein als Setzung<br />

bezeichnet.<br />

Im Zusammenhang <strong>der</strong> Standsicherheit muss ein beson<strong>der</strong>es Augenmerk <strong>der</strong> Geometrie<br />

des Dammkörpers zukommen, denn gerade die Ausführung <strong>der</strong> Böschungen, <strong>der</strong> Dammkronenbreite,<br />

Breite <strong>der</strong> Dammsohle <strong>und</strong> Höhe können einen Einfluss spielen. Die Geometrie<br />

kann dabei sehr unterschiedlich ausfallen. Begründet wird dieser Umstand damit, dass sie in<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


2 Binnenverkehrswasserstraße <strong>und</strong> <strong>der</strong> Charakter eines Kanalseitendammes 17<br />

Abhängigkeit mit dem Boden <strong>und</strong> seinen Eigenschaften stehen. Unter den Bodeneigenschaften<br />

fallen die Scherparameter, Wichte, Korngrößenverteilung <strong>und</strong> die Verdichtbarkeit. Eine<br />

Böschung kann dann steiler angesetzt werden, wenn <strong>der</strong> Boden eine höhere Kohäsion o<strong>der</strong><br />

Reibungswinkel aufweist. Bei Erhöhung <strong>der</strong> Böschungsneigung steigt auch <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong><br />

Gewichtskräfte <strong>und</strong> Verkehrslasten, die zweifelsohne eine destabilisierende Wirkung auf den<br />

Damm ausüben. Die Böschungsneigung 1:m sollte dem tanβ entsprechen bzw. kleiner dem<br />

tanϕ/2 sein, wobei β <strong>der</strong> Böschungswinkel <strong>und</strong> ϕ <strong>der</strong> Reibungswinkel ist. [9]<br />

Ein Damm unterliegt auch <strong>der</strong> Witterung – sie äußern sich durch Schneefall, Wechsel von<br />

hohen zu niedrigen Temperaturen, Eisversatz <strong>und</strong> Starkregen. Mit <strong>der</strong> Bildung einer durchgehenden<br />

Schneedecke wird eine zusätzliche Auflast im gesamten Bereich aufgebracht. Die<br />

Eisbildung gefährdet nicht die Schifffahrt an sich, son<strong>der</strong>n die Dammsicherung, wie die<br />

Sp<strong>und</strong>wand o<strong>der</strong> das Deckwerk eines geböschten Ufers. Im Zusammenhang des Eisganges<br />

erhöht sich <strong>der</strong> seitliche Druck an den Kanalseiten, <strong>der</strong> in Störstellen eine Aufweitung hervorrufen<br />

kann. [29; 23]<br />

Im Bereich <strong>der</strong> Dichtung besteht die Gefahr <strong>der</strong> Rissbildung. Dem geht die Austrocknung –<br />

beson<strong>der</strong>s in trockenen Sommermonaten – <strong>der</strong> bindigen Bodenschichten mit Vermin<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Kohäsion voraus.<br />

Neben den natürlichen mechanischen Beanspruchungen existiert an stark befahrenen Wasserstraßen<br />

auch die Gefahr einer Havarie. Dazu gehören die Kollision zweier Schiffe, Ankerwurf<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Schiffstoß mit dem Ufer. Eine Kollision, sei es mit einem an<strong>der</strong>en Schiff o<strong>der</strong><br />

Uferbefestigung kann durch Nichteinhaltung eines Mindestabstandes, Kurvenfahrt, Wendevorhaben<br />

<strong>und</strong> Anlegen verursacht werden. Der Mindestabstand soll vor allem vor<br />

dem Venturi-Effekt schützen, bei dem das Schiff an das an<strong>der</strong>e Objekt herangezogen wird.<br />

Die senkrechte Ufereinfassung ist beson<strong>der</strong>s dann gefährdet, wenn das Schiff mit einem<br />

Potonbug o<strong>der</strong> aufgebauter Schubplattform ausgestattet ist. Dabei kann sich die rechteckige<br />

Bugform in die Sp<strong>und</strong>wandtaschen einhaken <strong>und</strong> aufreißen. Die entstehende Leckstelle wird<br />

unweigerlich durchströmt <strong>und</strong> kann Bodenmaterialien herauslösen. [23]<br />

Im Bezug auf die Verwendung eines Ankers, lässt sich sagen, dass dieser gr<strong>und</strong>sätzlich in<br />

Kanälen mit künstlicher Dichtung untersagt ist. Das Ankern kann ein Durchstanzen <strong>der</strong> Deck<strong>und</strong><br />

Dichtschicht bewirken, die wie<strong>der</strong>um die Erhöhung <strong>der</strong> Sickerströmung bis hin zum völligen<br />

Leerlaufen des Kanals nach sich ziehen. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e müssen das Ankern <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Schiffstoß (in Schleusenbereichen) bei den Standsicherheitsbetrachtungen, im Zuge <strong>der</strong><br />

Lastannahmen, berücksichtigt werden. [23]<br />

Störstellen begünstigen erheblich die Sickerströmung <strong>und</strong> damit die Möglichkeit erodieren<strong>der</strong><br />

Erscheinungen. Sie können sich zum einen durch eine unsachgemäße Herstellung <strong>der</strong> Ufereinfassung<br />

bzw. Böschung o<strong>der</strong> zum an<strong>der</strong>em durch das Auftreten von Wühltiergängen ergeben.<br />

Wühltiere bevorzugen die Bereiche mit starkem Bewuchs, da dort <strong>der</strong> natürliche<br />

Schutz gewährleistet ist. Auch die Wurzeln von Gehölzen bilden Störstellen, die Stromröhren<br />

durch den gesamten Damm bilden. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Bedeutsamkeit <strong>der</strong> Auswirkungen des Be-<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


2 Binnenverkehrswasserstraße <strong>und</strong> <strong>der</strong> Charakter eines Kanalseitendammes 18<br />

wuchses an einem Damm wird diese Problematik separat im folgenden Kap. 2.3.3 ausführ-<br />

lich behandelt. [17; 9]<br />

2.3.3 Der Bewuchs auf Dammanlagen an Binnenverkehrswasserstraßen<br />

Beim Begehen eines Kanalseitendammes kann oftmals eine vermeintliche Idylle festgestellt<br />

werden – <strong>der</strong> Kanal ist auf beiden Seiten an den Böschungen o<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Dammkrone mit<br />

großen Bäumen bewachsen. Dieses schöne Erscheinungsbild hatte neben dem Zweck <strong>der</strong><br />

landschaftlich attraktiveren Gestaltung auch die Funktion eines Windschutzes für die Binnenschiffe.<br />

Ab einer Baumhöhe von 10 m war dieser Schutz sehr wirksam, welcher sich bei<br />

einem Waldstreifen auf beiden Kanalseiten nochmals erhöhte. [23]<br />

Trotz dieser Vorteile sollte <strong>der</strong> bestehende Baumbewuchs an Dämmen aus Gründen <strong>der</strong><br />

Standsicherheit entfernt werden. Solch eine Vorschrift wird von <strong>der</strong> Wasser- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion<br />

(WSD) im Merkblatt Standsicherheit von Dämmen an B<strong>und</strong>eswasserstraßen<br />

(MSD) ausführlich erläutert. Gehölze stellen gr<strong>und</strong>sätzlich eine Gefährdung für die Sicherheit<br />

des Dammes <strong>und</strong> somit des anschließenden Hinterlandes dar. Gründe hierfür sind folgende:<br />

Entstehung von Wegsamkeiten des Sickerwassers durch abgestorbene Wurzeln<br />

Begünstigung von Wühltieransiedlungen<br />

Schwierigkeit <strong>der</strong> Dammbeobachtung hinsichtlich vorhandener Wühltiergängen, Erosionserscheinungen<br />

<strong>und</strong> Dränunwirksamkeit<br />

Windwurf<br />

Verlust <strong>der</strong> Dichtung durch hindurchwachsen<strong>der</strong> Pflanzen<br />

Verlust <strong>der</strong> Dränwirkung<br />

Die Böschungen sollten lediglich durch eine feste Grasnarbe bedeckt sein, die einer regelmäßigen<br />

Maat unterzogen werden. Diese strenge Vorschrift gilt vor allem für Dämme die<br />

einem Mindestquerschnitt nicht einhalten. Demzufolge können Dämme mit einem definierten<br />

Mindestquerschnitt bzw. Überbreite die den Lastfall 3 einhalten mit Bewuchs versehen werden.<br />

Die in Frage kommenden Arten richten sich nach <strong>der</strong> Lage an einem Damm. So wird<br />

<strong>der</strong> Damm in 6 Bewuchszonen, mit einer spezifischen Bepflanzung, eingeteilt. Anhand <strong>der</strong><br />

Abbildung 2.12 ist die Zoneneinteilung an einem überbreiten Dammquerschnitt erkennbar,<br />

die für die in <strong>der</strong> Tabelle 2.2 aufgeführten Gehölze <strong>und</strong> Kleinpflanzen gelten. [9; 17]<br />

Im Falle einer dichten Oberfläche wie Asphalt, kann eine Durchwurzelung nicht ausgeschlossen<br />

werden, die somit die Möglichkeit von Sickerwegen eröffnet. In Anbetracht dieser<br />

Tatsache muss im Falle eines Großwuchses bei <strong>der</strong> Berechnung von vermin<strong>der</strong>ter Wirksamkeit<br />

<strong>der</strong> Dichtung ausgegangen werden. [9]<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


2 Binnenverkehrswasserstraße <strong>und</strong> <strong>der</strong> Charakter eines Kanalseitendammes 19<br />

Kanal<br />

1 m<br />

ca. 1 m<br />

Oberflächendichtung<br />

5 m<br />

Mindestquerschnitt<br />

β = ϕ/2<br />

Zone 1 Zone 2 Zone 3<br />

Zone 4<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik<br />

H<br />

H/3<br />

Zone 5<br />

Abbildung 2.12: Zoneneinteilung für Bewuchsarten an einem Damm nach [9]<br />

Für die Bearbeitung <strong>der</strong> Problemstellung in dieser Arbeit spielt die Frage des Bewuchses<br />

ebenfalls eine bedeutsame Rolle, da die rigorose Entfernung von altem Baumbestand nicht<br />

immer leicht durchzusetzen ist. Meist müssen auch die landschaftlichen Belange, vor allem<br />

in innerstädtischen Bereichen, mit berücksichtigt werden.<br />

Tabelle 2.2: Einteilung <strong>der</strong> Bewuchsabschnitte für einen überbreiten Dammquerschnitt nach [9]<br />

Zone Bereich<br />

1<br />

2<br />

a<br />

b<br />

von ca. 1 m unterhalb des WSP bis zur luftseitigen Dammschulter<br />

des Mindestquerschnittes (außenliegende Dichtung)<br />

von ca. 1 m unterhalb des WSP bis zur luftseitigen Dammschulter<br />

des Mindestquerschnittes (innenliegende Dichtung)<br />

c homogene Dämme<br />

ab Luftseite des Mindestquerschnittes bis Schnittpunkt mit<br />

horizontaler Verlängerung des WSP<br />

3 obere 2/3 <strong>der</strong> luftseitigen Böschung<br />

10 m<br />

Zone 6<br />

Überbreite Dämme <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong>en Bewuchs<br />

kein Bewuchs<br />

Röhrichtpflanzen (Schilf,<br />

Rohrkolben) & Sträucher<br />

Röhrichtpflanzen (Schilf,<br />

Rohrkolben) & Sträucher<br />

Sträucher & Bäume bis 25 m<br />

Höhe<br />

Sträucher & Bäume bis 25 m<br />

Höhe<br />

4 unteres Drittel <strong>der</strong> luftseitigen Böschung kein Bewuchs<br />

5 bis 10 m in Richtung des Hinterlandes ab Seitengraben<br />

6 ab 10 m in Richtung des Hinterlandes ab Seitengraben<br />

Sträucher & Bäume bis 25 m<br />

Höhe<br />

Sträucher & Bäume ab 25 m<br />

Höhe


2 Binnenverkehrswasserstraße <strong>und</strong> <strong>der</strong> Charakter eines Kanalseitendammes 20<br />

2.3.4 Schadensvorgänge <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Auswirkungen auf die Standsicherheit <strong>der</strong> Ka-<br />

nalbegrenzung<br />

In den vorangegangen Kapiteln wurden die mechanischen <strong>und</strong> hydrologischen Belastungen<br />

an Bauwerke, im beson<strong>der</strong>en Maße des Dammes einer Binnenwasserstraße, aufgezeigt.<br />

Solche Belastungen, die durch innere, äußere <strong>und</strong> anthropogenen Einflüsse hervorgerufen<br />

werden, verursachen <strong>der</strong> Standsicherheit entgegenwirkende Schäden. Für die notwendigen<br />

Nachweise zur Gewährleistung eines ausreichenden Schutzes, müssen die hydraulisch <strong>und</strong><br />

bodenmechanisch bedingten Mechanismen bekannt sein. [30]<br />

Das Eintreten möglicher Schadensbil<strong>der</strong> an Dämmen hängt insbeson<strong>der</strong>e vom anstehenden<br />

Untergr<strong>und</strong>, dem Dammmaterial <strong>und</strong> <strong>der</strong> Dammausführung ab. So besteht bei bindigen Lockergesteinen<br />

nicht die Gefahr einer Herauslösung von Bodenteilchen mit anschließendem<br />

Transport in den Porenräumen. Begründet wird dieser Umstand damit, dass zwischen den<br />

Teilchen Bindungskräfte vorliegen. Die physikalischen Eigenschaften eines bindigen Bodens<br />

werden maßgeblich durch den Wassergehalt beeinflusst. Aus diesem Gr<strong>und</strong> kann sich bei<br />

Böden mit schmalem Bildsamkeitsbereich die Konsistenz schlagartig verän<strong>der</strong>n, die sich auf<br />

die Bodenparameter negativ auswirken. Fließ- <strong>und</strong> Zerfallserscheinungen sind nicht auszuschließen.<br />

[11]<br />

Im Umkehrschluss kann <strong>der</strong> Materialtransport im Zusammenhang einer Strömung nur bei<br />

nichtbindigen Erdstoffen auftreten. Allgemein wird bei Dammschädigungen von Erdstoffverformungen<br />

gesprochen. Eine Zusammenstellung (siehe Abbildung 2.13) wurde seitens<br />

BUSCH [11] festgelegt, die sich aber nur auf nichtbindige Erdmaterialien bei einer Korngröße<br />

d10 > 0,002 mm bezieht. [11; 9]<br />

Örtliche Umlagerung von Körnern<br />

Suffosion Kolmation Erosion Hydraulischer<br />

Gr<strong>und</strong>bruch<br />

Innere<br />

Suffosion<br />

Äußere<br />

Suffosion<br />

Kontaktsuffosion<br />

Innere<br />

Kolmation<br />

Äußere<br />

Kolmation<br />

Kontaktkolmation<br />

Innere<br />

Erosion<br />

Äußere<br />

Erosion<br />

Fugenerosion <br />

Kontakterosion<br />

Erdstoffverformung nichtbindiger<br />

Erdstoffe<br />

Örtlicher<br />

Gr<strong>und</strong>bruch<br />

Allgemeiner<br />

Gr<strong>und</strong>bruch<br />

Abbildung 2.13: Erdstoffverformung nichtbindiger Materialien nach [11] & [29]<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik<br />

Globale Verformung ganzer<br />

Körper<br />

Setzung Geländebruch Fließbewegung Erosionsbruch<br />

Gr<strong>und</strong>bruch<br />

Böschungsbruch


2 Binnenverkehrswasserstraße <strong>und</strong> <strong>der</strong> Charakter eines Kanalseitendammes 21<br />

Für die weitere Untersuchung <strong>der</strong> Problemstellung dieser Arbeit ist es unerlässlich die einzelnen<br />

Schadensmechanismen näher zu beleuchten <strong>und</strong> ihre Auswirkungen aufzuzeigen.<br />

Darüber hinaus soll das Verständnis <strong>der</strong> Problematik eines standsicheren Dammes näher<br />

gebracht werden.<br />

In <strong>der</strong> darauf folgenden Abbildung 2.14 werden Beispiele von örtlichen <strong>und</strong> globalen Verformungen<br />

gezeigt, mit <strong>der</strong> die Bedeutung über die Kenntnis verschiedener Deformationen eines<br />

Dammbauwerkes ersichtlich wird.<br />

Abbildung 2.14: Schadensbil<strong>der</strong> an Dämmen (T-Profil) – (a) Innere & Äußere Erosion bedingt durch<br />

Durchwurzelung, Wühltiere <strong>und</strong> Durchnässung (b) Äußere bzw. Oberflächenerosion<br />

infolge Strömung, Wellen (c) Böschungsbruch aufgr<strong>und</strong> Dammschwächung durch<br />

innere Erosion (d) Böschungsbruch infolge Bildung eines Porenwasserüberdruckes<br />

beim schnellen Absunk (Leerlauf des Kanals) (e) Gr<strong>und</strong>bruch (f) Böschungsbruch als<br />

Reaktion <strong>der</strong> Strömung durch Risse (g) Rückschreitende Erosion (h) Hydraulischer<br />

Gr<strong>und</strong>bruch nach [29]<br />

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2 Binnenverkehrswasserstraße <strong>und</strong> <strong>der</strong> Charakter eines Kanalseitendammes 22<br />

Suffosion & Erosion<br />

Beide Erscheinungen – die Erosion <strong>und</strong> die Suffosion – kennzeichnen einen durch die Strömungskraft<br />

bedingten Materialtransport. Der Unterschied zwischen <strong>der</strong> Erosion <strong>und</strong> <strong>der</strong> Suffosion<br />

ist in <strong>der</strong> Kornfraktion zu finden. Während bei <strong>der</strong> Suffosion nur die feinen Bodenteilchen<br />

aus dem Porenraum in den angrenzenden Porenraum <strong>der</strong> Bodenmatrix <strong>und</strong> <strong>der</strong> grobkörnigen<br />

Bestandteile transportiert <strong>und</strong> umgelagert werden, tritt dieser Verlauf bei <strong>der</strong> Erosion<br />

auf alle Kornfraktionen zu. [11]<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Strömungskraft werden zwar die Teilchen in ihrer Lage verän<strong>der</strong>t, jedoch än<strong>der</strong>t<br />

sich das Korngerüst zunächst nicht. Lediglich die Porenzahl wird hierbei erhöht, die eine<br />

Durchlässigkeitserhöhung <strong>und</strong> Abnahme <strong>der</strong> Dichte zur Folge hat. Dennoch ist die Gefahr<br />

des Zusammenbruches des Korngerüstes gegeben, da sich allgemein die Stabilität des gegenseitigen<br />

Abstützens zunehmend verschlechtert. [14] Es existieren 3 Arten von Suffosion,<br />

die durch die jeweiligen Grafiken in <strong>der</strong> Abbildung 2.15 beschrieben werden. [9; 11] Ausgelöst<br />

wird <strong>der</strong> Prozess <strong>der</strong> Suffosion durch einen hohen hydraulischen Gradienten. Meist handelt<br />

es sich um einen Boden mit ungleichförmiger <strong>und</strong> intermittieren<strong>der</strong> Kornverteilung mit<br />

lockerer Lagerung. [17]<br />

Phase 1 Phase 2 Phase 1 Phase 2 Phase 1 Phase 2<br />

a b c<br />

Abbildung 2.15: Prinzip des Suffosionsvorganges – (a) innere (b) äußere <strong>und</strong> (c) Kontaktsuffosion<br />

nach [11]<br />

Auch die Erosion wird je nach Lage unterschieden – die innere, die äußere, Fugen- <strong>und</strong> Kontakterosion<br />

(siehe Abbildung 2.16). Eine äußere Erosion kann unter an<strong>der</strong>em dann ausgelöst<br />

werden, wenn die Strömung aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Schleppkraftwirkung an <strong>der</strong> Böschung den Zusammenhalt<br />

<strong>und</strong> die entgegengesetzte Gewichtskraft Bodenteilchen löst. Das ist an <strong>der</strong> Böschungsoberfläche<br />

<strong>und</strong> an <strong>der</strong> Sohle möglich. Deshalb sind im erhöhten Maß die kohäsionslosen<br />

<strong>und</strong> die enggestuften Schluffe <strong>und</strong> Feinsande gefährdet. Dagegen wird eine innere<br />

Erosion durch Störstellen, wie Wühltiergänge <strong>und</strong> Wurzelkanäle, ausgelöst. Im Falle einer<br />

eintretenden Aufweitung wird von einer rückschreitenden inneren Erosion gesprochen, da<br />

die Richtung des Abtrags entgegen <strong>der</strong> Fließrichtung <strong>und</strong> die Ablagerung an <strong>der</strong> Austrittstelle<br />

stattfinden. [11; 14]<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


2 Binnenverkehrswasserstraße <strong>und</strong> <strong>der</strong> Charakter eines Kanalseitendammes 23<br />

a b<br />

c d<br />

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Phase 1<br />

Phase 2<br />

Abbildung 2.16: Arten Erosionen – (a) äußere (b) innere (c) Fugenerosion <strong>und</strong> (d) Kontakterosion<br />

nach [11]<br />

Kontakterosion ist die Erosion von Erdmaterialien in Bereichen einer Schichtgrenze von fein-<br />

zu grobkörnigen Böden. Aber auch an Stellen mit <strong>und</strong>urchlässigen Abgrenzungen (z.B.<br />

Sp<strong>und</strong>wand, unverfugtes Pflaster), die kleine Öffnungen beinhalten, ist die Voraussetzung<br />

von Kantakterosion gegeben. In Bereichen von massiven Bauteilen führt es dagegen zu Fugenerosion<br />

<strong>und</strong> kann mit dem Mechanismus <strong>der</strong> inneren Erosion verglichen werden.<br />

Auslöser von Erosionserscheinungen sind im Schiffsbetrieb (Schraubenstrahl), Wellenschlag,<br />

WSP-Absunk, Durchwurzelung, Wühltiergänge <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>wasserströmung zu finden.<br />

[8] So kann beispielsweise die Oberflächenerosion an den Dammflanken durch die Wurzeln<br />

<strong>der</strong> Begrünung begünstigt werden, weil die Wurzeln den anstehenden Boden auflockern <strong>und</strong><br />

damit die Durchlässigkeit massiv erhöhen. [9]<br />

Die Prozesse <strong>der</strong> Suffosion <strong>und</strong> Erosion können, wie in Abbildung 2.14 gezeigt, erhebliche<br />

Schädigungen an Dammbauwerken verursachen. Diese beziehen sich hier nur auf das T-<br />

Profil. Bei einer senkrechten Uferverbauung werden größtenteils die Voraussetzungen von<br />

Erosion <strong>und</strong> Suffosion, ausgehend von <strong>der</strong> Wasserseite unterbrochen. Dennoch kann durch<br />

Störstellen in <strong>der</strong> Sp<strong>und</strong>wand Strömungsprozesse einstellen.<br />

Kolmation<br />

Wenn ein Boden mit ausreichend großen Porenräumen durchströmt wird, so können feine<br />

Bodenteilchen transportiert <strong>und</strong> in die vorhandenen Hohlräume des Bodenskelettes abgelagert<br />

werden. Anhand <strong>der</strong> Abbildung 2.17 wird dieser Ablauf beschrieben. Dieser Prozess<br />

beschreibt somit die Umkehrung <strong>der</strong> Suffosion. Eine Unterteilung kann analog zur Suffosion<br />

in die innere, äußere <strong>und</strong> Kontaktkolmation getätigt werden. Der Vorgang <strong>der</strong> Kolmation entspricht<br />

aber nicht <strong>der</strong> Sedimentation, die rein auf <strong>der</strong> Ablagerung, bedingt durch die Gewichtskraft<br />

(z.B. Geschiebe im Oberflächengewässer), basiert. An Dammbauwerken muss<br />

auch dieser Mechanismus beachtet werden, da beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Filterkörper am landseitigen<br />

Böschungsfuß durch die feinen Teilchen zunehmend zugesetzt werden kann. [11]<br />

Die Filterwirkung wird fortschreitend herabgesetzt. Begründet wird die Tatsache damit, dass<br />

zunächst grobe Körner sich zwischen dem Bodenskelett verklemmen <strong>und</strong> daraufhin sich die<br />

Hohlräume <strong>und</strong> die Wegsamkeit verringert. Dadurch können sich immer kleinere Körner ab-


2 Binnenverkehrswasserstraße <strong>und</strong> <strong>der</strong> Charakter eines Kanalseitendammes 24<br />

lagern, die zunehmend die Porosität verkleinern <strong>und</strong> die Durchlässigkeit einschränken. Im<br />

Anschluss daran än<strong>der</strong>t sich die Lage <strong>der</strong> Sickerlinie auf einen Punkt oberhalb des vor Erosion<br />

schützenden Filterkörpers, welches ein Herauslösen von Böschungsmaterial zur Folge<br />

hat. [11]<br />

Strömung<br />

Abbildung 2.17: Schematische Darstellung <strong>der</strong> Kolmation nach [36]<br />

Ablagerung von<br />

Feinbestandteilen<br />

Hydraulischer Gr<strong>und</strong>bruch<br />

Ein hydraulischer Gr<strong>und</strong>bruch beschreibt den Aufbruch des Bodens unter <strong>der</strong> Bedingung<br />

eines Strömungsprozesses. Dabei sind sämtliche Kornfraktionen mit eingeschlossen. Dieser<br />

Prozess tritt dann ein, wenn infolge eines hydraulischen Gradienten i sich eine Gr<strong>und</strong>wasserströmung<br />

bildet <strong>und</strong> <strong>der</strong>en nach oben gerichtete Strömungskraft größer als die <strong>der</strong> unter<br />

Auftrieb stehenden Gewichtskraft des Bodens inklusive Reibungs- <strong>und</strong> Kohäsionskräfte ist.<br />

Der kritische Moment ist genau <strong>der</strong>, wenn das Gefälle eine Größenordnung von ungefähr 1<br />

erhält. Beson<strong>der</strong>s Bauwerke auf einer bindigen Deckschicht mit zuunterst anstehendem<br />

durchlässigem Boden (Kies, Sand) schaffen die Voraussetzung für die Bildung einer artesischen<br />

Druckhöhe, die sich zwar in Abhängigkeit <strong>der</strong> Sickerlänge abbaut, aber dennoch einen<br />

Gegendruck zur Gewichtskraft bildet. [17; 11] Daraufhin wird <strong>der</strong> Boden unterhalb <strong>der</strong> Sohle<br />

gewichtslos <strong>und</strong> die zusammenhängenden Kornfraktionen (Schichten) brechen auf. Die<br />

Scherfestigkeit spielt hierbei keine Rolle, son<strong>der</strong>n wird allein durch den Gradienten beeinflusst.<br />

[26]<br />

Nach BUSCH [11] wird <strong>der</strong> hydraulische Gr<strong>und</strong>bruch in den örtlichen <strong>und</strong> allgemeinen hydr.<br />

Gr<strong>und</strong>bruch unterschieden. Unter dem örtlichen hydraulischen Gr<strong>und</strong>bruch ist eine „eng begrenzte“<br />

<strong>und</strong> unter dem allgemeinem hydraulischen Gr<strong>und</strong>bruch eine „erhebliche Erdstoffverformung“<br />

zu verstehen. Mit dem Aufbrechen des Bodenkörpers geht eine Vergrößerung des<br />

Porenraumes <strong>und</strong> damit eine Erhöhung <strong>der</strong> Durchlässigkeit k einher. [11]<br />

Das Versagen <strong>der</strong> Standfestigkeit ist auch beim Fehlen von bindigen Deckschichten, wie in<br />

Bereichen einer Sp<strong>und</strong>wand, möglich. Dort wird, wie oben bereits beschrieben, durch den<br />

hydraulischen Gradienten eine Strömung erzeugt, die sich um die Sp<strong>und</strong>wand herum bewegt,<br />

während dessen Druck kontinuierlich gemin<strong>der</strong>t wird. Dabei werden die einzelnen Körner<br />

herausgelöst <strong>und</strong> umgelagert.<br />

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Beide Fälle – Hydraulische Gr<strong>und</strong>bruch an einer Sp<strong>und</strong>wand <strong>und</strong> hydraulische Gr<strong>und</strong>bruch<br />

einer bindigen Deckschicht – werden durch die Abbildung 2.18 beschrieben.<br />

h<br />

t2<br />

t 1<br />

t<br />

h/2 (angenähert)<br />

Hebung<br />

X<br />

h<br />

z<br />

x<br />

hw<br />

BWo<br />

Sohlenwasserdruck<br />

Dammkörper<br />

S,g<br />

bindige Deckschicht T,s,g<br />

Durchlässige Schicht<br />

G,s<br />

Dichter Untergr<strong>und</strong><br />

U,s<br />

Abbildung 2.18: Hydraulischer Gr<strong>und</strong>bruch – (links) Baugrube mit Strömungsnetz (rechts) Damm auf<br />

bindiger Deckschicht mit abbauenden Sohlenwasserdruck nach [44] & [19]<br />

Kommt es zu einem hydraulischen Gr<strong>und</strong>bruch, so wird meist die rückschreitende Erosion<br />

eingeleitet, da die einzelnen Bodenteilchen ungehin<strong>der</strong>t an <strong>der</strong> Oberfläche abgelagert werden<br />

können. Eine große Gefahr geht bei Böden bestehend aus Feinsanden <strong>und</strong> Grobschluffen<br />

aus. Begründet wird dieser Umstand, dass die molekulare Anziehungskraft des Wassers<br />

größer als die Schwerkraft ist <strong>und</strong> daher solche Böden stets zum Fließen neigen. [36]<br />

Setzungen<br />

Zu den globalen Verformungen gehören die Setzungen, sich die durch eine lotrechte Dammbewegung<br />

auszeichnen. Aufgr<strong>und</strong> einer Belastung, wie das Eigengewicht o<strong>der</strong> die Verkehrslast,<br />

bei <strong>der</strong> sich <strong>der</strong> Spannungszustand än<strong>der</strong>t, wird eine Deformation im Dammkörper <strong>und</strong><br />

im Untergr<strong>und</strong> hervorgerufen. Sie bewirkt eine Lage- <strong>und</strong> Gefügeän<strong>der</strong>ung des Dammmaterials<br />

<strong>und</strong> des Untergr<strong>und</strong>es. Der Begriff <strong>der</strong> Setzung wird in dem Zusammenhang <strong>der</strong> Zusammendrückung<br />

des Korngerüstes verwendet. [43; 26]<br />

Neben den normalen Belastungen existieren noch zusätzliche Faktoren, die den Prozess<br />

verstärken. Dazu gehören unter an<strong>der</strong>em eine unzureichende Verdichtung, Witterungseinfluss,<br />

Tragfähigkeit des Untergr<strong>und</strong>es <strong>und</strong> die Verwendung von feuchten setzungsempfindlichen<br />

feinkörnigen Materialien. Der Formän<strong>der</strong>ungswi<strong>der</strong>stand Steifezahl E beeinflusst maßgeblich<br />

die Setzungen. [43]<br />

Dennoch ist <strong>der</strong> Verformungsvorgang <strong>der</strong> Setzung bei älteren Dämmen nicht so bedeutend.<br />

Das liegt beson<strong>der</strong>s an <strong>der</strong> zeitlich abgeklungenen Konsolidierung. Die Hauptkomponente<br />

(zeitlich gesehen) ist die Sofortsetzung, die unmittelbar nach Herstellung des Dammes einsetzt.<br />

Weitere Anteile sind die Konsolidierungssetzungen (während des Porenwasserdruckausgleiches)<br />

