Ausgabe 7
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ELK-Informationen für Haus- und Fachärzte | Nummer 07 | Januar 2010<br />
Lungenbrief<br />
Ausgezeichnete Qualität: Lungenkrebszentrum Liebe Kolleginnen,<br />
liebe Kollegen,<br />
Das Lungenkrebszentrum der Evangelischen tischen und therapeutischen Maßnahmen für<br />
Lungenklinik Berlin (ELK) erhielt im Dezember<br />
2009 das Zertifikat der Deutschen Krebsge-<br />
individuelle Behandlungspläne ab. Die tägliche<br />
Tumorkonferenz ist seit langem fest etabliert.<br />
laut dem irischen Schriftsteller<br />
Jonathan Swift (1667 – 1745)<br />
sind „die besten Ärzte der<br />
sellschaft (DKG). In Deutschland erkranken Die ganzheitliche berufsgruppenübergreifen- Welt: Dr. Diät, Dr. Ruhe und<br />
jedes Jahr etwa 33.000 Männer und 13.000<br />
Frauen an Lungenkrebs. Das Lungenkarzinom<br />
de Betreuung wird zudem durch Palliativmediziner,<br />
den Sozialdienst sowie spezialisierte<br />
Dr. Fröhlichkeit“. Doch wir<br />
alle behandeln Tag für Tag<br />
Menschen, denen mit diesem<br />
ist sowohl bei Männern als auch bei Frauen die Physiotherapeuten vervollkommnet. Die Unter- interdisziplinären Team nicht<br />
dritthäufigste Krebserkrankung. Damit diese<br />
Patienten die bestmögliche Versorgung erhalstützung<br />
durch Selbsthilfe- und Lungensportgruppen<br />
und vor allem die enge Zusammenar-<br />
ausreichend geholfen wäre.<br />
Erkrankungen der Atemwege<br />
und der Lunge beeinfl ussen<br />
ten, zertifiziert die DKG seit Mitte 2009 Lunbeit mit den niedergelassenen onkologischen seit Jahrzehnten zunehmend<br />
genkrebszentren. Ziel ist es, dort nachweislich<br />
den Patienten eine optimale, den neuesten<br />
Ärzten und Fachpraxen gehören dazu. Ziel ist<br />
es, größtmögliche Kontinuität in Behandlung<br />
stärker das gesundheitliche<br />
Wohlbefi nden. Da die<br />
Menschen immer älter werden,<br />
wissenschaftlichen Erkenntnissen folgende und Nachsorge sicher zu stellen. Jeden Dienstag wird auch in Zukunft mit einer<br />
Behandlung ihrer Erkrankung zu garantieren.<br />
Zehn Zertifikate wurden von Juni bis Dezember<br />
werden interdisziplinäre klinisch-onkologische<br />
Fallbesprechungen durchgeführt, zu denen<br />
Zunahme der Häufi gkeit von<br />
schweren Lungenerkrankungen<br />
gerechnet. Darum sind wir<br />
2009 vergeben.<br />
auch niedergelassene Ärzte eingeladen sind. gemeinsam gefordert, neben<br />
Vor Erhalt des Zertifikates gilt es Vorgaben der<br />
DKG zu erfüllen. Speziell qualifizierte Fachärzte<br />
Als Ideal für das Netzwerk des Lungenkrebszentrums<br />
wurde die Pneumologisch onkolo-<br />
Diagnostik und Therapie<br />
vor allem auch aufzuklären.<br />
Atemwegserkrankungen<br />
aus verschiedenen Disziplinen mit ausgewiegische Fachambulanz unter Leitung von Prof. dürfen nicht unterschätzt<br />
sener Expertise müssen pro Jahr wenigstens<br />
200 Patienten mit Lungenkrebs (Primärfälle)<br />
Dr. med. Christian Grohé, Chefarzt der Klinik für<br />
Pneumologie, bewertet. Dort können Patienten<br />
werden und bedürfen der<br />
frühzeitigen spezialisierten<br />
Behandlung, um den Patienten<br />
in der Einrichtung interdisziplinär und leitli- mit Lungenkarzinom nicht nur diagnostiziert durch individuelle Begleitung<br />
niengemäß behandelt werden. 543 Primärfälle<br />
wurden 2008 in der ELK diagnostisiert.<br />
und chemotherapiert werden, sondern auch<br />
die Nachsorge ist ohne Einschränkungen mög-<br />
mehr Lebensqualität zu<br />
sichern. Ansporn ist uns<br />
daher auch 2010, neue<br />
Die Expertise der ELK kann durch die lange lich.<br />
