ProWald Nov_2006.indd - Deutscher Forstverein
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Forstwissenschaft<br />
wohin?<br />
Themen u.a.: Kaum noch<br />
Fest anstellungen in den<br />
Forstverwaltungen<br />
| Studium mit reichen<br />
Chancen | Forstfremde<br />
Karrieren | Neuordnung<br />
Staatsforst / NRW<br />
| FFH-Urteil<br />
<strong>Nov</strong>ember | 2006
LESERBRIEFE ZUR LETZTEN AUSGABE<br />
Zu »Promotion als Warteschleife« Das<br />
Interview mit den beiden Forst-Doktoranden<br />
vermittelt den Eindruck, als wüchse da<br />
an den Forstfakultäten eine Generation frustrierter<br />
Absolventen heran, die sich in ihrer<br />
Perspektivlosigkeit erst möglichst lange an<br />
den Rockzipfel ihrer Professoren klammern<br />
und diesen dann am Ende auch noch die<br />
Schließung ihrer Lehrstühle wünschen. Weder<br />
mit Blick auf die beiden, mir persönlich<br />
bekannten Gesprächspartner der proWALD<br />
Redaktion, noch aus dem Kontakt zu vielen<br />
anderen Doktoranden im Bereich der<br />
Forstwissenschaften kann ich dieses Bild<br />
bestätigen. Der Beitrag vermischt generelle<br />
Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt mit<br />
simplen Parolen, die wenig mit der Realität<br />
an den Universitäten zu tun haben.<br />
Tatsächlich ist es für das Gros der Hochschulabsolventen<br />
– egal für welches Studienfach<br />
sie sich entschieden haben - heute<br />
schwer, unmittelbar von der Universität auf<br />
eine unbefristete Stelle zu wechseln. Für viele<br />
Berufsanfänger stellt sich die Frage, eine<br />
Übergangszeit gestalten zu müssen, sei es<br />
als Trainee, Praktikant oder eben Doktorand.<br />
Der SPIEGEL sah vor kurzem folgerichtig eine<br />
ganze »Generation in der Warteschleife«.<br />
Es ist auch kein Geheimnis, dass einige Unternehmen<br />
sich mittlerweile ein Heer von<br />
Dauerpraktikanten halten, die ehemals fest<br />
angestellte Mitarbeiter ersetzen. Das Cluster<br />
Forst und Holz macht dabei keine Ausnahme.<br />
Insofern halte ich es für wichtig und<br />
gerechtfertigt, wenn die Hochschule einem<br />
Teil ihrer Absolventen die Chance gibt, eine<br />
solche Übergangszeit sinnvoll zu nutzen,<br />
um fachliche Erfahrungen zu sammeln und<br />
Netzwerke in die Arbeitswelt zu gründen.<br />
Der hohe Anteil angewandter Forschung an<br />
den Forstfakultäten schafft dazu ideale Voraussetzungen.<br />
Der Begriff »Warteschleife« suggeriert<br />
dem Leser, diese Zeit verzögere nur das Erreichen<br />
eines anderen Ziels und sei für die<br />
Doktoranden daher sinnlos vertan. Das<br />
Bild ist schon deshalb falsch, weil die erfolgreiche<br />
Promotion die Eintrittskarte für<br />
eine wissenschaftliche Karriere darstellt. Die<br />
jüngsten Absolventenbefragungen zeigen,<br />
dass Forschung in den letzten Jahren eines<br />
der wichtigen Betätigungsfelder für Diplom-<br />
Forstwirte geworden ist. 10 bis 15 % der Befragten<br />
finden in diesem Bereich eine Stelle<br />
und machen damit auch deutlich, dass die<br />
Forstwissenschaften sich zuletzt sehr er-<br />
folgreich am Drittmittelmarkt behaupten<br />
konnten. An der Universität Freiburg beispielsweise<br />
ist die Forstfakultät im Vergleich<br />
zu allen anderen Fakultäten sogar der Spitzenreiter<br />
in Sachen Drittmitteleinwerbung.<br />
Gleichzeitig gewinnen mit der Einführung<br />
der gestuften Studiengänge spezifische<br />
Promotionsprogramme oder Graduiertenkollegs<br />
weiter an Bedeutung. Das heißt, dass<br />
für einen wachsenden Teil der Doktoranden<br />
die Möglichkeit besteht, neben der Arbeit an<br />
einem eigenen Projekt ein parallel laufendes,<br />
zertifiziertes Qualifizierungsangebot<br />
wahrzunehmen.<br />
Der Ruf nach einem systematischen Abbau<br />
dieser Chancen klingt nicht nur vor dem<br />
Hintergrund der allgemeinen Bildungsdebatte<br />
in Deutschland absurd. Er ist nach meiner<br />
Überzeugung auch forstpolitisch dumm. Es<br />
ist weitgehend egal, wer die Nachhaltigkeit<br />
erfunden hat, wichtig ist aber, wer sie zukünftig<br />
in den verschiedensten gesellschaftlichen<br />
Bereichen mitgestaltet. Promovierte Förster<br />
und Försterinnen haben das Zeug dazu. PD<br />
Dr. Ulrich Schraml, Leiter des Arbeitsbereiches<br />
Aus- und Fortbildung im DFV<br />
Sehr geehrte Damen und Herren, zunächst<br />
einmal möchte ich Ihnen, wie viele<br />
andere, zu proWALD gratulieren. Ich denke,<br />
das Journal kann sich zu einem echten<br />
forstlichen Diskussionsforum entwickeln.<br />
In diesem Zusammenhang und im Hinblick<br />
auf das nächste Schwerpunktthema möchte<br />
ich ein paar wenige Anmerkungen zu dem<br />
Interview mit den beiden Doktoranden im<br />
Septemberheft 2006 machen.<br />
Ich finde es schade – und im negativen Sinn<br />
bemerkenswert –, dass zwei Doktoranden,<br />
die selbst ganz offenbar recht gerne Forstwissenschaften<br />
studiert haben, dazu raten,<br />
zwei der vier forstlichen Fakultäten »einzustampfen«,<br />
nur weil der Personalbedarf der<br />
Forstverwaltungen derzeit nicht hoch ist. Hat<br />
man Vergleichbares schon von Absolventen<br />
anderer Fächer wie z. B. Biologie, Geographie<br />
oder Germanistik gehört, die ebenfalls<br />
keineswegs immer Arbeit in unmittelbar<br />
mit dem Studium zusammenhängenden<br />
Bereichen versprechen? Biologie kann man<br />
in Deutschland an 42 Hochschulstandorten<br />
studieren, aber mir ist keine Diskussion darüber<br />
bekannt, dass dies mit Blick auf die Berufsaussichten<br />
der Studierenden 21 zu viel<br />
sind. Warum stellen sich eigentlich immer<br />
nur die Forstleute selbst infrage? Im Übri-<br />
gen sind vier forstliche Universitätsstandorte<br />
im internationalen Kontext, gemessen an<br />
Waldfläche und Bevölkerungszahl, absolut<br />
unterdurchschnittlich. Ausgerechnet von<br />
Doktoranden zu hören, dass zwei Fakultäten<br />
überflüssig sind, spricht nicht gerade für deren<br />
Überzeugung, dass Waldforschung (die<br />
sie mit ihrer Forderung zur Hälfte infrage<br />
stellen) eine wichtige Bedeutung für unsere<br />
Gesellschaft hat. Derartige Kommentare von<br />
angehenden Wissenschaftlern sind daher<br />
– vorsichtig ausgedrückt – nur sehr schwer<br />
nachvollziehbar. PD Dr. Christian Ammer,<br />
München<br />
Auch nach der zweiten Ausgabe von<br />
proWALD bin ich (immer noch) der Meinung,<br />
dass die (durchaus notwendige) Anpassung<br />
des Magazins (Vorschlag: Journals<br />
des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s) ein übereilter<br />
Schnellschuss war, in dem sich die Mitglieder<br />
und die Landesverbände mit ihren Aktivitäten<br />
nun zu wenig wiederfinden.<br />
Und eine Sache noch: Wir sollten es<br />
als <strong>Forstverein</strong> absolut vermeiden, unsere<br />
Zeitschrift in Plastik-Hüllen zu versenden.<br />
Damit führen wir alle unsere Ansprüche an<br />
Nachhaltigkeit & Ressourcenschutz ad absurdum!!<br />
Jan Engel BFV e.V.<br />
Zu »Lärmschutzwände aus Holz« In dem<br />
sehr guten Artikel, der sehr exakt alle Vorzüge<br />
des Materials Holz für den Lärmschutz<br />
auflistet, vermisse ich nur eine Eigenschaft,<br />
die ich bei uns an den Lärmschtzanlagen an<br />
der A5 in der Gemarkung Bad Homburg/Ober-Erlenbach<br />
beobachtet habe: Dort sind alle<br />
mit Schwachholz beplankten Strecken frei<br />
von (hässlichen) Schmierereien, während<br />
alle freien Plastikwände verunstaltet sind.<br />
Offensichtlich macht das Besprühen der<br />
Holzelemente wegen der Zwischenräume<br />
keinen Sinn und wird deshalb unterlassen.<br />
Interessant war die Aussage des Leiters des<br />
Straßenbauamtes in Frankfurt (ASV), den<br />
ich daraufhin ansprach: Ȇber solche Fragen<br />
diskutiere ich nicht. Da müssen Sie mit unseren<br />
Architekten sprechen, die das planen.«<br />
Man sollte also die Architekten überzeugen!<br />
Martin Demandt, Bad Homburg<br />
Zu proWALD kann ich Ihnen (und uns als<br />
Vereinsmitgliedern) nur ausdrücklich gratulieren.<br />
Gut, dass Sie diesen Schritt unternommen<br />
haben. Weiterhin viel Erfolg auf<br />
diesem Weg! Matthias Völker
Liebe Mitglieder des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s,<br />
Die Forstorganisation in Deutschland wird immer mehr zu einem »wissenschaftlichen« Großversuchsprojekt.<br />
Jüngstes Beispiel Nordrhein-Westfalen (siehe Seite 26). Es ist schon erstaunlich,<br />
mit welcher Konsequenz und Intensität ein Bundesland nach dem anderen neue Wege sucht,<br />
die Forstverwaltung zu reformieren, als ob daran das Wohl der Landeshaushalte hängen würde.<br />
Schaut man genauer hin, dann sind die Forsthaushalte nur minimale Anteile an den Haushaltsproblemen<br />
der Länder. Aber andersherum ist es natürlich auch spannend und interessant, zu<br />
sehen, was hinterher unter dem Strich vielleicht dabei herauskommt.<br />
Das eine Land macht Kommunalisierung (Baden-Württemberg), das andere Land macht<br />
Herauslösung des Staatsforstbetriebes (Nordrhein-Westfalen). Ein kleines Land wie Schleswig-<br />
Holstein will gar den Wald ganz verkaufen. Andere machen Zwischenlösungen von der Anstalt<br />
des öffentlichen Rechts bis zur speziellen Rechtsform der GmbH. Also: Der Wald als ein großes<br />
Experimentierfeld? Ist uns der Wald aber dafür eigentlich wirklich nicht zu schade?<br />
Dieser Wald, der für unsere Gesellschaft viele Funktionen zu erfüllen hat und der eben nicht<br />
nur das Holz für die Wirtschaft bereitstellen soll, wurde bisher eher konservativ bewirtschaftet.<br />
Vielleicht muss man darüber nachdenken – okay. Aber zu viele Experimente sind vielleicht auch<br />
dem Wald und dem Ökosystem nicht zuträglich. Im Wald werden wir erst sehr spät merken,<br />
wenn wir etwas kaputt gemacht haben, denn er hat ein großes Pufferungsvermögen. Aber dann<br />
dauert es auch eine ganze Weile, bis der Wald wieder so aufgebaut ist, dass wir ihn alle lieben<br />
können.<br />
Ihr Dr. Anton Hammer<br />
Präsident des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s<br />
Schwerpunkt: Forstwissenschaft wohin?*<br />
Rainer Kwasnitschka und Alexandra Gauss<br />
DER ZERPLATZTE TRAUM VOM FORSTHAUS?* . . . . . . . . . . . . . 4<br />
Interview mit Professor Dr. Joachim Saborowski<br />
» ES LOHNT SICH, FORSTWISSENSCHAFTEN<br />
ZU STUDIEREN.«* . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
Wolfgang Brauer<br />
VOM FORSTHAUS INS KLASSENZIMMER* . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />
Wolfgang Brauer<br />
JENS HEYKEN – FÖRSTER IM WATTENMEER* . . . . . . . . . . . . . 12<br />
Jan Engel<br />
FORSTLEUTE IN DEUTSCHLAND UND POLEN . . . . . . . . . . . . . 16<br />
EXKURSIONEN UND GEPLANTE REISEN . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />
VERANSTALTUNGSKALENDER . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />
AUS DEN LÄNDERN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />
EDITORIAL<br />
INHALT<br />
GÖTTINGER TAGEBUCH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />
Stephan Schütte<br />
DAS FFH-URTEIL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />
Jörg Matzick<br />
DER LANDESBETRIEB WALD UND HOLZ WIRD UMGEBAUT. . 26<br />
Wilhelm Stölb<br />
FORST-GRAFFITI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />
Wolfgang Brauer<br />
EXPORT UND BIOENERGIE – DIE DOLD-HOLZWERKE. . . . . . . 30<br />
KERNBEISSER . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />
DEUTSCHE BAHN AG DIFFAMIERT NACHHALTIGE<br />
WALDBEWIRTSCHAFTUNG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />
IMPRESSUM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
Der Arbeitsmarkt für Absolventen forstlicher<br />
Hochschulstudiengänge hat sich seit<br />
etwa Mitte der 70er-Jahre kontinuierlich<br />
verändert. Während früher eine deutliche<br />
Mehrheit der Hochschulabsolventen in<br />
den Vorbereitungsdienst eintrat und anschließend<br />
in ein Beamtenverhältnis bei<br />
einer Landesforstverwaltung übernommen<br />
wurde, verringert sich heute die Zahl der im<br />
klassischen Arbeitsfeld »Forst« beschäftigten<br />
Absolventen kontinuierlich.<br />
Um diese Entwicklung mit präzisen<br />
Zahlen zu untermauern, wurden bei den<br />
12 Bundesländern Baden-Württemberg,<br />
Bayern, Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern,<br />
Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen,<br />
Rheinland-Pfalz, Sachsen,<br />
Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und<br />
Thüringen in einer Umfrage der badenwürttembergischen<br />
Landesforstverwaltung<br />
im Sommer 2005 aktuelle Zahlen über die<br />
derzeit bestehenden Ausbildungsstellen,<br />
die Anzahl der Prüfungsteilnehmer mit bestandenem<br />
Staatsexamen sowie die Anzahl<br />
der Übernahmen in dauerhafte Arbeitsverhältnisse<br />
erhoben. Darüber hinaus wurden<br />
die Länder um eine Prognose der jährlichen<br />
Einstellungszahlen in Dauerarbeitsverhältnisse<br />
bis zum Jahre 2015 gebeten, um bundesweit<br />
einen Überblick über die Größenordnung<br />
der Einstellungsmöglichkeiten in<br />
den nächsten Jahren zu erhalten. Bei einer<br />
organisatorischen Aufteilung in Verwaltung<br />
und Betrieb wurden die Länder gebeten, den<br />
voraussichtlichen Bedarf in einer Summe für<br />
beide Teile anzugeben. Die Prognosewerte<br />
Der zerplatzte Traum<br />
Anzahl<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
vom Forsthaus?<br />
Berufliche Perspektiven in den Länderforstverwaltungen<br />
4 proWALD : NOVEMBER | 2006<br />
wurden teilweise um neue, an anderer Stelle<br />
veröffentlichte, Zahlen ergänzt. Die Ergebnisse<br />
dieser Umfrage sind hier summarisch<br />
dargestellt und bestätigen die bisher nur vermutete<br />
Entwicklung in drastischer Weise.<br />
Ergebnisse der Umfrage für den<br />
höheren Forstdienst<br />
Eine Umfrage bei den Forstlichen Fakultäten<br />
der Universitäten hat ergeben, dass seit 2000<br />
im Durchschnitt jährlich 240 Studierende<br />
ein Studium der Forstwissenschaften an<br />
einer Universität erfolgreich abgeschlossen<br />
haben. Diesen standen im gleichen Zeitraum<br />
jährlich ca. 135 Referendarstellen zur<br />
Verfügung, d. h., ca. 60 % der Hochschulabsolventen<br />
konnte ein Ausbildungsplatz<br />
im Vorbereitungsdienst angeboten werden.<br />
Diese Referendarsplätze wurden jedoch nur<br />
von ca. 40 % der Universitätsabsolventen in<br />
Anspruch genommen, d. h., jeder 4. Referendarsplatz<br />
blieb im Durchschnitt unbesetzt.<br />
Nahezu alle zum Vorbereitungsdienst<br />
zugelassenen Bewerber haben den Vorbereitungsdienst<br />
erfolgreich abgeschlossen. Jedoch<br />
nur jedem 5. Absolventen der Großen<br />
Forstlichen Staatsprüfung konnte ein unbefristetes<br />
Arbeitsverhältnis im öffentlichen<br />
Dienst angeboten werden!<br />
Die Grafik in Abbildung 1 zeigt deutlich<br />
die insgesamt abnehmende Tendenz in allen<br />
Bereichen und insbesondere den deutlichen<br />
Einbruch der Einstellungszahlen in Dauerarbeitsverhältnisse<br />
seit 2000.<br />
1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Prognose<br />
Jahr<br />
2006 – 2015<br />
AusbildungsplätzeVorbereitungsdienst<br />
hFD<br />
zugelassene<br />
Referendare<br />
bestandene<br />
Prüfungsteilnehmer<br />
(Einstellungsjahrgang<br />
des vorletzten Jahres)<br />
Zahl der übernommenenReferendare<br />
in dauerhafte<br />
Arbeitsverhältnisse<br />
Abbildung 1: Grafische Darstellung der Bewerber-, Ausbildungs-, Absolventen- und Übernahmezahlen der Bundesländer<br />
1995 - 2005 für die Laufbahn des höheren Forstdienstes
Ergebnisse der Umfrage für den<br />
gehobenen Forstdienst<br />
Da die Zahl der Absolventen der forstlichen<br />
Fachhochschulen im Rahmen der Umfrage<br />
nicht erhoben wurde, muss sich die Darstellung<br />
auf die Zahl der vorhandenen Ausbildungsplätze<br />
und der zugelassenen Anwärter<br />
beschränken. Seit 2000 wurden den Hochschulabsolventen<br />
jährlich durchschnittlich<br />
235 Anwärterplätze angeboten, von denen<br />
jedoch im Mittel nur knapp 80 % tatsächlich<br />
besetzt wurden.<br />
Wie im höheren Forstdienst wurden auch<br />
im gehobenen Forstdienst die Einstellungszahlen<br />
in den vergangenen Jahren deutlich<br />
reduziert. Von den erfolgreichen Absolventen<br />
des Vorbereitungsdienstes konnten im<br />
Durchschnitt aller Bundesländer nur ca.<br />
25 % in ein dauerhaftes Beschäftigungsverhältnis<br />
eingestellt werden. Wurden bis zum<br />
Jahr 2002 jährlich noch durchschnittlich 70<br />
bis 80 Absolventen der Vorbereitungsdienste<br />
in die Laufbahn eingestellt, sinken seitdem<br />
die Einstellungszahlen bis auf unter 20 im<br />
gesamten Bundesgebiet! Dies entspricht einer<br />
Reduktion um ca. 60-65 %.<br />
Die Grafik in Abbildung 2 zeigt die insgesamt<br />
abnehmende Tendenz in allen Bereichen<br />
und den deutlichen Einbruch der Einstellungszahlen<br />
in Dauerarbeitsverhältnisse<br />
insbesondere seit 2003.<br />
Anzahl<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Prognose<br />
Jahr<br />
2006 – 2015<br />
BERUFLICHE PERSPEKTIVEN<br />
Schlussfolgerungen und Ausblick<br />
Aufgrund der angespannten Haushaltssituation<br />
der Länder und der überall bereits<br />
erfolgten oder derzeit in Umsetzung befindlichen<br />
Organisationsveränderungen<br />
der Landesforstverwaltungen sind die Einstellungsmöglichkeiten<br />
von forstlichen<br />
Absolventen aller Abschlüsse im klassischen<br />
Einsatzbereich Landesforsten stark<br />
rückläufig. Entsprechend den Prognosen<br />
der Bundesländer wird sich dieser Trend<br />
in den nächsten Jahren weiter fortsetzen.<br />
Den Schätzungen zufolge können bei den<br />
staatlichen Forstverwaltungen/-betrieben<br />
für den Zeitraum bis 2015 bundesweit in<br />
die Laufbahn des höheren Dienstes jährlich<br />
nur 10-15 Absolventen, in die Laufbahn<br />
des gehobenen Forstdienstes nur ca. 20-30<br />
Absolventen in ein Dauerarbeitsverhältnis<br />
eingestellt werden. Dies ist ein Rückgang<br />
der Einstellungszahlen im höheren Dienst<br />
um bis zu 70 % und im gehobenen Dienst<br />
um über 60 % im Vergleich zu den Zahlen<br />
im Jahr 2000!<br />
Vor dem Hintergrund sinkender Übernahmezahlen<br />
von Absolventen der forstlichen<br />
Vorbereitungsdienste in dauerhafte<br />
Beschäftigungsverhältnisse bei den<br />
Landesforstverwaltungen aller Bundesländer<br />
und der Umstellung der forstlichen Dip-<br />
AusbildungsplätzeVorbereitungsdienst<br />
gFD<br />
zugelassene<br />
Anwärter<br />
bestandene<br />
Prüfungsteilnehmer<br />
(Einstellungsjahrgang<br />
des vorletzten Jahres)<br />
Zahl der übernommenen<br />
Anwärter<br />
in dauerhafte Arbeitsverhältnisse<br />
Abbildung 2: Grafische Darstellung der Bewerber-, Ausbildungs-, Absolventen- und Übernahmezahlen der Bundesländer<br />
1995 - 2005 für die Laufbahn des gehobenen Forstdienstes<br />
lomstudiengänge auf das Bachelor-/Master-System<br />
drängt sich mehr und mehr die<br />
Frage auf, ob eine Neukonzeption der Zugangsvoraussetzungen<br />
zu den forstlichen<br />
Laufbahnen nicht die konsequente Reaktion<br />
auf die aktuellen Rahmenbedingungen des<br />
insgesamt hart umkämpften Arbeitsmarktes<br />
wäre. Zudem erschweren die veränderten<br />
Studieninhalte zunehmend eine Vergleichbarkeit<br />
der Studienabschlüsse, wie es für ein<br />
formales Zulassungsverfahren erforderlich<br />
ist. Die Neukonzeption des Laufbahnzugangs<br />
unter gleichzeitiger Anpassung der<br />
Ausbildungszahlen an den tatsächlichen Bedarf<br />
der Landesforstverwaltungen ist daher<br />
auch aus ökonomischen Gründen (hoher<br />
Aufwand der Verwaltung für die Durchführung<br />
des Vorbereitungsdienstes bei fehlenden<br />
Einstellungsmöglichkeiten!) zwingend<br />
erforderlich.<br />
Bei den Prognosewerten handelt es sich<br />
sicher nur um grobe, orientierende Schätzungen,<br />
die zahlreichen Unwägbarkeiten<br />
unterliegen. Entscheidend sind hierbei jedoch<br />
die Größenordnungen, in denen sich<br />
die Prognosewerte bewegen. Selbst wenn<br />
die tatsächlichen Werte die Prognosewerte<br />
um 100 % übertreffen sollten, hat dies für die<br />
Verwaltungen auf die zu ziehenden Schlussfolgerungen<br />
nur geringen Einfluss.<br />
Die Landesforstverwaltung Baden-<br />
Württemberg erarbeitet daher eine Neukonzeption<br />
des Laufbahnzugangs zum<br />
gehobenen und höheren Forstdienst in Baden-Württemberg,<br />
die dazu beitragen soll,<br />
ein an die aktuellen Entwicklungen angepasstes,<br />
zukunftsfähiges und bedarfsorientiertes<br />
Qualifizierungskonzept zu schaffen.<br />
Derzeit wird eine grundsätzliche Neuorientierung<br />
des Zugangs zu den forstlichen<br />
Laufbahnen mit dem Ziel der Einführung<br />
von Laufbahnen der besonderen Fachrichtungen<br />
für die forstlichen Laufbahnen geprüft.<br />
Die Landesforstverwaltung von Brandenburg<br />
hat diesen Weg bereits beschritten<br />
und bildet derzeit die ersten Trainees aus.<br />
n<br />
Text: Rainer Kwasnitschka und Alexandra<br />
Gauss, Ministerium für Ernährung und<br />
Ländlichen Raum Baden-Württemberg<br />
Foto: Bernd Koch<br />
NOVEMBER | 2006 : proWALD 5
Foto: Wolfgang Tambour<br />
6 proWALD : NOVEMBER | 2006<br />
»Es lohnt sich,<br />
Forstwissenschaften<br />
zu studieren.«<br />
Interview mit Professor Dr. Joachim Saborowski,<br />
Studiendekan der Forstwissenschaftlichen<br />
Fakultät der Uni Göttingen<br />
Schaut man auf die von Jahr zu Jahr enger<br />
werdenden Stellenpläne der Landesforstverwaltungen<br />
(siehe Seite 4/5 in diesem Heft),<br />
dann könnte einem Angst und Bange um die<br />
Zukunft der Studierenden an den vier forstwissenschaftlichen<br />
Fakultäten in Deutschland<br />
werden. Jährlich werden nur noch 20<br />
Referendare in den unbefristeten Dienst übernommen,<br />
und das bei ca. 240 Absolventen<br />
der Universitäten und angesichts mehrerer<br />
tausend Studierende der Forstwissenschaften.<br />
Frage an den Studiendekan der Forstwissenschaftlichen<br />
Fakultät an der Uni Göttingen,<br />
wo bleiben da eigentlich Ihre Absolventen,<br />
was wird aus Ihren Studierenden, Herr Saborowski?<br />
Ich glaube, es ist ein Trugschluss,<br />
anzunehmen, dass mit dem Abbau der Stellen<br />
im öffentlichen Dienst die Berufsmöglichkeiten<br />
der Forstabsolventen insgesamt<br />
deutlich reduziert werden. Denn die Aufgaben,<br />
die bisher vom öffentlichen Dienst<br />
wahrgenommen wurden, bleiben ja bestehen.<br />
Nur werden sie vermehrt von privaten<br />
Firmen übernommen. Das zeigt sich auch<br />
an Untersuchungen darüber, wo unsere Ab-<br />
solventen beruflich verbleiben. Nach wie<br />
vor kommt nämlich ein sehr großer Teil in<br />
einem forstnahen Bereich unter, allerdings<br />
wandert auch ein großer Teil in nichtforstliche<br />
Berufe. Das ist nach meinem Eindruck<br />
typisch für viele Studiengänge der Universitäten:<br />
Allgemein gilt, dass eine sehr große<br />
Zahl der Absolventen eben nicht in einem<br />
studienfachnahen Beruf unterkommt, sondern<br />
studienfachferner vom Arbeitsmarkt<br />
aufgenommen wird.<br />
Konkret darf ich aus einer Verbleibanalyse<br />
zitieren, die unsere Fakultät durchgeführt<br />
hat. Etwa ein Drittel unserer Absolventen<br />
kommt in forstlichen Berufen im engeren<br />
Sinne unter, ein weiteres Drittel in nichtforstlichen<br />
Berufen, während das letzte<br />
Drittel in einem umfassenden Sinn sich weiterqualifiziert.<br />
Das sind Leute, die promovieren,<br />
vorübergehend in Forschungsinstituten<br />
arbeiten oder sonstige Schulungs- oder<br />
Weiterbildungsmaßnahmen unternehmen.<br />
Die Zahlen bezogen sich auf eine Befragung<br />
unserer Masterabsolventen bis 5 Jahre nach<br />
Studienabschluss.
