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Gesellschaft zur Förderung von Kinderbetreuung e. V. Gesellschaft ...

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die Schule zuständig sei. Aber Bildung beginnt nicht erst mit<br />

dem Eintritt in die Schule, sondern <strong>von</strong> Anfang an, mit der<br />

Geburt. Deutschland hat nicht nur ein Problem mit der Vereinbarkeit<br />

<strong>von</strong> Familie und Beruf, sondern auch mit der Bildung.<br />

Bildung ist die einzige und wichtigste Ressource<br />

unseres rohstoffarmen Landes, dessen wirtschaftliche Kraft<br />

und Position als Exportweltmeister jahrzehntelang auf der<br />

Entwicklung <strong>von</strong> Spitzentechnologie beruhte – das hat dieses<br />

Land allzu lange außer Acht gelassen. Die Investition in<br />

frühkindliche Bildung ist eine Investition in die Zukunft.<br />

spiel / raum: Immerhin soll ja nun die Zahl der Betreuungsplätze<br />

für unter dreijährige Kinder bis 2013 auf 750.000 Plätze erhöht<br />

werden – reicht das?<br />

Dr. Ilse Wehrmann: Das Angebot frühkindlicher Betreuung vor<br />

allem für Kinder unter drei Jahren hierzulande ist nicht nur<br />

quantitativ, sondern auch qualitativ un<strong>zur</strong>eichend. Wir brau-<br />

„Wach, neugierig, klug – Kinder unter 3“<br />

Grundlage für das Konzept der betrieblichen Kindertagesbetreuung der<br />

Daimler AG ist der in England neu entwickelte Bildungsplan „Birth of<br />

three matters“, der die Bildungs- und Erziehungsqualität in den Mittelpunkt<br />

stellt. Die deutsche Fassung ist im Sommer 2006 mit dem Titel<br />

„Wach, neugierig, klug – Kinder unter 3“ bei der Bertelsmann-Stiftung<br />

erschienen. Dabei handelt es sich um ein Medienpaket für Kitas, Tagespflege<br />

und Spielgruppen. Es beinhaltet eine Einführungsbroschüre <strong>zur</strong><br />

Erläuterung des Gesamtkonzepts, 16 Themenkarten mit Informationen<br />

und Impulsen für die praktische Arbeit, einen Film auf DVD mit Darstellungen<br />

<strong>von</strong> Kindern und Erwachsenen in unterschiedlichen Situationen<br />

und gemeinsamen Settings, eine CD-Rom mit ergänzenden fachbezogenen<br />

Informa-tionen, fachwissenschaftlichen Beiträgen und einer Liste<br />

<strong>von</strong> Fachliteratur und relevanten Medien sowie ein Poster mit einer grafischen<br />

Übersicht des Konzepts.<br />

Herausgeber: Bertelsmann Stiftung, Staatsinstitut für Frühpädagogik,<br />

1. Auflage: April 2006,<br />

ISBN-10: 3892048835, ISBN-13: 978-3892048831, 35 u<br />

www.bertelsmann-stiftung.de<br />

www.kinder-frueher-fördern.de<br />

chen eine grundlegende Reform, um wieder Anschluss an internationale<br />

Standards zu finden. Andere Länder in Europa<br />

und weltweit haben sich Mitte der neunziger Jahre auf den<br />

Weg gemacht zu verbindlichen Bildungsstandards und auch<br />

zu anderen Ausbildungsformen, die immer Lehrer und Erzieher<br />

gemeinsam in den Blick nehmen.<br />

spiel / raum: In Deutschland sind die Zuständigkeiten für die<br />

frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung auf Bund, Länder<br />

und Kommunen verteilt, in manchen Ländern ist das Bildungsministerium,<br />

in anderen das Sozialministerium zuständig …<br />

Dr. Ilse Wehrmann: … und das ist ein Problem. Das deutsche<br />

System ist komplex und hochgradig dezentralisiert. Fakt ist,<br />

dass die Bildungschancen der Jüngsten in diesem Lande, die<br />

in der nächsten Generation Deutschland im internationalen<br />

Wettbewerb konkurrenzfähig halten, letztlich <strong>von</strong> der Finanzkraft<br />

der Kommunen beziehungsweise <strong>von</strong> der Einsicht <strong>von</strong><br />

Bürgermeistern abhängt – und das ist ein Skandal!<br />

spiel / raum: Also sind umfassende Reformen nötig?<br />

Dr. Ilse Wehrmann: Nun, wenn man den Rückstand betrachtet,<br />

den wir international haben, ist hier ist vielleicht sogar eine<br />

Revolution nötig. Dabei sollte dann übrigens auch die Anhebung<br />

des Niveaus der Erzieherausbildung auf Fachhochschuloder<br />

Universitätsniveau in Angriff genommen werden, was in<br />

Frankreich, Finnland oder Schweden längst Praxis ist. Eine so<br />

umfassende Reform ist allerdings eine Herausforderung, die<br />

nicht <strong>von</strong> der Politik allein geschultert werden kann. Sie sollte<br />

<strong>von</strong> allen gesellschaftlichen Gruppen gefördert und getragen<br />

werden. Unternehmen wie die Daimler AG, die in ihren Werken<br />

bundesweit betriebliche Krippen einrichten wird, haben<br />

das erkannt.<br />

spiel / raum: Ein Autobauer, der jetzt Krippen baut – ist das<br />

nicht ungewöhnlich?<br />

Dr. Ilse Wehrmann: Nur auf den ersten Blick. Es ist die Konsequenz<br />

langfristig ausgelegten strategischen Denkens – und<br />

das Geld ist gut angelegt, denn betriebliche Kinderkrippen<br />

bringen auch Einsparpotenziale mit sich, zum Beispiel eine<br />

Reduzierung <strong>von</strong> Fluktuations- und Überbrückungskosten für<br />

Ausfälle, wenn Elternzeit in Anspruch genommen wird. Daimler<br />

hat allerdings die Frage nach den Inhalten und Qualitätsstandards<br />

vor die Kosten gestellt und besonderen Wert darauf<br />

gelegt, dass das Bildungs- und Betreuungsangebot internationalen<br />

Standards entspricht. Ich habe die Hoffnung, dass<br />

die Daimler AG hier Impulse für Deutschland gesetzt hat. Gesamtgesellschaftlich<br />

müssen wir reflektieren, wie viel Wert wir<br />

der Bildung und Erziehung beimessen und welchen Stellenwert<br />

wir der kindlichen Perspektive einräumen.<br />

spiel / raum: Die kindliche Perspektive meinen aber auch jene<br />

einzunehmen, die befürchten, dass bei all der Diskussion frühkindliche<br />

Bildung nun schon Leistungsdruck in der Kita auf-

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