50 Jahre Viennale - Film and Music Austria

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14.01.2013 Aufrufe

dass wir die entsprechenden Zeitfenster gefunden haben und eine Zusammenarbeit überhaupt möglich war. Im August 2012 haben wir dann in fünf Sessions im großen Konzertsaal des Radio Kulturhauses den Soundtrack eingespielt. PRIDNIG: Die Musik ist bei diesem Film enorm wichtig und wir waren sehr glücklich mit einem so renommierten und auf hohem Niveau agierenden Orchester wie dem RSO arbeiten zu können. Welches Budget stand für die VDW zur Verfügung? WIRTHENSOHN: Das Gesamtbudget beträgt 10,5 Millionen Euro. In diesem Zusammenhang möchte ich betonen, dass der österreichischen Filmbranche mit dem FISA ein hoch effektives Förderinstrument zur Verfügung steht, ohne dem es fast unmöglich wäre, solche Projekte in Österreich zu realisieren. PRIDNIG. Neben Fisa haben auch ÖFI, ORF, FFW und speziell auch das Land NÖ mit entsprechenden Förderungen beigetragen. So waren wir bspw. in der Lage, im Stift Klosterneuburg zu drehen, einem wirklich großartigen Motiv. Wir haben ein Vielfaches der Fördersumme in Niederösterreich ausgegeben. Wie wird die VDW nun verwertet? PRIDNIG: Die Verwertung startet jetzt in den Kinos, die Premiere ist am 17. Oktober und der Kinostart ist am 25. Oktober. Mittelfristig werden wir über Festivals und Filmmärkte gemeinsam mit unserem Weltvertrieb den Film auch international verwerten. Was sind die kommenden Projekte der Lotus Film? WIRTHENSOHN: Zur Zeit laufen diverse Förderansuchen. Konkret arbeiten wir an Barbara Eders „Thank You For Bombing“ und an einem neuen großen Dokumentarfilm mit Michael Glawogger. „Filmpartner ist das Leben selbst“ Ein vermeintlich nicht verfilmbarer literarischer Stoff wird zu einem Überraschungshit: zu wünschen wäre es dem Anfang Oktober in die Kinos kommenden Film „Die Wand“, nach dem Buch von Malen Haushofer, in der Regie von Julian Roman Pölsler, mit einer brillanten Martina Gedeck. Jahrelang lagen die Filmrechte für „Die Wand“ bei diversen Produzenten, ua. beim Ehepaar Brandauer, von denen Pölsler sie erwarb, der von der vor 50 Jahren erschienen Erzählung als von einem „Lebensbuch“ spricht. Sieben Jahre arbeitete er am Drehbuch, die Finanzierung erfolgte relativ schnell. Dazu Produzent und Schulfreund Pölslers, Bruno Wagner (Coop 99 Filmproduktion): „Mit wenigen Ausnahmen sind unsere Anträge bei den Förderstellen sofort positiv behandelt worden. Auch wenn es teilweise schwierig war, die benötigten Summen zu bekommen. Ein weiteres Problem war, dass manche den Stoff für nicht verfilmbar hielten. In Österreich hatten wir das Glück, dass Julian Pölsler dank seiner einprägsamen Bildsprache sehr bekannt ist. Mit jemand anderem wäre die Finanzierung nicht so gut durchgegangen.“ Voll des Lobes auch der Münchner Koproduzent Rainer Kölmel, der die Wand sogar mit einem Thriller vergleicht. Schon in den ersten Minuten spürt man die durchdachte Rhythmik des Filmes: ein Cabrio taucht in einer atemberaubend schönen Landschaft auf, fröhliche Sixty-Musik (Zabine) erklingt, im Fond eine filmbiz Forschergeist überall Regisseur Julian R. Pölsler mit Hauptdarstellerin Maria Gedeck Film Sound & Media |25