Behandlungsmethoden zu<br />
wissenschaftliche Tradition seit dem Jahr 1952<br />
und aktuell mit hohen Fallzahlen bei Opera-<br />
Neueste Methoden der Früherkennung sowie<br />
innovative Therapieansätze bei der Behand-<br />
entwickeln und die ambulante<br />
Versorgung in lokalen<br />
Netzwerken zu stärken.<br />
tionen (DKG-Vorgabe: 75 Lungenresektionen/ lung von Lungenkrebs gehören sowohl zum Unsere Patienten erwarten<br />
Jahr, ELK: 130), Chemo- (DKG: 50/200; ELK:<br />
1.255), Strahlentherapien (DKG: 60, ELK: 130)<br />
klinischen als auch wissenschaftlichen Alltag<br />
in der ELK, womit ein weiteres Kriterium der<br />
zu Recht nachvollziehbare<br />
und abgestimmte<br />
Behandlungsschritte. Die<br />
und flexiblen Bronchoskopien (DKG: 500, ELK: Zertifizierung erfüllt ist. Als Mitglied im Tumor- ganzheitliche Betreuung in<br />
1.203) belegt werden. Die Mediziner der ELK<br />
stellen mit einem „beeindruckend hohem Stanzentrum<br />
Berlin Buch e. V. werden die Ergebnisse<br />
der Lungenkrebsbehandlungen durch<br />
unserem Haus basiert auf dem<br />
christlichen Selbstverständnis<br />
und vereint Erfahrung,<br />
dard in der Tumordokumentation“ sicher, dass eine normierte Datenerfassung gemessen und Fürsorge, Kompetenz.<br />
umfangreiche Erfahrungen mit der Erkrankung<br />
gesammelt und laufend erweitert werden –<br />
so dem nationalen wie internationalen Vergleich<br />
gestellt.<br />
Wir wünschen Ihnen ein gutes,<br />
ruhiges wie fröhliches Jahr<br />
auch institutionell übergreifend. So leitet z. B. Auch Strategien zur Prävention von Krebser- 2010 und freuen uns, unsere<br />
Dr. med. Gunda Leschber, Chefärztin der Klinik<br />
für Thoraxchirurgie, im Tumorzentrums Berlin<br />
krankungen sind Teil des Konzeptes des Lungenkrebszentrums.<br />
U. a. setzen sich die Mit-<br />
bewährte Zusammenarbeit<br />
für die Patienten mit Ihnen<br />
fortzusetzen.<br />
e. V. die Projektgruppe „Lungenkrebs“.<br />
arbeiter in verschiedenen Projekten für ein<br />
Die hochwertige Versorgung im Lungenkrebszentrum<br />
der ELK werde dank einer „gelebten<br />
rauchfreies Lebens- und Lernumfeld für Kinder,<br />
Jugendliche und Erwachsene ein.<br />
PD Dr. med. Dag Wormanns<br />
Ärztlicher Direktor<br />
Interdisziplinarität“ möglich, so die Gutachter, Bereits im Herbst 2008 wurde die hohe chirur-<br />
die „die gute Kommunikation und kurzen Kontaktwege<br />
zwischen den Hauptbehandlungsgische<br />
Versorgungsqualität in der ELK mit der<br />
Zertifizierung als „Thoraxzentrum – Kompetenz-<br />
Neue Geschäftsführung<br />
partner“ hervorhoben. Pneumologen, Thoraxzentrum für Thoraxchirurgie“ durch die Deut- Zum neuen Geschäftsführer<br />
chirurgen, Strahlentherapeuten, Onkologen,<br />
Schmerztherapeuten, Pathologen, Radiologen<br />
und Psychoonkologen sowie onkologisch spesche<br />
Gesellschaft für Thoraxchirurgie bestätigt.<br />
Lungenkrebszentrum der ELK<br />
Telefon 030 94802-102/-112<br />
der Evangelischen Lungen -<br />
klinik Berlin wurde Anfang<br />
des Jahres Diplom-Betriebswirt<br />
Bert Zeckser berufen.<br />
zialisierte Pflegekräfte stimmen gemeinsam<br />
nach medizinischen Leitlinien die diagnoslungenkrebszentrum@elk-berlin.de
Beispiel aus dem<br />
Forschungsprogramm<br />
Seit 2008 nimmt die Evan ge -<br />
lische Lungenklinik Berlin an<br />
der größten klinischen Studie<br />
zur spezifi schen Immun thera -<br />
pie bei Patienten mit nichtkleinzelligem<br />
Lun genkarzinom<br />
durch Impfung teil. Zum<br />
Einsatz kommt der MAGE-A3-<br />
Impfstoff , mit dessen Hilfe<br />
das Immunsystem lernen<br />
soll, Krebszellen höchst spezifi<br />
