8: Magazin online - Barrierefrei - Das Magazin
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8: Magazin online - Barrierefrei - Das Magazin
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<strong>Barrierefrei</strong> in<br />
das <strong>Magazin</strong><br />
Ausgabe September 2012<br />
Schutzgebühr: 4,50 €
Eine Marke der Daimler AG Wir<br />
2<br />
STANDARDS<br />
haben für beinahe jede Art von<br />
Einschränkung den passenden Mercedes.<br />
Individuelle Fahrhilfen und Sitzanpassungen gibt es bei uns jetzt ab Werk.<br />
Einsteigen und losfahren, das sollte für jeden selbstverständlich<br />
sein. Fahrhilfen für die A-, B-, C-, E- und GLK-Klasse<br />
gibt es bei uns deshalb direkt ab Werk. Ob Steuerungs-<br />
oder Lenkhilfen, Handbediensysteme, Pedalveränderungen<br />
oder Hilfen zum Einsteigen – zeitintensive Umrüstungen<br />
sind nicht nötig, Ihr Mercedes-Benz mit individueller<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
Ausstattung steht Ihnen direkt bei Auslieferung zur<br />
Verfügung. Sollten wir Ihren Wunsch einmal doch nicht ab<br />
Werk erfüllen können, arbeiten wir eng mit professionellen<br />
Aufbauherstellern zusammen, die Ihren Wagen an Ihre<br />
Bedürfnisse anpassen. Mehr Informationen unter<br />
www.mercedes-benz.de/fahrhilfen
Editorial<br />
“Welcome to London and enjoy the Paralympics!”<br />
<strong>Das</strong>, liebe Leserinnen und Leser, war ein Satz, den man in London vor ein paar<br />
Wochen an vielen Ecken zu hören bekam. Auch, wenn Sie nicht selbst dabei<br />
gewesen sein sollten: Lassen Sie gemeinsam mit uns die Paralympischen Spiele<br />
Revue passieren und bekommen Sie einen Eindruck von dieser großartigen<br />
Veranstaltung. Wir waren für Sie vor Ort; den Bericht finden Sie ab Seite 63.<br />
Ebenfalls ein großes Thema in unserer Herbstausgabe ist Kunst & Kultur. Wo<br />
was in Deutschland los ist, sehen Sie auf einen Blick auf unserer praktischen<br />
Übersicht zum Heraustrennen auf Seite 20. Genauere Infos zu den einzelnen<br />
Veranstaltungen und Museen finden Sie auf den darauf folgenden Seiten. In<br />
diesem Rahmen möchten wir Ihnen auch gern die Engländerin Sue Austin vorstellen,<br />
die auf der Titelseite zu sehen ist. Sue Austin performte u.a. auf dem<br />
London 2012 Festival, das im Zeichen der Paralympischen Spiele stand. Als unsere<br />
Redaktion auf ihren Film „Creating the Spectacle“ stieß, waren wir alle unheimlich<br />
fasziniert. Den Film finden Sie über den QR-Code unter dem Bericht<br />
oder auf der aufgeführten Homepage der Künstlerin.<br />
Kennen Sie das Pitt Hopkins Syndrom? In Deutschland sind 10 Fälle registriert.<br />
Einen ausführlichen Bericht über diese wenig bekannte Behinderung finden<br />
Sie in der Sparte Gesundheit & Soziales.<br />
Mit der beginnenden Herbstzeit werden nun auch die Tage wieder merklich<br />
kürzer. Eine gute Gelegenheit, es sich mal wieder so richtig gemütlich zu machen<br />
und ein wenig in dieser Ausgabe zu stöbern. Wir haben auch diesmal viele<br />
interessante Berichte für Sie zusammengestellt …<br />
Ihre Meinung ist uns wichtig: Lassen Sie uns gerne wissen, was Ihnen besonders<br />
gefallen hat oder welche Themen wir in den nächsten Ausgaben aufgreifen<br />
sollten.<br />
Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen!<br />
Herzlichst,<br />
Ihre Lydia Saß<br />
(Redaktionsleitung)<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
3
4<br />
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DER NEUE FORD B-MAX.<br />
Die besten B-Säulen sind die, die<br />
man gar nicht sieht: Beim neuen<br />
Ford B-MAX sind sie in die einmaligen<br />
Panorama-Schiebetüren<br />
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Einstiegs- und Beladungssituation<br />
bei maximaler Stabilität.<br />
<strong>Das</strong> flexible Sitzsystem sorgt für<br />
zusätzliche Bewegungsfreiheit:<br />
So entsteht eine bis zu 2,35 Meter<br />
lange Ladefl äche – und sogar der<br />
Beifahrersitz ist vollständig umklappbar.<br />
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fährt immer mit<br />
<strong>Das</strong> Ford Multimedia-Konnekti vitätssystem<br />
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ganz aufs Fahren zu konzen trieren:<br />
Per Sprachsteuerung wählen Sie<br />
z. B. Ihre Lieblingsmusik aus, und<br />
wenn Sie eine SMS erhalten, wird<br />
diese Ihnen einfach vorgelesen –<br />
alles ganz freihändig. Der integrierte<br />
Notruf-Assistent tritt bei<br />
einer möglichen Unfallsituation in<br />
Aktion. Er setzt über eines Ihrer per<br />
Bluetooth ® eingebundenen Mobiltelefone<br />
den Notruf ab, wenn<br />
die Airbags ausgelöst wurden. Ihr<br />
Ford Partner hilft Ihnen bei der<br />
Aktivierung von SYNC, damit alles<br />
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Ford Partner vor Ort oder unter 0800 8040804-6 * .<br />
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<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
Kra� sto� verbrauch (in l/100 km nach VO (EC) 715/2007): 6,0 (innerorts),<br />
4,2 (außerorts), 4,9 (kombiniert). CO 2 -Emissionen: 112 g/km (kombiniert).<br />
Volle Power<br />
auf Sparflamme<br />
Bisher war sparsames Fahren zumeist<br />
mit spartanischer Leistung<br />
verbunden. Der 1,0 l EcoBoost-Benzinmotor<br />
macht dem ein Ende:<br />
<strong>Das</strong> Herzstück des neuen Ford<br />
B- MAX bündelt mo dernste Techno<br />
logien wie Turbo-Aufladung,<br />
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variable Nockenwellen-Steuerung<br />
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vollen wie sparsamen Antrieb.<br />
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Schiebetüren, mit denen das Ein- und Aussteigen auch auf engen Parkplätzen kein<br />
Problem mehr ist. Und seine elektrische Heckklappe erleichtert das Beladen erheblich<br />
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Kra� sto� verbrauch (in l/100 km nach VO (EC) 715/2007): 8,9–5,5 (innerorts), 5,7–4,3 (außerorts),<br />
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Fest- und Mobilfunknetz. Abbildung zeigt Wunschausstattung gegen Mehrpreis.
6<br />
<strong>Barrierefrei</strong> fragt -<br />
Guildo Horn antwortet<br />
Sie sind ausgebildeter Diplompädagoge. War es<br />
damals Ihr Wunschziel?<br />
Nein, eigentlich wollte ich damals ein mindestens<br />
weltberühmter Schlagzeuger werden. Da<br />
die Weltkarriere nach dem Abitur allerdings noch<br />
auf sich warten ließ, habe ich dann, zur Überbrückung<br />
meiner kurzzeitigen Orientierungslosigkeit,<br />
ein soziales Jahr in der Werkstätte für Behinderte<br />
in Trier absolviert. Beim gemeinsamen<br />
musizieren hat´s dann zoom gemacht und ich habe<br />
Feuer für die Arbeit mit Geistig- und Mehrfachbehinderten<br />
gefangen.<br />
Sie haben schon mit TABUWTA, einer Band mit<br />
behinderten Musikern aus Nordhorn, musiziert.<br />
Wie ist der Kontakt zu dieser Band entstanden?<br />
Reicht die eigene Sensibilität aus, um mit Menschen<br />
mit Behinderung Projekte umzusetzen,<br />
oder halten Sie es für wichtig bzw. notwendig,<br />
entsprechende Vorkenntnisse, wie Sie sie besitzen,<br />
miteinzubringen?<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
1998 kurz nach meiner Grand Prix Teilnahme habe<br />
ich plötzlich eine CD zugesandt bekommen mit<br />
einem Brief: Auch wir wollen Deutschland vertreten,<br />
bitte hilf uns!“ Absender war Tabuwta. Ich habe<br />
dann bei der Band angerufen und das war der<br />
Beginn einer blühenden Leidenschaft! Mir ist jeder<br />
lieber, der ohne Diplom, aber mit einem großen<br />
Herzen an die Sache rangeht, anstatt mit Diplom,<br />
aber uninspiriert und verklemmt. Wenn<br />
Ausbildung und Sensibilität zusammentreffen<br />
passts´ natürlich am besten.<br />
Sie haben viele Projekte, wie "Frisur egal – Respekt<br />
total! Jetzt oder nie: Mehr Haarmonie!" der Kampagne<br />
"Bus & Bahn NRW" oder "überall dabei"<br />
das Filmfestival, in dem Sie das selbstverständliche<br />
Miteinander von Menschen mit und ohne<br />
Behinderung zum Thema machen. Wie ist das<br />
Feedback auf Ihre Projekte? Spricht Sie das auch<br />
als Mensch Guildo Horn an oder als Künstler?
Vor allem als Mensch. Aber der Horn ist bekanntlich<br />
bekannter als ich und deshalb schicke ich ihn<br />
an die Promofront! Der sieht auch besser aus.<br />
Wenn Sie unsere gesellschaftlichen Strukturen<br />
beeinflussen könnten, was wäre Ihr erstes<br />
Anliegen?<br />
Ich finde unsere gesellschaftlichen Strukturen gar<br />
nicht so schlecht. Wenn ich aber etwas verändern<br />
dürfte, dann<br />
• das Schulsystem auf Bundesebene vereinheitlichen.<br />
• Vor allem in den ersten Jahren inklusive Gruppen<br />
und Klassen. <strong>Das</strong> erweitert den Sinn fürs Leben.<br />
• in den Unterrichtsinhalten etwas lebensnahes,<br />
z.B. wie gehe ich mit Geld um, wie mache ich eine<br />
Steuererklärung, wie nehme ich einen Kredit<br />
auf.<br />
das mal fürs erste.<br />
Sind Sie ein Visionär? Gibt es einen Traum,<br />
den Sie sich nochmal erfüllen möchten?<br />
Vollhaar.<br />
Zu guter Letzt: Was würden Sie unseren Lesern<br />
und unserem <strong>Magazin</strong> <strong>Barrierefrei</strong> gern<br />
mit auf den Weg geben?<br />
Auf dem Weg zu einer inklusiven Gesellschaft ist<br />
es wichtig, dass die Behinderten Verständnis für<br />
die Unkenntnis und Scheu der Nichtbehinderten<br />
vor dem „Unbekannten“, also dem Umgang mit<br />
Behinderten haben. Eine Lebenshilfe für Nichtbehinderte<br />
also. <strong>Das</strong> halte ich für einen extrem wichtigen<br />
Schritt!<br />
Interview: Peter Lange<br />
Bildquellen: © WDR / Sabrina Rothe; © SWR<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
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8<br />
STANDARDS<br />
INHALTSVERZEICHNIS<br />
S. 20 S. 32 S. 40<br />
Kunst & Kultur Spezial<br />
Auch wenn der Sommer und<br />
somit die beliebteste Reisezeit<br />
der Deutschen vorbei ist,<br />
kann man noch viel entdecken<br />
und bestaunen. In unserer<br />
Übersichtskarte zum Heraustrennen,<br />
finden Sie viele interessante<br />
Ausflugs- & Veranstaltungstipps.<br />
STANDARDS<br />
Editorial<br />
<strong>Barrierefrei</strong> fragt Guildo Horn<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
RADGEBER<br />
Ihr Gutes Recht<br />
Mobilität erleben<br />
FÜR SIE IN KÜRZE<br />
Veranstaltungskalender<br />
Unsere Medientipps<br />
KUNST & KULTUR<br />
Übersichtt<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
Sue Austin<br />
Die Britin trat u.a. im Rahmen<br />
des London 2012 Festival auf.<br />
Sie performte mit ihrem weltweit<br />
ersten düsenbetriebenen<br />
Unterwasserollstuhl in einem<br />
riesigen Wassertank. Lesen Sie<br />
mehr in unserem Interview.<br />
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Kulturtage der Gehörlosen<br />
Kunstsammlung Dresden<br />
Atelier Blau<br />
August Horch Museum<br />
Inklusion in kleinster Form<br />
Robbie Wilde - gehörloser DJ<br />
Sue Austin<br />
Junge Talente<br />
Historisch-Technisches Museum<br />
Peenemünde<br />
Kleisthaus Berlin<br />
Museum der Stadt Burg Stargard<br />
Kufe 12<br />
Betonfußball<br />
Dr. Peter Schmidt ist hochfunktionaler<br />
Autist mit ausgeprägtem<br />
Asperger-Syndrom. Er erklärt<br />
in seinem Beitrag, wie schwer<br />
subtile Kommunikation für Autisten<br />
zu verstehen ist. Anhand<br />
von Farben und erlebten Situationen<br />
schildert er das Problem.<br />
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S. 47 S. 52 S. 63<br />
Pitt Hopkins Syndrom<br />
<strong>Das</strong> Pitt Hopkins Syndrom, kurz<br />
PHS genannt, ist in der Bevölkerung<br />
und auch bei Medizinern<br />
noch wenig bekannt. Was man<br />
genau darunter versteht und ob<br />
es Therapiemöglichkeiten gibt,<br />
erfahren Sie in unserem Bericht.<br />
DOSSIER<br />
Dr. Peter Schmidt<br />
WOHNEN UND BAUEN<br />
Alte Vorstellung über die Zukunft<br />
GESUNDHEIT & SOZIALES<br />
<strong>Das</strong> Pitt Hopkins Syndrom<br />
Pferde helfen Menschen<br />
BMAS Telefon<br />
Hilfsmittelversorgung<br />
Darmfunktionsstörung<br />
<strong>Barrierefrei</strong>e Beipackzettel<br />
Dentologicum Hamburg<br />
Unsere Soziale Seite<br />
Saliya Kahawatte<br />
Darmfunktionsstörungen<br />
Hilfsangebote und Hilfsmittelversorgungen<br />
sind teilweise nicht<br />
bekannt, oder werden nicht zielführend<br />
eingesetzt. Mit diesem<br />
Beitrag möchten wir Ihnen eine<br />
Orientierung geben, wie Sie aus<br />
den Einschränkungen bedingt<br />
durch die Störung der Darmfunktion<br />
heraus kommen.<br />
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SPORT<br />
Paralympics 2012<br />
Welcome to London<br />
Inspire a generation<br />
STANDARDS<br />
Leserbriefe<br />
Gesucht & Gefunden<br />
Vorschau Ausgabe Dezember<br />
Cartoon von Phil Hubbe<br />
Paralympics London 2012<br />
Die mediale Aufmerksamkeit<br />
hinsichtlich der Spiele war so<br />
groß, wie noch nie. Sie waren<br />
nicht vor Ort? Macht nichts! Wir<br />
waren für Sie in London und<br />
berichten über besondere Momente,<br />
die Blade Runner und<br />
Medaillenträume.<br />
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<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
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RADgeber<br />
IHR GUTES RECHT<br />
KASSE MUSS HÖRBEHINDERTEN<br />
KINDERN GEBÄRDENSPRACH-SOFTWARE<br />
BEZAHLEN<br />
SG Oldenburg: Sprachlernprogramm ist ein Hilfsmittel<br />
Sind hörbehinderte Kinder für ihre Verständigung<br />
zumindest teilweise auf das Erlernen<br />
der Gebärdensprache angewiesen,<br />
muss die Krankenkasse für die Kosten eines<br />
entsprechenden Computer-Sprachlernprogramms<br />
aufkommen. Denn solch<br />
eine Software zum Lernen der Gebärdensprache<br />
stellt ein Hilfsmittel dar, welches<br />
dem „mittelbaren Behinderungsausgleich“<br />
dient, entschied das Sozialgericht Oldenburg<br />
in einem Gerichtsbeschluss vom 31.<br />
Mai 2012.<br />
Im entschiedenen Fall wollte die Mutter eines<br />
im Jahr 2009 geborenen, hochgradig<br />
schwerhörigen Kindes sich die Kosten für<br />
das Gebärdensprachlernprogramm „Tommys<br />
Gebärdenwelt“ 1, 2 und 3 in Höhe von<br />
152,20 Euro erstattet haben.<br />
Ihre Tochter sei nahezu taub. Sie verfüge<br />
zwar über eine Innenohrprothese, ein<br />
sogenanntes Cochlea-Implantat (CI), mit<br />
dem es Sprache und Geräusche leise hören<br />
könne. Doch beim Schlafen, Baden,<br />
Haarewaschen, Schwimmen oder auch<br />
bei manchen Sportübungen könne sie das<br />
CI nicht tragen. Sie solle daher zusätzlich<br />
die Gebärdensprache erlernen, damit sie<br />
sich auch in diesen Situationen verständigen<br />
kann.<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
Die Krankenkasse wollte die Gebärdensprach-Software<br />
mitsamt Begleitbuch<br />
nicht bezahlen. Dieses Produkt sei nicht<br />
im Hilfsmittelkatalog aufgeführt und falle<br />
nicht in die Leistungspflicht der gesetzlichen<br />
Krankenkassen.<br />
Dem folgte das Sozialgericht nicht. Die<br />
Krankenkasse sei zur Kostenübernahme<br />
verpflichtet, da das Gebärdensprachlern-<br />
Programm im täglichen Leben der Erfüllung<br />
des Grundbedürfnisses der Kommunikation<br />
dient. Die Gebärdensprache sei<br />
in Alltagssituationen hilfreich, in denen<br />
das CI nicht nutzbar ist, wie beispielsweise<br />
beim Duschen, Baden oder auch beim<br />
Aufwecken aus dem Schlaf. <strong>Das</strong> Lernprogramm<br />
sei damit ein Hilfsmittel zum mittelbaren<br />
Behinderungsausgleich, so dass<br />
die gesetzliche Krankenkasse zur Leistung<br />
verpflichtet ist. Es spiele auch keine<br />
Rolle, dass das Gebärdensprachlernprogramm<br />
nicht im Hilfsmittelverzeichnis<br />
der Krankenkassen aufgeführt ist. Denn in<br />
dem Verzeichnis seien nicht alle Hilfsmittel<br />
abschließend aufgeführt, betonte das Sozialgericht.<br />
Gerichtsbeschluss des Sozialgerichts Oldenburg,<br />
Az.: S 61 KR 244/11<br />
Quelle: www.kindernetzwerk.de
KRANKENKASSE MUSS AUCH<br />
„ROLLSTUHL-BIKE“ BEZAHLEN<br />
BSG nennt Schmerzvermeidung und Mobilität als Gründe<br />
Können sich behinderte Menschen im Nahbereich<br />
ihrer Wohnung mit einem normalen<br />
Rollstuhl nicht mehr angemessen fortbewegen,<br />
muss die Krankenkasse auch<br />
ein handkurbelbetriebenes „Rollstuhl-Bike“<br />
bezahlen. <strong>Das</strong> gilt nicht nur für Kinder und<br />
Jugendliche, sondern auch für Erwachsene,<br />
wenn das Hilfsmittel Schmerzen<br />
verhindert oder eine therapeutische Behandlung<br />
unterstützt, entschied das Bundessozialgericht<br />
(BSG) in zwei am 18. Mai<br />
2011 verkündeten Urteilen.<br />
In beiden Fällen hatte die Krankenkasse<br />
die Übernahme der Kosten von 2.600<br />
Euro verweigert. Mit einem normalen<br />
