21. Echo Mitte 2007 - BBS Köllitsch eV
21. Echo Mitte 2007 - BBS Köllitsch eV
21. Echo Mitte 2007 - BBS Köllitsch eV
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Klassentreffen!<br />
Foto: wev.<br />
Nr. 21 - Juli <strong>2007</strong><br />
Neuer Leiter des LVG<br />
Personalien<br />
Danke schön!<br />
Verein aktuell, Bergziegen immer höher<br />
Rinderzüchter und Brotfahrer<br />
Lutz Marticke züchtet Fleckvieh<br />
Postkartengrüße<br />
Viel Interessantes kurz<br />
Berufschance in Kenia!<br />
Holger Marbach sucht Persönlichkeit<br />
Schweinische Geschichte?<br />
Annerose Liebscher liebt Schweine<br />
Alles Karnickel, oder was?<br />
Alfred Unger berichtet<br />
Vom Land- zum Betriebswirt<br />
Martin Schenke gestand bei Andrea Schmidt<br />
Bei Andrea im Niederspreewald<br />
Zur Wanderung im „Heuhotel“<br />
Interview mit Hindernisen<br />
Hansi Krahl ist Arzt und Radrenner<br />
Radtour rund um die Welt?<br />
Peter Wächtler, Bergradfahrer<br />
Ein Kamel für Kenia<br />
Uta organisiert außerdem ein Klassentreffen<br />
Vieh agra <strong>2007</strong><br />
Hundert Vereinsfreunde am Messestand<br />
Hochwasser 1964<br />
Bilder des Jahrgangs 1963/66<br />
Angebissen<br />
„Krümel“ Kerstin bei der Justiz und in aller Welt<br />
Sol ami?<br />
Detlef Schulz beutet Sonnenenergie aus<br />
Bilder aus dem Niederspreewald<br />
Kurznachrichten im Bild<br />
Fotonachlese agra <strong>2007</strong><br />
Nächste Ausgabe: Dezember <strong>2007</strong><br />
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2 Personalien<br />
MS nun Vierzig!<br />
Neuigkeiten aus dem LVG <strong>Köllitsch</strong><br />
Die Geschicke im Lehr- und Versuchsgut werden seit dem 18.06.<strong>2007</strong> durch<br />
einen neuen Leiter gelenkt.<br />
Dr. Rexroth hat eine Tätigkeit im SMUL aufgenommen und den Staffelstab an<br />
Herrn Ondrej Kunze weitergegeben.<br />
Das ist sein Steckbrief:<br />
1984 bis 1987 Berufsausbildung (Agrotechniker) mit Abitur – ZBE Wachau<br />
1989 bis 1994 Studium an MLU Halle Landwirtschaft – Schwerpunkt Wirtschafts-<br />
und Sozialwissenschaften des Landbaus (Dipl. Agraringenieur)<br />
1994 bis 1996 Referendarausbildung im Freistaat Bayern (über SMUL)<br />
1996 bis 1999 AfL Zwickau (Berater Betriebswirtschaft)<br />
1999 bis 2005 AfL Mockrehna (Abtltr. Landwirtschft/Abtltr. Fördervollzug)<br />
2005-<strong>2007</strong> SMUL Dresden (Marktstrukturreferent)<br />
18.06.07 LVG <strong>Köllitsch</strong><br />
Herr Kunze ist Vater von zwei Kindern und lebt mit seiner Familie in Böhlitz.<br />
Dorothy Kindla:<br />
Entlastung und Unterstützung pflegender Angehöriger<br />
<strong>Mitte</strong> Dezember 2006 saß wev. beim Miltitzer Drucker Löhnert, um das 20. <strong>Echo</strong><br />
und das Kenia-Buch von der großen Herbst-Expedition abzuholen. Plötzlich stand<br />
Dorothy (81/84), die schon lange Vermisste, inmitten des Zimmers!<br />
Sie holte die Falt-Werbeblätter für ihre freiberufliche Tätigkeit ab und man erkannte<br />
sich freudig. Pädagogin? Ja, Sozialpädagogin! Der Beruf passte in die Vorstellung<br />
von D.K., schon in <strong>Köllitsch</strong>er Zeit war das vorabzusehen.<br />
In dem „Fleier“ führt sie aus:<br />
„In meiner beruflichen Tätigkeit habe ich über viele Jahre hilfebedürftige Kinder,<br />
Jugendliche und Erwachsene betreut. Ganz unmittelbare Erfahrungen konnte ich<br />
sammeln, als ich vier Jahre lang meine schwerkranke Mutter pflegte. Dabei habe<br />
ich intensiv erlebt, welche Bedürfnisse pflegebedürftige Menschen haben und welche<br />
Unterstützung auch die Angehörigen brauchen, um diesen besonderen Weg<br />
gemeinsam gehen zu können.<br />
Seitdem begleite und unterstütze ich pflegende Angehörige.“<br />
Kontakt: (0341) 47 919 38 oder dorothy-kindla@web.de<br />
<strong>Mitte</strong> Januar feierte Vereinsmitbegründer Matthias Schneider<br />
(83/86, Bildmitte, links) seinen vierzigsten Geburtstag<br />
gemeinsam mit über hundert Gästen im Restaurant<br />
„Bayerischer Bahnhof“ zu Leipzig. Der Betriebsleiter von<br />
„s+p AG“ (Lohnabrechnungsprogramme) hatte in jüngerer<br />
Vergangenheit geheiratet und wurde von Frau Susa<br />
mit Zwillingen beschenkt.<br />
Unser Verein wurde im Jahr 1995 wesentlich von drei Leuten<br />
aus der Taufe gehoben: „Max“ Merkel (Titelbild), wev.,<br />
und eben Matthias Schneider. In den Räumlichkeiten der<br />
schneiderschen EDV-Firma konnten wir Sitzungen abhalten,<br />
Melkerfeten feiern, <strong>Echo</strong>s packen. Die Bürotechnik<br />
(der Kopierer lief bei mehr als 1000 Blatt oft heiß) stand<br />
uns zur Verfügung. Dafür nochmals unser ausdrücklicher<br />
DANK! Dir, lieber MS, von allen Vereinsfreunden beste Gesundheit<br />
und familiäres Glück! (Beitrag redaktionell)<br />
Wir wünschen ihm bei seiner neuen<br />
Aufgabe viel Erfolg und eine glückliche<br />
Hand in allen Entscheidungen!<br />
<strong>BBS</strong> <strong>Köllitsch</strong> e.V.<br />
TZ <strong>2007</strong><br />
In der „Torgauer Zeitung“<br />
war im Februar <strong>2007</strong> das<br />
Foto <strong>Köllitsch</strong>er Lehrlinge<br />
vom Jahr 1960 zu sehen. Die<br />
Jugendfreunde nahmen mit<br />
Sketschen am Talentewettbewerb<br />
in Beilrode teil.<br />
Von links: Dietmar Griebel,<br />
Gunter Bergt, Jürgen Alt,<br />
Berndt Ay, Jens Usèe.<br />
Nähere Hintergründe waren<br />
dazu bisher nicht in Erfahrung<br />
zu bringen - wer erinnert sich?<br />
Aufklärung gern im „<strong>Echo</strong>“!
Verbeugung!<br />
Unser „<strong>Echo</strong>“ erscheint bereits zum <strong>21.</strong> Male und es ist so<br />
jung wie bei der legendären „Sonderausgabe“, der heimlichen<br />
Nummer 1. Manche meinen sogar,<br />
es sei reifer geworden.<br />
Meine Verbeugung vor der Leserschaft,<br />
deren finanzielle Beiträge die Zeitung<br />
am Leben erhalten!<br />
Genauso tief habe ich mich bei den<br />
vielen Helfern, dem Lektor (und Autor)<br />
Reinhard Stamm und besonders den<br />
Autoren zu bedanken.<br />
Alle machen das zusätzlich zum ständig<br />
anschwellenden Arbeitsvolumen<br />
und anderen Aufgaben. Die Artikel entstehen durchweg<br />
nach Vor-Ort-Terminen. Beachtet mal, wie weit unsere<br />
„Geschichtenerzähler“ für eure Unterhaltung schon gereist<br />
sind! Deshalb nochmals „Chapeau!“<br />
Viertes TT 2008<br />
Am 14. Juni 2008 werden wir uns in <strong>Köllitsch</strong> beim schon<br />
IV. Traditionstreffen wiedersehen!<br />
Es wird dann eine wichtige Verbesserung geben. Nämlich<br />
rücken der „Tag der offenen Tür“ des LVG und unser<br />
Treffen zeitlich sehr eng zusammen, wodurch die Chancen<br />
aller Teilnehmer steigen, sich auch wahrhaftig zu begegnen!<br />
Zuletzt gab es bei einigen lange Gesichter, die am<br />
Vormittag zum Beispiel die großartige Dampfpflug-Schau<br />
ansahen, aber keinen Bekannten trafen. Diese fühlten<br />
sich dann ihrerseits am Abend alleine gelassen, weil der<br />
„Dampf-Pflügler“ längst nach Hause geschwirrt war.<br />
Einladung angenommen!<br />
Auf den Seiten 14, 15 und 30 erfahrt ihr einiges vom<br />
Spreewaldausflug des Vereins im Juni. Wir waren auf den<br />
Bauernhof der Andrea Seifert (Stürmer) eingeladen worden<br />
und sind das Wagnis „Heuhotel“ eingegangen. Ein<br />
Gewinn und Modell für die Zukunft! „Heuhotel“ hieß weiter<br />
nichts, als dass wir allesamt in der Scheune auf Heubunden<br />
schliefen. Ein Wochenende bei „irrem Duft von<br />
frischem Heu“ und bester Kostenstruktur! Vielleicht war<br />
deshalb die Stimmung besonders herzlich?<br />
Der Verein würde in Zukunft solche Angebote auch bei<br />
anderen Freunden prüfen. Natürlich sollte es nahe Herbergen<br />
geben, denn es ist keine Schande, wenn manche<br />
aus diversen Gründen lieber im Zelt, Auto oder eben in<br />
einem Herbergszimmer übernachten möchten.<br />
Eine Woche Radpartie 2008<br />
Im Sommer 2008 möchten wir eine ganze Woche mit dem<br />
2005 veröffentlichten wir diese „Ewige Bestenliste“ zum<br />
ersten Mal. Diesmal waren Peter Wächtler, „Krümel“<br />
Rückriem und Petra Hennig mit ihren Alpengipfeln<br />
nachzutragen. „Krümel“ will nächstes Jahr im Himalaja<br />
kräftig nachlegen! Jedermann kann auf Ehre und Gewis-<br />
Männer<br />
Edgar Nönnig 2002 am Pik Lenin<br />
Stefan Frauenheim 2005 Mount Kenya<br />
Joachim Janda 1993 Breithorn<br />
Peter Wächtler 2000 Wildspitze<br />
Dierk Hoppe 2006 am Mt. Kenya<br />
Peter Jarosch 2006 am Mt. Kenya<br />
Klaus Weinert 2005 Similaun<br />
Wilfried Vetterlau 1998 Hochkönig<br />
Klaus Böhme 1988<br />
Musala<br />
Verein aktuell<br />
„Bergziegen-Bestenliste“<br />
6600 m<br />
4890 m<br />
4165 m<br />
3774 m<br />
3700 m<br />
3700 m<br />
3019 m<br />
2941 m<br />
2925 m<br />
Rad unterwegs sein. Wir denken an die Altmark oder Teile<br />
des Elberadwanderweges. Wer sich dafür interessiert,<br />
sollte sich schon jetzt melden, damit wir allseits Ideen und<br />
Erfahrungen aufnehmen können.<br />
Elektronische Medien<br />
Einladungen und <strong>Mitte</strong>ilungen werden von uns zunehmend<br />
über die e-Post versendet, deshalb unser eindringlicher<br />
Aufruf:<br />
e-Post, bitte!<br />
Wir setzen etwa zwölf Meldungen jährlich über dieses neue<br />
Medium an etwa dreihundertachtzig (380) unserer Leser<br />
ab. Leider haben wir eine größere Anzahl inzwischen nicht<br />
mehr gültiger Anschriften im Bestand. Korrekturen und<br />
neue Erreichbarkeiten bitte umgehend melden an<br />
vorstand@koellitschverein.de<br />
Unser Peter Lada ist ständig bemüht, den Vereins-Auftritt<br />
im Weltnetz auf dem neuesten Stand zu halten. Ihr könnt<br />
dort Termine verfolgen, Links zum Thema „<strong>Köllitsch</strong>“ kennenlernen,<br />
Fotos vieler Vereinsereignisse ansehen oder euch<br />
ins Gästebuch eintragen. Über das Gästebuch haben wir<br />
schon so manchen „Vermissten“ wiederentdeckt.<br />
www.koellitschverein.de<br />
Zur Kassenlage<br />
Hallo, liebe Freunde! Aus Kassensicht kann ich grünes Licht<br />
für ein neues interessantes Vereinsjahr geben.<br />
Dank eurer Zuwendung ist unser Konto stabil, lasst euch<br />
nicht abhalten, unsere Arbeit weiter so zu unterstützen!<br />
Die durch Peter, wev. und mich erstellte Steuerabrechung<br />
für die Jahre 2003 bis 2005 wurde vom Finanzamt akzeptiert<br />
und uns wurde weiterhin Steuerfreiheit und Gemeinnützigkeit<br />
für Traditionsarbeit und Bildung bescheinigt.<br />
Anschriften könnt ihr bei mir jeder Zeit, am besten aber per<br />
e-Post nachfragen (familie.jarosch@freenet.de).<br />
Viele Grüße, Eure Ute<br />
Das Pferd im Kunstgewerbe<br />
Zum IV. Traditionstreffen wollen wir wieder eine Ausstellung<br />
mit euren Exponaten präsentieren.<br />
Hatten wir 2004 alles zum Thema „Rind“ in Vitrinen und<br />
Käfigen ausgestellt oder schlicht an der Wand aufgehängt,<br />
so würden wir 2008 gerne alle möglichen und unmöglichen<br />
Objekte zum Thema „Pferd“ vorstellen und bewerten<br />
lassen. Sucht also jetzt schon eure Bierdeckel, Grillschürzen<br />
oder Marmorplastiken heraus!<br />
sen seinen „Kletterrekord“ in der Redaktion anmelden. Es<br />
muss gelten, dass die letzten tausend Höhenmeter selbst<br />
und zu Fuß zurückgelegt wurden! Meldungen: Siehe Impressum<br />
auf letzter Seite! Wir „verewigen“ alle Leistungen<br />
ab 2500 m und veröffentlichen Ende 2008 komplett!<br />
Frauen<br />
Kerstin Spiegel 2000 Aconcagua 6969 m<br />
Katrin Duderstadt 2006 Kilimandscharo 5895 m<br />
Heike Hoppe 2006 am Mt. Kenya 3700 m<br />
Ute Jarosch 2006 am Mt. Kenya 3700 m<br />
Petra Weinert 2005 Similaun 3019 m<br />
Kerstin Rückriem 2005 Rosengarten 3004 m<br />
Steffi Duchow 1984 Musala 2925 m<br />
Gertraude Böhme 1988 Musala 2925 m<br />
Petra Hennig 2005 Rauhstein 2150 m<br />
3
4<br />
Rinder züchten - aber bitte mit Sahne!<br />
Wenn wir in Sachsen über die Rasse Fleckvieh (Zuchtrichtung<br />
Fleisch) etwas erfahren wollen, so gibt es seit geraumer<br />
Zeit eine gute Anschrift:<br />
Lutz Marticke, (in <strong>Köllitsch</strong> gelernt 1976/79) in Schönau bei<br />
Frohburg beheimatet.<br />
In bäuerlicher Tradition aufgewachsen, fiel Lutz die Lehrzeit<br />
Lutz Marticke, im Rinderzuchtverband längst eine bekannte Größe. Seit längerem<br />
bestehen züchterische Beziehungen zur Familie Fischer (1982/85)<br />
in <strong>Köllitsch</strong> nicht schwer.<br />
Zusammen mit seinem Bruder Rudolf, der ebenfalls in <strong>Köllitsch</strong><br />
lernte (73/76), war der sechsjährige Lutz schon mit<br />
dem Vater unterwegs zum Koppelbau.<br />
Nach Armeezeit und Studium begann er seine berufliche<br />
Laufbahn 1986 in der LPG Prießnitz als Brigadier.<br />
Weiter ging es über Bereichsleiter (Schweine) zu der Funktion,<br />
den elektronischen Fortschritt in der LPG einzuführen.<br />
Hauptaufgabe war, den damals neuesten „Schneider“-PC in<br />
den Betriebsablauf zu integrieren. „Eigentlich hätte ich an<br />
Lebenswege - Rinderzucht<br />
dieser Sache mit den Computern dranbleiben müssen" so<br />
sein Fazit heute. Doch die Unwägbarkeiten in der Wendezeit<br />
(der 1988 begonne Hausbau musste mit harter DM zu Ende<br />
gebaut werden) ließ ihn und seine Familie zu einer sichereren<br />
Variante greifen. Lutz wurde von seinem Bruder in das<br />
Bäckereigeschäft angeworben. Im eigenen Haus ist mittler-<br />
