Infokasten - IG BCE
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Frauen in der <strong>IG</strong> Bergbau, Chemie, Energie<br />
F USSN OTEN 1/2004<br />
Work Life Balance<br />
Arbeit Leben Gleichklang
Das Motto zum 8. März<br />
2<br />
W ork-Life-Balance, denn<br />
Leben ist mehr als Arbeit<br />
Arbeit und<br />
Leben im<br />
Gleichklang<br />
FUSSNOTEN 01/2004<br />
Liebe Kollegin, lieber Kollege,<br />
Work-Life-Balance* – ein Begriff, der immer mehr<br />
in den Fokus der Aufmerksamkeit rückt. Was mit<br />
dem Begriff zu verbinden ist und was er möglicherweise<br />
für einen Nutzen für unsere Kolleginnen und<br />
Kollegen in den Betrieben birgt, wollen wir in dieser<br />
Ausgabe der Fußnoten darstellen. Unsere Gewerkschaft,<br />
die <strong>IG</strong> Bergbau, Chemie, Energie, steht im<br />
Zeichen der Modernisierung und Veränderung. Daher<br />
ist es auch mehr als normal, dass wir uns, wenn<br />
neue Begriffe auf den Markt der Möglichkeiten getragen<br />
werden, nicht gleich stirnrunzelnd abwenden,<br />
ohne zu fragen, was dahinter steckt. Nein, wir gehen<br />
der Sache auf den Grund und stellen Fakten dar und<br />
die sich möglicherweise daraus ergebenden Handlungsaufträge<br />
für Betriebsräte. Wir haben den Begriff<br />
in der letzten Ausgabe der Fußnoten eingeführt<br />
und erste Erklärungen aufgeführt. Dass unsere Kolleginnen<br />
und Kollegen den richtigen Ausgleich zwischen<br />
Arbeit und ihrem privaten Leben finden, daran<br />
wollen wir gemeinsam arbeiten.<br />
*Arbeit und Leben im Gleichklang<br />
Wie viel Wahrheit liegt im Sprichwort?<br />
„Die Deutschen leben, um zu arbeiten“. Und: „Die<br />
Franzosen arbeiten, um zu leben.“ Jede Nation hat<br />
ihre Eigenheiten und Deutsche galten schon immer<br />
als besonders fleißig, bis die „Fun(Spaß-)generation“<br />
auf die Bildfläche trat. Menschen heute wollen<br />
einen sicheren Arbeitsplatz und ein angenehmes<br />
Leben.<br />
Vereinbarkeit von Beruf und Familie<br />
Eine befriedigende Arbeit und ein erfülltes Familienleben<br />
unter einen Hut zu bekommen sind wichtige<br />
Ziele in unserer Gesellschaft geworden, für die<br />
sich auch unsere <strong>IG</strong> <strong>BCE</strong> stark macht.<br />
Verrückte Zeiten<br />
Wenn Frauen und Männer arbeiten und dann auch<br />
noch Kinder betreuen wollen, ist es notwendig, dass<br />
sich gerade im Bereich Zeit etwas ändert, im Betrieb,<br />
aber auch in den öffentlichen Einrichtungen.<br />
Arbeiten bis zum Abwinken<br />
Es ist genug Arbeit da, aber nicht für jede(n). Wir<br />
arbeiten heute mit immer weniger Menschen immer<br />
mehr. Die Angst um den Verlust des Arbeitsplatzes<br />
lässt uns oft länger arbeiten, damit wir vor dem Arbeitgeber<br />
besser dastehen als andere. Der Haken<br />
ist, alle anderen machen das Gleiche.<br />
Work-Life-Balance eine HR-Strategie*?<br />
Ja, internationale Unternehmen erarbeiten in<br />
ihrem Personalbereich neue Strategien für ihre<br />
wichtigste Ressource, dem Mensch (auf Neudeutsch<br />
*Human Capital). Sie bieten mit dieser Strategie für<br />
ihre MitarbeiterInnen Programme an, die ihnen ein<br />
besseres Gleichgewicht zwischen Beruf und Privatleben<br />
ermöglicht.<br />
Welche Gründe sprechen dafür?<br />
Unternehmen, die hervorragend qualifiziertes Personal<br />
haben und halten wollen, müssen heute auch<br />
an ihrem Image arbeiten. Ein Angebot aus Work-<br />
Life-Balance macht sie für bestimmte ArbeitnehmerInnengruppen<br />
attraktiver.<br />
Work-Life-Balance führt zu mehr Zufriedenheit<br />
auch bei Beschäftigten<br />
Und damit zu einer positiveren Bilanz, wenn es um<br />
die Arbeitsproduktivität geht, denn zufriedenere Mitarbeiterinnen<br />
arbeiten motivierter und produktiver.<br />
Work-Life-Balance und die Fehlzeiten<br />
Krankheitstage sinken, wenn die reelle Entlastung<br />
steigt, z. B. durch Kinderbetreuungsmöglichkeiten.
Veronika Keller-Lauscher<br />
E ditorial E<br />
Liebe Kollegin, lieber Kollege,<br />
als Gewerkschaft engagieren wir uns für die<br />
gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern<br />
an der Erwerbsarbeit. Wir treten dafür ein, dass sich<br />
dieses im privaten wie im öffentlichen Leben selbstverständlich<br />
fortsetzt. Wir bieten unseren FunktionärInnen<br />
und Mitgliedern Informationen an und<br />
zeigen praktische Beispiele auf für eine zukunftsgerichtete,<br />
geschlechterdemokratische Umsetzung<br />
im Betrieb, aber auch im gesellschaftlichen Leben.<br />
Als zuständiges geschäftsführendes Hauptvorstandsmitglied<br />
für Frauenarbeit in der <strong>IG</strong> <strong>BCE</strong> ist es<br />
geradezu selbstverständlich, dass ich mich mit Themen<br />
auseinander setze, die mehr Chancen einer<br />
Gleichstellung von Männern und für Frauen bieten.<br />
Work-Life-Balance ist so ein Thema. Es klingt in<br />
meinen Ohren erst einmal verlockend, wenn von<br />
einem Gleichklang oder Gleichgewicht zwischen<br />
Leben und Arbeit die Rede ist. Denn stehen wir nicht<br />
als Gewerkschafter und Gewerkschafterinnen auch<br />
für mehr Lebensqualität? Ich meine ja! Das richtige<br />
Maß zu finden, zwischen Arbeit und den weiteren<br />
Anforderungen des Lebens wie Partnerschaft, Fami-<br />
Liebe Kollegin,<br />
lieber Kollege!<br />
lie, Kinderbetreuung, aber auch Weiterbildung und<br />
das Pflegen von Freundschaften, wird für viele von<br />
uns immer schwieriger. Dass der Stress in unserem<br />
Alltag zunimmt, ist dafür ein wichtiger Indikator. Unsere<br />
Erfahrung lehrt uns, dass es keine Patentrezepte<br />
gibt. Als Gewerkschaft haben wir eine lange Tradition<br />
entwickelt in den Fragen Frauenförderung,<br />
Chancengleichheit und Gleichstellung. Wir beziehen<br />
Position zu Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben.<br />
In unserer Sozialpartnervereinbarung „10 Jahre<br />
Chancengleichheit in der chemischen Industrie“ haben<br />
wir bereits sehr früh ein Bündel an flexiblen<br />
Maßnahmen aufgezeigt, die angewandt in der Personalpolitik<br />
eines Unternehmens zu Gleichstellung<br />
von Männern und Frauen in ihrem Erwerbsleben<br />
führen. Wir sind also auf dem Weg, aber noch längst<br />
nicht angekommen.<br />
Was trägt nun Work-Life-Balance bei, dass wir in<br />
unserer Frauenarbeit unserem Ziel der Gleichstellung<br />
näher kommen? Zum einen ist es positiv zu bewerten,<br />
dass Unternehmen erkannt haben, dass sie<br />
in ihrer Personalpolitik Maßnahmen entwickeln<br />
müssen, um qualifiziertes Personal einzustellen bzw.<br />
zu halten, die dem Anspruch moderner ArbeitnehmerInnen<br />
gerecht werden. Zu diesen Maßnahmen<br />
gehören unbedingt flexible Arbeitszeiten, -orte, Kinderbetreuungsangebote<br />
und: man stelle sich vor,<br />
Unternehmen entwickeln Fantasie, denn unter dem<br />
Stichwort Concierge-Dienste (kommt aus dem Französischen<br />
und meint Hausmeister-Dienste) werden<br />
Bügelservice oder Einkaufsdienste angeboten. Wir<br />
als Gewerkschaft werden zwar in Zukunft keine<br />
Hemden und Blusen bügeln, dafür haben wir aber<br />
bereits unsere Hausaufgaben gemacht in Bezug auf<br />
Flexibilität von Zeit und Ort in unseren Tarifabschlüssen.<br />
Work-Life-Balance, ein Instrument in Arbeitgeberhand,<br />