Rollstuhl seien die Antragsteller ausreichend<br />
versorgt.<br />
Die Rollstuhlfahrer argumentierten, dass<br />
sie sich nur noch mit dem Rollstuhl-Bike<br />
problemlos in ihrer näheren Umgebung<br />
fortbewegen können. Eine Klägerin wies<br />
darauf hin, dass sie wegen des jahrelangen<br />
Fahrens mit dem normalen Rollstuhl<br />
regelmäßig Schulterschmerzen habe. <strong>Das</strong><br />
Fahren mit dem Rollstuhl-Bike sei dagegen<br />
fast schmerzfrei.<br />
Der 3. BSG-Senat gab den Rollstuhlfahrern<br />
im Wesentlichen recht. Habe ein Behinderter<br />
im normalen Rollstuhl Schmerzen,<br />
könne dies den Anspruch auf ein<br />
Rollstuhl-Bike begründen. Aus teils formalen<br />
Gründen verwies das BSG aber beide<br />
Fälle an das Landessozialgericht (LSG)<br />
Essen zur weiteren Prüfung zurück.<br />
Dabei setzte das BSG erneut keine klare<br />
Grenze fest, wie groß der „Nahbereich“<br />
der Wohnung ist. In der Vorinstanz hatte<br />
sich das LSG Essen auf die in der Rentenversicherung<br />
geltende 500-Meter-Strecke<br />
gestützt. Diese Grenze könne man auf<br />
die Krankenversicherung aber nicht übertragen,<br />
so das BSG. Hier gelte grundsätzlich<br />
die Strecke als Nahbereich, die auch<br />
Nichtbehinderte zu Fuß zurücklegen. Dabei<br />
komme es auch auf für Nichtbehinderte<br />
üblicherweise fußläufige Ziele an, etwa<br />
Arztpraxen, Supermarkt und Bank. „Dies<br />
verbietet eine streckenmäßige Festlegung“,<br />
betonte das BSG.<br />
Urteile des Bundessozialgerichts vom 18. Mai<br />
2011, Az.: B 3 KR 7/10 R<br />
und B 3 KR 12/10 R<br />
Quelle: www.kindernetzwerk.de<br />
11
12<br />
RADgeber<br />
MOBILITÄT ERLEBEN, FREIHEITEN ENTDECKEN<br />
Mobilität ist für Audi schon immer eine entscheidende<br />
Triebfeder für Innovationen und<br />
Fortschritt gewesen. Dabei bedeutet Mobilität<br />
für Audi weit mehr, als lediglich von A<br />
nach B zu gelangen. Mobilität steht für die<br />
Freiheit der Bewegung, für die Entdeckung<br />
neuer Möglichkeiten, für Sportlichkeit und<br />
Dynamik, für möglichst große Bedienfreundlichkeit<br />
und Ergonomie. All diese Ansprüche<br />
kulminieren in Vorsprung durch Technik – einer<br />
Eigenschaft, die Sie besonders intensiv erleben<br />
werden, wenn Sie in Audi Fahrzeugen<br />
mit Mobilitätshilfen unterwegs sind. Die Ansprüche,<br />
die Sie an Ihren Audi stellen, sind so<br />
unterschiedlich wie Ihre Bedürfnisse als Fahrer.<br />
Deshalb rüstet Audi eine breite Palette<br />
seiner Fahrzeuge mit Fahrund Bedienungshilfen<br />
aus. Sie erhalten die Mobilitätshilfen<br />
für die Modelle Audi A1, A31, A3 Sportback2,<br />
A4, A5, A6, A7, A8, Audi Q3, Audi Q5 und Audi<br />
Q7 Stets gilt: Alle Mobilitätshilfen bewegen<br />
sich auf dem hohen Niveau, das Sie von Audi<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
erwarten können. Angefangen bei Bedienfreundlichkeit<br />
und Ergonomie über hochwertige<br />
Verarbeitung bis hin zur harmonischen<br />
Integration in das Fahrzeugdesign.<br />
Schließlich entwickelt Audi alle Fahr- und Bedienungshilfen<br />
mit der gleichen<br />
Liebe zum Detail wie alle anderen Technologien<br />
– und das spüren Sie bei jeder Fahrt.<br />
VIER VORTEILE<br />
1. Einbauten ab Werk.<br />
Alle Audi Fahrhilfen für Ihr Neufahrzeug können<br />
Sie direkt beim Audi Partner mitbestellen. <strong>Das</strong> erspart<br />
Ihnen Wege und Zeit.<br />
2. Sondernachlass.<br />
Audi empfiehlt allen Handelspartnern, Menschen<br />
mit Mobilitätseinschränkungen beim Kauf eines<br />
Neufahrzeugs einen Preisnachlass von 15 % zu<br />
gewähren. Berechtigt sind Menschen mit einem<br />
gültigen Schwerbehindertenausweis (Behinde-
ungsgrad ab 50 % mit dem Merkzeichen „G“, „aG“,<br />
„H“, „Gl“ oder „Bl“). Die Zulassung mussauf die bezugsberechtigte<br />
behinderte Person persönlich erfolgen<br />
3. Geprüfte Einbauten.<br />
Alle Fahrhilfen werden in der Technischen Entwicklung<br />
bei Audi geprüft und vom TÜV in den<br />
Fahrzeugbrief eingetragen<br />
4. Konfigurator.<br />
Lernen Sie Ihren neuen Audi kennen, noch bevor<br />
Sie ihn fahren. Unter www.audi.de<br />
können Sie im Fahrzeugkonfigurator Ihren persönlichen<br />
Audi zusammenstellen – samt<br />
aller Mobilitätshilfen, die Sie benötigen.<br />
MOBILITÄT NACH MAß<br />
Entdecken Sie die Möglichkeiten, die Ihnen die<br />
Audi Mobilitätshilfen bieten. Sie erweitern Ihre<br />
persönliche Freiheit, eröffnen neue Horizonte<br />
und erschließen neue Chancen. Wünschen Sie<br />
kompetente Beratung bei der Zusammenstellung<br />
Ihrer ganz persönlichen Mobilitätslösung, beraten<br />
wir Sie gern ausführlich.<br />
Handbediengerät Commander classic<br />
Zum Gasgeben wird der ergonomisch geformte,<br />
individuell (zehn Stufen) einstellbare Drehknauf<br />
nach rechts gedreht. Zum Bremsen schiebt der<br />
Fahrer den gesamten Griff nach vorn. Ebenfalls<br />
können über einen Steuerknopf am Handbediengerät<br />
Blinker, Warnblinker, Licht, Fernlicht, Lichthupe,<br />
Scheibenwischer, Hupe und Scheinwerfer<br />
betätigt werden; Verkleidung in zweifarbiger Designgebung.<br />
Elektronisches Linksgaspedal*<br />
<strong>Das</strong> linksseitig angebrachte elektronische Gaspedal<br />
ermöglicht das Beschleunigen mit dem linken Fuß.<br />
Ein Prothesenschutzbügel verringert die Gefahr,<br />
dass der rechte Fuß unter das Bremspedal rutscht.<br />
Für die Nutzung durch weitere Fahrer kann der Prothesenschutzbügel<br />
einfach entfernt werden.<br />
*<strong>Das</strong> Pedal ist elektronisch umschaltbar auf Rechtsbedienung<br />
WEITERE AB WERK VERFÜGBARE<br />
MOBILITÄTSHILFEN:<br />
• Multifunktionsdrehknauf. Er ist eine Kombination<br />
aus Lenkraddrehknauf und Infrarotfernbedienung<br />
• Blinkerhebel rechts. Der linke Originalhebel<br />
bleibt erhalten.<br />
• Wischerhebel links. Ein zusätzlicher Hebel<br />
auf der linken Lenkradseite ergänzt den rechten<br />
Originalhebel.<br />
• <strong>Das</strong> Lenkrad überträgt die Lenkimpulse an eine<br />
besonders leichtgängige elektrohydraulische Servolenkung<br />
mit Mobilitätshilfe (Audi A31 und A3<br />
Sportback2).<br />
• abnehmbare Pedalabdeckung vor dem Gas- und<br />
Bremspedal<br />
• Sitzverlagerung nach hinten für Fahrer und/oder<br />
Beifahrer<br />
• TÜV-Abnahme<br />
Weitere Informationen finden Sie bei Ihrem Audi<br />
Partner oder unter www.audi.de/fahrhilfen<br />
Unsere Hotline zu Fahrhilfen: 0800/5 51 11 11<br />
oder per E-Mail: fahrhilfen@audi.de<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
13
14<br />
FÜR SIE–IN KÜRZE<br />
VERANSTALTUNGEN AB SEPTEMBER<br />
SEPTEMBER<br />
20.09. - 22.09.2012<br />
Messe Erfurt<br />
5. Kulturtag der Gehörlosen<br />
«Eine Kultur mehr - Gebärdensprache»<br />
Gehörlose und schwerhörige<br />
Menschen werden<br />
in dem Vorhaben<br />
der gesellschaftlichen<br />
Integration unterstützt<br />
(Deutscher Gehörlosen-Bund<br />
e.V.)<br />
www.gehoerlosen-kulturtage.de<br />
OKTOBER<br />
03.10.2012<br />
Tag<br />
der<br />
Deutschen<br />
Einheit<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
22. 09 - 07.10. 2012<br />
München<br />
Oktoberfest<br />
www.oktoberfest2012.com<br />
10.10. - 13.10.2012<br />
Düsseldorf<br />
REHACARE<br />
Internationale Fachmesse<br />
für Rehabilitation,<br />
Prävention, Integration<br />
und Pflege<br />
www.rehacare.de<br />
29.09. - 30.09.2012<br />
Flensburg<br />
3. MobiCup Nord<br />
Die größte Inklusions-,<br />
Sport- und Gesundheits-<br />
Eventmesse in Schleswig<br />
Holstein.<br />
www.mobi-cup-nord.de
NOVEMBER<br />
06.11.2012<br />
Frankfurt am Main<br />
Behinderung und Migration, Hilfen für behinderte<br />
Menschen und ihre Angehörigen<br />
Vielfach ist zu beobachten, dass sich<br />
Menschen mit Migrationshintergrund<br />
im deutschen Rechtssystem nicht zurechtfinden.<br />
Gerade das Behindertenrecht<br />
ist aufgrund des gegliederten Systems<br />
der Sozialleistungen besonders<br />
schwer zu überblicken.<br />
Zielgruppe: Migrantinnen und Migranten,<br />
die diese Informationen an ihre<br />
Landsleute in der jeweiligen Muttersprache<br />
weitergeben können<br />
und möchten.<br />
www.bvkm.de<br />
11.11.2012<br />
Köln<br />
Auftakt zum Karneval<br />
Schunkeln, Feiern, Bützen:<br />
Am 11.11. feiern bis zu 70.000 Karnevalisten auf<br />
dem Heumarkt traditionell den Auftakt der neuen<br />
Karnevalssession 2012/13.<br />
DEZEMBER<br />
03.12.2012<br />
Internationaler Tag der Menschen mit Behinderung<br />
Dieser wurde am 3. Dezember 1992 von den Vereinten<br />
Nationen (UN) als Gedenktag ausgerufen, um in<br />
der Öffentlichkeit das Bewusstsein für die Probleme<br />
von Menschen mit Behinderung wachzuhalten.<br />
Termin-Änderungen vorbehalten<br />
17.11.2012<br />
Fürth<br />
DSSV - Deutsche Meisterschaft Schach<br />
www.d-s-s-v.de<br />
16.11. - 18.11. 2012<br />
Berlin<br />
BARRIERE-"FREI" UND SELBSTBE-<br />
STIMMT<br />
Wohn- und Lebenswelten für Menschen<br />
mit erhöhtem Unterstützungsbedarf<br />
Zielgruppe: behinderte und nichtbehinderte<br />
Jugendliche und junge Erwachsene<br />
www.bvkm.de<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
15
16<br />
FÜR SIE–IN KÜRZE<br />
CHINESISCHES SCHATTENBOXEN<br />
HILFT PARKINSON-PATIENTEN<br />
Parkinson-Patienten stürzen<br />
seltener und bewältigen alltägliche<br />
Erledigungen besser,<br />
wenn sie zweimal in der Woche<br />
jeweils eine Stunde lang das<br />
Schattenboxen Tai-Chi üben.<br />
Dies teilt die Deutsche Gesellschaft<br />
für Neurologie mit.<br />
Die positive Wirkung der Tai-Chi-<br />
Übungen ermittelte nun erstmals<br />
eine amerikanische Forschergruppe<br />
um Dr. Fuzhong Li<br />
vom Oregon Research Institute<br />
in den USA. Seine 194 Testpersonen<br />
waren leicht oder mittelstark<br />
von der Krankheit betroffen.<br />
Die Forscher trainierten mit<br />
einem Drittel der Patienten über<br />
einen Zeitraum von sechs Monaten<br />
zweimal in der Woche eine<br />
Stunde lang Tai-Chi. <strong>Das</strong> zweite<br />
Drittel absolvierte stattdessen<br />
Krafttraining, das letzte Drittel<br />
Stretching, also Dehnungsübungen.<br />
In puncto Haltungssicherheit<br />
schnitt Tai-Chi am<br />
besten ab, Dehnungsübungen<br />
brachten keine Besserung. Während<br />
der sechs Monate stürzten<br />
insgesamt 76 Patienten – am<br />
seltensten in der Tai-Chi-Gruppe,<br />
am häufigsten in der Stretching-Gruppe.<br />
FC BAYERN SPIELT BLINDENFUSSBALL<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
In Deutschland sind mehr als 250.000 Menschen von der früher<br />
„Schüttellähmung“ genannten Krankheit betroffen. Im Durchschnitt<br />
sind die Patienten bei der Diagnose etwa 60 Jahre alt, rund zehn Prozent<br />
erkranken bereits zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr.<br />
Typisch für die Parkinson-Krankheit sind starke motorische Einschränkungen:<br />
Die Bewegungen verlangsamen sich (Akinese), oft<br />
gesellt sich dazu noch ein permanentes Zittern in Ruhehaltung<br />
(Tremor) oder Muskelsteifheit (Rigor) oder – im weiteren Verlauf<br />
der Erkrankung – eine deutlich reduzierte Haltungsstabilität. Diese<br />
führt zu häufigen Stürzen und Verletzungen. Neben einer individuellen<br />
Medikation ist Physiotherapie daher ein wichtiger Bestandteil<br />
der Behandlung, die auf eine möglichst lange Selbstständigkeit<br />
der Patienten abzielt.<br />
Quelle: www.dng.org<br />
Foto: iStock<br />
Im Trainingslager machen Fußballvereine die ein<br />
oder andere verrückte Sache. Meist um "Teambuilding"<br />
zu betreiben, die Mannschaft also zu einer<br />
geschworenen Gemeinschaft zu formen. Im<br />
Trainingscamp des FC Bayern München im italienischen<br />
Riva del Garda stand zuletzt ein anderer<br />
Punkt auf dem Programm: Blindenfußball!<br />
Nichts zu sehen, das vermittelt ein seltsames Körpergefühl,<br />
schon bei alltäglichen Dingen wie dem<br />
Laufen auf dem Bürgersteig. Die Spieler des Rekordmeisters<br />
hingegen mussten blind Fußball<br />
spielen. <strong>Das</strong> jedoch für den guten Zweck, den<br />
es stand ein Charity-Match gegen Schüler eines<br />
Augsburger Gymnasiums auf den Plan. Zuvor gab<br />
es für beide Seiten eine Einführung von den Blinden-Nationalspielern<br />
Marcel Heim, Moritz Klotz<br />
und Jens Pleier.<br />
Quelle: sport.de.msn.com
SEMINAR FÜR FÜHRHUNDINTERES-<br />
SENTEN UND ERSTFÜHRHUNDHAL-<br />
TER IN PETERSBERG BEI FULDA<br />
Vom 4. bis 7. Oktober 2012 lädt der Verein<br />
Lichtblicke e.V. - Verein zur Förderung des Blindenführhundwesens<br />
zu einem Seminar für<br />
interessierte Erstführhundhalter und Führhundinteressenten<br />
sowie deren Familien ein.<br />
Dieses Seminar richtet sich an blinde und sehbehinderte<br />
Menschen, die sich überlegen, ihr fehlendes<br />
Sehen mit einem Partner auf vier Pfoten<br />
auszugleichen. Den Führhundinteressenten soll<br />
dieses Seminar eine Entscheidungsgrundlage für<br />
oder gegen einen Führhund geben.<br />
Es werden Vorträge angeboten zu den Themen<br />
„Einführung in das Lernverhalten des Hundes“,<br />
referiert von der Tierärztin Sabine Seufert. Über<br />
„Orientierung und Mobilität“ wird uns die Mobilitätstrainerin<br />
Frau Elke Hocke berichten. Wei-<br />
tere interessante Vorträge werden von erfahrenen<br />
Mitgliedern des Vereins gehalten. Hier geht<br />
es beispielsweise darum wie man eine geeignete<br />
Führhundschule findet sowie die Vorgehensweise<br />
bei der Beantragung eines Führhundes.<br />
Weitere Information zum Seminar: www.vereinlichtblicke.de<br />
oder per Mail unter der Adresse<br />
tanja.wendland@verein-lichtblicke.de<br />
NEUER KALENDER<br />
FÜR 2013<br />
VON PHIL HUBBE<br />
Phil Hubbe, Jahrgang ´66, ist nicht nur<br />
behindert, sondern auch noch Magdeburger,<br />
Ehemann und Vater. Trotzdem<br />
zeichnet er regelmäßig für mehrere<br />
Tageszeitungen, Zeitschriften und<br />
Anthologien. Nach Abitur, Grundwehrdienst,<br />
abgebrochenem Mathematikstudium,<br />
Schichtarbeiter im Keramikwerk<br />
und Wirtschaftskaufmann hat er<br />
1992 endlich aus der Zeichnerei einen<br />
Beruf gemacht.1985 erkrankte er an<br />
MS (Multiple Sklerose), wobei die Diagnose<br />
erst 1988 gestellt wurde.<br />
Von Freunden und Kollegen ermutigt,<br />
machte er schließlich auch seine<br />
Krankheit zum Thema von Cartoons.<br />
www.hubbe-cartoons.de<br />
Handicaps 2013<br />
13,95 €<br />
13 farbige Blätter<br />
30,1 cm x 39,3 cm<br />
Erschienen: 23. Juli 2012<br />
ISBN: 978-3-8303-7391-9<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
17
18<br />
FÜR SIE–IN KÜRZE<br />
BUCHTIPP<br />
EIN AUTIST WAGT DIE LIEBE<br />
Die Gefühle und emotionalen Bedürfnisse seiner Mitmenschen<br />
sind ihm ein Rätsel. Beim Smalltalk tritt er<br />
unfreiwillig von einem Fettnäpfchen ins andere. Doch<br />
im Laufe seines Lebens entwickelt er Strategien: Untiefen<br />
dieser Art umschifft Peter Schmidt, indem er<br />
sein Verhalten intelligent steuert und vorausplant. Jedoch<br />
musste er erkennen, dass sich gerade Gefühle<br />
nicht planen lassen. Trotzdem ist er heute ein glücklich<br />
verheirateter Familienvater.<br />
Es ist sowohl ein Schock wie auch eine Offenbarung,<br />
als der über Vierzigjährige eher zufällig dem Grund<br />
seines Andersseins auf die Spur kommt: Er ist Autist.<br />
Schlagartig erhellt ihm diese Erkenntnis das Rätsel seines<br />
Lebens.<br />
In seiner ungewöhnlichen Autobiographie erzählt<br />
der Autor, wie er seinen Traum von Liebe und Familie<br />
trotz vieler Schwierigkeiten verwirklicht hat.<br />
Sein zum Teil so anderer Blick auf unsere (Gefühls-)<br />
Welt stellt leichthin Akzeptiertes in Frage. Humor-<br />
MUNDTOT!?<br />
Wie ich lernte, meine Stimme zu erheben - eine sterbenskranke<br />
junge Frau erzählt<br />
Im Jahr 2006 kommt Maria Langstroff in den Rollstuhl.<br />
Grund ist eine seltene Muskelkrankheit, die lange nicht<br />
diagnostiziert werden kann und so rapide verläuft,<br />
dass sie heute fast am ganzen Körper gelähmt ist. Trotz<br />
dieses Schicksalsschlags, der die Zukunftspläne der<br />
engagierten Studentin zunichte zu machen droht, versucht<br />
sie, ihre Ziele zu verfolgen und weiter aktiv am<br />
gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Dabei wird Maria<br />
Langstroff immer wieder mit Behindertenfeindlichkeit<br />
konfrontiert, ob es sich nun um handgreifliche und<br />
verbale Angriffe auf der Straße handelt oder um Diskriminierungen<br />
im Krankenhaus, wo man sie wie eine Unmündige<br />
behandelt. Während sie vorerst geschockt und<br />
depressiv auf diese Erfahrungen reagiert, entwickelt sie<br />
nach und nach eine beeindruckende Stärke und lernt,<br />
sich gegen Diskriminierung zu wehren und ihre Stimme<br />
zu erheben. Maria Langstroffs Buch »Mundtot!?«<br />
www.fernstudium-net.de<br />
Fernstudium und Weiterbildung - Arbeitsgemeinschaft<br />