Ein Spaßbild von der agra <strong>2007</strong> zwischen „Dudi“ Duderstadt (79/82) und<br />
Lutz. Auch sie haben sich erst nach <strong>Köllitsch</strong> über den Beruf kennengelernt<br />
weile ein Verkaufsraum eingerichtet, wo seine Frau Kathrin<br />
Backwaren verkauft. Lutz ist mitverantwortlich für die Logistik<br />
in der Bäckerei seines Bruders in Colditz, was natürlich<br />
bedeutet, dass er sehr früh zu arbeiten beginnt.<br />
Der, gedanklich immer noch Vollblut-Landwirt, sieht das positiv,<br />
denn es lässt ihm den Freiraum, sich nachmittags um<br />
sein Steckenpferd und seinen Nebenerwerb zu kümmern<br />
– die Rinderzucht.<br />
In der Mutterkuhhaltung mit großen Plänen (bis zu 40 Tiere)<br />
gestartet, kam schon 1995/96 nach Rückenproblemen eine
Neuorientierung. 'Klasse statt Masse' war die Möglichkeit,<br />
seine Landwirtschaft weiter zu betreiben.<br />
Es wurde in Spitzengenetik investiert, sodass schon im Jahr<br />
2000 mit der Körung des Jungbullen „Eros“ als Reservesieger<br />
im Gebiet des Sächsischen Rinderzuchtverbandes<br />
sich erste Erfolge einstellten.<br />
Weiter ging es bis heute mit Jungbullen die Körungssieger<br />
wurden. So hat Lutz bereits 20 Jungbullen zur Zucht<br />
verkaufen können. Während Tochter Ivonne (23) nicht in<br />
der Landwirtschaft tätig ist, so ist sein Sohn Andreas (22)<br />
mit seiner landwirtschaftlichen Ausbildung und der jetzigen<br />
Technikerschule in Freiberg bei der Rinderzucht voll dabei.<br />
So auch bei der „agra“ und weiteren Schauen ist Andreas<br />
eine wichtige Hilfe.<br />
Zukunft? Lutz will seine kleine Herde qualitativ weiterentwickeln<br />
und mindestens einmal an der Bundesschau in<br />
Deutschland teilnehmen können. Wenn die berufliche Laufbahn<br />
des Sohnes Andreas geklärt ist, dann ist vielleicht auch<br />
wieder eine Herdenvergrößerung möglich.<br />
Stichworte zu Fleckvieh<br />
- Ziel ist eine optimale Fleischproduktion bei günstiger Wirt-<br />
schaftlichkeit, bedingt durch hohe Futteraufnahme gekoppelt mit<br />
gutem Fleischansatz und guter Fruchtbarkeit (24 Monate EKA<br />
und ZKZ 365 Tage).<br />
- Problemlose Kalbung, anpassungsfähig, robust, gute Milch-<br />
leistung mit gutem Euter.<br />
- Über 58% Ausschlachtung, gute Fleischqualität, hohe tägliche<br />
Zunahmen von über 1150 g bei weiblichen und über 1400 g bei<br />
männlichen Absetzern zur Zucht.<br />
- Die Farbe reicht vom dunklen Rotbraun bis zum hellen Gelb auf<br />
weißem Grund, der weiße Kopf ist dominant, typisch mit breitem<br />
Flotzmaul.<br />
- Das Merkmal genetische Hornlosigkeit ist ein wichtiges aktuel-<br />
les Zuchtziel. Kühe: optimale Lebendmasse 700 bis 850 kg und<br />
1100 bis 1300 kg bei Bullen. Größe (WRH) 138 bis 145 cm und<br />
148 bis 160 cm.<br />
- Fleckvieh ist die bedeutendste Rasse in der Fleischrindzucht und<br />
-haltung in Sachsen.<br />
Im Nachwende-<strong>Köllitsch</strong> Zukauf aus Baden-Württemberg zur<br />
zielgerichteten Selektion auf Hornlosigkeit, Milch, Fleischleistung,<br />
Basis für Versuche in Haltung und Fütterung und Brunststeue-<br />
Lebenswege - Rinderzucht<br />
Lutz Marticke mit Sohn Andreas bei einer Tierschau<br />
rung, praktische Anschauung für Lehrlingsausbildung, Besamung<br />
und Bedeckung mit Spitzenbullen, Zuchttierverkauf in mehrere<br />
Bundesländer und Osteuropa, Teilnahme an agra, Landes-,<br />
Bundes- und Europaschauen.<br />
Zwei Kühe der Herde aktuell unter den TOP 12 in Deutschland<br />
(von 4000).<br />
Jungbulle „EROS“ - der Stolz des Hofes<br />
Wir wünschen für alle Vorhaben gutes Gelingen.<br />
V.S. 74/77<br />
Bekanntester Bulle : EMIL , wirkte von 1997 bis <strong>2007</strong> im LVG und<br />
der Besamungsstation Meißen. Er war zwei Jahre Spitzenbulle<br />
beim Fleckvieh in Deutschland. Sein Sperma wurde in viele Län-<br />
der verkauft, er hat Söhne im In- und Ausland.<br />
Bekannteste Kuh der Herde war ZWILLING 2 (1990 bis <strong>2007</strong>).<br />
Sei hatte bei 15 Kalbungen 17 Kälber und gewann mehrere Tier-<br />
schauen! Der Herdenbulle SIPOS steht aktuell an 9. Stelle der<br />
deutschen Topliste (von über 700).<br />
Dipl. agr. Ing. Kurt Klos. LVG <strong>Köllitsch</strong><br />
5
6 Grußkarten<br />
Dorette Hartung (74/77)<br />
rätselte mit Otto E. bei der agra,<br />
ob es <strong>2007</strong> ein Jahrgangstreffen gibt?<br />
Zu den diesjährigen Stelzenfestspielen bei Reuth im thüringischen<br />
Vogtland war Rainer Goldammer (66/68) einer<br />
der über zehn begeisterten <strong>Köllitsch</strong>er Zuhörer der „Landmaschinensinfonie“<br />
auf urigen Geräten und Maschinen.<br />
Einen zwiespältigen Eindruck hinterließ „Sprengmeisters<br />
Nachtgesang“, wobei bis zur letzten Taste auf dem verbrennenden<br />
Klavier im Asbestanzug gespielt wurde. Neben<br />
echten musikalischen Leckerbissen (u.a. Gewandhaus<br />
Leipzig) konnte man auch Zeuge der Einbetonierung einer<br />
Geige werden, die schließlich besser klang als vorher!<br />
Grußkarten<br />
Peter und Hellie grüßen von der Melkerfete 2006<br />
Auch <strong>2007</strong> wird es sie wieder geben!<br />
Sonnabends im Dezember in Peterwitz!
Anfang März <strong>2007</strong>. Deutschland befindet sich im Klimawandel.<br />
Zu Fahrradtouren wird kurzärmlig angetreten.<br />
Die Biergärten öffnen eilig ihre Pforten.<br />
Und wir wollen Ski fahren? Na klar! Nach Obertraun fahren<br />
wir mit den <strong>Köllitsch</strong>ern, das liegt doch in den Alpen und<br />
Spaß gab es letztes Jahr schon reichlich!<br />
Und das war dieses Jahr, in fast schon vertraut familiärer<br />
Runde nicht anders. Sicher ist, Obertraun, Hallstatt samt<br />
dazugehörigem See haben auch ohne Schnee ihre Reize.<br />
Aber die breiten sanften Skipisten gehörten dank mangelnder,<br />
wetterdienstleichtgläubiger Touristen uns, was besonders<br />
alle Anfänger freute. Der ortsansässige Skiverleiher<br />
hatte fix noch mal die Ski von Ute „gwachselt“ und ab ging<br />
es mit Ski und Snowboard.<br />
Natürlich kam auch jeder ohne Schneevergnügen mit Kultur<br />
(Salzburg u.a. wurde besichtigt), Lesen oder ‚Seele-<br />
Chance in Kenia<br />
Den Vereinsvorstand erreichte die Anfrage Holger Marbachs<br />
aus Nanyuki in Kenia, ob wir einen tüchtigen Menschen<br />
kennen, der ihm als „Rechte Hand“ in seiner Kamelmilchmolkerei<br />
zur Seite stehen könnte?<br />
Wir reichen die Anfrage gern weiter, denn es geht hierbei<br />
sehr vordergründig um „Hilfe für Afrika“. Wenn sich nämlich<br />
diese Molkerei vergrößert, allen Schwierigkeiten zum<br />
Trotz, dann bedeutet das nicht nur sichere Lohnarbeit für<br />
die Angestellten, sondern auch Absatz und Geldeinkommen<br />
für viele Kamelbauern der Region am Mount Kenia.<br />
Allerdings sind Träumer nicht gefragt. Man muss betriebswirtschaftliche<br />
Vorkenntnisse haben und in Englisch verhandeln<br />
können. Die „hungernden Negerbabys“ gibt's vor<br />
allem zu Weihnachten im Fernsehen, damit die Hilfsorganisationen<br />
ihren Apparat bezahlen können. In Kenia<br />
erwartet den Kandidaten die Verwaltungarbeit in der Molkerei<br />
und die Verhandlungen mit den ansässigen Bauern.<br />
Holger, als Chef und Inhaber, braucht Freiräume für die internationalen<br />
Absatzmärkte. Südafrika, Peru, USA, Dubai<br />
sind dabei schon feste Größen. Das Potenzial der Firma<br />
ist aber größer angelegt und das muss ausgereizt wer-<br />
Verein aktiv<br />
Obertraun im März<br />
baumeln-lassen’ zu seiner individuellen Erholung. Zu den<br />
besten der gemeinsamen Abende gehörte ohne Zweifel<br />
der des Frauentages, an dem wir von den Söhnen köstlich<br />
bekocht wurden.<br />
Und sicher ist auch: Nächstes Jahr im März geht es wieder<br />
los, wohin auch immer. Eure Petra Schleusner (82/85)<br />
den. Jedoch bedeutet die Bewerbung für diese Stelle nicht<br />
gleichzeitig, einen „fetten Mercedes“ zu bestellen. Vorerst<br />
ist unter harten afrikanischen Alltagsbedingungen zu arbeiten<br />
und nichts als zu arbeiten!<br />
Interessenten, natürlich auch Nichtköllitscher, rufen als<br />
Erstkontakt den Vereinsvorsitzenden an (0341-4794649).<br />
Dort ist zu vielen Details Aufklärung zu erwarten.<br />
Der geeignete Bewerber/die Bewerberin könnte dann spätestens<br />
Neujahr 2008 nach Nairobi fliegen und einer chancenreichen<br />
beruflichen Herausforderung gegenüberstehen.<br />
7
8<br />
Eine schweinische Geschichte?<br />
Die „agra <strong>2007</strong>“ hatte noch nicht für Besucher geöffnet,<br />
und ich war mit Riesenschritten zwischen der Aussstellungshalle<br />
und dem Parkplatz unterwegs, um fehlende<br />
Utensilien zu holen. Mit halbem Auge sah ich, wie jemand<br />
aus einem Auto aussteigt. Den kennst du doch! Natürlich,<br />
das ist „unser aller Otto“. Wie könnte man auch die gemeinsam<br />
auf dem „Famulus“ verbrachten Fahrschulstunden<br />
vergessen!<br />
Es folgte eine herzliche Begrüßung, natürlich auch mit<br />
Wilfried (wev.), der sogleich mit seiner Kamera loslegt.<br />
Mit dem Versprechen, wir sehen uns am Stand des <strong>BBS</strong>-<br />
Vereines wieder, gingen wir auseinander.<br />
Stunden später dann der Schwatz, und wev. meint nebenher<br />
„Schreib doch mal was zu den Schweinen fürs <strong>Echo</strong>!“<br />
Und schon begann das<br />
„Kopfdilemma“: Ich bin<br />
keine Extrem- oder andere<br />
Sportlerin geworden, habe<br />
nie im Ausland gearbeitet<br />
und bin auch keine Selbstständige<br />
- passe ich überhaupt<br />
in diese Zeitung?<br />
Als Annerose Thörner war<br />
ich von 1970 bis 73 in <strong>Köllitsch</strong><br />
und Packisch, wo ich<br />
eine Zeit voll mit neuen Erfahrungen<br />
erlebte:<br />
- weg von zu Hause,<br />
- erste Liebe,<br />
- Verlobung,<br />
- als tierliebendes Stadtkind<br />
plötzlich schwarz-weiße Riesentiere<br />
vor und neben mir!<br />
Lebenswege - Tierzucht<br />
Nach dem Abi folgte ein Praxisjahr in der Versuchsstation<br />
Oberholz und die Hochzeit mit dem „<strong>Köllitsch</strong>er“ Dietmar<br />
Liebscher. 1974 nahm ich das TP-Studium an der KMU in<br />
Leipzig auf. Tochter Gundel wurde 1975 geboren.<br />
Drei harte Jahre mit viel Pflichten und wenig Kür folgten,<br />
aber das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Das Diplom<br />
1978 legte ich mit der Spezialisierung Schweineproduktion<br />
ab, obwohl ich um diese unheimlichen Tiere während der<br />
Lehrzeit einen großen Bogen gemacht hatte.<br />
Ab September 1978 wurde ich als Assistentin im VEB Tierzucht<br />
Dresden eingestellt und kurze Zeit später in den<br />
Bereich Insemination und Reproduktion übernommen.<br />
Den nötigen Nachweis als Besamungstechnikerin legte ich<br />
gleich 1979 in Ruhlsdorf ab.<br />
Als Instrukteur betreute ich<br />
die schweinehaltenden Betriebe<br />
der Kreise Pirna und<br />
Sebnitz. Mit meinem „Mossi<br />
401“ bereiste ich täglich die<br />
Bergwelten. Mein Bereichsleiter<br />
meinte, dass ich wegen<br />
der schönen Aussichten<br />
gar keinen Urlaub mehr<br />
brauchen würde! Leider<br />
war ich aber der Fahrer und<br />
nicht der Beifahrer! So war<br />
wenig mit „Umgebung bewundern“,<br />
zumal ich Fahranfängerin<br />
war!<br />
Ende 1980 erblickte Tochter<br />
Sabine das Licht der Welt.<br />
Um die Kinderbetreuung<br />
bei voller Arbeitszeit nicht
zu vernachlässigen, nutzte ich das Angebot, als Kaderleiterin<br />
im Innendienst tätig zu sein. Aber, wie der Mensch nun<br />
mal ist, immer ist das schön, was man gerade nicht hat! Es<br />
zog mich einfach wieder in "meine Betriebe". Die Mädchen<br />
zu Hause waren selbständiger geworden, und ich konnte<br />
1985 wieder zurück „in die Besamung“.<br />
Die „Wende“ kam, und mit ihr das „Aus“ für unseren VEB.<br />
Rechtsnachfolger wurde die „Sächsische Tierzucht-Service<br />
GmbH“, und ich wurde als Verkaufsinspektorin eingestellt.<br />
Am 23.10.1990 wurde dann der „Sächsische Hybridschweinezuchtverband“<br />
gegründet. Vorsitzender war ein mir sehr<br />
gut bekannter „<strong>Köllitsch</strong>er“: Herr Dr. Kramer. Ziel des Verbandes<br />
war es, den Landwirtschaftsbetrieben, die ja alle mit<br />
Überlebensproblemen konfrontiert waren, einen Halt, eine<br />
Gemeinschaft von Gleichgesinnten, und vor allem greifbare<br />
Ziele in der Schweinezucht zu geben. Wie gut dieser Weg<br />
war, beweist die Tatsache, dass sich das Tätigkeitsgebiet<br />
des inzwischen „<strong>Mitte</strong>ldeutschen Schweinezuchtverbandes“<br />
über Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Teile von<br />
Brandenburg erstreckt.<br />
Die gemeinsame Führung der Herdbuchbestände und die<br />
damit verbundene züchterische Weiterentwicklung der<br />
Leistungsfähigkeit unserer Sauen und Eber ist die Basis zur<br />
Erzeugung von fruchtbaren Kreuzungs-Jungsauen für die<br />
Produktion. So konnte die Zahl der abgesetzten Ferkel pro<br />
Sau und Jahr von 19,18 im Jahre 1997 auf 23,06 im gleichen<br />
Zeitraum des Jahres 2006 gesteigert werden.<br />
Bei den Mastschweinen (Vaterrasse Pietrain) ging die Entwicklung<br />
des MFS von 56,2% bei einer Nettozunahme von<br />
446 g (1997) auf 57,0% MFS bei 473 g Nettozunahme<br />
(2006).<br />
So eine positive Entwicklung geschieht natürlich nicht im<br />
Selbstlauf. Eine Vielzahl von Aufgabengebieten steht dahinter,<br />
