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Die verschiedenen Ebenen von Walt Disney und ... - kunstschule.at

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! Michael Car<br />

körperliche Behinderungen (Quasimodo), <strong>und</strong> neurotische, sexuelle Begierde (Frollo).<br />

Besonders die Figur des Frollo zeigt sich als vielschichtigster Bösewicht im ganzen <strong>Disney</strong><br />

Universum. Als einer der wenigen ist Frollo nicht prinzipiell böse. Seine Boshaftigkeit lässt<br />

sich nachvollziehen in seiner fan<strong>at</strong>ischen, falsch ausgelegten Religiosität. Seine Begierde<br />

zu Esmeralda kompensiert er durch ein Klagelied an Maria („Hellfire“), eine Szene die<br />

unglaublich expressiv ausgearbeitet wurde.<br />

Als Kompromiss erscheint in Hunchback auch eine versöhnliche Religiosität in Form des<br />

gutmütigen Erzdiakon. In Victor Hugos Buchvorlage belegt Frollo den Posten des<br />

Erzdiakons, während er in der <strong>Disney</strong> Version lediglich weltlicher Richter ist. 43<br />

The Hunchback of Notre Dame stellt für <strong>Disney</strong> einen bis heute nicht mehr erreichten<br />

künstlerischen Höhepunkt in seiner Gesamtheit als Film dar. Allein die Musik, wofür Alan<br />

Menken mit einem zweiten, erfahrenen Broadwaykomponisten, Stephen Schwartz,<br />

zusammenarbeitete, zeugt <strong>von</strong> einer komplexen Sensibilität die Dram<strong>at</strong>ik der Handlung zu<br />

unterstreichen. Von den Chornummern, die den mittelalterlichen Choral des <strong>Die</strong>s Irae<br />

verarbeiten, über die anspruchsvolle Instrumentalisierung, könnte man meinen, das die<br />

Musik allein reiche, den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen. Als einzigen Schwachpunkt<br />

lässt sich die Computeranim<strong>at</strong>ionen nennen, die zwar teils gekonnt eingesetzt wurden<br />

(Glocken, bewegte Gegenstände), jedoch in Form der Massenszenen noch vollkommen<br />

unausgereift waren. Glücklicherweise fallen diese steifen, puppenhaften<br />

Menschenmengen erst auf, wenn man dezidiert darauf hingewiesen wird.<br />

Anfang des neuen Jahrtausends verdrängte schließlich die zuerst nur als Hilfsmittel<br />

konzipierte Computeranim<strong>at</strong>ion (CGI) den handgezeichneten <strong>Disney</strong>anim<strong>at</strong>ionsfilm.<br />

Inhaltlich wechselten diese CGI-Filme zu oberflächlichen Komödien mit durchsichtigen<br />

kommerziellen Str<strong>at</strong>egien. So wurde der Titel des neuesten Films <strong>von</strong> Rapunzel zu<br />

Tangled geändert, aus Angst ein männliches Publikum könne den Kinosälen fernbleiben. 44<br />

43 (selbständige Quelle)<br />

Stephen Rebello, The Art of The Hunchback of Notre Dame, New York: Hyperion 1996<br />

44 (Internetquelle)<br />

Los Angeles Times | <strong>Disney</strong> wrings the pink out of ʻRapunzelʻ<br />

http://herocomplex.l<strong>at</strong>imes.com/2010/03/10/disneys-rapunzel-gets-a-makeover/<br />

(30. Jänner 2011)<br />

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