filmbiz 26 | Film Sound & Media mondän gekleidete Frau, ein Bild das freudige Erwartungen weckt – und plötzlich Stille. Und dieses Prinzip durchzieht den Film, in dem die Hauptdarstellerin, immer wieder in Rückblenden, die letzten zwei Jahre, die sie in Einsamkeit, nur mit wenigen Tieren umgeben, als eine Art Robinson Crusoe durchlebt. Von der Städterin zur Überlebenskämpferin auf 1700 m Höhe, in der die Almensommer zwar atemberaubend schön sind, es aber im Winter in der Schlucht sehr unwirtlich wird. Gedreht wurde in Gosau/OÖ in mehreren Blöcken, von November 2010 bis April 2011, sodass man sehr schön den Wechsel der Jahreszeiten sehen kann. Regisseur Julian Pölsler war sich sicher: „Die verwunschene und auch manchmal verstörende Atmosphäre von Gebirgsmassiv und Gebirgswald ist nur dann im Film authentisch, wenn alle Jahreszeiten echt sind. Ich wollte mich einer Wahrhaftigkeit nähern, die im Roman gegeben ist und eine seiner Stärken ausmacht.“ Die Schönheit und Bedrohlichkeit der Naturgewalten werden durch den Off-Kommentar bzw. durch die eingespielten Bach-Par- Noch ist Luchs der beste und einzige Freund tituren unterlegt, wobei dem Regisseur eigentlich noch eine dritte Form der Sprache im Film mehr Raum gegeben hätte: Der Stille der Natur. Wie aber hat Pölsler die Wandproblematik – nämlich wie stelle ich eine Metapher dar - gelöst? Dazu Pölsler: „Die Wand sollte gar nicht dargestellt werden. So wenig wie möglich sollte sie physisch vorkommen. Es muss klar sein, dass die Wand eben nicht greifbar und nicht begreifbar ist. Bis auf die erste Begegnung der Frau mit der Wand taucht die Wand sichtbar im Film nur in den Albträumen auf und während der Sequenzen, in denen die Bach-Partiten die Erzählung fortführen, die ja immer dann einsetzen, wenn die Frau sich der Wand nähert oder sich an die Wand herandenkt.“ Genial die Idee, den Ton der Erdrotation, der angeblich von manchen Menschen gehört werden kann, als Grundsound für die Wand zu nehmen. Vollkommen richtig auch die Entscheidung, Martina Gedeck die Rolle der Berichterstatterin anzuvertrauen. Lakonisch, ohne jegliches Selbstmitleid und doch mit viel Trauer und Melancholie, insbesondere wenn sie über die Beziehung zum Hund Lux erzählt, schwebt ihre dunkle Stimme über den BIldern. Äußerlich ist die Verwandlung zum Glück nicht drastisch ausgefallen und sie selbst meint auch dazu: „Es ging nicht darum, zu spielen. Sondern wichtig war, zu tun, zu durchleben und zu sein. Es war eine sehr körperliche Rolle, auch mit harter Arbeit. Selbst im Nichtstun musste ich Gedanken durchleben. Immer hatte ich Gedanken zu denken. Ich habe das im lnneren gefühlt, was man im Buch liest.“ Und noch etwas war bei der Verfilmung dieses Stoffes ganz anders als bei den bisherigen Filmarbeiten der vielbeschäftigten Schauspielerin: „Man muss viel geduldiger sein, weil der Partner das Leben selbst ist, das eben andere Gesetze hat. Kurzinhalt Eine Frau (Martina Gedeck) schreibt in einer Jagdhütte ihre Geschichte auf, um sich nicht in Einsamkeit zu verlieren: Mit einem befreundeten Ehepaar und dessen Hund ist sie vor über zwei Jahren in die Berge Österreichs gefahren. Ein Wochenendausflug. Als das Ehepaar am ersten Abend von einem Besuch im Dorf nicht zurückkehrt, macht die Frau sich auf die Suche. Mitten in der Natur stößt sie gegen eine unsichtbare Wand, eine unerklärliche Grenze, hinter der alles tot zu sein scheint. Die Frau ist auf sich selbst gestellt. Irgendwie muss sie überleben und sich mit ihren Ängsten aussöhnen, die sie immer wieder zu überwältigen drohen. Abgeschnitten vom Rest der Welt wird sie vor die unausweichlichen Grundfragen des Lebens gestellt... „Die Wand“ ist eine Produktion von coop99 Filmproduktion Wien und Starhaus Filmproduktion München, in Co-Produktion mit dem Bayerischen Rundfunk, ARTE und in Zusammenarbeit mit dem ORF (Film/Fernseh-Abkommen), gefördert vom Österreichischen Filminstitut, Filmfonds Wien, Land OÖ Kultur, FFF Bayern, DFFF und Eurimages.