so unter anderem die Prüfung der Rassen auf Eberläufer<br />
Lebenswege - Tierzucht<br />
(das geschieht in der Leistungsprüfstation in <strong>Köllitsch</strong>), die<br />
Feldtestprüfung der Besamungseber der Rasse Pietrain in<br />
Prüfbetrieben und Schlachthöfen, die Zuchtwertschätzung<br />
der Mutterrassen, um den Zuchtfortschritt effektiv nutzen<br />
zu können.<br />
Als Fachberater des MSZV ist mein Arbeitsfeld ebenfalls<br />
breit gefächert. So gehört die Produktion von Sperma in<br />
der Eberstation Kamenz, und dessen Verteilung auf die<br />
Landwirtschaftsbetriebe, die Eigenleistungsprüfung der<br />
Jungsauen in Zuchtbetrieben, inklusive Speckmessung und<br />
Exterierbeurteilung, das Feststellen der Trächtigkeit bei<br />
Sauen mittels Skänner, die Erfassung und Bearbeitung von<br />
Daten für die Ringauswertung und natürlich die Beratung<br />
der Betriebe zu Anpaarung und Fruchtbarkeit dazu.<br />
So wechselhaft wie im Berufsleben ging es auch im Privaten<br />
zu. In der Ehe gab es mittlerweile zu viele Differenzen.<br />
Folgerichtig war dann die Scheidung. Es ist also eine der<br />
wenigen gescheiterten „<strong>Köllitsch</strong>-Ehen“.<br />
Zu den schönsten Seiten meines Lebens gehören meine<br />
drei Enkel Lukas, Jonas und Anmar (Bild unten: Der Weihnachtsmann<br />
ist da!). Gern würde ich noch mehr Zeit mit<br />
ihnen verbringen!<br />
In freien Stunden bewirtschafte ich sehr gerne unseren<br />
großen Garten, leider nicht gleich am Haus. Das Bild darunter<br />
links gibt einen Eindruck ab.<br />
Die meisten Bilder des Beitrages zeigen mich mit Schweinen.<br />
Ja, es ist die Wahrheit, ich arbeite gerne mit diesen<br />
Tieren, obwohl ich sie in Packisch nicht mochte. Und eines<br />
Tages hatte dann auch ich einmal „richtig Schwein“:<br />
Nach acht Jahren des (gewollten)<br />
Alleinseins geschah<br />
das Unfassbare:<br />
„ S c h m e t t e r l i n g e<br />
im Bauch“! Jetzt<br />
liegen nun schon vier<br />
wunderschöne Jahre<br />
mit Wilfried (Bild unten:<br />
gemeinsam auf<br />
dem Brocken) hinter<br />
uns, und hoffentlich<br />
noch sehr viele Jahre<br />
vor uns!<br />
Wenn gelten soll<br />
„Schwein = Glück“,<br />
dann ist dies hier durchaus<br />
eine schweinische<br />
Geschichte!<br />
Eure<br />
Annerose Liebscher<br />
9
10 Lebenswege Tierzucht<br />
„Alfred“ Unger - Karnickel, oder was?<br />
Der Anfang<br />
Als ich mich 1992 entschloss, meinen ziemlich sicheren<br />
Arbeitsplatz bei der Agrargenossenschaft aufzugeben und<br />
in die kommerzielle Kaninchenmast einzusteigen, wurde<br />
das in meinem Freundes- und Bekanntenkreis mit einem<br />
Kopfschütteln honoriert, von einigen sogar belächelt<br />
(„Karnickelbauer“-<br />
das wird nie was!).<br />
Eigentlich wollte ich ja zuerst Chinchillas<br />
machen. Allerdings wurde<br />
mir ziemlich schnell klar, dass mit diesen kleinen possierlichen<br />
Tierchen mehr als nur eine kleine Gaunerei betrieben<br />
wurde.<br />
Als ich 1992 auf der „Grünen Woche“ in Berlin erstmals etwas<br />
zur gewerblichen Kaninchenmast erfuhr, wusste ich,<br />
das kann es sein. Also: Informationen sammeln, mehrere<br />
Betriebe in Deutschland und auch in Belgien besichtigen,<br />
Konzept anfertigen. Nachdem die letzten bürokratischen<br />
Hindernisse überwunden waren, konnte ich am 18. Juni<br />
1993 meine ersten Junghäsinnen einstallen, 50 Stück an<br />
der Zahl. Geplant waren eigentlich 380 bis 400, da sich<br />
aber keine Bank zu einer Finanzierung überreden ließ<br />
(mein Opa hatte 12 Kaninchen, davon sind acht gestorben),<br />
hatte ich so zumindestens einen Anfang gemacht.<br />
Wer weiß, wozu es gut war? So habe ich wenigstens keine<br />
hunderttausende Euro Schulden machen können.<br />
Trotzdem war der Anfang nicht leicht - ich musste einiges,<br />
was ich über Kaninchen wusste, wieder vergessen und<br />
auch vieles neu lernen.<br />
Die Kaninchenzucht<br />
Dass eine Häsin 31 Tage tragend ist, weiß fast jeder. Das<br />
bei der wirtschaftliche Kaninchenzucht auch nach Zyklogramm,<br />
ähnlich wie in der Schweinezucht, gearbeitet<br />
wird, werden viele nicht wissen.<br />
Die Häsinnen werden zunächst mit einem Releasing-Hormon<br />
(Gonavet oder Receptal) synchronisiert. Anschließend<br />
werden alle Häsinnen einer Gruppe künst-<br />
lich besamt. Nach 28 Tagen bekommen die Häsinnen Zugang<br />
zum Nest. Am 31. Tag werfen sie dann zwischen acht und<br />
zwölf Jungtiere. Am 33. Tag erfolgt dann die erneute Besamung.<br />
Weitere 28 Tage später werden die Jungtiere<br />
abgesetzt und ein sauberes Nest bereitgestellt, nach 31<br />
Tagen erneut Wurf, am 33. Tag Besamung und so weiter.<br />
In größeren Betrieben wird zumeist mit einem 42 Tage<br />
Besamungs-Rhythmus gearbeitet, da dies arbeitswirtschaftlich<br />
besser zu organisieren ist.<br />
So kann man den Tag der Besamung immer<br />
auf einen Wochentag verlegen, und auch der<br />
Wurftag fällt immer auf einen Wochentag.<br />
Ich arbeite seit einigen Jahren nur noch mit Natursprung.<br />
In meinem kleinen Bestand ist dies noch praktikabel und<br />
bringt bessere Ergebnisse in der Trächtigkeit. Dabei werden<br />
die Häsinnen, die morgens geworfen haben, abends<br />
zum Rammler gebracht und umgekehrt. Allen Zweiflern,<br />
die jetzt sagen werden „die armen Tiere", sei gesagt, dass<br />
dies bei wildlebenden Kaninchen genauso funktioniert. Nur<br />
so sind sie in der Lage während des Sommers mehrere<br />
Würfe aufzuziehen und ihre sprichwörtliche Fruchtbarkeit<br />
zu nutzen.<br />
Bei der Auswahl der Rasse habe ich mich für das leistungsfähige<br />
ZIKA-Hybrid-Kaninchen entschieden. Dies ist<br />
eine 4-Linien-Kreuzung welche sich durch außerordentlich<br />
hohe Leistungen auszeichnet.<br />
Dabei werden folgende Leistungen der Häsinnen angestrebt:<br />
- 7 Würfe je Häsin/Jahr;<br />
- 50 abgesetzte Jungtiere je Häsin/Jahr;<br />
- 600 g Absetzgewicht je Tier bei 28 Tagen;<br />
- Tierverluste während der Mast < 8 %;<br />
- 40 g Tageszunahme im Mastabschnitt;<br />
- Futteraufwand je kg Zuwachs < 3,2 kg.<br />
Diese Leistungen sind sehr anspruchsvoll und nur mit<br />
einem guten Management, einem hohen Hygienestandard<br />
und aufmerksamer Tierbetreuung zu erreichen.<br />
Aus dem Sortiment:<br />
Keulen,<br />
Läufchen, Rücken,<br />
ganze Schlachtkörper
Schlachtung und Vermarktung der Tiere<br />
Anfangs habe ich meine Tiere ausschließlich lebend an einen<br />
Schlachtbetrieb verkauft. Wenn mir damals jemand<br />
gesagt hätte, dass ich mal irgendwann auf dem Wochenmarkt<br />
stehe, und dort meine selbst geschlachteten Kaninchen<br />
anbiete, hätte ich wohl die bekannte Bewegung mit<br />
dem Zeigefinger zur Stirn gemacht. Als dann aber 1995/96<br />
die Erlöse für Kaninchen an den Schlachthöfen immer geringer<br />
wurden, ich auch meinen Bestand nicht wesentlich<br />
erweitern konnte, blieb mir fast nichts anderes übrig, als<br />
in die Direktvermarktung einzusteigen. Zunächst habe ich<br />
meine Kaninchen in Lohnarbeit schlachten lassen und<br />
das Fleisch auf den umliegenden Wochenmärkten, Bauernmärkten<br />
und Volksfesten angeboten. Ab 1997 konnte<br />
ich dann meinen eigenen Schlachtraum nutzen. Ein Jahr<br />
später kamen noch ein Zerlege- und Verarbeitungsraum<br />
sowie ein gebrauchter Verkaufswagen hinzu.<br />
So vermarkte ich jetzt die Nachzucht meiner 70 bis 80<br />
Häsinnen, etwa 100 Gänse, einige Enten und Hähnchen,<br />
sowie die Lämmer von knapp 20 Mutterschafen fast ausschließlich<br />
an den Endverbraucher. Die Qualität, vor allem<br />
hinsichtlich Frische und Sauberkeit, hat dabei Priorität.<br />
Inzwischen macht mir die Direktvermarktung sehr viel<br />
Spaß, auch wenn es dabei vielerlei Probleme gibt. Nicht<br />
nur die hohen Anforderungen des Hygiene- und Lebensmittelrechts,<br />
auch Importware aus Osteuropa oder China,<br />
welche hier zu Dumpingpreisen angeboten wird, drücken<br />
auf den Markt. Ein weiteres Problem ist die starke Saisonabhängigkeit<br />
des Absatzes. Weihnachten und Ostern<br />
reicht die Ware nicht, im Sommer und zur Urlaubszeit gibt<br />
es kaum Umsätze.<br />
Auch das Verbraucherverhalten muss man mitunter kritisch<br />
betrachten. Viele Verbraucher sagen zwar, sie wären<br />
bereit, für qualitativ hochwertige Lebensmittel mehr Geld<br />
auszugeben. Die Realität sieht aber meist anders aus.<br />
Gekauft wird, was billig ist und Qualität von Fleisch und<br />
Wurst wird nur danach beurteilt wie viel „Weißes“ (sprich<br />
Fett) dran ist.<br />
Kaninchentag <strong>2007</strong><br />
Häsin am frischen Wurf<br />
Feld- und Praxistag<br />
für Kaninchenhalter in <strong>Köllitsch</strong><br />
Trotz aller Probleme sehe ich in der Direktvermarktung,<br />
als regionaler Anbieter, die einzige Chance meinen kleinen<br />
Landwirtschaftsbetrieb mit nur 6,5 ha Fläche fortzuführen.<br />
In Zukunft ist noch eine kleine Aufstockung des<br />
Geflügelbestandes geplant, allerdings warten dann wieder<br />
neue Probleme, welche es zu lösen gilt (Stichwort: Vogelgrippe).<br />
Wer Fragen hat oder mehr zur Kaninchenhaltung wissen<br />
möchte, kann sich gern mit mir in Verbindung setzen.<br />
Eine gute Gelegenheit zur Information und zum Erfahrungsaustausch<br />
über Fragen zur Gesunderhaltung und<br />
Fütterung der Kaninchen ist ganz bestimmt auch der am<br />
Sonnabend, dem 01.09.<strong>2007</strong>, in <strong>Köllitsch</strong> von 09.30 bis<br />
16.00 Uhr stattfindende Feld- und Praxistag für Kaninchenhalter.<br />
Besonders interessant wird sicher die am Nachmittag<br />
geplante Exkursion zur Kaninchenfarm Bodo Schmidt in<br />
Pülswerda. Hier kann man die Zucht- und Mastanlagen<br />
des Betriebes besichtigen und den Erfahrungsaustausch<br />
pflegen.<br />
Interessenten können sich auch die Einladung zur Veranstaltung<br />
mit Programmablauf aus dem Internet herunterladen:<br />
www.landwirtschaft.sachsen.de/lfl (Stichwort:<br />
Termine)<br />
Mit diesem Ausblick, besten Wünschen und Grüßen an alle<br />
Vereinsmitglieder und Freunde sowie alle <strong>Echo</strong>-Leser verbleibe<br />
ich<br />
Euer Jörg „Alfred“ Unger (77/80)<br />
(gekürzt um Beitrag „Kreuzungsschema“. Redaktion)<br />
Vom Kaninchentag in <strong>Köllitsch</strong> und Pülswerda wird Peter<br />
Jarosch im Weihnachtsecho berichten.<br />
agra <strong>2007</strong> - auch „Karnickelbauern“ bilden sich weiter<br />
11
12 Lebenswege<br />
Heutige Grafitti an Häusermauern sind ärgerlich für die Hausbesitzer, oft unschön anzusehen und die enthaltenen Botschaften<br />
bleiben dem Betrachter häufig verschlossen. Die letztgenannte Eigenschaft trifft auf den 1992 an der Silowand<br />
in der <strong>Köllitsch</strong>er Milchviehanlage angebrachten Schriftzug nicht zu: Mit der Aufforderung „Vergebt Bartholds, denn sie<br />
wissen nicht, was sie tun“ wussten zahlreiche Lehrlingsgenerationen auf jeden Fall etwas anzufangen.<br />
Als der Besamer nach Betrachtung der Worte voraussagte, aus den Schmierern würden eines Tages mal Huren und<br />
Verbrecher, übersah er eine weitere Zukunftsperspektive für die jungen Grafitti-Künstler: „Tabakhändler“.<br />
Aber bis Martin Schenke (1989 bis 1992) soweit war, sollten ja auch noch ein paar Jahre vergehen ...<br />
Vom Land-<br />
zum Betriebswirt<br />
Hainstraße, marktwärts rechts: Tabak-Kontor Jedem Kunden ein freundliches Willkommen!<br />
Nach Packisch trieb es Martin vor<br />
allem wegen der Aussicht auf<br />
einen Beruf, der mit Tieren zu tun<br />
hatte und bei dem man nicht nur<br />
im Büro hockte. Zudem war der<br />
große Bruder Harald (1984 bis ‘87)<br />
auch durch die <strong>Köllitsch</strong>er Schule<br />
gegangen. Allerdings bemerkte<br />
Martin schon während der Lehre,<br />
dass der Facharbeiter für Tierproduktion<br />
nicht sein Traumberufsziel<br />
ist. Die Erwägung, den Melkschemel<br />
dauerhaft an den Nagel zu hängen,<br />
verwarf er aber wieder. Schließlich<br />
Perfekte Beratung, prima Ware und Service sind die<br />
Geschäftsgrundsätze der Inhaber Kinne & Schenke.<br />
Im Bild wird ein hochwertiges Feuerzeug auf Reparaturfähigkeit<br />
sicherheitshalber draußen geprüft.<br />
Martin im begehbaren Humidor, Abteilung Cuba. Luftfeuchtigkeit und Temperatur<br />
sind im Humidor konstant. Er bietet ein Prunkstück, Marke „COHIBA“ an. Tabakwaren<br />
unterliegen der Preisbindung, die teuerste Habano kostet überall stolze 43 Euro.<br />
war die Packischer Zeit doch gar<br />
nicht so schlecht - und für die gelegentlichen<br />
Auseinandersetzungen<br />
mit einigen Mitgliedern des Stallpersonals<br />
hat er sich zum Ende der<br />
Lehre ja auch revanchiert: Innovativ<br />
wie immer testete Martin die<br />
Aufbringung einer Moorpackung<br />
auf seinem „Lieblings“-Meister, allerdings<br />
nicht mit Moor, sondern<br />
mit einem Material mit ähnlicher<br />
Konsistenz, welches in den <strong>Köllitsch</strong>er<br />
Stallanlagen leicht aufzutreiben war.<br />
Nach dem Zivildienst im Pflege-<br />
Martin und Dirk ergänzen sich bestens. Im April 1999 zierten sie als<br />
Melker auf dem Futtertisch das Titelbild des achten „<strong>Echo</strong>s“. Sie steuern<br />
inzwischen auf das zwanzigste Jahr ihrer Freundschaft zu.