Und die Arbeitslosigkeit nach dem Examen?<br />
Die war relativ gering. Sie schwankte nach<br />
dem Studienabschluss immer um etwa sieben<br />
Prozent, was ebenfalls mit anderen Studiengängen<br />
der Universität vergleichbar ist.<br />
Daraus lässt sich schließen: Das Wissen der<br />
Absolventen der Forstwissenschaft wird auf<br />
dem Arbeitsmarkt nachgefragt. So sehen wir<br />
das auch.<br />
Angesichts der relativ guten Ergebnisse der<br />
Verbleibanalyse könnte man sich ja bequem<br />
zurücklehnen und sagen: Da wird sich schon<br />
für jeden unserer Studierenden und Absolventen<br />
etwas ergeben, wenn die Zeit kommt.<br />
Und im Übrigen geht uns das ja nichts an, wir<br />
informieren ja jedes Erstsemester über die miserablen<br />
Chancen in der staatlichen Forstverwaltung,<br />
aus seinem Traum von Forstamt im<br />
Eberhard Sinner<br />
Staatsminister und Leiter der<br />
Bayerischen Staatskanzlei<br />
Sinner stammt aus einer alten bayerischen<br />
Forstdynastie, und so lag es nahe, dass<br />
er Forstwissenschaften in München und<br />
Freiburg studierte. Bereits kurz nach dem<br />
Staatsexamen arbeitete er in der Bayerischen<br />
Landesvertretung in Bonn als Referent<br />
für Land- und Forstwirtschaft. Danach<br />
war er von 1978 bis 1986 Forstamtsleiter in Gemünden am Main.<br />
Seine politische Laufbahn begann in der Kommunalpolitik,<br />
der er auch heute noch eng verbunden ist. 1986 wurde er für<br />
die CSU in den Bayerischen Landtag gewählt. Von 2001 bis 2003<br />
war er Staatsminister für Gesundheit, Ernährung und Verbraucherschutz<br />
in Bayern. Ein Ministerium, das seinerzeit wegen des<br />
BSE-Skandals neu geschaffen wurde, und das damit eine große<br />
ordnungspolitische Herausforderung für Sinner darstellte.<br />
Seit 2005 ist er Staatsminister für Europaangelegenheiten und regionale<br />
Beziehungen in der Bayerischen Staatskanzlei, seit Ende<br />
2005 ist Sinner Leiter der Staatskanzlei in München.<br />
Über die Berufsmöglichkeiten im Forst sagt Eberhard Sinner:<br />
»Holz und Wald haben Zukunft, daher auch Berufe, die damit zusammenhängen.<br />
Wie überall wandelt sich aber auch das Berufsbild.<br />
Der Traum vom Förster, der im tiefen Wald lebt, ist nicht die<br />
Realität des Forstberufes heute. Deshalb Studium breit anlegen<br />
und nach Spezialisierungen suchen, die gefragt sind. Mobilität ist<br />
gefragt. Chancen gibt es weltweit. Eine Garantie kann niemand<br />
geben, aber eine forstliche Ausbildung ist ein guter Steigbügel,<br />
der einem hilft, in vielen beruflichen Sätteln zurechtkommen,<br />
die Hürden locker zu überspringen und am Ende die Nase vorn<br />
zu haben.«<br />
Wald Realität werden zu lassen. Ich glaube, es<br />
kann keine Rede davon sein, dass sich Universitäten<br />
und Fachhochschulen bequem<br />
zurücklehnen und sagen: Das wird schon alles<br />
werden. Denn gerade in den letzten Jahren<br />
haben erhebliche Umstrukturierungen<br />
stattgefunden, in Göttingen z. B. haben wir<br />
seit 1998 das Bachelor- und Mastersystem,<br />
die anderen Fakultäten ziehen jetzt nach<br />
und haben ihre Studiengänge neu strukturiert.<br />
Und in diesem neuen System spielen<br />
gerade die Berufsvorbereitung und die Berufsqualifizierung<br />
eine wesentlich stärkere<br />
Rolle als früher. Wir nehmen die Aufgabe an,<br />
gerade fachübergreifende Kompetenzen zu<br />
vermitteln, die unsere Studierenden besser<br />
für die verschiedensten Berufsfelder qualifizieren<br />
sollen. Und zudem glaube ich, dass<br />
in Zukunft der Wettbewerb zwischen den<br />
Fakultäten noch sehr viel wichtiger werden<br />
INTERVIEW<br />
wird. Dann wird sich zeigen, welche Ausbildungsstrukturen<br />
die erfolgreicheren sind.<br />
Dazu gehört auch, dass wir in Zukunft den<br />
Verbleib unserer Studierenden sehr viel genauer<br />
analysieren werden, um nach diesen<br />
Analysen unsere Studienpläne dem aktuellen<br />
Bedarf anzupassen. Übrigens: Zurzeit<br />
läuft in Göttingen eine zweite Verbleibstudie,<br />
deren Ergebnisse ich Ende des Jahres<br />
erwarte.<br />
Noch einmal: Wie verantwortlich sind eigentlich<br />
die Fakultäten dafür, was ihre Studierenden<br />
später mit ihrem Studium anfangen<br />
können? Wie ernst nehmen Sie den ursprünglichen<br />
Berufswunsch? Wir fühlen uns natürlich<br />
diesem Wunsch gegenüber verantwortlich,<br />
denn davon hängt unsere Existenz ab.<br />
Wenn wir die Wünsche unserer Studierenden<br />
langfristig nicht erfüllen können, dann<br />
werden sie uns weglaufen. Andererseits: Es<br />
ist durchaus nicht mehr so, dass die Studie-<br />
Dr. Jens Triebel<br />
Oberbürgermeister der Stadt Suhl<br />
Ist im Thüringer Wald aufgewachsen und<br />
hatte dadurch einen natürlichen Bezug<br />
zum Forst. Da er in der DDR kein Abitur<br />
machen durfte, machte er zunächst eine<br />
Lehre als Werkzeugmacher. Nach der Wende<br />
Abitur am Sportgymnasium Oberhof<br />
und Studium an der forstlichen Fakultät in<br />
Tharandt. Während des Studiums entdeckte<br />
er sein Interesse an der wissenschaftlichen Arbeit über den<br />
Forst. Weil er mit dem Ausgang der letzten Kommunalwahl in<br />
seiner Heimatstadt Suhl in Thüringen unzufrieden war, lies er<br />
sich für die Oberbürgermeisterwahl im Mai 2006 aufstellen und<br />
löste gleich im ersten Wahlgang mit 52,7 Prozent der abgegebenen<br />
Stimmen seinen Vorgänger ab, der 16 Jahre im Amt war. Zu<br />
den Berufsaussichten der angehenden Forstwissenschaftler und<br />
Forstwirte meint der Oberbürgermeister: »Ich kämpfe dafür, dass<br />
die Studierenden ein Doppelstudium machen können, weil ich<br />
die Beobachtung gemacht habe, dass bei Stellenausschreibungen,<br />
auch im Forst, heute viel eher Juristen, Volkswirte oder Betriebswirte<br />
gesucht werden. Argumentiert wird, dass sich Leute<br />
mit diesen Ausbildungen die forstlichen Kenntnisse ja schnell<br />
aneignen könnten. Wenn es uns gelingt, die Uni-Ausbildung so<br />
zu gestalten, dass die Absolventen im Forst gleichzeitig eine juristische<br />
oder betriebswirtschaftliche Ausbildung absolvieren<br />
können, bilden wir wieder die Spezialisten aus, die wir für den<br />
Markt brauchen.«<br />
NOVEMBER | 2006 : proWALD 7
enden mit dem überwiegenden Berufsziel<br />
»Forstverwaltung, Forstbetrieb« zu uns kommen.<br />
Unsere regelmäßige Umfrage unter den<br />
Studienanfängern zeigt uns: Der Prozentsatz<br />
unter den Studierenden, die sich aufgrund<br />
familiärer Nähe zu Forstberufen für dieses<br />
Studium entschieden haben, ist nicht mehr<br />
so groß wie früher. Nur noch ein sehr kleiner<br />
Anteil unter unseren Erstsemestern hat über-<br />
Dr. Ernst Kürsten<br />
Vom Umweltschutz zum<br />
Holzwurm …<br />
»Forstwissenschaften studieren, um etwas<br />
»für die Umwelt« zu tun: Diese Motivation<br />
haben auch heute noch viele Studienanfänger.<br />
Bei mir hat es damals gleich geklappt.<br />
Nach Studium und Promotion (über Stadtbäume!)<br />
in Göttingen sowie Referendarzeit<br />
konnte ich ab 1987 als Fachreferent beim<br />
Landesverband Niedersachsen der Schutzgemeinschaft <strong>Deutscher</strong><br />
Wald erleben, wie in die Landschaft eingegriffen wird, und<br />
was man (nicht) dagegen tun kann. Waldrodungen als »Ausgleichs-<br />
maßnahmen«: Dieser Irrsinn brachte mich auf den »Holzweg«.<br />
Unter dem Titel »Holzerzeugung ist Umweltschutz« publizierte<br />
ich 1990 meine Überzeugung und bekam bald die tolle Chance,<br />
bei Prof. Burschel an der Uni München (sowie in den USA und<br />
in Costa Rica) neue Daten zusammenzutragen, die diese These<br />
stützten. Nach Abschluss unserer Studie über »Die Rolle von Wald<br />
und Forstwirtschaft im Kohlenstoffhaushalt« engagierte ich mich<br />
ab 1993 für die praktische Umsetzung der »forstlichen Option«<br />
für den Klimaschutz als Geschäftsführer des Vereins »Prima Klima<br />
weltweit e.V.« in Düsseldorf. Wir sammelten und verteilten Geld<br />
für Aufforstungen in aller Welt, die CO2 binden sollten. Durch<br />
diese Tätigkeit geriet ich zu den BISON-Werken, die Anlagen zur<br />
Herstellung von Holzwerkstoffplatten produzierten – und saß als<br />
Förster plötzlich in der Verkaufsabteilung eines Maschinenbauunternehmens,<br />
plante einen Modellforstbetrieb in Russland und<br />
machte Besichtigungstouren mit russischen und chinesischen<br />
Kunden u.a. nach Paris und Spanien. Eine äußerst interessante<br />
und finanziell einträgliche Zeit! Nach dem Konkurs der BISON-<br />
Werke suchte ich mir Marktlücken als Selbstständiger und fand<br />
sie als Sachverständiger für Holzschutz (nach einer entsprechenden<br />
Fortbildung) und als Fachjournalist. Eine Kontaktanbahnung<br />
mit dem Göttinger Institut für Holzbiologie 2001 wurde für mich<br />
zum Glückstreffer: Prof. Militz suchte gerade einen Koordinator<br />
für ein neuartiges internationales Promotionsprogramm.<br />
Jetzt allerdings sind die fünf Jahre Förderung durch den Deutschen<br />
Akademischen Austauschdienst um, und ich habe eine<br />
(erneut befristete!) Stelle gefunden: als Fachlektor am »Forest Research<br />
Institute« in Dehra Dun (Indien). Dort werde ich vor allem<br />
auf meine Kenntnisse aus den ersten 14 Jahren meines Arbeitslebens<br />
zurückgreifen: mit 50 Jahren »back to the roots«!«<br />
8 proWALD : NOVEMBER | 2006<br />
haupt einen Förster in der Familie oder dem<br />
näheren Bekanntenkreis. Weniger als die<br />
Hälfte hat als Berufsziel »Forstbetrieb und<br />
Waldnutzung«. Ein mindestens genauso großer<br />
Anteil interessiert sich heute für Naturschutz<br />
und Waldökologie. Und ein ziemlich<br />
großer Teil unserer Studienanfänger zielt auf<br />
einen internationalen Einsatz. Das sind die<br />
Berufswünsche am Anfang des Studiums.<br />
Und wie ändern sich diese Berufsziele im<br />
Lauf des Studiums? Nach Abschluss des Bachelorstudiums<br />
haben unsere Studierenden<br />
im Masterstudiengang eine veränderte Orientierung.<br />
Wir haben beispielsweise einen<br />
Studienschwerpunkt »Holzbiologie und<br />
Holztechnologie«, der zu Beginn des Bachelorstudiums<br />
nahezu nicht wahrgenommen<br />
wird. Im Laufe des Studiums ändert<br />
sich das, denn ein großer Prozentsatz der<br />
Studierenden entscheidet sich schließlich<br />
für diesen Schwerpunkt. Das ist ähnlich für<br />
den Schwerpunkt »Waldökosystemanalyse<br />
und Informationsverarbeitung«, ein Masterschwerpunkt,<br />
der zu Anfang des Bachelorstudiums<br />
eigentlich nie als Ziel genannt<br />
wird. Viele Möglichkeiten, die das Studium<br />
der Forstwissenschaften für die Berufsorientierung<br />
bietet, werden den Studierenden offenbar<br />
erst im Laufe des Studiums bewusst.<br />
Schon seit vielen Jahren arbeiten viele Absolventen<br />
der Forstwissenschaftlichen Fakultäten<br />
total berufsfremd: in der staatlichen<br />
allgemeinen Verwaltung, in der Privatwirtschaft<br />
(und damit meine ich nicht den privaten<br />
Forst), im Banken- oder Beratungssektor<br />
Dr. Christian Wippermann<br />
Unternehmensberatung McKinsey,<br />
Hamburg<br />
Durch die Tätigkeit des Vaters an der Bundesforschungsanstalt<br />
für Forst- und Holzwirtschaft<br />
kam er zum Forst. Nach dem<br />
Studium der Forstwirtschaft in Göttingen<br />
zwei Jahre als Stipendiat in den USA und<br />
Tätigkeit am Lehrstuhl für Forstökonomie<br />
in Göttingen. Weil er keine Perspektive im<br />
höheren Forstdienst sah, nahm er ein attraktives Angebot von<br />
McKinsey an. Da es bei der weltweiten Unternehmensberatung<br />
nur sehr wenige Kollegen mit guten Kenntnissen in der Forst-<br />
und Holzwirtschaft gibt, konnte er bereits mehrere interessante<br />
Projekte mit forstlichem Bezug absolvieren.<br />
Den Absolventen der Forststudiengänge rät Christian Wippermann:<br />
»Die heutigen Berufsaussichten im Forst sind gar nicht<br />
trüber als zu meinem Studienbeginn im Herbst 1994. Die Holzwirtschaft<br />
ist stark expandiert, die Nachfrage nach Holz wächst<br />
wegen der steigenden Öl- und Gaspreise. Zudem hat der Wald<br />
eine noch größere Bedeutung für die Umwelt, als es vor 10 Jahren<br />
schon der Fall war. Insofern würde ich jedem mit Leidenschaft<br />
für die Forst- und Holzwirtschaft raten, eine entsprechende Ausbildung<br />
zu beginnen – auch wenn es immer weniger »richtige«<br />
Förster geben wird.«
oder als Bürgermeister. Hätten diese Studierenden<br />
da nicht besser Jura oder Betriebswirtschaft<br />
oder Politik studiert? Teilweise<br />
vielleicht schon. Wenn man vor dem Studium<br />
wüsste, wo man später beruflich einmal<br />
landet und welche Möglichkeiten sich einem<br />
konkret eröffnen, würde mancher vielleicht<br />
sagen, ich hätte doch lieber etwas anderes<br />
studieren sollen. Aber ich denke, dass gerade<br />
diese breite Ausbildung in allen unseren<br />
forstwissenschaftlichen Studiengängen, die<br />
wir heute in Deutschland haben, durchaus<br />
Chancen bietet, in Lücken zu stoßen, die<br />
andere Fachwissenschaften nicht ausfüllen.<br />
Denn in der Praxis, und das höre ich auch<br />
von Arbeitgebern, werden nicht nur Leute<br />
gesucht, die eine eng fokussierte Ausbildung<br />
haben. Manche Arbeitgeber finden gerade<br />
unsere breite fachübergreifende Ausbildung<br />
interessant. Ich kenne Absolventen, die sich<br />
in ihrem Studium im EDV-Bereich sehr stark<br />
entwickelt haben – diese Möglichkeit bietet<br />
das Forststudium auch – und die jetzt in<br />
EDV-Firmen arbeiten, wo man gerade ihre<br />
interdisziplinäre Ausbildung schätzt. Sie<br />
wurden dort auch nicht als Programmierer<br />
eingesetzt, sondern an der Schnittstelle<br />
zwischen Programmierern und Kunden. Das<br />
beweist meines Erachtens, dass eine zu enge<br />
fachliche Ausbildung auf dem Arbeitsmarkt<br />
nicht grundsätzlich erfolgreicher ist.<br />
Philipp von Hirschheydt<br />
West LB Düsseldorf<br />
Entstammt einer Familie mit langer Forsttradition,<br />
der Vater und vier Onkel waren in<br />
der Forstwirtschaft tätig.<br />
Ausbildung: Diplom-Forstwirt bzw. Master<br />
of Science, anschließend Master in<br />
European Business. Seine Entscheidung,<br />
sich anderen Bereichen zuzuwenden, fiel<br />
bereits während des Studiums, deshalb<br />
parallel bereits ein VWL-Studium und anschließend betriebswirtschaftliches<br />
Aufbaustudium im Ausland. Mit dem Forst hat<br />
Philipp von Hirschheydt heute nichts mehr zu tun. Die Ausbildung<br />
zum Diplom-Forstwirt hat ihm durch ihre breite Fächerung<br />
jedoch geholfen, sich schnell in neue Aufgabengebiete einzuarbeiten.<br />
Zu der heutigen Beschäftigungssituation im Forst meint<br />
er: »Die Berufsmöglichkeiten im direkten Forstumfeld sind sicherlich<br />
deutlich schwieriger geworden. Ich bin jedoch der festen<br />
Überzeugung, dass sich gerade der ökonomische Anteil in den<br />
zukünftigen Arbeitsfeldern erhöhen wird.«<br />
Inwiefern nehmen die forstwissenschaftlichen<br />
Fakultäten eigentlich Rücksicht auf diese<br />
Entwicklung – nämlich darauf, dass ihre<br />
Studierenden dereinst entweder im fernen<br />
Ausland, Übersee, im Forst, sonst aber meist<br />
total studienfremd arbeiten müssen? Ich sehe,<br />
dass an allen forstwissenschaftlichen Fakultäten<br />
heute eine starke Diversifizierung<br />
stattfindet. Es ist überall von Schwerpunktbildung<br />
die Rede, auch organisatorisch wird<br />
über die Grenzen der Fakultäten hinweg<br />
ausgebildet, beispielsweise mit Geographie<br />
oder Wasserwirtschaft. Das heißt: Wir bieten<br />
heute nicht mehr diesen klassischen,<br />
eng fokussierten Studiengang an, der ganz<br />
gezielt auf die Forstwirtschaft hin ausbildet.<br />
Wir bieten den Studierenden vielmehr auch<br />
an, mit besonderen Studienschwerpunkten<br />
individuelle Profile zu entwickeln. Alle Studiengänge<br />
haben diese Wahlmöglichkeiten,<br />
zum einen im freien Wahlbereich, wo aus<br />
einem bestimmten Angebot von Modulen<br />
frei gewählt werden kann, und zum anderen<br />
durch ausgeprägte, wohldefinierte Studienschwerpunkte.<br />
Dadurch können sich die<br />
Studierenden auf unterschiedliche berufliche<br />
Möglichkeiten vorbereiten.<br />
INTERVIEW<br />
Es gibt an allen Fakultäten der Forstwissenschaft<br />
Diskussionen auch über die Einführung<br />
eines Numerus clausus oder über die<br />
totale Schließung von forstwissenschaftlichen<br />
Fakultäten. Diese Diskussionen, soweit<br />
es um die Schließung von ganzen Fakultäten<br />
geht, läuft natürlich immer nach dem Muster<br />
des St. Floriansprinzips: Sollen doch die<br />
anderen Fakultäten Selbstmord begehen, wir<br />
werden überleben. Wo sehen Sie als Studiendekan<br />
in Göttingen die Zukunft des Forstwissenschafts-Studiums<br />
– an allen vier Standorten<br />
oder in einem Numerus clausus oder<br />
in einer Neuorientierung des Studienganges,<br />
der vielleicht auch darauf Rücksicht nimmt,<br />
dass nur noch eine verschwindende Minorität<br />
einstmals ins Forsthaus einziehen darf?<br />
Zulassungsbeschränkungen gibt es schon<br />
heute. Ich denke, dass die Nachfrage der<br />
Studierenden und ihr bisheriges Abschneiden<br />
auf dem Arbeitsmarkt zeigen, dass diese<br />
Fakultäten nicht überflüssig sind. Wenn Sie<br />
sich die geringe Arbeitslosenquote anschauen,<br />
würde ich diesen Studiengängen auch<br />
in Zukunft gute Chancen einräumen. Auf<br />
dem Arbeitsmarkt gibt es seit je periodische<br />
Schwankungen, und ich denke, es wird wieder<br />
eine Aufwärtsbewegung geben.<br />
Dr. Wolfram Diederichs<br />
Domstiftsrentmeister im Domstift<br />
Brandenburg<br />
Diederichs beobachtete bereits als Schüler<br />
in der Freizeit Wild und Vögel und kam so<br />
zum Studium der Forstwissenschaften in<br />
Göttingen und Oxford. 1993 trat er in den<br />
Dienst der IKB Deutsche Industriebank<br />
und war dort im Firmenkundengeschäft tätig.<br />
Seit 2003 ist er Rentmeister (kaufmännischer<br />
Leiter) beim Domstift Brandenburg, einer Körperschaft des<br />
öffentlichen Rechts im Bereich der evangelischen Kirche, die Eigentümerin<br />
von 2.000 ha Wald und 1.500 ha Landwirtschaft ist.<br />
»Die Berufschancen im Forst sind (mit Einschränkungen) nachhaltig<br />
schlecht«, meint Wolfram Diederichs zur aktuellen Beschäftigungslage<br />
