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Testwerkstatt: Alternative Aufgabentypen entwickeln

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zwangsläufig einfache Aufgaben,<br />

wie die Ergebnisse des vorgestellten<br />

Tests zeigen.<br />

Mehrfachwahlaufgaben<br />

formulieren<br />

Bei der Formulierung von Mehrfachwahlaufgaben<br />

sind ein paar<br />

„Faustregeln“ zu beachten. Je<br />

mehr Antworten (Distraktoren)<br />

zur Wahl gestellt werden, desto<br />

geringer ist die Gefahr, dass die<br />

richtige Antwort nur durch Zufall<br />

angekreuzt wird. Im Test zu<br />

Schnitzlers „Krawatte“ wurden<br />

jeweils vier mögliche Antworten<br />

angeboten. Mit dieser Zahl erreicht<br />

man bereits eine recht geringe<br />

Zufallswahrscheinlichkeit.<br />

Gleichzeitig bleibt das Problem<br />

lösbar, die nötige Menge gleich<br />

plausibler Distraktoren zu formulieren.<br />

Grundsätzlich gilt, dass<br />

eine Mehrfachwahlaufgabe umso<br />

schwieriger zu lösen ist, je mehr<br />

sich die einzelnen Distraktoren<br />

ähneln. Liegen die Distraktoren<br />

weit auseinander, vereinfacht das<br />

die Aufgabe. Wichtig ist auch,<br />

dass die Distraktoren in derselben<br />

Kategorie liegen. Für Aufgabe 1<br />

bedeutet das etwa, dass alle Distraktoren<br />

eine „Lehre“ formulieren<br />

müssen. Die Antwort „… welche<br />

Bedeutung die grüne Krawatte<br />

im Leben von Herrn Cleophas<br />

hat“ würde z. B. nicht in diese<br />

durch die einführende Frage festgelegte<br />

Kategorie passen. Aufgabe<br />

1, die auf übergeordnetes Textverständnis<br />

zielt, wurde an den Anfang<br />

des Tests gestellt, um für die<br />

folgenden auf verschiedene Einzelaspekte<br />

bezogenen Fragen einen<br />

allgemeinen Verständnisrahmen<br />

vorzugeben, in den die Lernenden<br />

die Detailbeobachtungen<br />

einordnen können. Innerhalb des<br />

gesamten Tests ist die Position der<br />

richtigen Antworten von Aufgabe<br />

zu Aufgabe zu variieren.<br />

Schwierigkeiten<br />

einschätzen<br />

Ein Test sollte wenige sehr schwierige<br />

und sehr einfache Aufgaben<br />

und in der Mehrzahl Aufgaben<br />

mittleren Schwierigkeitsgrades<br />

enthalten. Dies ist erforderlich,<br />

damit die Ergebnisse aussagekräf-<br />

Deutschunterricht 5 / 2005<br />

tig sind. Wenn nämlich sehr viele<br />

Aufgaben so einfach (schwierig)<br />

sind, dass alle (so gut wie keine)<br />

Teilnehmenden sie lösen können,<br />

schneiden alle annähernd gleich<br />

gut (schlecht) ab. Der Test lässt<br />

dann keine Rückschlüsse zu auf<br />

das tatsächliche Leistungsvermögen<br />

der einzelnen Lernenden.<br />

Um den Schwierigkeitsgrad einer<br />

Aufgabe zum Leseverstehen vorab<br />

theoretisch zu bestimmen, sind u. a.<br />

folgende Kriterien nützlich:<br />

● bei Mehrfachwahlaufgaben:<br />

der Ähnlichkeitsgrad der Distraktoren<br />

(s. o.);<br />

● die Anforderungen an das Vorwissen<br />

(speziell, komplex oder<br />

eher allgemein?);<br />

● der Entscheidungsspielraum,<br />

den eine Aufgabe eröffnet<br />

(ist die Zahl der möglichen<br />

Antworten unbegrenzt – auf<br />

wenige reduziert – auf eine<br />

klar bestimmte Information beschränkt?);<br />

● der geforderte Präzisionsgrad<br />

(detaillierte, fokussierende<br />

oder überfliegende Lektüre?);<br />

● der notwendige Integrationsgrad<br />

(sind viele, voneinander<br />

entfernt liegende Informationen<br />

aus dem Text sinnvoll aufeinander<br />

zu beziehen oder wenige<br />

dicht beieinander liegende<br />

Informationen?). 5<br />

Dabei ist das Zusammenspiel der<br />

genannten Einflussfaktoren zu be-<br />

rücksichtigen. So macht ein niedriger<br />

Entscheidungsspielraum<br />

eine Aufgabe noch nicht einfach,<br />

wenn z. B. der geforderte Integrationsgrad<br />

sehr hoch ist (s. Abb. 3).<br />

Aufg. Nr. Standardbezug geforderte vorab eingeschätzter<br />

(vgl. (vgl. Bildungs- Teilkompetenz Schwierigkeitsgrad<br />

Material- standards für den und Begründung<br />

seiten) Mittleren Schulabschluss)<br />

2 wesentliche Elemente Textbezogenes mittel<br />

eines Textes erfassen: Interpretieren (Entscheidungsspielraum<br />

Konliktverlauf (S. 16) gering bis mittel,<br />

Präzisionsgrad mittel,<br />

Integrationsgrad hoch;<br />

weit auseinander liegende<br />

Distraktoren)<br />

7 wesentliche Elemente Informationen mittel<br />

eines Textes erfassen: ermitteln (Entscheidungsspielraum<br />

Figuren (S. 16) gering bis mittel,<br />

Präzisionsgrad mittel<br />

bis hoch, Integrationsgrad<br />

gering; relativ ähnliche<br />

Distraktoren)<br />

9 eigene Deutungen Reflektieren hoch<br />

des Textes <strong>entwickeln</strong>, und Bewerten (Entscheidungsspielraum<br />

am Text belegen (S. 17) hoch, Präzisionsgrad mittel,<br />

Integrationsgrad hoch)<br />

Abb. 3: Aufgaben aus dem Test zum Text von Schnitzler mit einer Einschätzung ihrer Schwierigkeit.<br />

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