verhilft ihm zu einem Maß an Flexibilität zur<br />
Durchsetzung seiner Interessen. Das mögliche Risiko<br />
in diesem Instrument sehe ich daher in dem indi-<br />
viduellen Aushandeln zwischen Arbeitgebern und<br />
Beschäftigten. Damit Work-Life-Balance nicht der<br />
Schafspelz der Arbeitgeber wird, müssen wir als<br />
Gewerkschaft Sorge dafür tragen, dass ein Gleichgewicht<br />
zwischen den individuellen Interessen der<br />
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und den unternehmerischen<br />
Interessen eines Unternehmens<br />
gewährleistet ist. Gern schließe ich mit einer Vision.<br />
Wenn es früher hieß, Arbeit ist das halbe Leben,<br />
dann plädiere ich dafür, dass wir zukünftig von Life-<br />
Work-Balance sprechen und energiegeladen dafür<br />
arbeiten, dass die andere Hälfte des Lebens lebenswert<br />
bleibt.<br />
Veronika Keller-Lauscher<br />
3<br />
FUSSNOTEN 01/2004
Inhalt<br />
4<br />
I nhalt I<br />
Work-Life-Balance<br />
Einführung 2<br />
Editorial 3<br />
Inhalt 4<br />
In eigener Sache 4<br />
Standpunkt 5<br />
Work-Life-Balance<br />
B. Braun Melsungen 6<br />
Aventis Pharma 7<br />
Nord 8<br />
Nordost 9<br />
Nordrhein 10<br />
Westfalen 11<br />
Hessen/Thüringen 12<br />
Baden-Württemberg 13<br />
Rheinland-Pfalz/<br />
Saarland 14<br />
Bayern 15<br />
Zu guter Letzt 16<br />
Herausgeberin:<br />
<strong>IG</strong> Bergbau, Chemie, Energie,<br />
Hauptvorstand, Abt. Frauen,<br />
Königsworther Platz 6,<br />
30167 Hannover<br />
Verantwortlich:<br />
Veronika Keller-Lauscher<br />
Redaktion:<br />
Cornelia Leunig, Petra Schmidt<br />
Mitarbeit: Sabine Ruhland, Özlem Tetik,<br />
Info Nr. 1/2004<br />
Design, Satz und Druck:<br />
BWH Druck und Kommunikation,<br />
Buchdruckwerkstätten Hannover GmbH,<br />
Beckstraße 10, 30457 Hannover<br />
Fotos:<br />
MEV (2), privat (3), Bildarchiv B. Braun (2),<br />
Bildarchiv Aventis Pharma (2), Cintula (1)<br />
FUSSNOTEN 01/2004<br />
In eigener Sache<br />
Unter<br />
der Überschrift<br />
Work-<br />
Life-Balance werden<br />
die Teilnehmerinnen des Frauentages<br />
2004 die Themen Beschäftigung, Kompetenz<br />
und Gesundheit diskutieren. Berücksichtigt<br />
eine ArbeitgeberIn (zukünftig schreiben wir auf dieser<br />
Seite immer die weibliche Form und meinen damit<br />
gleichzeitig auch die männliche) die privaten Lebensumstände<br />
ihrer Beschäftigten und entwickelt entsprechende<br />
personalpolitische Instrumente, dann<br />
sprechen wir von dem Gleichgewicht von Arbeit und<br />
Leben (Work-Life-Balance). Die Arbeitswelt hat sich<br />
gewandelt. Gerade junge Frauen und auch Männer<br />
haben sich ein neues, verändertes Rollenverständnis<br />
erarbeitet. Aus diesem Verständnis heraus entwerfen<br />
sie ihre Lebensplanung. Mit diesem neuen Rollenbild<br />
treten sie in die Erwerbstätigkeit ein. Junge<br />
Menschen erwarten, berufliche Karriere mit privater<br />
Lebensplanung verbinden zu können. Dagegen entwickelt<br />
sich ein neues Bewusstsein auf ArbeitgeberInnenseite<br />
nur langsam. Jedoch wird es sich kein<br />
Unternehmen in Zukunft leisten können, den Konflikt<br />
der Beschäftigten zwischen Beruf und Privatleben<br />
auf sie allein abzuwälzen. Der Wandel von der<br />
Industriegesellschaft hin zur Wissens- und Informationsgesellschaft<br />
erfordert den echten Wandel eben<br />
auch im Denken der Führung eines Unternehmens.<br />
ManagerInnen müssen sich vom überholten Familienbild<br />
lösen, das über Jahrzehnte auch als Leitbild<br />
für unser Rechts-, Sozial- und Wirtschaftssystem<br />
galt. So lange in den meisten Köpfen immer noch<br />
das Bild des Alleinverdieners geistert, gespeist u. a.<br />
durch die Anreize des Ehegatten-Splittings<br />
(z. B. in Schweden wird jede Person einzeln unabhängig<br />
vom Status besteuert), ist es schwieriger,<br />
neue Lösungsansätze umzusetzen.<br />
Frauen<br />
in der <strong>IG</strong><br />
<strong>BCE</strong> fordern ihre<br />
Kolleginnen in den Betrieben<br />
und Gremien auf, mit ihnen gemeinsame Lösungen<br />
für ein sinnvolles Angebot zu entwickeln, damit<br />
spürbar mehr Lebensqualität ihr Leben und ihre Arbeit<br />
bestimmt. Hieß es früher noch, die Franzosen<br />
arbeiten, um zu leben, und die Deutschen leben, um<br />
zu arbeiten, streben wir heute in Deutschland an,<br />
dass wir ein erfülltes Arbeitsleben mit einem ausgefüllten<br />
Privatleben kombinieren können. Frauen in<br />
der <strong>IG</strong> <strong>BCE</strong> wollen sich nicht länger entscheiden<br />
müssen zwischen Karriere oder Kindern. Sie wollen<br />
beides und das zu guten Bedingungen. Wir wollen<br />
nicht, dass Work-Life-Balance nur als ein neues<br />
Etikett für alte Inhalte verkommt, sondern die Chancen<br />
nutzen, die dieses Konzept beinhaltet.<br />
Und nun, liebe geneigte Leserin, möchten wir darauf<br />
aufmerksam machen, dass diese Fußnoten eine<br />
Sondernummer ist. Eine Sondernummer deshalb,<br />
weil Kolleginnen aus unseren Landesbezirken die<br />
Möglichkeit wahrgenommen haben, pro Seite ihre<br />
Frauenarbeit darzustellen. Die Redaktion freut sich<br />
auf die Vielfalt der Beiträge und hofft so, etwas zur<br />
Vernetzung und zum Prinzip „Good practice“ beigetragen<br />
zu haben. An dieser Stelle ein ganz herzliches<br />
Dankeschön allen, die mit ihrem Text dazu beigetragen<br />
haben.<br />
Und last but not least, wenn Life = Leben mehr als<br />
nur familienfreundliche personalpolitische Maßnahmen<br />
heißt, dann, ja dann sind wir auf einem richtigen<br />
Weg.<br />
Und für alle, die es wissen wollen, der Themenschwerpunkt<br />
der nächsten Fußnoten wird Gender<br />
Mainstreaming sein. Gender Mainstreaming ist die<br />
Methode, die angewandt, Gleichstellung für Männer<br />
und für Frauen in allen Bereichen in der Gesellschaft<br />
bedeutet.<br />
Bitte daran denken: Girls’ Day +++ 22. April 2004 +++ bundesweit
Standpunkt S<br />
Liebe Kollegin,<br />
lieber Kollege,<br />
Angebote aus dem Maßnahmenkatalog für Work-<br />
Life-Balance führen auch zu einem Wettbewerbsvorteil<br />
und damit zu einer möglichen Standortsicherung<br />
für Unternehmen. Da Unternehmen immer auch<br />
nach dem betriebswirtschaftlichen Nutzen schauen,<br />
wenn es um Einführung neuer Strategien geht, werden<br />
wir hier aus einer der Redaktion vorliegenden<br />
Prognos-Studie „Work-Life-Balance als Motor für<br />
wirtschaftliches Wachstum und gesellschaftliche<br />
Stabilität“ ein konkretes Beispiel bringen.<br />
In der nachfolgenden Grafik wird deutlich, dass<br />
Teilzeit sowohl den Interessen der Unternehmensseite<br />
als auch der Seite der MitabeiterInnen gerecht<br />
werden kann. Mit der Teilzeitkampagne haben die<br />
Frauen der <strong>IG</strong> <strong>BCE</strong> sehr früh darauf aufmerksam gemacht,<br />
dass flexible Arbeitszeitmodelle für Männer<br />
und für Frauen zu einer besseren Verteilung der Arbeit,<br />
aber auch zu mehr Lebensqualität führen kann.<br />
Für Betriebsräte besteht nach wie vor der Handlungsauftrag,<br />
sich gezielt für mehr Teilzeitangebote<br />
in ihren Betrieben einzusetzen. Das Ergebnis der<br />
Prognos-Studie liefert jede Menge Argumente auch<br />
für einen betriebswirtschaftlichen Nutzen, und den<br />
hören die Arbeitgeber nun wirklich gern.<br />
