Ausgabe 7
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Beispiel aus dem<br />
Forschungsprogramm<br />
Seit 2008 nimmt die Evan ge -<br />
lische Lungenklinik Berlin an<br />
der größten klinischen Studie<br />
zur spezifi schen Immun thera -<br />
pie bei Patienten mit nichtkleinzelligem<br />
Lun genkarzinom<br />
durch Impfung teil. Zum<br />
Einsatz kommt der MAGE-A3-<br />
Impfstoff , mit dessen Hilfe<br />
das Immunsystem lernen<br />
soll, Krebszellen höchst spezifi<br />
sch zu erkennen und zu<br />
eliminieren. Er wird unter<br />
Verwendung tumorspezifi scher<br />
Antigene hergestellt. Dazu<br />
kombinieren die Forscher hoch<br />
gereinigte gentechnologisch<br />
erstellte (rekombinante)<br />
Eiweißstoff e mit speziellen<br />
Substanzen (Adjuvans), die<br />
zur Verstärkung der Anti-<br />
Tumor-Aktivität des Impfstoff es<br />
entwickelt wurden. Der<br />
MAGE-A3-Impfstoff ist eine<br />
Prüfsubstanz und bislang noch<br />
in keinem Land zugelassen.<br />
Dessen Verabreichung erfolgt<br />
als adjuvante Therapie in zwei<br />
Patientengruppen: in einer<br />
Gruppe nach Operation und<br />
Standardchemotherapie, in<br />
der anderen Gruppe nach<br />
Operation ohne zusätzliche<br />
Chemotherapie. Eine adju van -<br />
te Therapie ist eine Be handlung<br />
im Anschluss an eine<br />
Operation, bei der zwar der<br />
Tumor vollständig entfernt<br />
werden konnte, die Erfahrung<br />
aber gezeigt hat, dass es im<br />
Körper dennoch weitere, bis -<br />
her nicht nachweisbare Krebszellen<br />
geben könnte – die so<br />
genannten Mikrometastasen.<br />
Rund 2.270 Patientinnen und<br />
Patienten mit operativ voll -<br />
ständig entferntem Lungenkarzinom<br />
der Stadien IB, II und<br />
IIIA werden an der randomi -<br />
sierten und placebokontrollierten<br />
Phase-III-Studie von<br />
Glaxo SmithKline weltweit<br />
teilnehmen. Bis 2010 wird in<br />
der ELK der Krankheitsverlauf<br />
jedes Patienten mit nichtkleinzelligem<br />
Lungenkarzinom<br />
auf die Möglichkeit der Impfung<br />
überprüft. Bislang konn -<br />
ten 31 Patienten in die Studienvorbereitung<br />
eingeschlossen<br />
werden, von denen derzeit fünf<br />
ins Impfprogramm kommen<br />
oder bereits sind.<br />
OA Dr. med. Johannes Merk<br />
Klinik für Thoraxchirurgie<br />
Telefon 030 94802-102<br />
sekr.chirurgie@elk-berlin.de<br />
Fortgeschrittenes Lungenkarzinom:<br />
aktuelle und zukünftige Therapiestrategien<br />
Trotz immenser Anstrengungen der Krebsforschung<br />
bleibt das Lungenkarzinom eine nur<br />
unzureichend zu behandelnde Erkrankung in<br />
ihrer fortgeschrittenen Form. Untersuchungen<br />
aus dem Tumordatenregister Berlin-Buch belegen,<br />
dass zirka 70 Prozent der Patienten in<br />
einem fortgeschrittenen Zustand des Lungenkarzinoms<br />
diagnostiziert werden. Fortgeschritten<br />
heißt, dass weder eine Operation noch eine<br />
Chemotherapie die Heilung des Krankheitsprozesses<br />
ermöglichen.<br />
Die erhebliche Verbesserung der bildgebenden<br />
Diagnostik wie die Computertomografie, aber<br />
auch die Kernspintografie und das PET-CT<br />
haben nicht zu einer Senkung dieser sehr<br />
hohen prozentualen Rate der nicht heilbaren<br />
Tumore geführt.<br />
Für den fortgeschrittenen Zustand des Lungenkarzinoms<br />
ergeben sich somit therapeutische<br />
Ansätze aus dem Bereich der Chemotherapie,<br />
der Strahlentherapie oder auch der Impfung<br />
(Vakzine). War die Chemotherapie vor 15 Jahren<br />
häufig mit erheblichen Nebenwirkungen, wie<br />
starkem Erbrechen und Übelkeit verbunden,<br />
so haben neuere Medikamente weniger Nebenwirkungen.<br />
Sie sind besser verträglich sowie<br />
durch kürzere Infusionszeiten gekennzeichnet.<br />
Die Lebensqualität der Patienten wurde<br />
durch die Veränderung der pharmakologischen<br />