lebenslanges Lernen umfassende Informationen zum<br />
Fernstudium und Fernunterrichten anzubieten<br />
www.mg-outerlimits.de<br />
Information über Motorräder und alles drum herum.<br />
Online, umfassend, kompakt & übersichtlich.<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
voll und in leichtem Ton gelingt es ihm, seine ganz<br />
andere Weltsicht durch überraschende Wortkreationen<br />
auch sprachlich zu veranschaulichen.<br />
Dieses beeindruckende Buch eines sympathischen Außenseiters<br />
ist ein Plädoyer für die Vielfalt des Seins und<br />
für die Einmaligkeit jedes Einzelnen.<br />
Peter Schmidt<br />
Ein Kaktus zum Valentinstag<br />
Ein Autist und die Liebe<br />
224 Seiten, mit vielen Fotos<br />
Hardcover mit Schutzumschlag<br />
Patmos Verlag<br />
ISBN 978-3-8436-0211-2<br />
19,99 €<br />
erzählt die berührende persönliche Geschichte einer<br />
mutigen jungen Frau, die vor allem aufrütteln will.<br />
Zugleich ist es ein Zeichen der Solidarität, da es für<br />
all jene spricht, die keine<br />
Stimme (mehr) haben.<br />
Maria Langstroff<br />
Mundtot!?<br />
256 Seiten<br />
Schwarzkopf & Schwarzkopf<br />
Verlag<br />
ISBN-13: 978-3862651542<br />
Mai 2012<br />
9,95€<br />
www.incobs.de<br />
Informationspool Computerhilfsmittel für Blinde und<br />
Sehbehinderte<br />
www.hear-the-world.com<br />
Hörverlust erkennen, Hören erleben, über HEAR THE<br />
WORLD<br />
www.dr-peter-schmidt.de<br />
Ein Autist gibt einen detaillierten Einblick in sein Leben<br />
ONLINETIPP
ARMUT MACHT KRANK –<br />
JEDER VERDIENT GESUNDHEIT<br />
Deutschland hat ein solidarisch ausgerichtetes<br />
Gesundheitssystem. Allen gesetzlich<br />
Versicherten stehen die gleichen Leistungen<br />
zu, unabhängig davon welchen Beitrag sie<br />
leisten. Es ist Konsens in Deutschland, dass<br />
die gesundheitliche Chancengleichheit ein<br />
Menschenrecht ist. Dennoch gibt es große<br />
Unterschiede. Die Lebenserwartung einer Frau<br />
aus der Armutsrisikogruppe ist laut Robert-Koch-<br />
Institut rund acht Jahre niedriger als die einer Frau<br />
aus der hohen Einkommensgruppe. Bei Männern<br />
sind es sogar elf Jahre.<br />
Nicht nur das Verhalten jedes Einzelnen entscheidet<br />
über seine oder ihre Gesundheit. <strong>Das</strong> soziale<br />
Umfeld und der Arbeitsplatz, der Bildungsstand<br />
und das Einkommen haben auch einen starken<br />
Einfluss darauf. <strong>Das</strong> heißt: <strong>Das</strong> Krankheitsrisiko<br />
steigt und die Lebenserwartung sinkt, wenn<br />
Menschen einen niedrigen Bildungsstand haben,<br />
lange arbeitslos sind oder über wenig oder kein<br />
Einkommen verfügen.<br />
Viele Wohnungslose beispielsweise scheuen<br />
sich davor in eine Arztpraxis zu gehen.<br />
Wenn sie krank werden „verschleppen“ sie<br />
die Krankheit bis es nicht mehr geht. <strong>Das</strong><br />
deutsche Gesundheitssystem ist nicht auf<br />
diese Menschen ausgerichtet. Der Deutsche<br />
Caritasverband fordert, dass wohnungslose<br />
und obdachlose Menschen einen regulären<br />
Zugang zum Gesundheitssystem erhalten. Dafür<br />
müssen niederschwellige Angebote wie z.B.<br />
Straßenambulanzen ausgebaut und über die gesetzliche<br />
Krankenversicherung finanziert werden.<br />
Im September findet bundesweit der Caritas-<br />
Sonntag statt. Materialien für die Gottesdienste gibt<br />
es zum Download unter<br />
www.jeder-verdient-gesundheit.de.<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
19
20<br />
KUNST & KULTUR<br />
UNSER GROSSES SPEZIAL: KUNST & KULTUR<br />
„Menschen mit Behinderung sollen genauso wie Menschen<br />
ohne Behinderung ihre Freizeit vielfältig und abwechslungsreich<br />
gestalten können. Dazu gehört auch<br />
die barrierefreie Teilhabe an kulturellen Veranstaltungen.“<br />
(Hubert Hüppe, Beauftragte der Bundesregierung<br />
für die Belange von Menschen mit Behinderung)<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
wir haben uns für Sie auf die Suche nach möglicher „barrierefreie<br />
Teilhabe an kulturellen Veranstaltungen“ gemacht und<br />
haben viele aufregende Veranstaltungen und interessante<br />
Einrichtungen gefunden. Allerdings gibt es viel auch noch<br />
Naturpark Nordeifel<br />
Initiative „Eifel barrierefrei – Natur<br />
für Alle“ / Naturpark Nordeifel<br />
Beitrag auf Seite 28<br />
Atelierblau<br />
Kunst von Menschen mit<br />
einer anderen Sichtweise /<br />
Worms<br />
Beitrag auf Seite 22<br />
Die Staatlichen Kunstsammlungen<br />
in Dresden<br />
Sie zählen zu den bedeutendsten<br />
und ältesten Museumsverbünden<br />
der Welt / Dresden<br />
Beitrag auf Seite 21<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
viele Institutionen und Veranstalter auf dem kulturellen Sektor,<br />
bei denen <strong>Barrierefrei</strong>heit wohl noch nicht ganz in den<br />
Focus gerückt ist. So bekamen wir nach Anfrage bei einem<br />
großen Museumsverbund in unser Hauptstadt die Antwort,<br />
dass das Thema <strong>Barrierefrei</strong>heit wohl eine spannende Sache<br />
sei, aber dann doch die Zeit fehlen würde, sich mit einen<br />
solchen Thema zu befassen. Wir sollen doch mal eine Mail<br />
an den Webdienst verfassen und unsere Anregungen dort<br />
kundtun. Wir bezweifeln, dass wir vom Webdienst je eine<br />
Antwort darauf erhalten hätten…<br />
Mehr zu den in unserer Übersicht aufgeführten Museen,<br />
Events, etc. erfahren Sie auf den folgenden Seiten.<br />
August Horch Museum Zwickau<br />
Im Herzen des alten Audi Werkes,<br />
am Ursprung großer Automobilhistorie,<br />
deren Entwicklungslinien von<br />
Horch über Audi bis hin zum Trabant<br />
reichen, können Sie die legendäre<br />
Geschichte in einem umfassend<br />
sanierten Gebäude mit einer<br />
völlig neugestalteten Ausstellung<br />
authentisch erleben.<br />
Beitrag auf Seite 28<br />
Historisch-Technisches<br />
Museum Peenemünde<br />
auf der Insel Usedom<br />
Beitrag auf Seite 36<br />
„Freunde zum Essen“<br />
Theaterstück welches 2013<br />
im Babylon Berlin aufgeführt<br />
wird<br />
Beitrag auf Seite 30<br />
Kleisthaus<br />
Dienstsitz des Beauftragten der<br />
Bundesregierung für die Belange<br />
behinderter Menschen sowie<br />
Ort für Kunst & Kultur / Berlin<br />
Beitrag auf Seite 37<br />
Junge Talente:<br />
Wir stellen Ihnen die zukünftige<br />
Fotografin Katharina<br />
Plörer vor<br />
Beitrag auf Seite 35<br />
Museum / Burg Stargard<br />
Einzige erhaltene mittelalterliche<br />
Höhenburg in<br />
Norddeutschland mit angeschlossenen<br />
Museum /<br />
Burg Stargard<br />
Beitrag auf Seite 36<br />
Kulturtage der Gehörlosen<br />
Motto „eine Kultur<br />
mehr: Gebärdensprache“ /<br />
Messe Erfurt<br />
Beitrag auf Seite 21<br />
Kufe 12<br />
Inklusives Musikfestival<br />
«Schatzsuche statt Fehlerfahndung»<br />
/ Herdwangen-<br />
Schonach<br />
Beitrag auf Seite 38<br />
Darwineum im Zoo Rostock<br />
Erleben Sie die Entwicklung des<br />
Lebens in einer einzigartige Naturerlebnis-<br />
und Wissenswelt auf<br />
20.000 Quadratmetern. Genießen<br />
Sie faszinierende Einblicke in die<br />
Welt der Gorillas und Orang-Utans<br />
sowie mehr als 40 spektakulärer<br />
Tierarten. Weite Informationen &<br />
Kontakt:<br />
www.darwineum-zoo-rostock.de
5. DEUTSCHE KULTURTAGE DER GEHÖRLOSEN<br />
VOM 20.09. – 22.09.2012 IN ERFURT<br />
Unter dem Motto „Eine Kultur<br />
mehr: Gebärdensprache“<br />
präsentieren gehörlose Menschen<br />
ihre Kultur und Sprache<br />
Zum fünften Mal organisiert der<br />
Deutsche Gehörlosen-Bund<br />
e.V. die Kulturtage der Gehörlosen,<br />
zu denen alle Interessierten<br />
herzlich willkommen sind. Inklusion<br />
nach der UN- Behindertenrechtskonvention<br />
im schulischen,<br />
beruflichen, sozialen<br />
und kulturellen Bereich steht dabei<br />
im Mittelpunkt. Mit der Anerkennung<br />
der Deutschen Gebärdensprache<br />
durch das Sozialgesetzbuch<br />
und dem Behindertengleichstellungsgesetz<br />
wurden<br />
zwei wichtige Ziele für die Gehörlosengemeinschaft<br />
erreicht.<br />
Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden<br />
(SKD) zählen zu den bedeutendsten<br />
und ältesten Museumsverbünden der Welt.<br />
Mit insgesamt 14 Museen - beispielsweise<br />
dem Grünen Gewölbe, der Gemäldegalerie<br />
Alte Meister, der Türckischen Cammer und<br />
der Porzellansammlung – genießen die<br />
Sammlungen besten internationalen Ruf.<br />
So war die Museumspädagogik auch Gast-<br />
geber und Veranstalter des Kongresses<br />
„Inklusion durch Kunst und Kultur – <strong>Barrierefrei</strong>heit<br />
in Museen“ im Oktober 2011.<br />
Ein wichtiger Bestandteil bei der Entwicklung<br />
für museumspädagogische Vermittlungsprogramme<br />
beinhaltet die Erarbeitung<br />
von interaktiven Konzepten für Menschen<br />
mit Behinderungen, um durch akustische,<br />
visuelle, interaktive, experimentelle und<br />
haptische Wahrnehmungsmöglichkeiten<br />
ein nachhaltiges Museumserlebnis für den<br />
Besucher zu arrangieren. In enger Zusam-<br />
<strong>Das</strong> Projektteam der 5. Deutschen<br />
Kulturtage und das Präsidium<br />
des Deutschen Gehörlosen-Bundes<br />
e.V. stellen in Zusammenarbeit<br />
mit Gehörlosen<br />
aus dem gesamten Bundesgebiet<br />
ein vielfältiges Programm<br />
aus Workshops, Vorträgen und<br />
Diskussionsrunden zusammen.<br />
Zu den Referenten zählen unter<br />
anderem Experten aus den<br />
Bereichen Deaf Studies, Gebärdensprachen<br />
und Gehörlosenbildung.<br />
<strong>Das</strong> Kulturprogramm umrahmt<br />
den gesamten Ablauf der<br />
Veranstaltung.<br />
Mehr Informationen zu den einzelnen<br />
Veranstaltungen und Eintrittspreisen<br />
erhalten Sie unter:<br />
www.gehoerlosen-kulturtage.de<br />
<strong>Barrierefrei</strong>e Veranstaltungen in den Museen<br />
der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden<br />
menarbeit mit verschiedenen Behindertenverbänden<br />
finden beispielsweise Veranstaltungen<br />
für Blinde und Sehbehinderte<br />
sowie für Gehörlose, aber auch Führungen<br />
in leichter Sprache regelmäßig statt.<br />
Auf den Webseiten der SKD (www.skd.<br />
museum) finden Sie die unterschiedlichen<br />
Veranstaltungstermine sowie Hinweise<br />
für die stufenfreien Zugänge unserer<br />
Museen. Selbstverständlich sind Sie<br />
auch herzlich eingeladen, unabhängig von<br />
bereits festgelegten Terminen, barrierefreie<br />
Veranstaltungen in unseren Museen<br />
zu buchen.<br />
Diesbezüglich wenden Sie sich bitte an<br />
den Besucherservice unter der Telefonnummer<br />
0351-49142000 oder per E-Mail<br />
unter besucherservice@skd.museum.<br />
Die Museumspädagogik freut sich sehr,<br />
Sie in den Museen der SKD zu begrüßen!<br />
Staatliche Kunstsammlung Dresden<br />
Foto: David Brandt<br />
C<br />
M<br />
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CY<br />
CMY<br />
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KT2012_allgem_Plakat_RZ.ai 02.11.2011 10:19:42 Uhr<br />
21
22<br />
KUNST & KULTUR<br />
atelierblau<br />
Kunst von Menschen mit einer anderen Sichtweise<br />
Kommt man in das atelierblau im Wormser Kunsthaus,<br />
wird man von manchen mit neugierigen Blicken,<br />
mit einem freundlichen Zunicken von anderen,<br />
oder auch mit ganz offenen Worten begrüßt.<br />
So unterschiedlich die Menschen in ihrem Wesen<br />
sind, die einem hier begegnen, so unterschiedlich<br />
sind auch die Bilder die sie malen.<br />
Im atelierblau, der hauseigenen „Kunstakademie“ der Lebenshilfe<br />
Worms verbringen jede Woche acht Menschen mit einer<br />
geistigen Behinderung oder einer psychischen Erkrankung<br />
drei halbe Tage, um zu arbeiten. „<strong>Das</strong> hier ist keine Bastelgruppe<br />
und auch kein therapeutisches Malen“, erklärt Connie Lorenz,<br />
die das Inklusionsprojekt koordiniert. „Die acht Künstler<br />
schaffen hier etwas ganz besonderes, haben für sich einen<br />
hohen künstlerischen Anspruch. Sie sind hochbegabt auf ih-<br />
rem Gebiet, jeder für sich leistet Großes“, so die<br />
Kunsthistorikerin und Sozialpädagogin.<br />
Die Gruppe hat es mittlerweile auch auf dem regionalen<br />
Kunstmarkt ein klein wenig geschafft.<br />
<strong>Das</strong> Atelier weckt großes Interesse – auch schon<br />
über die Grenzen Worms hinaus. So präsentierte<br />
sich das atelierblau mit über 30 Werken drei<br />
Monate lang im großräumigen Eingangsbereich<br />
der renommierten Ludwigshafener BG-Unfallklinik.<br />
Die Klinikleitung war so angetan von den<br />
Bildern und der Resonanz, dass im Anschluss an die Ausstellung<br />
in Kooperation mit der Klinik ein großformatiger Wandkalender<br />
entsteht, der im November in den Handel gelangen<br />
wird. Für die Künstler bedeuten solche Aktionen nicht nur Erfolge,<br />
sondern beflügeln sie in ihrem Tun und stärken so ihr<br />
Selbstvertrauen.<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
„Die acht Künstler schaffen hier<br />
etwas ganz besonderes, haben<br />
für sich einen hohen künstlerischen<br />
Anspruch. Sie sind hochbegabt<br />
auf ihrem Gebiet, jeder für<br />
sich leistet Großes“<br />
Connie Lorenz
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
23
24<br />
KUNST & KULTUR<br />
Seit 2009 ist die Gruppe fester Bestandteil des Wormser Kunsthauses,<br />
ganz selbstverständlich arbeiten die beeinträchtigten<br />
Künstler hier neben Malern, Fotografen, Designern und Mu-<br />
siklehrern, die ihre Ateliers alle unter einem Dach<br />
haben. <strong>Das</strong> Miteinander ist geprägt von Toleranz<br />
und Freundschaft, man hilft sich aus untereinander,<br />
man trinkt einen Kaffee zusammen und man<br />
stellt zusammen aus – zuletzt bei der Wormser<br />
Kulturnacht im Juni. Inklusion ist hier keine Worthülse,<br />
sondern wird tatsächlich gelebt. <strong>Das</strong> ist<br />
nicht betuliche, sondern ernst gemeinte Kollegialität.<br />
Es gibt keine Berührungsängste - von beiden<br />
Seiten. Dieses gleichberechtigte Miteinander<br />
ist einzigartig in Deutschland. Damit hat die<br />
Lebenshilfe GmbH Worms ein außergewöhnliches<br />
Inklusionsprojekt geschaffen, das immer<br />
mehr überregionales Interesse findet.<br />
„Als «Behinderte» arbeiten die Menschen meist in den betreuten<br />
Werkstätten der Lebenshilfe Worms, als «Künstler» schaffen<br />
sie beeindruckende Werke, die auf dem freien Kunstmarkt<br />
sowohl in Sachen Anerkennung als auch in Sachen Verkauf<br />
gut mithalten können. Denn beim Betrachten der Werke gerät<br />
die Behinderung des schaffenden Künstlers schnell in den<br />
Hintergrund und es wird die reine Kunst gesehen und geachtet.<br />
Und die kann sich durchaus sehen lassen!“, berichtet die<br />
Projektkoordinatorin.<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
„Als «Behinderte» arbeiten die<br />
Menschen meist in den betreuten<br />
Werkstätten der Lebenshilfe<br />
Worms, als «Künstler» schaffen<br />
sie beeindruckende Werke, die<br />
auf dem freien Kunstmarkt sowohl<br />
in Sachen Anerkennung als<br />
auch in Sachen Verkauf gut mithalten<br />
können.
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
25
26<br />
KUNST & KULTUR<br />
Die Künstler arbeiten mit ganz unterschiedlichen Materialien.<br />
Neben Ölpastellkreide, Acryl, Bleistift oder Buntstift kommen<br />
auch Pailletten, Knöpfe, Porzellan oder Holz zum Einsatz.<br />
Jeder der acht Künstler hat seine eigene Herangehensweise<br />
und seinen eigenen Stil und jeder be-<br />
schäftigt sich mit anderen Themen. Die<br />
Bilder zeugen von großer künstlerischer<br />
Freiheit und Sprengkraft, die immer mehr<br />
und mehr Menschen fasziniert. Unterstützung<br />
erfahren die Künstler neben der Koordinatorin<br />
auch von einem Wormser<br />
Künstler, Horst Rettig. Eine eigene Porzellanserie<br />
und eine Glasreihe in Zusammenarbeit<br />
mit Ritzenhoff sorgen für eine rege<br />
Verbreitung und Steigerung des Bekanntheitsgrades. Bilder<br />
der Künstler hängen mittlerweile in Kliniken, Firmen, Praxen<br />
und Privathäusern. <strong>Das</strong> atelierblau hat bereits an zahlreichen<br />
Einzel- und Gruppenausstellungen teilgenommen, die Werke<br />
sind in Wirtschaftsunternehmen und in privaten Sammlungen<br />
und Galerien vertreten. Sie arbeiten für Kunst am Bau und<br />
für den öffentlichen Raum. Eine eigene Designlinie wurde im<br />
November 2009 mit dem Eucrea-Designpreis ausgezeichnet.<br />
Mehrere Ausstellungen, Preise sowie ein großer Artikel in der<br />
Fachzeitschrift «Psychologie heute» zeugen vom großen Erfolg<br />
des noch jungen atelierblau.<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
<strong>Das</strong> atelierblau hat bereits an<br />
zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen<br />
teilgenommen, die<br />
Werke sind in Wirtschaftsunternehmen<br />
und in privaten Sammlungen<br />
und Galerien vertreten.
