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ProWald Nov_2006.indd - Deutscher Forstverein

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Forstwissenschaft<br />

wohin?<br />

Themen u.a.: Kaum noch<br />

Fest anstellungen in den<br />

Forstverwaltungen<br />

| Studium mit reichen<br />

Chancen | Forstfremde<br />

Karrieren | Neuordnung<br />

Staatsforst / NRW<br />

| FFH-Urteil<br />

<strong>Nov</strong>ember | 2006


LESERBRIEFE ZUR LETZTEN AUSGABE<br />

Zu »Promotion als Warteschleife« Das<br />

Interview mit den beiden Forst-Doktoranden<br />

vermittelt den Eindruck, als wüchse da<br />

an den Forstfakultäten eine Generation frustrierter<br />

Absolventen heran, die sich in ihrer<br />

Perspektivlosigkeit erst möglichst lange an<br />

den Rockzipfel ihrer Professoren klammern<br />

und diesen dann am Ende auch noch die<br />

Schließung ihrer Lehrstühle wünschen. Weder<br />

mit Blick auf die beiden, mir persönlich<br />

bekannten Gesprächspartner der proWALD<br />

Redaktion, noch aus dem Kontakt zu vielen<br />

anderen Doktoranden im Bereich der<br />

Forstwissenschaften kann ich dieses Bild<br />

bestätigen. Der Beitrag vermischt generelle<br />

Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt mit<br />

simplen Parolen, die wenig mit der Realität<br />

an den Universitäten zu tun haben.<br />

Tatsächlich ist es für das Gros der Hochschulabsolventen<br />

– egal für welches Studienfach<br />

sie sich entschieden haben - heute<br />

schwer, unmittelbar von der Universität auf<br />

eine unbefristete Stelle zu wechseln. Für viele<br />

Berufsanfänger stellt sich die Frage, eine<br />

Übergangszeit gestalten zu müssen, sei es<br />

als Trainee, Praktikant oder eben Doktorand.<br />

Der SPIEGEL sah vor kurzem folgerichtig eine<br />

ganze »Generation in der Warteschleife«.<br />

Es ist auch kein Geheimnis, dass einige Unternehmen<br />

sich mittlerweile ein Heer von<br />

Dauerpraktikanten halten, die ehemals fest<br />

angestellte Mitarbeiter ersetzen. Das Cluster<br />

Forst und Holz macht dabei keine Ausnahme.<br />

Insofern halte ich es für wichtig und<br />

gerechtfertigt, wenn die Hochschule einem<br />

Teil ihrer Absolventen die Chance gibt, eine<br />

solche Übergangszeit sinnvoll zu nutzen,<br />

um fachliche Erfahrungen zu sammeln und<br />

Netzwerke in die Arbeitswelt zu gründen.<br />

Der hohe Anteil angewandter Forschung an<br />

den Forstfakultäten schafft dazu ideale Voraussetzungen.<br />

Der Begriff »Warteschleife« suggeriert<br />

dem Leser, diese Zeit verzögere nur das Erreichen<br />

eines anderen Ziels und sei für die<br />

Doktoranden daher sinnlos vertan. Das<br />

Bild ist schon deshalb falsch, weil die erfolgreiche<br />

Promotion die Eintrittskarte für<br />

eine wissenschaftliche Karriere darstellt. Die<br />

jüngsten Absolventenbefragungen zeigen,<br />

dass Forschung in den letzten Jahren eines<br />

der wichtigen Betätigungsfelder für Diplom-<br />

Forstwirte geworden ist. 10 bis 15 % der Befragten<br />

finden in diesem Bereich eine Stelle<br />

und machen damit auch deutlich, dass die<br />

Forstwissenschaften sich zuletzt sehr er-<br />

folgreich am Drittmittelmarkt behaupten<br />

konnten. An der Universität Freiburg beispielsweise<br />

ist die Forstfakultät im Vergleich<br />

zu allen anderen Fakultäten sogar der Spitzenreiter<br />

in Sachen Drittmitteleinwerbung.<br />

Gleichzeitig gewinnen mit der Einführung<br />

der gestuften Studiengänge spezifische<br />

Promotionsprogramme oder Graduiertenkollegs<br />

weiter an Bedeutung. Das heißt, dass<br />

für einen wachsenden Teil der Doktoranden<br />

die Möglichkeit besteht, neben der Arbeit an<br />

einem eigenen Projekt ein parallel laufendes,<br />

zertifiziertes Qualifizierungsangebot<br />

wahrzunehmen.<br />

Der Ruf nach einem systematischen Abbau<br />

dieser Chancen klingt nicht nur vor dem<br />

Hintergrund der allgemeinen Bildungsdebatte<br />

in Deutschland absurd. Er ist nach meiner<br />

Überzeugung auch forstpolitisch dumm. Es<br />

ist weitgehend egal, wer die Nachhaltigkeit<br />

erfunden hat, wichtig ist aber, wer sie zukünftig<br />

in den verschiedensten gesellschaftlichen<br />

Bereichen mitgestaltet. Promovierte Förster<br />

und Försterinnen haben das Zeug dazu. PD<br />

Dr. Ulrich Schraml, Leiter des Arbeitsbereiches<br />

Aus- und Fortbildung im DFV<br />

Sehr geehrte Damen und Herren, zunächst<br />

einmal möchte ich Ihnen, wie viele<br />

andere, zu proWALD gratulieren. Ich denke,<br />

das Journal kann sich zu einem echten<br />

forstlichen Diskussionsforum entwickeln.<br />

In diesem Zusammenhang und im Hinblick<br />

auf das nächste Schwerpunktthema möchte<br />

ich ein paar wenige Anmerkungen zu dem<br />

Interview mit den beiden Doktoranden im<br />

Septemberheft 2006 machen.<br />

Ich finde es schade – und im negativen Sinn<br />

bemerkenswert –, dass zwei Doktoranden,<br />

die selbst ganz offenbar recht gerne Forstwissenschaften<br />

studiert haben, dazu raten,<br />

zwei der vier forstlichen Fakultäten »einzustampfen«,<br />

nur weil der Personalbedarf der<br />

Forstverwaltungen derzeit nicht hoch ist. Hat<br />

man Vergleichbares schon von Absolventen<br />

anderer Fächer wie z. B. Biologie, Geographie<br />

oder Germanistik gehört, die ebenfalls<br />

keineswegs immer Arbeit in unmittelbar<br />

mit dem Studium zusammenhängenden<br />

Bereichen versprechen? Biologie kann man<br />

in Deutschland an 42 Hochschulstandorten<br />

studieren, aber mir ist keine Diskussion darüber<br />

bekannt, dass dies mit Blick auf die Berufsaussichten<br />

der Studierenden 21 zu viel<br />

sind. Warum stellen sich eigentlich immer<br />

nur die Forstleute selbst infrage? Im Übri-<br />

gen sind vier forstliche Universitätsstandorte<br />

im internationalen Kontext, gemessen an<br />

Waldfläche und Bevölkerungszahl, absolut<br />

unterdurchschnittlich. Ausgerechnet von<br />

Doktoranden zu hören, dass zwei Fakultäten<br />

überflüssig sind, spricht nicht gerade für deren<br />

Überzeugung, dass Waldforschung (die<br />

sie mit ihrer Forderung zur Hälfte infrage<br />

stellen) eine wichtige Bedeutung für unsere<br />

Gesellschaft hat. Derartige Kommentare von<br />

angehenden Wissenschaftlern sind daher<br />

– vorsichtig ausgedrückt – nur sehr schwer<br />

nachvollziehbar. PD Dr. Christian Ammer,<br />

München<br />

Auch nach der zweiten Ausgabe von<br />

proWALD bin ich (immer noch) der Meinung,<br />

dass die (durchaus notwendige) Anpassung<br />

des Magazins (Vorschlag: Journals<br />

des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s) ein übereilter<br />

Schnellschuss war, in dem sich die Mitglieder<br />

und die Landesverbände mit ihren Aktivitäten<br />

nun zu wenig wiederfinden.<br />

Und eine Sache noch: Wir sollten es<br />

als <strong>Forstverein</strong> absolut vermeiden, unsere<br />

Zeitschrift in Plastik-Hüllen zu versenden.<br />

Damit führen wir alle unsere Ansprüche an<br />

Nachhaltigkeit & Ressourcenschutz ad absurdum!!<br />

Jan Engel BFV e.V.<br />

Zu »Lärmschutzwände aus Holz« In dem<br />

sehr guten Artikel, der sehr exakt alle Vorzüge<br />

des Materials Holz für den Lärmschutz<br />

auflistet, vermisse ich nur eine Eigenschaft,<br />

die ich bei uns an den Lärmschtzanlagen an<br />

der A5 in der Gemarkung Bad Homburg/Ober-Erlenbach<br />

beobachtet habe: Dort sind alle<br />

mit Schwachholz beplankten Strecken frei<br />

von (hässlichen) Schmierereien, während<br />

alle freien Plastikwände verunstaltet sind.<br />

Offensichtlich macht das Besprühen der<br />

Holzelemente wegen der Zwischenräume<br />

keinen Sinn und wird deshalb unterlassen.<br />

Interessant war die Aussage des Leiters des<br />

Straßenbauamtes in Frankfurt (ASV), den<br />

ich daraufhin ansprach: Ȇber solche Fragen<br />

diskutiere ich nicht. Da müssen Sie mit unseren<br />

Architekten sprechen, die das planen.«<br />

Man sollte also die Architekten überzeugen!<br />

Martin Demandt, Bad Homburg<br />

Zu proWALD kann ich Ihnen (und uns als<br />

Vereinsmitgliedern) nur ausdrücklich gratulieren.<br />

Gut, dass Sie diesen Schritt unternommen<br />

haben. Weiterhin viel Erfolg auf<br />

diesem Weg! Matthias Völker


Liebe Mitglieder des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s,<br />

Die Forstorganisation in Deutschland wird immer mehr zu einem »wissenschaftlichen« Großversuchsprojekt.<br />

Jüngstes Beispiel Nordrhein-Westfalen (siehe Seite 26). Es ist schon erstaunlich,<br />

mit welcher Konsequenz und Intensität ein Bundesland nach dem anderen neue Wege sucht,<br />

die Forstverwaltung zu reformieren, als ob daran das Wohl der Landeshaushalte hängen würde.<br />

Schaut man genauer hin, dann sind die Forsthaushalte nur minimale Anteile an den Haushaltsproblemen<br />

der Länder. Aber andersherum ist es natürlich auch spannend und interessant, zu<br />

sehen, was hinterher unter dem Strich vielleicht dabei herauskommt.<br />

Das eine Land macht Kommunalisierung (Baden-Württemberg), das andere Land macht<br />

Herauslösung des Staatsforstbetriebes (Nordrhein-Westfalen). Ein kleines Land wie Schleswig-<br />

Holstein will gar den Wald ganz verkaufen. Andere machen Zwischenlösungen von der Anstalt<br />

des öffentlichen Rechts bis zur speziellen Rechtsform der GmbH. Also: Der Wald als ein großes<br />

Experimentierfeld? Ist uns der Wald aber dafür eigentlich wirklich nicht zu schade?<br />

Dieser Wald, der für unsere Gesellschaft viele Funktionen zu erfüllen hat und der eben nicht<br />

nur das Holz für die Wirtschaft bereitstellen soll, wurde bisher eher konservativ bewirtschaftet.<br />

Vielleicht muss man darüber nachdenken – okay. Aber zu viele Experimente sind vielleicht auch<br />

dem Wald und dem Ökosystem nicht zuträglich. Im Wald werden wir erst sehr spät merken,<br />

wenn wir etwas kaputt gemacht haben, denn er hat ein großes Pufferungsvermögen. Aber dann<br />

dauert es auch eine ganze Weile, bis der Wald wieder so aufgebaut ist, dass wir ihn alle lieben<br />

können.<br />

Ihr Dr. Anton Hammer<br />

Präsident des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s<br />

Schwerpunkt: Forstwissenschaft wohin?*<br />

Rainer Kwasnitschka und Alexandra Gauss<br />

DER ZERPLATZTE TRAUM VOM FORSTHAUS?* . . . . . . . . . . . . . 4<br />

Interview mit Professor Dr. Joachim Saborowski<br />

» ES LOHNT SICH, FORSTWISSENSCHAFTEN<br />

ZU STUDIEREN.«* . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

Wolfgang Brauer<br />

VOM FORSTHAUS INS KLASSENZIMMER* . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

Wolfgang Brauer<br />

JENS HEYKEN – FÖRSTER IM WATTENMEER* . . . . . . . . . . . . . 12<br />

Jan Engel<br />

FORSTLEUTE IN DEUTSCHLAND UND POLEN . . . . . . . . . . . . . 16<br />

EXKURSIONEN UND GEPLANTE REISEN . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

VERANSTALTUNGSKALENDER . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

AUS DEN LÄNDERN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

EDITORIAL<br />

INHALT<br />

GÖTTINGER TAGEBUCH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

Stephan Schütte<br />

DAS FFH-URTEIL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

Jörg Matzick<br />

DER LANDESBETRIEB WALD UND HOLZ WIRD UMGEBAUT. . 26<br />

Wilhelm Stölb<br />

FORST-GRAFFITI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

Wolfgang Brauer<br />

EXPORT UND BIOENERGIE – DIE DOLD-HOLZWERKE. . . . . . . 30<br />

KERNBEISSER . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

DEUTSCHE BAHN AG DIFFAMIERT NACHHALTIGE<br />

WALDBEWIRTSCHAFTUNG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />

IMPRESSUM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35


Der Arbeitsmarkt für Absolventen forstlicher<br />

Hochschulstudiengänge hat sich seit<br />

etwa Mitte der 70er-Jahre kontinuierlich<br />

verändert. Während früher eine deutliche<br />

Mehrheit der Hochschulabsolventen in<br />

den Vorbereitungsdienst eintrat und anschließend<br />

in ein Beamtenverhältnis bei<br />

einer Landesforstverwaltung übernommen<br />

wurde, verringert sich heute die Zahl der im<br />

klassischen Arbeitsfeld »Forst« beschäftigten<br />

Absolventen kontinuierlich.<br />

Um diese Entwicklung mit präzisen<br />

Zahlen zu untermauern, wurden bei den<br />

12 Bundesländern Baden-Württemberg,<br />

Bayern, Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern,<br />

Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen,<br />

Rheinland-Pfalz, Sachsen,<br />

Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und<br />

Thüringen in einer Umfrage der badenwürttembergischen<br />

Landesforstverwaltung<br />

im Sommer 2005 aktuelle Zahlen über die<br />

derzeit bestehenden Ausbildungsstellen,<br />

die Anzahl der Prüfungsteilnehmer mit bestandenem<br />

Staatsexamen sowie die Anzahl<br />

der Übernahmen in dauerhafte Arbeitsverhältnisse<br />

erhoben. Darüber hinaus wurden<br />

die Länder um eine Prognose der jährlichen<br />

Einstellungszahlen in Dauerarbeitsverhältnisse<br />

bis zum Jahre 2015 gebeten, um bundesweit<br />

einen Überblick über die Größenordnung<br />

der Einstellungsmöglichkeiten in<br />

den nächsten Jahren zu erhalten. Bei einer<br />

organisatorischen Aufteilung in Verwaltung<br />

und Betrieb wurden die Länder gebeten, den<br />

voraussichtlichen Bedarf in einer Summe für<br />

beide Teile anzugeben. Die Prognosewerte<br />

Der zerplatzte Traum<br />

Anzahl<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

vom Forsthaus?<br />

Berufliche Perspektiven in den Länderforstverwaltungen<br />

4 proWALD : NOVEMBER | 2006<br />

wurden teilweise um neue, an anderer Stelle<br />

veröffentlichte, Zahlen ergänzt. Die Ergebnisse<br />

dieser Umfrage sind hier summarisch<br />

dargestellt und bestätigen die bisher nur vermutete<br />

Entwicklung in drastischer Weise.<br />

Ergebnisse der Umfrage für den<br />

höheren Forstdienst<br />

Eine Umfrage bei den Forstlichen Fakultäten<br />

der Universitäten hat ergeben, dass seit 2000<br />

im Durchschnitt jährlich 240 Studierende<br />

ein Studium der Forstwissenschaften an<br />

einer Universität erfolgreich abgeschlossen<br />

haben. Diesen standen im gleichen Zeitraum<br />

jährlich ca. 135 Referendarstellen zur<br />

Verfügung, d. h., ca. 60 % der Hochschulabsolventen<br />

konnte ein Ausbildungsplatz<br />

im Vorbereitungsdienst angeboten werden.<br />

Diese Referendarsplätze wurden jedoch nur<br />

von ca. 40 % der Universitätsabsolventen in<br />

Anspruch genommen, d. h., jeder 4. Referendarsplatz<br />

blieb im Durchschnitt unbesetzt.<br />

Nahezu alle zum Vorbereitungsdienst<br />

zugelassenen Bewerber haben den Vorbereitungsdienst<br />

erfolgreich abgeschlossen. Jedoch<br />

nur jedem 5. Absolventen der Großen<br />

Forstlichen Staatsprüfung konnte ein unbefristetes<br />

Arbeitsverhältnis im öffentlichen<br />

Dienst angeboten werden!<br />

Die Grafik in Abbildung 1 zeigt deutlich<br />

die insgesamt abnehmende Tendenz in allen<br />

Bereichen und insbesondere den deutlichen<br />

Einbruch der Einstellungszahlen in Dauerarbeitsverhältnisse<br />

seit 2000.<br />

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Prognose<br />

Jahr<br />

2006 – 2015<br />

AusbildungsplätzeVorbereitungsdienst<br />

hFD<br />

zugelassene<br />

Referendare<br />

bestandene<br />

Prüfungsteilnehmer<br />

(Einstellungsjahrgang<br />

des vorletzten Jahres)<br />

Zahl der übernommenenReferendare<br />

in dauerhafte<br />

Arbeitsverhältnisse<br />

Abbildung 1: Grafische Darstellung der Bewerber-, Ausbildungs-, Absolventen- und Übernahmezahlen der Bundesländer<br />

1995 - 2005 für die Laufbahn des höheren Forstdienstes


Ergebnisse der Umfrage für den<br />

gehobenen Forstdienst<br />

Da die Zahl der Absolventen der forstlichen<br />

Fachhochschulen im Rahmen der Umfrage<br />

nicht erhoben wurde, muss sich die Darstellung<br />

auf die Zahl der vorhandenen Ausbildungsplätze<br />

und der zugelassenen Anwärter<br />

beschränken. Seit 2000 wurden den Hochschulabsolventen<br />

jährlich durchschnittlich<br />

235 Anwärterplätze angeboten, von denen<br />

jedoch im Mittel nur knapp 80 % tatsächlich<br />

besetzt wurden.<br />

Wie im höheren Forstdienst wurden auch<br />

im gehobenen Forstdienst die Einstellungszahlen<br />

in den vergangenen Jahren deutlich<br />

reduziert. Von den erfolgreichen Absolventen<br />

des Vorbereitungsdienstes konnten im<br />

Durchschnitt aller Bundesländer nur ca.<br />

25 % in ein dauerhaftes Beschäftigungsverhältnis<br />

eingestellt werden. Wurden bis zum<br />

Jahr 2002 jährlich noch durchschnittlich 70<br />

bis 80 Absolventen der Vorbereitungsdienste<br />

in die Laufbahn eingestellt, sinken seitdem<br />

die Einstellungszahlen bis auf unter 20 im<br />

gesamten Bundesgebiet! Dies entspricht einer<br />

Reduktion um ca. 60-65 %.<br />

Die Grafik in Abbildung 2 zeigt die insgesamt<br />

abnehmende Tendenz in allen Bereichen<br />

und den deutlichen Einbruch der Einstellungszahlen<br />

in Dauerarbeitsverhältnisse<br />

insbesondere seit 2003.<br />

Anzahl<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Prognose<br />

Jahr<br />

2006 – 2015<br />

BERUFLICHE PERSPEKTIVEN<br />

Schlussfolgerungen und Ausblick<br />

Aufgrund der angespannten Haushaltssituation<br />

der Länder und der überall bereits<br />

erfolgten oder derzeit in Umsetzung befindlichen<br />

Organisationsveränderungen<br />

der Landesforstverwaltungen sind die Einstellungsmöglichkeiten<br />

von forstlichen<br />

Absolventen aller Abschlüsse im klassischen<br />

Einsatzbereich Landesforsten stark<br />

rückläufig. Entsprechend den Prognosen<br />

der Bundesländer wird sich dieser Trend<br />

in den nächsten Jahren weiter fortsetzen.<br />

Den Schätzungen zufolge können bei den<br />

staatlichen Forstverwaltungen/-betrieben<br />

für den Zeitraum bis 2015 bundesweit in<br />

die Laufbahn des höheren Dienstes jährlich<br />

nur 10-15 Absolventen, in die Laufbahn<br />

des gehobenen Forstdienstes nur ca. 20-30<br />

Absolventen in ein Dauerarbeitsverhältnis<br />

eingestellt werden. Dies ist ein Rückgang<br />

der Einstellungszahlen im höheren Dienst<br />

um bis zu 70 % und im gehobenen Dienst<br />

um über 60 % im Vergleich zu den Zahlen<br />

im Jahr 2000!<br />

Vor dem Hintergrund sinkender Übernahmezahlen<br />

von Absolventen der forstlichen<br />

Vorbereitungsdienste in dauerhafte<br />

Beschäftigungsverhältnisse bei den<br />

Landesforstverwaltungen aller Bundesländer<br />

und der Umstellung der forstlichen Dip-<br />

AusbildungsplätzeVorbereitungsdienst<br />

gFD<br />

zugelassene<br />

Anwärter<br />

bestandene<br />

Prüfungsteilnehmer<br />

(Einstellungsjahrgang<br />

des vorletzten Jahres)<br />

Zahl der übernommenen<br />

Anwärter<br />

in dauerhafte Arbeitsverhältnisse<br />

Abbildung 2: Grafische Darstellung der Bewerber-, Ausbildungs-, Absolventen- und Übernahmezahlen der Bundesländer<br />