sch zu erkennen und zu<br />
eliminieren. Er wird unter<br />
Verwendung tumorspezifi scher<br />
Antigene hergestellt. Dazu<br />
kombinieren die Forscher hoch<br />
gereinigte gentechnologisch<br />
erstellte (rekombinante)<br />
Eiweißstoff e mit speziellen<br />
Substanzen (Adjuvans), die<br />
zur Verstärkung der Anti-<br />
Tumor-Aktivität des Impfstoff es<br />
entwickelt wurden. Der<br />
MAGE-A3-Impfstoff ist eine<br />
Prüfsubstanz und bislang noch<br />
in keinem Land zugelassen.<br />
Dessen Verabreichung erfolgt<br />
als adjuvante Therapie in zwei<br />
Patientengruppen: in einer<br />
Gruppe nach Operation und<br />
Standardchemotherapie, in<br />
der anderen Gruppe nach<br />
Operation ohne zusätzliche<br />
Chemotherapie. Eine adju van -<br />
te Therapie ist eine Be handlung<br />
im Anschluss an eine<br />
Operation, bei der zwar der<br />
Tumor vollständig entfernt<br />
werden konnte, die Erfahrung<br />
aber gezeigt hat, dass es im<br />
Körper dennoch weitere, bis -<br />
her nicht nachweisbare Krebszellen<br />
geben könnte – die so<br />
genannten Mikrometastasen.<br />
Rund 2.270 Patientinnen und<br />
Patienten mit operativ voll -<br />
ständig entferntem Lungenkarzinom<br />
der Stadien IB, II und<br />
IIIA werden an der randomi -<br />
sierten und placebokontrollierten<br />
Phase-III-Studie von<br />
Glaxo SmithKline weltweit<br />
teilnehmen. Bis 2010 wird in<br />
der ELK der Krankheitsverlauf<br />
jedes Patienten mit nichtkleinzelligem<br />
Lungenkarzinom<br />
auf die Möglichkeit der Impfung<br />
überprüft. Bislang konn -<br />
ten 31 Patienten in die Studienvorbereitung<br />
eingeschlossen<br />
werden, von denen derzeit fünf<br />
ins Impfprogramm kommen<br />
oder bereits sind.<br />
OA Dr. med. Johannes Merk<br />
Klinik für Thoraxchirurgie<br />
Telefon 030 94802-102<br />
sekr.chirurgie@elk-berlin.de<br />
Fortgeschrittenes Lungenkarzinom:<br />
aktuelle und zukünftige Therapiestrategien<br />
Trotz immenser Anstrengungen der Krebsforschung<br />
bleibt das Lungenkarzinom eine nur<br />
unzureichend zu behandelnde Erkrankung in<br />
ihrer fortgeschrittenen Form. Untersuchungen<br />
aus dem Tumordatenregister Berlin-Buch belegen,<br />
dass zirka 70 Prozent der Patienten in<br />
einem fortgeschrittenen Zustand des Lungenkarzinoms<br />
diagnostiziert werden. Fortgeschritten<br />
heißt, dass weder eine Operation noch eine<br />
Chemotherapie die Heilung des Krankheitsprozesses<br />
ermöglichen.<br />
Die erhebliche Verbesserung der bildgebenden<br />
Diagnostik wie die Computertomografie, aber<br />
auch die Kernspintografie und das PET-CT<br />
haben nicht zu einer Senkung dieser sehr<br />
hohen prozentualen Rate der nicht heilbaren<br />
Tumore geführt.<br />
Für den fortgeschrittenen Zustand des Lungenkarzinoms<br />
ergeben sich somit therapeutische<br />
Ansätze aus dem Bereich der Chemotherapie,<br />
der Strahlentherapie oder auch der Impfung<br />
(Vakzine). War die Chemotherapie vor 15 Jahren<br />
häufig mit erheblichen Nebenwirkungen, wie<br />
starkem Erbrechen und Übelkeit verbunden,<br />
so haben neuere Medikamente weniger Nebenwirkungen.<br />
Sie sind besser verträglich sowie<br />
durch kürzere Infusionszeiten gekennzeichnet.<br />
Die Lebensqualität der Patienten wurde<br />
durch die Veränderung der pharmakologischen<br />
Eigenschaften verbessert, die Lebenserwartung<br />
jedoch nur unzureichend durch die Neuentwicklungen<br />
positiv beeinflusst.<br />
Die durchschnittliche Lebenserwartung unserer<br />
Patienten bei fortgeschrittenem Lungenkarzinom<br />
