Testwerkstatt: Alternative Aufgabentypen entwickeln
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überwiegenden Teil aus pragmatisch-lebensweltlicher<br />
Perspektive<br />
und ohne Bewusstsein für die Gestaltung<br />
des literarischen Textes,<br />
z. B.: Cleophas sei schließlich unschuldig,<br />
oder: diese Leute, die C.<br />
helfen, hätten Mitleid mit ihm.<br />
Für alle an der Erprobung des<br />
Tests teilnehmenden Klassen erscheint<br />
es demnach sinnvoll, im<br />
Unterricht das Konzept von Literatur/literarischer<br />
Wirklichkeit zu<br />
thematisieren.<br />
✒<br />
Erwartete Lösungen für den Test auf Seite 45<br />
1) Mehrfachwahlaufgaben<br />
1a, 2d, 4b, 5c, 6b, 7d<br />
2) Kurzantwortaufgaben<br />
Aufgabe 3 „Raumgestaltung“<br />
Vollständige Lösung („1“): Es wird erwartet, dass die Korrespondenz<br />
zwischen der gegebenen Information (zurückgezogen<br />
oder nah der Stadt oder evtl. auch „Haus“ für reich,<br />
wohlhabend) und der Sonder-/Außenseiterstellung Cleophas‘<br />
erkannt wird und dieser Zusammenhang mit Bezug auf den<br />
Konfliktverlauf begründet wird.<br />
Teilweise gelöst („0,5“): Hinweis auf Sonder-/Außenseiterstellung/Isolation<br />
wird erkannt, aber es fehlt die Begründung/Erläuterung<br />
mit Bezug auf den Konfliktverlauf.<br />
Nicht gelöst („0“): wörtl. Wiedergabe, Paraphrase, fehlender<br />
Bezug zur gegebenen Information, Allgemeinplatz („soll über<br />
die Lebensumstände von C. informieren“ o. Ä.)<br />
Aufgabe 8 „Motiv“<br />
Vollständige Lösung (1): Neid plus Begründung; es muss<br />
deutlich werden, dass der Neid daher rührt, dass die Leute<br />
mit den Zwirnsfäden es Cleophas nicht gleich tun können.<br />
Teilweise gelöst (0,5): Neid als Motiv wird erkannt, aber es<br />
fehlt die Begründung/Erläuterung; oder: Hinweis auf den<br />
größeren Wohlstand, gepflegtere Erscheinung des C., aber<br />
fehlende Schlussfolgerung (Neid der Leute wegen fehlender<br />
eigener Möglichkeiten)<br />
Nicht gelöst (0): Paraphrase; falsche Begründung („finden<br />
Zwirnsfäden schöner“ o. Ä.); richtige und falsche Begründung<br />
sind gleichberechtigt nebeneinander genannt; fehlender<br />
Bezug zur Frage.<br />
Aufgabe 9 „Titel“<br />
Für vollständige Lösung (1) wird erwartet,<br />
● dass die Identifikation des Cleophas mit dem äußeren<br />
Merkmal der grünen Krawatte erkannt wird;<br />
Autorin<br />
Dr. Iris Winkler ist Wissenschaftliche Assistentin<br />
am Lehrstuhl für Fachdidaktik Deutsch der<br />
Universität Jena. Kontakt: FSU Jena, Institut<br />
für Germanistische Literaturwissenschaft,<br />
Fürstengraben 18, 07740 Jena<br />
Deutschunterricht 5 / 2005<br />
● dass erkannt wird, dass über dieses Merkmal die Abgrenzung<br />
der Leute von Cleophas erfolgt/dass die grüne Krawatte<br />
der Ansatzpunkt aller Vorurteile gegen Cleophas<br />
ist; Meinungsäußerung („geeigneter Titel, weil …“) muss<br />
zumindest implizit erkennbar sein.<br />
Teilweise Lösung (0,5): Die oben angeführten Aspekte werden<br />
nur z. T. angeführt (Meinungsäußerung plus eine der<br />
beiden Begründungen).<br />
Nicht gelöst (0): Grüne Krawatte wird als Nebensächlichkeit<br />