1995 - 2005 für die Laufbahn des gehobenen Forstdienstes<br />

lomstudiengänge auf das Bachelor-/Master-System<br />

drängt sich mehr und mehr die<br />

Frage auf, ob eine Neukonzeption der Zugangsvoraussetzungen<br />

zu den forstlichen<br />

Laufbahnen nicht die konsequente Reaktion<br />

auf die aktuellen Rahmenbedingungen des<br />

insgesamt hart umkämpften Arbeitsmarktes<br />

wäre. Zudem erschweren die veränderten<br />

Studieninhalte zunehmend eine Vergleichbarkeit<br />

der Studienabschlüsse, wie es für ein<br />

formales Zulassungsverfahren erforderlich<br />

ist. Die Neukonzeption des Laufbahnzugangs<br />

unter gleichzeitiger Anpassung der<br />

Ausbildungszahlen an den tatsächlichen Bedarf<br />

der Landesforstverwaltungen ist daher<br />

auch aus ökonomischen Gründen (hoher<br />

Aufwand der Verwaltung für die Durchführung<br />

des Vorbereitungsdienstes bei fehlenden<br />

Einstellungsmöglichkeiten!) zwingend<br />

erforderlich.<br />

Bei den Prognosewerten handelt es sich<br />

sicher nur um grobe, orientierende Schätzungen,<br />

die zahlreichen Unwägbarkeiten<br />

unterliegen. Entscheidend sind hierbei jedoch<br />

die Größenordnungen, in denen sich<br />

die Prognosewerte bewegen. Selbst wenn<br />

die tatsächlichen Werte die Prognosewerte<br />

um 100 % übertreffen sollten, hat dies für die<br />

Verwaltungen auf die zu ziehenden Schlussfolgerungen<br />

nur geringen Einfluss.<br />

Die Landesforstverwaltung Baden-<br />

Württemberg erarbeitet daher eine Neukonzeption<br />

des Laufbahnzugangs zum<br />

gehobenen und höheren Forstdienst in Baden-Württemberg,<br />

die dazu beitragen soll,<br />

ein an die aktuellen Entwicklungen angepasstes,<br />

zukunftsfähiges und bedarfsorientiertes<br />

Qualifizierungskonzept zu schaffen.<br />

Derzeit wird eine grundsätzliche Neuorientierung<br />

des Zugangs zu den forstlichen<br />

Laufbahnen mit dem Ziel der Einführung<br />

von Laufbahnen der besonderen Fachrichtungen<br />

für die forstlichen Laufbahnen geprüft.<br />

Die Landesforstverwaltung von Brandenburg<br />

hat diesen Weg bereits beschritten<br />

und bildet derzeit die ersten Trainees aus.<br />

n<br />

Text: Rainer Kwasnitschka und Alexandra<br />

Gauss, Ministerium für Ernährung und<br />

Ländlichen Raum Baden-Württemberg<br />

Foto: Bernd Koch<br />

NOVEMBER | 2006 : proWALD 5


Foto: Wolfgang Tambour<br />

6 proWALD : NOVEMBER | 2006<br />

»Es lohnt sich,<br />

Forstwissenschaften<br />

zu studieren.«<br />

Interview mit Professor Dr. Joachim Saborowski,<br />

Studiendekan der Forstwissenschaftlichen<br />

Fakultät der Uni Göttingen<br />

Schaut man auf die von Jahr zu Jahr enger<br />

werdenden Stellenpläne der Landesforstverwaltungen<br />

(siehe Seite 4/5 in diesem Heft),<br />

dann könnte einem Angst und Bange um die<br />

Zukunft der Studierenden an den vier forstwissenschaftlichen<br />

Fakultäten in Deutschland<br />

werden. Jährlich werden nur noch 20<br />

Referendare in den unbefristeten Dienst übernommen,<br />

und das bei ca. 240 Absolventen<br />

der Universitäten und angesichts mehrerer<br />

tausend Studierende der Forstwissenschaften.<br />

Frage an den Studiendekan der Forstwissenschaftlichen<br />

Fakultät an der Uni Göttingen,<br />

wo bleiben da eigentlich Ihre Absolventen,<br />

was wird aus Ihren Studierenden, Herr Saborowski?<br />

Ich glaube, es ist ein Trugschluss,<br />

anzunehmen, dass mit dem Abbau der Stellen<br />

im öffentlichen Dienst die Berufsmöglichkeiten<br />

der Forstabsolventen insgesamt<br />

deutlich reduziert werden. Denn die Aufgaben,<br />

die bisher vom öffentlichen Dienst<br />

wahrgenommen wurden, bleiben ja bestehen.<br />

Nur werden sie vermehrt von privaten<br />

Firmen übernommen. Das zeigt sich auch<br />

an Untersuchungen darüber, wo unsere Ab-<br />

solventen beruflich verbleiben. Nach wie<br />

vor kommt nämlich ein sehr großer Teil in<br />

einem forstnahen Bereich unter, allerdings<br />

wandert auch ein großer Teil in nichtforstliche<br />

Berufe. Das ist nach meinem Eindruck<br />

typisch für viele Studiengänge der Universitäten:<br />

Allgemein gilt, dass eine sehr große<br />

Zahl der Absolventen eben nicht in einem<br />

studienfachnahen Beruf unterkommt, sondern<br />

studienfachferner vom Arbeitsmarkt<br />

aufgenommen wird.<br />

Konkret darf ich aus einer Verbleibanalyse<br />

zitieren, die unsere Fakultät durchgeführt<br />

hat. Etwa ein Drittel unserer Absolventen<br />

kommt in forstlichen Berufen im engeren<br />

Sinne unter, ein weiteres Drittel in nichtforstlichen<br />

Berufen, während das letzte<br />

Drittel in einem umfassenden Sinn sich weiterqualifiziert.<br />

Das sind Leute, die promovieren,<br />

vorübergehend in Forschungsinstituten<br />

arbeiten oder sonstige Schulungs- oder<br />

Weiterbildungsmaßnahmen unternehmen.<br />

Die Zahlen bezogen sich auf eine Befragung<br />

unserer Masterabsolventen bis 5 Jahre nach<br />

Studienabschluss.


Und die Arbeitslosigkeit nach dem Examen?<br />

Die war relativ gering. Sie schwankte nach<br />

dem Studienabschluss immer um etwa sieben<br />

Prozent, was ebenfalls mit anderen Studiengängen<br />

der Universität vergleichbar ist.<br />

Daraus lässt sich schließen: Das Wissen der<br />

Absolventen der Forstwissenschaft wird auf<br />

dem Arbeitsmarkt nachgefragt. So sehen wir<br />

das auch.<br />

Angesichts der relativ guten Ergebnisse der<br />

Verbleibanalyse könnte man sich ja bequem<br />

zurücklehnen und sagen: Da wird sich schon<br />

für jeden unserer Studierenden und Absolventen<br />

etwas ergeben, wenn die Zeit kommt.<br />

Und im Übrigen geht uns das ja nichts an, wir<br />

informieren ja jedes Erstsemester über die miserablen<br />

Chancen in der staatlichen Forstverwaltung,<br />

aus seinem Traum von Forstamt im<br />

Eberhard Sinner<br />

Staatsminister und Leiter der<br />

Bayerischen Staatskanzlei<br />

Sinner stammt aus einer alten bayerischen<br />

Forstdynastie, und so lag es nahe, dass<br />

er Forstwissenschaften in München und<br />

Freiburg studierte. Bereits kurz nach dem<br />

Staatsexamen arbeitete er in der Bayerischen<br />

Landesvertretung in Bonn als Referent<br />

für Land- und Forstwirtschaft. Danach<br />

war er von 1978 bis 1986 Forstamtsleiter in Gemünden am Main.<br />

Seine politische Laufbahn begann in der Kommunalpolitik,<br />

der er auch heute noch eng verbunden ist. 1986 wurde er für<br />

die CSU in den Bayerischen Landtag gewählt. Von 2001 bis 2003<br />

war er Staatsminister für Gesundheit, Ernährung und Verbraucherschutz<br />

in Bayern. Ein Ministerium, das seinerzeit wegen des<br />

BSE-Skandals neu geschaffen wurde, und das damit eine große<br />

ordnungspolitische Herausforderung für Sinner darstellte.<br />

Seit 2005 ist er Staatsminister für Europaangelegenheiten und regionale<br />

Beziehungen in der Bayerischen Staatskanzlei, seit Ende<br />

2005 ist Sinner Leiter der Staatskanzlei in München.<br />

Über die Berufsmöglichkeiten im Forst sagt Eberhard Sinner:<br />

»Holz und Wald haben Zukunft, daher auch Berufe, die damit zusammenhängen.<br />

Wie überall wandelt sich aber auch das Berufsbild.<br />

Der Traum vom Förster, der im tiefen Wald lebt, ist nicht die<br />

Realität des Forstberufes heute. Deshalb Studium breit anlegen<br />

und nach Spezialisierungen suchen, die gefragt sind. Mobilität ist<br />

gefragt. Chancen gibt es weltweit. Eine Garantie kann niemand<br />

geben, aber eine forstliche Ausbildung ist ein guter Steigbügel,<br />

der einem hilft, in vielen beruflichen Sätteln zurechtkommen,<br />

die Hürden locker zu überspringen und am Ende die Nase vorn<br />

zu haben.«<br />

Wald Realität werden zu lassen. Ich glaube, es<br />

kann keine Rede davon sein, dass sich Universitäten<br />

und Fachhochschulen bequem<br />

zurücklehnen und sagen: Das wird schon alles<br />

werden. Denn gerade in den letzten Jahren<br />

haben erhebliche Umstrukturierungen<br />

stattgefunden, in Göttingen z. B. haben wir<br />

seit 1998 das Bachelor- und Mastersystem,<br />

die anderen Fakultäten ziehen jetzt nach<br />

und haben ihre Studiengänge neu strukturiert.<br />

Und in diesem neuen System spielen<br />

gerade die Berufsvorbereitung und die Berufsqualifizierung<br />

eine wesentlich stärkere<br />

Rolle als früher. Wir nehmen die Aufgabe an,<br />

gerade fachübergreifende Kompetenzen zu<br />

vermitteln, die unsere Studierenden besser<br />

für die verschiedensten Berufsfelder qualifizieren<br />

sollen. Und zudem glaube ich, dass<br />

in Zukunft der Wettbewerb zwischen den<br />

Fakultäten noch sehr viel wichtiger werden<br />

INTERVIEW<br />

wird. Dann wird sich zeigen, welche Ausbildungsstrukturen<br />

die erfolgreicheren sind.<br />

Dazu gehört auch, dass wir in Zukunft den<br />

Verbleib unserer Studierenden sehr viel genauer<br />

analysieren werden, um nach diesen<br />

Analysen unsere Studienpläne dem aktuellen<br />

Bedarf anzupassen. Übrigens: Zurzeit<br />

läuft in Göttingen eine zweite Verbleibstudie,<br />

deren Ergebnisse ich Ende des Jahres<br />

erwarte.<br />

Noch einmal: Wie verantwortlich sind eigentlich<br />

die Fakultäten dafür, was ihre Studierenden<br />

später mit ihrem Studium anfangen<br />

können? Wie ernst nehmen Sie den ursprünglichen<br />

Berufswunsch? Wir fühlen uns natürlich<br />

diesem Wunsch gegenüber verantwortlich,<br />

denn davon hängt unsere Existenz ab.<br />

Wenn wir die Wünsche unserer Studierenden<br />

langfristig nicht erfüllen können, dann<br />

werden sie uns weglaufen. Andererseits: Es<br />

ist durchaus nicht mehr so, dass die Studie-<br />

Dr. Jens Triebel<br />

Oberbürgermeister der Stadt Suhl<br />

Ist im Thüringer Wald aufgewachsen und<br />

hatte dadurch einen natürlichen Bezug<br />

zum Forst. Da er in der DDR kein Abitur<br />

machen durfte, machte er zunächst eine<br />

Lehre als Werkzeugmacher. Nach der Wende<br />

Abitur am Sportgymnasium Oberhof<br />

und Studium an der forstlichen Fakultät in<br />

Tharandt. Während des Studiums entdeckte<br />

er sein Interesse an der wissenschaftlichen Arbeit über den<br />

Forst. Weil er mit dem Ausgang der letzten Kommunalwahl in<br />

seiner Heimatstadt Suhl in Thüringen unzufrieden war, lies er<br />

sich für die Oberbürgermeisterwahl im Mai 2006 aufstellen und<br />

löste gleich im ersten Wahlgang mit 52,7 Prozent der abgegebenen<br />

Stimmen seinen Vorgänger ab, der 16 Jahre im Amt war. Zu<br />

den Berufsaussichten der angehenden Forstwissenschaftler und<br />

Forstwirte meint der Oberbürgermeister: »Ich kämpfe dafür, dass<br />

die Studierenden ein Doppelstudium machen können, weil ich<br />

die Beobachtung gemacht habe, dass bei Stellenausschreibungen,<br />

auch im Forst, heute viel eher Juristen, Volkswirte oder Betriebswirte<br />

gesucht werden. Argumentiert wird, dass sich Leute<br />

mit diesen Ausbildungen die forstlichen Kenntnisse ja schnell<br />

aneignen könnten. Wenn es uns gelingt, die Uni-Ausbildung so<br />

zu gestalten, dass die Absolventen im Forst gleichzeitig eine juristische<br />

oder betriebswirtschaftliche Ausbildung absolvieren<br />

können, bilden wir wieder die Spezialisten aus, die wir für den<br />

Markt brauchen.«<br />

NOVEMBER | 2006 : proWALD 7


enden mit dem überwiegenden Berufsziel<br />

»Forstverwaltung, Forstbetrieb« zu uns kommen.<br />

Unsere regelmäßige Umfrage unter den<br />

Studienanfängern zeigt uns: Der Prozentsatz<br />

unter den Studierenden, die sich aufgrund<br />

familiärer Nähe zu Forstberufen für dieses<br />

Studium entschieden haben, ist nicht mehr<br />

so groß wie früher. Nur noch ein sehr kleiner<br />

Anteil unter unseren Erstsemestern hat über-<br />

Dr. Ernst Kürsten<br />

Vom Umweltschutz zum<br />

Holzwurm …<br />

»Forstwissenschaften studieren, um etwas<br />

»für die Umwelt« zu tun: Diese Motivation<br />

haben auch heute noch viele Studienanfänger.<br />

Bei mir hat es damals gleich geklappt.<br />

Nach Studium und Promotion (über Stadtbäume!)<br />

in Göttingen sowie Referendarzeit<br />

konnte ich ab 1987 als Fachreferent beim<br />

Landesverband Niedersachsen der Schutzgemeinschaft <strong>Deutscher</strong><br />

Wald erleben, wie in die Landschaft eingegriffen wird, und<br />

was man (nicht) dagegen tun kann. Waldrodungen als »Ausgleichs-<br />

maßnahmen«: Dieser Irrsinn brachte mich auf den »Holzweg«.<br />

Unter dem Titel »Holzerzeugung ist Umweltschutz« publizierte<br />

ich 1990 meine Überzeugung und bekam bald die tolle Chance,<br />

bei Prof. Burschel an der Uni München (sowie in den USA und<br />

in Costa Rica) neue Daten zusammenzutragen, die diese These<br />

stützten. Nach Abschluss unserer Studie über »Die Rolle von Wald<br />

und Forstwirtschaft im Kohlenstoffhaushalt« engagierte ich mich<br />

ab 1993 für die praktische Umsetzung der »forstlichen Option«<br />

für den Klimaschutz als Geschäftsführer des Vereins »Prima Klima<br />

weltweit e.V.« in Düsseldorf. Wir sammelten und verteilten Geld<br />

für Aufforstungen in aller Welt, die CO2 binden sollten. Durch<br />

diese Tätigkeit geriet ich zu den BISON-Werken, die Anlagen zur<br />

Herstellung von Holzwerkstoffplatten produzierten – und saß als<br />

Förster plötzlich in der Verkaufsabteilung eines Maschinenbauunternehmens,<br />

plante einen Modellforstbetrieb in Russland und<br />

machte Besichtigungstouren mit russischen und chinesischen<br />

Kunden u.a. nach Paris und Spanien. Eine äußerst interessante<br />

und finanziell einträgliche Zeit! Nach dem Konkurs der BISON-<br />

Werke suchte ich mir Marktlücken als Selbstständiger und fand<br />

sie als Sachverständiger für Holzschutz (nach einer entsprechenden<br />

Fortbildung) und als Fachjournalist. Eine Kontaktanbahnung<br />

mit dem Göttinger Institut für Holzbiologie 2001 wurde für mich<br />

zum Glückstreffer: Prof. Militz suchte gerade einen Koordinator<br />

für ein neuartiges internationales Promotionsprogramm.<br />

Jetzt allerdings sind die fünf Jahre Förderung durch den Deutschen<br />

Akademischen Austauschdienst um, und ich habe eine<br />

(erneut befristete!) Stelle gefunden: als Fachlektor am »Forest Research<br />

Institute« in Dehra Dun (Indien). Dort werde ich vor allem<br />

auf meine Kenntnisse aus den ersten 14 Jahren meines Arbeitslebens<br />

zurückgreifen: mit 50 Jahren »back to the roots«!«<br />

8 proWALD : NOVEMBER | 2006<br />

haupt einen Förster in der Familie oder dem<br />

näheren Bekanntenkreis. Weniger als die<br />

Hälfte hat als Berufsziel »Forstbetrieb und<br />

Waldnutzung«. Ein mindestens genauso großer<br />

Anteil interessiert sich heute für Naturschutz<br />

und Waldökologie. Und ein ziemlich<br />

großer Teil unserer Studienanfänger zielt auf<br />

einen internationalen Einsatz. Das sind die<br />

Berufswünsche am Anfang des Studiums.<br />

Und wie ändern sich diese Berufsziele im<br />

Lauf des Studiums? Nach Abschluss des Bachelorstudiums<br />

haben unsere Studierenden<br />

im Masterstudiengang eine veränderte Orientierung.<br />

Wir haben beispielsweise einen<br />

Studienschwerpunkt »Holzbiologie und<br />

Holztechnologie«, der zu Beginn des Bachelorstudiums<br />

nahezu nicht wahrgenommen<br />

wird. Im Laufe des Studiums ändert<br />

sich das, denn ein großer Prozentsatz der<br />

Studierenden entscheidet sich schließlich<br />

für diesen Schwerpunkt. Das ist ähnlich für<br />

den Schwerpunkt »Waldökosystemanalyse<br />

und Informationsverarbeitung«, ein Masterschwerpunkt,<br />

der zu Anfang des Bachelorstudiums<br />

eigentlich nie als Ziel genannt<br />

wird. Viele Möglichkeiten, die das Studium<br />

der Forstwissenschaften für die Berufsorientierung<br />

bietet, werden den Studierenden offenbar<br />

erst im Laufe des Studiums bewusst.<br />

Schon seit vielen Jahren arbeiten viele Absolventen<br />

der Forstwissenschaftlichen Fakultäten<br />

total berufsfremd: in der staatlichen<br />

allgemeinen Verwaltung, in der Privatwirtschaft<br />

(und damit meine ich nicht den privaten<br />

Forst), im Banken- oder Beratungssektor<br />

Dr. Christian Wippermann<br />

Unternehmensberatung McKinsey,<br />

Hamburg<br />

Durch die Tätigkeit des Vaters an der Bundesforschungsanstalt<br />

für Forst- und Holzwirtschaft<br />

kam er zum Forst. Nach dem<br />

Studium der Forstwirtschaft in Göttingen<br />

zwei Jahre als Stipendiat in den USA und<br />

Tätigkeit am Lehrstuhl für Forstökonomie<br />

in Göttingen. Weil er keine Perspektive im<br />

höheren Forstdienst sah, nahm er ein attraktives Angebot von<br />

McKinsey an. Da es bei der weltweiten Unternehmensberatung<br />

nur sehr wenige Kollegen mit guten Kenntnissen in der Forst-<br />

und Holzwirtschaft gibt, konnte er bereits mehrere interessante<br />

Projekte mit forstlichem Bezug absolvieren.<br />

Den Absolventen der Forststudiengänge rät Christian Wippermann:<br />

»Die heutigen Berufsaussichten im Forst sind gar nicht<br />

trüber als zu meinem Studienbeginn im Herbst 1994. Die Holzwirtschaft<br />

ist stark expandiert, die Nachfrage nach Holz wächst<br />

wegen der steigenden Öl- und Gaspreise. Zudem hat der Wald<br />

eine noch größere Bedeutung für die Umwelt, als es vor 10 Jahren<br />

schon der Fall war. Insofern würde ich jedem mit Leidenschaft<br />

für die Forst- und Holzwirtschaft raten, eine entsprechende Ausbildung<br />

zu beginnen – auch wenn es immer weniger »richtige«<br />

Förster geben wird.«


oder als Bürgermeister. Hätten diese Studierenden<br />

da nicht besser Jura oder Betriebswirtschaft<br />

oder Politik studiert? Teilweise<br />

vielleicht schon. Wenn man vor dem Studium<br />

wüsste, wo man später beruflich einmal<br />

landet und welche Möglichkeiten sich einem<br />

konkret eröffnen, würde mancher vielleicht<br />

sagen, ich hätte doch lieber etwas anderes<br />

studieren sollen. Aber ich denke, dass gerade<br />

diese breite Ausbildung in allen unseren<br />

forstwissenschaftlichen Studiengängen, die<br />

wir heute in Deutschland haben, durchaus<br />

Chancen bietet, in Lücken zu stoßen, die<br />

andere Fachwissenschaften nicht ausfüllen.<br />

Denn in der Praxis, und das höre ich auch<br />

von Arbeitgebern, werden nicht nur Leute<br />

gesucht, die eine eng fokussierte Ausbildung<br />

haben. Manche Arbeitgeber finden gerade<br />

unsere breite fachübergreifende Ausbildung<br />

interessant. Ich kenne Absolventen, die sich<br />

in ihrem Studium im EDV-Bereich sehr stark<br />

entwickelt haben – diese Möglichkeit bietet<br />

das Forststudium auch – und die jetzt in<br />

EDV-Firmen arbeiten, wo man gerade ihre<br />

interdisziplinäre Ausbildung schätzt. Sie<br />

wurden dort auch nicht als Programmierer<br />

eingesetzt, sondern an der Schnittstelle<br />

zwischen Programmierern und Kunden. Das<br />

beweist meines Erachtens, dass eine zu enge<br />

fachliche Ausbildung auf dem Arbeitsmarkt<br />

nicht grundsätzlich erfolgreicher ist.<br />

Philipp von Hirschheydt<br />

West LB Düsseldorf<br />

Entstammt einer Familie mit langer Forsttradition,<br />

der Vater und vier Onkel waren in<br />

der Forstwirtschaft tätig.<br />

Ausbildung: Diplom-Forstwirt bzw. Master<br />

of Science, anschließend Master in<br />

European Business. Seine Entscheidung,<br />

sich anderen Bereichen zuzuwenden, fiel<br />

bereits während des Studiums, deshalb<br />

parallel bereits ein VWL-Studium und anschließend betriebswirtschaftliches<br />

Aufbaustudium im Ausland. Mit dem Forst hat<br />

Philipp von Hirschheydt heute nichts mehr zu tun. Die Ausbildung<br />

zum Diplom-Forstwirt hat ihm durch ihre breite Fächerung<br />

jedoch geholfen, sich schnell in neue Aufgabengebiete einzuarbeiten.<br />

Zu der heutigen Beschäftigungssituation im Forst meint<br />

er: »Die Berufsmöglichkeiten im direkten Forstumfeld sind sicherlich<br />

deutlich schwieriger geworden. Ich bin jedoch der festen<br />

Überzeugung, dass sich gerade der ökonomische Anteil in den<br />

zukünftigen Arbeitsfeldern erhöhen wird.«<br />

Inwiefern nehmen die forstwissenschaftlichen<br />

Fakultäten eigentlich Rücksicht auf diese<br />

Entwicklung – nämlich darauf, dass ihre<br />

Studierenden dereinst entweder im fernen<br />

Ausland, Übersee, im Forst, sonst aber meist<br />

total studienfremd arbeiten müssen? Ich sehe,<br />

dass an allen forstwissenschaftlichen Fakultäten<br />

heute eine starke Diversifizierung<br />

stattfindet. Es ist überall von Schwerpunktbildung<br />

die Rede, auch organisatorisch wird<br />

über die Grenzen der Fakultäten hinweg<br />

ausgebildet, beispielsweise mit Geographie<br />

oder Wasserwirtschaft. Das heißt: Wir bieten<br />

heute nicht mehr diesen klassischen,<br />

eng fokussierten Studiengang an, der ganz<br />

gezielt auf die Forstwirtschaft hin ausbildet.<br />

Wir bieten den Studierenden vielmehr auch<br />

an, mit besonderen Studienschwerpunkten<br />

individuelle Profile zu entwickeln. Alle Studiengänge<br />

haben diese Wahlmöglichkeiten,<br />

zum einen im freien Wahlbereich, wo aus<br />

einem bestimmten Angebot von Modulen<br />

frei gewählt werden kann, und zum anderen<br />

durch ausgeprägte, wohldefinierte Studienschwerpunkte.<br />

Dadurch können sich die<br />

Studierenden auf unterschiedliche berufliche<br />

Möglichkeiten vorbereiten.<br />

INTERVIEW<br />

Es gibt an allen Fakultäten der Forstwissenschaft<br />

Diskussionen auch über die Einführung<br />

eines Numerus clausus oder über die<br />

totale Schließung von forstwissenschaftlichen<br />

Fakultäten. Diese Diskussionen, soweit<br />

es um die Schließung von ganzen Fakultäten<br />

geht, läuft natürlich immer nach dem Muster<br />

des St. Floriansprinzips: Sollen doch die<br />

anderen Fakultäten Selbstmord begehen, wir<br />

werden überleben. Wo sehen Sie als Studiendekan<br />

in Göttingen die Zukunft des Forstwissenschafts-Studiums<br />

– an allen vier Standorten<br />

oder in einem Numerus clausus oder<br />

in einer Neuorientierung des Studienganges,<br />

der vielleicht auch darauf Rücksicht nimmt,<br />

dass nur noch eine verschwindende Minorität<br />

einstmals ins Forsthaus einziehen darf?<br />

Zulassungsbeschränkungen gibt es schon<br />

heute. Ich denke, dass die Nachfrage der<br />

Studierenden und ihr bisheriges Abschneiden<br />

auf dem Arbeitsmarkt zeigen, dass diese<br />

Fakultäten nicht überflüssig sind. Wenn Sie<br />

sich die geringe Arbeitslosenquote anschauen,<br />

würde ich diesen Studiengängen auch<br />

in Zukunft gute Chancen einräumen. Auf<br />

dem Arbeitsmarkt gibt es seit je periodische<br />

Schwankungen, und ich denke, es wird wieder<br />

eine Aufwärtsbewegung geben.<br />

Dr. Wolfram Diederichs<br />

Domstiftsrentmeister im Domstift<br />

Brandenburg<br />

Diederichs beobachtete bereits als Schüler<br />

in der Freizeit Wild und Vögel und kam so<br />

zum Studium der Forstwissenschaften in<br />

Göttingen und Oxford. 1993 trat er in den<br />

Dienst der IKB Deutsche Industriebank<br />

und war dort im Firmenkundengeschäft tätig.<br />

Seit 2003 ist er Rentmeister (kaufmännischer<br />

Leiter) beim Domstift Brandenburg, einer Körperschaft des<br />

öffentlichen Rechts im Bereich der evangelischen Kirche, die Eigentümerin<br />

von 2.000 ha Wald und 1.500 ha Landwirtschaft ist.<br />

»Die Berufschancen im Forst sind (mit Einschränkungen) nachhaltig<br />

schlecht«, meint Wolfram Diederichs zur aktuellen Beschäftigungslage<br />

im Forst. »Die ständigen Umorganisationen und<br />

Stellenreduzierungen bedeuten, dass selbst die im Forstdienst<br />

angestellten Personen über ihre Aussichten unsicher bleiben<br />

und im Staatsdienst immer auch die Gefahr besteht, in andere<br />

Verwaltungen versetzt zu werden. Beruhigt Forst studieren kann<br />

heute nur jemand mit eigenem Wald. Wer Forst studiert, dem<br />

sollte immer bewusst sein, dass die Wahrscheinlichkeit einer Arbeit<br />

im studierten Fach klein ist. Mir hat dieses Studium viel Spaß<br />

gemacht, und ich bedauere es keine Sekunde. Aber mir war auch<br />

immer bewusst, dass ich wohl nicht im Forst landen werde.«<br />

NOVEMBER | 2006 : proWALD 9


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10 proWALD : NOVEMBER | 2006<br />