<strong>Infokasten</strong><br />
Aufstellung der Maßnahmen<br />
für Work-Life-Balance:<br />
● flexible Arbeitszeiten,<br />
● flexibler Arbeitsort (Telearbeit,<br />
Homeoffice),<br />
● flexible Arbeitsorganisation,<br />
● Kinderbetreuungsangebote,<br />
● Unterstützung bei der Pflege<br />
älterer Angehöriger,<br />
● Beratung in Krisen (Scheidung,<br />
Erziehung, Schulden),<br />
● Hausmeisterdienste,<br />
● Stressvermeidungsprogramme,<br />
● Wiedereingliederungsmaßnahmen<br />
nach einer Berufspause,<br />
● Beurteilung der Vorgesetzten nach<br />
ihrer Familienkompetenz.<br />
Quelle: Prognos-Studie<br />
5<br />
FUSSNOTEN 01/2004
Work-Life-Balance W<br />
bei B.Braun Melsungen AG<br />
Zwei Beispiele für betriebliche Maßnahmen<br />
<strong>Infokasten</strong><br />
B. Braun Melsungen AG ist einer der<br />
größten Arbeitgeber in Nordhessen<br />
mit rund 4.600 Mitarbeitern und bietet<br />
Produkte und Dienstleistungen in<br />
der medizinischen Versorgung an. Das<br />
Unternehmen nahm an einer Studie<br />
des Bundesministeriums für Familie,<br />
Senioren, Frauen und Jugend teil<br />
(„Betriebswirtschaftliche Effekte familienfreundlicher<br />
Maßnahmen, Kosten-<br />
Nutzen-Analyse“). Auf etwa 350.000<br />
Euro belief sich 2003 das Einsparvolumen<br />
durch familienfreundliche<br />
Maßnahmen.<br />
In einer Gesprächsrunde trafen sich Klaus Hofer<br />
(Mitglied des Vorstands), Peter Hohmann (Betriebsratsvorsitzender),<br />
Doris Pöllmann (Be-<br />
6<br />
triebsrätin), Volker Ludwig (Leiter<br />
Personal- und Sozialwesen), Carmen<br />
Michel (Unternehmenskommunikation)<br />
und Anne Jacoby (freie Jour-<br />
nalistin) und diskutierten über Work-Life-Balance-<br />
Maßnahmen im Unternehmen. Aus dieser Diskussion<br />
stellt die Redaktion der Fußnoten Auszüge vor.<br />
Bei B. Braun in Melsungen gehört ein flexibles<br />
Arbeitszeitsystem zum Hauptinstrument von Work-<br />
Life-Balance. Dazu gehören Teilzeitmodelle im<br />
Schichtbetrieb und im kaufmännischen Bereich. Teil-<br />
FUSSNOTEN 01/2004<br />
zeitarbeit gibt es schon<br />
seit den 70er-Jahren im<br />
Unternehmen, elf Prozent<br />
der Belegschaft arbeiten<br />
jetzt in Teilzeit.<br />
Seit gut 3 Jahren werden<br />
auch alternierende<br />
Telearbeitsplätze angeboten:<br />
Die MitarbeiterInnen<br />
arbeiten von zu Hause<br />
aus, sind aber einmal<br />
wöchentlich im Betrieb,<br />
sodass der Kontakt zu<br />
TeamkollegInnen und<br />
Vorgesetzten gesichert ist. Dazu Klaus Hofer: „Wir<br />
bieten unseren Mitarbeitern durch flexible Arbeitszeitmodelle<br />
und Schichtsysteme sowie dem Angebot<br />
von Teilzeit und Telearbeitsplätzen die Möglichkeit,<br />
einen angemessenen Ausgleich zwischen Privatleben<br />
und Beruf zu finden.“ Teilzeitarbeit wird bei<br />
B. Braun nicht als „Karrierekiller“ gesehen, sondern<br />
als Angebot, Familie und Beruf, insbesondere<br />
während der Kindererziehungszeit miteinander in<br />
Einklang zu bringen.<br />
Das Unternehmen erstattet die Hälfte der Kinderbetreuungskosten<br />
für zwei private Einrichtungen (für<br />
Kinder ab 14 Monaten) in Melsungen. Die Einrichtung<br />
eines Betriebskindergartens ist nicht sinnvoll,<br />
da das Unternehmen ein Einzugsgebiet von über<br />
100 km hat. „Aber wir haben bereits den Vorschlag<br />
gemacht“, sagt Doris Pöllmann, „dass B. Braun in<br />
Betreuungseinrichtungen vor Ort Kontingente einkaufen<br />
könnte.“ Dennoch bleibe das Problem der<br />
Öffnungszeiten in öffentlichen<br />
Einrichtungen, vor<br />
allem für die SchichtarbeiterInnen.<br />
Seit 1992 gibt es im<br />
Unternehmen das „Programm<br />
Beruf und Familie“,<br />
das die Elternzeit<br />
und Freistellung zur<br />
Pflege von Angehörigen<br />
beinhaltet: Die Elternzeit<br />
kann – mit Wiedereinstellungszusage<br />
– bis zur<br />
Einschulung verlängert<br />
werden, die Unterbre-<br />
chung für die Pflege bis auf 5 Jahre ausgedehnt<br />
werden. Von den MitarbeiterInnen wird die Bereitschaft<br />
erwartet, dass sie während der verlängerten<br />
Elternzeit betriebliche oder private Weiterbildungsmaßnahmen<br />
nutzen, befristet Teilzeit oder ganztags<br />
arbeiten und auch Urlaubsvertretungen übernehmen.<br />
Mit diesen Maßnahmen soll gewährleistet<br />
werden, „dass sich die Mitarbeiter in ihrer Auszeit<br />
auf einem fachlichen Niveau halten, das sie in die<br />
Lage versetzt, wieder optimal in ihren Beruf einsteigen<br />
zu können“, erläutert Volker Ludwig.<br />
Für die Zukunft des Work-Life-Balance-Programms<br />
bei B. Braun wünscht sich Doris Pöllmann,<br />
„dass Frauen, die aus dem Erziehungsurlaub kommen,<br />
einen Arbeitsplatz bekommen, der ihren<br />
Wünschen entspricht“, und eine Jobbörse, die<br />
„Job-Sharing“ vermittelt.<br />
Für das Unternehmen ist das Engagement im<br />
Ausbau flexibler Arbeitszeitsysteme und die Gestaltung<br />
humaner Arbeitsbedingungen und mitarbeiterfreundlicher<br />
Arbeitsplätze zukunftsweisend.<br />
<strong>Infokasten</strong><br />
Mehr Informationen über Arbeitszeitflexibilität<br />
im Unternehmen:<br />
www.bmfsfj.de (Suchpfad: Service<br />
→ Volltextsuche → Suchtext: Prognos<br />
Studie Familienfreundliche Maßnahmen<br />
→ Betriebswirtschaftliche Effekte<br />
familienfreundlicher Maßnahmen)
<strong>Infokasten</strong><br />
A Arbeit<br />
und Leben<br />
im Gleichklang<br />
Aventis Pharma GmbH<br />
Aventis Pharma Deutschland GmbH<br />
ist ein Pharmaunternehmen mit<br />
Schwerpunkt: Innovative, verschreibungspflichtige<br />
Medikamente (v. a.<br />
Diabetes, Onkologie, Herz-Kreislaufund<br />
Atemwegserkrankungen) mit<br />
rund 9.000 MitarbeiterInnen an den<br />
Standorten Frankfurt/Main, Bad Soden,<br />
Marburg und Köln. Das Unternehmen<br />
wurde zum dritten Mal mit<br />
dem Total E-Quality Prädikat (öffentliche<br />
Anerkennung für Chancengleichheit<br />
in der Personalpolitik) ausgezeichnet.<br />
Hauptbestandteil der<br />
Work-Life-Balance-Maßnahmen<br />
sind auch bei<br />
Aventis flexible Arbeitszeiten<br />
für alle Bereiche<br />
(Verwaltung und Produktion).<br />
„Es gibt ungefähr<br />
200 verschiedene Teilzeitmodelle“,<br />
sagt Betriebsrätin<br />
Helga Landgraf,<br />
„sodass für jeden<br />
Helga Landgraf<br />
etwas dabei ist.“ Die<br />
Möglichkeit zur Teilzeit<br />
wird im Moment von 518 MitarbeiterInnen genutzt,<br />
davon sind 21 männlich. Job-Sharing (Aufteilung eines<br />
Arbeitsplatzes auf mehrere MitarbeiterInnen)<br />
und Telearbeit (30 Plätze) sind auch dabei.<br />
Außerdem gibt es zurzeit eine Diskussion über die<br />
Einführung von Arbeitszeitkonten, sodass die mehr<br />
geleistete Arbeit für Weiterbildung oder eine Auszeit<br />
(Sabbatical) genutzt werden kann.<br />
Zur Unterstützung der MitarbeiterInnen bei der<br />
Kinderbetreuung hat Aventis Belegplätze in einer<br />
Kindertagesstätte erworben, zusätzlich gibt es 2 Plätze<br />
in einem „Notkindergarten“, der an 365 Tagen im<br />
Jahr von 6 Uhr bis 22 Uhr die Betreuung in Notfällen<br />
sichert. Außerdem steht ein externer Familienservice<br />
zur Verfügung, der Tagesmütter und Ferienaktionen<br />
vermittelt. Problematisch bleibe jedoch die Kinderbetreuung<br />
der SchichtarbeiterInnen sowie der große<br />
Einzugsbereich des Unternehmens und damit verbunden<br />