im Forst. »Die ständigen Umorganisationen und<br />
Stellenreduzierungen bedeuten, dass selbst die im Forstdienst<br />
angestellten Personen über ihre Aussichten unsicher bleiben<br />
und im Staatsdienst immer auch die Gefahr besteht, in andere<br />
Verwaltungen versetzt zu werden. Beruhigt Forst studieren kann<br />
heute nur jemand mit eigenem Wald. Wer Forst studiert, dem<br />
sollte immer bewusst sein, dass die Wahrscheinlichkeit einer Arbeit<br />
im studierten Fach klein ist. Mir hat dieses Studium viel Spaß<br />
gemacht, und ich bedauere es keine Sekunde. Aber mir war auch<br />
immer bewusst, dass ich wohl nicht im Forst landen werde.«<br />
NOVEMBER | 2006 : proWALD 9
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10 proWALD : NOVEMBER | 2006<br />
Wie bei den Lehrern, die heute ja auch wieder<br />
mehr gefragt sind als noch vor wenigen<br />
Jahren? Ja, ich denke das ist auch bei uns<br />
so. Und was die Nachfrage betrifft: Gerade<br />
in den letzten Jahren hat die Nachfrage die<br />
Zahl der vorhandenen Studienplätze regelmäßig<br />
überschritten. Zurzeit haben wir im<br />
Bachelorstudiengang 96 Studienplätze, auf<br />
die sich 110 Studierende beworben haben,<br />
und dies trotz der Studienbeiträge, die Niedersachsen<br />
mit diesem Wintersemester früher<br />
als andere Bundesländer einführte.<br />
Dr. Rüdiger Stracke<br />
Royal Bank<br />
of Scotland,<br />
Niederlassung<br />
Frankfurt<br />
Verantwortlich für<br />
die Geschäftsentwicklung<br />
mit Finanzinstitutionen<br />
wie Versicherungen,<br />
Fondsgesellschaften und Banken.<br />
Ist im Sauerland aufgewachsen. Hatte<br />
dort schon früh Kontakt zu einem mittelständischen,<br />
typisch westfälischen<br />
Waldbesitzer und arbeitete bereits mit 12<br />
Jahren im Forst. Das Studium der Forstwissenschaften<br />
nahm er in Göttingen auf mit<br />
dem Schwerpunkt »Wirtschaft und Planung«<br />
und promovierte über die monetären<br />
Belastungen durch Waldschäden<br />
in Göttingen. Der Bruch mit dem Forst<br />
erfolgte nach der Hälfte des Referendariats.<br />
Er merkte, dass die wirtschaftliche<br />
Ausrichtung seiner Ausbildung im<br />
Staatsforst kaum gefragt war: »Ich hatte<br />
den Eindruck, dass eine zu intensive<br />
Beschäftigung mit der ökonomischen<br />
Frage des Waldes schon fast als unmoralisch<br />
galt. Und weil eine emotionsfreie<br />
Beschäftigung mit dem Thema in den<br />
damaligen Verwaltungen nicht möglich<br />
war, veranlasste mich dieses, wie viele<br />
andere auch, zu sagen, du musst sehen.<br />
wo du bleibst«. Rüdiger Stracke hat das<br />
Referendariat abgebrochen und eine<br />
Stelle bei einer Unternehmensberatung<br />
angenommen. Danach Arbeit für weitere<br />
Unternehmensberatungen und Banken.<br />
… und die Diskussion um die Schließung<br />
ganzer Fakultäten? Die Schließung von Studiengängen<br />
liegt in der Hand der Bundesländer.<br />
Bislang hat sich noch keines dazu<br />
entschlossen. Aus der Sicht der Universitätsstandorte<br />
ist sich natürlich jeder selbst<br />
der Nächste, aber aus übergeordneter Sicht<br />
sollte die Qualität von Forschung und Lehre<br />
ausschlaggebend sein.<br />
n<br />
Die Fragen stellte Hannes Elster.<br />
Frederik Volckens<br />
Betriebswirtschaftliches<br />
Büro Göttingen<br />
Geboren auf einem<br />
holsteinischen<br />
Marktfruchtbetrieb,<br />
wurde<br />
deshalb schon früh<br />
an das Thema<br />
Land- und Forstwirtschaft herangeführt.<br />
Schönste Vision war, als freier land- und<br />
fortwirtschaftlicher Unternehmer zu<br />
arbeiten, zweitschönste Vision war, als<br />
selbstständiger Berater für und mit diesen<br />
Menschen und Unternehmen zu arbeiten.<br />
Nach dem Studium in Göttingen Ausbildung<br />
beim Finanzdienstleister MLP als<br />
Berater mit Schwerpunkten Vermögensverwaltung<br />
und Immobilienfinanzierung.<br />
2003 Eintritt in das Betriebswirtschaftliche<br />
Büro Göttingen, das eine Vielzahl von<br />
Forstbetrieben betreut.<br />
Zu den Berufsaussichten im Forst meint<br />
Frederik Volckens: »Es gibt nur sehr wenige<br />
arbeitslose Förster. Die klassische<br />
Laufbahn ist allerdings nur sehr wenigen<br />
Absolventen möglich. Ökonomie ist für<br />
eine alternative Verwendung eine zwingende<br />
Voraussetzung. Ich glaube, dass<br />
aufgrund der Ausbildung und der vielfach<br />
bodenständigen und arbeitswilligen<br />
Typen, die Forst studieren, es leichter<br />
ist, einem Förster beizubringen, wie eine<br />
Bank funktioniert, als einem BWLer<br />
klarzumachen, wie ein Forstbetrieb zu<br />
managen ist.«
Ein Drittel aller Förster in Hessen verlor nach<br />
der letzten Forststrukturreform ihre Reviere.<br />
Dazu gehörte auch Henning Kaiser, der bis<br />
Ende 2004 ein Revier in Rauschenberg in der<br />
Nähe der Universitätsstadt Marburg leitete.<br />
Inzwischen hat er seine neue Berufung gefunden:<br />
Er wird jetzt Lehrer.<br />
Anfangs hatte Henning Kaiser noch gedacht,<br />
die neue Forststrukturreform würde<br />
ihn nicht treffen, zumal die früheren Reformen<br />
auch alle sozialverträglich abgewickelt<br />
wurden. Er hoffte darauf, auch in einem der<br />
neu zugeschnittenen, größeren Reviere wieder<br />
Leiter zu werden. Da er mit Mitte 40 noch<br />
relativ jung war, dachte er, dass zunächst die<br />
älteren Kollegen in den Vorruhestand geschickt<br />
und die verbleibenden rund 440 von<br />
vorher etwa 660 Revieren unter den jüngeren<br />
aufgeteilt würden. Aber es kam anders:<br />
Zum 31. Dezember 2004 war Schluss. Sein<br />
ehemaliges, nun vergrößertes Revier bekam<br />
ein Kollege.<br />
Einen neuen Job erhoffte sich Henning<br />
Kaiser von der Personalvermittlungsstelle<br />
des Landes Hessen, das ist gewissermaßen<br />
ein internes Arbeitsamt für alle Landesbediensteten,<br />
vom Arbeiter über Angestellte<br />
bis zu den Beamten. »Ich hätte Interesse<br />
an der Landesplanung gehabt, da hätte ich<br />
mein Wissen von der Landschaft und dem<br />
Wald sinnvoll einsetzen können«, erinnert<br />
sich der heute 47-Jährige. »Aber da gab es in<br />
ganz Hessen nur eine Hand voll Stellen, die<br />
nächste wäre in Wetzlar gewesen. Aber die<br />
war schon mit einem 35-jährigen Förster besetzt.<br />
Da hatte ich keine Chance, diese Stelle<br />
in absehbarer Zeit zu kriegen.«<br />
Sonst gab der Stellenmarkt des Landes<br />
für Henning Kaiser nicht viel her. Nur durch<br />
Zufall hörte er bei einer Exkursion vom<br />
Projekt »Förster zu Lehrern«. Ein ähnliches<br />
Projekt gab es auch schon in Niedersachsen.<br />
Weder seine Vorgesetzten noch die Landes-<br />
Personalvermittlungsstelle hatten ihn auf<br />
dieses Programm aufmerksam gemacht.<br />
Da er erst am letzten Tag der Bewerbungsfrist<br />
davon erfuhr, schickte er noch ganz<br />
schnell seine Bewerbungsunterlagen zur<br />
zuständigen Stelle nach Kassel. Diese neue<br />
Berufsmöglichkeit war für Henning Kaiser<br />
eine gute Fügung, denn er hatte nach dem<br />
Abitur durchaus überlegt, Lehrer zu werden.<br />
Schließlich waren auch sein Vater und sein<br />
Großvater im Schuldienst.<br />
Hauptgrundlage für die Ausbildung als<br />
Lehrer war zunächst ein Praktikum, welches<br />
Henning Kaiser im Frühjahr 2005 in<br />
einer Gesamtschule absolvierte, die der<br />
Förster schon von gemeinsamen Projekten<br />
mit Schülern kannte. Zunächst schaute er<br />
nur zu, später hielt er auch selbst Probeunterricht.<br />
Der Schulleiter musste schließlich<br />
ein Gutachten abgeben. Er befürwortete,<br />
dass der Förster zum Lehrer umschulen<br />
kann.<br />
Im Herbst 2005 begann Henning Kaiser<br />
sein Lehramtsstudium an der Universität<br />
Gießen und wird jetzt zum Haupt- und Realschullehrer<br />
für die Fächer Biologie und<br />
Evangelische Religionslehre ausgebildet.<br />
Biologie ist obligatorisch für die ehemaligen<br />
Förster, das zweite Fach hat Kaiser aus persönlichem<br />
Interesse ausgesucht. Da er mit<br />
dem Forststudium schon über ein universi-<br />
Vom Forsthaus<br />
ins Klassenzimmer<br />
Förster Henning Kaiser schult um<br />
täres Studium verfügt, wurde das Lehramtsstudium<br />
auf fünf Semester verkürzt.<br />
»Die neue Lebenssituation ist für mich<br />
gar nicht so einfach. Es ist für mich nicht das<br />
Problem, an der Uni alles zu verstehen und<br />
mitzukommen. Das Problem für einen familiär<br />
gebundenen Menschen in der Lebensmitte,<br />
einen gestandenen Förster und Familienvater<br />
ist einfach, neben den vielfältigen<br />
Verpflichtungen ausreichend Zeit und Muße<br />
zum Lernen zu finden.« Der angehende Lehrer<br />
hat etwa 25 Vorlesungs- und Seminarstunden<br />
an der Uni. Da die Uni vom Forsthaus,<br />
in dem er noch bis Jahresende wohnen<br />
bleiben darf, rund 50 Kilometer entfernt ist,<br />
ist er jeden Tag acht bis neun Stunden unterwegs.<br />
»Und wenn ich abends heimkomme,<br />
habe ich noch kein Stück gelernt. Aber zu<br />
Hause wartet die Familie und noch ganz viel<br />
mehr. Ich muss das zum größten Teil zurückschrauben,<br />
um mehr Zeit zum Lernen zu<br />
finden. Meine beiden Kinder, acht und zwölf<br />
Jahre jung, haben ja auch noch Ansprüche<br />
an ihren Vater und benötigen Unterstützung<br />
etwa bei den Schularbeiten.«<br />
Im nächsten Jahr will Henning Kaiser seinen<br />
Abschluss machen und voraussichtlich<br />
2008 im hessischen Schuldienst anfangen.<br />
»Das ist sicher auch eine Bereicherung für<br />
die Schule, wenn jemand Lebenserfahrung<br />
und Wissen aus einem anderen Beruf mitbringt«,<br />
meint der ehemalige Förster.<br />
n<br />
Text: Wolfgang Brauer, Foto: Wegst<br />
NOVEMBER | 2006 : proWALD 11
12 proWALD : NOVEMBER | 2006<br />
Jens Heyken –<br />
Förster im Wattenmeer<br />
Viele Absolventen von Forststudiengängen<br />
arbei ten nicht im Wald oder<br />
bei den Forstverwal tun gen, sie haben<br />
in anderen Wirtschaftszweigen ih re<br />
Beschäftigung gefunden. So auch Jens<br />
Heyken, der Forstwissenschaft in Göttingen<br />
studiert hat und seit sieben Jahren<br />
das National parkhaus Watten meer<br />
auf der Nordseeinsel Juist leitet.<br />
Der 34-Jährige ist auf Juist geboren – fast<br />
auf Juist geboren, denn sein Jahrgang 1971<br />
war der erste, bei dem die Inselgeburten eingestellt<br />
wurden. Den Frauen wurde geraten,<br />
kurz vor der Nieder kunft eine Klinik auf dem<br />
Festland aufzu suchen. So tat es auch Jens<br />
Heykens Mutter. Schon nach wenigen Tagen<br />
war der Neugeborene aber auf der In sel, und<br />
so ist aus ihm ein richtiger Insulaner geworden.<br />
Als Kind konnte er unge zwungen in der<br />
Natur spielen, Boote für das Watt bauen oder<br />
auf der Insel toben. Dies war, so denkt Jens<br />
Heyken heute, sicher auch ein Grund für die<br />
Wahl seines Studienfaches.<br />
Für seine Berufswahl hatte er aber zunächst<br />
kei nen Plan. Erst im letzten Jahr vor<br />
dem Abitur war ihm klar, dass er etwas mit<br />
Umwelt- oder Natur schutz machen möch-
te. »Früher gab es so einen grünen dicken<br />
Wälzer, da standen sämtliche Ausbildungen<br />
und Studiengänge drin, die irgendetwas mit<br />
Natur und Umweltschutz zu tun haben«,<br />
erinnert sich Heyken. »Das Ding habe ich<br />
durchgeblättert und das war mir alles zu<br />
technisch, bis ich irgendwann auf Forstwissenschaft<br />
gestoßen bin. Wie das damals<br />
dort beschrieben worden ist, klang das sehr<br />
faszinierend für mich. Man lernt etwas über<br />
die heimischen Tiere, man lernt etwas über<br />
die heimischen Pflanzen, alles das, was man<br />
vom Elternhaus nicht so mitbekommt, und<br />
da habe ich gesagt, Mensch, das ist es.«<br />
Für Jens Heyken war Forstwirtschaft damals<br />
auch etwas Exotisches. Auf dem Festland<br />
kennen viele den Revierförster, gehen<br />
im Wald spazieren. Auf der Insel Juist gibt es<br />
keinen Förster, nicht einmal richtigen Wald.<br />
Selbst die 80-jährigen Eichen sind hier nur<br />
sechs Meter hoch, das »Juister Wäldchen«<br />
ist ein kleiner Buschwald, der vor 100 Jahren<br />
von einem Lehrer angepflanzt wurde. »Ich<br />
bin ziemlich blauäugig drangegangen, und<br />
es war vielleicht nicht der Förster vom Silberwald,<br />
den ich im Kopf hatte, aber so in die<br />
Richtung«, erinnert er sich heute.<br />
Auf den Boden der Realität wurde Jens<br />
Heyken dann während des Praktikums zurückgeholt,<br />
das dem eigentlichen Studium<br />
vorgeschaltet war. »Und da habe ich gedacht,<br />
oh weh, da sind doch einige Dinge dabei, die<br />
du gar nicht auf dem Schirm hattest, und das<br />
hat sich im Studium noch weiterentwickelt<br />
mit den vielen Fächern, die auf mich eingestürzt<br />
sind. Aber letzten Endes bereut habe<br />
ich das Studium auf keinen Fall.«<br />
Jens Heyken hat in Göttingen studiert,<br />
um nicht ganz so weit von der Insel Juist<br />
weg zu sein. Am Ende des Studiums kam<br />
ihm beim Einstieg in den Beruf dann seine<br />
Herkunft zugute. Das Nationalparkhaus auf<br />
der Insel Juist suchte einen Praktikanten. Da<br />
die vom Bund für Umwelt und Naturschutz<br />
betreute Einrichtung keine Unterkunft stellen<br />
konnte, suchte sie einen Insulaner für die<br />
Stelle. So kam der damalige Leiter des Hauses<br />
mit Jens Heyken in Kontakt. 1996 machte<br />
der Forststudent Heyken zunächst ein Praktikum,<br />
und nach dem Staatsexamen arbeitete<br />
er ein halbes Jahr als Saisonkraft in dem<br />
Informationszentrum über das Wattenmeer.<br />
»Das war super, ich habe mich gleich wieder<br />
so richtig wohl gefühlt auf der Insel. Das lag<br />
natürlich auch an dem Team. Ich konnte mir<br />
KARRIERE OHNE BAUM<br />
in dem halben Jahr genau anschauen, ob ich<br />
das Inselleben noch mag. Ich fand es so toll,<br />
so faszinierend, man hat so viele Eindrücke<br />
gesammelt, dass klar war, wenn sich eine<br />
Chance bietet, hier zu bleiben, dann würde<br />
ich sie auch versuchen zu ergreifen.«<br />
Diese Chance kam für Jens Heyken schneller<br />
als erwartet. Da sein Vorgänger nicht von<br />
der Insel kam, hatte der das Inselleben nach<br />
neun Jahren satt. Das Nationalparkhaus und<br />
der Nationalpark waren bei einigen Insulanern<br />
nicht so gut angesehen, und das bekam<br />
Jens Heykens Vorgänger manchmal zu spüren.<br />
Jens Heyken: »Als der Nationalpark 1986<br />
eingerichtet wurde, hatte die Bevölkerung<br />
den Eindruck, dass man ihr den Nationalpark<br />
übergestülpt hat. Vom Gefühl her war<br />
es für die Insulaner so, dass die Insel außerhalb<br />
der Ortschaft in Schutzzonen aufgeteilt<br />
war, die man jetzt nicht mehr oder nur noch<br />
auf Wegen betreten durfte. Auch für die Segler<br />
bedeutet es eine Einschränkung, weil sie<br />
sich jetzt nicht mehr überall trocken fallen<br />
lassen durften.«<br />
Der alte Nationalparkhaus-Leiter ging,<br />
schon ein Jahr nach seinem Saison-Job<br />
wurde Jens Heyken sein Nachfolger. Sein<br />
Referendariat hat er deshalb gar nicht mehr<br />
gemacht. Er hat sich auf die freie Stelle beworben<br />
und Glück gehabt, denn er konnte<br />
sich unter vielen Bewerbern durchsetzen,<br />
obwohl die Stellenausschreibung nicht speziell<br />
auf einen Forstwissenschaftler, sondern<br />
eher auf einen Biologen oder Geografen zugeschnitten<br />
war.<br />
Das Nationalparkhaus ist im ehemaligen<br />
Güterschuppen des Inselbahnhofs untergebracht.<br />
Dort gibt es eine Dauerausstellung<br />
über die Flora und Fauna im Wattenmeer, die<br />
Besucher können auf Sand oder Holzbohlen<br />
wie am Strand die kleine, aber feine Präsentation<br />
durchschreiten. Es gibt viele Schautafeln,<br />
oben mit Text für die Erwachsenen,<br />
unten mit mehr Bildern für die Kinder. Drei<br />
Aquarien sind aufgestellt, Blickfang in der<br />
Ausstellung ist das Skelett eines Zwergwals,<br />
der 2001 auf Juist angeschwemmt wurde.<br />
Daneben gibt es im Nationalparkhaus<br />
auf Juist noch einen großer Vortragsaal. Jens<br />
Heyken und seine MitarbeiterInnen bieten<br />
dort unter anderem eine Wattwanderung im<br />
Trockenen an, einen Kurzvortrag über Ebbe<br />
und Flut oder einen Diavortrag für Kinder,<br />
in dem ein Seehund aus seinem Leben erzählt.<br />
Daneben wird ein Exkursionsprogramm<br />
angeboten, erzählt Jens Heyken: »Wir haben<br />
14 verschiedene Veranstaltungen. Das<br />
geht los mit der klassischen Wattwanderung,<br />
über vogelkundlichen Exkursionen,<br />
Salzwiesenführungen, Fahrradtouren und<br />
Strandführungen bis hin zu Sachen, wo wir<br />
versuchen, nicht so sehr die Wissensvermittlung<br />
in den Vordergrund zu stellen, sondern<br />
ein bisschen das Naturerlebnis an die Leute<br />
heranzuführen. Wir haben zum Beispiel eine<br />
NOVEMBER | 2006 : proWALD 13
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Außen grüner Faserpelz, innen Mossy Oak Camouflage.<br />
Ideal für die Drückjagd. Praktisch, warm und durch Seetex-Membran<br />
100 % wind- und wasserdicht. Darauf hat der Förster gewartet.<br />
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Nachtwanderung, wo wir einfach den Leuten<br />
versuchen, mit allen Sinnen nachts die<br />
Natur näher zu brin gen, oder einen Abendspazierung,<br />
da geht es mit Geschichten und<br />
Gedichten an den Strand dem Sonnenuntergang<br />
entgegen.« Jens Heyken kommt bei<br />
diesen Vor trägen und Führungen die Erfahrung<br />
zugute, die er während des Studiums<br />
in einer Waldpädagogik-Gruppe sammeln<br />
konnte.<br />
Das Nationalparkhaus ist durch sein<br />
Vortrags- und Exkursionsprogramm inzwischen<br />
der größte Veranstalter auf Juist geworden.<br />
Pro Jahr hat das Haus rund 30.000<br />
Besucher, das bedeutet, dass jeder dritte<br />
Juist-Besucher auch einen Abstecher in die<br />
Ausstellung macht. Neben Jens Heyken arbeitet<br />
dort noch eine Saisonkraft von März<br />
bis Ende Oktober, es gibt eine Stelle für<br />
das Freiwil li ge Ökologische Jahr sowie drei<br />
Praktikanten stellen.<br />
Für den BUND und die Inselgemeinde<br />
Juist ist Jens Heyken sicher eine optimale<br />
Besetzung. Er kennt die Insel, ist integriert<br />
und konnte so die Vorbehalte der Insulaner<br />
gegen den Nationalpark und das Nationalparkhaus<br />
ausräumen. Au ßerdem sitzt er seit<br />
2001 für Bündnis90/Die Grünen im Gemeinderat.<br />