<strong>und</strong> die Kriechsetzungen (nach dem Porenwasserdruckausgleich). [34]<br />

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S > G


2 Binnenverkehrswasserstraße <strong>und</strong> <strong>der</strong> Charakter eines Kanalseitendammes 26<br />

Geländebruch<br />

Das standsicherheitstechnische Problem des Geländebruches beruht auf das Versagen des<br />

Bodens infolge erhöhter Spannungen bei gleichzeitig zu geringen entgegenwirkenden Kräften.<br />

Dabei kann zum einem zwischen dem Böschungsbruch / Rutschung <strong>und</strong> dem Gr<strong>und</strong>bruch<br />

unterschieden werden (siehe hierzu Abbildung 2.19). Obwohl <strong>der</strong> Bruch allgemein ein<br />

3-dimensionales Problem mit unregelmäßiger Gestalt darstellt, wird für die einfache Veranschaulichung<br />

<strong>und</strong> Berechnung nach Gleitflächenlehre ein 2-dimensionales Modell mit definierter<br />

Gleitfläche zugr<strong>und</strong>e gelegt. So kann angenommen werden, dass <strong>der</strong> Bruchkörper<br />

sich, wie in Abbildung 2.19 skizziert, auf einer gekrümmten Gleitfläche bzw. Gleitfuge bewegt.<br />

[26; 29; 43]<br />

Für das Eintreten eines Geländebruches sind folgende Parameter verantwortlich:<br />

Großer Böschungswinkel β (β > ϕ/2)<br />

Fehlen einer Kohäsion<br />

Geringer Reibungswinkel ϕ<br />

Erschütterungen<br />

Große Deichhöhe<br />

Außergewöhnliche Verkehrslasten<br />

Witterungserscheinungen [29]<br />

Maßgebend für eine Rutschung an <strong>der</strong> luftseitigen Dammböschung ist die Überwindung <strong>der</strong><br />

Scherfestigkeit, wo hingegen an <strong>der</strong> Wasserseite es durch einen schnellen Wasserspiegelabsunk<br />

hervorgerufen werden kann. In dem Zusammenhang kann die Bildung von Zugrissen<br />

(Abbildung 2.19 links) an <strong>der</strong> Böschungsoberkante <strong>und</strong> Stauchungen / Aufwölbungen am<br />

Böschungsfuß beobachtet werden. Im Allgemeinen beeinflussen so genannte Schwächezonen<br />

den Bruchmechanismus hinsichtlich <strong>der</strong> Lage <strong>und</strong> des Ausmaßes. [43]<br />

r<br />

M<br />

β<br />

Druckspannung/Spannung<br />

r<br />

Bewegung<br />

Gleitfuge<br />

Zugspannung<br />

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h<br />

b<br />

d<br />

d<br />

x f<br />

x f<br />

Gleitfuge<br />

Abbildung 2.19: Böschungsbruch mit Zugrissen (links) <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>bruch (rechts) nach [43; 24]<br />

Auflast<br />

Bruchmechanismus


2 Binnenverkehrswasserstraße <strong>und</strong> <strong>der</strong> Charakter eines Kanalseitendammes 27<br />

2.4 Möglichkeiten <strong>der</strong> Sicherung & Sanierung eines schadhaften Dam-<br />

mes<br />

Die im vorherigen Kapitel beschriebenen Schadensarten an einem Kanaldamm verringern<br />

massiv die Standsicherheit <strong>und</strong> somit die Sicherheit des Hinterlandes. Im Falle eines solchen<br />

eingetretenen Schadens sind Sicherungs- <strong>und</strong> Sanierungsmaßnahmen unabdingbar, die<br />

unter dem Begriff <strong>der</strong> Dammnachsorge fallen <strong>und</strong> den anerkannten Regeln <strong>der</strong> Technik angepasst<br />

werden. Hierfür bestehen mehrere Möglichkeiten, die sich je nach Art, Lage <strong>und</strong><br />

Umfanges des Schadens richten. [9] Einen kurzen Überblick verschafft die Tabelle 2.3.<br />

Tabelle 2.3: Sicherungsmaßnahmen an einem Damm nach [19]<br />

Schadensart / Beanspruchung Maßnahmen <strong>der</strong> Sicherung<br />

Böschungsbruch<br />

Gleiten<br />

Gr<strong>und</strong>bruch<br />

Hydraulischer Gr<strong>und</strong>bruch<br />

Erosion & Suffosion & Piping<br />

Wühltiergänge<br />

Bewuchs<br />

Verringerung <strong>der</strong> Dammdurchströmung<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Materialeigenschaften<br />

Stützkonstruktion<br />

Vergrößerung <strong>der</strong> Böschungsneigung<br />

Verringerung <strong>der</strong> Dammdurchströmung<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Materialeigenschaften<br />

Verbreiterung des Dammes<br />

Verringerung <strong>der</strong> Dammdurchströmung<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Materialeigenschaften<br />

Auflasterhöhung am Dammfuß<br />

Verringerung <strong>der</strong> Dammdurchströmung<br />

Verringerung <strong>der</strong> Dammdurchströmung<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Materialeigenschaften<br />

Herstellen <strong>der</strong> Filterstabilität<br />

Entspannung des Strömungsdruckes<br />

Installierung von Kontrollelementen<br />

Einbau von Sperren<br />

Direkte Wühltierbekämpfung<br />

vollständige Entfernung<br />

Einkapselung<br />

Generell können folgende Sicherungs- bzw. Sanierungsmaßnahmen am Damm in Erwägung<br />

gezogen werden.<br />

Abdichtung / Dichtung <strong>der</strong> wasserseitigen Böschung <strong>und</strong> Kanalsohle<br />

Einrammen einer Sp<strong>und</strong>wand<br />

Baugr<strong>und</strong>verbesserung<br />

Schlitzwand / Schmal(dicht)wand / Bohrpfahlwand<br />

Installierung von Entspannungsbrunnen<br />

Sickergraben mit Auflastdrän<br />

Abtrag <strong>und</strong> Neuaufbau nach Vorgaben <strong>der</strong> MSD<br />

Verpressen <strong>der</strong> Durchströmungskanäle<br />

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Wie aus <strong>der</strong> Auflistung <strong>der</strong> Tabelle 2.3 leicht zu erkennen, sollte in allererster Linie die Si-<br />

ckerwegsführung beeinflusst werden. Das beinhaltet vorrangig die Sickerwassermenge <strong>und</strong><br />

den Verlauf <strong>der</strong> Sickerlinie mit ihrem Austritt aus <strong>der</strong> landseitigen Dammböschung.<br />

Da bekanntermaßen <strong>der</strong> hydraulische Gradient i das Merkmal für das Vorhandensein einer<br />

Durch- <strong>und</strong> Unterströmung des Dammes ist, sollten zur Vermeidung dessen, entwe<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Sickerweg verlängert o<strong>der</strong> das Potential verringert werden.<br />

HW<br />

hydraulischer<br />

Höhenunterschied<br />

i = =<br />

(2.1)<br />

L<br />

Sickerlänge<br />

Zum Zweck <strong>der</strong> Reduzierung <strong>der</strong> Sickerwassermenge sollte auf <strong>der</strong> Wasserseite o<strong>der</strong> im<br />

Damminnern eine Dichtung eingebracht werden. An <strong>der</strong> Außenseite eines T-Profils kann sie<br />

aus Asphalt- o<strong>der</strong> Tondichtung mit überlagertem Deckwerk bestehen. Nachteilig wirkt sich<br />

die nachträgliche Asphaltdichtung dahin aus, dass <strong>der</strong> Einbau im trockenen Zustand erfolgt<br />

<strong>und</strong> somit <strong>der</strong> Kanal zwischen <strong>der</strong> Haltung abgelassen werden müsste. Hingegen kann die<br />

Dichtung mit dem Naturmaterial Ton auch unter Wasser erfolgen. Dafür stehen drei Verfahren<br />

zur Verfügung – dem Tonplatten-, Tonwürfel- <strong>und</strong> Tonbahnenverfahren. Das zuletzt genannte<br />

Verfahren wird in seiner Anwendung durch die Abbildung 2.20 wie<strong>der</strong>gegeben. [18]<br />

Bei dieser Art Dichtung muss eine lange Dichtungsstrecke eingeplant werden, um eventuelle<br />

Unterströmungen in den Randzonen zu minimieren bzw. auszuschließen. Des Weiteren<br />

schränken die Einbaugeräte massiv die restliche Fahrrinne in ihrer Breite ein, so dass eine<br />

wirtschaftliche Nutzung in den Bereichen minimiert wird. Beson<strong>der</strong>s in engen Kanalabschnitten<br />

o<strong>der</strong> Kurvenbereichen gestaltet sich diese Tatsache eher als problematisch. Auch ein<br />

späterer Ausbau <strong>der</strong><br />

Fahrrinne (z.B. Vertiefung,<br />

Verbreiterung <strong>und</strong><br />

Profilän<strong>der</strong>ung) wird im<br />

Zuge dieser Variante<br />

nicht Rechnung getragen.<br />

Angesichts <strong>der</strong> nachträglichen<br />

Abdichtung des<br />

Kanalbettes ist auch eine<br />

Erneuerung des Deckwerkes<br />

unentbehrlich.<br />

Beson<strong>der</strong>s in den Abschnitten<br />

höherer Beanspruchung<br />

wie Anlegestellen<br />

<strong>und</strong> Wendeplätzen<br />

ist sie sehr stabil auszuführen.<br />

[18]<br />

Abbildung 2.20: Prinzipskizze zum Verfahren <strong>der</strong> Tonplattenverlegung<br />

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Mit Einplanung eines Ausbaus (R-Profil) besteht die Möglichkeit <strong>der</strong> Verwendung einer<br />

Sp<strong>und</strong>wand, die an <strong>der</strong> zukünftigen Uferlinie eingerammt wird. Vorteilhaft wirkt sich die<br />

Sp<strong>und</strong>wand hinsichtlich des hohen Maßes an Dichtigkeit aus. Ihre einzubringende Tiefe richtet<br />

sich nach den geologischen <strong>und</strong> <strong>hydrogeologischen</strong> Untergr<strong>und</strong>verhältnissen – entwe<strong>der</strong><br />

Einbindung in einen möglichen Gr<strong>und</strong>wasserstauer o<strong>der</strong> in dem Aquifer selbst (künstliche<br />

Sickerwegsverlängerung). Dadurch bedingt erhöht die Wand den Sickerweg, welches einen<br />

Ausgleich zwischen dem oberen <strong>und</strong> unteren Wasserstand schafft. In Anbetracht <strong>der</strong> Einstellung<br />

in die <strong>und</strong>urchlässige Schicht (Stauer) wirft es die Frage nach <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>wasserrichtung<br />

auf, wonach bei Fließrichtung aus dem Hinterland kommend, die Gefahr eines Aufstaus gegeben<br />

ist <strong>und</strong> somit eine erhöhte Beanspruchung <strong>der</strong> landseitigen Dammseite hervorruft.<br />

Trotz <strong>der</strong> allgemeinen Vorteile stellt sie dennoch – vor allem bei den steigenden Stahlpreisen<br />

– eine recht teure Maßnahme dar. Insbeson<strong>der</strong>e ist es empfehlenswert, die Effizienz <strong>und</strong><br />

ihre optimalen Tiefe durch Strömungsmodelle nachzuprüfen, um die Kosten weitestgehend<br />

zu minimieren. Wenn <strong>der</strong> Ausbau nicht erfolgen soll, besteht auch in diesem Fall die Möglichkeit,<br />

statt einer mineralischen Kerndichtung, <strong>der</strong> Einsatz einer „unsichtbaren“ Sp<strong>und</strong>wand.<br />

Hier fällt die Notwendigkeit <strong>der</strong> statischen Sicherung, wie erfor<strong>der</strong>liche Einbindetiefe <strong>und</strong> eventueller<br />

Verankerung weg.<br />

Als Pedant zur Sp<strong>und</strong>wand sind auch<br />

Schmal-, Pfahl- <strong>und</strong> Schlitzwände für die<br />

Dichtung eines Dammes denkbar. [19]<br />

Für die Schlitzwandherstellung wird zunächst<br />

ein tiefer Graben gezogen (wie in<br />

Abbildung 2.21 dargestellt), währenddessen<br />

die Wände vorm Einfallen <strong>und</strong><br />

dem Eindringen von Gr<strong>und</strong>wasser mit<br />

einer Stützflüssigkeit (Bentonitsuspension)<br />

geschützt werden. Danach erfolgt<br />

eine Wandherstellung entwe<strong>der</strong> nach<br />

dem Zwei-Phasen (Einbau eines massiven<br />

Betonkörpers mit Bewehrungskorb)<br />

o<strong>der</strong> Ein-Phasen-Verfahren (Einbau von<br />

Beimischungen von Tonen, Steinmehl<br />

u. ä.). Die Schlitzwand besitzt den Nach- Abbildung 2.21: Skizze einer möglichen Schlitzwandteil,<br />

dass, wie bereits <strong>der</strong> Name verrät,<br />

herstellung (2-Phasen-Herstellung)<br />

ein Aushub erfolgen muss. Wird aufgr<strong>und</strong><br />

durchgehen<strong>der</strong> Strömungskanäle <strong>der</strong> Dammquerschnitt bereits geschwächt, so ist es<br />

wahrscheinlich, dass während <strong>der</strong> Grabenherstellung die haltenden Kräfte soweit verringert<br />

werden, das letztendlich innerhalb des Grabens ein Materialtransport, aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Strömung<br />

einsetzt <strong>und</strong> den Damm in den angrenzenden Bereichen <strong>der</strong> Grabenwand zunehmend<br />

schwächt. Entgegen <strong>der</strong> Einbautechnik <strong>der</strong> Schlitzwand wird die Schmalwand mit Hilfe eines<br />

Rüttlers hergestellt, die eine in den Boden eingerammte Bohle bei gleichzeitigen Verpressen<br />

einer Zementmischung wie<strong>der</strong> zieht. Hierbei können in Abhängigkeit <strong>der</strong> Tiefe Torsionser-<br />

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scheinungen auftreten, wobei in einigen Zonen dies zur Ausdünnung <strong>der</strong> Dichtmasse führt<br />

<strong>und</strong> somit eine dichtende Funktion nicht vollständig gewährleistet ist. [36]<br />

Die an einem Damm denkbare Pfahlwandart ist die überschnittene Bohrpfahlwand, denn bei<br />

ihr kann eine Wasserdichtigkeit erbracht werden. Zudem nimmt sie die Horizontalkräfte vollständig<br />

auf <strong>und</strong> trägt die Vertikallasten in den Boden ab. Für diese massive Wandherstellung<br />

werden zwei Pfahlarten benötigt – die Primär- <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>ärpfähle – die im Pilgerschrittverfahren<br />

eingebracht werden. Primärpfähle zeichnen sich dahingegen aus, dass die zuvor gebohrten<br />

Löcher ohne Bewehrung mit Beton verfüllt werden. Im nächsten Schritt werden die<br />

Sek<strong>und</strong>ärpfähle mit Anschnitt <strong>der</strong> benachbarten Primärpfähle <strong>und</strong> anschließen<strong>der</strong> Stahlbetonverfüllung<br />

hergestellt. Wegen <strong>der</strong> großen Menge an Armierungsstahl <strong>und</strong> <strong>der</strong> anzufertigenden<br />

Bohrschablone (Abbrechen nach Fertigstellung) fallen die Kosten sehr hoch aus.<br />

Dennoch stellt sie eine geeignete Alternative zur Sp<strong>und</strong>wand hinsichtlich einer Ufereinfassung<br />

dar, wenn die Bohrpfahlwand im trockenen Bereich (wasserseitige Böschung oberhalb<br />

des WSP) errichtet wird, um danach vor <strong>der</strong> Wand das überschüssige Bodenmaterial abzutragen.<br />

[36]<br />

Falls ein Standsicherheitsdefizit von den<br />

Eigenschaften des anstehenden Bodens<br />

ausgeht, kann die Verbesserung / Verfestigung<br />

des Materials in Betracht gezogen<br />

werden. Dafür stehen mehrere Verfahren<br />

zur Verfügung. An dieser Stelle wird nur auf<br />

ein Teil <strong>der</strong> Möglichen eingegangen, weil<br />

nicht jede Art für eine Dammsanierung geeignet<br />

erscheint. Unter den Begriff „deep<br />

mixing method“ (DMM) fallen sämtliche<br />

Maßnahmen, bei denen <strong>der</strong> Baugr<strong>und</strong> vor<br />

Ort durch Bindemittelzugabe wie Kalk<br />

<strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Zement verfestigt wird. Eine Verbesserung<br />

kann einerseits mechanisch <strong>und</strong><br />

an<strong>der</strong>erseits hydraulisch vollzogen werden.<br />

Zum einen ist es möglich den Boden mit<br />

Stabilisierungspfählen zu verbessern, bei<br />

dem das Bindemittel (trocken o<strong>der</strong> als Suspension)<br />

mit rotierenden Mischwerkzeugen<br />

in den Boden eingebracht wird. Die dabei<br />

entstehenden Pfähle erhöhen vor allem die<br />

Tragfähigkeit, vermin<strong>der</strong>n die Wahrscheinlichkeit<br />

eines Geländebruchs <strong>und</strong> erhöhen<br />

allgemein die Standsicherheit. Weiterhin<br />

kann auch das Bindemittel unabhängig von<br />

<strong>der</strong> Säulenherstellung mit dem Boden ge-<br />

Abbildung 2.22: Bodenverbesserung im MIP-Verfahren<br />

(Schneckenbohrung)<br />

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mischt werden. Das lässt sich mit <strong>der</strong> Injektion, FMI-, MIP- <strong>und</strong> das Düsenstrahlverfahren<br />

bewerkstelligen. Bei dem FMI-Verfahren wird mittels einer Fräse das Lockergestein bei<br />

gleichzeitiger Zugabe des Bindemittelsuspension aufgefräst <strong>und</strong> gemischt. Die erreichbare<br />

Tiefe liegt auf ungefähr 9 m unter GOK. Im Gegensatz zum FMI wird beim MIP statt <strong>der</strong> Fräse<br />

die Schneckenbohrung eingesetzt. Die Herstellung erfolgt über die überschnittene Bohrung,<br />

dem ein weitgestuftes Aggregat hinzugegeben wird. Anhand <strong>der</strong> Abbildung 2.22 wird<br />

<strong>der</strong> Prozess <strong>der</strong> Herstellung mit dem dazu notwendigen Großgerät verdeutlicht. Für Tiefen<br />

größer 7 m <strong>und</strong> anstehenden Gr<strong>und</strong>wasser ist eher auf eine an<strong>der</strong>e Verbesserungsvariante<br />

zurückzugreifen. Die Methode ist vor allem für die Stabilisierung von weichen, feinkörnigen<br />

Böden o<strong>der</strong> locker gelagerten Sanden geeignet. Das Düsenstrahlverfahren zeichnet sich<br />

hingegen durch die Nie<strong>der</strong>bringung einer kleinen Bohrung aus, in das eine Schneidflüssigkeit<br />

(Bindemittelsuspension) mit hohem statischem Druck gepumpt wird, um es schließlich mit<br />

den gelösten Bodenpartikeln zu mischen. Ein zu hoher Druck kann zum Nebeneffekt <strong>der</strong><br />

ungewollten Hebungen führen. [35; 32]<br />

Mit <strong>der</strong> Injektion wird das Ziel verfolgt die vorhandenen Porenräume im Lockergestein als<br />

Fließwege für das Injektionsgut zu nutzen, die über Manschettenrohre o<strong>der</strong> Injektionslanzen<br />

in den Boden gepresst werden. [35] Der größte Vorteil <strong>der</strong> zuletzt angesprochenen 4 Maßnahmen<br />

ist die fehlende Notwendigkeit des Bodenaushubes. Trotzdem kann das Verpressen<br />

von Injektionsgut auch den Nachteil beinhalten, dass aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> enorm hohen Drücke <strong>und</strong><br />

bei vorhandenen Strömungskanäle die Suspension über die Wegigkeit an Wirkung verliert.<br />

Zur Verhin<strong>der</strong>ung von Materialtransport jeglicher Art eignet sich generell das Aufbringen von<br />

Stufen- <strong>und</strong> Mischfilter, die ebenfalls die Funktion einer Auflast übernimmt, um den Aufbruch<br />

durch Verlust <strong>der</strong> Lagesicherheit (hydr. Gr<strong>und</strong>bruch bzw. Auftrieb) zu verhin<strong>der</strong>n. Nachteilig<br />

wirkt sich diese Art <strong>der</strong> Sicherung aus, wenn im Dammhinterland (hinter dem Auflastfilter)<br />

keine durchgehende Deckschicht vorhanden ist. In diesem Fall strömt das Wasser an die<br />

Stellen ohne Deckschicht <strong>und</strong> tritt infolge des artesischen Druckes zutage <strong>und</strong> verursacht<br />

dadurch eine Vernässung. [2]<br />

Im Fall eingetretener Quellen am landseitigen Dammfuß – Anzeichen einer rückschreitenden<br />

Erosion – steht in erster Linie die Zielstellung den artesischen Druck kontrolliert abzubauen<br />

<strong>und</strong> das anfallende Wasser über Drainageleitungen schadlos abzuführen. Ermöglicht wird<br />

dieser Prozess auf Gr<strong>und</strong>lage von installierten Entspannungsbrunnen, die nur die Aufgabe<br />

besitzen den hydrostatischen Druck an gezielten Stellen zu verringern. Es stellt eine relativ<br />

teure Maßnahme dar, wobei aber keine weiteren hohen Kosten hinsichtlich <strong>der</strong> Wartung anfallen.<br />

Darüber hinaus ist ihre lange Beständigkeit sehr vorteilhaft. In <strong>der</strong> darauf folgenden<br />

Tabelle 2.4 werden noch mal die jeweiligen Vor- <strong>und</strong> Nachteile <strong>der</strong> eben angesprochenen<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> Dammsicherung <strong>und</strong> -sanierung zusammengefasst.<br />

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Tabelle 2.4: Übersicht über gängige Sanierungs- o<strong>der</strong> Sicherungsmaßnahmen mit <strong>der</strong>en Vor- <strong>und</strong><br />

Art<br />

Nachteilen an einem Damm<br />

Zweck / Anwendungsbereich<br />

Dichtung dichtende Funktion<br />

verhin<strong>der</strong>n einer Untergr<strong>und</strong>strömungsbildung<br />

Verringerung <strong>der</strong> Vernässung<br />

Erhöhung <strong>der</strong> Standsicherheit<br />

Schmalwand dichtende Funktion<br />

Abdichtung bei geringen<br />

hydraulischen<br />

Druckdifferenzen<br />

Schlitzwand statische <strong>und</strong> dichtende<br />

Funktion<br />

(Stahl-)Sp<strong>und</strong>wand<br />

statische <strong>und</strong> dichtende<br />

Funktion<br />

Ufereinfassung<br />

Bohrpfahlwand Aufnahme vom Erddruck,<br />

Wasserdruck<br />

wasserdicht<br />

Entspannungsbrunnen<br />

kontrollierter Abbau<br />

des artesischen Druckes<br />

Auflastfilter Drainagewirkung<br />

Sickerlinienbeeinflussung<br />

Erhöhung <strong>der</strong> Normalspannung<br />

im Untergr<strong>und</strong>,<br />

um Bruch durch<br />

hydraulische Belastung<br />

zu verhin<strong>der</strong>n<br />

Entwässerungsgraben<br />

Aufnahme des anfallendes<br />

Wassers<br />

Abbau des Strömungsdruckes<br />

Vorteile Nachteile<br />

hohe Wasserdichtigkeit<br />

Verwendung von natürlichem<br />

Material<br />

keine zusätzlichen<br />

statischen Belastungen<br />

hohe Anpassungsfähigkeit<br />

wirtschaftlich<br />

geringer Materialverbrauch<br />

Anwendung in allen<br />

rammbaren Böden<br />

wasserdicht<br />

natürliche Baustoffe<br />

wasserdicht<br />

geringe bis keine Erschütterungen<br />

wirtschaftlich<br />

platzsparend<br />

verformungsarm<br />

wasserdicht<br />

geringe Querschnittsfläche<br />

gute Rammbarkeit<br />

industrielle Fertigung<br />

hohe Lebensdauer<br />

Möglichkeit des Kanalausbaus<br />

verformungsarm<br />

wasserdicht<br />

platzsparend<br />

verhältnismäßig leichte<br />

Herstellung<br />

geringer Eingriff<br />

einfache Herstellung<br />

Gezielte Wasserführung<br />

<strong>der</strong> Sickerlinie<br />

einfache Wartungsarbeiten<br />

hohe Lebensdauer<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik<br />

zeitintensiv<br />

Beschränkung auf das<br />

Material Ton<br />

Nutzungseinschränkung<br />

des Kanalquerschnitts<br />

kein nachträglicher<br />

Ausbau möglich<br />

begrenzte Ausführungstiefen<br />

erschütterungsintensiv<br />

Beschränkung auf<br />

rammbare Böden<br />

aufwendige Baustelleneinrichtung<br />

geson<strong>der</strong>te Entsorgung<br />

des verunreinigten<br />

Aushubmaterials<br />

Aussparungen für Leitungen<br />

kompliziert<br />

Offene Bauweise<br />

Kosten abhängig vom<br />

Stahlpreis<br />

Gefahr einer Schlosssprengung<br />

keine Integration in das<br />

landschaftliche Bild<br />

Schwieriger Einbau<br />

durch Schloss<br />

kostenintensiv<br />

aufwendiges Verfahren<br />

zeitintensiv<br />

anfallen<strong>der</strong> Erdaushub<br />

Lebensdauer<br />

aufwendige Wartung<br />

recht hohe Kosten<br />

keine Druckentspannung<br />

Zusetzen des Filters<br />

möglich<br />

Böschungssicherung<br />

erfor<strong>der</strong>lich<br />

Wasserhaltung notwendig


2 Binnenverkehrswasserstraße <strong>und</strong> <strong>der</strong> Charakter eines Kanalseitendammes 33<br />

Bodenverbesserung<br />

Mischung des Bodens<br />

mit Bindemitteln zur<br />

Erhöhung <strong>der</strong> Festigkeit<br />

o<strong>der</strong> Wasser<strong>und</strong>urchlässigkeit<br />

insitu-Verfahren<br />

in Abhängigkeit des<br />

Verfahrens bis in sehr<br />

große Tiefen möglich<br />

kein Bodenaustausch<br />

o<strong>der</strong> Erdaushub<br />

statische Sicherheit<br />

gegeben<br />

kostengünstig<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik<br />

unkontrollierbare Suspensionswegigkeit<br />

zum Teil hohe statische<br />

Drücke<br />

Teilweise variieren die jeweiligen Verfahren erheblich im Rahmen ihrer Herstellungskosten.<br />

Deshalb werden die Kosten zum Vergleich mittels <strong>der</strong> Tabelle 2.5 gegenübergestellt. Dabei<br />

werden nur <strong>der</strong> Basispreis <strong>und</strong> die dazu gehörigen Baustelleneinrichtungskosten betrachtet.<br />

Es sei darauf hingewiesen, dass die Preise nur ungefähre Anhaltswerte darstellen <strong>und</strong> teilweise<br />

den Schwankungen <strong>der</strong> Rohstoffpreise unterliege. Das gilt vor allem für die Stahlkosten<br />

bei <strong>der</strong> Sp<strong>und</strong>wand, Bohrpfahlwand <strong>und</strong> <strong>der</strong> Zwei-Phasen-Schlitzwand zu. Denn bisher<br />

konnte in den letzten Jahren ein durchschnittlicher Jahreszuwachs von 50% verzeichnet<br />

werden. [51] Die für die Sp<strong>und</strong>wand angegebenen Kosten basieren auf 2004/2005, was<br />

deutlich unter dem aktuellen Stand liegt – es ist viel mehr mit einem Quadratmeterpreis von<br />

100 bis 200 €/m² zu rechnen. Für die nachträgliche Tondichtung liegen keine genauen Angaben<br />

<strong>der</strong> Kosten vor. Dennoch kann aufgr<strong>und</strong> des erhöhten Aufwandes <strong>und</strong> <strong>der</strong> Bereitstellung<br />

großer Gerätschaften inklusive eines Pontons <strong>und</strong> Arbeitsplattform in einer sechsstelligen<br />

Größenordnung für die Baustelleneinrichtung gerechnet werden. Kostenmäßig stellt sich<br />

das Material Ton bei ca. 20 €/m³ bzw. 4 €/m² bei 20 cm Einbauhöhe ein. Das Bereitstellen<br />

eines Pontons kann mit 1.500 – 2.000 €/d veranschlagt werden. Mit Hinzuziehung <strong>der</strong> Geräte-<br />

<strong>und</strong> Personalkosten kann es sich auf ca. 10.000 €/d erhöhen. Wenn <strong>der</strong> Berechnung <strong>der</strong><br />

Herstellungskosten einer Tagesleistung von 180 m² (5 x 30 m lange Bahn mit 1,20 m Breite)<br />

zugr<strong>und</strong>e liegt, so ergeben sich inklusive des Tons 60 – 100 €/m².<br />

Tabelle 2.5: Kostenvergleich <strong>der</strong> Sanierungs- <strong>und</strong> Sicherungsverfahren an einem Damm nach [20; 39;<br />

6]<br />

Art<br />

Baustelleneinrichtung<br />

Gerät [€]<br />

Einbautiefe t<br />

[m]<br />

Herstellungskosten<br />

[€/m²]<br />

Tondichtung - k.A. - k.A.<br />

< 5<br />

28,00<br />

Schmalwand - 76.700,00 5 – 10<br />

31,00<br />

> 10<br />

33,00<br />

Ein-Phasen-<br />

Verfahren<br />

Tieflöffel<br />

Schlitzwandgreifer<br />

Hydrofräse<br />

51.200,00<br />

76.700,00<br />

153.400,00<br />

< 15<br />

15 – 30<br />

42,00<br />

90,00<br />

< 15<br />

102,00<br />

Zwei-Phasen- Schlitzwandgreifer 153.400,00 15 – 30<br />

112,00<br />

Verfahren Hydrofräse 204.500,00 30 – 50<br />

123,00<br />

> 50<br />

143,00<br />

(Stahl-)Sp<strong>und</strong>wand - 11.400,00<br />

0 – 10<br />

> 10<br />

94,00<br />

101,20<br />

Schlitzwand


2 Binnenverkehrswasserstraße <strong>und</strong> <strong>der</strong> Charakter eines Kanalseitendammes 34<br />

Bohrpfahlwand - 128.000,00<br />

62/6*<br />

75/5*<br />

88/7,5*<br />

118/9*<br />

120/16*<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik<br />

330,00<br />

307,00<br />

283,00<br />

378,00<br />

236,00<br />

Entspannungsbrunnen<br />

- k.A. - 600,00 €/lfdm<br />

Auflastfilter - k.A. - 650,00 €/lfdm<br />

Offener Entwässerungsgraben<br />

- k.A. - 1100,00 €/lfdm<br />

MIP-Verfahren - Entspricht Bohrpfahlwand<br />

MFI-Verfahren - k.A. - 40,00<br />

* Durchmesser/Überschneidung [cm]


3 Notwendige Nachweisführungen an einem Damm 35<br />

3 Notwendige Nachweisführungen an einem Damm<br />

Bevor an dieser Stelle die Berechnungsansätze <strong>der</strong> einzelnen erfor<strong>der</strong>lichen Nachweise kurz<br />

beschrieben werden, soll zuerst für diese auf das abweichende Sicherheitskonzept kurz eingegangen<br />

werden.<br />

3.1 Sicherheitskonzepte in Abhängigkeit <strong>der</strong> Lastfälle <strong>und</strong> des Grenzzustandes<br />

Wie auch in an<strong>der</strong>en Standsicherheitsproblematiken an „normalen“ Bauwerken, besteht die<br />