ereich (aber nun ernsthaft) zog Martin 1993 nach Leipzig,<br />
um Betriebswirtschaft an der Universität zu studieren.<br />
Die Entscheidung für Leipzig fiel nicht schwer: Sein Bruder<br />
und seine Schwester waren schon da, Klassenkamerad<br />
und Freund Frank „Max“ Merkel und weitere <strong>Köllitsch</strong>er<br />
Kontakte gaben sicherlich den endgültigen Ausschlag.<br />
Neben dem Studium hat er mit dem Fahren von Transportbeton<br />
sein Geld verdient. Daraus entstand auch Idee<br />
und Hintergrundwissen für seine erste selbstständige<br />
wirtschaftliche Tätigkeit, einen Baustoffhandel, den er gemeinsam<br />
mit Max Merkel betrieb. Beide hatten ja schon<br />
Erfahrung im Bereich „Handel“, versorgten Sie doch noch<br />
während der Lehre die Einwohner, Erzieher und Lehrmeister<br />
aus Packisch und Umgebung mit preiswertem Russensprit<br />
und Zigaretten.<br />
Von der Universität wechselte Martin 1996 zur Berufsakademie,<br />
um dort sein Betriebswirtschaftsstudium praktischer<br />
auszurichten. Gegen Ende des Studiums stand<br />
dann die Entscheidung über die<br />
weitere berufliche Tätigkeit an.<br />
Zwischenzeitlich hatte sich der<br />
Kontakt mit Dirk Kinne aus der<br />
Packischer Parallelklasse soweit<br />
verfestigt, dass beide an einen<br />
gemeinsamen Geschäftsaufbau<br />
dachten.<br />
Ganz pragmatisch wurde die<br />
Entscheidung gefällt: Beide<br />
wollten zusammenarbeiten und<br />
im Hinblick auf die schlechte<br />
Zahlungsmoral in der Baubranche<br />
sollte es ein Geschäft sein,<br />
bei dem das Geld sofort fließt<br />
und nicht erst nach Wochen,<br />
Monaten oder Lichtjahren. Bei seinem studentischen<br />
Praktikum beim Steuerberater fielen Martin die hervorragenden<br />
Geschäftszahlen eines Lottoladens ins Auge. Dass<br />
es sich zu dieser Zeit um den erfolgreichsten Laden dieser<br />
Art in Leipzig handelte, wusste er damals noch nicht. Wie<br />
dem auch sei – die beiden beschlossen, sich in diesem<br />
Bereich zu etablieren. Der erste Laden wurde im Mai 1999<br />
in Leipzig-Gohlis eröffnet.<br />
In der Anfangsphase betrieben Martin und Dirk das Geschäft<br />
jeweils neben dem Baustoffhandel bzw. der Architekturvisualisierung.<br />
Nach und nach wurden diese Bereiche<br />
jedoch zurückgefahren, weil es sich herausstellte,<br />
dass die Lotto-Presse-Tabak-Läden doch mehr Aufmerksamkeit<br />
erforderten als ursprünglich angenommen. Neue<br />
Läden kamen dazu, im Moment betreiben beide vier<br />
Geschäfte: je eins in Gera, Leipzig-Paunsdorf und Borsdorf.<br />
Dazu kommt das Hauptgeschäft „Tabak – Kontor“<br />
in der Leipziger Innenstadt (Hainstraße bzw. www.tabakkontor.de),<br />
das sich zu einem hochwertigem Fachgeschäft<br />
rund ums Rauchen entwickelt hat: Die Auswahl an Pfeifentabak,<br />
Pfeifen und Zubehör ist ebenso beeindruckend<br />
Lebenswege<br />
wie der begehbare Humidor für das riesige Zigarrensortiment.<br />
Vom Melker zum Melkerfetenorganisator<br />
Obwohl Martin im Jahr 1991 noch kein Packisch-Veteran<br />
war, sondern noch fleißig lernte, fuhr er mit Freund Frank<br />
„Max“ Merkel mit zum Ehemaligen-Treffen nach Niederstriegis.<br />
Die Idee eines derartigen Treffens begeisterte<br />
beide so sehr, dass sie sich die Organisation einer ähnlichen<br />
Veranstaltung in Packisch vornahmen. Als Anlass<br />
für das Packisch-Treffen 1992 diente die Schließung der<br />
Berufsschule. Die „Beerdigung“ von Packisch (komplett<br />
mit Traueranzeige und Grabrede) ist sicher allen etwa<br />
400 Teilnehmern noch als bewegendes Ereignis in Erinnerung.<br />
Am Packisch-Treffen in Machern 1993 war Martin „nur“<br />
Teilnehmer, bereitete im gleichen Jahr aber eine Zusammenkunft<br />
seines Packischer Jahrgangs mit vor. Im Jahr<br />
darauf fand im TV-Club Leipzig<br />
(dem „alten“ Club in der Johannisallee)<br />
wieder ein Packisch-<br />
Treffen mit maßgeblicher Beteiligung<br />
von Martin statt. Der<br />
TV-Club als damaliger Studentenclub<br />
der Tierproduzenten<br />
und Veterinärmediziner war<br />
traditionell von ehemaligen<br />
Packischern durchsetzt und so<br />
war auch Martin im TV-Club<br />
aktiv, hat jahrelang als Teamchef<br />
und später als „Newsletter“-Herausgeber<br />
gearbeitet.<br />
Viele Kontakte mit ehemaligen<br />
Packischer Melkerlehrlingen<br />
stammen aus der TV-Club-Zeit und bestehen noch heute<br />
fort: Bei den jährlichen Treffen des FIDL (Freunde und<br />
Interessenten der Landwirtschaft e.V.) fallen in den Gesprächen<br />
immer mal vertraute Begriffe wie Reisetraum,<br />
Werner Klemm, Offenstall oder Margitta.<br />
Auch im Vorstand des <strong>BBS</strong> <strong>Köllitsch</strong> e.V. mischte Martin<br />
längere Zeit mit, hat aber sein dortiges Engagement aufgrund<br />
beruflicher Verpflichtungen heruntergefahren.<br />
Von der Großstadt zurück zu den Wurzeln<br />
Viel Freizeit wird auch in den nächsten Monaten und Jahren<br />
nicht im Überfluss zur Verfügung stehen, denn seit<br />
einigen Wochen ist Martin stolzer Mitbesitzer eines kleinen<br />
Bauernhofs in der Nähe von Dürrweitzschen. Ihm geht es<br />
nicht darum, wieder Bauer zu werden, sondern um einen<br />
dauerhaften Wohnsitz zu haben, den er gemeinsam mit<br />
Freundin Tina (Tierärztin) beziehen kann. Selbstverständlich<br />
zieht der inzwischen umfangreich gewordene Viehbestand<br />
der beiden (Zwergkaninchen, Hund, Kater, Pferd<br />
und Fische) mit um.<br />
Eure Andrea Schmidt (87/90)<br />
13
14 Lebenswege<br />
Bei Andrea im Niederspreewald<br />
Bereits vor zehn Jahren hatte Peter Lada einen „<strong>Echo</strong>“-<br />
Bericht zu Andrea Stürmer im Spreewald gemacht. Damals<br />
war der 1993 gegründete Betrieb noch im Aufbau.<br />
Unsere Idee von 2006, mal eine gemeinsame Tour in<br />
den Spreewald zu unternehmen, wurde von Andrea sehr<br />
schnell mit herzlicher Einladung unterstützt.<br />
Beim Näherkommen bot sich uns ein idyllisches Bild. Eng<br />
berühren sich goldene Felder mit grünen Wäldern und<br />
blauen Seen, ein irrer Duft von frischem Heu begleitet uns<br />
ans Dorfende, wo das Anwesen der Seiferts (Andrea hatte<br />
inzwischen geheiratet) zu finden ist. Uns erwartet ein neu<br />
errichteter Bauernhof: ein Augenschmaus!<br />
Sofort werden die Schlafplätze im „Heuhotel“ gesichert,<br />
dann wird gefuttert und geschwatzt bis in den frühen Morgen.<br />
Der Regen trommelt bald aufs Scheunendach, aber<br />
es bleibt warm.<br />
Sonnabends wird zum Wandern geblasen, wir erfahren<br />
von Förster Romeo viel Wissenswertes über die Bewirtschaftung<br />
der Wälder nach einem halben Jahrhundert<br />
Scharfschießplatz-Dasein unter russischen Bedingungen.<br />
An Pintschens Quelle wird gut schmeckendes Mineralwasser<br />
geschöpft, welches ehemals über Holzrohrleitungen<br />
zur Herrschaft nach Straupitz geleitet wurde. An einem<br />
Ein vermeintlicher Ziehbrunnen ziert den Hof Der waschechte Fachwerk-Neubau<br />
Uckermärker und Hochlandrinder<br />
Michael, der Vertraute seiner Rinder<br />
Russenposten gibts seifertschen Kesselgulasch im Romantik-Holzbunker.<br />
Zum Nebenerwerbsbetrieb der Seiferts haben die Bauern<br />
unter uns nach der Kaffeetafel viele Fragen.<br />
Zur Spreewaldhof Seifert GbR gehören jetzt schon 270 ha,<br />
wovon 30 ha Eigentum sind. Ungefähr die Hälfte der Fläche<br />
ist Ackerland und dient der Erzeugung von Roggen,<br />
Hirse und Buchweizen. In diesem Jahr wurde eine Roggen-Genreserve-Sorte<br />
angebaut. Man muss hier das Besondere<br />
machen, denn bei Bodenwertzahlen von 20 und<br />
kaum mehr als 420 mm Niederschlag sind sichere Höchsterträge<br />
ein Märchen.<br />
Aus diesem Grund und aus Überzeugung wird der Betrieb<br />
nach den Prinzipien und EU-Richtlinien des Ökologischen<br />
Landbaus bewirtschaftet. Das bedeutet nach der Zertifizierung<br />
viel Schreibtischarbeit, denn alles muss für die<br />
häufigen Kontrollen festgehalten werden. Die Beantragung<br />
der Agrarfördermittel der EU ist auch ein Papiertiger,<br />
den Andrea zähmt.<br />
Der Ackerbau ist Sache der Männer, zwei Saisonkräfte arbeiten<br />
je nach Bedarf auf dem Betrieb mit. Das Futter<br />
wird bis zum Schwaden selbst gemacht, Mähdrusch und<br />
Ballenpressen wird in Lohnarbeit erledigt, dafür lohnt sich<br />
Tierliebe<br />
Andrea, die fleißige Wirtin<br />
Andrea, die Beschenkte
Nichts für Fünf-Sterne-Mentalität<br />
Abendstimmung - Waldsee - Heuduft - nackt<br />
die Anschaffung der Technik nicht. Das Getreide wird verkauft<br />
und nach dem Preisverfall der letzten Jahre gibt es<br />
endlich wieder mehr.<br />
Vor allem die Tiere sind Andreas Metier, welchen <strong>Köllitsch</strong>er<br />
wundert's? Drei schmucke Araber stehen in der<br />
Nähe des Hauses. Die 100 Rinder sind auf drei Standorte<br />
verteilt, ein Teil befindet sich in Byhleguhre und ein anderer<br />
in Nähe der Polenzschänke. Zum Betrieb gehören<br />
jetzt 45 Mutterkühe, hauptsächlich Kreuzungstiere. Einige<br />
reinrassige Highlands fallen mit ihren herrlichen Hörnern<br />
auf. Die Rassen Galloway, Uckermärker und Whitebread<br />
Short-horn sind mit vertreten.<br />
Die ganzjährige Freilandhaltung ist aufgrund des Sandbodens<br />
kein Problem. Für den Winter sind Koppeln in<br />
Hausnähe speziell ausgerüstet mit Rundraufen und Unterstand.<br />
Durch diese sehr naturnahe Haltung entwickeln die<br />
Verein aktiv<br />
Zurück in der Idylle des Waldseedorfes Byhlen<br />
Rollie mit auf Fahrt - Normalität bei uns Diese Schießplatzwälder waren fast 50 Jahre lang russisch<br />
Gruppenbild an Pintschens Quell, erstmalig wanderten mit:<br />
- Bodo Kluge (73/76)<br />
- Kerstin Rückriem (Krümel, 75/78)<br />
- Lutz Noack (76/79)<br />
- Andrea Seifert, Jörg Unger (77/80)<br />
- Torsten Linde (78/81)<br />
Lutz Kretzschmar bläst zur Guten Nacht<br />
Tiere ihre Instinkte und sind die unmittelbare Nähe der<br />
Menschen nicht so gewöhnt wie die Milchkühe. Der Umgang<br />
mit ihnen erfordert Geschick und Erfahrung. Etwa<br />
sechs Tiere werden jährlich selbst vermarktet. Wir staunen,<br />
wie das alles zu schaffen ist, denn Andrea ist noch in<br />
der Ostra GmbH beschäftigt, wo sie als Sachbearbeiterin<br />
alle möglichen und unmöglichen Probleme dieses Technik-Dienstleistungsbetriebes<br />
löst. Ihr Mann ist aus dem<br />
aktiven Berufsleben ausgeschieden, aber noch viele Wochenenden<br />
als Preisrichter bei Pferdewettstreiten unterwegs.<br />
Nach einem Bad im Byhlener See genießen wir den Sonnenuntergang.<br />
Es wird noch ein wunderbarer Abend.<br />
Am Ende ein großes Dankeschön an beide Seiferts für die<br />
Gastfreundschaft – wir kommen gern wieder einmal auf<br />
Euren schönen Bauernhof!<br />
Euer Peter Lada und Eure Ute<br />
Claudia Band ist in starken, sicheren Händen<br />
Kesselgulasch auf halber Strecke - das ist Wanderers Lust<br />
15
16<br />
Radfahrer - sogar Mediziner sind es zuweilen<br />
Interview mit Hindernissen<br />
Die Frage stand rechtzeitig: Wie kam Dr. med. Hans-Jürgen<br />
Krahl (73/76) zum Radsport?<br />
Mir ist jetzt ein Kindheitstraum erfüllt worden, mein Mann<br />
schenkte mir ein Tandem. Also wollte die Tierärztin den<br />
Menschenarzt sowieso nach seinen Gründen befragen.<br />
Die ersten Kontakte waren durch die modernen Medien<br />
schnell geknüpft, dann der Computerabsturz und mehrere<br />
Wochen nur dunkler Bildschirm! Alle wichtigen Infos<br />
waren in der elektronischen Versenkung verschwunden.<br />
Dr. med. Krahl (<strong>Mitte</strong>) und Elvira am Vereinsstand auf der agra <strong>2007</strong> im fachlichen<br />
Gespräch mit Dr. vet. med. Möbius<br />
Die Zeit lief mir davon, da half nur noch der Griff zum<br />
guten alten Telefon.<br />
Am Anfang gab es massive Knieprobleme, denn sportlich<br />