Es besteht nicht die Gefahr, dass Jens<br />
Heyken wie sein Vorgänger die Insel schnell<br />
wieder verlassen wird, zumal im letzten Jahr<br />
seine Tochter geboren wurde, die jetzt neun<br />
Monate alt ist. Ob die Leitung des Nationalpark<br />
hau ses auf Juist aber die Lebensstellung<br />
für den Forstwissenschaftler sein wird, weiß<br />
Jens Heyken nicht. Wie überall wird auch bei<br />
den Nationalpark häusern das Geld gekürzt.<br />
Bis 2012 läuft derzeit noch der Vertrag für<br />
das Haus auf Juist. Jens Heyken macht sich<br />
deshalb auch schon Gedanken über andere<br />
Finanzierungsquellen, beispielsweise die<br />
stärkere Integration des Nationalparkhauses<br />
in Pauschalreiseangebote oder Schulklassenfahrten.<br />
Jens Heyken bezeichnet sich selbst als<br />
Glücks pilz: »Alles, was ich mir in meinem Leben<br />
vor ge nommen habe, hat auf irgendeine<br />
Art funktio niert.« Auch ihm war am Beginn<br />
seines Studiums in Göttingen noch gar nicht<br />
klar, was er einmal beruflich machen würde.<br />
Aber er hat seinen Weg gefunden, auch<br />
wenn er das im Forstwissenschafts studium<br />
erlernte Wissen in seinem Beruf jetzt kaum<br />
anwenden kann. Jens Heyken rät deshalb<br />
seinen Praktikanten und den Absolventen<br />
des Freiwilligen Ökologischen Jahres, die seinen<br />
beruflichen Werdegang kennen und ihn<br />
nach ih ren Berufsaussichten fragen: »Studiere<br />
nichts, von dem die Berufsaussichten<br />
heute besonders gut sind. In drei, vier Jahren<br />
kann das schon wieder ganz anders aussehen,<br />
sondern suche dir das aus, von dem du<br />
meinst, dass es dir besonders Spaß machen<br />
könnte oder wo du dir ein Berufsleben vorstellen<br />
kannst. Ob das dann klappt, kann<br />
man in keinem Studium garantieren.«<br />
n<br />
Text und Fotos: Wolfgang Brauer<br />
Der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer wurde vor<br />
20 Jahren gegründet, um das einzigartige Ökosystem Wattenmeer<br />
zu schützen. Um über die Ziele und die Arbeit des Nationalparks<br />
zu informieren, gibt es in Niedersachen auf den<br />
Nordseeinseln und auf dem Festland Nationalpark-Zentren<br />
bzw. Natio nal park-Häuser. Sie werden vom Land Niedersachsen<br />
finanziell unterstützt, getragen werden sie von der<br />
jeweiligen Kommune, in der das Haus ist, sowie Naturschutzverbänden.<br />
So wird das Nationalparkhaus auf Juist vom Bund<br />
für Umwelt und Naturschutz (BUND) getragen, andere vom<br />
Naturschutzbund Deutschland (NABU). Eine Besonderheit ist<br />
das Nationalparkzentrum in Norddeich. Es ist in der dortigen<br />
Seehund-Aufzuchtstation untergebracht und wird von der<br />
niedersächsischen Jägerschaft betrieben.<br />
NOVEMBER | 2006 : proWALD 15
Polnische und deutsche Forstleute trafen<br />
sich vom 10. bis 12. Oktober 2006 anlässlich<br />
der Konferenz »Bedeutung der deutsch-polnischen<br />
forstlichen Zusammenarbeit im<br />
grenznahen Bereich« in Miedzyzdroje auf<br />
der polnischen Ostseeinsel Wollin.<br />
Am Rande der Tagung wurde eine geschichtsträchtige<br />
Gedenksäule enthüllt.<br />
»Die Steine stehen für die langjährige<br />
Freundschaft zwischen deutschen und polnischen<br />
Forstleuten, die alle durch langfristiges<br />
Denken und Handeln zum Wohle des<br />
Waldes verbunden sind«, betont der Präsident<br />
des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s, Dr. Anton<br />
Hammer, der wie sein Vorgänger im Amt<br />
auch auf eine intensive deutsch-polnische<br />
Zusammenarbeit setzt.<br />
Vor 114 Jahren nämlich setzten deutsche<br />
Forstleute den ersten Gedenkstein an die<br />
Steilküste von Wollin, der an die Versammlung<br />
des Pommerschen <strong>Forstverein</strong>s im Jahre<br />
1892 erinnern sollte. In den 30er-Jahren<br />
brach die Küste ab, der Stein verschwand<br />
in den Fluten der Ostsee und schien für immer<br />
verloren. Nach dem 2. Weltkrieg kamen<br />
diese Wälder in die Obhut von polnischen<br />
Förstern und wurden weiterhin verantwortungsvoll<br />
gepflegt. Nach fast 60 Jahren fanden<br />
Fischer den zerbrochenen Stein wieder,<br />
der 1992 von der Polnischen Forstgesellschaft<br />
(PTL) als Zeichen der Verbundenheit<br />
mit den deutschen Forst-Kollegen wieder<br />
errichtet wurde. An dieses Schicksal des<br />
verlorenen und wiedergefundenen Steines<br />
erinnert wegen der bemerkenswerten Parallelen<br />
zur deutsch-polnischen Geschichte<br />
nun in drei Sprachen dieser Obelisk aus Ostsee-Sandstein.<br />
Aktuelle Themen<br />
Spätestens mit dem EU-Beitritt Polens im<br />
Jahr 2004 gab es weitere Berührungspunkte<br />
16 proWALD : NOVEMBER | 2006<br />
Forstleute<br />
in Deutschland<br />
und Polen<br />
Wald als Basis der Freundschaft<br />
für gemeinsame Fragen in der Zukunft. Polnische<br />
und deutsche Forst leute sowie Kollegen<br />
der Nationalparkverwaltung stellten<br />
beiderseits der, wegen des Schengen-Abkommens<br />
noch spürbaren, Grenze Probleme<br />
des Küstenschutzes, der Renaturierung und<br />
Konversion sowie der steigenden Flächenansprüche<br />
von Tourismus und Wirtschaft an<br />
den Wald vor. Gemeinsame, klassische Themen<br />
wie die Buchen- und Eichenwirtschaft,<br />
Holzvermarktung und Jagdbetrieb sind dabei<br />
zusätzliche Dauerbrenner.<br />
Insbesondere für die Einwerbung gemeinsamer<br />
Projekte aus EU-Mitteln gibt es<br />
auch formelle Partnerschaftsabkommen,<br />
beispielsweise zwischen dem Forstamt Neu<br />
Pudagla und dem Wolinski Park Narodowy<br />
oder dem Brandenburgischen <strong>Forstverein</strong><br />
und der Region Großpolen der Polnischen<br />
Forstgesellschaft.<br />
Prof. Andrzej Grzywacz, Präsident der<br />
PTL, betonte, dass die Zusammenarbeit<br />
mit Deutschland nicht nur »Chefsache«,<br />
sondern satzungsgemäße Aufgabe sei, und<br />
lud zur PTL-Tagung 2007 in Kraków ein.<br />
Die aktuellen Schwerpunkte aus polnischer<br />
Sicht sieht Grzywacz in der internationalen<br />
Zusammenarbeit, speziell mit den sieben<br />
Ostsee-An rai nern auf Basis der IUFRO, der<br />
Dokumenten- und Datensicherung ehemals<br />
deutscher Forstdienststellen in Polen. Es gehe<br />
aber auch um das historische Erbe in den<br />
Wäldern, die Erinnerung an herausragende<br />
»gemeinsame« Forstleute, wie Schwappach,<br />
Conwentz oder Pfeil, bis hin zur Pflege ehemals<br />
deutscher Forstfriedhöfe.<br />
<strong>Forstverein</strong>s-Präsident Hammer sprach<br />
spontan eine Gegeneinladung an die polnischen<br />
Freunde zur DFV-Tagung 2007 in<br />
Baden-Baden aus und zog Parallelen anhand<br />
seiner Erfahrungen mit der deutschfranzösischen<br />
Freundschaft. Nach ebenfalls<br />
unheilvoller Geschichte durch deutschen<br />
Übermut ist der Rhein inzwischen keine<br />
wirkliche Grenze mehr, so wie auch die<br />
Oder nicht mehr trennt,<br />
sondern verbindet.<br />
Völkerverständigung<br />
müsse »zwischen den<br />
Völkern«, also durch<br />
persönliche Kontakte<br />
von Menschen mit<br />
gleichen Interessen<br />
wachsen. Förster, so<br />
Hammer, seien dazu<br />
besonders geeignet,<br />
denn sie sehen mit<br />
Blick auf die Geschichte<br />
unabhängig<br />
von Ländergrenzen<br />
nachhaltig in die Zukunft.<br />
Herrlich, das ist<br />
Europa!<br />
n<br />
Text und Fotos:<br />
Jan Engel,<br />
Eberswalde<br />
Die Präsidenten der<br />
Polnischen Forstgesellschaft,<br />
Prof. Andrzej<br />
Grzywacz, und des<br />
Deutschen <strong>Forstverein</strong>s,<br />
Dr. Anton Hammer,<br />
setzen auch in Zukunft<br />
auf eine gute Zusammenarbeit.
Der Deutsche <strong>Forstverein</strong><br />
fährt nach Namibia<br />
Termin: 26.04. bis 12.05.2007<br />
Für die bereits im Septemberheft angekündigte<br />
Exkursion gibt es nur noch wenige<br />
Plätze.Die Exkursion kostet 2.950,- Euro,<br />
Einzelzimmerzuschlag 470,- Euro. Im Preis<br />
enthalten sind Halbpension, Unterkünfte,<br />
Flug (Frankfurt – Windhuck – Frankfurt),<br />
Exkursionen nach Windhuck, Erongo-Gebirge,<br />
Waterberg Park, Etoscha-Pfanne,<br />
Safaris in Nationalparks im Norden (Caprivi-Zipfel),<br />
Muduma- und Chobe-Nationalparks,<br />
Victoria-Fälle sowie forstliche<br />
Entwicklungsprojekte des DED, z.T. mit<br />
Geländewagen. Exkursionsleitung: Gerd<br />
Gatzen, Koblenz. Anmeldung bitte über<br />
die Geschäftsstelle des DFV unter Tel.<br />
0551/3796265 oder info@forstverein.de<br />
Exkursion des <strong>Forstverein</strong>s Rheinland-<br />
Pfalz – Saarland e. V. in die Toskana<br />
Termin: 27.04. bis 06.05.2007<br />
Die Toskana mit italienischen Förstern erleben!<br />
Der Preis wird zwischen 900,- und<br />
1.000,- Euro betragen und deckt alle Kosten<br />
ab. Infos und Anmeldung bei Eberhard<br />
Glatz – Forstamt Koblenz,<br />
Tel.: 0261/92177-0, Fax: 0261/92177-77,<br />
Handy: 0175/2237574 oder<br />
Email: eberhard.glatz@wald-rlp.de<br />
+++ Exkursionen +++ Telegramm und geplante +++ Reisen +++<br />
Landesverbände aktuell<br />
Exkursion des Hessischen <strong>Forstverein</strong>s<br />
2007 nach Estland<br />
Termin: 13. bis 18.09.2007 in Zusammenarbeit<br />
mit dem estnischen <strong>Forstverein</strong>. Die<br />
Reise ist für alle DFV-Mitglieder offen. Vorläufige<br />
Anmeldung bitte an die Geschäftsstelle<br />
des Hessischen <strong>Forstverein</strong>s, Email:<br />
hfv-gm@web.de, Tel.: 05544/999856 oder<br />
Fax: 05544/912370.<br />
Vorläufiges Programm:<br />
1. Tag: Flug von Frankfurt nach Tallinn.<br />
Fahrt nach Sagadi (Nationalpark Lahemaa).<br />
Besichtigung des Waldmuseums.<br />
Übernachtung in Sagadi und Palmse.<br />
Der Lahemaa-Nationalpark im Nordosten<br />
Estlands ist einer der letzten unberührten<br />
Orte an der Ostsee. Reizvoll ist er durch die<br />
abwechslungsreiche Natur – und die mythischen<br />
Geschichten seiner Bewohner.<br />
2. Tag: Fahrt nach Nord-Ost-Estland (Ölschiefergebiet).<br />
Besichtigung Ölschiefertagebau<br />
und Rekultivierung. Forstamt Ahtme.<br />
Übernachtung in Sagadi und Palmse.<br />
3. Tag: Fahrt nach Tartu (Dorpat). Unterwegs:<br />
Peipussee, Besichtigung verschiedener<br />
Waldbilder und Wildpark Elistvere.<br />
Gemeinsames Mittagessen mit dem Estnischen<br />
<strong>Forstverein</strong>. Übernachtung in Tartu.<br />
Der Peipussee ist der fünftgrößte See Europas<br />
und etwa achtmal so groß wie der<br />
Bodensee (3.555 km 2 ). Der See ist durchschnittlich<br />
nur 8 m tief und erwärmt sich<br />
Das ideale Weihnachtsgeschenk:<br />
Kinderhörspiel-CDs zu seltenen Vogelarten<br />
Naturkunde-Unterricht einmal anders:<br />
Verpackt in eine spannende<br />
Geschichte erfahren Kinder auf<br />
diesen CDs viel Wissenswertes<br />
über unsere heimische Vogelwelt.<br />
»Der Uhu« ist mittlerweile die dritte<br />
Tiergeschichte für Kinder im Alter<br />
von 6-13 Jahren.<br />
Alle CDs sind für je 6,50 Euro plus<br />
Versandkosten beim Deutschen<br />
<strong>Forstverein</strong> unter<br />
Tel.: 0551-37962-65 Fax: -37 oder<br />
info@forstverein.de zu beziehen.<br />
Der Scheunengeist<br />
Großvater und Enkel erleben die<br />
Schleiereulen in der Scheune.<br />
Der Totenvogel<br />
Großvater und Enkel erleben auf abenteuerliche<br />
Weise den Steinkauz im Garten.<br />
Kinder erfahren hierbei viel Wissenswertes<br />
über diesen Vogel und wie<br />
er zu seinem gruseligen Namen kam.<br />
im Sommer auf bis zu 22 °C. Der Peipussee<br />
ist von weiten Sanddünen und Wäldern<br />
gesäumt.<br />
Der Elistvere-Wildpark wird seit 1997 vom<br />
estnischen <strong>Forstverein</strong> bewirtschaftet.<br />
4. Tag: Besichtigung des Waldschutz- und<br />
Walderneuerungszentrums. Fahrt zum<br />
Forstamt Järvselja. Urwald, verschiedene<br />
Waldbilder. Übernachtung in Tartu.<br />
Järvselja, ist umgeben von Sümpfen und<br />
Mooren. Wundervolle Kiefern-, Fichten-<br />
(200 Jahre, 40-45 m), Birken- und Erlenmischbestände.<br />
Unberührte, geschützte<br />
Urwälder.<br />
5. Tag: Fahrt nach Tallinn über Eidapere.<br />
Spaziergang in Moor. Übernachtung in Tallinn.<br />
6. Tag: Stadtführung in Tallinn bzw. freie<br />
Zeit in Tallinn, am Nachmittag Abflug nach<br />
Frankfurt.<br />
Exkursion des <strong>Forstverein</strong>s Mecklenburg-<br />
Vorpommern nach Österreich<br />
Termin: 01. bis 05.10.2007<br />
In Zusammenarbeit mit dem <strong>Forstverein</strong><br />
für Niederösterreich und Wien. Die Reise<br />
ist für alle Beschäftigten der Landesforstverwaltung<br />
MV offen. Teilnehmerzahl ist<br />
begrenzt auf 20 Personen. Vorläufige Anmeldung<br />
bitte an die Geschäftsstelle des<br />
<strong>Forstverein</strong>s Mecklenburg-Vorpommern,<br />
Tel.: 0385/588-6201. Detailinformationen<br />
wird es Anfang 2007 geben.<br />
Der Uhu<br />
Großvater und Enkel erleben<br />
eine Hilfsaktion für die Wiederansiedlung<br />
der selten gewordenen<br />
Uhus.<br />
Anzeige<br />
NOVEMBER | 2006 : proWALD 17
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Dezember 49. 50. 51. 52.<br />
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sa 2 9 16 23 30<br />
so 3 10 17 24 31<br />
Veranstaltungskalender<br />
<strong>Nov</strong>ember<br />
02.11. (Do.) Fachtagung »Naturschutz<br />
in den Wäldern Brandenburgs«<br />
mit zehn Vorträgen. Veranstalter: Landesforstanstalt<br />
Eberswalde. Beginn<br />
9:00 Uhr im Großen Hörsaal der FH<br />
Eberswalde. Kontakt: Sibylle Wenk,<br />
Tel.: 03334/652-75, Fax: -06, Email: Sibylle.<br />
Wenk@lfe-e.brandenburg.de, URL: www.<br />
lfe.brandenburg.de<br />
04.-05.11. (Sa.-So.) Bär, Wolf & Luchs<br />
- Die Einwanderung von ehemals oder<br />
wieder heimischen Wildtieren, die einem<br />
Schutzstatus unterliegen, ist Anlass für<br />
das Status-Seminar. Veranstalter: FH Hildesheim/<br />
Holzminden/Göttingen & Stiftung<br />
für Bären. Ort: Büsgenweg 1a, 37077<br />
Göttingen. Kontakt: Prof. Dr. Wolfgang<br />
Rohe, Tel.: 0551/5032243, Fax: 0551/5032-<br />
299, Email: rohe@hawk-hhg.de, URL: www.<br />
hawk-hhg.de<br />
09.11. (Do.) Forest Management Planning<br />
for the Future. Die Österreichische<br />
Bundesforste AG bietet ein Forum zur<br />
Präsentation und Diskussion von Forsteinrichtungswerkzeugen<br />
und ihrer Tauglichkeit<br />
aus Sicht der Praktiker. Tel.: (+43<br />
2231) 600-304, Fax: -309, Email: alexandra.<br />
wieshaider@bundesforste.at, URL: www.<br />
bundesforste.at<br />
09.-11.11. (Do.-Sa.) 6. Biomasse-Tagung<br />
Rheinland-Pfalz. Schwerpunkte: Konkur-<br />
������������<br />
�����������������<br />
�������������������<br />
�������������������<br />
��������������<br />
18 proWALD : NOVEMBER | 2006<br />
Januar 1. 2. 3. 4. 5.<br />
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do 4 11 18 25<br />
fr 5 12 19 26<br />
sa 6 13 20 27<br />
so 7 14 21 28<br />
renz der biogenen Energieträger zu der<br />
stofflichen Nutzung (z. B. Schwerpunkt<br />
Holz), Flächeneffizienz (hier Schwerpunkt<br />
Landwirtschaft), Erfahrungsberichte aus<br />
der Region, Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen<br />
bis 500 kWel (z. B. Stirling, Holz-Sonne-<br />
Kopplung). Tel.: 06782/171-568, Fax: -264,<br />
Email: biomasse-tagung@umwelt-campus.<br />
de, URL: www.ifas.umwelt-campus.de<br />
11.11. (Sa.) Mit St. Martin durch den Wald.<br />
Veranstalter: FV Rheinland-Pfalz – Saarland,<br />
Verein kinderfreundl. Riegelsberg<br />
und der NAJU. Beginn 17.00 Uhr, Wildniscamp,<br />
beim Forsthaus Neuhaus<br />
12.-13.11. (So.-Di.) Fachtagung »Wildtier-<br />
Management in Baden-Württemberg«. Die<br />
Wildforschungsstelle und die Forstliche<br />
Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-<br />
Württemberg versuchen eine Antwort auf<br />
die Frage zu finden, wie Mensch und Tier<br />
zusammen leben können. Tel.: 0761/4018-0,<br />
Fax: 0761/4018-149, URL: www.fva-bw.de<br />
14.11. (Di.) Flächendaten und Bewertungsmethoden<br />
- Neue Ansätze und Entwicklungen.<br />
Veranstalter: Fachhochschule<br />
Eberswalde, Brandenburg. Kontakt: Prof.<br />
Dr. R. Schultz-Sternberg. Email: rschultzsternberg@fh-eberswalde.de.<br />
URL: www.<br />
fh-eberswalde.de<br />
18.11. (Sa.) 17. Weihenstephaner Forsttag<br />
»Wertschöpfungsfaktor Förster«. Veran-<br />
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Februar 6. 7. 8. 9.<br />
mo 5 12 19 26<br />
di 6 13 20 27<br />
mi 7 14 21 28<br />
do 1 8 15 22<br />
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sa 3 10 17 24<br />
so 4 11 18 25<br />
Anzeige<br />
März 10. 11. 12. 13.<br />
mo 5 12 19 26<br />
di 6 13 20 27<br />
mi 7 14 21 28<br />
do 1 8 15 22 29<br />
fr 2 9 16 23 30<br />
sa 3 10 17 24 31<br />
so 4 11 18 25<br />
April 14. 15. 16. 17. 18.<br />
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di 3 10 17 24<br />
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sa 7 14 21 28<br />
so 1 8 15 22 29<br />
stalter: Fachhochschule Weihenstephan.<br />
Beginn: 9:30 Uhr. Ort: 85350 Freising, Hörsaal<br />
FH 10, Am Hochanger 5. Kontakt: Tel.:<br />
08161/713692, Fax: 08161/714526, Email:<br />
wf@fh-weihenstephan.de<br />
20.11. (Mo.) Entwicklung der Waldzustandserhebung.<br />
Symposium, das der Frage<br />
nachgehen soll: Geben die Waldzustandsberichte<br />
ein realistisches Bild der Situation<br />
unserer Wälder wieder? Des Weiteren soll<br />
die Frage diskutiert werden, ob die jährliche<br />
Waldzustandserhebung beibehalten<br />
oder in Zukunft nur noch in einem 3-Jahres-Turnus<br />
stattfinden soll. Veranstalter:<br />
Stiftung Wald in Not und Thüringer Landesanstalt<br />
für Wald, Jagd und Fischerei.<br />
Ort: 99867 Gotha, Bahnhofstrasse 12. Kontakt:<br />
Tel.: 0228/81002-13, Fax: 0228/81002-<br />
57, Email: stiftung@wald-in-not.de,<br />
URL: www.wald-in-not.de<br />
Dezember<br />
20.12. (Mi.) Ausbildereignung von Hochschulabsolventinnen<br />
und -absolventen<br />
2007<br />
19.-28.01. (Fr.-So.) Internationale Grüne<br />
Woche. Ort: Berlin. URL: www1.messeberlin.de<br />
18.-21.10. (Do.-So.)<br />
63. Jahrestagung des<br />
Dt. <strong>Forstverein</strong>s in Baden-<br />
Baden. Ab Januar wird<br />
es in jeder Ausgabe<br />
Informationen geben.<br />
Weitere Informationen<br />
unter URL:<br />
www.forstverein.de<br />
Die Mai-Ausgabe von<br />
proWALD beinhaltet<br />
die Einladung und das<br />
Programm der<br />
Jahrestagung 2007.