For<strong>der</strong>ung die Standsicherheit eines Dammbauwerkes, auf Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> Teilsicherheitsbeiwerte<br />

(DIN 1054), durchzuführen. Ausgehend von den Grenzzuständen (GZ) <strong>und</strong> den<br />

Lastfällen (LF) ergeben sich die einzelnen Teilsicherheitsbeiwerte für die Einwirkungen <strong>und</strong><br />

die Beanspruchungen. Lediglich für den GZ2, <strong>der</strong> Gebrauchstauglichkeit, sind die Lastfälle<br />

unerheblich. Bekanntermaßen spiegeln die Lastfälle die Verknüpfung <strong>der</strong> Einwirkungskombinationen<br />

(EK) mit den Sicherheitsklassen (SK) wie<strong>der</strong>. Bei den üblichen Standsicherheitsnachweisen<br />

an Gebäuden werden 3 Lastfälle unterschieden. Da es sich bei einem Damm<br />

um ein Bauwerk mit erhöhtem Risiko handelt, wird bei solcher Nachweisführung zusätzlich<br />

<strong>der</strong> LF4 hinzugezogen. Es stellt einen Son<strong>der</strong>lastfall dar, damit nicht auszuschließende Einwirkungen<br />

mit betrachtet werden können. Zur Erläuterung des Unterschiedes zwischen den<br />

Einzelnen werden die Lastfälle in <strong>der</strong> Tabelle 3.1 gegenübergestellt. [9; 15]<br />

Tabelle 3.1: Lastfallannahmen an einem Dammbauwerk nach [9]<br />

Art des Lastfalls<br />

LF1<br />

(„ständige Bemessungssituation“)<br />

LF2<br />

(„verän<strong>der</strong>liche<br />

Bemessungssituation“)<br />

LF3<br />

(„außergewöhnlicheBemessungssituation“)<br />

Zu betrachtende Einwirkungen Beson<strong>der</strong>heiten<br />

Eigenlasten, Erddruck, ständiger Wasserdruck<br />

(ständige Einwirkungen)<br />

Verkehrslasten, verän<strong>der</strong>licher Wasserdruck<br />

(verän<strong>der</strong>liche Einwirkungen)<br />

Eigenlasten, Erddruck, ständiger Wasserdruck<br />

(ständige Einwirkungen)<br />

Verkehrslasten, verän<strong>der</strong>licher Wasserdruck<br />

(verän<strong>der</strong>liche Einwirkungen)<br />

Strömungskraft während Baumaßnahme<br />

(vorübergehende Einwirkungen)<br />

Versagen eines Sicherungselementes<br />

im Fall eines Hochwassers, <strong>der</strong> über<br />

BHW liegt<br />

Windwurf, <strong>der</strong> zur Schwächung des<br />

Querschnittes führt<br />

erhöhte Verkehrslasten<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik<br />

Ansetzen <strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Durchsickerung<br />

entstehenden Strömungskräfte<br />

beim Damm mit fehlen<strong>der</strong> Dichtung<br />

Berücksichtigung einer Dichtung<br />

mit Funktion einer Sickerwegsverlängerung<br />

Berücksichtigung einer Durchströmung<br />

infolge einer Leckage<br />

kein Katastrophenfall<br />

Annahme einer vollkommen ausgefallenen<br />

Dichtung


3 Notwendige Nachweisführungen an einem Damm 36<br />

LF4<br />

(„Son<strong>der</strong>lastfall<br />

– nicht auszuschließendeBemessungssituation“)<br />

Versagen zweier Sicherungselemente<br />

Kombination aus LF3 <strong>und</strong> An<strong>der</strong>en<br />

Kombination aus Versagen eines Sicherungselementes<br />

<strong>und</strong> Wasserwegigkeit<br />

durch Wurzelkanäle<br />

Kombination aus Versagen eines Sicherungselementes<br />

<strong>und</strong> Windwurf o<strong>der</strong><br />

Wühltiergängen<br />

Auslaufen des Kanals<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik<br />

Annahme einer vollkommen ausgefallenen<br />

Dichtung<br />

Die Standsicherheitsbetrachtungen an einem nichthochwasserbelasteten Damm richten sich<br />

stets nach dem BWo. Notwendigerweise werden im Rahmen <strong>der</strong> Standsicherheit die Gr<strong>und</strong>wasserpotenzialverteilung<br />

<strong>und</strong> somit <strong>der</strong> Verlauf <strong>der</strong> Sickerwasserlinie im Damm ermittelt.<br />

Auch mögliche Wasseraustritte an <strong>der</strong> Dammböschung gehören zur gr<strong>und</strong>legenden Erfassung.<br />

Zur Berechnung <strong>der</strong> Dammdurchströmung kommt meist das Konzept <strong>der</strong> FEM zum<br />

Tragen, um die komplexen Prozesse hinreichend genau abbilden <strong>und</strong> einarbeiten zu können.<br />

Aber auch hier setzt es für eine exakte Ermittlung die genaue Abbildung <strong>der</strong> Dammgeometrie,<br />

hydraulische wirksamen Einbauten, hydraulischen Randbedingungen <strong>und</strong> Bodenschichtung<br />

voraus. Im weiteren Verlauf sind damit die Standsicherheitsuntersuchungen gewährleistet,<br />

die im Nachfolgenden hinsichtlich ihrer Verfahren angesprochen werden.<br />

3.2 Hydraulischer Gr<strong>und</strong>bruch<br />

Der hydraulische Gr<strong>und</strong>bruch wird dem Grenzzustand GZ1A – Verlust <strong>der</strong> Lagesicherheit –<br />

zugeordnet <strong>und</strong> äußert sich durch den Strömungsgrenzfall, welcher wie<strong>der</strong>um im Fall gleichgroßer<br />

entgegengerichteter Kräfte (Strömungskraft <strong>und</strong> Bodengewicht unter Auftrieb) eintritt.<br />

Deshalb besteht <strong>der</strong> Nachweis <strong>der</strong> ausreichenden Sicherheit, wenn gewährleistet werden<br />

kann, dass die Strömungskraft betragsmäßig kleiner als die <strong>der</strong> Gewichtskraft ist. [15; 2]<br />

′ ′ ′ ′<br />

(3-1)<br />

S d ≤ Gd<br />

= Sk<br />

⋅γ<br />

H ≤ Gk<br />

⋅γ<br />

G,<br />

stb<br />

S’k<br />

γH<br />

G’k<br />

γG,stb<br />

…Strömungskraft im durchströmten Boden<br />

…Teilsicherheitsbeiwert <strong>der</strong> Strömungskraft<br />

…Kraft des Bodens unter Auftrieb<br />

…Teilsicherheitsbeiwert <strong>der</strong> Gewichtskraft (günstige & ständige Einwirkungen)<br />

Zum gleichen Ergebnis führt die Verwendung <strong>der</strong> Auftriebskraft Ak anstelle <strong>der</strong> Strömungskraft<br />

<strong>und</strong> des Eigengewichtes des wassergesättigten Bodens Gk.<br />

A d Gd<br />

= Ak<br />

⋅γ<br />

H ≤ Gk<br />

⋅γ<br />

G,<br />

stb<br />

≤ (3.2)<br />

Dabei sind die Strömungskraft o<strong>der</strong> die Auftriebskraft anhand eines Strömungsnetzes mit<br />

Hinzunahme sämtlicher ungünstigen Einwirkungen wie z.B. Bodenschichtung zu ermitteln.<br />

TERZAGHI hat beson<strong>der</strong>s den hydraulischen Gr<strong>und</strong>bruch an Stützmauern untersucht <strong>und</strong><br />

konnte feststellen, dass die Breite des Aufbruchkörpers ungefähr <strong>der</strong> halben Einbindetiefe


3 Notwendige Nachweisführungen an einem Damm 37<br />

<strong>der</strong> Wand entspricht. Aufbauend auf seine Untersuchungen empfiehlt die DIN 1054 diese<br />

Vereinfachung anzunehmen. [15; 2]<br />

Neben dieser Art des Nachweises kann auch <strong>der</strong> hydraulische Gradient für die Beurteilung<br />

des Prozesses <strong>der</strong> Ausspülung hinzugezogen werden. So gilt <strong>der</strong> Sicherheitsnachweis als<br />

erbracht, wenn folgende Bedingung eingehalten werden kann. Sie beruhen auf <strong>der</strong> Simulation<br />

des hydraulischen Gr<strong>und</strong>bruches in einem zylindrischen Gefäßes von DAVIDENKOFF<br />

(1970), wobei die Gr<strong>und</strong>lagen ebenfalls auf TERZAGHI zurückzuführen sind. [12; 48]<br />

γ ′<br />

η = ≥1,<br />

5<br />

(3.3)<br />

max f<br />

s<br />

maxfs …maximaler Strömungsdruck<br />

γ’ …Wichte des Bodens unter Auftrieb<br />

HW<br />

mit f s = γ w ⋅i<br />

<strong>und</strong> i = ergibt sich nachstehende Beziehung:<br />

min L<br />

γ ′ γ ′ γ W icrit<br />

η = = = ≥ 1,<br />

5<br />

(3.4)<br />

HW<br />

H min L i<br />

γ ⋅<br />

W<br />

max<br />

W<br />

min L<br />

γW<br />

…Wichte des Wassers<br />

minL …geringste Sickerwegslänge<br />

…Differenz zwischen dem oberen <strong>und</strong> dem unteren Wasserspiegel<br />

HW<br />

Ein solcher Zustand <strong>der</strong> Gewichtslosigkeit stellt sich vor allem bei Böden ein, die keine Sickerwegspassage<br />

ermöglichen <strong>und</strong> gleichzeitig nicht die Strömung verhin<strong>der</strong>n können. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

trifft das auf die Feinsande, schluffige Sande <strong>und</strong> Grobschluffe zu. Aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong> wird hier dieser Nachweis beschrieben, da es sich im Untersuchungsgebiet um solche<br />

im Allgemeinen verständlichen Schwemmsandböden handelt. Näheres wird im Kap. 4.4.2<br />

geschil<strong>der</strong>t.<br />

3.3 Materialtransport<br />

Die Materialtransportmechanismen spielen eine wesentliche Rolle für die Standsicherheit. Im<br />

Bezug <strong>der</strong> Nachweisführung können die Suffosion <strong>und</strong> Kontakterosion (Erosion) zusammengefasst<br />

werden, da sie sich in ihrer Erscheinung nur unwesentlich voneinan<strong>der</strong> unterscheiden.<br />

Dennoch sind die Untersuchungen nur für Materialien nichtbindiger Erdstoffe mit einem<br />

Korndurchmesser d10 > 0,002 mm zweckdienlich, da bindige Böden aufgr<strong>und</strong> ihrer Kohäsion<br />

nicht suffosions- bzw. erosionsgefährdet sind.<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


3 Notwendige Nachweisführungen an einem Damm 38<br />

3.3.1 Erosionsgr<strong>und</strong>bruch (Piping)<br />

Im Allgemeingültigen wird unter dem Erosionsgr<strong>und</strong>bruch <strong>der</strong> Abtransport <strong>und</strong> die Ablagerung<br />

von Bodenteilchen infolge eines Strömungsgradienten verstanden. Infolge des Prozesses<br />

entsteht ein Durchströmungskanal, <strong>der</strong> sich rückschreitend vergrößert. Vor allem sind<br />

Bereiche des Bodens mit unterschiedlichen Strömungswi<strong>der</strong>ständen <strong>und</strong> in Kontaktflächen<br />

von leicht herauslösbaren Boden zu massiven Bauwerksteilen gefährdet. Deshalb kann auch<br />

<strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> rückschreitenden Erosion <strong>und</strong> Fugenerosion Anwendung finden. Erkennbar<br />

wird dieser Schaden meist an <strong>der</strong> landseitigen Wasserunterseite (ungesicherter Sickergraben)<br />

durch Quellbildungen mit Ausspülung von Bodenteilen. Durch das Einstellen <strong>der</strong> unkontrollierten<br />

Wasserwegsamkeit mittels Wassera<strong>der</strong>n durch den Damm wird die <strong>der</strong> Strömungskraft<br />

entgegenwirkende Wi<strong>der</strong>stand (Gewichtskraft des Bodens) zunehmend verringert,<br />

welches unweigerlich zum hydraulischen Gr<strong>und</strong>bruch führen kann. [9; 2]<br />

Generell ist dieser Mechanismus (rückschreitende Erosion) schwer erfassbar. Der Nachweis<br />

erfolgt größtenteils auf Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> finiten Berechnung, bei <strong>der</strong> die Gr<strong>und</strong>wasserpotenzialverteilung<br />

in vertikal-ebenen Ersatzmodellen berechnet wird. Da es speziell für die rückschreitende<br />

Erosion keinen separaten Nachweis existiert, wird auf den Nachweis <strong>der</strong> Fugenerosion<br />

zurückgegriffen. Dabei wird die Schichtgrenze wie eine Fuge behandelt, die eine<br />

minimale Breite von 2 m <strong>und</strong> unendlicher Länge aufweist. Dennoch kann es bei rein horizontaler<br />

Durchströmung zu ungenügenden Lösung führen. Normalerweise ist dieser Nachweis<br />

im Rahmen des LF3 o<strong>der</strong> LF4 (beide mit Ausfall eines bzw. mehrerer Sicherungselemente)<br />

zu erbringen. Liegt jedoch ein ungedichteter Kanal o<strong>der</strong> Flussbett vor, so ist dieser ebenfalls<br />

für den LF1 durchzuführen. [9]<br />

Dessen ungeachtet, kann dennoch eine einfache analytische Abschätzung zur Erosionsgr<strong>und</strong>bruchsicherheit<br />

vollzogen werden. Die Vorgabe eines in <strong>der</strong> Standsicherheitsbetrachtung<br />

üblichen Sicherheitsgrades ist nicht möglich, weil die Vorhersage des Ortes nicht exakt<br />

bestimmbar ist. [48]<br />

Die Abschätzung nach CHUGAEV erfolgt über das mittlere Kontrollgefälle ik <strong>und</strong> den in <strong>der</strong><br />

Tabelle 3.2 angegebenen izul.<br />

H<br />

< izul<br />

(3.5)<br />

L<br />

W<br />

i k <<br />

i …hydraulisches Gefälle<br />

HW<br />

…Differenz zwischen dem oberen <strong>und</strong> unteren Wasserspiegel<br />

L …Sickerwegslänge<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


3 Notwendige Nachweisführungen an einem Damm 39<br />

Tabelle 3.2: Nach Chugaev statistisch ermittelte zulässige hydraulische Gradienten für einzelne Bo-<br />

denarten [48]<br />

Bodenart dichter Ton<br />

schluffiger<br />

Ton<br />

Feinsand Mittelsand<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik<br />

Grobkies,<br />

Kies<br />

izul 0,40-0,52 0,20-0,26 0,12-0,16 0,15-0,20 0,25-0,33<br />

Angewendet werden kann diese Abschätzung nur im Fall, dass <strong>der</strong> Durchmesser <strong>der</strong> Strömungsröhre<br />

kleiner gleich <strong>der</strong> halben Durchströmungslänge ist.<br />

3.3.2 Suffosion <strong>und</strong> Kontakterosion<br />

Der Nachweis unterteilt sich in zwei Untersuchungskriterien – dem „Geometrischem Kriterium“<br />

<strong>und</strong> dem „Hydraulischen Kriterium“. [9; 11]<br />

Als erstes ist die Möglichkeit des Transportes <strong>der</strong> Kornfraktion innerhalb des vorhandenen<br />

Porengerüstes <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kornmatrix zu prüfen, welches sich durch das „Geometrische Kriterium“<br />

äußert. Wird bei diesem Kriterium keine ausreichende Sicherheit festgestellt, so ist das<br />

„Hydraulische Kriterium“ zu untersuchen, bei dem zu ermitteln ist ob die Schleppkraft <strong>der</strong><br />

Sickerströmung in <strong>der</strong> Lage ist Bodenteilchen zu transportieren. Erst im Falle <strong>der</strong> Nichteinhaltung<br />

führt es zum Vorgang des Materialtransportes. Der Ablauf bei<strong>der</strong> Verfahren, die auf<br />

ZIEMS & CISTIN beruhen, soll an dieser Stelle kurz erläutert werden. [9; 11]<br />

Beim geometrischen Kriterium wird zunächst die Körnungslinie des Bodens durch einen gewählten<br />

Trenndurchmesser dT in zwei Anteile aufgespaltet, wobei <strong>der</strong> Bereich mit dem feineren<br />

Bestandteilen zum Basisstoff <strong>und</strong> <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Teil zum Filterstoff gezählt wird. Über die<br />

nachstehenden Gleichungen (301H3.6) <strong>und</strong> (302H3.7) werden die Gewichtsanteile gB(i) <strong>und</strong><br />

gF(i) zur Erstellung <strong>der</strong> jeweils neuen Körnungslinien berechnet. [7; 11]<br />

GB<br />

g B(<br />

i)<br />

= ⋅100%<br />

(Basisstoff) (3.6)<br />

G<br />

BT<br />

GB<br />

− GBT<br />

g F ( i)<br />

=<br />

⋅100%<br />

(Filterstoff) (3.7)<br />

100%<br />

− G<br />

GBT<br />

GB<br />

BT<br />

…prozentualer Gewichtsanteil am Schnittpunkt mit Trenndurchmesser<br />

…prozentualer Gewichtsanteil an originaler Körnungslinie für gewählte Korndurchmesser<br />

Sinnvollerweise werden für GB gleichmäßig abgestufte Korndurchmesser gewählt, mit <strong>der</strong><br />

dann die jeweilige Körnungslinie abgebildet wird.


3 Notwendige Nachweisführungen an einem Damm 40<br />

Abbildung 3-1: Diagramm zur Ermittlung des zulässigen Abstandsfaktors A50 nach [7]<br />

Für beide neuen Kornverteilungen wird die Ungleichförmigkeitszahl U in Gleichung 3.8 <strong>und</strong><br />

3.9 ermittelt. [7; 11]<br />

d<br />

d<br />

60 U I = (Basisstoff) (3.8)<br />

10<br />

D<br />

D<br />

60<br />

U II = (Filterstoff) (3.9)<br />

10<br />

Anhand <strong>der</strong> Ungleichförmigkeitszahlen ergibt sich in Verbindung mit dem Diagramm (siehe<br />

Abbildung 3-1) <strong>der</strong> zulässige Abstandsfaktor A50. Dieser wird dann mit dem vorhandenen A50<br />

durch,<br />

D<br />

50<br />

vorhA 50 = (3.10)<br />

d50<br />

verglichen, wobei D50 <strong>der</strong> mittlere Korndurchmesser des Filtermateriales <strong>und</strong> d50 die des Ba-<br />

sisstoffes ist.<br />

Das hydraulische Kriterium wird mit <strong>der</strong> Bedingung erfüllt, dass das Verhältnis aus ikrit <strong>und</strong><br />

ivorh eine hydraulische Sicherheit η nicht überschreitet.<br />

ikrit<br />

ikrit<br />

η Suffosion = ≥ 2,<br />

0<br />

η Kontakterosion<br />

= ≥ 1,<br />

5<br />

(3.11)<br />

i<br />

i<br />

vorh<br />

Die Größe des ikrit wird vorrangig von <strong>der</strong> Strömungsrichtung <strong>und</strong> dem Winkel zwischen <strong>der</strong><br />

Strömungsrichtung mit den Bodenschichten beeinflusst. Parallele Ausrichtungen <strong>der</strong> Strö-<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik<br />

vorh


3 Notwendige Nachweisführungen an einem Damm 41<br />

mungen zur Schwerkraft ermöglichen schon bei geringen hydraulischen Gefällen einen Ma-<br />

terialtransport. [9]<br />

3.4 Gr<strong>und</strong>lagen zur Bemessung einer Sp<strong>und</strong>wand<br />

Das Lösen eines statischen Problems, wie hier einer Sp<strong>und</strong>wand, wird heute in <strong>der</strong> Regel<br />

durch den Einsatz von Computerprogrammen bewältigt. Aber auch bei <strong>der</strong>en Verwendung ist<br />

das Verständnis über die Berechnungsalgorithmen Voraussetzung zum Erhalt hinreichend<br />

genauer Ergebnisse. Zumeist bauen sie auf die klassische Erddruck-/Erdwi<strong>der</strong>standansätze<br />

o<strong>der</strong> dem Ansatz des Traglastverfahren auf. Zu diesem Zweck wird ein Überblick über die<br />

notwendigen Bodenparameter <strong>und</strong> Einflussfaktoren <strong>der</strong> klassischen Variante gegeben.<br />

Der Nachweis <strong>der</strong> statischen Sicherheit einer Sp<strong>und</strong>wand wird dem GZ1B zugeordnet <strong>und</strong><br />

unterliegt daher folgen<strong>der</strong> Bedingung:<br />

∑( )<br />

⎟ ⎛ Rk<br />

⎞<br />

E ⋅γ<br />

⎜<br />

(3.12)<br />

⎝ γ R ⎠<br />

∑Ed= k E ≤ ∑Rd= ∑<br />

Sowie die Summe <strong>der</strong> Einwirkungen als auch die Summe <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>stände werden mittels<br />

Teilsicherheitsbeiwerten im Rahmen <strong>der</strong> anzusetzenden Lastfälle verringert bzw. erhöht.<br />

Darüber hinaus muss auch <strong>der</strong> GZ2 – Gebrauchstauglichkeit gewährleistet sein. [47; 2]<br />

Die Belastungen bzw. Einwirkungen gehen in erster Linie auf die vertikalen Verkehrslasten<br />

<strong>und</strong> die horizontalen Erd- <strong>und</strong> Wasserüberdrücke zurück, die eine Stützung durch den Erdwi<strong>der</strong>stand<br />

erfahren. Deshalb ist das Wissen über den anstehenden Erddruck <strong>und</strong> den Erdwi<strong>der</strong>stand<br />

erfor<strong>der</strong>lich. Der hier beschriebene Ansatz beruht auf die Theorie von COULOMB,<br />

welches teilweise durch an<strong>der</strong>e Autoren wie MÜLLER-BRESLAU <strong>und</strong> RANKINE modifiziert <strong>und</strong><br />

erweitert wurde. Diese Theorie zeichnet sich durch eine einfache Handhabung aus, da die<br />

Gleitfläche als eben angenommen wird. Weitere Theorien <strong>und</strong> <strong>der</strong> vollständige Theorieansatz<br />

nach COULOMB werden in DIN 4085 [16], dem Sp<strong>und</strong>wandhandbuch [47] <strong>und</strong> <strong>der</strong> EAU<br />

[2] wie<strong>der</strong>gegeben.<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


3 Notwendige Nachweisführungen an einem Damm 42<br />

3.4.1 Einwirkungen <strong>und</strong> Wi<strong>der</strong>stände<br />

Bevor eine Berechnung erfolgen kann, müssen bestimmte Informationen über den Baugr<strong>und</strong><br />

vorliegen. Das betrifft zum einem den Schichtaufbau, die GW-<strong>Verhältnisse</strong> <strong>und</strong> die äußeren<br />

Kräfte, die in <strong>der</strong> Tabelle 3.3 zusammengestellt sind.<br />

Tabelle 3.3: Übersicht über die erfor<strong>der</strong>lichen Baugr<strong>und</strong>informationen zur Berechnung einer Sp<strong>und</strong>wand<br />

Schichtaufbau<br />

Gr<strong>und</strong>wasser<br />

angreifende Kräfte<br />

Sicherungselemente<br />

Anzahl <strong>der</strong> Schichten<br />

Mächtigkeit<br />

Bodenparameter<br />

Anzahl <strong>der</strong> GW-Leiter<br />

Lage <strong>der</strong> GW-Leiter<br />

Art<br />

Art <strong>der</strong> Kraft<br />

Lage <strong>der</strong> Kraft<br />

Anker<br />

Steifen<br />

Einflüsse auf die Berechnung<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik<br />

Wichte<br />

Reibungswinkel<br />

Kohäsion<br />

Wandreibungswinkel<br />

Durchlässigkeit<br />

gespanntes GW<br />

freies GW<br />

Flächenlast<br />

Punktlast<br />

R<strong>und</strong>stahlanker<br />

Verpressanker<br />

Klappanker<br />

Der reine Ansatz nach COULOMB stellt einen Son<strong>der</strong>fall dar, bei dem die Wand nicht verdreht<br />

ist, oberhalb des Kopfes keine Böschung anschließt <strong>und</strong> die Wand keine Wandreibung (glatte<br />

Oberfläche) erfährt. Aufgr<strong>und</strong> dessen wird dieser Son<strong>der</strong>fall nicht geson<strong>der</strong>t betrachtet,<br />

son<strong>der</strong>n nur <strong>der</strong> allgemeine Fall mit <strong>der</strong> jegliche Baugr<strong>und</strong>situation erfasst werden kann. Zunächst<br />

beziehen sich die Formeln auf einen homogenen Baugr<strong>und</strong>. [47]<br />

Vorweg werden die Erddruck- <strong>und</strong> Erdwi<strong>der</strong>standsbeiwerte (3.13) <strong>und</strong> (3.14) benötigt:<br />

K agh<br />

K pgh<br />

=<br />

cos<br />

=<br />

cos<br />

2<br />

2<br />

⎡<br />

α ⎢1<br />

+<br />

⎢⎣<br />

⎡<br />

α ⎢1<br />

−<br />

⎢⎣<br />

cos<br />

sin<br />

cos<br />

cos<br />

sin<br />

cos<br />

2 ( ϕ − α )<br />

( ϕ + δ a ) sin(<br />

ϕ − β )<br />

( α − β ) cos(<br />

α + δ )<br />

2<br />

( ϕ + α )<br />

( ϕ − δ p ) sin(<br />

ϕ + β )<br />

( α − β ) cos(<br />

α + δ )<br />

a<br />

p<br />

⎤<br />

⎥<br />

⎥⎦<br />

⎤<br />

⎥<br />

⎥⎦<br />

2<br />

2<br />

(3.13)<br />

(3.14)


3 Notwendige Nachweisführungen an einem Damm 43<br />

Diese horizontalen Erddruckbeiwerte dienen zur weiteren Berechnung des Erddruckes e(h)<br />

an einem beliebigen Punkt <strong>der</strong> Wand bzw. zur Ermittlung <strong>der</strong> Erddruckkraft E über die ge-<br />

samte Länge. Der Beiwert Kpgh gilt nur für Reibungswinkel φ < 30°, darüber ist die Annahme<br />

einer gekrümmten Gleitfläche, wie <strong>der</strong> Ansatz von SOKOLOWSKI/PREGL realistischer. [47; 34]<br />

1<br />

1<br />

= ⋅ = γ ⋅<br />

(3.15)<br />

2<br />

2<br />

2<br />

E agh / pgh eagh<br />

/ pgh h h K agh / pgh<br />

E av<br />

/<br />

( σ + α )<br />

/ pv = Eah<br />

/ ph ⋅ tan a p<br />

(3.16)<br />

Wenn <strong>der</strong> Wandreibungswinkels δ nicht vernachlässigt wird o<strong>der</strong> die Wand einen Verkip-<br />

pungswinkel α aufweist, dann besitzt <strong>der</strong> Erddruck eine horizontale <strong>und</strong> eine vertikale Kraft-<br />

komponente. Infolgedessen wird mit Hilfe <strong>der</strong> Gleichung (3.16) <strong>der</strong> vertikale Anteil berechnet.<br />

Der Wandreibungswinkel darf hier mit δ 2<br />

a / p = ± ϕ angesetzt werden. [48]<br />

3<br />

Wenn <strong>der</strong> Boden aus bindigen Materialien besteht, dann weisen diese Erdstoffe oftmals eine<br />

Kohäsion auf, die natürlicherweise mit in die Berechnung in Form <strong>der</strong> Gleichung (3.17) (Aktiv)<br />

<strong>und</strong> (3.18) (Passiv) einfließt. [47]<br />

K ach<br />

K pch<br />

cosϕ<br />

⋅ cos β ⋅ cos<br />

=<br />

1+<br />

sin<br />

cosϕ<br />

⋅ cos β ⋅ cos<br />

=<br />

1+<br />

sin<br />

( δ a −α<br />

) ⋅ ( 1−<br />

tanα<br />

⋅ tan β )<br />

( ϕ + δ −α<br />

− β )<br />

a<br />

( δ p −α<br />

) ⋅ ( 1−<br />

tanα<br />

⋅ tan β )<br />

( ϕ − δ + α + β )<br />

p<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik<br />

(3.17)<br />

(3.18)<br />

Mit Einsetzen in die Gleichung (3.19) <strong>und</strong> (3.20) ergeben sich die Kohäsionskräfte für den<br />

aktiven Erddruck <strong>und</strong> den Erdwi<strong>der</strong>stand.<br />

E = e ⋅ K − = c ⋅ h ⋅ K<br />

(3.19)<br />

ach<br />

pch<br />

ach<br />

pch<br />

ach<br />

pch<br />

ach<br />

E = e ⋅ K = c ⋅ h ⋅ K<br />

(3.20)<br />

pch<br />

Generell wird an <strong>der</strong> Oberseite des abzustützenden Bodens eine ständige Verkehrslast p mit<br />

10 kN/m² angenommen. Des Weiteren können auch zusätzlich Einzel-, Streifen- o<strong>der</strong> Linienlasten<br />

angreifen, die ebenfalls den horizontalen aktiven Erddruck erhöhen. Dies drückt sich<br />

durch die Gleichung (3.21) aus. [47]<br />

Eaph aph<br />

mit<br />

= e ⋅ h<br />

(3.21)<br />

e<br />

aph<br />

= p ⋅ K<br />

aph<br />

cosα<br />

⋅ cos β<br />

= p ⋅<br />

K<br />

cos<br />

agh<br />

( α − β )<br />

(3.22)<br />

Mit diesen eben genannten Gleichungen besteht jetzt die Möglichkeit die an einem Sp<strong>und</strong>wandbauwerk<br />

angreifenden Kräfte eines homogenen Baugr<strong>und</strong>es zu berechnen.