die fehlende Infrastruktur an den Wohnorten<br />
der MitarbeiterInnen, so Helga Landgraf.<br />
Die Elternzeit kann bei Aventis bis zu 7 Jahren<br />
– mit Wiedereinstellungsgarantie – ausgedehnt werden.<br />
Auch für die Betreuung von pflegebedürftigen<br />
Angehörigen können sich MitarbeiterInnen freistellen<br />
lassen. Während der Elternzeit besteht die<br />
Möglichkeit, Teilzeit zu arbeiten oder Urlaubsvertretungen<br />
zu übernehmen und auch Weiterbildungen<br />
zu besuchen. Zur Wiedereingliederung nach Elternzeit<br />
oder Freistellung werden RückkehrerInnen-<br />
Seminare angeboten, zu denen drei<br />
bis vier Monate vor Wiederbeginn<br />
Betriebsrat und Personalabteilung<br />
einladen.<br />
7<br />
Darüber hinaus gibt es ein Seminarangebot<br />
zum Thema Work-Life-<br />
Balance. Auch die Vertrauensleute wollen sich des<br />
Themas annehmen. Helga Landgraf, die auch Sprecherin<br />
vom Ausschuss Frauenförderung und Chancengleichheit<br />
ist: „Für die Mitarbeiter versprechen<br />
wir uns mehr Flexibilität und Zeit für Aktivitäten in<br />
der Familie und im persönlichen Bereich und das<br />
Wecken von Verständnis, dass Arbeiten und Leben<br />
zusammengehören.“<br />
<strong>Infokasten</strong><br />
Mehr Informationen über<br />
familienfreundliche Maßnahmen<br />
im Unternehmen:<br />
www.beruf-und-familie.de<br />
und<br />
www.total-e-quality.de<br />
FUSSNOTEN 01/2004
8<br />
L<br />
L<br />
FUSSNOTEN 01/2004<br />
andesbezirk Nord<br />
Beschäftigung und Qualifizierung<br />
= Beschäftigungsfähigkeit<br />
Dieses Thema ist Leitthema<br />
für die Frauenarbeit im<br />
Landesbezirk Nord.<br />
Vor dem Hintergrund, dass mehr und mehr unund<br />
angelernte Tätigkeiten zukünftig wegfallen, die<br />
Nachfrage nach gut und hoch qualifizierten ArbeitnehmerInnen<br />
steigen wird, nimmt die Gestaltung<br />
der betrieblichen Weiterbildung an Bedeutung<br />
zu.<br />
In vielen Betrieben gibt es Angebote zur innerbetrieblichen<br />
Weiterbildung, bislang liegen allerdings<br />
die inhaltliche Gestaltung und die Auswahl der teilnehmenden<br />
Beschäftigten oftmals allein in der<br />
Hand der Arbeitgeber, dabei fällt auf, dass besonders<br />
Frauen an der innerbetrieblichen Weiterbildung<br />
nicht partizipieren.<br />
Als Handlungsauftrag der betrieblichen Interessenvertretung<br />
gilt es die Employability – Beschäftigungsfähigkeit<br />
der ArbeitnehmerInnen<br />
zu erhalten. Damit geht es nicht mehr um das „OB“,<br />
sondern um das „WIE“ in der Weiterbildung.<br />
In den Bezirken wird dieses<br />
Thema mit unterschiedlicher<br />
Zielsetzung behandelt:<br />
Bezirk Hannover:<br />
Hier ist ein Wochenendseminar zum Thema Qualifizierung<br />
unter dem Gender-Aspekt geplant.<br />
Die Besonderheit: Aus jedem Betriebsrat sollen<br />
eine Kollegin und ein Kollege teilnehmen. Auch die<br />
Referenten sind beiderlei Geschlechts.<br />
angelika.guette@igbce.de<br />
0511 7631-554<br />
Der Landesbezirk hat daher in einer ersten Veranstaltung<br />
im Dezember 2003 diese Thematik unter<br />
dem Titel „Für die Zukunft gerüstet“ mit Betriebsrätinnen<br />
diskutiert.<br />
Als zweiten Schritt gibt es im Bildungsprogramm<br />
2004 im Landesbezirk ein Seminar für Frauen mit<br />
dem Titel „Mein Job heute – soll’s dies gewesen<br />
sein?“ und ist für Frauen nach der Ausbildung und<br />
einigen Jahren Berufserfahrung gedacht.<br />
Landesbezirksfrauenausschuss Nord<br />
Bezirk Hamburg/Harburg:<br />
Hier wurde ein Projekt installiert, um eine CD zu<br />
erstellen mit einer Sammlung von EU-Richtlinien<br />
zur Gleichstellung und Beschäftigung von Frauen.<br />
Weiterhin arbeiten die Kolleginnen einen Fragebogen<br />
für EU-Abgeordnete aus, welche Positionen es<br />
im Hinblick auf die Europa-Wahl gibt.<br />
petra.adolph@igbce.de<br />
040 280096-15<br />
Bezirk Alfeld:<br />
Die Kolleginnen haben sich für ein Projekt mit<br />
dem Titel „Sensibilisierung der Frauen für Qualifizierung“<br />
entschieden.<br />
sieglinde.zentel@igbce.de<br />
05181 8416-21
Landesbezirk L<br />
Nordost<br />
Kompetent gesund bleiben<br />
Die Kolleginnen aus dem Landesbezirksfrauenausschuss<br />
entwickelten gemeinsam mit ProNeT das<br />
Projekt „Frauenstammtisch“ in der Region, im<br />
Betrieb oder in der Ortsgruppe. Beschäftigung,<br />
Kompetenz und Gesundheit werden Themen<br />
sein sowie OPUS oder Werbung. In allen Bezirksfrauenausschüssen<br />
werden diese „Stammtische“ in<br />
Projekten umgesetzt.<br />
Vom 2.–3. April 2004 findet in Kagel-Möllenhorst<br />
(Bildungszentrum der <strong>IG</strong> <strong>BCE</strong>) eine Frauentagsveranstaltung<br />
zum Thema „Betriebliche Gesundheitsförderung“<br />
statt: „Mobbing” ist das Thema:<br />
„MANN und FRAU“ werden es als Referent/-in<br />
gegendert vermitteln.<br />
Kolleginnen in Berlin-Mark Brandenburg entwickeln<br />
ihre Kompetenzen in Seminaren: „Mit Stil<br />
zum Ziel“ und „Nie mehr sprachlos“. Sich selbst<br />
zu präsentieren, die eigene Persönlichkeit hervorzuheben<br />
– erste „Rede-Schritte“ sind wichtige Voraussetzungen,<br />
damit es Frau nicht mehr die Sprache<br />
verschlägt.<br />
Auch in Chemnitz nehmen sich Kolleginnen des<br />
Themas Gesundheit an. Vom 2.–3. Juli 2004 treffen<br />
sie sich zum Thema „Mobbing im Betrieb“.<br />
Ein Besuch des Städtischen Museums (Industriemuseum)<br />
erweitert die technischen Kompetenzen.<br />
Last but not least treffen sich die Kolleginnen regelmäßig<br />
zur „Sanften Gymnastik“. In Cottbus arbeiten<br />
die Kolleginnen gemeinsam mit dem DGB an<br />
dem Aktionsprogramm „Chancen! Gleich!“ – Bildungsangebote<br />
unter dem Thema „Umgang mit<br />
komplizierten Zeitgenossen“ (Wie setze ich mich<br />
durch?) und Informationsveranstaltungen zum Thema<br />
„Prävention“ knüpfen an Kompetenz und Gesundheit<br />
an. Auch in Dresden wird das Thema Gesundheit<br />
von den Kolleginnen groß geschrieben: Auf<br />
einer Frauentagsveranstaltung setzten sie sich mit<br />
den „Auswirkungen der Gesundheitsreform“<br />
Stark genug für neue Wege – Frauen treffen ProNeT<br />
auseinander. Im Juni 2004 findet ein Treffen mit<br />
dem Kneipp- Verein „Ohne Gesundheit ist alles<br />
nichts“ statt. Die Kolleginnen in Halle unterstützen<br />
das Volksbegehren zur Kinderbetreuung in Sachsen/Anhalt.<br />
Eine gemeinsame Zusammenarbeit mit<br />
dem Frauenausschuss in Magdeburg liegt nahe,<br />
da sie eine gemeinsame Landesregierung haben.<br />
Nach dem Frauentag in Bad Wildungen wird am<br />
26. Juni 2004 ein Workshop stattfinden: „Weiterentwicklung<br />
der Frauenarbeit“. In Leipzig wird<br />
am 11. März 2004 eine Frauentagsveranstaltung<br />
„Frauen und Beschäftigung“ unter dem Motto<br />
„Gewerkschaften helfen“ ein soziales Projekt<br />
durch die Kolleginnen des Frauenausschusses begleitet.<br />
In Magdeburg werden die Kolleginnen Seminare mit<br />
der AOK zum Thema: „Gesunde Ernährung im<br />
Alltag, im Büro und in der Fabrik“ durchführen, die<br />
für alle geöffnet sind. In einer gemeinsamen Klausur<br />
im Februar 2004 mit dem Frauenausschuss Halle<br />
wurden gemeinsame Themen erarbeitet.<br />
9<br />
FUSSNOTEN 01/2004
10<br />
L andesbezirk<br />
L<br />
Nordrhein<br />
FUSSNOTEN 01/2004<br />
Mit Kreativität zur Kompetenz<br />