Wie bei den Lehrern, die heute ja auch wieder<br />

mehr gefragt sind als noch vor wenigen<br />

Jahren? Ja, ich denke das ist auch bei uns<br />

so. Und was die Nachfrage betrifft: Gerade<br />

in den letzten Jahren hat die Nachfrage die<br />

Zahl der vorhandenen Studienplätze regelmäßig<br />

überschritten. Zurzeit haben wir im<br />

Bachelorstudiengang 96 Studienplätze, auf<br />

die sich 110 Studierende beworben haben,<br />

und dies trotz der Studienbeiträge, die Niedersachsen<br />

mit diesem Wintersemester früher<br />

als andere Bundesländer einführte.<br />

Dr. Rüdiger Stracke<br />

Royal Bank<br />

of Scotland,<br />

Niederlassung<br />

Frankfurt<br />

Verantwortlich für<br />

die Geschäftsentwicklung<br />

mit Finanzinstitutionen<br />

wie Versicherungen,<br />

Fondsgesellschaften und Banken.<br />

Ist im Sauerland aufgewachsen. Hatte<br />

dort schon früh Kontakt zu einem mittelständischen,<br />

typisch westfälischen<br />

Waldbesitzer und arbeitete bereits mit 12<br />

Jahren im Forst. Das Studium der Forstwissenschaften<br />

nahm er in Göttingen auf mit<br />

dem Schwerpunkt »Wirtschaft und Planung«<br />

und promovierte über die monetären<br />

Belastungen durch Waldschäden<br />

in Göttingen. Der Bruch mit dem Forst<br />

erfolgte nach der Hälfte des Referendariats.<br />

Er merkte, dass die wirtschaftliche<br />

Ausrichtung seiner Ausbildung im<br />

Staatsforst kaum gefragt war: »Ich hatte<br />

den Eindruck, dass eine zu intensive<br />

Beschäftigung mit der ökonomischen<br />

Frage des Waldes schon fast als unmoralisch<br />

galt. Und weil eine emotionsfreie<br />

Beschäftigung mit dem Thema in den<br />

damaligen Verwaltungen nicht möglich<br />

war, veranlasste mich dieses, wie viele<br />

andere auch, zu sagen, du musst sehen.<br />

wo du bleibst«. Rüdiger Stracke hat das<br />

Referendariat abgebrochen und eine<br />

Stelle bei einer Unternehmensberatung<br />

angenommen. Danach Arbeit für weitere<br />

Unternehmensberatungen und Banken.<br />

… und die Diskussion um die Schließung<br />

ganzer Fakultäten? Die Schließung von Studiengängen<br />

liegt in der Hand der Bundesländer.<br />

Bislang hat sich noch keines dazu<br />

entschlossen. Aus der Sicht der Universitätsstandorte<br />

ist sich natürlich jeder selbst<br />

der Nächste, aber aus übergeordneter Sicht<br />

sollte die Qualität von Forschung und Lehre<br />

ausschlaggebend sein.<br />

n<br />

Die Fragen stellte Hannes Elster.<br />

Frederik Volckens<br />

Betriebswirtschaftliches<br />

Büro Göttingen<br />

Geboren auf einem<br />

holsteinischen<br />

Marktfruchtbetrieb,<br />

wurde<br />

deshalb schon früh<br />

an das Thema<br />

Land- und Forstwirtschaft herangeführt.<br />

Schönste Vision war, als freier land- und<br />

fortwirtschaftlicher Unternehmer zu<br />

arbeiten, zweitschönste Vision war, als<br />

selbstständiger Berater für und mit diesen<br />

Menschen und Unternehmen zu arbeiten.<br />

Nach dem Studium in Göttingen Ausbildung<br />

beim Finanzdienstleister MLP als<br />

Berater mit Schwerpunkten Vermögensverwaltung<br />

und Immobilienfinanzierung.<br />

2003 Eintritt in das Betriebswirtschaftliche<br />

Büro Göttingen, das eine Vielzahl von<br />

Forstbetrieben betreut.<br />

Zu den Berufsaussichten im Forst meint<br />

Frederik Volckens: »Es gibt nur sehr wenige<br />

arbeitslose Förster. Die klassische<br />

Laufbahn ist allerdings nur sehr wenigen<br />

Absolventen möglich. Ökonomie ist für<br />

eine alternative Verwendung eine zwingende<br />

Voraussetzung. Ich glaube, dass<br />

aufgrund der Ausbildung und der vielfach<br />

bodenständigen und arbeitswilligen<br />

Typen, die Forst studieren, es leichter<br />

ist, einem Förster beizubringen, wie eine<br />

Bank funktioniert, als einem BWLer<br />

klarzumachen, wie ein Forstbetrieb zu<br />

managen ist.«


Ein Drittel aller Förster in Hessen verlor nach<br />

der letzten Forststrukturreform ihre Reviere.<br />

Dazu gehörte auch Henning Kaiser, der bis<br />

Ende 2004 ein Revier in Rauschenberg in der<br />

Nähe der Universitätsstadt Marburg leitete.<br />

Inzwischen hat er seine neue Berufung gefunden:<br />

Er wird jetzt Lehrer.<br />

Anfangs hatte Henning Kaiser noch gedacht,<br />

die neue Forststrukturreform würde<br />

ihn nicht treffen, zumal die früheren Reformen<br />

auch alle sozialverträglich abgewickelt<br />

wurden. Er hoffte darauf, auch in einem der<br />

neu zugeschnittenen, größeren Reviere wieder<br />

Leiter zu werden. Da er mit Mitte 40 noch<br />

relativ jung war, dachte er, dass zunächst die<br />

älteren Kollegen in den Vorruhestand geschickt<br />

und die verbleibenden rund 440 von<br />

vorher etwa 660 Revieren unter den jüngeren<br />

aufgeteilt würden. Aber es kam anders:<br />

Zum 31. Dezember 2004 war Schluss. Sein<br />

ehemaliges, nun vergrößertes Revier bekam<br />

ein Kollege.<br />

Einen neuen Job erhoffte sich Henning<br />

Kaiser von der Personalvermittlungsstelle<br />

des Landes Hessen, das ist gewissermaßen<br />

ein internes Arbeitsamt für alle Landesbediensteten,<br />

vom Arbeiter über Angestellte<br />

bis zu den Beamten. »Ich hätte Interesse<br />

an der Landesplanung gehabt, da hätte ich<br />

mein Wissen von der Landschaft und dem<br />

Wald sinnvoll einsetzen können«, erinnert<br />

sich der heute 47-Jährige. »Aber da gab es in<br />

ganz Hessen nur eine Hand voll Stellen, die<br />

nächste wäre in Wetzlar gewesen. Aber die<br />

war schon mit einem 35-jährigen Förster besetzt.<br />

Da hatte ich keine Chance, diese Stelle<br />

in absehbarer Zeit zu kriegen.«<br />

Sonst gab der Stellenmarkt des Landes<br />

für Henning Kaiser nicht viel her. Nur durch<br />

Zufall hörte er bei einer Exkursion vom<br />

Projekt »Förster zu Lehrern«. Ein ähnliches<br />

Projekt gab es auch schon in Niedersachsen.<br />

Weder seine Vorgesetzten noch die Landes-<br />

Personalvermittlungsstelle hatten ihn auf<br />

dieses Programm aufmerksam gemacht.<br />

Da er erst am letzten Tag der Bewerbungsfrist<br />

davon erfuhr, schickte er noch ganz<br />

schnell seine Bewerbungsunterlagen zur<br />

zuständigen Stelle nach Kassel. Diese neue<br />

Berufsmöglichkeit war für Henning Kaiser<br />

eine gute Fügung, denn er hatte nach dem<br />

Abitur durchaus überlegt, Lehrer zu werden.<br />

Schließlich waren auch sein Vater und sein<br />

Großvater im Schuldienst.<br />

Hauptgrundlage für die Ausbildung als<br />

Lehrer war zunächst ein Praktikum, welches<br />

Henning Kaiser im Frühjahr 2005 in<br />

einer Gesamtschule absolvierte, die der<br />

Förster schon von gemeinsamen Projekten<br />

mit Schülern kannte. Zunächst schaute er<br />

nur zu, später hielt er auch selbst Probeunterricht.<br />

Der Schulleiter musste schließlich<br />

ein Gutachten abgeben. Er befürwortete,<br />

dass der Förster zum Lehrer umschulen<br />

kann.<br />

Im Herbst 2005 begann Henning Kaiser<br />

sein Lehramtsstudium an der Universität<br />

Gießen und wird jetzt zum Haupt- und Realschullehrer<br />

für die Fächer Biologie und<br />

Evangelische Religionslehre ausgebildet.<br />

Biologie ist obligatorisch für die ehemaligen<br />

Förster, das zweite Fach hat Kaiser aus persönlichem<br />

Interesse ausgesucht. Da er mit<br />

dem Forststudium schon über ein universi-<br />

Vom Forsthaus<br />

ins Klassenzimmer<br />

Förster Henning Kaiser schult um<br />

täres Studium verfügt, wurde das Lehramtsstudium<br />

auf fünf Semester verkürzt.<br />

»Die neue Lebenssituation ist für mich<br />

gar nicht so einfach. Es ist für mich nicht das<br />

Problem, an der Uni alles zu verstehen und<br />

mitzukommen. Das Problem für einen familiär<br />

gebundenen Menschen in der Lebensmitte,<br />

einen gestandenen Förster und Familienvater<br />

ist einfach, neben den vielfältigen<br />

Verpflichtungen ausreichend Zeit und Muße<br />

zum Lernen zu finden.« Der angehende Lehrer<br />

hat etwa 25 Vorlesungs- und Seminarstunden<br />

an der Uni. Da die Uni vom Forsthaus,<br />

in dem er noch bis Jahresende wohnen<br />

bleiben darf, rund 50 Kilometer entfernt ist,<br />

ist er jeden Tag acht bis neun Stunden unterwegs.<br />

»Und wenn ich abends heimkomme,<br />

habe ich noch kein Stück gelernt. Aber zu<br />

Hause wartet die Familie und noch ganz viel<br />

mehr. Ich muss das zum größten Teil zurückschrauben,<br />

um mehr Zeit zum Lernen zu<br />

finden. Meine beiden Kinder, acht und zwölf<br />

Jahre jung, haben ja auch noch Ansprüche<br />

an ihren Vater und benötigen Unterstützung<br />

etwa bei den Schularbeiten.«<br />

Im nächsten Jahr will Henning Kaiser seinen<br />

Abschluss machen und voraussichtlich<br />

2008 im hessischen Schuldienst anfangen.<br />

»Das ist sicher auch eine Bereicherung für<br />

die Schule, wenn jemand Lebenserfahrung<br />

und Wissen aus einem anderen Beruf mitbringt«,<br />

meint der ehemalige Förster.<br />

n<br />

Text: Wolfgang Brauer, Foto: Wegst<br />

NOVEMBER | 2006 : proWALD 11


12 proWALD : NOVEMBER | 2006<br />

Jens Heyken –<br />

Förster im Wattenmeer<br />

Viele Absolventen von Forststudiengängen<br />

arbei ten nicht im Wald oder<br />

bei den Forstverwal tun gen, sie haben<br />

in anderen Wirtschaftszweigen ih re<br />

Beschäftigung gefunden. So auch Jens<br />

Heyken, der Forstwissenschaft in Göttingen<br />

studiert hat und seit sieben Jahren<br />

das National parkhaus Watten meer<br />

auf der Nordseeinsel Juist leitet.<br />

Der 34-Jährige ist auf Juist geboren – fast<br />

auf Juist geboren, denn sein Jahrgang 1971<br />

war der erste, bei dem die Inselgeburten eingestellt<br />

wurden. Den Frauen wurde geraten,<br />

kurz vor der Nieder kunft eine Klinik auf dem<br />

Festland aufzu suchen. So tat es auch Jens<br />

Heykens Mutter. Schon nach wenigen Tagen<br />

war der Neugeborene aber auf der In sel, und<br />

so ist aus ihm ein richtiger Insulaner geworden.<br />

Als Kind konnte er unge zwungen in der<br />

Natur spielen, Boote für das Watt bauen oder<br />

auf der Insel toben. Dies war, so denkt Jens<br />

Heyken heute, sicher auch ein Grund für die<br />

Wahl seines Studienfaches.<br />

Für seine Berufswahl hatte er aber zunächst<br />

kei nen Plan. Erst im letzten Jahr vor<br />

dem Abitur war ihm klar, dass er etwas mit<br />

Umwelt- oder Natur schutz machen möch-


te. »Früher gab es so einen grünen dicken<br />

Wälzer, da standen sämtliche Ausbildungen<br />

und Studiengänge drin, die irgendetwas mit<br />

Natur und Umweltschutz zu tun haben«,<br />

erinnert sich Heyken. »Das Ding habe ich<br />

durchgeblättert und das war mir alles zu<br />

technisch, bis ich irgendwann auf Forstwissenschaft<br />

gestoßen bin. Wie das damals<br />

dort beschrieben worden ist, klang das sehr<br />

faszinierend für mich. Man lernt etwas über<br />

die heimischen Tiere, man lernt etwas über<br />

die heimischen Pflanzen, alles das, was man<br />

vom Elternhaus nicht so mitbekommt, und<br />

da habe ich gesagt, Mensch, das ist es.«<br />

Für Jens Heyken war Forstwirtschaft damals<br />

auch etwas Exotisches. Auf dem Festland<br />

kennen viele den Revierförster, gehen<br />

im Wald spazieren. Auf der Insel Juist gibt es<br />

keinen Förster, nicht einmal richtigen Wald.<br />

Selbst die 80-jährigen Eichen sind hier nur<br />

sechs Meter hoch, das »Juister Wäldchen«<br />

ist ein kleiner Buschwald, der vor 100 Jahren<br />

von einem Lehrer angepflanzt wurde. »Ich<br />

bin ziemlich blauäugig drangegangen, und<br />

es war vielleicht nicht der Förster vom Silberwald,<br />

den ich im Kopf hatte, aber so in die<br />

Richtung«, erinnert er sich heute.<br />

Auf den Boden der Realität wurde Jens<br />

Heyken dann während des Praktikums zurückgeholt,<br />

das dem eigentlichen Studium<br />

vorgeschaltet war. »Und da habe ich gedacht,<br />

oh weh, da sind doch einige Dinge dabei, die<br />

du gar nicht auf dem Schirm hattest, und das<br />

hat sich im Studium noch weiterentwickelt<br />

mit den vielen Fächern, die auf mich eingestürzt<br />

sind. Aber letzten Endes bereut habe<br />

ich das Studium auf keinen Fall.«<br />

Jens Heyken hat in Göttingen studiert,<br />

um nicht ganz so weit von der Insel Juist<br />

weg zu sein. Am Ende des Studiums kam<br />

ihm beim Einstieg in den Beruf dann seine<br />

Herkunft zugute. Das Nationalparkhaus auf<br />

der Insel Juist suchte einen Praktikanten. Da<br />

die vom Bund für Umwelt und Naturschutz<br />

betreute Einrichtung keine Unterkunft stellen<br />

konnte, suchte sie einen Insulaner für die<br />

Stelle. So kam der damalige Leiter des Hauses<br />

mit Jens Heyken in Kontakt. 1996 machte<br />

der Forststudent Heyken zunächst ein Praktikum,<br />

und nach dem Staatsexamen arbeitete<br />

er ein halbes Jahr als Saisonkraft in dem<br />

Informationszentrum über das Wattenmeer.<br />

»Das war super, ich habe mich gleich wieder<br />

so richtig wohl gefühlt auf der Insel. Das lag<br />

natürlich auch an dem Team. Ich konnte mir<br />

KARRIERE OHNE BAUM<br />

in dem halben Jahr genau anschauen, ob ich<br />

das Inselleben noch mag. Ich fand es so toll,<br />

so faszinierend, man hat so viele Eindrücke<br />

gesammelt, dass klar war, wenn sich eine<br />

Chance bietet, hier zu bleiben, dann würde<br />

ich sie auch versuchen zu ergreifen.«<br />

Diese Chance kam für Jens Heyken schneller<br />

als erwartet. Da sein Vorgänger nicht von<br />

der Insel kam, hatte der das Inselleben nach<br />

neun Jahren satt. Das Nationalparkhaus und<br />

der Nationalpark waren bei einigen Insulanern<br />

nicht so gut angesehen, und das bekam<br />

Jens Heykens Vorgänger manchmal zu spüren.<br />

Jens Heyken: »Als der Nationalpark 1986<br />

eingerichtet wurde, hatte die Bevölkerung<br />

den Eindruck, dass man ihr den Nationalpark<br />

übergestülpt hat. Vom Gefühl her war<br />

es für die Insulaner so, dass die Insel außerhalb<br />

der Ortschaft in Schutzzonen aufgeteilt<br />

war, die man jetzt nicht mehr oder nur noch<br />

auf Wegen betreten durfte. Auch für die Segler<br />

bedeutet es eine Einschränkung, weil sie<br />

sich jetzt nicht mehr überall trocken fallen<br />

lassen durften.«<br />

Der alte Nationalparkhaus-Leiter ging,<br />

schon ein Jahr nach seinem Saison-Job<br />

wurde Jens Heyken sein Nachfolger. Sein<br />

Referendariat hat er deshalb gar nicht mehr<br />

gemacht. Er hat sich auf die freie Stelle beworben<br />

und Glück gehabt, denn er konnte<br />

sich unter vielen Bewerbern durchsetzen,<br />

obwohl die Stellenausschreibung nicht speziell<br />

auf einen Forstwissenschaftler, sondern<br />

eher auf einen Biologen oder Geografen zugeschnitten<br />

war.<br />

Das Nationalparkhaus ist im ehemaligen<br />

Güterschuppen des Inselbahnhofs untergebracht.<br />

Dort gibt es eine Dauerausstellung<br />

über die Flora und Fauna im Wattenmeer, die<br />

Besucher können auf Sand oder Holzbohlen<br />

wie am Strand die kleine, aber feine Präsentation<br />

durchschreiten. Es gibt viele Schautafeln,<br />

oben mit Text für die Erwachsenen,<br />

unten mit mehr Bildern für die Kinder. Drei<br />

Aquarien sind aufgestellt, Blickfang in der<br />

Ausstellung ist das Skelett eines Zwergwals,<br />

der 2001 auf Juist angeschwemmt wurde.<br />

Daneben gibt es im Nationalparkhaus<br />

auf Juist noch einen großer Vortragsaal. Jens<br />

Heyken und seine MitarbeiterInnen bieten<br />

dort unter anderem eine Wattwanderung im<br />

Trockenen an, einen Kurzvortrag über Ebbe<br />

und Flut oder einen Diavortrag für Kinder,<br />

in dem ein Seehund aus seinem Leben erzählt.<br />

Daneben wird ein Exkursionsprogramm<br />

angeboten, erzählt Jens Heyken: »Wir haben<br />

14 verschiedene Veranstaltungen. Das<br />

geht los mit der klassischen Wattwanderung,<br />

über vogelkundlichen Exkursionen,<br />

Salzwiesenführungen, Fahrradtouren und<br />

Strandführungen bis hin zu Sachen, wo wir<br />

versuchen, nicht so sehr die Wissensvermittlung<br />

in den Vordergrund zu stellen, sondern<br />

ein bisschen das Naturerlebnis an die Leute<br />

heranzuführen. Wir haben zum Beispiel eine<br />

NOVEMBER | 2006 : proWALD 13


√ Seeland Beater Signal-Wende-Jacke<br />

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atmungsaktiv. Die extrem starke Polyamidverstärkung auf den Unterarmen,<br />

Vordertaschen und auf den Taschenkanten schützt vor Verschleiß.<br />

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Außen grüner Faserpelz, innen Mossy Oak Camouflage.<br />