3 Notwendige Nachweisführungen an einem Damm 44<br />

Im Falle eines geschichteten Bodens än<strong>der</strong>t sich die Berechnung nur insofern, dass die Erddruckverteilung<br />

in den einzelnen Schichten vorgenommen wird. Dabei werden die vertikalen<br />

Spannungen über die Tiefe z aufsummiert – wie in <strong>der</strong> Gleichung (3.25) dargestellt. Die vertikalen<br />

Oberflächenlasten p werden hinzugezogen. [47]<br />

e = σ ⋅ K − c ⋅ K<br />

(3.23)<br />

ah<br />

ph<br />

z<br />

z<br />

agh<br />

pgh<br />

ach<br />

e = σ ⋅ K + c ⋅ K<br />

(3.24)<br />

pch<br />

σ z = ∑ i ⋅ i<br />

(3.25)<br />

mit ( γ h )<br />

Durch die Bodenschichtung än<strong>der</strong>t sich das Erscheinungsbild <strong>der</strong> Erddruckverteilung in <strong>der</strong><br />

Hinsicht, dass die spezifische Wichte <strong>der</strong> einzelnen Schichten im Übergangsbereich einen<br />

Knick verursacht. Bei <strong>der</strong> Wichte ist die Lage des Gr<strong>und</strong>wassers bedeutend, denn es entscheidet<br />

über die Verwendung <strong>der</strong> Feuchtwichte γ (oberhalb WSPGW) o<strong>der</strong> Wichte unter Auftrieb<br />

γ’ (unterhalb WSPGW). Die Auftriebskraft verringert die effektive Wichte <strong>und</strong> somit den<br />

Erddruck <strong>und</strong> Wi<strong>der</strong>stand. Ebenfalls beeinflusst die betragsmäßige Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Scherparameter<br />

c <strong>und</strong> ϕ den Erddruck – sie äußert sich durch einen Sprung in <strong>der</strong> Verteilung. [47]<br />

Ist die Sp<strong>und</strong>wand nicht in den <strong>und</strong>urchlässigen Untergr<strong>und</strong> eingeb<strong>und</strong>en, so wird die Wand<br />

umströmt <strong>und</strong> es bildet sich ein Strömungsdruck aus, <strong>der</strong> die effektiven Spannungen vor <strong>der</strong><br />

Wand vergrößert <strong>und</strong> hinter <strong>der</strong> Wand verringert. Kommt eine Verankerung o<strong>der</strong> Aussteifung<br />

zum Tragen, so wirken diese als Stützstellen, die das Verdrehen <strong>der</strong> Wand unterbinden.<br />

3.4.2 Festlegung <strong>der</strong> Umlagerungsfigur<br />

Die Erddruckumlagerung tritt dann in Erscheinung, wenn die Sp<strong>und</strong>wand infolge einer Verankerung<br />

o<strong>der</strong> dem Einsatz von Steifen zusätzlich gesichert wird. Durch das Heranpressen<br />

<strong>der</strong> Wand durch den Anker entwickelt sich oberhalb dessen ein weiterer Erdwi<strong>der</strong>stand, <strong>der</strong><br />

im Rahmen <strong>der</strong> Umlagerung berücksichtigt wird. Dadurch wird die Umverteilung <strong>der</strong> ermittelten<br />

Erdrücke <strong>und</strong> Erdwi<strong>der</strong>stände bewirkt. Dennoch entspricht <strong>der</strong> Gesamtwert dem des resultierenden<br />

Erddruckes. Die Form <strong>der</strong> Umlagerung richtet sich nach <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Wandbewegung<br />

<strong>und</strong> des Herstellverfahrens. [47] In <strong>der</strong> EAU [2] trifft es auf das Zweite mit jeweils 3<br />

Fällen zu, die sich durch den Ankerkopfabstand a voneinan<strong>der</strong> unterscheiden. Bei den Herstellverfahren<br />

handelt es sich um dem „Abgraben vor <strong>der</strong> Sp<strong>und</strong>wand“ <strong>und</strong> dem Lagenweisen<br />

Einbau hinter <strong>der</strong> Sp<strong>und</strong>wand“.<br />

E H a ⋅ ≤ ≤ 1 , 0 0<br />

0 , 1⋅<br />

H E ≤ a ≤ 0,<br />

2 ⋅ H E<br />

0 , 2 ⋅ H E ≤ a ≤ 0,<br />

3⋅<br />

H E<br />

Dagegen obliegt die Umlagerungsfigur nach DIN 4085 <strong>der</strong> Wandbewegung – entwe<strong>der</strong> die<br />

Parallelverschiebung, Fußpunktdrehung o<strong>der</strong> Kopfpunktdrehung. [16]<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


3 Notwendige Nachweisführungen an einem Damm 45<br />

3.4.3 Ermittlung <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Einbindetiefe einer Sp<strong>und</strong>wand<br />

Mehrere Faktoren tragen zur Standsicherheit einer Sp<strong>und</strong>wand bei. Zum einem kann das<br />

Stützelement zusätzlich am oberen Ende durch einen Anker o<strong>der</strong> Steife (Baugrube) gesichert<br />

werden. Sinnvoll ist diese Maßnahme bei zu großen Geländesprüngen. Sie bewirken<br />

dadurch eine weitere Wi<strong>der</strong>standskraft. Daneben besteht auch die Möglichkeit <strong>der</strong> Einbindung.<br />

Inwieweit die Sp<strong>und</strong>wand in den Boden eingeb<strong>und</strong>en werden muss, hängt von dem<br />

anstehenden Boden, den hydraulischen Einflüssen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Höhe des Geländesprunges ab.<br />

Die Einbindung in den Untergr<strong>und</strong> kann mit freier Fußauflagerung, teilweiser o<strong>der</strong> vollständiger<br />

Fußeinspannung erfolgen. [47; 33]<br />

Für die erfor<strong>der</strong>liche Sicherheit gegen Hydraulischen Gr<strong>und</strong>bruch, Geländebruch <strong>und</strong> Erosionsgr<strong>und</strong>bruch<br />

muss die Wand eine Mindesteinbindetiefe aufweisen. Im Zusammenhang<br />

eines Uferverbaus an Kanälen sollte ein späterer Ausbau – Vertiefung <strong>der</strong> Hafensohle – in<br />

<strong>der</strong> Sp<strong>und</strong>wandlänge mit eingeplant werden. Auch den Bereichen größerer Kolkgefahr ist<br />

Rechnung zu tragen. [2]<br />

Vorteile einer eingespannten Wand gegenüber <strong>der</strong> freien Auflagerung sind die Verhin<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> großen Eigenverformungen <strong>der</strong> Wand <strong>und</strong> die gleichmäßige Ausnutzung des Profilwi<strong>der</strong>standes<br />

über die Gesamtlänge. Häufig findet, zur Dimensionierung einer Sp<strong>und</strong>wand, das<br />

Verfahren nach Blum Anwendung, da es sich durch ihre Einfachheit <strong>und</strong> Übersichtlichkeit<br />

auszeichnet. Die Berechnung wird durch Hinzufügen einer Ersatzkraft C im theoretischen<br />

Fußpunkt erreicht. Bei <strong>der</strong> teilweisen <strong>und</strong> volleingespannten Wand ist die ermittelte Einbindetiefe<br />

um einen Rammtiefenzuschlag zu erhöhen, um die reale Beanspruchung an <strong>der</strong> Ersatzlagerkraft<br />

C mit einzubeziehen. [47; 36]<br />

Die Ermittlung <strong>der</strong> Einbindetiefe erfolgt über die Frage des Momentengleichgewichtes. Das<br />

heißt, dass genau die Länge gesucht wird, bei dem ein Gleichgewicht am Sp<strong>und</strong>wandfuß<br />

zwischen den resultierenden Kräften aus Erddruck <strong>und</strong> Erdwi<strong>der</strong>stand vorliegt. [47]<br />

F<br />

∑ M () t = G ⋅∑<br />

Eagh,<br />

k , i ⋅ ( t + h * 0,<br />

i ) + γ Q ⋅∑<br />

Eaqh,<br />

k , i ⋅ ( t + h * 0,<br />

i )<br />

γ (3.26)<br />

1<br />

− ∑ E pgh,<br />

k,<br />

i ⋅ t * 0,<br />

i = 0<br />

γ<br />

Ep<br />

Die Berechnung kann auf dem Wege <strong>der</strong> Iteration, mit Hilfe eines Nomogramms o<strong>der</strong> einfach<br />

analytisch erfolgen. Nach dem Erhalt <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Einbindetiefe t wird ein Tiefenzuschlag<br />

hinzugerechnet. [2]<br />

t = α ⋅t<br />

(3.27)<br />

1−0<br />

to-1<br />

…ermittelte erfor<strong>der</strong>liche Einbindetiefe<br />

α …Faktor zur Berücksichtigung des Einspanngrades <strong>und</strong> den Belastungen (unverankert:<br />

1,40-1,60; verankert: 1,15-1,20; verankert & Einspannung: 1,20-<br />

1,30<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


4 Untersuchung eines Dammabschnittes im innerstädtischen Bereich <strong>der</strong> Stadt Lingen 46<br />

4 Untersuchung eines Dammabschnittes im innerstädtischen<br />

Bereich <strong>der</strong> Stadt Lingen<br />

Viele ältere Kanäle werden von homogenen Dämmen (aus ungeeignetem Material) mit unzureichen<strong>der</strong><br />

bis hin zu fehlen<strong>der</strong> Dichtung eingefasst. Daraufhin stellen sich meist Probleme<br />

hinsichtlich <strong>der</strong> <strong>hydrogeologischen</strong> <strong>Verhältnisse</strong> ein, die eine Gefahr für die Gesamtstandsicherheit<br />

bedeuten. Solch ein Fall, <strong>der</strong> fehlenden Dichtung, trifft auf dem Dortm<strong>und</strong>-Ems-<br />

Kanal (DEK) zu. Das Hauptaugenmerk richtet sich hierbei auf die Untersuchung <strong>der</strong> hydraulischen<br />

<strong>und</strong> bodenmechanischen Bedingungen eines Teilbereichs des DEK in <strong>der</strong> Stadt Lingen.<br />

Dieses Kapitel widmet sich dem DEK, <strong>der</strong> Geologie <strong>und</strong> Hydrologie in <strong>der</strong> Region, <strong>der</strong><br />

Vorstellung <strong>der</strong> Dammsituation, Lage, Dammaufbau, Hydraulik, Schadensbild <strong>und</strong> <strong>der</strong> Beurteilung<br />

<strong>der</strong> Standsicherheit.<br />

4.1 Die Stadt Lingen<br />

Die im Landkreis Emsland – Westteil von Nie<strong>der</strong>sachsen – gelegene Kleinstadt Lingen (siehe<br />

Abbildung 4.1 – grüne Markierung) befindet sich auf einer Höhe von ca. 24 m. ü. NN. Ihre<br />

Lage wird durch die in <strong>der</strong> Tabelle 4.1 angegebenen Längen- <strong>und</strong> Breitengraden ungefähr<br />

eingerahmt. Westlich <strong>der</strong> Kleinstadt (ca. 56 000 EW) fließt die Ems (Fluss I. Ordnung) leicht<br />

mäandrierend an <strong>der</strong> Stadt vorbei. Zwischen dem natürlichen Flusslauf <strong>der</strong> Ems <strong>und</strong> dem<br />

Stadtkernbereich liegt <strong>der</strong> Dortm<strong>und</strong>-Ems-Kanal. In Lingen befinden sich bis zu 7 Hafenanlagen,<br />

von denen <strong>der</strong> Alte <strong>und</strong> <strong>der</strong> Neue Hafen zunehmend an Bedeutung verlieren. [53]<br />

Nie<strong>der</strong>lande<br />

A31<br />

Ems<br />

Wilhelmshaven<br />

Diepholz<br />

N<br />

Bremerhaven<br />

Ems-Jade-Kanal Oste<br />

Emden<br />

A27<br />

Lingen<br />

Leer<br />

A28<br />

Küstenkanal<br />

A1<br />

Oldenburg<br />

Mittelland-Kanal<br />

Hunte<br />

A29<br />

Nordrhein Westfalen<br />

Bremen<br />

0 10 20 30 40 50km<br />

Weser<br />

A1<br />

Stade<br />

Hameln<br />

Kassel<br />

Leine<br />

Schleswig-Holstein<br />

A7<br />

Aller<br />

A7<br />

Göttingen<br />

Hamburg<br />

Braunschweig<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik<br />

Celle<br />

Hannover<br />

A2<br />

Mittelland-Kanal<br />

Lüneburg<br />

Goslar<br />

Thüringen<br />

Uelzen<br />

Harz<br />

Elbe-<br />

Seitenkanal<br />

Mecklenburg Vorpommern<br />

Sachsen Anhalt<br />

Abbildung 4.1: Lage <strong>der</strong> Stadt Lingen innerhalb des B<strong>und</strong>eslandes Nie<strong>der</strong>sachsen nach [55]


4 Untersuchung eines Dammabschnittes im innerstädtischen Bereich <strong>der</strong> Stadt Lingen 47<br />

Tabelle 4.1: Geographische Lage <strong>der</strong> Stadt Lingen nach Gauß-Krüger-Koordinaten<br />

Hoch Rechts<br />

Nord 5824155,0 2592160,0<br />

Süd 5819450,0 2590335,0<br />

West 5821380,0 2587970,0<br />

Ost 5823914,0 2592237,5<br />

Klimatisch gesehen, äußert sich die Region als gemäßigte maritime Klimazone mit einer Jahresnie<strong>der</strong>schlagsmenge<br />

von r<strong>und</strong> 813 mm <strong>und</strong> einer Jahresdurchschnittstemperatur von ca.<br />

9,3°C. [53]<br />

4.2 Die Binnenverkehrswasserstraße Dortm<strong>und</strong>-Ems-Kanal (DEK)<br />

Zu den ältesten Kanälen Deutschlands gehört <strong>der</strong> DEK, <strong>der</strong> die Verbindung zwischen <strong>der</strong><br />

Nordsee <strong>und</strong> dem Ruhrgebiet bildet. Darüber hinaus zweigt <strong>der</strong> Mittelland-Kanal (MLK) am<br />

DEK ab, um die Ost-West-Achse zu gewährleisten. Im Jahr 1892 wurde mit dem Bau begonnen,<br />

welcher bereits nach nur 7 Jahren Bauzeit 1899 abgeschlossen werden konnte. Die<br />

Länge beläuft sich von Dortm<strong>und</strong> bis zum Seehafen Emden auf etwa 226 km <strong>und</strong> wird in<br />

eine Nord- <strong>und</strong> Südstrecke unterteilt. Während es sich bei dem südlichen Teil um einen rein<br />

künstlichen Kanal handelt, wird <strong>der</strong> nördliche Abschnitt teilweise durch die staugeregelte<br />

Ems charakterisiert. Ab dem Abzweig MLK bei Bergeshövede beginnt die Nordstrecke. [4,<br />

56] Nach Kap. 2.1.1 handelt es sich beim DEK im Lingener Raum definitionsgemäß um einen<br />

Seitenkanal, da es dort parallel zum natürlichen Flusslauf <strong>der</strong> Ems verläuft.<br />

Der DEK hatte vorrangig die Aufgabe die Eisenindustrie im Ruhrgebiet mit Kohle zu versorgen,<br />

gleichzeitig wurden aber auch Eisenerz, Getreide, Holz <strong>und</strong> Salz transportiert. Heute<br />

fällt <strong>der</strong> größte Anteil des transportierten Tonnenkilometers auf die Südstrecke mit <strong>der</strong> Anbindung<br />

an die Elbe <strong>und</strong> des Berliner Raumes. [3; 57]<br />

Mit Zunahme des Bedarfes wurden in bestimmten Abständen <strong>der</strong> DEK umgebaut. Die Querschnittsverän<strong>der</strong>ungen<br />

sind in <strong>der</strong> Abbildung 4.2 dargestellt. Neben den industriellen Gütern<br />

dient die Wasserstraße als Erholungsgebiet, für Freizeitaktivitäten <strong>und</strong> <strong>der</strong> Trinkwasserversorgung.<br />

[58]<br />

Solche Umbauten <strong>der</strong> Querschnittsgröße wurden aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Beanspruchungen, in Folge<br />

des erhöhten Verkehrs, notwendig. In <strong>der</strong> Abbildung 4.2 (b) wird die Muldenform gezeigt,<br />

welche den Angriff <strong>der</strong> Sohle, ausgehend von <strong>der</strong> Rückströmung, vermied. [23]<br />

Die Zuständigkeit obliegt den WSA Meppen, Rheine, Duisburg-Mei<strong>der</strong>ich <strong>und</strong> Emden, die<br />

dem WSD-West untergeordnet sind. [57]<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


4 Untersuchung eines Dammabschnittes im innerstädtischen Bereich <strong>der</strong> Stadt Lingen 48<br />

a<br />

b<br />

c<br />

1: 2.51: 4<br />

-2,00<br />

-1,00<br />

8,00<br />

600 t ± 0,00<br />

3,00 3,00 18,00<br />

3,00<br />

-3,25<br />

9,50<br />

1350 t<br />

± 0,00<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik<br />

-2,50<br />

40,00<br />

± 0,00<br />

-3,50<br />

-3,50<br />

-2,50<br />

-1,75<br />

-2,50<br />

1: 2 1: 3<br />

1: 40<br />

1: 40<br />

5,00 5,00 10,00 10,00 5,00 5,00<br />

10,50 24,00 10,50<br />

Abbildung 4.2: Unterschiedliche Querschnittsformen des DEK im Laufe <strong>der</strong> Zeit – (a) nach Fertigstel-<br />

lung 1899, (b) bis 1940, (c) ab 1950 nach [23]<br />

Unterhalb <strong>der</strong> Stadt Lingen entkoppelt sich <strong>der</strong> DEK vom natürlichen Flusslauf <strong>der</strong> Ems <strong>und</strong><br />

führt westlich an <strong>der</strong> Stadt vorbei. Die Lage des Kanals <strong>und</strong> des Flusses ist <strong>der</strong> Abbildung<br />

4.3 zu entnehmen. In diesem Bereich liegt <strong>der</strong> DEK in <strong>der</strong> Trasse des Vorläufers, dem alten<br />

Hanekenkanals. Vorwiegend ist <strong>der</strong> Kanal als Trapezprofil mit einer Böschungsneigung von<br />

1:3 ausgebaut.<br />

Untersuchungsgebiet<br />

Abbildung 4.3: Stadt Lingen mit Lage des Untersuchungsbereiches [1]<br />

3,00<br />

1: 4<br />

1: 2.5<br />

1: 3


4 Untersuchung eines Dammabschnittes im innerstädtischen Bereich <strong>der</strong> Stadt Lingen 49<br />

Das Gewässerbett wird nicht ausreichend durch ein Deckwerk geschützt. Aufgr<strong>und</strong> dieser<br />

Tatsache werden die Kanalseiten stark beansprucht, was sich durch eine Verringerung <strong>der</strong><br />

wasserseitigen Dammneigung <strong>und</strong> Kolkbildungen, vor allem in Bereichen <strong>der</strong> Häfen, äußert.<br />

Des Weiteren ist <strong>der</strong> benetzte Umfang nicht durch eine Dichtung gesichert, die zu Problemen<br />

<strong>der</strong> erhöhten Durchströmung – in Richtung Hinterland – <strong>und</strong> dadurch bedingt zum Verlust<br />

des Kanalwassers führen. Diesem Faktum ist es geschuldet, dass in einigen Bereichen die<br />

Standsicherheit stark gefährdet ist.<br />

4.3 Regionale Geologie <strong>und</strong> Hydrologie<br />

Bei <strong>der</strong> Untersuchung <strong>der</strong> Standsicherheit eines Erdbauwerkes an einem künstlichen o<strong>der</strong><br />

natürlichen Gewässers müssen die geologischen <strong>und</strong> hydrologischen Gegebenheiten hinreichend<br />

genau bekannt sein. Deshalb wird hier kurz auf die örtlichen Bedingungen (beson<strong>der</strong>s<br />

im Großraum Lingen) des von <strong>der</strong> Ems beeinflussten Gebietes eingegangen.<br />

4.3.1 Abriss des geologischen Aufbaus des Emslandes<br />

Das Emsland beschreibt die landseitige Fläche auf beiden Seiten des Flusses Ems <strong>und</strong> ist<br />

im Südwesten Nie<strong>der</strong>sachsen gelegen. Wie alle norddeutschen Gebiete wurde das Emsland<br />

durch den Wechsel zwischen Kalt- <strong>und</strong> Warmzeit massiv beeinflusst <strong>und</strong> gebildet. Aufgr<strong>und</strong><br />

des ständigen Wandels klimatischer <strong>Verhältnisse</strong> <strong>und</strong> den damit bedingten Gletschervorstoßes<br />

bei gleichzeitiger Geröll- <strong>und</strong> Sedimentumlagerungen bzw. -ablagerungen wird das heutige<br />

Bild <strong>der</strong> Stratigraphie beeinflusst.<br />

Als höchste Erhebungen zeichnen sich im Emsland die „Bentheimer Berge“ im Süden, die<br />

„Wilsumer Berge“ (Uelsener, Wilsumer <strong>und</strong> Itterbecker Höhen) im Westen, die Höhen von<br />

Lohne im Osten <strong>und</strong> schließlich die im SE gelegenen „Emsbürener Berge“ bzw. <strong>der</strong> „Emsbürener<br />

Höhenrücken aus. Mit Ausnahme <strong>der</strong> „Bentheimer Berge“ sind alle an<strong>der</strong>en Höhen<br />

durch das Zutagetreten des Tertiären geprägt. Bedingt des Saale-Glaziales <strong>und</strong> <strong>der</strong> sich vorschiebenden<br />

Gr<strong>und</strong>moräne fanden fluvatile als auch glazigene Ablagerungen in den Tälern<br />

statt, die aber durch Erosionserscheinungen <strong>und</strong> Abtragungen während des Eisrückganges<br />

nicht mehr als eine zusammenhängende Decke erkennbar sind. Diese noch in einigen Teilen<br />

bestehende Gr<strong>und</strong>moräne wird als stark sandiger Geschiebelehm aus wechselnd lehmigen<br />

bis sandigen Kiesen angesprochen. In tieferen Lagen besteht ein größerer Anteil an tonigschluffigen<br />

Komponenten <strong>und</strong> wird aufgr<strong>und</strong> des Kalkgehaltes als Geschiebemergel bezeichnet.<br />

[5]<br />

Die Berge in Bentheim wurden dagegen durch das Aufstellen von Sandsteinformationen aus<br />

<strong>der</strong> Kreide <strong>und</strong> vereinzelt durch Tonstein/Mergelstein des oberen Jura geformt. An den<br />

Sandsteinschollen legt sich <strong>der</strong> Unterkreide-Tonstein an <strong>und</strong> bildet die Basis <strong>der</strong> quartären<br />

Ablagerungen, die durch glazifluviatilen Sand/Kies mit unterlagertem Geschiebelehm <strong>und</strong><br />

überlagerten fluviatilen Sand des Weichsel-Glazials gekennzeichnet sind. In einigen Bereichen<br />

werden die fluviatilen Sandfolgen <strong>und</strong> in den sich talbildenden Kreidemassiven äolische<br />

Ablagerungen, wie Dünen <strong>und</strong> Flugsanden des Holozän, überlagert. [5]<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


4 Untersuchung eines Dammabschnittes im innerstädtischen Bereich <strong>der</strong> Stadt Lingen 50<br />

Neben den gestalterisch auffälligen Höhenzügen wird das restliche flache Emsland überwiegend<br />

durch eine Sand-Kies-Folge charakterisiert. Das Tertiäre liegt hier erst in einer Tiefe ab<br />

-20 m ü. NN <strong>und</strong> darunter an. Oberhalb des Tertiärs grenzt natürlicherweise die quartäre<br />

Schichtung an, dessen Basis aus stark lehmigen kiesigen Sanden besteht. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Lage wird sie <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>moräne, ausgehend von <strong>der</strong> Elstereiszeit, zugeordnet. Grob gesehen,<br />

wird die im Quartären oberhalb liegende Schichtenfolge in die Unteren Sande, Saalezeitliche<br />

Gr<strong>und</strong>moräne, Oberen Sande, Fluvioglaziale Sande, Eem-Interglaziale Ablagerungen,<br />

Talsande, Spätglaziale Ablagerungen <strong>und</strong> Flugsande eingeteilt. Der Untere Sand unterlagert<br />

die Saaleglaziale Gr<strong>und</strong>moräne <strong>und</strong> wurde fluvio-glazial o<strong>der</strong> glazi-fluviatil transportiert<br />

<strong>und</strong> sedimentiert. Es besteht vorrangig aus mittelkörnigen Sanden mit Beimengungen aus<br />

Fein- <strong>und</strong> Grobsanden. Aber auch Einlagerungen von Kiesbänken können in den Unteren<br />

Sanden vorkommen. Bei <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>moräne handelt es sich um sandig-kiesigen Lehm o<strong>der</strong><br />

auch lehmigen Sand in einer nicht mehr völlig erhaltenen durchgehend geschlossenen Decke.<br />

Über <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>moräne befinden sich die Oberen Sande, bestehend aus Sanden bis hin<br />

zu kiesigen Sanden. Des Weiteren werden sie als zu anlehmige bis schwachlehmige Sanden<br />

angesprochen. Sie wurden rein fluviatil abgelagert. [5]<br />

Die Fluvioglazialen Sande obliegen <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>moräne. Im Zusammenhang ihrer Petrographie<br />

unterscheiden sie sich dennoch nicht von den Unteren Sanden.<br />

Eem-Interglaziale <strong>und</strong> Spätglaziale Ablagerungen beschreiben in beiden Fällen humose bis<br />

torfige Einlagerungen bzw. Ablagerungen in <strong>der</strong> jeweiligen Zeitepoche. Unzweifelhaft ist es<br />

erfor<strong>der</strong>lich die organischen Anteile im Boden einer Bewertung in ihrer Mächtigkeit, Lage <strong>und</strong><br />

petrographischer Zusammensetzung zu unterziehen. Aus diesem Gr<strong>und</strong> wird mittels <strong>der</strong><br />

Abbildung 4.4 die flächenhafte Ausbreitung des Eem-Interglazials beschrieben. An dieser<br />

Stelle sei darauf hingewiesen, dass es sich lediglich um eine vermutete Ausdehnung nach<br />

Richter, die auf die Auswertung zahlreicher Bohrungen beruhen, handelt. [5]<br />

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4 Untersuchung eines Dammabschnittes im innerstädtischen Bereich <strong>der</strong> Stadt Lingen 51<br />

Abbildung 4.4: Das Emsland mit möglicher Ausdehnung des Eem-Interglazials nach [5]<br />

Der Talsand stellt den Hauptteil <strong>der</strong> sich im Emsland befindlichen Bodenart. Ihre Mächtigkeit,<br />

mit durchschnittlich 8-15 m nimmt von S nach N zu. In den „Bechtheimer Höhen“ legt sich<br />

<strong>der</strong> Talsand an das Kreidemassiv mit wenigen Metern an. Hinsichtlich <strong>der</strong> Petrographie lässt<br />

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4 Untersuchung eines Dammabschnittes im innerstädtischen Bereich <strong>der</strong> Stadt Lingen 52<br />

sich sagen, dass es sich um fein- bis mittelkörnige bis hinzu Grobsanden handelt, die schichtig<br />

– kreuzschichtig gelagert sind. Die Bildung des Talsandes erfolgte frühestens nach dem<br />

Saaleglazial wohl aber in <strong>der</strong> Weichseleiszeit, <strong>und</strong> legt sich damit auf die lehmige Gr<strong>und</strong>moräne.<br />

Mit dem Begriff Talsand werden sämtliche sandige Talfüllungen <strong>der</strong> großen norddeutschen<br />

Urstromtäler verstanden. [5]<br />

Zuoberst finden sich die Flugsande <strong>und</strong> Dünen, die sich äolisch in den Talsandräumen gebildet<br />

hatten. Hauptsächlich treten sie an Flussrandzonen des Ems- <strong>und</strong> Vechtetals auf. Damit<br />

erstreckt sich ihr Verlauf vorwiegend örtlich begrenzt auf beiden Seiten <strong>der</strong> Ems. Die sich<br />

bildende Form zeichnet sich durch einzelne Dünenrücken <strong>und</strong> ausgedehnter Dünenfel<strong>der</strong><br />

aus. Die Ems beeinflusste maßgeblich, durch die häufigen Flussbettverlagerungen, die Geologie<br />

des Emstals. Dazu trägt auch die starke Mäandrierung mit bei. An den Flussufern haben<br />

sich Steilufer gebildet, welche sich auf eine Eintiefung in das Pleistozäne rückzuführen<br />

lassen. In den Bereichen <strong>der</strong> Talauen werden gr<strong>und</strong>sätzlich Flusssande, bestehend aus<br />

Fein- bis Mittelsande, vorgef<strong>und</strong>en. Darüber hinaus liegen lehmige Flussablagerungen mit<br />

stark feinsandigen, stark tonigen <strong>und</strong> kalkfreien Bestandteilen an. Aufgr<strong>und</strong> des fehlenden<br />

Kalkes zählt es zum Auelehm. [5]<br />

Fluss- <strong>und</strong> Talsand<br />

Interglaziale Serie<br />

Saale-Gr<strong>und</strong>moräne<br />

Untere Sande<br />

GOK<br />

9,8m<br />

13,6m<br />

15,2m<br />

21,1m<br />

27,0m<br />

27,2m<br />

28,3m<br />

35,9m<br />

39,2m<br />

55,5m<br />

"Schluffiger Fein- bis Mittelsand"<br />

"Schwachtoniger Feinsand, etwas feinkiesig, z. T.<br />

mittel- bis grobsandig mit Holz"<br />

"Flachmoortorf mit Holz"<br />

"Torfiger Feinsand mit Faulschlamm"<br />

"Feinsand"<br />

"Schwarzer torfiger Sand"<br />

"Dunkelgrauer Feinsand mit Tonschichten"<br />

"Schwachtoniger - toniger Feinsand, z. T.<br />

schluffig, z. T. feinkiesig"<br />

"Steiniger Ton, mit Steinen von 20 cm Ø"<br />

"Toniger, schluffiger Feinsand"<br />

Abbildung 4.5: Schichtenverlauf eines bei Lingen abgeteufte Bohrung (Bohrarchiv des NLfB., Hanno-<br />

ver, Nr. 3409/71) nach [5]<br />

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4 Untersuchung eines Dammabschnittes im innerstädtischen Bereich <strong>der</strong> Stadt Lingen 53<br />

In unmittelbarer Nähe zur Stadt Lingen zeigt sich die Schichtenabfolge auf ähnlich Weise wie<br />

bisher beschrieben. Als Beispiel sei auf eine Tiefenbohrung bis in eine Tiefe von ca. 55,5 m<br />

in <strong>der</strong> Abbildung 4.5 hingewiesen.<br />

Die oberen zwei Schichten bilden den holozänen Flusssand <strong>und</strong> den Talsand, dem sich mit<br />

zunehmen<strong>der</strong> Tiefe die interglaziale Serie anschließt. Darunter folgt das ältere Fluvioglazial<br />

mit darunterliegen<strong>der</strong> Saale-Gr<strong>und</strong>moräne <strong>und</strong> Unteren Sanden. Zur Veranschaulichung<br />

zeigt die Abbildung 4.6 einen Querschnitt durch das Emstal mit einer WE-Ausrichtung. Daran<br />

ist die Schichtenfolge mit dem unten liegenden Tertiären <strong>und</strong> dem überlagerten Quartären<br />

(Pleistozän <strong>und</strong> Holozän) gut zu erkennen. Im Bezug <strong>der</strong> Querschnittsführung sei auf die<br />

Anl. 1.4 verwiesen. Des Weiteren werden in Anl. 4 einige Beispiele von Tiefenbohrungen im<br />

Bereich Lingens aufgezeigt. [5]<br />

Für das Verständnis, des geologischen Aufbaus <strong>und</strong> <strong>der</strong> leichteren Nachvollziehbarkeit des<br />

oben beschriebenen Schichtenverlaufes innerhalb des regionalen Einflussgebietes <strong>der</strong> Ems,<br />

ist <strong>der</strong> Anl. 2.1.1 ein Ausschnitt aus <strong>der</strong> geologischen Karte beigefügt.<br />

Abbildung 4.6: Geologischer Querschnitt durch das Emstal Nahe Lingen [25]<br />

Die Legende befindet sich auf <strong>der</strong> nächsten Seite<br />

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4 Untersuchung eines Dammabschnittes im innerstädtischen Bereich <strong>der</strong> Stadt Lingen 54<br />

4.3.2 Hydrologische & hydrogeologische <strong>Verhältnisse</strong><br />

Das Untersuchungsgebiet gehört zum Einzugsgebiet <strong>der</strong> Ems, welches eine Größe von<br />

ca. 9 000 km² [31] in Nie<strong>der</strong>sachsen aufweist. Maßgebend für die Beschreibung <strong>der</strong> <strong>hydrogeologischen</strong><br />