dass wir die entsprechenden Zeitfenster gefunden<br />

haben und eine Zusammenarbeit überhaupt möglich<br />

war. Im August 2012 haben wir dann in fünf Sessions<br />

im großen Konzertsaal des Radio Kulturhauses<br />

den Soundtrack eingespielt.<br />

PRIDNIG: Die Musik ist bei diesem <strong>Film</strong> enorm<br />

wichtig und wir waren sehr glücklich mit einem so<br />

renommierten und auf hohem Niveau agierenden<br />

Orchester wie dem RSO arbeiten zu können.<br />

Welches Budget st<strong>and</strong> für die VDW zur Verfügung?<br />

WIRTHENSOHN: Das Gesamtbudget beträgt 10,5<br />

Millionen Euro. In diesem Zusammenhang möchte<br />

ich betonen, dass der österreichischen <strong>Film</strong>branche<br />

mit dem FISA ein hoch effektives Förderinstrument<br />

zur Verfügung steht, ohne dem es fast unmöglich<br />

wäre, solche Projekte in Österreich zu realisieren.<br />

PRIDNIG. Neben Fisa haben auch ÖFI, ORF, FFW und<br />

speziell auch das L<strong>and</strong> NÖ mit entsprechenden Förderungen<br />

beigetragen. So waren wir bspw. in der<br />

Lage, im Stift Klosterneuburg zu<br />

drehen, einem wirklich großartigen<br />

Motiv. Wir haben ein Vielfaches der<br />

Fördersumme in Niederösterreich<br />

ausgegeben.<br />

Wie wird die VDW nun verwertet?<br />

PRIDNIG: Die Verwertung startet<br />

jetzt in den Kinos, die Premiere ist<br />

am 17. Oktober und der Kinostart<br />

ist am 25. Oktober. Mittelfristig<br />

werden wir über Festivals und <strong>Film</strong>märkte<br />

gemeinsam mit unserem<br />

Weltvertrieb den <strong>Film</strong> auch international verwerten.<br />

Was sind die kommenden Projekte der Lotus<br />

<strong>Film</strong>?<br />

WIRTHENSOHN: Zur Zeit laufen diverse Förderansuchen.<br />

Konkret arbeiten wir an Barbara Eders<br />

„Thank You For Bombing“ und an einem neuen großen<br />

Dokumentarfilm mit Michael Glawogger.<br />

„<strong>Film</strong>partner ist das<br />

Leben selbst“<br />

Ein vermeintlich nicht verfilmbarer literarischer Stoff wird zu einem Überraschungshit: zu<br />

wünschen wäre es dem Anfang Oktober in die Kinos kommenden <strong>Film</strong> „Die W<strong>and</strong>“, nach<br />

dem Buch von Malen Haushofer, in der Regie von Julian Roman Pölsler, mit einer brillanten<br />

Martina Gedeck.<br />

<strong>Jahre</strong>lang lagen die <strong>Film</strong>rechte für „Die W<strong>and</strong>“ bei<br />

diversen Produzenten, ua. beim Ehepaar Br<strong>and</strong>auer,<br />

von denen Pölsler sie erwarb, der von der vor<br />

<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>n erschienen Erzählung als von einem „Lebensbuch“<br />

spricht. Sieben <strong>Jahre</strong> arbeitete er am<br />

Drehbuch, die Finanzierung erfolgte relativ schnell.<br />

Dazu Produzent und Schulfreund Pölslers, Bruno<br />

Wagner (Coop 99 <strong>Film</strong>produktion): „Mit wenigen<br />

Ausnahmen sind unsere Anträge bei den Förderstellen<br />

sofort positiv beh<strong>and</strong>elt worden. Auch wenn es<br />

teilweise schwierig war, die benötigten Summen zu<br />

bekommen. Ein weiteres Problem war, dass manche<br />

den Stoff für nicht verfilmbar hielten. In Österreich<br />

hatten wir das Glück, dass Julian Pölsler dank seiner<br />

einprägsamen Bildsprache sehr bekannt ist. Mit jem<strong>and</strong><br />

<strong>and</strong>erem wäre die Finanzierung nicht so gut<br />

durchgegangen.“ Voll des Lobes auch der Münchner<br />

Koproduzent Rainer Kölmel, der die W<strong>and</strong> sogar<br />

mit einem Thriller vergleicht.<br />

Schon in den ersten Minuten spürt man die durchdachte<br />

Rhythmik des <strong>Film</strong>es: ein Cabrio taucht in<br />

einer atemberaubend schönen L<strong>and</strong>schaft auf,<br />

fröhliche Sixty-Musik (Zabine) erklingt, im Fond eine<br />

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Forschergeist überall<br />

Regisseur Julian R. Pölsler mit<br />

Hauptdarstellerin Maria Gedeck<br />

<strong>Film</strong> Sound & Media |25

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