Ideal für die Drückjagd. Praktisch, warm und durch Seetex-Membran<br />

100 % wind- und wasserdicht. Darauf hat der Förster gewartet.<br />

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Nachtwanderung, wo wir einfach den Leuten<br />

versuchen, mit allen Sinnen nachts die<br />

Natur näher zu brin gen, oder einen Abendspazierung,<br />

da geht es mit Geschichten und<br />

Gedichten an den Strand dem Sonnenuntergang<br />

entgegen.« Jens Heyken kommt bei<br />

diesen Vor trägen und Führungen die Erfahrung<br />

zugute, die er während des Studiums<br />

in einer Waldpädagogik-Gruppe sammeln<br />

konnte.<br />

Das Nationalparkhaus ist durch sein<br />

Vortrags- und Exkursionsprogramm inzwischen<br />

der größte Veranstalter auf Juist geworden.<br />

Pro Jahr hat das Haus rund 30.000<br />

Besucher, das bedeutet, dass jeder dritte<br />

Juist-Besucher auch einen Abstecher in die<br />

Ausstellung macht. Neben Jens Heyken arbeitet<br />

dort noch eine Saisonkraft von März<br />

bis Ende Oktober, es gibt eine Stelle für<br />

das Freiwil li ge Ökologische Jahr sowie drei<br />

Praktikanten stellen.<br />

Für den BUND und die Inselgemeinde<br />

Juist ist Jens Heyken sicher eine optimale<br />

Besetzung. Er kennt die Insel, ist integriert<br />

und konnte so die Vorbehalte der Insulaner<br />

gegen den Nationalpark und das Nationalparkhaus<br />

ausräumen. Au ßerdem sitzt er seit<br />

2001 für Bündnis90/Die Grünen im Gemeinderat.<br />

Es besteht nicht die Gefahr, dass Jens<br />

Heyken wie sein Vorgänger die Insel schnell<br />

wieder verlassen wird, zumal im letzten Jahr<br />

seine Tochter geboren wurde, die jetzt neun<br />

Monate alt ist. Ob die Leitung des Nationalpark<br />

hau ses auf Juist aber die Lebensstellung<br />

für den Forstwissenschaftler sein wird, weiß<br />

Jens Heyken nicht. Wie überall wird auch bei<br />

den Nationalpark häusern das Geld gekürzt.<br />

Bis 2012 läuft derzeit noch der Vertrag für<br />

das Haus auf Juist. Jens Heyken macht sich<br />

deshalb auch schon Gedanken über andere<br />

Finanzierungsquellen, beispielsweise die<br />

stärkere Integration des Nationalparkhauses<br />

in Pauschalreiseangebote oder Schulklassenfahrten.<br />

Jens Heyken bezeichnet sich selbst als<br />

Glücks pilz: »Alles, was ich mir in meinem Leben<br />

vor ge nommen habe, hat auf irgendeine<br />

Art funktio niert.« Auch ihm war am Beginn<br />

seines Studiums in Göttingen noch gar nicht<br />

klar, was er einmal beruflich machen würde.<br />

Aber er hat seinen Weg gefunden, auch<br />

wenn er das im Forstwissenschafts studium<br />

erlernte Wissen in seinem Beruf jetzt kaum<br />

anwenden kann. Jens Heyken rät deshalb<br />

seinen Praktikanten und den Absolventen<br />

des Freiwilligen Ökologischen Jahres, die seinen<br />

beruflichen Werdegang kennen und ihn<br />

nach ih ren Berufsaussichten fragen: »Studiere<br />

nichts, von dem die Berufsaussichten<br />

heute besonders gut sind. In drei, vier Jahren<br />

kann das schon wieder ganz anders aussehen,<br />

sondern suche dir das aus, von dem du<br />

meinst, dass es dir besonders Spaß machen<br />

könnte oder wo du dir ein Berufsleben vorstellen<br />

kannst. Ob das dann klappt, kann<br />

man in keinem Studium garantieren.«<br />

n<br />

Text und Fotos: Wolfgang Brauer<br />

Der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer wurde vor<br />

20 Jahren gegründet, um das einzigartige Ökosystem Wattenmeer<br />

zu schützen. Um über die Ziele und die Arbeit des Nationalparks<br />

zu informieren, gibt es in Niedersachen auf den<br />

Nordseeinseln und auf dem Festland Nationalpark-Zentren<br />

bzw. Natio nal park-Häuser. Sie werden vom Land Niedersachsen<br />

finanziell unterstützt, getragen werden sie von der<br />

jeweiligen Kommune, in der das Haus ist, sowie Naturschutzverbänden.<br />

So wird das Nationalparkhaus auf Juist vom Bund<br />

für Umwelt und Naturschutz (BUND) getragen, andere vom<br />

Naturschutzbund Deutschland (NABU). Eine Besonderheit ist<br />

das Nationalparkzentrum in Norddeich. Es ist in der dortigen<br />

Seehund-Aufzuchtstation untergebracht und wird von der<br />

niedersächsischen Jägerschaft betrieben.<br />

NOVEMBER | 2006 : proWALD 15


Polnische und deutsche Forstleute trafen<br />

sich vom 10. bis 12. Oktober 2006 anlässlich<br />

der Konferenz »Bedeutung der deutsch-polnischen<br />

forstlichen Zusammenarbeit im<br />

grenznahen Bereich« in Miedzyzdroje auf<br />

der polnischen Ostseeinsel Wollin.<br />

Am Rande der Tagung wurde eine geschichtsträchtige<br />

Gedenksäule enthüllt.<br />

»Die Steine stehen für die langjährige<br />

Freundschaft zwischen deutschen und polnischen<br />

Forstleuten, die alle durch langfristiges<br />

Denken und Handeln zum Wohle des<br />

Waldes verbunden sind«, betont der Präsident<br />

des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s, Dr. Anton<br />

Hammer, der wie sein Vorgänger im Amt<br />

auch auf eine intensive deutsch-polnische<br />

Zusammenarbeit setzt.<br />

Vor 114 Jahren nämlich setzten deutsche<br />

Forstleute den ersten Gedenkstein an die<br />

Steilküste von Wollin, der an die Versammlung<br />

des Pommerschen <strong>Forstverein</strong>s im Jahre<br />

1892 erinnern sollte. In den 30er-Jahren<br />

brach die Küste ab, der Stein verschwand<br />

in den Fluten der Ostsee und schien für immer<br />

verloren. Nach dem 2. Weltkrieg kamen<br />

diese Wälder in die Obhut von polnischen<br />

Förstern und wurden weiterhin verantwortungsvoll<br />

gepflegt. Nach fast 60 Jahren fanden<br />

Fischer den zerbrochenen Stein wieder,<br />

der 1992 von der Polnischen Forstgesellschaft<br />

(PTL) als Zeichen der Verbundenheit<br />

mit den deutschen Forst-Kollegen wieder<br />

errichtet wurde. An dieses Schicksal des<br />

verlorenen und wiedergefundenen Steines<br />

erinnert wegen der bemerkenswerten Parallelen<br />

zur deutsch-polnischen Geschichte<br />

nun in drei Sprachen dieser Obelisk aus Ostsee-Sandstein.<br />

Aktuelle Themen<br />

Spätestens mit dem EU-Beitritt Polens im<br />

Jahr 2004 gab es weitere Berührungspunkte<br />

16 proWALD : NOVEMBER | 2006<br />

Forstleute<br />

in Deutschland<br />

und Polen<br />

Wald als Basis der Freundschaft<br />

für gemeinsame Fragen in der Zukunft. Polnische<br />

und deutsche Forst leute sowie Kollegen<br />

der Nationalparkverwaltung stellten<br />

beiderseits der, wegen des Schengen-Abkommens<br />

noch spürbaren, Grenze Probleme<br />

des Küstenschutzes, der Renaturierung und<br />

Konversion sowie der steigenden Flächenansprüche<br />

von Tourismus und Wirtschaft an<br />

den Wald vor. Gemeinsame, klassische Themen<br />

wie die Buchen- und Eichenwirtschaft,<br />

Holzvermarktung und Jagdbetrieb sind dabei<br />

zusätzliche Dauerbrenner.<br />

Insbesondere für die Einwerbung gemeinsamer<br />

Projekte aus EU-Mitteln gibt es<br />

auch formelle Partnerschaftsabkommen,<br />

beispielsweise zwischen dem Forstamt Neu<br />

Pudagla und dem Wolinski Park Narodowy<br />

oder dem Brandenburgischen <strong>Forstverein</strong><br />

und der Region Großpolen der Polnischen<br />

Forstgesellschaft.<br />

Prof. Andrzej Grzywacz, Präsident der<br />

PTL, betonte, dass die Zusammenarbeit<br />

mit Deutschland nicht nur »Chefsache«,<br />

sondern satzungsgemäße Aufgabe sei, und<br />

lud zur PTL-Tagung 2007 in Kraków ein.<br />

Die aktuellen Schwerpunkte aus polnischer<br />

Sicht sieht Grzywacz in der internationalen<br />

Zusammenarbeit, speziell mit den sieben<br />

Ostsee-An rai nern auf Basis der IUFRO, der<br />

Dokumenten- und Datensicherung ehemals<br />

deutscher Forstdienststellen in Polen. Es gehe<br />

aber auch um das historische Erbe in den<br />

Wäldern, die Erinnerung an herausragende<br />

»gemeinsame« Forstleute, wie Schwappach,<br />

Conwentz oder Pfeil, bis hin zur Pflege ehemals<br />

deutscher Forstfriedhöfe.<br />

<strong>Forstverein</strong>s-Präsident Hammer sprach<br />

spontan eine Gegeneinladung an die polnischen<br />

Freunde zur DFV-Tagung 2007 in<br />

Baden-Baden aus und zog Parallelen anhand<br />

seiner Erfahrungen mit der deutschfranzösischen<br />

Freundschaft. Nach ebenfalls<br />

unheilvoller Geschichte durch deutschen<br />

Übermut ist der Rhein inzwischen keine<br />

wirkliche Grenze mehr, so wie auch die<br />

Oder nicht mehr trennt,<br />

sondern verbindet.<br />

Völkerverständigung<br />

müsse »zwischen den<br />

Völkern«, also durch<br />

persönliche Kontakte<br />

von Menschen mit<br />

gleichen Interessen<br />

wachsen. Förster, so<br />

Hammer, seien dazu<br />

besonders geeignet,<br />

denn sie sehen mit<br />

Blick auf die Geschichte<br />

unabhängig<br />

von Ländergrenzen<br />

nachhaltig in die Zukunft.<br />

Herrlich, das ist<br />

Europa!<br />

n<br />

Text und Fotos:<br />

Jan Engel,<br />

Eberswalde<br />

Die Präsidenten der<br />

Polnischen Forstgesellschaft,<br />

Prof. Andrzej<br />

Grzywacz, und des<br />

Deutschen <strong>Forstverein</strong>s,<br />

Dr. Anton Hammer,<br />

setzen auch in Zukunft<br />

auf eine gute Zusammenarbeit.


Der Deutsche <strong>Forstverein</strong><br />

fährt nach Namibia<br />

Termin: 26.04. bis 12.05.2007<br />

Für die bereits im Septemberheft angekündigte<br />

Exkursion gibt es nur noch wenige<br />

Plätze.Die Exkursion kostet 2.950,- Euro,<br />

Einzelzimmerzuschlag 470,- Euro. Im Preis<br />

enthalten sind Halbpension, Unterkünfte,<br />

Flug (Frankfurt – Windhuck – Frankfurt),<br />

Exkursionen nach Windhuck, Erongo-Gebirge,<br />

Waterberg Park, Etoscha-Pfanne,<br />

Safaris in Nationalparks im Norden (Caprivi-Zipfel),<br />

Muduma- und Chobe-Nationalparks,<br />

Victoria-Fälle sowie forstliche<br />

Entwicklungsprojekte des DED, z.T. mit<br />

Geländewagen. Exkursionsleitung: Gerd<br />

Gatzen, Koblenz. Anmeldung bitte über<br />

die Geschäftsstelle des DFV unter Tel.<br />

0551/3796265 oder info@forstverein.de<br />

Exkursion des <strong>Forstverein</strong>s Rheinland-<br />

Pfalz – Saarland e. V. in die Toskana<br />

Termin: 27.04. bis 06.05.2007<br />

Die Toskana mit italienischen Förstern erleben!<br />

Der Preis wird zwischen 900,- und<br />

1.000,- Euro betragen und deckt alle Kosten<br />

ab. Infos und Anmeldung bei Eberhard<br />

Glatz – Forstamt Koblenz,<br />

Tel.: 0261/92177-0, Fax: 0261/92177-77,<br />

Handy: 0175/2237574 oder<br />

Email: eberhard.glatz@wald-rlp.de<br />

+++ Exkursionen +++ Telegramm und geplante +++ Reisen +++<br />

Landesverbände aktuell<br />

Exkursion des Hessischen <strong>Forstverein</strong>s<br />

2007 nach Estland<br />

Termin: 13. bis 18.09.2007 in Zusammenarbeit<br />

mit dem estnischen <strong>Forstverein</strong>. Die<br />

Reise ist für alle DFV-Mitglieder offen. Vorläufige<br />

Anmeldung bitte an die Geschäftsstelle<br />

des Hessischen <strong>Forstverein</strong>s, Email:<br />

hfv-gm@web.de, Tel.: 05544/999856 oder<br />

Fax: 05544/912370.<br />

Vorläufiges Programm:<br />

1. Tag: Flug von Frankfurt nach Tallinn.<br />

Fahrt nach Sagadi (Nationalpark Lahemaa).<br />

Besichtigung des Waldmuseums.<br />

Übernachtung in Sagadi und Palmse.<br />

Der Lahemaa-Nationalpark im Nordosten<br />

Estlands ist einer der letzten unberührten<br />

Orte an der Ostsee. Reizvoll ist er durch die<br />

abwechslungsreiche Natur – und die mythischen<br />

Geschichten seiner Bewohner.<br />

2. Tag: Fahrt nach Nord-Ost-Estland (Ölschiefergebiet).<br />

Besichtigung Ölschiefertagebau<br />

und Rekultivierung. Forstamt Ahtme.<br />

Übernachtung in Sagadi und Palmse.<br />

3. Tag: Fahrt nach Tartu (Dorpat). Unterwegs:<br />

Peipussee, Besichtigung verschiedener<br />

Waldbilder und Wildpark Elistvere.<br />

Gemeinsames Mittagessen mit dem Estnischen<br />

<strong>Forstverein</strong>. Übernachtung in Tartu.<br />

Der Peipussee ist der fünftgrößte See Europas<br />

und etwa achtmal so groß wie der<br />

Bodensee (3.555 km 2 ). Der See ist durchschnittlich<br />

nur 8 m tief und erwärmt sich<br />

Das ideale Weihnachtsgeschenk:<br />

Kinderhörspiel-CDs zu seltenen Vogelarten<br />

Naturkunde-Unterricht einmal anders:<br />

Verpackt in eine spannende<br />

Geschichte erfahren Kinder auf<br />

diesen CDs viel Wissenswertes<br />

über unsere heimische Vogelwelt.<br />

»Der Uhu« ist mittlerweile die dritte<br />

Tiergeschichte für Kinder im Alter<br />

von 6-13 Jahren.<br />

Alle CDs sind für je 6,50 Euro plus<br />

Versandkosten beim Deutschen<br />

<strong>Forstverein</strong> unter<br />

Tel.: 0551-37962-65 Fax: -37 oder<br />

info@forstverein.de zu beziehen.<br />

Der Scheunengeist<br />

Großvater und Enkel erleben die<br />

Schleiereulen in der Scheune.<br />

Der Totenvogel<br />

Großvater und Enkel erleben auf abenteuerliche<br />

Weise den Steinkauz im Garten.<br />

Kinder erfahren hierbei viel Wissenswertes<br />

über diesen Vogel und wie<br />

er zu seinem gruseligen Namen kam.<br />

im Sommer auf bis zu 22 °C. Der Peipussee<br />

ist von weiten Sanddünen und Wäldern<br />

gesäumt.<br />

Der Elistvere-Wildpark wird seit 1997 vom<br />

estnischen <strong>Forstverein</strong> bewirtschaftet.<br />

4. Tag: Besichtigung des Waldschutz- und<br />

Walderneuerungszentrums. Fahrt zum<br />

Forstamt Järvselja. Urwald, verschiedene<br />

Waldbilder. Übernachtung in Tartu.<br />

Järvselja, ist umgeben von Sümpfen und<br />

Mooren. Wundervolle Kiefern-, Fichten-<br />

(200 Jahre, 40-45 m), Birken- und Erlenmischbestände.<br />

Unberührte, geschützte<br />

Urwälder.<br />

5. Tag: Fahrt nach Tallinn über Eidapere.<br />

Spaziergang in Moor. Übernachtung in Tallinn.<br />

6. Tag: Stadtführung in Tallinn bzw. freie<br />

Zeit in Tallinn, am Nachmittag Abflug nach<br />

Frankfurt.<br />

Exkursion des <strong>Forstverein</strong>s Mecklenburg-<br />

Vorpommern nach Österreich<br />

Termin: 01. bis 05.10.2007<br />

In Zusammenarbeit mit dem <strong>Forstverein</strong><br />

für Niederösterreich und Wien. Die Reise<br />

ist für alle Beschäftigten der Landesforstverwaltung<br />

MV offen. Teilnehmerzahl ist<br />

begrenzt auf 20 Personen. Vorläufige Anmeldung<br />

bitte an die Geschäftsstelle des<br />

<strong>Forstverein</strong>s Mecklenburg-Vorpommern,<br />

Tel.: 0385/588-6201. Detailinformationen<br />

wird es Anfang 2007 geben.<br />

Der Uhu<br />

Großvater und Enkel erleben<br />

eine Hilfsaktion für die Wiederansiedlung<br />

der selten gewordenen<br />

Uhus.<br />

Anzeige<br />

NOVEMBER | 2006 : proWALD 17


<strong>Nov</strong>ember 45. 46. 47. 48.<br />

mo 6 13 20 27<br />

di 7 14 21 28<br />

mi 1 8 15 22 29<br />

do 2 9 16 23 30<br />

fr 3 10 17 24<br />

sa 4 11 18 25<br />

so 5 12 19 26<br />

Dezember 49. 50. 51. 52.<br />

mo 4 11 18 25<br />

di 5 12 19 26<br />

mi 6 13 20 27<br />

do 7 14 21 28<br />

fr 1 8 15 22 29<br />

sa 2 9 16 23 30<br />

so 3 10 17 24 31<br />

Veranstaltungskalender<br />

<strong>Nov</strong>ember<br />

02.11. (Do.) Fachtagung »Naturschutz<br />

in den Wäldern Brandenburgs«<br />

mit zehn Vorträgen. Veranstalter: Landesforstanstalt<br />

Eberswalde. Beginn<br />

9:00 Uhr im Großen Hörsaal der FH<br />

Eberswalde. Kontakt: Sibylle Wenk,<br />

Tel.: 03334/652-75, Fax: -06, Email: Sibylle.<br />

Wenk@lfe-e.brandenburg.de, URL: www.<br />

lfe.brandenburg.de<br />

04.-05.11. (Sa.-So.) Bär, Wolf & Luchs<br />

- Die Einwanderung von ehemals oder<br />

wieder heimischen Wildtieren, die einem<br />

Schutzstatus unterliegen, ist Anlass für<br />

das Status-Seminar. Veranstalter: FH Hildesheim/<br />

Holzminden/Göttingen & Stiftung<br />

für Bären. Ort: Büsgenweg 1a, 37077<br />

Göttingen. Kontakt: Prof. Dr. Wolfgang<br />

Rohe, Tel.: 0551/5032243, Fax: 0551/5032-<br />

299, Email: rohe@hawk-hhg.de, URL: www.<br />

hawk-hhg.de<br />

09.11. (Do.) Forest Management Planning<br />

for the Future. Die Österreichische<br />

Bundesforste AG bietet ein Forum zur<br />

Präsentation und Diskussion von Forsteinrichtungswerkzeugen<br />

und ihrer Tauglichkeit<br />

aus Sicht der Praktiker. Tel.: (+43<br />

2231) 600-304, Fax: -309, Email: alexandra.<br />

wieshaider@bundesforste.at, URL: www.<br />

bundesforste.at<br />

09.-11.11. (Do.-Sa.) 6. Biomasse-Tagung<br />

Rheinland-Pfalz. Schwerpunkte: Konkur-<br />

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18 proWALD : NOVEMBER | 2006<br />

Januar 1. 2. 3. 4. 5.<br />

mo 1 8 15 22 29<br />

di 2 9 16 23 30<br />

mi 3 10 17 24 31<br />

do 4 11 18 25<br />

fr 5 12 19 26<br />

sa 6 13 20 27<br />

so 7 14 21 28<br />

renz der biogenen Energieträger zu der<br />

stofflichen Nutzung (z. B. Schwerpunkt<br />

Holz), Flächeneffizienz (hier Schwerpunkt<br />

Landwirtschaft), Erfahrungsberichte aus<br />

der Region, Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen<br />

bis 500 kWel (z. B. Stirling, Holz-Sonne-<br />

Kopplung). Tel.: 06782/171-568, Fax: -264,<br />

Email: biomasse-tagung@umwelt-campus.<br />

de, URL: www.ifas.umwelt-campus.de<br />

11.11. (Sa.) Mit St. Martin durch den Wald.<br />

Veranstalter: FV Rheinland-Pfalz – Saarland,<br />

Verein kinderfreundl. Riegelsberg<br />

und der NAJU. Beginn 17.00 Uhr, Wildniscamp,<br />

beim Forsthaus Neuhaus<br />

12.-13.11. (So.-Di.) Fachtagung »Wildtier-<br />

Management in Baden-Württemberg«. Die<br />

Wildforschungsstelle und die Forstliche<br />

Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-<br />

Württemberg versuchen eine Antwort auf<br />

die Frage zu finden, wie Mensch und Tier<br />

zusammen leben können. Tel.: 0761/4018-0,<br />

Fax: 0761/4018-149, URL: www.fva-bw.de<br />

14.11. (Di.) Flächendaten und Bewertungsmethoden<br />

- Neue Ansätze und Entwicklungen.<br />

Veranstalter: Fachhochschule<br />

Eberswalde, Brandenburg. Kontakt: Prof.<br />

Dr. R. Schultz-Sternberg. Email: rschultzsternberg@fh-eberswalde.de.<br />

URL: www.<br />

fh-eberswalde.de<br />

18.11. (Sa.) 17. Weihenstephaner Forsttag<br />

»Wertschöpfungsfaktor Förster«. Veran-<br />

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Februar 6. 7. 8. 9.<br />

mo 5 12 19 26<br />

di 6 13 20 27<br />

mi 7 14 21 28<br />

do 1 8 15 22<br />

fr 2 9 16 23<br />

sa 3 10 17 24<br />

so 4 11 18 25<br />

Anzeige<br />

März 10. 11. 12. 13.<br />

mo 5 12 19 26<br />

di 6 13 20 27<br />

mi 7 14 21 28<br />

do 1 8 15 22 29<br />

fr 2 9 16 23 30<br />

sa 3 10 17 24 31<br />

so 4 11 18 25<br />

April 14. 15. 16. 17. 18.<br />

mo 2 9 16 23 30<br />

di 3 10 17 24<br />

mi 4 11 18 25<br />

do 5 12 19 26<br />

fr 6 13 20 27<br />

sa 7 14 21 28<br />

so 1 8 15 22 29<br />

stalter: Fachhochschule Weihenstephan.<br />

Beginn: 9:30 Uhr. Ort: 85350 Freising, Hörsaal<br />

FH 10, Am Hochanger 5. Kontakt: Tel.:<br />

08161/713692, Fax: 08161/714526, Email:<br />

wf@fh-weihenstephan.de<br />

20.11. (Mo.) Entwicklung der Waldzustandserhebung.<br />

Symposium, das der Frage<br />

nachgehen soll: Geben die Waldzustandsberichte<br />

ein realistisches Bild der Situation<br />

unserer Wälder wieder? Des Weiteren soll<br />

die Frage diskutiert werden, ob die jährliche<br />

Waldzustandserhebung beibehalten<br />

oder in Zukunft nur noch in einem 3-Jahres-Turnus<br />

stattfinden soll. Veranstalter:<br />

Stiftung Wald in Not und Thüringer Landesanstalt<br />

für Wald, Jagd und Fischerei.<br />

Ort: 99867 Gotha, Bahnhofstrasse 12. Kontakt:<br />

Tel.: 0228/81002-13, Fax: 0228/81002-<br />

57, Email: stiftung@wald-in-not.de,<br />

URL: www.wald-in-not.de<br />

Dezember<br />

20.12. (Mi.) Ausbildereignung von Hochschulabsolventinnen<br />

und -absolventen<br />

2007<br />

19.-28.01. (Fr.-So.) Internationale Grüne<br />

Woche. Ort: Berlin. URL: www1.messeberlin.de<br />

18.-21.10. (Do.-So.)<br />

63. Jahrestagung des<br />

Dt. <strong>Forstverein</strong>s in Baden-<br />

Baden. Ab Januar wird<br />

es in jeder Ausgabe<br />

Informationen geben.<br />

Weitere Informationen<br />

unter URL:<br />

www.forstverein.de<br />

Die Mai-Ausgabe von<br />

proWALD beinhaltet<br />

die Einladung und das<br />

Programm der<br />

Jahrestagung 2007.