<strong>Infokasten</strong><br />
Beteiligung erwünscht:<br />
Was: Kompetenzfahnen<br />
Wo: werden auf dem Frauentag<br />
die eigenen Stärken der Frauen<br />
dokumentieren.<br />
Wann: Freitag, 21. Mai 2004,<br />
auf dem<br />
Wo: Markt der Möglichkeiten<br />
werden die Kompetenzfahnen<br />
präsentiert.<br />
Kompetenzen von Frauen und Männern<br />
sind vielfältig, vielleicht unterschiedlich und werden<br />
nicht immer bewusst wahrgenommen oder gar belohnt.<br />
Auf jeden Fall aber sind sie wichtig in einer<br />
sich immer schneller ändernden Arbeitswelt, die<br />
hohe Anforderungen an Qualifikation und Flexibilität<br />
stellt.<br />
Daher, so die Feststellung der Bezirksfrauenausschüsse<br />
in Nordrhein, müssen wir unsere Kompetenzen<br />
viel stärker sichtbar machen und selbstbewusst<br />
zeigen. Wir alle lernen permanent in<br />
unterschiedlichen Lebenszusammenhängen, ob als<br />
Elternteil, am Arbeitsplatz oder in der ehrenamtlichen<br />
Funktion.<br />
Teamfähigkeit, Entscheidungsfreudigkeit oder Organisationsgeschick<br />
sind da nur einige der Kompetenzen,<br />
die oft so ganz nebenbei erworben werden.<br />
Ein gezieltes Job-Profiling kann dann helfen,<br />
Entwicklungschancen zu bilanzieren und zu fördern.<br />
Die Bezirksfrauenausschüsse des Landesbezirks<br />
Nordrhein haben sich deshalb diesem komplexen<br />
Thema kreativ genähert. Auf unserem Frauentag<br />
wollen sie die teilnehmenden Frauen dazu anregen,<br />
sich aktiv mit dem Thema auseinander zu setzen.<br />
Vielleicht führt es ja dazu, Diskussionen anzuregen<br />
und eigene Stärken sichtbarer zu machen. Es sollen<br />
so genannte „Kompetenzfahnen“ diesen Frauentag<br />
begleiten – geschrieben und erdacht von den Teilnehmerinnen,<br />
vom Bezirksfrauenausschuss Moers<br />
vorbereitet.<br />
In einer anderen Installation – ein Zwitter, weder<br />
Mann noch Frau – wird es eher um die unterschiedlichen<br />
Kompetenzen von Frauen und<br />
Männern gehen. Ganz nebenbei soll auch der Versuch<br />
gewagt werden, ganz subjektiv „Kompetenzzuwachs“<br />
im Verlauf des Frauentages festzuhalten.<br />
Auf hier sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />
nach ihrer Meinung und Auffassung gefragt. Der Bezirksfrauenausschuss<br />
Köln hat sich an dieses nicht<br />
einfache Thema gewagt.<br />
Und schließlich stellt der Bezirksfrauenausschuss<br />
Leverkusen ganz konkret eine seiner Arbeitsschwerpunkte<br />
vor: „Frauen werben aktiv“. Hinweise<br />
und Möglichkeiten – Frauen zu werben – werden<br />
präsentiert. Für Diskussionen wird viel Zeit sein.<br />
Last but not least wird uns auch diesmal wieder<br />
der Bezirksfrauenausschuss Alsdorf mit einer kleinen<br />
Aufführung überraschen – Form und Inhalt unbekannt,<br />
auf jeden Fall aber wieder viel Spaß und<br />
Vergnügen mit unseren „Profi-Frauen aus dem<br />
Westen”.<br />
<strong>Infokasten</strong><br />
Was: Weder Mann noch Frau – Ein<br />
Zwitter stellt die Kompetenzen<br />
von Männern und von<br />
Frauen auf dem Frauentag dar.<br />
Wann: Freitag, 21. Mai 2004,<br />
auf dem Markt der Möglichkeiten.
Landesbezirk L<br />
Westfalen<br />
Gesunderhaltung am Arbeitsplatz<br />
Der Landesbezirk Westfalen beschäftigt sich in<br />
der Vorbereitung des 2. Frauentages der <strong>IG</strong> <strong>BCE</strong> mit<br />
dem Thema Gesundheit. In diesem Zusammenhang<br />
befassen sich unsere Kolleginnen in den Bezirksausschüssen<br />
vor allem mit der Gesunderhaltung am<br />
Arbeitsplatz. Dies ist aus unserer Sicht eine wichtige<br />
Säule, um den Ausgleich zwischen betrieblicher<br />
Anstrengung und Freude an der Arbeit zu schaffen.<br />
Wir haben gemeinsam mehrere Ansätze erarbeitet,<br />
um unser Thema von verschiedenen Seiten zu beleuchten.<br />
Im Bezirk Gelsenkirchen fand zum Auftakt<br />
eine Veranstaltung statt, zu der ein Arbeitsmediziner<br />
der E.ON Kraftwerke zum Thema „Wie stark<br />
belastet uns Frauen unsere Arbeit?“ referierte. Die<br />
anschließende Diskussion zeigte, dass wir in Sachen<br />
Gesundheit am Arbeitsplatz nach wie vor<br />
noch ganz am Anfang stehen und uns vieler Möglichkeiten<br />
der Verbesserung des betrieblichen Arbeits-<br />
und Gesundheitsschutzes noch nicht bewusst<br />
sind.<br />
Anregungen erwünscht<br />
Was: Ein Fragebogen „Gesundheit<br />
am Arbeitsplatz“<br />
Wo: Auf dem Frauentag in Bad Wildungen<br />
werden sich die Teilnehmerinnen gezielt<br />
mit dieser Fragestellung in einem der<br />
Workshops zu Arbeitssicherheit und<br />
Gesundheitsschutz auseinander setzen<br />
können.<br />
Deshalb wurde bei der Firma Hasbro im Bezirk<br />
Hamm gemeinsam mit der Geschäftsführung ein<br />
Fragebogen erstellt, der die vorherrschenden Verhältnisse<br />
aufdecken und Veränderungswünsche der<br />
Kolleginnen im Betrieb aufnehmen sollte. Dieser<br />
Fragebogen fungierte als Testballon. Trotzdem waren<br />
die Ergebnisse sehr aussagekräftig und können bei<br />
weiterer Bearbeitung durch den Betriebsrat der Firma<br />
den Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz<br />
verbessern. Diesen Fragebogen werden die Kolleginnen<br />
zum Frauentag in Bad Wildungen zur weiteren<br />
Bearbeitung und Diskussion zur Verfügung stellen,<br />
um auch anderen Kolleginnen die Möglichkeit<br />
zu geben, mit einfachen Mitteln den Stand der Dinge<br />
im eigenen Betrieb zu erfassen.<br />
In Zusammenarbeit mit Kolleginnen aus dem Bezirksfrauenausschuss<br />
Recklinghausen und mit<br />
Unterstützung der DASA (Deutsche Arbeitsschutzausstellung)<br />
in Dortmund werden wir zum Frauentag<br />
in Bad Wildungen die Entwicklung von Arbeitsplätzen<br />
im vergangenen Jahrhundert darstellen.<br />
Auf Landesbezirksebene nähern wir uns dem<br />
Thema Gesundheit im Bildungsbereich. Dazu<br />
wurden entsprechende Seminarkonzepte entwickelt,<br />
die den Interessenvertretungen im Betrieb aufzeigen<br />
sollen, wie betriebliche Gesundheitszirkel eingerichtet<br />
werden können. Diese Erfahrungen werden wir in<br />
Bad Wildungen mit anderen Kolleginnen diskutieren<br />
und weiterausarbeiten. Weitere Schwerpunkte:<br />
Stressbewältigung am Arbeitsplatz, Betriebsklima<br />
– Mobbing.<br />
11<br />
FUSSNOTEN 01/2004
L andesbezirk<br />
L<br />
Hessen/Thüringen<br />
Frauen und ihre Kompetenzen –<br />
ein Entwicklungs- und Erkennungsprozess<br />
Vor ca. 4 Jahren haben Frauen im Landesbezirk<br />
Hessen/Thüringen damit begonnen sich mit den<br />
Anforderungen auseinander zu setzen, die ihnen in<br />
der täglichen Praxis und in ihrer gewerkschaftlichen<br />
Arbeit begegnen.<br />
Folgende Lern- und Arbeitsfelder haben sie für<br />
sich erkannt:<br />
● persönliche Fähigkeiten, Fertigkeiten und<br />
Eigenschaften zu erkennen und im Sinne der angestrebten<br />
Ziele einzusetzen;<br />
● Veränderungen zu gestalten und zu begleiten;<br />
● in Gruppen erfolgreich zu arbeiten.<br />
Sie sagen: Unser Ziel war es, uns neue Handlungsmöglichkeiten<br />
zu eröffnen, indem wir unsere<br />
Seminarthemen mit unserer Praxis verknüpfen –<br />
d. h. also auch auf Aktuelles zu reagieren<br />
– und so einen Transfer er-<br />
12<br />
möglichen. Gleichzeitig wollten wir<br />
einen Multiplikatoreffekt erzeugen<br />
und die Teilnehmerinnen in die<br />