ist zu kurz. Die Mediziner der ELK haben<br />
sich daher mit Hilfe des exzellenten Tumorregisters<br />
in Berlin-Buch die Aufgabe gestellt, die<br />
Therapie der Patienten weiter zu individualisieren.<br />
Die individuelle maßgeschneiderte Therapie<br />
des Lungenkarzinoms im fortgeschrittenen<br />
Zustand legt Wert auf den Ernährungszustand<br />
des Patienten, den Raucherstatus und den feingeweblichen<br />
Typ des entsprechenden Tumors.<br />
Letzterer gibt Aufschluss über die Verträglichkeit<br />
und entsprechende Sensibilität in Bezug<br />
auf die angewendeten Chemotherapeutika.<br />
Durch spezifischere medikamentöse Therapie<br />
bestimmter Subtypen werden das kleinzellige<br />
und das nicht-kleinzellige Lungenkarzinom<br />
effektiver behandelt. Mit Hilfe der Tumordatenregistrierung<br />
ist es möglich, die Lebensdaten<br />
Herausgeber: Evangelische Lungenklinik Berlin – Krankenhausbetriebs gGmbH<br />
Lindenberger Weg 27 | 13125 Berlin | Tel. 030 94802-0 | www.pgdiakonie.de<br />
Geschäftsführer Bert Zeckser | Registergericht AG Berlin Charlottenburg | Reg.-Nr. 97 HRB 41784<br />
Redaktion: Annett Kosche | Mail ako@tbz.info | kostenfreier Versand (viermal pro Jahr)<br />
der Patienten unter der aktuellen Therapie im<br />
Vergleich zu ähnlich gelagerten Patientenfällen<br />
in der Vergangenheit in Bezug zu setzen.<br />
Weitere Entwicklungen betrafen die Möglichkeit<br />
durch eine Tablettenform, die häufigsten nichtkleinzelligen<br />
Lungenkarzinome sowohl in der<br />
Erstlinien- als auch in der Zweitlinientherapie<br />
zu behandeln. Neben einer Erstlinientherapie<br />
mit bis zu sechs Zyklen sind eine Zweittherapie<br />
und eine Drittlinientherapie durchführbar.<br />
Möglich wird dies, da modernere Medikamente<br />
durch weniger Nebenwirkungen auf das Knochenmark<br />
gekennzeichnet sind.<br />
Ein Ausblick für die Entwicklung von maßgeschneiderten<br />
Therapieregimen ist die Durchführung<br />
klinischer Studien in der ELK. Durch<br />
das neu gegründete Studiensekretariat ist eine<br />
Vielzahl verschiedener Chemotherapiestudien<br />
durchführbar. Sie basieren auf der Überlegung,<br />
dass eine individuelle Therapie für bestimmte<br />
Lungenkarzinomvarianten notwendig wird.<br />
Hierzu ist eine konsequente Aufklärung des<br />
Patienten vor Beginn notwendig, alle diese<br />
Studien unterliegen einer Prüfung durch die<br />
Ethikkommission der Charité.<br />
Vermehrt Wert gelegt wird auf die Immunisierung<br />
oder Immunstimulation des körpereigenen<br />
Abwehrsystems. Eine so genannte Vakzinierung<br />
soll in bestimmten Fällen möglich<br />
sein. Eine Voraussetzung für die erfolgreiche<br />
Tumorimpfung ist, dass spezielle Antennenproteine<br />
auf dem Tumor vorhanden sind. Aktueller<br />
Wissensstand bezüglich der Vakzinen sagt,<br />
dass nur 10 bis 15 Prozent aller Tumore dieses<br />
entsprechende Antennenprotein nachweisen.<br />
Die Entwicklung auf diesem Gebiet ist jedoch<br />
erfolgversprechend.<br />
Die Voraussetzungen für eine patientenbezogene<br />
spezifische Tumortherapie sind in der<br />
ELK seit langem gegeben und überregional<br />
anerkannt. Durch die Tumordatenregistrierung<br />
im Tumorzentrum Berlin-Buch gelingt – für<br />
Deutschland einzigartig – eine Registrierung<br />
der relevanten Tumordaten. Die weitergehende<br />
innovative Entwicklung von Studienkonzepten<br />
soll dazu beitragen, dass unsere Patienten mit<br />
Lungenkarzinom eine bessere Prognose haben.<br />
Prof. Dr. med. Christian Grohé<br />
Chefarzt der Klinik für Pneumologie<br />
Telefon 030 94802-112<br />
sekr.pneumologie@elk-berlin.de