BADEN-WÜRTTEMBERG<br />

Kontakt: Inge Hormel, Etzbachstr. 10<br />

in 72108 Rottenburg. Email: badenwuerttemberg@forstverein.de<br />

Waldgipfel »Wald boomt« wirkt nach<br />

AG Wald trifft Forstminister Peter Hauk<br />

Fünf Monate nach dem Waldgipfel unter<br />

dem Motto »Wald boomt« trafen am 5. September<br />

die AG Wald-Verbände, darunter<br />

auch der <strong>Forstverein</strong>, zu einem ersten<br />

Gespräch mit dem Baden-Württembergischen<br />

Forstminister Peter Hauk zusammen.<br />

Dabei erläuterten die Verbände die<br />

Ziele der AG Wald, das Positionspapier und<br />

Ergebnisse des Waldgipfels: Die AG Wald<br />

betonte den Wert der multifunktionalen<br />

Forstwirtschaft, die integrativ Holz auf einer<br />

möglichst großen Fläche nutzt. Dabei<br />

seien ein fachlich gut ausgebildeter und<br />

gut ausgestatteter Personalkörper sowie<br />

ausreichend Finanzmittel unerlässlich.<br />

Schwerpunkt des Treffens bildete eine<br />

Fragerunde an den Minister. Zu der für<br />

2007 vorgesehenen Evaluierung der Verwaltungsreform<br />

in Baden-Württemberg<br />

erhielt die AG Wald die Zusage einer Anhörung<br />

in der 2. Jahreshälfte 2007. Zunächst<br />

erfolgt in der 1. Hälfte 2007 die Evaluierung<br />

verwaltungsintern.<br />

Angekündigt wurde von Hauk für den<br />

Staatswald die Bildung eines Eigenbetriebes<br />

nach § 26 LHO, was rein fiskalische<br />

Gründe hätte. Ob dies auch organisatorische<br />

Änderungen nach sich ziehen wird,<br />

ließ Hauk offen: Dies sei abhängig von den<br />

Ergebnissen der Evaluierung. Weitere<br />

Themen waren die Multifunktionalität des<br />

öffentlichen Waldes, Qualitätssicherung<br />

der Waldbewirtschaftung, die Waldpädagogik,<br />

die Personalnachhaltigkeit, die<br />

Sachkundeanforderungen und die Zukunft<br />

der forstlichen Ausbildung. Hier fordert die<br />

AG Wald die Beibehaltung der Sachkunde-Standards<br />

sowie auch in Zukunft den<br />

wissenschaftlich ausgebildeten Förster.<br />

Zudem muss für die wegfallenden Vorbereitungsdienste<br />

adäquater Ersatz geschaffen<br />

werden.<br />

Noch keine eindeutige Zusage gab Hauk<br />

für eine Clusterstudie Wald und Holz in Baden-Württemberg.<br />

Derzeit fehlen hierfür<br />

die erforderlichen Mittel. Hauk hofft aber<br />

auf Finanzierungsmöglichkeiten im neu<br />

+++ +++ aus Telegramm den Ländern +++ +++<br />

Landesverbände aktuell<br />

ausgerichteten Europäischen Forschungsraum<br />

(EFR).<br />

Minister Hauk zeigte sich an einer Fortsetzung<br />

der Gespräche mit der AG Wald<br />

interessiert. In der AG Wald sind derzeit<br />

fünf Verbände aus dem Forstbereich organisiert:<br />

Bund deutscher Forstleute (BdF),<br />

Baden-Württembergischer <strong>Forstverein</strong><br />

e. V., Schutzgemeinschaft <strong>Deutscher</strong> Wald<br />

e. V. (SDW), IG BAU, Verein für Forstliche<br />

Standortskunde und Forstpflanzenzüchtung<br />

e. V. (VFS).<br />

BAYERN<br />

Kontakt: Gudula Lermer, Ritter-Waller-Str.<br />

16 in 94405 Wildthurn. Email:<br />

gudulalermer@aol.com<br />

Jahrestagung<br />

Die Jahrestagung des Bayerischen <strong>Forstverein</strong>s<br />

am 13. Oktober stand unter dem<br />

Thema: »Ein Jahr nach der Forstreform<br />

– Bestandesaufnahme und Chancen für die<br />

Zukunft«. Jürgen Völkl, Betriebsleiter des<br />

Forstbetriebs Bodenmais, zog ein Resümee<br />

aus 470 Tagen nach der Forstreform<br />

und leitete damit in die Referatsreihe ein.<br />

Am Nachmittag wurden unterschiedlichste<br />

Themenfelder in Foren diskutiert. Die<br />

Ergebnisse der Diskussionen sowie den<br />

Vortrag von Herrn Völkl finden Sie unter<br />

Landesforstvereine auf www.forstverein.<br />

de.<br />

Stellungnahmen<br />

Der Bayerische <strong>Forstverein</strong>, BFV, hat zu<br />

zwei gesetzlichen Vorhaben des Landes<br />

Stellung genommen.<br />

Zum Entwurf des Bayerischen Agrarwirtschaftsgesetzes<br />

(BayAgrarWigG) meint der<br />

BFV: Das Gesetz bedürfe dringend der Korrektur,<br />

um eine massive Benachteiligung<br />

der Forstwirtschaft und der Waldbesitzer<br />

zu verhindern, da die Beratung der privaten<br />

Waldbesitzer nur im AgrarWiG und nicht<br />

im Waldgesetz für Bayern geregelt wird.<br />

Der Verlust von Kernkompetenzen für eine<br />

subsidiäre betriebliche Beratung in der<br />

Forstwirtschaft hätte für die Beratung weitreichende<br />

Folgen. Es müsste nicht nur zur<br />

Klarstellung jeweils der Gesetzesbegriff<br />

»Agrarwirtschaft« in »Agrar- und Forstwirtschaft«<br />

ergänzt werden. Insbesondere<br />

dort, wo das Gesetz zwingend mit der »Ver-<br />

bundberatung« einen Kernbestand staatlicher<br />

Beratung voraussetze, gelte Gleiches<br />

für die Forstwirtschaft. Es sei breiter gesellschaftlicher<br />

Konsens, dass eine nachhaltige<br />

und naturnahe Bewirtschaftung<br />

der Wälder zum Gemeinwohl beitrage und<br />

nicht im Widerspruch dazu stehe. Dieser<br />

Kerngedanke müsse sich auch in den Formulierungen<br />

des Gesetzes wiederfinden<br />

lassen. Der Privatwaldberater (Revierförster)<br />

müsse betriebliche Kernkompetenzen<br />

behalten, wolle er bei den Waldbesitzern<br />

akzeptiert werden.<br />

In der Stellungnahme zur geplanten <strong>Nov</strong>ellierung<br />

der Körperschaftswaldverordnung<br />

(KWaldV) betont der BFV, dass der<br />

vorliegende Entwurf keinen wirklichen<br />

Fortschritt für die Forstwirtschaft darstellt.<br />

Vielmehr führe der Entwurf dazu,<br />

dass für ein Drittel der Kommunalwälder<br />

in Zukunft kein Forstwirtschaftsplan mehr<br />

erstellt werden müsse, weil in Zukunft ein<br />

»kleiner Wald« 100 Hektar und weniger<br />

groß sein müsse, um als klein zu gelten.<br />

Das mag eine Erleichterung für die Kommunen<br />

sein, bedeute aber in Wirklichkeit<br />

einen Rückschritt für die Bewirtschaftung<br />

dieser Wälder. Außerdem mahnt der BFV<br />

eine deutlichere Regelung zur beruflichen<br />

Qualifikation an. Die Kommunen seien<br />

zur vorbildlichen Waldbewirtschaftung<br />

verpflichtet, auf sie (wie auf alle anderen<br />

Waldbesitzer auch) kämen in Zukunft wegen<br />

des Klimawandels wichtige Aufgaben<br />

zu. Hierfür, so betont der BFV, bedürfe es<br />

auch in Zukunft fachlich gut ausgebildeten<br />

Personals in der Betriebsleitung wie -ausführung.<br />

BRANDENBURG<br />

Kontakt: Dr. Carsten Leßner, Waidmannspromenade<br />

7 in 14584 Schwielowsee, OT<br />

Wildpark-West. Email: LessnerC@aol.com<br />

Polen wichtiger Partner für BFV<br />

Nach vielen Jahren »wilder Ehe« wurde anlässlich<br />

einer mehrtägigen Fachexkursion<br />

der Landesforstverwaltung Brandenburg<br />

am 7. Oktober 2006 im Schloß Goluchow<br />

bei Poznán feierlich ein Kooperationsvertrag<br />

zwischen dem BFV (Brandenburgischen<br />

<strong>Forstverein</strong>) und der grenznahen<br />

Region Großpolen der Polnischen Forstgesellschaft<br />

unterzeichnet (siehe Foto).<br />

NOVEMBER | 2006 : proWALD 19


Darin wurde auf Basis der bisherigen Kontakte<br />

eine noch engere Zusammenarbeit<br />

vereinbart, um das Wissen über die natürliche<br />

Umwelt und den Wald zu vertiefen<br />

und gegenseitig Kultur und Heimatregion<br />

der Partner weiter kennenzulernen. Diese<br />

Rahmenvereinbarung, so der Wunsch<br />

beider Partner, soll durch abgestimmte,<br />

konkrete Einzelprojekte mit Leben erfüllt<br />

werden.<br />

Auf forstpolitischer Ebene pflegt der BFV<br />

mit starker Unterstützung des Landes<br />

Brandenburg die beruflichen und privaten<br />

Verbindungen von Forstleuten nach Polen.<br />

Aus diesen Verbindungen entstand im<br />

letzten Jahr auch eine deutsch-polnische<br />

Gemeinschaftsausstellung über Wilhelm<br />

Pfeil, dem Begründer der Eberswalder<br />

Forstwissenschaft, die über Eberswalde<br />

und Jelenia Góra nun anlässlich des Besuches<br />

des Brandenburgischen <strong>Forstverein</strong>s<br />

einen Stammplatz im zentralen polnischen<br />

Forstmuseum Goluchow gefunden hat.<br />

Prof. Klaus Höppner, Vorsitzender des BFV<br />

und im Hauptberuf Leiter der Landesforstanstalt<br />

Eberswalde, hofft auf eine intensive<br />

Zusammenarbeit mit den polnischen<br />

Nachbarn.<br />

Auf forstwissenschaftlichem Gebiet werden<br />

insbesondere zum Forstlichen Forschungsinstitut<br />

und zu der Universität<br />

Warszawa sowie der Universität Poznán<br />

und den grenznahen Forstdirektionen<br />

Szczezin und Zielona Góra enge Kontakte<br />

unterhalten. Zusammenarbeit und gemeinsame<br />

Forschung bestehen bereits<br />

im europäischen Projekt »Oakchain« zur<br />

Baumart Eiche, bei der Generhaltung der<br />

Schwarzpappel in den Nationalparken beiderseits<br />

der Oder, beim Waldschutz und<br />

20 proWALD : NOVEMBER | 2006<br />

+++ Telegramm aus den Ländern +++ +++<br />

Landesverbände aktuell<br />

auf dem Gebiet der Wildökologie und Jagd.<br />

Studentische Kontakte gibt es über die<br />

Fachhochschule Eberswalde, die inzwischen<br />

gemeinsam mit der Agraruniversität<br />

Warschau einen Master-Studiengang »Forest<br />

Information Technology« anbietet.<br />

Jan Engel, Eberswalde<br />

Brandenburger Försterbiografien<br />

Die Lebenswege<br />

und<br />

Leistungen<br />

von 145<br />

Forstleuten<br />

aus drei<br />

Jahrhunderten<br />

sind<br />

Inhalt des<br />

Buches »Im<br />

Dienst am<br />

Wald«.<br />

Brandenburgs Forstwirtschaft und Forstwissenschaft<br />

wurden maßgeblich von den<br />

Menschen geprägt, denen dieses Buch<br />

gewidmet ist. Die Erforschung dieser Geschichte<br />

ist für die Landesforstverwaltung<br />

nicht nur Vergangenheitsbewältigung,<br />

sondern auch Richtschnur für die Zukunft.<br />

In einem Land, in dem immer noch ein Drittel<br />

der Fläche Wald ist, ist Forstgeschichte<br />

kein abgelegenes Thema für Spezialisten,<br />

sondern ein wichtiger Teil der Landesgeschichte.<br />

Rund 30 Autoren haben an dem Buch<br />

mitgewirkt, das unter Federführung des<br />

Eberswalder Forsthistorikers Dr. Albrecht<br />

Milnik entstand. Nach Baden-Württemberg<br />

(1980), Hessen (1990), Bayern (1994),<br />

Niedersachsen (1998) und Mecklenburg-<br />

Unterzeichung des Kooperationsver-<br />

trages zwischen dem Brandenburgi-<br />

schen <strong>Forstverein</strong> (Vors. Prof. Klaus<br />

Höppner) und der Polnischen Forstge-<br />

sellschaft, Region Wielkopolski (Vors.<br />

Jerzy Flysikowski) im Festsaal des<br />

Schlosses Goluchow. (Foto: Jan Engel)<br />

Vorpommern (1999) hat Brandenburg nun<br />

als sechstes Bundesland eine Sammlung<br />

forstlicher Biografien. Im Almanach wurden<br />

nur Verstorbene aufgenommen. Die<br />

jüngere Vergangenheit ist damit kaum<br />

Thema. Die große Anzahl der Biografien<br />

zwang zur kurzen Darstellung der Lebenswege<br />

und Leistungen, doch ist zur Vertiefung<br />

weiterführende Literatur angegeben.<br />

Manche Biografien wurden aus dem Blickwinkel<br />

von Weggefährten und Nachkommen<br />

verfasst, was sicher einen besonderen<br />

Reiz ausmacht. Die Kapitel sind nicht<br />

alphabetisch, sondern zeitlich geordnet<br />

und mit einer Einleitung und ergänzendem<br />

Material versehen. So wird zugleich ein Bild<br />

der jeweiligen historischen Bedingungen<br />

und der Entwicklung der Forstwirtschaft<br />

vermittelt. Das Vorhaben wurde durch die<br />

Brandenburgische Historische Kommission<br />

gefördert und ist als erster Band einer<br />

Reihe »Brandenburgische Lebensbilder«<br />

ausgewählter Berufsgruppen gedacht.<br />

»Im Dienst am Wald« – Lebenswege und<br />

Leistungen Brandenburgischer Forstleute<br />

und um den Wald verdienter Männer.<br />

Von Albrecht Milnik (Hrsg. und Autor),<br />

ISBN 3-935638-79-5. 520 Seiten mit 120<br />

Abbildungen, 9 Karten und 14 Tabellen in<br />

schwarzweiß, Bezugspreis: 20 Euro, Verlag<br />

Dr. Kessel, URL: www.forstbuch.de<br />

Vorankündigung<br />

Gemeinsame Forstpolitische Jahrestagung<br />

am 14. Juni 2007 in Paaren-Glien.<br />

In gewohnter Weise wird der Prozess der<br />

Forstreform von den berufsständischen<br />

Vertretungen, Verbänden und Vereinen<br />

der Forstwirtschaft im Land Brandenburg<br />

konstruktiv begleitet. Dazu führen der<br />

Brandenburgische <strong>Forstverein</strong> e. V., der<br />

Landesverband Brandenburg des Bundes<br />

<strong>Deutscher</strong> Forstleute sowie die IG Bau-<br />

Agrar-Umwelt, Landesvertretung Brandenburg<br />

der Beamten und Angestellten<br />

in Forst und Naturschutz, gemeinsam mit<br />

dem MLUV eine Forstpolitische Jahrestagung<br />

durch. Diese findet am 14. Juni 2007<br />

in Paaren-Glien statt zum Thema »Wald,<br />

Forstwirtschaft, Förster und Gesellschaft<br />

– Wälder schaffen Wachstum«. Anlässlich<br />

der Tagung sollen durch namhafte Referenten<br />

Vorträge zu aktuellen Aspekten der<br />

Forstpolitik gehalten werden. Der Agrar-


und Umweltminister Dr. Dietmar Woidke<br />

hat seine Teilnahme und die Übernahme<br />

eines Vortrages zugesagt. Im Anschluss an<br />

den Vortragsteil ist eine Podiumsdiskussion<br />

vorgesehen, zu der u. a. auch die agrarpolitischen<br />

Sprecher der Landtagsfraktionen<br />

von SPD, CDU und PDS.Die Linken<br />

eingeladen wurden. Zur Forstpolitischen<br />

Jahrestagung 2007 laden wir Sie bereits<br />

jetzt recht herzlich ein. Prof. Dr. Klaus<br />

Höppner, Vorsitzender des Brandenburgischen<br />

<strong>Forstverein</strong>s e. V., André Jander,<br />

Vorsitzender des BDF-Landesverbandes,<br />

Jörg Müller, Vorsitzender der IG BAU-Landesvertretung.<br />

HESSEN<br />

Kontakt: Dr. Horst Gossenauer-Marohn,<br />

Wolfskaute 4 in 34359 Reinhardshagen.<br />

Email: hfv-gm@web.de<br />

MECKLENBURG-VORPOMMERN<br />

Kontakt: Axel Stein, Paulshöher Weg 1 in<br />

19061 Schwerin. Email: a.stein@lm.mvnet.<br />

de<br />

Jahrestagung und Hauptversammlung<br />

Dr. Manfred Schorcht wurde auf der Hauptversammlung<br />

am 12. September 2006 in<br />

Rostock–Sievershagen im Amt des Vorsitzenden<br />

bestätigt.<br />

Dem neuen Vorstand gehören weiterhin<br />

an: Als Stellvertreter Angela Wilke, Karl-<br />

Joachim Rave und Norbert Sündermann<br />

sowie als Geschäftsführer Axel Stein und<br />

als Schatzmeister Heiko Schulz. Ausgeschieden<br />

aus dem Vorstand ist Herr Peter<br />

Krüger. Im Kontrollausschuss arbeiten zukünftig<br />

weiterhin Heidrun Meitzner, Thomas<br />

Holst und Holger Kindt.<br />

Nach der Hauptversammlung sprach<br />

Oberlandforstmeister Sven Blomeyer, Vorstand<br />

der seit dem 1. Januar 2006 neu errichteten<br />

Landesforstanstalt Mecklenburg<br />

Vorpommern, über Ziele und Aufgaben der<br />

Forstverwaltung. Haupttenor: Die Bewirtschaftung<br />

des landeseigenen Waldes wird<br />

künftig, bei Wahrung einer nachhaltigen<br />

Wirtschaftsweise, stärker wirtschaftlichen<br />

Gesichtspunkten Rechnung tragen!<br />

Am Nachmittag führten Fachexkursionen<br />

zum Leitthema »Hütter Wohld und Heiligendamm-Wälder<br />

machen Geschichte« in<br />

das Forstamt Bad Doberan, also dorthin,<br />

+++ +++ aus Telegramm den Ländern +++ +++<br />

Landesverbände aktuell<br />

wo die 31. Jahresversammlung des Mecklenburgischen<br />

<strong>Forstverein</strong>s 1906 getagt<br />

hatte. Ein Besuch des Doberaner Münsters<br />

bildete den Abschluss.<br />

Vorstand <strong>Forstverein</strong> Mecklenburg Vorpommern<br />

NORDRHEIN-WESTFALEN<br />

Kontakt: Jörg Meißner, Brede 11 in 48231<br />

Warendorf. Email: forstverein.nrw@t-online.de<br />

NORDWESTDEUTSCHLAND<br />

Kontakt: Jochen Matthaei, Jagdschloss<br />

Springe in 31832 Springe. Email: jochen.<br />

matthaei@nfa-saupark.niedersachsen.de<br />

RHEINLAND-PFALZ – SAARLAND<br />

Kontakt: Birgitta Schneider, Friedrich-<br />

Ebert-Str. 14 in 67433 Neustadt/Weinstraße.<br />

Email: birgitta.schneider@sgdsued.<br />

rlp.de<br />

SACHSEN<br />

Kontakt: Dr. Siegfried Lange, Alois-Andritzki-Str.<br />

35 in 02625 Bautzen.<br />

Lehrfahrt<br />

Auf einer »Lehrfahrt«<br />

des Sächsischen <strong>Forstverein</strong>s<br />

(SFV) nach<br />

Westfalen wurden die<br />

Exkursionsteilnehmer<br />

herzlich von Forstdirektor<br />

Matzick, Vorsitzender<br />

des Landesforstvereins<br />

NRW, im Forstamt<br />

Driburg begrüßt, der<br />

auch die besonderen<br />

Waldverhältnisse im<br />

Industrieland NRW erläuterte.<br />

Besonders die<br />

urbane Forstwirtschaft<br />

war Thema des zweiten<br />

Tages: Im FoA Recklinghausen<br />

wurde das Projekt<br />

»Waldentwicklung<br />

auf Industriebrachen«<br />

vorgestellt, was vor allem<br />

für die Teilnehmer<br />

mit Rekultivierungsaufgaben<br />

im Braunkohlegebiet<br />

interessant war.<br />

Anschließend zeigten<br />

Forstleute des Regionalverbandes Ruhr<br />

Grün (RvR) Waldbilder im Ballungsraum<br />

der Kirchheller Heide nach bergbaulicher<br />

Einwirkung durch den Steinkohlebergbau.<br />

Im weiteren Verlauf wurden natürlich auch<br />

andere waldbauliche Flächen besichtigt.<br />

Nach erlebnisreichen 5 Exkursionstagen<br />

verabschiedete uns Herr Matzick nach einem<br />

rustikalen Imbiss. Unser Vorsitzender,<br />

Dr. Bergmann, dankte für die inhaltsreiche<br />

Lehrfahrt bei bestem Wetter und<br />

lud die Kollegen zum Gegenbesuch ein. Ein<br />

ausführlicher Exkursionsbericht ist im Internet<br />

unter Landesforstvereine auf www.<br />

forstverein.de nachzulesen.<br />

Dr. S. Lange, Vorsitzender des Sächsischen<br />

<strong>Forstverein</strong>s<br />

SACHSEN-ANHALT<br />

Kontakt: Jörg Borchardt, Hauptstr. 1 in<br />

06543 Friesdorf OT Rammelsburg. Email:<br />

j.borchardt@lpf.mlu.lsa-net.de<br />

THÜRINGEN<br />

Kontakt: Uli Klüßendorf, Camsdorfer Ufer<br />

37 in 07749 Jena. Email: kluessendorf.<br />

uli@forst.thueringen.de<br />

»Hier hilft die Natur<br />

den Menschen bei ihrer Trauer<br />

und der Wald kann<br />

so bleiben wie er ist.«<br />

Bitte kleben Sie diesen Coupon auf eine Postkarte und senden ihn an folgende Adresse:<br />