<strong>Verhältnisse</strong> ist <strong>der</strong> geologische Aufbau des Untergr<strong>und</strong>es verantwortlich. Für<br />

die Hydrologie erfolgt zweckmäßigerweise eine Einteilung in 5 Zonen, wobei sich das Hauptaugenmerk<br />

auf die Zone 3b (siehe Abbildung 4.7) konzentriert, in dem sich das Projekt befindet.<br />

Für nähere Erläuterungen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Zonen, sei auf [5] verwiesen. Im Bereich Lingens<br />

liegen vorwiegend Sande, Talsande <strong>und</strong> Kiese in größerer Mächtigkeit an. Bereits im<br />

Kap. 4.3 wurde darauf eingegangen. Während die Holozäne <strong>und</strong> die weichseleiszeitlichen<br />

schwach schluffigen Sande (Talsande) gering bis mäßige Durchlässigkeiten aufzeigen, werden<br />

die Spät- <strong>und</strong> Frühsaaleglaziale Sande mittel bis stark durchflossen. [5]<br />

Die Wasserscheide links <strong>der</strong> Ems fällt in Richtung SSE – NNW über die Emsbürener <strong>und</strong><br />

Löhne-Höhen. Rechts <strong>der</strong> Ems grenzt die Ems-Weser-Wasserscheide, von SE nach NW<br />

gerichtet, das Einzugsgebiet ein. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> geologischen Voraussetzung obliegt im gesamten<br />

Gebiet ein oberes Gr<strong>und</strong>wasserstockwerk, was größtenteils 20 bis 80 m mächtig ist.<br />

Weiterhin können bis zu vier GW-Stockwerke vorliegen, die meist untereinan<strong>der</strong> hydraulisch<br />

verb<strong>und</strong>en sind. Begründet wird die Tatsache mit den fehlenden o<strong>der</strong> unzureichenden bindigen<br />

Zwischenlagen. Der oberste Aquifer kann als ungespannt angenommen werden. [5]<br />

Hydraulische Beziehungen zwischen dem Gr<strong>und</strong>wasser <strong>und</strong> dem DEK wird laut RICHTER [5]<br />

ausgeschlossen. Nach neueren Erkenntnissen <strong>und</strong> Beobachtungen trifft diese Aussage jedoch<br />

nicht zu, da aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> starken Durchlässigkeit <strong>und</strong> dem hohen Wasserverlust im<br />

unmittelbaren Bereich ein erhöhter Gr<strong>und</strong>wasserstand festgestellt wird. Diese Tatsache wird<br />

im Kap. 4.4.3 einer näheren Untersuchung unterzogen.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich wird die wasserführende Schicht durch eine zuunterst liegende Gr<strong>und</strong>wassersohlschicht,<br />

bestehend aus mehr o<strong>der</strong> weniger tonig sandigen Schluffen bis hin zu Tonen<br />

<strong>und</strong> stark schluffigen Feinsanden eingefasst.<br />

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4 Untersuchung eines Dammabschnittes im innerstädtischen Bereich <strong>der</strong> Stadt Lingen 55<br />

Abbildung 4.7: Aufteilung <strong>der</strong> <strong>hydrogeologischen</strong> Flächenausbreitung durch Zonen <strong>und</strong> Darstellung<br />

<strong>der</strong> linksseitigen Wasserscheide <strong>der</strong> Ems nach [5]<br />

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4 Untersuchung eines Dammabschnittes im innerstädtischen Bereich <strong>der</strong> Stadt Lingen 56<br />

Das Wissen über die ungefähre Lage <strong>und</strong> Mächtigkeit <strong>der</strong> gr<strong>und</strong>wasserführenden Schichten<br />

ist für die Aufstellung eines Gr<strong>und</strong>wassermodells notwendig. Dieses Verständnis stellt aber<br />

nur einen Anteil dar. Darüber hinaus sind Kenntnisse über die Nie<strong>der</strong>schlagsmengen, künstlichen<br />

Entnahmen <strong>und</strong> Störzonen notwendig. Im Bereich Lingen herrscht ein mittlerer Jahresnie<strong>der</strong>schlag<br />

von 813 mm/a (wie in Abbildung 4.8 zu sehen), basierend auf <strong>der</strong> Auswertung<br />

<strong>der</strong> monatlichen Nie<strong>der</strong>schlagsmengen in einem Zeitraum von 1998-2007. Die ausführlichen<br />

Daten befinden sich in Anl. 7.2, die vom Deutschen Wetterdienst (DWD) zur Verfügung<br />

gestellt wurden.<br />

Der Nie<strong>der</strong>schlag ergibt sich aus den Anteilen <strong>der</strong> Evapotranspiration ET, dem Oberirdischem<br />

Ao <strong>und</strong> Unterirdischem Abfluss Au <strong>und</strong> <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung des in <strong>der</strong> ungesättigten <strong>und</strong><br />

gesättigten Zone gespeicherten Wassers σs. Daraus bildet sich wie folgt die Wasserhaushaltsgleichung:<br />

( Ao + Au)<br />

± s<br />

N = ET + σ<br />

(4.1)<br />

Selbstverständlich dürfen auch die Störzonen nicht unberücksichtigt bleiben. Damit sind vor<br />

allem die mit einem künstlichen <strong>und</strong> natürlichen Ursprunges gemeint. Natürliche Störzonen<br />

treten da auf, wo wasserführende Schichten durch nicht zusammenhängende bindige Materialien<br />

(z.B. Tonlinsen) unterbrochen werden, die eine Herabsetzung des Durchflusses bewirken<br />

können. Zu den künstlichen gehören beson<strong>der</strong>s die Drainagen, Grabenverfüllungen<br />

<strong>und</strong> Bauwerke. Speziell in Lingen existiert um den Stadtkern herum eine großflächige Grabenverfüllung<br />

mit innenliegendem Drainagerohr. Dieser ist nur im nördlichen Bereich als offener<br />

Graben ausgeführt. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> grobkörnigen Materialien entwässert noch ein Großteil<br />

des Innenstadtbereiches in den Graben, <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>um das Wasser zur Ems führt.<br />

Nie<strong>der</strong>schlagshöhe [mm/a]<br />

90,0<br />

80,0<br />

70,0<br />

60,0<br />

50,0<br />

40,0<br />

30,0<br />

20,0<br />

10,0<br />

Mittlerer Jahresnie<strong>der</strong>schlag (1998-2007)<br />

Mittlerer Jahresnie<strong>der</strong>schlag<br />

813,0 mm/a<br />

0,0<br />

Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />

Monat<br />

Abbildung 4.8: Höhe des Nie<strong>der</strong>schlages im Verlauf eines Jahres in Lingen aus Datensammlung des<br />

DWD<br />

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4 Untersuchung eines Dammabschnittes im innerstädtischen Bereich <strong>der</strong> Stadt Lingen 57<br />

4.4 Beschreibung des zu untersuchenden Kanaldammes<br />

Kernaufgabe ist die Findung <strong>und</strong> <strong>Optimierung</strong> einer geeigneten Sicherungs- <strong>und</strong> Sanierungsmaßnahme<br />

eines geschädigten Dammes. Im beson<strong>der</strong>en Maße besteht diese Untersuchung<br />

eines Dammabschnittes am DEK, <strong>der</strong> das direkt angrenzende bebaute Hinterland<br />

vom Kanal abgrenzt.<br />

4.4.1 Die Lage & Geometrie<br />

Der innerstädtische Damm befindet sich am rechten Ufer (Richtung Süd nach Nord) des<br />

DEK’s <strong>und</strong> grenzt im Süden an den „Alten“ <strong>und</strong> im Norden an den „Neuen Hafen“ an. Anhand<br />

<strong>der</strong> Abbildung 4.3 ist die Lage innerhalb <strong>der</strong> Stadt zu erkennen. Im Zuge des Projektes<br />

wird dieser Bereich als „Bögengebiet“ bezeichnet. Es liegt <strong>der</strong> gebogenen Form (siehe<br />

Anl. 1.2) die sich wie<strong>der</strong>um durch die Einfahrt in den „Alten Hafen“ ergibt, zu Gr<strong>und</strong>e. Geographisch<br />

lässt sich das Gebiet durch die in <strong>der</strong> Tabelle 4.2 aufgelisteten Gauß-Krüger-<br />

Koordinaten eingrenzen. Dabei kennzeichnet das Querschnittsprofil km-145.800 die südliche<br />

<strong>und</strong> das Profil km-146.230 die nördliche Grenze des zu untersuchenden Dammes. In <strong>der</strong><br />

Anl. 1.2 wird das Untersuchungsgebiet farblich (grün) hervorgehoben <strong>und</strong> die Lage <strong>der</strong> vermesstechnisch<br />

aufgenommenen Querprofile inklusive des Profils km-145.990 dargestellt. Für<br />

das Profil km-146.230 liegt keine Vermessung <strong>der</strong> Geometrie vor. Am Profil km-145.990 wird<br />

im weiteren Verlauf die Betrachtung <strong>der</strong> <strong>hydrogeologischen</strong> <strong>und</strong> statischen Situation vorgenommen,<br />

da in diesem Bereich <strong>der</strong> größte Schaden festgestellt wurde.<br />

Tabelle 4.2: Geographische Eingrenzung des Dammes mit Angabe <strong>der</strong> Gauß-Krüger-Koordinaten<br />

DEK-Kilometrierung Rechtswert* Hochwert*<br />

145.800 2589106,86 5821388,08<br />

145.990 2588934,62 5821369,84<br />

146.230 2588898,77 5821606,77<br />

* Die Hoch- <strong>und</strong> Rechtswerte entsprechen dem Schnittpunkt des Profils mit <strong>der</strong> Gewässerkante<br />

Die in <strong>der</strong> Tabelle 4.3 angegebenen Werte zeigen, dass die Dammkrone auf einer mittleren<br />

Höhe von ca. 23,08 m ü. NN liegt, mit Ausnahme des Rampenbereiches, <strong>der</strong> an die Leinpfadbrücke<br />

zur Überquerung <strong>der</strong> Einmündung in den „Alten Hafen“ anschließt. Somit besitzt<br />

<strong>der</strong> Damm eine durchschnittliche Höhe von 1,93 m gegenüber dem Dammhinterland. Der<br />

Spannweite des minimalen <strong>und</strong> maximalen Abstandes zwischen dem NW-Kanal <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Sickerwassergrabensohle beträgt 1,49 – 1,90 m.<br />

Der Damm wird durch eine ungefähre Böschungsneigung von 1:3 gekennzeichnet, die sich<br />

aber am wasserseitigen Dammfuß infolge mechanischer <strong>und</strong> hydraulischer Belastungen verringert<br />

hat. Vor allem im Bereich des Bögengebietes werden die Kriterien des Regelquerschnittes,<br />

beson<strong>der</strong>s die Breite des Dammes (Kronenbreite) mit ca. 3,0 bis 3,50 m, nach [50]<br />

nicht eingehalten. Ausführlich wird auf die For<strong>der</strong>ung seitens <strong>der</strong> WSD im Kap. 2.2.4 eingegangen.<br />

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4 Untersuchung eines Dammabschnittes im innerstädtischen Bereich <strong>der</strong> Stadt Lingen 58<br />

Tabelle 4.3: Höhenangabe des Dammverlaufes anhand <strong>der</strong> Querprofile<br />

Querprofil Wirtschaftsweg<br />

Höhe [m ü. NN]<br />

Tiefster Punkt am<br />

Sickergraben (Ursprungssituation)<br />

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Hinterland<br />

145.800 22,57 20,08 21,20<br />

145.825 25,00 19,95 21,20<br />

145.880 25,49 19,78 20,91<br />

145.925 25,31 19,76 20,97<br />

145.990 24,35 19,67 20,76<br />

146.060 23,89 19,95 21,58<br />

146.110 23,42 19,86 21,40<br />

146.135 23,24 19,87 21,37<br />

146.170 23,11 20,07 20,80<br />

146.215 22,72 - 21,20<br />

146.230 22,67 - 21,23<br />

4.4.2 Ergebnisse im Zuge <strong>der</strong> Erk<strong>und</strong>ung für das Profil DEK km-145.990<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> oben beschriebenen problematischen Situation im Dammhinterland wurde<br />

<strong>der</strong> Damm geologisch <strong>und</strong> hydrogeologisch im Jahr 2004 erk<strong>und</strong>et. Insgesamt wurden für<br />

die Erk<strong>und</strong>ung 9 gewerbliche Bohrungen (BK), 22 Bohrsondierungen (BS), 16 Rammsondierungen<br />

(DPL / DPM / DPH) <strong>und</strong> 8 Schürfe ausgeführt. Dabei fallen allein auf das Profil km-<br />

145.990 eine BK, zwei BS <strong>und</strong> eine DPL. Die BK4 wurde zusammen mit <strong>der</strong> Rammsondierung<br />

DPL13 von <strong>der</strong> Dammkrone aus abgeteuft. In einer Tiefe von 11 m unter GOK<br />

(13,44 m ü. NN) besitzt die BK4 ihre Bohrsohle. Dem gegenüber befinden sich beide Bohrsondierungen<br />

links <strong>und</strong> rechts <strong>der</strong> Sickerwassergrabenböschung <strong>und</strong> weisen eine Endtiefe<br />

von 4 m unter GOK auf. Das Querschnittsprofil, inklusive <strong>der</strong> Oberflächenprofilierung <strong>und</strong><br />

den Bohrprofilen ist in <strong>der</strong> Anl. 2.2.4 einsehbar. [37]<br />

Innerhalb <strong>der</strong> Erk<strong>und</strong>ung wurde zuoberst eine mehrere Meter dicke Auffüllung angetroffen,<br />

<strong>der</strong>en Schichtgrenze sich zwischen 20,24 m ü. NN (im Dammkörper) bis hin zu<br />

18,12 m ü. NN (Bereich des Entwässerungsgrabens) erstreckt. Im Verlauf des Dammes<br />

schwankt <strong>der</strong>en Mächtigkeit zwischen 1 bis 5,30 m. Unterhalb dieser Schicht stehen die<br />

Auesedimente an, die wie<strong>der</strong>um die Talsande überlagern. Mit einer Schichtdicke von 0,80<br />

bis 1,20 m zeigen die Auesedimente eine relativ geringe Mächtigkeit auf. Ihre Ausdehnung in<br />

Richtung des Hinterlandes endet in diesem Profilabschnitt bereits unterhalb des Entwässerungsgrabens.<br />

Gr<strong>und</strong> hierfür kann die stark anthropogene Beeinflussung sein. An <strong>der</strong> wasserseitigen<br />

Böschung werden die Auesedimente durch den Kanal durchschnitten, womit dadurch<br />

eine hydraulische Verbindung zwischen dem DEK <strong>und</strong> <strong>der</strong> wasserführenden Schicht<br />

gegeben ist. [37]<br />

[~]


4 Untersuchung eines Dammabschnittes im innerstädtischen Bereich <strong>der</strong> Stadt Lingen 59<br />

Bei <strong>der</strong> Auffüllung handelt es sich größtenteils um schwach schluffigen Fein- bis Mittelsand<br />

bis hin zu feinsandigen Schluff, <strong>der</strong> teilweise mit Ziegelbruch (BS3) durchsetzt ist. Darüber<br />

hinaus wurde eine starke Durchwurzelung festgestellt. Es wird <strong>der</strong> Bodengruppe [SU] bis hin<br />

zu [OH-UL] <strong>und</strong> [SU*] zugeordnet. Dabei ist diese Schicht mit einer Schlagzahl N10 bis max.<br />

15 Schlägen locker bis sehr locker gelagert. In einigen Tiefen, beson<strong>der</strong>s in Schichtwechselzonen,<br />

wurden auch N10 < 1 beobachtet, die auf Durchströmungskanäle aufgr<strong>und</strong> eines Erosionsgr<strong>und</strong>bruches<br />

hinweisen. Beson<strong>der</strong>s in dem Dammabschnitt oberhalb des km-145.990<br />

wurde diese Erscheinung festgestellt. Aufgr<strong>und</strong> des Rammprotokolls <strong>der</strong> DPL13 in <strong>der</strong><br />

Anl. 2.2.4, erscheint es, dass hauptsächlich <strong>der</strong> Damm im Bereich zwischen 19,94 m ü. NN<br />

<strong>und</strong> 20,74 m ü. NN von solchen Strömungskanälen durchzogen ist. [37]<br />

Die holozänen Auesedimente bzw. Flusssande wurden als schwach schluffig – schluffige<br />

Fein- bis Mittelsand mit humosen Bestandteilen angesprochen. Dieser Zone sind reine<br />

Schlufflinsen eingelagert. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> geringen Durchlässigkeit bilden die Flusssande örtlich<br />

eine leicht bindige Deckschicht aus, die ausreichend ist das darunter befindliche Gr<strong>und</strong>wasser<br />

mit einem gering hydraulischen Druck zu versehen. Mit einer leichten Neigung fällt<br />

die Schicht vom Kanal aus in Richtung des Dammhinterlandes. In Abhängigkeit des Gr<strong>und</strong>wasserspiegels<br />

schwankt <strong>der</strong> Bildsamkeitsbereich des Bodens zwischen weicher <strong>und</strong> steifer<br />

Konsistenz. Bereits in <strong>der</strong> Tiefe von 19,44 m ü. NN (BK4) <strong>und</strong> 18,40 m ü. NN (BS3) konnte<br />

<strong>der</strong> Übergang zu den darunter liegenden Talsanden erbohrt werden. [37]<br />

Wie schon im Kap. 4.3.1 erwähnt, erstreckt sich über große Teile des Emslandes, so wie<br />

auch hier unterhalb des Dammes, <strong>der</strong> pleistozäne Talsand, <strong>der</strong> durch die Weichseleiszeit<br />

geformt wurde. Als Hauptbestandteil gilt in dieser Schicht ein feinsandiger, schwach grobsandiger<br />

Mittelsand. Im Zusammenhang dieser Erk<strong>und</strong>ung konnte nicht die untere Schichtgrenze<br />

erbohrt werden. Trotzdem unterlagert <strong>der</strong> Geschiebemergel / -lehm die Talsande <strong>und</strong><br />

bildet somit den oberen Gr<strong>und</strong>wasserstauer. Diese Tatsache ist damit begründet, dass infolge<br />

von Tiefenbohrungen im Stadtbereich diese Schicht angetroffen werden konnte. Zur Verdeutlichung<br />

des Schichtenverlaufes sei auf die Anl. 2.2.1 hingewiesen.<br />

Während <strong>der</strong> Erk<strong>und</strong>ung wurde das durch die Auesedimente gespannte Gr<strong>und</strong>wasser am<br />

06.10.2004 auf 19,14 m ü. NN angebohrt, welches sich ein paar Tage später auf einer Höhe<br />

von 18,34 m ü. NN innerhalb des Dammkernes einstellte. An den Böschungen des Entwässerungsgrabens<br />

lag <strong>der</strong> Wasserspiegel des Gr<strong>und</strong>wassers bei 20,43 m ü. NN an <strong>der</strong> Dammflanke<br />

<strong>und</strong> bei 19,85 m ü. NN an <strong>der</strong> Seite des Hinterlandes. Die letzten beiden Gr<strong>und</strong>wasserstände<br />

wurden nach dem Ausbau <strong>der</strong> Sondierbohrungen zur GW-Messstellen erfasst.<br />

Der GW-Spiegel ist auf die Entspannung des Gr<strong>und</strong>wasserleiters aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> fehlenden<br />

bindigen Deckschicht zurückzuführen.<br />

Nach <strong>der</strong> DIN 4020 <strong>und</strong> den Ergebnissen aus Feld- <strong>und</strong> Laborversuchen konnten den Böden<br />

charakteristische Kenngrößen <strong>und</strong> Klassifizierungen zugeordnet werden, die in <strong>der</strong> nachstehenden<br />

Tabelle 4.4 zusammengestellt sind. Die Kornverteilungen <strong>der</strong> jeweiligen Schichten<br />

sind in <strong>der</strong> Anl. 3 enthalten. Diese Kennwerte dienen im weiteren Verlauf dem Aufstellen ei-<br />

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4 Untersuchung eines Dammabschnittes im innerstädtischen Bereich <strong>der</strong> Stadt Lingen 60<br />

nes FEM-Modells zur Betrachtung <strong>der</strong> hydraulischen <strong>Verhältnisse</strong>, die zur Schädigung geführt<br />

haben <strong>und</strong> <strong>der</strong> Untersuchung einer Sanierungsvariante.<br />

Tabelle 4.4: Zusammenstellung <strong>der</strong> nach DIN 18196 <strong>und</strong> DIN 1055-2 abgeleiteten Bodenkennwerte<br />

<strong>und</strong> Klassifizierungen nach [37]<br />

Kenngrößen / Klassifizierung<br />

Bodengruppe<br />

DIN 18196<br />

Bodenklasse<br />

DIN 18300<br />

Formelzeichen Auffüllung Auesedimente Talsande<br />

[SE, SU, SU*,<br />

OH]<br />

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[GE] SE, SU, SU*, OH<br />

3 – 4 (OH = 1,5) 3 3 – 4<br />

Feuchtwichte γk [kN/m³] 17 18 19<br />

Wichte unter Auftrieb γk’ [kN/m³] 10 10 10<br />

Innerer Reibungswinkel<br />

Kohäsion<br />

Durchlässigkeit<br />

ϕ’<br />

ϕk’<br />

c’<br />

ck’<br />

kf<br />

kfh<br />

kfh/kfv<br />

[°]<br />

[kN/m²]<br />

27,5 – 30,0<br />

30<br />

0 – 5,0<br />

0<br />

40<br />

0 – 10,0<br />

0<br />

[m/s] 10 -5 10 -6<br />

27,5 – 32,5<br />

32,5<br />

0<br />

10 -6 – 10 -8<br />

10 -4 – 10 -8<br />

10 - 1000<br />

In Verbindung mit dem Profil km-145.990 wird auch ein repräsentativer hydrogeologischer<br />

Querschnitt durch die Stadt in Anl. 2.2.2 gezeigt, die durch Hinzunahme von Tiefenbohrungen<br />

aus LBEG [52] <strong>und</strong> <strong>der</strong> Korrelation mit dem Schnitt S1 (siehe Abbildung 4.6) dargestellt<br />

werden konnte.<br />

4.4.3 Die Situation des Dammes vor <strong>der</strong> Sicherung<br />

Die an dem Damm angrenzenden Gr<strong>und</strong>stücke, beson<strong>der</strong>s im Abschnitt des Profils km-<br />

145.990 zeigten starke Vernässungserscheinungen auf. Teilweise stand das Wasser oberhalb<br />

<strong>der</strong> Geländeoberkante (Qualmwasser) bzw. in den Kellern an. Im offenen Sickerwassergraben<br />

wurden Quelltrichter mit einem Austrag von Sand aus dem Damm festgestellt. In<br />

<strong>der</strong> Abbildung 4.9 werden zwei <strong>der</strong> vorgef<strong>und</strong>enen Dammschäden gezeigt. Dieser Umstand<br />

führte zur Untersuchung <strong>der</strong> Ursache, für die eigens ein Gutachten in Auftrag gegeben wurde.<br />

[37]<br />

Der Bau des Kanals ist durch eine ungedichtete Kanalsohle <strong>und</strong> Uferlinie gezeichnet. Lediglich<br />

wurde für die Sicherung vor Kolken eine einfache Stein- <strong>und</strong> Schlagschüttung aufgebracht.<br />

Das Material des Dammes an sich stammt aus dem entstehenden Kanalbett, welches<br />

zu einem Dammkörper aufgespült wurde. Dadurch bedingt wurde die geringmächtige<br />

Bodenschicht <strong>der</strong> schluffigen Flusssande (Auesedimente) durchstoßen, was das hydraulische<br />

Zusammenspiel mit den gr<strong>und</strong>wasserführenden Talsanden zur Folge hatte. Zur Sickerwasserfassung<br />

wurde am landseitigen Dammfuß ein offener Graben ausgeführt, <strong>der</strong><br />

ebenfalls eine Schwächung <strong>der</strong> bindigen Deckschicht nach sich zog.


4 Untersuchung eines Dammabschnittes im innerstädtischen Bereich <strong>der</strong> Stadt Lingen 61<br />

Abbildung 4.9: Aufgetretene Dammschädigungen – Bildung von Quelltrichtern im Entwässerungsgra-<br />

ben (links) <strong>und</strong> Oberflächenerosion an landseitiger Dammböschung (rechts) (geotechnik<br />

ingenieure witt-jehle-kriechbaum)<br />

Hinzu kommt <strong>der</strong> Umstand, dass entlang des Kanals ursprünglich Feuchtgebiete <strong>und</strong> Teiche<br />

existierten. Diese wurden im Laufe <strong>der</strong> Zeit verfüllt <strong>und</strong> überbaut. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Inhomogenität<br />

<strong>und</strong> wasserführenden Wirkung <strong>der</strong> Auffüllung haben sie einen nicht zu unerheblichen Einfluss<br />

auf den WSPGW. Zudem erstreckt sich im Stadtgebiet ein Netz von teilverfüllten Entwässerungsgräben<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> alte Stadtgraben, <strong>der</strong> zum einen Teil verrohrt ausgebildet <strong>und</strong><br />

zum an<strong>der</strong>en Teil verfüllt worden ist. [37]<br />

Direkt an <strong>der</strong> Dammkrone <strong>und</strong> -flanken wird <strong>der</strong> Bewuchs durch das Vorhandensein von<br />

Bäumen 1. Ordnung <strong>und</strong> Büschen charakterisiert. Solch ein Bewuchs ist nach MSD an Binnenwasserstraßen<br />

hinsichtlich <strong>der</strong> Standsicherheit nicht zulässig. Die Auswirkungen <strong>und</strong><br />

Vorschrift wurden bereits im Kap. 2.3.3 erläutert. Eine vollflächig geschlossene Grasnarbe<br />

liegt nicht vor. [42]<br />

Mit Einbeziehung <strong>der</strong> geologischen Erk<strong>und</strong>ung (siehe Kap. 4.4.2) lassen sich die Ursachen<br />

für die Vernässung verifizieren. Die Schwächung bis hin zum Fehlen <strong>der</strong> bindigen Schicht<br />

oberhalb <strong>der</strong> Talsande ermöglicht ein zusätzlichen Wasserzutritt <strong>und</strong> damit eine Speisung<br />

des Gr<strong>und</strong>wassers. Somit wurde die allgemeine Fließrichtung des Gr<strong>und</strong>wassers zur Ems<br />

geän<strong>der</strong>t <strong>und</strong> <strong>der</strong> GW-Haushalt in diesem Bereich beeinflusst. Dies wurde auch durch den<br />

Vergleich zwischen den Parametern (z.B. ph-Wert, Leitfähigkeit, Temperatur) des unbeeinflussten<br />

GW (im Stadtzentrum), dem GW im Bögengebiet <strong>und</strong> dem Kanalwasser nachgewiesen.<br />

Unterhalb des Sickerwassergrabens lag eine größere Strömungskraft als die ihm entgegenwirkende<br />

Gewichtskraft vor (artesischer Druck), womit ein Aufbrechen <strong>der</strong> Schicht <strong>und</strong><br />

das Herauslösen von Bodenteilchen verb<strong>und</strong>en waren. In diesem Bereich liegt kein wirksamer<br />

Filter vor, womit eine Erosionssicherheit nur auf Gr<strong>und</strong>lage des anstehenden Bodens<br />

gewährleistet wäre. Dadurch konnte sich eine rückschreitende Erosion (Piping), vornehmlich<br />

an <strong>der</strong> Grenzschicht zwischen Talsand <strong>und</strong> Auesediment einstellen. Darüber hinaus begünstigen<br />

die Wurzelkanäle die Bildung solcher Strömungskanäle in dem erosionsempfindlichen<br />

Boden. Auch die Bildung <strong>der</strong> Qualmtrichter weist auf eine Untergrun<strong>der</strong>osion hin. [40]<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


4 Untersuchung eines Dammabschnittes im innerstädtischen Bereich <strong>der</strong> Stadt Lingen 62<br />

Aber nicht nur <strong>der</strong> Talsand wird von Wasser durchströmt, son<strong>der</strong>n auch die beiden überla-<br />

gerten Bodenschichten – Auesediment <strong>und</strong> Auffüllung. Obwohl die Auesedimente als bindige<br />

Deckschicht fungieren, werden durch eingelagerte kiesige Störzonen Wasser geführt.<br />

Im Zuge <strong>der</strong> Begutachtung wurde die Dammsituation hinsichtlich möglichen Materialtransportes,<br />

hydraulischen Gr<strong>und</strong>bruch <strong>und</strong> Erosion bewertet. Aufgr<strong>und</strong> des gleichförmigen Materials<br />

mit U ≤ 8 (siehe Kap. 3.3) gilt <strong>der</strong> Boden als suffosionssicher. Die Sicherheit gegen hydraulischen<br />

Gr<strong>und</strong>bruch wird nicht nachgewiesen, da es die Sicherheit von η ≥ 2 im großen<br />

Maße unterschreitet. Der anstehende Boden (enggestufter Sand) ist im Allgemeinen erosionsempfindlich,<br />

zumal auch <strong>der</strong> kritische Gradient überschritten wurde. Für die Auesedimente<br />

ist dies, aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Bindungskräfte, nicht zutreffend. Der Abbau des hydraulischen Druckes<br />

findet durch den kurzen Sickerweg nicht statt. Wegen <strong>der</strong> fehlenden flächigen Grasnarbe<br />

kann eine Oberflächenerosion nicht ausgeschlossen werden. [40, 39]<br />

4.4.4 Beschreibung <strong>der</strong> Maßnahmen zur Sicherung des Dammes<br />

Die in Kap. 4.4.3 aufgeführten Dammschädigungen gefährdeten maßgeblich die Standsicherheit<br />

des Dammes, die eine Sofortmaßnahme bedurften. Insgesamt wurden in dem betroffenen<br />

Gebiet eine Sicherungs- <strong>und</strong> eine Sanierungsmaßnahme vollzogen. Zu allererst<br />

betraf es die Verhin<strong>der</strong>ung des fortlaufenden Piping-Prozesses <strong>und</strong> die Gewährleistung einer<br />

hinreichenden Sicherheit gegen hydraulischen Gr<strong>und</strong>bruch.<br />

Hierfür wurde <strong>der</strong> offene Entwässerungsgraben mit einem Auflastdrän <strong>und</strong> innenliegendem<br />

Sickerwasserrohr überbaut (siehe Abbildung 4.10). Damit war wie<strong>der</strong> ein hinreichend großer<br />

Wi<strong>der</strong>stand gegen die anstehende Strömungskraft gegeben <strong>und</strong> somit die Gefahr des hydraulischen<br />

Gr<strong>und</strong>bruches minimiert. Weiterhin führte das installierte Wasserbauvlies zur Verhin<strong>der</strong>ung<br />

des anhaltenden Materialtransportes (Erosionen) aus dem Damm. Auch die Böschungsstandsicherheit<br />

in <strong>der</strong> tiefen Gleitfuge konnte dadurch erhöht werden. [39]<br />

Abbildung 4.10: Lage <strong>und</strong> Aufbau des Auflastfilters (Sofortmaßnahme) [39]<br />

Letztendlich war mit dieser Maßnahme eine sofortige Steigerung <strong>der</strong> Standsicherheit gegeben.<br />

Mit dem Auflastdrän verringerte sich ebenfalls <strong>der</strong> hydraulische Gradient i, da zum einem<br />

die Höhendifferenz zwischen dem Kanalwasserspiegel <strong>und</strong> dem Sickerwasserrohr ab-<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