atelierblau<br />
Kunst von Menschen mit einer anderen Sichtweise<br />
Connie Lorenz<br />
Kunsthaus<br />
Prinz-Carl-Anlage 19<br />
67547 Worms<br />
Telefon: 06241/5007 101,<br />
Fax: 06241/5007 100<br />
Mobil: 0174/32 99 627<br />
E-Mail: info@atelierblau.com<br />
Internet: www.atelierblau.com<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
27
DAS AUGUST HORCH MUSEUM ZWICKAU<br />
Mit der Wiedereröffnung des Museums im<br />
September 2004 ist ein ausgezeichnetes Beispiel<br />
barrierefreier Ausstellungsgestaltung entstanden.<br />
Der Begriff Behindertenfreundlichkeit wird<br />
in Zwickau bewusst durch <strong>Barrierefrei</strong>heit ersetzt,<br />
weil ersteres zumeist in Verbindung mit rein körperlicher<br />
Behinderung und der damit verbundenen<br />
(meist baulichen) Ausstattung gesehen wird,<br />
die „<strong>Barrierefrei</strong>heit“ aber wesentlich mehr einschließt,<br />
wie z.B.:<br />
– Welche speziellen baulichen Voraussetzungen muss<br />
ich schaffen, um für körperlich behinderte Menschen<br />
größtmögliche Zugängigkeit zu erreichen?<br />
– Wie können blinden oder sehbehinderten Menschen<br />
Themen und Exponate erschlossen werden?<br />
So hat das August Horch Museum für Menschen mit körperlicher<br />
Behinderung, ältere Menschen, die Hilfsmittel zur<br />
Überwindung von Mobilitätsschwierigkeiten mitführen müssen,<br />
blinde und sehbehinderte Menschen, und Gehörlose von<br />
Anfang an <strong>Barrierefrei</strong>heit geschaffen.<br />
Dies geschah durch entsprechende bauliche Maßnahmen im<br />
Zuge des Umbaus 2004/05, durch spezielle Führungen für blinde<br />
und sehbehinderte Menschen oder auch durch Führungen<br />
für Gehörlose in Zusammenarbeit mit dem Studiengang<br />
Gebärdensprachdolmetschen an der Westsächsischen<br />
Hochschule Zwickau.<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
Es ist darauf geachtet worden, für alle Interessierten gleichermaßen<br />
guten wie vollständigen Zugang zur Ausstellung und<br />
zu für die Öffentlichkeit bestimmten Funktionsräumen zu<br />
schaffen. Dabei standen die Zwickauer vor einer besonderen<br />
Herausforderung, da denkmalschützerische Anforderungen<br />
zu beachten waren. So musste z.B. die Fabrikanten-Villa eine<br />
Ausnahme bleiben, da die historische Bausubstanz nicht baulich<br />
so anzupassen war, dass ein entsprechender Zugang hergestellt<br />
werden konnte.<br />
Die <strong>Barrierefrei</strong>heit erstreckt sich von der Gewährleistung<br />
von behindertenfreundlichen, reservierten Parkplätzen, von<br />
denen aus das Museum auf kurzem Weg erreichbar ist, über<br />
den Zugang zum Museum durch eine separate, aber in den<br />
Eingangsbereich integrierte Tür mit leicht zugänglicher, gut<br />
ausgewiesener Klingel, die Vermeidung, möglicherweise<br />
Beseitigung oder behindertenfreundliche Anpassung von<br />
Schwellen und Absätzen, umfassende Zugängigkeit auch der<br />
Inszenierungen, die Schaffung von genügenden Freiräumen<br />
innerhalb der Ausstellung für umfassende Besichtigung,<br />
die Integration einer separaten Behindertentoilette mit<br />
entsprechender Ausstattung unmittelbar im Bereich der<br />
Besuchertoiletten bis hin zum Einbau von Fahrstühlen, um<br />
Ebenen zu erschließen und weitere Bereiche einzubinden. Für<br />
blinde und sehbehinderte Menschen werden im Rahmen von<br />
Führungen das Berühren und Befühlen (ganz im Gegensatz zu<br />
den sehenden Besuchern) angeboten. Dadurch entsteht über<br />
die Form Eindruck von den Exponaten. <strong>Das</strong> Weglassung der<br />
Absperrung bei Großexponaten gewährleistet das in einfacher<br />
Weise - ein Fahrzeug, in das Eingestiegen werden kann – ist<br />
hier besonders wichtig! Eine begleitende Führungskraft liefert<br />
fachkundige Erklärungen.<br />
Für Gehörlose erschließt sich die Ausstellung grundlegend<br />
durch visuelle Medien, aber eine persönliche Ansprache<br />
sowie das Nahebringen von Wissen und Informationen,<br />
die textlich nicht dargestellt werden können und durch<br />
Besichtigung nicht vermittelt werden können, erhöht die<br />
Qualität des Rundganges. Daher bietet das August Horch<br />
Museum seit April 2009 spezielle Führungen für Gehörlose an,<br />
bei denen Studenten und Studentinnen des Studienganges<br />
Gebärdensprachdolmetschen der Westsächsischen<br />
Hochschule Zwickau als Sprachmittler fungieren Stephan<br />
Pöhler, Geschäftsführer Gehörlosenverband Zwickau, Leiter<br />
Dolmetschereinsatz- zentrale und Behindertenbeauftragter<br />
des Freistaates Sachsen würdigt die Initiative als einmalig<br />
in Sachsen und als beispielhafte Umsetzung der am<br />
26. März 2009 in Deutschland in Kraft getretenen UN-<br />
Behindertenrechtskonvention. Er lobt die umfassende<br />
<strong>Barrierefrei</strong>heit als logische Fortsetzung der Servicekette im<br />
Rahmen der touristischen Aktivitäten. Andere Einrichtungen<br />
ermuntert er zur Nachahmung.<br />
Beitrag: August Horch Museum
BARRIEREFREIES NATURERLEBNIS IN DER NORDEIFEL<br />
Mit der Initiative „Eifel barrierefrei – Natur für Alle“ fördert der Naturpark<br />
Nordeifel das Natur- und Landschaftserlebnis für Menschen<br />
mit Behinderung und ältere Menschen. Zusammen mit vielen regionalen<br />
Partnern ist es dem Naturpark-Team gelungen, ein inzwischen<br />
bundesweit bekanntes und anerkanntes Freizeitangebot zu<br />
entwickeln, welches auch für Menschen mit Handicap nutzbar ist.<br />
Einige Infozentren und die Nationalparktore sind mit Leitsystemen<br />
und vielen Tastmodellen ausgestattet, ideal für blinde und sehbehinderte<br />
Gäste. In der freien Landschaft laden viele Wege und Pfade<br />
zur Erkundung der Eifeler Natur ein, vor allem für mobilitätseingeschränkte<br />
Menschen und Familien mit Kindern, wie der „Höfener<br />
Heckenweg“ durch die typische Monschauer Heckenlandschaft.<br />
Die qualifizierten Nationalparkgastgeber haben sich auch auf diese<br />
Gäste eingestellt, verschiedene Pauschalangebote bieten eine optimale<br />
Betreuung.<br />
Die Planungen, Umsetzungen und die Qualitätssicherung der Angebote<br />
erfolgt in Kooperation mit der Nationalen Koordinationsstelle<br />
Tourismus für Alle (NatKo) e.V.<br />
Wenn die Tage wieder kürzer werden, sehnt<br />
man sich nach Rückzug, Gemütlichkeit und<br />
Wärme, man genießt gern die herbstlichen<br />
Sonnenstrahlen im bunten Blattwerk und beobachtet,<br />
wie sich die Natur auf den Winter<br />
vorbereitet.<br />
Zeit für sich, Zeit zur Besinnung, Zeit zum Verwöhnen<br />
lassen und Zeit, den Körper und das<br />
Immunsystem „nebenbei“ auf die kalte Jahreszeit<br />
vorzubereiten.<br />
Alle Informationen und Angebote<br />
sind gebündelt auf<br />
der Internetplattform<br />
www.eifel-barrierefrei.de<br />
<strong>Das</strong> alles erleben Sie in Ihrem Wohlfühlhotel<br />
„Alte Dorfschule“ in Berlingerode.<br />
<strong>Das</strong> Erlebnis Natur, das Erlebnis Tradition und<br />
Kultur und natürlich die Glücksmomente im<br />
Haus für Körper und Seele.<br />
Rufen Sie uns an, schauen Sie auf unserer<br />
Homepage – kontaktieren Sie uns, damit wir<br />
Ihre Wünsche wahr machen können….<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
29
30<br />
KUNST & KULTUR<br />
Inklusion, ein großes Wort und heutzutage in aller Munde. Jeder, der sich mit<br />
diesem Begriff auseinander setzt, kennt diese Darstellung als Schema: Ein<br />
Kreis, indem sich Punkte in den unterschiedlichsten Farben bewegen. Ein<br />
buntes Bild, indem es kein außerhalb gibt, weil sich alles innerhalb abspielt<br />
und somit zueinander gehört. <strong>Das</strong> eine kann nicht ohne das Andere und es<br />
will auch gar nicht ohne das Andere.<br />
Ist das Theaterstück von Ute Sybille Schmitz (Regie), wie ein kleines Atom? Ein<br />
kleines Stück Inklusion in der großen Welt der Hörenden und Gehörlosen?<br />
„Freunde zum Essen“ („Dinner with friends“) von Donald Marquiles ist<br />
ein amerikanisches Gegenwartsstück, das momentan von Regie und<br />
Schauspielern in DGS (Deutscher Gebärdensprache) umgeändert wird. Es soll<br />
im April nächsten Jahres im Babylon Berlin uraufgeführt werden. Insgesamt<br />
zehn Monate wird ein Team von Tauben, Hörenden, Schwerhörigen<br />
und CODAs (children of deaf adults / Kinder gehörloser Eltern) an dieser<br />
Inszenierung arbeiten, bis es seinen letzten Schliff bekommt und für das<br />
Publikum frei gegeben wird.<br />
Zum Stück:<br />
Zwei Paare treffen beim abendlichen Essen zusammen und unterhalten sich<br />
über den Alltag ihres Lebens: Erziehung, Urlaub, Finanzen, Ernährung …<br />
Gleich in der ersten Szene wird klar, dass sich eins der beiden Paare trennen<br />
will und damit beginnt das eigentliche Spiel der vier Hauptakteure.<br />
„Es gibt in den Alltäglichkeiten des Lebens und der Beziehung zweier<br />
Menschen zueinander keinen Unterschied zwischen taub und hörend.“, so<br />
Ute Sybille Schmitz. „Ob in einer hörenden oder einer gehörlosen Liebe, Auf<br />
und Abs findet man überall!“<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
Genau das ist der Tenor des Theaterstückes:<br />
<strong>Das</strong> Leben in all seinen Facetten,<br />
in all seiner Langeweile und<br />
ebenso auch in seiner Aufgeregtheit.<br />
Modellcharakter des gesamten Stükkes<br />
ist eine barrierefreie Inszenierung<br />
für hörende und taube Menschen<br />
zu schaffen, die gemeinsam<br />
ein Stück auf einer Theaterbühne erleben<br />
dürfen. Obwohl die gesamte<br />
Inszenierung in DGS und LBG (Lautsprachbegleitende<br />
Gebärden) sein<br />
wird, können es alle Zuschauer „hören“<br />
und „sehen“ und somit jedes<br />
Wort und jede Gebärde verstehen.<br />
Um das zu ermöglichen, ist eine simultane<br />
Übersetzung der vier Gebärdensprachler<br />
von vier (angehenden)<br />
Dolmetschern der Gebärdensprache<br />
angedacht. Um dem<br />
hörenden Publikum die Emotionen<br />
auf der Bühne, die ja eher ohne<br />
Worte gespielt werden, zu verdeutlichen,<br />
erhalten die jungen<br />
Dolmetscher Schauspielunterricht<br />
durch einen Coach.<br />
Es wäre mehr als wünschenswert,<br />
wenn sich dieses kleine Atom<br />
der Inklusion zu einem Feuerwerk<br />
entwickeln würde, indem<br />
alle Farben gemeinsam leuchten,<br />
ohne auch nur das kleinste<br />
Licht auszuschließen.<br />
Text: Ute Sybille Schmitz<br />
Fotos: Katrin Appel<br />
www.utesybilleschmitz.de
Robbie Wilde aus England ist von Geburt an<br />
auf dem rechten Ohr gehörlos, auf dem linken<br />
zu 80 Prozent. Trotzdem ist Musik seine Leidenschaft<br />
und er nutzte alle anderen Sinne,<br />
um DJ zu werden. Im Alter von 11 Jahren stellen<br />
die Ärzte die fast vollständige Gehörlosigkeit<br />
Wildes fest und meinten, er soll sein linkes<br />
Ohr vor lauter Musik schützen. Trotzdem wurde<br />
Musik ein wichtiger Teil in seinem Leben. Im<br />
Alter von 12 Jahren machte er bereits sein eigenes<br />
Mixtape für das Radio. Mit 18 kaufte er<br />
sich dann sein erstes DJ-Set.<br />
Als Wilde 26 Jahren alt ist, bekam er die Chance<br />
an einer weltbekannten DJ-Schule zu studieren<br />
und erhielt eine eigene Fernsehdoku-<br />
Urlaub für Sie und Ihren pflegebedürftigen Angehörigen<br />
Auf andere Gedanken kommen, Kraft tanken und wieder einmal Zeit für sich haben?<br />
<strong>Das</strong> ist im WellVital-Ort Bad Rodach möglich, und zwar zusammen mit dem Menschen,<br />
um den Sie sich kümmern müssen. Bringen Sie Ihren pflegebedürftigen<br />
Angehörigen einfach mit! Während Sie ganz bewusst etwas für sich selbst tun,<br />
ist auch der Mensch der Ihnen am Herzen liegt gut aufgehoben. Im Seniorenzentrum<br />
Löwenquell kümmern sich qualifizierte Fachkräfte um dessen Wohlergehen,<br />
die Pflegekasse übernimmt einen Großteil der anfallenden Kosten bei Kurzzeitpflege.<br />
Wir beraten Sie gerne!<br />
ab 309,- € pro Person (DZ) für Sie selbst*<br />
Wil Wil Wil Wil<br />
Leistungspaket (Hauptsaison):<br />
• 7 Übernachtungen mit Frühstück (wahlweise Halbpension)<br />
• 4 x 3-Stunden-Karte ThermeNatur<br />
inkl. Teilnahme Aqua-Fitness und Aqua-Gymnastik<br />
• 1 x Fango & Klassische Massage<br />
• 1 x Wohlfühl-Aromamassage<br />
• 1 Vitamin-Snack im Thermenbistro<br />
• 1 Wellness-Set<br />
Zusatzbonus Nebensaison: 2 x Nutzung Saunaland „Erdfeuer“<br />
*Pflegebedürftiger Angehöriger: Die Unterbringung im Seniorenzentrum Löwenquell ist zusätzlich zu zahlen.<br />
mentation. Jetzt möchte er durch die ganze<br />
Welt reisen und anderen hörbehinderten Menschen<br />
seine Geschichte erzählen und ihnen<br />
Mut machen. Wilde lebte bereits in Portugal,<br />
Venezuela und in den USA.<br />
Er selber sieht sich erst am Anfang seiner Karriere<br />
und möchte noch ein besserer DJ werden.<br />
Auf seiner Homepage (www.thatdeafdj.com),<br />
auf der auch verschiedene Videos von ihm zu<br />
sehen sind, wird auch eine 10-minütige Dokumentation<br />
über das Leben des Dj`s mit Gebärdensprachübersetzung<br />
präsentiert.<br />
Quelle: Redaktion Gebärdenwelt, Claudia Grobner<br />
Information & Buchung bei der Gästeinfo Bad Rodach<br />
Schlossplatz 5<br />
96476 Bad Rodach<br />
Tel. 0 95 64 15 50<br />
Fax 0 95 64 92 11 06<br />
gaesteinfo@bad-rodach.de<br />
www.therme-natur.de
32<br />
KUNST & KULTUR<br />
Sue Austin geht auf Tauchstation. <strong>Das</strong> Besondere daran: Sie sitzt im ersten<br />
düsenbetriebenen Unterwasser-Rollstuhl der Welt und ist damit schneller<br />
als ein Taucher und beweglicher als ein U-Boot. Die querschnittgelähmte<br />
Britin spricht im Interview über Loopings und das ekstatische Gefühl, völ-<br />
lig ausbalanciert zu sein.<br />
Wie kamst du auf die Idee, einen Unterwasser-Rollstuhl<br />
zu konstruieren?<br />
Ich sitze seit 1996 im Rollstuhl. Trotz meiner Behinderung<br />
liebte ich das Tauchen, wenn es auch nur eingeschränkt möglich<br />
war. Irgendwann fiel mir auf, dass eine Tauchausrüstung<br />
die Möglichkeiten der Fortbewegung in einem menschenfeindlichen<br />
Terrain erweitert – genauso wie es ein Rollstuhl<br />
für Menschen mit Behinderung tut. Der Unterschied ist, dass<br />
Tauchen als etwas Spektakuläres und Abenteuerliches gesehen<br />
wird, während Menschen im Rollstuhl eher mitleidsvoll<br />
betrachtet werden. Ich wollte diese beiden technischen<br />
Geräte kombinieren. Deshalb entwarf ich diesen Rollstuhl,<br />
der ein Sportgerät für gehandicapte Leute ist und nicht bloßes<br />
Fortbewegungsmittel für Behinderte.<br />
Was war die größte technische Herausforderung?<br />
Am Anfang meinten die Ingenieure, dass meine Idee<br />
nicht umsetzbar sei. Für mich war das genau die richtige<br />
Motivation, um diese Herausforderung anzugehen. Ich fand<br />
dann selbst heraus, dass ich Höhenruder auf den Fußplatten<br />
des Rollstuhls benötige, um ihn zu stabilisieren – und ein<br />
Antriebssystem auf der Unterseite der Sitzfläche.<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
Inwieweit ist der Rollstuhl<br />
unter Wasser wirklich beweglich?<br />
Viel mehr, als ich es selbst je<br />
erträumt habe. Ich kann sogar<br />
Loopings machen und<br />
Spiralen, in dem ich das<br />
Auftriebs-Kontrollsystem einsetze.<br />
Manche Leute meinten,<br />
meine Bewegungen sähen<br />
aus wie Unterwasser-<br />
Ballett. <strong>Das</strong> Lustige ist, dass<br />
mir andere Taucher gar nicht<br />
folgen können – ich habe<br />
zwar ein Handicap, dafür<br />
aber zwei Motoren.
34<br />
KUNST & KULTUR<br />
Also passt dein Projekt in die Kategorie<br />
„Pimp my wheelchair“.<br />
Diese Beschreibung höre ich nicht gerne.<br />
Irgendjemand nannte mich „Die<br />
Meerjungfrau im aufgemotzten Rollstuhl“,<br />
vor allem wegen meinen langen Haaren.<br />
Natürlich wollen wir Aufsehen erregen,<br />
deshalb trage ich unter Wasser bei meinen<br />
Performances ein Kleid. Aber es gibt nichts<br />
Schöneres als Leute ohne Handicap, die sagen:<br />
„So ein Ding muss ich haben.“<br />
Wie fühlt es sich an, den Rollstuhl durchs<br />
Wasser zu steuern?<br />
Fast ekstatisch, vor allem, wenn man völlig<br />
ausbalanciert ist. Mittlerweile kann ich<br />
es mir gar nicht mehr vorstellen, ohne meinen<br />
schwebenden Untersatz zu tauchen<br />
(Lacht.). Es ist fast so, als ob man in eine andere<br />
Dimension transzendiert.<br />
Warst du immer ein abenteuerlustiger<br />
Mensch oder hat dich erst dein Handicap<br />
verändert?<br />
Ich bezeichne meinen Rollstuhl als Portal,<br />
weil er mein Bewusstsein erweitert hat. Er<br />
hat mich völlig verändert, zu einer Person<br />
gemacht, die für jedes Problem eine kreative<br />
Lösung sucht. Ob er mir meine Körperlichkeit<br />
zurückgab? Auf jeden Fall.<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
Hast du vor, weitere Rollstühle für den<br />
Verkauf anzufertigen?<br />
Es stehen noch einige Patente aus und wir<br />
würden gerne noch einen Sponsor an Land<br />
ziehen, der uns hilft, die Finanzierung für<br />
die Massenproduktion aufzustellen. Mithilfe<br />
der Gelder könnten wir eine komplette<br />
Gesichtsmaske zur Atmung entwickeln –<br />
und einen Joystick zur Steuerung.<br />
Mit freundlicher Genehmigung von redbull.de<br />
Quelle Fotos: Freewheeling; Arts Council<br />
England<br />
London 2012 Festival<br />
<strong>Das</strong> vorläufige Ende einer kulturellen Olympiade<br />
Die London 2012 Kultur-Olympiade, die 2008 mit<br />
den Paralympischen Spielen begonnen hat, ist<br />
das größte Kultur-Fest seit Bestehen der modernen<br />
Olympischen und Paralympischen Spiele.<br />
Über 16 Millionen Menschen aus Großbritannien<br />
waren darin eingebunden. Vom 26.06. bis zum<br />
09. September 2012 wurde nun abschließend<br />
Besuchern aus aller Welt im ganzen Land im<br />
Rahmen des London 2012 Festivals über eintausend<br />
verschiedene Aufführungen bzw. Projekte<br />
zum Thema Kultur zum Teilnehmen oder zum<br />
Zuschauen angeboten.
JUNGE TALENTE<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong> möchte jungen<br />
Künstlern die Gelegenheit geben,<br />
sich und ihre Arbeit vorzustellen. Mit diesem<br />
Beitrag möchten wir auch dem sozialen<br />
Engagement junger Menschen Beachtung<br />
schenken.<br />
Steckbrief<br />
Name: Katharina Plörer<br />
Alter: 20 Jahre<br />
Wohnort: Hamburg<br />
Beruf: Studentin<br />
Interessantes über mich:<br />
Meine Wurzeln habe ich in Österreich / Innsbruck.<br />
Mein Focus liegt u.a. in der Darstellung von Menschen<br />
mit Handicap. Ich nehme gerade an einem<br />
sog. EVA-Lehrgang zum Fotografen des Photo- und<br />
Medienforums Kiel teil.<br />
(www.eva-macht-fotografen.de)<br />
Sie können mich gern über <strong>Barrierefrei</strong>-das <strong>Magazin</strong><br />
kontaktieren.
36<br />
KUNST & KULTUR<br />
HISTORISCH-TECHNISCHES MUSEUM PEENEMÜNDE<br />
Die Heeresversuchsanstalt Peenemünde war<br />
zwischen 1936 und 1945 eines der modernsten<br />
Technologiezentren der Welt. Hier gelang im Oktober<br />
1942 mit dem weltweit ersten Start einer<br />
Rakete ins All einer der spektakulärsten, gleichzeitig<br />
aber auch einer der gefährlichsten technischen<br />
Durchbrüche des 20. Jahrhunderts. Die in<br />
Peenemünde unter der wissenschaftlichen Leitung<br />
Wernher von Brauns entwickelte Rakete A4<br />
gilt heute sowohl als Vorläufer aller militärischen<br />
als auch aller zivilen Trägerraketen.<br />
Jedoch diente die Forschung in Peenemünde<br />
einzig dem Ziel militärischer Überlegenheit.<br />
Dem Mythos der Rakete gegenüber steht die<br />
sehr reale Erfahrung der Opfer. Bei dem Einsatz<br />
von Zwangsarbeitern, KZ-Häftlingen und Kriegsgefangenen<br />
während der Errichtung der Versuchsanstalten<br />
und der späteren Produktion der<br />
Rakete in einer unterirdischen Fabrik im Harz, sowie<br />
beim Beschuss belgischer, englischer und<br />
französischer Städte mit der „Wunderwaffe V2“<br />
verloren tausende Menschen ihr Leben.<br />
Was also war Peenemünde? Wiege der Raumfahrt oder Entwicklungsort<br />
von Terrorwaffen? Die Ambivalenz der militärischen<br />
und zivilen Nutzung modernster Technologie wird in Peenemünde<br />
deutlich wie an kaum einem anderen Ort. Zusammen mit der<br />
Raketenentwicklung und dem zeitgeschichtlichen Kontext bildet<br />
sie den Schwerpunkt der Ausstellung des Historisch-Technischen<br />
Museums Peenemünde, die im Kraftwerk der ehemaligen<br />
Versuchsanstalten - dem größten technischen Denkmal Mecklenburg-Vorpommerns<br />
- zu besichtigen ist.<br />
<strong>Das</strong> Museum ist fast vollständig barrierefrei und es sind<br />
auch entsprechende sanitäre Einrichtung vorhanden. Alle Bereiche<br />
sind mit Rampen oder Liften zugänglich (die Lifte werden<br />
durch das Personal des Museums bedient). Es gibt hier<br />
lediglich 2 Einschränkungen: <strong>Das</strong> Museumsschiff ist leider<br />
für Rollstühle nicht ohne weiteres zugänglich und der Eingangs-<br />
und Kassenbereich (ein ehemaliger Bunker mit mehreren<br />
Treppen) ist nicht für Rollstühle zu passieren, diese werden<br />
dort durch einen Seiteneingang geleitet.<br />
Die Ausstellung wurde im letzten Jahr zusätzlich auch an<br />
die Bedürfnisse von Besuchern mit Sehbehinderung angepasst.<br />
Bild oben: <strong>Das</strong> Historisch-Technische Museum Peenemünde hat seit seiner Eröffnung ca.<br />
4,6 Millionen Besucher begrüßt.