FriedWald GmbH . Im Leuschnerpark 3 . 64347 Griesheim<br />

Tel. 06155 848–100 . Fax 06155 848-111 . info@friedwald.de<br />

FriedWälder in Ihrer Nähe finden Sie unter www.friedwald.de<br />

Ich möchte mehr über<br />

FriedWald wissen, bitte<br />

schicken Sie mir<br />

Informationsmaterial an<br />

folgende Adresse:<br />

<strong>ProWald</strong>_11/2006<br />

Name<br />

Straße<br />

PLZ/Ort<br />

Telefon<br />

E-Mail


v.l.n.r.: Frauke Koch, Christine Große, Hanno Moldenhauer<br />

FCN-Meeting Spanien<br />

Der Geschäftsführer des DFV, Hanno Moldenhauer,<br />

nimmt regelmäßig an den Treffen<br />

des Forest Communicators Network (FCN)<br />

der FAO-ECE teil. Das Mandat der FAO für<br />

dieses Netzwerk wurde bis 2008 erteilt. Gastgeberland<br />

2006 war Spanien. Das Treffen<br />

fand im Umweltbildungs-Zentrum Valsain<br />

nahe Madrid statt. Ziel des FCN ist es, europaweit<br />

die Kommunikation des Forstsektors<br />

zu verbessern und hierfür Netzwerkstrukturen<br />

zu schaffen. Hierzu tauschen sich Kommunikationsexperten<br />

aus allen Ländern<br />

der ECE-Region (ECE=Ökonomische Kommission<br />

für Europa) einmal im Jahr aus. In<br />

Diskussionsrunden und Workshops werden<br />

Themen und Konzepte besprochen und<br />

ausgetauscht. Für den DFV, der sich auf Bundesebene<br />

als einer von wenigen Akteuren<br />

mit forstlicher Öffentlichkeitsarbeit befasst,<br />

gehen vom FCN wichtige Ideen und Impulse<br />

für seine Arbeit in Deutschland aus.<br />

Bundesverdienstkreuz für Ehrenpräsident<br />

Dr. Wolfgang Dertz<br />

Dem langjährigen Präsidenten (1990-2001)<br />

und Ehrenpräsidenten des DFV, Dr. Wolfgang<br />

Dertz, wurde am 17. September 2006<br />

in seiner Heimatstadt Eltville das Bundesverdienstkreuz<br />

verliehen.<br />

22 proWALD : NOVEMBER | 2006<br />

Göttinger Tagebuch<br />

In einer würdigen Feierstunde führte Dr.<br />

Walter Arnold als Lauda tor den Anwesenden<br />

nochmals das Engagement vor Augen,<br />

mit dem Dertz stets die Dinge angepackt<br />

und umgesetzt hat. Ob im Beruf für die<br />

Forstwirtschaft kämpfend oder sich im Ehrenamt<br />

in zahlreichen Präsidenten- und Vorstandsämtern<br />

für wichtige Ziele einset zend,<br />

immer widmete sich Dertz den Anliegen mit<br />

vollem Einsatz. Beharr lich in der Sache, ideenreich<br />

in der Umsetzung und – wie es ein<br />

Redner treffend formulierte – immer als Gentle<br />

man: freundlich und fair.<br />

DFV-Präsident Dr. Anton Hammer würdigte<br />

in seiner Ansprache die Verdienste von<br />

Dr. Dertz für den DFV. Insbesondere sind hier<br />

unter anderem die Integration der ostdeutschen<br />

<strong>Forstverein</strong>e in den DFV, die Schaffung<br />

einer eigenständigen DFV-Geschäftsstelle,<br />

die Erfindung der Kinderheftreihe Ceo Zwo<br />

und schließlich die Gründung der Dienstleistungsgesellschaft<br />

ID Wald zu nennen.<br />

Insgesamt bemerkenswert wa ren die<br />

durchweg sehr persönlichen Worte, mit denen<br />

die Redner die Leistungen von Dertz gewürdigt<br />

haben. So wurde deutlich, dass hier<br />

niemand einen Pflichttermin wahrnahm<br />

und wie sehr die Anwe senden die Person<br />

Wolfgang Dertz schätzen.<br />

In seiner unnachahmlichen Art be dankte<br />

sich der so Geehrte für die hohe Auszeichnung,<br />

über die er sich von Herzen freute,<br />

und kam für sich zu dem Schluss, dass er bei<br />

all den netten Worten doch ein feiner Kerl<br />

sein muss. Stimmt!<br />

Präsidiumssitzung<br />

Im September traf sich das Präsidium des<br />

DFV. Wesentliche Inhalte der Besprechung<br />

waren die Vorbereitung der Jahrestagung<br />

2007 in Baden-Baden und die Entscheidung<br />

über ein Transferprojekt mit der Russischen<br />

Föderation. Letzteres musste aufgrund von<br />

unausräumbaren Problemen zunächst auf<br />

unbestimmte Zeit verschoben werden.<br />

von Hanno Moldenhauer, GF des DFV<br />

EFN-Meeting Estland<br />

Das EFN (European Forestry Network) ist das<br />

Netzwerk der europäischen <strong>Forstverein</strong>e.<br />

Im jährlichen Wechsel laden die <strong>Forstverein</strong>e<br />

zu einem Gedanken- und Erfahrungsaustausch.<br />

2006 fand das Treffen im Forstzentrum<br />

Sagadi (Nationalpark Lahemaa)<br />

des Estnischen Staatsforstbetriebes statt.<br />

Wesentliches Thema waren die Diskussion<br />

über den europäischen Forst-Aktions-Plan<br />

und seine Auswirkungen auf die Mitgliedsstaaten.<br />

Die EFN-Mitglieder begrüßten den<br />

Forstaktionsplan und werden sich für die<br />

nationale Erreichung seiner Ziele einsetzen.<br />

Auch wurde der neu gegründete Europäische<br />

Staatsforstverband (EUSTAFOR) von<br />

seinem zukünftigen Geschäftsführer Erik<br />

Kosenkranius vorgestellt. Der 35-Jährige<br />

war bis dato Leiter der Forstabteilung des<br />

Estnischen Umweltministeriums. Bei EUS-<br />

TAFOR ist Deutschland derzeit nur mit vier<br />

Landesbetrieben vertreten. Ein wesentliches<br />

Ergebnis des Treffens war der Entschluss,<br />

zukünftig die transnationale Kommunikation<br />

der EFN-Mitglieder über eine zentrale<br />

Internetseite abzubilden. Es gelang, die Domain<br />

www.forestry.eu hierfür zu sichern.<br />

2007 wird der DFV das EFN-Meeting in<br />

Deutschland ausrichten.<br />

Länderbeiratssitzung<br />

Mitte Oktober traf sich der Länderbeirat des<br />

DFV zu seiner traditionellen Herbstsitzung<br />

in Kassel. Themen der Sitzung waren u. a. die<br />

Jahrestagung 2007, die Haushaltsplanung<br />

2007, die Neubesetzung der DFV-Sitze in<br />

den DFWR-Ausschüssen und die zukünftige<br />

Finanzierung des DFV. Zu letzterem Punkt<br />

wurde eine Arbeitsgruppe unter Leitung des<br />

DFV-Vizepräsidenten Günter Kathol einberufen,<br />

die bis zum Frühjahr 2007 ein zukunftsfähiges<br />

Konzept erarbeiten soll.<br />

Selbstverständlich gab es auch das erste<br />

offizielle Resümee zum neuen Magazin<br />

»proWALD«. Alle Beteiligten freuen sich<br />

über das sehr gute Ergebnis, dass in so kur


zer Zeit erzielt werden konnte. Die positiven<br />

Reaktionen der Leserschaft bestätigen uns,<br />

den richtigen Weg eingeschlagen zu haben.<br />

Wir freuen uns auf viele weitere Ausgaben.<br />

PAWS-Meeting Finnland<br />

Ende Oktober fand in Helsinki das vorletzte<br />

Arbeitstreffen der PAWS-Projektgruppe<br />

statt. Im PAWS-Projekt wird ein waldpädagogisches<br />

Fortbildungskonzept erarbeitet.<br />

Der DFV ist u. a. Evaluator des Projektes.<br />

Dieses befindet sich seit dem Sommer 2006<br />

in der Erprobungsphase des zuvor erarbeiteten<br />

Kurskonzeptes für Förster. In Helsinki<br />

wurden die Ergebnisse der Testphase diskutiert<br />

und deren Auswirkungen auf das entwickelte<br />

Konzept und die dazugehörigen<br />

Arbeitsmaterialien erörtert.<br />

Im März 2007 wird das Projekt abgeschlossen<br />

sein, und die Ergebnisse werden<br />

im Rahmen einer öffentlichen Präsentation<br />

in der Forstschule Ort/Gmunden in Österreich<br />

vorgestellt.<br />

Entscheidung mit „Waidblick“:<br />

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Neuer Internetauftritt des DFWR<br />

Die ID Wald GmbH des DFV hat den<br />

Zuschlag für die Neugestaltung der<br />

Internetseiten des Deutschen Forstwirtschaftsrates<br />

erhalten. In einem<br />

zweistufigen Umsetzungsplan wird bis Jahresende<br />

2006 zunächst der öffentliche Teil der<br />

Homepage fertiggestellt. Im Anschluss<br />

daran wird bis Frühjahr 2007 auch der<br />

interne Teil online sein. Durch die neuen<br />

Seiten wird die interne Kommunikation<br />

der DFWR-Gremien mithilfe des datenbankgestützten<br />

nichtöffentlichen Teils<br />

wesentlich erleichtert und verbessert<br />

werden. Ein attraktiver Pressebereich<br />

rundet die neue Seite ab und optimiert<br />

die Medien-Kommunikation des DFWR.<br />

Die Wahrnehmung des DFWR als Spitzenverband<br />

des Forstsektors wird mit diesem<br />

Schritt weiter gestärkt.<br />

Treffen mit dem Polnischen <strong>Forstverein</strong><br />

(siehe Seite 16)<br />

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Mitglieder des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s<br />

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auf Anfrage gerne zu: Tel.: 0551/37962-65,<br />

Fax: -37 oder info@forstverein.de<br />

„Wenig überraschend ist,<br />

dass die Gothaer ihren<br />

Spitzenplatz behauptet.“<br />

49 Jagdhaftpflichtversicherungen<br />

im Vergleich<br />

Ausgabe 10/2006


Das Urteil und seine Hintergründe<br />

Der Europäische Gerichtshof (EuGH)<br />

hat Deutschland wegen unvollständiger<br />

Umsetzung der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie<br />

(FFH-RL) am 10.01.2006<br />

rechtskräftig verurteilt. Eine Umsetzung<br />

dieses Urteils in das Bundesnaturschutzgesetz<br />

hätte für die Forstwirtschaft gravierende<br />

negative Folgen. Vor jeder<br />

forstwirtschaftlichen Maßnahme wie<br />

z. B. der Fällung eines Baumes müsste geprüft<br />

werden, ob Fortpflanzungs- oder<br />

Ruhestätten der nach Anhang IV der<br />

FFH-RL genannten Arten oder Lebensräume<br />

beeinträchtigt werden könnten.<br />

Damit ist die ordnungsgemäße Bewirtschaftung<br />

der Wälder – wie diese seit<br />

Generationen von Waldbesitzern und<br />

Forstleuten erfolgreich durchgeführt<br />

wird – gefährdet. Der Forstwirtschaft droht<br />

ein riesiger bürokratischer, unkalkulierbarer<br />

Prüfungsaufwand mit hohen Kosten, der in<br />

der Praxis nicht umzusetzen ist.<br />

Im Mittelpunkt des EuGH-Urteils steht<br />

die Feststellung, dass die besonders geschützten<br />

Tierarten des Anhangs IV der<br />

FFH-RL nicht ausreichend durch das nationale<br />

Recht geschützt werden. Laut dem<br />

Urteil der Richter ist die sogenannte artenschutzrechtlicheLandwirtschaftsklausel<br />

(§ 43 Abs. 4 Bundesnaturschutzgesetz)<br />

nicht mit der FFH-RL in Einklang zu bringen.<br />

Gemäß der Landwirtschaftsklausel im<br />

Bundesnaturschutzgesetz sind land- und<br />

forstwirtschaftliche Bodennutzungen ausgenommen,<br />

soweit sie den Grundsätzen der<br />

guten fachlichen Praxis entsprechen und soweit<br />

hierbei die Arten und ihre Nist-, Brut-,<br />

Wohn- und Zufluchtstätten nicht absichtlich<br />

beeinträchtigt werden. Im Vergleich dazu<br />

verbietet die FFH-RL in Art. 12 Abs. 1 Ziff. D<br />

jegliche und damit auch die unbeabsichtig-<br />

Urteil des EuGH:<br />

Ist die Waldbewirtschaftung<br />

durch die Umsetzung der<br />

FFH-Richtlinie gefährdet?<br />

24 proWALD : NOVEMBER | 2006<br />

te Schädigung der Fortpflanzungs- und Ruhestätten.<br />

Und das nicht nur in den durch<br />

Schutzverordnung ausgewiesenen FFH-Gebieten,<br />

sondern in allen Waldflächen.<br />

In Deutschland kommen insgesamt 103<br />

Tierarten und 28 Pflanzenarten vor, die in<br />

Anhang IV geführt werden. Etwa ein Drittel<br />

davon hat ihren Verbreitungsschwerpunkt in<br />

forstwirtschaftlich genutzten Bereichen, wie<br />

z. B. viele Fledermausarten. Deutschland ist<br />

verpflichtet, das Urteil bis zum 31.12.2007<br />

umzusetzen.<br />

Forstwirtschaft bekennt sich zur<br />

Sicherung der Artenvielfalt<br />

Wälder gehören zu den wertvollsten großflächigen<br />

Landökosystemen Europas. Sie<br />

entfalten vielfältige Schutz- und Erholungswirkungen<br />

und sind Lebensraum der heimischen<br />

Fauna und Flora. Der Deutsche<br />

Forstwirtschaftsrat (DFWR) bekennt sich<br />

vorbehaltlos zum Grundanliegen der Sicherung<br />

der Artenvielfalt durch die Erhaltung<br />

der natürlichen Lebensräume sowie der<br />

wildlebenden Tiere und Pflanzen im<br />

Rahmen des ökologischen Netzes »Natura<br />

2000«.<br />

Die deutsche Forstwirtschaft ist<br />

bereit, sich der hieraus erwachsenden<br />

Verantwortung zu stellen und ihren Beitrag<br />

zu leisten. Sie sieht jedoch auch zunehmende<br />

Probleme in der Umsetzung<br />

der FFH- und Vogelschutzrichtlinie, die<br />

geeignet sind, deren Akzeptanz insgesamt<br />

in Frage zu stellen. Dazu trägt das<br />

EuGH-Urteil vom 10.01.2006 entscheidend<br />

bei.<br />

Vor diesem Hintergrund hat die<br />

DFWR-Mitgliederversammlung am<br />

13.06.2006 im Rahmen der Jahrestagung<br />

2006 in Schmallenberg dazu folgende<br />

Resolution beschlossen:<br />

1. Der DFWR fordert die Bundesregierung<br />

auf, sich dafür einzusetzen, dass FFH- und<br />

Vogelschutz-RL umgehend geändert und<br />

auf das wirklich notwendige Maß zurückgeführt<br />

werden. Die ordnungsgemäße Bewirtschaftung<br />

der Wälder muss fortgesetzt<br />

werden können. Zusätzliche gesetzliche<br />

und administrative Bewirtschaftungsvorgaben<br />

werden abgelehnt.<br />

2. Der DFWR fordert das BMU auf, die<br />

Ausnahmemöglichkeiten des Art. 16 der<br />

FFH-RL zur Erhaltung und Sicherung einer<br />

ordnungsgemäßen Forstwirtschaft<br />

umfassend auszuschöpfen.<br />

3. Der DFWR fordert, das in Artikel 12 der<br />

FFH-RL vorgesehene Schutzsystem nicht<br />

auf ordnungsrechtlichem Wege, sondern<br />

durch Artenschutzprogramme, praxisorientierte<br />

Maßnahmen und bevorzugt<br />

durch Maßnahmen des Vertragsnaturschutzes<br />

sicherzustellen.<br />

4. Mehraufwendungen und Mindererträge<br />

müssen kompensiert werden.


Kurzfristige Änderung des<br />

Bundesnaturschutzgesetzes<br />

Zur Umsetzung des Urteils ist kurzfristig<br />

eine Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes<br />

geplant. Ein erster Gesetzentwurf<br />

soll bis Ende Oktober 2006 vorliegen. Während<br />

der Naturschutz die Einführung von<br />

sogenannten Bewirtschaftungsstandards<br />

fordert (strenge Bewirtschaftungsvorgaben<br />

für Lebensräume, in denen Anhang IV-Arten<br />

vorkommen), lehnt der DFWR diesen<br />

ordnungsrechtlichen Ansatz ab. Statt dessen<br />

spricht er sich mit der o. a. Resolution für<br />

praxisorientierte Maßnahmen im Rahmen<br />

von Artenschutzprogrammen mit dem Instrument<br />

des Vertragsnaturschutzes aus.<br />

Der EuGH hat der Bundesregierung einen<br />

engen Zeitraum für die Umsetzung des<br />

Urteils eingeräumt. Im Herbst 2006 sollen<br />

die Ressortabstimmung und die Verbändeanhörung<br />

stattfinden. Im Januar will das<br />

Kabinett den Gesetzentwurf einbringen,<br />

✂<br />

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bitte faxen an: 0551/37962-37<br />

oder per Post an: DFV, Büsgenweg 1, 37077 Göttingen<br />

der dann im Juli 2007 im Bundestag und im<br />

Oktober 2007 im Bundesrat verabschiedet<br />

werden soll.<br />

Mittelfristige Harmonisierung von<br />

FFH- und Vogelschutzrichtlinie<br />

erforderlich<br />

Gemeinsames Ziel von FFH- und Vogelschutz-Richtlinie<br />

(V-RL) ist es, ein dauerhaftes<br />

Netzwerk von Schutzgebieten im europäischen<br />

Maßstab (»Natura 2000«) zu schaffen.<br />

Dieses Ziel soll ausdrücklich unter Berücksichtigung<br />

der wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen<br />

Anforderungen sowie der<br />

regionalen und örtlichen Besonderheiten<br />

erreicht werden. Beim Vollzug treten – vom<br />

Richtliniengeber nicht vorgesehene und<br />

auch nicht beabsichtigte – Schwierigkeiten<br />

auf. Diese sind in den Einzelregelungen und<br />

der sich daraus entwickelnden Interpretation<br />

von Vorschriften sowie daraus folgend durch<br />

die Rechtsprechung des EuGH begründet.<br />

Vom Zauber alter Bäume 2007<br />

FFH-URTEIL<br />

Das Auseinanderfallen der Regelungsbereiche<br />

beruht allein auf historischen Gründen.<br />

Die V-RL stammt aus dem Jahre 1979,<br />

die FFH-RL aus dem Jahre 1992. Das Schutzregime<br />

der V-RL ist nur in Ansätzen in die<br />

spätere FFH-RL integriert worden. So bestehen<br />

in vielen Fällen auf derselben Fläche die<br />

Schutzgebietskategorien Vogelschutz und<br />

FFH nebeneinander. Mittelfristig ist es daher<br />

erforderlich, die Richtlinien im Hinblick auf<br />

eine einheitliche Rechtsgrundlage weiter zu<br />

harmonisieren und damit sachgerechte Entscheidungsprozesse<br />

für alle Mitgliedstaaten<br />

zu ermöglichen. Der von der Europäischen<br />

Kommission angekündigte Review der FFH-<br />

Richtlinie kann dazu ein erster Ansatz sein.<br />

n<br />

Text: Stephan Schütte, Geschäftsführer<br />

<strong>Deutscher</strong> Forstwirtschaftsrat<br />

Foto: Heidrun Koch<br />

Spiralbindung, Foliendeckblatt, einzeln eingeschweißt, internationale Ausgabe<br />

Ladenpreis: € 26,00, ISBN-13: 978-3-8320-0555-9, ISBN-10: 3-8320-0555-2<br />

»Die Fotos zeigen Natur voller Kraft und Schönheit, voller Weisheit und Mystik.«<br />

(Gartenfreund)<br />

• Zwölf ehrwürdige alte Baumriesen präsentieren sich in ihrer ganzen Imposanz<br />

und Schönheit<br />

• Heinz Wohner hat sie in Deutschland aufgespürt und fotografiert<br />

• Anschließend hat er die Schwarzweiß-Fotografien kunstvoll von Hand koloriert<br />

• Erneut einer der beliebtesten DuMont-Kalender des vergangenen Jahres<br />

NOVEMBER | 2006 : proWALD 25


Nordrhein-Westfalen<br />

Vor dem Hintergrund, dass oberste Priorität<br />

für die Zukunft des Landes NRW<br />

die Konsolidierung des Haushalts sowie<br />

Investitionen in Kinder und Jugend<br />

haben sollen, sieht die seit Mai 2005<br />

neu gewählte Landesregierung (Koalition<br />

aus CDU und FDP) folgende Probleme<br />

bzw. Herausforderungen für das<br />

forstliche Handeln in NRW:<br />

• Immer größer werdender Holzbedarf.<br />

• Versorgung der Holz verarbeitenden Industrie<br />

mit heimischem Holz ist problematisch<br />

bei vorhandenen erheblichen<br />

Holzvorratsreserven.<br />

• Die Kleinstrukturen beim Waldbesitz in<br />

NRW passen nicht zur Struktur der auf<br />

einem globalen Markt agierenden Holzwirtschaft.<br />

• Zuschussbedarf des Landesbetriebs Wald<br />

und Holz NRW ist zu hoch (derzeit ca. 48<br />

Mio. Euro pro Jahr). Diese Transfererträge<br />

müssen deutlich gesenkt werden.<br />

26 proWALD : NOVEMBER | 2006<br />

Der Landesbetrieb<br />

Folgende wesentliche Lösungsansätze<br />

wurden am 05. 09. 2006 im Landeskabinett<br />

beschlossen:<br />

• Eckpunkt: An dem seit 1969 bestehenden<br />

Modell der Einheitsforstverwaltung wird<br />

weiterhin festgehalten.<br />

Denn: Die Mobilisierung des zurzeit überdurchschnittlich<br />

nachgefragten Rohstoffes<br />

Holz (sowohl zur stofflichen und energetischen<br />

Nutzung als auch zur Kraftstofferzeugung)<br />

macht angesichts der zersplitterten<br />

Strukturen als Folge des überwiegenden<br />

Kleinstprivatwaldbesitzes in NRW eine<br />

landeseinheitlich handelnde Organisation<br />

nötig.<br />

• Eckpunkt: Eine Kommunalisierung der<br />

Landesforstverwaltung bietet für NRW<br />

keine Vorteile und wird daher nicht verfolgt.<br />

Denn: Die gegebene inhomogene Waldflächenverteilung<br />

bei extremer Gemengelage<br />

der verschiedenen Waldbesitzarten in NRW<br />

würde in Kombination mit 54 vorhandenen<br />

Kreisen und kreisfreien Städten zu Effizienzverlusten<br />

und einer Schwächung der Leistungsfähigkeit<br />

der Forst- und Holzwirtschaft<br />

infolge weiterer Zersplitterung führen.<br />

• Eckpunkt: Die Privatisierung von Aufgaben<br />

der Landesforstverwaltung kann Vorteile<br />

bieten.<br />

Denn: Privatisierung bedeutet zwangsläufig<br />

eine stärkere Ausrichtung auf wirtschaftlichen<br />

Erfolg an den Märkten durch Wettbewerb.<br />

• Eckpunkt: Eine Rückkehr des Landesbetriebs<br />

zur Landwirtschaftskammer NRW<br />

wird zurzeit nicht verfolgt.<br />

Denn: Die Privatisierungspotenziale beim<br />

Landesbetrieb sollen zeitnah ausgeschöpft<br />

werden können.<br />

Wald und Holz<br />

wird umgebaut<br />

Einzelbeschlüsse:<br />

1. Optimierung des forst- und holzwirtschaftlichen<br />

Verwaltungsapparates, also des<br />

Landesbetriebs Wald und Holz NRW, durch<br />

Abbau von Hierarchien und Standorten bei<br />

Erhaltung des Flächenbezugs zum Wald<br />

(Präsenz in der Fläche). Dazu gehören:<br />

• Neuorganisation der Zentrale des Landesbetriebs<br />

durch Gliederung in Fachbereiche<br />

statt Abteilungen bei gleichzeitiger<br />

Personalreduktion auf ca. 6 % des Gesamtpersonalstandes<br />

• Wegfall des Inspektionssystems<br />

• Integration der forstlichen und jagdlichen<br />

Aufgaben aus LÖBF und LEJ in den Landesbetrieb<br />

• Verlegung des Sitzes des Landesbetriebs<br />

im Rahmen der Verwaltungsstrukturreform<br />

der gesamten Landesverwaltung<br />

nach Arnsberg<br />

• Reduktion der Außenstellen (Forstämter)<br />

von 35 auf 15 bei gleichzeitiger Neuabgrenzung<br />

nach objektiven fachlichen Kriterien<br />

• Reduktion der Forstbetriebsbezirke (»Reviere«)<br />

von 358 auf 300, wobei die Zahl<br />

der Staatswaldreviere überproportional<br />

sinken soll. Die endgültige Revierabgrenzung<br />

wird durch den Landesbetrieb unter<br />

Mitwirkung der neuen Forstamtsleiter<br />

erfolgen<br />

• Neuorganisation der Finanzbuchhaltung<br />

einschl. der Kosten- und Leistungsrechnung,<br />

Aufbau Controlling<br />

2. Reduzierung der Transfererträge an den<br />

Landesbetrieb um ca. 13 Mio. Euro bis 2010<br />

durch Rückführung des Personalbestandes<br />

und Umstellung der Förderung in der Betreuung<br />

der Waldbesitzer.