BADEN-WÜRTTEMBERG<br />
Kontakt: Inge Hormel, Etzbachstr. 10<br />
in 72108 Rottenburg. Email: badenwuerttemberg@forstverein.de<br />
Waldgipfel »Wald boomt« wirkt nach<br />
AG Wald trifft Forstminister Peter Hauk<br />
Fünf Monate nach dem Waldgipfel unter<br />
dem Motto »Wald boomt« trafen am 5. September<br />
die AG Wald-Verbände, darunter<br />
auch der <strong>Forstverein</strong>, zu einem ersten<br />
Gespräch mit dem Baden-Württembergischen<br />
Forstminister Peter Hauk zusammen.<br />
Dabei erläuterten die Verbände die<br />
Ziele der AG Wald, das Positionspapier und<br />
Ergebnisse des Waldgipfels: Die AG Wald<br />
betonte den Wert der multifunktionalen<br />
Forstwirtschaft, die integrativ Holz auf einer<br />
möglichst großen Fläche nutzt. Dabei<br />
seien ein fachlich gut ausgebildeter und<br />
gut ausgestatteter Personalkörper sowie<br />
ausreichend Finanzmittel unerlässlich.<br />
Schwerpunkt des Treffens bildete eine<br />
Fragerunde an den Minister. Zu der für<br />
2007 vorgesehenen Evaluierung der Verwaltungsreform<br />
in Baden-Württemberg<br />
erhielt die AG Wald die Zusage einer Anhörung<br />
in der 2. Jahreshälfte 2007. Zunächst<br />
erfolgt in der 1. Hälfte 2007 die Evaluierung<br />
verwaltungsintern.<br />
Angekündigt wurde von Hauk für den<br />
Staatswald die Bildung eines Eigenbetriebes<br />
nach § 26 LHO, was rein fiskalische<br />
Gründe hätte. Ob dies auch organisatorische<br />
Änderungen nach sich ziehen wird,<br />
ließ Hauk offen: Dies sei abhängig von den<br />
Ergebnissen der Evaluierung. Weitere<br />
Themen waren die Multifunktionalität des<br />
öffentlichen Waldes, Qualitätssicherung<br />
der Waldbewirtschaftung, die Waldpädagogik,<br />
die Personalnachhaltigkeit, die<br />
Sachkundeanforderungen und die Zukunft<br />
der forstlichen Ausbildung. Hier fordert die<br />
AG Wald die Beibehaltung der Sachkunde-Standards<br />
sowie auch in Zukunft den<br />
wissenschaftlich ausgebildeten Förster.<br />
Zudem muss für die wegfallenden Vorbereitungsdienste<br />
adäquater Ersatz geschaffen<br />
werden.<br />
Noch keine eindeutige Zusage gab Hauk<br />
für eine Clusterstudie Wald und Holz in Baden-Württemberg.<br />
Derzeit fehlen hierfür<br />
die erforderlichen Mittel. Hauk hofft aber<br />
auf Finanzierungsmöglichkeiten im neu<br />
+++ +++ aus Telegramm den Ländern +++ +++<br />
Landesverbände aktuell<br />
ausgerichteten Europäischen Forschungsraum<br />
(EFR).<br />
Minister Hauk zeigte sich an einer Fortsetzung<br />
der Gespräche mit der AG Wald<br />
interessiert. In der AG Wald sind derzeit<br />
fünf Verbände aus dem Forstbereich organisiert:<br />
Bund deutscher Forstleute (BdF),<br />
Baden-Württembergischer <strong>Forstverein</strong><br />
e. V., Schutzgemeinschaft <strong>Deutscher</strong> Wald<br />
e. V. (SDW), IG BAU, Verein für Forstliche<br />
Standortskunde und Forstpflanzenzüchtung<br />
e. V. (VFS).<br />
BAYERN<br />
Kontakt: Gudula Lermer, Ritter-Waller-Str.<br />
16 in 94405 Wildthurn. Email:<br />
gudulalermer@aol.com<br />
Jahrestagung<br />
Die Jahrestagung des Bayerischen <strong>Forstverein</strong>s<br />
am 13. Oktober stand unter dem<br />
Thema: »Ein Jahr nach der Forstreform<br />
– Bestandesaufnahme und Chancen für die<br />
Zukunft«. Jürgen Völkl, Betriebsleiter des<br />
Forstbetriebs Bodenmais, zog ein Resümee<br />
aus 470 Tagen nach der Forstreform<br />
und leitete damit in die Referatsreihe ein.<br />
Am Nachmittag wurden unterschiedlichste<br />
Themenfelder in Foren diskutiert. Die<br />
Ergebnisse der Diskussionen sowie den<br />
Vortrag von Herrn Völkl finden Sie unter<br />
Landesforstvereine auf www.forstverein.<br />
de.<br />
Stellungnahmen<br />
Der Bayerische <strong>Forstverein</strong>, BFV, hat zu<br />
zwei gesetzlichen Vorhaben des Landes<br />
Stellung genommen.<br />
Zum Entwurf des Bayerischen Agrarwirtschaftsgesetzes<br />
(BayAgrarWigG) meint der<br />
BFV: Das Gesetz bedürfe dringend der Korrektur,<br />
um eine massive Benachteiligung<br />
der Forstwirtschaft und der Waldbesitzer<br />
zu verhindern, da die Beratung der privaten<br />
Waldbesitzer nur im AgrarWiG und nicht<br />
im Waldgesetz für Bayern geregelt wird.<br />
Der Verlust von Kernkompetenzen für eine<br />
subsidiäre betriebliche Beratung in der<br />
Forstwirtschaft hätte für die Beratung weitreichende<br />
Folgen. Es müsste nicht nur zur<br />
Klarstellung jeweils der Gesetzesbegriff<br />
»Agrarwirtschaft« in »Agrar- und Forstwirtschaft«<br />
ergänzt werden. Insbesondere<br />
dort, wo das Gesetz zwingend mit der »Ver-<br />
bundberatung« einen Kernbestand staatlicher<br />
Beratung voraussetze, gelte Gleiches<br />
für die Forstwirtschaft. Es sei breiter gesellschaftlicher<br />
Konsens, dass eine nachhaltige<br />
und naturnahe Bewirtschaftung<br />
der Wälder zum Gemeinwohl beitrage und<br />
nicht im Widerspruch dazu stehe. Dieser<br />
Kerngedanke müsse sich auch in den Formulierungen<br />
des Gesetzes wiederfinden<br />
lassen. Der Privatwaldberater (Revierförster)<br />
müsse betriebliche Kernkompetenzen<br />
behalten, wolle er bei den Waldbesitzern<br />
akzeptiert werden.<br />
In der Stellungnahme zur geplanten <strong>Nov</strong>ellierung<br />
der Körperschaftswaldverordnung<br />
(KWaldV) betont der BFV, dass der<br />
vorliegende Entwurf keinen wirklichen<br />
Fortschritt für die Forstwirtschaft darstellt.<br />
Vielmehr führe der Entwurf dazu,<br />
dass für ein Drittel der Kommunalwälder<br />
in Zukunft kein Forstwirtschaftsplan mehr<br />
erstellt werden müsse, weil in Zukunft ein<br />
»kleiner Wald« 100 Hektar und weniger<br />
groß sein müsse, um als klein zu gelten.<br />
Das mag eine Erleichterung für die Kommunen<br />
sein, bedeute aber in Wirklichkeit<br />
einen Rückschritt für die Bewirtschaftung<br />
dieser Wälder. Außerdem mahnt der BFV<br />
eine deutlichere Regelung zur beruflichen<br />
Qualifikation an. Die Kommunen seien<br />
zur vorbildlichen Waldbewirtschaftung<br />
verpflichtet, auf sie (wie auf alle anderen<br />
Waldbesitzer auch) kämen in Zukunft wegen<br />
des Klimawandels wichtige Aufgaben<br />
zu. Hierfür, so betont der BFV, bedürfe es<br />
auch in Zukunft fachlich gut ausgebildeten<br />
Personals in der Betriebsleitung wie -ausführung.<br />
BRANDENBURG<br />
Kontakt: Dr. Carsten Leßner, Waidmannspromenade<br />
7 in 14584 Schwielowsee, OT<br />
Wildpark-West. Email: LessnerC@aol.com<br />
Polen wichtiger Partner für BFV<br />
Nach vielen Jahren »wilder Ehe« wurde anlässlich<br />
einer mehrtägigen Fachexkursion<br />
der Landesforstverwaltung Brandenburg<br />
am 7. Oktober 2006 im Schloß Goluchow<br />
bei Poznán feierlich ein Kooperationsvertrag<br />
zwischen dem BFV (Brandenburgischen<br />
<strong>Forstverein</strong>) und der grenznahen<br />
Region Großpolen der Polnischen Forstgesellschaft<br />
unterzeichnet (siehe Foto).<br />
NOVEMBER | 2006 : proWALD 19
Darin wurde auf Basis der bisherigen Kontakte<br />
eine noch engere Zusammenarbeit<br />
vereinbart, um das Wissen über die natürliche<br />
Umwelt und den Wald zu vertiefen<br />
und gegenseitig Kultur und Heimatregion<br />
der Partner weiter kennenzulernen. Diese<br />
Rahmenvereinbarung, so der Wunsch<br />
beider Partner, soll durch abgestimmte,<br />
konkrete Einzelprojekte mit Leben erfüllt<br />
werden.<br />
Auf forstpolitischer Ebene pflegt der BFV<br />
mit starker Unterstützung des Landes<br />
Brandenburg die beruflichen und privaten<br />
Verbindungen von Forstleuten nach Polen.<br />
Aus diesen Verbindungen entstand im<br />
letzten Jahr auch eine deutsch-polnische<br />
Gemeinschaftsausstellung über Wilhelm<br />
Pfeil, dem Begründer der Eberswalder<br />
Forstwissenschaft, die über Eberswalde<br />
und Jelenia Góra nun anlässlich des Besuches<br />
des Brandenburgischen <strong>Forstverein</strong>s<br />
einen Stammplatz im zentralen polnischen<br />
Forstmuseum Goluchow gefunden hat.<br />
Prof. Klaus Höppner, Vorsitzender des BFV<br />
und im Hauptberuf Leiter der Landesforstanstalt<br />
Eberswalde, hofft auf eine intensive<br />
Zusammenarbeit mit den polnischen<br />
Nachbarn.<br />
Auf forstwissenschaftlichem Gebiet werden<br />
insbesondere zum Forstlichen Forschungsinstitut<br />
und zu der Universität<br />
Warszawa sowie der Universität Poznán<br />
und den grenznahen Forstdirektionen<br />
Szczezin und Zielona Góra enge Kontakte<br />
unterhalten. Zusammenarbeit und gemeinsame<br />
Forschung bestehen bereits<br />
im europäischen Projekt »Oakchain« zur<br />
Baumart Eiche, bei der Generhaltung der<br />
Schwarzpappel in den Nationalparken beiderseits<br />
der Oder, beim Waldschutz und<br />
20 proWALD : NOVEMBER | 2006<br />
+++ Telegramm aus den Ländern +++ +++<br />
Landesverbände aktuell<br />
auf dem Gebiet der Wildökologie und Jagd.<br />
Studentische Kontakte gibt es über die<br />
Fachhochschule Eberswalde, die inzwischen<br />
gemeinsam mit der Agraruniversität<br />
Warschau einen Master-Studiengang »Forest<br />
Information Technology« anbietet.<br />
Jan Engel, Eberswalde<br />
Brandenburger Försterbiografien<br />
Die Lebenswege<br />
und<br />
Leistungen<br />
von 145<br />
Forstleuten<br />
aus drei<br />
Jahrhunderten<br />
sind<br />
Inhalt des<br />
Buches »Im<br />
Dienst am<br />
Wald«.<br />
Brandenburgs Forstwirtschaft und Forstwissenschaft<br />
wurden maßgeblich von den<br />
Menschen geprägt, denen dieses Buch<br />
gewidmet ist. Die Erforschung dieser Geschichte<br />
ist für die Landesforstverwaltung<br />
nicht nur Vergangenheitsbewältigung,<br />
sondern auch Richtschnur für die Zukunft.<br />
In einem Land, in dem immer noch ein Drittel<br />
der Fläche Wald ist, ist Forstgeschichte<br />
kein abgelegenes Thema für Spezialisten,<br />
sondern ein wichtiger Teil der Landesgeschichte.<br />
Rund 30 Autoren haben an dem Buch<br />
mitgewirkt, das unter Federführung des<br />
Eberswalder Forsthistorikers Dr. Albrecht<br />
Milnik entstand. Nach Baden-Württemberg<br />
(1980), Hessen (1990), Bayern (1994),<br />
Niedersachsen (1998) und Mecklenburg-<br />
Unterzeichung des Kooperationsver-<br />
trages zwischen dem Brandenburgi-<br />
schen <strong>Forstverein</strong> (Vors. Prof. Klaus<br />
Höppner) und der Polnischen Forstge-<br />
sellschaft, Region Wielkopolski (Vors.<br />
Jerzy Flysikowski) im Festsaal des<br />
Schlosses Goluchow. (Foto: Jan Engel)<br />
Vorpommern (1999) hat Brandenburg nun<br />
als sechstes Bundesland eine Sammlung<br />
forstlicher Biografien. Im Almanach wurden<br />
nur Verstorbene aufgenommen. Die<br />
jüngere Vergangenheit ist damit kaum<br />
Thema. Die große Anzahl der Biografien<br />
zwang zur kurzen Darstellung der Lebenswege<br />
und Leistungen, doch ist zur Vertiefung<br />
weiterführende Literatur angegeben.<br />
Manche Biografien wurden aus dem Blickwinkel<br />
von Weggefährten und Nachkommen<br />
verfasst, was sicher einen besonderen<br />
Reiz ausmacht. Die Kapitel sind nicht<br />
alphabetisch, sondern zeitlich geordnet<br />
und mit einer Einleitung und ergänzendem<br />
Material versehen. So wird zugleich ein Bild<br />
der jeweiligen historischen Bedingungen<br />
und der Entwicklung der Forstwirtschaft<br />
vermittelt. Das Vorhaben wurde durch die<br />
Brandenburgische Historische Kommission<br />
gefördert und ist als erster Band einer<br />
Reihe »Brandenburgische Lebensbilder«<br />
ausgewählter Berufsgruppen gedacht.<br />
»Im Dienst am Wald« – Lebenswege und<br />
Leistungen Brandenburgischer Forstleute<br />
und um den Wald verdienter Männer.<br />
Von Albrecht Milnik (Hrsg. und Autor),<br />
ISBN 3-935638-79-5. 520 Seiten mit 120<br />
Abbildungen, 9 Karten und 14 Tabellen in<br />
schwarzweiß, Bezugspreis: 20 Euro, Verlag<br />
Dr. Kessel, URL: www.forstbuch.de<br />
Vorankündigung<br />
Gemeinsame Forstpolitische Jahrestagung<br />
am 14. Juni 2007 in Paaren-Glien.<br />
In gewohnter Weise wird der Prozess der<br />
Forstreform von den berufsständischen<br />
Vertretungen, Verbänden und Vereinen<br />
der Forstwirtschaft im Land Brandenburg<br />
konstruktiv begleitet. Dazu führen der<br />
Brandenburgische <strong>Forstverein</strong> e. V., der<br />
Landesverband Brandenburg des Bundes<br />
<strong>Deutscher</strong> Forstleute sowie die IG Bau-<br />
Agrar-Umwelt, Landesvertretung Brandenburg<br />
der Beamten und Angestellten<br />
in Forst und Naturschutz, gemeinsam mit<br />
dem MLUV eine Forstpolitische Jahrestagung<br />
durch. Diese findet am 14. Juni 2007<br />
in Paaren-Glien statt zum Thema »Wald,<br />
Forstwirtschaft, Förster und Gesellschaft<br />
– Wälder schaffen Wachstum«. Anlässlich<br />
der Tagung sollen durch namhafte Referenten<br />
Vorträge zu aktuellen Aspekten der<br />
Forstpolitik gehalten werden. Der Agrar-
und Umweltminister Dr. Dietmar Woidke<br />
hat seine Teilnahme und die Übernahme<br />
eines Vortrages zugesagt. Im Anschluss an<br />
den Vortragsteil ist eine Podiumsdiskussion<br />
vorgesehen, zu der u. a. auch die agrarpolitischen<br />
Sprecher der Landtagsfraktionen<br />
von SPD, CDU und PDS.Die Linken<br />
eingeladen wurden. Zur Forstpolitischen<br />
Jahrestagung 2007 laden wir Sie bereits<br />
jetzt recht herzlich ein. Prof. Dr. Klaus<br />
Höppner, Vorsitzender des Brandenburgischen<br />
<strong>Forstverein</strong>s e. V., André Jander,<br />
Vorsitzender des BDF-Landesverbandes,<br />
Jörg Müller, Vorsitzender der IG BAU-Landesvertretung.<br />
HESSEN<br />
Kontakt: Dr. Horst Gossenauer-Marohn,<br />
Wolfskaute 4 in 34359 Reinhardshagen.<br />
Email: hfv-gm@web.de<br />
MECKLENBURG-VORPOMMERN<br />
Kontakt: Axel Stein, Paulshöher Weg 1 in<br />
19061 Schwerin. Email: a.stein@lm.mvnet.<br />
de<br />
Jahrestagung und Hauptversammlung<br />
Dr. Manfred Schorcht wurde auf der Hauptversammlung<br />
am 12. September 2006 in<br />
Rostock–Sievershagen im Amt des Vorsitzenden<br />
bestätigt.<br />
Dem neuen Vorstand gehören weiterhin<br />
an: Als Stellvertreter Angela Wilke, Karl-<br />
Joachim Rave und Norbert Sündermann<br />
sowie als Geschäftsführer Axel Stein und<br />
als Schatzmeister Heiko Schulz. Ausgeschieden<br />
aus dem Vorstand ist Herr Peter<br />
Krüger. Im Kontrollausschuss arbeiten zukünftig<br />
weiterhin Heidrun Meitzner, Thomas<br />
Holst und Holger Kindt.<br />
Nach der Hauptversammlung sprach<br />
Oberlandforstmeister Sven Blomeyer, Vorstand<br />
der seit dem 1. Januar 2006 neu errichteten<br />
Landesforstanstalt Mecklenburg<br />
Vorpommern, über Ziele und Aufgaben der<br />
Forstverwaltung. Haupttenor: Die Bewirtschaftung<br />
des landeseigenen Waldes wird<br />
künftig, bei Wahrung einer nachhaltigen<br />
Wirtschaftsweise, stärker wirtschaftlichen<br />
Gesichtspunkten Rechnung tragen!<br />
Am Nachmittag führten Fachexkursionen<br />
zum Leitthema »Hütter Wohld und Heiligendamm-Wälder<br />
machen Geschichte« in<br />
das Forstamt Bad Doberan, also dorthin,<br />
+++ +++ aus Telegramm den Ländern +++ +++<br />
Landesverbände aktuell<br />
wo die 31. Jahresversammlung des Mecklenburgischen<br />
<strong>Forstverein</strong>s 1906 getagt<br />
hatte. Ein Besuch des Doberaner Münsters<br />
bildete den Abschluss.<br />
Vorstand <strong>Forstverein</strong> Mecklenburg Vorpommern<br />
NORDRHEIN-WESTFALEN<br />
Kontakt: Jörg Meißner, Brede 11 in 48231<br />
Warendorf. Email: forstverein.nrw@t-online.de<br />
NORDWESTDEUTSCHLAND<br />
Kontakt: Jochen Matthaei, Jagdschloss<br />
Springe in 31832 Springe. Email: jochen.<br />
matthaei@nfa-saupark.niedersachsen.de<br />
RHEINLAND-PFALZ – SAARLAND<br />
Kontakt: Birgitta Schneider, Friedrich-<br />
Ebert-Str. 14 in 67433 Neustadt/Weinstraße.<br />
Email: birgitta.schneider@sgdsued.<br />
rlp.de<br />
SACHSEN<br />
Kontakt: Dr. Siegfried Lange, Alois-Andritzki-Str.<br />
35 in 02625 Bautzen.<br />
Lehrfahrt<br />
Auf einer »Lehrfahrt«<br />
des Sächsischen <strong>Forstverein</strong>s<br />
(SFV) nach<br />
Westfalen wurden die<br />
Exkursionsteilnehmer<br />
herzlich von Forstdirektor<br />
Matzick, Vorsitzender<br />
des Landesforstvereins<br />
NRW, im Forstamt<br />
Driburg begrüßt, der<br />
auch die besonderen<br />
Waldverhältnisse im<br />
Industrieland NRW erläuterte.<br />
Besonders die<br />
urbane Forstwirtschaft<br />
war Thema des zweiten<br />
Tages: Im FoA Recklinghausen<br />
wurde das Projekt<br />
»Waldentwicklung<br />
auf Industriebrachen«<br />
vorgestellt, was vor allem<br />
für die Teilnehmer<br />
mit Rekultivierungsaufgaben<br />
im Braunkohlegebiet<br />
interessant war.<br />
Anschließend zeigten<br />
Forstleute des Regionalverbandes Ruhr<br />
Grün (RvR) Waldbilder im Ballungsraum<br />
der Kirchheller Heide nach bergbaulicher<br />
Einwirkung durch den Steinkohlebergbau.<br />
Im weiteren Verlauf wurden natürlich auch<br />
andere waldbauliche Flächen besichtigt.<br />
Nach erlebnisreichen 5 Exkursionstagen<br />
verabschiedete uns Herr Matzick nach einem<br />
rustikalen Imbiss. Unser Vorsitzender,<br />
Dr. Bergmann, dankte für die inhaltsreiche<br />
Lehrfahrt bei bestem Wetter und<br />
lud die Kollegen zum Gegenbesuch ein. Ein<br />
ausführlicher Exkursionsbericht ist im Internet<br />
unter Landesforstvereine auf www.<br />
forstverein.de nachzulesen.<br />
Dr. S. Lange, Vorsitzender des Sächsischen<br />
<strong>Forstverein</strong>s<br />
SACHSEN-ANHALT<br />
Kontakt: Jörg Borchardt, Hauptstr. 1 in<br />
06543 Friesdorf OT Rammelsburg. Email:<br />
j.borchardt@lpf.mlu.lsa-net.de<br />
THÜRINGEN<br />
Kontakt: Uli Klüßendorf, Camsdorfer Ufer<br />
37 in 07749 Jena. Email: kluessendorf.<br />
uli@forst.thueringen.de<br />
»Hier hilft die Natur<br />
den Menschen bei ihrer Trauer<br />
und der Wald kann<br />
so bleiben wie er ist.«<br />
Bitte kleben Sie diesen Coupon auf eine Postkarte und senden ihn an folgende Adresse:<br />
FriedWald GmbH . Im Leuschnerpark 3 . 64347 Griesheim<br />
Tel. 06155 848–100 . Fax 06155 848-111 . info@friedwald.de<br />
FriedWälder in Ihrer Nähe finden Sie unter www.friedwald.de<br />
Ich möchte mehr über<br />
FriedWald wissen, bitte<br />
schicken Sie mir<br />
Informationsmaterial an<br />
folgende Adresse:<br />
<strong>ProWald</strong>_11/2006<br />
Name<br />
Straße<br />
PLZ/Ort<br />
Telefon<br />
v.l.n.r.: Frauke Koch, Christine Große, Hanno Moldenhauer<br />
FCN-Meeting Spanien<br />
Der Geschäftsführer des DFV, Hanno Moldenhauer,<br />
nimmt regelmäßig an den Treffen<br />
des Forest Communicators Network (FCN)<br />
der FAO-ECE teil. Das Mandat der FAO für<br />
dieses Netzwerk wurde bis 2008 erteilt. Gastgeberland<br />
2006 war Spanien. Das Treffen<br />
fand im Umweltbildungs-Zentrum Valsain<br />
nahe Madrid statt. Ziel des FCN ist es, europaweit<br />
die Kommunikation des Forstsektors<br />
zu verbessern und hierfür Netzwerkstrukturen<br />
zu schaffen. Hierzu tauschen sich Kommunikationsexperten<br />
aus allen Ländern<br />
der ECE-Region (ECE=Ökonomische Kommission<br />
für Europa) einmal im Jahr aus. In<br />
Diskussionsrunden und Workshops werden<br />
Themen und Konzepte besprochen und<br />
ausgetauscht. Für den DFV, der sich auf Bundesebene<br />
als einer von wenigen Akteuren<br />
mit forstlicher Öffentlichkeitsarbeit befasst,<br />
gehen vom FCN wichtige Ideen und Impulse<br />
für seine Arbeit in Deutschland aus.<br />
Bundesverdienstkreuz für Ehrenpräsident<br />