aktiv war Hansi nicht erst und nicht nur in unseren Lehrjahren.<br />
Der Rat der Orthopäden - nur noch Halma, Schach<br />
und, wenn es hochkommt, Billard zu spielen, bedeutet<br />
für ihn das sportliche Aus. Das kann es für den sportbegeisterten<br />
Hans-Jürgen doch nicht gewesen sein?<br />
Die ersten Übungsphasen begannen für ihn zu Hause auf<br />
dem „Hometrainer“, langsam und regelmäßig wurde trainiert,<br />
mit zunehmender Belastbarkeit erfolgten zusätzliche<br />
Stunden bei Spinningkursen im Fitnesszentrum. Aber<br />
nur in der Halle üben war unserem „Krahli“ dann doch zu<br />
blöd. Die Leistung, weiter auf dem Rad zu trainieren, war<br />
verlockend.<br />
Und der Erfolg im Kampf gegen seine Kniebeschwerden<br />
gab ihm Recht, ob mit Mountainbike oder Rennrad – Hansi<br />
ist begeistert und beschwerdefrei unterwegs. Wenn Andere<br />
in der Sonne auf Mallorca brutzeln, fährt „Krahli“<br />
zusammen mit seiner Elli eine Woche lang Rad auf der<br />
Insel und das bis zu 100 km am Tag!<br />
<strong>Mitte</strong> Mai fuhr Hansi bei einer organisierten Alpentour<br />
vom Tegernsee zum Gardasee mit (siehe Fotos), bei<br />
Wind und Wetter ist „Krahlinger“ also unterwegs.<br />
Im Leipziger Umland startete Hansi Ende Mai (Pfingstmontag<br />
im Dauerregen) in einer vierer-Mannschaft beim<br />
Vier Bilder von der „herrlichen Alpenüberquerung“ sendete „Hansi“ per e-Post. „Ein<br />
kalter Regentag, aber sonst unvergessliche Erlebnisse und Anblicke“ schrieb er.<br />
traditionellen Jedermannrennen „Neuseenl@nd-classic" -<br />
"Rund um die Braunkohle". Die geplante Strecke von 72<br />
km über bekannte Orte wie Zwenkau,<br />
Oelzschau und Beucha erwies<br />
sich bei der Nässe als sehr schwierig<br />
zu fahren und mit 35 km/h, einer<br />
hervorragende Geschwindigkeit,<br />
überstanden Hansi und seine Mannschaftskollegen<br />
die Tour im Gegensatz<br />
zu anderen Mitfahrern (es gab<br />
eine Massensturzserie) ohne Sturz<br />
und Blessuren.<br />
Und der nächste Termin steht schon im Juni fest, es wird<br />
ein 24-Stunden-Radrennen bei Chemnitz sein.<br />
Da bin ich mir fast sicher, es wird noch eine Weile dauern,<br />
bis Hans–Jürgen mit Begeisterung eine ruhige Billard-<br />
Kugel schiebt! Eure Gitta Seupel (73/76)
Radfahrer - sogar Mediziner sind es zuweilen<br />
Radtour rund um die Welt?<br />
Peter Lada besuchte Zahnarzt Peter Wächtler, den „Extremsportler“ Im Wippraer „Wächtler-Viertel“ befinden sich auch die Praxen der Eheleute<br />
Wenn ich bei Feten des Vereins zur Gitarre greife (n muss!),<br />
dann verdanken das meine Fans einem <strong>Köllitsch</strong>er (natürlich),<br />
der mir die ersten Griffe auf der Gitarre beibrachte:<br />
Peter Wächtler (71/74). Das ECHO berichtete bereits<br />
ausführlich. Vielleicht hätte ich sonst meinen heute sehr<br />
wichtigen Lebensinhalt, das Musizieren, gar nicht kennengelernt!<br />
Ich bewahre heute noch seine ersten handgeschriebenen<br />
Hilfen zum Üben auf der Gitarre auf. Er ist<br />
und war eben ein Vollblutmusiker und tingelt seit vielen<br />
Jahren mit seiner Band „Worrystone“ (das ECHO berichtete!)<br />
durch die Lande (www.worrystone.de). Vielleicht erinnert<br />
sich der eine oder andere an das I.<strong>Köllitsch</strong>treffen,<br />
wo seine Band sich vorstellte.<br />
In einem Zusammenhang hätte ich aber bei ihm niemals<br />
etwas vermutet: Extremsport!<br />
Als ich davon erfuhr, dachte ich: „Das kann doch nicht<br />
Radreparatur auf italienisch<br />
Heiße Lava,<br />
heiße Reifen<br />
auf<br />
LA PALMA<br />
17
18 Radfahrer - sogar Mediziner sind es zuweilen<br />
sein!“ Peter war in <strong>Köllitsch</strong> alles, nur kein Sportler! Auch<br />
später, als ich ihn bei der NVA wiedertraf, war er eher<br />
zurückhaltend, wenn es um Körperertüchtigung ging.<br />
„Damit habe ich nichts am Hut!“, antwortete er stets auf<br />
Nachfrage. Und: „Man kann doch nicht alles machen!“<br />
Das musste erforscht werden! Also mache ich mich mit Petra<br />
auf den Weg nach Wippra im Harz, wo er schon viele Jahre<br />
zusammen mit seiner Frau als Zahnarzt praktiziert. Gleich<br />
am Ortseingang, in der Bahnhofstraße, da wohnt er. Alles<br />
ist wie immer, nur<br />
die Bäume sind<br />
großer geworden.<br />
Als ich ihn sah, fiel<br />
mir sofort auf, dass<br />
er sehr schlank<br />
geworden ist.<br />
Agil, freundlich<br />
und hilfsbereit wie<br />
ich ihn kenne, erzählte<br />
er mir von<br />
seinen Radtouren<br />
und ich kam<br />
aus dem Staunen<br />
nicht heraus. Aber<br />
der Reihe nach:<br />
Wenn man, wie<br />
er, im Harz wohnt,<br />
dann ist es eine<br />
Glaubensfrage, ob<br />
man sich ins Auto<br />
setzt oder lieber<br />
Afrikanische Bilder<br />
mal was für die Gesundheit tut und sich aufs Rad setzt.<br />
Peter entschied sich für die gesunde Variante und so nahmen<br />
die Dinge ihren Lauf. Ein einfaches Rad reicht nicht,<br />
es muss schon ein in nichtdeutsch genanntes „Mountainbike“<br />
sein. Teuer wie so’ n Ding nun mal ist, sollte es auch<br />
genutzt werden und so kam es dazu, dass Peter seit 1991<br />
regelmäßig Rad fuhr. Das Ding geht aber auch mal kaputt<br />
und so begab es sich, dass eine schicksalhafte Begegnung<br />
stattfand. Der örtliche „Radladenbesitzer“ war ein<br />
begeisterter Extremsportler<br />
und<br />
seinem Einfluss<br />
ist es zu verdanken,<br />
dass es ab<br />
nun nicht mehr<br />
nur musikalisch,<br />
sondern auch<br />
sportlich zur Sache<br />
ging.<br />
Peter erzählt, dass<br />
er einer Droge<br />
gleich, regelmäßig<br />
trainiert und immer<br />
größere Herausforderungen<br />
sucht. Er war seit<br />
1999 schon auf<br />
Kreta, in der Sierra<br />
Nevada in Andalusien,<br />
in Südafrika(!),<br />
in den<br />
Alpen (Südtirol,
Ötztal) und nicht zuletzt im Harz. Marathon<br />
auf dem Rad! Interessenten finden unter<br />
www.mtb-bisenrode.de mehr.<br />
Und als wenn es nicht genug sei, „radelt“<br />
er auch noch im Winter bei „Spikers–Snow<br />
–Bike“. „Wenn eine Eisfläche kommt“,<br />
so sagt er lächelnd, „dann helfen dir die<br />
Spikereifen. Nicht bremsen und nicht lenken<br />
auf einer Eisfläche, dann kann nichts<br />
passieren. „So, so ..!“, denke ich.<br />
Besonders beeindruckt hat ihn der Ausflug<br />
nach Südafrika. Er erzählt: „Wir waren<br />
richtig im Dschungel. Ohne fachkundigen<br />
Führer geht da gar nichts. Eine vorbereitete<br />
Plattform aus Holz diente als Nachtlager.<br />
Unser Führer macht so was öfter<br />
und hatte alles vorbereitet. In den Bäumen<br />
hingen Schlangen, die erst mal weggeschubst<br />
werden mussten. Affen überall. Nachts dann<br />
die Klänge des Dschungel! Der gesamte Zoo gab sich die<br />
Ehre. Geräusche wie im Film. Auch beim Fahren äußerste<br />
Vorsicht! Kobras sind extrem schnell und können springen.<br />
Wenn’s den ersten Vorüberfahrenden nicht erwischt,<br />
dann bestimmt den nachfolgenden. Man hört sie aber<br />
vorher zischen! „Hilfe!", denk ich mir und eine gruselige<br />
Vorstellung von diesen Ereignissen schleicht durch meinen<br />
Körper. Aber gut, wenn es so viel Spaß macht? Ich<br />
beschließe jedenfalls, das nächste Mal doch wieder nach<br />
Kenia zu fahren. Dort ist dagegen alles extrem zivilisiert<br />
und relativ ungefährlich!<br />
Dann die Marathon-Aktionen! Ich frage ihn, „ist es denn<br />
so, wie beim Marathon zu Fuß?“ „Ja,“ sagt er, “nur dass<br />
es eben 1000 Meter und mehr nach oben geht. Und dann<br />
wieder runter! Das ist nicht ungefährlich, denn wenn man<br />
auf den Waldwegen oder auf unwegsamen Abhängen<br />
ausrutscht, dann geht’s mal leicht in die Büsche ab, und<br />
oft gibt es Verletzungen.“ Er erzählt mir, dass er bereits<br />
mehrmals Blessuren größerer Art hatte. Da wären zu nennen:<br />
Rippen angebrochen, <strong>Mitte</strong>lhandknochen gebrochen,<br />
leichte Gehirnerschütterung (er hat schon drei Helme zerbrochen!),<br />
Quetschungen, Stauchungen, eben die ganze<br />
Palette hoch und runter. Ich beschließe, mir demnächst<br />
einen Fahrradhelm zu kaufen!<br />
Petra und ich fahren sehr beeindruckt wieder weg von<br />
Wippra. Zwei Kasten Wippraer Bier im Gepäck (klasse<br />
Zeugs!) und „Worrystone“ läuft im Radio. Peter hat uns<br />
seine CDs mitgegeben. Für Irish-Folk-Fans sehr empfehlenswerter,<br />
sehr zünftiger Folkrock. So würde ich die Musik<br />
jedenfalls nennen. Klasse gespielt und gesungen! Auch<br />
dabei ist er eben spitze!<br />
Zahnarzt, woran denkst Du?<br />
Radfahrer - sogar Mediziner sind es zuweilen<br />
Es ist ausgesprochenbewundernswert,<br />
diese vielseitige<br />
Aktivität<br />
mit immerhin auch<br />
nicht mehr ganz<br />
jungen Jahren.<br />
Aber das ist es vielleicht,<br />
was es ausmacht,<br />
das Leben<br />
jenseits der Vierzig.<br />
Einfach auf den<br />
Weg machen, auf<br />
unserer doch so<br />
kurzen Erdentour!<br />
Jeder auf seine<br />
Weise!<br />
Wir wünschen viel<br />
Glück und vor allem<br />
Gesundheit auf<br />
deinen weiteren<br />
Unternehmungen,<br />
lieber Peter!<br />
Und wir freuen uns<br />
auf ein Wiedersehen<br />
bei unserer<br />
Herbstwanderung<br />
Ende September im Harz zum Brockenaufstieg.<br />
Der Berg wird diesmal „nur“ zu Fuß erklommen. Man kann<br />
aber auch die Bahn benutzen. Interessenten können nachlesen<br />
unter den Terminen bei: www.koellitschverein.de<br />
Euer Peter Lada (70/73)<br />
19
20 Lebensweg Uta<br />
Es ist schon komisch, solange ich denken kann, wollte ich<br />
in der Landwirtschaft arbeiten.<br />
Dieser Wunsch resultiert aus einer Zeit, in der ich jedes<br />
Jahr mit großer Sehnsucht auf die Sommerferien wartete,<br />
die ich oft mit meinem Vater im Eichsfeld verbrachte.<br />
Es war immer ein Gefühl von Freiheit, Sorglosigkeit, Familie<br />
und einem Zuhause.<br />
Noch heute verspüre ich eine solche Sehnsucht dorthin,<br />
wo alles begann.<br />
Ich durchstreifte die Gegend, lernte dort Rad fahren, war<br />
bei jedem Nachbarn gut<br />
aufgehoben, fütterte die<br />
Hühner, versuchte (erfolglos)<br />
die Ziege zu melken,<br />
saß in der Schweinebox<br />
und bezeichnete die<br />
beiden Schweine meiner<br />
Uroma als meine Eltern.<br />
Eigentlich sollte ich Unterstufenlehrerin<br />
oder<br />
Zahntechnikerin werden.<br />
Aber ich wollte zu den<br />
Tieren.<br />
Um zu beweisen, dass es<br />
mir ernst war, arbeitete<br />
ich in den Sommerferien<br />
in einer nahe gelegenen<br />
LPG. Komischerweise<br />
ließ mich das zeitige Aufstehen<br />
nicht an meinem Wunsch zweifeln. Sturköpfig, wie<br />
ich bin, habe ich meinen Berufswunsch durchgesetzt.<br />
So fing ich meine Lehre 1979 an der <strong>BBS</strong> an.<br />
Endlich mal weg von zu Hause, ohne Kontrolle der Eltern,<br />
auf eigenen Füßen stehen.<br />
Noch heute bemerken Menschen meine glänzenden Augen,<br />
wenn ich aus der Lehrzeit plaudere.<br />
Es war eine tolle, erfahrungsreiche Zeit mit Höhen und<br />
Tiefen. Wir waren auf engstem Raum miteinander verbunden<br />
und mussten lernen, tolerant miteinander umzugehen,<br />
die Schwächen und Stärken der anderen zu akzeptieren.<br />
Sicher gelang das nicht immer, aber wir waren<br />
doch erst 17. Was habe ich manchen Tag geflucht, wenn<br />
wir um 3 Uhr aufstehen mussten! Die Fahrt im Reisetraum<br />
mit Herrn Eimecke, noch schnell ein paar Minuten schlafen.<br />
Immer die gleiche Leberwurst zum Frühstück, monatliche<br />
Diskothek mit Programm, lernen, FDJ-Versammlung, Zimmer<br />
aufräumen, denn die Monatsbesten bekamen Kuchen.<br />
Ein Kamel für Kenia<br />
Das Gute bleibt in der Erinnerung erhalten, Negatives verblasst<br />
mit der Zeit.<br />
Ich habe den Artikel „Rote <strong>BBS</strong>“ gelesen. Das Empfinden<br />
ist sicher unterschiedlich, so wie auch die einzelnen Erfahrungen.<br />