KUNST UND KULTUR FÜR ALLE<br />
<strong>Das</strong> Kleisthaus in Berlin-Mitte heißt Sie herzlich willkommen!<br />
<strong>Das</strong> geschichtsträchtige Gebäude in der<br />
Mauerstraße ist Dienstsitz des Beauftragten der Bundesregierung<br />
für die Belange behinderter Menschen.<br />
Seit 2001 dient es darüber hinaus als lebendiger Ort<br />
der Kultur für alle: Regelmäßig finden hier barrierefreie<br />
Ausstellungen, (Hör-) Filmvorführungen, Lesungen,<br />
Konzerte und Podiumsdiskussionen statt – der<br />
Eintritt ist frei.<br />
Die Veranstaltungen sind ausdrücklich inklusiv, also<br />
für alle Menschen zugänglich. Alle Interessierten<br />
sind eingeladen, unser Kulturprogramm zu besuchen<br />
– ganz gleich, welchen sozialen oder kulturellen Hintergrund<br />
sie haben, oder ob sie aufgrund körperlicher<br />
oder geistiger Behinderungen auf spezielle Hilfen angewiesen<br />
sind. Die Räume des Kleisthauses sind barrierefrei<br />
gestaltet und somit für Menschen mit und<br />
ohne Behinderungen nutzbar. Für Personen mit Seh-<br />
und Hörbeeinträchtigungen bieten wir Informationen<br />
in Brailleschrift, eine Induktionsanlage und Gebärdensprachdolmetscher.<br />
Zum besseren Verständnis sind<br />
alle Angaben auch in Leichter Sprache erhältlich.<br />
MUSEUM DER STADT BURG STARGARD AUF DER EINZIGEN ERHALTE-<br />
NEN MITTELALTERLICHEN HÖHENBURG IN NORDDEUTSCHLAND<br />
Der mittelalterliche Marstall in der Vorburg beherbergt<br />
heute das Museum der Stadt Burg Stargard.<br />
Wo einst die Schlachtrosse von 30 Rittern ihr Quartier<br />
hatten, erinnert die Ausstellung „<strong>Das</strong> Ross - eine Kulturgeschichte<br />
des Pferdes“ an die einstige Funktion<br />
dieses Gebäudes.<br />
Auf über weiteren 500 m² Ausstellungsfläche finden<br />
sich unzählige Sachzeugen der reichen Burg-, Stadt-<br />
und Regionalgeschichte fachgerecht und liebevoll<br />
präsentiert.<br />
Weitere Infos:<br />
www.behindertenbeauftragter.de<br />
Foto: © Koert van Mensvoort<br />
Bilduntertitel: Donald Rodney, In the House of my Father<br />
/ Im Rahmen der Ausstellung “Nicht Normaal“<br />
Bitte beachten Sie, dass die Vor- und Hauptburg mit<br />
Kopfsteinpflaster ausgestattet ist. Jedoch darf mit<br />
entsprechendem Ausweis direkt vor den jeweiligen<br />
Einrichtungen geparkt werden.<br />
<strong>Das</strong> Museum Burg Stargard möchte jedem Gast den<br />
Besuch so angenehm wie möglich machen, darum bieten<br />
wir:<br />
• Lift im Museum ( auch für E-Rollstühle)<br />
• schwellenlose & gut ausgeleuchtete Ausstellungsräume<br />
• Ausstellungstafeln auch für kleinere Personen &<br />
Rollstuhlfahrer gut lesbar<br />
• Behindertengerechtes WC<br />
Weiter Informationen & Kontakt:<br />
www.burg-stargard.de/tourismus/hoehenburg-stargard/museum<br />
Foto: Museum<br />
Bilduntertitel: Blick auf die Hauptburg<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
37
38<br />
SCHATZSUCHE<br />
STATT<br />
FEHLERFAHNDUNG<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
<strong>Das</strong> Kulturfestival Kufe 12, das in diesem Jahr zum ersten Mal<br />
stattfindet und die Förderung der Integration und Inklusion<br />
in seinem Fokus hat, startete am 11. Februar und wird noch<br />
bis ins Frühjahr nächsten Jahres dauern.<br />
10 Millionen Menschen allein in der Bundesrepublik – nach<br />
der UN-Menschenrechtskonvention – gelten als behindert.<br />
Was aber heißt eigentlich Behinderung? Nach heutigen Kriterien<br />
könnte man Albert Einstein als Autisten bezeichen;<br />
daher sprechen wir von Menschen mit „besonderen Fähigkeiten“.<br />
„Schatzsuche statt Fehlerfahndung“ eben.<br />
Die großartigen Fähigkeiten von Menschen, die einer Norm<br />
– von wem auch immer postuliert - nicht entsprechen, werden<br />
bei diesem Festival im Mittelpunkt stehen. Diese herausragenden<br />
Begabungen künstlerisch, musikalisch, im<br />
Schauspiel, auch literarisch oder im sportlichen Bereich herauszustellen<br />
und dies vor allem im direkten Zusammenhang<br />
mit Menschen, die keine offensichtliche Behinderung aufweisen,<br />
ist das Ziel dieses Festivals. So werden beispielsweise Profi-Musiker<br />
mit der Blaskapelle Lautenbach auftreten und dadurch<br />
eine neue Interaktion herstellen; aber auch in vielen<br />
anderen Bereichen gibt es hier Möglichkeiten.
Raus aus der behüteten und vertrauten Umgebung<br />
werden die Βetreuten kommen und<br />
das, was sie mit Profis zusammen erarbeitet<br />
haben, einer breiten Öffentlichkeit präsentieren.<br />
Ideengeber dieses Festivals ist die<br />
Lautenbacher Blaskapelle der Dorfgemeinschaft<br />
bei Herdwangen-Schönach (Landkreis<br />
Sigmaringen), die ein Integrations-<br />
Festival planen wollte.<br />
Rasch kam der Gedanke, dass solch ein Festival<br />
aus dem „anheimelnden“ – weil bekannten<br />
– Umfeld in ein „fremdes“ transportiert<br />
werden muss und dass, als zweiter Grundgedanke,<br />
die gemeinsame Arbeit von Menschen<br />
mit und ohne Handicap im Vordergrund stehen<br />
muss.<br />
So erarbeitet der Flötist Jos Rinck gemeinsam<br />
mit der Blaskapelle einen Zyklus zum Thema<br />
„Feuer – Erde – Wasser – Luft“ und wird gemeinsam<br />
mit der Blaskapelle vier Mal auftreten.<br />
Die Auftrittsorte sind dem jeweiligen<br />
Thema angepasst: Wasserwerk in Sipplingen<br />
(Wasser), Kunstschmiede (Feuer), Gewächshaus<br />
(Erde) und Zeppelin-Museum (Luft).<br />
Programm und weitere<br />
Informationen unter:<br />
www.kufe12.de<br />
info@kufe12.de<br />
Text & Bilder: Kufe 12<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong> 39
40<br />
DOSSIER<br />
BETONFUßBALL - BIS<br />
DIE FANTABUNTEN KAMEN<br />
Kennen Sie Betonfußball? Nein? Ich schon!<br />
<strong>Das</strong> sind Fußballspiele, die auf einem Betonplatz ausgetragen<br />
werden. Kaum stürzte früher ein Spieler, schon<br />
musste die Trage kommen. Kein Wunder, wenn man auf<br />
Beton spielt, dachte ich, wenn ich mal wieder meinem Vater<br />
zusah, wie er die Sportschau im Fernsehen guckte.<br />
Und Fußballspieler sollte ich, der Sohn, werden. Weil ich so schnell<br />
laufen konnte. Aber auf die aufgeschlagenen Knie, die Schmerzen,<br />
auf all das hatte ich natürlich keine Lust! <strong>Das</strong>s die in den großen Stadien<br />
Fußball immer auf Beton spielten, erklärte ich mir damit, dass<br />
der Ball auf Beton offenbar besser und weiter rollt und springt als<br />
auf dem weichen Rasen zu Hause.<br />
Am 7. Juli 1974, einem gelbgrünen Tag, besiegten die Schwarz-Weißen<br />
die Fantabunten mit 2:1. <strong>Das</strong> Endspiel der Fußball-WM74 war<br />
eine Weltsensation, denn es fand auf grünem Rasen statt! Und das<br />
in einem großen Stadion, wo doch sonst immer nur auf Beton gespielt<br />
worden war! Ich staunte ungläubig! Die Verantwortlichen hatten<br />
endlich begriffen, dass Rasen doch viel besser als Beton ist. Es<br />
war das erste Fußballspiel, das ich in einem Farbfernseher sah…<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
1 2<br />
Dr. Peter Schmidt<br />
Leider erlebe ich Farben zwischenmenschlicherKommunikation<br />
nur in Schwarz-Weiß. Mit<br />
der Folge, soziale Situationen so<br />
wie den Stadionboden falsch zu<br />
bewerten. „Sag mal, siehst du<br />
denn gar nicht, dass...?“, fragen<br />
mich dann andere. Man könnte<br />
mein Problem auch so beschreiben:<br />
Ich sehe nur knallige<br />
emotionale Farben wie Rot,<br />
Grün, Blau, Gelb, Schwarz und<br />
Weiß, nicht aber feine emotionale<br />
Zwischentöne wie Pink,
Lila, Magenta und Türkis. Weil mir so wichtige<br />
Feinheiten entgehen, entsteht eine Form der sozialen<br />
Blindheit.<br />
<strong>Das</strong> wird auch deutlich, wenn Sie sich die Motive<br />
anschauen, die einmal farbig und einmal in<br />
Schwarz-Weiß abgebildet sind. Wenn Sie die Farben<br />
nicht kennen, können Sie Emotionen, ausgedrückt<br />
durch die Farben, konkret z. B. die Lage der<br />
Swimming-Pools, praktisch nicht mehr bestimmen.<br />
Sie können sich diese Information nur noch<br />
durch Logik errechnen. Eine zeitraubende Technik,<br />
die es kaum erlaubt, erwartungsgemäß und<br />
angemessen zu reagieren.<br />
Diese Art Probleme in der subtilen Kommunikation<br />
sind notwendige, aber keine hinreichende<br />
Bedingung für eine Autismus-Diagnose. Da kommen<br />
natürlich noch andere Aspekte hinzu, die<br />
auch mit Wahrnehmung zu tun haben und seltsam<br />
komische Situationen zur Folge haben.<br />
Am 26. März 2012, einem pinkfarbenen Tag, stehe<br />
ich beim Bäcker in der Kundenschlange. Plötzlich<br />
höre ich, wie eine Kundin zur Verkäuferin sagt:<br />
„Ein Helles, bitte!“. Ich bin sehr überrascht über die<br />
Erweiterung der Produktpalette beim heimischen<br />
Bäcker.<br />
Verwundert frage ich für alle deutlich hörbar in<br />
den Verkaufsraum der Bäckerei: „Seit wann kann<br />
man denn hier auch Bier kaufen?“ Erst als die Verkäuferin<br />
der Kundin ein helles Brötchen reicht,<br />
fällt bei mir der Euro centweise.<br />
Da ich die Welt verstehen, erleben und sehen will,<br />
bin ich gerne immer wieder auf Reisen. Obwohl<br />
ich mit unerwarteten Situationen immer große<br />
Schwierigkeiten habe. So plane ich die Flexibilität.<br />
Mit im Gepäck habe ich stets Pläne A, B, C, D, E und<br />
F für viele bereits schmerzhaft erfahrene Eventualitäten,<br />
um auf Alternativen im Ablauf vorbereitet<br />
zu sein. Anfang und Ende jeder Flugreise jedoch<br />
schmerzen jedes Mal wieder neu wie Geburt und<br />
Tod. Vor allem wegen der vielen Menschen in wiederholt<br />
unübersichtlichen Warteschlangen. Die<br />
machen mir immer sehr zu schaffen. Nur durch<br />
das Abreißen der Fingernägel schaffe ich es hier,<br />
den Stress in Schach zu halten.<br />
Foto: Dr. Peter Schmidt<br />
Bei mir fehlt eine Art Komfortzone in der Wahrnehmung.<br />
Ich nehme anscheinend viele Dinge<br />
erst kaum wahr und bei zunehmender Intensität<br />
plötzlich viel deutlicher wahr als andere. So wie<br />
bei einer Mischbatterie, bei der der Übergang von<br />
Eiskalt zu Brühheiß kaum regelbar ist. Auch das<br />
führt nicht selten zu Unverständnis auf beiden<br />
Seiten, weil man sich nicht versteht.<br />
Bilduntertitel:<br />
Bild 1: Ölüdeniz mit blauen Hotelpools und Strand zu Peters<br />
Füßen beim Paragliding, Südtürkei.<br />
Bild 2: Finden Sie die blauen Pools im rechten Bild! So ähnlich<br />
geht es Autisten, wenn sie (farbige) soziale Situationen<br />
und Emotionen (in einer Schwarz-Weiß Wahrnehmung) erkennen<br />
sollen.<br />
Dr. Peter Schmidt ist hochfunktionaler Autist<br />
mit ausgeprägtem Asperger-Syndrom.<br />
Er hält meist zusammen mit seiner Frau<br />
Vorträge über sein Leben mit Autismus.<br />
Auf vielfachen Wunsch schrieb er seine<br />
Autobiografie «Ein Kaktus zum Valentinstag<br />
- Ein Autist und die Liebe», die am 5.<br />
September im Patmos-Verlag erschienen<br />
ist. Dr. Peter Schmidt veröffentlichte auch<br />
schon Beiträge in den Ausgaben 3,4 & 5<br />
von <strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong>.<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
41
VON ALTEN VORSTELLUNG ÜBER DIE ZUKUNFT<br />
Stellen Sie sich vor, Sie hätten sich am 10. Januar 1927 einen Film in einem der neuartigen<br />
Lichtspielhäuser angesehen. Aller Wahrscheinlichkeit nach, hätten Sie sich den Film „Metropolis“<br />
von Fritz Lang angesehen. Sie würden nach der zweieinhalbstündigen Vorführung aus dem<br />
Lichtspielhaus kommen und aus der fernen Zukunft wieder in die Realität zurückkehren. Ich<br />
denke, dass jeder von uns diesen Effekt schon einmal erlebt hat.<br />
Und jetzt fragen Sie sich natürlich, was das alles,<br />
bitte schön, mit dem Thema <strong>Barrierefrei</strong>heit<br />
zu tun hat.<br />
All die gezeigten technischen Utopien waren<br />
zum damaligen Zeitpunkt unvorstellbar, eben<br />
Fiktion. Heute hat die Zeit die einstiegen Vorstellungen<br />
über die Zukunft bereits um Längen<br />
überflügelt.<br />
Heute würde möglicherweise niemand mehr<br />
auf die Idee kommen, eine Postkarte an seine<br />
Frau zu schreiben, um ihr darin mitzuteilen,<br />
dass sie sich an Tag x um 09.00 Uhr beim<br />
Postamt in y einfinden möchte, um dort eine<br />
technische Innovation namens Fernsprechapparat<br />
zu nutzen, damit man dann miteinander<br />
„telefonieren“ kann.<br />
Und jetzt werfen Sie mal einen kurzen Blick auf<br />
Ihr Smartphone oder setzten sich in Ihr Auto.<br />
Wenn Ihr Blick nun über das Armaturenbrett<br />
gleitet, werden Sie eine Vielzahl von weiteren<br />
technischen Innovationen sehen – oder müssen<br />
Sie Ihr Fahrzeug noch mit einer Handkurbel<br />
anwerfen, oder im Winter mit Pelzmantel<br />
fahren?<br />
Was finden wir heute alles in unseren Fahrzeugen:<br />
Airbags, ESP, ABS, Abstandswarner, Navigationssystem,<br />
Regensensor, Rückfahrkamera,<br />
Reifendruckkontrolle, Nachsicht, Keyless Go,<br />
Bremsassistent, Spurwechselassistent, Pannenruf,<br />
Bordcomputer, Sitzheizung, Klimaanlage<br />
und so weiter und so fort.<br />
Und was finden wir heute in unseren Gebäuden<br />
an technischen Innovationen?<br />
Dies unter dem Gesichtspunkt, dass im Alter<br />
die eigenen vier Wände immer mehr zum Lebensmittelpunkt<br />
werden.<br />
Hier finden Sie jetzt natürlich den o.g. Fernsprechapparat.<br />
Möglicherweise eine Alarmanlage,<br />
aber wohl eher eine Satellitenanlage für<br />
den Fernseher.<br />
Im Gegensatz zum PKW scheint sich bei unseren<br />
Wohngebäuden seit dem Jahr 1927 (bis<br />
auf ein „paar“ technische Neuerungen) nicht all<br />
zu viel getan zu haben. Im Vergleich zu unseren<br />
Fahrzeugen eine doch eher spartanische<br />
technische Ausstattung.<br />
Den demografischen Wandel vor Augen,<br />
möchte doch jeder ein selbstbestimmtes Leben<br />
in den eigenen vier Wänden führen. <strong>Das</strong><br />
Häuschen im Grünen als beste Altersvorsorge<br />
wird nach wie vor von allen Seiten propagiert.<br />
Was nützt mir aber mein schönes Häuschen<br />
im Grünen, wenn ich es im Alter so gar nicht<br />
mehr nutzen kann.<br />
PANNENRUF<br />
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REIFENKONTROLLE<br />
ABS<br />
ESP<br />
AIRBAGS<br />
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BORDCOMPUTER<br />
Die altersgerechte Anpassung<br />
sollte sich<br />
eben nicht nur ausschließlich<br />
auf die<br />
notwendigen Bewegungsflächen<br />
etc. beschränken,<br />
sondern<br />
auch auf die weiteren<br />
technischen Möglichkeiten<br />
die es heute bereits<br />
gibt.<br />
Unser Leben ist gefährlich<br />
und um mal wieder<br />
die Statistik zu bemü-<br />
43
44<br />
WOHNEN–BAUEN<br />
BARRIEREFREI<br />
FALLDETEKTOREN<br />
AUTOMATISCHE LICHTANLAGEN<br />
ZENTRALE STEUERUNG DER HAUSTECHNIK<br />
MULTIMEDIAVERKABELUNG<br />
INTERNET<br />
SATELLIT<br />
AUTOMATISCHE FENSTER- UND TÜRÖFFNER<br />
AUTOMATISCHE LICHTANLAGEN<br />
BEWEGUNGSSENSOREN<br />
ZENTRALE STEUERUNG DER HAUSTECHNIK<br />
NOTRUFSYSTEME<br />
hen: In der Altersgruppe der über 60-jährigen<br />
ereignen sich ca. 53 % der Unfälle im Haushalt.<br />
Davon sind 82% Sturzunfälle, die durch<br />
bauliche Barrieren hervorgerufen werden.<br />
Hilflos am Boden zu liegen, dürfte für jeden ein<br />
einschneidendes Erlebnis sein.<br />
Vor allem, wenn einem bewusst ist, das dann<br />
mit Hilfe nicht all zu schnell zu rechnen ist. Es<br />
kann eine vormals positive Lebenseinstellung<br />
völlig verändern, das Selbstgefühl zerstören<br />
und einen Rückzug aus dem aktiven Leben<br />
bedeuten.<br />
Warum nicht die technischen Möglichkeiten<br />
nutzen, die heute bereits verfügbar sind.<br />
Wie z.B. so genannte Life Monitoring Systeme.<br />
Hierbei handelt es sich um Systeme, die<br />
einen Alarm auslösen können, wenn die oder<br />
der Bewohner, trotz Anwesenheit in der Wohnung<br />
oder Haus das System über einen längeren<br />
Zeitraum nicht angesprochen hat.<br />
Diese Systeme sind in der Lage, elektrische<br />
Geräte zu überwachen, sobald der Bewohner<br />
die Wohnung oder sein Haus verlassen hat<br />
oder schlafen gegangen ist. Es schaltet diejenigen<br />
Geräte aus, die dann nicht mehr benötigt<br />
werden.<br />
Entsprechende Sensoren dienen zum einem der<br />
allgemeinen Sicherheit (Einbruch, Brand, Gas,<br />
Wasser etc.), sind aber auch in der Lage, z.B.<br />
durch angebrachte Sensoren am Körper, frühzeitige<br />
gesundheitliche Gefahren zu erkennen.<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
Diese weitergehenden Systeme lösen bereits<br />
frühzeitig Alarm aus, weil eine Gefahrensituation<br />
von den Bewohnern nicht als solche erkannt<br />
wird.<br />
All diese Systeme können nach individuellen<br />
Vorgaben der Nutzer alltagsgerecht programmiert<br />
werden.<br />
Um bei dem o.g. Eingangsbeispiel der Stutzgefahr<br />
zu bleiben. Der Einbau von Falldetektoren<br />
oder Bewegungssensoren in Verbindung<br />
mit einem Notrufsystem würde in diesem Fall<br />
Abhilfe schaffen. Im Falle eines Falles würde<br />