Dr. Wolfgang Dertz<br />
Dem langjährigen Präsidenten (1990-2001)<br />
und Ehrenpräsidenten des DFV, Dr. Wolfgang<br />
Dertz, wurde am 17. September 2006<br />
in seiner Heimatstadt Eltville das Bundesverdienstkreuz<br />
verliehen.<br />
22 proWALD : NOVEMBER | 2006<br />
Göttinger Tagebuch<br />
In einer würdigen Feierstunde führte Dr.<br />
Walter Arnold als Lauda tor den Anwesenden<br />
nochmals das Engagement vor Augen,<br />
mit dem Dertz stets die Dinge angepackt<br />
und umgesetzt hat. Ob im Beruf für die<br />
Forstwirtschaft kämpfend oder sich im Ehrenamt<br />
in zahlreichen Präsidenten- und Vorstandsämtern<br />
für wichtige Ziele einset zend,<br />
immer widmete sich Dertz den Anliegen mit<br />
vollem Einsatz. Beharr lich in der Sache, ideenreich<br />
in der Umsetzung und – wie es ein<br />
Redner treffend formulierte – immer als Gentle<br />
man: freundlich und fair.<br />
DFV-Präsident Dr. Anton Hammer würdigte<br />
in seiner Ansprache die Verdienste von<br />
Dr. Dertz für den DFV. Insbesondere sind hier<br />
unter anderem die Integration der ostdeutschen<br />
<strong>Forstverein</strong>e in den DFV, die Schaffung<br />
einer eigenständigen DFV-Geschäftsstelle,<br />
die Erfindung der Kinderheftreihe Ceo Zwo<br />
und schließlich die Gründung der Dienstleistungsgesellschaft<br />
ID Wald zu nennen.<br />
Insgesamt bemerkenswert wa ren die<br />
durchweg sehr persönlichen Worte, mit denen<br />
die Redner die Leistungen von Dertz gewürdigt<br />
haben. So wurde deutlich, dass hier<br />
niemand einen Pflichttermin wahrnahm<br />
und wie sehr die Anwe senden die Person<br />
Wolfgang Dertz schätzen.<br />
In seiner unnachahmlichen Art be dankte<br />
sich der so Geehrte für die hohe Auszeichnung,<br />
über die er sich von Herzen freute,<br />
und kam für sich zu dem Schluss, dass er bei<br />
all den netten Worten doch ein feiner Kerl<br />
sein muss. Stimmt!<br />
Präsidiumssitzung<br />
Im September traf sich das Präsidium des<br />
DFV. Wesentliche Inhalte der Besprechung<br />
waren die Vorbereitung der Jahrestagung<br />
2007 in Baden-Baden und die Entscheidung<br />
über ein Transferprojekt mit der Russischen<br />
Föderation. Letzteres musste aufgrund von<br />
unausräumbaren Problemen zunächst auf<br />
unbestimmte Zeit verschoben werden.<br />
von Hanno Moldenhauer, GF des DFV<br />
EFN-Meeting Estland<br />
Das EFN (European Forestry Network) ist das<br />
Netzwerk der europäischen <strong>Forstverein</strong>e.<br />
Im jährlichen Wechsel laden die <strong>Forstverein</strong>e<br />
zu einem Gedanken- und Erfahrungsaustausch.<br />
2006 fand das Treffen im Forstzentrum<br />
Sagadi (Nationalpark Lahemaa)<br />
des Estnischen Staatsforstbetriebes statt.<br />
Wesentliches Thema waren die Diskussion<br />
über den europäischen Forst-Aktions-Plan<br />
und seine Auswirkungen auf die Mitgliedsstaaten.<br />
Die EFN-Mitglieder begrüßten den<br />
Forstaktionsplan und werden sich für die<br />
nationale Erreichung seiner Ziele einsetzen.<br />
Auch wurde der neu gegründete Europäische<br />
Staatsforstverband (EUSTAFOR) von<br />
seinem zukünftigen Geschäftsführer Erik<br />
Kosenkranius vorgestellt. Der 35-Jährige<br />
war bis dato Leiter der Forstabteilung des<br />
Estnischen Umweltministeriums. Bei EUS-<br />
TAFOR ist Deutschland derzeit nur mit vier<br />
Landesbetrieben vertreten. Ein wesentliches<br />
Ergebnis des Treffens war der Entschluss,<br />
zukünftig die transnationale Kommunikation<br />
der EFN-Mitglieder über eine zentrale<br />
Internetseite abzubilden. Es gelang, die Domain<br />
www.forestry.eu hierfür zu sichern.<br />
2007 wird der DFV das EFN-Meeting in<br />
Deutschland ausrichten.<br />
Länderbeiratssitzung<br />
Mitte Oktober traf sich der Länderbeirat des<br />
DFV zu seiner traditionellen Herbstsitzung<br />
in Kassel. Themen der Sitzung waren u. a. die<br />
Jahrestagung 2007, die Haushaltsplanung<br />
2007, die Neubesetzung der DFV-Sitze in<br />
den DFWR-Ausschüssen und die zukünftige<br />
Finanzierung des DFV. Zu letzterem Punkt<br />
wurde eine Arbeitsgruppe unter Leitung des<br />
DFV-Vizepräsidenten Günter Kathol einberufen,<br />
die bis zum Frühjahr 2007 ein zukunftsfähiges<br />
Konzept erarbeiten soll.<br />
Selbstverständlich gab es auch das erste<br />
offizielle Resümee zum neuen Magazin<br />
»proWALD«. Alle Beteiligten freuen sich<br />
über das sehr gute Ergebnis, dass in so kur
zer Zeit erzielt werden konnte. Die positiven<br />
Reaktionen der Leserschaft bestätigen uns,<br />
den richtigen Weg eingeschlagen zu haben.<br />
Wir freuen uns auf viele weitere Ausgaben.<br />
PAWS-Meeting Finnland<br />
Ende Oktober fand in Helsinki das vorletzte<br />
Arbeitstreffen der PAWS-Projektgruppe<br />
statt. Im PAWS-Projekt wird ein waldpädagogisches<br />
Fortbildungskonzept erarbeitet.<br />
Der DFV ist u. a. Evaluator des Projektes.<br />
Dieses befindet sich seit dem Sommer 2006<br />
in der Erprobungsphase des zuvor erarbeiteten<br />
Kurskonzeptes für Förster. In Helsinki<br />
wurden die Ergebnisse der Testphase diskutiert<br />
und deren Auswirkungen auf das entwickelte<br />
Konzept und die dazugehörigen<br />
Arbeitsmaterialien erörtert.<br />
Im März 2007 wird das Projekt abgeschlossen<br />
sein, und die Ergebnisse werden<br />
im Rahmen einer öffentlichen Präsentation<br />
in der Forstschule Ort/Gmunden in Österreich<br />
vorgestellt.<br />
Entscheidung mit „Waidblick“:<br />
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Neuer Internetauftritt des DFWR<br />
Die ID Wald GmbH des DFV hat den<br />
Zuschlag für die Neugestaltung der<br />
Internetseiten des Deutschen Forstwirtschaftsrates<br />
erhalten. In einem<br />
zweistufigen Umsetzungsplan wird bis Jahresende<br />
2006 zunächst der öffentliche Teil der<br />
Homepage fertiggestellt. Im Anschluss<br />
daran wird bis Frühjahr 2007 auch der<br />
interne Teil online sein. Durch die neuen<br />
Seiten wird die interne Kommunikation<br />
der DFWR-Gremien mithilfe des datenbankgestützten<br />
nichtöffentlichen Teils<br />
wesentlich erleichtert und verbessert<br />
werden. Ein attraktiver Pressebereich<br />
rundet die neue Seite ab und optimiert<br />
die Medien-Kommunikation des DFWR.<br />
Die Wahrnehmung des DFWR als Spitzenverband<br />
des Forstsektors wird mit diesem<br />
Schritt weiter gestärkt.<br />
Treffen mit dem Polnischen <strong>Forstverein</strong><br />
(siehe Seite 16)<br />
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dfv/intern/gothaer/haftpflicht/beitrittsformular,<br />
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auf Anfrage gerne zu: Tel.: 0551/37962-65,<br />
Fax: -37 oder info@forstverein.de<br />
„Wenig überraschend ist,<br />
dass die Gothaer ihren<br />
Spitzenplatz behauptet.“<br />
49 Jagdhaftpflichtversicherungen<br />
im Vergleich<br />
Ausgabe 10/2006
Das Urteil und seine Hintergründe<br />
Der Europäische Gerichtshof (EuGH)<br />
hat Deutschland wegen unvollständiger<br />
Umsetzung der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie<br />
(FFH-RL) am 10.01.2006<br />
rechtskräftig verurteilt. Eine Umsetzung<br />
dieses Urteils in das Bundesnaturschutzgesetz<br />
hätte für die Forstwirtschaft gravierende<br />
negative Folgen. Vor jeder<br />
forstwirtschaftlichen Maßnahme wie<br />
z. B. der Fällung eines Baumes müsste geprüft<br />
werden, ob Fortpflanzungs- oder<br />
Ruhestätten der nach Anhang IV der<br />
FFH-RL genannten Arten oder Lebensräume<br />
beeinträchtigt werden könnten.<br />
Damit ist die ordnungsgemäße Bewirtschaftung<br />
der Wälder – wie diese seit<br />
Generationen von Waldbesitzern und<br />
Forstleuten erfolgreich durchgeführt<br />
wird – gefährdet. Der Forstwirtschaft droht<br />
ein riesiger bürokratischer, unkalkulierbarer<br />
Prüfungsaufwand mit hohen Kosten, der in<br />
der Praxis nicht umzusetzen ist.<br />
Im Mittelpunkt des EuGH-Urteils steht<br />
die Feststellung, dass die besonders geschützten<br />
Tierarten des Anhangs IV der<br />
FFH-RL nicht ausreichend durch das nationale<br />
Recht geschützt werden. Laut dem<br />
Urteil der Richter ist die sogenannte artenschutzrechtlicheLandwirtschaftsklausel<br />
(§ 43 Abs. 4 Bundesnaturschutzgesetz)<br />
nicht mit der FFH-RL in Einklang zu bringen.<br />
Gemäß der Landwirtschaftsklausel im<br />
Bundesnaturschutzgesetz sind land- und<br />
forstwirtschaftliche Bodennutzungen ausgenommen,<br />
soweit sie den Grundsätzen der<br />
guten fachlichen Praxis entsprechen und soweit<br />
hierbei die Arten und ihre Nist-, Brut-,<br />
Wohn- und Zufluchtstätten nicht absichtlich<br />
beeinträchtigt werden. Im Vergleich dazu<br />
verbietet die FFH-RL in Art. 12 Abs. 1 Ziff. D<br />
jegliche und damit auch die unbeabsichtig-<br />
Urteil des EuGH:<br />
Ist die Waldbewirtschaftung<br />
durch die Umsetzung der<br />
FFH-Richtlinie gefährdet?<br />
24 proWALD : NOVEMBER | 2006<br />
te Schädigung der Fortpflanzungs- und Ruhestätten.<br />
Und das nicht nur in den durch<br />
Schutzverordnung ausgewiesenen FFH-Gebieten,<br />
sondern in allen Waldflächen.<br />
In Deutschland kommen insgesamt 103<br />
Tierarten und 28 Pflanzenarten vor, die in<br />
Anhang IV geführt werden. Etwa ein Drittel<br />
davon hat ihren Verbreitungsschwerpunkt in<br />
forstwirtschaftlich genutzten Bereichen, wie<br />
z. B. viele Fledermausarten. Deutschland ist<br />
verpflichtet, das Urteil bis zum 31.12.2007<br />
umzusetzen.<br />
Forstwirtschaft bekennt sich zur<br />
Sicherung der Artenvielfalt<br />
Wälder gehören zu den wertvollsten großflächigen<br />
Landökosystemen Europas. Sie<br />
entfalten vielfältige Schutz- und Erholungswirkungen<br />
und sind Lebensraum der heimischen<br />
Fauna und Flora. Der Deutsche<br />
Forstwirtschaftsrat (DFWR) bekennt sich<br />
vorbehaltlos zum Grundanliegen der Sicherung<br />
der Artenvielfalt durch die Erhaltung<br />
der natürlichen Lebensräume sowie der<br />
wildlebenden Tiere und Pflanzen im<br />
Rahmen des ökologischen Netzes »Natura<br />
2000«.<br />
Die deutsche Forstwirtschaft ist<br />
bereit, sich der hieraus erwachsenden<br />
Verantwortung zu stellen und ihren Beitrag<br />
zu leisten. Sie sieht jedoch auch zunehmende<br />
Probleme in der Umsetzung<br />
der FFH- und Vogelschutzrichtlinie, die<br />
geeignet sind, deren Akzeptanz insgesamt<br />
in Frage zu stellen. Dazu trägt das<br />
EuGH-Urteil vom 10.01.2006 entscheidend<br />
bei.<br />
Vor diesem Hintergrund hat die<br />
DFWR-Mitgliederversammlung am<br />
13.06.2006 im Rahmen der Jahrestagung<br />
2006 in Schmallenberg dazu folgende<br />
Resolution beschlossen:<br />
1. Der DFWR fordert die Bundesregierung<br />
auf, sich dafür einzusetzen, dass FFH- und<br />
Vogelschutz-RL umgehend geändert und<br />
auf das wirklich notwendige Maß zurückgeführt<br />
werden. Die ordnungsgemäße Bewirtschaftung<br />
der Wälder muss fortgesetzt<br />
werden können. Zusätzliche gesetzliche<br />
und administrative Bewirtschaftungsvorgaben<br />
werden abgelehnt.<br />
2. Der DFWR fordert das BMU auf, die<br />
Ausnahmemöglichkeiten des Art. 16 der<br />
FFH-RL zur Erhaltung und Sicherung einer<br />
ordnungsgemäßen Forstwirtschaft<br />
umfassend auszuschöpfen.<br />
3. Der DFWR fordert, das in Artikel 12 der<br />
FFH-RL vorgesehene Schutzsystem nicht<br />
auf ordnungsrechtlichem Wege, sondern<br />
durch Artenschutzprogramme, praxisorientierte<br />
Maßnahmen und bevorzugt<br />
durch Maßnahmen des Vertragsnaturschutzes<br />
sicherzustellen.<br />
4. Mehraufwendungen und Mindererträge<br />
müssen kompensiert werden.
Kurzfristige Änderung des<br />
Bundesnaturschutzgesetzes<br />
Zur Umsetzung des Urteils ist kurzfristig<br />
eine Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes<br />
geplant. Ein erster Gesetzentwurf<br />
soll bis Ende Oktober 2006 vorliegen. Während<br />
der Naturschutz die Einführung von<br />
sogenannten Bewirtschaftungsstandards<br />
fordert (strenge Bewirtschaftungsvorgaben<br />
für Lebensräume, in denen Anhang IV-Arten<br />
vorkommen), lehnt der DFWR diesen<br />
ordnungsrechtlichen Ansatz ab. Statt dessen<br />
spricht er sich mit der o. a. Resolution für<br />
praxisorientierte Maßnahmen im Rahmen<br />
von Artenschutzprogrammen mit dem Instrument<br />
des Vertragsnaturschutzes aus.<br />
Der EuGH hat der Bundesregierung einen<br />
engen Zeitraum für die Umsetzung des<br />
Urteils eingeräumt. Im Herbst 2006 sollen<br />
die Ressortabstimmung und die Verbändeanhörung<br />
stattfinden. Im Januar will das<br />
Kabinett den Gesetzentwurf einbringen,<br />
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oder per Post an: DFV, Büsgenweg 1, 37077 Göttingen<br />
der dann im Juli 2007 im Bundestag und im<br />
Oktober 2007 im Bundesrat verabschiedet<br />
werden soll.<br />
Mittelfristige Harmonisierung von<br />
FFH- und Vogelschutzrichtlinie<br />
erforderlich<br />
Gemeinsames Ziel von FFH- und Vogelschutz-Richtlinie<br />
(V-RL) ist es, ein dauerhaftes<br />
Netzwerk von Schutzgebieten im europäischen<br />
Maßstab (»Natura 2000«) zu schaffen.<br />
Dieses Ziel soll ausdrücklich unter Berücksichtigung<br />
der wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen<br />
Anforderungen sowie der<br />
regionalen und örtlichen Besonderheiten<br />
erreicht werden. Beim Vollzug treten – vom<br />
Richtliniengeber nicht vorgesehene und<br />
auch nicht beabsichtigte – Schwierigkeiten<br />
auf. Diese sind in den Einzelregelungen und<br />
der sich daraus entwickelnden Interpretation<br />
von Vorschriften sowie daraus folgend durch<br />
die Rechtsprechung des EuGH begründet.<br />
Vom Zauber alter Bäume 2007<br />
FFH-URTEIL<br />
Das Auseinanderfallen der Regelungsbereiche<br />
beruht allein auf historischen Gründen.<br />
Die V-RL stammt aus dem Jahre 1979,<br />
die FFH-RL aus dem Jahre 1992. Das Schutzregime<br />
der V-RL ist nur in Ansätzen in die<br />
spätere FFH-RL integriert worden. So bestehen<br />
in vielen Fällen auf derselben Fläche die<br />
Schutzgebietskategorien Vogelschutz und<br />
FFH nebeneinander. Mittelfristig ist es daher<br />
erforderlich, die Richtlinien im Hinblick auf<br />
eine einheitliche Rechtsgrundlage weiter zu<br />
harmonisieren und damit sachgerechte Entscheidungsprozesse<br />
für alle Mitgliedstaaten<br />
zu ermöglichen. Der von der Europäischen<br />
Kommission angekündigte Review der FFH-<br />
Richtlinie kann dazu ein erster Ansatz sein.<br />
n<br />
Text: Stephan Schütte, Geschäftsführer<br />
<strong>Deutscher</strong> Forstwirtschaftsrat<br />
Foto: Heidrun Koch<br />
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»Die Fotos zeigen Natur voller Kraft und Schönheit, voller Weisheit und Mystik.«<br />
(Gartenfreund)<br />
• Zwölf ehrwürdige alte Baumriesen präsentieren sich in ihrer ganzen Imposanz<br />
und Schönheit<br />
• Heinz Wohner hat sie in Deutschland aufgespürt und fotografiert<br />
• Anschließend hat er die Schwarzweiß-Fotografien kunstvoll von Hand koloriert<br />
• Erneut einer der beliebtesten DuMont-Kalender des vergangenen Jahres<br />
NOVEMBER | 2006 : proWALD 25
Nordrhein-Westfalen<br />
Vor dem Hintergrund, dass oberste Priorität<br />
für die Zukunft des Landes NRW<br />
die Konsolidierung des Haushalts sowie<br />
Investitionen in Kinder und Jugend<br />
haben sollen, sieht die seit Mai 2005<br />
neu gewählte Landesregierung (Koalition<br />
aus CDU und FDP) folgende Probleme<br />
bzw. Herausforderungen für das<br />
forstliche Handeln in NRW:<br />
• Immer größer werdender Holzbedarf.<br />
• Versorgung der Holz verarbeitenden Industrie<br />
mit heimischem Holz ist problematisch<br />
bei vorhandenen erheblichen<br />
Holzvorratsreserven.<br />
• Die Kleinstrukturen beim Waldbesitz in<br />
NRW passen nicht zur Struktur der auf<br />
einem globalen Markt agierenden Holzwirtschaft.<br />
• Zuschussbedarf des Landesbetriebs Wald<br />
und Holz NRW ist zu hoch (derzeit ca. 48<br />
Mio. Euro pro Jahr). Diese Transfererträge<br />
müssen deutlich gesenkt werden.<br />
26 proWALD : NOVEMBER | 2006<br />
Der Landesbetrieb<br />
Folgende wesentliche Lösungsansätze<br />
wurden am 05. 09. 2006 im Landeskabinett<br />
beschlossen:<br />
• Eckpunkt: An dem seit 1969 bestehenden<br />
Modell der Einheitsforstverwaltung wird<br />
weiterhin festgehalten.<br />
Denn: Die Mobilisierung des zurzeit überdurchschnittlich<br />
nachgefragten Rohstoffes<br />
Holz (sowohl zur stofflichen und energetischen<br />
Nutzung als auch zur Kraftstofferzeugung)<br />
macht angesichts der zersplitterten<br />
Strukturen als Folge des überwiegenden<br />
Kleinstprivatwaldbesitzes in NRW eine<br />
landeseinheitlich handelnde Organisation<br />
nötig.<br />
• Eckpunkt: Eine Kommunalisierung der<br />
Landesforstverwaltung bietet für NRW<br />
keine Vorteile und wird daher nicht verfolgt.<br />
Denn: Die gegebene inhomogene Waldflächenverteilung<br />
bei extremer Gemengelage<br />
der verschiedenen Waldbesitzarten in NRW<br />
würde in Kombination mit 54 vorhandenen<br />
Kreisen und kreisfreien Städten zu Effizienzverlusten<br />
und einer Schwächung der Leistungsfähigkeit<br />
der Forst- und Holzwirtschaft<br />
infolge weiterer Zersplitterung führen.<br />
• Eckpunkt: Die Privatisierung von Aufgaben<br />
der Landesforstverwaltung kann Vorteile<br />
bieten.<br />
Denn: Privatisierung bedeutet zwangsläufig<br />
eine stärkere Ausrichtung auf wirtschaftlichen<br />
Erfolg an den Märkten durch Wettbewerb.<br />
• Eckpunkt: Eine Rückkehr des Landesbetriebs<br />
zur Landwirtschaftskammer NRW<br />
wird zurzeit nicht verfolgt.<br />
Denn: Die Privatisierungspotenziale beim<br />
Landesbetrieb sollen zeitnah ausgeschöpft<br />
werden können.<br />
Wald und Holz<br />
wird umgebaut<br />
Einzelbeschlüsse:<br />
1. Optimierung des forst- und holzwirtschaftlichen<br />
Verwaltungsapparates, also des<br />
Landesbetriebs Wald und Holz NRW, durch<br />
Abbau von Hierarchien und Standorten bei<br />
Erhaltung des Flächenbezugs zum Wald<br />
(Präsenz in der Fläche). Dazu gehören:<br />
• Neuorganisation der Zentrale des Landesbetriebs<br />
durch Gliederung in Fachbereiche<br />
statt Abteilungen bei gleichzeitiger<br />
Personalreduktion auf ca. 6 % des Gesamtpersonalstandes<br />
• Wegfall des Inspektionssystems<br />
• Integration der forstlichen und jagdlichen<br />
Aufgaben aus LÖBF und LEJ in den Landesbetrieb<br />
• Verlegung des Sitzes des Landesbetriebs<br />
im Rahmen der Verwaltungsstrukturreform<br />
der gesamten Landesverwaltung<br />
nach Arnsberg<br />
• Reduktion der Außenstellen (Forstämter)<br />
von 35 auf 15 bei gleichzeitiger Neuabgrenzung<br />
nach objektiven fachlichen Kriterien<br />
• Reduktion der Forstbetriebsbezirke (»Reviere«)<br />
von 358 auf 300, wobei die Zahl<br />
der Staatswaldreviere überproportional<br />
sinken soll. Die endgültige Revierabgrenzung<br />
wird durch den Landesbetrieb unter<br />
Mitwirkung der neuen Forstamtsleiter<br />
erfolgen<br />
• Neuorganisation der Finanzbuchhaltung<br />
einschl. der Kosten- und Leistungsrechnung,<br />
Aufbau Controlling<br />
2. Reduzierung der Transfererträge an den<br />
Landesbetrieb um ca. 13 Mio. Euro bis 2010<br />
durch Rückführung des Personalbestandes<br />
und Umstellung der Förderung in der Betreuung<br />
der Waldbesitzer.