Ich kann mich daran erinnern, dass wir ein FDJ-<br />
Studienjahr bei einem Pfarrer in Arzberg machen wollten.<br />
Mein Gott, war da was los! Da waren wir doch fast „der<br />
Staatsfeind Nr.1“, dabei wollten wir doch nur mal einen<br />
anderen Teil einer Glaubenseinstellung kennenlernen.<br />
Das wurde uns verwehrt, doch heute stehen uns die Möglichkeiten<br />
offen, dies zu<br />
tun.<br />
1982 fing ich mein Fachschulstudium<br />
in Stadtroda<br />
als Agraringenieur<br />
an. Auch hier waren Ex-<br />
<strong>Köllitsch</strong>er vertreten. Im<br />
Gegensatz zur Lehrzeit<br />
haben sich die Kontakte<br />
zu den Mitstudenten<br />
nicht so lange erhalten.<br />
1984 heiratete ich.<br />
Mein Mann ist durch ein<br />
Fernstudium in Arzberg<br />
wohnhaft geblieben. Wir<br />
bekamen dort eine schöne<br />
Wohnung, sodass es<br />
nahe lag, nach dem Studium<br />
auch dort in der<br />
Nähe weiter zu arbeiten. Ich wurde als Lehrausbilderin in<br />
<strong>Köllitsch</strong> eingestellt, merkte aber bald, dass es nicht mein<br />
Weg war. Das lag weniger an dem Beruf selbst. Irgendwie<br />
hatte ich immer das Gefühl, der ewige Lehrling zu sein.<br />
Obwohl die Kollegen nett waren und auch die Arbeit mit<br />
den Lehrlingen Spaß machte, bin ich dort nie richtig heimisch<br />
geworden. Ich hatte das Gefühl, nicht ich selbst zu<br />
sein. Meine sonst lebhafte Art verschwand irgendwie. Im<br />
Dezember 1985 kam unsere Tochter Julia zur Welt. Durch<br />
berufliche Veränderungen meines Mannes zogen wir 1986<br />
nach Strausberg.<br />
Ich hatte noch keine Vorstellung, wie es beruflich weitergehen<br />
sollte. Zufällig ergab es sich, dass in der Bank für<br />
Land- und Nahrungsgüterwirtschaft eine Stelle als Innenrevisor<br />
und Kreditsachbearbeiter frei wurde. Da mir die<br />
landwirtschaftliche Ausbildung anerkannt wurde, konnte<br />
ich sofort einsteigen. Ein Glückstreffer, für den ich noch<br />
heute dankbar bin. Von Anfang an war ich in einem guten<br />
Kollektiv, das mich stets unterstützte, besonders bei der
Scheidung und der Geburt meiner Tochter Lisa 1988. Es<br />
war am Anfang sicher nicht einfach, aber letztendlich<br />
konnte man im DDR-Staat als Alleinerziehende Familie<br />
und Beruf gut unter einen Hut bringen.<br />
Die Wende brachte natürlich auch in dem Bankensektor<br />
viele Veränderungen. Die Ökonomen, die die landwirtschaftlichen<br />
Betriebe betreuten, wurden nach und nach<br />
„umgesetzt“. Da wir als BLN zum Staatsapparat gehörten,<br />
wurde auch da geschaut, wer weiter tätig bleiben durfte.<br />
Zum Glück gab es Fachgebiete, die typisch ostdeutsches<br />
Wissen verlangten. Dazu gehörten u.a. die speziellen<br />
Eigentumsverhältnisse, wie die Behandlung von Bodenreformgrundstücken.<br />
In den nächsten Jahren gab es viele Zusammenschlüsse.<br />
Mal hießen wir Genossenschaftsbank, dann Raiffeisenbank,<br />
Grundkreditbank, bis hin zur Berliner Volksbank.<br />
Es war eine spannende Zeit. Viele interne und externe Seminare,<br />
denn das Bankgeschäft war mit dem, wie wir es<br />
kannten, gar nicht zu vergleichen. Bankseitig wurden viele<br />
Möglichkeiten geboten sich aus- und weiterzubilden. Meine<br />
Spezialisierung lag am Anfang mehr im Kreditgeschäft und<br />
hat sich mittlerweile auch auf das Anlagegeschäft und das<br />
Bauspargeschäft hauptsächlich im Privatkundebereich erweitert.<br />
Ich bin nach wie vor glücklich in diesem Beruf.<br />
Es fordert mich, es füllt mich aus, es stresst mich manchmal,<br />
ist aber immer wieder spannend und ich freue mich<br />
jeden Morgen auch auf die gesamte Mannschaft.<br />
In all den Jahren der familiären und beruflichen Veränderung<br />
ist die Verbindung zu Packisch-<strong>Köllitsch</strong> immer geblieben.<br />
Internet, und vor allem Telefon sind immer gute<br />
Hilfsmittel gewesen, wobei der persönliche Kontakt sich<br />
gerade in den letzten Jahren noch intensiviert hat.<br />
Über die Wanderungen, die der Verein organisiert, wird<br />
viel im <strong>Echo</strong> geschrieben und ich kann sie nur jedem empfehlen.<br />
Höhepunkt war ohne Zweifel die Tour nach Kenia<br />
im September 2006. Dieses unglaubliche Land ist so faszinierend.<br />
Holger Marbachs Kamelmilchmolkerei in Nanuyki<br />
war dabei natürlich für uns von besonderem Interesse.<br />
Es hat Wochen gedauert, um das Erlebte zu verarbeiten,<br />
viele Ideen entwickelten sich.<br />
Das Kamelprojekt<br />
Entwicklungshilfe sollte Hilfe zur Selbsthilfe sein - das<br />
war meine Erkenntnis. So entstand das Kamelprojekt. Die<br />
Idee bestand darin, ein Kamel für eine bestimmte Person<br />
zu erwerben. Durch die Abgabe der Milch ist ein regelmäßiger<br />
Verdienst für eine ganze Familie gesichert.<br />
Unsere Filiale hat EUR 175,- gespendet.<br />
Ein Scheck ging per Luftpost nach Kenia und kam nach<br />
drei Monaten endlich an.<br />
Hilfe für Afrika<br />
Der Spruch „Die Deutschen haben die Uhr, die Afrikaner<br />
die Zeit“ hat auch hier seine Gültigkeit.<br />
Die anhaltende Dürre in Kenia, das kursierende Ostafrikagraben-Fieber<br />
und der enorme Kamelbedarf der Emirate<br />
ließen die Preise in die Höhe schnellen.<br />
Letztendlich wurde ein schönes trächtiges Jungtier für<br />
EUR 200,- erworben (die restlichen EUR 25,- haben wir<br />
natürlich nachgespendet).<br />
John Oguk, ein Mitarbeiter von Holger, hat schließlich das<br />
Kamel per LKW und die letzten zehn Kilometer per pedes<br />
zur Boma gebracht und konnte der hocherfreuten Khadija<br />
Dahir Jama und ihrem Baby übergeben werden.<br />
Wie der Zufall so spielte, war zu dieser Zeit ein Journalist<br />
von KTN, einer der drei führenden Fernsehstationen des<br />
Landes) zu Gast, der einen Film über die Firma Vital Camel<br />
Milk ltd. drehte.<br />
Ihm wurde die Kamelübergabe als brandheiße Story verkauft,<br />
die in den Prime News von KTN lief.<br />
Die Reportage mit Fotos wird im „Standart“ erscheinen<br />
(zweitgrößte Zeitung in Kenia).<br />
Insgesamt ist das ein tolles Ergebnis: Hilfe zur Selbsthilfe<br />
für Khadija, Werbung für Vital Camel Milk ltd. und die<br />
Berliner Volksbank.<br />
Wir hoffen, in Kürze die DVD vom Journalisten zu erhalten<br />
(diesmal über DHL), um diese beim Strausberger Stadtfest<br />
und am Tag der offenen Tür unserer Bank vorzuführen.<br />
Vielleicht kann aus einer kleinen Aktion eine ganz große<br />
werden?<br />
25 Jahre Abitur im Herbst!<br />
Berührungspunkte zu ehemaligen Lehrlingen, Lehrern und<br />
Lehrausbildern gibt es immer wieder. Gerade auf der diesjährigen<br />
agra in Leipzig konnten wieder viele Kontakte geknüpft<br />
werden.<br />
Ich traf unsere ehemalige Heimleiterin Frau Heisler und<br />
dachte gleich daran, dass ich mal einen Verweis von ihr<br />
erhalten habe. Ja, heute kann ich darüber lächeln.<br />
In diesem Jahr steht noch ein Klassentreffen zum 25-jährigenAbijubiläum<br />
an.<br />
Unser Jahrgang<br />
1979 bis 1982<br />
trifft sich am 22.<br />
September am<br />
Auensee in Leipzig.<br />
Vorab schon<br />
Danke für die<br />
Mithilfe von Thomas<br />
Spillmann.<br />
Die Resonanz<br />
war wirklich sehr<br />
groß und ich erinnere<br />
hier noch<br />
mal an die Einz<br />
a h l u n g s f r i s t<br />
(01.08.<strong>2007</strong>)!<br />
Uns fehlt noch die<br />
aktuelle Adresse<br />
oder Telefonnummer<br />
von Katrin<br />
Langner. Wer<br />
kann helfen?<br />
Kontaktaufnahme<br />
ist unter Uta.<br />
Schnabel@ewetel.<br />
net oder TSpillmann<br />
@freenet.<br />
de möglich.<br />
Eure „Spießie“<br />
21
22 Der Verein auf der agra<br />
Vieh agra <strong>2007</strong><br />
Anne (77/80) u. Bernd Hommel<br />
(75/78) waren lustige Gäste<br />
Annette Winter (re. 73/76)<br />
half uns wiederholt sehr,<br />
links Heike Hoppe (85/88)<br />
Wieder über hundert Besucher mit Vereinshintergrund<br />
am Stand! Die Bilder von wev.<br />
zeigen Ausschnitte einer stets besuchenswerten<br />
Landwirtschaftsausstellung.<br />
Weitere Tieraufnahmen: Rückseite des <strong>Echo</strong>!<br />
Herzlichen Dank den Standbetreuern, die uns<br />
ihre Zeit schenkten und die zudem den materiellen<br />
Hintergrund selbst geleistet haben.<br />
Leider war uns bei der 2005er agra das Dankeschön<br />
an Fam. Galland verloren gegangen.<br />
Entschuldigung, hiermit sei es nachgeholt!<br />
Heidrun & Detlef Kodritsch<br />
(66/69)<br />
hatten Sonntagsdienst<br />
Otto E. (58/92),<br />
wev. (65/85) bauten<br />
Donnerstag den Stand auf<br />
RPZ und Adi Wintmölle (beide 58/61) dienten den<br />
ganzen Freitag, <strong>Mitte</strong>: Bettina Kaiser (74/77)<br />
Sonnabends, v.l.:<br />
„Neefie“ (79/81),<br />
„Spießie“ (79/82,<br />
Martina Heisler (61/82),<br />
Ute Jarosch (78/81,<br />
1985 bis jetzt),<br />
GHM (Lehrerkind,<br />
lebt in <strong>Köllitsch</strong>),<br />
Katrin Dubiel (82/85),<br />
Stefan<br />
Petra (82/85),<br />
Peter (70/73) bauten<br />
Sonntag den Stand ab<br />
re.: Lutz (75/78)<br />
Gertraude u. Klaus<br />
Böhme (58/68),<br />
u. Stefan (77/83),<br />
Donnerstag
Früh krümmt sich,<br />
was ein Häkchen werden will!<br />
Laut Peter Lada<br />
die Helena der Gegenwart<br />
Küss mir, Käthe!<br />
agra-Eindrücke<br />
Niederländische,<br />
hauptberufliche<br />
Tierverschönerer<br />
D a s ist der Erlkönig,<br />
mein Kind!<br />
Dr. L. Beier (74/77)<br />
gewährt sächsischer<br />
Milchkönigin Audienz<br />
Helena war auf jeden Fall<br />
schwarzhaarig, sagt BN über Katrin<br />
23
24<br />
Unvergessliche Zeit<br />
Hochwasser-Aktion Kuhinsel<br />
Hierbei war sogar die "Aktuelle Kamera" vor Ort! Links oben Hermann Lahr (VEG-Direktor), im Hutschritt "Opa" Drabner<br />
Die Herde war beim Weidemelkstand, als sie<br />
das Sommerhochwasser überraschte<br />
Foto der "<strong>Köllitsch</strong>er". H.-J. Sackur (ganz links) ist verstorben.<br />
Ingrid Springer (63/66) fotografierte während der Lehrzeit<br />
gern und gut. Die Doppelseite zeigt einige ihrer Schätze.<br />
Als "<strong>Echo</strong>-Knipser" saß ich Dr. Ingrid Keil im Frühjahr <strong>2007</strong><br />
in ihrem MDR-Büro gegenüber. Keine Kunst, mit der sympathischen<br />
Frau schnell warmzuwerden, und den Haupt-<br />
"Jugendobjekt" Packisch.<br />
Später: "Rinder-Teststall", danach Schule plus Internat, jetzt Urine<br />
Die Freiwillige Feuerwehr übernahm den<br />
Fahrdienst mit dem Schlauchboot<br />
Werner Klemm, dein Freund und Helfer<br />
Ein beladener Düngeranhänger war auf der<br />
"Insel" verblieben. Für einige Tiere das Ende!<br />
grund des Besuches zu entwickeln! Es soll endlich zum<br />
überfälligen ersten Klassentreffen kommen!<br />
Im Laufe der Zeit zogen wir noch Hannelore Schneider<br />
(Kamprad, S. 25, u.l.) und Dr. Monika Schmidt (Thamm,<br />
S. 25, u.r.) hinzu. Den Treffplan in Leipzig ließen wir später
Wer sieht den<br />
"Eimecke-Express",<br />
der auch<br />
"Rumpelkutsche",<br />
zumeist aber<br />
"Reisetraum"<br />
genannt wurde?<br />
fallen, denn in den Telefonaten wurde die Sehnsucht nach<br />
den Originalschauplätzen deutlich: Nochmal duchs alte<br />
LWH-Zimmer gehen, im Doose-Stall über den Futtertisch<br />
schlendern - ja, das soll es werden!<br />
Am 3. November diesen Jahres werden sich die meisten<br />
Hannelore Schneider (Kamprad) mit wev. mitten in Leipzig<br />
Eine unvergessliche Zeit<br />
Altes LWH in <strong>Köllitsch</strong>,<br />
mit modernster<br />
Technik ausgestattet!<br />
Winterlager, das "fetzte", war "schau", "knorke"!<br />
Kreuzung der Betriebsstraße von Packisch mit der Arzberger Straße<br />
um 1965. Hinter den Obstbäumen verstecken sich Stall I und II, die<br />
Offenställe und Bergeräume der Anlage.<br />
Im Doose-Stall: Ingrid Springer<br />
<strong>Köllitsch</strong>er Weidemelkstand. "Bäuerin" Ingrid<br />
Klassenmitglieder mit ihren Erinnerungen und den <strong>BBS</strong>-<br />