Lage versetzen, Erlerntes nicht nur<br />
anzuwenden, sondern auch weiter-<br />
zugeben.<br />
So haben wir uns vor allem auf die methodischen,<br />
sozialen und persönlichen Kompetenzen konzentriert<br />
und durch die Verknüpfung mit unseren Praxisthemen<br />
– sozusagen als Nebeneffekt – im Austausch<br />
untereinander unsere Unternehmens- bzw.<br />
gewerkschaftlichen und fachlichen Kompetenzen erweitert.<br />
FUSSNOTEN 01/2004<br />
Unternehmens- und<br />
gewerkschaftliche<br />
Kompetenz<br />
Fachliche<br />
Kompetenz<br />
Persönlichkeitsentwicklung<br />
Seminarthemen waren u. a.:<br />
Leitbild, Persönlichkeitsentwicklung, Kommunikation,<br />
Teamentwicklung, Kreativitätstechniken,<br />
schwierige Gespäche führen, Probleme<br />
lösen, Beratung.<br />
Teilnehmerinnen waren nicht nur die Mitglieder<br />
des Landesbezirksfrauenausschusses, sondern auch<br />
andere engagierte Frauen aus den Bezirken.<br />
Entstanden sind in diesen Jahren zusätzlich nicht<br />
nur ein Leitfaden zur Umsetzung und Anwendung<br />
von Leitbildern, sondern auch ein Lexikon und zahlreiche<br />
erfolgreiche Projekte in den einzelnen Bezirken<br />
und Betrieben.<br />
Unternehmens- und gewerkschaftliche Kompetenz<br />
Was muss ich von dem Unternehmen, der <strong>IG</strong> <strong>BCE</strong>, von Gewerkschaften<br />
wissen?<br />
Fachliche Kompetenz<br />
Was muss ich von meinem Fachgebiet und dem Umfeld<br />
wissen?<br />
Methodische<br />
soziale und<br />
persönliche<br />
Kompetenz<br />
Methodische Kompetenz<br />
Welche Arbeitsmethoden und Werkzeuge brauche<br />
ich?<br />
Soziale Kompetenz<br />
Wie bringe ich mich in sozialen Situationen ein?<br />
Persönliche Kompetenz<br />
Wie habe ich mich selbst entwickelt? Wie erkenne ich eigene<br />
Stärken und Schwächen?<br />
Was haben mir die Kompetenzseminare<br />
gebracht?<br />
Als ich vor dem ersten Seminar zu der Thematik<br />
„Kompetenz“ stand, wusste ich nicht, was so alles<br />
auf mich zu kommen würde.<br />
Kompetenz – was heißt das eigentlich?<br />
Kompetenz auf mich persönlich bezogen – auf was<br />
lasse ich mich ein?<br />
Aber im Nachhinein war es für mich persönlich<br />
sehr wichtig. Ich habe meine Kompetenzen<br />
entdeckt, ich kann sie nun entfalten, ich kann<br />
neue ausprobieren und ich habe auch eine Stärkung<br />
meines Selbstbewusstseins erfahren. Wichtig ist<br />
auch die Erkenntnis kreativ zu sein, auch mal was<br />
Neues auszuprobieren. Meine neuen Kenntnisse<br />
nutze ich jetzt für meine Jobsuche.<br />
Edith Carl
Landesbezirk L<br />
Baden-Württemberg<br />
Kompetenz macht STARK<br />
In Freiburg geht die Post ab!<br />
Regelmäßig treffen sich die Freiburger Frauen in<br />
der <strong>IG</strong> <strong>BCE</strong>. Während andere in der Innenstadt einkaufen,<br />
tagen und beraten sie samstags. Damit dieser<br />
Kreis in den Betrieben bekannt wird, wurde ein<br />
Prospekt erstellt: Frauen des Bezirkes Freiburg<br />
stellen sich vor.<br />
Schon im letzten Jahr gab es eine eigene Veranstaltung<br />
mit Veronika Keller-Lauscher zum Internationalen<br />
Frauentag. In diesem Jahr beteiligt man<br />
sich mit eigenem Info-Stand gemeinsam mit anderen<br />
Frauenverbänden an einer öffentlichen Veranstaltung<br />
auf dem Freiburger Rathausplatz. Mit der<br />
Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen<br />
wird eine Stadtführung aus Frauensicht durchgeführt.<br />
In Ulm und um Ulm herum<br />
Workshop: Netzwerken Kontakte – Knoten –<br />
Netze zum Erfolg<br />
Unter dem Motto der <strong>IG</strong> Bergbau, Chemie, Energie<br />
„Modell Deutschland, . . . zuerst der Mensch!“<br />
könnten wir unseren Workshop gut eingliedern.<br />
Kolleginnen vom FrauenForum Ulm haben einen<br />
Tagesworkshop mit Gudrun Weber organisiert und<br />
durchgeführt. „Nur mit guten Kontakten kommt<br />
man weiter“, dies nennen wir im Schwäbischen<br />
„Vetterles Wirtschaft“. Die Darstellung – Karriere im<br />
Unternehmen – scheint dies zu unterstreichen.<br />
Eine Studie bei IBM, USA wurde ausgewertet,<br />
sie zeigte, dass 10 % meiner Leistung, 30 % meines<br />
Image/Selbstdarstellung und 60 % meiner Kontakte/Beziehungen<br />
meine Karriere beeinflussen. Somit<br />
kann folgende einfache Formel angewendet werden.<br />
Know-how + Kontakte führen zum Ergebnis Erfolg.<br />
GEBEN und NEHMEN: Erst GEBEN, dann<br />
NEHMEN – Hilfe anbieten, Wissen und Kontakte<br />
zur Verfügung stellen. Feedback geben und Danke<br />
sagen. Innerhalb der „Mütterles Wirtschaft“<br />
sind alle gleichberechtigt und jede sollte ihre Fachkompetenz<br />
kennen und anbieten können. Kompetenz<br />
zählt ungemein, wenn sie richtig gut vernetzt<br />
ist, hierzu sind Aktionen geplant u. a. beim Internationalen<br />
Frauentag. Auch auf dem Frauentag der<br />
<strong>IG</strong> <strong>BCE</strong> wird das Thema Netzwerke eine Rolle spielen.<br />
Maxi und Moritz<br />
auch für Karlsruhe<br />
Ursula Karius, Vorsitzende des Frauensausschusses,<br />
Gaby Katzmarek, Bezirksleiterin in Karlsruhe,<br />
trafen sich mit Vertretern der Personalabteilung der<br />
Ergo Pharm (Heel, Baden-Baden), um ein Kinderbetreuungsmodell<br />
zu entwickeln. Einig waren sich alle<br />
Beteiligten, dass es sich um ein von der Norm abweichendes<br />
Modell handeln müsse. Nicht zuletzt<br />
wegen der Kosten. Also wurde eine Vertreterin von<br />
Maxi und Moritz in das Projektteam eingeladen, die<br />
für einen Tagesmütterverein steht. Ergebnis: Ein<br />
Kooperationsvertrag wurde mit Maxi und Moritz geschlossen.<br />
An dieser Stelle führen wir einige Leistungen<br />
als Anregung aus dem Leistungsprogramm an:<br />
•Ausbildung und Bereuung von<br />
Tagesmüttern,<br />
•Vermittlung der Tagesmütter,<br />
•Voll- und Teilzeitbetreuung,<br />
•Notfall- und Ersatzbetreuung.<br />
Die Firma Heel gibt einen Zuschuss zwischen 100<br />
und 300 Euro, abhängig vom Einkommen.<br />
Gaby Katzmarek und Ursula Karius sind sich einig:<br />
„Wir freuen uns, dass wir für Heel eine praktikable<br />
und gute Lösung erarbeitet haben.” Sie wünschen<br />
sich: „Ein vorzeigbares Beispiel auch für andere.“<br />
„Rhein-Neckar-Power“<br />
in Mannheim<br />
Frauen wollen einen Beruf, der ihnen Spaß macht,<br />
gut bezahlt wird und ihrer Ausbildung entspricht. Sie<br />
wollen im Job vorankommen und auch nicht auf<br />
Kinder verzichten. Doch ausgerechnet die am besten<br />
ausgebildete Frauengeneration aller Zeiten stößt in<br />
unserem Land immer noch auf große Schwierigkeiten.<br />
Deshalb fordern die Kolleginnen in Mannheim,<br />
Rhein-Neckar, ganztägige Bildungs- und Betreuungseinrichtungen,<br />
sodass Eltern und hier<br />
vorwiegend Mütter, in ihrem beruflichen Werdegang<br />
keine Rückschritte hinnehmen müssen. Frauen in<br />
Ost und West wollen und werden sich nicht (mehr)<br />
auf ein Leben für Haushalt und Kinder einlassen.<br />
Unsere Kolleginnen sind sich sicher: „Damit wir<br />
Frauen unsere Vorstellungen von Freiheit<br />
und Unabhängigkeit leben können, brauchen<br />
wir Chancengleichheit in Betrieb und Verwaltung<br />
sowie bessere Chancen für Ausbildung und<br />
Beschäftigung in zukunftsorientierten Berufen für<br />
junge Frauen, Arbeitszeiten für Männer und<br />
Frauen, die eine partnerschaftliche Aufteilung von<br />