3. Rückführung des Personalbestandes von<br />

1.078 auf 930 Beschäftigte. Es gibt jedoch<br />

keine Kündigungen. 148 Beschäftigte werden<br />

in einem zusätzlichen Geschäftsfeld<br />

des Landesbetriebs als »Initiative Pro Wald<br />

(IPW)« geführt, das satzungsgemäße Aufgaben<br />

in attraktiven Aufgabenfeldern des Landesbetriebs<br />

ausführt. Für die Bediensteten<br />

in der IPW bleibt eine Rückkehrmöglichkeit<br />

in den Landesbetrieb bestehen.<br />

4. Umstellung der bisher dem Privat- und<br />

Kommunalwald gewährten indirekten Förderung<br />

in der Betreuung in eine direkte<br />

Förderung. Die entfallenden Transfererträge<br />

müssen vom Landesbetrieb durch Einnahmen<br />

ausgeglichen werden, die aus dem<br />

Einwerben entsprechender Betreuungsverträge<br />

mit Waldbesitzern – unter Beachtung<br />

des Wettbewerbsrechts – fließen.<br />

5. Erhöhung der Einnahmen im landeseigenen<br />

Forstbetrieb durch Steigerung des Holzeinschlags<br />

und Ausschöpfen der Privatisierungspotenziale<br />

(z. B. Holzverkauf auf dem<br />

Stock, Erhöhung der Verpachtungsquote bei<br />

der Jagd, Forsteinrichtung) sowie Akquirierung<br />

neuer Geschäftsfelder und Ausweitung<br />

der Dienstleistungsangebote im Rahmen<br />

der Satzung.<br />

Aus meiner Sicht als Vorsitzendem des<br />

<strong>Forstverein</strong>s für NRW begrüße ich ausdrücklich<br />

das Festhalten am System der Einheitsforstverwaltung,<br />

in dem die Aufgaben<br />

der Bewirtschaftung des Staatswaldes, der<br />

Betreuungsdienstleistungen und der forstbehördlichen<br />

Tätigkeiten in einer Hand des<br />

Landesbetriebs Wald und Holz bleiben. Dieses<br />

System hat sich unter den spezifischen<br />

NRW-Bedingungen seit über 30 Jahren bewährt.<br />

Genauso begrüße ich, dass Kommunalisierung<br />

oder Rückkehr zur Landwirtschaftskammer<br />

nicht verfolgt werden.<br />

Die Aussage, der Zuschussbedarf des<br />

Landesbetriebs sei zu hoch, muss m. E. jedoch<br />

stark relativiert werden, wenn man die<br />

große Herausforderung der Holzmobilisierung<br />

zur sicheren Versorgung der Bevölkerung<br />

und der heimischen Holzindustrie mit<br />

dem wertvollen nachwachsenden Rohstoff<br />

Holz vor dem Hintergrund der Kleinstrukturen<br />

beim Waldbesitz in NRW sieht.<br />

Bei Licht betrachtet, sind die absoluten<br />

Einsparmöglichkeiten für den Landeshaushalt<br />

in der Forstverwaltung mit rd. 13 Mio.<br />

NÄCHSTE FORSTREFORM IN NRW<br />

Euro doch eher gering, erst recht angesichts<br />

der hohen gesellschaftlichen Bedeutung der<br />

Wälder für die Daseinsvorsorge (Wasserfilter,<br />

grüne Lunge, Kleinklima-Regulator, Bodenstabilisator,<br />

Refugium und Lebensraum<br />

für zahllose Tier- und Pflanzenarten, Erholungs-<br />

und Sportraum, Produktionsstätte<br />

für unseren wichtigsten nachwachsenden<br />

Rohstoff Holz). Angesichts der Klimaveränderungen<br />

und der erforderlichen Anpassungs-<br />

und Vorbeugemaßnahmen in der<br />

Waldbehandlung steigt diese Bedeutung<br />

noch erheblich.<br />

Ein professionelles Wald-Management,<br />

wie es derzeit im Landesbetrieb Wald und<br />

Holz NRW betrieben wird, kann sich die<br />

NRW-Bevölkerung mit einem Betrag von<br />

2,70 Euro pro Kopf leisten (aktueller Gesamtzuschussbedarf<br />

für den Landesbetrieb,<br />

umgelegt pro Kopf der NRW-Bevölkerung).<br />

Diesen Betrag dürfte jeder Bürger bereit<br />

sein, für den Wald auszugeben – also dürfte<br />

die Politik ihn auch beruhigt aus Steuermitteln<br />

ausgeben, ohne Kritik der Wählerschaft<br />

befürchten zu müssen – wenn diese Zusammenhänge<br />

dem Wähler veranschaulicht<br />

werden.<br />

Und sehen wir die Privatisierung nicht<br />

als Allheilmittel! Vor allem nicht kurzfristig<br />

gewaltsam über das Knie gebrochen<br />

…<br />

Ich bin dafür, den Waldbesitzern als Kunden<br />

noch bessere maßgeschneiderte Angebote<br />

der forstlichen Betreuung anzubieten, ohne<br />

sie zu bevormunden – also »Hilfe zur Selbsthilfe«<br />

im echten Wortsinn anzubieten. Dabei<br />

habe ich auch keine Angst vor konkurrierenden<br />

privaten Angeboten. In verschiedenen<br />

Fällen wäre mehr Initiative der Waldbesitzer<br />

hilfreich. Durch Verbesserung der Leistungsfähigkeit<br />

der forstlichen Zusammenschlüsse<br />

und entsprechende Gestaltung der Entgelte<br />

für Dienstleistungen des Landesbetriebs<br />

kann dies gefördert werden. Auf diesem Weg<br />

sind bereits Pilotprojekte begonnen.<br />

Aber »schütten wir das Kind nicht mit<br />

dem Bade aus«!<br />

Wir sollten gut funktionierende Strukturen<br />

der Holzbereitstellung und –vermarktung<br />

erhalten im Zusammenwirken von<br />

Waldbesitzern, Forstbetriebsgemeinschaften<br />

und betreuenden Forstämtern jedenfalls<br />

bis sich etwas Besseres etabliert hat!<br />

Wichtigster Pfeiler dieses Systems zur<br />

kontinuierlichen Bereitstellung der nach-<br />

haltig zuwachsenden Holzmengen ist und<br />

bleibt der »Förster auf der Fläche«. Deshalb<br />

muss die Zahl der Reviere unangetastet bleiben.<br />

Der Überbau der Forstämter war nach<br />

unserer letzten Organisationsreform 1995<br />

in seiner Größe etwas überproportional<br />

geblieben, maßvolle Anpassungen sind also<br />

durchaus sinnvoll. Wer allerdings meint,<br />

allein mit einer ausreichenden Zahl von<br />

Förstern »liefe der Laden«, irrt. Wichtige Koordinierungs-<br />

und Führungsaufgaben, Kontakte<br />

zu den übrigen Behörden etc. müssen<br />

auf den Forstämtern geleistet werden. Mit<br />

der Anzahl 14 (ohne Nationalpark-Forstamt)<br />

ist jetzt allerdings, vor allem in waldärmeren<br />

Regionen, eine Flächenausdehnung<br />

der einzelnen Forstämter verbunden, die<br />

jenseits aller Rechenarithmetik – auch bei<br />

aller Datenübertragungstechnik – wegen<br />

der zu überbrückenden Entfernungen einfach<br />

nicht mehr effizient ist (z. B. FA Münsterland:<br />

80.000 ha Waldfläche zwischen<br />

Bocholt, Beckum, Datteln und Rheine). Die<br />

durchschnittliche hoheitlich zu bearbeitende<br />

Waldfläche je Forstamt steigt von ca.<br />

26.700 ha auf ca. 65.000 ha. Hier wurde kräftig<br />

über das Ziel hinaus geschossen.<br />

Viel zu kurz kommt mir in der bisherigen<br />

Diskussion das Thema »Umweltbildung<br />

im Wald«. Angesichts der in der Pisa-Studie<br />

und im Jugendreport Natur nun schon über<br />

Jahre deutlich gewordenen Misere des Naturverständnisses<br />

bei unseren Kindern und<br />

Jugendlichen sind ausreichende Personalkapazitäten<br />

für waldpädagogische Aktivitäten<br />

der Forstverwaltung wichtiger denn je.<br />

Gerade bei der Priorisierung von Investitionen<br />

in Kinder und Jugend durch die<br />

Landesregierung bieten sich gemeinsame<br />

Projekte mit der Schulverwaltung an, z. B.<br />

im Bereich der Offenen Ganztags-Grundschule.<br />

n<br />

Text: Jörg Matzick ist Vorsitzender des<br />

<strong>Forstverein</strong>s NRW und war bis 2005<br />

17 Jahre Leiter eines Betreuungsforstamtes<br />

im Sauerland.<br />

NOVEMBER | 2006 : proWALD 27


28 proWALD : NOVEMBER | 2006<br />

Forst-Graffiti<br />

Wilde Sprühmalereien – Graffiti – begegnen<br />

uns tausendfach auf den Beton-, Stahl- und<br />

Glasfassaden unserer Städte. Urheber sind<br />

meist junge Leute aus der sogenannten Hip-<br />

Hop-Szene. Die Sprayer suchen den kreativen<br />

»Kick«, Selbstverwirklichung und das<br />

Gefühl, jemand zu sein. Ob die Graffiti nur<br />

hässlich oder künstlerisch wertvoll sind, in<br />

ihrer ungeheuren Menge »verschandeln« sie<br />

viele Stadtbilder.<br />

Forstleute sind natürlich keine Sprayer:<br />

Sie bewirtschaften Forstbetriebe und produzieren<br />

Holz. Dazu besprühen sie – weniger<br />

vor Begeisterung als für die Produktion<br />

– grell leuchtend und sekundenschnell herauszuschlagende<br />

Bäume, Z-Stämme, Polter,<br />

Rückegassen, Selbstwerberlose und vieles<br />

mehr. Keinesfalls gibt ihnen das Sprühen einen<br />

»Kick«, und das Gefühl, jemand zu sein,<br />

ist ihnen sowieso in die Wiege gelegt, oder?<br />

Und wie ist das mit dem »Verschandeln« des<br />

Waldbildes?<br />

Viele Mitbürger empfinden es so. Eher<br />

sensible Charaktere, die den Wald nicht als<br />

»Forstbetrieb« sehen wollen, sondern als<br />

»Natur«; die alte Eiche nicht als Biotopbaum,<br />

sondern als Mitgeschöpf, als Bruder Baum.<br />

Wald ist der letzte Raum, wo man in die Natur<br />

eintauchen kann – mit allen Sinnen – so<br />

wirbt die Waldpädagogik. Ist er noch oder<br />

war er?<br />

Unsere große Schwester in der Familie<br />

der Primärproduzenten, die Landwirtschaft,<br />

hat sich schon lange von derartigen Sentimentalitäten<br />

verabschiedet: Dort bekommt<br />

jedes Kalb bei der Geburt zwei EU-genormte,<br />

bahnwärtertafelgroße Plastikohrmarken,<br />

mit denen es uns zuwinkt, sofern es das


Glück hat, auf einer (elektrisch gesicherten)<br />

Weide grasen zu dürfen. Fleischerzeugung<br />

für den Verbrauchermarkt – oder Leben?<br />

Immer gab es auch im Wald menschliches<br />

Wirken, aber dieses erschien nicht dominant.<br />

Die Waldnatur wirkte eigenständig,<br />

nur wenig vom Menschen gelenkt, keinesfalls<br />

unterjocht. Tempi passati – Vergangenheit?<br />

Im öffentlichen Empfinden verschiebt<br />

sich derzeit das Kräfteverhältnis. Gewaltige<br />

Holzeinschläge und schwere Maschinen<br />

lassen es wanken, vielleicht sogar kippen.<br />

Natur wird zunehmend »ausgebeutet« und<br />

Forstwirtschaft als Bedrohung des Waldes<br />

wahrgenommen.<br />

Teilweise exzessive Farbmarkierungen<br />

verstärken den Eindruck. Weniger die kurzfristige<br />

Auszeichnung – Tupfer – ist problematisch<br />

als vielmehr dauerhafte Kennzeichnung<br />

von Rückegassen, Z-Stämmen,<br />

Biotopbäumen usw. Während die städtischen<br />

Sprayer bisher Respekt vor Bäumen<br />

zeigen, sie als Lebewesen meist schonen,<br />

demonstrieren Forstleute (unbewusst) eine<br />

andere Sichtweise: Nicht das Lebewesen<br />

Baum, sondern Material, Rohstoff, Holz oder<br />

sogar »Biomasse« stehen im Vordergrund.<br />

Wenn dann Leute unseren »Försterwald«<br />

anprangern und »Naturwald« fordern<br />

»… in Neongelb und schreiendem Orange<br />

hatten die Forstmeister Holzbesitzerkürzel<br />

und komplizierte Muster für die Waldarbeiter<br />

auf die Bäume gesprüht. Manches<br />

konnte nur als ›ab hier den ganzen<br />

Wald platt machen‹ verstanden werden.«<br />

(Manuel Andrack, Wandern. Kiepenheuer<br />

und Witsch, 2006, S. 28)<br />

(so irreführend diese Unterscheidung auch<br />

sein mag), sollten bei uns die Alarmglocken<br />

läuten. Es geht um Gefühl: Lieben ihn diejenigen<br />

noch, denen er anvertraut ist? Sehen<br />

sie noch das Leben darin, oder opfern sie es<br />

dem Mammon – lassen die letzten Naturfreunde<br />

im Stich?<br />

Ein schonender Umgang mit Farbe wäre<br />

dem Empfinden vieler Bürger und damit<br />

dem Image der Forstpartie sehr förderlich.<br />

Mit geringem Mehraufwand lässt sich dabei<br />

viel bewirken:<br />

Rückegassen brauchen nicht beidseitig<br />

mit Doppelstrichen gekennzeichnet zu werden.<br />

Es reicht die Auszeichnung der Gassenmitte,<br />

also der Bäume, die ohnehin weichen<br />

müssen. Wenn die Spur einmal befahren ist,<br />

bleibt sie als solche erkennbar.<br />

Z-Bäume sollte eigentlich jede/r forstlich<br />

Ausgebildete ohne Markierung erkennen.<br />

Bei der Arbeit selbst sind verrottende Kreppbänder<br />

zu empfehlen, zumal diese eventuelle<br />

Änderungen erleichtern. Nach der Astung<br />

erübrigt sich jede Diskussion.<br />

Biotopbäume können, sofern sie nicht als<br />

stehendes Totholz sowieso tabu sind, mit<br />

einer kleinen Plastikmarke auf der wegab<br />

gewandten Seite versehen werden.<br />

Selbstwerberlose lassen sich mit Bändern<br />

abgrenzen. Das dauert nur wenig länger als<br />

mit der Sprühdose, und beim Einsatz von<br />

Papierbändern verrotten diese nach einiger<br />

Zeit.<br />

Zaunlinien sollte man ebenfalls ausbändern,<br />

Korrekturen sind dabei problemlos<br />

möglich.<br />

Drückjagdstände kann man entweder mit<br />

Kreppband oder mit kleinen – ggf. farbig getupften<br />

– Pfählen kennzeichnen.<br />

Polter/Ganter zu beschriften, ist kein Problem,<br />

da sie ja meist rasch abgefahren werden.<br />

Statt aber die Zufahrt für den Fuhrmann<br />

mit bunten Pfeilen auszustaffieren, sollte<br />

man ihm lieber eine genaue Karte geben.<br />

Käfernester bzw. die Zufahrt dazu müssen<br />

nicht an gesunden Bäumen angezeigt werden.<br />

Pfeile auf dem Weg sind gut sichtbar<br />

und verschwinden bei der nächsten Überfahrt<br />

des Pflegegerätes wieder.<br />

Weitere Ideen aus der Praxis sind erwünscht 1 .<br />

Es geht kurz gesagt darum, den Wald als letzten<br />

heimischen Naturraum und mit ihm ein<br />

akzeptables Image der Forstwirtschaft zu<br />

erhalten.<br />

n<br />

Text und Fotos: Wilhelm Stölb arbeitete 20<br />

Jahre im Leitungsdienst der Bayerischen<br />

Staatsforstverwaltung. Mit seinem aufsehenerregenden<br />

Buch »Waldästhetik – über Forstwirtschaft,<br />

Naturschutz und die Menschenseele«,<br />

Verlag Kessel, hat Wilhelm Stölb für<br />

Diskussionen unter den Forstleuten gesorgt.<br />

Er wird deshalb auch in proWALD regelmäßig<br />

zu waldästhetischen Fragen Stellung<br />

nehmen.<br />

1 Siehe auch Peter Burschel, Der Förster mit der Sprühdo-<br />

se, AFZ 2/1993, S. 85<br />

NOVEMBER | 2006 : proWALD 29


AUS DER WIRTSCHAFT<br />

Fährt man von Freiburg aus auf der ansteigenden<br />

B 31 nach Osten in Richtung Hochschwarzwald,<br />

wechselt die enge Großstadtbebauung<br />

schon bald in das noch breite Tal<br />

der Dreisam mit Wiesen und den typischen<br />

Schwarzwaldhäusern. Wer hinter Kirchzarten<br />

dann beim Ort Himmelreich abbiegt,<br />

erreicht den engen Einschnitt des Wagensteinbachs,<br />

der hinter der Hauptgemeinde<br />

Buchenbach vom großen Areal der Firma<br />

Dold Holzwerke dominiert wird.<br />

Gleich am Anfang des langen Betriebsgeländes<br />

ein Stammholzlager, dann die<br />

langgestreckten Hallen des Sägewerks und<br />

der Weiterverarbeitung. Rechts hinter der<br />

Werkseinfahrt liegen zugeschnittene Höl-<br />

30 proWALD : NOVEMBER | 2006<br />

Export und Bioenergie –<br />

die Dold-Holzwerke<br />

Standortvorteile schaffen für den Schwarzwald<br />

zer zur Abholung bereit. Sie gehen an einen<br />

Kunden in die USA. Winzig und bescheiden<br />

wirkt das Veraltungsgebäude für ein Unternehmen,<br />

das immerhin 47 Millionen Euro<br />

im Jahr umsetzt und inzwischen 65 Prozent<br />

Exportanteil hat, aber auch zu den größten<br />

Holzabnehmern der staatlichen Forstverwaltung<br />

Baden-Württemberg gehört. Aber<br />

Dold protzt eben nicht, sondern überzeugt<br />

durch seine Innovationen und seine Leistungen.<br />

Die Dold Holzwerke GmbH in Buchenbach,<br />

etwa fünfzehn Kilometer östlich vom<br />

Freiburger Stadtkern gelegen, gibt es schon<br />

rund 125 Jahre. In der vierten Generation<br />

wird der Familienbetrieb von den geschäfts-<br />

Von Wolfgang Brauer<br />

führenden Gesellschaftern Erwin Gerhard<br />

Dold und Herbert Dold geführt. Größter Geschäftsbereich<br />

ist das Nadelholz-Sägewerk,<br />

zweitgrößter die Massivholzplattenproduktion,<br />

gefolgt vom Hobelwerk. 50 bis 60<br />

Prozent der Sägewerksproduktion werden<br />

weiter zu Platten und Hobelware verarbeitet.<br />

Seit 2005 werden in einer Tochtergesellschaft<br />

auch noch Holzpellets als Brennstoff<br />

hergestellt.<br />

Am Stammsitz in Buchenbach arbeiten<br />

rund 200 Menschen, für das Jahr 2006<br />

wird ein Umsatzwachstum von acht Prozent<br />

angestrebt. Das Sägewerk verarbeitet pro<br />

Jahr etwa 300.000 Festmeter Rundholz. Die<br />

Schnittholzproduktionsmenge beträgt pro


Jahr 200.000 m 3 , davon 140.000 m 3 in der<br />

Holztrocknung.<br />

Der Exportanteil liegt inzwischen bei<br />

rund 65 Prozent, vor zwanzig Jahren waren<br />

es gerade mal 25 Prozent. Wie die übrige<br />

deutsche Industrie leben auch die holzverarbeitenden<br />

Betriebe immer mehr von der<br />

Ausfuhr. Das Holz aus Buchenbach geht vor<br />

allem nach Frankreich, aber auch in Italien,<br />

Spanien, England und selbst in den USA<br />

wird Holz von Dold nachgefragt, weil die<br />

Firma spezielle Produkte liefern kann. Aber<br />

es gibt auch noch andere Erklärungen, warum<br />

Dold beispielsweise nach Frankreich<br />

große Mengen liefert. »In Frankreich gibt<br />

es wunderschöne Waldgegenden, beispielsweise<br />

im Zentralmassiv. Aber wir haben<br />

gerade dort viele Kunden, die Holz von uns<br />

aus dem Schwarzwald beziehen«, sagt der<br />

Firmenchef Erwin Günter Dold und weist<br />

auf den Ertragsaspekt des Waldes hin. »Es<br />

gibt in Frankreich viele Mischwälder mit 20<br />

bis 30 Arten pro Hektar, und da entsteht das<br />

Problem, diese Wälder sinnvoll zu nutzen.<br />

Diese Flächen stehen als Wirtschaftswald<br />

weitgehend nicht zur Verfügung.« Das ist<br />

die Chance des Holzverarbeiters im Südschwarzwald.<br />

Osteuropa wird inzwischen von einem<br />

Dold-Werk in Viljandi in Estland beliefert,<br />

dass 1994 gegründet wurde, auch, weil<br />

ein Teil der Dold-Kunden nach Osteuropa<br />

abgewandert ist. In dem Werk in Estland<br />

AUS DER WIRTSCHAFT<br />

arbeiten rund 250 Menschen. Das Werk<br />

beschickt die europäische Massivholzmöbelindustrie<br />

und ist ebenfalls Lieferant<br />

von Baumarktholzprodukten und Do-ityourself-Möbeln.<br />

Trotz des steigenden Exports und der<br />

wachsenden Auslandsmärkte setzt Erwin<br />

Günter Dold weiter auf den Standort im<br />

Schwarzwald. Ihm liegt sehr viel daran, dass<br />

die heimische Wirtschaft weiter gefördert<br />

wird, zumal er inzwischen zum größten Arbeitgeber<br />

im Dreisamtal geworden ist. Viele<br />

andere Industriebetriebe in der Region, die<br />