4 Untersuchung eines Dammabschnittes im innerstädtischen Bereich <strong>der</strong> Stadt Lingen 63<br />

nahm <strong>und</strong> <strong>der</strong> Sickerweg unterhalb des Dammes vergrößerte. Dennoch hatte diese Sicherung<br />

eine negative Begleiterscheinung zur Folge. Sowie das Sickerwasser aus dem Kanal<br />

als auch das Gr<strong>und</strong>wasser aus dem Hinterland wurde aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Strömungskraft an Stellen<br />

durchlässiger Bereiche (Gr<strong>und</strong>stücke hinter dem Entwässerungsgraben) geleitet. Dort<br />

entspannte sich <strong>der</strong> Wasserdruck mit einem Wasserspiegelanstieg von r<strong>und</strong> 0,3–0,4 m, entsprechend<br />

dem Niveau von ~20,60 - 20,70 m ü. NN. Im Vergleich zur Höhe <strong>der</strong> GOK<br />

(Tabelle 4.3, Spalte 4) ist es ersichtlich, dass nur wenige Zentimeter unterhalb des Geländes<br />

das Gr<strong>und</strong>wasser dauerhaft anstand. Das hohe GW-Niveau bewirkte eine Sättigung des Bodens<br />

(Vernässung), dass die Versickerung von zusätzlich anfallenden Wasser (NS) erschwerte<br />

<strong>und</strong> somit den WSP nochmals erhöhte. Dadurch stand auch teilweise oberhalb des<br />

Geländes Wasser an. Die damit verb<strong>und</strong>ene erhebliche Nutzungseinschränkung <strong>der</strong> Liegenschaften<br />

erfor<strong>der</strong>te eine erneute Lösungsfindung, die mit dem 2. Sanierungskonzept bewerkstelligt<br />

werden sollte. [39]<br />

Das Sanierungskonzept zeichnet sich durch den Bau einer in Reihe geschalteten Entspannungsbrunnenanlage<br />

aus. Diese Anlage umfasst eine Gesamtzahl von 13 Brunnen mit jeweils<br />

einem Durchmesser von > 320 mm <strong>und</strong> ist im Bögengebiet zwischen den Profilabschnitten<br />

km-154.880 <strong>und</strong> 146.170 gelegen. Somit enthält es eine Ausdehnung, entlang des<br />

Kanaldammes, von ca. 120 m. Mit einer Tiefe von 6–8 m reichen sie in den Gr<strong>und</strong>wasserleiter<br />

<strong>der</strong> Talsande hinein. Sie dienen <strong>der</strong> Entspannung des artesischen Druckes ausgehend<br />

von dem unter den Auesedimenten strömenden Gr<strong>und</strong>wassers. Ebenso befindet sich <strong>der</strong><br />

Profilabschnitt km-145.990 in <strong>der</strong> Entspannungszone, in <strong>der</strong> ungefähr alle 10–12 m ein Entspannungsbrunnen<br />

installiert ist. [41]<br />

Abbildung 4.11: Lage <strong>und</strong> Querschnitt eines Entspannungsbrunnens (Sanierungsmaßnahme) [38]<br />

Die gezielte künstliche Entspannung führte zur deutlichen GW-Absenkung in Größenordnung<br />

mehrerer Dezimeter (ca. 0,3–0,4 m) auf eine höhenmäßigen Lage von 20,20 m ü. NN. Infol-<br />

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4 Untersuchung eines Dammabschnittes im innerstädtischen Bereich <strong>der</strong> Stadt Lingen 64<br />

gedessen liegt <strong>der</strong> Wasserspiegel des Gr<strong>und</strong>wassers wie<strong>der</strong> weit unterhalb des Geländes<br />

<strong>und</strong> zeigt damit, dass <strong>der</strong> Vernässung erfolgreich entgegengewirkt werden konnte. Die Sicherheit<br />

η <strong>der</strong> Entspannungsbrunnen ist mit 1 behaftet. Diese Tatsache ist damit begründet,<br />

dass bereits beim Ausfall o<strong>der</strong> Absperrung eines einzigen Entspannungsbrunnen direkte<br />

Auswirkungen auf den Gr<strong>und</strong>wasserhaushalt festzustellen sind. Es wird durch den Wasserspiegelanstieg<br />

angezeigt.<br />

Die beiden Maßnahmen bewirken eine vorübergehende Sicherung des Dammes <strong>und</strong> verhin<strong>der</strong>n<br />

ein Anhalten <strong>der</strong> Vernässung bzw. ermöglichen eine „Trockenlegung“ <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>stücke<br />

hinter dem Damm. Dennoch stellen sie keine Endlösung für eine dauerhafte Dammsicherung,<br />

aufgr<strong>und</strong> von weiterhin vorhandenen Störzonen innerhalb des Bauwerkes dar.<br />

Der Unterschied <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>wasserstände in Abhängigkeit <strong>der</strong> einzelnen Maßnahmen <strong>und</strong><br />

des Ausgangszustandes wird im nächsten Kapitel separat beschrieben.<br />

4.4.5 Gr<strong>und</strong>wasserverhältnisse in Abhängigkeit <strong>der</strong> Dammsituation<br />

Der anstehende Boden im angrenzenden Dammbereich des „Bögengebietes“ erweist sich<br />

gegenüber Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bodenstruktur mit einhergehen<strong>der</strong> Strömungsdruckbeeinflussung<br />

als sehr empfindlich. Das äußert sich durch Lage des Wasserspiegelhorizontes infolge <strong>der</strong><br />

zwei Sicherungs- bzw. Sanierungsmaßnahmen mit Blick auf die Ausgangssituation. Um die<br />

Auswirkungen auf das Gr<strong>und</strong>wasser kontrollieren <strong>und</strong> danach hinsichtlich <strong>der</strong> Effektivität<br />

bewerten zu können, wurden in bestimmten Abständen anhand ausgewählter Pegel Stichtagsmessungen<br />

durchgeführt. Unter an<strong>der</strong>em gehören dazu die Stichtagsmessung vom<br />

30.10.2004, 17.01. <strong>und</strong> 02.08.2005. Dabei bezieht sich die erste Messung auf die Ausgangssituation<br />

(vor sämtlichen Sicherungsmaßnahmen). Die zweite Messung spiegelt die<br />

Auswirkung auf das Gr<strong>und</strong>wasser durch den Bau des Auflastfilters wie<strong>der</strong>. Am 02.08.2005<br />

erfolgte die Messung nach Installation <strong>der</strong> Entspannungsbrunnen. Mit Hilfe dieser erfassten<br />

GW-Stände (siehe Anl. 7.3) konnte das vorhandene Gr<strong>und</strong>wassernetz mit Hilfe des Programms<br />

„Surfer“ als Gr<strong>und</strong>wassergleichen in interpolierter Form dargestellt werden. Die dazu<br />

gehörige Karte mit den Gleichen ist <strong>der</strong> Anl. 1.3 beigefügt. Im Bereich des DEK’s ist <strong>der</strong><br />

Verlauf <strong>der</strong> GW-Gleichen nicht korrigiert worden, da es keinen signifikanten Einfluss auf die<br />

Betrachtung <strong>der</strong> Auswirkungen bezüglich <strong>der</strong> einzelnen Maßnahmen existiert.<br />

Mit <strong>der</strong> Karte sollen zum einem die Effekte <strong>der</strong> einzelnen Maßnahmen gezeigt werden. Des<br />

Weiteren spielen die daraus gewonnenen Erkenntnisse eine Rolle für die Aufstellung eines<br />

hinreichend genauen FEM-Modells. Beson<strong>der</strong>s im gewählten Profilabschnitt km-145.990 ist<br />

eine große Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> GW-Höhen festzustellen. Dabei umfasst es einen Schwankungsbereich<br />

von ca. 0,1 m <strong>und</strong> 0,4 m. Im Zusammenhang <strong>der</strong> Entspannungsbrunnen ist<br />

eine Art Gr<strong>und</strong>wassertrichter zu beobachten, die im Allgemeinen dem Verlauf des Ausgangzustandes<br />

auf einem niedrigeren Niveau entspricht. Dennoch stellt <strong>der</strong> Lageplan <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>wassergleichen<br />

nur eine ungefähre Entwicklung dar, weil nur in Dammnähe ein enges<br />

Messnetz vorhanden ist <strong>und</strong> die Lage <strong>der</strong> Gleichen auf <strong>der</strong> Interpolation beruht.<br />

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4 Untersuchung eines Dammabschnittes im innerstädtischen Bereich <strong>der</strong> Stadt Lingen 65<br />

Im Hinblick auf das aufzustellende FEM-Modell dient die Karte vorrangig <strong>der</strong> Beurteilung, an<br />

welchem Punkt bzw. Abstand zum DEK die Einflussnahme des Kanalwassers auf das<br />

Gr<strong>und</strong>wasser nicht mehr gegeben ist. Dieses Ergebnis ist deshalb notwendig, um die Länge<br />

des Modells mit <strong>der</strong> Randbedingung eines feststehenden GW-Horizontes bestimmen zu<br />

können. Damit wird eine Rückkopplung innerhalb des Models ausgeschlossen, die ansonsten<br />

wesentlich die Eichung des Modells <strong>und</strong> die Ergebnisse beeinflusst.<br />

Ein nahezu gleicher Gr<strong>und</strong>wasserspiegel kann in einem Abstand von ca. 300 m beobachtet<br />

werden. Dort befinden sich alle drei Gleichen an einer Stelle. Die kleinen Schwankungen<br />

können mit den entsprechenden Witterungserscheinungen zeitlich bedingt sein.<br />

4.5 Das FEM-Modell zur <strong>hydrogeologischen</strong> Untersuchung<br />

In den vorigen Kapiteln ist bereits die bestehende Problematik des Dammzustandes des in<br />

<strong>der</strong> Ortschaft Lingen gelegenen Kanalseitendammes erörtert worden. Daraufhin fanden Sicherungsmaßnahmen<br />

in Form eines Auflastfilters <strong>und</strong> die gesteuerte Druckentlastung mittels<br />

Entspannungsbrunnen statt. Zum Herausfinden einer optimalen <strong>und</strong> beständigen Sanierungsvariante<br />

werden mit Hilfe des numerischen Programms SS-Flow2D die anliegenden<br />

hydraulischen <strong>Verhältnisse</strong> simuliert. Für eine hinreichend genaue Abbildung des Potentialnetzes<br />

ist es unerlässlich, das Modell an reale Bedingungen zu eichen.<br />

4.5.1 Aufstellen des FEM Modells (SS-Flow2D)<br />

Im ersten Schritt zum Aufstellen des Modells werden die notwendigen Modellgeometrien <strong>und</strong><br />

Randbedingungen festgelegt. Das Modell basiert im direkten Dammbereich auf den messtechnisch<br />

aufgenommenen Querschnittsabmessungen für das Profil DEK km-145.990 aus<br />

dem Gutachten [37]. Ausgehend von <strong>der</strong> Auswertung <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>wasser-Gleichen im Kap.<br />

4.4.5 wird <strong>der</strong> landseitige Modellrand dort fixiert, bei dem eine ungefähre Übereinstimmung<br />

<strong>der</strong> Gleichen – aus den drei Stichtagsmessungen – vorliegt. Dieser Fall wird in einer Entfernung<br />

von ca. 300 m – gemessen von Kanalmitte – beobachtet. Mit Berücksichtigung dieser<br />

identischen Gr<strong>und</strong>wasserspiegel wird eine hydraulisch bedingte Rückkopplung ausgeschlossen.<br />

An dieser Modellgrenze wird in die Tiefe ein gleichwertiges Potential von 20,30 m ü. NN<br />

angesetzt.<br />

Zum Unterschied dazu spiegelt <strong>der</strong> wasserseitige Modellrand die Kanalachse wie<strong>der</strong>, weil es<br />

sich bei <strong>der</strong> Strömungsrichtung – wie in Abbildung 2.11 Fall c darstellt – als eine aus dem<br />

Kanal symmetrische Gr<strong>und</strong>wasserströmung infolge des anstehenden durchlässigen Untergr<strong>und</strong>es<br />

handelt. Die Untergr<strong>und</strong>strömung wird vor allem durch den hydraulischen Höhenunterschied<br />

zwischen WSPKanal <strong>und</strong> WSPGW gekennzeichnet. Das Potential, entlang <strong>der</strong> Kanalsohle<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> unterhalb <strong>der</strong> Wasserlinie befindlichen Dammböschung, entspricht <strong>der</strong> Wasserspiegelhöhe<br />

im Kanal. Zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Stichtagsmessung befand sich <strong>der</strong> WSPKanal auf<br />

gleicher Höhe zum Normalwasser (NW). Dadurch ergibt sich ein Potential von<br />

21,57 m ü. NN.<br />

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4 Untersuchung eines Dammabschnittes im innerstädtischen Bereich <strong>der</strong> Stadt Lingen 66<br />

Die Lage <strong>der</strong> einzelnen Schichten beruht auf <strong>der</strong> Baugrun<strong>der</strong>k<strong>und</strong>ung <strong>und</strong> ist <strong>der</strong> Anl. 2.2.1<br />

entnommen. Dabei weist <strong>der</strong> GW-Leiter (Talsand) eine ungefähre Mächtigkeit von 11,0 m<br />

über das gesamte Modell auf. Die <strong>der</strong> Talsand überlagerten Schicht <strong>der</strong> Auesedimente besitzt<br />

nur eine geringe Dicke von 1,0–1,5 m, die bereits unterhalb des Entwässerungsgrabens<br />

ausläuft. Als oberste Schicht obliegt die Auffüllung, mit einer gleichmäßig verteilten Mächtigkeit<br />

von 2,0–2,5 m. Den einzelnen Schichten wird in erster Betrachtung ein Durchlässigkeitswert<br />

kf entsprechend <strong>der</strong> Tabelle 4.5 beigemessen.<br />

Tabelle 4.5: Durchlässigkeitswerte für erste Modellbetrachtung anhand von [37] <strong>und</strong> Erfahrungswerten<br />

Bodenschicht horizontale Durchlässigkeit vertikale Durchlässigkeit<br />

Auffüllung / Oberboden 1,00 · 10 -5 5,00 · 10 -6<br />

Auesediment 1,00 · 10 -6 1,00 · 10 -8<br />

Talsand 1,00 · 10 -4 4,00 · 10 -5<br />

Geschiebemergel/ -lehm 1,00 · 10 -9 1,00 · 10 -9<br />

Über das Modell wird ein gleichmäßiges Netz mit einer zunehmend größer werdenden Maschenweite<br />

gelegt. Bis in eine Entfernung von 200 m besitzt das Raster eine Abmessung von<br />

1x1 m, das sich mit zunehmendem Abstand auf 1x2 <strong>und</strong> 2x2 m aufweitet. Die Ausgabe exakter<br />

Ergebnisse unterliegt einer sinnvollen Verfeinerung des FEM-Netzes. Dafür wird zunächst<br />

das Modell einer Untersuchung auf die Notwendigkeit <strong>der</strong> Diskretisierung unterzogen. Hierfür<br />

wird das Modell in mehreren Schritten im Bereich des Dammes <strong>und</strong> bis zu 55,0 m (von Kanalmitte)<br />

verfeinert. Die bei den jeweiligen Verfeinerungsschritten sich ergebenen Wassermengen<br />

dienen daraufhin zum Vergleich. Im Zusammenhang <strong>der</strong> in Abbildung 4.12 aufgetragenen<br />

Kurve suggeriert erst einmal die Erfor<strong>der</strong>nis <strong>der</strong> Maschenverfeinerung, die aber bei<br />

quantitativer Betrachtung <strong>der</strong> Wassermenge auf einen Verzicht <strong>der</strong> großflächigen Diskretisierung<br />

hindeutet. Als maximale Ungenauigkeit stellt sich ein Wert von ca. 0,3% ein, womit eine<br />

globale Netzverengung auszuschließen ist. Dennoch wird im Bereich des landseitigen<br />

Dammfußes, Sickerwassergrabens <strong>und</strong> einer anteiligen Dammböschung das Raster im erhöhten<br />

Maße verfeinert, um eine exakte Abbildung <strong>der</strong> Sickerwasserlinie <strong>und</strong> <strong>der</strong> Potentialverteilung<br />

zu ermöglichen.<br />

Auf Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> sich in <strong>der</strong> Anl. 5.1.1 befindlichen Modellgeometrie werden die weiteren<br />

Untersuchungen unterzogen. Da <strong>der</strong> Damm inhomogen aufgebaut ist, besteht die Möglichkeit<br />

einer Ungenauigkeit hinsichtlich <strong>der</strong> Bodendurchlässigkeiten. Sie können in <strong>der</strong> Regel<br />

nur in einer Bandbreite angegeben werden. Deshalb spielt die im weiteren Schritt erfor<strong>der</strong>liche<br />

Modelleichung eine wesentliche Rolle.<br />

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4 Untersuchung eines Dammabschnittes im innerstädtischen Bereich <strong>der</strong> Stadt Lingen 67<br />

Wassermenge [l/s]<br />

0,1676<br />

0,1674<br />

0,1672<br />

0,1670<br />

0,1668<br />

0,1666<br />

0,1664<br />

0,1662<br />

0,1660<br />

0,1658<br />

Untersuchung <strong>der</strong> Notwendigkeit einer Verfeinerung<br />

AZ V1 V2 V3<br />

Verdichtungsschritte<br />

Abbildung 4.12: Diagramm <strong>der</strong> Prüfung einer Diskretisierung des FEM-Netzes<br />

4.5.2 Modelleichung (Auflastfilter)<br />

Aufgr<strong>und</strong> des Realitätsbezuges ist, vor Untersuchung <strong>der</strong> hydraulischen <strong>Verhältnisse</strong>, eine<br />

Eichung <strong>der</strong> Modellparameter unabdingbar. In erster Linie betrifft es die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Durchlässigkeitswerte<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Bodenschichten. Zum Erzielen eines genauen Ergebnisses,<br />

werden zunächst nur die vertikale <strong>und</strong> horizontale Durchlässigkeit <strong>der</strong> Auffüllung manipuliert.<br />

Dadurch wird <strong>der</strong> uneindeutige Übergang von Auffüllung zu Talsand bzw. die Lage <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Schichten überdeckt. So wird z.B. mit Erhöhung <strong>der</strong> vertikalen Durchlässigkeit in Richtung<br />

<strong>der</strong> Talsanddurchlässigkeit, indirekt die Schichtgrenze nach oben hin verschoben.<br />

Als Gr<strong>und</strong>lage für das Eichmodell dient <strong>der</strong> Zustand <strong>der</strong> Sofortmaßnahme (Aufbringen eines<br />

Auflastfilters), weil dieser Bauzustand den freien Austritt des Sickerwassers mit Ausschluss<br />

des Materialtransports gestattet. Darüber hinaus wird das Wasser gezielt zum Sickerrohr in<br />

<strong>der</strong> Grabensohle geleitet.<br />

BK4<br />

BS3 BS21<br />

Abbildung 4.13: Modell zur Eichung auf Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> Situation mit Auflastfilter<br />

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4 Untersuchung eines Dammabschnittes im innerstädtischen Bereich <strong>der</strong> Stadt Lingen 68<br />

Daher kennzeichnet <strong>der</strong> offene Graben, wie in Abbildung 4.13 dargestellt, dieses Modell. Ein<br />

weiterer wesentlicher Vorteil liegt darin, dass die Störstellen (Durchströmungskanäle) weitestgehend<br />

unberücksichtigt bleiben. Es stellt den Idealfall <strong>der</strong> Sicherungsmaßnahme dar.<br />

Eine Eichung am Ausgangszustand des Dammes vor <strong>der</strong> Sicherungsmaßnahme kann nicht<br />

vorgenommen werden, da die Störstellen in ihrer Lage <strong>und</strong> ihres Ausmaßes nicht zu erfassen<br />

sind. Somit würde die Eichung mit großer Wahrscheinlichkeit nicht den realen <strong>Verhältnisse</strong>n<br />

entsprechen. Die Abbildung des Ausgangszustandes ist nur in <strong>der</strong> Rückrechnung<br />

denkbar, die nach Eichung am Modell mit Auflastfilter erfolgt. Im MSD [9] ist die Beschreibung<br />

zur Berücksichtigung einer offenen Fuge enthalten, bei <strong>der</strong> die Durchlässigkeit, einer<br />

angenommenen Fugendicke, berechnet wird. Analog zum Fall des Dammes würde eine<br />

Schicht höherer Durchlässigkeit unterhalb <strong>der</strong> Auesedimente in das Modell integriert. Dennoch<br />

besteht auch hier nicht die Sicherheit sämtliche Wasserwegigkeiten, hervorgerufen<br />

durch die starke Durchwurzelung, abzudecken. Die im MSD beschriebene Strömungsberechnung<br />

mit Beachtung einer offenen Fuge trifft beson<strong>der</strong>s auf Fugenerosion an festen<br />

Bauwerken (Kontaktflächen von Betonbauteilen) zu. Deshalb wird auf diese Situation im weiteren<br />

Verlauf <strong>der</strong> Arbeit nicht eingegangen.<br />

Während des Prozesses <strong>der</strong> Eichung erfolgt eine weitere Anpassung <strong>der</strong> Durchlässigkeitswerte<br />

<strong>der</strong> oberen drei Schichten – Auffüllung, Auesediment <strong>und</strong> Talsand. Dies ist deshalb<br />

notwendig, da die alleinige Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Talsanddurchlässigkeit keine Übereinstimmung<br />

mit den realen <strong>Verhältnisse</strong>n zur Folge hat. Die eingesetzten Parameter sind <strong>der</strong> Tabelle 4.6<br />

zu entnehmen.<br />

Tabelle 4.6: Verän<strong>der</strong>te Bodendurchlässigkeiten im Zusammenhang <strong>der</strong> Eichung<br />

Bodenschicht horizontale Durchlässigkeit vertikale Durchlässigkeit<br />

Auffüllung / Oberboden 5,00 · 10 -5 2,60 · 10 -5<br />

Auesediment 1,00 · 10 -4 1,00 · 10 -7<br />

Talsand 1,00 · 10 -4 5,00 · 10 -5<br />

Zur Überprüfung <strong>der</strong> Plausibilität <strong>der</strong> Modelleichung werden die in <strong>der</strong> FEM ermittelten Potentiale<br />

mit denen <strong>der</strong> Stichtagsmessung vom 17.01.2005 verglichen. Dazu dienen vornehmlich<br />

die Bohrungen BK4, BS3 <strong>und</strong> BS21. In <strong>der</strong> Tabelle 4.7 werden die Potentiale gegenübergestellt.<br />

Die Abbildung 4.14 zeigt den Potentialverlauf unterhalb des Auflastfilters.<br />

Tabelle 4.7: Gegenüberstellung <strong>der</strong> Potentiale aus FEM <strong>und</strong> Stichtagsmessung (Auflastfilter)<br />

Messpunkt<br />

Stichtagsmessung (17.01.05)<br />

Höhe [m ü. NN]<br />

FEM-Berechnung<br />

Höhe [m ü. NN]<br />

Abweichung<br />

[m]<br />

BK4 20,978 21,045 0,067<br />

BS3 20,713 20,661 0,052<br />

BS21 20,621 20,590 0,031<br />

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4 Untersuchung eines Dammabschnittes im innerstädtischen Bereich <strong>der</strong> Stadt Lingen 69<br />

BS3 BS21<br />

20.66<br />

20.66 20.66<br />

20.65 20.65<br />

20.65 20.65<br />

20.64 20.64<br />

20.64 20.64<br />

20.64 20.64<br />

20.63 20.63<br />

20.63 20.63<br />

20.62 20.62<br />

20.62 20.62<br />

20.62 20.62<br />

20.61<br />

20.61<br />

20.61 20.61<br />

20.60 20.60<br />

20.60 20.60<br />

20.59<br />

Abbildung 4.14: Potentialverlauf zwischen den Messpunkten BS3 <strong>und</strong> BS21 im geeichten Modell<br />

Anhand <strong>der</strong> geringen durchschnittlichen Abweichungen von 5,0 cm gegenüber <strong>der</strong> vor Ort<br />

gemessenen Wasserspiegellage gilt das Modell als geeicht. Daher wird dieses Modell mit<br />

den entsprechenden Parametern als Gr<strong>und</strong>lage weiterer Untersuchungen verwendet.<br />

4.5.3 FEM-Modell mit integriertem Entspannungsbrunnen<br />

Basierend auf dem geeichten Modell aus Kap. 4.5.2 wird im Folgenden das Modell – zur Abbildung<br />

<strong>der</strong> Untergr<strong>und</strong>verhältnisse – für den Zustand <strong>der</strong> installierten Entspannungsbrunnenanlage<br />

aufgestellt. Die notwendigen Abmessungen liegen <strong>der</strong> Ausführungsplanung<br />

(Abbildung 4.11) zugr<strong>und</strong>e. Danach ergibt sich das FEM-Modell wie in Abbildung 4.15 dargestellt.<br />

Ebenfalls richten sich nach den verwendeten Materialien die anzusetzenden Durchlässigkeitswerte.<br />

Somit ergeben sich, wie in <strong>der</strong> Tabelle 4.8 aufgelistet, folgende zusätzliche<br />

Parameter. Die Durchlässigkeit im Bereich des Rohres mit ca. 0,1 m/s entspricht in etwa <strong>der</strong><br />

Rohrgeschwindigkeit mit einer sehr glatten Oberfläche. Allgemein besitzt <strong>der</strong> Filterkies einen<br />

kf-Wert von 2 · 10 -2 m/s. Aufgr<strong>und</strong> des Einflussradius von 5–6 m bzw. Durchmesser von<br />

12 m, ergibt sich, bezogen auf 1 m Länge, ein Durchlässigkeitsfaktor von 1,6 · 10 -3 m/s. Dieser<br />

wird in erster Näherung verwendet.<br />

BS3<br />

Abbildung 4.15: FEM-Modell mit Entspannungsbrunnen im Bereich des Auflastfilters<br />

BS21<br />

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4 Untersuchung eines Dammabschnittes im innerstädtischen Bereich <strong>der</strong> Stadt Lingen 70<br />

Tabelle 4.8: Zusätzliche Bodenparameter für das Modell mit Entspannungsbrunnen<br />

Bodenschicht horizontale Durchlässigkeit vertikale Durchlässigkeit<br />

Tonabdichtung 1,00 · 10 -11 1,00 · 10 -11<br />

Filterrohr/-kies 1,60 · 10 -3 * -3 *<br />

1,60 · 10<br />

Entwässerungsrohr 1,00 · 10 -1 1,00 · 10 -1<br />

Rohrwand 1,00 · 10 -11 1,00 · 10 -11<br />

* Parameter zur Eichung des Modells mit Entspannungsbrunnen<br />

Die Überprüfung <strong>der</strong> Richtigkeit des Modellaufbaus mit eingesetzten Bodenparametern erfolgt<br />

ebenfalls anhand einer Stichtagsmessung. Dafür dient die Messung vom 02.08.2005.<br />

Im Gegensatz zum Modell mit Auflastfilter, wird bei diesem Modell mit Hilfe <strong>der</strong> Bohrung BK4<br />

sowie <strong>der</strong> GW-Gleichen 20,20 <strong>und</strong> 20,30 m ü. NN die Eichung vollzogen. Begründet wird<br />

diese Tatsache damit, dass das Modell den räumlichen Einfluss nicht berücksichtigen kann.<br />

Im realen Fall befinden sich die Bohrungen BS3 <strong>und</strong> BS21 zwischen den beiden Brunnen<br />

BE3 (südlich) <strong>und</strong> BE5 (nördlich). Damit ergibt sich bei <strong>der</strong> Berechnung eine Verfälschung<br />

des tatsächlichen Potentials im Bereich <strong>der</strong> eben genannten Bohrungen. Die Potentiale werden<br />

infolge <strong>der</strong> maßgeblichen Druckentspannung als zu niedrig angegeben, womit eine Eichung<br />

mittels BS3 <strong>und</strong> BS21 auszuschließen ist. Im Zuge <strong>der</strong> Annäherung an die realen<br />

<strong>Verhältnisse</strong> wurde die Durchlässigkeit für den Filterkies auf einen Wert von 1,4 · 10 -3 m/s<br />

korrigiert. Somit wird eine vertretbare Abweichung von 6 cm zwischen <strong>der</strong> BK <strong>und</strong> GW-<br />

Gleiche 20,20 m ü. NN festgestellt. Die größere Differenz kann auf die ungenaue Lage aus<br />

dem GW-Gleichenplan (Anl. 1.3) zurückzuführen sein.<br />

Tabelle 4.9: Gegenüberstellung <strong>der</strong> Potentialmessung aus FEM <strong>und</strong> Stichtagsmessung (Entspannungsbrunnen)<br />

Messpunkt<br />

Stichtagsmessung (02.08.05)<br />

Höhe [m ü. NN]<br />

FEM-Berechnung<br />

Höhe [m ü. NN]<br />

Abweichung<br />

[m]<br />

BK4 20,708 20,77 0,06<br />

Gleiche 20,2 20,20 20,14 0,06<br />

Gleiche 20,3 20,30 20,17 0,13<br />

Ein weiteres Kontrollmaß stellt die an den Entspannungsbrunnen BE3 <strong>und</strong> BE5 gemessenen<br />

Abflussmengen. So wurde im Rahmen <strong>der</strong> Stichtagsmessung vom 29.04.2008 für den BE3<br />

ein mittlerer Durchfluss von 0,414 l/s <strong>und</strong> für den BE5 ein Mittel von 0,532 l/s erfasst. [21]<br />

Im Modell weist die anfallende Wassermenge im Brunnen einen Durchfluss von 0,49 l/s auf.<br />

Damit liegt dieser Wert auf <strong>der</strong> sicheren Seite. In diesem Zusammenhang gilt das Modell mit<br />

integriertem Entspannungsbrunnen als geeicht.<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


4 Untersuchung eines Dammabschnittes im innerstädtischen Bereich <strong>der</strong> Stadt Lingen 71<br />

4.5.4 Hydraulische Bewertung bei<strong>der</strong> Maßnahmen<br />

Sowie die Sofortmaßnahme, in Form des Auflastfilters, als auch die Sanierungsumsetzung<br />

mit Hilfe <strong>der</strong> in Reihe geschalteten Entspannungsbrunnen beeinflussen erheblich die hydraulischen<br />

Untergr<strong>und</strong>verhältnisse im betroffenen Untersuchungsbereich. Die Visualisierung des<br />

Potentialverlaufes <strong>und</strong> <strong>der</strong> sich einstellende Sickerlinie ist Anl. 5.2 <strong>und</strong> 5.3 beigefügt.<br />

Hydraulische Ergebnisse <strong>der</strong> Sicherungsmaßnahme<br />

Im Zuge <strong>der</strong> Verfüllung des offenen Entwässerungsgrabens wird ein Anstieg des Gr<strong>und</strong>wassers<br />

im Dammhinterland festgestellt. Generell liegt das Potential, im Gegensatz zum Ausgangszustand,<br />

auf einem erhöhten Niveau <strong>und</strong> baut sich zunehmend in Richtung des Auflastfilters<br />

ab. Der Zustand des Gebietes wird hier durch zwei Strömungsrichtungen gekennzeichnet.<br />

Zum einem bildet sich eine Sickerlinie innerhalb des Dammes <strong>und</strong> eine im Kernland<br />

aus. Beide Sickerlinien treten an den jeweiligen Seiten des Entwässerungsgrabens <strong>und</strong><br />

innerhalb des Auflastfilters an die Oberfläche. Dieser gezielte Wasseraustritt wird durch den<br />

erheblich höheren Durchlässigkeitsfaktor des Dräns verursacht. Dadurch wird die sichere<br />