einem umgehend Hilfe zuteil. Die gesamte<br />
Haustechnik könnte über eine zentrale Steuerung<br />
im Haus überwacht und nach individuellen<br />
Bedürfnissen eingestellt werden. Mit einem<br />
Rollator oder Rollstuhl kommt man eben<br />
nicht in die Raumecken, um das Thermostat<br />
vom Heizkörper zu bedienen. Mühevolles öffnen<br />
und schließen von Fenstern und der Hauseingangstür<br />
könnte automatisiert werden. Keyless<br />
Systeme würden das Suchen nach dem<br />
passenden Hauseingangschlüssel überflüssig<br />
machen. Was nützt einem ein beleuchtetes<br />
Schloss, wenn man im Alter nicht mehr richtig<br />
sehen oder greifen kann.<br />
Um kurz auf den Film „Metropolis“ zurück zu<br />
kommen. All die genannten Entwicklungen<br />
sind keine Fiktion mehr. Sie werden uns in Zukunft<br />
ermöglichen, ein selbstbestimmtes Leben<br />
im Alter, in den eigenen vier Wänden oder<br />
eben in dem schönen Häuschen im Grünen zu
2012-428_PEARL_<strong>Barrierefrei</strong>-<strong>Magazin</strong>_09_12 17.09.12 14:46 Seite 1<br />
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führen. Viele Dinge sind noch<br />
in der Erprobung, aber so wie<br />
einst der Fernsprechapparat<br />
noch „unglaublich“ erschien,<br />
so werden auch diese technischen<br />
Entwicklungen uns<br />
einmal wie selbstverständlich<br />
erscheinen und uns zugute<br />
kommen. Stellt sich nur noch<br />
die Frage, was man in 85 Jahren<br />
über unsere Zukunftsvorstellungen<br />
so denken mag<br />
und was dann wirklich daraus<br />
geworden ist….<br />
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Der Käfer läuft und läuft und läuft…<br />
Der VW Käfer war einzigartig: Schon zu<br />
Zeiten, als er seine größten Erfolge<br />
feierte, galt er als hoffnungslos veraltet,<br />
und doch fuhr er mit heiserem<br />
Getucker in aller Welt von Erfolg zu Erfolg und<br />
erlangte einen unvergleichbaren Kultstatus.<br />
Kaum ein anderes Auto strahlt eine derartige<br />
Sympathie aus. So ziemlich jeder hat eine<br />
persönliche Geschichte zum Thema VW Käfer<br />
zu erzählen. Entweder der Vater, Onkel oder<br />
sonst ein Verwandter fuhr eines der legendären<br />
Krabbeltiere, die längst zum Pseudonym<br />
für das deutsche Wirtschaftswunder der 50er<br />
Jahre geworden sind. Millionen von Menschen<br />
haben sich in eisigen Wintern gefragt, ob es so<br />
schwer sein kann, eine vernünftige Heizung in<br />
ein Auto einzubauen. Unzählige Familien sind<br />
an dem Versuch gescheitert, ihr Urlaubsgepäck<br />
in ihm zu verstauen - und doch haben sie alle ihn<br />
irgendwie geliebt. Unglaubliche 21,5 Millionen<br />
Stück wurden bis zum Produktionsende im<br />
Juni 2002 gebaut.<br />
Kult!<br />
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10
DAS PITT HOPKINS SYNDROM<br />
<strong>Das</strong> Pitt Hopkins Syndrom, kurz PHS genannt, ist in<br />
der Bevölkerung und auch bei Medizinern noch wenig<br />
bekannt. Zwar wurde das Krankheitsbild von den Medizinern<br />
Pitt und Hopkins bereits 1978 beschrieben,<br />
doch erst im Jahr 2007 wurde das verantwortliche Gen<br />
entdeckt, das zu dieser Erkrankung führt. Zwei Gruppen<br />
haben gleichzeitig Mutationen im TCF4 Gen beschrieben,<br />
die Gruppe von Jeanne Amiel in Paris und<br />
die Gruppe von Anita Rauch in Erlangen. Seit diesem<br />
Erfolg ist es nun möglich, das Pitt Hopkins Syndrom<br />
zu diagnostizieren. Da die Diagnosestellung erst seit<br />
relativ kurzer Zeit möglich ist, gibt es noch sehr wenig<br />
bekannte Fälle. Weltweit sind ca. 200 Personen<br />
diagnostiziert. In Deutschland sind etwa 10 Fälle und<br />
in der Schweiz momentan 7 Fälle registriert.<br />
Ursache<br />
<strong>Das</strong> Pitt Hopkins Syndroms ist auf Mutationen<br />
auf dem TCF4 Gen zurück zu führen, das auf dem<br />
Chromosom 18 liegt. Bei einigen Patienten kommt<br />
es zu einer Mutation innerhalb des TCF4 Gens von<br />
einem oder mehreren Exon 1-20 oder zu einer<br />
kompletten Streichung des Gens. Daher ist bei jedem<br />
Patient das Syndrom anders ausgeprägt. Es<br />
darf aber gesagt werden, dass das PHS keinen progredienten<br />
(abnehmenden) Verlauf nimmt.<br />
Erwähnenswert ist der Zusammenhang zwischen<br />
dem De Grouchy Syndrom II und dem Pitt Hopkins<br />
Syndrom. Beide Defekte liegen auf dem langen<br />
q1 Arm auf dem Chromosom 18. Beim PHS<br />
fehlt ausschliesslich das TCF4 Gen (oder Teile davon),<br />
wobei in einigen Fällen beim De Grouchy<br />
Syndrom II nebst dem für dieses Syndrom verantwortliche<br />
Teil auch das ganze TCF4 Gen fehlen<br />
kann. In diesem Fall kann das Krankheitsbild<br />
sehr ähnlich aussehen; es entspricht sogar dem<br />
des PHS.<br />
Symptome<br />
Zu den Hauptmerkmalen des PHS gehören ein<br />
psychomotorischer Entwicklungsrückstand, Atemaussetzer<br />
(anfallsartige Tachypnoe, Hyperventilieren<br />
und anschliessend Apnose und Zyanose)<br />
sowie fehlende Entwicklung der Lautsprache.<br />
Zudem können folgende Symptome auftreten:<br />
Epilepsie, Rückenprobleme (Skoliose), Augenauffälligkeiten<br />
(Myopie und Strabismus),<br />
Wachstumsretardierung, Genitalanomalien,<br />
schlechte Muskelspannung (Hypotonie), steifes<br />
Bewegungsmuster (Ataxie), schwere Verstopfungen<br />
(Obstipation), Schlafstörungen oder andere<br />
seltene variable Fehlbildungen. Viele PHS-Patienten<br />
zeigen auch äusserliche Merkmale wie<br />
einen grossen Mund, tiefliegende Augen, schnabelförmig<br />
gebogene Nase und lange Finger. Diese<br />
faszialen Auffälligkeiten werden mit den Jahren<br />
markanter. Beobachtet wurde auch, dass ein<br />
oder mehrere Finger steif sind. Die meisten Personen<br />
mit dem PHS sind fröhliche Menschen, sielachen<br />
viel und gern.<br />
Therapie<br />
Da das Pitt Hopkins Syndrom nicht heilbar ist,<br />
wird symptomorientiert behandelt. Wichtig und<br />
unumgänglich ist ein früher Therapiebeginn. In<br />
manchen Fällen ist eine medikamentöse Behandlung<br />
notwendig, z.B. bei Epilepsie, Obstipation<br />
oder bei Schlafstörungen. Die Mehrheit der Patienten<br />
wird die Lautsprache nicht oder nur ganz<br />
schlecht erlernen können. Hier empfiehlt es sich<br />
auch, so früh wie möglich mit Gebärdenunterstützender<br />
Kommunikation zu beginnen.<br />
Weil das Pitt Hopkins Syndrom ein relativ „junges“<br />
Syndrom ist, gibt es einen grossen Informationsmangel<br />
und keine Forschungsberichte, auf<br />
die Mediziner zurückgreifen können. Auch gibt<br />
es keine geeigneten Medikamente, z.B. gegen die<br />
für das Syndrom typischen Hyperventilationsepisoden.<br />
Intensive Spendenaufrufaktionen von Eltern<br />
von PHS-Kindern aus Amerika in den letzten<br />
Jahren führten dazu, dass nun eine Stiftung gegründet<br />
werden konnte- Die Pitt Hopkins Syndrome<br />
Fundation gab dieses Jahr den Startschuss für<br />
Forschungsprojekte, welche sie direkt finanziert.<br />
Dies ist ein grosser Schritt und wird in absehbarer<br />
Zukunft gezielte und hilfreiche Informationen sowie<br />
das Verständnis über die Auswirkungen des<br />
PHS ermöglichen. Vielleicht wird sogar einmal<br />
Heilung möglich sein. Doch bis dahin ist noch ein<br />
weiter Weg.<br />
Weitere Informationen über die Stiftung und<br />
Kontakt:<br />
www.pitthopkins.org<br />
Text & Fotos: Sandra Huber<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
47
48<br />
Ein Lachen sagt mehr<br />
als 1000 Worte<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
Wenn Flavio, Luca und Christina lachen, lässt dies<br />
kein Herz unberührt. Es ist einfach echt, erfrischend<br />
und aufstellend! Alle drei Kinder haben das Pitt Hopkins<br />
Syndrom und sind in ihrer Entwicklung zum<br />
Teil stark beeinträchtigt. So gelingt es zurzeit nur Flavio,<br />
selbständig zu laufen. Luca und Christina haben<br />
einen Rollstuhl. Luca kann selber laufen wenn er sich<br />
an der Wand oder an den Möbel halten kann. Christina<br />
braucht noch Unterstützung beim Stehen und um<br />
Schritte zu machen. <strong>Das</strong> grosse gemeinsame Problem<br />
ist die fehlende Lautsprache. Es ist oft schwierig für<br />
die Eltern, die Kinder zu verstehen.
Wenn sie traurig sind oder anders als<br />
sonst, ist es manchmal fast unmöglich<br />
herauszufinden, wo der Schuh<br />
drückt. <strong>Das</strong> stellt beide Seiten täglich<br />
immer wieder vor eine neue Herausforderung.<br />
Es gibt aber einen Weg zur<br />
Kommunikation. Es braucht viel Zeit<br />
und Geduld. Aber die zahlt sich aus.<br />
Flavio beherrscht inzwischen 100 Gebärden.<br />
So kann er mitteilen, wenn er<br />
Hunger, Durst oder Angst hat. Auch die<br />
Farben hat er gelernt zu gebärden.<br />
Die visuelle sowie körperliche Wahrnehmungsstörung<br />
führen zu vielen<br />
Hindernissen im Alltag von Flavio,<br />
Christina und Luca. Trotzdem sind<br />
sie sehr fröhliche Kinder, lachen gern<br />
und viel. Sie haben ein grosses Bedürfnis<br />
nach Liebe und Zuwendung.<br />
Alle befinden sich meistens in einer<br />
fröhlichen Grundstimmung und berühren<br />
mit ihrer offenen und sympathischen<br />
Art auf ihre Weise viele<br />
ihrer Mitmenschen:<br />
Mit einem Lachen, das direkt aus ihren<br />
Herzen kommt!<br />
Text & Fotos: Sandra Huber<br />
Illustration: Yuliya Sokalska<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
49
50<br />
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Unsere Leistungen:<br />
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kennen lernen<br />
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• Beobachtung der Pferde sowie verstehen &<br />
erlernen der Sprache der Pferde<br />
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am Pferd<br />
• Ängste abbauen & Vertrauen aufbauen<br />
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der Tiere<br />
• Lernen von Pferden<br />
Vorkenntnisse im Umgang mit Pferden sind nicht<br />
notwendig!<br />
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Unsere Pferde sind Ihre Therapeuten<br />
Pferde sind harmoniebedürftige Lebewesen, sie<br />
können ihre Harmonie aber nur ausleben, wenn sie<br />
sich sicher und geborgen fühlen. Ob in der Herde<br />
oder mit Menschen, Pferde müssen erst Vertrauen<br />
mit ihrem Gegenüber aufbauen, um eine Partnerschaft<br />
zu entwickeln. Im Grunde spiegelt die Psyche<br />
des Pferdes das wieder, was bei Menschen seit längerer<br />
Zeit schleichend verloren gegangen ist.<br />
In unseren therapeutischen Stunden werden Sie lernen,<br />
Vertrauen und Respekt mit Ihrem gegenüber<br />
(Pferd) aufzubauen. Sie werden Bestätigungen erhalten.<br />
Ihr Selbstbewusstsein wird gesteigert und Ihre<br />
Ängste werden abgebaut. Vor allem aber werden Sie<br />
wieder eine Freude empfinden, die Sie lange nicht<br />
mehr hatten.<br />
<strong>Das</strong> ist unsere Aufgabe, das möchten wir Ihnen vermitteln.<br />
Angelika Gökemeyer ist ausgebildete Westernreiterin<br />
sowie qualifizierte Hospizmitarbeiterin und<br />
Trauerbegleiterin.<br />
www.pferde-helfen-menschen.com<br />
info@pferde-helfen-menschen.com<br />
Tel.: 04363 / 903686<br />
Mobil: 01520 / 4899585
BMAS-BÜRGERTELEFON MIT<br />
NEUEN RUFNUMMERN<br />
<strong>Das</strong> Bürgertelefon des Bundesministeriums<br />
für Arbeit und Soziales ist ab den 20. August<br />
an unter neuen Telefonnummern zu erreichen.<br />
Unter den neuen Rufnummern sind Wartezeiten<br />
künftig kostenfrei.<br />
Am Bürgertelefon werden konkrete Fragen<br />
zu Themen wie Rente, Minijobs, Kurzarbeit<br />
oder anderen Aufgabenbereichen des<br />
Ministeriums direkt beantwortet. Der Service<br />
ist von montags bis donnerstags zwischen<br />
8.00 und 20.00 Uhr erreichbar.<br />
Für jeden Themenbereich gibt es spezielle<br />
Durchwahl-Nummern. So erreichen<br />
Bürgerinnen und Bürger schnell und direkt<br />
eine Expertin oder einen Experten.<br />
DIE NEUEN NUMMERN:<br />
Rente:<br />
Unfallversicherung/Ehrenamt:<br />
Arbeitsmarktpolitik und -förderung:<br />
Arbeitsrecht:<br />
Teilzeit, Altersteilzeit, Minijobs:<br />
Infos für Menschen mit Behinderungen:<br />
Europäischer Sozialfonds/Soziales Europa:<br />
Mitarbeiterkapitalbeteiligung:<br />
Informationen zum Bildungspaket:<br />
Gehörlosen-/Hörgeschädigten-Service:<br />
info.gehoerlos@bmas.bund.de<br />
Schreibtelefon:<br />
Fax:<br />
Gebärdentelefon:<br />
gebaerdentelefon@sip.bmas.buergerservice-bund.de<br />
030 – 221 911 001<br />
030 – 221 911 002<br />
030 – 221 911 003<br />
030 – 221 911 004<br />
030 – 221 911 005<br />
030 – 221 911 006<br />
030 – 221 911 007<br />
030 – 221 911 008<br />
030 – 221 911 009<br />
030 – 221 911 016<br />
030 – 221 911 017<br />
Weitere Informationen erhalten Sie auch unter:<br />
www.bmas.de<br />
info@bmas.bund.de<br />
Quelle: BMAS<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
51
52<br />
GESUNDHEIT & SOZIALES<br />
HILFSMITTELVERSORGUNG<br />
DARMFUNKTIONSSTÖRUNGEN<br />
Neben dem Erlernen der Sprache ist die Erziehung<br />
zur Harn- und Stuhlkontinenz eine der wesentlichen<br />
sozialen Normen in unserer Gesellschaft.<br />
„Wenn wir unsere Mitmenschen danach fragen<br />
würden, welches das höchste Gut in ihrem Leben<br />
ist, würden sie sicherlich nicht antworten: >>.....<br />
dass ich regelmäßig meine Geschäfte erledigen<br />
kann .... dass meine Blase dicht<br />
ist.
2. Es muss dafür gesorgt werden, dass eine regelmäßige,<br />
kontrollierte Darmentleerung<br />
mit zwischenzeitlicher sozialer Kontinenz<br />
stattfindet.<br />
3. Die Hilfsmittelversorgung muss eine soziale<br />
Beeinträchtigung vermeiden.<br />
4. Die Versorgung muss Komplikationen<br />
vermeiden<br />
Diskretion und Komplikationsvermeidung<br />
durch einen Anal – Tampon<br />
Seit mehreren Jahren besteht die Versorgungsmöglichkeit<br />
mit einem Analtampon für Menschen<br />
mit Stuhlinkontinenz.<br />
Der Analtampon muss aus einem weichen Material<br />
bestehen, Stuhl sicher zurück halten und<br />
Darmgase trotzdem problemlos entweichen lassen.<br />
Für den Betroffenen bedeutet die Verwendung eines<br />
Anal – Tampon eine diskrete Versorgung ohne<br />
Geruchsbelästigung, bei optimalen Hautschutz.<br />
Aktivitäten müssen ohne Einschränkungen<br />
möglich sein. Vor dem Hintergrund dieser<br />
Anforderungen muss der Tampon so konzipiert<br />
sein, dass er in der Regel vom Betroffenen selbstständig<br />
benutzt werden kann.<br />
Eine fachliche Beratung ist erforderlich, um die<br />
Uhrzeit des Wechsels anzupassen. Bei der normalen<br />
Darmfunktion kommt es in regelmäßigen<br />
Abständen zu Darmentleerungen. Diese<br />
finden in der Regel 30 Minuten nach der ersten<br />
Nahrungsaufnahme statt.<br />
Genau dieser Zeitpunkt muss erfasst werden, um<br />
das Hilfsmittel richtig einzusetzen.<br />
Da die Lebensqualität des Betroffenen immer im<br />
Mittelpunkt unseres Wirkens steht, sollte diese<br />
Versorgungsoption im Interesse der stuhlinkontinenten<br />
Menschen Berücksichtigung finden.<br />
Der Analtampon sollte jedoch primär nur eine<br />
erste Lösung darstellen. Ziel muss es sein, der<br />
Ursache auf den Grund zu gehen.<br />
So ist es unter Umständen möglich, dass auch<br />
bei Stuhlinkontinenz das Verfahren der analen<br />
Irrigation zur Anwendung kommen kann.<br />
In vielen Fällen ist die Ursache für die Inkontinenz<br />
oder Obstipation eine neurogen bedingte Störung<br />
der Darmfunktion.<br />
Neurogen bedingte Störungen der Darmfunktion,<br />
wie sie nach Schlaganfall, bei Morbus<br />
Parkinson, Multipler Sklerose u.a. finden, zeigen<br />
sich annähernd so häufig wie neurogene<br />
Blasenfunktionsstörungen. Dieser Umstand muss<br />
Aufforderung sein, bei Betroffenen mit neurogenen<br />
Blasenfunktionsstörungen, auch eine ausführliche<br />
Stuhlanamnese durchzuführen.<br />
Darmfunktionsstörungen zeigen sich in<br />
drei Ausprägungen, die jedoch in engem<br />
Zusammenhang stehen:<br />
• in einer Störung der Transportfunktion<br />
• in einer Störung der Entleerungsfunktion,<br />
die sich fast ausschließlich als Obstipation<br />
zeigt<br />
• in einer Störung der Verschlussfunktion<br />
mit folgender Inkontinenz.<br />
Mit einem konsequenten Darmmanagement<br />
kann diesen funktionellen Störungen begegnet<br />
werden. Die Bezeichnung „Darmmanagement“<br />
umfasst dabei die Gesamtheit aller Aktivitäten,<br />
die dazu dienen, eine regelmäßige, planbare<br />
sowie zeitlich begrenzte Darmentleerung<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
53
54<br />
GESUNDHEIT & SOZIALES<br />
mit zwischenzeitlicher Kontinenz zu erreichen.<br />
Gesundheit und Wohlbefinden sollen erhalten,<br />
soziale Einschränkungen aufgehoben und funktionelle,<br />
morphologische und neurologische<br />
Komplikationen vermieden werden. 2<br />
Im Falle einer Obstipation werden Kreislauf und<br />
Nervensystem stark belastet, da Beschwerden wie<br />
Blähungen und Spastizitätserhöhungen direkt<br />
zusammenhängen. Nicht zu unterschätzen sind<br />
die negativen Auswirkungen einer Obstipation<br />
