50 Jahre Viennale - Film and Music Austria
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„Unheimlich“<br />
filmbiz<br />
Nach den Festivals in Venedig und Toronto berichtet AFC-Geschäftsfüher Martin Schweighofer<br />
im <strong>Film</strong>, Sound & Media-Interview von den anhaltenden Erfolgen heimischer <strong>Film</strong>e bei den<br />
internationalen Wettbewerben und von einem Jahr, das es für den österreichischen <strong>Film</strong> in dieser<br />
Form noch nie gegeben hat.<br />
Wie beurteilen Sie den Verlauf dieses <strong>Jahre</strong>s für<br />
den heimischen <strong>Film</strong>?<br />
SCHWEIGHOFER: Ein Jahr wie dieses hat es noch<br />
nicht gegeben. Der internationale Erfolgslauf des<br />
österreichischen <strong>Film</strong>s ist einmalig. Es ist fast schon<br />
unheimlich. Der Spezialpreis der Jury für Ulrich<br />
Seidls „Paradies: Glaube“ in Venedig ist jetzt das Sahnehäubchen<br />
oben drauf. Und auch in Toronto war<br />
der österreichische <strong>Film</strong> stark vertreten: Mit Seidls<br />
„Paradies: Liebe“, „Museum Hours“ (Produzent: KGP<br />
Kranzelbinder) etwa oder „More Than Honey“ (Allegro<br />
<strong>Film</strong>). Und natürlich Michael Hanekes Melodram<br />
„Amour“, das auch in Kanada mit st<strong>and</strong>ing ovations<br />
gefeiert wurde. Toronto war auch der Auftakt für die<br />
Oscar-Kampagne für Michael Haneke.<br />
„Haneke ist für die Golden<br />
Globes ebenso im Gespräch<br />
wie für den Oscar, bei letzterem<br />
nicht nur in der Kategorie Bester<br />
fremdsprachiger <strong>Film</strong> (Foreign<br />
Language Award) sondern<br />
möglicherweise auch in allgemeinen<br />
wie Bester Regisseur etc. . “<br />
Gibt es realistische Chancen für den Oscar?<br />
SCHWEIGHOFER: Die heimische Oscar-Jury hat<br />
sich einstimmig entschieden, „Amour“ für den Ausl<strong>and</strong>s-Oscar<br />
einzureichen. Im Dezember kommt der<br />
<strong>Film</strong> in Amerika in die Kinos, vertrieben von Sony<br />
Pictures Classics, dem potentesten und größten<br />
Independent-Vertrieb in den USA. Haneke ist für die<br />
Golden Globes ebenso im Gespräch wie für den Oscar,<br />
bei letzterem nicht nur in der Kategorie Bester<br />
fremdsprachiger <strong>Film</strong> (Foreign Language Award)<br />
sondern möglicherweise auch in allgemeinen wie<br />
Bester Regisseur etc. Ich rechne mir für Haneke gute<br />
Chancen aus. Es steht alles auf Schiene, die Kampagne<br />
wurde im Grunde schon in Cannes noch vor<br />
der Verleihung der „Goldenen Palme“ vorbereitet.<br />
„Amour“ beh<strong>and</strong>elt ein Thema, das alle betrifft und<br />
es ist wohl der emotionalste und berührendste Haneke-<strong>Film</strong><br />
bisher.<br />
„Die Entwicklung des österreichischen<br />
<strong>Film</strong>s in den letzten <strong>Jahre</strong>n<br />
ist wirklich phänomenal. Mutige<br />
Entscheidungen der Förderer<br />
und großartiges kreatives<br />
Potenzial haben dazu geführt.“<br />
Wie klingt dieses Jahr aus Sicht der AFC aus?<br />
SCHWEIGHOFER: Wir sind noch bei einigen Festivals<br />
vertreten wie San Sebastian (Barbara Alberts<br />
„Die Lebenden“); mit Rom, Amsterdam u.a. wird<br />
verh<strong>and</strong>elt. Unser Fokus liegt<br />
zudem schon auf dem kommenden<br />
Jahr. Aber 2012 wird<br />
schwer zu toppen sein. Wir<br />
werden 2013 idealerweise<br />
miteiner starken Berlinale<br />
starten und hoffen natürlich<br />
auf eine Oscar-Nominierung.<br />
Paradox an dieser Erfolgs-Situation<br />
ist, dass sich die <strong>Film</strong>affine<br />
Öffentlichkeit an Preise<br />
und Auszeichnungen bereits<br />
gewöhnt hat. Unter dem Motto:<br />
Was, es gibt keinen Goldenen<br />
Bären? – und dergleichen<br />
mehr. Zugleich beneiden uns<br />
viele europäische Länder um<br />
die österreichische Präsenz<br />
und Dichte an Qualität. Die Erfolge von gestern machen<br />
die Erfolge von morgen aber nicht einfacher.<br />
Sie feiern heuer 25 <strong>Jahre</strong> AFC – zufrieden mit<br />
der Entwicklung?<br />
SCHWEIGHOFER: In unserer täglichen Arbeit<br />
agieren wir im Hier und Jetzt und planen für die<br />
nächsten Monate. Das 25-Jahr-Jubiläum war eine<br />
gute Gelegenheit einmal kurz inne zu halten und<br />
zurückzublicken. Und man muss wirklich festhalten:<br />
Die Entwicklung des österreichischen <strong>Film</strong>s in<br />
den letzten <strong>Jahre</strong>n ist wirklich phänomenal. Mutige<br />
Entscheidungen der Förderer und großartiges kreatives<br />
Potential haben dazu geführt. Es wäre schön<br />
wenn der österreichische <strong>Film</strong> auch in den heimischen<br />
Kinos ähnliche Erfolge feiern könnte wie auf<br />
der internationalen Ebene. Bis dahin ist es aber wohl<br />
noch ein langer Weg.<br />
Martin Schweighofer<br />
<strong>Film</strong> Sound & Media |27