Eigenschaften verbessert, die Lebenserwartung<br />
jedoch nur unzureichend durch die Neuentwicklungen<br />
positiv beeinflusst.<br />
Die durchschnittliche Lebenserwartung unserer<br />
Patienten bei fortgeschrittenem Lungenkarzinom<br />
ist zu kurz. Die Mediziner der ELK haben<br />
sich daher mit Hilfe des exzellenten Tumorregisters<br />
in Berlin-Buch die Aufgabe gestellt, die<br />
Therapie der Patienten weiter zu individualisieren.<br />
Die individuelle maßgeschneiderte Therapie<br />
des Lungenkarzinoms im fortgeschrittenen<br />
Zustand legt Wert auf den Ernährungszustand<br />
des Patienten, den Raucherstatus und den feingeweblichen<br />
Typ des entsprechenden Tumors.<br />
Letzterer gibt Aufschluss über die Verträglichkeit<br />
und entsprechende Sensibilität in Bezug<br />
auf die angewendeten Chemotherapeutika.<br />
Durch spezifischere medikamentöse Therapie<br />
bestimmter Subtypen werden das kleinzellige<br />
und das nicht-kleinzellige Lungenkarzinom<br />
effektiver behandelt. Mit Hilfe der Tumordatenregistrierung<br />
ist es möglich, die Lebensdaten<br />
Herausgeber: Evangelische Lungenklinik Berlin – Krankenhausbetriebs gGmbH<br />
Lindenberger Weg 27 | 13125 Berlin | Tel. 030 94802-0 | www.pgdiakonie.de<br />
Geschäftsführer Bert Zeckser | Registergericht AG Berlin Charlottenburg | Reg.-Nr. 97 HRB 41784<br />
Redaktion: Annett Kosche | Mail ako@tbz.info | kostenfreier Versand (viermal pro Jahr)<br />
der Patienten unter der aktuellen Therapie im<br />
Vergleich zu ähnlich gelagerten Patientenfällen<br />
in der Vergangenheit in Bezug zu setzen.<br />
Weitere Entwicklungen betrafen die Möglichkeit<br />
durch eine Tablettenform, die häufigsten nichtkleinzelligen<br />
Lungenkarzinome sowohl in der<br />
Erstlinien- als auch in der Zweitlinientherapie<br />
zu behandeln. Neben einer Erstlinientherapie<br />
mit bis zu sechs Zyklen sind eine Zweittherapie<br />
und eine Drittlinientherapie durchführbar.<br />
Möglich wird dies, da modernere Medikamente<br />
durch weniger Nebenwirkungen auf das Knochenmark<br />
gekennzeichnet sind.<br />
Ein Ausblick für die Entwicklung von maßgeschneiderten<br />
Therapieregimen ist die Durchführung<br />
klinischer Studien in der ELK. Durch<br />
das neu gegründete Studiensekretariat ist eine<br />
Vielzahl verschiedener Chemotherapiestudien<br />
durchführbar. Sie basieren auf der Überlegung,<br />
dass eine individuelle Therapie für bestimmte<br />
Lungenkarzinomvarianten notwendig wird.<br />
Hierzu ist eine konsequente Aufklärung des<br />
Patienten vor Beginn notwendig, alle diese<br />
Studien unterliegen einer Prüfung durch die<br />
Ethikkommission der Charité.<br />
Vermehrt Wert gelegt wird auf die Immunisierung<br />
oder Immunstimulation des körpereigenen<br />
Abwehrsystems. Eine so genannte Vakzinierung<br />
soll in bestimmten Fällen möglich<br />
sein. Eine Voraussetzung für die erfolgreiche<br />
Tumorimpfung ist, dass spezielle Antennenproteine<br />
auf dem Tumor vorhanden sind. Aktueller<br />
Wissensstand bezüglich der Vakzinen sagt,<br />
dass nur 10 bis 15 Prozent aller Tumore dieses<br />
entsprechende Antennenprotein nachweisen.<br />
Die Entwicklung auf diesem Gebiet ist jedoch<br />
erfolgversprechend.<br />
Die Voraussetzungen für eine patientenbezogene<br />
spezifische Tumortherapie sind in der<br />
ELK seit langem gegeben und überregional<br />
anerkannt. Durch die Tumordatenregistrierung<br />
im Tumorzentrum Berlin-Buch gelingt – für<br />
Deutschland einzigartig – eine Registrierung<br />
der relevanten Tumordaten. Die weitergehende<br />
innovative Entwicklung von Studienkonzepten<br />
soll dazu beitragen, dass unsere Patienten mit<br />
Lungenkarzinom eine bessere Prognose haben.<br />
Prof. Dr. med. Christian Grohé<br />
Chefarzt der Klinik für Pneumologie<br />
Telefon 030 94802-112<br />
sekr.pneumologie@elk-berlin.de