eingestuft; Bedeutung der Krawatte wird nicht erklärt, sondern<br />
nur angemerkt, dass die Krawatte zentraler Gegenstand<br />
ist; falsche Erklärung.<br />
Aufgabe 10 „Fortsetzung“<br />
Die Bewertung der Lösung erfolgt unabhängig davon, welcher<br />
Distraktor gewählt wurde. Die Begründung der Wahl<br />
gehört unbedingt zur Lösung der Aufgabe.<br />
Für vollständige Lösung (1) wird erwartet:<br />
● stimmiger Zusammenhang zwischen der gewählten Variante<br />
und der Begründung<br />
● Bezugnahme der Begründung auf die Gestaltung des Textes,<br />
ggf. implizit Begründung für die Ablehnung der anderen<br />
Variante; z. B.: zu a) Text mit Lehre; aber es soll keine<br />
negative (Variante b), sondern eine positive Lehre geben;<br />
zu b) Konflikt läuft zwingend auf das Unheil hin, permanente<br />
Steigerung, bisher hat sich keiner der Leute für<br />
C. engagiert; a ist deshalb nicht schlüssig.<br />
Teilweise gelöst (0,5): Die Begründung bezieht sich auf die<br />
Motivation der handelnden Figuren (z. B. „haben Mitleid mit<br />
C.“, „sind wütend auf ihn“) oder den Leserwunsch nach<br />
einem Happy-End/das Gerechtigkeitsempfinden des Lesers<br />
(„C. hat doch gar keine Schuld“), ohne dass der parabolische<br />
Charakter oder die Konfliktgestaltung des Textes berücksichtigt<br />
werden.<br />
Nicht gelöst (0): Keine Begründung; Paraphrase des Distraktors.<br />
ANMERKUNGEN UND LITERATUR<br />
ARTELT, CORDULA/STANAT, PETRA/SCHNEIDER, WOLFGANG/SCHIEFELE, ULRICH/LEHMANN,<br />
RAINER: Die PISA-Studie zur Lesekompetenz: Überblick und weiterführende Analysen.<br />
In: SCHIEFELE, ULRICH/ARTELT, CORDULA/SCHNEIDER, WOLFGANG/STANAT, PETRA:<br />
Struktur, Entwicklung und Förderung von Lesekompetenz. Vertiefende Analysen im Rahmen<br />
von PISA 2000. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften 2004, S. 139 –168<br />
Bildungsstandards im Fach Deutsch für den Mittleren Schulabschluss (Jahrgangsstufe 10).<br />
Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 04.12.2003<br />
(www.kmk.org)/schul/Bildungsstandards/Deutsch_MSA_BS_04-12-03.pdf)<br />
BÜHNER, MARKUS: Einführung in die Test- und Fragebogenkonstruktion. München u. a.:<br />
Pearson Studium 2004<br />
KÖSTER, JULIANE: PISA-Aufgaben sind anders. Ein Vergleich mit deutschen Prüfungsaufgaben<br />
und eine Anregung für den Unterricht. In: Praxis Deutsch (2002), H. 176,<br />
abrufbar im Internet unter www.praxis-deutsch.de<br />
1 Abbrufbar im Internet unter www.kmk.org<br />
2 Zum Lesekompetenzmodell von PISA vgl. z. B. ARTELT u. a. (2004), S. 140–144.<br />
Auf das Lesekompetenzmodell von PISA beziehen sich implizit auch die Bildungsstandards<br />
(vgl. z. B. a.a.O., S. 10, 24).<br />
3 Ein Aufgabenbeispiel, das lediglich Anforderungen im Bereich „Informationen ermitteln“<br />
stellt und deshalb als problematisch zu bewerten ist, analysiert Köster (2002).<br />
4 Vgl. ausführlicher Köster (2002).<br />
5 Vgl. ARTELT u. a. (2004), S. 154f.<br />
6 Genauere und doch gut verständliche Informationen zur Bestimmung des Mittelwertes<br />
und Schwierigkeitsindexes finden sich bei Bühner (2003), S. 74, 78/79.<br />
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