auf die Blasenfunktion.<br />
Transanale Irrigation – ein modernes Therapiekonzept<br />
In der Therapie der neurogenen Darmfunktion<br />
hat sich die transanale Irrigation inzwischen als<br />
anerkanntes Verfahren etabliert, was durch zahlreiche<br />
Untersuchungen bestätigt wird.<br />
Was ist das Wirkprinzip der transanalen Irrigation?<br />
Über einen Rektalkatheter wird eine für den<br />
Betroffenen individuell festgelegte Wassermenge<br />
in den Darm eingebracht, die ca. 5 Minuten im<br />
Darm wirken muss. Durch die Volumenzufuhr<br />
kommt es zur Dehnung und Auslösung von<br />
Entleerungsreflexen, in deren Folge es dann zu einer<br />
vollständigen Stuhlentleerung kommt.<br />
2 Consortium for Spinal Cord Medicine. (1998). Neurogenic<br />
Bowel Management in Adults with Spinal Cord Injury (Guidelines).<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
Die transanale Irrigation sollte durch einen Arzt<br />
angeordnet und durch hierfür qualifiziertes<br />
Fachpersonal angeleitet werden. Gelegentlich<br />
wird sie mit dem Hebe – Senk – Einlauf verwechselt,<br />
der aber nur in Linksseitenlage durchgeführt<br />
werden darf, während die transanale Irrigation<br />
sitzend auf der Toilette durchführbar ist. Dadurch<br />
ist sie auch ohne fremde Hilfe zu Hause anwendbar<br />
und erhöht somit die Unabhängigkeit und<br />
Sicherheit der Betroffenen für ein selbstbestimmtes<br />
Darmmanagement.<br />
Ein Wort zum Schluss ….<br />
In diesem Beitrag wurden Ihnen lediglich<br />
zwei Hilfsmittel bei Stuhlinkontinenz<br />
vorgestellt. Diese sollten auch die erste<br />
Versorgungsoption darstellen. Eine Windel bzw.<br />
Vorlage sorgt bei Stuhlinkontinenz immer für<br />
eine Geruchsbelästigung und die Gefahr von<br />
Hautverletzungen.<br />
Weitere Informationen zur Blasen –und<br />
Darminkontinenz sowie Anwenderberichte<br />
zum Thema anale Irrigation mit Peristeen®<br />
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Dietmar Hegeholz<br />
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ist Wasser – daher ist Peristeen eine effektive Alternative zu anderen Darmmanagement-Methoden.<br />
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The Coloplast logo is a registered trademark of Coloplast A/S. © 2012-07 All rights reserved Coloplast A/S, 3050 Humlebæk, Denmark.<br />
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Mit meiner Unterschrift erkläre ich, dass meine vorstehend gemachten Angaben von der Coloplast GmbH gespeichert, verarbeitet und genutzt werden<br />
dürfen, um mich per Post, Email und/oder Telefon an allgemein auf meine Erkrankung und Versorgung bezogenen Informationen sowie an Coloplast-Angeboten<br />
und Marktforschungsbefragungen teilhaben zu lassen und zu Werbezwecken über Coloplast-Produkte und -Dienstleistungen zu informieren. Mein<br />
Einverständnis bezieht sich ausdrücklich auch auf die Angaben zu meinen gesundheitlichen Verhältnissen. Ich erhalte die angefragten Materialien auch dann,<br />
wenn ich diese Erklärung nicht unterschreibe. Mir ist bewusst, dass ich mein Einverständnis künftig jederzeit ganz oder teilweise durch eine an die Coloplast<br />
GmbH, Kuehnstraße 75 in 22045 Hamburg zu richtende Erklärung widerrufen kann.<br />
Ort, Datum Unterschrift
Weitere Informationen erhalten Sie unter:<br />
Hotel-Restaurant Anne-Sophie · Schlossplatz 9 · 74653 Künzelsau<br />
Telefon 07940/93460 <strong>Barrierefrei</strong> · info@hotel-anne-sophie.de – das <strong>Magazin</strong> · www.hotel-anne-sophie.de<br />
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GESUNDHEIT & SOZIALES<br />
BARRIEREFREIE BEIPACKZETTEL<br />
BIS ENDE 2014?<br />
Auch blinde und sehbehinderte Menschen haben<br />
das Recht, die Packungsbeilagen von Arzneimitteln<br />
zu lesen. Seit zwei Jahren gibt es eine Internet-Plattform,<br />
mit der die Pharmaunternehmen<br />
diese Gebrauchsinformationen barrierefrei zur<br />
Verfügung stellen können. <strong>Das</strong> Problem: Sie tun<br />
es nicht.<br />
Am 18. Juni 2010 präsentierten der Deutsche Blinden-<br />
und Sehbehindertenverband (DBSV) und die<br />
Rote Liste Service GmbH gemeinsam das Projekt<br />
PatientenInfo-Service (www.patienteninfo-service.de).<br />
Die Internet-Plattform stellt Arzneimittelinformationen<br />
in vier Formaten zur Verfügung,<br />
beispielsweise im Großdruck oder als Hörbuch.<br />
Die Pharmaunternehmen können damit einer<br />
gesetzlichen Pflicht nachkommen. Sie sind seit<br />
sieben Jahren dazu verpflichtet, dass "die Packungsbeilage<br />
auf Ersuchen von Patientenorga-<br />
ANNE_200x141_BSK_Layout 1 20.07.12 15:35 Seite 1<br />
nisationen bei Arzneimitteln, die zur Anwendung<br />
bei Menschen bestimmt sind, in Formaten verfügbar<br />
ist, die für blinde und sehbehinderte Personen<br />
geeignet sind" (§11 AMG Abs. 3c).<br />
Insgesamt beteiligt sich aber nur ein Bruchteil<br />
der Hersteller, nämlich gerade mal 20 von 350<br />
in Deutschland ansässigen Unternehmen. DBSV-<br />
Präsidentin Renate Reymann fordert deshalb, dass<br />
der Gesetzgeber den Druck erhöht: „Wir drängen<br />
seit dem Jahr 2005 darauf, dass den Pharmaunternehmen<br />
im Arzneimittelgesetz eine Frist gesetzt<br />
wird – schließlich können Informationen auf Beipackzetteln<br />
lebenswichtig sein!“<br />
Im Rahmen der Beratungen zur letzten Novelle<br />
des Arzneimittelgesetzes hat der DBSV als Stichtag<br />
für die Umsetzung den 31.12.2014 vorgeschlagen.<br />
Der Forderung nach Setzung einer Frist<br />
wurde jedoch erneut nicht entsprochen.<br />
Quelle: DBSV<br />
Erleben Sie Genuss und Stil nach Hohenloher Art<br />
Ein Ort des Miteinanders<br />
<strong>Das</strong> Hotel-Restaurant Anne-Sophie ist ein Ort, der geprägt ist von<br />
herzlicher Gastfreundschaft, stilvoller und familiärer Atmosphäre.<br />
Die Zimmer unserer 3- und 4-Sterne-Häuser sind sehr komfortabel und<br />
mit viel Liebe zum Detail eingerichtet. Gehen Sie auf Entdeckungstour<br />
und erkunden Sie zu jeder Jahreszeit die Naturschönheiten Hohenlohes,<br />
einer der bezauberndsten Landstriche Deutschlands. Ausflüge und<br />
Tagestouren für Radfahrer und Wanderer haben wir für unsere Gäste<br />
in einer handlichen Broschüre zusammengestellt.<br />
Unsere Küche ist überregional bekannt und bietet Ihnen Gaumenfreuden<br />
auf sehr hohem Niveau. Regionale Spezialitäten sowie saisonale<br />
Gerichte stehen auf dem täglichen Speiseplan. Torten und Kuchen aus<br />
der hauseigenen Konditorei runden unser kulinarisches Angebot ab.<br />
<strong>Das</strong> „Anne-Sophie“ – ein Ort, der auch jede Feier zum<br />
Erlebnis werden lässt. So vielfältig Ihre Anlässe auch sind,<br />
so vielfältig sind die Möglichkeiten unserer Häuser Anne-<br />
Sophie und Würzburger Bau. Gerne stellen wir Ihnen ein<br />
individuelles Angebot für Ihre Veranstaltung zusammen.<br />
Stilvolles Ambiente im Wintergarten<br />
Mediterranes Flair auf der Terrasse und<br />
attraktiv eingerichtete Zimmer
NEUE WEGE IN DER INKLUSION – ZWEI GEHÖRLOSE<br />
WERDEN ZAHNMEDIZINISCHE FACHANGESTELLTE<br />
Es ist ruhig im Behandlungszimmer. Nicht still. Gelächter, Gesprächsfetzen<br />
– Kinga Ostrowski (gehörlos) und Vanessa Wadewitz<br />
(schwerhörig) halten Sauger und einen Spiegel bereit,<br />
für die kommende Kariesentfernung. Beide Frauen sind Teil eines<br />
Pilotprojektes des MVZ Dentologicum in Hamburg: Sie sollen<br />
erstmalig in Deutschland die Ausbildung zur Zahnmedizinischen<br />
Fachangestellten absolvieren. Die Berufsschule und<br />
die Zahnärztekammer Hamburg unterstützen das Projekt.<br />
Seit zwei Jahren wird in Hamburg gehörlosen Patienten die<br />
Möglichkeit einer barrierefreien Behandlung angeboten. Die<br />
Zahnärztin Marianela von Schuler Alarcón spricht die Gebärdensprache.<br />
«Nein», so sie persönlich, «ich bin noch immer<br />
Lernende, die Gebärdensprache ist eine komplexe Sprache,<br />
aber ich bin in der Lage mit gehörlosen Menschen zu kommunizieren».<br />
Eine halbe Stunde täglich übt sie neue Gebärden.<br />
Zahnarzt für Gehörlose, so heißt die Abteilung im zahnmedizinischen<br />
Versorgungszentrum Dentologicum. <strong>Das</strong> Zentrum<br />
für Zahn- Mund- und Kieferheilkunde ist seit Jahren auf die<br />
Behandlung von Menschen mit Behinderungen spezialisiert.<br />
Doch die Ausbildung einer gehörlosen und einer stark schwerhörigen<br />
Mitarbeiterin und die gezielte Inklusion ist auch für<br />
das Team des Dentologicum eine Herausforderung. Seit 01.<br />
August 2012 kommunizieren Zahnärzte, Ärzte und Mitarbeiter<br />
im Alltag mit «gelernten» Gebärden, schriftlichen Notizen<br />
und viel Handarbeit. Drei mal die Woche ist ein Gebärdensprachdolmetscher<br />
im Haus.<br />
Neben der «Sprache» ist vor allem die zahnmedizinische Terminologie<br />
eine große Herausforderung. Die meisten Begriffe<br />
und Tätigkeiten der Ausbildung müssen sozusagen «erfunden»<br />
und katalogisiert werden Auch hier leistet das Team um<br />
von Schuler Alarcón Pionierarbeit. Ein Lexikon der «Gebärden<br />
der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde» ist in Arbeit.<br />
Es ist aber vor allem die Arbeit mit den gehörlosen Patienten,<br />
die oft nach Jahren erstmalig wieder behandelt werden – barrierefrei<br />
und auf Augenhöhe, die im Fokus steht. 200 sind es<br />
zur Zeit, viele fahren weite Wege. „Wir müssen uns für die Kultur<br />
der Gehörlosen öffnen“, so ZÄ von Schuler Alarcón, „dann<br />
ergibt sich die Verständigung von ganz alleine. Und dann ist<br />
auch eine gehörlose Zahnarzthelferin selbstverständlich!“.<br />
Informationen & Kontakt:<br />
www.gehoerlosen-zahnarzt.de<br />
www.dentologicum.de<br />
<strong>Das</strong> MVZ Dentologicum Medizinisches Versorgungszentrum<br />
ist auf die Behandlung von Behinderten spezialisiert. Bedingt<br />
durch die Ausstattung des Zentrums, der Größe der Räumlichkeiten<br />
und der angebotenen Leistungen, wie z.B. medizinische<br />
Hypnose und Narkosebehandlungen, können u. a.<br />
Rollstuhlfahrer und geistig behinderte Menschen umfassend<br />
zahnmedizinisch betreut werden.<br />
57
58<br />
GESUNDHEIT & SOZIALES<br />
Seit der Orthopädie und Rehatechnik Messe 2012<br />
in Leipzig ist ein wasserfestes Orthesensystem auf<br />
dem Markt. Im Sanitätshaus Schütt & Jahn mit seinem<br />
Hauptsitz in Handewitt / Weding bei Flensburg<br />
setzt man auf diese neuartigen Orthesenbauteile,<br />
um Patienten auch für den Nassbereich adäquat<br />
versorgen zu können.<br />
Für die tägliche Körperpflege und den Aufenthalt in<br />
öffentlichen Bädern sind Orthesenträger auf eine<br />
wasserfeste Gehhilfe angewiesen. Mit dem Aqualine<br />
Orthesensystem bietet Otto Bock nun die weltweit<br />
erste wasserfeste Gehhilfe an, die bis ins Detail auf<br />
die speziellen Bedingungen im Nassbereich ausgelegt<br />
ist. Die Vorgaben, die eine wasserfeste Gehhilfe<br />
erfüllen muss, sind vielfältig: In erster Linie muss sie<br />
den Anwender in die Lage versetzen, im Nassbereich<br />
mobil zu sein. Sie sollte über möglichst wenig<br />
Hautkontakt verfügen und schnell trocknen. Weiterhin<br />
empfehlen wir den Einsatz antibakteriell wirkender<br />
Materialien. Durch den Kontakt mit Salz- oder<br />
Chlorwasser dürfen keine Funktionsbeeinträchtigungen<br />
entstehen, so dass die Orthese dauerhaft wasser-<br />
und korrosionsbeständig ist.<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong>
Mit dem Aqualine Orthesensystem ist es Otto Bock als erstem Hersteller<br />
weltweit gelungen, diese Vorgaben konsequent umzusetzen.<br />
<strong>Das</strong> Herzstück des Aqualine Orthesensystems heißt CarbonIQ<br />
Die Entwicklung des innovativen CarbonIQ Gelenksystems war der<br />
Meilenstein hin zum Aqualine Orthesensystem, denn für die Knie- und<br />
Knöchelgelenke der Aqualine werden die wasserfesten Versionen des<br />
CarbonIQ Gelenksystems eingesetzt. Die CarbonIQ Gelenke bestehen<br />
aus einem bewährten Hochleistungskunststoff, der mit Carbonfasern<br />
verstärkt wurde – dies ist bisher einzigartig in der Orthopädietechnik!<br />
<strong>Das</strong> CarbonIQ Gelenksystem liefert den Beweis, dass Kunststoff und<br />
hohe mechanische Belastbarkeit kein Widerspruch mehr sind. Es erfüllt<br />
die hohen Ansprüche der Orthopädietechnik hinsichtlich Funktion,<br />
Belastbarkeit, Haltbarkeit, Verarbeitungseigenschaften und Design.<br />
Zudem sind die CarbonIQ Gelenke deutlich leichter als vergleichbare<br />
Gelenke aus Metall. Weitere Bauteile der Aqualine sind Klettflausch,<br />
das zum Trocknen abnehmbar ist, eine mit Sinterpulver beschichtete<br />
Aluminiumschiene sowie antibakterielles ThermoLyn, das über hervorragende<br />
hygienische Eigenschaften verfügt. Zu wenig beachtet wird oft<br />
die Tatsache, dass inzwischen ein Rechtsanspruch auf eine wasser-<br />
Informieren Sie sich in einem persönlichen<br />
Gespräch über eine wasserfeste Orthese sowie<br />
über die Versorgungsmöglichkeiten mit dem Orthesensystem<br />
Aqualine.<br />
Ihr Ansprechpartner im Hause Schütt & Jahn ist Herr Falk<br />
Lohmann, Orthopädietechniker – Meister.<br />
Sie erreichen ihn unter der<br />
Telefonnumer 0461 / 49349-53.<br />
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feste Gehhilfe besteht. <strong>Das</strong> Bundessozialgericht<br />
hat mittlerweile<br />
festgelegt, dass die Mobilisierung<br />
eines behinderten Menschen in<br />
Nassbereichen ein Grundbedürfnis<br />
und damit von den Krankenkassen<br />
sicherzustellen ist.<br />
Die Mitarbeiter im Hause Schütt &<br />
Jahn werden stets geschult und so<br />
auf den neuesten Stand der Technik<br />
gebracht. Dazu gehören neuartige<br />
Fertigungsverfahren, Schulungen<br />
über neueste Orthesen und<br />
Prothesenversorgungen sowie der<br />
Austausch mit anderen Berufsgruppen<br />
wie Physio- und Ergotherapeuten.<br />
Bei einer Versorgung<br />
werden Ärzte und Therapeuten mit<br />
einbezogen, damit eine bestmögliche<br />
Versorgung stattfindet.<br />
Am 03. November 2012 findet zudem das 2. Schleswig<br />
– Holsteinische Prothesenforum statt. Auf dieser Veranstaltung<br />
werden auch Orthesenversorgungen vorgestellt.<br />
Weitere Informationen über diese Veranstaltung<br />
erhalten Sie auf der Internetseite<br />
www.schuett-jahn.de.<br />
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59
UNSERE SOZIALE SEITE<br />
Eine Halle, die alle bewegt<br />
Olympiasieger Edina Müller und Holger Glinicki beim Spendenlauf zugunsten der Sporthalle.<br />
Mit der Spendenaktion „Eine Million Bauherren gesucht“ soll der Bau von Hamburgs<br />
erster konsequent behindertengerechter Sporthalle ermöglicht werden.<br />
Hierfür gehen Schüler der Bugenhagen-Schulen – ausgestattet mit Aktions-T-Shirts,<br />
Bausteinen, Spendendosen und Flyern – gemeinsam mit Eltern und Lehrern auf<br />
verschiedenen Veranstaltungen auf die Menschen in Hamburg zu. Jeder kann mit<br />
einer Spende in beliebiger Höhe das Projekt unterstützen. Als Dank können die<br />
Spender einen Kinderbaustein mit ihrem Namen versehen. Die gespendeten Bausteine<br />
werden in der Aula in einem Modell im Maßstab 1:20 verbaut. So wird für<br />
alle sichtbar, wie die Sporthalle durch das Engagement der vielen Bauherren<br />
Schritt für Schritt wächst.<br />
Unser Botschafter Helge Adolphsen, langjähriger<br />
Hauptpastor vom Hamburger Michael<br />
Botschafter wie Olympia-Sieger Moritz<br />
Fürste (Hockey) oder Edina Müller (Rollstuhlbasketball)<br />
unterstützen die Spendenaktion<br />
ebenso wie NDR Moderatorin Inka Schneider<br />
oder Tagesschausprecher Thorsten Schröder.<br />
Von der neuen Sporthalle sollen nicht nur<br />
die Bugenhagen-Schüler profitieren, sondern<br />
auch der Behindertensport in ganz<br />
Hamburg. Ziel ist, dass die Halle auch dem<br />
inklusiven Freizeit- und Leistungssport zur<br />
Verfügung steht und vor allem Menschen<br />
mit körperlicher und geistiger Behinderung<br />
Raum für Sport erhalten. Umkleidekabinen<br />
mit Stützgriffen sowie mit rollstuhl unterfahr<br />
baren Bänken, behindertengerechte<br />
Sport geräte, Informationsangebote in leichter<br />
Sprache sind einige der barrierefreien<br />
Details dieses Leuchtturmprojektes.<br />
Helfen Sie mit, dass gemeinsamer Sport für alle bald selbstverständlich ist!<br />
Spendenkonto: Evangelische Stiftung Alsterdorf · Konto 4444444 · BLZ 25120510<br />
HSV-Handballer Stefan Schröder (h.r.) startet für das<br />
Bauherren-Team beim Hamburg Triathlon.<br />
<strong>Das</strong> Baustein-Modell wächst stetig.<br />
Die neue Sporthalle soll im kommenden<br />
Sommer auf dem Gelände der Evangelischen<br />
Stiftung Alsterdorf entstehen. Für<br />
die vollständige Finanzierung mit entsprechender<br />
Sonderausstattung sowie für die<br />
mietfreie Nutzung durch den Behindertensport<br />
werden finanzielle Mittel in Höhe von<br />
mindestens 2 Millionen Euro benötigt.<br />
Weitere Informationen über das Projekt<br />
„Eine Million Bauherren gesucht“ finden<br />
Sie auf www.alsterdorf-helfen.de.