Berufstätigkeit und Familienaufgaben zulassen,<br />
diskriminierungsfreie Tarifverträge, damit<br />
Frauen endlich das verdienen, was sie verdienen.“<br />
Vors. Marion Schaaf<br />
Frauenprojekt<br />
erfolgreich<br />
beendet in<br />
Kornwestheim<br />
13<br />
Kolleginnen in Kornwestheim haben<br />
sich über das Ergebnis eines erfolgreichen<br />
Frauenprojektes informiert. Im Frühjahr<br />
2002 wurde bei der Azupharma ein Frauenprojekt<br />
für un- und angelernte Frauen in der Produktion<br />
durchgeführt. Über die Wirtschaftsförderung Region<br />
Stuttgart war es möglich, Geldmittel für Frauen aus<br />
dem Europäischen Sozialfonds nutzen zu können. Mit<br />
diesen Fonds-Mitteln haben Frauen ohne bzw. mit<br />
branchenfremder Ausbildung die Chance erhalten,<br />
sich für ihren Job, z. B. als Anlagenführerin zu<br />
qualifizieren.<br />
Die Geschäftsleitung wurde überzeugt. Sie erklärte<br />
sich sogar bereit, auf eigene Kosten auch zwei interessierte<br />
Männer mit ausbilden zu lassen. Es gab einen<br />
festgelegten Ausbildungsplan für die Arbeit im<br />
Betrieb. Wir freuen uns sehr, dass dieses bisher einmalige<br />
Projekt zu solch hervorragenden Ergebnissen<br />
geführt hat. Am Ende haben nun die Frauen eine<br />
fundiertere Ausbildung für ihre Arbeit auch mit<br />
dem positiven Nebeneffekt einer höheren Bezahlung.<br />
FUSSNOTEN 01/2004
Als sich die Kolleginnen des Landesbezirksfrauenauschusses<br />
(LBFA) auf den Schwerpunkt „Beschäftigungssicherung<br />
und -förderung“<br />
verständigten, waren sie<br />
14<br />
L<br />
L<br />
sich einig: Das ist ein weites Feld<br />
und um voranzukommen, müssen wir<br />
arbeitsteilig vorgehen. So übernahm<br />
jeder Bezirksfrauenausschuss (BFA)<br />
einen Teilbereich. Wie die ersten<br />
Berichte zeigen, gibt es nicht nur viel zu tun, sondern<br />
auch tolle Ideen und viele Anknüpfungspunkte.<br />
„Wie passen Beruf und Familie zusammen?“<br />
Mit dieser Frage beschäftigt sich der Bezirksfrauenausschuss<br />
(BFA) in Ludwigshafen. Erste Ergebnisse:<br />
Immer deutlicher treten die positiven Effekte<br />
hervor, die ein Kindergarten, eine betriebliche Kindertagesstätte<br />
oder eine verbesserte betriebliche<br />
Eltern-Kind-Regelung hat. Zugleich ist<br />
auch festzustellen, dass bspw. die Möglichkeit auf<br />
Teilzeit nach der Rückkehr aus der Elternzeit zwar in<br />
vielen Unternehmen eingeräumt wird, aber oft stark<br />
von den betrieblichen Belangen abhängig ist. Hinzu<br />
kommt, dass sich das Angebot und die Akzeptanz der<br />
Vorgesetzten bedingt durch eine immer größere<br />
Arbeitsdichte in den Unternehmen verringert. Hier<br />
muss dringend etwas getan werden. Das gilt auch<br />
mit Blick auf (betriebliche) Kindertagesstätten,<br />
die der BFA nicht nur für zukunftsorientiert,<br />
FUSSNOTEN 01/2004<br />
andesbezirk Rheinland-Pfalz/Saarland<br />
„Beschäftigungssicherung/-förderung“<br />
sondern als zwingende Notwendigkeit erachtet,<br />
um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
an das Unternehmen zu binden.<br />
Die Kolleginnen von Neuwied-Wirges<br />
beschäftigen sich mit der „Ausbildung<br />
im gewerblich-technischen Bereich“.<br />
Da sich junge Frauen nach wie vor<br />
auf wenige Berufe konzentrieren und bei<br />
„ihren Top Ten“ nicht ein einziger technischer<br />
Beruf ist, haben sich die BFA-<br />
Kolleginnen ein ehrgeiziges Ziel gesetzt:<br />
„Wir wollen erreichen, dass mehr<br />
Betriebe junge Frauen auch im gewerblich-technischen<br />
Bereich ausbilden<br />
und wir wollen junge Frauen ermuntern,<br />
diesen Bereich für sich als berufliche Alternative, als<br />
berufliche Chance zu entdecken.“ Zuerst die Analyse:<br />
Wer bildet wie viel Frauen und Männer in welchem<br />
Bereich aus? Dann gezieltes Vorgehen: Welche<br />
Betriebe lassen sich für dieses Vorhaben gewinnen?<br />
Der 8. März (Internationaler Frauentag) oder<br />
der Girls’ Day, beides Termine, die genutzt werden,<br />
um die Idee umzusetzen. Die Jugend- und Ausbildungsvertretungen,<br />
Betriebsräte und der Bezirksvorstand<br />
sind eingeladen, dieses Projekt zu unterstützen.<br />
„Qualifizierung“ ist das Thema der Kolleginnen<br />
aus Saarbrücken. Sie wissen um die Notwendigkeit<br />
von betrieblicher Weiterbildung. Bei einer<br />
ersten Bestandsaufnahme betrieblicher Angebote ist<br />
den Kolleginnen u. a. Folgendes aufgefallen: „Verlässliche<br />
Teilnahmezahlen von Saargummi zeigen:<br />
Im Jahr 2002 haben von insgesamt ca. 1.200 Beschäftigten<br />
378 die Weiterbildungsangebote in Anspruch<br />
genommen, davon 106 Frauen und unter diesen<br />
kamen nur 3 Kolleginnen aus der Produktion“, so<br />
Andrea Seimetz (BFA-Vorsitzende). Folgende Fragen<br />
drängen sich auf: Welche Gründe gibt es für die geringe(re)<br />
Teilnahme? Welche Angebote werden gewünscht?<br />
Und vor allem, was können wir tun, um für<br />
die Bedeutung von Weiterbildung zu sensibilisieren<br />
und (weitere) betriebliche Angebote zu entwickeln?<br />
Klar ist, es geht doch auch um den Erhalt<br />
und die Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit<br />
von unseren Kolleginnen und Kollegen.<br />
Beschäftigungssituation älterer Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmer ist das zentrale<br />
Thema der Kolleginnen aus Mainz. Die Bevölkerung<br />
in der Bundesrepublik Deutschland altert und<br />
dieser Prozess wird sich in Zukunft beschleunigen.<br />
Prognosen zeigen, dass 2020 deutlich weniger Personen<br />
im erwerbsfähigen Alter zwischen 20 und 65<br />
auf dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Für die<br />
Betriebe in Deutschland bedeutet das, der Anteil der<br />
älteren Beschäftigten wird enorm ansteigen. Angekommen<br />
ist diese Problematik in der betrieblichen<br />
Praxis noch nicht. Ziel ist nun, das Bewusstsein hierfür<br />
zu wecken und frühzeitig Maßnahmen der<br />
Betriebsparteien für mehr Beschäftigungschancen<br />
für ältere ArbeitnehmerInnen zu entwickeln<br />
und einzuleiten. In ausgewählten Betrieben<br />
sollen die Beschäftigungschancen Älterer abgefragt<br />
und mit den jeweiligen Personalverantwortlichen<br />
Maßnahmen für diese Gruppe diskutiert werden.<br />
Wir ziehen an einem Strang – auch<br />
in diesem Punkt sind sich die Kolleginnen<br />
(landesweit) einig:<br />
Eine chancengleiche Berufs- und Lebensplanung<br />
erfordert, die Rahmenbedingungen<br />
zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie für<br />
Mütter und Väter weiter zu verbessern. Dies im<br />
Landesbezirk Rheinland-Pfalz/Saarland voranzutreiben,<br />
ist Zielsetzung der gemeinsamen und<br />
sich ergänzenden Aktivitäten. Deshalb kommt der<br />
Veranstaltung, geplant mit dem Landesverband<br />
chemische Industrie, eine besondere Bedeutung<br />
zu. Themen:<br />
„Flexible Gestaltung der Arbeitszeiten“<br />
„Rückkehr ins Berufsleben“<br />
Schwerpunkt wird sein:<br />
„Kinderbetreuung ohne Grenzen“<br />
Der Beweis wird erbracht: „(Betrieblich unterstützte)<br />
Kinderbetreuung rechnet sich. Es wird<br />
Hilfestellung angeboten sowie anhand betrieblicher<br />
Beispiele aufgezeigt. Es geht! Und es geht<br />
umso besser, je mehr KooperationspartnerInnen<br />
an einen Tisch zusammenkommen.”