3. Rückführung des Personalbestandes von<br />
1.078 auf 930 Beschäftigte. Es gibt jedoch<br />
keine Kündigungen. 148 Beschäftigte werden<br />
in einem zusätzlichen Geschäftsfeld<br />
des Landesbetriebs als »Initiative Pro Wald<br />
(IPW)« geführt, das satzungsgemäße Aufgaben<br />
in attraktiven Aufgabenfeldern des Landesbetriebs<br />
ausführt. Für die Bediensteten<br />
in der IPW bleibt eine Rückkehrmöglichkeit<br />
in den Landesbetrieb bestehen.<br />
4. Umstellung der bisher dem Privat- und<br />
Kommunalwald gewährten indirekten Förderung<br />
in der Betreuung in eine direkte<br />
Förderung. Die entfallenden Transfererträge<br />
müssen vom Landesbetrieb durch Einnahmen<br />
ausgeglichen werden, die aus dem<br />
Einwerben entsprechender Betreuungsverträge<br />
mit Waldbesitzern – unter Beachtung<br />
des Wettbewerbsrechts – fließen.<br />
5. Erhöhung der Einnahmen im landeseigenen<br />
Forstbetrieb durch Steigerung des Holzeinschlags<br />
und Ausschöpfen der Privatisierungspotenziale<br />
(z. B. Holzverkauf auf dem<br />
Stock, Erhöhung der Verpachtungsquote bei<br />
der Jagd, Forsteinrichtung) sowie Akquirierung<br />
neuer Geschäftsfelder und Ausweitung<br />
der Dienstleistungsangebote im Rahmen<br />
der Satzung.<br />
Aus meiner Sicht als Vorsitzendem des<br />
<strong>Forstverein</strong>s für NRW begrüße ich ausdrücklich<br />
das Festhalten am System der Einheitsforstverwaltung,<br />
in dem die Aufgaben<br />
der Bewirtschaftung des Staatswaldes, der<br />
Betreuungsdienstleistungen und der forstbehördlichen<br />
Tätigkeiten in einer Hand des<br />
Landesbetriebs Wald und Holz bleiben. Dieses<br />
System hat sich unter den spezifischen<br />
NRW-Bedingungen seit über 30 Jahren bewährt.<br />
Genauso begrüße ich, dass Kommunalisierung<br />
oder Rückkehr zur Landwirtschaftskammer<br />
nicht verfolgt werden.<br />
Die Aussage, der Zuschussbedarf des<br />
Landesbetriebs sei zu hoch, muss m. E. jedoch<br />
stark relativiert werden, wenn man die<br />
große Herausforderung der Holzmobilisierung<br />
zur sicheren Versorgung der Bevölkerung<br />
und der heimischen Holzindustrie mit<br />
dem wertvollen nachwachsenden Rohstoff<br />
Holz vor dem Hintergrund der Kleinstrukturen<br />
beim Waldbesitz in NRW sieht.<br />
Bei Licht betrachtet, sind die absoluten<br />
Einsparmöglichkeiten für den Landeshaushalt<br />
in der Forstverwaltung mit rd. 13 Mio.<br />
NÄCHSTE FORSTREFORM IN NRW<br />
Euro doch eher gering, erst recht angesichts<br />
der hohen gesellschaftlichen Bedeutung der<br />
Wälder für die Daseinsvorsorge (Wasserfilter,<br />
grüne Lunge, Kleinklima-Regulator, Bodenstabilisator,<br />
Refugium und Lebensraum<br />
für zahllose Tier- und Pflanzenarten, Erholungs-<br />
und Sportraum, Produktionsstätte<br />
für unseren wichtigsten nachwachsenden<br />
Rohstoff Holz). Angesichts der Klimaveränderungen<br />
und der erforderlichen Anpassungs-<br />
und Vorbeugemaßnahmen in der<br />
Waldbehandlung steigt diese Bedeutung<br />
noch erheblich.<br />
Ein professionelles Wald-Management,<br />
wie es derzeit im Landesbetrieb Wald und<br />
Holz NRW betrieben wird, kann sich die<br />
NRW-Bevölkerung mit einem Betrag von<br />
2,70 Euro pro Kopf leisten (aktueller Gesamtzuschussbedarf<br />
für den Landesbetrieb,<br />
umgelegt pro Kopf der NRW-Bevölkerung).<br />
Diesen Betrag dürfte jeder Bürger bereit<br />
sein, für den Wald auszugeben – also dürfte<br />
die Politik ihn auch beruhigt aus Steuermitteln<br />
ausgeben, ohne Kritik der Wählerschaft<br />
befürchten zu müssen – wenn diese Zusammenhänge<br />
dem Wähler veranschaulicht<br />
werden.<br />
Und sehen wir die Privatisierung nicht<br />
als Allheilmittel! Vor allem nicht kurzfristig<br />
gewaltsam über das Knie gebrochen<br />
…<br />
Ich bin dafür, den Waldbesitzern als Kunden<br />
noch bessere maßgeschneiderte Angebote<br />
der forstlichen Betreuung anzubieten, ohne<br />
sie zu bevormunden – also »Hilfe zur Selbsthilfe«<br />
im echten Wortsinn anzubieten. Dabei<br />
habe ich auch keine Angst vor konkurrierenden<br />
privaten Angeboten. In verschiedenen<br />
Fällen wäre mehr Initiative der Waldbesitzer<br />
hilfreich. Durch Verbesserung der Leistungsfähigkeit<br />
der forstlichen Zusammenschlüsse<br />
und entsprechende Gestaltung der Entgelte<br />
für Dienstleistungen des Landesbetriebs<br />
kann dies gefördert werden. Auf diesem Weg<br />
sind bereits Pilotprojekte begonnen.<br />
Aber »schütten wir das Kind nicht mit<br />
dem Bade aus«!<br />
Wir sollten gut funktionierende Strukturen<br />
der Holzbereitstellung und –vermarktung<br />
erhalten im Zusammenwirken von<br />
Waldbesitzern, Forstbetriebsgemeinschaften<br />
und betreuenden Forstämtern jedenfalls<br />
bis sich etwas Besseres etabliert hat!<br />
Wichtigster Pfeiler dieses Systems zur<br />
kontinuierlichen Bereitstellung der nach-<br />
haltig zuwachsenden Holzmengen ist und<br />
bleibt der »Förster auf der Fläche«. Deshalb<br />
muss die Zahl der Reviere unangetastet bleiben.<br />
Der Überbau der Forstämter war nach<br />
unserer letzten Organisationsreform 1995<br />
in seiner Größe etwas überproportional<br />
geblieben, maßvolle Anpassungen sind also<br />
durchaus sinnvoll. Wer allerdings meint,<br />
allein mit einer ausreichenden Zahl von<br />
Förstern »liefe der Laden«, irrt. Wichtige Koordinierungs-<br />
und Führungsaufgaben, Kontakte<br />
zu den übrigen Behörden etc. müssen<br />
auf den Forstämtern geleistet werden. Mit<br />
der Anzahl 14 (ohne Nationalpark-Forstamt)<br />
ist jetzt allerdings, vor allem in waldärmeren<br />
Regionen, eine Flächenausdehnung<br />
der einzelnen Forstämter verbunden, die<br />
jenseits aller Rechenarithmetik – auch bei<br />
aller Datenübertragungstechnik – wegen<br />
der zu überbrückenden Entfernungen einfach<br />
nicht mehr effizient ist (z. B. FA Münsterland:<br />
80.000 ha Waldfläche zwischen<br />
Bocholt, Beckum, Datteln und Rheine). Die<br />
durchschnittliche hoheitlich zu bearbeitende<br />
Waldfläche je Forstamt steigt von ca.<br />
26.700 ha auf ca. 65.000 ha. Hier wurde kräftig<br />
über das Ziel hinaus geschossen.<br />
Viel zu kurz kommt mir in der bisherigen<br />
Diskussion das Thema »Umweltbildung<br />
im Wald«. Angesichts der in der Pisa-Studie<br />
und im Jugendreport Natur nun schon über<br />
Jahre deutlich gewordenen Misere des Naturverständnisses<br />
bei unseren Kindern und<br />
Jugendlichen sind ausreichende Personalkapazitäten<br />
für waldpädagogische Aktivitäten<br />
der Forstverwaltung wichtiger denn je.<br />
Gerade bei der Priorisierung von Investitionen<br />
in Kinder und Jugend durch die<br />
Landesregierung bieten sich gemeinsame<br />
Projekte mit der Schulverwaltung an, z. B.<br />
im Bereich der Offenen Ganztags-Grundschule.<br />
n<br />
Text: Jörg Matzick ist Vorsitzender des<br />
<strong>Forstverein</strong>s NRW und war bis 2005<br />
17 Jahre Leiter eines Betreuungsforstamtes<br />
im Sauerland.<br />
NOVEMBER | 2006 : proWALD 27
28 proWALD : NOVEMBER | 2006<br />
Forst-Graffiti<br />
Wilde Sprühmalereien – Graffiti – begegnen<br />
uns tausendfach auf den Beton-, Stahl- und<br />
Glasfassaden unserer Städte. Urheber sind<br />
meist junge Leute aus der sogenannten Hip-<br />
Hop-Szene. Die Sprayer suchen den kreativen<br />
»Kick«, Selbstverwirklichung und das<br />
Gefühl, jemand zu sein. Ob die Graffiti nur<br />
hässlich oder künstlerisch wertvoll sind, in<br />
ihrer ungeheuren Menge »verschandeln« sie<br />
viele Stadtbilder.<br />
Forstleute sind natürlich keine Sprayer:<br />
Sie bewirtschaften Forstbetriebe und produzieren<br />
Holz. Dazu besprühen sie – weniger<br />
vor Begeisterung als für die Produktion<br />
– grell leuchtend und sekundenschnell herauszuschlagende<br />
Bäume, Z-Stämme, Polter,<br />
Rückegassen, Selbstwerberlose und vieles<br />
mehr. Keinesfalls gibt ihnen das Sprühen einen<br />
»Kick«, und das Gefühl, jemand zu sein,<br />
ist ihnen sowieso in die Wiege gelegt, oder?<br />
Und wie ist das mit dem »Verschandeln« des<br />
Waldbildes?<br />
Viele Mitbürger empfinden es so. Eher<br />
sensible Charaktere, die den Wald nicht als<br />
»Forstbetrieb« sehen wollen, sondern als<br />
»Natur«; die alte Eiche nicht als Biotopbaum,<br />
sondern als Mitgeschöpf, als Bruder Baum.<br />
Wald ist der letzte Raum, wo man in die Natur<br />
eintauchen kann – mit allen Sinnen – so<br />
wirbt die Waldpädagogik. Ist er noch oder<br />
war er?<br />
Unsere große Schwester in der Familie<br />
der Primärproduzenten, die Landwirtschaft,<br />
hat sich schon lange von derartigen Sentimentalitäten<br />
verabschiedet: Dort bekommt<br />
jedes Kalb bei der Geburt zwei EU-genormte,<br />
bahnwärtertafelgroße Plastikohrmarken,<br />
mit denen es uns zuwinkt, sofern es das
Glück hat, auf einer (elektrisch gesicherten)<br />
Weide grasen zu dürfen. Fleischerzeugung<br />
für den Verbrauchermarkt – oder Leben?<br />
Immer gab es auch im Wald menschliches<br />
Wirken, aber dieses erschien nicht dominant.<br />
Die Waldnatur wirkte eigenständig,<br />
nur wenig vom Menschen gelenkt, keinesfalls<br />
unterjocht. Tempi passati – Vergangenheit?<br />
Im öffentlichen Empfinden verschiebt<br />
sich derzeit das Kräfteverhältnis. Gewaltige<br />
Holzeinschläge und schwere Maschinen<br />
lassen es wanken, vielleicht sogar kippen.<br />
Natur wird zunehmend »ausgebeutet« und<br />
Forstwirtschaft als Bedrohung des Waldes<br />
wahrgenommen.<br />
Teilweise exzessive Farbmarkierungen<br />
verstärken den Eindruck. Weniger die kurzfristige<br />
Auszeichnung – Tupfer – ist problematisch<br />
als vielmehr dauerhafte Kennzeichnung<br />
von Rückegassen, Z-Stämmen,<br />
Biotopbäumen usw. Während die städtischen<br />
Sprayer bisher Respekt vor Bäumen<br />
zeigen, sie als Lebewesen meist schonen,<br />
demonstrieren Forstleute (unbewusst) eine<br />
andere Sichtweise: Nicht das Lebewesen<br />
Baum, sondern Material, Rohstoff, Holz oder<br />
sogar »Biomasse« stehen im Vordergrund.<br />
Wenn dann Leute unseren »Försterwald«<br />
anprangern und »Naturwald« fordern<br />
»… in Neongelb und schreiendem Orange<br />
hatten die Forstmeister Holzbesitzerkürzel<br />
und komplizierte Muster für die Waldarbeiter<br />
auf die Bäume gesprüht. Manches<br />
konnte nur als ›ab hier den ganzen<br />
Wald platt machen‹ verstanden werden.«<br />
(Manuel Andrack, Wandern. Kiepenheuer<br />
und Witsch, 2006, S. 28)<br />
(so irreführend diese Unterscheidung auch<br />
sein mag), sollten bei uns die Alarmglocken<br />
läuten. Es geht um Gefühl: Lieben ihn diejenigen<br />
noch, denen er anvertraut ist? Sehen<br />
sie noch das Leben darin, oder opfern sie es<br />
dem Mammon – lassen die letzten Naturfreunde<br />
im Stich?<br />
Ein schonender Umgang mit Farbe wäre<br />
dem Empfinden vieler Bürger und damit<br />
dem Image der Forstpartie sehr förderlich.<br />
Mit geringem Mehraufwand lässt sich dabei<br />
viel bewirken:<br />
Rückegassen brauchen nicht beidseitig<br />
mit Doppelstrichen gekennzeichnet zu werden.<br />
Es reicht die Auszeichnung der Gassenmitte,<br />
also der Bäume, die ohnehin weichen<br />
müssen. Wenn die Spur einmal befahren ist,<br />
bleibt sie als solche erkennbar.<br />
Z-Bäume sollte eigentlich jede/r forstlich<br />
Ausgebildete ohne Markierung erkennen.<br />
Bei der Arbeit selbst sind verrottende Kreppbänder<br />
zu empfehlen, zumal diese eventuelle<br />
Änderungen erleichtern. Nach der Astung<br />
erübrigt sich jede Diskussion.<br />
Biotopbäume können, sofern sie nicht als<br />
stehendes Totholz sowieso tabu sind, mit<br />
einer kleinen Plastikmarke auf der wegab<br />
gewandten Seite versehen werden.<br />
Selbstwerberlose lassen sich mit Bändern<br />
abgrenzen. Das dauert nur wenig länger als<br />
mit der Sprühdose, und beim Einsatz von<br />
Papierbändern verrotten diese nach einiger<br />
Zeit.<br />
Zaunlinien sollte man ebenfalls ausbändern,<br />
Korrekturen sind dabei problemlos<br />
möglich.<br />
Drückjagdstände kann man entweder mit<br />
Kreppband oder mit kleinen – ggf. farbig getupften<br />
– Pfählen kennzeichnen.<br />
Polter/Ganter zu beschriften, ist kein Problem,<br />
da sie ja meist rasch abgefahren werden.<br />
Statt aber die Zufahrt für den Fuhrmann<br />
mit bunten Pfeilen auszustaffieren, sollte<br />
man ihm lieber eine genaue Karte geben.<br />
Käfernester bzw. die Zufahrt dazu müssen<br />
nicht an gesunden Bäumen angezeigt werden.<br />
Pfeile auf dem Weg sind gut sichtbar<br />
und verschwinden bei der nächsten Überfahrt<br />
des Pflegegerätes wieder.<br />
Weitere Ideen aus der Praxis sind erwünscht 1 .<br />
Es geht kurz gesagt darum, den Wald als letzten<br />
heimischen Naturraum und mit ihm ein<br />
akzeptables Image der Forstwirtschaft zu<br />
erhalten.<br />
n<br />
Text und Fotos: Wilhelm Stölb arbeitete 20<br />
Jahre im Leitungsdienst der Bayerischen<br />
Staatsforstverwaltung. Mit seinem aufsehenerregenden<br />
Buch »Waldästhetik – über Forstwirtschaft,<br />
Naturschutz und die Menschenseele«,<br />
Verlag Kessel, hat Wilhelm Stölb für<br />
Diskussionen unter den Forstleuten gesorgt.<br />
Er wird deshalb auch in proWALD regelmäßig<br />
zu waldästhetischen Fragen Stellung<br />
nehmen.<br />
1 Siehe auch Peter Burschel, Der Förster mit der Sprühdo-<br />
se, AFZ 2/1993, S. 85<br />
NOVEMBER | 2006 : proWALD 29
AUS DER WIRTSCHAFT<br />
Fährt man von Freiburg aus auf der ansteigenden<br />
B 31 nach Osten in Richtung Hochschwarzwald,<br />
wechselt die enge Großstadtbebauung<br />
schon bald in das noch breite Tal<br />
der Dreisam mit Wiesen und den typischen<br />
Schwarzwaldhäusern. Wer hinter Kirchzarten<br />
dann beim Ort Himmelreich abbiegt,<br />
erreicht den engen Einschnitt des Wagensteinbachs,<br />
der hinter der Hauptgemeinde<br />
Buchenbach vom großen Areal der Firma<br />
Dold Holzwerke dominiert wird.<br />
Gleich am Anfang des langen Betriebsgeländes<br />
ein Stammholzlager, dann die<br />
langgestreckten Hallen des Sägewerks und<br />
der Weiterverarbeitung. Rechts hinter der<br />
Werkseinfahrt liegen zugeschnittene Höl-<br />
30 proWALD : NOVEMBER | 2006<br />
Export und Bioenergie –<br />
die Dold-Holzwerke<br />
Standortvorteile schaffen für den Schwarzwald<br />
zer zur Abholung bereit. Sie gehen an einen<br />
Kunden in die USA. Winzig und bescheiden<br />
wirkt das Veraltungsgebäude für ein Unternehmen,<br />
das immerhin 47 Millionen Euro<br />
im Jahr umsetzt und inzwischen 65 Prozent<br />
Exportanteil hat, aber auch zu den größten<br />
Holzabnehmern der staatlichen Forstverwaltung<br />
Baden-Württemberg gehört. Aber<br />
Dold protzt eben nicht, sondern überzeugt<br />
durch seine Innovationen und seine Leistungen.<br />
Die Dold Holzwerke GmbH in Buchenbach,<br />
etwa fünfzehn Kilometer östlich vom<br />
Freiburger Stadtkern gelegen, gibt es schon<br />
rund 125 Jahre. In der vierten Generation<br />
wird der Familienbetrieb von den geschäfts-<br />
Von Wolfgang Brauer<br />
führenden Gesellschaftern Erwin Gerhard<br />
Dold und Herbert Dold geführt. Größter Geschäftsbereich<br />
ist das Nadelholz-Sägewerk,<br />
zweitgrößter die Massivholzplattenproduktion,<br />
gefolgt vom Hobelwerk. 50 bis 60<br />
Prozent der Sägewerksproduktion werden<br />
weiter zu Platten und Hobelware verarbeitet.<br />
Seit 2005 werden in einer Tochtergesellschaft<br />
auch noch Holzpellets als Brennstoff<br />
hergestellt.<br />
Am Stammsitz in Buchenbach arbeiten<br />
rund 200 Menschen, für das Jahr 2006<br />
wird ein Umsatzwachstum von acht Prozent<br />
angestrebt. Das Sägewerk verarbeitet pro<br />
Jahr etwa 300.000 Festmeter Rundholz. Die<br />
Schnittholzproduktionsmenge beträgt pro
Jahr 200.000 m 3 , davon 140.000 m 3 in der<br />
Holztrocknung.<br />
Der Exportanteil liegt inzwischen bei<br />
rund 65 Prozent, vor zwanzig Jahren waren<br />
es gerade mal 25 Prozent. Wie die übrige<br />
deutsche Industrie leben auch die holzverarbeitenden<br />
Betriebe immer mehr von der<br />
Ausfuhr. Das Holz aus Buchenbach geht vor<br />
allem nach Frankreich, aber auch in Italien,<br />
Spanien, England und selbst in den USA<br />
wird Holz von Dold nachgefragt, weil die<br />
Firma spezielle Produkte liefern kann. Aber<br />
es gibt auch noch andere Erklärungen, warum<br />
Dold beispielsweise nach Frankreich<br />
große Mengen liefert. »In Frankreich gibt<br />
es wunderschöne Waldgegenden, beispielsweise<br />
im Zentralmassiv. Aber wir haben<br />
gerade dort viele Kunden, die Holz von uns<br />
aus dem Schwarzwald beziehen«, sagt der<br />
Firmenchef Erwin Günter Dold und weist<br />
auf den Ertragsaspekt des Waldes hin. »Es<br />
gibt in Frankreich viele Mischwälder mit 20<br />
bis 30 Arten pro Hektar, und da entsteht das<br />
Problem, diese Wälder sinnvoll zu nutzen.<br />
Diese Flächen stehen als Wirtschaftswald<br />
weitgehend nicht zur Verfügung.« Das ist<br />
die Chance des Holzverarbeiters im Südschwarzwald.<br />
Osteuropa wird inzwischen von einem<br />
Dold-Werk in Viljandi in Estland beliefert,<br />
dass 1994 gegründet wurde, auch, weil<br />
ein Teil der Dold-Kunden nach Osteuropa<br />
abgewandert ist. In dem Werk in Estland<br />
AUS DER WIRTSCHAFT<br />
arbeiten rund 250 Menschen. Das Werk<br />
beschickt die europäische Massivholzmöbelindustrie<br />
und ist ebenfalls Lieferant<br />
von Baumarktholzprodukten und Do-ityourself-Möbeln.<br />
Trotz des steigenden Exports und der<br />
wachsenden Auslandsmärkte setzt Erwin<br />
Günter Dold weiter auf den Standort im<br />
Schwarzwald. Ihm liegt sehr viel daran, dass<br />
die heimische Wirtschaft weiter gefördert<br />
wird, zumal er inzwischen zum größten Arbeitgeber<br />
im Dreisamtal geworden ist. Viele<br />