früher viel mehr Mitarbeiter als Dold hatten,<br />

haben inzwischen ihr Personal reduziert<br />

oder sind ganz geschlossen worden.<br />

Das hat sicher auch einen Wandel im<br />

Bewusstsein der Bevölkerung gebracht. Erwin<br />

Günter Dold konnte vor rund 20 Jahren,<br />

als er die Geschäftsführung des Unternehmens<br />

übernahm, nicht verstehen, dass vehement<br />

gegen neue Produktionsanlagen,<br />

die die Firma plante, Front gemacht wurde.<br />

Doch das hat sich geändert. »Die Bevölkerung<br />

ist immer aufgeschlossener für<br />

die Holznutzung. Sie hat keine Angst mehr<br />

vor dem Wald und sieht ihn nicht mehr als<br />

Faktor, den man ständig verliert, weil es das<br />

Waldsterben gibt«, meint Dold. »Die Wirklichkeit<br />

hat gezeigt, dass die Waldwirtschaft<br />

und die Holzindustrie gute Lösungen erarbeitet<br />

haben, um schadhafte Wälder oder<br />

Teile des Waldes sofort zu nutzen.«<br />

Erwin Günter Dold ist natürlich dafür,<br />

dass der Wald in Zukunft noch stärker genutzt<br />

wird. Dabei sieht er auch immer mehr<br />

Schwarzwald-Gemeinden hinter sich. »Ich<br />

würde sagen, fast 100 Prozent der Bürgermeister<br />

hier plädieren für ihren Wald und<br />

sehen darin eine konstante Einnahmequelle<br />

und damit eine Stabilisierung ihrer Gemeindefinanzen.<br />

Jetzt steigt der Wert des Waldes<br />

enorm an. Die erweiterte Holznutzung<br />

verschafft den Gemeinden hervorragende<br />

Möglichkeiten der Standortentwicklung,<br />

und das bringt viele Möglichkeiten der<br />

Waldnutzung.«<br />

Intensive Waldnutzung und Erholungsanspruch<br />

der Bürger als Waldbesucher sind<br />

für Dold kein Gegensatz: »Das Konkurrenzverhältnis<br />

entsteht nur, wenn Ungleichgewichte<br />

einsetzen und jede Motorsäge im<br />

Wald gleich als Frevel angesehen wird.« Aber<br />

hier habe auch ein Umdenken bei den Menschen<br />

im Land eingesetzt.<br />

Das mag sicher auch daran liegen, dass<br />

die deutsche Industrie und die Holzverarbeitung<br />

den Umweltschutz in den letzten<br />

20 Jahren immer stärker in ihre Unternehmensplanungen<br />

mit einbezogen haben und<br />

jetzt in ökologischen Kreisläufen denken.<br />

Ein Beispiel dafür liefert Dold selbst.<br />

Ausgangspunkt war 1999, als die alte Energiezentrale<br />

des Unternehmens erneuert<br />

werden musste. Zusätzlich wollte der<br />

Holzverarbeiter neue Trockner installieren,<br />

NOVEMBER | 2006 : proWALD 31


AUS DER WIRTSCHAFT<br />

dadurch stieg der Wärmebedarf. Es wurde<br />

ein neues Heizkraftwerk errichtet, das<br />

2001 seinen Betrieb aufnahm. Es wird mit<br />

den Abfällen (Rinde, Sägemehl, Holzstücke<br />

und Hobelspäne) aus dem Sägewerk befeuert<br />

und der Wärmedampf zur Trocknung<br />

erzeugt. Gleichzeitig wurden durch den<br />

Neubau der Energiezentrale bereits in der<br />

ersten Umstiegsphase 40 Prozent der zuvor<br />

benötigten Wärmemenge eingespart, und<br />

der CO2-Ausstoss wurde erheblich reduziert.<br />

Ein weiterer Nebeneffekt: Gleichzeitig wird<br />

noch Strom erzeugt, der in das öffentliche<br />

Netz eingespeist wird und Dold zusätzliche<br />

Einnahmen bringt.<br />

Weil das Sägewerk seine Produktion<br />

durch die verbesserte Energieversorgung<br />

ausweiten konnte, fielen mehr Sägespäne<br />

an. Sie zu verbrennen und damit die Stromproduktion<br />

zu erhöhen, wäre nur dann<br />

sinnvoll gewesen, wenn gleichzeitig die<br />

Wärmeabnahme gestiegen wäre. Das war<br />

aber nicht der Fall. Deshalb tat sich Dold mit<br />

zwei Partnern zusammen, der Energieanlagen-Beratungsfirma<br />

Energie-Contracting<br />

Heidelberg und dem Holzpellet-Händler<br />

Schellinger aus Weingarten. Sie gründeten<br />

die gemeinsame Firma Bioenergie Sonnen<br />

Pellet GmbH, die für die Produktion und die<br />

Vermarktung der Holzpellets in Buchenbach<br />

zuständig ist. 2005 wurde das Pellet-Werk<br />

eingeweiht.<br />

Zusätzlich werden auch weiterhin Späne<br />

und Holzreste an die Zellstoff- und Mö-<br />

32 proWALD : NOVEMBER | 2006<br />

belindustrie verkauft. Damit kann das Werk<br />

jederzeit wählen, ob Pellets erzeugt oder<br />

die Holzreste an die Zellstoffindustrie oder<br />

andere Verwender verkauft werden. Durch<br />

diese Wahlmöglichkeit kann auch die Energieversorgung<br />

flexibel gestaltet werden. Von<br />

dem Projekt profitiert auch die Umwelt. Allein<br />

durch die erste Umstellungsphase der<br />

Energiezentrale wurden 40 Prozent der zuvor<br />

benötigten Wärmemenge eingespart.<br />

Im ersten Jahr wurden 35.000 Tonnen<br />

Pellets produziert, das reicht aus, um 15.000<br />

Haushalte, also halb Freiburg, mit Energie<br />

zu versorgen. Der Pellet-Ausstoß in Buchenbach<br />

soll bis auf 70.000 Tonnen pro Jahr gesteigert<br />

werden, sehen die Firmenplanungen<br />

vor.<br />

Für Dold hat die Pelletproduktion aber<br />

auch noch einen wirtschaftlichen Vorteil.<br />

Die Sägespäne-Preise schwanken sehr stark:<br />

»Der Tiefstpreis, den ich jemals erlebt habe,<br />

lag bei 20 Pfennig pro Schüttgutkubikmeter«,<br />

erinnert sich Geschäftsführer Erwin<br />

Günter Dold. »Mit den Pellets erzielen wir 12<br />

Euro. Das ist rund 100 Mal mehr.« Außerdem<br />

verbleiben bei der Pellet-Produktion über<br />

80 Prozent der Wertschöpfung in der Region<br />

und sichern damit Arbeitsplätze, während<br />

beim Öl 85 Prozent der Wertschöpfung im<br />

Ausland erzielt werden.<br />

Aber auch der Pellet-Produktion sind<br />

Grenzen gesetzt, die vom Ölpreis bestimmt<br />

werden. Folgende Faustregel gilt für Erwin<br />

Günter Dold: »Wir benötigen, um eine Ton-<br />

ne Heizöl zu ersetzen, zwei Tonnen Pellets.<br />

Wenn man hingeht und 600 Euro pro Tonne<br />

Öl rechnet, und wir haben 450 Euro für zwei<br />

Tonnen zu bezahlen, dann wären 500 Euro<br />

noch ein interessanter Abstand zwischen<br />

dem Pellet- und dem Ölpreis.«<br />

Da auch der Ölpreis, so glaubt Erwin<br />

Günter Dold, nicht unbedingt in enorme<br />

Höhen steigen wird, seien auch der Pellet-<br />

Produktion in Deutschland Grenzen gesetzt.<br />

Er war einer der Ersten, der in Deutschland<br />

ein Werk für diesen heimischen Naturbrennstoff<br />

aufgebaut hat, viele andere folgten. Es<br />

werde aber über kurz oder lang zu einer<br />

Marktbereinigung kommen, und einige Pellet-Hersteller<br />

würden wieder vom Markt<br />

verschwinden, vor allem die, die nicht die<br />

Standortvorteile hätten wie er, meint der<br />

Firmenchef.<br />

Befragt, ob es denn sinnvoll sei, den teuren<br />

Rohstoff Holz einfach so zu verfeuern,<br />

anstatt aus dem Sägeabfall Spanplatten zu<br />

pressen wie früher, antwortet Erwin Günter<br />

Dold: »Letztendlich entscheidet der Markt<br />

darüber. Wir können uns wünschen, was<br />

wir wollen. Wenn der Markt ein Produkt<br />

wie die Holzpellets nicht annehmen würde,<br />

dann hätten wir einfach eine Fehlinvestition<br />

gemacht. Die stoffliche Verwertung in<br />

Form einer Spanplatte hat genauso ihre Berechtigung.<br />

Der Brennstoffmarkt unterscheidet<br />

sich sehr stark vom Holzwerkstoffmarkt,<br />

und wir werden schauen, wie die zukünftige<br />

Entwicklung läuft.«


Wie sehen Sie die Zukunft des Waldes in<br />

Deutschland? Die Zukunft des Waldes sehe<br />

ich sehr positiv. End lich wird der Wald als<br />

Ressource für Holz anerkannt. Man kann<br />

nicht mehr davon sprechen, dass Deutschland<br />

als ein rohstoffarmes Land gilt, denn<br />

Holz ist eine veritable Roh stoff grundlage.<br />

Unser Wunsch wäre, dass die neue Wertschätzung<br />

von Holz dazu führt, dass sich der<br />

Wald weiter ausdehnt.<br />

Wie soll sich der Wald weiter ausdehnen?<br />

Natürlich befürworten wir als Nadelholzsägewerk<br />

die Weiterentwicklung der Nadelhölzer.<br />

Wir denken, dass es in jeder Waldregion eine<br />

den klimatischen Bedingungen angepasste<br />

Waldbe wirt schaftung geben sollte. Man<br />

sollte darauf achten, dass standortgerechte<br />

Bepflanzung stattfindet und keine bestimm-<br />

» Es ist mein Wunsch,<br />

dass sich der Wald<br />

weiter ausdehnt.«<br />

AUS DER WIRTSCHAFT<br />

Erwin Günter Dold im Interview<br />

» Nadelhölzer<br />

bringen die stabilste<br />

Ertragslage für den<br />

Wald.«<br />

te Holzart in den Vordergrund gerückt wird.<br />

Aus unserer Sicht wäre es wünschenswert,<br />

dass die Nadelhölzer ein weiteres gesundes<br />

Wachs tum bekommen, denn sie erbringen<br />

die stabilste Ertragslage für den Wald. Wenn<br />

man das klug bewerkstelligt, werden die<br />

Wälder resistenter und stabiler.<br />

Bedeutet das eine Konkurrenz unter den<br />

Baumarten? Wir als Holzindustrie sehen<br />

es einfach, dass die Na delhölzer wesentlich<br />

vielfältiger eingesetzt wer den können und<br />

leichter zu verarbeiten sind. Sie sind außerdem<br />

ein Weltprodukt in unserer immer<br />

stärker exportorientierten Branche geworden.<br />

Deshalb wünschen wir uns Hölzer und<br />

Holzarten, die am Weltmarkt besonders gefragt<br />

sind.<br />

Ist diese Nutzung des Waldes denn langfristig<br />

planbar? Wir beobachten zurzeit, dass<br />

die wirtschaftliche Verwertung des Waldes<br />

wieder stärker in den Vordergrund kommt<br />

und die schwärmerischen, roman tischen<br />

Vorstellungen vom Walde etwas in den Hintergrund<br />

treten. Es ist sicherlich schön einen<br />

Märchenwald zu haben - solche Wälder gibt<br />

es auch bei uns. Man sollte diese für die Zukunft<br />

erhalten und weiterent wickeln. Aber<br />

der Nutzwald sollte künftig erheblich gefördert<br />

werden. Ich bin für eine Koexistenz beider<br />

Bewirtschaftungsmöglichkeiten.<br />

n<br />

Die Fragen stellte Wolfgang Brauer.<br />

» Gerade Nadelhölzer<br />

aus Deutschland<br />

sind auch auf dem<br />

Weltmark stark<br />

gefragt.«<br />

NOVEMBER | 2006 : proWALD 33


KERNBEISSER<br />

34<br />

Lieber Bahnchef Mehdorn!<br />

Da haben Sie mal was angerichtet! Nein, ich<br />

meine nicht die Preiserhöhung für Bahnfahrten.<br />

Die Leute sollen sich mal nicht so<br />

haben, was sind schon die 5 % Fahrpreiserhöhung<br />

im Vergleich mit der 300%igen Erhöhung<br />

für die Vorstandsbezüge der Deutschen<br />

Bahn AG! Ich gönne Ihnen und Ihren<br />

Vorstandskollegen das von Herzen, Herr<br />

Mehdorn. Schließlich freue ich mich auch,<br />

wenn meine Nüsse nach dem Knacken<br />

300 % mehr Kern enthalten. Gut, dass Sie die<br />

Preiserhöhung nicht mit den notwendigen<br />

300 % für sich selbst begründet haben, auch<br />

wenn das natürlich viel schlüssiger wäre als<br />

die Sache mit der Energie.<br />

Da haben Sie mal<br />

was angerichtet!<br />

Es geht um die Seelenruhe meines lieben,<br />

friedfertigen Revierförsters Adam Bovist (Betonung<br />

auf der letzten Silbe). Seit Wochen<br />

liegt ihm etwas schwer auf seiner deutschen<br />

Försterseele. Und nur Sie allein können ihn<br />

trösten und erleichtern. Die Sache verhält<br />

sich so:<br />

proWALD : NOVEMBER | 2006<br />

Manchmal (auch neulich bei einer Forstbegehung)<br />

bleibt er urplötzlich stehen, sein<br />

liebes freundliches Gesicht läuft puterrot<br />

an und dann stößt er ein Wort aus, das sich<br />

anhört, als hätte er sich in einen unruhigen<br />

Haufen von zischenden Giftschlangen<br />

gesetzt. »Zertifizierung!« schreit er, und<br />

meistens wiederholt er das Wort noch mal,<br />

obwohl ich weiß, dass meine Förster dieses<br />

Wort eigentlich gar nicht so mögen. Bovist<br />

(Betonung auf der letzten Silbe) wiederholt<br />

dieses Wort »Zertifizierung!« jedoch öfter,<br />

droht in die Richtung, aus der man Ihre<br />

schrill quietschenden Zugbremsen bei gutem<br />

Wetter hören kann – das heißt: Er droht<br />

in Richtung Bahnhof. Inzwischen weiß ich,<br />

wen er damit meint: Er meint Sie, Herr Mehdorn!<br />

Dabei habe ich mit allem und jedem<br />

gerechnet, nur nicht damit. Denn ebenfalls<br />

vor einigen Wochen las ich auf einem<br />

Zettel: »Bekenntnis Deutsche Bahn AG zu<br />

Deutschen Holzprodukten«. Hab gar nicht<br />

erst weitergelesen, war doch klar, dass die<br />

Deutsche Bahn sich für Holz aus unseren<br />

Wäldern entscheidet. Gutes Holz aus nachhaltig<br />

gepflegten Wäldern – die ganze Welt<br />

macht uns das ja allmählich nach, wenn sie<br />

schlau ist.<br />

Aber mein Förster Bovist hat weitergelesen,<br />

er gehört im Gegensatz zu mir zu den<br />

Komplettlesern. Und mittlerweile weiß ich<br />

auch, was ihn so erregt: Sie wollen offensichtlich<br />

nur noch »FSC-zertifiziertes Holz«<br />

kaufen. Dabei ist das Holz im Deutschen<br />

Wald überwiegend nach der Methode PEFC<br />

zertifiziert, was zwar wissenschaftlich gesehen<br />

ziemlich auf das Gleiche hinausläuft,<br />

aber für den Deutschen Forst billiger ist. Ich<br />

meine die Zertifizierung.<br />

Wenn Sie dieses FSC-<br />

zertifizierte Holz einkaufen,<br />

dann helfen Sie Ländern wie<br />

Chile und Südafrika mit ihren<br />

Plantagenwäldern.<br />

Also ich finde, da haben Ihre Sachbearbeiter<br />

Sie aber mal feste geleimt, Herr Mehdorn.<br />

Wenn Sie dieses FSC-zertifizierte Holz einkaufen,<br />

dann helfen Sie Ländern wie Chile<br />

und Südafrika mit ihren Plantagenwäldern.<br />

Das hilft zwar dem Transportgewerbe – aber<br />

wollten Sie nicht dem Umweltschutz helfen?<br />

sagt Bovist. Wenn Sie Bovist und dem deutschen<br />

Wald helfen wollen, dann kaufen Sie<br />

doch einfach deutsches Holz. Damit hätten<br />

Sie dann so ziemlich jede Zertifizierungsnorm<br />

der Welt eingehalten!<br />

Es grüßt Sie vom Deutschen Ast aus<br />

Deutschem Wald<br />

Ihr zertifizierter Kernbeißer*.<br />

n<br />

*Bemerkung: In jeder Ausgabe von proWALD wird der<br />

Kernbeißer wieder einmal seinen Kropf leeren, nicht ohne<br />

das eine oder andere Nüsschen zu knacken und der Sache<br />

auf den Kern gekommen zu sein.


Der Vizepräsident des DFV und Präsident des DFWR Ilaender reagierte<br />

gereizt, als er von dem missglückten Vorstoß des Bahnvorstandes<br />

erfuhr, die Bahn, was den Holzeinkauf betrifft, ökologisch<br />

korrekt aufzustellen: »Ich lade Herrn Mehdorn zu einem Waldspaziergang<br />

ein, damit er die vorbildliche Waldbewirtschaftung in<br />

Deutschland gemäß den PEFC-Kriterien kennenlernt.« Die Einladung<br />

erfolgte, weil die Bahn eine nur auf den ersten Blick waldfreundliche<br />

Einkaufsentscheidung traf. Sie hat nämlich beschlossen,<br />

zukünftig nur zertifiziertes Holz aus Deutschland kaufen, allerdings<br />

Holz, das nach dem FSC-Standard zertifiziert wurde. Bekanntlich<br />

gibt es neben dem FSC-Zertifikat das PEFC-Zertifikat, nach dessen<br />

IMPRESSUM<br />

proWALD<br />

Magazin des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s<br />

n proWALD wird herausgeben vom Deutschen <strong>Forstverein</strong> e.V.<br />

und von der ID Wald GmbH verlegt, GF Hanno Moldenhauer.<br />

n Redaktion: Hannes Elster (V.i.S.d.P.) und Wolfgang Brauer.<br />

n Redaktionsassistenz: Frauke Koch und Christine Große.<br />

n Anzeigen: Ursula Rüping, Email: rueping@forstverein.de, Tel.: 0173/6135689;<br />

Stefanie Hillmann, Email: hillmann@forstverein.de, Tel.: 05831/332038 oder Verlag.<br />

n Anschrift von Verlag und Redaktion: ID Wald GmbH, Büsgenweg 1, 37077 Göttingen,<br />

Tel.: 0551/379 62 65, Fax: 0551/379 62 37, E-Mail: info@idwald.de, www.idwald.de<br />

n Satz und Layout: Sigrun Bönold.<br />

n Herstellung: Verlag Die Werkstatt, Lotzestr. 24a, 37083 Göttingen.<br />

n Erscheinungsweise zweimonatlich.<br />

n Bezugsweise: Die Mitglieder des DFV erhalten proWALD kostenlos. Der Preis für ein Einzelheft<br />

beträgt 5 Euro einschließlich Versand. Jahresabonnement 30,– Euro.<br />

n Leserbriefe sind erwünscht, sie geben allerdings die Meinung der Verfasser wieder.<br />

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe abzudrucken und falls notwendig zu kürzen.<br />

Der Auflage liegt ein Prospekt der Firma JANA Jagd & Natur/Verlag J. Neumann-Neudamm AG bei.<br />

ZULETZT UND AKTUELL<br />

Deutsche Bahn AG diffamiert<br />

nachhaltige Waldbewirtschaftung<br />

Regeln die große Mehrzahl der Waldbesitzer ihren Wald pflegt und<br />

bewirtschaftet. DFWR-Geschäftsführer Stephan Schütte zu dieser<br />

Einkaufsentscheidung der Bahn: »Diese Entscheidung diffamiert die<br />

deutsche Forstwirtschaft, die weltweit als Musterbeispiel für nachhaltige<br />

Waldbewirtschaftung angesehen ist. Ich erwarte von der<br />

Deutsche Bahn AG, dass sie ihre Entscheidung zurücknimmt und<br />

auch Holzprodukte mit dem PEFC-Zertifikat einsetzt.« Immerhin<br />

fährt die Bahn seit 150 Jahren auch auf Buchen- und Eichenschwellen<br />

aus dem deutschen Wald. Von den 11,1 Millionen Waldfläche in<br />

Deutschland werden über 7 Millionen Hektar gemäß den Kriterien<br />

von PEFC nachhaltig bewirtschaftet.<br />

Schwerpunktthema des kommenden Heftes:<br />

Wohin marschiert die Forstpolitik?<br />

<strong>Deutscher</strong> <strong>Forstverein</strong> e.V.<br />

Büsgenweg 1<br />

37077 Göttingen<br />

Tel.: 0551/379 62 65<br />

Fax: 0551/379 62 37<br />

E-Mail: info@forstverein.de<br />

www.forstverein.de<br />

NOVEMBER | 2006 : proWALD 35


Ein guter Stiefel …<br />

… versüßt den Tag.<br />

stabil, leicht, wasserdicht, bequem.<br />

Die bekannten Qualitäts-Stiefel aus Spanien sind ab sofort zu Super-Konditionen im Programm der ID Wald GmbH<br />

erhältlich. Aufgrund neuer Einkaufsstruktur können wir DFV-Mitgliedern auf die insgesamt stark gesunkenen Verkaufspreise<br />

auch weiterhin 20 % Rabatt gewähren, z.B. Modell Skandinavia Verkaufspreis: 268,- Euro (DFV-Mitglieder 214,40 Euro)<br />

inkl. Mehrwertsteuer zzgl. Porto und Versand. Weitere Modelle auf Anfrage und im ID Wald-Online-Shop:<br />

ID Wald GmbH, Büsgenweg 1, 37077 Göttingen, Tel.: 0551 / 3796-265, Fax: -237<br />

www.idwald.de · www.chiruca.com

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