L andesbezirk<br />
L<br />
Bayern<br />
Gesund werden und gesund bleiben<br />
Gesundheit unter dem Aspekt des Work-Life-<br />
Balance zu betrachten ist Inhalt der Aktivitäten der<br />
Frauenausschüsse Bayerns.<br />
Stress als ein Puzzle in dem Gesamtkomplex wollen<br />
die bayrischen Frauen etwas näher beleuchten.<br />
Zitat<br />
Wirklich, er war unentbehrlich!<br />
Überall wo was geschah<br />
Zu dem Wohle der Gemeinde,<br />
er war tätig, er war da.<br />
Wilhelm Busch<br />
zum Thema Stress<br />
Neben der Feststellung, dass ein hoher Prozentsatz<br />
der Beschäftigten der Meinung ist, von Stress<br />
betroffen zu sein, waren sich viele über Entstehen,<br />
Auswirkungen, Beeinflussung im Unklaren; deshalb<br />
stand die inhaltliche Beschäftigung mit Stress am<br />
Anfang, wobei wir auf fachkundige Anleitung<br />
zurückgreifen konnten.<br />
Hannelore Müller, Vorsitzende des Frauenausschusses<br />
Kelheim-Zwiesel, führte die Erkenntnisse<br />
in einem Foliensatz zusammen, der mit Hinweisen<br />
zur Durchführung eines Workshops ergänzt<br />
wurde und die ersten Arbeitsergebnisse enthält.<br />
Dieses Arbeitsergebnis bietet der Bezirksfrauenausschuss<br />
Interessierten zur Nutzung an. Die inhaltliche<br />
Bearbeitung des Themas ist die eine Seite, die Nut-<br />
zung der Erkenntnisse für den Betrieb die andere.<br />
Mit dem Auftrag Einflussnahme im Betrieb zu prüfen,<br />
gingen die Teilnehmer des Workshops auseinander.<br />
Bei der Beschäftigung mit Stress stießen die Kolleginnen<br />
des Frauenausschusses Aschaffenburg<br />
auf Fragebögen zur Gefährdungsanalyse, die psy-<br />
chische Belastungen am Arbeitsplatz beurteilen.<br />
Mit deren Hilfe will man Arbeitsplätze beurteilen<br />
und nach Möglichkeit ein Beispiel im Kampf gegen<br />
Stress schaffen.<br />
Um Stress zu bewältigen, gibt es viele Strategien,<br />
das war eine Erkenntnis der Kolleginnen des Frauenausschusses<br />
Kronach. Kurzfristige Linderung<br />
bringen Entspannungsübungen. Diese wollen in<br />
Zusammenarbeit mit Betriebsarzt, Krankenkassen,<br />
Berufsgenossenschaften und Sportvereinen die Bezirksfrauenausschussmitglieder<br />
zusammentragen<br />
und auf einer Diskette oder CD Interessierten zur<br />
Verfügung stellen.<br />
Die Frauenausschüsse Altötting und Weiden<br />
beabsichtigen mit Betriebsärztinnen das Thema zu<br />
bearbeiten und eventuelle Handlungsanleitungen<br />
für den Umgang mit Stress zu erarbeiten.<br />
Der Frauenausschuss Marktredwitz wird anhand<br />
eines speziellen Arbeitsplatzes – dem der<br />
Druckerin – die Gefährdungsfaktoren analysie-<br />
ren, wobei sie auf Unterstützung der Berufsgenossenschaft<br />
der keramischen und Glasindustrie rechnen<br />
können. Das Ergebnis ihrer Arbeit, bis hin zu einer<br />
Tagesproduktion gedruckten Porzellans einer<br />
Druckerin wollen die Frauen auf dem Frauentag in<br />
Bad Wildungen präsentieren.<br />
Die Beschäftigung mit dem Thema Gesundheit ist<br />
für die Gremien von aktueller Bedeutung, entwickeln<br />
doch die Krankenkassen Bonussysteme, bei<br />
denen gesundheitsbewusstes Verhalten im<br />
Betrieb belohnt wird. Viele von den Frauenausschüssen<br />
initiierte Aktivitäten laufen in diese Richtung<br />
bzw. könnten dahin weitergeführt werden.<br />
Natürlich arbeiten die Frauenausschüsse noch an<br />
weiteren Themen, insbesondere solchen, die im<br />
STARK-Prozess erarbeitet wurden. So geht der<br />
Frauenausschuss Altötting in die<br />
zweite Phase des K<strong>IG</strong>A-LAB* (wir be-<br />
richteten schon in kompakt – der<br />
Mitgliederzeitung der <strong>IG</strong> <strong>BCE</strong>). Nach<br />
dem erfolgreichen Einsatz in 3 Projektkindergärten<br />
suchte und fand der<br />
Bezirksfrauenausschuss Sponsoren,<br />
die weitere 200 Laborboxen finanzieren helfen. Diese<br />
sollen bezirksweit, aber auch übergreifend zum<br />
Einsatz kommen.<br />
* Kindergarten-Labor<br />
15<br />
FUSSNOTEN 01/2004
16<br />
Z Zu<br />
guter Letzt<br />
„Gilt denn bei euch immer noch das Modell des<br />
ausgehenden 19. Jahrhunderts mit der Frau am<br />
Herd?“, fragen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus<br />
anderen europäischen Ländern und den USA ganz<br />
entsetzt den Zuständigen für Führungskräfte bei der<br />
Bertelsmann AG, Gerd Stürzebecher (Quelle Familienleben<br />
und Arbeitswelt – für eine neue Balance.<br />
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen<br />
und Jugend). Oft hilft es die Sicht von außen zuzulassen,<br />
um den eigenen Standort besser beurteilen<br />
zu können, denn oft fehlt bei den Personalentwicklern<br />
und -entscheidern die Einsicht, dass Vereinbarkeitsprogramme<br />
sowohl für Frauen aber auch für<br />
Männer angeboten werden müssen. Deswegen fordern<br />
Frauen der <strong>IG</strong> <strong>BCE</strong> nachhaltig Arbeitgeber auf,<br />
gezielt Gespräche mit angehenden Vätern zu führen,<br />
um sie so für ihre Vereinbarkeit von Beruf und Familie<br />
zu sensibilisieren und zu unterstützen.<br />
<strong>Infokasten</strong><br />
8. März, der Internationale Frauentag, hat in seiner langen Geschichte erfolgreich Forderungen durchgesetzt.<br />
Die Redaktion der Fußnoten erinnert daran, dass das Wahlrecht der Frauen erst 86 Jahre jung ist.<br />
Und es 27 Jahre her ist, dass der Ehemann in West-Deutschland seiner Ehefrau die Erwerbsarbeit verbieten<br />
konnte. Es gab und gibt also viele gute Gründe, den 8. März zu feiern.<br />
Zitat<br />
„Wenn die wichtigste Ressource<br />
unseres Landes, die Intelligenz der<br />
Menschen, heute nicht gefördert<br />
würde, dann hätte das Folgen für den<br />
Wirtschaftsstandort Deutschland.“<br />
Klaus Mittelbach,<br />
Geschäftsführer von econsense<br />
<strong>Infokasten</strong><br />
Wichtiger Termin<br />
Vom 1. Mai bis 31. Oktober finden die<br />
Vertrauensleute-Wahlen in den Betrieben<br />
unserer Branchen statt.<br />
Frauen kandidieren, das ist doch klar;<br />
Frauen wählen, das ist doch selbstverständlich.<br />
Frauen in der <strong>IG</strong> Bergbau, Chemie, Energie