andere Industriebetriebe in der Region, die<br />
früher viel mehr Mitarbeiter als Dold hatten,<br />
haben inzwischen ihr Personal reduziert<br />
oder sind ganz geschlossen worden.<br />
Das hat sicher auch einen Wandel im<br />
Bewusstsein der Bevölkerung gebracht. Erwin<br />
Günter Dold konnte vor rund 20 Jahren,<br />
als er die Geschäftsführung des Unternehmens<br />
übernahm, nicht verstehen, dass vehement<br />
gegen neue Produktionsanlagen,<br />
die die Firma plante, Front gemacht wurde.<br />
Doch das hat sich geändert. »Die Bevölkerung<br />
ist immer aufgeschlossener für<br />
die Holznutzung. Sie hat keine Angst mehr<br />
vor dem Wald und sieht ihn nicht mehr als<br />
Faktor, den man ständig verliert, weil es das<br />
Waldsterben gibt«, meint Dold. »Die Wirklichkeit<br />
hat gezeigt, dass die Waldwirtschaft<br />
und die Holzindustrie gute Lösungen erarbeitet<br />
haben, um schadhafte Wälder oder<br />
Teile des Waldes sofort zu nutzen.«<br />
Erwin Günter Dold ist natürlich dafür,<br />
dass der Wald in Zukunft noch stärker genutzt<br />
wird. Dabei sieht er auch immer mehr<br />
Schwarzwald-Gemeinden hinter sich. »Ich<br />
würde sagen, fast 100 Prozent der Bürgermeister<br />
hier plädieren für ihren Wald und<br />
sehen darin eine konstante Einnahmequelle<br />
und damit eine Stabilisierung ihrer Gemeindefinanzen.<br />
Jetzt steigt der Wert des Waldes<br />
enorm an. Die erweiterte Holznutzung<br />
verschafft den Gemeinden hervorragende<br />
Möglichkeiten der Standortentwicklung,<br />
und das bringt viele Möglichkeiten der<br />
Waldnutzung.«<br />
Intensive Waldnutzung und Erholungsanspruch<br />
der Bürger als Waldbesucher sind<br />
für Dold kein Gegensatz: »Das Konkurrenzverhältnis<br />
entsteht nur, wenn Ungleichgewichte<br />
einsetzen und jede Motorsäge im<br />
Wald gleich als Frevel angesehen wird.« Aber<br />
hier habe auch ein Umdenken bei den Menschen<br />
im Land eingesetzt.<br />
Das mag sicher auch daran liegen, dass<br />
die deutsche Industrie und die Holzverarbeitung<br />
den Umweltschutz in den letzten<br />
20 Jahren immer stärker in ihre Unternehmensplanungen<br />
mit einbezogen haben und<br />
jetzt in ökologischen Kreisläufen denken.<br />
Ein Beispiel dafür liefert Dold selbst.<br />
Ausgangspunkt war 1999, als die alte Energiezentrale<br />
des Unternehmens erneuert<br />
werden musste. Zusätzlich wollte der<br />
Holzverarbeiter neue Trockner installieren,<br />
NOVEMBER | 2006 : proWALD 31
AUS DER WIRTSCHAFT<br />
dadurch stieg der Wärmebedarf. Es wurde<br />
ein neues Heizkraftwerk errichtet, das<br />
2001 seinen Betrieb aufnahm. Es wird mit<br />
den Abfällen (Rinde, Sägemehl, Holzstücke<br />
und Hobelspäne) aus dem Sägewerk befeuert<br />
und der Wärmedampf zur Trocknung<br />
erzeugt. Gleichzeitig wurden durch den<br />
Neubau der Energiezentrale bereits in der<br />
ersten Umstiegsphase 40 Prozent der zuvor<br />
benötigten Wärmemenge eingespart, und<br />
der CO2-Ausstoss wurde erheblich reduziert.<br />
Ein weiterer Nebeneffekt: Gleichzeitig wird<br />
noch Strom erzeugt, der in das öffentliche<br />
Netz eingespeist wird und Dold zusätzliche<br />
Einnahmen bringt.<br />
Weil das Sägewerk seine Produktion<br />
durch die verbesserte Energieversorgung<br />
ausweiten konnte, fielen mehr Sägespäne<br />
an. Sie zu verbrennen und damit die Stromproduktion<br />
zu erhöhen, wäre nur dann<br />
sinnvoll gewesen, wenn gleichzeitig die<br />
Wärmeabnahme gestiegen wäre. Das war<br />
aber nicht der Fall. Deshalb tat sich Dold mit<br />
zwei Partnern zusammen, der Energieanlagen-Beratungsfirma<br />
Energie-Contracting<br />
Heidelberg und dem Holzpellet-Händler<br />
Schellinger aus Weingarten. Sie gründeten<br />
die gemeinsame Firma Bioenergie Sonnen<br />
Pellet GmbH, die für die Produktion und die<br />
Vermarktung der Holzpellets in Buchenbach<br />
zuständig ist. 2005 wurde das Pellet-Werk<br />
eingeweiht.<br />
Zusätzlich werden auch weiterhin Späne<br />
und Holzreste an die Zellstoff- und Mö-<br />
32 proWALD : NOVEMBER | 2006<br />
belindustrie verkauft. Damit kann das Werk<br />
jederzeit wählen, ob Pellets erzeugt oder<br />
die Holzreste an die Zellstoffindustrie oder<br />
andere Verwender verkauft werden. Durch<br />
diese Wahlmöglichkeit kann auch die Energieversorgung<br />
flexibel gestaltet werden. Von<br />
dem Projekt profitiert auch die Umwelt. Allein<br />
durch die erste Umstellungsphase der<br />
Energiezentrale wurden 40 Prozent der zuvor<br />
benötigten Wärmemenge eingespart.<br />
Im ersten Jahr wurden 35.000 Tonnen<br />
Pellets produziert, das reicht aus, um 15.000<br />
Haushalte, also halb Freiburg, mit Energie<br />
zu versorgen. Der Pellet-Ausstoß in Buchenbach<br />
soll bis auf 70.000 Tonnen pro Jahr gesteigert<br />
werden, sehen die Firmenplanungen<br />
vor.<br />
Für Dold hat die Pelletproduktion aber<br />
auch noch einen wirtschaftlichen Vorteil.<br />
Die Sägespäne-Preise schwanken sehr stark:<br />
»Der Tiefstpreis, den ich jemals erlebt habe,<br />
lag bei 20 Pfennig pro Schüttgutkubikmeter«,<br />
erinnert sich Geschäftsführer Erwin<br />
Günter Dold. »Mit den Pellets erzielen wir 12<br />
Euro. Das ist rund 100 Mal mehr.« Außerdem<br />
verbleiben bei der Pellet-Produktion über<br />
80 Prozent der Wertschöpfung in der Region<br />
und sichern damit Arbeitsplätze, während<br />
beim Öl 85 Prozent der Wertschöpfung im<br />
Ausland erzielt werden.<br />
Aber auch der Pellet-Produktion sind<br />
Grenzen gesetzt, die vom Ölpreis bestimmt<br />
werden. Folgende Faustregel gilt für Erwin<br />
Günter Dold: »Wir benötigen, um eine Ton-<br />
ne Heizöl zu ersetzen, zwei Tonnen Pellets.<br />
Wenn man hingeht und 600 Euro pro Tonne<br />
Öl rechnet, und wir haben 450 Euro für zwei<br />
Tonnen zu bezahlen, dann wären 500 Euro<br />
noch ein interessanter Abstand zwischen<br />
dem Pellet- und dem Ölpreis.«<br />
Da auch der Ölpreis, so glaubt Erwin<br />
Günter Dold, nicht unbedingt in enorme<br />
Höhen steigen wird, seien auch der Pellet-<br />
Produktion in Deutschland Grenzen gesetzt.<br />
Er war einer der Ersten, der in Deutschland<br />
ein Werk für diesen heimischen Naturbrennstoff<br />
aufgebaut hat, viele andere folgten. Es<br />
werde aber über kurz oder lang zu einer<br />
Marktbereinigung kommen, und einige Pellet-Hersteller<br />
würden wieder vom Markt<br />
verschwinden, vor allem die, die nicht die<br />
Standortvorteile hätten wie er, meint der<br />
Firmenchef.<br />
Befragt, ob es denn sinnvoll sei, den teuren<br />
Rohstoff Holz einfach so zu verfeuern,<br />
anstatt aus dem Sägeabfall Spanplatten zu<br />
pressen wie früher, antwortet Erwin Günter<br />
Dold: »Letztendlich entscheidet der Markt<br />
darüber. Wir können uns wünschen, was<br />
wir wollen. Wenn der Markt ein Produkt<br />
wie die Holzpellets nicht annehmen würde,<br />
dann hätten wir einfach eine Fehlinvestition<br />
gemacht. Die stoffliche Verwertung in<br />
Form einer Spanplatte hat genauso ihre Berechtigung.<br />
Der Brennstoffmarkt unterscheidet<br />
sich sehr stark vom Holzwerkstoffmarkt,<br />
und wir werden schauen, wie die zukünftige<br />
Entwicklung läuft.«
Wie sehen Sie die Zukunft des Waldes in<br />
Deutschland? Die Zukunft des Waldes sehe<br />
ich sehr positiv. End lich wird der Wald als<br />
Ressource für Holz anerkannt. Man kann<br />
nicht mehr davon sprechen, dass Deutschland<br />
als ein rohstoffarmes Land gilt, denn<br />
Holz ist eine veritable Roh stoff grundlage.<br />
Unser Wunsch wäre, dass die neue Wertschätzung<br />
von Holz dazu führt, dass sich der<br />
Wald weiter ausdehnt.<br />
Wie soll sich der Wald weiter ausdehnen?<br />
Natürlich befürworten wir als Nadelholzsägewerk<br />
die Weiterentwicklung der Nadelhölzer.<br />
Wir denken, dass es in jeder Waldregion eine<br />
den klimatischen Bedingungen angepasste<br />
Waldbe wirt schaftung geben sollte. Man<br />
sollte darauf achten, dass standortgerechte<br />
Bepflanzung stattfindet und keine bestimm-<br />
» Es ist mein Wunsch,<br />
dass sich der Wald<br />
weiter ausdehnt.«<br />
AUS DER WIRTSCHAFT<br />
Erwin Günter Dold im Interview<br />
» Nadelhölzer<br />
bringen die stabilste<br />
Ertragslage für den<br />
Wald.«<br />
te Holzart in den Vordergrund gerückt wird.<br />
Aus unserer Sicht wäre es wünschenswert,<br />
dass die Nadelhölzer ein weiteres gesundes<br />
Wachs tum bekommen, denn sie erbringen<br />
die stabilste Ertragslage für den Wald. Wenn<br />
man das klug bewerkstelligt, werden die<br />
Wälder resistenter und stabiler.<br />
Bedeutet das eine Konkurrenz unter den<br />
Baumarten? Wir als Holzindustrie sehen<br />
es einfach, dass die Na delhölzer wesentlich<br />
vielfältiger eingesetzt wer den können und<br />
leichter zu verarbeiten sind. Sie sind außerdem<br />
ein Weltprodukt in unserer immer<br />
stärker exportorientierten Branche geworden.<br />
Deshalb wünschen wir uns Hölzer und<br />
Holzarten, die am Weltmarkt besonders gefragt<br />
sind.<br />
Ist diese Nutzung des Waldes denn langfristig<br />
planbar? Wir beobachten zurzeit, dass<br />
die wirtschaftliche Verwertung des Waldes<br />
wieder stärker in den Vordergrund kommt<br />
und die schwärmerischen, roman tischen<br />
Vorstellungen vom Walde etwas in den Hintergrund<br />
treten. Es ist sicherlich schön einen<br />
Märchenwald zu haben - solche Wälder gibt<br />
es auch bei uns. Man sollte diese für die Zukunft<br />
erhalten und weiterent wickeln. Aber<br />
der Nutzwald sollte künftig erheblich gefördert<br />
werden. Ich bin für eine Koexistenz beider<br />
Bewirtschaftungsmöglichkeiten.<br />
n<br />
Die Fragen stellte Wolfgang Brauer.<br />
» Gerade Nadelhölzer<br />
aus Deutschland<br />
sind auch auf dem<br />
Weltmark stark<br />
gefragt.«<br />
NOVEMBER | 2006 : proWALD 33
KERNBEISSER<br />
34<br />
Lieber Bahnchef Mehdorn!<br />
Da haben Sie mal was angerichtet! Nein, ich<br />
meine nicht die Preiserhöhung für Bahnfahrten.<br />
Die Leute sollen sich mal nicht so<br />
haben, was sind schon die 5 % Fahrpreiserhöhung<br />
im Vergleich mit der 300%igen Erhöhung<br />
für die Vorstandsbezüge der Deutschen<br />
Bahn AG! Ich gönne Ihnen und Ihren<br />
Vorstandskollegen das von Herzen, Herr<br />
Mehdorn. Schließlich freue ich mich auch,<br />
wenn meine Nüsse nach dem Knacken<br />
300 % mehr Kern enthalten. Gut, dass Sie die<br />
Preiserhöhung nicht mit den notwendigen<br />
300 % für sich selbst begründet haben, auch<br />
wenn das natürlich viel schlüssiger wäre als<br />
die Sache mit der Energie.<br />
Da haben Sie mal<br />
was angerichtet!<br />
Es geht um die Seelenruhe meines lieben,<br />
friedfertigen Revierförsters Adam Bovist (Betonung<br />
auf der letzten Silbe). Seit Wochen<br />
liegt ihm etwas schwer auf seiner deutschen<br />
Försterseele. Und nur Sie allein können ihn<br />
trösten und erleichtern. Die Sache verhält<br />
sich so:<br />
proWALD : NOVEMBER | 2006<br />
Manchmal (auch neulich bei einer Forstbegehung)<br />
bleibt er urplötzlich stehen, sein<br />
liebes freundliches Gesicht läuft puterrot<br />
an und dann stößt er ein Wort aus, das sich<br />
anhört, als hätte er sich in einen unruhigen<br />
Haufen von zischenden Giftschlangen<br />
gesetzt. »Zertifizierung!« schreit er, und<br />
meistens wiederholt er das Wort noch mal,<br />
obwohl ich weiß, dass meine Förster dieses<br />
Wort eigentlich gar nicht so mögen. Bovist<br />
(Betonung auf der letzten Silbe) wiederholt<br />
dieses Wort »Zertifizierung!« jedoch öfter,<br />
droht in die Richtung, aus der man Ihre<br />
schrill quietschenden Zugbremsen bei gutem<br />
Wetter hören kann – das heißt: Er droht<br />
in Richtung Bahnhof. Inzwischen weiß ich,<br />
wen er damit meint: Er meint Sie, Herr Mehdorn!<br />
Dabei habe ich mit allem und jedem<br />
gerechnet, nur nicht damit. Denn ebenfalls<br />
vor einigen Wochen las ich auf einem<br />
Zettel: »Bekenntnis Deutsche Bahn AG zu<br />
Deutschen Holzprodukten«. Hab gar nicht<br />
erst weitergelesen, war doch klar, dass die<br />
Deutsche Bahn sich für Holz aus unseren<br />
Wäldern entscheidet. Gutes Holz aus nachhaltig<br />
gepflegten Wäldern – die ganze Welt<br />
macht uns das ja allmählich nach, wenn sie<br />
schlau ist.<br />
Aber mein Förster Bovist hat weitergelesen,<br />
er gehört im Gegensatz zu mir zu den<br />
Komplettlesern. Und mittlerweile weiß ich<br />
auch, was ihn so erregt: Sie wollen offensichtlich<br />
nur noch »FSC-zertifiziertes Holz«<br />
kaufen. Dabei ist das Holz im Deutschen<br />
Wald überwiegend nach der Methode PEFC<br />
zertifiziert, was zwar wissenschaftlich gesehen<br />
ziemlich auf das Gleiche hinausläuft,<br />
aber für den Deutschen Forst billiger ist. Ich<br />
meine die Zertifizierung.<br />
Wenn Sie dieses FSC-<br />
zertifizierte Holz einkaufen,<br />
dann helfen Sie Ländern wie<br />
Chile und Südafrika mit ihren<br />
Plantagenwäldern.<br />
Also ich finde, da haben Ihre Sachbearbeiter<br />
Sie aber mal feste geleimt, Herr Mehdorn.<br />
Wenn Sie dieses FSC-zertifizierte Holz einkaufen,<br />
dann helfen Sie Ländern wie Chile<br />
und Südafrika mit ihren Plantagenwäldern.<br />
Das hilft zwar dem Transportgewerbe – aber<br />
wollten Sie nicht dem Umweltschutz helfen?<br />
sagt Bovist. Wenn Sie Bovist und dem deutschen<br />
Wald helfen wollen, dann kaufen Sie<br />
doch einfach deutsches Holz. Damit hätten<br />
Sie dann so ziemlich jede Zertifizierungsnorm<br />
der Welt eingehalten!<br />
Es grüßt Sie vom Deutschen Ast aus<br />
Deutschem Wald<br />
Ihr zertifizierter Kernbeißer*.<br />
n<br />
*Bemerkung: In jeder Ausgabe von proWALD wird der<br />
Kernbeißer wieder einmal seinen Kropf leeren, nicht ohne<br />
das eine oder andere Nüsschen zu knacken und der Sache<br />
auf den Kern gekommen zu sein.
Der Vizepräsident des DFV und Präsident des DFWR Ilaender reagierte<br />
gereizt, als er von dem missglückten Vorstoß des Bahnvorstandes<br />
erfuhr, die Bahn, was den Holzeinkauf betrifft, ökologisch<br />
korrekt aufzustellen: »Ich lade Herrn Mehdorn zu einem Waldspaziergang<br />
ein, damit er die vorbildliche Waldbewirtschaftung in<br />
Deutschland gemäß den PEFC-Kriterien kennenlernt.« Die Einladung<br />
erfolgte, weil die Bahn eine nur auf den ersten Blick waldfreundliche<br />
Einkaufsentscheidung traf. Sie hat nämlich beschlossen,<br />
zukünftig nur zertifiziertes Holz aus Deutschland kaufen, allerdings<br />
Holz, das nach dem FSC-Standard zertifiziert wurde. Bekanntlich<br />
gibt es neben dem FSC-Zertifikat das PEFC-Zertifikat, nach dessen<br />
IMPRESSUM<br />
proWALD<br />
Magazin des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s<br />
n proWALD wird herausgeben vom Deutschen <strong>Forstverein</strong> e.V.<br />
und von der ID Wald GmbH verlegt, GF Hanno Moldenhauer.<br />
n Redaktion: Hannes Elster (V.i.S.d.P.) und Wolfgang Brauer.<br />
n Redaktionsassistenz: Frauke Koch und Christine Große.<br />
n Anzeigen: Ursula Rüping, Email: rueping@forstverein.de, Tel.: 0173/6135689;<br />
Stefanie Hillmann, Email: hillmann@forstverein.de, Tel.: 05831/332038 oder Verlag.<br />
n Anschrift von Verlag und Redaktion: ID Wald GmbH, Büsgenweg 1, 37077 Göttingen,<br />
Tel.: 0551/379 62 65, Fax: 0551/379 62 37, E-Mail: info@idwald.de, www.idwald.de<br />
n Satz und Layout: Sigrun Bönold.<br />
n Herstellung: Verlag Die Werkstatt, Lotzestr. 24a, 37083 Göttingen.<br />
n Erscheinungsweise zweimonatlich.<br />
n Bezugsweise: Die Mitglieder des DFV erhalten proWALD kostenlos. Der Preis für ein Einzelheft<br />
beträgt 5 Euro einschließlich Versand. Jahresabonnement 30,– Euro.<br />
n Leserbriefe sind erwünscht, sie geben allerdings die Meinung der Verfasser wieder.<br />
Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe abzudrucken und falls notwendig zu kürzen.<br />
Der Auflage liegt ein Prospekt der Firma JANA Jagd & Natur/Verlag J. Neumann-Neudamm AG bei.<br />
ZULETZT UND AKTUELL<br />
Deutsche Bahn AG diffamiert<br />
nachhaltige Waldbewirtschaftung<br />
Regeln die große Mehrzahl der Waldbesitzer ihren Wald pflegt und<br />
bewirtschaftet. DFWR-Geschäftsführer Stephan Schütte zu dieser<br />
Einkaufsentscheidung der Bahn: »Diese Entscheidung diffamiert die<br />
deutsche Forstwirtschaft, die weltweit als Musterbeispiel für nachhaltige<br />
Waldbewirtschaftung angesehen ist. Ich erwarte von der<br />
Deutsche Bahn AG, dass sie ihre Entscheidung zurücknimmt und<br />
auch Holzprodukte mit dem PEFC-Zertifikat einsetzt.« Immerhin<br />
fährt die Bahn seit 150 Jahren auch auf Buchen- und Eichenschwellen<br />
aus dem deutschen Wald. Von den 11,1 Millionen Waldfläche in<br />
Deutschland werden über 7 Millionen Hektar gemäß den Kriterien<br />
von PEFC nachhaltig bewirtschaftet.<br />
Schwerpunktthema des kommenden Heftes:<br />
Wohin marschiert die Forstpolitik?<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Forstverein</strong> e.V.<br />
Büsgenweg 1<br />
37077 Göttingen<br />
Tel.: 0551/379 62 65<br />
Fax: 0551/379 62 37<br />
E-Mail: info@forstverein.de<br />
www.forstverein.de<br />
NOVEMBER | 2006 : proWALD 35
Ein guter Stiefel …<br />
… versüßt den Tag.<br />
stabil, leicht, wasserdicht, bequem.<br />
Die bekannten Qualitäts-Stiefel aus Spanien sind ab sofort zu Super-Konditionen im Programm der ID Wald GmbH<br />
erhältlich. Aufgrund neuer Einkaufsstruktur können wir DFV-Mitgliedern auf die insgesamt stark gesunkenen Verkaufspreise<br />
auch weiterhin 20 % Rabatt gewähren, z.B. Modell Skandinavia Verkaufspreis: 268,- Euro (DFV-Mitglieder 214,40 Euro)<br />
inkl. Mehrwertsteuer zzgl. Porto und Versand. Weitere Modelle auf Anfrage und im ID Wald-Online-Shop:<br />
ID Wald GmbH, Büsgenweg 1, 37077 Göttingen, Tel.: 0551 / 3796-265, Fax: -237<br />
www.idwald.de · www.chiruca.com