Pädagogen in <strong>Köllitsch</strong> und Adelwitz wiedersehen!<br />
Wir suchen aus diesem Jahrgang noch:<br />
Gisela Fischer, Heinz Messerschmidt, Walter Münnich,<br />
Karla Riedel. Bitte an die Redaktion melden!<br />
Dr. Monika Schmidt (Thamm, AGRO-CAD Software) - vielen Landwirten bekannt<br />
25
26<br />
Da hat er mich also bei<br />
meiner Sozialarbeiter-<br />
seele erwischt, der<br />
Willi!<br />
Nachdem ich das<br />
„<strong>Echo</strong>“ nun schon ein<br />
paar Jahre lese (und<br />
fast so gründlich wie<br />
„Das Magazin“), wollte<br />
ich doch mal gukken,<br />
was der „engere<br />
Kreis“ so genau treibt,<br />
wenn er sich denn zu<br />
einer der zahllos beschriebenenAktivitäten<br />
trifft. Und bin mit<br />
nach Byhlen gefahren,<br />
zu einem interessanten<br />
und liebenswerten<br />
Wochenende mit einem<br />
Haufen trinkfester,<br />
freundlicher, überwiegend<br />
sächselnder (drum!) Leute, die ich zum Teil sogar<br />
wiedererkannte.<br />
Fragt doch der Willi, ob ich immer<br />
noch so gerne fotografiere – ja, klar<br />
doch! Und ob ich denn was Schönes<br />
hätte von einer meiner vielen<br />
interessanten Reisen (wann, um<br />
Himmels willen, hab ich ihm das<br />
gesagt?) – jaaaa, auch. Oooch, da<br />
könnte ich doch mal was fürs <strong>Echo</strong>,<br />
wär noch ne Seite Platz, weil da immer<br />
mal wieder Beiträge ganz unerwartet<br />
ausfallen. „Wird Dir doch<br />
leicht fallen?“<br />
Und nun sitze ich hier und sehe schon seit<br />
Stunden die alten Kontaktabzüge durch,<br />
stelle fest, dass ich zu DDR-Zeiten<br />
immerhin bis Moskau gekommen<br />
war, dass ich ab ‘92 nur noch farbig<br />
und ab ‘04 ausschließlich digital fotografiert<br />
habe (was wohl der Sorgfalt<br />
beim Fotografieren geschadet, der<br />
Ausbeute aber eher genützt hat).<br />
Werde ein ums andere Mal von<br />
mehr oder weniger schönen, immer<br />
Steckenpferd Fotografie<br />
Angebissen<br />
aber interessanten Erinnerungenfestgehalten.<br />
Stelle fest, dass<br />
ich die ganze wunderbare<br />
Reiserei überwiegend<br />
meinen Freunden<br />
zu verdanken habe,<br />
bin ich doch von Hause<br />
aus eher ein oft träger,<br />
wasserscheuer Mensch<br />
(ehrlich!).<br />
Da war die Fahrt nach<br />
Schweden 2001 zur<br />
Hundeschlittenfarm – die<br />
Nacht draußen in der<br />
Hütte mit von uns unbemerkten<br />
–36 Grad C<br />
(der Film ist mir beim<br />
Wechseln zerbrochen!<br />
Bild re.).<br />
Oder meine Familienexpedition<br />
nach Kuba<br />
2002 (mein Bruder hat eine Kubanerin geheiratet, inzwischen<br />
sind sie zu fünft), super<br />
anstrengend, weil ich ein Deja-vu<br />
am anderen hatte und das deutliche<br />
Gefühl, dass wir wohl genauso<br />
„abgegessen“ gewesen wären, wie<br />
die Leute dort (eine touristisch nicht<br />
erschlossene Stadt), wenn wir nur<br />
noch paar Jahre so weiter gemacht<br />
hätten. Dazu böse Begegnungen mit<br />
Korruption und Willkür – jetzt waren<br />
wir „die Kapitalisten“. Dennoch, einmalig<br />
schöne Eindrücke von der Natur<br />
und den Menschen in Havanna,<br />
das wir kurz besuchten (Auto-Bild).<br />
Am Nerv getroffen hat mich auch die<br />
Reise nach Indien 2003 mit einem<br />
ehemaligen Sozialarbeiter-Praktikanten,<br />
der dort für ein halbes Jahr<br />
Straßenjungs betreute. Matthias<br />
sorgte dafür, dass ich nicht meine<br />
gesamte Reisekasse an Bettler verteilte.<br />
Außerdem konnte ich meine<br />
(Vor-) Urteile in Richtung Kinderarbeit,<br />
sozialer Ungerechtigkeit, unseren<br />
Begriff von „Hilfe“ mal unter<br />
anderem Licht besehen. Kühe gab’s
– und ich musste lernen, dass man Heilige nicht zu streicheln<br />
hat.<br />
Was noch? 2005 war ich für einen Monat in den USA,<br />
um mein schönes Liebkind abzuholen, das dort für ein<br />
Jahr zur Schule gegangen ist. Mit Anne haben wir uns<br />
dann „mal ganz fix“ fünf Bundesländer angesehen, hatten<br />
Schnee beim Zelten im hoch gelegenen Vulkangebiet und<br />
40 Grad C im Death Valley, waren froh, Las Vegas den<br />
Rücken kehren zu können und traurig, als in San Franzisko<br />
fast alle Robben grade zum Babysbekommen ein paar<br />
hundert Kilometer weit weg waren. Und immer wieder<br />
mal überrascht von Merkwürdigkeiten.<br />
Aber am beeindruckendsten war doch meine Osterreise<br />
02 nach Spitzbergen. Ich hatte das große Glück, mit einer<br />
Freundin unterwegs zu sein, deren Mann für ein Jahr in<br />
Ny Alesund Klimaforschungen betrieb. Ny Alesund ist die<br />
nördlichste ganzjährig bewohnte Siedlung der Welt, normalerweise<br />
kommt<br />
man dort nur mit<br />
einem Kreuzfahrtschiff<br />
hin, von dem<br />
die Leute „abgekippt“<br />
werden, damit sie<br />
sich mal eben fix<br />
einen Stempel von<br />
der nördlichsten Post<br />
holen können. Aber<br />
ich durfte dort eine<br />
Woche bleiben, mit<br />
einem Robbenjäger<br />
und Haiangler auf<br />
einem Schneescooter<br />
„bewaffnet“ (wegen der Eisbären) durch eine traumhaft<br />
seltsame und beruhigende Natur fahren – und in einer<br />
Art und Weise sehen und fühlen, die ich nicht beschreiben<br />
kann, ohne ins Kitschige und Abgedroschene zu rutschen.<br />
Bis hierhin vorerst. Sollte jemand Interesse daran haben,<br />
mehr über das Eine oder Andere (oder etliche Kletter- und<br />
Steckenpferd Fotografie<br />
Spitzbergen<br />
Wandertouren in den Alpen) zu sehen und zu lesen, lasst<br />
es den Willi bitte wissen.<br />
Noch kurz zu meiner Person: Ich habe von 1975 bis ‘78 in<br />
<strong>Köllitsch</strong> gelernt, war damals „Krümel“ (leider gibt’s nur<br />
noch paar ganz wenige Menschen, die mich so nennen).<br />
Habe dann nach zwei Jahren Arbeit im 40er Melkkarussell<br />
doch noch Landtechnik studiert, weil mir schlichtweg<br />
nichts Besseres einfiel.<br />
80/84 Direktstudium, 84/88 Forschungsstudium, das ich<br />
zwar nicht mit der Promotion, aber mit zwei Kindern abschloss.<br />
Dann nur kurz im Beruf gearbeitet.<br />
Nach der Wende noch mal ganz von vorn angefangen (wer<br />
braucht schon einen weiblichen „Dipl.-Ing. für Mechanisierung<br />
der Tierproduktion“ fast ohne Berufserfahrung?) -<br />
Umschulung zur Sozialarbeiterin. Nach einigen Versuchen<br />
bei Freien Trägern bin ich <strong>Mitte</strong> 1994 bei der Justiz in Potsdam<br />
gelandet und dort (zu meiner eigenen Überraschung)<br />
noch immer.<br />
Ich arbeite in den<br />
Fachbereichen Bewährungshilfe,Gerichtshilfe<br />
und Täter-Opfer-Ausgleich,<br />
ehrenamtlich bin ich<br />
seit 1996 im Verein<br />
und Vorstand der<br />
Opferhilfe Land Brandenburg,<br />
aber das<br />
wären noch mal ganz<br />
andere Themen.<br />
Manchmal fehlt mir die Landwirtschaft, der Stallgeruch und<br />
das schöne Gefühl nach der Schicht, wirklich mit der Arbeit<br />
FERTIG zu sein und was Greifbares hinterlassen zu haben.<br />
Kerstin Rückriem (Aderhold – ja, die, die den 09er im<br />
Offenstall gnadenlos verkantet hat)<br />
(Anm. Red.: In Byhlen sagte wer, Kerstin sei „die blonde Carla“)<br />
Im sozialistischen Kuba<br />
27
28 Lebenswege - Alternativenergie<br />
Zu Sankt Martin da brät man feiste Gänse und freut sich alle Welt<br />
Dr. Manfred Golze, Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft<br />
Der Gänsefleischabsatz war und ist seit Alters her ein Saisongeschäft.<br />
Wie in der Überschrift, ein Zitat von Johann<br />
Agricola, einem Zeitgenossen Luthers geschrieben, „Zu<br />
Sankt Martin, da brät man feiste Gänse und freut sich alle<br />
Welt“, an manch anderen Tagen besonders zu Weihnachten<br />
alle mal und in einigen Gegenden Deutschlands hat<br />
der Gänsebraten auch zur Kirchweih seine Bedeutung.<br />
„Gesellig, neugierig,<br />
wachsam, wehrhaft<br />
und wenn es<br />
sein muss lautstark,<br />
was haben die Gänse<br />
nur verbrochen,<br />
dass sie so beliebte<br />
Braten sind?“ (Hermann<br />
1991). Der<br />
gleiche Autor stellt<br />
heraus, dass die<br />
Gans für die Germanen<br />
als Symbol für<br />
eheliche Treue war.<br />
Die Einehe unserer<br />
Wild- oder Graugänse<br />
und teilweise die<br />
Verhaltensweisen unserer Hausgänse sind nach wie vor<br />
sprichwörtlich und bereiten bezüglich Reproduktion dem<br />
Züchter nicht immer Freude. Offensichtlich war es jedoch<br />
diese Eigenschaft, dass dieser Vogel den Weg in unsere<br />
weihnachtliche Küche gefunden hat.<br />
Vor allem Gans und Ente stehen bei Sachsen, Thüringern<br />
und anderen Landsleuten hoch in der Gunst. Auf den Tafeln<br />
der Thüringer Könige, der Herzöge und Grafen fehlte<br />
die Gans ebenso wenig , wie zu dem Essen zu denen der<br />
Geheimrat Goethe einlud.<br />
Die Geschichte und Beliebtheit der Gänse ist dabei noch viel<br />
viel älter. Älteste Schriften weit vor unserer Zeitrechnung<br />
beschreiben bereits weiße Gänse, höchstwahrscheinlich<br />
Nilgänse aus Ägypten. In diesen Dokumenten wird bereits<br />
ein Vergleich der Wassergeflügelarten Ente und Gans bezüglich<br />
ihrer Futtersuche beschrieben. Es wird darauf hingewiesen,<br />
dass Enten sich die meiste Zeit auf dem Wasser<br />
aufhalten, (unsere Hausenten sind Gründelenten, unsere<br />
Flug- oder Warzenenten einmal ausgenommen, sie sind ja<br />
erst mit der Entdeckung Amerikas durch Columbus nach<br />
Europa und auch Deutschland gelangt).<br />
Die Gänse, so beschreiben die Schriften, verbringen die<br />
meiste Zeit auf Grünland an Gewässern und nutzen diese<br />
Flächen zur Futtersuche. Die Gans unter den Geflügelarten<br />
auch als „Wiederkäuer“ bezeichnet ist bereits<br />
geschichtlich verankert , ein ausgesprochenes Weidetier<br />
. Diese Veranlagung , aber auch Tradition nutzen unsere<br />
Landwirte in Deutschland ,dazu später.<br />
Später , im alten Rom genossen die Gänse ein großes Ansehen.<br />
Sie waren nicht nur der höchsten römischen Göttin,<br />
der Juno, der Gemahlin des Jupiter geweiht, dass Ansehen<br />
der Gänse stieg bekanntlich noch durch die Wachsamkeit,<br />
in dem die Wachen durch das Geschrei der Gänse auf dem<br />
Capitol geweckt und so der Angriff der Gallier abgewehrt<br />
werden konnte. Bereits aus dieser Zeit ist ersichtlich, dass<br />
die Römer eine Vorliebe für die Leber der Gänse hatten<br />
und es wurden Mastverfahren beschrieben ,mit denen besonders<br />
große Lebern entstanden. Neben der Leber standen<br />
nicht der Braten , sondern die Füße der Gänse, die<br />
geröstet verzehrt wurden, hoch im Kurs. Das Fleisch der<br />
Gänse galt allerdings bei den Römers als bläbäisch. Zu<br />
erwähnen bleibt , dass die Gans von den Römern sehr<br />
geschätzt wurde wegen ihrer Federn.<br />
Zur Zeit Karls des Großen, 742 bis 814 zitiert bei Schneider<br />
1980, werden weiterhin Angaben zur Gänsehaltung<br />
beschrieben. Karl der Große, selbst ein großer Förderer<br />
der Geflügelzucht, forderte von seien Beamten, dass auf<br />
größeren Gütern 100 Hühner und 30 Gänse und auf kleineren<br />
Gütern 50 Hühner und 12 Gänse gehalten werden<br />
mussten.<br />
In der Hohenstauffenzeit 1138 bis 1254 gehörten Gänse<br />
mit zu den Abgaben an die Klöster. Der Begriff „Martinsgans“<br />
kommt sehr wahrscheinlich aus dieser Zeit. Der Ablieferungstag<br />
der Zinsgänse war der 11. November, der<br />
Martinstag. Viele Bauern würden diesen Tag lieber aus<br />
dem Kalender streichen, denn er war und ist zum Teil noch<br />
heute, wie im Bistum Münster beschrieben, der Tag der<br />
alljährlichen Pachtzahlungen der Bauern.<br />
Um den Martinstag bewegen sich in der Literatur noch<br />
weitere Betrachtungen. Es war früher der Beginn einer<br />
6wöchigen Advends- und Bußezeit. An dem Vorabend<br />
konnte noch einmal richtig zugelangt werden und so gehörte<br />
natürlich der deftige feiste Gänsebraten mit zu dem<br />