<strong>und</strong> schadlose Ableitung des Wassers gewährleistet. Die anfallende Gesamtdurchflussmenge<br />

in <strong>der</strong> Drainage beträgt, bezogen auf einen Meter Tiefe, etwa 0,0418 l/s bzw. 3,5 m³/d.<br />

Die nachteilige Wirkung des Auflastfilters auf den Gr<strong>und</strong>wasserhaushalt mit einhergehen<strong>der</strong><br />

Vernässung bzw. anstehendem Wasser oberhalb <strong>der</strong> Geländeoberkante wird ebenfalls<br />

durch das FEM-Modell belegt. Dieser Wasseraustritt an <strong>der</strong> Oberfläche wird durch die<br />

Abbildung 4.16 veranschaulicht. Hierdurch wird deutlich, wie empfindlich <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>wasserhaushalt<br />

auf Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Oberflächengeometrie <strong>und</strong> Durchlässigkeit am Dammfuß<br />

reagiert.<br />

BS3 BS21<br />

-2.4E-7 -4.1E-6 -2.1E-6 -9.1E-7<br />

-9.1E-6-9.7E-6<br />

-4.1E-6 -3.0E-6<br />

-2.8E-6<br />

-3.1E-6<br />

-7.0E-7<br />

-5.4E-7<br />

-5.2E-7<br />

-4.3E-7<br />

-8.0E-8<br />

Abbildung 4.16: Darstellung <strong>der</strong> anfallenden Sickerwassermenge <strong>und</strong> des Wasseraustrittes an <strong>der</strong><br />

Oberfläche des angrenzenden Gr<strong>und</strong>stückes im Zuge des Baus eines Auflastfilters<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik<br />

-7.0E-7<br />

-1.8E-7


4 Untersuchung eines Dammabschnittes im innerstädtischen Bereich <strong>der</strong> Stadt Lingen 72<br />

Hydraulische Ergebnisse <strong>der</strong> bisherigen Sanierung<br />

Die Einbindung eines Entspannungsmechanismus in das FEM-Modell zeigt den gleichen<br />

Effekt, wie in <strong>der</strong> Wirklichkeit nachgewiesen werden konnte. Infolgedessen wird unterhalb<br />

des Dammes ein größerer Druckabbau festgestellt. Ebenfalls beeinflusst <strong>der</strong> Brunnen das<br />

Potential im Hinterland. Aufgr<strong>und</strong> dieser erhöhten Druckabnahme än<strong>der</strong>t sich die im Hinterland<br />

gelegene Sickerwasserlinie bzw. WSPGW maßgeblich. Die Wasserspiegellage wird infolge<br />

dessen dort um bis zu 35 cm abgesenkt. Folglich tritt in den zuvor vernässten Gelände<br />

kein Gr<strong>und</strong>wasser mehr an <strong>der</strong> Oberfläche aus.<br />

In Anbetracht <strong>der</strong> Sickerlinie, stellt sich dagegen innerhalb des Dammkörpers keine signifikante<br />

Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Lage ein. Lediglich wird <strong>der</strong> Wasseraustritt zur Stelle <strong>der</strong> Grabensohle<br />

geleitet.<br />

Für dieses Modell wird eine Gesamtdurchflussmenge – Summe aus Sickerwasser <strong>und</strong> Entspannungswasser<br />

– von 0,69 l/s bzw. 60 m³/d ermittelt. Der Anteil des Sickerwassers, mit<br />

0,2 l/s, beträgt knapp ein Drittel. Somit ergibt sich für das Entspannungswasser ein Durchfluss<br />

von 0,49 l/s. Dabei beziehen sich die angegebenen Durchflussmengen auf einen Tiefe<br />

von 10 m, da <strong>der</strong> Entspannungsbrunnen eine Reichweite rw von ca. 5 m bemisst. Im Vergleich<br />

zum Auflastfilter liegen hier nur ein Zehntel <strong>der</strong> Durchflussmenge vor.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Hydraulik bestätigen sich die vor Ort festgestellten <strong>Verhältnisse</strong> einer gr<strong>und</strong>legenden<br />

Gr<strong>und</strong>wasserspiegelabsenkung. Diese Absenkung beruht auf die Druckentlastung<br />

des sich im Talsand befindlichen Gr<strong>und</strong>wassers, welches gesteuert über die Drainage<br />

schadlos abgeführt wird.<br />

BS3<br />

-4.7E-5<br />

-4.4E-8 -2.1E-6<br />

-6.8E-6<br />

-1.9E-6 -1.8E-6 -5.4E-6<br />

-1.1E-6<br />

-8.4E-7 -4.4E-7<br />

Abbildung 4.17: Anfallende Sickerwasser- <strong>und</strong> Entspannungswassermenge innerhalb <strong>der</strong> Drainage<br />

bei installiertem Brunnen<br />

BS21<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


5 Sanierungsvorschläge 73<br />

5 Sanierungsvorschläge<br />

Mit den bisher durchgeführten Maßnahmen wurde beson<strong>der</strong>s das Ziel verfolgt, die Sicherheit<br />

des Dammes zu erhöhen <strong>und</strong> die weitere Vernässung <strong>der</strong> angrenzenden Gr<strong>und</strong>stücke zu<br />

verhin<strong>der</strong>n. Dies wurde einerseits durch Erhöhung <strong>der</strong> Auflast am Entwässerungsgraben <strong>und</strong><br />

an<strong>der</strong>erseits durch den gesteuerten Druckabbau des gespannten Gr<strong>und</strong>wassers erreicht.<br />

Durch diese Maßnahmen wurden jedoch nicht die Ursachen <strong>der</strong> Schädigungen entgegengewirkt.<br />

Von den noch vorhandenen Störstellen, hervorgerufen durch die Wurzelkanäle <strong>und</strong><br />

Strömungskanäle des Piping-Prozesses, geht weiterhin eine Gefährdung <strong>der</strong> Standsicherheit<br />

aus. Darüber hinaus bewirkt <strong>der</strong> Ausfall einer einzigen Pumpe sofort zum merklichen Wasseranstieg,<br />

<strong>der</strong> sich durch die Vernässung des Geländes äußert. Diese Auswirkungen wurden<br />

bereits vor Ort beobachtet. Damit besteht für die aktuelle Entspannungsanlage ein Sicherheitsfaktor<br />

η = 1.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> werden die möglichen Sanierungskonzepte, wie in Kap. 2.4 beschrieben,<br />

auf ihre Anwendbarkeit für den betroffenen Dammabschnitt untersucht.<br />

5.1 Beschreibung <strong>und</strong> Bewertung möglicher Sanierungsmaßnahmen<br />

Im Allgemeinen existiert eine Vielzahl von Sanierungsvarianten zur Verbesserung <strong>der</strong> Bodeneigenschaften,<br />

Verhin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Wasserwegsamkeit <strong>und</strong> Verringerung des artesischen<br />

Druckes. Dafür wurden bereits im Kap. 2.4 Varianten mit ihren Vor- <strong>und</strong> Nachteilen im Zusammenhang<br />

des wirtschaftlichen Aspekts erläutert. Gr<strong>und</strong>sätzlich lassen sich die Sanierungsarten<br />

nach <strong>der</strong> zu erfüllenden Sicherheit unterteilen. Darunter fallen die statische <strong>und</strong><br />

die hydraulische Sicherheit. Die Aufnahme bei<strong>der</strong> Sicherheiten kann ebenfalls von einem<br />

Sanierungselement gewährleistet werden. Wie in Tabelle 5.1 zu sehen, gewähren sämtliche<br />

Arten eine Sicherheit gegen die hydraulische Belastung. Für die Aufnahme von mechanischen<br />

Kräften steht nur die Bohrpfahlwand, die Sp<strong>und</strong>wand <strong>und</strong> bedingt die Dichtwand<br />

(Zwei-Phasen-Verfahren) zur Verfügung.<br />

Tabelle 5.1: Sanierungsvarianten <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Schutz vor mechanischer <strong>und</strong> hydraulischer Belastung<br />

Sicherheit gegen<br />

Art <strong>der</strong> Sanierungsmaßnahme<br />

Hydraulische Belastung<br />

Bodenmechanische Belastung<br />

MIP-Verfahren X -<br />

FMI-Verfahren X -<br />

Dichtwand X bedingt<br />

Sp<strong>und</strong>wand X X<br />

Bohrpfahlwand X X<br />

Nachträgliche Tondichtung X -<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


5 Sanierungsvorschläge 74<br />

Die an einem Damm anzuwendenden Sanierungsmöglichkeiten richten sich stets nach den<br />

Zielvorgaben des Auftraggebers. So müssen auch eventuelle Än<strong>der</strong>ungen des Dammquerschnittes,<br />

Dammverlaufs <strong>und</strong> des Kanalprofils berücksichtigt werden.<br />

Im Bereich des Bögengebietes wird <strong>der</strong> Damm erheblich durch die fehlende Dichtung <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> unzureichenden Deckschicht hydraulisch belastet. Eine weitere Gefahr geht von dem<br />

Bewuchs 1. Ordnung aus, <strong>der</strong> bei W<strong>und</strong>wurf einen Böschungsbruch nach sich ziehen kann.<br />

Dieser Umstand wird in <strong>der</strong> weiteren Betrachtung beachtet.<br />

Zur alleinigen Verringerung <strong>der</strong> anfallenden Sickerwassermenge bei gleichzeitiger Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Bodenstruktur ist in <strong>der</strong> Regel <strong>der</strong> Einbau einer Dichtwand denkbar. In diesem Fall<br />

ist aber auf diese Art zu verzichten, da durch die Grabenherstellung <strong>der</strong> bereits geschwächte<br />

Dammquerschnitt zusätzlich belastet wird. Dies liegt vor allem an den Anschnitt <strong>der</strong> Durchströmungskanäle<br />

begründet, die, aufgr<strong>und</strong> des hydraulischen Gradienten, zur Bodenumlagerung<br />

führen kann. Weitere Nachteile des Verfahrens sind die erhöhte Verkehrslast infolge<br />

des schweren Gerätes <strong>und</strong> <strong>der</strong> Abtransport des Aushubmaterials. Anstelle einer herkömmlichen<br />

Dichtwand kann das MIP-Verfahren eingesetzt werden. Hier wird ebenfalls die notwendige<br />

Dichtigkeit <strong>und</strong> Bodenverfestigung gewährleistet. Des Weiteren wird <strong>der</strong> Boden vor Ort<br />

in seiner Eigenschaft durch Mischung mit Kalk-Zement-Bentonitsuspension verbessert ohne<br />

anstehenden Boden zu entfernen. Das trifft auch für das FMI-Verfahren zu. Nachteilig wirken<br />

sich beim MIP-Verfahren <strong>der</strong> Einsatz schweren Geräts (Erhöhung <strong>der</strong> Verkehrslast) <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

dafür erfor<strong>der</strong>liche große Platzbedarf aus. Dagegen kann die Fräse des FMI-Verfahrens<br />

auch bei kleinerem Platzangebot – wie am Damm des Bögengebietes – verwendet werden.<br />

Mit seiner maximal erreichbaren Tiefe von ca. 9 m ist eine ausreichende Tiefenwirkung gegeben.<br />

Die nachträgliche Tondichtung im Kanalbett zeichnet sich durch den Einbau von Ton in Form<br />

von Bahnen, Würfel o<strong>der</strong> Platten unter Wasser aus. Bei diesem Verfahren muss die Abdichtung<br />

weit über das eigentliche Sicherungsgebiet hinausgeführt werden, um eventuelle Strömungsprozesse<br />

am Randbereich auszuschließen. Zusätzlich wird zuvor die Kanalsohle um<br />

bis zu 30 cm vertieft, damit die erfor<strong>der</strong>liche Fahrwasserhöhe eingehalten wird. Dieser Vorgang<br />

ist mit einem Bodenaushub verb<strong>und</strong>en, dessen Transport zusätzliche Kosten verursacht.<br />

Zum Schutz <strong>der</strong> Dichtung wird ein erosionsfesten Deckwerk aufgetragen. In <strong>der</strong> Einfahrt<br />

zum „Alten Hafen“ ist das Deckwerk, aufgr<strong>und</strong> des Schraubenstrahls, beson<strong>der</strong>s fest<br />

auszubilden. Weiterhin erweist sich <strong>der</strong> Einsatz mehrerer Arbeitsplattformen im Bereich des<br />

DEK km-146.000 als nachteilig, weil dort die nutzbare Fahrrinne massiv eingeschränkt wird.<br />

Darüber hinaus wird infolge <strong>der</strong> Maßnahme die Nutzung des „Alten Hafen“ nicht ermöglicht.<br />

Die Erhöhung <strong>der</strong> Wegsamkeit des Sickerwassers wird auch durch den gezielten Einbau von<br />

Sp<strong>und</strong>- o<strong>der</strong> Bohrpfahlwänden verhin<strong>der</strong>t. Beide Arten können innerhalb des Dammes als<br />

Kerndichtungselement eingebaut werden. In Verbindung als Uferbefestigung stellt sich die<br />

Einsatz <strong>der</strong> Bohrpfahlwand aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Einbautechnik als problematisch dar. Die Schwierigkeit<br />

liegt an <strong>der</strong> notwendigen trockenen Herstellung <strong>der</strong> Bohrlöcher, die im ersten Schritt<br />

mit Beton gefüllt werden. Im zweiten Schritt werden diese Betonpfähle durch angrenzende<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


5 Sanierungsvorschläge 75<br />

Bohrungen angeschnitten <strong>und</strong> nach eingestellter Bewehrung ebenfalls mit Beton verfüllt.<br />

Neben den hohen Kosten, schweren Gerätes besteht auch <strong>der</strong> Nachteil des hohen Zeitaufwandes.<br />

Im Gegensatz zur Bohrpfahlwand lässt sich die Stahlsp<strong>und</strong>wand auch wasserseitig einrammen.<br />

Für das Einbringen <strong>der</strong> Sp<strong>und</strong>wand stehen mehrere Verfahren, wie das erschütterungsarme<br />

Einvibrieren, Rammen <strong>und</strong> das Einpressen zur Verfügung. Die Geräte variieren<br />

sehr stark in ihrer Größe, welches eine Anpassung an die örtlichen <strong>Verhältnisse</strong> im Bögengebiet<br />

zulässt. Mit Berücksichtigung <strong>der</strong> angrenzenden Bebauung ist auf das Vibrationsrammen<br />

<strong>der</strong> Sp<strong>und</strong>wandbohlen zu verzichten, da durch das Anfahren <strong>und</strong> Abbremsen <strong>der</strong><br />

Unwucht die Eigenfrequenz <strong>der</strong> Gebäude angeregt wird <strong>und</strong> somit zu Schädigungen führen<br />

kann. Weiterhin können die entstehenden Bodenschwingungen in weiter Entfernung Verdichtung<br />

<strong>und</strong> damit Sackungen des Bodens verursachen. [47] Deshalb wäre im Bögengebiet<br />

entwe<strong>der</strong> das Einrammverfahren o<strong>der</strong> das Einpressverfahren anzuwenden.<br />

5.2 Auswertung mit Wahl <strong>der</strong> Vorzugsvariante<br />

An dem Damm liegen vorwiegend hydraulisch bedingte Schädigungen an. Aus dieser Überlegung<br />

heraus, könnte das kostengünstige <strong>und</strong> zeitsparende MFI-Verfahren zum Einsatz<br />

kommen. Damit würde das Dammmaterial mit einer Kalk-Zement-Bentonit-Mischung soweit<br />

verbessert, dass neben <strong>der</strong> mechanischen Belastbarkeit auch eine dichtendene Wirkung<br />

ermöglicht wird.<br />

Neben dieser Zielstellung wird auch die Berücksichtigung eines zukünftigen Kanalausbaus<br />

gefor<strong>der</strong>t. Diese zeichnet sich durch die Vergrößerung <strong>der</strong> Fahrrinnentiefe <strong>und</strong> <strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ung<br />

des Kanalprofils aus. Dabei wird das rechte DEK-Ufer vom T-Profil zum R-Profil umgebaut.<br />

Im Zuge dieser Maßnahme soll entlang des Ufers die Dammkrone zum flachen Plateau ausgebildet<br />

werden. Von dieser For<strong>der</strong>ung ausgehend, ist das Einrammen von Sp<strong>und</strong>wandbohlen<br />

zu empfehlen, da sie beide Kriterien – <strong>der</strong> statischen <strong>und</strong> hydraulischen Sicherheit – erfüllt.<br />

In jeglicher Hinsicht ist die Verwendung einer Stahlsp<strong>und</strong>wand von Vorteil. Das betrifft vor<br />

allem das wirtschaftliche Einbringen, geringe Wartungskosten, schnelle Wie<strong>der</strong>herstellung<br />

<strong>der</strong> Dammstandsicherheit, Einsetzbarkeit im Wasser, sofortige Belastbarkeit, kein Bodenaushub<br />

<strong>und</strong> die Möglichkeit eines Kanalausbaus. Zudem hat sie sich mittlerweile im Wasserbau<br />

als ingenieurtechnische Lösung durchgesetzt. [47] Nach dem Einbau <strong>der</strong> Sp<strong>und</strong>wand ist<br />

auch das gefahrlose Entfernen des Bewuchses möglich.<br />

Die zu verwendende Sp<strong>und</strong>wandlänge ist in erster Linie von <strong>der</strong> notwendigen statischen<br />

Einbindetiefe <strong>und</strong> von <strong>der</strong> Höhe des zu schützenden Dammes abhängig. Aus den gefor<strong>der</strong>ten<br />

Profilabmessungen für ein R-Profil (siehe Abbildung 2.9) ergibt sich eine Sp<strong>und</strong>wandkopfhöhe<br />

von 1,10 m über BWo. Zur überschläglichen Erfassung <strong>der</strong> Gesamtsp<strong>und</strong>wandlänge<br />

dient <strong>der</strong> einzuhaltende hydraulische Gradient ikrit = 1. Dadurch entspricht die ungefähre<br />

Einbindetiefe dem WSP mit 4,0 m. Somit beträgt die Gesamtsp<strong>und</strong>wandlänge ca. 9,10 m.<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


5 Sanierungsvorschläge 76<br />

Bei einer Sp<strong>und</strong>wand hängt die Dichtigkeit nur von <strong>der</strong> Verbindung <strong>der</strong> Sp<strong>und</strong>bohlen untereinan<strong>der</strong><br />

ab. Mit Hilfe <strong>der</strong> werkseitigen Schlossverschweißung von Mehrfachbohlen kann die<br />

größtmögliche Dichtigkeit erreicht werden. Zwischen den Mehrfachbohlenpaaren wird die<br />

Dichtigkeit über bituminöse Schlossverfüllung o<strong>der</strong> einer patentierten Schlossdichtung System<br />

HOESCH gewährleistet. [46] Für die Wahl des einzusetzenden Profils sind das Flächenmoment<br />

Iy, das Gewicht, die Bohlenbreite <strong>und</strong> die Stegdicke s entscheidend. Die Bohlenbreite<br />

ist bei dem anstehenden Boden <strong>der</strong> Talsande nicht breiter als 1,20 m zu wählen,<br />

um das störungsfreie Einrammen zu ermöglichen. Außerdem wird dadurch das Einfädeln <strong>der</strong><br />

Bohlen erleichtert <strong>und</strong> die Schlosssprengung vermieden. Durch den dauerhaften Einsatz im<br />

Wasser spielt die Stegdicke <strong>und</strong> somit die Korrosionsbeständigkeit ein Rolle. Mit dem Flächenmoment<br />

wird die Stabilität <strong>und</strong> Verformbarkeit beschrieben – je größer das Flächenmoment,<br />

desto kleiner die Duktilität.<br />

Ein Teil dieser Arbeit beschäftigt sich mit <strong>der</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> Sanierung an dem Dammabschnitt<br />

im Bereich des Bögengebietes, die mit einer Sp<strong>und</strong>wand gelöst werden soll. Die <strong>Optimierung</strong><br />

<strong>der</strong> wirtschaftlichen Einbringtiefe erfolgt auf Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> hydraulischen <strong>Verhältnisse</strong>.<br />

Mit Verwendung des geeichten FEM-Modells mit integriertem Auflastfilter <strong>und</strong> Entspannungsbrunnen<br />

wird <strong>der</strong> Einfluss <strong>der</strong> Sp<strong>und</strong>wand, in Abhängigkeit <strong>der</strong> Tiefe, auf die Potentialverteilung<br />

untersucht. Dabei wird zunächst die statische Betrachtung nicht berücksichtigt.<br />

5.2.1 <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> Vorzugsvariante mit Hilfe <strong>der</strong> Numerik<br />

Die Betrachtung <strong>der</strong> hydraulischen Auswirkungen einer im Untersuchungsgebiet installierten<br />

Stahlsp<strong>und</strong>wand erfolgt unter Verwendung des geeichten Modells aus Kap. 4.5.3. Infolge<br />

des geplanten Ausbaus des Kanals zum T-R-Profil (linkes Ufer - T-Profil, rechtes Ufer – R-<br />

Profil) liegt <strong>der</strong> Sp<strong>und</strong>wandkopf 1,10 m oberhalb des BWo bzw. 22,77 m ü. NN. Bei dem gewählten<br />

Kanalprofil wird eine Mindestwasserspiegelbreite von 49,55 m (bezogen auf BWo)<br />

gefor<strong>der</strong>t. Unter diesem Gesichtspunkt <strong>und</strong> unter dem Kriterium einer verdeckt angeordneten<br />

Sp<strong>und</strong>wand, befindet sie sich – gemessen von momentaner Kanalmitte – in einem Abstand<br />

von 23,5 m. An dieser Stelle wird eine <strong>der</strong> Sp<strong>und</strong>wand entsprechenden 0,4 m breite Schlitzwand<br />

in das Modell integriert. Diese Breite ergibt sich aus dem optischen Kennzeichens <strong>und</strong><br />

dem Ausschluss geometrischer Einflüsse. In <strong>der</strong> Abbildung 5.1 wird <strong>der</strong> Modellaufbau dargestellt.<br />

Für den anzusetzenden Durchlässigkeitsparameter wird erst einmal die Dichtigkeit <strong>der</strong><br />

Sp<strong>und</strong>wand auf die Durchlässigkeit einer entsprechenden Schlitzwand umgerechnet. Vor<br />

allem sind die Sp<strong>und</strong>wandschlösser für die Durchlässigkeit verantwortlich. Das Verwenden<br />

einer Doppelbohle o<strong>der</strong> Dreifachbohle führt, aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> geringeren Anzahl <strong>der</strong> Fädelschlösser,<br />

zur Verringerung <strong>der</strong> Durchlässigkeit bzw. Erhöhung <strong>der</strong> Dichtigkeit. Dennoch<br />

wird die Doppelbohle gewählt, da bei <strong>der</strong> Dreifachbohle eine zu große Mantelreibung beim<br />

Einbringen entsteht, die wie<strong>der</strong>um das Sprengen des Fädelschlosses verursachen kann.<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


5 Sanierungsvorschläge 77<br />

BK4<br />

Abbildung 5.1: Darstellung des Modells zur Untersuchung <strong>der</strong> hydraulischen <strong>Verhältnisse</strong> in Abhän-<br />

gigkeit einer Sp<strong>und</strong>wand<br />

Aus statischer Hinsicht <strong>und</strong> Lage des Schlosses wird für die Sp<strong>und</strong>wand das LARSSEN-<br />

Profil 603 10/10 mit einer Bohlenbreite von 0,60 m gewählt. [45] Die Umrechnung des k-<br />

Wertes erfolgt mit folgen<strong>der</strong> Gleichung.<br />

⋅ e<br />

k =<br />

b<br />

ρ<br />

BS3<br />

BS21<br />

ρ …Sickerwi<strong>der</strong>stand [m/s]<br />

e …gewählte Schlitzwanddicke [m]<br />

b …maßgebende Elementbreite des Sp<strong>und</strong>wandprofils [m] [46]<br />

Die Angaben zur Elementbreite <strong>und</strong> zum Sickerwi<strong>der</strong>stand werden seitens des Herstellers<br />

vorgegeben. Damit beträgt <strong>der</strong> Sickerwi<strong>der</strong>stand für das LARSSEN-Profil einer Doppelbohle<br />

1,8 · 10 -10 m/s. Die Breite ergibt sich zu 1,20 m. [46] Durch das Einsetzen dieser Faktoren in<br />

die Gleichung 35.1, wird eine Durchlässigkeit von 6,0 · 10 -11 m/s ermittelt.<br />

Der Schwerpunkt <strong>der</strong> Untersuchung liegt auf <strong>der</strong> Ermittlung <strong>der</strong> optimalen Lage des Sp<strong>und</strong>wandfußes<br />

im Zusammenhang des zu verwendenden Materialeinsatzes (Kostenfaktor). Zur<br />

Erhaltung aussagekräftiger Ergebnisse wird die Sp<strong>und</strong>wand für jede Berechnung um jeweils<br />

0,20 m verkürzt. Der tiefste betrachtete Punkt <strong>der</strong> Sp<strong>und</strong>wand befindet auf einer Höhe von<br />

8,00 m ü. NN <strong>und</strong> entspricht somit einer Gesamtlänge von 14,77 m. Eine Einbindung in den<br />

Gr<strong>und</strong>wasserstauer wird nicht mit in die Untersuchung einbezogen, da das Programm die<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik<br />

(5.1)<br />

S


5 Sanierungsvorschläge 78<br />

räumliche Verteilung nicht unterstützt. Dem gegenüber beträgt die kürzeste untersuchte<br />

Sp<strong>und</strong>wandlänge 5,97 m (= 16,80 m ü. NN). Die Berechnungen <strong>und</strong> Messwertausgabe für<br />

das Potential erfolgt für die Bohrungen BK4, BS3 <strong>und</strong> BS21 sowie für die Stationen 50, 100,<br />

150 <strong>und</strong> 200 <strong>und</strong> ist in <strong>der</strong> Anl. 5.4 <strong>und</strong> 5.5 beigefügt. Unter <strong>der</strong> Stationierung wird <strong>der</strong> jeweilige<br />

Abstand von <strong>der</strong> Kanalmitte verstanden.<br />

Das Diagramm in <strong>der</strong> Abbildung 5.2 stellt den zunehmenden Abbau des Potentiales mit Erhöhung<br />

<strong>der</strong> Sp<strong>und</strong>wandlänge an den entsprechenden Messpunkten dar. Dabei wird am<br />

Messpunkt BK4 in unmittelbarer Nähe zur Sp<strong>und</strong>wand die größte Druckverringerung festgestellt.<br />

Dieser beläuft sich auf einen Wert von 0,5 m bezogen auf einen Längenunterschied<br />

von 8,8 m. Somit findet an dieser Stelle ein Druckabbau von lediglich 5 cm pro Meter<br />

Sp<strong>und</strong>wand statt. In den übrigen Messstellen fällt <strong>der</strong> Effekt deutlich geringer aus. So liegt<br />

die durchschnittliche Druckreduzierung bei 0,2–1,4 cm/Meter Sp<strong>und</strong>wand.<br />

Für die Bestimmung <strong>der</strong> Sickerlinie wurden exemplarisch drei Sp<strong>und</strong>wandtiefen gewählt, um<br />

eine möglichen Unterschied untereinan<strong>der</strong> zu beobachten. Die dafür verwendeten Wandlängen<br />

belaufen sich 7,17 m, 9,10 m <strong>und</strong> 11,70 m. Dabei wird gr<strong>und</strong>sätzlich <strong>der</strong> Bereich vor <strong>der</strong><br />

Sp<strong>und</strong>wand bis auf die Höhe des Kanalwassers aufgesättigt. Innerhalb <strong>der</strong> Sp<strong>und</strong>wand wird<br />

<strong>der</strong> Druck soweit verringert, dass daraufhin die Sickerlinie in die Schicht <strong>der</strong> Auesedimente<br />

verlagert wird. Danach verläuft die Sickerlinie nahezu geradlinig mit anschließendem Austritt<br />

am Böschungsfuß. Dieser Verlauf konnte bei allen Wandlängen beobachtet werden.<br />

anstehendes Potential [m ü. NN]<br />

20,60<br />

20,50<br />

20,40<br />

20,30<br />

20,20<br />

Potential in Abhängigkeit <strong>der</strong> Sp<strong>und</strong>wandlänge<br />

20,10<br />

BK4<br />

BS3<br />

20,00<br />

BS21<br />

Station 50<br />

19,90<br />

Station 100<br />

Station 150<br />

19,80<br />

Station 200<br />

5,50 6,50 7,50 8,50 9,50 10,50 11,50 12,50 13,50 14,50 15,50 16,50<br />

Gesamte Sp<strong>und</strong>wandlänge [m]<br />

Abbildung 5.2: Potentialverlauf in Abhängigkeit <strong>der</strong> gesamten Sp<strong>und</strong>wandlänge<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


5 Sanierungsvorschläge 79<br />

5.2.2 Betrachtung <strong>der</strong> Sp<strong>und</strong>wandlösung bei Ausfall <strong>der</strong> Brunnenanlage<br />

Bereits im Kap. 4.4.4 wurden die Auswirkungen des Ausfalls <strong>der</strong> Entspannungsbrunnenanlage<br />

erwähnt. Sie äußern sich durch den sofortigen Gr<strong>und</strong>wasseranstieg mit anschließen<strong>der</strong><br />

Vernässung des betroffenen Geländes <strong>und</strong> dem Wassereintritt in die Kellerräume. Daher<br />

wird im Folgenden diese Situation des Ausfalles eines Brunnens bei funktionstüchtiger<br />

Sp<strong>und</strong>wand im Rahmen <strong>der</strong> FEM simuliert. Diese Untersuchung dient <strong>der</strong> Beurteilung, ob die<br />

Sp<strong>und</strong>wandlösung einen ausreichenden Druckabbau, infolge <strong>der</strong> Sickerwegsverlängerung,<br />

bewirkt <strong>und</strong> damit eine erneute Vernässungserscheinung auszuschließen ist. Hierfür wird auf<br />

das Modell aus Kap. 5.2.1 zurückgegriffen, bei dem <strong>der</strong> Brunnen entfernt wird. Die Ergebnisse<br />

sind vollständig in <strong>der</strong> Anl. 5.5 <strong>und</strong> 5.6 enthalten.<br />

Analog zur Untersuchung des Sp<strong>und</strong>wandeffektes des vorherigen Kapitels wird hier ebenfalls<br />

die Potentialverteilung, in Abhängigkeit <strong>der</strong> gleichmäßigen Sp<strong>und</strong>wandverkürzung, ermittelt.<br />

Die Ergebnisse beziehen sich zur Gewährleistung eines Vergleichs mit dem Fall eines<br />

intakten Brunnens auf die gleichen Messpunkte. Wie in Abbildung 5.3 zu sehen, wird <strong>der</strong><br />

Druck, bezogen auf einem Meter Sp<strong>und</strong>wand verhältnismäßig gering vermin<strong>der</strong>t. Bis auf den<br />

Messpunkt <strong>der</strong> BK4 (direkt bei <strong>der</strong> Sp<strong>und</strong>wand) wird ein durchschnittlicher Potentialabbau<br />

von ca. 4 cm/ Meter Wandlänge festgestellt. Die Auswertung dazu befindet sich in <strong>der</strong><br />

Anl. 5.6.4. Vor allem im Bereich zwischen BS3 <strong>und</strong> <strong>der</strong> Station ist diese Verringerung als zu<br />

gering zu bewerten. Dadurch besteht weiterhin die Gefahr, bei zu geringer Einbindetiefe <strong>der</strong><br />