MEIN BLIND DATE MIT DEM LEBEN<br />
SALIYA KAHAWATTE<br />
Saliya Kahawatte ist der Sohn einer<br />
Deutschen und eines Singhalesen<br />
und wird am 06. Dezember 1969 in<br />
Freiberg (Sachsen) geboren. Bekannt<br />
wird er 2006 als weltweit erster Student,<br />
der mit einem Restsehvermögen von<br />
nur fünf Prozent das Studium der<br />
Hotelbetriebswirtschaftslehre an der<br />
Hamburger Hotel Management School<br />
mit einem Notendurchschnitt von 1,9<br />
absolviert. Kahawatte ist zu 100%<br />
schwerbehindert,siehtlediglichUmrisse<br />
und Schatten, hat kein funktionierendes<br />
Farbsehen und bewegt sich rein auditiv<br />
durch seine Umwelt. Bücher kann er<br />
nicht lesen, am PC arbeitet er mit einer<br />
speziellen Vorlesesoftware.<br />
Nach der Flucht aus der DDR lebt Kahawatte<br />
mit seinen Eltern und seiner Schwester<br />
zunächst in einem Flüchtlingslager und später<br />
bei Osnabrück in Niedersachsen. Im Alter von<br />
15 Jahren verliert der Deutsch-Singhalese<br />
durch eine Netzhautablösung über Nacht 80<br />
Prozent seines Augenlichts. Die Krankheit mit<br />
dem Namen „Morbus Behcet“ schreitet jährlich weiter voran<br />
und führt irgendwann zur Blindheit. Saliya Kahawatte will nicht<br />
auf eine Blindenschule, sondern besucht gegen ärztlichen Rat<br />
ein gewöhnliches Gymnasium. Dem Unterricht folgt er rein<br />
auditiv. Nachmittags lesen Mutter und Schwester ihm aus den<br />
Schulbüchern vor, um ihm die Unterrichtsinhalte zu vermitteln.<br />
Nach dem Abitur im Jahre 1989 beginnt Saliya Kahawatte, ohne<br />
seinen Arbeitgeber über seine Krankheit zu informieren, eine<br />
Ausbildung zum Hotelfachmann, die er 1992 erfolgreich abschließt.<br />
Danach arbeitet Saliya Kahawatte als Kellner und macht sich<br />
1994 mit einem eigenen Restaurant in Hamburg selbstständig.<br />
Nach einer Krebserkrankung, schweren Organschäden und dem<br />
Erhalt einer Hüftprothese gibt Kahawatte das Restaurant 1998 aus<br />
gesundheitlichen und finanziellen Gründen auf.<br />
Saliya Kahawatte ist mittlerweile zu 100% schwerbehindert und<br />
arbeitet sich, ohne seine Behinderung zu offenbaren, vom Kellner<br />
bis zum Operations Manager in der Top-Hotellerie hinauf. Die<br />
Aufrechterhaltung seiner Lebenslüge kostet ihn viel Zeit, Mut und<br />
Kraft. Selbstzweifel und die ständige Angst entdeckt zu werden<br />
belasten seine Psyche in zunehmendem Maße.<br />
STECKBRIEF<br />
Name: Saliya Kahawatte<br />
Alter: 43<br />
Wohnort: Hamburg<br />
Art der Behinderung:<br />
stark Sehbehindert,<br />
Restsehvermögen von 5 %<br />
Beruf: Unternehmensberater,<br />
Business-Coach, Dozent,<br />
Motivations-Trainer,<br />
Vortragsredner & Schriftsteller<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
61
62<br />
Nach der weiteren Verschlechterung seines physischen und<br />
psychischen Gesundheitszustands rutscht Kahawatte 2002<br />
in Alkohol-, Drogen- und Medikamentenmissbrauch ab.<br />
Es folgen mehrere Suizidversuche, ein stationärer Aufenthalt<br />
in der geschlossenen Psychiatrie sowie der Besuch einer<br />
Behindertenwerkstatt.<br />
Im Jahre 2003 beginnt er gegen ärztlichen Rat ein Studium<br />
der Hotelbetriebswirtschaft an der Hotelfachschule Hamburg.<br />
Auf Basis seines geschulten Gehörs und mit Hilfe einer neu<br />
entwickelten Vorlesesoftware, gelingt ihm im Jahre 2006 der<br />
Abschluss zum diplomierten Hotelbetriebswirt.<br />
Nachdem Kahawatte sein Krankheitsbild 2006 in der Presse<br />
zugibt, findet er trotz intensivster Bewerbungsbemühungen keine<br />
Anstellung und endet als Hartz IV- Empfänger. Noch im selben<br />
Jahr macht sich Kahawatte selbstständig und gründet eine Ein-<br />
Mann-Firma. Er nennt sein Unternehmen „minusVisus“ und bietet<br />
sich als Unternehmensberater an.<br />
Im Jahr 2009 erscheint seine Autobiografie „Mein Blind Date mit<br />
dem Leben“. Im Herbst 2013 will Kahawatte sein zweites Buch, ein<br />
Lebensratgeber mit Schwerpunkt Buddhismus und Ayurveda, auf<br />
den Markt bringen. Parallel wird an einer filmischen Umsetzung<br />
seiner Lebensgeschichte gearbeitet. Es wird ein Kinofilm entstehen,<br />
der in vielen Ländern der Erde auf die Leinwand kommen soll.<br />
Saliya Kahwatte’s Credo: „<strong>Das</strong> positive Denken ist<br />
der Treibstoff des Erfolgs!“<br />
Mehr über Saliya Kahawatte:<br />
www.saliyakahawatte.de<br />
<strong>Das</strong> Buch von Saliya Kahawatte „Mein Blind<br />
Date mit dem Leben“ haben wir Ihnen,<br />
liebe Leserinnen und Leser, bereits in unserer<br />
Märzausgabe vorgestellt.<br />
205 Seiten, Gebunden<br />
Eichborn-Verlag<br />
ISBN 9783821857046<br />
17.95 €<br />
Beitrag: Saliya Kahawatte<br />
Fotos: Eichborn-Verlag<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong>
64<br />
“WELCOME TO LONDON AND ENJOY THE PARALYMPICS!”<br />
Am Londoner Flughafen Gatwick, kurz nach der<br />
Landung, hören wir diesen Spruch zum ersten<br />
und bei weitem nicht zum letztem Mal. Eine Frau<br />
mittleren Alters, die in ihrem pinkfarbenen Kostüm<br />
(Paralympics- Farben) aussieht wie Mary<br />
Poppins, kommt uns freudestrahlend entgegen.<br />
Ganz London befindet sich im Ausnahmezustand.<br />
Überall sieht man Flaggen, ob nun in den<br />
Farben Groß Britanniens oder mit dem Logo<br />
der Olympischen und Paralympischen Spielen<br />
geschmückt. Man hat das Gefühl, alle Londoner<br />
sind auf den Beinen und tragen T-Shirts<br />
und Jacken von Team Great Britain. Was noch<br />
auffällt, ist die gute Laune die hier herrscht.<br />
Und sie ist authentisch. Ich habe den Eindruck,<br />
dass London die fantastische Stimmung, die<br />
bei den Olympischen Spielen herrschte, bis<br />
weit über die Paralympischen Spiele ununterbrochen<br />
halten konnte. Und diese Stimmung<br />
erfasst hier jeden…<br />
Will man in die jeweilige Wettkampfstätte, die<br />
man meistens eher hören kann, als sehen, da<br />
die animierenden und anspornen Rufe der Zuschauer<br />
die Luft erfüllen, muss man erst einmal<br />
durch diverse Sicherheitschecks. Anschließend<br />
befindet man sich auf einem der riesigen Gelände,<br />
auf denen sich weit verteilten Stadien und<br />
Tribünen befinden. An 14 verschiedenen Or-<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
Ein Beitrag von Lydia Saß<br />
ten werden die Wettkämpfe ausgetragen, zum<br />
Teil auch außerhalb Londons gelegen. Organisatorisch<br />
eine Herausforderung, die seines<br />
Gleichen sucht, jedoch haben die Londoner alles<br />
fest im Griff. An jeder erdenklichen Ecke,<br />
auf einem noch so kleinen S-Bahnhof steht jemand<br />
im pinken Shirt, der weiß, wie man wo<br />
am besten hinkommt. Sehr beruhigend.<br />
Im Olympiastadion ist die Hölle los. <strong>Das</strong> Publikum<br />
tobt, jedoch bricht der Jubel in unterschiedlichen<br />
Blöcken knapp nach einander aus<br />
oder auch sich überschneidend, da verschiedene<br />
Disziplinen gleichzeitig stattfinden. Was den<br />
einen oder anderen Zuschauer manchmal überfordern<br />
mag, da er nicht weiß, welcher er zuerst<br />
seine Aufmerksamkeit schenken soll. Die Karten<br />
für den Eintritt in die jeweiligen Wettkampfstätten<br />
liegen meist bei ca. 10 €, einige Veranstaltung<br />
sind innerhalb von Minuten ausverkauft.<br />
Alles in allem haben diese Paralympischen<br />
Spiele neue Maßstäbe gesetzt. Mit einer frenetischen<br />
Begeisterung wurden die Athleten unterstützt,<br />
es waren so viele Zuschauer dabei,<br />
wie noch nie zuvor. Mit einer grandiosen Abschlussfeier<br />
verabschiedete sich London und<br />
übergab den „Staffelstab“ an Rio de Janeiro,<br />
die 2016 Ausrichter sein werden.<br />
Bye London – Hello Rio!<br />
Bilduntertitel: Einmarsch des deutschen Teams auf<br />
der Eröffungsfeier
PARALymPiSche mOmenTe<br />
die leichtathletik umfasst die meisten einzeldisziplinen<br />
und teilnehmer bei den Paralympischen<br />
spielen. die sportler sind dabei durch eine sehr<br />
komplexe klassifi zierung unterteilt, die die Behinderungsklassen<br />
der einzelnen athleten berücksichtigt,<br />
so dass es insgesamt 20 verschiedene klassen in den<br />
Bahnwettbewerben und 25 verschiedene klassen in den<br />
technikwettbewerben gibt.<br />
die einzige deutsche fechterin, simone Briese-Baetke<br />
(fc tauberbischofsheim), ist im<br />
viertelfinale an der Polin Marta Makowska<br />
gescheitert und damit aus dem florett-Wettbewerb<br />
(kategorie B) ausgeschieden. trotz eines fulminanten<br />
starts in das Gefecht und einer 5:0-führung<br />
reichte es für die 46-Jährige bei ihrer ersten Paralympics-teilnahme<br />
nicht zum angestrebten einzug<br />
in die runde der letzten vier. Mit dem degen holte<br />
sie jedoch anschließend silber.<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
65
66<br />
Welcome ceremony<br />
im Paralympics-village<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
Nachdem das deutschetischtennis<br />
- team der<br />
Wettkampfklassen 1-3<br />
frankreich in der runde<br />
der letzten vier in der<br />
londoner excel -arena<br />
mit 3:0 von der Platte gefegt<br />
und sich für das finale<br />
qualifiziert hatte,<br />
zeigte sich trainer Michele<br />
comparato hochzufrieden<br />
: „das war sensationell.<br />
Jetzt wollen wir noch<br />
die chinesen ärgern.“
seit 1992 ist rollstuhltennis<br />
eine Paralympische disziplin.<br />
es wurde in den siebziger<br />
Jahren in den usa erfunden.<br />
im ersten finale der Paralympischen<br />
spiele in london am 30.08. konnte<br />
die sportschützin Manuela schmermund<br />
glänzen und gewann die erste<br />
Medaille für die deutsche Mannschaft.<br />
das team der deutschen<br />
reiter<br />
um steffen Zeibig<br />
konnte sich freuen:<br />
in der teamwertung<br />
holte deutschland<br />
die silbermedaille mit<br />
440,970 Punkten. sieger<br />
wurde die Mannschaft<br />
aus Großbritannien<br />
(468,817 Punkte). die<br />
Bronzemedaille erhielten<br />
die irischen reiter<br />
mit 428,313 Punkten.<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
67
68<br />
im 1000 Meter Zeitfahren der Herren<br />
für die klassen c1-c3 gingen am<br />
2. tag drei deutsche fahrer an den<br />
start: steff en Warias, Michael teuber<br />
und tobias Graf. die Überraschung des<br />
tages gelang tobias Graf (lossburg),<br />
der in seinem rennen von anfang an<br />
druck machte und diesen über die gesamte<br />
strecke aufrechterhalten konnte.<br />
Mit 1:09.979 Minuten war kurzzeitig<br />
die silbermedaille greifbar, doch einer<br />
der letzten teilnehmer, Mark lee colbourne<br />
aus Großbritannien (1:08.471)<br />
war noch schneller. die verdiente Bronzemedaille<br />
bekam der junge sportler<br />
von Bundespräsident Joachim Gauck<br />
überreicht. die Goldmedaille errang li<br />
Zhang yu, 1:05.021 aus china.<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
Bei der disziplin Gewichtheben stellte<br />
der Ägypter Mohamed eldib einen<br />
neuen rekord auf: 249,0 kg. er startete<br />
in der kategorie Männer 100 kg. dies ist<br />
ein neuer Paralympischer rekord und auch<br />
ein neuer Weltrekord.<br />
Zweite Medaille für<br />
die sportschützen -<br />
Josef Neumaier schießt<br />
sich zur Bronzemedaille
WerdeN die WettkÄMPfe<br />
der Blade ruNNer JetZt Zur<br />
MaterialscHlacHt?<br />
Während der Paralympischen spiele machten so<br />
einige Vorwürfe die runde. der wohl inzwischen<br />
weltbekannte Blade runner oscar Pistorius warf<br />
dem Brasilianer alan oliveira vor, seine Blades<br />
seien viel zu lang und so wäre das rennen überhaupt<br />
nicht fair gewesen. unser leichtathlet<br />
heinrich Popow wurde ebenfalls des „technischen<br />
dopings“ bezichtigt.<br />
Aber was ist da nun dran?<br />
das iPC (internationales Paralympisches Komitee)<br />
hat strikte regeln, welche die tatsächliche länge<br />
der Blades eines jeden läufers festlegen, da diese<br />
individuell berechnet werden.<br />
Folgende Faktoren beeinfl ussen maßgeblich die<br />
länge der Blades:<br />
1. Länge zwischen Brustbein und der Spitze<br />
des Stumpfes am amputierten Bein<br />
2. Armlänge<br />
Mittels einer komplexen Formel werden diese<br />
Maße in ein Ergebnis umgewandelt, welches<br />
dann die maximal erlaubte länge der Blades<br />
vorschreibt. „und diese regeln lassen es zu, dass<br />
gewisse athleten sich selber unglaublich lange<br />
machen können. seine Knie liegen dadurch zehn<br />
zentimeter höher als meine“ sagte Pistorius in<br />
Bezug auf oliveira.<br />
Popow (oberschenkelamputiert) behielt trotz<br />
der Vorwürfe gegen ihn die nerven und holte<br />
Gold über 100 Meter. ihm wurde von einem<br />
teamkollegen vorgeworfen, dass er ein Kniegelenk<br />
von seinem ausstatter otto Bock nutze, welches<br />
den anderen athleten bis kurz vor dem start der<br />
Paralympischen spielen nicht zugänglich gewesen<br />
sein soll. ottobock-sprecher rüdiger herzog<br />
sagte dazu: „Wir sind Partner der Paralympics und<br />
halten uns an die regeln. das Knie ist seit langem<br />
erhältlich.“ dr. Karl Quade, Chef de Mission, reagierte<br />
mit unverständnis auf die Vorwürfe: „das ist<br />
schade. aber ich kann das nicht verhindern. die<br />
athleten sind erwachsen und kriegen auch keinen<br />
Maulkorb.“<br />
das iPC hat weiterhin Vertrauen in seine regeln, so<br />
hieß es während der spiele und auch später, aber<br />
die Vorwürfe werden wohl eine erneute debatte<br />
um das sogenannte „techno-doping“ anfachen.<br />
Bildquelle: heinrich Popow<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
69
70<br />
An den Paralympischen Spielen teilzunehmen, ist für viele<br />
Sportler der Höhepunkt ihrer Karriere. <strong>Barrierefrei</strong> – das<br />
<strong>Magazin</strong> hat für Sie ein paar Stimmen der Athleten eingefangen…<br />
Mitglied Nationales Paralympisches<br />
Komitee Ägypten<br />
„Ein sehr gutes Gefühl, London ist eine<br />
schöne und spannende Stadt,<br />
die Stimmung ist einmalig.“<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
Egbinola Oluade, Team Nigeria, Tischtennis<br />
„Oh, es ist ein großartiges Gefühl. Die Stimmung ist<br />
wie ein Fieber, welches um sich greift. Eigentlich geht<br />
es nur darum, dabei gewesen zu sein. Es können ja<br />
nicht alle gewinnen. Aber hier sein Land zu vertreten<br />
ist schon eine große Aufgabe und Ehre.“<br />
Derek Derenalagi, Team Great Britain, Diskuswerfer<br />
„Es ist unglaublich. Und es ist eine große Ehre für<br />
mich, mein Land hier vertreten zu dürfen. <strong>Das</strong> ist<br />
schon ein sehr besonderes Gefühl und macht einen<br />
sehr stolz.“<br />
Jannik Blair, Team Australien,<br />
Rollstuhlbasketball<br />
„Es ist der reine Wahnsinn. Du kommst ins<br />
Stadium und 10 -15.000 Zuschauer jubbeln<br />
dir zu. Dann hörst du später deine<br />
Nationalhymne und tausende singen mit.<br />
<strong>Das</strong> ist wirklich cool!“<br />
Dorota Buclaw, Team Polen, Tischtennis<br />
„Ein tolles Gefühl. Und ein großer Unterschied, als<br />
wenn man an einem normalen Turnier teilnimmt.“
„Ich bin sehr zufrieden mit unserem Team.<br />
Wir haben bereits 10 Medaillien gewonnen.“<br />
„Ich fühle mich wirklich gut und bin stolz<br />
auf mich. Es sind auch nicht meine ersten<br />
Spiele, sondern bereits meine dritten. Ich<br />
war in Sydney dabei, 2008 in Peking und<br />
jetzt hier in London.“<br />
„Nein, ich bin sehr enttäuscht! Aber das ist Teil des<br />
Spiels. Manchmal gewinnst du und manchmal eben<br />
nicht. Aber man sollte nicht aufgeben und immer am<br />
Ball bleiben! Es waren meine ersten Paralympischen<br />
Spiele, 2016 soll Rio folgen.“<br />
„Es sind sehr erfolgreiche Tage! Wir haben die Vorrunde erfolgreich<br />
gemeistert und spielen nun Morgen im Viertelfi nale.<br />
Ich bin 20 Jahre alt. Die letzten Spiele habe ich mit 16 Jahren<br />
im Fernseh verfolgt. Und ich habe mir damals fest vorgenommen:<br />
Da will ich hin! Also habe ich lange und hart trainiert.<br />
Und nun bin ich hier! Genau da, wo ich hin wollte.“<br />
„Ich ärgere mich sehr über mich selbst. Ich habe mich<br />
während des Trainings verletzt und musste so spielen.<br />
Natürlich konnte ich so nicht gewinnen. Aber vielleicht<br />
wird es ja nächstes Mal was. <strong>Das</strong> waren meine ersten<br />
Spiele. <strong>Das</strong> ist das Leben.“<br />
„Man kann von den Paralympcis der letzten Jahre hin zu<br />
diesen große Veränderungen spüren. London 2012 ist<br />
großartig!“<br />
„Gold, Silber, Bronze“<br />
„Begeisterung. Entschlossenheit. Ermutigung.“<br />
„Gute Organisation, gute Unterbringung,<br />
relativ nah an meiner Heimat.“<br />
„It changes a lot!“<br />
Folge deinem Traum.<br />
Wenn du etwas willst,<br />
dann nimm es dir. Du<br />
kannst es schaffen!<br />
(Jannik Blair)<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
71
72<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong>
Bildquellen: Ralf Kuckuck DBS Akademie,<br />
Lydia Saß, Andreas Joneck
74<br />
STANDARDS<br />
Lesebriefe<br />
Gratulation!<br />
Nachdem wir die Juni-Ausgabe Ihres <strong>Magazin</strong>s gelesen haben, waren wir sehr beeindruckt, wie mutig<br />
Sie die verschiedenen Themen der Behinderung aufgreifen. In unserer Familie leben 2 Menschen mit unterschiedlichen<br />
Behinderungen. In der letzten Ausgabe fanden wir den Bericht von Circus Sonnenstich<br />
besonders spannend und lesenswert. Vielen Dank an die Redaktion, dass Sie uns das <strong>Magazin</strong> kostenlos<br />
zu geschickt haben. Umso mehr freut es uns, dass das <strong>Magazin</strong> bundesweit so gut angenommen wird.<br />
Selbstverständlich werden wir es in Zukunft als ABO beziehen. Weiter so!<br />
Petra Kupfernagel & Familie, Berlin<br />
Liebes Redaktionsteam<br />
Erstmal ganz lieben Dank für die neue Ausgabe des <strong>Magazin</strong>s!<br />
Aber.... darf ich Kritik üben? Es kommt mir leider mehr und mehr „weichgespült“ vor. Es werden nur<br />
noch Geschichten von „Vorzeigebehinderten“ erzählt. <strong>Das</strong>s die zum Mut machen darein gehören, ja,<br />
aber eben auch die andere Seite....<br />
Der sehr engagierte Architekt ist das Einzige geblieben. Schade!<br />
Aber, ich sehe ein, mit dem <strong>Magazin</strong> soll unter anderem auch Geld verdient werden......<br />
Vielleicht also nur so eine ganz kleine Meckerecke?<br />
Übrigens hatte ich mit der Bahn auch schon Kontakt ( wenn auch sehr kompliziert: Ich habe mich per<br />
E-Mail über die „ruhende Rampe“ am Bahnhof Eckernförde (S.-H.) beschwert. Die erste Stelle hat meine<br />
Beschwerde „aus Versehen“ nicht weiter geleitet und von der zuständigen Stelle habe ich die dürftige<br />
und ebenfalls weichgespülte Antwort: der Bahnhof ist noch nicht fertig- ja, das sehe ich selbst - und<br />
im Übrigen hätten sie ja schon sooo viel für Behinderte getan und natürlich in Absprache mit dem Behindertenbeauftragten.<br />
Ich könnte mir zudem bei zuständigen Stellen die Reise für mich als Behinderte zusammenstellen<br />
lassen.... Nur: Wie komm ich aus Eckernförde nach Kiel???<br />
Es wäre mir wichtig, das irgendwo rüberkommt: Es gibt auch völlig normale Leute unter den Behinderten.<br />
Also bitte eine ganz klein Meckerecke? und auch unter den Leserbriefen ein wenig Kritik?<br />
Trotzdem alles Liebe und Gute!<br />
Bea Persson, Eckernförde<br />
Sehr geehrte <strong>Barrierefrei</strong>-Redaktion,<br />
wir sind 4Schüler im 2.Ausbildungsjahr zum Heilerziehungspfleger aus Düsseldorf. Im Zuge der Recherchen<br />
zu unserer Projektarbeit „Inklusion im Sport“ sind wir auf Ihr <strong>Magazin</strong> gestoßen.<br />
Ist es möglich, Probeexemplare geschickt zu bekommen? Diese würden wir an unserem Messestand in<br />
der Schule auslegen....gerne auch Exemplare aus vergangenen Monaten. Ist es ansonsten auch möglich,<br />
das <strong>Magazin</strong> käuflich zu erwerben?<br />
Wir finden es großartig, dass es solche <strong>Magazin</strong>e gibt und wünschen viel Erfolg bei Ihrer weiteren Arbeit.<br />
Freundliche Grüße<br />
Simon R., Simon C., Maik M., Basti L.<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong>
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3. Augen auf bei Glätte<br />
Wichtige & sinnvolle<br />
Tipps für die Winterzeit<br />
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<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
1<br />
Quelle Fotos: Rainer Sturm/Pixelio (1);<br />
Dr. Christine Preißmann (2)
3<br />
Impressum<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong> für Menschen mit Behinderung<br />
<strong>Barrierefrei</strong> - das <strong>Magazin</strong><br />
Peter Lange<br />
Postfach 1109<br />
24331 Eckernförde<br />
Tel.: 04352/ 948 78 3<br />
E-Mail: redaktion@barrierefrei-magazin.de<br />
Internet: www.barrierefrei-magazin.de<br />
Herausgeber & verantwortlicher Chefredakteur:<br />
Peter Lange<br />
Redaktion:<br />
Lydia Saß<br />
E-Mail und Anschrift wie oben<br />
Helga Weitz<br />
h.w@barrierefrei-magazin.de<br />
Anschrift wie oben<br />
Freie Mitarbeiter in dieser Ausgabe:<br />
Sonja Saager<br />
Madeleine Wasser<br />
Marc Jestrimsky<br />
Anzeigenleitung<br />
Peter Lange<br />
E-Mail und Anschrift wie oben<br />
Grafik-Design<br />
Yuliya Sokalska<br />
Erscheinungsweise: 4 x jährlich<br />
Anzeigenpreise & Mediadaten können über die Redaktion angefordert<br />
werden.<br />
Abonnement: Kontakt siehe oben<br />
Rechte<br />
Namentlich gekennzeichnete oder signierte Beiträge sowie Leserbriefe geben<br />
nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion und des Herausgebers<br />
wieder. Verantwortlich für den Inhalt bei Fremdbeiträgen ist der jeweilige<br />
Verfasser, bei Beiträgen der Redaktion der Herausgeber.<br />
Für eingesandte Manuskripte, Fotos und Datenträger (insbesondere für<br />
Originale) sowie sonstige Unterlagen, wird grundsätzlich keine Haftung<br />
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Für unverlangt eingereichte und vom Herausgeber nicht veröffentlichte<br />
Manuskripte und sonstige Unterlagen besteht kein Anspruch auf Rücksendung.<br />
Sonstige Hinweise:<br />
<strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong> und alle in ihm enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind<br />
urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen<br />
des Urheberrechts bedarf der Zustimmung des Herausgebers.<br />
Quellennachweise:<br />
Cover<br />
© Arts Council England<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
© Yuliya Sokalska<br />
© Arts Council England<br />
© Dr. Peter Schmidt<br />
© Sandra Huber<br />
© Coloplast<br />
© Lydia Saß<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong><br />
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Cartoon von Phil Hubbe<br />
<strong>Barrierefrei</strong> – das <strong>Magazin</strong>
CQ 1068/1 IFTH
<strong>Barrierefrei</strong> in<br />
das <strong>Magazin</strong><br />
„Die Dinge im Leben entwickeln<br />
sich erstens ein<br />
wenig zufällig, zweitens<br />
ein wenig, weil man möchte,<br />
dass sie sich so entwickeln,<br />
und dann steht da<br />
noch drittens ein bisschen<br />
Schicksal dahinter.“<br />
Carlo de Benetti