Festessen. Dazu kam, dass im November natürlich die<br />
ausgemästeten Gänse nicht mehr auf die Weiden getrieben<br />
werden konnten und oft nicht ausreichend Platz im<br />
Stall vorhanden war. Um Sankt Martin rankt sich ebenfalls<br />
eine bewegte Geschichte. 316/317 in Pannonien, also Südungarn<br />
zur Welt gekommen, trat er bereits mit 15 Jahren<br />
in das Heer der Römischen Armee ein.<br />
Viele Geschichten sind um den Heiligen Martin von Tours<br />
beschrieben .Die bekannteste laut LVZ vom vergangen<br />
Jahr soll sich die Szene im Jahr 334 in Amienz abgespielt<br />
haben, die heute noch zum Martinstag nachgestellt wird<br />
und mit der wir den gütigen Martin am 11.11. mit Sternenmärschen<br />
in vielen Regionen, zum Beispiel Mügeln in<br />
der Collmregion, gedenken. Martin von Tours teilte seinen<br />
Mantel und gab die Hälfte einem Bettler und behielt die<br />
andere.<br />
In der Nacht soll ihm bekanntlich Christus erschienen<br />
sein. Danach ließ er sich taufen, wurde Priester, gründete<br />
ein Kloster und wurde im Jahr 371 zum Bischoff von<br />
Tours.<br />
Hier soll er sich ausgerechnet vor den Leuten im Gänsestall<br />
versteckt, die Gänse ihm aber mit ihrem Geschnatter<br />
verraten haben.<br />
Der Todestag des Heiligen Martin ist im November 397<br />
datiert. In diesem Landstrich Südungarns wird er heute<br />
noch geehrt. Dieser Tag ist in dieser Gegend Feiertag. Alle<br />
Geschäfte und Banken bleiben geschlossen.<br />
Wenn nun jemand sich fragt, welche Beziehung zum Karneval,<br />
d. h. die Karnevalisten, die am 11.11. ebenfalls die<br />
„5. Jahreszeit“ eröffnen, besteht, so schlussfolgerte Chris-
tiane Cantauw 2004, dass der 11.11. natürlich auch eine<br />
Schnapszahl und die Verbindung zwischen Karneval und<br />
dem Heiligen dahingehend besteht, dass er gleichzeitig<br />
der Schutzpatron der Gastwirte ist.<br />
In einigen Gegenden also läuft bereits jetzt bei Freunden<br />
der deftigen Küche beim Gedanken an die Martinsgans<br />
das Wasser im Munde zusammen.<br />
In alten Schriften wurden Aufzeichnungen gemacht„ist die<br />
Martinsgans am Brustbein braun, wird man mehr Schnee<br />
als Kälte sein, ist sie aber weiß, kommt wenig Schnee und<br />
Eis“. Sehr gut beobachtet haben unsere Vorfahren, dass<br />
die Gänse sich auf harte Winter durch besonders hohe<br />
Einlagerung von Fett eingestellt und demzufolge besonders<br />
schön braun beim braten wurden. Wenn ein milder<br />
Winter bevorstand, war dieses nicht erforderlich, der Fettanteil<br />
war geringer, die Gänse blieben etwas blasser beim<br />
Braten.<br />
Wenn die Gans generell auch heute noch in Deutschland<br />
ein Saisongeschäft ist, so ist der Selbstversorgungsgrad<br />
in Deutschland insgesamt im Schrifttum immer mit 13 %<br />
angegeben. Nach Ansicht des Autors liegt dieser leicht höher.<br />
Da viele kleine und Kleinstbestände an Gänsen wieder<br />
vorhanden, die aber schwer erfassbar sind.<br />
Natürlich macht es für unsere Landwirte nur Sinn, bei diesem<br />
geringen Selbstversorgungsgrad mit einer besonderen<br />
Produktqualität aufzuwarten. Dieser Teil wird durch<br />
Jungmastgänse, mindestens 16 Wochen alt, oder durch<br />
Spätmastgänse, mindestens 22 Wochen alt, beliefert.<br />
In beiden Formen haben die Gänse ausreichend Zeit zu<br />
wachsen, werden mit viel hofeigenem Getreide und darüber<br />
hinaus mit umfangreicher Weidenutzung und Grünfutter<br />
versorgt. Gänse aus diesen Mastverfahren , mit diesen<br />
besonderen Produkt sind im Spätherbst oder zu Anfang<br />
des Winters schlachtreif.<br />
Günstig für die Produzenten in Territorien, in denen die<br />
Martinsgans zum Teil in gleicher Weise wie die Weihnachtsgans<br />
gefragt ist, da in der Regel für die Produzenten<br />
die Schlachtkapazität ein limitierender Faktor ist. Vor<br />
dem Weihnachtsfest ist nun einmal in den letzten 4 bis 5<br />
Tage das Gänseschlachten begrenzt möglich, um die Tiere<br />
frisch auf den Markt zu bringen. Bei 2 Höhepunkten(<br />
Weihnachten und Martini ) oder auch 3 (zuzüglich Kirchweih)<br />
im Jahr, verteilen sich diese Spitzenzeiten und die<br />
Möglichkeit, einen größeren Anteil in der Summe dieser<br />
wertvollen Produkte zu erzeugen und dann auch entsprechend<br />
zu schlachten und zu vermarkten ist gegeben.<br />
Darüber hinaus kann der Bestand reduziert werden. Besonders<br />
interessant ist das für Gänse die aus relativ frühen<br />
Schlüpfen stammen. Wie beschrieben müssen Gänse<br />
dieses Produktes ein Mindestalter haben. Sie sind mindestens<br />
doppelt so alt oder dreifach so alt wie die Schnell- und<br />
Frühmastgänse die aus Importen auf den Markt kommen.<br />
Die Mastzeit ist aber auf 30 bis 32 Wochen zu begrenzen<br />
,um keine Schlachtkörperqualitätsverluste eintreten zu<br />
lassen. Es setzt mit diesem Alter die Geschlechtsreife ein.<br />
Vor dieser sollten sie geschlachtet sein. In diesem Lebensabschnitt<br />
haben auch Gänse viele andere Interessen .Mit<br />
dem Fressen und der Ruhe ist es aus. So dass leichte Abstriche<br />
am Schlachtkörper und dessen Wert eintreten , die<br />
verhindert werden können.<br />
Das Bemühen der Erzeuger zusammen mit der Gastronomie,<br />
auch der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft<br />
und anderen Kollegen, die Martinsgans in <strong>Mitte</strong>l-<br />
Alternativenergie - Lebenswege<br />
deutschland, wo sie nicht üblich ist, anzusiedeln besteht<br />
seit einigen Jahren. Im nächsten Jahr wird das Projekt<br />
„Sachsen genießen Fleisch“ sich speziell um das Geflügelfleisch<br />
kümmern und auch hier Aufklärung für die Verbraucher<br />
schaffen und natürlich auch die Martinsgans bewerben.<br />
Das Ergebnis der Bemühungen ist noch klein ,aber dennoch<br />
jährlich leicht steigend gewesen. Auch hier sollte<br />
weiterhin am Markt gearbeitet werden.<br />
Ein guter Rat für die Erzeuger besteht darin, mit den Gastronomen<br />
über besondere Vermarktungsformen ganzer<br />
Gänse zu sprechen.<br />
Seit einigen Jahren entwickelt es sich in verschiedenen<br />
Territorien <strong>Mitte</strong>ldeutschlands aber auch in anderen Gebieten,<br />
dass erst einmal die Familien oder Freundeskreise<br />
sich zum Gänsebratenessen einladen. D. H., eine ganze<br />
Gans kommt auf den Tisch. Die Teilnehmer meist mindestens<br />
6 Personen, aber auch 6 bis 8 Personen werden gut<br />
von einer Gans satt. Über das Gewicht kann hier ja ein<br />
Ausgleich geschaffen werden.<br />
Dieses Gänsebratenessen erfreut sich zunehmender Beliebtheit<br />
und bietet für beide Seiten Vorteile. Der Gastronom<br />
weiß, dass er den gesamten Vogel für diese Gäste<br />
verwertet. Getränke und Zutaten kommen dazu. Und für<br />
die Familie oder den Freundeskreis ist es oftmals kostengünstiger,<br />
als ein Gänsebratenessen bestehend aus einer<br />
Keule oder Brust pro Person.<br />
Neuerdings, und das ist zunehmend, haben die Gastronomen<br />
Hochkonjunktur, weniger in ihrer Gaststätte, sondern<br />
mit der Lieferung, mit dem Service gebratener Gänse im<br />
Ganzen. Viele unserer jungen Hausfrauen haben Bedenken<br />
diese wertvollen Braten nicht entsprechend zubereiten<br />
zu können. Viele Küchen sind teilweise auch nicht dafür<br />
geschaffen und der Bräter hat oftmals nicht Platz im<br />
Herd in dieser modernen Küche. Auch der Autor musste<br />
eine bestens geeignete große Eisenpfanne aus Großmutters<br />
Zeiten von den Henkeln befreien, damit sich die Backröhre<br />
schließen ließ.<br />
Viele Vermarkter haben mit bestätigt, dass die Größe der<br />
zu kaufenden Gans sich oftmals nach dem Käufer richtet,<br />
d. h. erst einmal kauft die Hausfrau oder der Ehemann<br />
den Braten ein. Die Hausfrau wählt oftmals die kleinere,<br />
der Ehemann die größere Gans.<br />
Darüber hinaus erscheint manche Hausfrau beim Einkauf<br />
mit der vorhandenen und in die Backröhre passenden<br />
Bratpfanne und danach wird die Gans gekauft.<br />
Zur Produktqualität und zum Zeitpunkt des Schlachtens<br />
ist der beigefügte Fachartikel zu verwenden.<br />
Es ist auf jeden Fall möglich, bereits zu Martini sowie<br />
Weihnachten unsere Gänse mit einem hervorragenden<br />
Schlachtkörper in bester Fleischqualität zu erzeugen und<br />
zu liefern. Wichtig ist, dass der richtige Genotyp oder die<br />
richtige Rasse, das richtige Mastverfahren, die Dauer der<br />
Aufzucht und Mast und die Fütterung abgestimmt sind<br />
und danach eine schonende Schlachtung der Tiere erfolgt.<br />
Die Gänse mit entsprechendem Alter erreichen bereits im<br />
Oktober bis Anfang November höchste Qualität, die bis<br />
Weihnachten nicht wesentlich verändert werden kann.<br />
Zum Teil sind die Tiere auf Grund der kälteren Jahreszeit<br />
und des größeren Anteils von Konzentraten in der Ration,<br />
da nicht mehr ausreichend Grünfutter auf der Weide<br />
steht, oft nur etwas fetter.<br />
Abschließend für unsere ernährungsbewussten Kunden.<br />
29
30<br />
Wanderung im Niederspreewald (siehe<br />
Kerstin Rückriem (75/78) krümelte<br />
beim Kirschenklauen<br />
Dessousfachfrau Martina Wilke<br />
und der „aufpumpbare BH“<br />
Lutz Noack (76/79)<br />
ist passionierter Hundeführer<br />
Fotografische Impressionen<br />
Die „Kenianer“ werden nie müde<br />
beim „Jambo bwana“-Singen<br />
Seiten 14/15)<br />
Volkmar Schurig (77/80)<br />
ist Amtstierarzt im Burgenlandkreis<br />
Lutz Kretzschmars (75/78)<br />
Jagdrevier wird von der Prag-<br />
Autobahn traktiert<br />
Torsten Linde (78/81)<br />
ist bekennender TAICHI-Jünger
Nach Mathe-Diplom, Vorwende-POLYGRAPH und fünfzehn<br />
Jahren Business-Travel im neuen Deutschland nun selbstständig<br />
als ärztlich geprüfter Diplom-Wellnessmasseur sowie<br />
Mathe-Coach für jedermann: Detlef Kodritsch (1966/68)<br />
Detlef.Kodritsch@t-online.de oder (034298) 35814<br />
Brockenbesteigung 29.September,<br />
Unterkunft bei Wippra<br />
25 bis 30 Teilnehmer (nur)!<br />
Es ist eigentlich richtiger bei der Gans nicht vom Fett sondern<br />
vom Schmalz zu sprechen. Das Schmalz der Gänse<br />
besonders wenn sie aus bäuerlicher Haltung, bäuerlicher<br />
Freilandhaltung oder ökologisch erzeugt und das Grünfutter<br />
sowie der Weidegang einen großen Anteil des „Mast-<br />
Kurze Nachricht<br />
Die kurze Nachricht<br />
65 Jahre alt wird unser RPZ im September! Den danach<br />
einsetzenden staatlichen Rentenregen will er gerne mit<br />
vielen Freunden schon vorher etwas anknabbern. Er lädt<br />
deshalb für Sonnabend, den 22. September, nach Oschatz-<br />
Fliegerhorst ins „Neue Forsthaus“ ab 14 Uhr ein!<br />
Brocken: Bitte sofortige Teilnahmemeldung, weil sehr großes Interesse vorliegt. Die Wandergruppe ist bis 30 Leute sinnig.<br />
futters“ ausmacht hat einen hohen Anteil ungesättigter<br />
und mehrfach ungesättigter Fettsäuren bezüglich des<br />
Fettsäuremusters. Dazu ist das Verhältnis von Omega 3<br />
zu Omega 6 –Fettsäuren besonders positiv einzuschätzen.<br />
Ein Beweis bietet z.T. bereits unser Gänseschmal in der<br />
31
agra<br />
<strong>2007</strong><br />
Die „agra <strong>2007</strong>“<br />
erbrachte viele<br />
fotografische<br />
Eindrücke. Wir<br />
reichen hier<br />
Tierfotos nach,<br />
welche im Bericht<br />
auf den<br />
Seiten 22 und<br />
23 leider etwas<br />
zu kurz gekommen<br />
sind.<br />
Diese und viele<br />
weitere Fotos<br />
fertigte der Redakteur<br />
an.<br />
Das “<strong>Köllitsch</strong>er <strong>Echo</strong>” ist eine Publikation des <strong>BBS</strong> <strong>Köllitsch</strong> e.V. (www.koellitschverein.de), 04207 Leipzig, Kurt-Kresse-Str. 81<br />
Der Verein wird geführt von Wilfried E. Vetterlau; (0341) oder (0177) 4794649, vorstand@koellitschverein.de, Briefpost s.o.<br />
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