Sp<strong>und</strong>wand, einer im Dammhinterland auftretenden Vernässung.<br />

anstehendes Potential [m ü. NN]<br />

20,95<br />

20,90<br />

20,85<br />

20,80<br />

20,75<br />

20,70<br />

20,65<br />

20,60<br />

20,55<br />

20,50<br />

Potential in Abhängigkeit <strong>der</strong> Sp<strong>und</strong>wandlänge bei Ausfall des Brunnens<br />

20,45<br />

BK4<br />

20,40<br />

BS3<br />

20,35<br />

BS21<br />

20,30<br />

Station 50<br />

20,25<br />

Station 100<br />

20,20<br />

20,15<br />

Station 150<br />

Station 200<br />

5,50 6,50 7,50 8,50 9,50 10,50 11,50 12,50 13,50 14,50 15,50 16,50<br />

Gesamte Sp<strong>und</strong>wandlänge [m]<br />

Abbildung 5.3: Potentialverlauf im Fall eines ausgefallenen Brunnens mit funktionstüchtiger Sp<strong>und</strong>-<br />

wand<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


5 Sanierungsvorschläge 80<br />

Für die Abbildung <strong>der</strong> Sickerwasserlinie wurde die Sp<strong>und</strong>wandlänge jeweils auf 7,17 m,<br />

9,10 m <strong>und</strong> 11,17 m eingestellt. Der daraus ergebene Verlauf <strong>der</strong> Sickerlinie entspricht im<br />

Bereich <strong>der</strong> Wand die <strong>der</strong> im Kap. 5.2.1 ermittelten Sickerlinie. Durch den fehlenden Entspannungsbrunnen<br />

stellt sich hinter dem Auflastdrän eine erhöhte Sickerlinie ein. Bei einer<br />

Gesamtsp<strong>und</strong>wandlänge von 7,17 m bis 8,57 m tritt aufgr<strong>und</strong> des unzureichenden Druckabbaus<br />

(zu geringe Sickerwegsverlängerung) das Gr<strong>und</strong>wasser wie<strong>der</strong> an die Oberfläche. Erst<br />

auf <strong>der</strong> Höhe von 14,00 m ü. NN bzw. 8,77 m Gesamtlänge wird ein weiteres Austreten vom<br />

Gr<strong>und</strong>wasser nicht beobachtet. Dennoch liegt das Potential knapp unterhalb <strong>der</strong> Geländeoberfläche.<br />

5.2.3 Bewertung <strong>der</strong> Maßnahme einer Sp<strong>und</strong>wand<br />

Die Verwendung einer Sp<strong>und</strong>wand an dem schadhaften Damm im Bögengebiet ist gr<strong>und</strong>legend<br />

als positiv zu bewerten. Sie beinhaltet neben an<strong>der</strong>en Sanierungsmaßnahmen zwei<br />

wichtige Kriterien – Gewährleistung <strong>der</strong> hydraulischen <strong>und</strong> statischen Sicherheit. Darüber<br />

hinaus stellt sie im Hinblick des geplanten Kanalausbaus die einzige kostengünstige Alternative<br />

dar. Mit <strong>der</strong> Sp<strong>und</strong>wand wird maßgeblich die Durchsickerung des Dammbereiches minimiert,<br />

die eine Erhöhung <strong>der</strong> Standsicherheit zur Folge hat. Im Bereich des Auflastfilters<br />

bzw. früheren Entwässerungsgrabens zeigt sich dagegen keine signifikante Beeinflussung<br />

<strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>wasserströmung. Gr<strong>und</strong> hierfür ist zweite Gr<strong>und</strong>wasserströmung mit Herkunft des<br />

Lingener Stadtkerns, die die Ems als natürliche Vorflut besitzt.<br />

Somit wirkt die Sp<strong>und</strong>wand als unterstützendes Sicherungselement zu den bereits installierten<br />

Entspannungsbrunnen. Dennoch besteht im Allgemeinen die For<strong>der</strong>ung einer hinreichenden<br />

Sicherung vor weiterer Vernässung <strong>der</strong> angrenzenden Gr<strong>und</strong>stücke auch im Fall<br />

eines Brunnenausfalles. Hierfür wurde eine optimale Sp<strong>und</strong>wandlänge von 8,77 m gef<strong>und</strong>en,<br />

die auf eine standardisierte Einbaulänge von 9,00 aufzur<strong>und</strong>en ist. Dadurch erhöht sich<br />

nochmals die hydraulische Sicherheit. Zwar kann durch die Verlängerung eine Druckreduzierung<br />

bewirkt werden, die aber unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Wirtschaftlichkeit nicht im Verhältnis<br />

des zusätzlichen Sicherheitsgewinnes steht.<br />

Anhand <strong>der</strong> Abbildung 5.4 wird ersichtlich, dass das beste Ergebnis durch die Kombination<br />

aus Entspannungsbrunnen <strong>und</strong> Stahlsp<strong>und</strong>wand erzielt wird, wobei davon <strong>der</strong> größte Anteil<br />

auf den Entspannungsbrunnen entfällt. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e sollte, zur weiteren Sicherstellung<br />

einer ausbleibenden Vernässung, die Anzahl <strong>der</strong> Brunnen im Bögengebiet erhöht werden.<br />

Momentan weisen sie lediglich eine Sicherheit η = 1 auf. Um eine ausreichend große<br />

Sicherheit zu gewährleisten, wird <strong>der</strong> Faktor η auf 1,5 gesetzt. Damit ergibt sich eine zusätzliche<br />

Zahl von 7 Entspannungsbrunnen, die in unmittelbarer Nähe zu errichten sind.<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


5 Sanierungsvorschläge 81<br />

Potentialhöhe [m. ü. NN]<br />

22,00<br />

21,50<br />

21,00<br />

20,50<br />

20,00<br />

19,50<br />

Potentialvergleich zwischen einzelnen Maßnahmen<br />

BK4 BS3 BS21 Station 50 Station 100 Station 150 Station 200<br />

Abbildung 5.4: Vergleich <strong>der</strong> einzelnen Maßnahmen hinsichtlich ihrer Effektivität<br />

5.3 Bemessung einer einfach verankerten Sp<strong>und</strong>wand<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik<br />

Auflastfilter<br />

Entspannungsbrunnen (Br)<br />

SW + Br (9,17m)<br />

SW - Br (9,17m)<br />

Die Standsicherheit einer Sp<strong>und</strong>wand ist maßgeblich von dem gefor<strong>der</strong>ten Einspanngrad<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Einbindetiefe in den Untergr<strong>und</strong> abhängig. Je tiefer die Sp<strong>und</strong>wand in den Boden<br />

eingerammt wird, desto größer können die an die Sp<strong>und</strong>wand einwirkenden Kräfte sein. Die<br />

Verankerung ist im Allgemeinen nicht für die Standsicherheit erfor<strong>der</strong>lich. Sie wird am oberen<br />

Ende <strong>der</strong> Sp<strong>und</strong>wand angebracht, um die Verformungserscheinungen zu verhin<strong>der</strong>n. Im<br />

Kap. 3.4 wurden die notwendigen Formeln zur Berechnung <strong>der</strong> Erddrücke <strong>und</strong> Erdwi<strong>der</strong>stände<br />

beschrieben, die für die Bemessung <strong>der</strong> Sp<strong>und</strong>wand die Gr<strong>und</strong>lage bilden.<br />

Trotz <strong>der</strong> Möglichkeit einer Handrechnung erfolgt die Bemessung mit Hilfe eines computergestützen<br />

Programms. Dazu wird das Programm RETAIN <strong>der</strong> Fa. GGU verwendet. Im ersten<br />

Schritt müssen die Eingangsparameter bestimmt werden. Das betrifft zum einem die Geometrie,<br />

die dazu gehörigen Bodenkennwerte, Festlegung <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Erddruckumlagerung,<br />

Wasserdruckansatz, Einspanngrad <strong>und</strong> das zu verwendende Sp<strong>und</strong>wahlprofil.<br />

Die Geometrie spiegelt den zukünftigen Ausbau zum R-Profil mit Ausbildung einer plateauförmigen<br />

Dammkrone wie<strong>der</strong>. Somit befindet sich die Kanalsohle auf einer Höhe von 5,45 m<br />

unterhalb des Sp<strong>und</strong>wandkopfes. Die Lage <strong>der</strong> einzelnen Bodenschichten entsprechen die<br />

<strong>der</strong> bodenk<strong>und</strong>lichen Untersuchung, wobei eine Vereinfachung vorgenommen wurde. Sie<br />

äußert sich durch horizontale Lage <strong>der</strong> einzelnen Schichten. Für die Bodenparameter wurden<br />

die Kennwerte aus <strong>der</strong> Tabelle 4.4 entnommen. Die in [50] enthaltenden Gr<strong>und</strong>sätze<br />

regelt die Lage des Ankerkopfes – dieser liegt 0,5 m unterhalb des Sp<strong>und</strong>wandkopfes. Bei<br />

<strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Erddruckumlagerung wird auf die Variante <strong>der</strong> EAU 2004 [2] mit <strong>der</strong> Bedingung


5 Sanierungsvorschläge 82<br />

einer abgegrabenen Wand zurückgegriffen. Das Sp<strong>und</strong>wandprofil stimmt mit dem in <strong>der</strong> hydraulischen<br />

Betrachtung eingesetzten LARSSEN-Profil 603 10/10 überein.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> möglichen Umströmung des Sp<strong>und</strong>wandfußes wird für den Wasserdruckansatz<br />

die Bildung einer an <strong>der</strong> Wand anliegenden Strömungsröhre zugr<strong>und</strong>e gelegt. Sowie im Kanal<br />

als auch im Dammbereich wird <strong>der</strong> Wasserspiegel im ersten Bemessungsansatz auf die<br />

Höhe des BWo mit 21,67 m ü. NN gesetzt. Als Ergebnis ergibt sich eine erfor<strong>der</strong>liche Einbindetiefe<br />

von 2,98 m bei einer 50%igen Einspannung. Damit bemisst sich die Mindestgesamtlänge<br />

auf 8,43 m.<br />

In <strong>der</strong> nächsten Betrachtung senkt sich <strong>der</strong> Kanalwasserspiegel auf die Höhe des BWu ab,<br />

wobei hinter <strong>der</strong> Sp<strong>und</strong>wand zunächst <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>wasserspiegel konstant bleibt. Dadurch<br />

bildet sich im Boden ein Porenwasserüberdruck aus. Diese zusätzliche Einwirkung wird dem<br />

aktiven Erddruck zugerechnet. Infolge <strong>der</strong> Berechnung erhöht sich die notwendige Sp<strong>und</strong>wandlänge<br />

um 0,1 m <strong>und</strong> beträgt somit 8,53 m.<br />

Im Rahmen einer Sp<strong>und</strong>wandbetrachtung einer Kanaleinfassung ist auch <strong>der</strong> LF4 – Leerlaufen<br />

einer Kanalhaltung – zu berücksichtigen. Dazu wird <strong>der</strong> Kanalwasserspiegel mit <strong>der</strong> Kanalsohlenhöhe<br />

gleichgesetzt. Daraus ergibt sich eine Sp<strong>und</strong>wandlänge von 9,40 m. Bei diesem<br />

Fall liegt jedoch <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>wasserspiegel auf einem zu hohen Niveau. Im Zuge des realistischen<br />

GW-<strong>Verhältnisse</strong>s wird dieser auf die ungefähre Höhe <strong>der</strong> Drainage gelegt. Mit<br />

dieser Bedingung wird die Sp<strong>und</strong>wand auf eine Gesamtlänge von 9,18 m bzw. Einbindetiefe<br />

von 3,73 m bemessen. Die vollzogenen Berechnungen sind in <strong>der</strong> Anl. 6 enthalten.<br />

Aus den hydraulischen Untersuchungen ergibt sich eine optimale Sp<strong>und</strong>wandlänge von<br />

9,0 m, die aber zur ausreichenden Sicherheit des LF4 – Leerlaufen des Kanals – nochmals<br />

um 0,2 m zu erhöhen ist. Mit dieser Gesamtabmessung von 9,20 m ist eine hydraulische <strong>und</strong><br />

statische Sicherheit gewährleistet.<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


6 Zusammenfassung 83<br />

6 Zusammenfassung<br />

Im Zuge <strong>der</strong> Industrialisierung erhöhte sich die Nachfrage an Kohle <strong>und</strong> Stahl. Diese Massengüter<br />

konnten nur in großer Menge über dem Wasserweg transportiert werden. Zur Gewährleistung<br />

eines dichten Wasserwegenetzes mit Anbindung an die Industriestandorte wurden<br />

Kanäle als Verbindungsachsen gebaut. In <strong>der</strong> Regel wurde dafür <strong>der</strong> im Kanalverlauf<br />

befindliche Boden entnommen <strong>und</strong> an den Kanalseiten als Damm aufgespült. Auf die gleiche<br />

Weise ist auch <strong>der</strong> Damm am DEK hergestellt worden. Die Beson<strong>der</strong>heit des DEK zeichnet<br />

sich durch die fehlende künstliche Dichtung des Kanalbettes aus, die dadurch eine Verbindung<br />

zum Gr<strong>und</strong>wasserleiter ermöglicht. Die Folgen <strong>der</strong> fehlenden Dichtung äußern sich<br />

durch eine daraus resultierende Erhöhung des Sickerwasseranfalls, zusätzliche Gr<strong>und</strong>wasseranreicherung<br />

<strong>und</strong> Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>wasserfließrichtung. Des Weiteren verursacht,<br />

<strong>der</strong> an dem Damm befindliche Bewuchs mit den dammdurchziehenden Wurzeln, Möglichkeiten<br />

<strong>der</strong> Strömungskanalbildung.<br />

An <strong>der</strong> innerstädtischen Kanalstrecke des Ortes Lingen wurden in den angrenzenden<br />

Gr<strong>und</strong>stücken Vernässungserscheinungen festgestellt. Die darauffolgende bodenk<strong>und</strong>liche<br />

Untersuchung zeigte, dass <strong>der</strong> Damm ein Defizit <strong>der</strong> Standsicherheit aufwies. Im Rahmen<br />

einer Sofortmaßnahme wurde ein Auflastdrän zur Verhin<strong>der</strong>ung weiterer Materialumlagerungen<br />

am Entwässerungsgraben ausgeführt. Dies hatte die Erhöhung des GW-Potentials <strong>und</strong><br />

damit den Anstieg des Gr<strong>und</strong>wassers zur Folge, <strong>der</strong> mit Hilfe von Entspannungsbrunnen<br />

wie<strong>der</strong> abgesenkt werden konnte. Dennoch ist eine zukünftige Sicherung des betroffenen<br />

Gebietes nicht gegeben, da <strong>der</strong> Damm durch W<strong>und</strong>wurf weiterhin gefährdet ist. Ebenfalls<br />

konnte nachgewiesen werden, dass bereits ein einziger Brunnenausfall zum erneuten Wasseranstieg<br />

im Gelände führt.<br />

Deshalb bestand innerhalb dieser Arbeit die Aufgabe eine geeignete <strong>und</strong> optimale Sanierungsmöglichkeit<br />

zu erarbeiten. Hierfür wurden im ersten Schritt die Gr<strong>und</strong>lagen des Dammaufbaus,<br />

hydraulische <strong>und</strong> mechanische Beanspruchungen, Schadensvorgänge <strong>und</strong> Möglichkeiten<br />

von Sanierungen mit ihren Vor- <strong>und</strong> Nachteilen zusammengetragen. Für einzelne<br />

Schadensarten wurden darüber hinaus die dafür notwendigen Nachweise beschrieben.<br />

Damit eine geeignete Lösung gef<strong>und</strong>en werden konnte, waren in erster Linie Kenntnisse <strong>der</strong><br />

örtlichen <strong>hydrogeologischen</strong> <strong>und</strong> geologischen <strong>Verhältnisse</strong> im Untersuchungsgebiet erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Deshalb wurde mit Hilfe von Bodenerk<strong>und</strong>ungen <strong>und</strong> <strong>der</strong> geologischen Beschreibung<br />

des Emslandes <strong>der</strong> anstehende Boden auf seine Schichtenfolge <strong>und</strong> Mächtigkeit untersucht<br />

<strong>und</strong> in <strong>hydrogeologischen</strong> Schnitten dargestellt. Dies stellte die Voraussetzung einer hinreichend<br />

genaue Aufstellung eines auf FEM-basierten Modells dar. Mit diesem Modell wurde<br />

das Ziel eine optimale Sanierungsvariante im Hinblick ihrer Effizienz verfolgt. Bevor das Sanierungselement<br />

mit in das Modell eingeb<strong>und</strong>en wurde, musste es zunächst soweit geeicht<br />

werden, dass infolge dessen mit plausiblen Ergebnissen zu rechnen war. Die Eichung erfolgte<br />

anhand von zwei Stichtagsmessungen. Die Messungen wurden jeweils nach den erfolgten<br />

Sicherungs- <strong>und</strong> Sanierungsmaßnahmen erbracht. Mit <strong>der</strong> Eichung konnte eine Ungenauig-<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


6 Zusammenfassung 84<br />

keit von r<strong>und</strong> 5 cm nicht ausgeschlossen werden. Trotz des Fehlers stellte sich das Modell<br />

als hinreichend genau dar. Die Gegenüberstellung einzelner Maßnahmen führte zur Vorzugsvariante<br />

<strong>der</strong> Sp<strong>und</strong>wand, da sie neben ihrer hohen Dichtigkeit auch die Aufnahme großer<br />

mechanischer Belastungen aufzeigt. Zusätzlich zu diesen Vorteilen spielte auch die For<strong>der</strong>ung<br />

eines zukünftigen Kanalausbaus eine wesentliche Rolle. Durch den Einbau soll eine<br />

Sickerwegsverlängerung <strong>und</strong> damit ein Druckabbau erreicht werden.<br />

In Einbeziehung <strong>der</strong> Sp<strong>und</strong>wand wurden erneut, anhand des geeichten FEM-Modells, die<br />

hydraulischen <strong>Verhältnisse</strong> untersucht. Zu diesem Zweck erfolgte eine gestaffelte Betrachtung,<br />

bei <strong>der</strong> die Sp<strong>und</strong>wand zunehmend verkürzt wurde. Bei <strong>der</strong> ersten Untersuchung handelte<br />

es sich um die Kombination aus Entspannungsbrunnen <strong>und</strong> Sp<strong>und</strong>wand. Dort zeigten<br />

sich nur innerhalb des Dammkörpers signifikante Verän<strong>der</strong>ungen des Potentials. In <strong>der</strong> Gesamtbetrachtung<br />

zeigt die Sp<strong>und</strong>wand nur eine geringe positive Beeinflussung des Gr<strong>und</strong>wasserhaushaltes.<br />

Der geringe Druckabbau von 5 cm/pro Meter Sp<strong>und</strong>wandtiefe steht nicht<br />

im wirtschaftlichen Verhältnis.<br />

Dennoch muss die Sp<strong>und</strong>wand soweit in den Boden eingebracht sein, dass im Falle eines<br />

Brunnenausfalles, <strong>der</strong> Abbau des Potentials weiterhin gewährleistet werden kann, damit eine<br />

Vernässung <strong>der</strong> anliegenden Gr<strong>und</strong>stücke auszuschließen ist. Während <strong>der</strong> Untersuchung<br />

konnte eine optimale Sp<strong>und</strong>wandlänge von 8,77 m herausgef<strong>und</strong>en werden. Diese Länge<br />

geht aber nur aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> hydraulischen Belastung hervor.<br />

Mit <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> statischen Standsicherheit <strong>der</strong> Sp<strong>und</strong>wand beschäftigte sich das letzte<br />

Kapitel dieser Arbeit. Zur ausreichenden Sicherheit muss sie um eine bestimmte Länge in<br />

den Boden eingebracht sein. Die Bemessung wurde mit einem computergestützten Programm<br />

erbracht, mit <strong>der</strong> eine notwendige Gesamtsp<strong>und</strong>wandlänge von 9,20 ermittelt werden<br />

konnte. Diese Gesamtlänge ermöglicht auch die Standsicherheit im LF4 – Leerlaufen des<br />

Kanals.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich stellt die Sp<strong>und</strong>wand eine gute Variante <strong>der</strong> Sicherung <strong>und</strong> Sanierung eines<br />

schadhaften Dammes dar. Weiterhin ist durch die Sp<strong>und</strong>wandlösung die Gefahr eines<br />

Dammdurchbruches, ausgehend des Windwurfes, ausgeschlossen. Dennoch konnte im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Untersuchung festgestellt werden, dass die Entspannungsbrunnen einen größeren<br />

Anteil am Druckabbau besitzen. Daher ist es für den weiteren Schutz vor Vernässung<br />

empfehlenswert, die Entspannungsbrunnenanlage um bis zu 7 Stück auszubauen.<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


Quellenverzeichnis<br />

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Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


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Ufer <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswasserstraße DEK km 145,800 bis 146,300. Gutachten. Koblenz.<br />

Bauhaus-Universität Weimar – Professur Geotechnik


Quellenverzeichnis<br />

[40] Söhle, T. (2005): Untersuchung <strong>der</strong> Standsicherheit <strong>und</strong> Gebrauchstauglichkeit des Dam-<br />

mes. Lingen, Damm im Stadtbereich - Dammnachsorge am rechten Ufer <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswasser-<br />

straße DEK km 145,800 bis km 146,300. Gutachten. Koblenz.<br />

[41] Söhle, T. (2007): Sanierungsvorschläge zur Dammnachsorge - Kurzbericht Nr.1. Damm-<br />

nachsorge im Stadtbereich Lingen am rechten Ufer - DEK-km 145,520-145,800 & km<br />

145,800-146,300. Gutachten. Hannover.<br />

[42] Söhle, T. (2008): Kartierung <strong>und</strong> Bewertung des Bewuchses. Dammnachsorge im Stadtbereich<br />

Lingen (Ems) Bereich 3, Bögengebiet DEK-km 145,800-146,300, rechtes Ufer. Gutachten.<br />

Hannover.<br />

[43] Striegler, W.; Girod, K.; Rahn, H. (1998): Dammbau in Theorie <strong>und</strong> Praxis. Völlig neu bearb.<br />

2. Aufl. /: Verl. für Bauwesen. Berlin.<br />

[44] Terzaghi, K.; Jelinek, R. (1954): Theoretische Bodenmechanik. Mit 153 Abb.: Springer. Berlin<br />

/ Göttingen / Heidelberg.<br />

[45] ThyssenKrupp GfT Bautechnik (2006): HOESCH-Stahlsp<strong>und</strong>wände / PEINER-<br />

Stahlsp<strong>und</strong>wände. Lieferprogramm. Essen.<br />

[46] ThyssenKrupp GfT Bautechnik (2007): HOESCH-Stahlsp<strong>und</strong>wände - Dichtungssysteme.<br />

Essen.<br />

[47] ThyssenKrupp GfT Bautechnik (2007): Sp<strong>und</strong>wand-Handbuch. Berechnung: Makossa<br />

Druck <strong>und</strong> Medien GmbH. Gelsenkirchen.<br />

[48] Türke, H. (1999): Statik im Erdbau. 3. Aufl.: Ernst & Sohn. Berlin.<br />

[49] Vischer, D.; Huber, A.; Vischer-Huber (1993): Wasserbau. Hydrologische Gr<strong>und</strong>lagen,<br />

Elemente des Wasserbaus, Nutz- <strong>und</strong> Schutzbauten an Binnengewässern. 5., vollst. überarb.<br />

<strong>und</strong> erw. Aufl: Springer. Berlin (Springer-Lehrbuch).<br />

[50] Wasser- <strong>und</strong> Schiffahrtsdirektion West (WSD) (1991): Ausbaugr<strong>und</strong>sätze - Schiffahrtskanäle.<br />

VV-WSD West 21-1.<br />

[51] Wirtschaftsvereinigung Stahl im Stahl-Zentrum (2008): Entwicklung auf den Stahlmärkten.<br />

Fakten <strong>und</strong> Hintergründe. Düsseldorf.<br />

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Quellenverzeichnis<br />

Quellen - Internet<br />

[52] Landesamt für Bergbau, Energie <strong>und</strong> Geologie (LBEG): www.lbeg.nie<strong>der</strong>sachsen.de; zuletzt<br />

geprüft am 14.10.2008<br />

[53] Stadt Lingen: www.lingen.de; zuletzt geprüft am 14.10.2008<br />

[54] Meyers Lexikon: www.lexikon.meyers.de; zuletzt geprüft am 14.10.2008<br />

[55] Atlas <strong>der</strong> Welt: www.welt-atlas.de; zuletzt geprüft am 14.10.2008<br />

[56] Wasser- <strong>und</strong> Schifffahrtsamt Duisburg-Mei<strong>der</strong>ich: www.wsa-duisburg-mei<strong>der</strong>ich.wsv.de; zuletzt<br />

geprüft am 14.10.2008<br />

[57] Wasser- <strong>und</strong> Schifffahrtsamt Meppen: www.was-meppen.de; zuletzt geprüft am 14.10.2008<br />

[58] Wasser- <strong>und</strong> Schifffahrtsamt Rheine: www.wsa-rheine.de; zuletzt geprüft am 14.10.2008<br />

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Erläuterungen allgemeiner Fachbegriffe (Glossar)<br />

Erläuterungen allgemeiner Fachbegriffe (Glossar)<br />

Anthropogen „vom Menschen beeinflusst“<br />

Auftrieb / Auftriebskraft ist die Kraft die eine Flüssigkeit auf einen Festkörper ausübt<br />

<strong>und</strong> entgegen <strong>der</strong> Schwerkraft wirkt. Sie wird definiert<br />

als:<br />

= γ ⋅V<br />

= ρ ⋅ g ⋅V<br />

F w<br />

w<br />

Bildsamkeitsbereich beschreibt genau den Bereich zwischen <strong>der</strong> Fließ- <strong>und</strong><br />

Ausrollgrenze <strong>und</strong> somit den Konsistenzabschnitt von 0 bis<br />

1,0 bzw. breiig bis steif.<br />

Erosion ist die mögliche Umlagerung <strong>und</strong> Transport aller Bestandteile<br />

eines Erdstoffes infolge einer Strömung.<br />

Durchgangsfaktor F beschreibt einen Abmin<strong>der</strong>ungsfaktor zur Bestimmung eines<br />

möglichen Durchgangs von Erdstoffteilchen durch einen<br />

Porenkanal. Dieses ist erst gegeben, wenn <strong>der</strong><br />

Durchmesser d ≤ F·dk,m ist<br />

Erddruckbeiwert Beschreibt das Verhältnis zwischen Erddruck <strong>und</strong> Vertikalspannungen<br />

<strong>und</strong> wird mit dem Symbol K gekennzeichnet<br />

[47] (↑ Symbolverzeichnis)<br />

Erosionsgr<strong>und</strong>bruch gleichbedeutend mit Piping ↑ <strong>und</strong> rückschreiten<strong>der</strong> Erosion<br />

↑<br />

(FEM) Finite-Elemente-<br />

Methode<br />

Festigkeit (örtliche) des<br />

Untergr<strong>und</strong>es<br />

ist ein numerisches Verfahren, bei dem mit Hilfe eine Netzstruktur<br />

das zu untersuchende Objekt in endlich viele Elemente<br />

mit nicht unendlicher Größe geteilt wird. Über partielle<br />

Differentialgleichung <strong>und</strong> den Randbedingungen wird<br />

ein Gleichungssystem gebildet, die zur Lösung führt<br />

ist die Festigkeit an bestimmten Stellen im Untergr<strong>und</strong>, bei<br />

dem eine Schwächung durch die Strömungskräfte verursacht<br />

wird.<br />

fluviatil beschreibt die vom Fluss gebildeten Formen o<strong>der</strong> die vom<br />

Fluss mitgeführte Sedimente. [54]<br />

fluvioglazial = glazifluvial <strong>und</strong> bezeichnen Sedimente, die in <strong>der</strong> Eiszeit<br />

durch das Schmelzwasser direkt gebildet o<strong>der</strong> abgelagert<br />

wurden. [54]<br />

glazial „eiszeitlich“, „<strong>der</strong> Eiszeit betreffend“<br />

Holozän ist <strong>der</strong> jüngste geologische Zeitabschnitt <strong>und</strong> umfasst einen<br />

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Erläuterungen allgemeiner Fachbegriffe (Glossar)<br />

Hydraulischer Gradient<br />

bzw. Gefälle<br />

Zeitraum von ca. 11700 Jahren bis einschließlich heute. Es<br />

ist eine Serie des Quartärs ↑<br />

ist das Verhältnis von einem hydraulischen Höhenunterschied<br />

h zur Länge des Sickerweges l<br />

h<br />

i =<br />

l<br />

Hydraulischer Gr<strong>und</strong>bruch ist eine Versagensform, die durch aufsteigende Strömungskräfte<br />

verursacht wird. Diese Kräfte sind größer als die<br />

Gewichtskraft eines Bodenelementes <strong>und</strong> den dazu aktivierbaren<br />

Scherkräften.<br />

interglazial „<strong>der</strong> Warmzeit betreffend“<br />

kf-Wert bezeichnet einen rechnerischen Wert, <strong>der</strong> die Wasserdurchlässigkeit<br />

von Materialien (Böden o<strong>der</strong> Gesteine),<br />

beschreibt. Die Einheit ist Meter je Sek<strong>und</strong>e [m/s].<br />

Kohäsion (echte) (Zugspannungsfestigkeit)<br />

ist die Bindungskraft zwischen den Körnern bei den bindigen<br />

Böden.<br />

Kolk Beschreibt die örtliche Vertiefung <strong>der</strong> Kanalsohle, die durch<br />

Umlagerung des Sediments o<strong>der</strong> Deckwerkmaterials ausgehend<br />

einer großen hydraulischen Kraft (Strömung)<br />

Kolmation ist <strong>der</strong> Vorgang <strong>der</strong> Ablagerung von feinen Bodenteilchen<br />

in die Porenräume einer Bodenmatrix, die zuvor durch<br />

Gr<strong>und</strong>wasserströmung transportiert wurden. Sie ist die<br />

umkehrte Suffosion. Nicht zu verwechseln mit <strong>der</strong> Sedimentation.<br />

Konsolidation Die bei <strong>der</strong> Zusammendrückung des Bodens infolge einer<br />

Lasterhöhung entstehende Volumenän<strong>der</strong>ung, wobei es<br />

zum Auspressen von Porenwasser kommt.<br />

Konzentrierte Durchspülung<br />

Damit wird eine hydraulische Beanspruchung unter einem<br />

Bauwerk verstanden. Sie wird durch konzentrierte Wassera<strong>der</strong>n<br />

gebildet, wo sich das Sickerwasser in erhöhter Geschwindigkeit<br />

als im angrenzenden Boden bewegt.<br />

Larssen-Profil geht auf den gleichnamigen Baumeister zurück & beschreibt<br />

ein U-Walzprofil mit angenietetem (heute angeschweißt)<br />

Schloss ↑<br />

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CD-Inhalt<br />

CD-Inhalt<br />

Anlagen (Anlagen im pdf-Format)<br />

Abbildungen<br />

Berechungen (SS-Flow2D; GGU-Retain)<br />

excel (DWD-Auswertung; GW-Stichtagsmessung; SS-Flow2D-Auswertung)<br />

pdf (Diplomarbeit)<br />

Pläne (Plane im dxf-Format; Surfer-Karte mit GW-Gleichen)<br />

Unterlagen (Bohrprofile, Literatur, Profilschnitte)<br />

word (Diplomarbeit)<br />

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